Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 283: Einen Schritt, den ein Vater nie machen sollte ----------------------------------------------------------- Unruhig tigere ich in Ryujis Foyer hin und her. Die Haushälterin hat mich reingelassen, meinte aber, dass Ryuji noch nicht wieder zurück sei. Vor drei Stunden hat er mich neben Seto bei dem Gefängnis stehen lassen und ist davon gefahren. Ich hoff inständig, dass ihm nichts geschehen ist. Er war doch sehr aufgewühlt als wir die Bewährungsanhörung verlassen haben. Das wollte ich nicht. Himmel, ich wollte ihm doch nur beistehen, so wie Jou Seto immer zur Seite steht. Seto hat sich am Anfang auch sehr dagegen gewehrt sich Jou gegenüber zu öffnen. Doch dann hat er gemerkt, dass es doch gut tut all die Albträume mit seinem Geliebten zu teilen. Genau das gleiche wollte ich auch Ryuji zeigen, doch... er hat bei weitem nicht so reagiert, wie ich es mir vorgestellt habe. Erst war er schockiert. Seine Wangen waren so rot geworden, dass seine Narbe sich kaum noch abgesetzt hat. Seine Narbe... die er selbst dann überschminkt, wenn wir unter uns sind. Er vermeidet es mit mir duschen zu gehen und wenn wir bei Seto schwimmen gehen benutzt er sogar einen wasserfesten Kajal, der sich nicht ablöst. Ich hab nie verstanden, warum er das tut. Unsere Freunde interessieren sich schließlich nicht für solche Oberflächlichkeit. Doch dann hab ich gehört, was er diesem Komitee erzählt hat. Wie er zu dieser Narbe gekommen ist. Da schwang so viel Schmerz mit, obwohl es fast fünf Jahre her sein muss. Ryuji meinte, er wäre damals gerade in die Mittelschule gekommen und dreizehn Jahre jung gewesen. Ich kann gar nicht ermessen, wie groß seine Angst und Schmerzen gewesen sein müssen, als sein Vater... Sein Vater! Ich hatte ja gar keine Ahnung, was für ein Psycho der Typ ist. Wie kann er als Vater seinem Sohn nur sowas antun? Wieso hat er sein 'Ziel' über das Wohl seines Sohnes gestellt? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Väter müssen doch ihre Söhne beschützen und ihnen zeigen, was die Gesellschaft von einem guten Mann erwartet. Schon bei Seto und dessen Adoptivvater hab ich nicht verstanden, wie man so grausam sein kann. Selbst wenn der alte Kaiba nicht in der Lage war eine väterliche Bindung zu Seto aufzubauen hätte er ihn beschützen müssen. Kinder müssen geschützt werden. Immer. Von jedem in einer Gesellschaft. Sie sind immerhin die Zukunft. Die Zukunft gestaltet sich durch die Kinder von heute. Behandelt man Kinder scheiße, dann wird die Zukunft auch scheiße. Wer würde das wollen? Mir wird auf einmal bewusst, was für ein Glück ich habe. Mein Vater ist oft außer Haus. Er arbeitet schwer und schafft es auch nicht immer bis nach Hause oder muss auf Dienstreise. Doch wenn er da ist, dann nimmt er sich die Zeit mich zu fragen, wie es mir geht und wie es in der Schule läuft. Hat sich früher Zeit genommen mir bei Schulaufgaben zu helfen oder ermöglicht mich auszuprobieren. Ich hab immer gedacht, dass alle normalen Väter so sein müssen... bis ich Jou kennenlernte. Da hab ich das erste Mal gemerkt, dass Väter auch anders sein können. Damals war Jous Vater ein Säufer, Spieler und manchmal - im Suff - hat er Jou schon mal eine gelangt. Klar, er hat diese Gewalt im Nachhinein - wenn er wieder nüchtern war - bereut und sich entschuldigt. Doch was ist so eine Entschuldigung wert, wenn sich nichts ändert? Nichts. Doch dann hat sich Jous Paps geändert. Er hat ein 30 Tage Programm gemacht, um von seiner Alkohol- und Spielsucht zu lösen, hat seine Hände richten lassen und arbeitet heute für Kaiba irgendwo als Ausbilder junger Köche. Ich weiß nicht, wodurch dieser Wandel ausgelöst wurde. In meinem Inneren möchte ich glauben, dass er es aus Liebe zu seinem Sohn tat, denn das würde gut in mein Weltbild von Vätern und wie sie sein müssen passen. Dass er das schon längst tut hab ich erst erfahren, als Jou mir vor einigen Monaten bei einem unserer Wochenenden im Herrenhaus, erzählt hat, was ihm als Grundschüler widerfahren ist. Und was sein Vater damals getan hat. Welchen Preis der Mann dann gezahlt hat. Ich will nicht gut heißen, dass der Alte den Dreckssack getötet hat. Das ist es nicht. Aber er hat seinen Sohn beschützt. Plötzlich reißt mich ein kratzendes Geräusch aus meinen Gedanken und lässt mich stehen bleiben. Mein Blick haftet sofort an der Haustür, von der dieses Geräusch scheinbar stammt. Allerdings ist mir nicht klar, wodurch es entsteht. Also trete ich näher zur Haustür und öffne sie. Da fällt mir Ryuji in die Arme. Der Alkoholgeruch ist nicht zu ignorieren. Mein Freund ist scheinbar total verwirrt und versteht nicht, warum sich die Tür geöffnet hat. In seiner Hand seh ich den Schlüssel, den er wohl versucht hat ins Schloss zu schieben. Himmel, er ist so betrunken, dass er den Schlüssel nicht ins Schloss bekommen hat. Dass wir erst mit zwanzig Alkohol trinken dürfen wird in der Praxis nicht immer berücksichtig. Vor allem, wen man so charmant und charismatisch, aber vor allem vermögend ist, wie Ryuji, findet man Wege diese Beschränkung zu umgehen. Ein Lächeln hier, ein paar Scheinchen dort und schwupps ist man in Clubs, Discos oder bekommt eben in einer Bar oder einem Conbini Alk. Ryuji hängt wie ein nasser Sack in meinen Armen und ich denke schon, er wär völlig weggetreten, als er sich an meinen Oberarmen festhält und hochstemmt. Er mustert mich prüfend. Lallt was davon, dass ich wie sein Freund aussehe. Sein Freund, der habe so schöne braune Augen und ein bezauberndes Lächeln. Kurz fühl ich mich geschmeichelt, doch dann setzt Ryuji in 'nem bitteren Tonfall nach, dass ich ein egoistischer Mistkerl sei. Jap, das hab ich wohl nach meiner verpfuschten Aktion verdient. Auch wenn ich doch nur für ihn da sein wollte. Für ihn hat es sicherlich so gewirkt, als ob ich mich über seinen Wunsch - dieser Anhörung fern zu bleiben - hinweggesetzt habe, um zu hören was er vorbringen würde. Das ist Quatsch. Ich hab doch gar keine Ahnung gehabt, wie so eine Anhörung läuft. Eigentlich dachte ich, dass Ryujis Vater da sitzen und ihn in Grund und Boden starren würde. Daher wollte ich ihm den Rücken stärken, ich hab mich nur knapp verspätet und somit... war ich wohl eine böse Überraschung für ihn, auf die er nicht vorbereitet war. Plötzlich ergeht sich Ryuji in Tränen, während er sich wieder gegen mich fallen lässt. Ich schau völlig schockiert auf das Häufchen Elend in meinen Armen. Ryuji zittert so stark, dass ich nicht zu sagen vermag, was die Ursache dafür ist. Wir haben Anfang Juli und draußen herrscht die übliche Sommerhitze. Er kann also nicht frieren. Vorsichtig versuch ich eine Hand an seine Wange zu legen und ihn dazu zu bringen, mich anzuschauen. Erst nach einigen Versuchen glückt es und ich muss wiederholt fragen, was los ist. Es ist wahnsinnig schwer etwas von dem, was Ryuji mir als Antwort gibt - zwischen dem Lallen durch den Alkohol und dem Schluchzen des Weinens - zu verstehen. Doch dann blickt er mich an, als würde er wieder klar sehen und dann kapiere ich, was er zu sagen versucht: Die Bewährung seines Vaters wurde bewilligt! . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)