Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 279: Einen Schritt, um sich durchzusetzen ------------------------------------------------- Ich würde jetzt tatsächlich viel lieber in der Schule sitzen, als hier, an der Empfangstheke des Polizeireviers, stehen und auf Detective Nagasato warten. Zu meiner Erleichterung bin ich aber nicht alleine. Neben mir steht Katsuya, der geduldig meine Finger mit den seinigen verschränkt hält und mir über die Hand streichelt. Hinter mir steht Akito, der mich diesen Gang niemals hätte alleine machen lassen. Dafür bin ich den beiden so unendlich dankbar. Denn obwohl ich nach außen ruhig und gefasst wirke, man mir möglicherweise auch noch die Rolle des versierten Geschäftsmannes abkauft, fürchte ich, würde ich in einem Gespräch alleine mit dem Detective gnadenlos einknicken. Mich doch überreden lassen, die Bilder und Videos aus diesem Höllennest für weitere Ermittlungen freizugeben. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt der Detective auch schon und führt uns in ein nett wirkendes Besprechungszimmer. Nun ja, kein Besprechungszimmer an sich... es ist mit einem Teppich ausgelegt und ein bequem wirkendes Sofa steht an der Wand. Davor ein hölzerner Kaffeetisch. Die Fenster sind sogar mit Vorhängen besetzt und es wirkt recht heimelig. Detective Nagasato fragt uns, ob wir einen Tee möchten. Aber wir verneinen. Ich mein, wozu der Aufwand? Ich bin ja nur hier, um Detective Nagasato meine Entscheidung mitzuteilen. Dennoch bittet sie uns auf dem Sofa Platz zu nehmen. Ich zögere, doch als Akito mir seine Hand auf die Schulter legt gehe ich auf das Sitzmöbel zu und nehme Platz. Katsuya immer dicht bei mir. Die Polizistin lächelt uns alle an und fragt mich dann, ob es um den 'Fund' geht, den sie und die Staatsanwältin gemacht haben. Rhetorische Fragen sind der Brüller... nicht! Doch ich nicke nur und verkneif mir meinen Kommentar. Ich setze zu meiner Antwort an und stelle fest, dass meine Stimme erst einmal streikt und ich mich räuspern muss. Warum ist mein Hals nur auf einmal so trocken? Detective Nagasato springt auf, eilt zu einer kleinen Anrichte, öffnet einen niedrigen Kühlschrank und holt ein Wasser hervor. Sie öffnet die Flasche, füllt sie in ein Glas um und bringt mir dieses dann. Ich nicke ihr dankbar zu, nehme das Getränk entgegen und trinke einen Schluck. Besser. Aber ich brauche dann doch noch einen zweiten Schluck. Meine Nerven flattern und ich hätte am liebsten etwas zur Beruhigung. Warum schlägt mein Herz nur wieder so schnell. Ich teste vorsichtig meine Stimme. Hält. Dann setz ich erneut zu meiner Antwort an. Sage dem Detective, dass ich die Bilder und Videos nicht zur Verfügung stellen kann. Noch nicht. Vielleicht irgendwann. Aber nicht jetzt. Dann bitte ich sie - ungewöhnlicher Weise für mich - um Verzeihung, dass ich ihrem Anliegen nicht entgegenkommen kann. Die Polizistin lächelt mich nur verständnisvoll an und nickt. Sie versteht das, meint sie. Das sie schon damit gerechnet hat, weil ich doch erst ganz am Anfang meiner Therapie stehe. Wenn sie damit gerechnet hat, warum hat sie dann erst gefragt? Erst zu spät merke ich, dass ich das laut gefragt habe. Doch sie behält ihre stoisch-freundliche Art bei und meint, dass sie mir die Entscheidung nicht einfach abnehmen wollte. Bei dieser Antwort beginnt etwas in mir zu arbeiten. Seit der Alte tot ist hab ich versucht alles und jeden in meinem Umfeld zu kontrollieren. Alle Entscheidungen hab ich mir angeeignet und nie reinreden lassen. Vielleicht... weil ich zu Lebzeiten des Alten nicht mal entscheiden durfte, wann ich wie lange auf Toilette musste? Auf einen Schlag wird mir bewusst, dass ich mit meinem kontrollierenden Verhalten versucht habe die Machtlosigkeit in meiner Kindheit zu kompensieren. Das mir Detective Nagasato also die Wahl lässt... rechne ich ihr hoch an. Dafür danke ich ihr, während ich spüre, wie Katsuya über meinen Handrücken streichelt. Da wird mir bewusst, dass ich auch meinen Handgriff gefestigt hatte und es für meinen Streuner gewisse an der Grenze zu schmerzhaft sein muss. Sofort lockere ich meinen Griff etwas und sehe, wie Katsuya mir sanft zu lächelt. Die Brünette dankt mir, dass ich vorbei gekommen bin, um ihr meine Entscheidung mitzuteilen. Ich nicke nur und steh dann auf. Akito und Katsuya folgen meinem Beispiel. Ich verabschiede mich und gehe mit Katsuya zur Tür des Raumes. Dabei merke ich, dass Akito nicht folgt. Also bleibe ich stehen und schau zu ihm zurück. Er meint, wir sollen schon einmal vorgehen. Was hat er denn mit Detective Nagasato noch zu besprechen? Doch ich kann nicht nachhaken, denn Katsuya zieht mich sanft mit sich in den Flur und dann Richtung Aufzug. Wir müssen einen längeren Moment auf diesen Warten, doch als er endlich seine Türen öffnet sehe ich, wie Akito und Detective Nagasato aus diesem 'Besprechungsraum' kommen. Da fällt mir auf, dass Akito lächelt. Ich glaube, das erste und letzte Mal, dass ich Akito lächeln sah, war an Weihnachten. Aber ganz sicher bin ich mir nicht mehr. Und davor? Da kann ich mich an keine Gelegenheit erinnern. Aber warum lächelt er jetzt? Ist es nur ein Höflichkeitslächeln? Oder hat sie etwas Amüsantes gesagt? Ich halte die Aufzugtür mit der Hand auf, damit sie sich nicht schließen kann und warte auf Akito. Schließlich kommt er herbei geeilt und dankt mir, dass wir auf ihn gewartet haben. Ich blicke noch einmal zu Detective Nagasato, die gerade in das Großraumbüro gegangen ist. Durch die gläserne Wand seh ich, wie sie dieses durchquert und dann in ihrem Büro verschwindet. Jetzt erst nehm ich meine Hand von der Tür, so dass diese sich schließen kann. Sehe zu Akito, der meinen Blick nach einem Moment registriert und mich fragt, was los ist. Ich schüttel nur den Kopf und belass es dabei. Vielleicht ist es gut, dass ich nicht weiß, worüber sie sprachen und Akito gelächelt hat. Oder... haben sie möglicherweise über mich...? Mein Streuner küsst mich kurz auf die Wange und flüstert mir ins Ohr, dass ich diesen Gedanken nicht weiter verfolgen soll. Überrascht blick ich ihn an. Für ihn bin ich einfach nur ein offenes Buch und scheinbar weiß er ein weiteres Mal genau mit welchen Gedanken ich mich gerade gequält habe. Ich lächle nun ihn sanft an. Meine Liebe für meinen Streuner ist und bleibt ungebrochen. Als wir in das Auto - das wieder in der Tiefgarage des Präsidiums geparkt steht - steigen bitte ich Akito mich zu unseren Anwälten zu fahren. Zeitgleich schreib ich Otogi eine Nachricht, wo er hinkommen soll. Akito mustert mich kurz überrascht über den Rückspiegel, nickt dann aber und parkt aus. Ich muss meine Gedanken jetzt einfach von all diesem Chaos in meinem Leben ablenken und da kommt es mir gelegen, dass Otogi etwas Hilfe braucht. Immerhin hab ich ihm auch mein Wort gegeben, dass ich ihm helfen werde. Und Kaiba Seto steht immer zu seinem Wort. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)