Tales of the real Ghostbusters von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 34: Time for gold ------------------------- Prüfend betrachtet sich Benjamin Sugarman noch einmal in dem kleinen Spiegel im Hinterzimmer seines Geschäfts. Akribisch zupft er seine Krawatte zurecht und streicht seinen Anzug glatt. Mit einem zufriedenen Lächeln nickt er seinem gläsernen Zwilling zu und wendet sich dann um. Durch einen weinroten, mit goldenem Rand verzierten Vorhang betritt er den Ausstellungsraum des Juweliergeschäfts. Ein Blick auf seine Armbanduhr verrät ihm, dass er noch ein paar Minuten übrighat, bevor er den Laden öffnen kann, also noch genug Zeit die Auslage zu kontrollieren. Immerhin soll alles perfekt sein, wenn die Schönen und Reichen Manhattans herkommen und seine prunkvolle Ware begutachten und im besten Fall auch kaufen. Langsam und gewissenhaft schlendert Benjamin an dem guten Dutzend mannshoher Vitrinen entlang, wischt hier und da ein Staubkorn weg, justiert einen der Punktstrahler nach und rückt die kostbaren Schmuckstücke ins beste Licht. Schließlich wendet er sich einer Auslage mit hochwertigen Luxusuhren zu. Mit spitzen Fingern öffnet er das Glas und nimmt eine von ihnen heraus, um sie etwas nachzustellen. So unbewegt auf weichen Samt gebettet, kann es schon mal vorkommen, dass auch so eine Uhr ihrer Zeit etwas hinterher hängt, aber das macht überhaupt nichts. Ein schneller Handgriff und alles ist wieder perfekt. Vorsichtig legt Sugarman den goldenen Zeitmesser wieder an seinen Platz und betrachtet die anderen. Verwundert stellt er fest, dass die Uhr daneben ebenfalls nicht die korrekte Zeit anzeigt, sogar erheblich ungenauer ist, als ihr Nachbar. Leicht verwundert legt der Juwelier die Stirn in Falten und nimmt sie heraus. Ein kurzer Griff und auch hier ist wieder alles in Ordnung. Er hält das Ganze schlichtweg für einen unschönen Zufall, immerhin nimmt er nicht jede Uhr jeden Tag zur Hand, da kann so was schon mal vorkommen, auch wenn es ungewöhnlich ist. Allerdings saugt er beim Anblick der dritten Uhr leicht zornig die Luft ein. Auch sie geht völlig falsch und ein schneller Blick in den Rest der Vitrine zeigt ihm, dass das keine Ausnahme und auch kein Zufall mehr ist, denn alle Uhren scheinen davon betroffen zu sein. „Was um Himmels willen ist denn hier los?“, fragt der den verlassenen Laden halblaut. So etwas hat er noch nicht erlebt. Kopfschüttelnd wirft er einen Blick in die anderen Uhrenauslagen und überall bietet sich ihm dasselbe Bild. Manche Uhren gehen vor, andere nach und mache sind sogar ganz stehengeblieben. Ungläubig reibt sich der Mann die Augen und sieht sich noch einmal um, doch das Bild bleibt dasselbe. Plötzlich ertönt jedoch ein merkwürdiges Geräusch, das fast wie ein düsteres Lachen klingt. Erschrocken zuckt Benjamin zusammen und wirbelt herum. Außer ihm dürfte niemand hier sein. Und genauso ist es auch. Keine Menschenseele ist hier und dennoch kommt sich Sugarman auf einmal beobachtet vor. „Hallo? Ist da jemand?“, fragt er verunsichert. Eine Antwort bekommt er nicht, stattdessen beginnt das Licht zu flackern. Kurz darauf springt ruckartig die Kasse auf. Münzen und Geldscheine verteilen sich überall auf dem Boden, ehe der Einzug mit einem lauten Knall wieder zuschlägt. Panisch sieht sich Benjamin um. Hastig atmet er ein und aus, ist der Ohnmacht nahe. Als er denkt, es könnte nicht mehr verrückter werden, beginnen sich die Zeiger aller Uhren schlagartig wie von Sinnen zu drehen, als könnten sie damit jeden Moment abheben. Die Datumsanzeige mancher Uhren flitzt nur so dahin, als würde man in einer Zeitmaschine sitzen und die Instrumente beobachten. „Oh mein Gott, bitte nicht…!“, kommt es atemlos von dem Juwelier und er sinkt kraftlos auf die Knie, presst die Augen zusammen und hält sich die Ohren zu. „Das ist alles nicht wahr! Das ist alles nicht wahr…!“, bringt er erstickt hervor und zittert am ganzen Körper. Auf einmal ist es jedoch totenstill. Das Licht strahlt wieder beständig und auch alle Uhren scheinen wieder die richtige Zeit gefunden zu haben. Vorsichtig blickt sich Sugarman um, doch alles wirkt wieder vollkommen normal. Von Unwirklichkeit eingenommen erhebt er sich langsam wieder und läuft prüfend durch das Geschäft. Doch bis auf das am Boden verstreute Geld ist nichts Ungewöhnliches mehr auszumachen. Eine gewisse Erleichterung macht sich in ihm breit, allerdings hält sie nicht lange. Was, wenn das Ganze wieder passiert und gerade Kunden hier sind? Das kann er unmöglich verantworten, dass würde ihn ruinieren! Geschwind huscht er ins Hinterzimmer und holt Papier, Stift und Klebeband. Hastig verfasst er eine kurze Notiz für seine Kunden und bringt sie an der Eingangstür an. Heute kann er definitiv niemanden empfangen, solange er nicht sicher sein kann, dass dieser Spuk wirklich ein Ende hat. Ein tiefes Seufzen verlässt seine Kehle und Benjamin geht langsam auf die Knie, um das verstreute Geld wieder einzusammeln. Als er damit fertig ist, geht er durch den Vorhang ins Hinterzimmer. Ein Kaffee wäre jetzt auf jeden Fall eine gute Idee, obwohl er sonst nie mehr als einen am Tag trinkt und schon gar nicht bei der Arbeit, weil er davon seltsamerweise immer schläfrig wird. Doch er braucht jetzt einfach Etwas, das ihn beruhigt. Auf dem Weg in die kleine Küchennische wirft Sugarman einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Es scheint Tage her zu sein, seit er sich vorhin betrachtet hat und all seine Mühe ist mittlerweile auch dahin. Sein ordentlich nach hinten gekämmtes Haar steht ihm wirr vom Kopf ab, als wäre er nach einer durchzechten Nacht gerade erst aus dem Bett gefallen. Wirklich ein Unding, wo er doch seit seiner Teenagerzeit keinen Alkohol mehr angerührt hat, nachdem er völlig betrunken beinahe überfahren worden wäre. Sein heute Morgen noch frisch gebügelter Anzug wirft inzwischen unschöne Falten und sitzt überall, nur nicht dort, wo er es eigentlich sollte. Zum wiederholten Male gibt der Juwelier ein schweres Seufzen von sich, wendet dann schnell den Blick ab und widmet sich der kleinen Kaffeemaschine, die er sonst dazu benutzt seinen Gästen etwas Gutes zu tun. Blubbernd und dampfend ergießt sich das schwarze Getränk in die Tasse. Der herrlich kräftige Duft schwebt durch den Raum und lässt Benjamin fast vergessen, dass er hier nicht zu Hause ist. Ein dezentes Piepsen ertönt, als die Tasse voll ist und beinahe hastig zieht Sugarman sie aus der Maschine. Dabei schwappt ein großer Schluck heraus und landet klatschend auf dem Boden. Doch das kümmert den Mann nicht, erst recht nicht, weil die ganze Tasse nur einen Augenblick später scheppernd zu Boden fällt und dort in tausend Teile zerspringt. Der heiße Kaffee spritzt in alle Richtungen und befleckt die blütenweiße Wand, wie das primitive Kunstwerk eines unartigen Kindes. Doch auch das kümmert den Juwelier nicht, denn er ist gefangen in seiner Schockstarre, ausgelöst durch sein umherfliegendes Werkzeug in der Goldschmiede neben sich. Zangen, Feilen, feine Bohrer und Pinzetten, Döschen mit Edelsteinen und Diamanten, Gussformen, Gold- und Silberblöcke, alles fliegt durch die Luft, als sei es von einem unsichtbaren Wind erfasst worden. „Das – das kann einfach nicht wahr sein…“, stottert der Mann hilflos und sinkt wieder auf die Knie. Augenblicke später fallen all die Sachen wieder klirrend zu Boden und es kehrt Ruhe ein. „So kann das auf gar keinen Fall weitergehen…!“, harscht sich Sugarman selbst an. Mit wachsamem Blick steigt er über den verschütteten Kaffee hinweg und bahnt sich seinen Weg zum Telefon. Erfüllt von einer gewissen Begeisterung, gemischt mit einem Funken Neid, legt Janine den Hörer wieder auf. Dieser Auftrag lässt sich doch wirklich mal sehen und wird sicher auch ein hübsches Sümmchen in die stets strapazierte Kasse der Ghostbusters spülen. Und wer weiß, vielleicht bekommen die Jungs ja auch so etwas wie Rabatt bei Cartier? So zu sagen als kleines Dankeschön für die Rettung der teuren Schmuckstücke. Nicht auszudenken, was sich der Rothaarigen damit für Möglichkeiten eröffnen würden! Bevor sie sich jedoch völlig in ihren unerfüllten Wünschen verliert, fällt ihr wieder ein, dass die Jungs ja noch gar nichts von ihrem Glück wissen. Als wäre sie bei etwas Verbotenem erwischt worden, zuckt Janine zusammen und betätigt dann die Einsatzglocke, die ihr schrilles Kreischen durch die stille Feuerwache jagt, wie ein Bluthund einen aufgescheuchten Fuchs. Über ihr setzt ein überraschtes Poltern ein und einige Minuten später stehen die vier mehr oder weniger einsatzbereit vor ihr. Mit einer fließenden Handbewegung reicht die Rothaarige den Zettel mit der Adresse an Ray weiter und fixiert dann Venkman ganz genau. Allerdings mit einem Blick, den dieser das letzte Mal bei ihrem Einstellungsgespräch zu sehen bekam. Dementsprechend ist der Brünette darüber auch ziemlich verwundert. „Vielleicht denkst du ja diesmal an mich, wenn du die Rechnung schreibst, Peter!“, kommt es zuckersüß von ihr. Der selbsternannte Chef legt fragend die Stirn in Falten. „Aber ich denke doch immer an dich, Janine. Wie könnte ich auch nicht?“, erwidert er leicht überfordert und folgt dann den anderen zu Ecto-1. „Sagt mal, Leute, kann mir zufällig einer erklären, was Janine gerade von mir wollte?“, fragt Venkman verwirrt, nachdem der Wagen die Hauptstraße erreicht hat. „Na, sie meinte, du sollst beim Rechnung schreiben an sie denken.“, kommt es nichtssagend von Raymond, während er den Blinker setzt und dann abbiegt. „Das habe ich auch gehört, doch was soll das heißen?“, erwidert der Brünette nun leicht angesäuert. Winston wirft einen Blick auf die Adresse und grinst dann. „Ich schätze, sie will, dass du ihr einen Ring an den Finger steckst!“, witzelt der Schwarzhaarige. Bei dieser Aussage entgleiten nicht nur Peter alle Gesichtszüge, sondern auch Egon und beide strafen den Bauarbeiter mit einem ernsten Blick. „So eine Aussage verbitte ich dir eindringlich, Winston!“, entgegnet der Tüftler erstaunlich verstimmt und mit einem deutlichen Rotschimmer auf den Wangen. „Das war doch nur ein Scherz, Egon. Also reg dich nicht so auf, ja?“, versucht Winston ihn wieder zu beruhigen und reicht dann den Zettel nach hinten. „Sieh dir einfach die Adresse an, dann wirst du es schon verstehen.“, legt er nach. Mit einem mahnenden Blick studiert der Blonde den Zettel zusammen mit Peter, doch er wird nicht wirklich schlau daraus. Bei Venkman fällt jedoch der Groschen. „5th Avenue? Das ist doch diese Luxuseinkaufsstraße! – Heilige Scheiße, Cartier! Janine muss völlig verrückt geworden sein. Wenn sich da nicht eine ganze Fußballmannschaft an Geistern rumtreibt, können wir uns ihre Fantasien aber keinesfalls leisten!“, platzt es aus dem Brünetten heraus, was Winston und Ray nur wieder zum Lachen bringt. Egon ist zur Abwechslung aber nun derjenige, der jetzt kein Wort versteht. „Was ist denn bitte Cartier?“, fragt er daher. Peter gibt ein Schnauben von sich und verschränkt die Arme vor der Brust. „Das ist der wohl teuerste und beste Juwelier in ganz New York. So was können sich nur die Stars leisten…“, erläutert sein Sitznachbar verstimmt. „Oh…“, ist alles, was der Tüftler darauf erwidern kann, doch abermals huscht ein Rotschimmer über seine Wangen hinweg. Dann senkt er schweigend den Kopf und betrachtet sein PKE-Gerät, als wäre es das Spannendste, was er je im Leben gesehen hat. Eine halbe Stunde später biegt Ecto-1 in die 5th Avenue ein und Ray schaltet die Sirene und das Blaulicht aus. Hier herrscht bedeutend weniger Verkehr, als im Rest der Stadt, was einerseits daran liegt, dass sich hier ein Luxusgeschäft an das andere reiht und sich nur wenige Leute so etwas leisten können, und zum anderen, weil ein Großteil der Läden noch gar nicht geöffnet hat. Die gutbetuchten Leute, die jetzt schon durch die Straße schlendern, werfen dem auffälligen Wagen abfällige Blicke zu. Wahrscheinlich fragen sie sich, was diese heruntergekommenen und aufmüpfigen Möchtegernwissenschaftler hier zu suchen haben oder, ob sie sich schlichtweg verfahren haben. Egal, was es auch sein mag, die Geisterjäger fühlen sich mit jedem Meter mehr fehl am Platz und hoffen, dass dieser Auftrag etwas wirklich Großes ist, damit sich dieser Aufwand auch lohnt. Wie bedeutend er wirklich ist, ja sogar ihr aller Leben völlig auf den Kopf stellt, werden sie aber erst später erfahren… Unter den wachsamen Augen der neureichen Oberschicht steigen den Jungs aus dem Auto und wenden sich Cartier zu. Ein Schild an der Eingangstür erklärt, dass der Laden heute geschlossen bleibt, was in den Augen der vier ein ganz guter Gedanke ist. Ihr Auftraggeber scheint sich also der möglichen Gefahr bewusst zu sein. Dennoch lässt es sich Peter nicht nehmen und wirft einen Blick durch eines der großen Schaufenster. Dahinter stehen gut sichtbar einige Vitrinen, angefüllt mit den teuersten und edelsten Schmuckstücken, die man sich nur vorstellen kann. Sehr dezente, kleine Kärtchen neben den Stücken legen ihren Preis fest. Beim Anblick so vieler Nullen wird dem Brünetten regelrecht schlecht und er kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand so viel Geld für so ein paar winziger Ohrringe oder dergleichen ausgeben kann. Andere Leute könnten sich mit so einer Summe zur Ruhe setzen… „Oh Mann, seht euch nur diese Preise an! – Das zieht einem glatt die Hosen aus…“, stöhnt Venkman abfällig. „Du hast doch gar keine Hosen an, Peter.“, erinnert ihn der Tüftler. Der Angesprochene wendet sich zu ihm um und lächelt ihn frech an. „Ach Egon, wie könnte ich in deiner Gegenwart auch Hosen anhaben?“, kommt es keck von dem selbsternannten Chef. Der Blonde rümpft nur die Nase, da er diese Anspielung durchaus verstanden hat. „Nun guck doch nicht gleich wieder so! Das ist doch bloß eine Redewendung und nicht wörtlich gemeint, du Genie.“ „Heißt es nicht aber, dass es einem die Schuhe auszieht?“, mischt sich nun Ray ein. „Schon möglich. Aber ich finde Hosen halt wirkungsvoller.“, hält Peter dagegen. „Habt ihr es jetzt bald? Ich fühle mich auch schon ohne eure Hosen genug auf dem Präsentierteller. Außerdem müssen wir jetzt an die Arbeit.“, unterbricht Winston das Ganze und deutet dann auf die Eingangstür, die sich in diesem Moment zaghaft öffnet. Ein sichtlich mitgenommener Mann streckt vorsichtig den Kopf nach draußen. „Sie sind doch sicher die Geisterjäger? Bitte kommen Sie schnell rein und helfen Sie mir!“, fordert sie der Juwelier auf und verschwindet auch schon wieder nach drinnen. Geschwind folgen ihm die Jungs und sehen sich in dem Geschäft um. Es ist kaum zu übersehen, dass hier etwas gewütet hat. Geldscheine und Münzen liegen auf dem Boden verstreut. Weiter hinten finden sich verschiedene Werkzeuge. Ein Vorhang, der den Verkaufsbereich und die Werkstatt voneinander trennt, ist halb heruntergerissen, die Wand mit Kaffee bespritzt. Die Türen einiger Vitrinen stehen offen und Schmuck und Uhren liegen darin kreuz und quer verstreut, als hätte man sie einfach nur hineingeworfen. Wäre der Juwelier nicht der festen Überzeugung von etwas heimgesucht zu werden, könnte man meinen er sei überfallen worden. „Es passiert bestimmt gleich wieder…“, ertönt auf einmal die nervöse Stimme des Besitzers und er blickt sich hektisch um. Verwundert sehen ihn die Geisterjäger an. „Was wird gleich wieder passieren?“, fragt Raymond sichtlich aufgeregt. Verängstigt sieht Benjamin ihn an. „Das dieses Etwas hier wieder wütet! Seit es heute Morgen angefangen hat, passierte es schon vier Mal. Ich komme mit dem Aufräumen gar nicht mehr nach und es wird jedes Mal schlimmer, habe ich das Gefühl…“, erläutert Sugarman, während ihm der Schweiß auf der Stirn ausbricht. „Haben Sie das Etwas denn gesehen?“, will Winston nun wissen. „Nein, ich habe lediglich ein Geräusch gehört, das ein Lachen gewesen sein könnte…“ Betrübt lässt der Juwelier die Schultern hängen. Nachdenklich sehen sich Ray und Egon an. „Es scheint ein periodisches Phänomen zu sein.“, meint der Mechaniker. „Dem scheint mir auch so. Zudem scheint es auch nicht in der Lage zu sein sich zu manifestieren.“, stimmt der Blonde zu. „Wissen Sie denn, was es sein könnte?“, fragt Benjamin vorsichtig, obwohl er es gar nicht so genau wissen will. „Ich fürchte, es könnte ein Poltergeist sein.“, entgegnet der Rothaarige. „Du meinst, so wie in dem Film?“, fragt Peter. „Ja, so ungefähr…“, bestätigt Raymond, doch Egon fällt ihm ins Wort. „Nein, Peter, nicht wie in dem Film. Poltergeister sind vergleichbar mit kleinen Kindern. Sie spielen gern Streiche und erschrecken die Person, die sie sich ausgesucht haben. Im Gegensatz zu anderen Geistern, sind Poltergeister personengebunden und damit ortsunabhängig. Zudem verletzten sie für gewöhnlich keine Menschen. Sie ziehen sie auch nicht in andere Dimensionen oder gar die Geisterwelt. Das sind alles nur Hollywooderfindungen.“ „Und ich dachte, du hast gepennt, als wir den Film gesehen haben.“, grinst Venkman. „Durchaus nicht, obwohl das Ganze an so vielen Stellen dermaßen unglaubwürdig war, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn ich es getan hätte.“, entgegnet der Tüftler. „Aber, wenn solche Filme immer wissenschaftlich korrekt wären, dann wären sie doch sicher ziemlich langweilig.“, wirft Winston ein. „Das mag sein. Aber die Schreiber haben ja auch keine Ahnung von solchen Wesen und denken sich halt etwas aus, damit die Leute Angst bekommen. Sie wissen es ja auch nicht besser.“, argumentiert Ray weiter. Etwas irritiert verfolgt Sugarman die Unterhaltung der Ghostbusters, obwohl er dabei immer mehr das Gefühl bekommt, dass die Jungs sich vom eigentlichen Thema entfernen. Doch die Zeit drängt jedoch und er will das Ganze nicht wieder erleben müssen. „Meine Herren, sehen Sie denn eine Möglichkeit mich von diesem – diesem Poltergeist zu befreien?“, fragt er daher. Schlagartig beenden die Jungs ihre Diskussion und konzentrieren sich wieder auf den verängstigten Mann. „Könnte schwierig werden etwas einzufangen, was man nicht sehen kann, meinen Sie nicht auch?“, hakt Venkman nach. Benjamin sieht sich schon im Stich gelassen, da meldet sich der Mechaniker wieder zu Wort. „Das ist allerdings ein Problem, aber vielleicht auch nicht. Egon und ich tüfteln schon eine Weile an einem Gerät, das es ermöglichen soll, solche Wesen zumindest für uns sichtbar zu machen. Und ich denke, es jetzt an der Zeit ist, es einmal auszuprobieren.“, mit einer gewissen Vorfreude sieht er zu dem Blonden hinüber, der ihm zunickt. „Ich denke, einen besseren Augenblick werden wir so schnell wohl nicht bekommen.“ Nun fällt Peter und Winston auch die kleine Tasche auf, die Raymond sich um die Schulter gehängt hat. Schnell zieht er den Reißverschluss auf und bringt eine Art Brille zum Vorschein. Allerdings wirkt sie nicht, als könnte man sie zum Lesen verwenden. Sie erinnert eher an das klobige Gestell, das einem der Optiker auf die Nase setzt, um die Stärke der Gläser zu bestimmen oder an die Brille eines völlig verrückten Wissenschaftlers. Mit Hilfe eines dicken Gummibandes schnallt sich der Rothaarige die Ecto-Brille um. Er sieht damit jedoch einfach nur unglaublich albern aus, sodass sich Venkman und Zeddmore wirklich zusammenreißen müssen, um nicht laut loszulachen. Egon hingegen ist völlig ernst und hilft seinem Kollegen dabei, eine geeignete Einstellung zu finden. Vollkommen perplex steht Sugarman hinter seinem kleinen Schreibtisch und betrachtet das Ganze verständnislos. Er weiß beim besten Willen nicht, was er davon halten soll. Und, wenn er sich so die seltsamen Maschinen betrachtet, die die vier Männer auf dem Rücken herumtragen, überkommt ihn ein eiskalter Schauer. Bisher hat er die Ghostbusters zwar noch nicht im Einsatz gesehen, doch was er so gehört hat, beunruhigt ihn durchaus. Zwingend beginnt er sich die Frage zu stellen, ob es eine gute Idee war sie herzubestellen, oder ob es nicht weniger zerstörerisch gewesen wäre diesen Geist einfach zu akzeptieren und zu hoffen, dass er irgendwann von selbst wieder verschwindet. „Wie sieht es jetzt aus, Raymond?“, fragt Egon. Der Jüngste wirft einen Blick durch das Geschäft und zuckt dann auf einmal heftig zusammen, sodass er fast hinfällt. „Oh Himmel!“, gibt er leicht erstickt von sich und rappelt sich wieder auf. „Was hast du?“, will Winston nun wissen. Begeistert schiebt sich Ray die Brille auf die Stirn. „Es funktioniert! Es funktioniert tatsächlich!“, platzt es aus ihm heraus. „Ach ja? Hast du etwa diesen Poltergeist gesehen?“, hakt der Brünett nach. „Und ob! Dort drüben.“ Raymond deutet mit dem Finger in die Goldschmiede, wo im selben Moment eine Zange zu schweben beginnt und dann in hohem Bogen in den Verkaufsbereich fliegt. Polternd landet sie auf dem Boden und rutscht fast bis zur Eingangstür. Ein leises, aber freches Lachen ist zu hören und dann bewegt sich das nächste Werkzeug. „Faszinierend.“, kommentiert der Blonde das Ganze und zieht sein PKE-Gerät hervor. „Wie sieht das Ding denn aus?“, würde der Bauarbeiter nun gern wissen. „Sieh selbst.“, erwidert sein Freund und zieht drei weitere Brillen aus seiner Tasche hervor. Ein paar kurze Justierungen später, können sie alle den Poltergeist sehen. Dieser weiß von seinem Glück noch nichts und verteilt derweilen gut gelaunt bunte Edelsteine auf dem Boden. Funkelnd reflektieren sie das Licht von der Decke in allen Farben. „Der sieht ja fast aus wie Casper der Geist.“, kommt es stirnrunzelnd von Peter. „Stimmt, doch deswegen sollten wir ihn nicht unterschätzen.“, wirft Raymond ein. Während der Poltergeist weiterhin Diamanten und Edelsteine in allen Farben, Formen und Größen in der Goldschmiede verteilt, greifen die Jungs zu ihren Waffen. Vorsichtig sammeln sie sich in dem schmalen Durchgang und nehmen ihn ins Visier. Summend warten die Protonenkanonen auf ihren Einsatz. „Ok Männer, zielen und Feuer!“, weist Peter seine Truppe an. In diesem Moment bemerkt der Poltergeist das etwas nicht stimmt. Überrascht lässt er den kleinen Goldbarren fallen, den er gerade in den Händen hält und schafft es in letzter Sekunde aus der Schussbahn zu kommen. Stattdessen erblüht eine sengende, schwarze Blume auf der hinteren Wand der Werkstatt. Heftig zuckt Sugarman zusammen und lässt sich kraftlos auf seinen Stuhl fallen. Er mag sich gar nicht die Ausmaße vorstellen, die der Schaden dieser Männer annehmen könnte, ehe sie den Geist erwischen – wenn sie ihn erwischen… Ungeachtet dessen versuchen die Jungs den Poltergeist wiederzufinden. Dieser schwebt unschlüssig um die Deckenlampe herum und schimpft dabei etwas Unverständliches vor sich hin, gleich einem trotzigen Kind. Schmollend blickt er sich mit verschränkten Armen um und sucht nach etwas Neuem, das er anstellen kann. „Na schön, gleich noch mal. Aber diesmal nacheinander.“, legt Venkman fest. „In Ordnung. Aber wir müssen aufpassen, dass er uns nicht nach draußen entwischt und sich einen neuen Platz zum Spuken sucht.“, erinnert der Mechaniker. Kurz darauf zucken wieder die hochenergetischen Protonen durch den kleinen Raum. Dennoch gelingt es den Männern nicht, den Poltergeist zu treffen, ohne wohlmöglich die Strahlen zu kreuzen und damit eine verheerende Explosion auszulösen. Der Poltergeist findet das Ganze inzwischen auch nicht mehr so lustig. Daher greift er sich eine Feile und wirft sie nach den Störenfrieden. Schmerzhaft trifft sie Winston am Schienbein. Keuchend zuckt dieser zusammen und weicht zurück. „Egon, hast du nicht gesagt, er würde keine Menschen verletzten?“, fragt er den Tüftler etwas ungehalten und reibt sich die pochende Stelle. „Durchaus. Solange man ihn nicht ärgert, ist er harmlos.“, erwidert der Blonde unbescholten. „Hätte ich mir ja auch denken können…“, grummelt der Schwarzhaarige und richtet sich wieder auf. Dieser kurze Zwischenfall gibt den Poltergeist jedoch die Chance in den Verkaufsbereich zu flüchten. Mit einem fiesen Lachen lässt er die Kasse aufspringen und ein Schwall Geldscheine segelt durch die Luft. Angriffsbereit richten die Jungs erneut ihre Strahler auf die Anomalie, doch sie können nicht schießen. Der Poltergeist schwebt direkt über der Kasse und diese steht neben Sugarman auf dem Schreibtisch! „Verdammt!“, schimpft Peter in sich hinein. Allerdings ist sich der Poltergeist nicht im Klaren darüber, dass er im Moment nicht in Gefahr ist und so nutzt er die kurze Feuerpause und schwebt auf die Eingangstür zu. „Er versucht abzuhauen!“, kommt es hektisch von Ray. Erschrocken wenden alle den Blick zur Tür und schwupp, ist der Geist auch schon durch das Glas und nach draußen. „Na herrlich…“, kommentiert Winston diese Tatsache und verdreht seufzend die Augen. Eilig stürmen die vier nach draußen und lassen Benjamin allein zurück. Diesen überkommt eine gewisse Erleichterung, hat sein Geschäft doch nicht allzu viel Schaden abbekommen. Auf der Straße sind die Ghostbusters derweilen damit beschäftigt den Poltergeist wieder zu finden. Inzwischen ist das Treiben auf der Luxusmeile auch schon bedeutend reger geworden, was das Ganze noch zusätzlich erschwert. Aufgebracht, wütend und verängstigt betrachten die Reichen und Schönen Manhattans die vier Verrückten, die mit futuristischen Schusswaffen und merkwürdigen Brillen durch die Gegend hasten und auf irgendetwas schießen, das nicht sichtbar ist. Hupend und mit quietschenden Reifen kommentieren die Autofahrer das völlig hirnlose Verhalten der Männer, die blindlinks auf die Fahrbahn hechten. Wild zucken die grellen Strahlen ihrer Waffen durch die Luft, versengen Hauswände, schmelzen Asphalt, lassen Glas splittern und holen sogar eine Ampel von ihrer Halterung. Mit einem krachenden Splittern landet das gelblackierte Blinklicht auf der Straße und versprüht Funken aus seinem zerfetzten Kabel. Aufgebracht fangen die Passanten an die Jungs zu beschimpfen und bringen sich damit nur selbst in Gefahr. Doch das ist ihnen natürlich nicht bewusst und auch die vier sind so in ihre Hetzjagd vertieft, dass sie die Leute um sich herum gar nicht wahrnehmen. Es gleicht einem wahren Wunder, das niemand verletzt wird. „Argh! Das gibt es doch gar nicht! Wenn wir das Biest nicht bald erwischen, ist es zu weit weg für die Strahler!“, erzürnt sich der selbsternannte Chef. Und damit hat er nicht ganz unrecht. Der Poltergeist versucht Abstand zwischen sich und diese wildgewordenen Menschen zu bringen, die ihm so unschön ans Ektoplasma wollen. Hektisch blickt er sich um, wo er sich verstecken könnte. Dann plötzlich biegt ein großer LKW in die Einkaufsstraße ein und der Fahrer tritt überrascht auf die Bremse, als er die Schusswaffen der vier Männer erblickt. Dabei rutscht allerdings der massige Anhänger seines Fahrzeugs zur Seite und schlägt krachend gegen eine Laterne, die sich daraufhin gefährlich zur Seite neigt. Durch diesen Unfall schreckt der Poltergeist überrascht zusammen, sieht er sich inzwischen doch von allen Seiten mehr als bedroht. Diesen kleinen Moment der Unachtsamkeit reicht den Geisterjägern, um ihn endlich unter Beschuss zu nehmen. „Endlich! Haltet ihn bloß gut fest!“, harscht Peter und fummelt eine Falle hervor. Seine drei Kollegen geben sich alle Mühe, seinem Befehl Folge zu leisten, doch es ist nicht so einfach, wenn man hinterrücks von den Passanten beschimpft oder sogar mit Müll beworfen wird. Und es werden immer mehr Leute, die immer ungehaltener sind. Tapfer halten die Helden dem allem stand, bis die Falle schlitternd über den Boden rutscht und unter dem Poltergeist zum Stehen kommt. „Zeit zum Schlafen, Freundchen!“, höhnt der Brünette und tritt auf den Auslöser. Für einen Moment zucken die umstehenden Leute zusammen und schirmen ihre Augen vor dem grellen Licht ab, das aus dem kleinen Kasten strömt. Der Poltergeist mag zwar unsichtbar sein, doch als sein Körper in den Lichtkegel gesaugt wird, ist für einen kurzen Augenblick ein Schatten darin zu erkennen, der vielen Passanten klarmacht, dass diese Verrückten tatsächlich etwas eingefangen haben. Noch ehe die Verriegelung der Falle greift, beginnen sich die Leute eilig zu zerstreuen und sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Wer weiß schon, ob nicht noch mehr unsichtbare Bedrohungen durch die Luft fliegen? Mit einem erleichterten Seufzen hebt Ray die qualmende Falle vom Boden auf. „Puh, das war ein Abenteuer!“, gibt er von sich und kehrt zu den anderen zurück. „Ich schätze, das war es dann.“, seufzt Winston. Egon blickt auf sein PKE-Gerät und nickt zustimmend. „Ja, alles ist wieder im Normalbereich.“ „Dann kannst du Mister Sugarman ja die Rechnung bringen und wir können diesen Störenfried zu Hause in den Verbannungscontainer stecken.“, schlägt Raymond vor. Auf Peters Gesicht bildet sich ein zufriedenes Grinsen. „Eine gute Idee. Pack du doch schon mal die Ausrüstung zurück ins Auto. Ich muss noch ein Wörtchen mit Winston und Egon reden.“, erwidert Venkman und scheucht den Mechaniker davon. Dieser blickt ihm fragend an und als er keine Antwort bekommt, zuckt er nur mit den Schultern und geht zum Einsatzwagen zurück. Der Tüftler und der Bauarbeiter mustern den Brünetten ebenfalls fragend. Peter nimmt die beiden aber sogar noch ein Stück zur Seite und beugt sich dann fast schon verschwörerisch zu ihnen vor, nachdem er sich vergewissert hat, dass Ray sie nicht hören wird. „Was hat dich denn jetzt gebissen, Venkman?“, fragt Winston skeptisch. „Ich habe eine fantastische Idee und hoffe, ihr beiden seid mannsgenug, um mir dabei zu helfen, denn allein schaffe ich das nicht…“ Peter blickt seine beiden Kollegen so durchdringend und ernst an, dass es ihnen schon vorkommt, als würde dort ein völlig Fremder vor ihnen stehen. Unschlüssig sehen sich die zwei an, ehe sie den Worten des Brünetten lauschen und diese dennoch kaum glauben können… Auf der Fahrt nach Hause verhalten sich die drei äußerst schweigsam, sodass sich Ray ernsthaft fragt, was sie wohl besprochen und anschließend bei dem Juwelier gemacht haben, während er im Wagen warten sollte. Auf sein Nachfragen hin bekommt er jedoch keine Antwort, also gibt er es schließlich auf. Egon, Peter und Winston werden jedoch immer nervöser, je näher Ecto-1 sie der Feuerwache bringt. Keiner von ihnen ist sich sicher, ob Venkmans wahnwitziger Einfall nun gut oder schlecht ist. Doch ihnen bleibt nichts anderes übrig, als es einfach auszuprobieren und auf das Beste zu hoffen. Mit einem äußerst mulmigen Gefühl steigen die drei aus und Raymond ist immer noch ratlos. Bis zum Ende des Tages bekommt er auch nichts aus ihnen heraus. Doch der nächste Morgen wird ihnen allen etwas beschweren, von dem sie wohl schon lange geträumt, es doch nie auszusprechen gewagt haben… Das Frühstück ist gegessen, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt, als Peter seine beiden Kollegen noch einmal zu sich winkt. „Ok Leute, jetzt gibt es kein Zurück mehr! Kneifen ist nicht mehr, also ziehen wir es durch, bevor ich noch einen Herzinfarkt bekomme…“ Winston und Egon geht es nicht viel besser, dennoch nicken sie unsicher. Kurz darauf trifft Beverly ein und die drei zerstreuen sich. Peter schnappt sich seine Freundin und fährt mit ihr in den Park, um ein Picknick zu machen. Der Bauarbeiter sucht seinen Freund hingegen im Schlafsaal auf und der Tüftler begibt sich zu Janine an ihren Schreibtisch. Die frische Luft des Central Park klärt Peters Gedanken, trotzdem kann er seine Nervosität kaum verbergen. Dennoch versucht er sich cool zu geben, als er die Decke auf dem üppigen Grün ausbreitet und sich mit Beverley darauf niederlässt. „Das war wirklich eine herrliche Idee!“, seufzt sie, glücklich darüber endlich mal wieder ein bisschen Zeit mit ihrem Liebsten verbringen zu können. „Behalt diesen Gedanken im Hinterkopf, falls der Rest in die Hose geht…“, versucht er zu scherzen, doch es klingt keineswegs so, wie er es sonst ausdrücken würde. Das entgeht auch der Blondine nicht. „Stimmt etwas nicht? Du wirkst so nachdenklich…“ Besorgt sieht sie ihn an. Peter presst die Lippen fest aufeinander und ergreift dann ihre Hand. Überrascht stellt Bev fest, dass er zittert und das beunruhigt sie nur noch mehr. „Aber Peter, was ist denn los? Du zitterst ja!“ So hat sie ihren toughen Freund nun wirklich noch nicht erlebt. Mit großen, nahezu hilflosen Augen blickt er sie an. „Ist bestimmt kein Wunder. Was ich vorhabe, macht mir mehr Angst, als es irgendein Geist auf der Welt je könnte…“, presst der Brünette nicht ganz sicher hervor. „Peter, was…?“, setzt sie an, doch er bedeutet ihr zu schweigen. Überrascht macht sie den Mund wieder zu und macht sich auf das Schlimmste gefasst. Unweigerlich sammeln sich hinter ihren Augen heiße Tränen. Nur mit größter Mühe gelingt es ihr sie zurückzuhalten und sich anzuhören, was ihren Freund so verunsichert. Venkman schweigt einen schier endlos erscheinenden Moment. Er könnte sich selbst dafür ohrfeigen. Sein Leben lang hatte er immer eine große Klappe, was ihm auch oft Schwierigkeiten eingebracht hat, doch jetzt ist seine Kehle wie zugeschnürt und er muss sich jeden Atemzug mühsam erarbeiten. Angestrengt holt er ein paar Mal Luft und wird dennoch das Gefühl nicht los, gleich ohnmächtig zu werden. Dabei versteht er überhaupt nicht, warum er so nervös ist. Er war im Leben nie so sehr von etwas überzeug wie jetzt, also warum kann er es nicht einfach sagen und gut ist es? Vielleicht ist es ja die tiefsitzende Angst vor ihrer Antwort? Doch ganz egal, was es auch immer sein mag, er muss sich jetzt zusammenreißen, sonst verwirrt er sie noch mehr. Mit einem letzten, tiefen Atemzug greift er in die Tasche seiner Jacke. Wie ein Ertrinkender klammert er sich an die kleine Schatulle in seiner Hand. Beverly kann sie kaum sehen und dennoch wird ihr schlagartig klar, was der Brünette vorhat und ihr bleibt fast das Herz stehen. „Oh Gott, Peter…“, setzt sie an, den Tränen näher als je zuvor. „Nein, bitte warte noch!“, fordert er sie auf und öffnet langsam erst seine Hand und dann die kleine Schatulle. In ihrer Mitte aus rotem Samt sitzt ein goldener Ring mit einem Diamanten, kunstvoll eingefasst in einem hauchzarten Blumenmuster. Nun rinnt Beverly wirklich eine Träne über die Wangen, sie kann es einfach nicht verhindern, dennoch schweigt sie. „Bev, ich hätte – hätte nie gedacht, dass ich – jemals eine Frau finden würde, die mir so viel bedeutet wie du. – Ich habe so viel Mist gebaut, – dass ich eigentlich jegliche Hoffnung daran aufgegeben hatte, doch dann habe ich dich kennengelernt und du hast einen völlig neuen Menschen aus mir gemacht. – Das klingt bestimmt unglaublich kitschig, aber anders kann ich es nicht ausdrücken. – Ich liebe dich und – und will den Rest meines Lebens nur mit dir verbringen…“ Er hat seine Ansprache noch gar nicht ganz beendet, da kann Beverley nicht mehr an sich halten. Überwältigt wirft sie sich in seine Arme und küsst ihn stürmisch. Erst, als sie beide gezwungen sind wieder Luft zu holen, beruhigt sie sich langsam wieder. „Ja, Peter! Tausend Mal ja!“, erwidert sie ihm aufgelöst. „Danke…“, haucht er ihr sanft entgegen und streift den Ring über ihren Finger. Zur selben Zeit kämpft auch Egon mit einer völlig ungewohnten Nervosität. Im Gegensatz zu Peter versteht er aber durchaus, was sie auslöst, da Gefühle für ihn schon immer etwas Schwieriges waren und es wohl auch immer sein werden. Dennoch hat sich in den letzten sechs Jahren so viel in seinem Leben zum Guten geändert, dass ihm solche Dinge nun bei weitem einfacher fallen, als damals. Und nicht zuletzt hat er dies natürlich Janine und ihrer ungetrübten Hartnäckigkeit zu verdanken, die sein Herz Tag für Tag aufs Neue berührt. Langsam nähert er sich dem Schreibtisch der Rothaarigen und versucht sich dabei etwas zurecht zu legen, dass er ihr sagen will. Als sie ihn jedoch ansieht, ist sein Kopf plötzlich leer – völlig leer! Noch nie hat er ein so seltsames, geradezu hilfloses Gefühl verspürt. Trocken schluckt er hart und betrachtet die junge Frau vor sich einfach nur. Janine legt den Kopf schief. „Stimmt etwas nicht, Egon? Du siehst so blass aus…“ Krampfhaft räuspert sich der sonst so gefasste Tüftler und stellt dann eine kleine Schatulle vor ihr auf die Tischplatte. Auf dem roten Leder prangert das goldene Logo von Cartier. Überrascht weiten sich die Augen der Sekretärin. „Du meintest doch, dass Peter beim Schreiben der Rechnung für Cartier an dich denken soll…“, kommt es leicht stockend von dem hochgewachsenen Mann. Langsam ergreift Janine die Schatulle und öffnet sie. In ihrer Mitte, gebettet in blütenweißen Samt, steckt ein schmaler, goldener Ring, in dessen schmetterlingsförmiger Einfassung ein zartrosa schimmernder Edelstein sitzt. Sie traut ihren Augen kaum und springt überrascht von ihrem Stuhl auf. „Oh Gott, Peter! Das ist doch nicht möglich!? Das ist viel zu viel…!“, entkommt es ihr fassungslos und sie blickt fast schon schockiert zu Egon auf. Der Tüftler räuspert sich erneut. „Nein, schon gut, Janine. – Er ist nicht von Peter…“, setzt er unsicher an. Verwirrt blickt sie ihn an. „Was soll das heißen?“, fragt sie verunsichert. Bemüht versucht Egon den Blickkontakt zu ihr zu behalten, während sich seine sonst so blassen Wangen kirschrot verfärben. „Er – er ist von mir. – Ich – ich – wollte dich fragen – also…“, weiter kommt er nicht. Egon Spengler war immer ein Mann großer Worte, die viele Leute stets verwirrt haben, doch nun bekommt er kein einziges mehr zustande, so sehr er sich auch darum bemüht. Plötzlich trifft die Sekretärin die Erkenntnis so heftig wie ein Faustschlag. Sie wirft einen Blick auf den Ring und dann sieht sie wieder zu dem völlig fertigen Blonden vor sich auf. „Ja!“, entkommt es ihr dann begeistert. Jetzt ist es Egon, der verwirrt den Kopf auf die Seite legt. „Ja?“, fragt er zaghaft. Janine strahlt über das ganze Gesicht. „Ja, ich will dich heiraten! Auf jeden Fall!“, flötet sie. Verlegen kratzt sich der Tüftler am Hinterkopf. „Oh, das ist wundervoll!“, gesteht er erleichtert und versucht sich an einem Lächeln, das noch nicht so ganz hinhauen will. Doch da kann die Rothaarige sicher nachhelfen. Vorsichtig stellt sie die Schatulle auf dem Schreibtisch ab, packt Egon dann an seinem Hemd und zieht ihn zu sich herunter. Ehe er auch nur reagieren kann, drückt sie ihre herrlich weichen Lippen auf die seinigen und verführt ihn zu einem innigen Kuss. Nach einem winzigen Augenblick löst sich seine Starre und er schließt sie fest in die Arme, erwidert ihre Berührung mit erleichterter Freude. Nach einer Weile trennen sie sich und blicken einander mit roten Wangen und pochenden Herzen an. „Sag es, Egon!“, fordert sie ihn schließlich auf. Für einen Moment überlegt der Tüftler, was sie nun genau von ihm hören will, dann lächelt er sanft und findet all seine Gewandtheit wieder. „Janine, ich liebe dich! – Willst du meine Frau werden?“, kommt es nur vollkommen sicher von ihm. „Ja, Egon, das möchte ich!“, erwidert sie glücklich und diesmal ist es der Blonde, der den Kuss beginnt, indem sie sich beide hilflos verlieren. Ganz so weit ist Winston noch lange nicht und es ist für ihn auch um einiges schwieriger, schließlich ist sein Auserwählter keine Frau. Dementsprechend ist auch er mehr als nervös, als er den Schlafsaal betritt, wo Ray gerade tief versunken in einem Comicheft im Bett sitzt und gar nicht bemerkt, dass er nicht mehr allein ist. „Oh nein, Captain Steel! Halt durch, du schaffst das!“, feuert der Mechaniker kindlich seinen Superhelden an und blättert aufgebracht die Seite um. Ehe er jedoch auch nur eine weitere Sprechblase lesen kann, legt sich plötzlich eine warme Hand auf seinen Oberschenkel. Heftig schreckt der Junge zusammen und gibt einen erstickten Laut von sich. Mit schreckgeweiteten Augen linst er über den Rand seines Comics hinweg und stellt dann mit tiefer Erleichterung fest, dass es nur Winston ist, der sich zu ihm gesetzt hat. „Meine Güte, Winston! Ich hätte fast einen Herzstillstand bekommen!“, rügt er seinen Freund halbherzig und legt sich dabei theatralisch eine Hand auf die bebende Brust. Der Bauarbeiter schmunzelt leicht. „Das tut mir leid. Ich wollte dich nicht so erschrecken. – Können wir kurz reden?“ Mit leichtem Widerwillen im Blick schaut Ray erst auf sein Comicheft und dann wieder zu dem Schwarzhaarigen. Scheinbar wiegt er ab, ob es sinnvoll ist, jetzt mit ihm zu reden oder aber zuerst herauszufinden, ob sich Captain Steel noch einmal retten kann. Winston kann ihm diesen inneren Konflikt nur zu deutlich ansehen, doch bei ihm kann er drüber hinwegsehen. Ray ist halt einfach so und gerade das begeistert ihn so an dem Rothaarigen. Daher wartet er geduldig ab, wie sich der Kleinere entscheiden wird. Es dauert einen Moment, doch dann legt Raymond tatsächlich das Heft zur Seite und blickt ihn fragend an. „Was gibt es denn?“ „Ray, ich möchte dich etwas fragen – und hoffe, dass du ja sagst…“, kommt es nun ziemlich nervös von dem Älteren. Etwas irritiert legt der Angesprochene die Stirn in Falten. „Warum sollte ich denn nicht ja sagen?“, fragt er unschuldig zurück. „Deswegen.“, entgegnet ihm Winston und reicht ihm dann eine kleine, schwarze Schatulle mit dem goldenen Logo von Cartier darauf. „Was ist das?“, fragt der Rothaarige verwundert. „Mach sie doch einfach auf?“ In der Schatulle, gebettet in dunkelblauen Samt, steckt ein breiter Silberring, der ringsherum mit einem feinen Schnörkelmuster verziert wurde. Es ist nicht zu übersehen, dass er für einen Mann gedacht ist. Fragend sieht Ray seinen Freund an. „Ein Ring?“ „Ja, gefällt er dir?“, kommt es hoffnungsvoll von dem Größeren. „Ja, schon. Doch was soll ich damit?“ Irgendwie hat Winston diese Antwort kommen sehen. Man schenkt einem anderen Mann nun mal keinen Ring, selbst nicht, wenn man ihn liebt. Die Gesellschaft duldet so etwas nicht – zumindest hier nicht. Dennoch trifft es den Bauarbeiter schwer, ihn das sagen zu hören. Aber er wischt den leichten Schmerz weg, der sich in seinem Herzen auszubreiten versucht. Er atmet tief durch und blickt seinen Partner dann durchdringend an. Langsam ergreift er seine freie Hand. „Ich möchte, dass du mich heiratest, deswegen der Ring. Als Symbol unserer endlosen Liebe zueinander!“, kommt es völlig ernst von ihm. „Was? Was sagst du denn da?“, entkommt es Ray vollkommen perplex. „Ich liebe dich, Ray! Und ich will den Rest meines Lebens mit dir an meiner Seite verbringen!“ Nun versteht der Rothaarige allmählich, was sein Gegenüber von ihm will und er wirft sich ihm in die Arme. „Ich liebe dich auch, Winston!“, kommt es mit bebender Stimme von dem Kleineren. Doch die Freude hält nur einen kurzen Moment, dann drückt Ray ihn ruckartig von sich weg und starrt ihn entgeistert an. „Nein! Wir können nicht heiraten! Wir sind zwei Männer!“, platzt es aus ihm heraus. Dabei versucht er sich wie ein Lehrer anzuhören, der einen Schüler tadelt, doch es gelingt ihm nicht wirklich und daher klingt er eher wie ein Kind, das einfach nicht begreifen will, dass deine Eltern recht haben. „Beruhige dich, Ray!“, fordert Winston ihn auf und sieht ihn wieder fest an. Der Rothaarige zuckt leicht zusammen und lässt dann betrübt die Schultern hängen, was dem Bauarbeiter klarmacht, wie sehr ihm der Gedanke doch gefallen haben muss, ihn heiraten zu wollen. „Du hast recht. Hier können wir nicht heiraten, weil es gesetzlich verboten ist. Aber das ist nicht überall so, weißt du? Wir fahren einfach nach Las Vegas, da ist es legal und wenn wir nur lange genug warten, wird es hier eines Tages auch so weit sein, da bin ich mir ganz sicher!“ Mit großen, feuchten Augen sieht Raymond ihn an. „Glaubst du wirklich?“ Zuversichtlich lächelt Winston ihm entgegen. „Ganz sicher. Und wenn nicht, dann ist es auch egal, weil wir beide wissen, dass wir uns haben und das kann uns niemand mehr wegnehmen! – Also Ray? Willst du mich heiraten?“, fragt er erneut. „Und ob ich das will!“, flötet der Rothaarige und umarmt ihn wieder. Schon kurz darauf küssen sie sich sehnsüchtig und besiegeln damit ihre Liebe. Der Morgen hat gerade erst sein zartes Licht über den Horizont geschickt, doch in der Feuerwache herrscht schon hektisches Treiben. Ecto-1 steht vollgepackt mit Taschen und Koffern vor dem Gebäude und wartet geduldig auf seine Insassen. Die drei glücklich verlobten Paare können es immer noch nicht so ganz fassen, doch schon heute Abend werden sie verheiratet sein! Dieser Gedanke vertreibt jegliche Müdigkeit. Selbst Peter ist so wach und gut gelaunt, wie man es bei ihm noch nie erlebt hat. Aber so ein besonderer Tag erfordert auch viel Besonderes. Nicht lange später sitzen sie alle im Auto und fahren in Richtung der glitzernden Metropole, die ihnen ihr ewiges Glück versprechen soll. „Vegas, wir kommen!“, grölt Peter ausgelassen durch das offene Fenster, dass sich sämtlich Leute auf der Straße verwirrt nach dem ausgefallenen Wagen umdrehen. Seine fünf Mitfahrer stimmen in seinen fröhlichen Jubel ein und so trennt sie nur noch die Straße von der Vollendung eines langgehegten Traumes! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)