Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 303: Einen Schritt, der lange aufgeschoben wurde -------------------------------------------------------- Ich habe gedacht, es würden Jahre vergehen, bis ich dieses Herrenhaus noch einmal betreten würde. Vielleicht im Rahmen meiner Therapie mit Kai, der mit mir eine Ortsbegehung machen möchte. Damit ich mich den Erlebnissen besser stellen kann? Ja, ich hab ein wenig recherchiert, wie eine Therapie aussehen kann. Und ein Teil dessen, was ich gelesen habe, behagt mir nicht. Doch hier steh ich nun. Mit Akito neben mir, der einen Schlüssel aus der Hosentasche zieht und die große, einladende Tür aufschließt. Als wir los wollten hat mich Katsuya abgefangen und gefragt, was los sei. Ich hatte in dem Moment keine Kraft und keine Zeit ihm alles zu erklären. Also nahm ich ihn zur Seite und bat ihn um Geduld. Versprach ihm, dass ich ihm heute Abend alles erklären werde. Mein blonder Streuner nickte und ließ mich gehen. Es hat ihm nicht gefallen so im Unklaren gelassen zu werden, dass hab ich ihm angesehen, doch er vertraut mir. Die Tür schwingt auf und eine komische Luft schlägt uns entgegen. Staubig. Stehend. Es kostet mich eine gewisse Überwindung die Schwelle zu übertreten. Ein Blick in die Lounge, die wir als Wohnzimmer genutzt haben, zeigt, dass alle Möbel mit Hüllen abgedeckt sind, um sie vor Schmutz und Staub zu schützen. Als wir das Foyer durchqueren kommen mir unsere Schritte unglaublich laut vor. Langsam steigen wir die Treppe nach oben empor. Einerseits mach ich langsam, weil Akito noch nicht ganz fit ist und ich ihn schonen möchte. Andererseits sträubt sich aber auch etwas in mir nach oben zu steigen. Meine Handflächen sind schweißnass und ich reib sie immer wieder an den Hosenbeinen ab. Dennoch haben wir irgendwann das obere Ende dieser Treppe erreicht und ich bleib stehen. Meine Hände haben sich zu Fäusten geballt und ich presse meine Lippen fest aufeinander. Mein Herz wummert und für einen Moment glaube ich, dass meine Brust gleich bersten wird. Doch dann spüre ich eine Hand an meiner Wange, die mich aus meinen Gedanken holt und mich Akito anblicken lässt. Sanft fragt er mich, ob ich mich erst einmal setzen möchte. Mein Kopf schüttelt sich, bevor es mir wirklich bewusst wird. Also legt mir Akito seine Hand in den Rücken und das gibt mir Kraft. Ich weiß nicht wieso, nur dass es eben so ist. Langsam drehen wir uns zu dem Flügel des Herrenhauses, in dem bis Anfang dieses Jahres noch mein und Mokubas Zimmer war. Der Flügel, an dessen Ende ein Regal steht und die Tür zu SEINEM Reich verbirgt. Gozaburos Schlafzimmer. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, während wir uns Schritt für Schritt dem Ende des Flures mit dem Regal nähern. Vor ein paar Wochen lag ich hier vor dem Regal. Stock besoffen. Nachdem Kogoro auf der Benefits Veranstaltung versucht hat mich auf der Toilette zu überwältigen. Keizo hatte mich damals gerettet und was war mein Dank? Ich hab im Suff mehr als eindeutig zweideutige Andeutungen gemacht, wodurch Mokuba erfahren hat, dass Keizo sich mir aufdrängen musste. Als wir das Regal erreichen wallt auf einmal Wut in mir auf. Warum...? Warum hat er mir das angetan? Warum hat er mich weitergereicht und als Werkzeug benutzt um seine Interessen bei anderen durchzusetzen? Wieso habe ich mich niemals gewehrt? Nicht wehren können? Nein. Ich darf mich jetzt nicht in dieser Wut und der Verzweiflung verlieren. Ich hab hier etwas zu erledigen und plötzlich rücken meine Gefühle in den Hintergrund. Alles in mir wird ruhig. Nachdem wir das Regal ausgeräumt und etwas zur Seite gerückt haben können wir den Vorraum und dann das Schlafzimmer betreten. Sofort fällt mir der Sekretär auf, dessen Türen nicht richtig geschlossen sind. Ich deute auf die Ankleide und Akito versteht mich, ohne dass ich ein Wort sagen muss. Er nimmt eine der Kisten, die wir mitgebracht haben und lässt mich alleine. Die anderen Kisten lässt er neben dem Sekretär stehen. Ich setz mich auf den Stuhl vor dem Sekretär und öffne dann fast andächtig dessen Türe. Die Monitore sind nach wie vor erloschen. Nachdem Katsuya das hier entdeckt hatte hab ich das System deaktiviert. Also drück ich auf einen Knopf und sofort flackern die Monitore wieder auf. Sofort flackert eine Meldung auf dem zentralen Bildschirm: Download komplett! Meine Zähne knirschen und ich geh mir mit der Hand kurz über den Mund. Doch dann wird mir bewusst, dass diese Dateien für wen auch immer nutzlos sind. Zum Abspielen bräuchte er schon ein identisches System, wie es hier im Sekretär vorhanden ist. Aber dieses wurde von Gozaburo selbst programmiert. Es ist also ausgeschlossen, dass irgendwer ein ähnliches hinbekommt, welches einem das Abspielen der Videos ermöglicht. Dann fällt mein Blick auf die Schubladen, die nur unordentlich und teilweise gar nicht vollständig wieder herein geschoben wurde. Ich öffne die erste und mir wird bewusst, dass jemand sich diese Bilder angeschaut hat. Langsam streck ich mich nach einer der Kisten, die wir mitgebracht haben. Ich stell sie mir auf den Schoss und beginne die Fotos aus den Schubladen umzubetten. Es braucht zwei Kisten, bis alle Fotos verstaut sind. Dann nehm ich mir eine dritte Kiste und beginne die Filmrollen einzupacken. Als letztes öffne ich ein Geheimfach neben dem Sekretär in der Wand und es kommt ein niedriges Regal mit Aktenhefter zum Vorschein. Auch die pack ich ein. Während ich noch dabei bin kommt Akito mit einer Kiste, die ihm sichtlich Mühe beim Tragen bereitet. Sofort geh ich zu ihm und nehme ihm diese Kiste ab, in der sich all die Dinge befinden, mit denen mich der alte Kaiba gequält hatte. Ich stell sie auf die anderen fertigen Kisten. Akito meint zu mir, dass er einen Servierwagen holen geht und verschwindet dann aus dem Zimmer. Das gibt mir die Gelegenheit auch die letzten Akten zu verstauen und das Geheimfach wieder zu schließen. Während ich auf Akito warte lass ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein regen sich Erinnerungen, die ich vor Jahren schon weggeschoben habe. Doch ich kann sie jetzt nicht gebrauchen. Ich weiß, dass ich sie nicht mehr zurück in die Tiefe schicken kann, aber sie müssen jetzt einfach noch warten, bis ich sie zulassen kann. Die kommenden Nächte werden wohl wieder wenig erholsam sein. Aber mein Streuner wird mich auffangen. Das macht er immer. Darauf muss ich einfach vertrauen. Schließlich kommt Akito mit dem Servierwagen. Wir bestücken ihn mit den Kisten und Akito verlässt dieses Horrorkabinett wieder. Ich setz mich noch einmal an den Sekretär. Ich schiebe eine Schublade auf und entferne drei Datenträger im Format von Notizbüchern. Dann gebe ich einen Befehl ein. Es dauert nur einen Moment, dann erscheint auf dem zentralen Monitor die Worte 'System gelöscht', während die anderen Monitore sofort dunkel werden. Also deaktiviere ich den letzten Monitor, nehme die Datenträger und folge Akito. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)