Tales of the real Ghostbusters von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 21: Subway to hell -------------------------- Zwei Monate später… Es ist spät, bald schon wieder Morgen. Ein jeder will nur noch nach Hause und gern wird dafür die U-Bahn benutzt, da sie einen schnell von einem Ende der Stadt zum anderen bringt. Verschlafen stehen eine Handvoll Leute auf dem Bahnsteig am Lincoln Center und warten auf das Eintreffen der Linie drei, die rauf bis nach Harlem fährt. Bis zu ihrem Eintreffen sind laut Anzeige aber noch zehn Minuten Zeit. Gähnend hängen die wenigen Menschen ihren Gedanken nach und warten. Plötzlich dringt allerdings Lärm aus dem dunklen Tunnel, Lichtkegel erscheinen im Gewölbe und verkünden das Einfahren eines Zuges. Verwundert blicken die Leute auf die Anzeige, doch dort stehen immer noch neun Minuten und keine Ankündigung einer Zugdurchfahrt, die nachts gern vorgenommen wird, um die Bahnen für den folgenden Tag an die richtige Stelle zu bringen. Der Lärm im Tunnel wird lauter, das Licht der Scheinwerfer greller und dann wird der Zug sichtbar. Oder auch nicht. Die U-Bahn rast mit einer solch enormen Geschwindigkeit heran, dass es fast so wirkt, als würde sie jeden Augenblick aus den Schienen springen. Sie donnert durch den verschlafenen Bahnhof, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Ein Mann, der sich neugierig vorgebeugt hat, um den merkwürdig einfahrenden Zug zu sehen, wird vom Sog der Geschwindigkeit erfasst. Die zerrenden Finger sind so gewaltig, dass er fast hinter der davonrasenden Bahn hergezogen wird. Ehe er jedoch gegen die Bahn schlagen oder ins Gleisbett fallen kann, ergreift ein anderer Mann geistergegenwärtig seinen Arm und zieht ihn im letzten Moment zurück. Beide Männer werden von den Füßen gerissen und zu Boden geworfen, bleiben aber unverletzt. „Danke. – Was ist nur mit diesem Zug los?“, fragt der Mann seinen Retter verdutzt. Dieser zuckt nur irritiert mit den Schultern, während die U-Bahn wieder im Tunnel verschwindet und sich der Lärm langsam legt. Verwirrt blicken sich auch die anderen Leute um, doch das eben Geschehene können sie sich einfach nicht erklären. Allmählich legt sich die Überraschung und jeder kehrt zu seinen eigenen Gedanken zurück. Die Zeit auf der Anzeige zählt immer weiter runter und schließlich wird das Eintreffen des Zuges verkündet. Erneut ertönt Lärm im Tunnel, Licht wird hell. Allerdings scheint auch dieser Zug viel zu schnell zu fahren. Als er die Einfahrt zum Bahnhof erreicht, steigt der Lokführer so hart in die Eisen, dass die Bremsen ein ohrenbetäubendes, hohes Kreischen von sich geben, dass einem die Füllungen in den Zähnen vibrieren lässt. Mit schmerzverzerrter Miene halten sich die Wartenden die Ohren zu, doch wirklich helfen tut es nicht. Entgegen aller Annahmen gelingt es dem Lokführer tatsächlich den Zug innerhalb des Bahnhofs zum Stehen zu bringen. In einem schlechten Film könnte man die Räder der Wagons jetzt vielleicht qualmen sehen. Doch hier ist das nicht der Fall, dennoch ist die Luft erfüllt vom beißenden Geruch heißen Öls, statischer Elektrizität und überhitzten Metalls. Noch mit dem Schreck in den Knochen betrachten die Leute den Zug, dessen Türen sich nun unter einem pneumatischen Schnaufen öffnen. Etwas unschlüssig sehen sich die Menschen an, sind nicht sicher, was sie von alledem halten sollen. Mit einem unbehaglichen Seufzen setzt sich die kleine Menge schließlich in Bewegung und betritt den Wagon. Ein Mädchen, dass eigentlich nur von einer Party auf dem Weg nach Hause ist, betritt als Letzte die U-Bahn. Sie ist gerade erst über die Schwelle getreten, da schlagen plötzlich unvermittelt die Türen zu und dass mit einer solchen Wucht, dass sie einen lebensgefährlich verletzten könnten oder gar töten. Dem Mädchen gelingt es gerade noch so, mit einem Aufschrei vorwärts zu treten und so diesem Schicksal zu entgehen. Dennoch stößt sie kurz darauf einen Schmerzlaut aus, der alle Anwesenden in Entsetzen versetzt. Ihre langen Haare, die zu einem Zopf geflochten sind, klemmen zwischen den Flügeln der Tür fest und es gelingt ihr nicht, sich zu befreien. Zwei junge Männer kommen ihr zu Hilfe, doch da verriegeln die Türen hörbar und der Zug setzt sich ohne Vorwarnung ruckartig in Bewegung. Dadurch fallen einige der Leute zu Boden, was vielleicht ganz gut ist, denn die Bahn beschleunigt so rapide, dass es fast unmöglich scheint, sich irgendwo festhalten zu können. Hilflos versuchen sich die Menschen gegenseitig zu halten und klammern sich in neuerlicher Panik an den Stangen fest. Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit donnert der Zug wieder in den Tunnel hinein. Kreischend jagen die Räder über die Schienen. Die grellen Scheinwerfer durchbohren die Dunkelheit vor dem Gefährt, während die Wände des Gewölbes an ihnen vorbei sausen, als säße man in einer Achterbahn. Die wenigen Fahrgäste verstehen nicht, was überhaupt lost ist, klammern sich nur mit aller Gewalt an ihr Leben. Nur wenige Sekunden später erreicht der Zug die nächste Station, doch entgegen der Hoffnung seiner Insassen hält er nicht an. Wahnwitziger Weise beschleunigt er sogar noch. Nun scheint es so, als würde das tonnenschwere Gefährt nur noch über die Schienen schweben und keinerlei Kontakt mehr dazu zu haben, wäre da nicht das Kreischen der Räder auf ihnen. Auch die folgenden Stationen überfährt der Lokführer einfach. Irritierte Leute stehen auf den Bahnhöfen und blicken diesem wildgewordenen Zug hinterher, wie es zuvor die hilflosen Insassen taten. Schließlich nähert sich die Bahn einer engen Kurve. Doch auch hier scheint der Fahrer nicht der Ansicht zu sein, langsamer werden zu müssen. Stattdessen nimmt er die Kurve mit voller Geschwindigkeit und es grenzt an mehr, als nur ein Wunder, dass das Gefährt dabei nicht an der Tunnelwand landet oder entgleist. Allerdings lehnt sich der Zug so sehr zur Seite, dass sein Dach an der Tunnelwand entlang schrammt und weißlich-blaue Funken aufsprühen. Hilflos schreien die Fahrgäste um Hilfe, doch der Lärm des Teufelszugs übertönt alles. Bei der nächsten Kurve wiederholt sich das Specktakel auf der anderen Seite des Wagons. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Endstation. Irrsinnig jagt der Zug um die letzte Kurve vor Harlem. Der Streckenabschnitt ist ziemlich kurz und am Ende des Bahnhofs stehen Begrenzungspoller. Keine fünfzig Meter hinter ihnen endet der Tunnel in einer massiven Felswand. Die Menschen im Innern des Wagons schließen bereits mit ihrem Leben ab, da vernehmen sie ein neues Geräusch. Es klingt wie das Lachen eines völlig Wahnsinnigen und kommt direkt aus dem Führerstand des Zuges. Alle Blicke richten sich darauf aus. In der abgetrennten Kammer beginnt plötzlich ein weißliches Licht zu glühen und Umrisse werden sichtbar. Mit Entsetzen müssen die Leute feststellen, dass ihr Gefährt nicht von einem betrunkenen oder gar lebensmüden Lokführer durch die Tunnel gehetzt wird, sondern von einem leibhaftigen Geist. Nun bricht die völlige Panik aus. Erst recht, da die Scheinwerfer der U-Bahn nun die Begrenzungspoller erleuchten. In wenigen Sekunden wird der Wagon mit ihnen zusammenstoßen und sie alle in den Tod reißen! Das Lachen des Geistes wird immer wahnsinniger und doch klingt es nicht fröhlich. In ihm scheint eine tiefe, depressive Traurigkeit mitzuschwingen. Allerdings nimmt dies keiner der Insassen wahr. Der Zug fährt quietschend in den letzten Bahnhof ein, die Poller direkt vor sich. An der Erdoberfläche erwacht Manhattan langsam zum Leben. Die Sonne schiebt sich schwerfällig hinter dem Horizont empor und verkündet einen neuen Tag. Im selben Augenblick beginnt der Geist wütend zu fluchen. Die Geschwindigkeit des Zuges verringert sich rapide. Dennoch reicht es nicht mehr aus, um den Zusammenstoß zu verhindern. Der Führerstand prallt gegen die Poller, nimmt sie förmlich in sich auf, verschmilzt in einer innigen Umarmung mit ihnen. Der erste Wagon, in dem sich die wenigen Fahrgäste befinden, wird zusammengedrückt und auf die Hälfte verkürzt, als die anderen Wagen von hinten nachdrücken. Mit einem qualmenden Ächzen endet diese Horrorfahrt schließlich. Völlig benommen gelingt es den Leuten durch die zerborstenen Fenster auszusteigen. Es kommt ihnen vollkommen unwirklich vor, doch sie alle sind noch am Leben und werden fassungslos von den wartenden Pendlern auf dem Bahnhof angestarrt. Unter lautem Fluchen verlässt auch der Geist den Führerstand und verschwindet in der Felswand, die das Ende des Tunnels bildet… „Passen sie auf, wo sie hintreten!“, weist Stuart Hamilton die vier Geisterjäger nachdrücklich an. „Der kaputte Zug ist zwar abgeschleppt und die Stromversorgung unterbrochen worden, doch wir hatten noch nicht die Zeit, das Gleisbett zu reinigen. Hier liegen überall Metallteile und Glassplitter.“ Mit Bedacht klettern die Jungs in das Gleisbett und folgen dem Chef der Lokführer zum Umfallort. Die Begrenzungspoller, die den Zug zusammengedrückt haben, sind jetzt verschwunden. Doch Löcher im Erdboden zeugen von ihrem Standpunkt und wie wenig Platz zwischen ihnen und der Felswand dahinter eigentlich ist. Langsam zieht Egon sein PKE-Gerät hervor und sucht den Bereich um die Unfallstelle ab. „Ich empfange noch schwache Signale. Der Geist hält sich also noch irgendwo in der Nähe auf.“ „Ich würde ja echt nicht glauben, dass hier unten ein echter Geist am Werk war, aber die Leute wirkten sehr überzeugend und die Aufnahmen der Überwachungskameras bestätigen das ebenfalls…“, stirnrunzelnd kratzt sich Stuart am Hinterkopf. „Das hören wir oft. Haben sie den Zug schon vorbereitet?“, fragt Peter. „Ja. Der Zug wartet am anderen Ende der Strecke, wie sie es wollten. Alle Bahnhöfe sind gesperrt, bis sie hier fertig sind und wir schalten den Strom wieder ein, wenn wir hier durch sind.“, erwidert Hamilton. Die fünf beenden die Besichtigung und steigen wieder auf die Bahnhofsplattform. „Was denken sie, wie lange sie für den Einsatz brauchen werden?“ „Da die Augenzeugen berichtet haben, dass das Ganze mit dem Sonnenaufgang zu Ende ging, werden wir wohl die Nacht über damit beschäftigt sein.“, entgegnet ihm Ray. „Definitiv und dann wird die Strecke sicher noch wegen Reparaturarbeiten gesperrt bleiben müssen…“, setzt Winston entschuldigend hinzu. Stuart wirft ihm einen prüfenden Blick zu und nickt dann langsam. „Denke ich auch, aber versuchen sie den Schaden so gering wie möglich zu halten. Die Linie drei ist eine sehr wichtige Strecke und ich kann sie nicht schon wieder tagelang sperren.“ Zusammen mit dem Lokführerchef fahren die Ghostbusters zum anderen Ende der U-Bahnstrecke, wo bereits ein ausrangierter Zug auf sie wartet. „Sie haben vorhin erwähnt, dass sie wissen, wer der Geist sein könnte?“, hakt Venkman nach. „Oh ja! Auf einer Kameraaufnahme konnte ich ihn zweifelsfrei identifizieren. Es ist ein ehemaliger Mitarbeiter von mir, Daniel Erwerth.“ „Was ist passiert?“, fragt Winston, während er Ecto-1 durch den Feierabendverkehr lenkt. „Erwerth war eigentlich immer ein zuverlässiger Zugführer, auf den man sich stets verlassen konnte. Irgendwann hat er rausgefunden, dass seine Frau ihn betrügt. Sie haben sich scheiden lassen. Bald darauf haben sich auch seine Kinder von ihm abgewendet und das hat ihn ziemlich depressiv gemacht. Er hat es versucht zu verstecken, doch es gelang ihm nicht so gut. – Schließlich fing er an zu trinken und kam nicht selten auch betrunken zum Dienst. Ich habe mir das eine Weile angeschaut und dann musste ich ihn leider entlassen. Die Sicherheit der Fahrgäste steht immerhin an oberster Stelle! Monatelang habe ich nichts von ihm gehört, doch er muss immer weiter gesunken sein. Eines nachts überwältigte er einen anderen Lokführer, der gerade seinen Dienst bei der drei antreten wollte und hat den Zug entführt. Soweit ich weiß, ist er die Strecke ganz normal gefahren, sodass niemand mitbekommen hat, dass etwas nicht stimmt. Doch auf dem letzten Streckenabschnitt ist er dann völlig durchgedreht. Er hat den Zug irrsinnig beschleunigt und dann gegen die Begrenzungspoller gefahren, so wie jetzt wieder. Beim Aufprall kam er ums Leben. In einem Abschiedsbrief hat er seinen Hass auf die verlogene Gesellschaft bekundet und dass er hoffe, viele Leute mit sich in den Tod genommen zu haben. – Es war ein echtes Wunder, dass niemand mehr im Zug war, als er zu seiner Kamikazefahrt angesetzt hat…“, berichtet Hamilton bedrückt, aber dennoch mit sichtbarer Wut. „Diese bewundernswerte Tatsache scheint der Geist nun aber auch mitbekommen zu haben und er versucht erneut, andere Menschen für sein Leid zu bestrafen.“, grübelt Egon. „Scheint so. Wir können von Glück sagen, dass die Leute heute Morgen nur leicht verletzt wurden.“, erwidert der Bauarbeiter und hält in der Nähe des U-Bahnhofs. Kurz darauf verschießt Hamilton das Gitter hinter den Jungs und sperrt sie somit in der verlassenen Station ein. „Seid vorsichtig, Leute.“, weist er sie noch einmal an, ehe er sich abwendet. Auf sich allein gestellt, steigen die Geisterjäger die Stufen zur Plattform hinab. Einzig die Notbeleuchtung erhellt ihnen spärlich die Umgebung. Die vier hoffen, dass diese Tatsache den Geist nicht irritiert oder das er gar mitbekommen hat, was sie besprochen haben. Alles soll so normal wirken, wie sonst auch, damit der Geist einen neuen Versuch startet und sie ihn dann einfangen können. Die vier Männer verteilen sich auf dem Bahnhof und warten. Der bereitgestellte Zug steht auf einem Abstellgleis im Tunnel hinter der Station. Noch ist alles friedlich und die Nacht schreitet voran. Müdigkeit macht sich langsam unter ihnen breit und sie fangen an, zu glauben, dass Erwerth doch etwas mitbekommen hat oder den Schreck der letzten Nach erst mal sacken lassen will. Als sie sich für eine Beratung zusammenfinden, dringt plötzlich ein Licht vom Abstellgleis durch den kurzen Tunnelabschnitt. Elektrische Vibrationen gleiten die Schienen entlang und ein Rumpeln wird laut, als sich der Zug in Bewegung setzt. „Es ist soweit! Haltet euch bereit!“, fordert Peter sein Team auf. Möglichst gelassen treten die vier näher an den Bahnsteig heran und warten auf das Eintreffen des Zuges. Bruchteile eines Augenblicks später donnert die U-Bahn in die Station ein und kommt mit einem grellen Quietschen zum Stehen. „Das fängt ja gut an…“, murmelt Venkman halblaut und drückt damit das Unbehagen aus, das sie alle verspüren. Kurz darauf öffnen sich die Türen mit einem pneumatischen Schnaufen. Eine gewisse Nervosität steigt in den vier Jungs auf und sie werfen sich möglichst unauffällig ein paar Blicke zu, ehe sie sich dem erleuchteten Eingang des Wagons nähern. Bewusst zügig übertreten sie alle die Schwelle. Nur zu gut haben sie die Berichte der Insassen im Kopf, die diese Höllenfahrt überlebt haben. Und ihre Vorsicht scheint Früchte zu tragen, entgehen sie den heftig zuschlagenden Türen doch nur knapp. „Du meine Güte…“, gibt Ray von sich, als er sich zur geschlossenen Tür umwendet. Ihre Flügel sind unter solchem Druck aufeinandergeschlagen, dass die Scheibe auf der linken Seite einen Sprung bekommen hat. Ungläubig betrachtet ihn der Mechaniker und stellt sich unweigerlich vor, dass es auch sein Arm oder Bein hätte sein können. Er schluckt hart, doch zu mehr kommt er nicht, da sich der Zug nun in Bewegung setzt. Er fährt so ruckartig an, dass er fast aus den Schienen zu springen scheint. Es wirft die Jungs schlichtweg von den Füßen. Auf dem Boden liegend vernehmen sie plötzlich das irrsinnige Lachen des Geistes aus dem Führerstand. Unlängst später beschleunigt der Zug auf eine wahnwitzige Geschwindigkeit und jagt damit haltlos durch den dunklen Tunnel. Viel Zeit bleibt den Geisterjägern nicht, sich zu überlegen, wie sie den Geist am besten einfangen können. Immerhin könnte Daniel von seinem ursprünglichen Plan abweichen und die Bahn gleich an der nächsten Kurve gegen die Wand setzen, um endlich ein paar Opfer zu verzeichnen. Doch im Grunde ist es völlig einerlei, wann es zu dem tödlichen Zusammenstoß kommt – die Ghostbusters sind in dem Wagon eingesperrt, bis der Zug zum Stehen kommt – egal auf welche Weise! „Was sollen wir tun?“, presst Winston hervor und versucht irgendwie Halt zu finden, um nicht durch den ganzen Wagon geschleudert zu werden. „Wie wäre es mit, auf die Füße kommen?“, entgegnet ihm Peter sarkastisch und klammert sich an einer der Haltestangen fest. Der Bauarbeiter wirft ihm einen mahnenden Blick zu, doch im Grunde hat der Brünette recht. Wenn sie irgendwas erreichen wollen, muss es ihnen gelingen, aufzustehen. „Wir müssen…“, setzt Egon an, doch da kommt die erste, scharfe Kurve. Ehe der Blonde seinen Gedanken aussprechen kann, legt sich der Zug gefährlich auf die Seite. Das Dach des Wagons schrammt mit einem widerlich, metallischen Kreischen an der Wand des Tunnels entlang. Weißlich-gelbe Funken sprühen auf. Die vier verlieren den letzten Halt und rutschen hilflos über den Boden. Hart prallen sie gegen die Tür auf der anderen Seite. Leicht benommen registrieren sie, dass sich die U-Bahn wiederaufrichtet und den nächsten Streckenabschnitt in Angriff nimmt. Ein im Halbschatten liegender Bahnhof rast an ihnen vorbei, doch die Geschwindigkeit macht es unmöglich zu sagen, um welchen es sich dabei handelt. Wieder schallt das wahnsinnige Lachen Erwerth´s aus dem Führerstand, begleitet von einem jubelnden Grölen, als würde der Geist eine wilde Achterbahnfahrt durchleben. „Der hat doch total einen an der Waffel…“, kommt es von Venkman, der sich schmerzlich die Stelle am Hinterkopf reibt, mit der er gegen die Tür geknallt ist. Seinen Kollegen scheint es da nicht viel besser zu gehen, dennoch spürt er plötzlich, wie sich Ray an seinem Arm festklammert. Etwas irritiert betrachtet Peter das Ganze und blickt ihm überrascht an. Bei dieser Berührung, die so hilfesuchend wirkt, schweifen die Gedanken des selbsternannten Anführers augenblicklich ab. Ihm ist bewusst, dass das absolut nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas ist und das er über so etwas längst hinweg sein sollte, dennoch kann er nicht wirklich etwas dagegen tun. Ihm kommt nur der Gedanke, dass Winston das vielleicht mal wieder falsch verstehen könnte. Als hätte der Schwarzhaarige seine Befürchtungen bemerkt, wirft er ihm in diesem Augenblick einen warnenden Blick zu, in dem ein gewisser Funken Eifersucht zu sehen ist. Dieser Anblick gibt Venkman schon so etwas wie Genugtuung, da sich Ray ja auch an Winston festhalten könnte, der ihm sogar näher ist, als er selbst. Doch der Mechaniker hat sich aus irgendeinem Grund dagegen entschieden. Der Moment ist zwar immer noch nicht gerade günstig dafür, erst recht, wo sich der Wagon gerade wieder schräg legt und kreischend um die nächste Kurve brettert, dennoch fixiert Peter Winstons Blick und stellt damit sicher, dass er seine folgende Aktion auch mitbekommt. Er entkrampft seinen Arm, an dem sich Raymond festhält und verschränkt seine Finger mit denen des Jüngeren, als wären sie ein frisch verliebtes Pärchen beim Händchen halten. Überrascht sieht der Rothaarige ihn an und Venkman erwidert seinen Blick mit einer ungeahnten Sanftheit, als wolle er den großen Beschützer mimen, der einer Dame in Not Sicherheit verspricht. Zornig setzt Winston dazu an, etwas zu sagen, doch Ray ergreift zuerst das Wort. „Sieh mich nicht so komisch an, Peter…“, kommt es leicht unbehaglich von ihm. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich pass schon auf dich auf!“, erwidert ihm der Brünette erhaben. Raymond legt die Stirn in Falten. „Ich habe doch keine Angst und du musst auch nicht auf mich aufpassen! Du sitzt doch neben der Haltestange, also steh auf und hilf mir auf die Füße, damit wir eine Kette bilden können.“, erwidert der Mechaniker mit einem leichten Augenrollen. Doch etwas irritiert blinzelt Venkman, ehe seine Gedanken wieder klarwerden und er versteht, was sein Kollege ihm sagen will. Nun ist es Winstons Gesicht, dass so etwas wie Genugtuung ausdrückt. „Meine Herren, ich denke, wir sollten uns ein bisschen beeilen, wenn es recht ist. Die letzte Kurve ist nicht mehr weit…“, unterbricht Egons eindringliche Stimme die Situation. Davon wachgerüttelt, lässt Peter von Ray ab und ergreift seinen Strahler. Dann reicht er dem Jüngsten erneut seinen Arm und zieht sich mit der anderen Hand an der Haltestange hoch. Gemeinsam kommen die beiden Geisterjäger auf die Füße. Etwas wackelig schnappt sich nun der Mechaniker seine Protonenkanone und reicht dann Winston seinen Arm. Schwerfällig kämpft sich der Bauarbeiter zu ihm vor und bekommt ihn beim zweiten Versuch zu fassen. Wackelig kommt auch er auf die Beine und fummelt seinen Strahler hervor. Nun ist Egon an der Reihe. Er rutscht zu Winston hinüber und versucht seinen Arm zu ergreifen. Ehe ihm das aber gelingt, wird der Wagon auf einmal heftig durchgeschüttelt. Er schwankt bedenklich auf den Schienen, als er einen weiteren Bahnhof durchschießt. Dabei wird der Tüftler erneut heftig gegen die Tür geschleudert. Zu allem Unglück fliegt ihm dadurch auch noch seine Brille von der Nase. Kreiselt rutscht sie über den Boden und verschwindet unter einer der Sitzreihen. Hilflos, so plötzlich seiner Sehkraft beraubt, blickt sich Egon mit großen Augen um und scheint doch nichts zu sehen. Reflexartig tasten seine Finger den Untergrund ab, doch dafür ist jetzt einfach keine Zeit. Beherzt packt Winston ihn an der Schulter und zerrt ihn zu sich. „Meine Brille…“, kommt es fast schon weinerlich von dem Blonden. „Die finden wir schon wieder, Egon. Doch jetzt müssen wir das hier erst mal fertigmachen!“ Ungläubig versucht der Tüftler ihn zu fixieren und nickt dann schwach. Unsicher greift er nach seinem Strahler und klammert sich dann an Winstons Arm fest. Schwankend wie Bambi auf dem Eis, kommt der Größere auf die Füße und umklammert den Arm des anderen so sehr, dass es schmerzt. Der Bauarbeiter beißt die Zähne zusammen und weist Egon dann an, die andere Stange neben sich zu ergreifen. Mit zitternden Fingern tastet der Blonde beinahe ziellos in der Luft herum, bis er auf kaltes Metall trifft. Seine Hand schließt sich darum und so stehen sie halbwegs sicher in einer Reihe. Der Führerstand befindet sich nur drei Sitzreihen vor ihnen, also sollte er gut zu treffen sein. Nur eine dünne Tür trennt die Jäger von dem Geist. Als sie den nächsten Bahnhof durchsausen, schalten die Ghostbusters ihre Strahler ein, klammern sich noch fester aneinander und eröffnen das Feuer auf die Tür. Die hochenergetischen Protonen zischen grell und blitzend durch den U-Bahnwagon. Sie bohren sich in das dünne Holz der Tür und sprengen sie förmlich aus ihrer Halterung. Schlagartig verstummt das wahnwitzige Lachen und Grölen des ectoplasmischen Zugführers. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er die vier Männer an, von denen er dachte, sie seien nur ganz gewöhnliche, gar harmlose Spinner, die nachts mit der U-Bahn unterwegs sind. Dieser Gedanke war ein schwerer Fehler, wie Daniel jetzt feststellen muss. Diese Typen sind keineswegs harmlos und schon gar nicht gewöhnlich, doch sie sind definitiv Spinner. Spinner, die ihm ans Leder wollen, wenn man es genau nimmt. Ein zornig-panisches Kreischen entkommt dem Geist. „Ihr werdet mich niemals aufhalten!“, schreit er ihnen entgegen und setzt dazu an, durch die Windschutzscheibe abzuhauen. „FEUER!“, brüllt Peter. Unter dem Schwanken der wildgewordenen und nun auch führerlosen U-Bahn zischen erneut die Protonenstrahlen durch den Wagon. Im letzten Moment erwischen sie Erwerth noch, ehe er ganz durch die Scheibe verschwinden kann. Unter lautem Klirren zerspringt das dicke Glas und verteilt sich in dem Wagon. Die Energiestrahlen klammern sich am bestandslosen Körper des Geistes fest und zerren ihn langsam wieder in den Führerstand hinein. Unter lautstarkem Protest windet und kämpft das ectoplasmische Wesen gegen die fremde Macht an. Schließlich ist der Störenfried nahe genug dran, um ihn einfangen zu können. „Egon, die Falle!“, tönt Venkman. Etwas ziellos löst der sichtbehinderte Tüftler die Finger von der Haltestange und angelt nach der Falle auf seinem Rücken. Nach einigen Augenblicken, in denen die drei anderen verzweifelt versuchen, den Geist festzuhalten, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren, gelingt es dem Blonde, sie zu erreichen. Ein heftiges Poltern auf den Schienen schüttelt sie aber alle so durch, dass Egon die Falle fallen lässt. Klappernd landet sie auf dem Boden. Gerade noch so gelingt es den Jungs Erwerth in den Strahlen halten zu können. Haltlos klammert sich Egon wieder an der Stange fest, doch die Falle ist zu weit weggerutscht. Winston gelingt es, sie geradeso zu erreichen und er kickt sie zum Geist hinüber. „Ok, jetzt!“, entkommt es Raymond und der Schwarzhaarige betätigt den Auslöser. Unter gleißendem Licht öffnet sich die Falle und die Jungs stellen das Feuer ein. „Nein! – NEIN!“, bäumt sich Daniel ein letztes Mal auf und zuerst sieht es so aus, als könne er dem Sog tatsächlich entkommen. Dann jedoch verliert er den Halt und wird ins Licht gesaugt. Kraftvoll verschließen sich die Flügelklappen der Falle und sperren den Geist in sich ein. Einen Moment lang zucken elektrische Blitze über die Oberfläche der Falle und sie bäumt sich bedenklich hüpfend auf. Dann schnappt die Verriegelung ein und versiegelt den Käfig. Unendliche Erleichterung macht sich in den Jungs breit und sie sinken kraftlos zu Boden. „Oh Mann, das war knapp…“, stöhnt Venkman. „Es ist noch nicht vorbei!“, fährt Winston ihn an und deutet in den verlassenen Führerstand. Noch immer jagt der Zug mit erschreckender Geschwindigkeit über die Schienen. Allerdings ist die Tatsache, dass niemand diesen Zug fährt, noch das geringste Problem. Beim Beschuss des Geistes haben die Protonenstrahlen unglücklicherweise die Steuerelektronik zerstört! Elektrische Funken sprühen aus der gesprengten Konsole und zerrissene Kabel wirbeln wild herum. Plötzlich wieder ziemlich verzweifelt, kriechen die Geisterjäger auf den Führerstand zu und besehen sich eilig den Schaden. Fest umklammert Egon dabei die Falle, damit sie sich nicht doch noch wieder öffnet und ohne seine Brille kann er auch sonst nicht viel tun. „Mach doch was, Peter! Du kennst dich doch mit Zügen aus!“, drängelt Winston ihn panisch, während die U-Bahn kreischend um die letzte Kurve biegt. „Ja, aber nur mit Lokomotiven, nicht mit U-Bahnen und selbst wenn, das Steuerpult ist vollkommen hinüber…“, giftet der Brünette zurück und weicht einem schlagenden Kabel aus. „Wir müssen den Zug anders bremsen…“, kommt es schwach von Egon. „Aber wie denn?“, fragt der Schwarzhaarige. „Die Schienen! Wir müssen versuchen, sie mit unseren Strahlern zu schmelzen, dann verlangsamt das den Zug!“, wirft Ray ein. „Meinst du, das reicht?“, erwidert Peter zweifelnd, da die Strecke fast zu Ende ist. „Uns bleibt nichts Anderes übrig!“, kontert Raymond erstaunlich nachdrücklich. Der Brünette zuckt dabei überrascht zusammen, nickt dann aber fest. Winston zieht Egon zu sich hinüber und richtet seinen Strahler auf die rechte Schiene aus, ehe er seinen eigenen platziert. Peter und Ray fokussieren die linke. Kurz darauf zucken die Protonen ein drittes Mal durch die Luft. Unter der heftigen Energieeinwirkung beginnen die Gleiße rot zu glühen. Die enorme Geschwindigkeit des Zuges tut ihr Übriges, um sie zum Schmelzen zu bringen. Plötzlich beginnt die Bahn heftig zu schwanken, als sie ihre Führung verliert. Sie schlägt haltlos gegen die Seiten des Tunnels. Der letzte Bahnhof erscheint und das bringt das Gefährt vollkommen außer Kontrolle. Ungehalten kracht der Zug gegen die Plattform des Bahnsteigs und rutscht funkensprühend am Rand entlang. Die massive Felswand kommt immer näher und die Wagons wollen einfach nicht langsamer werden. Am Ende der Station verkantet sich der Zug jedoch, bevor er mit der Tunnelwand Bekanntschaft schließen kann. Der Führerstand knallt hart gegen die Stationswand und reißt ein kleines Gittertor mit sich, dass eigentlich verhindern soll, dass Fahrgäste auf das Gleisbett treten oder den Schaltraum dahinteer erreichen können. Rumsend und quietschend schieben sich die übrigen Wagons in den ersten hinein und drücken ihn weiter in Richtung Felswand. Nur Millimeter, bevor die zerborstene Windschutzscheibe gegen den nackten Stein prallt, stoppt der Zug endlich. Der Zusammenstoß ist so heftig, dass die wenigen Menschen, die zu dieser späten Stunde noch auf der Straße unterwegs sind, erschrocken zusammenfahren. Nicht wenige von ihnen denken, dass dies ein Erdbeben ist, das den Boden so erzittern lässt. Bewegungslos verharren sie und warten auf eine weitere Erschütterung. Sie bleibt allerdings aus, weshalb die Leute ungeachtet ihren Weg fortsetzen. Im Untergrund sieht es jedoch ganz anders aus. Qualmend liegt der völlig zerstörte Zug auf der Seite, zur Hälft in den kurzen Tunnelabschnitt am Ende der Station hineingerammt. Beim Anblick des Gefährts wünscht man nicht mal seinem schlimmsten Feind, das er dort drinnen sitzt. Doch vier junge und mutige Männer waren in diesem Zug und haben ihr Leben geopfert, um das Unzähliger zu retten… Langsam lichtet sich der Qualm etwas und eine Bewegung wird sichtbar. In einem der zersplitterten Fenster erscheint eine Hand, die sich kraftlos am Rahmen festklammert. Mit einem tiefen, schmerzlichen Stöhnen schiebt sich Venkman durch die Fensteröffnung ins Freie. Kraftlos lässt er sich auf den Bahnsteig fallen und atmet schwer. Sein Overall ist halb zerrissen, sein Protonenpack nur noch ein qualmender, funkensprühender Klumpen auf seinem Rücken. Sein Körper ist übersät mit Schnittwunden, Prellungen und Quetschungen. Seine Sicht verschwimmt, als ihm Blut von einer Platzwunde an seiner Stirn ins Augen rinnt. „Aaaah…!“, stöhnt er. „Ich werde nie wieder mit einem Zug fahren…“ Mit einem Keuchen versucht er sich das klebrige Blut aus dem Auge zu reiben, als neben ihm ein dumpfes Plumpsen zu hören ist. „Gilt das auch für Lokomotiven…?“, fragt Winston tonlos und setzt sich neben ihn. Schwach wendet ihm Venkman den Blick zu und ringt sich ein Grinsen ab. „Definitiv…“, keucht er. Der Schwarzhaarige sieht nicht viel besser aus, nur wirkt das Blut auf seiner dunklen Haut nicht ganz so grotesk. Diesmal ertönt das plumpsende Geräusch neben dem Bauarbeiter. Kurz darauf legt sich etwas schwer in Winstons Schoß. Erschöpft blickt er hinab und sieht dort Egons Kopf liegen. Der Blonde gibt ein wehklagendes Stöhnen von sich und öffnet dann schwach die Augen. Ohne seine Brille sieht er unglaublich verletzlich aus, findet Winston. Erst recht, wo nun Blut seine blasse Haut ziert und seine sonst so aufwendig frisierten Haare völlig zerzaust sind. Trotz alledem ringt sich der Tüftler aber ein winziges Lächeln ab und hebt schwach die Arme. „Ich – ich habe den Geist noch…“, kommt es mit etwas von ihm, das Triumph sein könnte. Kraftlos erwidert Winston sein Lächeln und streicht ihm sanft eine verirrte Strähne aus der Stirn. „Das hast du klasse gemacht, Egon…!“, lobt er ihn mit brüchiger Stimme. „Wo ist Ray?“, fragt der Blonde langsam. „Hier…“, ertönt es angeschlagen neben ihm, als sich der Mechaniker aus dem Wrack fallen lässt. Winston und Peter wenden ihm den Blick zu, doch sie können ihn kaum ansehen. Zwar sind sie alle schrecklich mitgenommen und verletzt, doch Raymonds Anblick erinnert die beiden zu sehr an seinen furchtbaren Unfall, weshalb sie den Blick wieder senken. Egon jedoch streckt eine Hand suchend nach ihm aus. „Raymond…?“, fragt er schwach. Vorsichtig ergreift der Rothaarige seine Hand und lächelt sanft. „Ich hab deine Brille gefunden!“, verkündet er stolz. „Doch sie ist völlig kaputt…“, gesteht er dann entschuldigend. Egons Finger fahren forschend über die deformierten Überreste seiner Sehhilfe, dann lächelt er. „Halb so schlimm, solange wir nicht kaputt sind…“ Erschöpft fallen den vieren die Augen zu. Zwei Stunden später geht die Sonne auf und Sirenen werden laut, nachdem Stuart Hamilton die Jungs gefunden hat… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)