Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 34: Turn 34 - Another's Mind ------------------------------------ Turn 34 – Another's Mind     „Wo … bin ich?“ Matt öffnete langsam die Augen und erschrak. Er schwebte durch eine Art … Tunnel? Oder eher eine Röhre. Ihre Wände leuchteten in bunten Farben, vornehmlich gelb und pink. „Was ist das?“   Der Pfad, durch den wir einst gekommen sind.   „Another!“ Nun erinnerte sich Matt. Im Kristallsaal, sie hatten gekämpft. „Was ist das hier!?“   Eine Vision, die ich dir zeige. Du hast nach meinen Absichten gefragt.   Matt indes überlegte fieberhaft. Das Duell, er hatte gekämpft und verloren – nein, hatte er noch nicht! [Vylon Disigmas] Angriff hatte ihn zwar getroffen, aber … „Warum zeigst du mir das jetzt? Hast du deine Meinung geändert?“   In der Tat. Vielleicht, wenn ich von Anfang an aufrichtiger gewesen wäre, hätten sich die Dinge anders entwickelt. Aber ich habe keine Wahl gehabt und bereue nichts.   Matt drehte sich einmal um die eigene Achse, doch flog er weiter durch diesen scheinbar niemals endenden Tunnel. „Du sagtest, man würde dir niemals freiwillig helfen. Warum?“ Er musste irgendwie einen Ausweg finden, dachte der Dämonenjäger dabei. Aus dem Elysion, denn vermutlich befand er sich gerade in ebendiesem.   Du weißt, dass fünf menschliche Opfer plus ein Gründerindividuum gebraucht werden, um das Tor zu öffnen. Wir, die wir keine eigenen Körper besitzen, können es nicht allein öffnen. Das war eine Abmachung, die wir einst mit den Menschen getroffen haben, die diese Welt für immer verließen.   Matt blinzelte verdutzt, als es in eine Kurve ging. Wohin führte dieser Tunnel ihn? „Abmachung?“   Die Dinge hatten sich jedoch nach ihrem Fortgang verändert. Es war angedacht, das Tor noch ein einziges Mal zu öffnen, damit …   „Damit?“ Auch der Rest der Menschheit flüchten kann.   In diesem Augenblick kam Matt ein grelles, blendendes Licht entgegen. Er schrie auf, hielt sich die Arme vor das Gesicht und doch fühlte es sich an, als würde er erblinden. Ruckartig wurde er nach vorn geschleudert, fand mit den Füßen Halt und stolperte vorwärts, ehe er einbrach und auf die Knie fiel. „Argh!“ Blinzelnd öffnete er die Augen – und staunte.   Er lag inmitten einer prächtigen Blumenwiese. In den verschiedensten Farben erstreckte diese sich bis an den Horizont, welcher Ausblick auf riesige Berge gab. Was Matt jedoch so erstaunte waren die fremdartigen Blumen selbst, denn einige leuchteten von innen heraus, während andere gar bizarre Formen besaßen. Das war aber noch nicht alles, denn mitten in der Luft schwebten überall um ihn herum kleine, funkelnde Partikel.   Langsam raffte der junge Mann sich auf und bestaunte die ihm fremde Welt. „Was ist das hier?“ „Das, was an einem der Enden des Nexus liegen könnte.“ Überrascht wirbelte der Dämonenjäger herum und stand sich selbst gegenüber. Beziehungsweise Another, der sein Abbild perfekt imitiert hatte. „Nexus?“, wiederholte Matt skeptisch. Another trat neben ihn und nickte. „Das, was zwischen den Toren liegt, wird als Nexus bezeichnet. Tore wie Eden, die in jeder Welt zu finden sind, gewähren Zugang zum Nexus. Einem Ort, mit dem man überall hinreisen kann – wenn man weiß wie, heißt es.“ Überrascht von so vielen Informationen wich der Schwarzhaarige zurück von seinem Ebenbild. „Toren!? Es gibt mehrere!?“ „In jeder Welt, Dimension, wie auch immer ihr es nennen möchtet, eins.“ „Jeder Welt?“   Matt musste einen Moment überlegen. Zwar war er nie der Meinung gewesen, es gäbe nur eine einzige Dimension, aber aus Anothers Mund hörte sich das so an, als gäbe es unzählig viele. Und der Nexus … davon hatte er noch nie gehört.   „Wie viele es gibt, ist ungewiss. Der Nexus selbst ist das Bindeglied zwischen allem, was existiert, existieren wird oder einst existiert hat“, erklärte Another und blickte stur an Matt vorbei, „er ist weit mehr, als einfach nur ein Tunnelnetzwerk für die Reisenden zwischen den Welten. Wie uns …“ „I-ich verstehe nicht ganz.“ Nun blickte sein Ebenbild dem jungen Dämonenjäger in die Augen. „Wir, die wir von euch Dämonen genannt werden, kommen aus einer Welt jenseits des Nexus. Jenseits eures Tores.“ „D-die Dämonen … stammen ursprünglich aus einer anderen Welt?“, rekapitulierte Matt, der sich schon in der Vergangenheit über so etwas Gedanken gemacht hatte. „Alle?“ „Wer weiß? Unsere Art, die Immateriellen, in jedem Falle.“ Plötzlich hob Another seinen rechten Arm und ballte ihn langsam zu einer Faust, während er diese dabei intensiv beobachtete. „Wobei selbst das Immaterielle … sterblich ist.“ Matt schwieg. Daher drehte sich Another zur Seite und richtete seinen Blick auf die Berge am Horizont. „Was du hier siehst ist nur eine Möglichkeit, was an einem der unzähligen Enden des Nexus existieren könnte. Eine Welt voller Schönheit. Vergänglich. Wie die unsere.“ Der Dämonenjäger, seinem Blick folgend, rieb sich am Kinn. „Verstehe. Ihr wurdet vertrieben und seid zu uns gekommen, nicht wahr?“ „Vertrieben?“ Another lachte höhnisch auf und schüttelte den Kopf. „Abgeschlachtet.“ „Was ist passiert?“ „Das … haben wir bis zuletzt nie wirklich begriffen. Es hatte einfach begonnen. Kameraden, Freunde, Familie – auch wir hatten diese Dinge. Bis sich alles gegen uns gewandt hat. Bis wir uns selbst gegen uns gewandt haben.“ Matt blinzelte verdutzt. „Was soll das heißen?“ „Der wahre Feind. Das ist, wie wir das Phänomen bezeichnet haben, welches uns nahezu ausradiert hat – unsere ganze Welt.“ Mit trauriger Mimik bückte sich Another und pflückte behutsam eine Blume. „Unsere Welt ist für euch unvorstellbar gewesen, ihr hättet dort gar nicht existieren können. Aber der wahre Feind konnte es und hat sie verschlungen. Die wenigen Überlebenden sind durch den Nexus geflüchtet – in eure Welt. Und nachdem einige von uns von der Erde zu einer weiteren Reise aufgebrochen sind, zusammen mit ein paar Menschen, entschied man sich dazu, das Tor eurer Welt zu versiegeln.“ Fassungslos schüttelte Matt den Kopf und packte sein anderes Ich an den Schultern, welches daraufhin die Blume fallen ließ. „Ihr habt es geschlossen, damit eure Verfolger nicht hier rein können? Und jetzt willst du es allen Ernstes öffnen!?“ Während Another von seinem Gegenüber geschüttelt wurde, antwortete er tonlos: „Der wahre Feind vernichtet systematisch Welten. Wir haben das Tor daraufhin versiegelt, das ist korrekt. Aber …“ „Aber!?“, brauste Matt nur auf und grub seine Finger fester in Anothers Schultern. „Was aber!?“ „Meiner Ansicht nach bietet das Tor keinen Schutz. Deswegen“, sagte er und mit einem Schlag wurde alles um Matt herum schwarz, „will ich das, was von meiner Art noch übrig ist, aus der untergehenden Welt retten, die ihr Erde nennt!“   [Matt: 1500LP / Another: 4000LP]   Erschrocken stellte der Dämonenjäger fest, dass sein Abbild vor ihm verblasste und er nicht mehr mitten auf einer Blumenwiese stand, sondern im Kristallsaal des Turms von Neo Babylon. Vor ihm waren zwei Fallenkarten aufgedeckt, doch er beachtete sie nicht weiter. Another stand ihm in Alastairs Gestalt gegenüber und funkelte seinen Gegner entschlossen an. „Nun weißt du, was mein Anliegen ist! Dasselbe wie vor Tausenden von Jahren!“ „Flucht“, wiederholte Matt und erkannte, was das bedeutete, „diese Welt wird bald untergehen, fallen durch den wahren Feind!?“ „Vielleicht in zehn, vielleicht in hundert Jahren! Aber irgendwann wird er kommen!“, rechtfertigte sich Another aufgebracht. „Und ich werde nicht länger warten! Selbst die heilige Stadt Eden ist nichts anderes als einer von vielen Zielpunkten des Nexus, sie ist nicht sicher! Sie war die Utopie für die Menschen und für uns, eine unerreichbare Festung! Aber … das ist sie nicht!“ „Selbst wenn du Recht hast und dieser wahre Feind einen Weg kennt, das Tor zu umgehen, hieße das Öffnen für uns, dass sie diese Welt viel einfacher und schneller betreten können!“ Matt wurde zunehmend lauter „Ist doch so, oder!?“ „Dieses Risiko muss ich in Kauf nehmen!“ Die Stimme des jüngeren Dämonenjägers überschlug sich förmlich. „Ach ja!? Du meinst wohl -wir-, die Menschen!“ „Ich werde das nicht mit dir ausdiskutieren, Matt Summers!“, fauchte Another hitzig. „Wenn mich eure Spezies eines gelehrt hat, dann Egoismus! Ich werde jedes Opfer erbringen, was für mein Volk nötig ist, um zu überleben!“ „Das sagt sich leicht, huh!?“, hallte eine andere Stimme durch den Kristallsaal. Anya, die nun alleine Isfanel gegenüber stand, zeigte mit dem Finger auf Another. „Immerhin sind wir ja das, was geopfert wird! Oder sogar die Menschheit, wenn dieser wahre Feind durch das Tor kommt!“ Dann richtete sich die Blondine an Matt und zeigte ihm den erhobenen Daumen. „Den letzten Angriff hast du schon recht cool abgewehrt – weiter so! Tret' ihm in den Hintern, Summers!“ Matt grinste verschlagen, nickte und erwiderte die Geste. „Werd' ich!“ Was ihn daran erinnerte, wie knapp er den Angriff von [Vylon Disigma] doch überlebt hatte. Noch in der Explosion, die ihn erfasst hatte, konnte er vom Friedhof die Falle [Discord Trap] aktivieren. So erklärte er Another nun: „Normalerweise verbannt [Discord Trap] eine deiner Handkarten, wenn du eine Falle aktivierst. Wenn [Discord Trap] aber zerstört wird, kann ich sie und eine andere Falle von meinem Friedhof verbannen, um den Effekt Letzterer zu aktivieren.“ „So bist du also entkommen“, erkannte Another und zeigte auf die zweite Falle, die vor Matt offen stand. „Mithilfe von [Defense Draw].“ „Richtig! [Defense Draw] annulliert einmalig Kampfschaden und lässt mich eine Karte ziehen!“ Und das tat Matt nun, nachdem er die beiden Fallen von seinem D-Pad genommen und in seine Hosentasche gesteckt hatte. „Das wird dich am Ende dennoch nicht weiterbringen. Mein Ziel ist seit Jahrhunderten klar definiert. Bisher habe ich jedes Hindernis aus dem Weg geräumt, was auch weiterhin der Fall sein wird. Ich setze eine Karte verdeckt und beende meinen Zug!“ Der mit Brandnarben übersäte Mann, der einst Alastair gewesen war, ließ vor sich die gesetzte Karte erscheinen. Vor ihm breitete die widerliche Kreatur namens [Vylon Disigma] seine klingenbesetzen Arme aus, als wollte sie Matt provozieren. Um sie herum kreisten zwei Lichtsphären, von denen eine violett glimmte.   Vylon Disigma [ATK/2500 DEF/2100 {4}]   „Es spielt keine Rolle, wann du dich entschlossen hast, uns für dein eigenes Volk in Gefahr zu bringen!“, erwiderte Matt aufgebracht und zog nebenbei. „Deine Absichten sind nicht böse, aber denk daran, was du uns damit antun könntest! Wenn dieser wahre Feind wirklich existiert, dann-“ „Er existiert!“, donnerte Another aufgebracht. „Und er wird euch früher oder später heimsuchen, ob durch das Tor Eden oder einen anderen Zugang zu eurer Welt! Es spielt keine Rolle!“ „Das rechtfertigt nicht-“ Another übertönte ihn jedoch mit Alastairs tiefer Stimme. „Ihr würdet dasselbe tun! Wieso glaubt ihr Menschen, das Recht zu haben, über andere Wesen zu bestimmen!?“ „Wir-!“ „Sechs!“, rief Another und zeigte eine flache Hand vor plus den Daumen der anderen. „Nur sechs Opfer und ich werde imstande sein, einen Ausweg zu finden! Vielleicht auch für euch Menschen!“ Der Dämonenjäger geriet ins Stocken. „Aber wenn das Tor solange offen steht, dann könnten sie-!“ „Alles könnte passieren! Vergiss das Tor, Matt Summers! Ich brauche nur euch sechs, um mein Volk zu retten!“ Enttäuscht seufzte Another auf und schüttelte den Kopf. „ Aber so egoistisch wie ihr seid, würdet ihr niemals euer eigenes Leben für das von anderen opfern! Deshalb sagte ich, dass es keinen Sinn hat, jemanden von eurem Schlag um Hilfe zu bitten!“   Matt schnaufte wütend. Das hatte so wirklich keinen Sinn, Another verstand nicht – oder wollte nicht verstehen. Es ging nicht nur um das Tor und den wahren Feind. Die Leute, die er in das alles hineingezogen hatte, waren unschuldig! Er besaß verdammt noch mal ebenso wenig das Recht, über ihre Leben zu bestimmen. Und wer war er, für sein Volk ein anderes in Gefahr zu bringen. Er war nicht besser als die Menschen, die er regelrecht zu verabscheuen schien!   „Dann ist das jetzt ein Kampf der Menschheit gegen Immaterielle“, deklarierte Matt und zeigte mit dem Finger auf Another, „denn wir sind nicht eure Fußabtreter vor der Tür in eine andere Welt! Du bist nicht besser als wir!“ Höhnisch lachte sein Gegenüber auf. „Dann halt mich auf, wenn du kannst!“ „Werde ich!“ Daraufhin richtete der schwarzhaarige, junge Mann seinen Blick auf die gezogene Karte und weitete die Augen. Das war doch der Zauber, den er von Henry bekommen hatte? Aber was sollte er mit dem anfangen!? Er musste Disigma irgendwie loswerden, da half diese Karte nicht. Dank Disigmas Effekt waren Kämpfe undenkbar, aber vielleicht ging es auch anders! Er besaß fünf Handkarten, sein Gegner nur zwei – er konnte das Spiel also noch drehen! „Ich rufe [Steelswarm Gatekeeper] auf das Spielfeld!“ Eine gepanzerte, auf vier Beinen laufende Kreatur gesellte sich vor Matt. Zwar hatte sie Ähnlichkeit mit einem Käfer, wirkte jedoch in seiner schwarzen Aufmachung gleichzeitig dämonisch.   Steelswarm Gatekeeper [ATK/1500 DEF/1900 (4)]   „Und nun reanimiere ich [Steelswarm Sting] von meinem Friedhof! Mit der Zauberkarte [Monster Reborn]!“ Neben seinem Käfermann tauchte die schwarze Hornissengestalt auf.   Steelswarm Sting [ATK/1850 DEF/0 (4)]   Matt atmete tief durch und streckte den Arm aus. „Und jetzt überlagere ich meine beiden Stufe 4-Monster! Ich erschaffe das Overlay Network!“ Sein Gegner gab ein abwertendes Pfeifen von sich, als sich die Monster des Dämonenjägers in violette Lichtstrahlen verwandelten. Mitten im Spielfeld öffnete sich ein schwarzer Wirbel, der sie absorbierte. „Xyz-Summon! Zeig dich, [Steelswarm Roach]!“, rief Matt und knallte die Karte seines Monsters auf das D-Pad. Aus dem Strom entstieg ein eleganter, schwarzer Kakerlakenritter, dessen goldene Flügel wie ein Umhang um seine Schultern lagen. Er zückte sein Rapier und nahm eine kämpferische Pose an.   Steelswarm Roach [ATK/1900 DEF/0 {4}]   „Sinnlos“, kommentierte Another den Anblick des von ihm einst erschaffenen Paktmonsters. „Diese Karte nützt dir nichts. Denkst du, ich habe sie so geschaffen, dass du sie gegen mich einsetzen kannst?“ Matt grinste verschlagen. „Selbst das hast du geplant?“ „Natürlich. Es war nur ein Gefühl, aber ich ahnte, dass wir uns hier gegenüber stehen würden.“ „Mal sehen, ob du auch hierfür vorgesorgt hast“, erwiderte Matt, hob den Arm an und bildete mit seiner Hand eine Faust. „Ich rekonstru-“ „Idiot!“, hallte es plötzlich von der anderen Seite des Saals zu ihm herüber. Mit in den Hüften gestemmten Armen stand Anya dort drüben und funkelte ihn böse an. Dabei wich Matts Blick jedoch überrascht zu den beiden Monstern ihres Gegners. Das waren doch nicht etwa-!? „Du kannst keine Inkarnation im selben Zug durchführen, in dem du das Basis-Xyz-Monster beschworen hast“, rügte sie ihn wütend, „wusstest du das nicht!?“   „Sie hat recht“, sprach Another und lenkte Matts Aufmerksamkeit damit wieder auf sich. „Das ist unmöglich. Und selbst wenn, würde ich es dir nicht gewähren. Du brauchst meine Macht dazu, Matt Summers.“ Kurz überlegte sein Gegner. So war das also? Nun gut, in etwa hatte er das kommen sehen, zumindest was Anothers Einwilligung betraf. Wenn es allein schon regeltechnisch nicht möglich war jetzt schon zu inkarnieren, konnte er sich -das- noch aufheben für später. „Ach wirklich?“, reagierte Matt dann schnippisch und zückte eine Karte aus seinem Blatt. „Zu schade aber auch! Denn eigentlich wollte ich ohnehin etwas ganz anderes tun!“ Überrascht zog Another eine Augenbraue hoch. Gleichzeitig legte Matt seine Zauberkarte auf das D-Pad. „Und zwar das hier: [Xyz Energy]! Indem ich ein Xyz-Material von Roach abhänge, kann ich dein Monster zerstören. Kommt dir die Situation bekannt vor, Another!?“ „Es ist“, murmelte der Hüne, „wie damals im Kampf gegen deinen Freund.“ Matt nickte. „Aber die Dinge sind anders! Ich kann das hier!“ Ruckartig streckte Another seinen Arm aus. Das Overlay Network öffnete sich abermals, doch diesmal absorbierte es [Vylon Disigma] als Ganzes. „Ich rekonstruiere das Overlay Network! Aus meinem Rang 4-Monster wird ein neues Rang 4-Monster!“ Der Dämonenjäger rieb sich hilflos am Hinterkopf. „Hier kommt es … wie erwartet.“ „Steige empor aus der tiefsten Finsternis! Xyz-Summon! [Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma]!“ Schwarze und gelbe Blitze brachen aus dem Wirbel hervor, als dieselbe unheimliche Kreatur wieder aus ihm heraustrat. Doch sie war anders als zuvor. Sechs gleißende Schwingen aus buntem Licht befanden sich nun hinter Disigma, ohne jedoch mit diesem verbunden zu sein. Und während die schwarzen Klingenarme sich nicht weiter verändert hatten, bestand sein Unterkörper nun aus einem würfelartigen Segment, das durch eine Glasschicht abgeschottet war. In seinem Inneren befanden sich zwei leuchtende, goldene Sphären.   Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma [ATK/2500 DEF/2100 {4}]   Matt schluckte beim Anblick der Kreatur. „Großartig, immer wenn ich denke, ich wüsste was mich erwartet, beweist du mir das Gegenteil …“ Dabei war sein Blick auf den Ring gerichtet, der den überdimensionalen Kopf Disigmas und den Kubus miteinander verband. Auf ihm waren nebeneinander gereiht verschiedene Fratzen zu sehen, die diverse negative Emotionen wie Furcht oder Wut darstellten. „Du wirst überrascht sein“, versprach Another geheimnisvoll und grinste, wobei Alastairs Lippen durch die Narben regelrecht schief wirkten.   „Hey“, hallte es da wieder von Anyas Spielfeldseite herüber, deren Situation noch nahezu unverändert war, wenn man außen vor ließ, dass sie es jetzt nur noch mit einem Mechavogel zu tun hatte. Dafür sah sie mit einem Mal ganz schön mitgenommen aus. Besonders eine seltsame Wunde an ihrer Wange fiel ihm auf, aber aus der Ferne konnte er sie kaum erkennen. Die Blondine zeigte auf den neuen Disigma. „Lass dich nicht davon beeindrucken. Ich weiß, wie du das Vieh kinderleicht klein kriegen kannst!“ Der Dämonenjäger horchte überrascht auf. „Huh?“ „Ganz einfach.“ Das Mädchen nickte den Kopf in Disigmas Richtung. „Diese Incarnation-Dinger können doch Xyz-Material recyclen.“ „Das weiß ich.“ „Aber nur die Monster, die für das Original als Xyz-Material gedient haben. Sprich, wenn die vom Friedhof verschwinden würden …“ Zur Verdeutlichung zog sich Anya mit dem Daumen über den Hals.   Woraufhin Matt sich wieder auf sein Blatt konzentrierte. Wie sollte er jetzt gegen Disigmas neue Form vorgehen? Er besaß keine weiteren Zerstörungskarten mehr. Und Anyas Tipp war auch nicht gerade hilfreich! In dem Moment fiel ihm wieder Henrys Zauberkarte ein. „Das ist es!“, stieß er hervor, als er endlich erkannte, welchen Zweck sie erfüllen sollte. Sofort fischte er den Zauber aus seinem Blatt hervor und hielt ihn in die Höhe. „Erlebe sie jetzt, Another! Die Macht der Anti-Incarnation-Waffe!“ „Der was?“, wiederholte sein Gegner skeptisch. „So etwas gibt es nicht.“ „Doch, sieh her! Ich aktiviere die Ausrüstungszauberkarte [Legendary Victory Spear – Lord Fafnir]! Nur ein Xyz-Monster kann damit ausgerüstet werden!“ Gespannt sahen er und Another, gar Anya und Isfanel zu, wie sich in Roachs Hand ein zwei Meter langer, weißer Speer materialisierte. Mit goldener Verzierung geschmückt, wurde sofort klar, dass diese Waffe etwas Besonderes war – denn statt einer normalen Speerspitze ragte am Ende des Schafts ein Drachenkopf hervor, aus dessen Maul die goldene Spitze lugte. Sofort als die Waffe mit beiden Händen ihres Trägers angenommen wurde, leuchtete diese weiß auf.   Steelswarm Roach [ATK/1900 DEF/0 {4}]   Doch sonst geschah nichts weiter mit dem Kakerlakenritter, um den eine leuchtende Sphäre kreiste. „Kein Angriffsbonus?“, wunderte sich Another und lachte auf. „Jämmerlich.“ „Typisch!“, blies Anya ins selbe Horn. „Alles, was von dem Pennerkind kommt, ist totaler Schrott!“ Matt jedoch grinste vielsagend, verzog dann vor Schmerz die Miene, da die Wunde an seiner Schulter ihm zu schaffen machte. Dennoch gluckste er. „Haha. So ganz stimmt das nicht, Anya. Denn wenn ich Lord Fafnir ausrüste, verbanne ich ein Attribut meiner Wahl vollkommen aus dem Friedhof meines Gegners!“ Erschrocken wich jener daraufhin zurück. „D-das ist-!?“ „Und ich sage Licht!“ Damit richtete Roach den Speer auf Anothers D-Pad. Ein leuchtender Strahl schoss aus dem Schlund des Drachenkopfs und traf besagten Apparat, aus dem sämtliche Vylon-Monster geflogen kamen. Mit Entsetzen fing Another sie in der Luft auf. „Tja, mit Recycling ist jetzt nicht mehr viel“, grinste Matt und schob nebenbei seine letzte Handkarte, eine Falle, in den entsprechenden Slot seines D-Pads. „Jetzt weiß ich, wofür Lord Fafnir gut ist! Diese hier verdeckt, Zug beendet!“ Seine Falle materialisierte sich vor seinen Füßen und Matt hoffte inständig, dass Another sich diesmal nicht an ihr vergreifen würde, denn nochmal würde er sich nicht mit [Discord Trap] retten können.   „Glaub nicht, dass das allein reichen wird, um mich zu besiegen!“, kündigte Another aufgebracht an und schob die beiden [Vylon Pentachloro] in die Hosentasche seiner Jeans. Dann riss er die nächste Karte von seinem Deck. „Draw!“ Beruhigt stellte Matt fest, dass das Monster seines Gegners während der Standby Phase tatsächlich seine maximale Xyz-Material Anzahl von vier nicht wiederherstellen konnte. Gleich darauf griff Another unter Disigmas Karte und riss eines der Xyz-Materialien hervor. „Effekt von [Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma] aktivieren! Den ersten! Du wirst überrascht sein, aber es ist derselbe wie der des Originals! Mit ihm wird er -meine- Paktkarte jetzt absorbieren!“ „Derselbe!?“, schoss es aus Matt heraus. „Aber normalerweise-!“ „Ich sagte doch, du wirst überrascht sein! Und nun sieh zu! [Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma], benutze Gate Of The Outsider!“ Die finstere Engelsmaschine öffnet das Maul und versuchte mit einem heftigen Sog [Steelswarm Roach] zu absorbieren. Dieser rutschte ungewollt über das Spielfeld. Gleichzeitig löste sich eine der beiden Sphären im Inneren des Glaswürfels auf. „Nicht so hastig!“, befahl Matt, woraufhin sein Monster den Speer mit der spitzen Unterseite in den Boden rammte, um so Halt zu finden. „[Legendary Victory Spear – Lord Fafnir] hat auch noch eine kleine Überraschung für dich!“ „Was!?“ „Man kann das ausgerüstete Monster nicht als Ziel für Effekte wählen!“ Mit wehenden, goldenen Flügeln trotzte Roach so dem Sog, der schließlich verebbte. „Du kleiner-!“, fauchte Another vor Wut und griff nach dem Knopf an seines D-Pads, welcher seine gesetzte Karte aktivieren sollte. „Denkst du, das reicht aus!? Diese kleine Schabe!? Um dich zu beschützen!?“ Matt grinste jedoch nur verschlagen. „Was fragst du mich das? Du hast sie doch geschaffen!“ „Ich zeige dir jetzt, welchem Irrtum du erlegen bist, Matt Summers!“ „Irrtum?“ Der Schwarzhaarige rümpfte die Nase. „Mein einziger Irrtum war es, dir zu vertrauen!“ „Ich aktiviere meine gesetzte Ausrüstungszauberkarte [Vylon Component]!“, fuhr Another einfach fort. „Damit rüstete ich Disigma aus!“ Sein Monster leuchtete kurz weiß auf, veränderte sich aber nicht weiter.   Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma [ATK/2500 DEF/2100 {4}]   „Mit dieser Karte kann er Durchschlagschaden anrichten“, überlegte Matt laut. „Was soll das …?“ „Das wirst du jetzt sehen“, drohte Another und hielt zwei Monsterkarten namens [Vylon Tesseract] und [Vylon Stigma] in die Höhe. „Du dachtest, meine Kreatur würde wie alle anderen ihre Materialien vom Friedhof regenerieren, nicht wahr?“ „Huh?“ „Aber ich muss dich dummerweise enttäuschen.“ Der besessene Alastair setzte sein finsteres Grinsen auf. „Deine Aktion war vergebene Liebesmüh. Disigma in seiner Seraphimform erlangt seine Energie nicht etwa durch einen endlosen Kreislauf, sondern durch direkte Zuführung! Sieh her!“ Damit schob Another die beiden vorgezeigten Karten unter sein Xyz-Monster, woraufhin in dessen Innerem sofort zwei weitere goldene Sphären erschienen, womit es drei waren. Matt fiel aus allen Wolken. „Du hast-! Du hast das geplant, nicht wahr!?“ „Natürlich“, erwiderte sein Gegner und zuckte unbedarft mit den Schultern. „Die größte Schwäche der Incarnation-Monster, etwas, das jeder mit etwas Grips herausfinden würde. Ich habe sie beseitigt.“   Verwirrt fasste Matt sich an die Stirn. Anstatt eines Recycling-Kreises, benutzte diese Version von Disigma stattdessen Monster von der Hand? Dann gab es keine Möglichkeit vorherzusehen, wann Another wie viele Xyz-Materialien erzeugen würde! Aber das hatte auch sein Gutes, denn damit dezimierte er sein Blatt! Immerhin besaß er jetzt nur noch eine Handkarte. „Du denkst jetzt sicher, dass die direkte Zufuhr von Handkarten sich nachteilig für mich auswirken wird, nicht wahr?“ Wieder lächelte Another falsch und bitterböse. „Du irrst. Denn dein sinnloser Kampf ist gleich vorbei! Ich aktiviere Disigmas zweiten Effekt, der zwei Xyz-Materialien und das Verbannen einer an ihn ausgerüsteten Karte erfordert!“ Der Hüne riss die beiden eben erst unter sein Monster gelegten Materialien und [Vylon Component] von seinem D-Pad und entsorgte sie. Gleichzeitig lösten sich zwei der drei goldenen Sphären in Disigmas Innerem auf. „Zu schade, dass der mächtigste Effekt von Disigma erst zu einem späteren Zeitpunkt aktiviert werden kann, da er sehr viel Vorbereitung erfordert“, lachte Another dabei und streckte den Arm aus, „deshalb wirst du ihn auch nicht mehr erleben! Doch siehe dem positiv gegenüber, Matt Summers! Dein Leid ist gleich vorüber! Los, meine Kreatur, Blades Of Zero!“ Matt schrie panisch, als die Klingen an den Armen der grotesken Kreatur plötzlich golden zu leuchten begannen. Mit einem Mal schoss es jene auf seinen Schabenritter ab, welcher die Attacken mit seinem Schwert zwar blockieren konnte, danach aber erschöpft in die Knie ging, während die Klingen wie ein Bumerang zu Disigma zurückkehrten.   Steelswarm Roach [ATK/1900 → 0 DEF/0 → 0 {4}]   „Ah!“ „Wie du siehst, duldet mein Seraphim keine anderen Monster mit Angriffs- oder Verteidigungspunkten auf dem Feld und reduziert sie mit dieser Technik zu nichts mehr als einer fernen Erinnerung.“ Another hob langsam den Arm an und zeigte mit dem Finger auf Matt. „Nun tauche ein in einen Schlaf, aus dem es kein Erwachen mehr gibt. Aber gräme dich nicht, denn du wirst ihn nicht alleine träumen. Meinen Traum.“ „Es ist ein Traum, ein Volk für ein anderes zu opfern!?“ Matt schüttelte den Kopf. „Dein Traum soll das sein!? Welcher Anführer würde so etwas tun? In der Rolle siehst du dich doch, oder?“ „Ein starker Anführer.“ Another lachte auf. „Denn so etwas brauchen wir jetzt am dringendsten. Also vergehe im Schlaf, auf dass deine Träume das Tor Eden öffnen mögen! [Vylon Seraphim – Embodiment Of Order, Disigma], greife sein Monster an! Sacred Black Annihilation!“ Disigma reichte mit beiden Armen in die Luft und ergriff aus dem Nichts zwei schwarze Speere. „So leicht mache ich es dir nicht!“, rief Matt und streckte den Arm aus. „Ich rekonstru-!“ „Schon wieder!? Narr, wie oft willst du noch denselben Fehler machen!? Ich bin Herr über meine Fähigkeiten, nicht du! Ohne meine Einwilligung kannst du nicht inkarnieren!“   „Du irrst.“ Another schreckte ob der mit solcher Selbstsicherheit gesprochenen Worte zusammen. „Es ist wahr. Ich kann deine Kräfte nicht so ohne Weiteres kontrollieren, auch wenn du noch ein Teil von mir bist.“ Matt schloss die Augen, zog den Arm zurück und griff nach etwas in der Innenseite seines Mantels. „Aber zu sagen, ich wäre nicht auf so etwas vorbereitet gewesen, wäre wohl gelogen. Unsere noch bestehende Verbindung wird gleich zu deinem Verhängnis werden.“ Überrascht horchte Another auf. „Was sagst du da?“ Ein Schmunzeln huschte über die Lippen seines Gegners. „Lange bevor wir beide einen Pakt geschlossen haben, haben Alastair und ich darüber diskutiert, wie wir Anya töten wollen. Mein Vorschlag lautete, einen Dämon auf sie zu hetzen. Und insgeheim habe ich daran gedacht, mit einem geeignetem Exemplar einen Pakt zu schließen.“ „Du-“ „Aber“, unterbracht Matt ihn scharf und zog das Objekt langsam aus der Innentasche heraus, „ich bin eben nicht der Typ für solche Dinge. Wollte nicht die durch Alastair verursachten Probleme mit seinen Methoden des Tötens lösen. Bevor ich jedoch zu dieser Einsicht kam, habe ich etwas geschaffen, das mir nun sehr nützlich wird. Betrachte den letzten Versuch daher als Testlauf, um Informationen über unsere Verbindung zu sammeln.“   Grinsend zückte der junge Mann plötzlich eine weiße Karte, auf der ein stehendes Unendlichkeitszeichen abgebildet war. Eine Hälfte davon war blau gefärbt, die andere rot, sodass diese zwei Farben sich in der Mitte kreuzten. „Ta da! Mein super geheimer Paktumkehr-Mechanismus! Naja, der Name ist nicht gleich Programm, aber in diesem Zauber schlummert die Möglichkeit, die Rollen der Dominanz und Unterlegenheit eines Paktes umzukehren. Zumindest für einen kurzen Augenblick!“ „Was!?“ Ein gleißendes Leuchten begann von der Karte auszugehen. Inbrünstig rief Matt: „Damit kann ein Besessener für wenige Sekunden die Macht über seinen Körper zurückgewinnen! Ich aber will deine 'Kontrolle'!“ Another wich mit geweiteten Augen zurück, doch aus seiner Brust und auch der von Matt schoss neben den Lichtlinien, die mit Eden verbunden waren, jeweils ein zweiter Strahl. Aus der Brust des Hünen glühte dieser rot, aus Matts hingegen blau und in der Mitte verschmolzen die beiden Linien. „Was tust du da!? Wie ist so etwas möglich!?“, begehrte Another auf und schlug durch seinen Strahl aufgebracht hindurch. „Wozu sind wir denn Dämonenjäger!? Auf solche Situationen müssen wir vorbereitet sein!“, rief der Schwarzhaarige und streckte den Arm aus. „Und jetzt schau her! Ich rekonstruiere das Overlay Network mit deiner Kraft!“ Die Verbindung der beiden glühte noch stärker auf. „Nein!“ „Doch! Aus meinem Rang 4-Monster wird ein neues Rang 4-Monster inkarniert! Komm herbei und schütze mich! Incarnation Mode aktiviert!“ Ein schwarzer Wirbel tat sich unter [Steelswarm Roach] auf. Jener ließ den weißen Speer in ihrer Hand los, welcher daraufhin in der Luft zu schweben begann, und wurde verschluckt. „Steh mir bei“, rief Matt laut, „[Steelswarm Vanguard – Roach Styx]!“ Rote, violette und schwarze Blitze schlugen aus dem Strom, als der Kakerlakenritter muskulöser denn je wieder daraus empor stieg. Sein goldener Umhang flatterte unstet, als er sich den Speer griff und dann auf eine Größe anwuchs, die gefährlich nahe an das Ende der Decke der Turmkuppel reichte. Zwei violette Sphären umkreisten den Giganten.   Steelswarm Vanguard – Roach Styx [ATK/1900 DEF/0 {4}]   Zwischen seinen Beinen konnte man Matt grinsen sehen, ehe Roach Styx schließlich in die Knie ging und damit die Sicht auf seinen Besitzer blockierte. Dies sorgte jedoch dafür, dass der Energiestrahl, der Another und Matt verband, nun unterbrochen wurde und zusammen mit der Karte in den Händen des jüngeren Dämonenjägers verschwand. „Tja, dank meinem letzten Duell und Anyas Tipps weiß ich jetzt, wie ich mit diesen Dingern umzugehen habe!“, triumphierte Matt überglücklich hinsichtlich seines gelungenen Beschwörungsversuches und sah an Roach Styx hinauf. Auch der Speer Lord Fafnir, den jener an sich genommen hatte, war beachtlich gewachsen. „Eins solltest du wissen“, sagte er dabei gelassen, „wenn der ursprüngliche Besitzer des [Legendary Victor Spear – Lord Fafnir] das Feld verlässt, sucht sich diese Waffe ein neues Xyz-Monster aus, welches zu seinem Träger wird.“ „Sinnlos!“ „Finde ich nicht, denn dadurch kannst du mein Monster weiterhin nicht mit deinem absorbieren. Außerdem werden alle Licht-Monster aus deinem Friedhof verbannt, da Lord Fafnir neu ausgerüstet wurde und ich dieses Attribut bannen möchte!“ Roach Styx richtete in seiner knienden Position den Drachenkopf des Speers auf Another und schoss damit einen Lichtstrahl auf dessen D-Pad ab, welche daraufhin die Vylon-Monster ausspuckte. Wie beim letzten Mal fing dessen Besitzer sie auf. „Narr!“ „Hast du mir was zu sagen?“ Matt grinste verschlagen. „Ja! Dein Paktmonster wird dich nicht retten, denn auch wenn Inkarnationen nahezu unbesiegbar im Kampf sind, gibt es eine Monsterart, die sie vernichten kann. Xyz-Monster! Und deshalb setzt Disigma seinen Angriff auf dein Monster jetzt fort! Sacred Black Annihilation!“ Matt wich einen Schritt zurück, als der finstere Maschinenengel die zwei Speere in seinen Händen nun auf das Ziel feuerte. Zwar konnte er es nicht sehen, dafür aber an einem surrenden Geräusch hören. „Vergiss es! Das habe ich einkalkuliert! Verdeckte Falle aktivieren, [Impenetrable Attack]! Sie macht mich entweder gegen Kampfschaden immun oder eines meiner Monster gegen Zerstörung im Kampf für diesen Zug!“ Die Falle klappte vor Matt auf. „Du kannst dir denken, was mir lieber ist!“ Die zwei Speere prallten daraufhin an einer unsichtbaren Barriere ab, die vor Roach Styx entstanden war. Dabei verursachten sie zwei heftige, finstere Explosionen, die den Kristallboden in der näheren Umgebung regelrecht zersplittern ließen. „Du!“, knurrte Another außer sich vor Wut und drückte dabei seine letzte Handkarte zusammen. „Das ist noch nicht das Ende! Im Gegenteil, jetzt hat der wahre Kampf zwischen uns erst begonnen, nun wo jeder seine Inkarnation auf dem Spielfeld hat! Zug beendet!“   Der fing langsam an zu nerven, dachte Matt ärgerlich und wünschte sich, seinem besessenen Freund in die Augen sehen zu können. Besonders anstrengend war die Situation schon deshalb, weil er jetzt in einer Zwickmühle saß. Sein Roach Styx war leider schwächer als der Vylon Seraphim, da gab es nichts zu diskutieren. Irgendwie musste er das Blatt wenden! Wenn es dem echten Alastair doch wenigstens gelänge, kurz die Kontrolle an sich zu reißen, aber bei Another war das wohl hoffnungslos. Schließlich richtete Matt seinen Blick auf das D-Pad an seinem Arm und wollte gerade ziehen, da fiel ein gewaltiger Schatten auf ihn und sein Monster. Er wandte den Kopf um zu Anyas Duell, wobei ihm vor Faszination der Mund offen stehen blieb.   Was um alles in der Welt war das!?   ~-~-~   Keuchend tippte Melinda auf einem der Sprengstoffapparate, die an der Innenwand des Turms angebracht waren, den Detonationszeitpunkt ein. Sie wusste nicht einmal mehr, wie viele Male sie das schon getan hatte. Dieser Turm schien einfach kein Ende zu nehmen! „Halte noch etwas durch, Benny! Und ihr anderen auch!“, flehte sie leise und wandte sich von der Apparatur ab.   Ihr waren mittlerweile starke Zweifel an ihrer Idee gekommen. Die anderen dort oben gegen diese zwei Verrückten kämpfen zu lassen war Wahnsinn! Aber wenn sie den Weg schon jetzt frei gemacht hätte, hätten jene sie und die anderen nur verfolgt. Und besonders Isfanel sollte nicht in die Nähe des Sprengstoffs gelangen, da kein Zweifel daran bestand, dass er jenen sofort zünden würde, nur um Edens Erwachen zu verhindern. Aber war sie dennoch nicht etwas voreilig mit diesem Einfall gewesen? Was brachte es schon, wenn alle tot waren, bevor sie hier fertig war!?   Melinda mahnte sich, nicht daran zu denken und weiter zu machen. Der nächste Sprengsatzapparat war etwa zwanzig Stufen von ihr entfernt, sodass sie zu rennen begann. „Ah!?“ In ihrer Eile rutschte sie von einer Stufe ab und begann plötzlich zu fallen. Unter einem Schmerzensschrei rollte sie mindestens vierzig Stufen hinab, ehe sie sich ein wenig drehte und kopfüber weiter schlitterte. Erst, als sie sich mit dem Fuß versehentlich an einer Geländerstange verhakte, stoppte der Fall und sie blieb mitten auf der Treppe liegen. An ihrer Stirn prangerte eine große Platzwunde, welche das Mädchen betastete und erschrocken das Blut an ihren Fingern betrachtete. Ihre Sicht verschwamm zudem. „Benny …“   Vorsichtig zog sie ihr Bein aus der rettenden Verankerung und bemühte sich aufzustehen. Doch sie verlor das Gleichgewicht und fiel abermals mehrere Stufen in die Tiefe. Und diesmal, während sie so auf den Treppen lag, stand sie nicht mehr auf.   ~-~-~   Bangend starrte Anya auf die Stelle, an der Matt von [Vylon Disigmas] finsterem Speerangriff getroffen wurde. In einer Energiekuppel war er untergegangen. „Nicht auch noch du!“, murmelte sie fassungslos. Aus den Augenwinkeln sah sie herüber zu Henry und Valerie, die, hoffentlich nur bewusstlos, weit entfernt von ihr auf dem Kristallboden lagen und sich nicht rührten. Isfanel hatte sie gnadenlos ausgeschaltet. Und nun war auch noch Matt diesem Another zum Opfer gefallen. Das war alles ihre Schuld, dachte Anya fassungslos. Doch in dem Moment löste sich die Explosion auf und Matt stand aufrecht. Sein Blick war jedoch abwesend, geradezu leer. Zwei Fallenkarten waren vor ihm hochgeklappt, obwohl sie zuvor zerstört worden waren, wie Anya nebenbei mitbekommen hatte. Stöhnend wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. „Jag' mir nicht nochmal so einen Schreck ein, Mistkerl!“ Als er jedoch nicht auf ihren Ausruf reagierte, wandte sich Anya naserümpfend ihrem eigenen Gegner zu.   Und der stand ihr in flammender Gestalt mit zwei mechanischen Riesenvögeln gegenüber. „Shit!“, brummte sie wütend angesichts ihrer Lage. Hier war sie nun, mit nichts weiter als [Gem-Knight Garnet], dem Feuerritter des Granats, auf dem Feld und einer Karte in der Hand.   Gem-Knight Garnet [ATK/1900 DEF/0 (4)]   Dagegen besaß ihr weiß flammender Gegner zwar keine Handkarten, dafür aber eine verdeckte Karte. Und natürlich [Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale] und [Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk]. Während Ersterer, der linke der beiden riesigen Mechavögel, von schlanker Figur und in violetter Aura gehüllt war, besaß der rechte einen wesentlich kräftigeren Körperbau und glühte in orangefarbener Aura auf. Beide hatten gemein, dass man durch die Auren in ihr mechanisches Inneres sehen konnte, zumindest an Beinen und Flügeln, denn der Rest war mit weißer Panzerung bedeckt. Dazu kreiste um die Nachtigall ein Paar goldener Energiekugeln.   Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale [ATK/2400 DEF/2600 {4}] Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk [ATK/2600 DEF/2400 (8)]   Das Mädchen konnte immer noch nicht fassen, wie es Isfanel gelungen war, gleichzeitig eine Xyz- und eine Synchrobeschwörung durchzuführen. Also waren das seine neuen Paktkarten? Auf den ersten Blick mochten sie vielleicht harmlos anmuten, aber Anya wusste, dass ihr Gegner sie allein dank seiner verbannten Zauberkarten stärken konnte. Dabei waren das nur die offensichtlichen Dinge, die Effekte der beiden Maschinen kannte sie nicht einmal. Dazu waren ihre Lebenspunkte auch noch verdammt niedrig!   [Anya: 900LP / Isfanel: 1800LP]   „Heute ist echt ein Scheißtag!“, brummte sie und rief, während sie nach ihrem Deck griff: „Draw!“ Noch während der ausholenden Ziehbewegung spürte sie für einen kurzen Moment einen fiesen Stich im Brustkorb. Das hatte sie schon öfters erlebt, besonders wenn sie Levriers Kräfte eingesetzt hatte. Aber warum gerade jetzt!? Als Anya sich die gezogene Karte ansah, stockte sie verblüfft. „D-das ist genau, was ich gebraucht habe!“ Ihr Gegner musterte sie ruhig, doch schwieg. Skeptisch sah das Mädchen aus den Augenwinkeln zu ihm herüber, wobei sie die Zauberkarte gleichzeitig in die alte Battle City-Duel Disk einschob. „Ich aktiviere [Pot Of Avarice]! Damit mische ich fünf Monster von meinem Friedhof in mein Deck zurück und ziehe danach zwei Karten!“ Und sie brauchte jetzt dringend Nachschub an guten Karten! Was für eine günstige Fügung des Schicksals! Eilig legte sie [Gem-Knight Obsidian], [Gem-Knight Iolite], die am Anfang des Duells durch [Infinite Pressure] abgeworfene [Gem-Turtle] auf ihr Deck sowie [Gem-Knight Master Diamond] und [Gem-Knight Seraphinite] in ihr Extradeck und ließ ihren Kartenstapel dann durchmischen, ehe sie zweimal aufzog. Das Blöde war allerdings, dass sie nun keine Gem-Knights mehr im Friedhof hatte, um [Gem-Knight Fusion] daraus zu extrahieren. „Immerhin“, murmelte sie beim Anblick der neuen Karten, da sie in ihnen Potential sah. „Ich setze ein Monster und eine weitere Karte! Außerdem wechsle ich Garnet in die Verteidigung!“ Die beiden Karten materialisierten sich vor ihr, während ihr Granatritter in die Knie ging.   Gem-Knight Garnet [ATK/1900 DEF/0 (4)]   Sie konnte nicht riskieren, auch nur einen Angriff durchgehen zu lassen, dachte Anya angestrengt. Wenn wenigstens Redfield oder das Pennerkind noch im Spiel wären. Aber die waren wie die Fliegen gefallen und nun blieb die ganze Arbeit an ihr hängen. „Tch!“ Anya fühlte für einen kurzen Augenblick Schuld, da sie die anderen erst in den Turm gelockt hatte. Eigentlich war sie es allein, die das nun alles geradezubiegen hatte. Als sie herüber zu Matt sah, bemerkte sie, dass jener wieder zu sich gekommen war und wild mit Another diskutierte. Kaum hatte sie verstanden, worum es ging, schaltete sie sich wutentbrannt ein. „Das sagt sich leicht, huh!? Immerhin sind wir ja das, was geopfert wird! Oder sogar die Menschheit, wenn dieser wahre Feind durch das Tor kommt!“ Dann richtete sie sich an Matt und zeigte ihm den erhobenen Daumen. „Den letzten Angriff hast du schon recht cool abgewehrt – weiter so! Tritt ihm in den Hintern, Summers!“ Matt grinste verschlagen, nickte und erwiderte die Geste. „Werd' ich!“ Anya schnaufte. Dieser Another hatte doch einen Knall zu glauben, er wäre im Recht!   Abgelenkt rief sie Isfanel zu: „'kay, mein Zug ist beendet, Mistkerl!“ Doch noch während sie den Kopf wieder in seine Richtung drehe, fiel ihr der dünne Energiestrahl auf, der von Matts Brust mitten in dem Tor über dem Kristallthron verschwand. Mit einem Blick vergewisserte sie sich, dass es ebenso bei Valerie und Henry der Fall war. Als Anya nachsehen wollte, ob mittlerweile auch sie so ein Ding besaß, schrie sie erschrocken auf. Denn erst jetzt erkannte sie, dass ihre Hände glitzerten, gar langsam durchsichtig wurden und wie Kristall wirkten. „Edens Erweckung ist bereits weit vorangeschritten“, hallte Isfanels Stimme zu ihr, „die Zeit rennt uns davon. Anya Bauer, hör auf Widerstand zu leisten!“ Doch die war nur damit beschäftigt, ihre Hände anzusehen. Sie tastete sich mit ihnen das Gesicht ab und stellte fest, dass kein Gefühl mehr in ihnen war. „Shit!“ Sie musste sich beeilen, ehe sie noch zu einer Statue wurde, oder was auch immer gerade mit ihr vorging!   „Ich bin am Zug. Draw“, entschied sich derweil ihr Gegner, seinen Zug zu beginnen. Kaum hatte er sein Blatt aufgestockt, gab er einen überraschten Laut von sich, murmelte kaum verständlich: „… tt des Endes!?“ „Was redest du da!?“, fauchte Anya ihn an. Sie bemerkte gar nicht, dass auch Teile ihrer Wangen zu durchsichtigem Kristall wurden und undeutlich rotes Fleisch darunter zeigten. Isfanel zögerte bei seiner Antwort. „Es ist nichts.“ Er legte seine flammende Hand auf die längliche Duel Disk und drehte das schwarze Xyz-Monster darauf in die vertikale Lage. „Ich wechsle [Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale] in den Angriffsmodus.“ Sein schlanker Mechavogel folgte der Anordnung mit einem roten Leuchten in den pupillenlosen, weißen Augen.   Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale [ATK/2400 DEF/2600 {4}]   „Nun nutze ich den Effekt dieses Monsters, indem ich ein Xyz-Material abkopple“, setzte Isfanel seinen Zug fort und zog [Celestial Gear – Synthetic Owl] unter der Karte hervor. Gleichzeitig verschwand eine der goldenen Lichtkugeln in die Mitte der Brustpanzerung der Nachtigall, wo sich ein grünes Kernstück in Form eines Dreiecks befand. Der Boden fing plötzlich an zu beben. „So ein Scheiß!“, fluchte Anya, die Böses ahnte. „Mit diesem Effekt beschwöre ich ein verbanntes Celestial Gear-Monster und aktiviere dabei seinen Rückbeschwörungs-Effekt, der sonst nur einmal während des Duells aktiviert werden könnte“, verkündete Isfanel und streckte den rechten Arm in die Luft. „Erscheine aus der vierten Dimension, [Celestial Gear – Synthetic Albatross]! Mit dessen Effekt darf ich nun zwei Karten ziehen.“ Fassungslos sah Anya mit an, wie aus dem Boden der mechanische Riesenalbatros aus einem Dimensionsriss entstieg und sich zwischen die beiden anderen Vögel drängte. Dabei flimmerte seine Oberfläche gewohnt rot auf.   Celestial Gear – Synthetic Albatross [ATK/500 DEF/0 (4)]   „Schon wieder!?“, fauchte Anya, die den Anblick dieses Monsters langsam satt hatte. Zeitgleich zog Isfanel da schon zwei Karten, von denen er eine sogleich in seine Duel Disk einlegte. „Ich aktiviere den Zauber [Halted Gear], mit dem ich den Namen eines Monsters benenne. Befindet sich dieses in deinem Deck oder Extradeck, musst du es auf den Friedhof legen, Anya Bauer.“ „Huh!? Warum so eine Karte!?“ „Ich rufe [Gem-Knight Master Diamond] aus.“ In dem Moment erkannte Anya perplex, was Isfanel damit bezweckte. Er wollte verhindern, dass sie Diamond erneut beschwor, da dieser eine Gefahr für ihn darstellte, weil er realen Schaden zufügen konnte! „Du elender-!“ Schon erschienen um ihre Duel Disk sechs kleine Zahnräder, die in ihr verschwanden und dafür sorgten, dass das Fusionsmonster automatisch aus Anyas Extradeck geschoben wurde. Die nahm Diamond widerwillig und legte ihn auf den Friedhof. „... fast vollständig.“ „Huh!?“ Wieso laberte dieser Typ neuerdings dauernd mit sich selbst? Jedoch störte sich Isfanel nicht an Anyas verwirrten Gesichtsausdruck, sondern streckte majestätisch den Arm aus. „Nun greife ich deine Monster an! [Celestial Gear – Synthetic Armored Nightingale], attackiere ihr gesetztes Monster! Celestial Lullaby!“ Der violett leuchtende Mechavogel öffnete den Schnabel und erzeugte damit eine Reihe von Schockwellen, die direkt auf Anyas Monster zusteuerten. Diese runzelte ärgerlich die Stirn. „Nichts da! Verdeckte Falle aktivieren, [Negate Attack]!“, rief sie und ließ ihre gesetzte Falle aufspringen. „Sie beendet bei einem Angriff deine Battle Phase!“ Ohne Weiteres verpufften die Schockwellen. Und Anya atmete tief durch, denn ohne diese Karte wäre sie verloren gewesen. „Verstehe. Dann beende ich meinen Zug“, kündigte Isfanel an. Dabei löste sich sein Albatros in blauen Funken auf. „Da [Celestial Gear – Synthetic Albatross] als Rückbeschwörung gerufen wurde, wird er in der End Phase verbannt.“ Anya rümpfte wütend die Nase. „Ist auch besser so!“   Dennoch! Dadurch konnte Isfanel dieses Ding nächste Runde wieder beschwören und neue Karten ziehen, wenn es Anya nicht gelang, vorher die Nachtigall loszuwerden. Dabei richtete sie ihren Blick skeptisch auf [Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk], das Synchromonster. Der stolze Falke hatte bisher gar nicht weiter in das Duell eingegriffen – was verbarg er wohl? Sicher nichts Gutes, schätzte die Blondine. Und fürchtete dabei, bald herauszufinden, was es mit dem Ding auf sich hatte. Doch noch etwas beunruhigte sie. Das Duell ging nun schon eine ganze Weile, aber von Henrys Schwester hatten sie bisher nichts mehr gehört. Sie war die Einzige, die den anderen einen Ausweg verschaffen konnte aus dem Turm. Mit Unbehagen sah Anya über die Schulter zu der Kristallansammlung, die das Loch im Boden zu den Treppen blockierte. Hoffentlich war die blöde Schnepfe nicht auf die Idee gekommen, ihre eigene Haut zu retten! Anya konnte das im Endeffekt eh egal sein, immerhin hatte sie sowieso nichts von dieser ganzen Aktion. Sollte sie sich jedoch den Arsch ganz umsonst für diese Deppen aufreißen, so schwor sie sich, dieser Melinda einen mächtigen Anya-Haken powered by Eden zu verpassen, wenn sie sie jemals in die Finger kriegen sollte!   Mit abfälliger Mimik wandte sie sich Isfanel zu und funkelte ihn böse an. „Ist wohl blöd für dich gelaufen, huh? Eine Anya Bauer lässt sich nicht so leicht besiegen!“ „Immerhin bin ich nicht so närrisch wie dein Freund. Sieh, was er versucht.“ Anya folgte dem Hinweis ihres Gegners und erkannte, dass er sein Paktmonster beschworen hatte und doch tatsächlich den Arm ausstreckte. Matt rief: „Ich rekon-!“ „Idiot!“, schrie sie und klatschte sich die Hand an die Stirn, ehe sie die Hände in die Hüften stemmte. Überrascht sah er zu ihr herüber. „Du kannst keine Inkarnation im selben Zug durchführen, in dem du das Basis-Xyz-Monster beschworen hast! Wusstest du das nicht!?“   Genervt stöhnend ließ sie wieder von dem verzweifelten Dämonenjäger ab. Der würde auch ohne sie klar kommen, wenn er nicht gerade solche Fehler machte. Sie selbst hatte ihren eigenen Kampf auszutragen und konnte sich nicht dauernd bei ihm einmischen! „Mein Zug! Draw!“, schrie sie und spürte eine Hitze unter ihrem Mal, wie sie sie selten erlebt hatte, als sie schwungvoll zog. „Huh!?“ Überrascht wollte sie dem sofort nachgehen, weil sie glaubte, das schwarze Kreuz im Dornenring weiß aufleuchten gesehen zu haben, aber als sie es betrachtete, war dort nichts weiter. „Seltsam, warum gerade jetzt?“ „Ignoriere es. Es sind nur Nachwirkungen der Verbindung zwischen dem Gründer Levrier und dir.“ Anya sah auf und grinste plötzlich. Wenn Isfanel das sagte, musste es etwas Gutes für sie bedeuten. Neugierig drehte sie die gezogene Karte zwischen ihren Fingern um und gab einen ehrfürchtigen Seufzer von sich. „Alter, ist mein Cheating-Drawskill zurück oder was!?“ Mit dieser Karte konnte sie-! Selbstbewusster denn je griff sie nach ihrer Duel Disk und drehte ihr gesetztes Monster in die offene Angriffsposition. „Flippbeschwörung! [Gem-Turtle], erscheine!“ Und während vor ihr eine Schildkröte auftauchte, deren Panzer aus einem Smaragd bestand, grübelte das Mädchen. Es war schon seltsam, dass sie diese Karte aufgezogen hatte, obwohl sie sie doch vom Friedhof ins Deck gemischt hatte. Insbesondere deshalb, weil der Effekt von [Gem-Turtle] ihr jetzt helfen würde, die dazugezogene Karte zu aktivieren und ihren Plan durchzuführen. Fast, als wäre alles gesteuert. „Wenn [Gem-Turtle] geflippt wird, erhalte ich [Gem-Knight Fusion] von meinem Deck aufs Blatt. Und da ich mehr als eine Kopie dieser Karte spiele, befindet sich noch eine in meinem Deck!“, rief Anya und zeigte besagte Fusionskarte auch schon vor.   Gem-Turtle [ATK/0 DEF/2000 (4)]   Eins war dennoch seltsam. Es fühlte sich nicht für sie an, als würde sie Levriers Kräfte benutzen, da war kein ekstatisches Gefühl, eher Schmerz. Und anders als sonst stellte sie sich keine Karten vor, die sie dann ziehen würde. Sie kamen einfach. Es war einfach nicht dasselbe. Nein, das konnte unmöglich von ihrem Pakt herrühren!   Konnte dies alles wirklich nur ein Zufall sein, fragte sie sich und betrachtete die drei Zauberkarten auf ihrer Hand. „Egal, wenn ich gewinnen kann, spielt es keine Rolle“, sprach sie ihren Gedanken laut aus und schob ihren 'Cheat Draw' zufrieden in die Duel Disk ein. Dabei richtete sie sich mit gehässigem Grinsen an ihren Gegner. „Weißt du, was ich mit meiner eben erhaltenen [Gem-Knight Fusion] jetzt mache? Ich werfe sie ab! Und zwar dank der Zauberkarte [Lightning Vortex]!“ „Unmöglich!“, entglitt es Isfanel erschrocken. „Total möglich, du Krümelhirn“, widersprach Anya und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf ihn, „jetzt heißt es Goodbye für deine Monster! Adios Amigos!“ Während sie sich mit besagtem Zeigefinger nun über die Kehle fuhr, schossen aus der Decke von links nach rechts dutzende Blitze. Zuerst bombardierten sie die Nachtigall, bis diese explodierte, danach vernichteten sie den Mechafalken. Obwohl überall um Isfanel herum Trümmerteile auf den Boden fielen und sich auflösten, machte dieser keine Anstalten auszuweichen. „Und da deine Viecher Extradeck-Monster sind, können sie nicht einfach rückbeschworen werden, weil sie nicht auf die Hand kommen!“, flötete Anya schadenfroh. „... du irrst.“ „Huh!?“ In dem Augenblick erkannte auch die Blondine, dass irgendetwas nicht stimmte. Aus den um Isfanel liegenden Trümmern entstiegen braune Lichtfunken, die in die Höhe stiegen und zwischen einander Linien zeichneten. Noch während der Prozess im Gang war, erkannte Anya, dass gerade der gewaltige Falke erneut entstand.   Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk [ATK/2600 DEF/2400 (8)] Kaum war dieser in seiner vollen Pracht zurück, leuchtete die rote Sphäre in der Mitte seines Brustpanzers auf. „Wenn [Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk] zerstört wird“, erläuterte ihr Isfanel, „kehrt er nur einmal während des Duells als Rückbeschwörung wieder und wird in meiner nächsten End Phase verbannt.“ „Verdammter Kackmist!“ „Das ist aber noch nicht alles. Bei dieser Art von Beschwörung halbiert er die Lebenspunkte meines Gegners.“ Anya wich erschrocken zurück, als sie das vernahm. Von der Brustmitte des Mechafalken ging nun ein gleißendes Licht aus. Gerade noch konnte Anya ihre Arme schützend vor den Körper halten, da wurde sie auch schon von einem heftigen Laserstrahl erfasst und fortgerissen. Unter qualvollem Geschrei knallte sie auf den Rücken und dampfte am ganzen Leibe, ihre Kleidung und die noch von der nur langsam voranschreitenden Kristallisierung nicht betroffenen Stellen der Haut waren gerötet und mit Brandblasen versehen, heilten aber bereits auf magische Weise wieder ab.   [Anya: 900LP → 450LP / Isfanel: 1800LP]   „Ahhh“, stöhnte sie und rappelte sich mühselig auf. „So eine Scheiße, aua!“ Der Schmerz erinnerte sie an damals, als sie mehr tot als lebendig gegen Marc beziehungsweise Isfanel gekämpft hatte. Das Mädchen schleppte sich zurück zu ihrer alten Position und verfluchte ihren Gegner still dafür, einen Hang fürs Grillen anderer Leute zu haben. Jedoch hätte sie das noch verkraften können, wenn da nicht dieser elende Vogel wäre! Sie hatte fest damit gerechnet, ihn loszuwerden und jetzt hatte er all ihre Pläne durchkreuzt! „Das wirst du büßen“, brach sie hervor und sah aus den Augenwinkeln herüber zu Matt, der doch tatsächlich schon wieder Mist verzapfte.   Nun stand er der inkarnierten Version von Alastairs [Vylon Disigma] gegenüber. Wie hatte der Idiot es dazu kommen lassen!? Er besaß doch selbst so ein Ding und musste wissen, wie gefährlich die waren. Anya konnte nur hoffen, das Wissen, welches der Sammler ihr verschafft hatte, noch rechtzeitig an diesen Deppen weiterzugeben, damit er etwas unternehmen konnte. „Hey“, rief sie ihm daher lauthals zu, „lass dich nicht davon beeindrucken. Ich weiß, wie du das Vieh kinderleicht klein kriegen kannst!“ Der Dämonenjäger horchte überrascht auf. „Huh?“ „Ganz einfach.“ Das Mädchen nickte den Kopf in Disigmas Richtung. „Diese Incarnation-Dinger können doch Xyz-Material recyclen.“ „Das weiß ich.“ „Aber nur die Monster, die für das Original als Xyz-Material gedient haben. Sprich, wenn die vom Friedhof verschwinden würden …“ Zur Verdeutlichung zog sich Anya mit dem Daumen über den Hals. Hoffentlich verstand der Typ den Wink. Andernfalls sah sie schwarz für ihn. Aber da er plötzlich angestrengt sein Blatt musterte, schien er es gerafft zu haben. Kurz darauf aktivierte er die Zauberkarte, die ihm Henry vor dem Duell gegeben hatte, doch Anya quittierte die Tatsache, dass das Ding keinen Angriffsbonus gab, mit einem genervten Spruch. Als Matt aber den Effekt erklärte, ließ sie es gut sein. Der würde schon klar kommen.   Wodurch Anya sich wieder auf ihr eigenes Duell konzentrieren konnte. Jetzt hatte sie sich wieder von Matt ablenken lassen! Sie besaß nur noch eine Handkarte und [Gem-Knight Garnet] sowie [Gem-Knight Turtle]. Nebenbei fiel ihr auf, dass sie, wäre sie nicht so kopflos an die Sache herangegangen, jetzt vielleicht schon den Gnadenstoß hätte austeilen können. „So ein Mist“, fluchte sie. Sie durfte sich doch keine Fehler erlauben, nicht bei diesem Mistkerl! Levrier wäre das bestimmt nicht passiert! Aber der war Geschichte! „Naja, nicht zu ändern“, brummte sie unzufrieden und streckte plötzlich den Arm in die Höhe, „aber das ändert nichts daran, dass ich -es- jetzt ein letztes Mal tun werde.“ Isfanel verschränkte abwartend die Arme, wobei seine Gegnerin gleichzeitig die Augen schloss. Sie wartete einen kurzen Augenblick, ehe sie rief: „Ich erschaffe das Overlay Network! Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird jetzt ein Rang 4-Monster!“ In dem Moment verwandelten sich ihre Monster in braune Lichtstrahlen und verschwanden in dem schwarzen Loch, welches sich inmitten des Spielfeldes auftat. „Xyz-Summon! Komm herbei, meine letzte Chance! [Gem-Knight Pearl]!“ Er musste das Kind jetzt schaukeln, dachte Anya dabei angespannt. Aus dem Wirbel trat der schlichte, weiße Ritter hervor, um den genau sieben überdimensional große Perlen sowie zwei Lichtkugeln kreisten. Stolz stellte er sich vor Anya und verschränkte die Arme, genau wie es Isfanel getan hatte.   Gem-Knight Pearl [ATK/2600 DEF/1900 {4}]   „Du hast ihn also letztlich doch noch gerufen“, sprach der flammende Dämon ruhig, „dein Paktmonster mit Levrier.“ „Kch! Eine andere Wahl habe ich leider nicht, als dieses nutzlose Ding zu rufen!“ Immerhin waren die beiden Monster gleichstark, dachte Anya. Nein, nicht ganz, denn dank Isfanels Zauberkarte [Banished Power Gear], welche sich in seiner verbannten Zone befand, würde sein Synchromonster um 500 Punkte stärker werden, wenn man es angriff. „... aber dafür habe ich das“, murmelte Anya und schob ihre letzte Handkarte in den dazugehörigen Slot der Duel Disk, „[Gem-Knight Power Bracelet]!“ Sogleich materialisierte sich am rechten Arm ihres Pearls ein goldenes, mit Juwelen besetztes Armband, welches ein strahlendes Licht von sich gab. Gem-Knight Pearl [ATK/2600 → 3400 DEF/1900 {4}]   „Wie du siehst, erhöht diese Ausrüstungszauberkarte die Angriffskraft eines Gem-Knights um 800“, erklärte Anya das Offensichtliche und war dankbar für die vierte von fünf Karten, die sie vom Jinn als Umsetzung ihres Wunsches erhalten hatte. „Damit ist Pearl stärker als dein Monster!“ Das Mädchen würde nicht zulassen, dass dieser elende Dreckskerl sie alle umbringen würde! Wutentbrannt schwang sie den Arm aus. „Sag ade zu deinem Vogelvieh! [Gem-Knight Pearl], greif es an! Blessed Spheres Of Purity!“ Wie ein Schwarm wild gewordener Wespen schossen die sieben Kugeln von Anyas Paktmonster auf den feindlichen Mechavogel zu. Anya wusste, dass jener den Kampf verlieren würde, egal, ob [Banished Power Gear] die Angriffskraft des Falken auf 3100 erhöhte. Eine nach der anderen durchlöcherten die leuchtenden Perlen den Feind und sorgten so dafür, dass dieser letztlich in einem lauten Knall unterging.   [Anya: 450LP / Isfanel: 1800LP → 1500LP]   „Ein Hallelujah für meine Rache!“, jubelte Anya, als die letzten Trümmerteile sich auflösten. Keck streckte sie ihrem Gegner die Zunge heraus. „Soviel dazu! War ja gar nicht so schlimm wie ich dachte!“ Dummerweise hatte sie das Duell damit noch nicht gewonnen. Ihre Hand war blank und außer Pearl besaß sie keine einsatzfähigen Karten mehr, darüber war sich Anya im Klaren. „Zug beendet!“   Isfanel, der das alles scheinbar nicht allzu schwer nahm, zog sogleich auf. „In der Tat eine lobenswerte Leistung, Anya Bauer“, kommentierte er ihren Zug, „du hast mich an den Punkt gebracht, an dem keines meiner Celestial Gear-Monster noch eine Gefahr für dich darstellt.“ Seine Gegnerin wiederum zog erstaunt die linke Augenbraue an. „Ach ja?“ Dabei bemerkte sie gar nicht, dass die darüber liegende Stirn bereits teilweise kristallisiert war und das so weit, dass man das Weiß ihres Schädels durchschimmern sah. „Das Duell hat einen Punkt erreicht, an dem ein gewöhnlicher Pakt nicht mehr ausreicht“, erklärte Isfanel weiter und streckte seinen Arm aus. „Dennoch gibt es eine letzte Karte, die mächtiger ist als alles, was du bisher gesehen hast. Und dein Angriff mit [Gem-Knight Pearl] war das letzte Puzzlestück, das noch gefehlt hat.“ „Huh!?“ „Die Karte, die durch meinen Pakt mit Eden entstand! Verdeckte Falle aktivieren, [Negative Gate]!“ Erschrocken fiel Anyas Blick auf die Falle, die nun vor ihrem Gegner aufsprang. Die hatte sie völlig vergessen, er hatte sie ja mit [Synthetic Gear Recycling] gesetzt und seither ruhen lassen! Aus dem Kristallboden vor Isfanel wuchs langsam ein hohes Gebilde, einer perfekt rechteckigen Wand gleich. Genau wie die Turmspitze, war auch diese Art Spiegel ganz aus Kristall gemacht. Jedoch platzte ein großer Teil in seiner Mitte unerwartet ab. Die Blondine schluckte, ihr wurde plötzlich ganz mulmig zumute. „Scheiße, was soll das!?“ Denn durch das entstandene Loch konnte man nicht etwa Isfanel sehen, sondern nur einen schwarzen Sog. Isfanel selbst, der noch undeutlich durch die Ränder des Materials sichtbar war, streckte den Arm aus und zeigte auf etwas. Erst verstand Anya nicht, doch dann wirbelte sie impulsiv um und erstarrte. Valerie und Henry, sie schwebten reglos in der Luft! Doch nicht nur das, aus den Duel Disks der beiden drang plötzlich blaues und in Henrys Fall schwarzes Licht, welches kurz darauf in einem gewaltigen Strahl in das schwarze Loch gezogen wurde, das im Kristallmonument entstanden war. Sich wieder an Isfanel wendend, schrie Anya förmlich: „Was machst du mit ihnen, du Dreckskerl!?“ „Ich bediene mich ihres Friedhofs. [Negative Gate] hat die Eigenschaft, Monster, die normalerweise für die Beschwörung einer Kreatur vom Spielfeld verbannt werden müssen, stattdessen aus dem Friedhof der jeweiligen Spieler zu verbannen.“ Mit einem Schwenk seines Arms ließ Isfanel vor sich die Abbilder der Karten des Ritualmonsters [Evigishki Soul Ogre] und [Daigusto Phoenix] erscheinen, die von seiner Seite aus ebenfalls in den Sog gezogen wurden und verschwanden. „Das erklärt nicht-! Huh!?“ Auch Anyas Duel Disk glühte plötzlich. In violetter Farbe schoss ein Strahl aus ihr direkt in das Loch, wobei kurz das Abbild von [Gem-Knight Master Diamonds] Karte zu sehen war, ehe diese ebenfalls verschwand. In dem Moment erkannte Anya, warum Isfanel jenen in seinem letzten Zug wirklich auf den Friedhof gelegt hatte. Somit war er jetzt endgültig unerreichbar für sie, dachte sie bitter! Umso überraschter schaute sie auf, als sogar Isfanels Duel Disk zu strahlen begann und ein weißes Licht in dem schwarzen Tor verschwand, begleitet vom Abbild des [Celestial Gear – Synthetic Armored Hawk].   Plötzlich streckte Isfanel eine Karte von seiner Hand hoch in die Luft. „Im Ritual liegt das Opfer der Beschwörung …“ Anya blinzelte verdutzt. Was redete der da? „... durch das Überlagern verbinden sich zwei Seelen, zwei Welten …“ Rituale? … Xyz-Beschwörung? „... abgestimmt aufeinander, agieren sie synchron …“ Und jetzt Synchros? Anya glaubte sich zu verhören! Dann fehlte ja nur noch-! „... und verschmelzen zu einer Einheit! Aus [Negative Gate] wird die höchste Gottheit beschworen, durch das Verbannen je eines Ritual-, Xyz-, Synchro- und Fusionsmonsters! Das mächtigste Paktmonster, das je existiert hat! Der Pakt mit Eden, den die Allerheiligsten eingegangen sind! Erscheine-“ Mit einem Mal schwang Anya energisch den Arm aus. „Und verschwinde gleich wieder, was auch immer da kommen mag!“ Schlagartig begann das Armband [Gem-Knight Pearls] in allen Farben des Regenbogens aufzuleuchten, während das Mädchen es aus ihrer Duel Disk nahm. „Was redest du da, Anya Bauer?“, fragte Isfanel tonlos. Doch diese lachte nur höhnisch auf. „Du willst wohl dein bestes Monster beschwören, was? Mächtigste Paktkarte my ass, [Gem-Knight Power Bracelet] hat neben dem Angriffsschub noch eine zweite Fähigkeit!“ „Das Negieren einer Beschwörung im Tausch gegen die Ausrüstungszauberkarte“, schloss Isfanel den Kreis. „Levriers Wissen ist auch das meine, vergiss das nicht.“ Anyas Kinnlade klappte hinunter. „Du wusstest-!?“ „Natürlich. Und im Gegenzug solltest du wissen“, sagte Isfanel und sprach die letzten Worte mit besonderer Kälte aus, „dass, was ich im Begriff bin zu rufen, nicht durch so eine simple Scharade aufgehalten werden kann!“ Vor Schreck ließ das Mädchen ihren letzten Trumpf glatt fallen. „Das ist nicht wahr … !“ Dann geschah es. Anya erstarrte regelrecht vor Fassungslosigkeit. Vor ihren Augen entstand aus dem Monument ein breiter Dimensionsriss, der weit über Isfanel hinaus zu ragen begann. Durch den Spalt huschten nach und nach lange, weiße Finger, die mit silbernen, spitzen Aufsätzen bedeckt waren. Allein einer von ihnen war so lang wie Anyas ganzer Unterarm. Langsam rissen die beiden Hände die Anomalie im Raum-Zeit-Gefüge auseinander, bis sich ein gar fürchterlicher Anblick bot. „Shit! Was ist das denn!?“, keuchte Anya. In ihren Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen wieder. Und wie langsam etwas seinen Weg in eine Welt fand, in die es nicht gehörte. Ein Ziegenkopf schob sich langsam durch den Spalt, der nun von alleine anwuchs. Nach und nach drang nun auch der lange Oberkörper nach außen, offenbarte nur eine Art Kleid auf der weißen Haut des Wesens. Dessen langes, entflammtes rotes Haar breitete sich vom Schopf der Kreatur immer weiter aus. Kaum war jene bis zur Hüfte aus dem Spalt entstiegen, erschien über ihrem Rücken eine Reihe von Symbole, die zusammen an Schwingen erinnerten. Eine Seite violett, eine golden – genau wie die beiden Lichtkugeln, die über den Handflächen des Wesens entstanden. „D-das ist-!“ „Das ist die allmächtige Gottheit, die stärkste Paktkarte, die je existiert hat! [Sophia, Goddess Of Rebirth]!“, rief Isfanel und streckte den Arm in die Höhe zu seinem Monster, welches sogar seine Mechavögel noch an Größe übertraf. Das Monument hatte derweil seinen Zweck erfüllt und zersprang in tausend Stücke, die klirrend auf den Kristallboden fielen.   Sophia, Goddess Of Rebirth [ATK/3600 DEF/3400 (11)]   „Und jetzt setze dem ein Ende! Genesis Waves! Damit werden sämtliche Karten der Vergangenheit und Gegenwart gebannt, von Feld, Hand und Friedhof! Die einzige Ausnahme ist die Gottheit des Endes selbst!“ „Nicht!“, schrie Anya fassungslos. Doch Sophia sendete bereits violette und goldene Wellen von ihren Handflächen aus, die beide Spieler gleichermaßen erfassten. Während sich die Karten von Isfanels Blatt in goldenem Licht auflösten, wobei gleichzeitig aus dem Friedhofsschacht seiner Duel Disk gleichfarbige Lichtfunken aufstiegen, klappte Anya die Kinnlade abermals herunter. Unter einem Schrei wurde ihr Pearl von den violetten Wellen mitgerissen, die über dem Mädchen nach und nach verschwanden. Sie selbst hingegen wurde schließlich von den goldenen erwischt und durch die Luft geschleudert, wobei auch aus dem Ablagestapel ihrer Duel Disk Funken sprühten. „Argh!“, keuchte Anya beim Aufprall auf dem Rücken, machte eine Rückwärtsrolle und schlitterte noch ein Stück weiter, ehe sie schließlich bäuchlings liegen blieb. Aber nicht nur sie war gefallen, auch Henry und Valerie waren dadurch fort geschleudert worden und knallten beide zeitgleich gegen die Kristallwand der Dachkuppel.   In Anyas Augen stand blanke Panik, als sie sich mit ihrem linken Arm abstützte und den Oberkörper anhob. Dieses Wesen hatte soeben alles vernichtet! Einfach alles! Nicht mal mehr auf ihren Friedhof konnte sie zugreifen, da alle Karten daraus verbannt worden waren. Ihr Feld war leer, ihre Hand ebenso! Sie war verloren! Der Mistkerl hatte das Blatt ein letztes Mal gewendet, diesmal gab es kein Entkommen! „Der Effekt von [Negative Gate] untersagt es mir, in diesem Zug anzugreifen. Daher beende ich diesen und überlasse dich dem Terror Sophias“, sprach Isfanel. An seinem Ton erkannte man, dass er nicht daran zweifelte, dieses Duell zu gewinnen.   Anya biss sich auf die Lippen. Toll, sie hatte damit vielleicht einen Zug gewonnen, aber nichts in ihrem Deck konnte es mit diesem Mistvieh ohne Weiteres aufnehmen! Das war nicht fair! „Ich war so nah dran!“, jammerte sie und schlug mit der Faust auf den Kristallboden. „Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!“ Was sollte sie denn jetzt tun!? Wieso hatte sie denn nicht kommen sehen, dass diese anderen beiden Viecher nur zur Ablenkung dienten, um die Beschwörung seines richtigen Ass-Monsters vorzubereiten? Alles war von Anfang an darauf ausgelegt gewesen! Er hatte Valeries Ritualmonster gleich zu Beginn auf den Friedhof geschickt, mit Henrys Phönix und seiner Nachtigall für Xyz-Monster gesorgt, gar ihren Diamond für diesen Zweck zurück aus dem Extradeck geholt und nur auf die Zerstörung seines Synchromonsters gewartet! Dieser elende Dreckskerl hatte von Anfang an nur mit ihr gespielt!   Tränen der Wut standen in den Augen des Mädchens. Sie wollte doch allen vor ihrem Eintritt in den Limbus noch beweisen, dass sie ihre Freunde nicht im Stich gelassen hatte! Wie konnte sie das jetzt noch tun!? „Verdammt!“, schrie sie und schlug wieder auf den Kristall, unterdrückte gleichwohl die Welle des Schmerzes in ihren Knochen, welcher trotz der Kristallisierung zurückgekehrt war. Alle würden sterben, weil sie Isfanel nicht aufhalten konnte! „Anya!“, hallte plötzlich Matts Stimme zu ihr. „Keine Ahnung, was du jetzt wieder angestellt hast, aber noch hast du nicht verloren! Halte noch ein bisschen durch, dann helfe ich dir!“ Verblüfft sah sie zu ihm herüber, erwiderte aber gleichwohl nichts darauf. Der hatte leicht reden, immerhin lieferten sich seine und Anothers Paktmonster-Inkarnation scheinbar einen ausgeglichenen Kampf. „Sorry, aber du musst wohl ohne mich weitermachen“, murmelte das Mädchen leise, so, dass er es nicht hörte. „Ich bin erledigt …“   Bist du dir da sicher? Seit wann gibst ausgerechnet du so schnell die Hoffnung auf, Anya Bauer?   Das Mädchen zuckte regelrecht zusammen, als sie glaubte, eine ihr wohlvertraute Stimme gehört zu haben. Konnte es sein? War das … „Levrier!?“     Turn 35 – Pearl's Will Anya, die nun wieder mit Levrier kommunizieren kann, rafft sich ein letztes Mal zum Kämpfen auf. Gleichzeitig muss auch Matt seine letzten Kraftreserven sammeln, denn Another kämpft unnachgiebig weiter. Die letzte Phase ihres Kampfes hat begonnen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)