Tales of the real Ghostbusters von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 26: Tief of the dance floor ----------------------------------- Einen Monat später… Musik ist etwas, dass die Menschen seit Anbeginn der Zeit verzaubert und in ihren Bann zieht. Sie weckt in uns tiefe Gefühle und ruft längst vergessen geglaubte Erlebnisse wach. Musik gehört zum Menschsein ebenso dazu, wie das Sterben und ist untrennbar mit jedem von uns verbunden. Ohne sie fühlen wir uns einsam, so als würde uns etwas sehr Wichtiges fehlen. Doch Melodien und Texte können uns auch prägen und verändern – vielleicht nicht immer bewusst, dafür aber nachhaltig. Sie formen unseren Charakter und unser Denken, sobald wir das erste Mal mit ihnen in Berührung kommen. In schwierigen Zeiten ist es Musik, die uns beisteht, wenn sonst niemand da ist; die mit uns weint, wenn kein anderer mehr Tränen für uns übrighat; sie bringt uns zum Lachen, wenn der Horizont schon lange dunkel ist und sie gibt uns Hoffnung, dass es immer wieder einen Ausweg gibt, wenn alles verloren scheint. Musik ist Balsam für Körper und Seele, doch sie kann uns auch zu Grunde richten… Nahezu sanft legen sich die Finger des DJs auf sein Mischpult, betätigen Knöpfe und Schalter. Geschickt legt er eine neue Schallplatte auf, verzaubert die Leute mit einem wilden Rhythmus. Wohlwollend sieht er mit an, wie seine Zuhörer in Bewegung geraten und sich zu den Klängen seiner Kunst über die Tanzfläche schieben. Ein durchtriebenes Lächeln schleicht sich auf Floyds Züge. Gleich ist es soweit, gleich kann die richtige Show beginnen! Doch seine Zuhörer werden davon nichts haben, außer natürlich leere Taschen! Krampfhaft versucht er ein gehässiges Lachen zu unterdrücken, stattdessen setzt er sich seine Kopfhörer auf. Er wartet einen Augenblick, bis das letzte Lied zu Ende ist, dann verschiebt er mit flinken Fingern ein halbes Dutzend Regler und lässt eine ganze besondere Melodie erklingen. Überrascht halten seine Zuhörer inne und wenden sich um. Die Musik, die nun den Raum erfüllt, hat einen seltsamen, fremdartigen Klang und dennoch wirkt sie auf unheimliche Weise beruhigend. Man könnte sie sogar als einschläfernd bezeichnen. Die Augen der Anwesenden werden matt und glanzlos. Ihre Körper wiegen sich müde im Takt. Alles Denken scheint aus ihren Köpfen vertrieben worden zu sein. Es gleicht daher einem Wunder, dass die Menschen nicht einfach umfallen, wie tote Bäume im Wind. Sie gleichen somit eher Zombies, die still verharren und auf ein Lebenszeichen in ihrer Nähe warten, damit sie ihren Hunger stillen können. Einigen der gutbetuchten Herrschaften läuft sogar unkontrolliert ein Speichelfaden aus dem Mund und lässt sich frech auf dem teuren Anzug nieder. All dies betrachtet Floyd mit größtem Vergnügen. Doch er muss sich dringend noch in Beherrschung üben, der wichtigste Teil des Ganzen ist ja noch nicht abgeschlossen. Gewissenhaft prüft der DJ noch einmal seine Kopfhörer, nicht, dass er noch von seiner eigenen Magie erwischt wird. Doch hier scheint alles zu stimmen. Zufrieden verschiebt er noch einige Regler und zieht dann das Mikro zu sich heran. Aufgeregt leckt sich Floyd über die plötzlich trocknen Lippen. Was nun folgt, hat er schon einige Male gemacht und es hat bisher immer bestens funktioniert, doch er weiß, dass er für sein Handeln irgendwann einen Tribut zahlen muss. Er ist sich nicht sicher, wie das Ganze dann enden wird, aber es wird mit Sicherheit nicht unbedingt schön… Allerdings will der DJ jetzt noch nicht daran denken. Sein Gespür sagt ihm, dass er diesmal damit noch durchkommen wird und das erfüllt ihn schon jetzt mit einer satten Befriedigung. Tief atmet er ein und aus und betrachtet noch einmal seine willenlosen Zuhörer, die ihn geistlos anstarren, als wäre er die Sonne, die um ihren winzigen Rest Verstand kreist. Ein Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und dann spricht er die magischen Worte in sein Mikro. *„Dunkler Vater, höre mich an um meiner Seele willen. Ich bin einer, der ein Opfer verspricht. Ich bin einer, der eine finstere Gefälligkeit für ein Opfer erbittet. Ich bin einer, der Vergeltung der linken Hand sucht. Ich bringe Blut als Versprechen für ein Opfer mit.“ Beim Klang seiner Stimme, die bedrohlich verstärkt durch den Saal hallt, fangen die Lampen an zu flackern. Die Anwesenden scheinen dies überhaupt nicht wahrzunehmen. Unbewegt verharren sie auf ihren Plätzen und starren vor sich hin. Unheilvolle Musik dringt aus den Wänden und hüllt die Menschen ein. Dann erscheint plötzlich ein unheimliches, violett-schwarzes Licht in der Mitte der Decke. Zuerst ist es nur ein kleiner Fleck, doch er wird rasch größer. Wind scheint aus dem Gebilde zu kommen. Auf einmal wirkt es viel realistischer, greifbarer. Im nächsten Moment schiebt sich etwas durch die Öffnung! Es schwebt als hellblaue Kugel herab, die sich dann in vier kleine Kugeln aufteilt. Diese manifestieren sich schließlich zu kleinen Wesen, vielleicht so etwas wie Wichtelmännchen, primitiv, in der Vorstellung eines Kindes. Aber es ist auch völlig egal, wem oder was die winzigen Männlein ähnlichsehen, denn sie sind nun hier, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Erfreut beobachtet Floyd das Auftauchen seiner Diener, die sich mit gehässigem Grinsen vor ihm verbeugen und sich dann an die Arbeit machen. Sie schweben lautlos durch den Raum, von einer Person zur anderen. Sie schlüpfen in Anzugtaschen, Handtaschen, schmiegen sich an Hälse und Handgelenke. Die zombiegleichen Festbesucher merken nicht, wie sie all ihre Habseligkeiten einbüßen – wie Geld, Schmuck und Uhren sich in die Hände der kleinen Wichtel begeben. Geschwind bringen diese die Sachen zu Floyd, der sie in seinem Rucksack versteckt. Die ganze Aktion dauert nur wenige Minuten, doch für den DJ ist sie rentabler, als ein ganzes Jahr Arbeit! Mit gierigen, grabschenden Fingern reißt er die Beute schon fast aus den Händen der Männlein, doch diese stören sich nicht daran. Er wird schon sehen, was er davon hat! Als alles eingesackt ist, schnippt Floyd zufrieden mit den Fingern und deutet seinen Helfern damit an wieder zu verschwinden. Ein gehässiges Kichern geht durch die kleine Truppe und sie schwebt auf den Durchgang zu. Nur kurz darauf ist auch dieser weg und alles wirkt so normal wie eh und je. Ein letztes Mal bewegt der DJ einige Regler an seinem Mischpult und eine neue Melodie erklingt. Langsam bringt sie das Bewusstsein wieder in die Leute zurück. Für sie ist es, als wäre nur ein Wimpernschlag an Zeit vergangen, in ihrem Gedächtnis zeugt nichts von komischen, hypnotischen Klängen oder dergleichen. Sie blicken sich noch nicht einmal verwirrt um. Stattdessen setzen sie ihren Tanz fort, als ein neues Lied beginnt, so als wäre nichts gewesen. Innerlich kann Floyd sein Glück kaum fassen und ein Blick auf die Uhr sagt ihm, dass sein Auftritt auch fast vorbei ist. Dies freut ihn nur noch mehr, kann er es doch kaum erwarten, sich Zuhause seine Beute anzusehen! Am nächsten Tag… Hecktisch tippt Janine auf der Tastatur ihres PCs herum. Die Arbeit von Wochen hat sich angestapelt und sie weiß eigentlich gar nicht wieso. Genervt bläst sie sich eine verirrte Strähne aus den Augen und seufzt auf. Müde reibt sie sich die pochenden Schläfen und greift nach ihrer Kaffeetasse, um sich damit vor der drohenden Erschöpfung zu bewahren, die nur allzu reizvoll ihre Finger nach ihr ausstreckt. Bescheidener Weise muss die junge Frau jedoch feststellen, dass ihre Tasse leer ist. „Verdammt…“, schimpft sie leise vor sich hin und erhebt sich, um sie aufzufüllen. Allerdings kommt sie nur bis zur Treppe, da klopft es verhalten an der Tür. Überrascht wendet sich die Rothaarige um und blickt zum Tor. Sie ist sich nicht ganz sicher, ob das gerade wirklich ein Klopfen war oder sie es sich vielleicht nur eingebildet hat. Mit gerunzelter Stirn sieht sie das Tor an, doch das vermeintliche Klopfen wiederholt sich nicht. Eigentlich will sie schon weitergehen, als sie sich doch einen Ruck gibt und nachsieht. Und wie es scheint, war dies wohl doch die richtige Entscheidung. Vor der Tür steht ein kleines Mädchen, vielleicht gerade mal sieben Jahre alt; mit blonden Zöpfen, die ihr geflochten über die Schultern fallen und traurigen, blauen Augen. Gekrönt wird das Ganze von roten Lackschuhen und einem Matrosenkleidchen, dass sie wie eine übergroße Puppe aussehen lässt. Als sie Janine erblickt, bricht sie schlagartig in Tränen aus. Mehr als überrascht geht die Sekretärin vor ihr auf die Knie. Augenblicklich wirft sich ihr das kleine Mädchen in die Arme und weint noch heftiger. Beruhigend streicht ihr die Rothaarige über den Rücken. „Hast du dich verlaufen, meine Kleine?“, fragt Janine und sieht zweifelnd auf die Straße hinaus. „Nein – ich habe einen Geist gesehen…“, kommt es erstickt von der Blonden. „Das ist ja furchtbar.“, erwidert Janine ganz ehrlich. „Wissen deine Eltern, dass du hier bist?“, fragt sie nach einem Augenblick. „Nein – Mein Papa glaubt mir nicht…“ „In Ordnung. Dann sollten wir ihm aber Bescheid geben, wenn wir uns um deinen Geist gekümmert haben, findest du nicht?“, sanft lächelt ihr die junge Frau zu. Schniefend nickt die Kleine und lässt sich dann von ihr nach drinnen führen. „Also Janine! Was sagt denn Egon zu deinem plötzlichen Kindersegen?“, ertönt Peters Stimme von der Treppe, noch ehe die Sekretärin ihren Schreibtisch erreicht hat. „Sei bloß nicht albern, Peter! Freunde du dich lieber mit so einem Gedanken an, die Kleine sagt nämlich, dass sie einen Geist gesehen hat!“, weist die Rothaarige ihn zurecht. Überrascht sieht Venkman das kleine Mädchen an, dem daraufhin wieder Tränen über die Wangen laufen. „Oh, na so was. – Bitte nicht weinen! Der gute Peter wird sich schon darum kümmern.“, lächelt er dem Mädchen entgegen. Doch die Kleine sieht nicht so aus, als würde sie ihm das glauben. Stattdessen versteckt sie sich hinter Janine. Irritiert beobachtet der Brünette das Schauspiel, ehe er leicht zu schmollen beginnt. „Ich denke, ich hole mal besser Ray, bevor wir noch mehr Taschentücher brauchen…“, meint er schließlich und geht die Treppe wieder hinauf. In der Zwischenzeit versucht Janine Namen und Telefonnummer aus dem Mädchen heraus zu bekommen. Wenig später kommen alle vier Jungs die Treppe hinunter. Das kleine Mädchen sitzt eingeschüchtert auf Janines Stuhl, während die junge Frau telefoniert. „Ok, ja, danke.“, erwidert die Rothaarige ihrem Gesprächspartner und legt dann auf. „Dein Vater kommt vorbei und holt dich ab und bis dahin kannst du den Jungs ja erzählen, was du gesehen hast.“ Sanft lächelt sie der Blonden zu. Das Mädchen betrachtet die vier, großen Männer, die im Halbkreis um sie herumstehen. Dabei scheint sie auf ihrem Stuhl immer kleiner zu werden. Ihre Augen fangen verräterisch an zu glänzen und sie senkt ängstlich den Kopf. Etwas ratlos betrachten die Jungs sie und blicken dann zu Janine. „Ihr Name ist Cynthia und sie ist ganz allein hierhergekommen, um euch von dem Geist zu berichten, den sie gesehen hat. Stimmt´s nicht, Liebes?“, aufmunternd legt sie dem Kind die Hände von hinten auf die Schultern. Stumm nickt die Kleine, blickt aber nicht auf. Etwas hilflos sehen sich die Ghostbusters an, dann tritt Ray vor sie. Langsam geht er in die Hocke und hält ihr etwas vor die Nase. Irritiert betrachtet Cynthia das Plüschtier, dass sie als den Marshmallow Mann von Stay Puff identifiziert. Vorsichtig drückt ihn ihr Raymond in die Arme und lächelt sie dann liebenswürdig an. Das kleine Mädchen klammert sich wie eine Ertrinkende an den weichen Körper des Maskottchens und erwidert dann sein Lächeln schüchtern. „Weißt du, immer wenn ich traurig bin oder einsam oder vor etwas Angst habe, dann halte ich ihn ganz fest und dann geht es mir schon viel besser.“ „Danke.“, entgegnet ihm Cynthia schon etwas sicherer. Winston geht ebenfalls auf die Knie, da es so für das Mädchen sicher einfacher ist, wenn sie nicht so von oben herab angestarrt wird. „Du brauchst dich vor nichts zu fürchten. Hier bist du vollkommen sicher und wir werden nicht zulassen, dass dir irgendein Geist zu nahekommt.“, versichert ihr der Bauarbeiter geduldig. Nun geht auch Egon in die Hocke und rückt seine Brille zurecht. „Kannst du uns sagen, was du genau gesehen hast? Das würde uns sehr helfen, etwas dagegen zu unternehmen.“, kommt es erstaunlich verständlich von dem Tüftler. Unsicher sieht Cynthia zu Janine auf, die noch immer hinter ihr steht und ihr beruhigend die Schultern streichelt. Dann sieht sie zu Peter, der mit verschränkten Armen neben dem Schreibtisch steht und ziemlich ungeduldig wirkt. Kurz darauf kassiert der Brünette einen Knuff gegen sein Schienbein. Schmerzlich schmollend blickt er zu Ray, der ihm andeutet, ebenfalls in die Knie zu gehen. Augenrollend seufzt der selbsternannte Anführer. Er hatte noch nie etwas für Kinder übrig, dennoch begibt er sich hinunter. Argwöhnisch betrachtet Cynthia die vier Männer, ehe sie tief Luft holt und dann zu erzählen beginnt. „Gestern hat mein Papa eine Party gemacht. All seine Freunde waren da und jemand, der Musik gemacht hat. Ich kannte den Mann nicht. Ich bin runtergegangen, weil ich auch zuhören wollte. Papa hatte gesagt, ich darf nicht mitmachen, da es nur eine Party für Erwachsene ist. Also habe ich durch den Türschlitz geschaut. Doch die Batterien von meinen Hörgeräten waren leer, sodass ich gar nichts hören konnte. Ich habe mich geärgert und wollte wieder nach oben gehen, um meine zweiten zu holen, doch dann ist etwas Komisches passiert…“, nervös blickt sie die Jungs an und dreht den Kopf zur Seite, damit sie die kleinen, pinkfarbenen Geräte in ihren Ohren sehen können. „Auf einmal haben sich alle Erwachsenen ganz komisch benommen. Sie sahen aus, als würden sie mit offenen Augen schlafen. Der Mann, der die Musik gemacht hat, hat irgendetwas gesagt und dann haben die Lampen geflackert. Papa und die anderen hat das gar nicht gestört, obwohl er sich über so was sonst immer sehr aufregt. – Dann war da ein merkwürdiges Licht und da kamen so komische, kleine Männchen raus, die durch die Luft geflogen sind. Wie richtige Geister sahen sie aber nicht aus, eher wie kleine, böse Puppen. – Sie haben Papa und den anderen ihr Geld und ihre schönen Sachen weggenommen und sie dem Mann gebracht, der die Musik gemacht hat. Der hat das alles in seinen Rucksack gepackt. Dann hat er was an seiner Maschine gemacht und alle sind irgendwie wieder aufgewacht. Später ist der Mann mit den Sachen abgehauen und keiner hatte was dagegen. Ich habe Papa dann erzählt, was ich gesehen habe, doch er hat mir nicht geglaubt, obwohl er seine Uhr nicht mehr finden konnte. Die hat der Mann nämlich auch mitgenommen.“, beendet sie ihren Bericht und lässt traurig den Kopf hängen. Die vier Geisterjäger sehen sich wissend an. Für sie ist es ziemlich eindeutig, dass der DJ seine Finger da in einem ganz miesen und überaus gefährlichen Spiel hat. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, wann er die Rechnung dafür zahlen muss… „Du weißt nicht zufällig, wie der Typ heißt, der bei euch Musik gemacht hat?“, fragt Peter sie wenig hoffnungsvoll. „Ich bin mir nicht sicher, aber…“, setzt Cynthia an und zieht langsam etwas aus der Tasche ihres Rocks. Noch ehe sie es aber den Jungs zeigen kann, wird die Eingangstür so heftig aufgerissen, dass sie lautstark gegen das Garagentor knallt und das ganze Gebilde in Schwingung versetzt. Herein stürmt ein hochgewachsener, pummeliger Mann, mit glühenden Wangen, von Hektik zerzausten Haaren und einem so piekfeinen Anzug, dass man das Gefühl hat, dass aus jedem seiner Fußabdrücke Geld wachsen müsste. „Was habt ihr Verrückten mit meiner Tochter gemacht?“, kommt es zornig von ihm, kaum, dass er den Fuß über die Schwelle gesetzt hat. Irritiert stehen die Ghostbusters auf und starren ihn an. Aber nur für einen Augenblick, dann gewinnt Venkmans forsche Art die Oberhand. „Na, hör mal, Kumpel! Was denkst du eigentlich von uns?“, blafft er zurück und tritt drohend vor. Cynthias Vater scheint jedoch aus einem ganz ähnliche Holz geschnitzt zu sein, wie der Brünette. So schenkt er Peters Worten keinerlei Beachtung, sondern schupst den selbsternannten Chef einfach zur Seite und stürmt zu seiner Tochter. Grob anmutend reißt er das Kind vom Stuhl hoch in seine Arme und drückt es fest an sich. Schützend legt er eine Hand auf ihren Hinterkopf und mustert die Geisterjäger dann mit einem so durchdringenden und bösen Blick, als hätte er das Mädchen gerade aus den Fängen irgendwelcher Perversen gerettet, die ihr sonst was angetan haben. „Nun beruhigen Sie sich mal wieder, wir…“, versucht es Winston, ehe Peter das Wort ergreifen kann. „Ich beruhige mich überhaupt nicht! Ihr könnt von Glück reden, wenn ich nicht die Polizei rufe!“, entkommt es dem Mann nahe am Rande der Hysterie. Perplex sieht Janine ihn an. Am Telefon klang er noch ganz normal, höchstens etwas besorgt und jetzt das. „Daddy, bitte…“, gibt Cynthia fast schon erdrückt von sich. Eigentlich will sie das ganze Missverständnis aufklären, doch ihr Vater interpretiert ihre erstickte Stimme natürlich falsch. „Keine Sorge, Süße. Daddy wird nicht zulassen, dass sie dir etwas antun!“, kommentiert er daher und bewegt sich langsam rückwärts Richtung Tür. Mit den wachsamen Augen eines Löwen beobachtete er dabei jedes noch so kleine Zucken der fünf Menschen, die es gewagt haben, seiner Tochter ungefragt so nahe zu kommen. „Wir wollten doch nur helfen…“, kommt es niedergeschlagen von Ray. „Das ist nicht lache! Ich weiß schon, wie es aussieht, wenn ein paar erwachsene Männer versuchen wehrlosen, kleinen Mädchen zu helfen!“, kreischt der Vater schon fast. „Jetzt reicht es aber wirklich!“, gebärt sich Peter und kommt drohend auf den Mann zu. In dessen Gesicht spiegelt sich nun erst recht die nackte Panik wieder. Bestimmend legt Egon seinem aufbrausenden Kollegen eine Hand auf die Schulter und hindert ihn daran, dem Typen noch näher zu kommen. „Beruhige dich, Peter. Sonst wird es nur noch schlimmer!“, versucht er ihm klarzumachen. Wütend dreht sich der Brünette zu ihm um. „Wie kann es denn noch schlimmer werden, wo er uns doch gerade als Kinderschänder beschimpft hat?!“ Grob schüttelt er die Hand des Tüftlers von sich und funkelt ihn hasserfüllt an. „Jungs! Nun kriegt euch mal wieder ein! Er ist weg!“, unterbricht Janine das Ganze. Überrascht wenden sich die vier der Tür zu und tatsächlich ist niemand mehr da. Einzig ein verwirrter Fußgänger blickt sie durch die immer noch offene Tür hindurch an. „Was glotzt du denn so? Noch nie Genies bei der Arbeit gesehen?“, fährt Peter den ahnungslosen Mann an, der daraufhin nur verstimmt die Nase rümpft und seines Weges geht. Um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, huscht Janine zur Tür und schließt sie hastig. „Was war bloß mit ihm los? Als ich mit ihm gesprochen habe, hat er sich so vernünftig angehört…“, seufzt die junge Frau. „Unser schlechter Ruf eilt uns wohl immer noch voraus…“, erwidert ihr Winston tonlos. „Und ich dachte, wir hätten das langsam hinter uns…“, kommt es traurig von Raymond, der geknickt seinen Marshmallow Mann vom Boden aufhebt. „Ich schätze, wir sind der Inbegriff von *Murphy´s Gesetz…“, entgegnet Egon verstimmt und putzt sich penibel die Brille. „Ich weiß gar nicht mehr, wie oft wir den Leuten schon den Arsch gerettet haben und dennoch keinen Dank dafür bekommen! Ich verlange doch nun wirklich keine Parade auf dem Time Square, aber wenigstens einen Funken Respekt, verflucht noch mal!“, regt sich Peter auf und lässt sich schmollend auf Janines Stuhl fallen. „Ich hätte ja nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, Dr. Venkman, aber du hast völlig recht!“, kommt es mit einem missfallenden Lächeln von Janine. Überrascht sieht Peter sie an. „Das ist wohl das Schönste, dass du je zu mehr gesagt hast!“, erwidert der Angesprochene völlig ehrlich mit einem sanften Lächeln. „Keine Ursache, aber gewöhn dich nicht dran.“, gibt sie zurück, doch es verstimmt den Brünetten keineswegs. „Und was sollen wir jetzt machen?“, fragt der Mechaniker schließlich. Etwas unschlüssig sehen sich die fünf an. „Nun…“, kommt es nach einem Moment von Egon. „Ich denke, wir sollten dem Ganzen auf den Grund gehen. Cynthias Bericht klang für mich durchaus glaubwürdig und zudem beunruhigend. Und ich denke nicht, dass sie sich das alles nur ausgedacht hat.“ „Das würde ich auch nicht gerade sagen, zumal sie ja den ganzen Weg allein hierhergekommen ist, um es uns zu erzählen.“, erwidert der Mechaniker. „Ja, sie ist echt ein bewundernswertes Persönchen und alles. Aber was für komische Männchen denkt ihr, hat sie gesehen?“, wirft Peter ein. Nachdenklich sehen sich Egon und Ray an. „Nun, der Beschreibung nach zu urteilen, hat sie wohl keinen gewöhnlichen Geist gesehen, sondern Wesen, die winzigen Menschen ähneln, was den Kreis der möglichen Verdächtigen doch erheblich einschränkt.“, meint der Rothaarige. „Dem kann ich nur zustimmen. Zudem scheinen die entsprechenden Wesenheiten beeinflussbar. In diesem Falle entweder durch magische Worde, die der DJ benutzt hat oder aber die Musik, die auch die Leute verändert hat. Diese Tatsache verringert die infrage kommenden Subjekte noch weiter.“, ergänzt der Blonde. „Das beantwortet aber nicht die Frage, um was es sich dabei handelt…“, erinnert ihn Winston. „Höchstwahrscheinlich sind es Wichtelmännchen, würde ich sagen…“, kommt es nachdenklich von Raymond. Er hat seine Vermutung kaum ausgesprochen, da fällt ihm Peter auch schon ins Wort. „Moment mal, Wichtel? Die kleinen Kerlchen, die für den Weihnachtsmann arbeiten?“ Venkman ist weit davon entfernt an Santa Claus und dergleichen zu glauben, so lange er nicht persönlich vor ihm steht, doch es schockiert ihn regelrecht, dass ausgerechnet sein kindlicher Kollege, - der der festen Überzeugung ist, dass es sowohl den Weihnachtsmann, als auch den Osterhasen wirklich gibt, - die Helfer dieses netten, alten Herren beschuldigt, so eine Gräueltat vollbracht zu haben. Entgeistert blicken sich die beiden Männer an. „So habe ich das nicht gemeint!“, versucht sich Ray zu rechtfertigen. „Du hast schon recht, Peter. Die Helfer des Weihnachtsmannes fallen ebenfalls in die Kategorie der Wichtelmänner, wie ihr geläufiger Name schon vermuten lässt, doch sie sind nicht die einzigen dieser Gattung.“, bringt Egon schließlich ein. „Also meinst du, es gibt auch so etwas wie böse Wichtel?“, will der Bauarbeiter wissen. „Nein, von Grund auf böse Wichtel gibt es nicht, da sie keinen eigenen Willen haben. Doch sie sind leicht zu beeinflussen, beispielsweise durch Hexen, Magie, imposante Persönlichkeiten, denen sie blind folgen und dabei verlieren sie nur allzu leicht den Blick für das Gute, da sie immer davon ausgehen, dass ihr Meister das Richtige tut.“, erläutert der Blonde ruhig. „Na schön. Können wir sie dann überhaupt einfangen, wenn sie unter was-weiß-ich für einem Zauber von diesem Musikus stehen?“, seufzt der Brünette. Wieder sehen sich Ray und Egon nachdenklich an. „Ich denke nicht, dass wir sie einfangen können oder müssen. Wir müssen lediglich die Verbindung zwischen ihnen und dem DJ unterbrechen, dann werden sie von allein wieder in der Geisterwelt verschwinden.“, meint Raymond. „Und wie sollen wir das anstellen?“, hakt Winston nach. „Wichtel gehören zu den schreckhaften Wesen. Werden sie entdeckt, verschwinden sie. Theoretisch müsste es also ausreichen, wenn man den Bann des DJs bricht.“, kommt es von dem Tüftler. „Du meinst also, wenn die Wichtel Cynthia entdeckt hätten, hätten wir jetzt keinen Ärger?“ Venkman hebt verwirrt eine Augenbraue. „So ist es.“ „Dann müssen wir nur herausfinden, wo der Kerl als nächstes spielt und wenn er die Wichtel freilässt, geben wir uns zu erkennen und das war´s?“, fragt der Schwarzhaarige ebenso verwirrt. „So kann man es auch ausdrücken, ja. Wir müssten nur herausbekommen, wo der DJ seinen nächsten Auftritt hat.“, erinnert der Tüftler. „Oder wir heuern ihn selbst an.“, meint Peter trocken. In seiner Hand hält er eine kleine Visitenkarte, die Cynthia ihnen wohl zeigen wollte, als ihr Vater reingestürmt ist. „Der Typ heißt Floyd Denning und laut seiner Karte verspricht er seinen Kunden ein atemberaubendes Erlebnis.“ „Wohl eher nur ein beraubendes Erlebnis…“, kontert Winston. Venkman zuckt nur mit den Schultern und reicht die Karte weiter. Zuletzt bekommt sie Janine, anschließend wird die junge Frau eingehend von den Geisterjägern gemustert. Verwundert blinzelt sie, ehe sie abwehrend die Hände in die Hüften stemmt. „Oh, nein, Jungs! Ich werde mich dafür garantiert nicht opfern! Wer weiß schon, was das für ein Spinner ist!“ Angesäuert wendet sie sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. Sanft legen sich Egons Hände auf ihre angespannten Schultern. „Bitte, Janine! Wir brauchen dich dafür, damit es glaubwürdig aussieht. Zudem wären wir die ganze Zeit bei dir. Du müsstest dir also keine Gedanken machen.“ Langsam dreht sie sich zu ihm herum und sieht ihm in die Augen. Das klare Blau hinter der runden Brille spiegelt seine Bitte wieder und auch die Kraft, alles in seiner Machtstehende zu tun, damit ihr nichts passiert. Wäre sie nicht schon lange in ihn verliebt, würde sie ihm wohl jetzt auf der Stelle verfallen. „Oh, Egon…“, seufzt die Rothaarige. „Also gut. Aber dafür musst du mit mir ausgehen, wenn das Ganze vorbei ist!“, fordert Janine nachdrücklich. „Oh…“, gibt der sonst so gefasste Tüftler von sich, während ihm langsam die Röte in die Wangen steigt. Ihr ist bewusst, dass er ebenfalls Gefühle für sie hat, auch wenn er sie nicht unbedingt so zeigen kann. Doch es macht ihn nervös, so direkt von ihr vor seinen Kollegen dazu aufgefordert zu werden. Hilfesuchend sieht er sich daher nach den drei Männern um, doch die sehen in Janines Forderung natürlich kein Problem, kennen jedoch die Schwierigkeiten zwischen den beiden, weshalb sie dem Blonden aufmunternd zulächeln. „Gut, einverstanden.“, entgegnet ihr der Tüftler schließlich mit einem sanften Lächeln. Angespannt sitzt Janine auf der kleinen Couch in ihrem Wohnzimmer und wartet auf das Eintreffen des DJs. Die Ghostbusters haben sich derweilen in die Küche zurückgezogen und besprechen ihr Vorgehen. Alle fünf haben sie sich etwas rausgeputzt, damit es auf den ersten Blick auch wirklich so aussieht, als würden sie hier eine Party feiern wollen. Auf dem niedrigen Tischchen vor der Couch stehen Chips, Sandwiches und andere Leckereien, es gibt sogar Cocktails und Luftschlangen. Seufzend knetet die Rothaarige ihre Hände durch. Der Gedanke, diesen Wichtel herbeirufenden Spinner in ihre Wohnung zu lassen, behagt ihr gar nicht. Wer weiß, was schon alles passieren kann und ob sich die Jungs vielleicht nicht sogar geirrt haben… Unweigerlich fallen ihr all die vielen Einsätze der chaotischen Vier ein, insbesondere was dabei alles zu Schaden gekommen ist. „Oh, Mann…“, seufzt sie und klammert sich mit solch einer Verbissenheit an die Tatsache, dass Egon mit ihr ausgehen wird, wenn das alles überstanden ist, dass es wahrhaft wehtut. Langsam kommt Winston aus der Küche zu ihr. „Ist alles in Ordnung, Janine? Ich denke, wir sind bereit.“, „Mir geht´s gut, soweit man das sagen kann.“ Sie versucht ihn anzulächeln, doch so wirklich gelingen will es ihr nicht. Ehe der Bauarbeiter etwas Aufmunterndes sagen kann, läutet es aber schon an der Tür. Etwas erschrocken zuckt die sonst so toughe Sekretärin leicht zusammen. „Vielleicht aber auch doch nicht…“, bringt sie hervor, erhebt sich und geht zur Tür. Fünf Minuten später versuchen sowohl Janine, wie auch die vier Geisterjäger ihre Anspannung zu verbergen. Möglichst angeregt unterhalten sie sich mit Floyd, während dieser seine Sachen aufbaut. Unauffällig lässt der DJ dabei seine Blicke durch das Wohnzimmer gleiten, scannt ab, was es hier wohlmöglich alles zu holen gibt. Aus Erfahrung weiß er jedoch, dass es nur selten bei solchen Leuten etwas Interessantes gibt. Ein wenig Enttäuschung macht sich in ihm breit, doch nur ein ganz kleines bisschen. Immerhin hat er vorgestern dermaßen abgeräumt, dass es kaum einem Vergleich dafür gibt und er das Ganze hier auch gar nicht machen müsste. Allerdings tobt dieses unstillbare Gefühl in ihm, das ihm sagt, dass er immer noch mehr will, viel mehr! Und sein Wille enttäuscht ihn nicht! Gerade als er aufhören will sich die, seiner Meinung nach, völlig wertlosen Sachen der Rothaarigen anzusehen, entdeckt er plötzlich eine Uhr auf einem Regal an der Wand. Die Uhr steckt unter einer hochgewölbten Glaskuppel; glänzende Kugeln und Tiere bewegen sich in verschiedenen Bahnen mit jedem Sekundentakt unter der Kuppel. Dabei umkreisen sie das viereckige Gehäuse der Uhr. Das ganze Gebilde unter der Glaskuppel funkelt golden. Vor ein paar Jahren, lange bevor er einen Zugang zu seinen hilfreichen Wichteln hatte, ist ihm so eine Uhr schon einmal begegnet. Damals hat er für so einen reichen Angeber aufgelegt. Diesem ist nicht entgangen, wie Floyd die Uhr angestarrt hat und er hat ihm gerade raus erzählt, wie sündhaft teuer sie sei und das sich Floyd mit seinem ärmlichen Leben so etwas niemals leisten könne. Der DJ hat es nicht gern zugegeben, aber der Kerl hatte recht, zumindest bis heute! Die rothaarige Tussi hat die Uhr wahrscheinlich von einem reichen Onkel oder dergleichen geerbt und allem Anschein nach auch ganz sicher keine Ahnung von ihrem wirklichen Wert. Janine denkt sicherlich nur, wie schön sie anzusehen ist und mehr nicht, sonst würde dieses Prachtstück wohl kaum zwischen all dem Plunder und Nippes stehen. Und daher wäre es nur fair, sie von dieser unbekannten Verantwortung zu entbinden und die Uhr an sich zu nehmen. Vielleicht noch nicht gleich, aber eines Tages ganz sicher, wird sie auch erkennen, dass dies der einzig richtige Weg war und sie ihm sogar dankbar sein müsste! Innerlich kann sich Floyd ein Lachen kaum noch verkneifen. Nach außen hin versucht er jedoch neutral und professionell rüberzukommen. Doch es fällt ihm wahrlich schwer, den Blick von der Uhr zu lassen. Dennoch muss er es versuchen. Die Freunde dieser Rothaarigen wirken irgendwie so, als würden sie ihn die ganze Zeit im Auge behalten. Irgendwas ist komisch an diesen Typen, er kann nur nicht sagen was. Irgendwie kommen sie Floyd auch seltsam bekannt vor, er kann sie nur nicht einordnen. Hat er sich vielleicht mal im Fernsehen gesehen? Schon möglich. Heutzutage lassen die ja jeden Spinner vor eine Kamera und sei es nur, um all die anderen Spinner vor der Glotze zu erheitern. Von daher macht sich der DJ keine Gedanken. Wären sie wirklich berühmt, würde er sich an sie erinnern, ganz sicher. Also schiebt er den Gedanken beiseite und wendet sich seinem Publikum zu. Wie bei jedem seiner Auftritte begrüßt er seine Zuhörer mit übertrieben überschwänglicher Begeisterung und legt dann die erste Platte auf. Es dauert auch gar nicht lange, da lassen sich die fünf vom Rhythmus mitreißen und beginnen sich vor seinen Augen etwas ungeschickt zu bewegen. Doch schon beim zweiten Song werden sie mutiger und vergessen langsam, dass sie von einem völlig Fremden beobachtet werden. Das spielt Floyd nur noch mehr in die Hände. Mit einem guten Gefühl wechselt er die Platte. Das erste Lied darauf ist noch völlig normal, weshalb die Geisterjäger auch noch keinen Verdacht schöpfen. Dennoch werden die Jungs langsam etwas ungeduldig. Unbemerkt werfen sie sich Blicke zu. Von der Musik bekommen sie gar nichts mit. Da sie ja nicht wissen, wie das Ganze wirklich vonstattengeht, haben sie sich vorsorglich Stöpsel in die Ohren gesteckt und richten sich mit ihrem Tun ganz nach Janine. Augenblicke nachdem ihre Gedanken in diese Richtung gehen, erklingt auf einmal eine seltsame Melodie. Sie ist so anders, als die vorherigen Lieder und dennoch so mitreißend. Etwas überrascht bleibt die junge Frau stehen und lauscht den fremdartigen Klängen. Die vier Jungs tuen es ihr gleich, um kein Aufsehen zu erregen, doch innerlich sind sie bis zum Zerreißen angespannt. Floyds Gesicht ziert ein durchtriebenes Lächeln. Wie er gehofft hat, springen auch diese Trottel auf die Melodie an. Janines Augen werden ganz glasig und ausdruckslos, dann erstarrt sie in jeglicher Bewegung und sieht einfach nur geistlos vor sich hin. Die Geisterjäger ahmen sie auch jetzt so gut es geht nach, dennoch würden ihre Augen sie sicher verraten. Daher haben sie beim Einsätzen der Musik so gut es geht darauf geachtet, dem DJ nicht direkt ins Gesicht zu sehen, damit ihn diese Tatsache nicht gleich stutzig macht. Besorgt verharren sie so still wie möglich und behalten den DJ dennoch genau im Blick. Stumm beobachten sie, wie Floyd zu sprechen beginnt. Zwar könne sie seine Worte ja nicht hören, dennoch wirken seine Gesichtszüge sehr entschlossen und überzeugt. Immer mehr Worte lässt er in den Raum gleiten, der sich unverkennbar mit etwas Fremdartigem zu füllen beginnt. Dann, wie aus dem Nichts, eröffnet sich plötzlich ein Durchgang in die Geisterwelt und setzt eine Energiekugel frei, aus der sich schließlich die Wichtelmännchen manifestieren. Gierig blicken sich die kleinen Wesen um und erhalten dann den Befehl loszulegen. Eilig und mit schrillem Lachen huschen die Männlein durch das Wohnzimmer. Einer von ihnen macht sich an Janines Handtasche zu schaffen und zerrt ihre Geldbörse heraus. Die drei anderen halten zielstrebig auf das Regal mit der Uhr zu. Sichtlich mühen sie sich ab, dass schwere Etwas zu bewegen. Mehr als einmal sieht es so aus, als würde das kostbare Erbstück jeden Moment zu Boden fallen und dort in abertausende Einzelteile zerspringen. Dann jedoch gelingt es den Männlein einen guten Angriffspunkt zu finden und die Uhr anzuheben. Langsam gleitet sie in die Luft. Das Ganze sieht beängstigend wackelig aus. doch es scheint zu halten und so steuern sie bedächtig zu Floyd hinüber. Dabei schweben sie auch zwischen den Jungs hindurch. Die Wichtel merken nicht, dass sie von den Geisterjägern beobachtet werden, bis Peter es nicht mehr aushält. Ein durchtriebenes Grinsen schleicht sich auf seine Züge und dann holt er tief Luft. „Buh!“, ruft er den Wichteln lautstark zu. Von nackter Panik ergriffen, reißen die Männlein weit die Augen auf. Ihnen, so wie auch dem DJ, klappen die Kinnladen herunter. Jegliche Kraft scheint aus ihren kleinen Körpern zu entweichen und so passiert das Unvermeidbare. Die goldglänzende Uhr tritt ihren Sturzflug auf den blanken Hartholzboden an! In aller letzter Sekunde gelingt es Winston aber noch die Uhr zu fangen. Finster blickt er vom Boden zu Venkman auf, doch dieser zuckt nur mit den Schultern und grinst. „Was soll das? Was ist hier los?“, fragt Floyd aufgebracht. Sein Mischpult beginnt zu qualmen und dann springt plötzlich die Schallplatte vom Teller und zerbricht statt der Uhr auf dem Boden. Fassungslos starrt der DJ die Scherben an, die sich langsam in Luft auflösen. Auch die Körper der Wichtelmänner werden durchsichtig. Ein Sog aus dem Durchgang zur Geisterwelt entfernt ihre letzten Reste aus dem Hier und Jetzt, ohne großes Aufsehen. „Was habt ihr getan?“, brüllt Floyd die Jungs plötzlich an. Gelassen ziehen sich die vier die Stöpsel aus den Ohren und Winston reicht Janine ihre Uhr. Die junge Frau ist noch etwas neben sich, versteht noch nicht, was ihr Erbstück auf einmal bei dem Schwarzhaarigen macht, doch sie fängt sich schnell wieder und nimmt die Uhr entgegen. „Wir haben das einzig Richtige getan!“, erwidert Ray dem DJ. Dieser mustert den Mechaniker nur völlig perplex. „Diese fragwürdige Methode ist äußerst gefährlich, worüber Sie sich wohl nicht ganz im Klaren sind, Mister Denning.“, entgegnet Egon ruhig. Aufgebracht wendet Floyd ihm den Blick zu. „Oh, doch! Ich bin mir vielem im Klaren, aber ihr anscheinend nicht!“, brüllt er den Blonden an. „Wir haben nur unseren Job gemacht, was man von dir ja nicht gerade behaupten kann!“, hält der Bauarbeiter dagegen. „Wer zum Teufel seid ihr eigentlich, dass ihr es wagt, so mit mir zu reden?“ „Ganz einfach, Kumpel. Wir sind die Geister…“, weiter kommt Peter allerdings nicht, da plötzlich ein lautes Rumpeln aus dem immer noch offenen Durchgang zur Geisterwelt kommt. Wie angewurzelt starren alle Anwesenden auf das Loch, das nun zu pulsieren scheint. „Oh Gott, nein…“, kommt es kraftlos von Floyd. Nur wenige Sekunden später versucht er wegzulaufen, doch er kommt nicht weit. Noch ehe er das Wohnzimmer auch nur zu Hälfte durchquert hat, schießt plötzlich eine riesige Hand aus dem offenen Durchgang und packt ihn, als wäre er nichts weiter, als eine Puppe. „Nein! Bitte nicht!“, wimmert der DJ erstickt. „Sterblicher, du hast uns Tribut für unsere Macht versprochen, doch du hast versagt und jetzt wollen wir dein Blut!“, dringt es mit einer düsteren, unheimlichen Stimme hervor. Die Angst ist Floyd deutlich anzusehen. Sein Gesicht ist so bleich wie die Wand, nur zwei kräftige, rote Flecken zeichnen sich unübersehbar auf seinen zitternden Wangen ab. „Nein, bitte – es ist nicht meine Schuld!“, wimmert der DJ hilflos, während sich heiße Tränen ihren Weg bahnen. Die dunkle Stimme in dem Durchgang lacht darüber nur. „Du bist so armselig, Sterblicher! Doch als Futter für die Dämonen wirst du allemal reichen!“ Langsam zieht sich die riesige Hand zurück und so nähert sich auch Floyd immer weiter seinem Verderben. Entsetzt verfolgen die Geisterjäger das Ganze – hin und hergerissen zwischen der Tatsache, dass der Kerl ein grausames Ende finden wird und dem Umstand, dass er an seiner Situation doch irgendwie selbst schuld ist. Schließlich verpasst Janine Peter einen ordentlichen Rippenstoß, sodass der selbsternannte Chef schmerzlich zusammenzuckt. Gerade als er sie fragen will, ob sie noch alle Tassen im Schrank hat, fällt sie ihm auch schon ins Wort. „Nun tut doch was, Herr Gott noch mal! Oder wollt ihr ihn etwa einfach so sterben lassen?“, überraschend zornig mustert sie die vier Jungs, die sich leicht verlegen ansehen. Natürlich wäre es das Einfachste, diesem fiesen Was-auch-immer seinen Willen zu lassen und Floyd an die Dämonen zu verfüttern. So wären sie ihn los und hätten keinen Ärger mehr. Andererseits müssten sie dann mit der Schuld leben, ihn umgebracht zu haben, indem sie sich ihrer eigenen Arbeit verweigert haben. Eigentlich gibt es da selbstverständlich auch nur eine richtige Antwort. Dennoch dauert es noch ein paar Augenblicke, ehe sich die Jungs in Bewegung setzen. Unter den durchdringenden Blicken der Rothaarigen und dem siegreichen Lachen des Dämonenfürsten, eilen die Ghostbusters endlich in die Küche, um ihre Ausrüstung zu holen. Derweilen beginnt sich der DJ die Lunge aus dem Leib zu schreien, da er nur noch wenige Zentimeter von seiner eigenen Verdammnis entfernt ist. Janine glaubt schon nicht mehr daran, dass die Jungs noch rechtzeitig zurückkommen, als endlich die Tür auffliegt und sie kampfbereit ins Wohnzimmer stürzen. „Nimm sofort deine hässlichen Griffel von ihm!“, tönt Peter über die Schreie des DJs hinweg. Für einen Moment geht ein irritierter Ruck durch die riesige Hand, dann nähert sie sich wieder der Pforte. Floyds Beine verschwinden im Nichts und seine Schreie werden nur noch verzweifelter. „Schießt auf die Hand!“, ruft Ray über den Lärm hinweg. „Aber passt auf die Ströme auf! Wir dürfen Mister Denning auf gar keinen Fall treffen!“, erwidert Egon nervös. Die drei anderen sehen ihn schockiert an, als ihnen bewusstwird, dass sie diese Tatsache im Eifer des Gefechts völlig vergessen haben. Tiefe Unsicherheit schlägt sich in allen Gesichtern nieder. Wenn sie danebenschießen, wird Floyd sterben und wenn sie noch länger warten, wird er ebenfalls sterben! Mittlerweile verschwindet der Unterleib des DJs in dem dunklen Durchgang und von der Hand sind nur noch drei unförmige Finger zu sehen. Die Zeit drängt! Mit hilfloser Verzweiflung eröffnen die vier das Feuer. Dabei verfehlen sie Floyd so knapp, dass sein T-Shirt zu schwelen beginnt. „Was zum…?“, entkommt es der dunklen Stimme aus dem Durchgang. Deutlich ist darin der Schmerz zu spüren, den das unbekannte Wesen durch die Protonenstrahlen erleidet. Durch die Pein öffnen sich die Finger überrascht und geben den DJ wieder frei. Wie ein neugeborenes Kälbchen rutscht Floyd aus der Öffnung heraus und landet unsanft und benommen auf dem Boden. „Er ist frei! Schießt weiter!“, harscht Peter seine Jungs an, die dem Ganzen auch sofort Folge leisten. Wütendes Gebrüll dringt aus der Öffnung und suchend schiebt sich die riesige Hand wieder ein Stück nach draußen. Sekunden später wird sie erneut von den glühenden Strahlen erfasst. Schmerzlaute erfüllen den Raum und die missgestalteten Finger winden sich in ihrer Qual. Flüche und Drohungen werden laut. Für einen Moment versucht das Wesen noch Gegenwehr zu leisten, dann jedoch wird der Schmerz zu heftig. Zitternd und schimpfend zieht sich die Hand schließlich zurück und mit ihr schwindet auch der Durchgang in die Geisterwelt. Was zurückbleibt ist nur ein kleines Stück verkohlter Putz an der Wand. Mit einem Seufzen lassen die Jungs ihre Strahler sinken. Floyd gibt ein schmerzliches Stöhnen von sich. Janine geht neben ihm auf die Knie und betrachtet ihn. Langsam öffnet der junge Mann die Augen und sieht sie erleichtert an. Doch entgegen seiner Annahme, erwidert sie seinen Blick nicht, sondern mustert ihn streng. „War eine ziemlich blöde Idee, was?“, meint sie angesäuert. Verständnislos betrachtet der DJ sie und richtet sich langsam in eine sitzende Position auf. „Was geht dich das an?“, gibt er wütend zurück und versucht aufzustehen. Schwer legt sich jedoch eine Hand auf seine Schulter und drückt ihn wieder runter. „Du gehst nirgendwo hin, Freundchen!“, gibt Winston ihm zu verstehen. „Nimm sofort deine dreckigen Pfoten von mir, du Ni…“, fährt Floyd ihn aufgebracht an. Noch ehe er aber diese unschöne Beleidigung aussprechen kann, richtet sich eine dieser merkwürdigen Waffen auf ihn, mit der die vier das Monster vertrieben haben. „Wage es ja nicht, dieses Wort für meinen Kollegen zu benutzen, Kumpel, sonst schicke ich dich ohne Rückfahrschein direkt in die Hölle, du undankbares Arschloch!“ Es ist schwer zu übersehen, dass Peter es ernst meint. Doch der DJ erwidert seinen Blick nur trotzig. „Was soll der Scheiß eigentlich?“, fragt er stattdessen. „Das sollten wie Sie wohl eher fragen, Mister Denning. Können Sie sich auch nur entfernt vorstellen, was Sie da herbeigerufen haben und welche Konsequenzen das nach sich ziehen könnte?“, meint Egon mahnend. „Ich hatte alles unter Kontrolle, bis ihr euch eingemischt habt! Also wer zum Teufel seid ihr überhaupt?“ „Wir sind die Geisterjäger und haben alles Recht dazu, uns in so etwas einzumischen!“, entgegnet ihm Ray verstimmt. „Das ich nicht lache…“, ist alles, was Floyd dazu zu sagen hat. „Ich denke, du wirst nicht mehr lachen, wenn die Polizei hier ist!“, wirft Janine nun ein und nimmt das Telefon zur Hand. Dem DJ entgleiten alle Gesichtszüge. „Um diese Jahreszeit soll es im Knast ja sehr gemütlich sein, habe ich gehört. Doch ich bin sicher, der Richter wird dir ein paar Jahre weniger aufbrummen, wen du die gestohlenen Sachen wieder zurückbringst.“, grinst Venkman ihm entgegen. Eine Woche später haben all die Leute ihre Wertsachen wieder; Janine und Egon sitzen aneinander geschmiegt im Kino bei ihrem versprochenen Date und Floyd hockt allein in einer tristen Zell und denkt darüber nach, dass es wohl besser gewesen wäre, sich gleich nach dem ersten, großen Erfolg nach Kuba abzusetzen. Warum musste er auch so habgierig sein? Es hätte doch alles so schön sein können und jetzt sitzt er hier und hat nichts mehr. Er gibt ein tiefes Seufzen von sich und legt sich ungelenk auf die harte Pritsche. Ein paar Minuten später erlischt die einzelne Lampe an der Decke und über Lautsprecher wird verkündet, dass nun Nachtruhe herrscht. Mit einem verstimmten Grunzen schließt der ehemalige DJ die Augen. Einige Zeit liegt er so da und versucht Schlaf zu finden, doch es will ihm nicht so recht gelingen. Fluchend dreht er sich zur Wand herum und versucht es weiter. Gerade als er aufgeben will, erscheint jedoch ein heller Punkt auf dem kalten Stein, direkt vor seiner Nase. Mit gerunzelter Stirn betrachtet er ihn. Als ihm dämmert, worum es sich dabei handeln könnte, ist es schon zu spät. Innerhalb eines Sekundenbruchteils nimmt der Punkt fast die gesamte Wand ein. Ein muffiger Geruch schlägt ihm entgegen und ein heißer Wind bläst ihm das strähnige Haar aus der Stirn. Als Floyd versucht Luft zu holen, um nach Hilfe zu rufen, ist es schon zu spät. Begleitet von einem düsteren Lachen dringt eine riesige Hand aus der Öffnung und packt ihn, noch ehe er einen Ton von sich geben kann. „Diesmal kann dir niemand mehr helfen, Sterblicher!“ Kurz darauf wird Floyd mit solcher Heftigkeit in den Durchgang gezerrt, dass ihm alle Sinne schwinden. Mit einem triumphierenden Lachen schließt sich der Durchgang zur Geisterwelt und von dem DJ Floyd Denning hat man nie wieder etwas gesehen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)