Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 15: Künstlerische Differenzen ------------------------------------- 03.11.2010 Mimi wollte heute nach der Schule überraschend zu Matt und der Band und sie fragen, ob sie Lust hätten auf dem Schulball ihrer Schule aufzutreten. Sie hatte sich mit dem Schulkomitee unterhalten und tatsächlich hatten diese noch keine Band fest angestellt, auch wenn sie schon mehrere in Aussicht hatten und daher musste die Braunhaarige schnell die Zusage von Matt und seiner Band einholen. Sie klingelte und hoffte, dass die Band jetzt schon in der WG und nicht im Proberaum war. Kisho öffnete die Türe und grinste die Brünette hocherfreut an. „Oh, welche schöne Überraschung an diesem trostlosen Novembertag, da kommt doch glatt der Frühling einher.“, flirtete der Grünhaarige schon drauf los. Mimi rollte mit den Augen. Dieser Junge konnte so nervig sein. „Ist Matt da?“, fragte sie nach und drängte sich einfach an den Gitarristen vorbei. „Körperlich schon.“, murmelte er. Irritiert drehte sich Mimi zu dem Grünhaarigen um. „Wie darf ich das denn verstehen?“ „Sora hat Matt abserviert und seitdem ist der Herr etwas in Selbstmitleid verfallen, aber das weißt du ja sicher schon“, erklärte Kisho unbeeindruckt. Mimi fiel alles aus dem Gesicht. Ihre Gedanken kamen nur langsam in ihrem Hirn an und dennoch verstand sie einfach nichts. Sora hatte sich von Matt getrennt? Warum wusste sie denn nichts davon? „Was? Seit wann? Oder veräppelst du mich gerade?“, fragte sie aufgebracht nach. „Nein, vor ein paar Tagen, Sonntag oder so.“, grübelte der Ältere. Noch immer fassungslos setzte sie sich auf die Couch im offenen Wohnraum. Das war ja schon drei Tage her... drei Tage! „Aber warum?“, flüsterte sie fragend und war noch immer schockiert. „Keine Ahnung, da musst du ihn schon selbst fragen. Ich versteh das ganze Theater sowieso nicht.“, erwiderte er schulterzuckend. Mimi sah den Älteren wütend an. „Liegt wahrscheinlich daran, dass du keine Freundin hast und nicht weißt wie schlimm das ist, wenn man plötzlich verlassen wird!“, erwiderte sie aufgebracht. „Hey, nur weil ich derzeit keine Freundin habe, heißt das nicht, dass ich nicht weiß wie es in einer Beziehung ist oder wie es ist jemanden zu lieben. Aber ich bin ganz bewusst Single und ich habe weder Matt noch dich verstanden. Fernbeziehung ernsthaft? Bitte, so etwas geht doch nie gut!“, wehrte er ihren Vorwurf ab und setzte sich auf einen Sessel. „Natürlich kann das auch gut gehen.“ „Ja, sowie bei Matt und Sora, das forever Traumpaar?“, fragte er sarkastisch nach „und wenn die es schon nicht hinbekommen, traue ich es ehrlich gesagt niemanden zu.“ Mimi schluckte, als sie den Worten des Gitarristen zuhörte, hatte er etwa Recht? Sofort schüttelte sie ihren Kopf. Nein, das alles hatte nichts mit ihr und Tai zu tun. Ihre Beziehung lief derzeit eigentlich ganz gut. „Wir werden es schaffen.“, murmelte sie und sah auf den Fußboden. „Weißt du, ich habe mich vor cirka sechs Monaten von meiner Freundin getrennt.“, fing der Grünhaarige plötzlich an zu erzählen. Die Brünette sah auf und musterte den ihr Gegenübersitzenden und stellte fest, dass er eine deutlich andere Miene aufgesetzt hatte, als er es normalerweise tat. „Wir waren fast zwei Jahre zusammen und ja, ich habe sie geliebt.“, erklärte er. „Und was ist dann passiert?“ „Sie kam nicht wirklich mit meiner Berufswahl zurecht und als ich gemerkt habe, dass es mit unserer Band immer besser lief, habe ich mich dazu entschieden mich von ihr zu trennen und mich darauf zu konzentrieren.“, erklärte er ruhig. „Also hast du sie nicht wirklich geliebt.“, entgegnete Mimi selbstsicher und hielt seinem Blick stand. „Ich glaube nicht, dass du das beurteilen kannst. Liebe ist kompliziert und wie du siehst bin ich jetzt in Amerika und gehe bald auf Tour. Mit einer Freundin wäre alles wahnsinnig kompliziert geworden und ich hätte ähnliche Gewissenskonflikte wie Matt gehabt, so hatte ich die nicht. Ich kann hier tun und lassen was ich will und mich darauf konzentrieren einfach nur Musik zu machen. Matt hingegen hatte deshalb nur Stress und im Endeffekt hat er Sora doch verloren. Ich wusste vorher, dass das passieren würde. Mimi, wir sind alle jung und Versuchung ist überall und in diesem Beruf noch viel größer als sonst wo. Ich habe meine Freundin geliebt, aber vielleicht habe ich mich selbst ein bisschen mehr geliebt.“ Mimi hielt inne und musste das alles erst mal verarbeiten, was sie von Kisho erfuhr. Sie hatte nicht damit gerechnet heute mit ihm so ein Gespräch zu führen. Überhaupt mit ihm länger als fünf Minuten zu reden war schon wunderlich. „Entschuldigung, ich hätte nicht über deine Beziehung urteilen dürfen, aber ich... ich will einfach daran glauben, dass es auch anders laufen kann. Es muss nicht immer das Ende bedeuten und außerdem eine Garantie gibt es doch nie. Die hätte es auch nicht gegeben, wenn ich in Japan geblieben wäre. Matt und Sora gehörten für mich zusammen, das ist fast schon wie ein Naturgesetz und nur weil sie sich jetzt getrennt haben heißt das noch lange nicht, dass sie nicht wieder zueinander finden.“ Kisho schmunzelte über ihren Satz. „Du bist süß.“ Die Brünette zog ihre Augenbrauen zusammen und sah den Älteren giftig an. „Bin ich nicht, ich bin einfach nur...“ „Naiv?“ fragte der Grünhaarige nach. „Nein, ich glaube eben einfach an unsere Liebe und vielleicht hättest du das auch machen sollen!“, erwiderte sie aufgebracht und stand von der Couch auf. Sie hatte für heute dann auch schon wieder genug von dem Grünhaarigen. Momentan wollte sie nur zu Matt und wissen wie es ihm ging. Vorsichtig klopfte sie an seiner Zimmertüre an, doch es kam kein Laut von dem Blonden. Erneut hämmerte sie lauter gegen die Türe und rief seinen Namen. „Matt, ich bin´s Mimi. Lässt du mich rein? Bitte?“ Sie klopfte weiter, doch es tat sich nichts. Schmollend legte sie ihre Oberlippe nach vorne. „Geh einfach rein, es ist eh nicht abgeschlossen.“, rief Kisho ihr entgegen, während er selber das Badezimmer aufsuchte. Zaghaft drückte sie den Türgriff nach unten und öffnete die Zimmertüre etwas. Sie spähte hinein und öffnete sie Türe schließlich ganz. Matt saß mit seiner Gitarre, mehreren Blättern auf denen Mimi Noten und Texte erkennen konnte und Kopfhörern auf seinen Ohren auf dem Zimmerboden und wirkte sehr konzentriert. Er komponierte wohl gerade einen Song, ob sie ihn jetzt wirklich stören sollte? Doch Matt drehte den Kopf plötzlich in ihre Richtung und wirkte überrascht sie zu sehen. Er nahm die Kopfhörer herunter und sah sie an. „Was gibt’s?“ fragte er kurz nach. „Ich ähm... also...“ „Du weißt von der Trennung?“, unterbrach Matt ihr Gestottere. Die Brünette nickte, ging ganz in das Zimmer rein und schloss die Türe hinter sich. „Aber erst gerade von Kisho. Es tut mir leid, wie geht es dir?“ Sie blieb noch stehen und musterte den Blonden, doch wirklich antworten oder reden wollte er wohl nicht. Wie so oft wirkte er wahnsinnig abweisend und unnahbar, Mimi erkannte aber auch etwas anderes. Er sah einfach traurig aus. Sie lugte auf die Texte. Als Matt dies sah, nahm er die Blätter, zeriss diese und schmiss alles weg. „Entschuldige“, murmelte die Brünette unbeholfen. Sie wusste nicht so recht was sie sagen oder wie sie ihm helfen konnte. „Sora hat sich entschieden und fertig.“, erwiderte er schließlich. „Ich denke aber nicht dass es ihr leicht gefallen ist und ich meine, du könntest ja auch zurück.“ Matt sah Mimi schweigsam an. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Sein Blick war so... „Die Tour geht in zwei Wochen los und die werde ich jetzt auch wahrnehmen.“, erwiderte der Sänger kühl. Mimi erkannte, dass dies eine große Schutzreaktion des Blonden war. „Und jetzt arbeitest du an neuen Songs?“, fragte sie nach und wollte ihn etwas ablenken. „Na ja, die letzten Tage waren sehr aufwühlend, da musste einfach alles raus.“ Mimi nickte verstehend, Matt war immer schon jemand, der sich eher durch die Musik als durch Worte ausdrückte. Ob es ein Song für Sora war? Ob sie ihn jemals hören würde? „Bist du fertig geworden?“ „Fast, mal sehen ob wir ihn auch spielen werden.“, kam es unbeeindruckt von ihm. Er stand auf, nahm die fertigen Songtexte und legte diese in eine Schublade seiner Kommode, die Gitarre legte er in den Gitarrenkoffer zurück und er selber setzte sich auf sein Bett. „Was führt dich her?“ Mimi spielte etwas mit ihren Handinnenflächen, warum war sie denn jetzt nervös? Matt und sie waren doch Freunde, auch wenn er manchmal etwas kühl rüber kam. Aber sie wünschte sich jetzt schon, dass Tai hier wäre und ausnahmsweise mal nicht wegen ihr, sondern wegen Matt. „Ich hab einen Auftritt für euch“, versuchte sie euphorisch zu klingen. Matt setzte sich auf und hielt eine Augenbraue hoch. „Ein Auftritt? Wo bitte?“ „An unserer Schule beim Herbstball?“, erklärte sie. Der Sänger stand von seinem Bett auf, ging zu seinem Kleiderschrank und nahm sich frische Kleidung heraus. „Kisho ist gerade im Bad“, klärte sie ihn auf. „Also was sagt du?“ „Nein.“ „Wie nein? Warum? Weil es an unserer Schule ist? Ihr seid doch früher auch schon auf Schulfesten aufgetreten.“, erinnerte sie den Musiker. „Ich hab keine Lust auf einem dämlichen Schulball aufzutreten.“ „Vielleicht sehen die Anderen das aber anders. Frag sie doch erstmal.“, erwiderte Mimi patzig. Langsam war sie wirklich genervt von Matt und seiner schlechten Laune. „Wir müssen für unseren Tourstart proben, außerdem entscheide am Ende ich.“ „Aber dann ist doch so ein Auftritt genau das Richtige“, versuchte es die Jüngere erneut. „Mimi, ich habe Nein gesagt, wir gehen immerhin mit Billingsgate auf Tour, da brauchen wir so etwas wirklich nicht.“ „Ohh... wusste gar nicht, dass du dich schon jetzt für etwas besseres hältst!“, zickte sie den Blonden an. „Wie bitte?“, fragte er erbost nach. „Ja, scheinbar ist es ja unter deiner Würde, aber Matt euch kennt hier keiner, keiner! Und unsere Schule ist verdammt groß, mit vielen Schülern und dem gezielten Publikum. Ganz schön arrogant so etwas abzusagen, obwohl man eigentlich die Zeit dazu hätte. Abgesehen davon sollt ihr das ja auch nicht umsonst machen, ihr werdet dafür bezahlt, aber scheinbar kann sich der Herr ja vor lauter Auftritten kaum noch retten!“ Mimi war wütend und hatte keine Lust mehr mit Matt zu diskutieren. Diese Männer-WG nervte sie. Kisho nervte, Matt nervte und die anderen Beiden wollte sie erst gar nicht sehen. Die nervten sie jetzt einfach schon aus Prinzip. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ wütend das Zimmer von Matt. „Mimi, warte.“, rief der Blonde ihr hinterher und hielt sie am Handgelenk fest, ehe sie die Wohnungstür passierte. „Sorry, das ich dich gerade so angepampt habe... Es ist nett, dass du dich wegen einem Auftritt bemühst, aber darauf habe ich wirklich keine Lust mehr.“, entschuldige er sich, doch Mimi war wenig überzeugt. „Auftritt?“, fragte auf einmal eine dritte Stimme aus dem Flur nach, Tako stand gerade an seiner Türe und hatte wohl etwas vom Gespräch mitbekommen. „Eigentlich wollte ich euch für unseren Herbstball als Band buchen, aber Matt ist dagegen.“, erklärte Mimi kurzerhand. „Was? Warum das denn?“, fragte der Keyboarder beim Frontsänger irritiert nach. „Was wollen wir denn auf einem kitschigen Schulball?“, stellte dieser genervt die Gegenfrage. „Matt, wir sind schon auf hunderten Schulfesten und Schulbällen aufgetreten. Wo ist jetzt dein Problem?“, fragte Tako ernst gerichtet nach. „Ich finde wir sollten uns hier ein anderes Image aneignen.“, erwiderte Matt und schien seine eigene Aussage nicht wirklich zu glauben. „Das ist doch Unsinn! Wir können uns doch über jeden Auftritt freuen, erst recht wenn Geld dabei herausspringt. Wir brauchen Geld zum leben, weißt du?“ Tako wand sich an Mimi und lächelte sie freundlich an. „Du kannst zusagen.“ „Kann sie nicht!“, erwiderte Matt streng. Mimi fühlte sich ausgesprochen unwohl. Einen Bandstreit wollte sie jetzt wirklich nicht verursachen und es tat ihr gerade leid mit dem Thema angefangen zu haben. „Bist du doof oder so? Schüler sind doch die perfekte Zielgruppe, sie alle haben Smartphones und einen Internetaccount und eh man sich versieht, haben sie unseren Auftritt gefilmt und bei Facebook hochgeladen. Das ist voll die gute Werbung für uns.“ Tako konnte es nicht fassen, wie stur sich Matt anstellte. „Voll die gute Werbung? Das ich nicht lache.“ „Außerdem können wir so vielleicht ein paar Fans gewinnen, weißt du die sind wichtig, wenn man seine CD´s verkaufen will.“ Matt fühlte sich gerade angegriffen, wollte Tako ihm gerade erklären wie das Musikbusiness lief? Das wusste er schließlich selber. „Meine Güte, dann machen wir es eben. Zufrieden?“, lenkte Matt ein und sah erst zu Tako und dann zu Mimi, die immer noch schuldbewusst zu Matt sah, der jedoch den Blick schnell wieder abwand und in sein Zimmer zurück ging. „Ich wollte keinen Streit verursachen.“, murmelte die Brünette entschuldigend. „Ach Mimi, du kennst ihn doch. Seit mit Sora Schluss ist, ist er wirklich unausstehlich. Aber der wird schon wieder der Alte, spätestens wenn er wieder das macht, was er am besten kann.“ Tako lächelte sie an und holte dann sein Handy hervor. „Wann genau soll der Auftritt sein?“ Mimi gab ihm alle Fakten. Tag, Uhrzeit, Gage, Adresse. Tako freute sich über den Auftritt und war sich sicher, dass die restlichen Jungs der Band das auch so sahen. Mimi entschuldigte sich nochmal für die Unannehmlichkeiten und verließ die Männer-WG. Mimi zog immer wieder ihr Handy hervor und wusste nicht so recht, ob sie Matt nochmal anrufen sollte oder nicht. Es war wirklich ganz schön blöd gelaufen und sie überlegte schon selbst am Ballabend einfach zu Hause zu bleiben. Doch sie war auch verunsichert, warum hatte Tai ihr nichts von der Trennung gesagt oder Sora selbst? Sicher war sie jetzt am Boden zerstört und auch wenn Mimi am anderen Ende der Welt war, sie wollte trotzdem für Sora da sein. Aber scheinbar war es wohl nicht so wichtig, dass man es ihr mitteilte. Augenblicklich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Brust, diesen beissenden Schmerz, der sich immer wieder bemerkbar machte, wenn sie darüber nachdachte, was all ihre Freunde in Japan so trieben. Wenn sie daran dachte, dass sie sich alle gemeinsam trafen, aber sie nie dabei sein konnte. Wenn all ihre Freunde neue Abenteuer erlebten, aber sie nicht dabei war um an diese Erlebnisse zu teilen, wenn sie sich jährlich am 01.08 trafen und über lauter lustigen Abenden erzählten, an denen sie nicht hatte teilhaben können. Witze und Insider die sie nicht verstand, weil sie nichts davon mitbekam. Ja, dieser brennende Schmerz der ihr längst signalisierte, dass sie eigentlich nicht mehr dazu gehörte, nicht wirklich. Auch wenn es ihr niemals jemand wirklich ins Gesicht sagen würde. Das Schlimmste an der Entfernung war nicht, dass man sich nicht oft genug sehen konnte, das Schlimmste war die Angst vergessen zu werden und selber zu merken, dass die Freundschaft nichts als eine Erinnerung aus der Vergangenheit war. Tränen brannten in ihre Augen, die sie schnell wegblinzeln wollte. Irgendwie musste sie auch Nick noch überzeugen, dass sie hier in Amerika einen neuen Freund hatte und mega glücklich war. Wie gut, dass bei Matt das Glück derzeit aus allen Poren glänzte. Sie hatte heute eigentlich mit ihm darüber reden wollen, aber das hätte einfach nicht gepasst und jetzt wusste sie noch weniger, was sie machen sollte, als vorher. Aber eines wusste sie ganz sicher, wenn sie Nick nicht überzeugen konnte, würde es mit ihm nur noch schlimmer werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)