Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 35: Die Kehrwende ------------------------- 29.12.2010 Seit fast einer Woche hatte Mimi nichts mehr von ihrem Freund gehört. Sie hatte ein paar Mal versucht ihn anzurufen, doch er hob nicht ab und wenn sie ihm schrieb antwortete er auch nicht. Sie verstand ja, dass er Zeit brauchte, dass er viel erfahren hatte was er erst einmal verarbeiten musste. Aber in wenigen Tagen würde Mimi bereits wieder im Flieger sitzen, wollte er es wirklich so zwischen ihnen enden lassen? Immer wenn sie daran dachte, traten automatisch Tränen in ihre Augen. Sie vermisste ihn so sehr und das, obwohl sie jetzt in Tokio war, das durfte doch nicht wahr sein. Heute würde Knife of Day im Rose Club ein Konzert geben. Daher kam eine Rundmail, sodass auch Mimi davon erfuhr. Seit dem Disput an Yamatos letztem Abend, bevor er auf Tour aufgebrochen war, hatten sie sich nicht mehr gesehen oder unterhalten. Sie war sich sicher, dass Yamato sauer auf sie war. Nicht gerade hilfreich, wenn der eigene Freund auch schon sauer auf einen war. Sora wollte auf das Konzert. Sie meinte zwar, dass es nichts mit Yamato zu tun hatte, aber wer glaubte ihr das bitte? Sie zumindest nicht. Sie konnte es verstehen, sie würde nicht anders reagieren, aber alleine traute Sora sich dann wohl doch nicht und so kam es, das Mimi ihre Freundin begleiten würde. Eigentlich wollten alle Freunde heute Abend in den Rose Club gehen, denn alle hatten Yamato nicht gesehen und freuten sich, den Blonden wiederzusehen. Selbst Hikari ging das erste Mal wieder bewusst aus. Bis auf den Mädelsabend, der vor Weihnachten stattgefunden hatte, ging sie nicht mehr raus. Takeru wollte aber gerne auf das Konzert seines Bruders und Hikari hätte es sich niemals nehmen lassen, ihren Freund in diesem Falle zu unterstützen. Nicht nachdem er soviel für sie getan hatte. Mimi und Sora waren bei der Rothaarigen Zuhause. Sora berichtete Mimi alles über die Begegnung mit Yamato, ihr Gespräch, den Verlauf und wie sie sich dabei gefühlt hatte. „Mimi, du glaubst gar nicht wie schwer mir das alles gefallen ist. Ihn wiederzusehen war so... so verdammt hart.“ Mimi legte stumm eine Hand auf ihre Schulter und sah sie traurig an. „Ach So, es tut mir so leid für dich.“ „Am liebsten hätte ich ihn geküsst, aber ich wusste, dass ich mir damit nur selber weh getan hätte. Wer weiß, wann er je wieder zurückkommt und ob er überhaupt jemals zurück kommt“, erwiderte Sora mit bedrückter Stimme. „Unglaublich das sie tatsächlich schon unter Vertrag genommen werden. Sie müssen ganz schön Eindruck hinterlassen haben, wenn sie während der Tour schon angesprochen worden.“ „Ja, er kann es selber nicht glauben, obwohl es ja sein Traum war“, erwiderte die Rothaarige. „Mich wundert es nur, dass du das nicht gewusst hast.“ „Wieso? Als würde Matt sich bei mir melden...“ „Aber ihr habt euch doch gut verstanden“, entgegnete Sora während sie ihr Parfüm nahm und sich damit einsprühte. „Ja schon, aber Matt ist niemand der sich meldet.“ „Stimmt auch wieder“, lächelte Sora schwach. „Sorry.“ „Ach was, wofür denn? Dafür, dass er nicht weiß wie man ein Telefon benutzt, das ist nun wirklich nicht deine Schuld.“ „Aber es tut mir trotzdem leid. Tai weiß scheinbar auch nicht wie man ein Telefon benutzt. Zumindest weiß er, wie man meiner Nummer geschickt ausweicht“, seufzte Mimi und sah zum wiederholten Male auf ihr Handy, aber die Nummer die sie sich wünschte zu sehen, blieb aus. Stattdessen wurde sie wieder und wieder von einer ihr unbekannten Nummer angerufen. Mittlerweile fast alle zwei Stunden – zu jeder Uhrzeit. Es machte sie wahnsinnig und kein Tai der sie doch angeblich davor beschützen wollte. „Ich denke, er wird heute Abend auch auf dem Konzert sein, vielleicht habt ihr ja dann die Möglichkeit wieder miteinander zu reden“, versuchte die Rothaarige ihre Freundin zu besänftigen. „Wenn er mich sieht und mich ignoriert, fange ich augenblicklich an zu weinen.“ Das wollte Mimi zwar nicht, schon gar nicht vor all den Schaulustigen, aber wenn Taichi sie nicht wahrnehmen würde, würde sie erst recht nicht wissen was sie machen sollte und dann würde sie ganz bestimmt weinen. Gegen neun Uhr am Abend waren die beiden jungen Frauen fertig gestylt und wollten in den Club aufbrechen. Mimi trug ein dunkelblaues Kleid, welches eng anlag, das Kleid hing hochgeschlossen, dennoch konnte man ihre üppige Oberweite gut erkennen, dazu schwarze Overknees und ein abendtaugliches Make-Up. Sie wusste um ihre Vorzüge und wollte diese auch einsetzen – zumindest ignorieren konnte Taichi sie so schlecht. Der Club war gut gefüllt, besonders viel weibliches Publikum war anwesend, was sicherlich daran lag, dass heute die Band rund um Yamato auftreten würde. Die Brünette sah sich neugierig um, ob Taichi wohl schon hier war? Plötzlich sah Mimi dass ihr und Sora jemand zuwinkte. Kari stand mit Takeru, Yolei, Ken, Koushiro, Joe und einer Frau da, die Mimi nicht gleich zuordnen konnte. „Sora, da drüben“, hielt sie ihre beste Freundin auf in eine andere Richtung zu gehen. „Wer ist denn das Mädchen, das da bei Joe steht?“, fragte Mimi bei bei der Rothaarigen nach. „Das ist Saori, erinnerst du dich noch an die Einweihungsparty, da war Joe mit ihr da“, klärte Sora die Braunhaarige auf. „Stimmt, jetzt wo du es sagst“, erinnerte sich die Brünette zurück. Sie lächelte, als sie sah wie glücklich Joe Saori im Arm hielt. Joe. Sie konnte es gar nicht glauben. „Hallooo“, flötete Mimi fröhlich und umarmte alle Freunde nacheinander. Bei Joe blieb sie länger stehen, grinste ihn wissentlich an und deutete dann auf Saori. „Ihr seht voll süß zusammen aus“, trällerte sie gleich drauf los. „Und das ist ganz unverwechselbar Mimi, aber du erinnerst dich sicher noch an die letzte Begegnung und ihre Fragestunde“, erwiderte Joe und deutete von Saori zu Mimi, diese kicherte und nickte. „Hallo, schön dich wiederzusehen“, gab Saori schüchtern von sich. Die Brünette nickte und begann sich wieder umzusehen. Wo war Taichi? Würde er nicht kommen, ihretwegen? „Und wie lange bleibst du in Tokio?“, fragte Saori freundlich nach. „Ähm... wie bitte?“ Mimi versuchte ihre Aufmerksamkeit zwar auf die Schwarzhaarige zu lenken, aber es fiel ihr wahnsinnig schwer, nicht nach ihrem Freund Ausschau zu halten. Als Saori die Frage wiederholte, lächelte Mimi sie an und wollte zu einer Antwort ansetzen, als sie mit einem Mal seine Stimme hörte. „Hier sind eure Getränke“, rief Taichi auf. Mimi drehte sich um und gleich sah auch Taichi zur Brünetten. Er hielt ein Tablett mit mehreren Getränken in der Hand und reichte gerade ein Glas Cola an seine Schwester weiter. „Hey, wollt ihr auch noch etwas trinken? Ich kann euch auch etwas holen“, murmelte der Sportstudent und sah dabei eher zu Sora, als zu Mimi. „Nein, passt schon. Ich hole mir gleich etwas, wenn ich Durst habe“, winkte Sora ab. Kurz sah Taichi zu Mimi. „Du?“ Die Braunhaarige schüttelte ihren Kopf. „Nein, danke.“ „Also wann ist denn der Auftritt von Matt?“, fragte Taichi bei Takeru nach. Der nahm gerade ein Schluck von seinem Bier, räusperte sich und sah zum Älteren. „Ähm, um zehn wenn ich richtig informiert bin, aber du kannst ihn sonst auch selber fragen“, murmelte Takeru und deutete auf seinen Bruder. "Da kommt er." Yamato kam auf die kleine Gruppe zu und begrüßte alle. „Hey, schön das ihr da seid.“ Der Musiker sah etwas länger zu seiner Exfreundin und Sora blieb der Mund kurz offen stehen. Sie sah ähnlich verloren aus wie Mimi. „Mädels, lasst uns tanzen.“ Hikari drückte Takeru ihre Cola in die Hand, griff mit einer Hand nach Mimi, mit der anderen nach Sora und zog die beiden Älteren hinter sich her. „Hey, wartet auf mich“, rief Yolei ihnen hinterher und folgte den Mädchen. „Danke, für deine Rettungsaktion“, kam es erleichtert aus der Rothaarigen. Hikari lächelte traurig. Ihr taten ihre beiden Freundinnen leid, wenn sie mit Takeru so umgehen müsste, würde sie vermutlich durchdrehen. „Kein Problem.“ „Auch wenn ich es furchtbar finde, dass wir es keine fünf Minuten mehr zusammen aushalten. Wer hätte gedacht, dass es mal so weit kommt“, murmelte Sora niedergeschlagen und begann sich wie die anderen Mädchen zur Musik zu bewegen. Mimi sah zurück zu dem Platz wo die Jungs standen. Auch Taichi sah in dem Moment zur Tanzfläche. Als er den Blick der Jüngeren bemerkte, drehte er sich wieder zu Yamato um. „Hat er was zu dir gesagt?“, fragte Mimi bei der jüngeren Schwester ihres Freundes nach. Eigentlich wollte Mimi die Jüngere nicht nach Taichi ausfragen, aber sie wusste einfach nicht was sie machen sollte. „Ihr solltet vielleicht reden“, erwiderte die junge Yagami. „Würde ich ja gerne, aber auf meine Anrufe und Nachrichten reagiert er nicht und in ein paar Tagen fliege ich schon wieder nach Hause und ich weiß einfach nicht was das alles bedeuten soll“, seufzte Mimi. Hikari erwiderte ihren Blick traurig. „Dann musst du ihn eben dazu bringen. Er war in den letzten Tagen nicht sehr gesprächig.“ Mimi nickte. Sie wollte die Jüngere nicht in ihren Beziehungsstreit mit reinziehen. Schließlich musste es für die Jüngere auch nicht leicht sein zwischen den Stühlen zu sitzen. „Ich versuchs“, lächelte Mimi. Sie wollte für den Moment die Zeit mit ihren Freundinnen genießen und ließ sich etwas von der Musik treiben. Auch wenn ihr Blick immer wieder die Männerrunde streifte. Nach einer Weile wurde den Mädchen warm, Mimi fächerte sich mit einer Hand Luft zu und pustete eine widerspenstige Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Ich muss etwas trinken“, rief sie den Mädels zu. „Ich auch“, stimmte Hikari ihr zu. „Sollen wir euch etwas mitbringen?“ „Ein Vodka-O, wäre lieb“, rief Sora ihnen nach. „Ich nicht, aber danke“, antwortete die Brillenträgerin, nahm Soras Hand und drehte sich mit ihr etwas ungeschickt im Kreis. Mimi und Hikari kämpften sich durch die Menschenmasse, näherten sich der Bar und Mimi bestellte für sich und Sora ein Vodka-O, während Hikari nur ein Wasser bestellte. Mimi blickte sich wieder um, wie von selbst ging ihr Blick wieder zu dem Männertisch. Alle standen sie da, fast alle. Yamato war nicht mehr bei ihnen. Er machte sich wohl für den Auftritt fertig, aber wo war Taichi? Sie bewegte sich hin und her um über die Menschenmasse hinweg zu sehen. Einige Meter entfernt von den restlichen Jungs sah sie Taichi mit einem anderen schwarzhaarigen Mädchen reden, welches eindeutig nicht Saori war. Misstrauisch kniff Mimi ihre Augen zusammen. Wer. Zum. Teufel. War. Das? Die junge Frau lächelte den Braunhaarige an. Immer wieder. Ja, sie flirtete regelrecht mit ihm und er? Er stand einfach nur da und unterhielt sich mit ihr? Am liebsten würde Mimi zu ihnen stürmen und ihn zu Rede stellen, aber das durfte sie nicht. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren. „Was schaust du denn so?“, fragte Hikari nach und sah den besorgten Blick der Älteren. Mimi nickte mit dem Kopf in die Richtung wo Taichi mit dem fremden Mädchen stand, Hikari folgte dem Blick. „Achso Tai und Nori“, murmelte Kari unbewusst, machte prompt große Augen, als ihr klar wurde was sie gesagt hatte und trank schnell ihr Glas Wasser weiter. „Nori?“, fragte Mimi bissig nach und sah zur Jüngeren. „Wer ist Nori?“ „Ähm... also Nori ist eine Kommilitonin von Tai. Sie studieren zusammen“, winkte die Jüngere schnell ab. „Lass uns zurück zu den anderen Mädels gehen“, versuchte sie ihre aufgebrachte Freundin zu besänftigen. „Ganz bestimmt nicht“, zischte Mimi, beäugelte die Beiden und sah, wie diese Nori über jeden Satz lachte, den Taichi aussprach. „Woher kennst du sie?“, fragte die Brünette bei der jungen Yagami nach. „Also ich... ähm... Mimi...“, versuchte es die Jüngere vergeblich, doch nach einem Blick von Mimi rollte sie mit den Augen und gab sich geschlagen. „Tai, hat mich mal mit zu einer Studentenparty mitgenommen und da habe ich sie kennengelernt“, erklärte Kari ihr. „Alles ganz harmlos.“ „Harmlos?“, kam es zickig aus der Brünette. „Wo ist das denn bitte harmlos? Die steht doch voll auf ihn und Tai scheint es auch noch zu gefallen. Ich fasse es nicht.“ Wütend kniff sie ihre Augen zusammen. „Mimi, also ich gehe jetzt zurück zu den anderen. Sora und Yolei sind inzwischen auch wieder bei den Jungs. Kommst du mit?“ Mimi schüttelte ihren Kopf, drehte sich zum Kellner um und bestellte sich einen neuen Drink, da sie ihren und den von Sora kurzerhand geleert hatte. „Den nehme ich mit“, sagte Hikari, nahm sich den Vodka-O, der gerade vor Mimis Nase abgestellt wurde und ging zu den anderen zurück. Mimi seufzte, drehte sich wieder zum Kellner um und bestellte sich wieder ein neues Getränk. Erneut trank sie ihr Glas leer und drehte sich wieder um. Doch Taichi stand nicht mehr da, wo er vor wenigen Sekunden stand. Er ging zurück zu der kleinen Gruppe, während das fremde Mädchen, Nori oder wie immer sie hieß, zu den Toiletten schritt. `Na warte´, dachte sich Mimi, stellte das Glas geräuschvoll auf der Theke ab und eilte zur Damentoilette. Mimi stellte sich zu den Waschbecken, verteilte etwas kaltes Wasser auf ihre Stirn und puderte sich anschließend nach. Eine Türe der Damentoilette ging auf und das schwarzhaarige Mädchen stellte sich neben Mimi. Zufrieden lächelte sie in den Spiegel, kramte ihren Lippenstift aus ihrer Clutch und trug diesen auf ihre Lippen auf. Mimi sah unsicher zu der Schwarzhaarigen, musterte sie argwöhnisch. Sie trug einen kurzen schwarzen Rock und ein schwarz-weißes Top, ihre Haare trug sie offen und fielen ihr über die Schulter. Sie trug einen Pony und ihre grünen Augen funkelten. Mimi musste zugeben, dass sie sie hübsch fand. Am liebsten würde sie ihr die schönen grünen Augen auskratzen und ihr den doofen Pony abschneiden. „Ist was?“, fragte die Schwarzhaarige nach, nachdem sie den Blick bemerkt hatte. „Ähm... schöner Lippenstift“, murmelte Mimi und deutete auf ihre Hand. Gleich lächelte die Schwarzhaarige. „Der war auch ganz schön teuer, aber ich muss zugeben, ich gebe gerne viel Geld für Kosmetik aus“, erwiderte sie lächelnd. „Ich auch“, schmunzelte Mimi. „Mein Freund versteht das überhaupt nicht, wie man für einen Lippenstift mehr als 200 Yen ausgeben kann.“ „Männer, die haben aber auch keine Ahnung“, grinste die Schwarzhaarige. „Nein, wirklich nicht“, stimmte Mimi ihr zu. „Nori, wie heißt du?“, stellte sich die Schwarzhaarige vor. „Mimi“, erwiderte sie. „H-hast du eigentlich einen Freund?“, fragte sie etwas unbeholfen nach. Nori schüttelte überrascht ihren Kopf. „Nein nicht mehr, aber...“ „Aber was?“, hakte die Brünette ernster nach. Es viel ihr ganz schön schwer, so ruhig zu bleiben. „Aber es gibt schon jemanden den ich mag. Seit langer Zeit mal wieder“, lächelte Nori verträumt. „Ach was, wirklich? Wie sieht er denn aus?“ Mimi versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber sie merkte wie ihre Stimme versagte. „Er ist groß, hat braune Haare und sieht einfach super gut aus. Er studiert wie ich Sportwissenschaften. Muss ich mehr sagen?“, lächelte Nori keck. „Nein, wirklich nicht“, stimmte Mimi ihr missbilligend zu. „Ja, aber er hat eine Freundin“, erwiderte die Sportstudentin und steckte ihren Lippenstift wieder in ihre Tasche zurück. „Ach? Woher weißt du das?“ „Er hat es mir bei unseren gemeinsamen Nachhilfestunden erzählt.“ „Ihr hattet eine Lerngruppe?“, fragte Mimi irritiert nach und bemerkte wie die Hitze in ihrem Kopf anstieg, sie klopfte sich auf die Brust, um sich zu beruhigen. „Nein, er hat mir alleine Nachhilfe gegeben, jede Woche fast zwei Monate lang.“ „Was?“, krächzte Mimi erschrocken, davon hatte Taichi ihr nicht ein Sterbenswörtchen gesagt. Sie sah verbissen zu dem Mädchen das neben ihr stand. Nori sah sich im Spiegel an, schüttelte ihre Haare auf und sah dann zu Mimi. „Außerdem glaube ich, dass sich das mit seiner Freundin sowieso bald erledigt hat“, schlussfolgerte die Schwarzhaarige, während sie ihr Anblick im Spiegel nochmals betrachtete und zufrieden wirkte. „Und wie kommst du bitte darauf?“, zischte Mimi und überlegte gerade, ob sie ihr nicht augenblicklich die Haare einzeln ausreißen sollte um ihre blöde Frisur zu zerstören. Irritiert blickte Nori zu Mimi. „Ich weiß, dass seine Freundin in Amerika lebt und ich zitiere jetzt mal meinen Ex-Freund: Fernbeziehungen ist wie Schluss machen auf Raten“, erklärte sie und dennoch bemerkte Mimi wie ein kurzer dunkler Schatten unter ihren Augen auftauchte. „Nicht jede Fernbeziehung muss so laufen, nur weil deine so geendet ist“, keifte Mimi, es fiel ihr schwerer, Ruhe zu bewahren. „Oh nein, in den Genuss bin ich nicht gekommen. Mein damaliger Freund hatte vorher den Schlussstrich gezogen. Wir waren zwei Jahren lang zusammen, er hat mir die Welt bedeutet und was macht er? Tzz... trennt sich, um in Ruhe Musik zu machen“, zischte dieses Mal die Schwarzhaarige. „Musik?“, fragte Mimi vorsichtig nach. Diese Geschichte kam ihr doch mehr als bekannt vor. „Ja, er meinte: Er konzentriert sich jetzt darauf und dass es ihm leid täte. Na ja, sein Plan ging wohl auf. Jetzt tourt er durch Amerika“, grübelte Nori in Gedanken versunken. „Oh mein Gott! Du redest jetzt aber nicht von Kisho Hasabe? Spielt Gitarre und hat grüne Haare?“, sprudelte es ungläubig aus der Brünetten. Verwirrt entgegnete Nori ihren Blick. „Woher kennst du denn Kisho?“ Mimi räusperte sich und musste kurz einen Moment nachdenken. „Na... sie spielen doch heute hier. Es wurde doch groß Werbung gemacht und ich bin ein großer Fan“, schrie die Brünette fast ein wenig hysterisch. Nori nickte nur. „Deshalb bist du heute hier wegen Kisho?“, fragte Mimi nach. Nori nickte erneut. „Ja, ich will nichts mehr von ihm, aber ich freue mich für ihn und das wollte ich ihm sagen. Jetzt liegt mein Augenmerk auf jemand anderen und zu meiner Überraschung ist er heute auch hier“, schwärmte Nori weiter. „Ach was für ein Zufall!“, kam es zickig aus der Brünetten. Sie konnte gar nicht glauben was sie da gerade erfuhr. Die Welt war doch manchmal echt ein Dorf. „Ja und das erste Mal seit einiger Zeit verstehen wir uns wieder richtig gut. Er ging ein bisschen auf Abstand nachdem etwas zwischen uns lief“, brabbelte die Schwarzhaarige munter weiter. Mimi musste tief Luft holen und wieder eine Information verarbeiten die ihr den Boden unter den Füßen wegreißte. „Was lief denn bitte zwischen euch?“, nuschelte Mimi. Sie bekam kaum mehr ein Laut aus ihrer Kehle. „Na wir haben uns geküsst.“ Mimi fiel alles aus dem Gesicht. „Geküsst?“ kreischte Mimi ungläubig los und starrte die Schwarzhaarige förmlich nieder. „Was hast du denn bitte für ein Problem?“, kam es irritiert aus der Schwarzhaarigen. „Auf jeden Fall spielt die Band gleich, die will ich nicht verpassen und eventuell Tai näher kommen, vielleicht bekomme ich ja heute wieder eine Gelegenheit, drücke mir die Daumen. Seine Freundin und er haben wohl Trouble.“ Nori zwinkerte ihr zu und verschwand aus der Damentoilette. Mimi stand wie angewurzelt an Ort und Stelle fest. Noch nie hatte sie etwas von diesem Mädchen gehört und offenbar verstanden Tai und dieses Mädchen sich hervorragend. Er gab ihr Nachhilfe, redete über ihre Beziehungsprobleme mit ihr und... und küsste sie? Wie konnte er ihr nur so etwas an tun? Er machte ihr die schlimmsten Vorwürfe, aber er selber war kein Deut besser. Sie war so wütend, so rasend wütend und dann unterhielt er sich hier mit diesem Mädchen, mit dem er sie betrogen hatte, während sie sich eine Woche die Augen aus dem Kopf geheult hatte. „Ahhhhhh“, schrie Mimi durch die Kabinen. Die herumstehenden Mädchen sahen sie fassungslos an. „Was?“, zischte sie die Mädchen an. Die schüttelten alle den Kopf und verschwanden aus der Toilette. Auch Mimi hielt es nicht länger dort aus. Sie würde ihn jetzt zur Rede stellen und er hatte mit ihr zu reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)