Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 29: Puzzleteile ----------------------- 22.12.2010 Eine Woche war vergangen nachdem die Familie Yagami Susumo in Aoshima beerdigt hatten. Mittlerweile waren sie wieder in Tokio. Die Beisetzung hatte einen Tag später auf einem spirituellen Friedhof nahegelegen des Tempels stattgefunden. Sie hatten ihm dort ein kleines Andenken hinterlassen, sodass man ihn jederzeit finden konnte, wenn man ihn denn suchte. Ansonsten hatte die Familie Yagami alle Wünsche respektiert, die Susumo in seinem Testament angegeben hatte. Taichi besuchte noch ein paar Tage die Universität und Kari die Schule, ehe die Weihnachtsferien bevorstanden. Sie versuchten alle langsam wieder in den Alltag zu finden, auch wenn es nicht einfach war. Immer wieder wurde Taichi gefragt, wie es ihm ging und er antwortete immer dasselbe: `Passt schon und es ist alles okay soweit´, aber es stimmte natürlich nicht. Eigentlich dachte er viel über alles nach, auch wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte. Aber es gab auch viel Schönes. Mimi war wieder da und sie schafften es nach der schweren Zeit auch ein paar unbeschwerte Tage miteinander zu verbringen. Sora war vor ein paar Tagen zurück gekommen und auch Yamato würde in zwei Tagen wieder in der alten Heimat sein. Nach und nach trudelten alle seine Freunde wieder ein. Taichi freute sich darüber, auch wenn er noch nicht wusste, ob ein Zusammentreffen zwischen Yamato und Sora so gut war. Mimi wollte sich heute mit Kari und Miyako bei Sora treffen, während Taichi noch nicht genau wusste, ob er zum Training gehen sollte oder nicht. Er war jetzt schon länger nicht dort gewesen, aber es hatte jeder Verständnis, darum drängte ihn auch keiner. Was genau er mit seinem Anteil des Erbes machen sollte, wusste der Yagami noch nicht. Zum Glück hatte er bis Ende des Jahres Zeit sich zu entscheiden, auch wenn er nach wie vor nichts von dem Geld wissen wollte. Eigentlich. Taichi kam gerade aus dem Badezimmer und ging in sein Zimmer. Mimi stand mit dem Rücken zu ihm, er lächelte als er sie sah. Noch immer konnte er nicht fassen, dass sie früher und plötzlich vor seiner Tür gestanden hatte. Nur wegen ihm. Er war ihr wirklich für alles dankbar, auch wenn er noch gar nicht richtig die Gelegenheit hatte es ihr zu sagen und zu zeigen. Mimi telefonierte gerade, als Taichi in das Zimmer trat. „Höre endlich auf, mich anzurufen! Verstanden? Hallo? Hallo?“, schrie Mimi in den Hörer und legte wütend auf. Irritiert blieb Taichi stehen. „Wer war das?“ Überrascht drehte sich die Brünette um. „Das?“, fragte sie angespannt und zog ihr Handy kurz hervor, sah drauf und legte es weg. „Falsch verbunden“, erwiderte sie aufgewühlt. „Falsch verbunden?“, fragte der Sportsudent ungläubig nach. Mimi nickte „Ja.“ „Ach, ich bitte dich. Da war doch niemand falsch verbunden“, sprach Taichi und sah die Brünette ernst an. Diese war ein wenig sprachlos und huschte mit ihrem Blick immer wieder auf den Fußboden, was den Älteren nur noch mehr verwunderte. Er ging auf seine Freundin zu und griff nach ihrer freien Hand. „Prinzessin, jetzt mal ganz ehrlich hast du irgendjemanden in Amerika kennengelernt?“ Mit großen Augen sah Mimi den Brünetten an und schüttelte gleich energisch ihren Kopf. „Nein, um Gottes Willen. Wie kommst du denn auf so einen Unsinn?“ „Na ja, du verhältst dich schon seit einigen Tagen ganz schön seltsam und dieser Anruf gerade, da war jemand nicht falsch verbunden. Außerdem klingelt dein Telefon in letzter Zeit sehr häufig. Wer war da am Telefon?“, fragte der Brünette ernst nach, der erkannte, dass Mimi weiter mit sich rang. „Was ist los?“ Mimi blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. „I-ich weiß wirklich nicht wer da am Telefon war“, stotterte sie und zog ihre Hand zurück. „Es geht schon seit ein paar Wochen so.“ „Was geht seit ein paar Wochen so?“, fragte der Braunhaarige nach und sah seine Freundin unnachgiebig an. „Na ja, dass mich Irgendjemand anruft, die Nummer ist immer Unbekannt und wenn ich abhebe, spricht niemand in der Leitung. Manchmal höre ich jemanden atmen, manchmal gleich ein Tuten, manchmal auch gar nichts“, gestand sie und sah den Älteren unsicher an. Taichi ging einen Schritt zurück und konnte nicht glauben, was seine Freundin ihm da erzählte. „Warum sagst du mir so etwas nicht?“, fragte er enttäuscht nach und fuhr immer wieder aufgebracht mit seiner Hand durch seine Mähne, während er ungläubig den Kopf schüttelte. Das durfte doch nicht wahr sein. „Ernsthaft? Warum erzählst du mir so etwas nicht?“, rief er lauter, nachdem die Brünette nicht auf seine Frage antwortete. Mimi zuckte mit ihren Schultern und schwieg noch immer. „Mimi?“, rief er verärgert aus. „Weil du, du hattest doch...“ „Nein! Komm mir jetzt nicht so. Sag mir jetzt nicht, du wolltest mir nichts sagen, weil du mich schonen wolltest?“ Als Antwort nickte die Jüngere nur und biss sich auf die Unterlieppe. „Es tut mir leid.“ „Ich fasse es nicht. Deine Probleme sind doch nicht weniger wichtig als meine Probleme. Wenn es irgendwas in deinem Leben gibt was dich beschäftigt, was dich ängstigt oder sorgt, dann will ich das sofort wissen und erst recht, wenn dich jemand belästigt!“ Taichi wurde ruhiger, als er erkannte, das Mimi Tränen in den Augen hatte. „Darf ich mal sehen?“, fragte der Brünette sanft nach und deutete auf ihr Handy. Irritiert hob Mimi ihren Kopf. „Was willst du sehen?“ „Dein Handy, also ich will mir den Anrufverlauf anschauen, wenn ich darf.“ Mimi entsperrte ihr Handy und reichte es ihm ohne zu zögern. Taichi nahm es entgegen, suchte ihre Telefonliste und scrollte herunter. Mal tauchte sein Name auf, mal Nicoles, der ihrer Mutter oder auch Soras, aber am häufigsten eine Unbekannte Nummer. Er war entsetzt als er feststellte, dass sie fast täglich mehrmals und zu allen möglichen Uhrzeiten angerufen wurde und das Ganze seit über einem Monat. Er war sich sicher, dass Mimi Angst haben musste und war verärgert, das sie ihm das verschwieg. „Mimi, du hast einen Stalker!“ stellte er fassungslos fest und sah zurück zu seiner Freundin. Sie nickte nur betrübt, während sie sich die Tränen wegwischte. „Hast du denn eine Vermutung, wer das sein könnte? Mal beim feiern auf jemanden gestoßen, der dich nett fand? Du kannst mir das sagen, ich werde auch nicht sauer“, beteuerte Taichi und reichte Mimi ihr Handy zurück. Erneut zuckte die Brünette mit den Schultern, schwieg einen Moment und sah dann zurück zu dem Älteren. „N-nein, also ich weiß es nicht genau“, nuschelte sie und verstaute ihr Handy in ihrer Tasche. Irgendwie hatte Taichi ein komisches Gefühl und irgendetwas sagte ihm, dass etwas faul an der ganzen Sache war. Mimi war lange in New York, viel zu lange für seinen Geschmack und auch wenn sie jetzt wieder in Japan und bei ihm war, irgendwas stand die gesamte Zeit zwischen ihnen. Am Anfang dachte Taichi, dass es an dem Tod seines Vaters lag, doch mittlerweile glaubte der Sportstudent, dass es noch einen ganz anderen Grund gab und es gar nichts mit ihm zu tun hatte. Hatte es etwa mit diesen Anrufen zu tun? „Gehst du immer an das Telefon ran, wenn er anruft?“, hakte er nach. Er wollte so viele Informationen wie möglich und würde schon dafür sorgen, dass dieser Stalker seine Freundin in Ruhe ließ. Er würde schon herausfinden, wer sie stalkte. „Nein, aber wenn ich es ignoriere, klingelt es immer weiter und wenn ich es ausmache und später neu einschalte, habe ich die Mailbox voll mit leeren Nachrichten“, erzählte sie, schaffte es aber nicht ihm in die Augen zu sehen. Taichi hielt eine Augenbraue hoch. „Wenn diese Person das nächste Mal anruft, werde ich das Gespräch entgegen nehmen“, stellte der Ältere klar. Mimi nickte zögerlich und streckte dann ihren Rücken durch. „I-ich bin noch verabredet, Sora wartet sicher schon“, murmelte sie und wirkte überfordert. „Findest du nicht, dass das gerade egal ist und es wichtigeres gibt?“, entgegnete er und stellte sich direkt vor seiner Freundin um sie zum bleiben zu bewegen. „Aber ich... ich habe sie auch schon so lange nicht mehr gesehen und eine Stunde vorher den Freundinnen abzusagen ist auch blöd. Wir können ja morgen nochmal reden, okay?“, bemühte sie sich erneut seinen Fragen auszuweichen. Taichi war sich sicher, dass Mimi ihm etwas verschwieg und das machte ihn wahnsinnig. Sie fühlte sich bei ihm unwohl, als könnte er etwas erfahren, das er nicht erfahren sollte. Dieses Gefühl gefiel ihm ganz und gar nicht. Sie zupfte die ganze Zeit an ihrem Shirt, spielte mit ihrern Fingernägeln und schaffte es nicht dem Blickkontakt zu ihm aufrecht zu erhalten. Nein, irgendetwas war da, aber er wusste auch, dass er Mimi jetzt nicht drängen konnte. Er würde sie ziehen lassen und morgen nochmal sein Glück versuchen. „Okay, dann geh und wir treffen uns morgen.“ Mimi nickte „und reden“, fügte Taichi hinzu. Die Brünette gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, lächelte leicht und verschwand aus seinem Zimmer, noch bevor Taichi die Chance hatte diesen Kuss in irgendeiner Form zu intensivieren. Er folgte ihr in das Wohnzimmer, in dem Kari schon stand und auf die Ältere gewartet hatte. „Da bist du ja, können wir?“, fragte die Jüngere nach. Mimi nickte. „Ja, wir können gleich los“, erwiderte sie und begab sich in den Flur um in ihre Schuhe zu schlüpfen. „Sehr gut, Sora freut sich schon auf uns“, erwiderte Kari und zog sich ihre Winterjacke über. Sie öffnete die Türe und winkte Taichi zum Abschied, ehe sie auf dem Flur des Treppenhauses verschwand. „Machs gut, Tai.“ Der Ältere erwiderte die Geste. „Viel Spaß und pass auf dich auf!“, rief er ihr hinterher. Mimi sah kurz zurück zu Taichi und lächelte zaghaft. „Bis morgen“, nuschelte sie, legte sich ihren Schal um den Hals, schloss die Wohnungstüre und folgte der Jüngeren. Der Braunhaarige seufzte. Was war das nur gewesen? Er machte sich Sorgen und hatte keine Ahnung wie er mit dem Thema umgehen sollte. Er verstand nicht warum ihm Mimi nicht gleich ins Vertrauen gezogen hatte. Jeder Mensch hatte doch schließlich Probleme, die einen waren größer, die einen kleiner, aber das war doch kein Grund, dass sie ihm so etwas verschwieg und ein Geheimnis daraus machte. Sicher nicht gerade das beste in einer Fernbeziehung, Geheimnisse! Weiter überlegte Taichi wie er den Stalker überführen konnte und da kam ihm gleich ein neuer Gedanke. Vielleicht würde ihm ein anderer helfen können. Jemand der sich besser auskannte als er. Taichi beschloss das Training ausfallen zu lassen und stattdessen Koushiro zu besuchen, der konnte ihm sicher sagen, wie man so einen Anruf überlistet. --- Nach fünfzehn Minuten kam Taichi bei seinem rothaarigen Freund an. Er klingelte und wartete einen kurzen Moment. „Bei Izumi!“, hörte er die freundliche Stimme von Koushiros Mutter. „Ja hallo, hier ist Tai, ist Izzy da?“, fragte er höflich nach. „Ja, komme doch hoch“, erklang es aus der Gegensprechanlage. Taichi öffnete die Türe und war nach wenigen Minuten in der Wohnung des Computernerds. „Tai?“ wunderte sich der Jüngere und kam in den Flur. „Alles in Ordnung? Geht es dir gut?“, fragte er besorgt nach und da war er wieder dieser Blick. „Passt schon“, erwiderte Taichi. „Ich bin auch eigentlich nicht meinetwegen hier, sondern weil ich deine Hilfe brauche.“ „Meine Hilfe? Wobei denn?“ erkundigte sich der Rothaarige prompt. „Es geht um Mimi, also eigentlich braucht sie deine Hilfe.“ Irritiert zog der Jüngere eine Augenbraue nach oben, ging ein paar Schritte rückwärts und öffnete seine Zimmertüre. „Komm rein.“ Taichi zog seine Schuhe aus, folgte dem Jüngeren, nahm auf einem Stuhl Platz und erzählte seinem jüngeren Freund alles was er bisher wusste und hoffte inständig, dass der Jüngere eine Idee hatte. „Okay und jetzt willst du von mir wissen, wie du einen anonymen Anrufer ausfindig machen kannst?“, fasste Koushiro alle Informationen zusammen und zog seine Stirn in Falten, während er überlegte. „Ganz genau. Gibt es da etwas?“ Koushiro nickte. „Ja, schon mal was von einer Fangschaltung gehört?“ Taichi überlegte und nickte. Das klang gar nicht mal so schlecht, er wusste doch, dass er sich auf den Computerfreak verlassen konnte. „Und wie funktioniert so eine Fangschaltung?“ hakte er neugierig nach, denn das wusste er nicht. „Das ist gar nicht so schwer. Komm mal näher, ich zeige es dir!“ Taichi rutschte gleich näher an dem Schreibtisch des Jüngeren heran und dieser zeigte ihm ausführlich, wie eine Fangschaltung funktionierte. Erleichtert atmete der Braunhaarige aus. „Das ist ja gar nicht so schwer“, freute er sich. „Nein, wenn man es einmal gesehen hat, bekommt man es eigentlich ganz gut hin.“ „Izzy, du bist meine Rettung“, feierte Taichi seinen jüngeren Freund und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Ach was, ich hab doch gar nichts gemacht“, erwiderte der Rothaarige verlegen. „Oh doch, wenn ich diesen Stalker so überführen kann hast du auf jeden Fall einen gut bei mir, oder jetzt schon zwei“, erinnerte sich Taichi an Izzys Tat zurück, als dieser ihn am Bahnhof aufgegabelt hatte. „Ach was, außerdem sind wir doch auch Freunde, oder?“ „Natürlich sind wir das“, lächelte Taichi gleich. „Und sicher will ich nicht, das Mimi weiterhin gestalkt wird! So etwas kann sehr gefährlich sein“, argumentierte der Jüngere sachlich. Taichi nickte betrübt. „Deshalb bin ich auch ganz schön enttäuscht, dass sie es mir nicht gleich gesagt hat. Ich meine, vielleicht ist bisher nur nicht mehr passiert, weil sie jetzt in Tokio ist.“ Bei dem Gedanken wurde dem Braunhaarigen schlecht. Was wäre, wenn sie in wenigen Wochen wieder in New York wäre und er bis dahin nicht herausgefunden hatte, wer dieser Stalker war? Mimi konnte sich alleine doch unmöglich verteidigen und gegen einen Verrückten schon mal gar nicht. Mit verrückten Typen hatte Mimi in der Vergangenheit immerhin genug zu kämpfen gehabt und noch heute hatte sie deswegen Probleme. Auf einmal schoss es wie ein Geistesblitz durch seine Gedanken. „Nick“, murmelte er fassungslos. „Wie bitte?“, fragte der Rothaarige verwundert nach. „Vergiss es“, winkte der Ältere ab und stand augenblicklich auf. „Danke nochmal, aber ich muss jetzt wirklich los.“ „Ähm...Okay, grüße Mimi von mir“, verabschiedete sich der Rothaarige von dem Älteren und sah ihn verwundert hinterher. Er wollte noch aufstehen und Taichi zur Türe begleiten, doch dieser war bereits aufgesprungen, zur Diele geeilt, wo seine Schuhe standen und schon flog die Wohnungstüre hinter ihm zu. Wieso war der Braunhaarige nicht eher auf diesen Gedanken gekommen? Das war doch das naheliegenste, oder? Er ärgerte sich über sich selber. Er musste Mimi darauf ansprechen, wenn dieser Typ in ihrer Nähe war, würde sie sicher in Gefahr sein, das durfte er nicht zulassen. Dieser Nick durfte sie nicht nochmal finden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)