Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 261: Einen Schritt, um nachzubohren ------------------------------------------- Ich sitze gedankenversunken in der Lobby und warte auf meinen Dad. Er hat mich gefragt, ob er mich nach der Schule zum Essen einladen darf und ich schlug vor, dass ich ihn dann von der Arbeit abhole. Also sitz ich in der Lobby eines Wolkenkratzers, indem mein Vater andere Köche in der japanischen Hausmannskost unterrichtet. Als ich eine warme, große Hand auf meiner Schulter spüre, zucke ich kurz zusammen, schau auf und seh ihn mich sanft anlächeln. Ich lächle zurück, steh auf und umarme ihn. Er umarmt mich zurück und dann machen wir uns auf den Weg zu seinem Wohnhaus. Auf dem Weg dahin kaufen wir noch schnell ein paar Sachen zum Kochen ein. Nach dem üblichen Smalltalk - wie es in der Schule läuft, wie es Seto geht, das teils merkwürdige Verhalten von Mokuba in letzter Zeit - erreichen wir seine Wohnung, ziehen die Schuhe aus und schlüpfen in die Pantoffeln, bevor wir in die Küche gehen. Dort räumen wir erst einmal die Einkäufe aus und sortieren sie nach Arbeitsschritt. Dann waschen wir uns die Hände, binden uns Schürzen um und fangen an, gemeinsam zu kochen. Dabei lobt mein Dad mich für meine Schneidekunst und die Geschwindigkeit, mit der ich die Zutaten klein schneide. Hier und da gibt er mir einen Tipp, was ich anders machen kann und irgendwie macht mich das alles unwahrscheinlich glücklich. Früher, bevor mein Vater ins Gefängnis musste, hab ich ihm daheim beim Kochen immer helfen dürfen und das hier erinnert mich gerade echt stark daran. Als alles noch so war, wie es sich gehörte: Meine Eltern, die zusammen Shizuka und mich aufzogen, das Restaurant in dem ich nach der Schule immer Mittagessen bekam und meine Hausaufgaben machen konnte, abends mit Dad nach Hause gehen und dort gemeinsam kochen, ins Bett gebracht werden. Mein Dad spürt, dass mich etwas beschäftigt und legt mir seine Hand auf die Schulter. Als ich zu ihm aufblicke fragt er mich, was mir durch den Kopf geht. Es vergeht ein langer Augenblick, bevor ich antworte und ihn frage, ob er seine Entscheidung von damals jemals bereut hat. Tatsächlich - so plötzlich ohne jeden Kontext - braucht mein Vater einen Augenblick, bevor er versteht, was ich damit meine. Er lächelt mich sanft an und schüttelt den Kopf. Antwortet mir, dass er es niemals bereut habe, dieses Monster zu töten und mir damit ein Teil meines Sicherheitsgefühls wieder zurück zu geben. Doch ich kann mich mit dieser Antwort, die ich schon so oft gehört habe, nicht abfinden. Frage weiter, ob es nicht ein zu hoher Preis war? Immerhin hat er seine Freiheit verloren, im Gefängnis habe man ihm seine Geschicklichkeit geraubt, so dass er danach nicht mehr als Koch arbeiten konnte, ... und er habe seine Schwester verloren, die sich voller Schmerz und Ekel von uns abgewandt hatte. Überrascht, dass ich seine Schwester erwähne, blickt er mich lange an. Dann legt er sein Messer beiseite und dreht sich zu mir. Ich folge seinem Vorbild und lege auch mein Messer ab, während ich mich zu ihm wende. Forschend blickt er mich an und fragt mich dann, wie ich nach all den Jahren auf so etwas komme. Er versucht es neutral und umfassend auszudrücken, doch ich erkenne, dass er sich überwiegend auf den Punkt mit seiner Schwester bezieht. Schwer seufze ich, bevor ich ihm erzähle, dass Mokuba vor kurzem in dem Restaurant mit Yugi und Ryou essen war. Dort ein Bild von mir als Kind an der Wand sah und mit meiner Tante ins Gespräch gekommen ist. Daraufhin nach Hause kam und Seto davon erzählt hat, der mich wiederum ausgefragt hat, ob ich noch Verwandte habe. Und dass mir das seitdem keine Ruhe mehr lässt. Ich erzähle meinem Vater, dass ich überlege zu ihr zu gehen, um mich in aller Form bei ihr zu entschuldigen und um Vergebung zu bitten. Sie bitte, meinem Dad zu verzeihen. Immerhin ist ihr innigliches Verhältnis nur meinetwegen zerbrochen. Mein Dad wird ernst und schüttelt den Kopf. Er zieht mich zu sich und sagt mir mit fester Stimme, dass es nichts gibt, wofür ich mich bei ihr entschuldigen oder um Vergebung bitten muss. Nichts von dem, was geschah sei meine Schuld. Ja, ich weiß, dass der Missbrauch nicht meine Schuld war. Aber das mein Dad den alten Mann erstochen hat, dass schon ... irgendwie. Das daraufhin das Verhältnis zwischen meinem Dad und seiner Schwester zerbrach ... auch irgendwie. Doch mein Dad schüttelt nur weiter den Kopf und verneint das. Bittet mich nur, dass alles mit seiner Schwester ruhen zu lassen. Nimmt mir das sogar als Versprechen ab, dass ich bereitwillig gebe. Vielleicht zu bereitwillig? Langsam lösen wir uns von einander, kochen weiter und setzen uns dann zum Essen an den Esstisch. Wir sind gerade dabei über meine schulischen Leistungen zu sprechen, die sich seit diesem Jahr deutlich verbessert haben, seit ich auch mal Zeit zum Lernen habe, aber immer noch eher mäßig sind, als mein Vater mir plötzlich seine Hand auf meine legt. Überrascht blicke ich ihn an und plötzlich bittet er mich um Verzeihung. Verwirrt mustere ich ihn einen Augenblick und frage dann, wofür ich ihm verzeihen soll? Daraufhin meint er nur, dass er mir dieses Versprechen von vorhin nicht hätte abnehmen dürfen. Wenn ich das Bedürfnis habe den Kontakt zu meiner Tante wieder aufzunehmen, dann habe er nichts dagegen. Aber ich solle seine Tat nicht zum Thema machen. Das verwirrt mich noch mehr. Wieso sollte ich das Bedürfnis haben mit einer Frau Kontakt aufzunehmen, die uns damals so im Stich gelassen hat ... uns sogar fallen gelassen hat? Mein Vater lächelt nur traurig, bevor er mir sagt, dass sie das nur gemacht hat, weil sie nicht alles weiß. So, wie er sein Motiv für den Mord vor der Polizei, der Staatsanwalt und vor Gericht verborgen hat, so habe er es auch vor ihr versteckt. Damals hat er das als das Beste empfunden, denn er habe nicht gewollt, dass sie sich Schuld auflädt, die sie nicht zu tragen hat und auch mich nicht anders behandelt, nur weil sie weiß, was dieser Mann mit mir gemacht hat. Es braucht einen langen Moment, bevor mir bewusst wird, dass das alles für meine Tante dann wie eine völlig irrationale Tat gewirkt haben muss. Eine Tat, die sie sich nicht erklären konnte. Doch ... warum hat sie dann mich und meine Mutter nie besucht, nachdem mein Vater ins Gefängnis gegangen war? Vielleicht ... hat sie ja doch was geahnt und mir dann die Schuld an allem gegeben? Ich bin furchtbar verwirrt. Auf einmal wird mir klar, dass ich meine Tante doch aufsuchen und mit ihr über das damals reden muss. Ich muss ihr die Hintergründe erklären, damit sie erkennt, dass mein Vater nicht in einem Anflug von Wahnsinn gehandelt hat. Dass er mich nur beschützen wollte. Ob sie dann ihren Zorn und ihre Abscheu auf mich lenken wird? Und warum ... hat sie Mokuba erzählt, dass sie uns vermissen würde? War das nur dahin gesagt, weil sie dachte, dass die Leute genau das erwarten zu hören? Sanft streicht mein Dad mir über die Wange und holt mich so aus meinen Gedanken zurück. Dann meint er zu mir, dass er einfach nur stolz auf mich sei. Ich kann nicht anders, als zu lächeln, denn dass mein Vater auf mich stolz ist, macht mich glücklich. Schließlich genießen wir den Rest unseres Essens und reden noch ein wenig über dies und jenes ... und ich nehme mir vor, dass wir das öfters machen müssen. 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