Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 16: Der erste Streit ---------------------------- 06.11.2010 Taichi sah seiner Schwester irritiert dabei zu, wie sie nervös durch die Wohnung auf und ab lief und dabei das Telefon an ihrem Ohr hielt. Auch Takeru war anwesend und saß mit Tai am Tisch. „Was macht die da?“, fragte Tai bei dem Jüngeren nach, der nur kopfschüttelnd weiter von seiner Nudelsuppe schlürfte, die er selbst für sich und die Yagami-Geschwister mitgebracht hatte. „Dreimal darfst du raten“, erwiderte der Blonde verbissen. „Sie versucht nicht schon wieder Susumo anzurufen, oder?“ „Oh doch, das ist schon das sechste Mal und das seid wir aus dem Shoppingcenter zurück sind.“ Tai verdrehte die Augen. Sie konnte wirklich dickköpfig sein. Kari beendete das Gespräch und setzte sich neben Takeru an den Tisch. „Er ging schon wieder nicht ans Telefon ran“, murmelte sie betrübt. „Ob es ihm nicht gut geht?“, überlegte sie besorgt. „Vielleicht hat er einfach nur keine Zeit und meldet sich dieses Mal etwas später als sonst“, erwiderte der Blonde unbekümmert. „Wir telefonieren jedes Wochenende miteinander, aber heute erreiche ich ihn einfach nicht, ich finde das sehr seltsam“, murmelte sie noch immer nachdenklich. „Er wird sich schon melden, Hika. Es ist sicher alles in bester Ordnung.“ Die Braunhaarige sah ihren Freund dankbar an und lächelte leicht. „Ja, sicher hast du recht, ich mache mir wohl nur zu viele Sorgen.“ „Wie immer halt“, erwiderte Tai monoton und legte den Löffel zurück auf seinen leeren Teller, da er fertig mit dem Essen war. „Machst du dir denn keine Gedanken?“, fragte Kari ihren Bruder. „Nein, ich bin sicher, dass er sich melden wird. Unkraut vergeht schließlich nicht.“ „Tai!“ „Ist ja schon gut, ich lass euch mal alleine, wollte sowieso noch mit Mimi skypen“, erklärte er, stand auf und verschwand in seinem Zimmer. „Der ist unmöglich, wenn es um Papa geht“, murmelte die Jüngere und sah ihrem Bruder verärgert hinterher. „Du weißt aber auch, das es nichts bringt mit ihm über dieses Thema zu reden, also solltest du es einfach sein und auf sich beruhen lassen“, erwiderte der Blonde und stellte ihr einen Teller Nudelsuppe vor die Nase. „Und jetzt iss und meinetwegen kannst du dann nochmal versuchen, deinen Vater anzurufen“, erklärte er lächelnd. Kari kicherte auch, nahm schließlich den Löffel, den T.K ihr entgegen hielt, in die Hand und löffelte die warme Suppe. Tai schaltete seinen Computer an, nachdem er sein Zimmer betreten hatte und wartete die Verbindung ab. Es dauerte auch nicht lange, da erkannte er seine Freundin am Bildschirm. „Guten Morgen Prinzessin“, sagte er fröhlich und wusste, dass die Jüngere noch einen Moment brauchen würde bis sie richtig wach war. „Morgen“, murmelte sie und gähnte leicht. „Ist es gestern Abend noch so spät geworden?“, fragte er neugierig nach. Mimi schüttelte den Kopf. „Nein, konnte nur nicht so gut schlafen“, erklärte sie trocken. „Okay, alles in Ordnung?“ Mimi zuckte mit den Schultern und schien nicht wirklich begeistert davon zu sein den Brünetten zu sehen. „Ja, es ist alles okay“, erwiderte sie wenig überzeugend und Tai erkannte gleich, dass sie etwas bedrückte. Er kannte sie mittlerweile besser und erkannte auch, wann sie log. „Was ist los? Ich sehe doch, das dich etwas bedrückt“, wollte er daher wissen und sah eindringlich in die Kamera. „Weißt du, dass Matt und Sora sich getrennt haben?“, fragte Mimi bei dem Yagami nach, anstatt auf seine Frage zu antworten. „Ja, Sora kam gleich darauf ziemlich fertig bei mir vorbei“, antwortete er ihr. „Und warum hast du mir nichts davon erzählt?“, fragte sie gereizt nach. „Ähm... ich... keine Ahnung. Ich dachte du würdest es von Sora erfahren.“ „Nö, sie hat es mir nicht gesagt und du nicht, noch nicht mal Matt, einfach keiner“, erwiderte sie schnippisch. „Und von wem weißt du es dann?“, fragte er nach. „Von Kisho – ganz schön traurig.“ „Wieso quatscht du eigentlich mit diesem Vogel?“, fragte er verärgert nach. Mimi zog ihre Augenbrauen zusammen. „Wenigstens redet einer mit mir, euch schien es ja nicht zu interessieren ob es irgendwer der dummen Mimi sagt oder nicht“, erwiderte sie beleidigt. „Was schiebst du denn jetzt für einen Film?“, fragte der Braunhaarige genervt nach und konnte ihr Problem nicht verstehen. „Warum hast du es mir denn nicht gesagt?“ „Boah Mimi, ich hab nicht darüber nachgedacht“, rechtfertigte sich der Sportstudent schnippisch. „Tzz... stimmt, wenn sich unsere beiden besten Freunde trennen ist das ja auch nichts worüber man mit der Freundin spricht, total logisch.“ „Geht das Gespräch jetzt die ganze Zeit so weiter?“, fragte er gereizt nach, während auch er langsam lauter wurde und sich Mimis Tonlage anpasste. „Ich hätte dir das nicht verschwiegen“, rief sie patzig und verschränkte die Arme beleidigt voreinander. „Ich hab doch überhaupt nichts verschwiegen, außerdem frag doch Sora warum sie dir nichts sagt! Warum machst du mich jetzt dafür verantwortlich? Hast du deine Tage oder was?“, gestikulierte Tai wild mit seinen Armen. Er fand es absolut unfair, dass Mimi auf ihn wütend war, was konnte er denn dafür? Es war doch Soras Aufgabe und vielleicht hatte diese einfach noch nicht die Kraft gehabt es Mimi zu sagen. Und Matt redet grundsätzlich nicht über seine Gefühle, das wusste sie doch. „Wie bitte? Nein habe ich nicht, ich verstehe nur nicht warum du mir nicht Bescheid gegeben hast.“ „Boah Mimi, ich hab echt keinen Bock auf diesem Niveau weiter mit dir zu reden, das ruiniert meinen Samstagabend.“ Mimi stockte, ehe sie weiter redete. „Gut, dann sollten wir es einfach sein lassen, ich will ja nicht für deine schlechte Laune an einem Samstagabend verantwortlich sein“, rief sie zickig. „So meine ich das doch gar nicht, ich finde nur...“ „Das ich überreagiere und alles überdramatisiere?“, fragte sie schnippisch nach. „Ehrlich gesagt, ja“ Mimi schnaufte wütend aus „Jetzt überdramatisere ich!“, sagte sie aufgebracht und beendete augenblicklich das Skypegespräch. Fassungslos starrte Tai auf den schwarzen Bildschirm und ließ sich auf seinem Stuhl zurückfallen. War das jetzt ihr ernst? Sie zickte ihn in einer Tour an und dann beendet sie einfach so das Gespräch? Bitte, wenn sie es so wollte, er würde ihr jetzt bestimmt nicht hinterherlaufen. Sie sollte echt erst mal runter kommen und überlegen was sie da von sich gegeben hatte. Dieses Gespräch hatte er sich definitiv anders vorgestellt. Er sah sich in seinem Zimmer um, als hätte er jetzt noch Lust hier zu versauern und den schwarzen Bildschirm anzustarren. Hiroto, ein Studienkommiltone, hatte ihn Anfang der Woche gefragt, ob sie nicht mit ein paar Leute feiern wollten. Er hatte abgesagt, da er mit Mimi skpen wollte, doch nachdem sie das Gespräch ja recht schnell beendet hatte, konnte er auch etwas anderes machen. Für heute hatte er auf jeden Fall genug von ihr. Er nahm sein Handy und rief Hiroto an. Dieser nahm das Gespräch schnell entgegen. „Yagami, was gibt’s?“ „Hey, steht das mit dem Feiern noch?“, fragte er gleich nach. „Klar, wir wollen uns um elf Uhr im Rose Club treffen, bist du etwa doch dabei?“ „Ja, ich bin dabei, dann komme ich gleich dahin“, sprach er durch sein Handy. „Wow, mal kein Liebesgeflüster mit deiner Freundin?“ „Heute nicht“, schnaufte Tai noch immer verärgert. „Klingt nach Ärger im Paradies. Gut, dann sehen wir uns später, kannst ja deine Schwester mitbringen, ich würde mich freuen.“ „Alter, ernsthaft lass die Finger von ihr, außerdem hat sie eh einen Freund.“ „Na und? Du hast auch eine Freundin und trotzdem treffen wir uns gleich und gehen feiern.“ Punkt für Hiroto dachte sich Tai, er beendete das Gespräch. Etwas Zeit hatte er noch, daher ging er noch duschen und machte sich fertig für den Abend. Er zog sich eine dunkelblaue Jeanshose und ein schwarzes Hemd an. Die ersten Knöpfe ließ er offen, legte sich etwas Parfüm auf und verließ das Badezimmer wieder. „Gehst du noch aus?“, fragte Kari bei ihrem Bruder neugierig nach. „Ja, mit ein paar Studienkommiltonen“, antwortete er. „Übrigens schöne Grüße von Hiroto“, erwiderte Tai beiläufig, als er Richtung Diele zusteuerte. „Von wem?“, fragte Takeru misstrauisch nach und sah zu seiner Freundin, Kari zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Ich kenne die doch auch nicht.“ Tai lächelte wissentlich, zog seine Schuhe an, vergewisserte sich das er Handy, Portmonee und Schlüssel dabei hatte und verließ die Wohnung. „Dann viel Spaß und Danke“, rief Kari ihrem Bruder verärgert hinterher, nachdem Takeru immer noch so aussah, als würde er auf eine Erklärung von ihr warten. __ In Shibuya dauerte es nicht lange, bis er den Rose Club erreichte. Er sah sich um und sah um einen Rundtisch schon einige seiner Kommilotonen. Hiroto sah ihn und winkte ihn zu sich. Tai ging auf ihn zu, ein Mädchen mit schwarzen Haaren drehte sich zu ihm herum und dann erkannte er auch Nori. Oh, er hatte nicht gedacht, dass sie auch dabei sein würde. „Hey Leute“, begrüßte er die Runde, bestehend aus vier Leuten. Hiroto, Nori, sowie zwei weitere Kommilotonen Kaito und Amy. „Es kommen nachher noch welche“, erklärte Hiroto. „Was willst du trinken? ich kann mir vorstellen, dass du einen Drink gebrauchen kannst“, erwiderte Hiroto. „Einen Whisky“, erklärte Tai. „Alles in Ordnung?“, fragte Nori besorgt nach und legte eine Hand auf seiner linken Schulter ab. „Stress mit seiner Liebsten“, erklärte Hiroto schmunzelnd. „Hiroto!“, ermahnte Tai seinen Studienkommiltonen. Es ging hier schließlich keinen was an, wenn er Stress mit Mimi hatte. „Oh, das tut mir leid, aber heute haben wir einfach einen richtig schönen Abend, ja?“, erwiderte Nori lächelnd. Sie hob ihre Hand in Richtung des Kellners. „Bitte zwei Whisky-Cola“, bestellte sie bei dem Kellner und grinste den Braunhaarigen danach an. „Du trinkst Whisky?“, fragte Tai bei Nori nach. „Natürlich, ich weiß einen edlen Tropfen eben zu schätzen“, erwiderte sie flirtend. „Hm.. na dann...“ Tai zögerte nicht lang und leerte den Inhalt in einem Zug und bestellte gleich die nächste Runde. Nach und nach gab jeder von ihnen eine Runde aus. Erst Hiroto, der eine Runde Jägermeister bestellte, Amy übernahm eine Runde Wodka und Nori wollte mit Tequila glänzen. Der Streit mit Mimi gelang immer mehr in den Hintergrund und der Alkohol übertrug sich mehr und mehr auf den Yagami. „Lass uns tanzen“, rief Nori euphorisch nach einiger Zeit, schnappte Tais Hand und zog ihn mit sich auf die Tanzfläche. Der Brünette hatte keine Lust mehr über irgendetwas nachzudenken und ließ alles einfach geschehen. Tatsächlich amüsierte er sich köstlich. So viel Spaß hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Immer wieder berührte Nori erst zögerlich, dann bewusster den Brünetten. Mal seine Hand um sich zu drehen, mal seine Schulter um ihn näher zu sich zuziehen. Zum ersten Mal seit Beginn des Studiums ging er nicht auf Distanz, das wollte sie auch für sich ausnutzen. Tai dachte sich nichts weiter dabei, immerhin tanzte er nur mit ihr. Als würde Mimi das nie tun, wenn sie feiern ging. Es war gar nicht so leicht, sich Mimi aus dem Kopf zu schlagen, wie es ihm lieb war, aber er wollte jetzt einfach einen schönen Abend haben und nicht mehr daran denken, wie kindisch seine Freundin sich eben verhalten hatte. Als eine etwas ruhigere Nummer kam, lächelte Nori den Yagami an. „Kannst du auch auf so etwas tanzen oder bist du nur ein tollpatschiger, grobmotorischer Fußballer?“, fragte sie etwas lallend nach. „Du würdest dich wundern, was ich alles so drauf habe.“ „Ist das so?“, kicherte sie. Sie nahm selbstbewusst seine Hände und platzierte diese an die Körperstellen, wo sie zum tanzen hingehörten. Tai übernahm die Führung. Die Schwarzhaarige ließ sich nur zu gerne von dem Yagami führen. „Du kannst wirklich gut tanzen“, schwärmte sie. Tai zuckte mit den Schultern. „Tja, ich habe eben noch mehrere Talente“, erwiderte er lachend. „Davon bin ich überzeugt“, kicherte Nori, zog den Yagami am Hemdkrangen zu sich runter und legte mit einem Mal ihre Lippen auf seine. Panisch riss Tai seine Augen auf und drückte sie unsanft zurück. „Was soll das? Spinnst du?“, fragte er wütend nach. „Entschuldigung, i-ich dachte es wäre okay“, murmelte sie unsicher. „Nein, das ist ganz und gar nicht okay. Man, Nori ich habe eine Freundin und das weißt du auch!“, rief er verärgert und sah sie wütend an. „Ja, aber ich... es tut mir leid.“ Tai ließ Nori einfach auf der Tanzfläche stehen und ging zu den Toiletten. Er musste hier ganz schnell weg. „Scheiße“, fluchte der Yagami, während er sich durch die Menschenmassen drückte und die Toiletten schließlich erreichte. Kurz Zeit später kam auch Hiroto dazu. „Ey Alter, du knutscht mit Nori rum“, fragte Hiroto grinsend nach. „Die ist heiß“, sprach er weiter. „Ist sie nicht und ich habe nicht mit ihr rumgeknutscht. Verdammt, ich hätte nicht hierher kommen sollen“, brummte Tai verärgert und sah durch das Spiegelbild zu Hiroto, der hinter ihm stand. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, wieder stocknüchtern zu sein. „Oh man, deine Freundin lebt am anderen Ende der Welt, die wird das eh nicht mitbekommen“, erwiderte Hiroto unbeeindruckt. „Darum geht es doch gar nicht, ich will meine Freundin nicht verlieren und schon gar nicht wegen eines dämlichen Kuss, der nichts bedeutet! Außerdem will ich keine andere küssen. Ich will ja schließlich auch nicht, dass sie so etwas tut.“ „Und kannst du dir da sicher sein?“, fragte Hiroto unbeeindruckt nach. „Natürlich, sie geht mir nicht fremd.“ „Dann ist doch alles gut und du hast auch nichts gemacht. Und selbst wenn, es ist doch nur ein blöder Kuss, so schlimm ist das auch nicht.“, tat es Hiroto ab, doch Tai sah das Ganze ganz anders. Ein Kuss war schon eine klare Überschreitung der Grenzen, aber zumindest hatte er diesen Kuss nicht erwidert, also war auch nichts passiert, redete er sich ein. Trotzdem sollte er Mimi besser nichts davon sagen. Er würde auch nicht wissen, wie er reagieren würde, wenn ein anderer Mann einfach sein Mädchen küssen würde. Nachdem er von den Toiletten zurück war, verabschiedete er sich schnell von seinen übrigen Kommilitionen, bezahlte am Ausgang und ging zu den U-Bahn Stationen. Den ganzen Rückweg über dachte er über den Abend nach, den Streit mit Mimi, das ausgelassene Feiern und dieser verdammte Kuss von Nori. Warum machte sie so etwas? Das schlechte Gewissen wuchs, frustriert fuhr er sich durch die Haare. Hätte er diesen verdammten Kuss irgendwie verhindern können? Hatte er ihr etwa falsche Hoffnungen gemacht? Verdammt, Mimi würde ausrasten, wenn sie das erfahren würde. Er wühlte nach seinem Handy und erkannte gleich ein Bild von Mimi, da sie sein Handyhintergrundblid war – doch eine Nachricht blieb bisher aus. Sie konnte echt stur sein, sollte er doch den ersten Schritt wagen? Aber durch den Ausgang des Abends traute er sich einfach nicht, ihr zu schreiben. Er wusste nicht mal was er schreiben sollte. Dieser verdammte Kuss. So steckte er das Handy frustriert zurück in seine Tasche, ging weiter Richtung Heimat und versuchte diesen Abend schnell aus seiner Erinnerung verschwinden zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)