Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 26: Gesprächsbedarf --------------------------- 11.12.2010 Mimi war wirklich erleichtert, als sie das Büro des Anwalts hinter sich lassen konnten. Immer wieder sah sie verstohlen zu Taichi, wusste nicht wie es ihm ging. Er schwieg und es machte sie wahnsinnig. „Geht es dir soweit gut?“, fragte sie unsicher nach, während er sie nach Hause begleitete. Taichi sah zu ihr herunter und lächelte sie schief an. „Mach dir nicht immer so viele Gedanken“, erwiderte er unbekümmert, doch Mimi wusste, dass da wesentlich mehr hintersteckte als er zugeben wollte. „Ich bin für dich da, wenn du reden willst“, murmelte sie noch einmal mit Nachdruck. Der Ältere blieb stehen, sodass Mimi auch gleich zum stehen kam, ihren Kopf zurückwarf und den Brünetten fragend ansah. „Ich weiß Mimi und auch wenn es dir vielleicht nicht so vorkommt, aber du tust wesentlich mehr für mich, als du dir vorstellen kannst. Alleine die Tatsache, dass du hier bist, dass ich dich halten und dir direkt in die Augen sehen kann ist soviel wert. Mehr brauche ich gerade nicht und mehr kannst du auch gar nicht tun“, erklärte er ruhig und ging näher auf die Brünette zu. Er umrahmte ihr Gesicht und sah sie durchdringend an. „Bleib einfach bei mir“, flüsterte er und legte seine Lippen auf ihre. Mimi erwiderte den Kuss sofort und verlor sich fast darin. Sie wollte aber mehr tun als das. Sie wollte, das er sich ihr anvertraute, das er mit ihr sprach und gemeinsam trauerte, aber es schien als würde Taichi gar nicht versuchen sich irgendwie mitzuteilen. “Oh mein Gott, Mimi!“, hörte sie plötzlich hinter sich eine bekannte Stimme. Mimi löste sich von Taichi, drehte ihren Kopf und sah Yolei vor sich stehen. „Yolei?“ „Du? Hier? Schon? Hab ich was nicht mitbekommen?“, fragte diese aufgedreht nach und zappelte wild herum. Mimi wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Sie wusste nicht welche Freunde, welche Information hatte. Hilfesuchend sah sie zu Taichi, der ihren Blick erwiderte und dann zurück zur Brillenträgerin sah. „Sie ist meinetwegen schon früher gekommen, wegen den Umständen“, erklärte Taichi. „Umstände?“, traute sich die Lilahaarige kaum weiter nachzufragen. „Du hast noch nichts von Kari gehört?“, stellte Mimi die Gegenfrage. Yolei schüttelte nachdenklich den Kopf, doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck, sie schien zu verstehen. „Wann kommt sie denn zurück?“ „Das wissen wir noch nicht. Noch sind sie, Takeru und meine Mutter in Aoshima. Ich denke sie wird noch ziemlich erledigt sein, aber sie wird sich bestimmt zeitig bei dir melden.“ „Okay. Ja, kein Problem sie soll sich melden, also... wenn sie reden will oder so“, murmelte die Brillenträgerin, dann lächelte sie wieder in Mimis Richtung „aber ich freue mich dich wiederzusehen.“ Mimi schritt näher auf die Jüngere zu und zog sie in eine Umarmung. „Ich glaube so ruhig haben wir uns noch nie begrüßt“, schmunzelte die Brünette, da die Jüngere sie sonst eher erdrückte oder eben sie selber das feste Drücken übernahm. „Stimmt, das passt ja gar nicht zu uns“, gab Yolei Mimi Recht, lächelte sie ebenfalls an und erwiderte die Umarmung. „Ich werde mich die Tage auf jeden Fall bei dir melden und dann können wir uns treffen, vielleicht auch mit Kari und Sora, wenn Beide zurück sind“, schlug Mimi vor, während Yolei eifrig nickte. „Gerne, meldet euch, auch wenn ich sonst etwas tun kann.“ „Machen wir.“ Mimi und Taichi verabschiedeten sich von Yolei und sahen ihr noch einen Moment hinterher. „Hast du gar keinem Bescheid gesagt?“, fragte Taichi bei Mimi nach. „Es ging auf einmal alles so schnell, ich hätte selber nicht gedacht, dass ich schon früher wieder hier sein würde und dann musste ich schnell packen und so weiter. So ging das komplett unter“, erklärte Mimi. „Es war mir auch egal, ich wollte einfach nur zu dir und bei dir sein. Ich wollte nicht, dass du mit all deinem Kummer und Gedanken alleine bist.“ Der Ältere sah sie nachdenklich an, lächelte dann schnell und zog sie hinter sich her. Mimi schnaubte aus. Dieser Junge raubte ihr noch den Verstand. „Also weiß selbst Riku noch nicht bescheid?“, wechselte der Braunhaarige wieder zügig das Thema. Mimi schüttelte ihren Kopf. „Nein, sie wird gleich ziemlich überrascht sein. Ich hoffe, sie freut sich.“ „Natürlich. Sollen wir noch ein Eis essen?“, fragte Taichi nach und blieb prompt vor einer Eisdiele stehen. „Eis?“, fragte Mimi irritiert nach. Im Dezember? Dann dämmerte es der Brünetten. Da wollte jemand Zeit schinden. „Ich denke, dieses Gespräch mit dem Anwalt ist erstmal wichtiger. Außerdem sind deine Mutter und Kari sicher neugierig, was bei dem Gespräch herauskam, aber ich kann danach gerne wieder vorbeikommen oder du kommst dann zu mir“, erwiderte die Jüngere und hoffte, dass Taichi sie nicht falsch verstand, dieser nickte jedoch gleich. „Vielleicht hast du recht... wird eh alles noch schwer genug, aber ein Eis wird ja wohl noch drin sein, oder? Sozusagen als Nervennahrung“ fragte er. Mimi gab sich geschlagen. Es war ja nur ein Eis, wie lange konnte das schon dauern? „Sicher.“ Nachdem sie beide einen großen Eisbecher verschlungen hatten, redeten sie über alles Mögliche, Taichi versuchte Mimi zum lachen zu bringen, obwohl sie ja eigentlich da war um ihn aufzuheitern. Mimi wollte den Braunhaarigen nicht verärgern und beließen das Thema rund um Taichis Vater erstmal ruhen. Mimi erfuhr mehr Informationen über Taichis Studium und sie erzählte Taichi ausschweifend vom Herbstball und der Abschiedsparty. Natürlich ließ sie das Thema rund um Nick aus, überlegte aber, ob sie mit Taichi darüber sprechen sollte, dass Matt mit Nicole geschlafen hatte. Aber hatte sie das Recht dazu, ihm das zu erzählen? Wie würde er reagieren? Matt darauf ansprechen und wenn dieser dann die Geschichte mit Nick erzählte bevor sie es tat? Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass immer mehr zwischen den Beiden stand. Nicht nur die Sache mit Taichis Vater und das Gefühl mochte sie nicht. „Mimi? MIMI?“ Erschrocken fuhr die Brünette hoch und sah ihren Freund fragend an. „Ja?“ „Alles ok? Ich hab jetzt bestimmt fünfmal deinen Namen gesagt!“, erwiderte der Ältere und musterte die Jüngere. „Ich... ich muss dir was erzählen, aber ich... also ich.“ „Mimi, du kannst mit mir doch über alles reden, das weißt du doch. Also schieß los!“, ermutigte Tai sie und nahm eine ihrer Hände in seine. Mimi folgte der Bewegung und realisierte jetzt erst, dass sie vor lauter Nervösität mit ihren Fingernägeln spielte. „Matt und Nicole... wie sag ich das nur? Na ja... also die Beiden haben bei seiner Abschiedsparty miteinander geschlafen“, nuschelte sie unter ihrem Haarvorhang. Taichi ließ Mimis Hand los und nickte. „Okay.“ „Okay?“, fragte Mimi verwundert nach. „Na ja, nicht okay aber das ist eben Matt“, fügte Taichi tonlos hinzu. „Und das entschuldigt sein Verhalten jetzt oder wie?“, fragte sie verwirrt nach und wunderte sich warum Taichi nicht emotionaler mit dem Thema umging. Immerhin war Sora ihm ja auch wichtig. „Matt hatte noch nie Probleme damit, das Körperliche vom Emotionalen zu trennen. Für ihn ist das eine Sex und hat wahrscheinlich noch nicht mal was mit Sora oder seinen Gefühlen ihr gegenüber zu tun“, erklärte er. „Ich weiß das gefällt dir nicht, aber ich denke Männer können...“ „Moment, stopp! Also angenommen warum auch immer, es würde bei uns nicht mehr funktionieren würdest du dann etwa auch mit dem nächstbesten Mädchen ins Bett hüpfen?“, fragte Mimi verletzt nach und starrte Taichi förmlich nieder. „Ähm...was? Nein, keine Ahnung.“ „Keine Ahnung?“, schrie Mimi hysterich auf. „Jetzt beruhig dich mal, das steht doch auch gar nicht zum Thema“, versuchte Taichi Mimi zu beruhigen. „Ihr Männer entschuldigt also jegliches Verhalten damit, dass ihr eben Männer seid. Na herzlichen Dank auch“, pfefferte die Jüngere gleich zurück und verschrenkte ihre Arme beleidigt vor ihrem Oberkörper. „Mimi musst du jetzt deren Probleme zu unseren machen?“ „Das mache ich doch gar nicht.“ „Doch, genau das machst du und ganz ehrlich? Ich hab gerade keinen Kopf für so etwas“, erwiderte der Brünette wieder ruhiger, aber auch verletzt. „Wenn du jetzt weiter darauf rumreiten willst, wäre es besser wenn ich jetzt zahle und mich dann langsam auf den Weg nach Hause mache. Ich will mich nämlich wirklich nicht mit dir streiten“, fügte der Brünette hinzu. Mimi verzog ihren Mund und sah ihn entschuldigend an. „Es tut mir leid“, murmelte sie gleich. Sie war trotzdem sauer, aber nicht wegen dem was er gesagt hatte. Jetzt war das Thema wieder gut genug um mit der Sprache rauszurücken, um wieder einem anderen Thema auszuweichen, das ihm nicht gefiehl. Sie brummte verärgert und hätte platzen können, doch dann besann sie sich zur Ruhe. Das würde ihr jetzt auch nicht weiterhelfen und Taichi schon gar nicht. Taichi winkte den Kellner heran und bezahlte für sich und Mimi die Rechnung. Er stand auf und sah zu seiner Freundin. „Kommst du?“ Mimi nickte unglücklich. Dieses Gespräch ist ja mal total daneben gelaufen. Jetzt machte sie ihm schon eine Szene, obwohl es dafür gar keinen Grund gab. Sie war so bescheuert und fühlte sich schlecht. Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Es tut mir wirklich leid! Du hast recht mit dem was du gesagt hast. Es ist nur der Gedanke, du und ein anderes Mädchen... nicht auszudenken... Ich kann und will mir das nicht mal vorstellen“, flüsterte sie an seinem Mund. Sofort erwiderte der Ältere die Umarmung. „Über so etwas musst du dir keine Gedanken machen, okay? Du bist die Einzige, mit der ich zusammen sein will und die Einzige mit der ich mein Bett teilen will“, zwinkerte er ihr zu. Mimi lächelte „Du bist auch der Einzige für mich. Bist du mir noch böse?“, fragte sie und nestelte an seinem oberen Hemdknopf herum. „Nie länger als fünf Minuten“, schmunzelte er. Mimi grinste breiter, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen sanft auf seine. Taichi begleitete Mimi noch zu ihrer Großmutter und wollte sich später bei ihr melden. Mimi verabschiedete sich von ihm und obwohl sie wusste, dass es nur ein kurzer Abscheid war, so war sie doch erstaut wie schwer es ihr fiel ihm „Auf Wiedersehen“ zu sagen und dass sie ihn schon wieder vermisste. War sie noch zu retten? Wie sollte das nach Silverster aussehen, wenn sie wieder zurückfliegen würde? Jetzt freute Mimi sich ihre Großmutter wiederzusehen und darauf, was diese sagen würde? Sie klingelte nervös und hoffte, dass sie überhaupt da war, sonst würde sie nicht wissen wo sie hingehen sollte, da Sora noch in Kyoto war und sie Taichi bei dem Gespräch mit seiner Familie wirklich nicht stören wollte, doch Mimi hatte Glück und die Türe öffnete sich. Im vierten Stock sah sie bereits ihre Großmutter, die fragend aus der geöffneten Türe heraus sah. Als sie Mimi erkannte, erstarrte sie. „Mimi?“, fragte sie strahlend nach. „Hallo Omi“, flötete diese fröhlich und umarmte die ältere Dame gleich. „Aber was machst du denn hier? Ich dachte du kommst erst in zwei Wochen zurück.“ „Ja, das war auch so geplant, aber da Taichis Vater verstorben ist konnte ich Mama davon überzeugen mich schon früher nach Japan fliegen zu lassen. Ich musste jetzt einfach hier sein“, erklärte sie, während sie sich von ihrer Großmutter schon in die Wohnung führen ließ. „Kann ich verstehen. Wo sind deine ganzen Sachen?“, fragte sie nach. „Alles bei Taichi, ich bin ja schon seit gestern da, aber heute Abend muss er ein paar Dinge mit seiner Familie klären und ich denke, das sollten sie lieber unter sich machen“, murmelte Mimi. „Ja, so ein Thema ist immer schwer und ich denke auch, dass sie die Zeit als Familie jetzt brauchen“, stimmte Riku ihrer Enkelin hinzu. „Aber so können wir etwas Zeit zusammen verbringen“, lächelte Mimi. Riku nickte und schien sich wirklich zu freuen, dass ihre Enkelin wieder bei ihr war. Die beiden Frauen gingen in die Küche und überlegten, was sie heute Abend essen wollten und so begannen sie zu kochen und zu reden. Mimis Gedanken schweiften immer wieder ab und sie musste an Tai denken, daran wie es ihm jetzt ging und wie das Gespräch wohl verlaufen würde, ob er sich heute wirklich noch meldet, ob er wieder dicht machen würde und in welcher Verfassung er dann sein würde. Ja, ihre Gedanken kreisten wieder einmal nur um ihren Freund. Nachdem das gemeinsame Kochen und das Essen beendet hatten, machte sich Mimi auf den Weg ins Badezimmer. Sie genehmigte sich ein langes und ausschweifendes Bad um den kalten Tagen in Japan entgegen zu wirken, anschließend verzog sie sich ins Gästezimmer und wollte nachsehen, ob Taichi sich schon bei ihr gemeldet hatte. Ihr Handy blinkte und hoffnungsvoll sah sie darauf. Gleich begann ihre Hand zu zittern, als sie feststellte, dass sie nicht von Taichi einen Anruf verpasst hatte, sondern von einer unterdrückten Nummer. Sofort ließ sie ihr Handy aufs Bett fallen und ging einen Schritt zurück. Sie atmete unruhig, doch zwang sich schnell zur Ruhe. Sie war in Japan, in Tokio, bei ihrem Freund. Weg – weit weg von Amerika. Hier war sie sicher, hier konnte er ihr nichts anhaben, ob er wusste, wo sie war? Wieder klingelte das Handy und erschrocken sah sie darauf. Zögerlich ging sie wieder auf das Bett zu und atmete erleichtert aus, als sie einen Anruf von Nicole erkannte. Sie griff nach ihrem Handy und nahm das Gespräch entgegen. „Hi Nicole“, begrüßte sie ihre amerikanische Freundin. Sie hatte sich fest vorgenommen, sich diesesmal regelmäßig bei ihr zu melden. Zudem sie ihrer Mutter auch versprochen hatte, hier alle Schulaufgaben zu erledigen. Dieses versprechen wollte sie auch halten. Zumindest wollte sie es versuchen. „Hi Mimi, alles okay bei dir? Wie war denn dein erster Tag mit deinem Schatz so?“, fragte Nicole kichernd nach. „Es war ganz schön emotional, es geht ihm schlechter als er zugeben will, aber ich versuche trotzdem ihm so gut wie möglich zu helfen“, erklärte sie. „Das denke ich mir, hast du meine Mail bekommen? Du hast nicht darauf reagiert, kann natürlich auch sein, dass du nicht reagieren wolltest. Sind schließlich nur unsere Hausaufgaben“, lachte die Rothaarige durch das Telefon. „Ich hatte noch keine Zeit nachzugucken, werde es aber gleich noch tun. Du?“, nuschelte die Jüngere nervös. „Ich?“, fragte Nicole nach. „Hat Nick irgendwas zu dir gesagt?“, fragte sie skeptisch nach. „Wie kommst du darauf?“, stellte die Amerikanerin die Gegenfrage. „Nur so. Er ist doch sonst so penetrant“, erklärte Mimi und versuchte gleichgültig zu klingen. „Er hat mich tatsächlich gestern nach der Schule abgefangen und wollte wissen, ob du krank oder so etwas wärst. Ich hab ihm natürlich nichts gesagt und ihn einfach stehen lassen.“ Mimi nickte nur mit dem Kopf. „Okay, sag es ihm auch nicht. Soll er lieber denken ich habe die Schule verlassen.“ „Mimi? Hast du Taichi von der Sache mit Nick immer noch nichts erzählt?“ „Es ergab sich noch keine Gelegenheit“, nuschelte die Brünette und konnte förmlich sehen wie Nicole die Augen verdrehte. „Mimi, schiebe es nicht so lange auf. Denk dran bald kommt auch Matt zurück und vorher sollte er Bescheid wissen“, beteurte Nicole eindringlich. „Ja, du hast ja Recht, ich werde bald mit ihm reden.“ „Mache das. So ich muss wieder auflegen, so Auslandsgespräche sind ja nicht gerade günstig. Ich schreibe dir einfach nochmal per Mail, spätestens wenn ich neue Hausaufgaben für dich habe“, kicherte die Rothaarige durch das Telefon. „Ich kann es kaum erwarten“, sprach es sarkastsich aus Mimi. Sie beendete das Gespräch und blickte wieder misstrausich auf ihr Handy. Dass Nick wohl immer noch anrief, passte ihr überhaupt nicht. Hoffentlich passierte das nicht, wenn Taichi mal in der Nähe war, denn sie wüsste wirklich nicht wie sie ihm das erklären sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)