Momente von Alaiya ([One-Shots und Drabbles]) ================================================================================ Astrales Treffen ---------------- Der Astralraum erschien verlassen. Der Astralraum wirkte meistens verlassen. Immerhin waren die Menschen, selbst wenn man sich an einem in der physischen Welt gerade einsamen Ort aufhielt, hier nie mehr als Schatten. Doch die Promenade am Rand des Strands von LA war an diesem Morgen auch in der physischen Welt beinahe leergefegt und daher im Astralraum nahezu gespenstisch. Juan zitterte ein wenig. Er hatte es noch nie gemocht, in den Astralraum zu gehen. Nicht nur, dass man sich hier immer sehr einsam vorkam: Hier lauerten auch allerhand Monster und Geister, von denen bei weitem nicht alle den Menschen oder – in seinem Fall – Werraben, positiv gegenüber eingestellt waren. Doch er wusste, das ihm keine Wahl blieb, als auf Yhel zu warten. Er wollte seinen Totemgott nicht enttäuschen, wusste er doch, dass sich alles andere rächen würde. Er lehnte sich gegen die hölzerne Wand, Ballustrade oder wie man auch immer es nannte, und verschränkte seine Arme. Er fröstelte, auch wenn es im Astralraum nicht wirklich kalt, war – eben nur etwas „ambivalent“. „Was machst du so früh hier, Juan?“, fragte eine Stimme und ließ ihn zusammenschrecken. Die Stimme war absolut sicher weiblich und gehörte daher – zumindest wahrscheinlich – nicht zu Yhel, dem Raben. Er sah sich beinahe schon panisch um und wurde daher ausgelacht, noch ehe er die junge Frau oben auf der Balustrade sitzen sah. Er kannte sie. Ebony, eine Werkatze. Um genau zu sein ein Werpanther, wie ihr Name bereits vermuten ließ. Wo sie war, folgte meistens Ärger – Ärger in irgendeiner Form. Sie war ein Drifter, nicht an einen Ort gebunden, kehrte aber doch immer wieder hierher zurück. „Was willst du?“, fragte er aufgebracht. Sie zuckte mit den Schultern und sprang ohne zu zögern die vier Meter hohe Balustrade hinab. „Ich habe mir nur die Zeit vertrieben, Juan“ – sie sprach seinen Namen Dschuan aus – „als ich dich hier gesehen habe. Dachte, ich sag mal Hallo, weißt du?“ Sie klopfte ihm auf die Schulter, ganz so als seien sie alte Freunde. Etwas, das sie sicherlich nicht waren. Er machte einen Schritt von ihr fort. „Oh mein Gott, Juan“, meinte sie. „Jetzt werd' mal ein wenig lockerer. Was machst du überhaupt hier? Immerhin muss man dich normal doch treten, hierher zu kommen.“ „Ich bin mit jemanden verabredet“, erwiderte er säuerlich. „Und jetzt lass mich in Ruhe. Du vertreibst ihn nur.“ „Wen?“, fragte sie, schien aber im nächsten Moment die Antwort auf ihre eigene Frage zu finden: „Ah, den guter alter Rabenvater, eh?“ Sie lachte. „Was will er denn schon wieder von dir?“ „Das geht dich nichts an“, antwortete er. Sie verdrehte die Augen. „Man. Pass auf, dass du nicht festfrierst.“ „Ich weiß nicht, wovon du redest“, erwiderte er. „Weißt du sehr wohl“, stellte sie fest. „Lass mich in Ruhe“, antwortete er. „Wirklich. Das ist nicht lustig. Ich mache meinen Job und du...“ Er zögerte. „Du machst halt, was auch immer es ist, das du normal so tust.“ Sie verdrehte nur noch einmal die Augen, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ich wäre vorsichtig, Juan. Denn nach allem was man so hört, ist dein Rabenvater wahrscheinlich auch in Dinge verstrickt, die Soldaten erfordern.“ „Was für Dinge?“, fragte er misstrauisch. Sie wandte sich ihm zu und zuckte mit den Schultern. „Du wolltest nicht mit mir sprechen, oder?“ Damit machte sie ein paar Schritte rückwärts und verwandelte sich dann in eine große, schwarze Katze, ehe sie um die nächste Ecke verschwand und Juan nun wieder allein und verlassen im Astralraum zurückließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)