Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 51: Turn 46 - And The Answer Is ... ? --------------------------------------------- Turn 46 – And The Answer Is … ?     Marc atmete schwer. Gerade seine rechte Körperhälfte hatte schwere Verletzungen erlitten, bestimmt waren dort einige Rippen hinüber. Trotzdem stand er noch, mit dem Entschluss, nicht aufzugeben. Selbst wenn er nur ein Mensch war, der sich gegen einen Dämonenjäger zu behaupten versuchte. Aber die Zweifel suchten ihn dennoch heim. Man musste sich nur die Kirche ansehen, die bereits durch die Spuren des Kampfes gezeichnet war. Vor Harris war praktisch alles zu einer Pfütze zerschmolzen. Hinter ihm lagen knapp einhundert Gäste bewusstlos auf oder unter den Bänken und seine Freunde waren von DNA-artigen Fesseln umschlungen und konnten sich ebenfalls nicht bewegen. Alles das Werk der Dämonenjäger. Und doch … „Mein Zug“, keuchte er und zog, wobei er zusammenzuckte und fast in sich zusammenbrach. „Willst du dich nicht lieber ergeben?“, fragte sein rothaariger Gegner versöhnlich. „Wenn du das jetzt durchziehst, wirst du wohl daran krepieren.“ „Lieber das, als hilflos zuzusehen, wie du uns tötest oder was auch immer.“ Harris nickte. „Was auch immer, heh …“ Es sah schlecht für Marc aus. Die wenigsten seiner vier Handkarten nützten ihm etwas, besonders weil sein Feld leer war. Dagegen kontrollierte Harris die flammende Bestie namens [Hazy Flame Basiltrice], eine Mischung aus Reptil und Hahn mit lodernden Schwingen, welche vor ihrem Besitzer eine lauernde Haltung einnahm. Eine Lichtkugel tanzte um ihn herum.   Hazy Flame Basiltrice [ATK/2500 DEF/1800 {6} OLU: 1]   Dazu besaß Harris noch die dauerhafte Zauberkarte [Hazy Pillar] und eine gesetzte Karte.   [Marc: 1500LP / Harris: 2600LP]   Schwitzend stand Marc also in seinem schwarzen Anzug da und wusste nicht, wie er seinem Gegner überhaupt ein Haar krümmen sollte. Etwas, das er um alles in der Welt wollte. Rache dafür, dass sie Valeries Traum zerstört hatten. Aber er war machtlos. Konnte nicht einmal einen ordentlichen Zug hinlegen … „Diese beiden hier verdeckt!“, rief Marc und setzte zwei Karten von seiner Hand in die Backrow. Beide tauchten vor seinen Füßen auf. „Und den da setze ich auch“, kündigte er weiter an und legte ein Monster in horizontaler Lage auf seine Duel Disk. Einen Moment später materialisierte sich die Karte mit dem Bild nach unten gerichtet vor seinen anderen beiden, wie eine Wegblockade. Auch wenn sie das weiß Gott nicht sein würde, nicht für diese Kreatur dort drüben. Aber immerhin war sie verdeckt sicher vor dem Effekt des Basilisken-Cockatrices oder was auch immer es darstellen sollte. Marc betrachtete seine letzte Handkarte, einen Zauber. „Mach deinen Zug!“   Behände zog der tätowierte junge Mann im gelben Muskelshirt und schmunzelte vergnügst. „So, sind dir schon die Ideen ausgegangen?“ „Wer weiß“, erwiderte Marc gereizt, „vielleicht ist genau das Gegenteil der Fall.“ „Dann bin ich gespannt was du hierzu sagen wirst! Effekt von [Hazy Flame Basiltrice] aktivieren!“, rief Harris und riss das verbliebene Xyz-Material unter dessen Karte hervor. Marcs Augen weiteten sich. „Aber mein Monster ist verdeckt!“ „Na und? Bloß weil die bekanntesten Karten nur offene Monster anzielen, trifft das nicht automatisch auf alle zu“, erwiderte Harris altklug, „Basiltrice kann auch Feinde versteinern, die sich verstecken! Los, Perseus Eyes!“   Hazy Flame Basiltrice [ATK/2500 DEF/1800 {6} OLU: 1 → 0] Gierig schnappte der schuppige Feuervogel nach der Lichtkugel und schlang sie herunter, ehe er penetrant damit begann, Marcs gesetztes Monster anzustarren. Dabei wurden seine kugelrunden Augäpfel zunehmend grau – genau wie besagte Karte. Jene zerbröselte innerhalb von Sekunden zu Staub. Und Marc fluchte in sich hinein. [Laval Miller] hätte durch einen Kampf zerstört werden müssen, damit er zwei Laval-Monster auf den Friedhof schicken konnte! Damit hatte Harris seine beste Strategie zunichte gemacht! „Tjaja“, meinte der und zuckte mit den Schultern, „was immer es war, jetzt ist es verbannt. Die gute Nachricht ist, dass Basiltrice jetzt kein Xyz-Material mehr hat und du dir keine Sorgen mehr um deine Monster machen musst. Die schlechte ist: du wirst gar nicht mehr dazu kommen.“ Damit streckte er den Zeigefinger aus, welcher politisch völlig unkorrekt auf Marc zeigte. „Denn jetzt bekommst du den Gnadenstoß! Basiltrice, direkter Angriff auf seine Lebenspunkte! Meteor Outburst!“ Seine krallenbesetzten Hühnerbeine auf den Boden stampfend, begann sich der Cockatrice-Basilisk-Hybrid wie von der Tarantel gestochen zu bewegen. Aus seinen flammenden Schwingen lösten sich dutzende Feuerbälle, die allesamt auf Marc zu schnellten. Der konnte nur noch die Augen weiten, da schlugen die Mini-Kometen schon rings um ihn ein und lösten ein Inferno aus, welches ihn innerhalb eines Sekundenbruchteils verschlang. „Schade schade Schokolade, da hat's einer nicht geschafft“, flötete Harris im Auftrieb seines vermeintlichen Sieges. Nur um schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt zu werden, als sich das Feuer um Marc herum auflöste und er noch stand. Vor ihm erlosch eine ganz eigene, kleine Flamme. „Oh.“ Der Rotschopf im gelben Muskelshirt kratzte sich an der Stirn. „Zu früh gefreut.“ „Tja, ich hatte wohl doch noch ein Monster“, keuchte der schweißnasse, im teils versengten Anzug stehende Schwarzhaarige, „generiert durch den Schnellzauber [Searing Fire Wall]. Indem ich ein Laval-Monster vom Friedhof verbanne, erschaffe ich eine Spielmarke, die deinen Angriff abgewehrt hat.“ Leider hatte er durch das Entfernen von [Laval Phlogis] nur eine einzige erzeugen können, da jener das letzte verbliebene Laval-Monster auf seinem Friedhof gewesen war. Aber sie hatte ihm das Leben gerettet – vorerst. Marcs Blick lag skeptisch auf seiner anderen verdeckten Karte. „Na ja, umso spannender wird es noch“, zeigte sich Harris optimistisch und nahm eine Falle aus seinem Blatt, „ich setze diese hier mal verdeckt. Du bist dran, Kumpel.“ Zischend materialisierte sie sich vor seinen Füßen, direkt hinter Basiltrice. „Ich bin nicht dein Kumpel!“, erwiderte Marc zornig. „Draw!“ Mit Schwung zog er seine neue Karte und sah sie augenblicklich gebannt an. Das war genau, was er in diesem Moment am besten gebrauchen konnte! Gott schien ihn doch nicht verlassen zu haben! Zwischen Zeige- und Mittelfinger gesteckt, präsentierte Marc jene Karte umgehend. „Sieh her, wie heiß Feuer wirklich sein kann! [Molten Conduction Field]! Ich schicke sofort zwei Laval-Monster von meinem Deck auf den Friedhof!“ Jenes nahm er aus der Halterung und entschied sich nach kurzer Denkpause. Die beiden Karten zeigte er im Anschluss ebenfalls vor. „Meine Wahl trifft auf [Laval Volcano Handmaiden] und [Laval Lancelord]!“ Im selben Moment tauchte ein braun gebranntes Mädchen hinter Marc aus, dass durch ihr knappes Kleid und vor allem ihr glühendes Lavahaar bestach. So erklärte der junge Bräutigam deren Auftauchen wie folgt: „[Laval Volcano Handmaidens] Effekt aktiviert sich, sobald sie auf den Friedhof geschickt wird, wenn sich dort schon ein Laval-Monster wie Lancelord befindet. Sie schickt dann gleich nochmal ein Laval-Monster von meinem Deck auf den Friedhof.“ Plötzlich tauchte noch eines dieser Mädchen neben dem anderen auf. Und dann noch ein drittes. Schließlich zeigte Marc ein Monster vor, welches er sich aus seinem Deck geschnappt hat. „Wie du sehen kannst, ist das eine ganze Kette. Die letzte Handmaiden wird dafür sorgen, dass ich mich meines [Laval Magma Cannoneers] entledige.“ So hatte er statt zwei Monstern tatsächlich ganze fünf ablegen können. Und nun war sein Friedhof derart gut gefüllt mit Kreaturen, dass er keine Scheu hatte, seine letzte Handkarte zu aktivieren. „Das Schönste an der ganzen Sache ist, dass ich sie jetzt alle wiederbeleben werde! [Rekindling]!“, rief er und streckte die Hand mit den Zauber zwischen den Fingern in die Höhe. „Dadurch werden so viele Feuer-Monster wie nur möglich auf meinem Friedhof mit maximal 200 Verteidigungspunkten reanimiert!“ Die drei Schönheiten mit der hitzigen Haarpracht verschwanden hinter Marc und tauchten im Anschluss vor ihm wieder auf. Neben ihnen materialisierten sich dann noch ein Soldat aus blauem Gestein, auf dessen Schultern zwei riesige Kanonenrohre lagen und ein aus braunem Gestein bestehender Krieger, der eine glühend rote Lanze schwang.   Laval Volcano Handmaiden x3 [ATK/100 DEF/200 (1)] Laval Magma Cannoneer [ATK/1700 DEF/200 (4)] Laval Lancelord [ATK/2100 DEF/200 (6)]   Beschwichtigend hob Harris seine Hände, obschon seiner verspielten Mimik eine gewisse Gedankenlosigkeit entnommen werden konnte. „Hey Alter, übertreib's doch nicht gleich!“ „Übertreiben? Ich habe noch nicht mal angefangen!“, knurrte Marc und streckte den Arm in die Höhe. „Ich stimme meine Stufe 1-Handmaiden auf meinen Stufe 4-Magma Cannoneer und noch eine Stufe 1-Handmaiden auf den Stufe 6-Lancelord ein! Doppelte Synchrobeschwörung, Stufe 5 und 7!“ Zwei der Ladys verformten sich zu grünen, holografischen Ringen, die in die Höhe stiegen. Gleichzeitig zersprangen die beiden kriegerischen Monster in vier beziehungsweise sechs grüne Lichtkugeln, die ebenfalls aufstiegen und dabei durch die Ringe schossen. Zwei grelle Lichtblitze erhellten die Kirche. „[Lavalval Dragon], [Laval Stennon]!“ Zwei flammende Gestalten schossen vor Marc auf den Boden und schlossen zwischen sich die verbliebene Handmaiden ein. So fand links von ihr ein Drache aus braunem Magmagestein zu pompöser Form, während rechts neben ihr ein massiver Hüne von blauer Farbe auftauchte. Dieser besaß neben einem Kanonenarm auch einen merkwürdigen, dreieckigen Auswuchs in seiner Brust. Da Marc keine Handkarten mehr besaß, musste er auch keine davon abwerfen, was Stennons Beschwörung normalerweise verlangte.   Lavalval Dragon [ATK/2000 DEF/1100 (5)] Laval Stennon [ATK/2700 DEF/1800 (7)]   Harris klatschte laut in die Hände. „Junge, gleich zwei so harte Brocken. Mir wird ganz Angst und Bange.“ Auf Marcs Stirn zeichneten sich tiefe Zornesfalten ab. Diese respektlose Art trieb ihn an seine Grenzen. Es war natürlich sehr leicht auf ihn herabzusehen wenn man wusste, dass er ohne seinen Paktpartner sowieso nichts ausrichten konnte. Das Einzige, was Marc tun konnte, war mit seinen Fähigkeiten zu trumpfen und derweil zu hoffen, dass ein Wunder geschah. Er streckte daher konsequent den Arm aus, um zumindest seine professionelle Fassade aufrecht zu erhalten. „Mach dich nicht lächerlich! Warte erst mal ab, was passiert! Ich aktiviere [Lavalval Dragons] Effekt. Ich kann zwei Lavals von meinem Friedhof zurück ins Deck mischen, um eine beliebige auf dem Spielfeld befindliche Karte auf die Hand ihres Besitzers zurückzugeben.“ „Und du dachtest da an [Hazy Flame Basiltrice], richtig?“, hakte Harris nach. „Genau! Los-!“ Ein schrecklicher Schrei unterbrach Marcs Befehl. Jener wirbelte herum und sah, wie Valerie über das Feld flog und hart auf dem Boden aufkam. Blitze schlugen dabei um sie, ihre Lebenspunkte fielen auf Null. Valerie hatte verloren … sie, eine der fähigsten Duellantinnen, die Marc kannte. Er weitete fassungslos die Augen und schrie ihren Namen.   ~-~-~   „Valerie!“, hallte Marcs erschütterter Schrei durch die Kirche. Ednas Schuhe klackerten leise auf dem Marmor, als sie sich zielstrebig auf die bewusstlose Valerie zu bewegte. Ihr Augenmerk war nur auf ihre niedergegangene Gegnerin gerichtet, weshalb sie nicht bemerkte, wie sich bei den Bänken im hinteren Teil der Kapelle etwas bewegte. Zanthe lag gefesselt von den DNA-artigen Strängen auf dem Boden, neben ihm Melinda und Henry. In seiner liegenden Position konnte er herüber zur anderen Hälfte der Kirche sehen, wo die Familienmitglieder Valeries, Marcs und der anderen schlafend teilweise übereinander gestapelt lagen oder von den Bänken herabhingen. Er spannte seinen ganzen Körper an. Es musste doch einen Ausweg aus dieser Fessel geben, irgendeinen. Aber sie absorbierte seine Werwolfkräfte, sobald er nur daran dachte, sich zu verwandeln. Sein Ankämpfen gegen die rot leuchtenden Lichtstränge ohne jene war vergebens. Bis ihm etwas auffiel. Sie strafften sich nicht von alleine. Denn die um seine Schultern hatten sich nach seinen Bemühungen tatsächlich ein wenig gelockert. Sofort versuchte Zanthe seine These zu überprüfen, indem er probierte, seine Beine auseinander zu spreizen. Erst wollte es gar nicht funktionieren. Doch Millimeter um Millimeter erkämpfte er sich die Freiheit, wobei er alles mobilisierte, was ihm zur Verfügung stand. Auch wenn sein Werwolf-Ich unterdrückt wurde, für kurze Momente konnte er es aufflackern lassen, was sich immer wieder an einem Wechsel zwischen den golden-wölfischen und menschlichen Pupillen zeigte. Und nur dank dieser Mini-Verwandlungen gelang es ihm überhaupt, seine Fesseln zu lockern. Parallel dazu arbeitet er auch an seinen Armen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte er es, hinter der Bank versteckt aus seinen Fesseln zu schlüpfen und um jene in geduckter Haltung zu schleichen. Dabei löste er die letzten Bänder um Schultern und Hüfte per Hand. Die Dämonenjäger waren so konzentriert auf ihre Gegner, dass sie gar nichts davon bemerkten. Letztlich hatte Zanthe es geschafft und sich befreit. Doch anstatt Anya zu helfen, die ihn sehr wohl bemerkt und sich zu ihm herüber gerollt hatte, stieg er, sich um die Bank drehend, einfach über sie hinweg. Stattdessen nahm er plötzlich Anlauf und sprang kurzerhand meterhoch über Edna hinweg. Noch während des Weges nach unten versuchte er, ihr mithilfe eines Saltos einen Tritt in die Brust zu verpassen, den sie aber mit gekreuzten Armen unter schockierten Aufkeuchen blockierte. Elegant landete Zanthe in der Hocke auf halben Wege zwischen Edna und Valerie, richtete sich augenblicklich auf. Die dunkelhäutige Dämonenjägerin, die knapp einen halben Meter zurückgeworfen worden war, rieb sich den rechten Oberarm, der den größten Teil von Zanthes Angriff abbekommen hatte. Schweiß stand ihr auf der Stirn, Verbildlichung des Entsetzens auf ihrem Gesicht. „Nanu? Du hast wohl nicht damit gerechnet, dass ich noch mal aufstehe“, höhnte Zanthe breit grinsend. „Unmöglich! 'Restrain' ist perfekt!“, widersprach Edna trotz besseren Wissens. „Es umschließt jeden Dämonen und wehrt seine Kräfte ab!“ „Hast du den erfunden?“, wollte Zanthe wissen. „Wenn ja, schlechte Arbeit.“ Seine Gegenüber antwortete mit einem brüskierten Blick, welcher mehr als genug aussagte. „Ist ja schön, dass dein Zauber jeden Dämonen fängt und seine Kräfte in ihn zurück zwängt beziehungsweise abfängt.“ Er zuckte besserwisserisch mit den Schultern. „Aber genau dadurch, dass er sie nicht behält, sondern zurückschickt, schafft er einen Freiraum zwischen sich und dem Opfer, welcher nicht wieder geschlossen wird. So leiert er schnell aus, wenn man nur genügend Kraft einsetzt. Das ist der Fehler.“ Edna knirschte mit den Zähnen. „Anscheinend … aber wenn dem so ist, bist du der Einzige, der sich befreien kann. Den anderen fehlt die körperliche Kraft dafür.“ „Das weiß ich.“ „Kommst du klar?“, rief Harris ihr plötzlich herüber, als er Zanthe bemerkte. Seine Partnerin nickte. „Keine Sorge, mit dem werde ich fertig.“ „Glaubst du? So'n Pech für dich, das sehe ich nämlich anders. Leider werde ich nicht zulassen, dass du den Star dieser Vorführung einfach entführst“, gurrte er. „Im Gegenteil, das Mädel bleibt schön hier. Und übrigens …“ Der Duell-Handschuh, den er immer im Form eines Armreifs mit sich trug, selbst jetzt, schloss sich um Zanthes Arm, als dieser sich schützend vor der bewusstlosen Valerie stellte. Dabei schnüffelte er provokant in der Luft. „Riecht das nach … was ist das? Rache?“ „Du hättest einfach liegen bleiben sollen“, knurrte Edna und reaktivierte ihre Duel Disk sogleich wieder. „Nichts da. Ist an der Zeit, dass dir mal jemand 'ne Lektion erteilt.“ Auch Marc mischte sich ein. „Bitte pass' auf sie auf! Ich helfe dir, sobald ich fertig mit diesem Typen bin!“ „Keine Sorge, bei mir ist sie in guten Händen.“ „Danke!“ „Na da bin ich ja gespannt“, raunte die dunkelhäutige Dämonenjägerin überheblich. Plötzlich begannen Zanthes Augen wieder zu glimmen. Seine Tonspur wurde kaum merklich tiefer. „Ich auch. Also los, Duell!“ Er nahm Valeries vorherige Position ein, während Edna stumm da stand, wo sie sich mit der Braut eben erst duelliert hatte.   [Zanthe: 4000LP / Edna: 4000LP]   „Du kannst gerne den ersten Zug haben“, bot Zanthe an und ließ seine spitzen Reißer aufblitzen. Seine Züge hatten etwas Böswilliges gewonnen, an einigen Stellen wiesen sie dunkle Verfärbungen auf. „Von mir aus. Draw!“, raunte Edna und zog mit einem Satz sechs Karten. Eine davon landete sofort in ihrem Friedhofsschlitz. „Ich werfe ein Wasser-Monster ab, um [Mermail Abyssteus] von meiner Hand zu beschwören.“ Vor ihr materialisierte sich ein grüner, halb amphibisch, halb echsenartiger Meermann in silberner Panzerung, der seinen Korallenspeer schützend vor sich hielt.   Mermail Abyssteus [ATK/1700 DEF/2400 (7)]   Neben ihm tauchte zudem noch der Geist einer Meerjungfrau auf, die ab der Hüfte eine weiße Aalflosse ihr Eigen nannte. Ihr blonder Zopf peitschte wild umher, als sie eine Beschwörungsformel sprach. „Ich habe [Mermail Abysshilde] abgeworfen, was bedeutet, dass ich ein Mermail-Monster von meiner Hand spezialbeschwören darf. Also erscheine, [Mermail Abyssleed]!“ Dort wo die Meerjungfrau Abysshilde eben noch war, erschien nun ein prähistorischer Fischkrieger in roter Rüstung.   Mermail Abyssleed [ATK/2700 DEF/1000 (7)]   „Und ein weiterer Effekt aktiviert sich noch. Da Abyssteus durch seinen eigenen Effekt aufs Feld gekommen ist“, erklärte Edna, „erhalte ich ein Mermail-Monster der Stufe 4 oder niedriger von meinem Deck.“ Sie nahm jenes aus der Halterung und durchsuchte es nach der passenden Karte, die sich als [Mermail Abysslung] entpuppte. Den Kartenstapel wieder ins Fach zurück schiebend, rief sie bereits: „Und jetzt Xyz-Beschwörung! Aus meinen beiden Stufe 7-Monstern wird ein neues Monster vom Rang 7.“ Über ihr öffnete sich das Überlagerungsnetzwerk und zog die beiden riesigen Meermänner in besagtes Schwarzes Loch, aus dem eine Fontänenexplosion folgte. „Erscheine, Herrscher über Lemuria! [Mermail Abyssgaios]!“ Aus den Fluten entstieg der bärtige Meereskönig mit dem goldenen Dreizack, welcher sich vor Edna platzierte. Um seine Waffe kreisten zwei Lichtsphären.   Mermail Abyssgaios [ATK/2800 DEF/1600 {7} OLU: 2]   Doch die Dämonenjägerin war noch längst nicht fertig. „Ich aktiviere zwei Ausrüstungszauberkarten! [Abyss-scale Of The Cetus] und [Abyss-scale Of The Mizuchi]! Beide erhöhen die Stärke von Abyssgaios um je 800 Punkte!“ Zwei Sätze von Brustpanzerung erschienen um den Oberkörper des Königs und umschlossen jenen, wobei sie ein grünviolettes Glühen von sich gaben. „Und ich beschwöre [Mermail Abysslung] als Normalbeschwörung, wodurch all meine Wasser-Monster noch einmal 300 Punkte bekommen. Außerdem kannst du jetzt nur noch Abysslung angreifen!“, rief Edna und knallte ihre vorletzte Handkarte auf die Duel Disk. Neben Abyssgaios erschien der verhältnismäßig kleine Meermann mit Panzerhandschuhen, die so groß wie Schilde waren.   Mermail Abyssgaios [ATK/2800 → 4700 DEF/1600 {7} OLU: 2] Mermail Abysslung [ATK/1200 → 1500 DEF/1800 (4)]   „Diese hier verdeckt. Zug beendet“, erklärte Edna und ließ die gesetzte Karte vor ihren Füßen erscheinen. Damit war sie jetzt komplett blank auf der Hand. Zanthe lachte ironisch. „Du machst wohl keine Kompromisse, was?“ „Was denkst du wohl? Kann man sich das als Dämonenjäger leisten?“ Der Werwolf kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. „Ich weiß nicht. Vielleicht?“ „Dann überleg' mal, warum Menschen Dämonenjäger werden.“ „Muss ich das?“, erwiderte der Schwarzhaarige im geliehenen schwarzen Anzug, mit dem Kopftuch auf dem Haupt lapidar. „Ist nicht so, als ob ich jetzt scharf drauf bin, mir deine Lebensgeschichte anzuhören.“ „Pfff. Dann sag ich es dir eben selbst.“ Ednas formvollendete Lippen verzogen sich, als hätte sie etwas furchtbar Bitteres gegessen. „Die Meisten werden Dämonenjäger, weil sie etwas durch Dämonen verloren haben.“ Unter einem Nicken gab Zanthe zu verstehen, dass er diese Antwort nachvollziehen konnte. Jedoch blieb er ihr gegenüber zynisch. „Wer war es? Daddy? Mommy?“ „In unserem Falle? Niemand … aber wie du selber sagtest, du willst meine Story nicht hören. Und ich habe auch keine Lust, sie dir zu erzählen.“ Edna schnaufte. „Ich dachte nur für einen Moment, du wärst genauso blauäugig und willst an mein Gewissen appellieren, wie das Mädchen, das du beschützt. Aber je weniger wir reden, desto besser!“ Zanthe griff nach seinem Deck. „Sehe ich genauso …“   ~-~-~   Obwohl Zanthe ihm zugesichert hatte, sich gut um Valerie zu kümmern, zitterte Marc am ganzen Leibe. Wie stark musste diese Edna sein, wenn sie seine Verlobte so mühelos hatte besiegen können? Er drehte sich zu Harris um. Traf dasselbe dann auch auf den da zu? Er machte keinen überdurchschnittlich begabten Eindruck, eher im Gegenteil, am ehesten erschien er wie ein machohafter Angeber. Doch Marc wusste, dass solche Impressionen nur allzu leicht über die wahren Fähigkeiten eines Menschen hinweg täuschen konnten und sollten. Umso wichtiger war es daher, seine Provokationen zu ignorieren, egal wie schwer es auch fiel. „Autsch“, raunte Harris und verzog schmerzhaft das Gesicht, „ich glaub, deine Freundin hat sich grad' ganz schön weh getan.“ „Sie ist zäh“, erwiderte Marc und ballte insgeheim eine Faust, „genau wie ich. Wenn du denkst, mich würde ihre Niederlage aus dem Konzept bringen, irrst du dich gewaltig.“ „Wäre langweilig, wenn's so wäre. Aber mach dir nichts vor, die hat dich doch voll im Griff, man! Also steh zu deinem Ärger und setz' ihn im Duell um.“ Harris verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Mach mir'n bisschen Freude, ja?“ „Die wirst du bekommen!“, versprach Marc und verzog eine hasserfüllte Grimasse. „Soweit ich weiß, wollte ich gerade den Effekt meines [Lavalval Dragons] erklären!“ Er nahm die beiden [Laval Volcano Handmaiden]-Karten, die er für die Synchrobeschwörungen benutzt hatte, von seinem Friedhof und schob sie in sein Deck zurück, welches sich automatisch durchmischte. „Nur zwei Laval-Monster kostet es mich, dass ich eine deiner Karten vom Feld auf die Hand zurückschicken kann.“ Harris zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Ich glaube, soweit waren wir schon. Is' mir zu langweilig. Falle aktivieren, [Breaktrough Skill]!“ Er brauchte nur den Knopf an seiner schwarzen Duel Disk betätigen, schon sprang die linke gesetzte Karte vor ihm auf. Noch während Marcs Magmagestein-Drache in seinem Maul eine rot glühende Masse ansammelte, schlugen plötzlich blaue Blitze um ihn und ließen ihn innehalten. „Kurz gesagt: diese Falle negiert den Effekt deines Monsters.“ Marc aber blieb erstaunlich gelassen. „Ist dem so? Dann habe ich keine Verwendung mehr für [Lavalval Dragon]!“ Schon streckte er den Arm in die Höhe. „Ich stimme meine letzte Stufe 1-Handmaiden auf den Stufe 5-Drachen ein! As flames of eternal wrath engulf the earth, all boundaries start to fall apart! Break free from limitations! Synchro Summon!“ Die flammende Schönheit verwandelte sich in einen grünen Hologrammring, durch welchen der Drache flog. Während dieses Vorgangs verformte sich sein Körper, seine Schwingen wurden breiter und schmolzen dahin, bis sie ganz aus Lava bestanden. „Soar, [Lavalval Dragun]!“ Ein Lichtblitz blendete die Anwesenden in der Kirche. Und als dieser sich legte, verharrte über Marc eher ein Flugsaurier mit flammenden Schwingen und Haupt, denn ein Drache.   Lavalval Dragun [ATK/2500 DEF/1200 (6)]   „Der Effekt des [Lavalval Draguns] besagt, dass ich mir ein Laval-Monster vom Deck auf die Hand nehmen darf“, verlautete Marc und zeigte ein Stufe 3-Monster namens [Laval Lakeside Lady] vor, „um danach ein solches wieder abzuwerfen. Und da ich keine anderen Karten auf der Hand habe, muss dieses eben erst gesuchte Monster wieder gehen.“ Statt sie aber abzuwerfen, nahm er sie und [Lavalval Dragon] und zeigte beide vor. „Du solltest allerdings wissen, dass die Lakeside Lady sich auf dem Friedhof am wohlsten fühlt. Sind dort noch mindestens zwei andere Laval-Monster, kann ich sie und eines davon verbannen, um eine deiner gesetzten Karten zu vernichten.“ Der schwarzhaarige junge Bräutigam nickte herüber zu Harris' verdeckter Karte. „Damit kannst du dich von der da verabschieden.“ „Das gilt aber nur, wenn besagte Karte verdeckt liegt“, konterte Harris und grinste, „ist sie offen, hast du Pech. Ich aktiviere die permanente Falle [Hazy Glory]!“ Gerade als Lava unter der Karte aufstieg, deckte jene sich selbst auf und entkam der Vernichtung. Plötzlich begannen um ihren Besitzer die buntesten Flammen zu flackern, verschwanden dann und tauchten an anderer Stelle erneut auf. „Wie [Hazy Pillar] muss ich ein Tribut weniger für Hazy-Monster anbieten, solange ich sie kontrolliere.“ Harris verwies mit einem Fingerzeig auf seine bereits seit seinem ersten Zug offen liegende Zauberkarte. „Du bist mir immer einen Schritt voraus, oder?“, fragte Marc tonlos. Der Rotschopf ihm gegenüber verzog schmunzelnd den Mund. „Cool, was?“ „Dann weißt du sicher auch, dass ich deinen [Hazy Flame Basiltrice] jetzt mit [Laval Stennon] angreifen werde.“ Marc schwang den Arm aus. „Mach dich bereit! Core Beam Cannon!“   Hazy Flame Basiltrice [ATK/2500 DEF/1800 {6} OLU: 0] Laval Stennon [ATK/2700 DEF/1800 (7)]   Der breite Hüne aus blauem Gestein hob seinen Kanonenarm an und entlud einen mächtigen, gebündelten Flammenstrahl auf seinen Feind. Jener, halb Echse, halb Hahn, klackerte aufgeregt mit dem Schnabel, nur um jenen dann zu öffnen und eine eigene Flamme zu speien. Beide Angriffe trafen aufeinander und versuchten sich gegenseitig zu bezwingen. Doch Marcs Offensive erwies sich letztlich als die stärkere, was nicht zuletzt daran lag, dass Harris' dem tatenlos zusah. So wurde Basiltrices Angriff auf ihn mit doppelter Wucht zurückgeworfen. Das Fleisch schmolz ihm von den Knochen und so löste sich die Kreatur binnen Sekundenbruchteilen auf. Die nachfolgende Explosion wirkte sich allerdings nicht im Geringsten auf Harris aus.   [Marc: 1500LP / Harris: 2600LP → 2400LP]   Marc spreizte die Finger seiner ausgestreckten Hand. „Bereit für Nachschlag? [Lavalval Dragun], direkter Angriff auf seine Lebenspunkte! Primordial Flare!“ Auch wenn er wusste, dass er Harris kein physisches Leid zufügen konnte, so würde der Sieg ihm zumindest ein kleines Gefühl von Überlegenheit vermitteln. Alles, was danach kam, würde er mit den Fäusten regeln. Eine andere Wahl blieb ihm nicht. Er musste nur schnell genug sein, um zu verhindern, dass Harris nach der Schrotflinte greifen konnte, die hinter ihm an einer Bank lehnte. So öffnete sein Flugsaurier-Drache sein Maul und feuerte eine schmale, aber unglaublich heiße Flamme auf Harris ab. Der aber tippte nur gelassen mit der Fußspitze auf den Marmor. „Soll das alles sein? Keine Chance, Kumpel! Von meiner Hand der Schnellzauber [Barrier Flame]!“ Marc klappte die Kinnlade herunter, als sein Gegner jene Karte in seine Duel Disk schob und sich kurzerhand eine Mauer aus blauem Feuer um ihn zog, welche den Angriff seines Drachens regelrecht in sich aufnahm. Wütend protestierte der junge Mann: „Kennst du überhaupt die Regeln des Spiels!? Schnellzauberkarten dürfen höchstens in der eigenen Battle Phase aus der Hand gespielt werden, nicht in der des Gegners!“ „Glaubst du! [Barrier Flame] lässt sich aktivieren, wenn ein Feuer-Monster hops geht und annulliert dann für den Rest des Zuges jeden Schaden, den ich abbekommen würde“, erklärte Harris, „sollte es dabei aber ein Xyz-Monster sein, geht das sogar wie jetzt im Zug des Gegners. Was glaubst du, warum ich sie nicht gesetzt habe? Um sie vor Zerstörung zu wahren und dein dummes Gesicht zu sehen!“ Auf die Provokation hin blähte Marc seine Nasenlöcher auf wie die Nüstern eines Pferdes, doch sah er davon ab, einen verbalen Ausfall á la Anya zu erleiden. Dafür war er sich zu schade und Valerie würde es ebenfalls so handhaben. „Dann beende ich meinen Zug. Da keines der von [Rekindling] beschworenen Monster noch auf dem Feld ist, können sie folglich auch nicht verbannt werden.“ Die Feuerbarriere rund um Harris verflüchtigte sich zischend, was ihn mit seinen beiden offenen Hazy-Karten zurückließ.   Als der Rotschopf schließlich zog, huschte beim Anblick der neuen Karte ein süffisantes Grinsen über seine Lippen. Er griff nach seinem Friedhof und zog die Falle hervor, die er erst in Marcs Zug aktiviert hatte. „Wusstest du, dass [Breaktrough Skill] zweimal aktiviert werden kann? Einmal normal vom Feld und zusätzlich durch das Verbannen vom Friedhof?“ „Sollte mich das scheren?“ „Klaro, ich werde nämlich den Effekt deines [Laval Stennons] für diesen Zug blockieren!“ Wie zuvor um Marcs Magmadrachen, schlugen mit einem Mal blaue Entladungen um Stennon. Wenn auch nur für einige Sekunden, denn als Marc [Laval Volcano Handmaiden] von seinem Friedhof nahm, hörten jene schlagartig auf, sein Monster zu peinigen. „Keine schlechte Idee, aber ironischerweise ist Stennon immun gegen zielende Effekte, wenn ich für jeden Versuch ein Laval von meinem Friedhof verbanne.“ „Also nützen solche Effekte nichts?“ Sein Gegner kratzte sich am Kinn. „Gut zu wissen …“ Dann streckte er den Arm aus. „Wie auch immer, dann geht’s jetzt weiter mit [Hazy Glorys] Zweiteffekt. Indem ich sie auf den Friedhof schicke, erhalte ich eine Hazy-Karte auf die Hand zurück.“ Seine offen stehende Falle löste sich auf, wobei gleichzeitig aus den bunten Lichtern um Harris nun regelrechte Feuertornados wurden, die in den Farben des Regenbogens um ihn kreisten. Der Dämonenjäger zeigte [Hazy Flame Basiltrice] vor, welcher aufgrund seiner Herkunft nicht etwa auf die Hand, sondern in sein Extradeck gelegt wurde. Ein nervöser Seufzer entfuhr Marcs Kehle daraufhin. Sein Gegner würde dieses Biest wieder beschwören wollen. Nur gut, dass sich Stennon dank seines schützenden Effekts nicht versteinern ließ und obendrein stärker war! Harris indes knallte regelrecht das Monster auf seinem Blatt auf die Duel Disk. „Und heute auf der Liste: Ratespaß mit [Hazy Flame Sphynx]! Und dank [Hazy Pillar] auch ganz ohne Tributkosten!“ Vor ihm machte sich augenblicklich eine gar merkwürdige Kreatur breit. So mochte der Körper zwar der eines Löwen mit flammend roter Mähne sein, gehörte zu ihm doch das Antlitz einer schönen Frau. Die Sphinx machte es sich bequem und legte sich hin, ohne dabei Marc aus den Augen zu lassen.   Hazy Flame Sphynx [ATK/1900 DEF/1900 (6)]   „Ihr Effekt ist mit ein wenig Glück verbunden“, erklärte Harris und legte seine Finger an die oberste Karte seines Decks, „beantworte ich ihre Frage richtig indem ich vorhersage, was für ein Grundtyp von Karte sich hier verbirgt, darf ich ein Feuer-Monster reanimieren oder von meiner Hand beschwören.“ Ganz wie er es sich gedacht hatte, merkte Marc still an. Also wollte er erneut eine Xyz-Beschwörung durchführen! „Bist du gar nicht neugierig, wofür ich mich entscheide?“, hakte sein Gegner nach. „Nein? Na ja, ich bin ein eher wagemutiger Geselle und entscheide mich für den Typ Zauber, auch wenn ich wesentlich mehr Monster im Deck habe!“ Harris zog und zeigte [Pot Of Dichotomy] vor, welchen er unter einem anerkennenden Pfeifen auf den Friedhof schickte. „Ich glaube, ich habe das Rätsel der Sphinx gelöst! Lass deine Flamme neu brennen, [Hazy Flame Mantikor]!“ Harris nahm die Karte aus seinem Friedhof und legte sie prompt auf die Duel Disk. Er hatte sie abgeworfen, als er vor zwei Runden den Effekt von [Hazy Flame Peryton] aktivierte. Vor ihm entstieg aus dem Erdboden eine blutrote Gestalt mit ledrigen Flammenschwingen und dem Kopf eines dämonischen Löwen.   Hazy Flame Mantikor [ATK/2200 DEF/300 (6)]   Marc verschränkte die Arme. „Und jetzt? Diesmal bin ich auf deine Strategie vorbereitet!“ Es war jedoch an Harris, selbstbewusst zu lächeln. „Glaub ich kaum. Kennst du den Spruch jemanden mit seinen eigenen Waffen zu schlagen? Diese Zauberkarte setzt ihn in die Tat um: [Double Spell]!“ Sofort entledigte er sich seiner in diesem Zug gezogenen Karte und erklärte weiter: „Indem ich einen Zauber abwerfe, kann ich einen aus deinem Friedhof kopieren. Und mir fällt da nur ein passender Kandidat ein!“ Es dauerte einen Moment, bis Marc begriff und darauf folgend entgeistert dreinschaute. „Bingo, [Rekindling]! Sie belebt alle Feuer-Monster mit höchstens 200 Verteidigungspunkten von meinem Friedhof! Da liegen gerade genau drei!“ Drei Stichflammen schossen vor Harris aus dem Boden. Die beiden Äußeren verwandelten sich in flammende, vogelähnliche Kreaturen mit schlanken Beinen und einem langen Schweif. In der Mitte wurde die dreiköpfige Hundekreatur namens Zerberus wiedergeboren, ebenso lodernd wie seine Mitstreiter.   Hazy Flame Hyppogrif x2 [ATK/2100 DEF/200 (6)] Hazy Flame Cerberus [ATK/2000 DEF/200 (6)]   „Du kennst also meine Strategie? Komisch, mir war gar nicht klar, dass ich überhaupt eine habe!“, scherzte Harris selbstironisch und streckte den Arm aus. „Ich verlasse mich eigentlich nur auf mein Bauchgefühl und das sagt, dass du jetzt einer Xyz-Beschwörung beiwohnen wirst! Aus meinen Stufe 6-Monstern wird ein Rang 6-Monster!“ Die beiden Hyppogrif verwandelten sich in rote Lichtstrahlen. Über Harris öffnete sich ein schwarzer Galaxienwirbel und absorbierte die beiden. Doch dann geschah das Unglaubliche: auch seine anderen drei Monster wurden plötzlich vom Overlay Network absorbiert. Jenes explodierte regelrecht. „Xyz Summon! Zeig deine volle Stärke, [Hazy Flame Basiltrice]!“ Kreischend flog die Kreatur, halb Echse, halb Hahn, aus dem Wirbel und landete mit einem Satz vor ihrem Besitzer. Sie war viel größer als beim letzten Mal, überragte Harris nun um mehrere Köpfe, ganz anders als zuvor. Ganze fünf Lichtsphären kreisten dabei um sie. Marc konnte seinen Augen nicht trauen.   Hazy Flame Basiltrice [ATK/2500 → 3500 DEF/1800 {6} OLU: 5]   Er stolperte beim Anblick des lauernden Ungeheuers zurück. „F-fünf? Wie ist das möglich? Vorhin hast du es doch mit nur zwei-!?“ „Ganz einfach!“ Harris klopfte sich stolz auf die Brust. „Basiltrice ist nicht an eine bestimmte Anzahl an Xyz-Materialien gebunden, um ihn zu beschwören. Ich kann beliebig nach oben gehen. Und das Beste: je mehr ich benutze, desto besser wird der kleine Racker!“ Marc spürte den Angstschweiß auf der Stirn. Damit hatte er nicht gerechnet. „Erklärt das auch, warum er so viel stärker geworden ist?“ „Bingo! Ab drei Xyz-Materialien bekommt er 200 Angriffspunkte für jedes, das er gerade besitzt.“ Harris streckte den Arm weit aus. „Wenn das nicht reicht, um deinen [Laval Stennon] zu besiegen, weiß ich auch nicht! Meteor Outburst!“ Der Basilisken-Cockatrice spreizte weit seine lodernden Flügel aus und stampfte mit seinen schuppigen Vorderbeinen auf den Boden. Aus seinem 'Federkleid' lösten sich sogleich dutzende Mini-Meteoriten, die allesamt in Marcs Richtung flogen. Sein ganzes Feld wurde von winzigen Explosionen heimgesucht, als sie dort ankamen. Der junge Mann flog über den Boden, während seine muskulöse Kreatur namens Stennon in tausende Einzelteile zersprang. „Ahhhhhhh!“   [Marc: 1500LP → 700LP / Harris: 2400LP]   Marc schlug mit dem Rücken auf dem Marmor auf und schlitterte über den Boden, wobei der ohnehin schon schreckliche Schmerz in seinem Brustkorb noch schlimmer wurde. Dabei hörte er Harris rufen: „Nichts für ungut! Main Phase 2! Ich aktiviere [Hazy Flame Basiltrices] Effekt und opfere ein Xyz-Material, um deinen [Lavalval Dragun] zu versteinern und dementsprechend zu verbannen! Perseus Eyes!“ Noch ganz benommen von dem Angriff, richtete Marc sich auf und sah erschrocken mit an, wie die kugelrunden Augen Basiltrices ganz grau wurden, nachdem er eines seiner Xyz-Materialien gefressen hatte. Gleichzeitig verwandelte sich sein prähistorischer Drache von oben nach unten zu weißem Stein, fiel hinab und zerschellte beim Aufprall auf dem Boden zu Staub. Plötzlich blieb Marc nichts mehr außer seiner vor einigen Zügen gesetzten Falle.   Hazy Flame Basiltrice [ATK/3500 → 3300 DEF/1800 {6} OLU: 5 → 4]   „Tja, sieht so aus, als wäre mein Monster schwächer geworden aufgrund akutem Xyz-Material-Mangels“, gluckste Harris und zog aus seinem Friedhof zwei Zauberkarten, „ich denke, dagegen sollte ich was tun! Ich verbanne die beiden [Barrier Flame]-Karten auf meinem Friedhof und füge meiner Hand so ein Feuer-Monster von genau dort hinzu!“ Harris präsentierte stolz [Hazy Flame Sphynx]. Derweil richtete Marc sich erschrocken auf. „Aber du hattest nur eine-!?“ „Bist du wirklich so unkonzentriert?“ Harris seufzte. „Alter, ich habe die zweite Kopie eben abgeworfen, als ich [Double Spell] aktiviert habe. Logisch, oder?“ Marc verstummte und schnaubte, während er sich auf bemühte. „Na also! Und jetzt benutze ich [Hazy Pillars] zweiten Effekt! Ich nehme ein Feuer-Monster von meiner Hand und hänge es an ein Xyz-Monster an!“ Die offene Zauberkarte hatte Marc völlig vergessen. Also konnte sie mehr, als nur Monster mit weniger Tribut beschwören!? Harris schob seine Sphinx unter Basiltrices Karte, woraufhin um den ein neues, fünftes Lichtkügelchen zu kreisen begann.   Hazy Flame Basiltrice [ATK/3300 → 3500 DEF/1800 {6} OLU: 4 → 5]   „Ganz schön warm hier drin, was?“ Harris ließ sein ohnehin weites, gelbes Muskelshirt mit der Hand etwas flattern. „Liegt sicher an meiner Perle da drüben. Na ja, wie auch immer, Zug beendet.“ Damit hatte er jetzt, genau wie Marc, null Handkarten. Aber dafür ein beängstigend starkes Monster.   Marc wollte nach seinem Deck greifen, da fiel ihm auf, wie sehr seine Hand doch zitterte. Er schüttelte sie, als würde seine Angst dadurch verschwinden und legte dann die Finger an seinen Kartenstapel. Noch hatte er nicht verloren! Er holte tief Luft und rief anschließend: „Draw!“ Mit einer ausholenden Bewegung riss er die Karte von seinem Deck, nur um sie mit Schwung in seine Duel Disk zu rammen. „Das ist genau was ich gebraucht habe! [Hammer Shot]!“ Vor ihm erschien die Zauberkarte, auf der eine Gruppe grüner Goblins gezeigt wurde, welche von einem massiven Hammer zerstampft wurde. Und genau jenes Schlagwerkzeug tauchte auch über [Hazy Flame Basiltrice] auf. „Diese Karte funktioniert sehr simpel!“, erklärte Marc zuversichtlich. „Sie zerstört sofort das stärkste Monster in Angriffsposition auf dem Spielfeld. Da es nur deinen- Ah!?“ Harris' Kreatur reckte seinen Hahnenkopf nach oben, starrte gebannt den Hammer an, ehe der Basilisk-Cockatrice-Hybrid seinen Schnabel öffnete und eine derart heiße Flamme ausstieß, die den Hammer komplett in Rauch und Asche verwandelte. „Aber-!?“ „Du hättest besser aufpassen sollen“, meinte der Rotschopf und zuckte arglos mit den Schultern, „Basiltrice wird komplett vor Kartenzerstörungseffekten immun, sollte er fünf Xyz-Materialien besitzen! Was glaubst du wohl, warum ich so penibel darauf geachtet habe?“ Gebannt starrte Marc das riesige Monster vor seinem Gegner an. Wie sollte er es dann loswerden!? Statt aber klein beizugeben, wandelte sich seine anfängliche Erschrockenheit in engstirnigen Kampfeswillen. „Gut, dann anders! Verdeckte Falle aktivieren, [Return From The Different Dimension]! Für einen Zug beschwört sie möglichst viele meiner verbannten Monster, sofern ich bereit bin, die Hälfte meiner Lebenspunkte zu zahlen! Du hättest vorsichtiger sein sollen mit dem, was du versteinerst!“   [Marc: 700LP → 350LP / Harris: 2400LP]   Fünf kleine Spalten im Raum-Zeit-Gefüge öffneten sich vor dem lädierten Bräutigam. Heraus traten eine flammenhaarige Schönheit mit blasser Haut in einem blauen Kleid, [Laval Lakeside Lady], neben ihr die braungebrannte [Laval Volcano Handmaiden], in der Mitte der im dritten Zug von Basiltrice versteinerte Felssoldat mit den zwei Kanonenrohren auf dem Rücken, [Laval Magma Cannoneer] und zu guter Letzt die beiden Signatur-Drachen Marcs. Wie eine Armee bauten sie sich vor ihrem Herrn auf.   Laval Lakeside Lady [ATK/200 DEF/200 (3)] Laval Volcano Handmaiden [ATK/100 DEF/200 (1)] Laval Magma Cannoneer [ATK/1700 DEF/200 (4)] Lavalval Dragon [ATK/2000 DEF/1100 (5)] Lavalval Dragun [ATK/2500 DEF/1200 (6)]   Marc streckte den Arm weit aus: „Es gibt mehr Wege, als ein Monster einfach nur zu zerstören! Ich aktiviere [Lavalval Dragons] Effekt und schicke [Laval Stennon] und den [Laval Magma Cannoneer] auf meinem Friedhof ins Deck zurück!“ Er schob Ersteren aufgrund der Regeln für Extradeck-Monster selbstverständlich in ebenjenes zurück, ehe er dann verkündete: „Dadurch kann ich eine Karte auf dem Spielfeld auf die Hand ihres Besitzers zurückgeben! Damit umgehe ich den Schutzeffekt von Basiltrice! Los!“ Sein aus braunem Gestein mit Magmaadern bestehender Drache lud in seinem Maul eine glühend heiße Flammenkugel auf, die er augenblicklich auf den viel größeren Feind abfeuerte. Doch zu Marcs Entsetzen öffnete Basiltrice einfach den Schnabel und schluckte die Attacke. „Du hättest wirklich den Effekt meiner Karte lesen sollen“, belehrte Harris seinen Gegner altklug, „da steht doch, dass mein Dicker, wenn er mindestens vier Xyz-Materialien hat, nicht als Ziel von Karteneffekten gewählt werden kann. Bist du wirklich so dämlich, oder tust du nur so?“ Plötzlich huschte über Marcs Lippen ein geheimnisvolles Grinsen. „Ich bin es. Aber vielleicht auch nicht … denn das heißt auch, dass ich jetzt ein anderes Ziel für den Effekt wählen muss.“ Sein Arm schwang zur Seite aus, zeigte auf die Handmaiden. „Sie!“ Harris kratzte sich verwirrt an der Stirn und sah zu, wie sein Basiltrice die Feuerkugel wieder auswürgte und auf die braungebrannte junge Dame schleuderte. Jene löste sich leise kichernd auf, als Marc sie in sein leeres Blatt aufnahm. Sie zwischen den Fingern haltend, streckte er die Hand aus. „Effekt von [Lavalval Dragun]! Ich kann meiner Hand ein Laval hinzufügen, muss aber im Gegenzug eins abwerfen! Ich entscheide mich für [Laval Forest Sprite]!“ Die Karte wurde automatisch aus seinem Deck geschoben, sodass Marc sie nur aufzunehmen brauchte. Anschließend schickte er seine Handmaiden als Ausgleich für den Effekt auf den Friedhof. „Sicher kannst du dich noch daran erinnern was passiert, wenn [Laval Volcano Handmaiden] auf den Friedhof geschickt wird? Da ich noch [Laval Lancelord] dort liegen habe, kann ich jetzt noch ein Laval auf den Friedhof schicken.“ So begann die Kette erneut: Marc schickte erst eine Handmaiden, dann noch eine und schließlich [Laval Judgment Lord] auf seinen Friedhof. „Und was hast du davon?“, wollte Harris irritiert wissen. Marc aber legte mit einem zufriedenen, gar böswilligen Grinsen seine neue Karte auf die Duel Disk. „Beschwörung, [Laval Forest Sprite]!“ Vor Marc tauchte eine junge Frau in einem dunkelblauen Einteiler auf, um deren Haupt ein zerfetzter Schal gewickelt war und das flammende Haar teilweise bedeckte.   Laval Forest Sprite [ATK/300 DEF/200 (2)]   „Ich kann dein Monster nicht besiegen?“, schrie Marc regelrecht und schwang seinen Arm weit aus. „Du wirst dich noch umsehen! Ich stimme meinen Stufe 2-Empfänger [Laval Forest Sprite] auf meinen Stufe 4-[Laval Magma Cannoneer] ein!“ Parallel dazu flogen seine Monster in die Luft, wobei sich das Mädchen in zwei grüne Ringe aufspaltete. „A spark lights the otherworldly flame of destruction! An inferno of tragedy unfolds! Synchro Summon! Ignite, [Laval The Greater]!“ Nachdem Marcs Kanonier die Synchronringe passiert hatte, erleuchtete ein greller Blitz für einen Sekundenbruchteil die Kapelle. Rote und blaue Flammen kreisten um Marc, zischten dann nach vorn und verschmolzen zu einer Flamme, aus der eine humanoide Gestalt entstand. Deren Körper bestand aus verwaschenem, blauem Gestein, das von jeweils rotem und blauem Feuer von den Armen ausgehend umhüllt wurde.   Laval The Greater [ATK/2400 DEF/800 (6)]   Mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen ballte Marc seinen ausgestreckten Arm zu einer Faust. „Jetzt, da er auf den Friedhof geschickt wurde, aktiviert sich der Effekt von Forest Sprite! Für jedes Laval-Monster auf dem Friedhof erhalten meine Monster 200 Angriffspunkte!“ Nun war es an Harris, ein verblüfftes Gesicht zu machen. Welches umso mehr eine panische Form annahm, als er sah, was das wirklich bedeutete. Denn um Marcs Monster begannen tosende Flammen zu schlagen.   Laval Lakeside Lady [ATK/200 → 1600 DEF/200 (3)] Lavalval Dragon [ATK/2000 → 3400 DEF/1100 (5)] Lavalval Dragun [ATK/2500 → 3900 DEF/1200 (6)] Laval The Greater [ATK/2400 → 3800 DEF/800 (6)]   Das war's, dachte Marc und schnaubte. Diesmal würde er sich nicht aufhalten lassen! Valerie lag dort drüben, nur weil diese verdammten Dämonenjäger keine Rücksicht geschweige denn Gnade kannten. Er würde Harris Respekt lehren! Egal wie! Marc spürte, wie sein schmerzender Brustkorb sich zusammenzog, als er schrie: „Los, [Laval The Greater], greife [Hazy Flame Basiltrice] an! Otherworld Flame!“ Der Krieger aus blassblauem Gestein legte seine Handflächen aufeinander, um sie kurz darauf wieder auseinander zu bewegen. Dabei erzeugte er eine Feuerkugel, in der sich blaue und rote Flammen einen regelrechten Kampf um die Vorherrschaft lieferten. Er streckte die Arme mit der Sphäre voran aus, nur um sie schließlich wie eine Kanonenkugel auf Harris' Monster abzufeuern. Dem Basilisk entfuhr ein schriller Schrei, als er getroffen und in Fetzen gerissen wurde. Sein Besitzer wich keuchend ob der Schockwelle zurück.   [Marc: 350LP / Harris: 2400LP → 2100LP]   Marc riss die Augen weit auf. „Jetzt kriech endlich in das Loch zurück, aus dem du gekommen bist! Los meine Monster, dreifacher direkter Angriff!“ Seine Wut brodelte so sehr in ihm, dass sie ganz von Marc unbemerkt die Form einer roten Aura annahm. Und hinter ihm manifestierte sich eine riesige, auf zwei Beinen stehende Silhouette, die ebenfalls wie Feuer loderte. Auch pulsierte Marcs Deck, wobei der Rand einer einzelnen Karte darin rot hervorstach. Harris sah statt Marc die Gestalt an, die jenen überragte und murmelte nur: „Scheiße …“   ~-~-~   „Draw!“, polterte Zanthe und riss die Karte von seinem Deck. Im Antlitz der beiden Meermänner auf Ednas Spielfeldseite erschien der Werwolf geradezu winzig, doch das machte er durch seinen Ehrgeiz wieder wett. Denn er hatte bereits genau vor Augen, wie er diese übergeschnappte Dämonenjägerin besiegen würde. Da konnten ihre Monster noch so stark sein.   Mermail Abyssgaios [ATK/4700 DEF/1600 {7} OLU: 2] Mermail Abysslung [ATK/1500 DEF/1800 (4)]   Er wirbelte eine Zauberkarte zwischen Mittel- und Zeigefinger. Wie gut, dass er die Gelegenheit gehabt hatte, sich ein Bild vom Stil seiner Gegnerin zu machen. Dadurch war es nun ein Leichtes, den Spieß umzudrehen. „Ich aktiviere eine Zauberkarte namens [Constellar Belt].“ Zanthe schob die Karte in einen der Schlitze an seinem Duellhandschuh. „Sie verhindert, dass die Effekte von Licht-Monstern annulliert werden können!“ Langsam bildete sich rund um Zanthes Spielfeld ein weißer Schimmer, der bei genauerem Hinsehen durch eine Art Sternenstaub erzeugt wurde, welcher sich in der Luft ausbreitete. „Ist das so, ja?“ Edna rümpfte die Nase. „Zu dumm! Der Effekt von [Abyss-scale Of The Mizuchi] greift ein! Zwar löst sich mein Ausrüstungszauber auf, dafür tut es ebenso deine Zauberkarte. Pech gehabt.“ Zanthe sah sich verblüfft um, als der Sternenstaub um ihn herum verpuffte und seine Karte in tausend Stücke zersprang.   Mermail Abyssgaios [ATK/4700 → 3900 DEF/1600 {7} OLU: 2]   „So läuft der Hase also? Gar nicht so übel“, murmelte er und nahm ein Monster aus seinem Blatt. „Dann mal sehen, was du hierzu zu sagen hast!“ Er legte das Monster in seinen Handschuh ein und streckte dann die Hand nach vorne aus. Zwischen seinen Fingern erschien ein kleiner, kupferner Schlüssel. „Open a door to the goat! Erscheine, [Constellar Algiedi]!“ Damit schwang er den Arm seitwärts aus und ließ ein Portal umrandet von astrologischen Symbolen erscheinen, welches wie ein Spiegel zerbrach, als eine von Kopf bis Fuß in weißer Kleidung verhüllte Hexe daraus hervor sprang. Sie schwang ihren futuristisch angehauchten Zauberstab, dessen Kopf entfernt an die Hörner eines Steinbocks erinnerte. Constellar Algiedi [ATK/1600 DEF/1400 (4)]   „Bei einer Normalbeschwörung aktiviert sich der Effekt Algiedis!“, erklärte Zanthe. „Damit darf ich ein Stufe 4-Constellar von meiner Hand aufs Feld rufen!“ Doch Edna unterbrach ihn harsch. „Eher nicht, ich gehe mit Abyssgaios' Effekt dazwischen! Indem er ein Xyz-Material absorbiert, schwächt er alle Monster meines Gegners, die weniger Angriffskraft als er besitzen und macht damit ihre Effekte unbrauchbar! Royal Domination!“ Mit seinem Dreizack absorbierte der König von Lemuria eines seiner Xyz-Materialien und lud seine Waffe damit elektrisch auf, ehe er den Blitz auf Algiedi abfeuerte. Die zitterte am ganzen Leib, als sie getroffen wurde.   Mermail Abyssgaios [ATK/3900 DEF/1600 {7} OLU: 2 → 1]   Wie er es erwartet hatte, dachte Zanthe und grinste heimtückisch. Dann nahm er zwei Karten aus seinem Blatt hervor. „Zuerst setze ich eine Karte verdeckt.“ Jene materialisierte sich vor seinen Füßen. „Anschließend das hier! Wenn es auf normalem Wege nicht mit einer Xyz-Beschwörung klappen will, dann eben hiermit! Ich aktiviere [Spellbooks Of Tetrabiblos]!“   Gleichzeitig wurde die gefesselte Anya hellhörig und sah herüber zu dem Werwolf, um dessen weiße Hexe vier rosa leuchtende Bücher erschienen, die auf Brusthöhe um sie zu kreisen begannen. Solche Karten hatte doch der Diener vom Collector benutzt. Wieso zum Geier besaß der Flohzirkus so eins? Sofort schrillten Anyas innere Alarmglocken. Zugegeben, die waren eigentlich im Dauereinsatz, aber hier war doch etwas oberfaul!   „Diese Zauberkarte wird eingesetzt, um zusammen mit einem Hexer-Monster eine Xyz-Beschwörung durchzuführen“, erklärte Zanthe, „und ich kann nur Xyz-Monster beschwören, die dasselbe Attribut wie mein Ziel besitzen oder selber Hexer sind! Aber in dem Fall klappt alles!“ Der junge Mann streckte die rechte Hand nach vorne aus, in welcher ein riesiger Schlüssel aus purem Gold erschien. Diesen lehnte er an seine Stirn an und murmelte. „Open a door to the Sacred Star Knights! To the Overlay Network! Xyz-Summon!“ Anschließend rammte er den Schlüssel in den Boden, auf dem ein mit Sternenzeichensymbolen verzierter Runenzirkel erschien. „Zeige dich uns, [Constellar Omega]!“ Die vier Bücher und Algiedi verwandelten sich in zwei gelbe Lichtstrahlen, die in dem Kreis verschwanden. Aus diesem brach gleich im Anschluss ein weißer Zentaur hervor. War sein Körper der eines Schimmels, begann ab der Hüfte der gepanzerte Krieger, aus dessen Rücken darüber hinaus ein Gestell aus schwarzen Metallplatten wuchs, welche an Flügel erinnerten. Stolz positionierte sich das Wesen vor Zanthe, wobei zwei Lichtsphären es umkreisten. Constellar Omega [ATK/2400 DEF/500 {4} OLU: 2]   Dieser warf einen erneuten Blick auf sein Blatt. Eigentlich war er in einer guten Ausgangslage. Aber wenn er jetzt gewinnen wollte, durfte er nicht Omegas Effekt benutzen, um jenen für diesen Zug vor Zauber- und Fallenkarten zu schützen. Denn er brauchte unbedingt seine beiden Xyz-Materialien. „Ich aktiviere meine Falle [Dimension Slice]!“ „Verarsch' mich nicht! Die hast du eben erst gesetzt!“, protestierte Edna. Die Karte klappte entgegen aller Logik trotzdem auf. So erklärte Zanthe mit gehässigem Grinsen: „Oh, wie konnte die kluge Dämonenjägerin das nur übersehen? Eine Spezialbeschwörung auf meiner Spielfeldseite reicht, um dieses Schätzen hochgehen zu lassen. Allerdings stimmt es, normalerweise müsste ich einen Zug warten, wie bei jeder Falle. Aber! Da es eine Xyz-Beschwörung war, geht es sogar ohne die lästige Wartezeit.“ „Und was bewirkt die Falle nun?“ „Dass du bye bye zu deinem Big Daddy sagst! Der geht jetzt in die Verbannung!“ Aus Zanthes Falle schossen dutzende violetter Lichtklingen, die es auf [Mermail Abyssgaios] abgesehen hatten. Doch dessen Brustpanzerung sendete auf einmal pulsierende Schwingungen aus, die mit dem Angriff resonierten und ihn schließlich im Nichts verlaufen ließen. Dann zerplatzte die Rüstung.   Mermail Abyssgaios [ATK/3900 → 3100 DEF/1600 {7} OLU: 1]   „Wie unglaublich vorhersehbar. Deine [Abyss-scale Of The Cetus] negiert Falleneffekte, richtig?“, hakte der Werwolf nach. Edna nickte knapp. Grinsend strich sich Zanthe übers Kinn. Hatte er es sich doch gedacht. Es bereitete ihm insgeheim ein diebisches Vergnügen, die Angriffspunkte Abyssgaios' fallen zu sehen. Ob die Zicke gegenüber schon etwas ahnte? Nun, dachte er und beäugte sein Blatt. Jetzt hatte er die Wahl. Alles auf einen Angriff setzen, oder lieber auf Nummer Sicher gehen? Er sah zu ihrem Feld herüber, wo zwischen den beiden Meermännern eine verdeckte Karte vor Ednas Füßen lag. Die könnte ihm die Tour vermasseln. Zwar konnte er [Constellar Omega] durch dessen eigenen Effekt immun vor gegnerischen Karteneffekten machen, aber dann fehlte jenem die nötige Stärke, um es in einem Schlag zu beenden. Andererseits, musste er sich wirklich fürchten? Seine Gegnerin war eine sehr offensive Zeitgenossin. Vermutlich besaß sie kaum Karten, die sie zu schützen vermochten, dazu war sie viel zu sehr darauf fixiert, möglichst schnell, möglichst unbarmherzig zu gewinnen – genau wie er in diesem Fall. Also war die Entscheidung eigentlich längst klar … „Ich aktiviere die Zauberkarte [Stoic Challenge]!“ Zanthe schob die Ausrüstung in seinen Duellhandschuh und grinste beim Anblick der Lichtsphären um Omega, die intensiv zu glühen begannen. „Zwar kann das Xyz-Monster, dass mit dieser Karte ausgerüstet wird, seinen Effekt nicht mehr aktivieren und stirbt während deiner End Phase, dafür erhält es für jedes seiner Xyz-Materialien 600 Angriffspunkte.“ Edna runzelte die Stirn, blieb aber still, als sich eine gleißende, goldene Aura um den Zentaur auszubreiten begann.   Constellar Omega [ATK/2400 → 3600 DEF/500 {4} OLU: 2]   „Tja, jetzt ist mein Monster sogar stärker als dein König Triton da“, feixte Zanthe und schwang den Arm aus. Dabei funkelten seine Augen regelrecht vor Ehrgeiz. „Ich würde sagen, es ist Zeit zum Zuschlagen! Angriff, [Constellar Omega]! Eye of the arrow!“ Der geflügelte Zentaur stieg in die Luft auf. Dabei streckte er seine Brust vor, auf dem das Wappen der Constellar prangerte – ein achtzackiger Stern, ähnlich der Windrose eines Kompass, in einem achtzackigen Stern. Und aus jeder der Spitzen drang ein golden leuchtender Pfeil hervor, den Omega unter einem Brunstschrei regelrecht von sich ausstieß, direkt auf Edna zu. Ihm folgten dutzende weitere. Die breitete die Arme weit aus. „Hast du dir so gedacht! Du kannst [Mermail Abyssgaios] nicht als Ziel eines Angriffs wählen, solange [Mermail Abysslung] im Spiel ist.“ Zanthe legte das Kinn auf die Brust und sah die dunkelhäutige Dämonenjägerin herausfordernd an. „Und wann habe ich jemals behauptet, das tun zu wollen?“ Als Antwort erhielt er ein perplexes Blinzeln. „Schätzchen, Abysslung war von Anfang an mein Ziel. Wieso sollte ich auch das stärkere Monster bekämpfen wollen, wenn [Stoic Challenge] den ausgeteilten Kampfschaden verdoppelt?“   Mermail Abysslung [ATK/1500 DEF/1800 (4)]   Mit Genuss beobachtete er, wie seiner Gegnerin ein Licht aufging. Nur zu spät, denn die goldenen Pfeile flogen bereits steil nach unten Richtung des jungen Meermannes, der sich hinter seinen Armschilden zu verstecken versuchte. „Vergiss es!“, fauchte Edna. „Mich mit so etwas Billigem besiegen wollen? Eher sterbe ich! Falle! [Abyss-scorn]! Sie erhöht die Angriffskraft eines Mermails um 1000!“ Die Pupillen von Abysslung verloren ihre Farbe und verschwanden, als er seine Verteidigung schlagartig vernachlässigte und plötzlich zum Gegenschlag ausholte.   Mermail Abysslung [ATK/1500 → 2500 DEF/1800 (4)]   Doch die Idee war schlecht. Die goldenen Pfeile zerfetzten ihn regelrecht, lösten eine Explosion aus, deren Schockwelle Edna zurückschleuderte. Doch sie hielt sich im Rückwärtstaumeln tapfer auf den Beinen. Indes klatschte Zanthe anerkennend. „Oh? Die Berserkerfrau nutzt ihre Offensive, um sich zu schützen? Wie gut für dich, dass die Rechnung diesmal aufgegangen ist. Gerade so.“   [Zanthe: 4000LP / Edna: 4000LP → 1800LP]   Hätte sie die Falle nicht eingesetzt, hätte sie über 4000 Punkte Schaden kassiert. So waren es gerade einmal 2200. Ganz so blöde war sie dann wohl doch nicht, gestand ihr Zanthe insgeheim zu. „Aber jetzt steht dein Abyssgaios ganz ohne verstärkende Effekte da“, wies er auf das Offensichtliche hin, nun da Abysslungs Boost auch verloren war.   Mermail Abyssgaios [ATK/3100 → 2800 DEF/1600 {7} OLU: 1]   „Hmpf! Und du verlierst dein Monster trotzdem, ohne dass ich etwas machen muss!“, konterte Edna. „Nicht gerade clever.“ Zanthe aber lachte süffisant. „Wer im Glashaus sitzt … du weißt. Komm, ich zeig dir was!“ Das gesagt, streckte er den Arm in die Höhe. In seiner Hand materialisierte sich ein riesiger Platinschlüssel, wobei sich über dessen Spitze gleichzeitig ein schwarzes Loch öffnete. „Ich rekonstruiere das Overlay Network!“, rief Zanthe. „Aus meinem Rang 4-Monster wird ein Rang 6-Monster!“ Als goldener Lichtstrahl wurde [Constellar Omega] in den Wirbel gezogen, aus dem eine Explosion aus schwarzen, gelben und roten Blitzen hervor drang. Zanthe legte den Schlüssel derweil gegen seine Stirn und murmelte: „Open a gate to the Sacred Star Knights!“ Danach begann er regelrecht zu schreien. „Incarnation Summon! Lass alles um dich herum verblassen, [Constellar Ptolemy M7]!“ Unter infernalem Geschrei schoss ein gold-weißer Mecha-Drache aus dem Schwarzen Loch heraus, der sich vor Zanthe in voller Pracht aufbaute – um dann die schwarzen Flügel schützend vor sich zu halten. Dabei umkreisten ihn drei goldene Lichtsphären wie winzige Monde.   Constellar Ptolemy M7 [ATK/2700 DEF/2000 {6} OLU: 3]   Zanthe sah erst seine letzte Handkarte, [Constellar Sombre] und dann das Xyz-Monster auf seinem Duellhandschuh an. Er schmunzelte zufrieden. Sollte die Zicke so dumm sein und angreifen, würde sie ihr blaues Wunder erleben. Sein Blick lag dabei auf dem grünen Kartenrand, der unter Messier 7s Karte hervorlugte. Und selbst wenn es ihr gelang, irgendwie wieder an Boden zu gewinnen, würde er im nächsten Zug erst richtig loslegen. Der Schwarzhaarige sah auf. „War doch gar nicht so schlecht für den Anfang. Kannst weitermachen.“   Edna griff nach ihrem Deck und riss schnaubend die oberste Karte von diesem mit Schwung weg. Jene zwischen den Fingern wirbelnd, war die Dämonenjägerin im Begriff, sie auszuspielen. „Deine Arroganz werd' ich dir in den Hals stopfen! Ich-“ Es war nur eine Sekunde, mehr nicht. Zanthes Herz hörte auf zu schlagen, oder zumindest fühlte es sich so an. Und es war das Einzige, was er fühlte. Hörte, sah, roch. Nur eine Sekunde, in der es nichts anderes gab als ihn und 'es'. Das, was verborgen vor den Augen aller lauerte, tief in Edna selbst verborgen. Eine Macht, die er so nur vor einer anderen Person kannte … Ein Schrei durchbrach Zanthes Trance. Beide Duellanten schreckten auf und sahen herüber zu Marcs Duell, welches gerade sein spektakuläres Ende gefunden hatte. Harris wurde durch die ganze Kirche geschleudert, flog über die Bänke hinweg und wurde durch die Wand geschmettert, landete im Vorraum der Kirche. In Ednas Gesicht stand das blanke Entsetzen geschrieben. Dann rannte sie los. „Dafür habe ich keine Zeit mehr!“, fauchte sie und deaktivierte ihre Duel Disk, was zur Folge hatte, dass die Hologramme verschwanden. Geistesgegenwärtig lief Zanthe seiner Gegnerin hinterher, konnte sie auf halbem Wege im Gang zwischen den Bänken einhole und streckte die Hand aus, um nach ihrem Arm zu greifen. „Du entkommst mir nicht.“ Dann setzte sein Herz wieder aus, er brach die Bewegung ab und blieb wie erstarrt stehen, während Edna sich immer weiter von ihm entfernte. „Hey!“, hallte Marcs aufgeregte Stimme durch die Kirche, welcher vor Erschöpfung in die Knie gesackt war und die Verfolgung nicht aufnehmen konnte. „Bleib gefälligst hier! Feigling!“ Die junge Frau blieb vor der Flügeltür stehen und drehte sich noch einmal zum Bräutigam um, der zu seiner bewusstlosen Verlobten kroch. „Wir sehen uns wieder!“, schwor sie hasserfüllt, ehe sie davon stürmte. Es dauerte einige Sekunden, dann brach Zanthe in sich zusammen und hustete wie verrückt. In dem Moment gab es einen dumpfen Knall und ein violettes Licht, das aus dem von Harris geschaffenen Loch blitzte. Ohne Zweifel waren die beiden über alle Berge.   „A-alles in Ordnung?“, hörte er Marc rufen. „G-geht schon“, keuchte der Werwolf, als er sich vom Boden abstützte und dabei die Kehle hielt. Ein leises Zischen kündete von dem Verschwinden der DNA-Stränge, die ihre übernatürlich angehauchten Geiseln fest in ihrem Griff gehalten hatten. Doch entgegen aller Annahmen war es Nick, der als Erster auf die Beine kam, war er aus seinem Schläfchen zwischenzeitig erwacht. Neben ihm stöhnte Abby, nicht weit von der brubbelte bereits eine bis aufs Äußerste erzürnte Anya vor sich hin. Nick half der Sirene auf, die kreidebleich war, gar nicht lange zögerte und sofort zu Valerie stürmte. „Oh Gott“, stammelte sie mit Tränen in den Augen, als sie die bewusstlose Braut erblickte, „was haben sie dir angetan, Valerie?“ Nick eilte neben sie. Sein betroffener Blick sprach Bände. Auch Anya hatte sich derweil aufgerappelt und stieß zu den beiden. „Mistkerle! Einfach abzuhauen, wenn's plötzlich nicht mehr so läuft. Heute Nacht träum' ich von Tod und Verderben, so viel ist mal sicher!“ „Anya!“, mahnte Nick seine Freundin. „Nicht jetzt.“ Die blickte herüber zu ihrer Erzfeindin. Kurz angebunden wie immer kommentierte sie den Anblick nur lasch: „Scheiße, Redfield …“   Derweil kniete der Bräutigam neben ihr und keuchte, teils vor Erschöpfung, teils vor Wut. Sie waren weg, entkommen! Marc drehte sich langsam um, sah die Kapelle. Trümmer lagen herum. Einschlaglöcher von den verschiedenen Angriffen zierten die Gemäuer. Sie war fast ausgestorben und doch gefüllt von schlafenden Gästen … und Valerie lag da, umringt von Abby, Anya und Nick. Hoffentlich ging es ihr gut! „Valerie!“, rief er panisch und packte sie an den Schultern. Doch noch ehe er weitere Worte sprechen konnte, richtete seine Verlobte sich stöhnend auf. „Das tut mir so furchtbar leid“, murmelte Abby und kniete sich behutsam im Angesicht des engen Kleides zu ihr. Ihre Augenränder waren gerötet, noch immer den Tränen nahe. Valerie nickte benommen. „Ist“, begann sie mit heiserer Stimme zu fragen, „ist jemand-“ „Keiner. Uns geht’s gut, den ganzen Schnarchnasen hier auch“, antwortete Anya für Abby. „Verstehe …“ Dann nahm Valerie die von Abby angebotenen Hände und ließ sich aufhelfen, wobei sie allein nicht imstande war zu stehen.   Das musste sie auch nicht, Marc fing sie auf. Und Valerie umarmte ihn so fest sie konnte. Abby wich aus Respekt sofort zurück. „Ich konnte sie nicht aufhalten“, murmelte er und küsste sie sanft auf die Stirn. „Du hast sie vertrieben“, flüsterte Valerie leise, „das ist mehr, als ich geschafft habe …“ Ihr Verlobter schwieg, wusste er doch nicht, wie er das überhaupt vollbracht hatte. Die Enttäuschung, die sie durchmachte, konnte er am eigenen Leib spüren. Das Zittern, er fühlte es. „Aber es ist okay“, fügte sie hinzu, „niemand wurde ernsthaft verletzt, nicht wahr? Dafür bin ich dankbar und … deswegen werde ich nicht weinen. Wir werden eine zweite Chance erhalten.“ Plötzlich lachte sie bitter auf. „Auch wenn du mein Kleid jetzt gesehen hast. Ob das … Unglück bringt?“ „Vielleicht nicht, wenn du es bis zum nächsten Versuch an behältst“, scherzte er schwach.   Jemand klatschte in die Hände. Die beide sahen auf und drehten sich herüber, wo Anya stand, flankiert von Nick und Abby. Das blonde Mädchen sah das Brautpaar in einer Mischung aus boshafter Genugtuung, gleichzeitig aber auch mitleidig an. „Das wird teuer“, sagte Anya und spielte auf die finanziellen Schäden an, die der Auftritt der beiden Dämonenjäger mit sich gebracht hatte, „ich hoffe, du bist schlecht versichert, Redfield.“ „Ich glaube, das ist unsere geringste Sorge“, erwiderte die eisig. Sofort hob Anya die Hände hoch. „Hey, denkst du etwa, das hier ist meine Schuld!? Ich schwöre, alle meine Pläne, deine Party zu crashen hat Abby schon vorher im Keim ersticken lassen!“ „Das kann ich so bestätigen“, nickte jene. „Selbst wenn, offenbar waren sie hinter dir her. Hinter uns allen“, murmelte Valerie. Sie ließ den Kopf hängen. „Sieht so aus, als könnten wir … kein friedliches Leben mehr führen.“   Mit vorgehaltener Hand wandte sich Anya an Abby und Nick. „Okay, jetzt ist sie richtig schön down! Harper, du spendierst den Beat, Abby, du übertönst ihn. Los!“ Wie auf Kommando begann Nick mit etwas, das man ihm nie zugetraut hätte: Beatboxen. Es klang etwas holprig, aber als Abby einsetzte und mit ihrem Sirenengesang den Hochzeitsmarsch anstimmte, sahen Marc und Valerie verblüfft auf. „Was soll das?“, fragte Letztere irritiert. Anya schlenderte auf die beiden zu. Dabei streckte sie die Arme schulterzuckend aus, als wüsste sie das selbst nicht so genau. „Nun, da ja nun doch jemand den Party Pooper gespielt hat, dacht' ich mir, setzen wir noch eins drauf.“ „Anya, das ist nicht witzig! Nicht jetzt, nicht heute!“, fauchte Valerie getroffen. „Oh Redfield, du kriegst deine Hochzeit“, versprach Anya, die vor ihr angekommen war. Plötzlich schnappte sie sich von beiden die jeweils rechte Hand und zog sie zu sich, beide Handflächen nach oben gerichtet und nebeneinander. Im Hintergrund immer noch die improvisierte Hochzeitsmusik. „Da der dämliche Pater gerade alle Viere von sich streckt, bin ich jetzt eure Trauzeugin“, sprach Anya feierlich und grinste ihre verblüfften Freunde an, „aber nur, weil Marcs Vorschlag bescheuert ist. Irgendwann stinkst du darin wie Nick, wenn du das dämliche Kleid nicht ausziehst!“ Valerie stand eine Träne im Auge. „A-Anya …“ „Okay, jetzt die große Quizfrage, Redfield. Willst du Marc solange auf die Nerven gehen, bis er freiwillig in die Kiste steigt? Ja oder nein?“ Anya richtete den Blick anschließend auf Marc. „Und du, Butcher … hast du nichts Besseres zu tun, als diese Schnarchnase von Redfield zu heiraten? Die falsche Antwort wird dich die Million kosten!“ Es dauerte einen Moment, ehe Marc und Valerie realisiert hatten, wer da gerade allen Ernstes ihren Bund fürs Leben besiegeln wollte. Obwohl jeder der beiden in diesem Moment genug Gründe hatte, Anya postwendend aus der Kapelle zu werfen, rührte die Geste sie so sehr, dass es nur eine mögliche Antwort auf die Frage gab. „Ja, ich will“, hallte es synchron. „Super!“, grinste Anya schadenfroh. „Zeit für den Blutspakt!“ „Blutspakt!?“, stammelte Valerie sofort und riss sich von der Blondine los. „Meinst du Blutsbrüderschaft? Was hat das mit einer Hochzeit zu tun!?“ Marc grinste. „Ich glaub, sie hat das alles nur gemacht, um dich legal bluten zu lassen.“ Woraufhin Anya boshaft erwiderte: „Bingo!“   Derweil gesellte sich Zanthe zu den beiden Musikern im Hintergrund, die mittlerweile verstummt waren. „Wow“, staunte er, „hätte nicht gedacht, dass in ihr tatsächlich so etwas wie ein Fünkchen guter Wille steckt.“ „Du würdest dich wundern“, erwiderte Nick sofort verkrampft. Abby seufzte verträumt. „Ich glaub, das kann ich mir auch zu meiner Hochzeit vorstellen … immerhin ist es doch noch irgendwie romantisch geworden.“ Der Zwei-Meter-Mann neben ihr verschränkte die Arme. Dabei grinste er nichtsdestotrotz, als er sagte: „Lieber nicht, Abby.“ Auch Henry und Melinda stießen nun zu den beiden, nachdem sie es geschafft hatten, wieder auf die Beine zu kommen. Henry schüttelte nur schicksalsergeben den Kopf. „Hätte ich geahnt, was hier abgeht, wäre ich nicht gekommen.“ „Du bist doch nur sauer, weil du nichts tun konntest“, stichelte Melinda, streichelte dann aber freundschaftlich den Arm ihres Bruders, „ist aber nicht schlimm, das ging uns allen so.“ Henry aber blieb unterkühlt. „Wenn du meinst.“ „Zumindest ist es nicht so langweilig geworden wie ich befürchtet hatte“, relativierte Zanthe derweil an Nick gewandt und sah den drei Hochzeits-Spezialisten vor ihm zu, wie sie sich gegenseitig aufzogen, „auch wenn ich überrascht bin, dass sich meine Theorie bestätigt hat.“ Nick warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Welche Theorie?“ „Die eine“, antwortete Zanthe und senkte seine Stimme, „war wie ich. Eine Hüterin. Und ich habe keine Ahnung, warum sie ausgerechnet fast der Person ins Netz gegangen ist, die sie jagt.“   ~-~-~   „… und so habe ich den Tag gerettet!“ „Indem du nichts getan hast? So möcht' ich auch meine Tage retten.“ Logan rollte auf einer kleinen Unterlage unter dem Chevrolet hervor, an dem er gerade werkelte. Sein weißes Feinrip-Hemd war von Ölflecken gezeichnet, auch im Gesicht und an den Muskeln hatte er sich, gelinde gesagt, ganz schön eingesaut.   Seine Werkstatt war nicht gerade groß. Zwei Wagen hatten in der offen stehenden Garage nebeneinander Platz, dazu gab es noch eine Abstellmöglichkeit für ein Motorrad. Seine schwarze F 800 S stand momentan dort. Er ging direkt auf Anya zu, die an einer Werkbank gleich neben dem Garagentor lehnte und die Arme verschränkt hielt. Sich direkt vor sie stellend, griff er nach einem Schraubschlüssel. „Muss ja trotzdem nett gewesen sein, wenn du so gut gelaunt bist“, stellte er dabei fest. Anya konnte ihn riechen. Den Geruch von Öl, der sich mit Schweiß vermischte. Eklig. Sie wich ihm sofort aus, zuckte dabei mit den Schultern. „War immerhin besser als so'ne Spießerveranstaltung“, meinte sie unbekümmert.   Natürlich hatte sie ihm nicht alle Details verraten, nur die, die auch für die Öffentlichkeit bestimmt waren. So sehr traute sie ihm dann doch nicht. Zumal er sie ohnehin nur für verrückt erklären würde, wenn sie ihm sagte, dass die beiden Dämonenjäger waren. Vermutlich hatte er immer noch nicht gerallt, was neulich mit ihrem Bruder Zach und Kali überhaupt abgegangen war – was nur umso besser für ihn war. Und für Anya.   Der Zwerg trottete wieder zum Wagen. Dabei warf er jedoch Anya über die Schulter einen skeptischen Blick zu. „Scheinst den Ärger ja magisch anzuziehen.“ „Bist wohl neu in der Stadt“, erwiderte sie mit einem kecken Grinsen, „ich -bin- der Ärger.“ „Ich halte mich da raus“, meinte er, legte sich zurück auf das fahrbare Holzbrett und rollte unter den Chevrolet zurück, „aber wenn du'n Tipp willst: gib nicht so damit an.“ Anya schnaubte beleidigt. Was wollte er ihr denn damit bitteschön mitteilen!? Pah! Warum war sie überhaupt hierher gekommen und hatte ihm von der Hochzeit erzählt!? „Hmpf, was auch immer. Ich muss los, hab keine Zeit für'n Duell oder so. Dein D-Pad bekommst du so schnell nicht wieder“, pflaumte sie ihn an und stampfte aus der Werkstatt. „Mach's ja nicht kaputt“, rief er ihr noch hinterher. Sonderlich besorgt klang er dabei allerdings nicht. Was Anya nur umso mehr aufregte, der Typ war viel zu locker!   Na ja … sie würde ihn eine Zeitlang nicht sehen, also ließ sie es ihm diesmal durchgehen. Denn was Nick ihr nach der Hochzeit eröffnet hatte, war alles andere als aufbauend gewesen. Nicht nur, dass diese beiden Dämonenjäger etwas hatten, was sie wollte und entkommen waren … Nein. Die andere Zielperson, die Nick seit Tagen versucht hat ausfindig zu machen, sie war einfach nicht zu schnappen. Und es gab nur noch einen Weg, den Kerl in die Fittiche zu bekommen. Dafür würde Anya allerdings ein paar alte Bekannte besuchen müssen …     Turn 47 – Trial And Error Anya und Zanthe reisen schnellstmöglich nach San Augustino, einer kleinen Stadt im Herzen Amerikas, nachdem Nick ihnen nun sein Wissen über die zweite Zielperson eröffnet hat. Dort werden sie von niemand Geringerem als Matt Summers in Empfang genommen, seines Zeichens ein alter Mitstreiter Anyas und womöglich ihre letzte Hoffnung. Jedoch fällt das Wiedersehen anders als erwartet aus … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)