Misunderstood von Linchen-86 ================================================================================ Prolog: -------- Takerus Sicht „Schon wieder?“, ertönte die genervte Stimme seines älteren Bruders in seinem Ohr. „Warum denn schon wieder?“, fragte Takeru verwundert nach und sah seinem Bruder dabei zu, wie er seinem Instrument mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihm und das wo er ihm sein Herz ausschüttete. „T.K, es ist immer wieder dasselbe. In einem Moment willst du Kari deine Liebe gestehen und im nächsten beteuerst du, dass ihr „nur“ beste Freunde seid. Kannst du dich vielleicht mal entscheiden?“, fragte Yamato nach und stimmte seine Gitarre weiter. „Sie hat mir ein verstecktes Zeichen gegeben“, beharrte der Jüngere ernst. Yamato legte seine Gitarre weg. „Oh bitte, wie sah dieses Zeichen denn aus? Oh warte hat sie dich etwa angelächelt?“, kam es ironisch von dem Älteren. „Nein“, der Jüngere schüttelte verständnislos den Kopf, „sie hat mir ihre Hand auf meinen Oberschenkel gelegt, als wir beim letzten Mal zu zweit im Kino waren.“ „Du solltest sie gleich fragen, ob sie dich heiraten will.“ „Du bist ein Idiot, ich meine das Ernst.“ „Was hast du denn danach gemacht?“, wollte der Musiker etwas ernster wissen. „Wie, was habe ich danach gemacht?“ „Na hast du einen Arm um sie gelegt oder ihr ein anderes verstecktes Zeichen gegeben?“, grinste Yamato überheblich und musste sich das laute Lachen über seine Worte verkneifen. „Ähm... nicht so direkt..“, gab Takeru stotternd zu, „i-ich habe von meiner Cola getrunken.“ Der Ältere schüttelte seinen Kopf. „Du bist hier der Idiot, eindeutig und zack hast du sie damit zurück in die Friendzone geschickt“, mit einer wischenden Handbewegung unterstrich Yamato seine Aussage. Darüber musste Takeru erstmal nachdenken und verdammt er musste seinem Bruder recht geben. Irgendwie war das nicht so clever gewesen „Und wie kriege ich das jetzt wieder hin?“, fragte der Jüngere verzweifelt. Yamato grinste wissentlich. „Du musst sie um ein Date bitten, ist doch klar. Ein richtiges und es auch so nennen“, erwiderte der Musiker unbeeindruckt. „Bist du sicher?“ „Hey, lass dir von deinem älteren Bruder, der im Gegensatz zu dir schon seit vier Jahren in einer ernsten Beziehung steckt ruhig mal was sagen.“ Takeru rollte mit seinen Augen, aber hatte er eine andere Wahl? Nein, nicht so wirklich. „Aber dann darf es kein normales Date sein, es muss etwas Besonderes sein. Ein Restaurantbesuch ist lahm, ein Picknick im Park zu Klischeehaft und Kino ist eindeutig auch nicht so gut.“ Grübelnd verschränkte er seine Hände vor der Brust. „Dir wird schon etwas einfallen, du kennst sie doch am besten!“ Hikaris Sicht „T.K ist so ein Idiot“, schimpfte Hikari und stampfte wild in ihrem Zimmer auf und ab. Die Freundin seines Bruders, Mimi, hatte ihren Wutanfall mitbekommen und sich ihrer angenommen. „Und du bist dir sicher, dass er es überhaupt gecheckt hat?“, fragte Mimi nach und lehnte sich zurück. Sie saß auf dem Bett und stützte sich mit den Händen ab. Die Jüngere drehte sich genervt zu der Älteren um. „Mimi, ich habe all meine Zweifel über Bord geworfen und meine Hand auf seinem Bein abgelegt, weil ich dachte, dass da vielleicht doch mehr sein könnte und dieser Idiot schlürft an seiner dämlichen Cola“, fluchte die Braunhaarige weiter. Mimi musste sich ein Lächeln verkneifen. Es war zu süß wie die junge Yagami sich aufregte. „Bei Jungs reicht so etwas nicht, ich glaube du musst einfach noch forscher werden“, überlegte die Brünette. „Soll ich ihm meine Zunge in den Hals rammen oder was?“ „Nein, nachher denkt er noch du bist nicht zurechnungsfähig“, scherzte die Ältere und zwinkerte ihr zu. „Schön, dass ihr alle so einen Spaß daran habt.“ Noch immer lief die Braunhaarige wutschnaufend durch die Gegend. Warum gab es bei Takeru und ihr schon seit Jahren dieses hin und her? Warum war es bei ihnen nur so schwer? Takeru hatte nie eine richtig ernsthafte Beziehung, er hatte seinen Spaß, aber mehr nie. Hikari hatte einmal einen festen Freund, aber er hat sich vertreiben lassen, von ihrem nervigen Bruder und sogar ihrem besten Freund und als sie ihn damals zur Rede stellte, kam nur ein „der ist nicht gut genug für dich“. „Tzz“, zischte die Jüngere und drehte sich wieder ruckartig herum um weiter zu stapfen. „Ich meine es ernst Kari, bitte ihn doch einfach um ein richtiges Date und gib ihm zu verstehen, dass du es ernst meinst.“ Hikari blieb stehen und sah die Ältere einen Moment schweigend an. „Ich weiß nicht, nachher mache ich mich noch mehr zum Affen... Ich ertrage nur eine Niederlage pro Monat und mein Soll ist bereits erfüllt. Ich finde jetzt ist er an der Reihe. Immerhin war es ja auch meine Idee ins Kino zu gehen.“ „Kari, du magst ihn doch, oder?“ Gleich färbten sich ihre Wangen rötlich und sie nickte schüchtern mit dem Kopf. „Na siehst du, frag ihn doch. Ich meine mehr als ´Nein` sagen kann er nicht.“ Hikari war sich unsicher. Was wenn sie in den Augen von Takeru immer nur die beste Freundin sein würde? Aber, wenn sie nicht aufs Ganze gehen würde, würde sie es wohl nie herausfinden und Ehrlichkeit wehrt doch am längsten. Dann würde sie wenigstens endlich wissen woran sie ist, aber war es so verkehrt, dass sie sich wünschte, dass er sich ins Zeug legen würde? „Ach man, ja gut. Einmal versuche ich es noch.“ Kapitel 1: Eins --------------- Takeru und Hikari hatten gerade Schulschluss. Sie waren im letzten Jahr und in wenigen Wochen hatten sie ihren Schulabschluss in der Tasche und würden studieren. Takeru sah leicht unsicher zu der Kleineren, seitdem Wochenende wo sie zu zweit im Kino waren hatten sie sich nicht mehr gesehen und heute waren sie die ganze Zeit mit anderen Klassenkameraden zusammen gewesen und hatten sich nicht so wirklich unterhalten können und schon gar nicht konnte Takeru die Braunhaarige um ein Date bitten. „Du Hika“, fing der Blonde zögerlich an. Augenblicklich hielt die junge Yagami an und sah den Blonden erwartungsvoll an. „Möchtest du noch ein Kaffee trinken oder so?“ Hikari lächelte und nickte schwach. Es war nicht ganz das was sich die Jüngere erhofft hatte, aber es war auch so schön mit dem Blonden Zeit zu verbringen. „Sehr gerne.“ Nach zehn Minuten erreichten sie ein kleines Café, Takeru und Kari nahmen Platz und sahen stumm in die Karte. Immer wieder blickte der Blonde verstohlen über seine Karte zur Jüngeren – die gegenüber von ihm saß, doch wenn sie den Blick erwiderte sah er schnell wieder in die Karte. Verdammt – dachte sich Takeru, so würde das nie etwas werden. Kari seufzte genervt auf. Was war denn mit T.K. los? Seit einigen Wochen verhielt er sich schon in ihrer Gegenwart so seltsam und auch jetzt wirkte er irgendwie verunsichert. „Du Hika...“, durchbrach der Blonde wieder die Stille. „Takeru Takaishi, sag mir jetzt sofort was los ist und lass diesen Blödsinn sein,“ Kari war genervt, wenn er ein Problem hatte sollte er offen mit ihr reden und sich nicht so dämlich verhalten. „Also ich... ähm... wegen Samstag.“ Sofort legte die Brünette die Karte mit den Getränken auf den Tisch und sah den Älteren erwartungsvoll an. „Ja, was ist damit?“, fragte sie irritiert nach. Ob er auf ihre Handaktion hinaus wollte. „Also es kam mir fast ein bisschen wie ein... ein Date vor...“, redete der Blonde weiter. Kari wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Wenn die beiden zu zweit unterwegs waren, sah es ehrlich gesagt immer so aus, als ob sie ein Date hätten. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte die Braunhaarige nach und sah sich hilfesuchend um. Wann kam denn endlich mal ein Kellner um ihre Bestellung aufzunehmen? „Na ja... weil, ich hatte schon länger keines mehr...“, stotterte der Blonde unsicher rum. Sofort sah Kari den Blonden zweifelnd an. „Das stimmt doch überhaupt nicht, dein letztes Date mit dieser Mo... keine Ahnung wie die hieß, ist auf jeden Fall gerade mal zwei Wochen her und ihr wart Schlittschuhlaufen und danach in einer Karaokebar“, erinnerte die Braunhaarige ihren besten Freund. Immerhin hatte er ihr alle Einzelheiten des Abends erzählt, auch wenn sie wirklich nichts davon hatte hören wollen. „Ach stimmt ja, habe ich ganz vergessen...“ Nein, er hatte es nicht vergessen. Momoko war zwar ganz nett, aber sie war eben nicht sie... „Warum bist du jetzt so? Angst, dass dir plötzlich die Mädchen ausgehen?“, fragte die Jüngere keck nach. Takeru hatte zwei bis dreimal im Monat irgendwelche Dates mit irgendwelchen Mädchen. Manche besuchten die gleiche Schule wie sie und andere lernte er in Clubs oder sonst wo kennen. „Nein, aber ich habe genug davon, von diesen Mädchen und diese ganzen Dates die sowieso zu nichts führen“, kam es aufrichtig aus dem Blonden. „Ähm... wie jetzt?“, fragte Kari irritiert nach. Sie zog eine Augenbraue hoch und beobachtete ihren besten Freund mit Argusaugen. „Was darf es sein?“, fragte plötzlich ein Kellner und sah zu den beiden Schülern, die jedoch keine Notiz von dem Kellner nahmen. „Ich komme später nochmal wieder“, redete er weiter, während er sich umdrehte und zum nächsten Tisch ging. „Na ja, ich will diese ganzen bedeutungslosen Dates nicht mehr. Ich will was Ernstes, was Festes. Mit dem richtigen Mädchen“, lächelte der Blonde sie an. „Ach was ehrlich? Ich meine... okay... klingt gut.“ Kari war verunsichert und wusste nicht auf was der Blonde hinaus wollte. „Ich meine Hika, du und ich, wir beide kennen uns schon so lange und keiner kennt mich so gut wie du und mit niemanden kann ich so reden wie mit dir und so viel Spaß haben oder einfach nur die Zeit genießen – selbst, wenn wir nichts tun.“ Kari lächelte. Sie fand das wirklich süß. „Sehe ich auch so“, murmelte die Braunhaarige und fächerte sich mit der Getränkekarte Luft zu. „Ein Mädchen wie du wäre perfekt für mich“, zwinkerte der Blonde ihr zu und hoffte, dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen würde, auf was er genau hinaus wollte. Kari legte die Getränkekarte wieder weg. Ihre Kehle war trocken. Staubtrocken. Wo blieb der Kellner nur? Ein Mädchen wie sie, nicht sie. „Du willst also, dass ich dir helfe ein geeignetes Mädchen für dich zu finden? Die ein bisschen so ist wie ich?“, fragte die Jüngere überrascht nach. „Ähm... also eigentlich...“ „Und haben sie sich jetzt für etwas entschieden?“, fragte der Kellner erneut nach. Aufgebracht sah Kari erst zu dem Kellner, der immer zum falschen Zeitpunkt auftauchte und dann zurück zu Takeru, beruhigte sich etwas und lächelte dann zum Kellner „Pfefferminztee und für ihn Kaffee schwarz“, bestellte die junge Yagami freundlich. „Unter einer Bedingung“, redete die Braunhaarige weiter und sah ernst zu ihrem besten Freund. „Bedingung? Ähm... Hika ich glaube...“ „Ja... du suchst einen Jungen für mich und ich suche ein Mädchen für dich, damit wir quitt sind“, erklärte die Braunhaarige und ließ den Blonden nicht ausreden. Takeru sah die Jüngere einen Moment zweifelnd an. Sie wollte allen ernstes, dass er für sie einen Jungen raussuchte? Ausgerechnet er? „Meinst du wirklich, dass das eine so gute Idee ist?“, hakte er nach und hoffte, dass sie jetzt lachen und sagen würde: reingelegt. Doch das tat sie nicht. Sein Herz setzte einen Schlag aus. „Ja, du hast es doch selber gesagt. Wir kennen uns am besten, also wer würde sich dafür besser eignen?“ „Ja, das habe ich wohl gesagt“, murmelte der Blonde irritiert. So hatte er das jedoch nicht gemeint. Ganz und gar nicht. Der Kellner kam zurück an den Tisch und stellte vor dem Blonden eine Tasse schwarzen Kaffee und für Kari einen Pfefferminztee ab. „Danke“, erwiderte die Braunhaarige lächelnd und sah zurück zu Takeru. „Also? Was sagst du?“ Kari sah den Blonden abwartend an, das Lächeln ebbte ab und sie hoffte so sehr, dass er sagen würde; dass es keinen besseren für sie als ihn geben würde. „Okay, ich suche einen Jungen für dich und du ein Mädchen für mich“, gab Takeru schließlich nach. „Wirklich?“, hakte die Braunhaarige ungläubig nach und dachte kurz sie hätte sich verhört. Takeru nickte und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Er setzte die Tasse ab und sah die Jüngere ernst an. „Ja, ich... ich suche den perfekten Jungen für dich.“   Takeru spuckte diese Worte förmlich aus, aber was hatte er jetzt noch für eine Wahl? Dann sah er zurück in die dunkelbraunen Augen der kleinen Schönheit und musste unwillkürlich Lächeln. „Denn das hast du verdient, Hika.“ „Und du hast das beste Mädchen verdient, Keru“, erwiderte Kari mit einem traurigen Lächeln und trank ebenfalls einen Schluck von ihrem Tee. Schweigend sahen sie sich eine Weile an, tranken ihre Tassen leer und wussten nicht was sie noch sagen sollten. „Also...“, begann Takeru wieder. Ich muss zum Basketballtraining“, nuschelte er und winkte den Kellner heran. „An einem Montag?“, fragte die Braunhaarige unsicher nach. Sonst hatte der Blonde doch immer Mittwoch und Freitag Basketballtraining. „Ja, Zusatztraining. Wir haben doch bald dieses wahnsinnig wichtige Spiel“, erwiderte der Blonde und könnte sich für diese Ausrede in den Hintern treten. „Okay... na dann...“ „Ich lade dich ein“, erwiderte Takeru als er sah, dass die Jüngere nach ihrer Schultasche griff, um ihr Portmonee herauszuholen. „Musst du doch nicht...“, widersprach die Jüngere. „Ich möchte aber...“, lächelte der Blonde sie sanft an, Hikari lächelte zurück „okay, Danke.“ Ich danke dir, dass du das perfekte Mädchen für mich suchst“ und schon erfror ihr Lächeln wieder. „Kein Problem, wozu sind beste Freunde da.“ Auch Takeru wurde wieder ernst. Beste Freunde. Er war es ja selber schuld, wieso konnte er im Kino nicht einfach nach ihrer Hand greifen? Nein, er musste ja an seiner blöden Cola trinken. Yamato hatte Recht, damit hatte er Kari zurück in die Friendzone geschickt. Er war so ein Idiot. Takeru bezahlte für sich und Kari die Rechnung und erhob sich von seinem Platz, auch die Brünette tat es ihm gleich und folgte dem Blonden nach draußen. Sie verließen das Café und sahen sich kurz unsicher an. „Also Hika, ich... ich muss dann los, wir sehen uns ja dann morgen in der Schule.“ Takeru beugte sich zur Jüngeren hinunter um sie in den Arm zu nehmen. Wie er es genoss die Jüngere in seinen Armen zu halten, am liebsten würde er sie gar nicht mehr loslassen. Hikari nickte stumm an seiner Brust. Gerne hätte sie den Moment noch hinausgezögert, doch dann löste sich der Ältere – nach ihrem Geschmack viel zu schnell wieder von ihr. „Bis Morgen, Keru“, nuschelte die Braunhaarige. „Ja, bis morgen, Hika.“ Fassungslos sah die Braunhaarige dem Blonden nach. Wie konnte das nur so schief laufen? Sie wollte doch mit ihm ausgehen? Aber er würde wohl nie mehr als seine beste Freundin in ihr sehen. Am Samstag zeigte er schon kein Interesse und heute hatte sie den eindeutigen Beweis. Freunde, beste Freunde und das wars. Ihr Gesicht neigte sich niedergeschlagen dem Boden entgegen. Seufzend drehte sie sich um und machte sich traurig auf den Weg nach Hause. Takeru drehte sich um, um die Kleinere noch einmal sehen zu können. Er hatte den Abend am Samstag wohl vollkommen falsch interpretiert und sie interessierte sich nicht für ihn. Zumindest nicht so, wie er es sich gewünscht hätte. Nein, er würde nie mehr für sie sein als ihr bester Freund. Seine Stirn legte sich in Falten, ehe er sich wieder abwandte und weiterlief. Kapitel 2: Zwei --------------- Unsicher lief Kari in ihrem Zimmer auf und ab. „Oh nein, oh nein, oh nein... so ein Mist, wie kam ich nur auf diese hirnrissige Idee“, murmelte die Brünette und schaffte es nicht eine Minute ruhig stehen zu bleiben. Wie sollte sie für Takeru nur ein Mädchen finden? Wenn doch eigentlich sie mit ihm auf ein Date wollte und nicht nur auf ein Date. Sie wollte ihn als ihren Freund, als ihren festen Freund und nicht als besten Freund. Sie musste unbedingt jemanden fragen, wie sie aus diesem Schlamassel rauskommen sollte. Hikari holte ihr Handy hervor und wählte die Nummer von Sora, vielleicht hatte sie ja eine Idee. „Hallo Kari“, begrüßte die Ältere Hikari freundlich. „Du? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen hast du vielleicht Zeit?“, kam sie gleich zum Punkt und hoffte, das Sora ein Ohr für sie hätte. Sie blieb immer neutral und versuchte sich in jeden hineinzuversetzen, wenn sie ihr nicht helfen konnte wer dann? „Ich bin gerade auf dem Weg zu Mimi, komm doch einfach auch zu ihr oder ist es was, was sonst niemand wissen darf?“, fragte Sora behutsam nach. Die Brünette stockte einen Moment, fasste sich dann aber wieder. „Nein, dann komme ich auch gleich dahin.“ Bevor Sora antworten konnte legte die junge Yagami auf. Sie nahm sich den Zweitschlüssel den Taichi ihr mal für die Wohnung von ihm und Mimi gegeben hatte. Für einen Notfall, wenn das mal kein Notfall war. Zwanzig Minuten später schloss Kari die Türe auf. Sie blickte gleich in das offene Wohnzimmer und sah Sora und Mimi auf dem Sofa sitzen. Beide schraken leicht auf. „Hä? Achso, ich dachte schon Tai kommt nach Hause. Wieso benutzt du denn den Schlüssel?“, fragte Mimi irritiert nach. „Ihr habt mir die doch für einen Notfall gegeben und ich habe einen“, erwiderte die Jüngere und trat ein. „Na ja, eigentlich habt ihr einen Zweitschlüssel ... ach egal“, winkte Mimi ab. Dann konzentrierte sie sich auf das andere was Kari sagte. „Was für einen Notfall hast du denn?“ „Takeru!“ „Männer sind grundsätzlich unser Problem, du musst schon etwas spezifischer werden“, lächelte Mimi. Kari setzte sich neben Sora auf die Couch und begann zu erzählen, wie das Gespräch mit Takeru auf einmal ganz anders lief, als von ihr geplant. „Na ja und irgendwie kam ich dann auf die grandiose Idee, T.K das perfekte Mädchen zu suchen“, erklärte die junge Yagami verzweifelt. „Warum das denn?“, fragt Sora verwirrt nach und nahm einen Schluck von ihrem schwarzen Tee. „Weil er den perfekten Jungen für mich sucht“, nuschelte sie und setze sich zu den Älteren. Mimi und Sora sahen sich verwirrt an. „Also wollt ihr euch gegenseitig eure potenziellen Partner suchen. Sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Mimi irritiert nach und verstand das Ganze nicht. „… und seit wann hat Takeru ein Problem damit ein Mädchen zu finden?“, wollte auch Sora wissen. „Na, vielleicht sind ihm mittlerweile die Mädchen ausgegangen“, scherzte Mimi und stieß dir Rothaarige mit ihrem Ellenbogen in die Seite. „Und jetzt braucht er Unterstützung von Kari? Na das ist ja nett“, grinste Sora. Beide lachten laut auf. „Seid ihr jetzt fertig?“, fragte Kari genervt nach. Die Jüngste erzählte auch Sora von dem missglückten Kinoabend und wie angespannt es danach wieder zwischen ihnen wahr. Auch wenn es nur kurz war, aber Kari wollte nicht, das irgendetwas zwischen ihnen stand. Nicht schon wieder. „Also Takeru sucht ein Mädchen, das so ist wie du?“, schlussfolgerte Mimi, nachdem die Jüngere mit ihren Schilderungen fertig war. „Ganz genau“, bejahte das Mädchen. Die junge Yagami war wirklich verzweifelt und es wurde auch nicht besser als sie sah wie die beiden Älteren sich so seltsam angrinsten. „und was für ein Mädchen wäre nun perfekt für Takeru?“, fragte auch Sora neugierig nach und sah zu Mimi, die ihren Blick gleich erwiderte. „Ja, genau beschreibe mal wie das Mädchen sein müsste. Kari.“ Kari überlegte. „Also ich denke sie müsste wohl ganz hübsch sein“, murmelte die Jüngere. „Zweifelsohne“, gab Mimi ihr Recht. „… und na ja... also Takeru schreibt ganz gerne.“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Jüngeren als sie begann zu erzählen „Und letztens hat er mir, nur mir, was gezeigt, was ich lesen durfte. Ich fand es so toll, also seine potenzielle Freundin müsste ihn jeden Fall darin bestärken“, erklärte die Braunhaarige. „Sehe ich genauso“, gab Sora der Jüngeren auch recht. „und was noch?“ „Hmm... und zum Ausgleich braucht T.K seinen Sport, sie müsste ihm bei seinen Basketballspielen unterstützen und ihn anfeuern“, überlegte die Brünette weiter. „Alles Punkte die ich verstehen kann“, erwiderte Mimi nachdenklich. „Fällt dir noch etwas ein?“, hakte die Rothaarige nach. Kari überlegte. Ja, was fiel ihr denn noch ein? Es gab so viel was ihr zu Takeru einfiel. Seine Freundin müsste für jeden Spaß zu haben sein, T.K brauchte jemand der ihn unterstützte, aber auch mal sagte: bis hier und nicht weiter. T.K bräuchte ein Mädchen, das er beschützen könnte, weil wie Kari fand, stand ihm diese Rolle unheimlich gut. „Oh, ich habs“, kam es enthusiastisch von Mimi, während sie aufsprang und freudig zu Kari sah die noch ewig hätte über den Blonden nachdenken können. „Ich kenne ein Mädchen das perfekt für Takeru wäre.“ „Ach was wirklich?“, fragte Kari irritiert nach. Mimi nickte energisch mit ihrem Kopf. „Aber ja und Sora du kennst sie auch.“ Sora sah zu ihrer besten Freundin und diese schenkte ihr einen eindeutigen Blick. „Ja, ich kenne sie auch, sogar ganz gut“, erwiderte die Rothaarige. „Wirklich? Wer denn?“, wollte die junge Yagami wissen. „Wann soll das Date denn sein?“, fragte Sora nach. Hikari musste überlegen ein Limit hatten sie sich nicht gesetzt. „Na ja...also... ich denke sobald wir jemanden gefunden haben.“ „Dann kannst du T.K schreiben, dass du sie gefunden hast“, lächelte Mimi die Jüngere an. „Ja, aber wen denn?“, wollte sie verzweifelt wissen. Ihr fiel beim besten Willen nicht ein, wen Sora und Mimi meinen könnten. „Schreib ihm nur das! Und Sora und ich kümmern uns um den Rest, nicht wahr Sora?“, fragte Mimi bei ihrer besten Freundin nach und bekam leuchtende Augen. Sora nickte. „Ja, wir setzen uns mit ihr in Verbindung und sagen dir dann Ort und Zeitpunkt, damit du diesen an Takeru weitergeben kannst“, lächelte sie auch zu Hikari. „Na ich weiß ja nicht, eigentlich sollte ich ja...“ „Wüsstest du denn ein Mädchen?“, fragte Mimi bei der Jüngeren nach. Kari schüttelte ihren Kopf. „Nein, mir fällt so spontan kein Mädchen ein.“ „Ja, wenn das so ist, bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als uns zu Vertrauen“, lächelte Mimi triumphierend. Wieder hörten sie, wie die Wohnungstür aufging und Taichi herein kam. Er winkte kurz in die Mädchenrunde. „Hey“, begrüßte er die drei jungen Frauen und ging direkt in die Küche. „Da hat wohl jemand Hunger“, lachte Sora. „Da hat jemand immer Hunger“, erwiderte Mimi augenrollend. „Okay, also dann werde ich Takeru einfach schreiben“, nuschelte Kari noch immer unsicher, auch wenn sie sich bei diesem Gedanken alles andere als wohl fühlte. „Ja, schreib ihm, dass du das perfekte Mädchen gefunden hast und dass er sich das nächste Wochenende frei halten soll. Am besten Samstag.“ „Ja, Samstag ist gut“, stimmte Sora mit ein. Etwas missmutig stand Kari von dem Sofa auf. Irgendwie hatte sie einen anderen Ausgang des Gesprächs erhofft. Sie hatte gehofft, dass sie einen Tipp bekommen könnte. Damit sie Takeru erklären konnte, dass sie einfach kein Mädchen gefunden hatte oder sonst etwas. Wenn er am nächsten Samstag tatsächlich das perfekte Mädchen treffen sollte, was sollte sie dann nur tun? Das Ganze machte sie wahnsinnig nervös. „In Ordnung“, murmelte sie niedergeschlagen. Taichi kam zurück ins Wohnzimmer mit einer Reiswaffel in der Hand. „Alles okay?“, fragte er nach, als er den besorgten Gesichtsausdruck seiner Schwester bemerkte. Kari nickte und winkte ab „Jaja.“ Sie stand vom Sofa auf, winkte den Mädchen zu, gab ihrem Bruder einen kurzen Kuss auf die Wange und verschwand aus der Wohnung ohne sich nochmal umzudrehen. „Was war das denn?“, fragte Taichi verwirrt nach und sah zu den übrigen beiden Frauen. Mimi und Sora lächelten sich gerade an, dann zwinkerte Mimi ihr zu und sie kicherten. „Mädels, was ist hier los?“, fragte Taichi ernster nach. Sora stand auf und sah hinunter zu Mimi. „Das war dann auch mein Stichwort“, murmelte Sora, eilte in den Flur, schlüpfte in ihre Schuhe und Jacke und verschwand ebenfalls. Taichi sah Sora noch verwirrt hinterher, ehe er zu seiner Freundin sah, die schuldbewusst mit einem imaginären Fussel auf ihrem Rock spielte. „Prinzessin?“ „Hmm?“ „Erklärung!“ „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Wie lange sind wir schon zusammen? Du heckst etwas aus, ich sehe es an deiner Nasenspitze.“ „Offenbar zu lange“, nuschelte Mimi. „Ich hecke gar nichts aus.“ „Ich glaube dir nicht, wenn es etwas mit Kari zu tun hat, verbiete ich dir das!“, kam es scharf aus dem Älteren. Mimi sprang von dem Sofa auf. „Du weißt doch gar nicht worum es geht.“ „Doch, ich weiß ganz genau worum es geht, das ist dein Verkuppel-Gesicht und ich muss dich nicht an das letzte Mal erinnern“, ermahnte Taichi seine Freundin ernst. Mimi seufzte theatralisch auf. „Oh man, diese alten Kamellen. Vertrau mir, ich will nur das Beste für deine Schwester, versprochen.“ Mimi ging näher auf Taichi zu und legte beide Arme um seinen Nacken. „Glaub mir, ich habe einen super Plan und wenn ich erfolgreich bin, sind alle glücklich.“ „Du sagst es selber, wenn...“ „Tai, komm schon...“ „Sag mir bitte nur, dass du Kari nicht mit T.K verkuppeln willst.“ Mimi zog eine Schnute und spielte mit einem Knopf von Taichis Hemd in dem sie den Knopf auf und wieder zumachte. „Prinzessin!“ „Du hast gesagt, ich solls nicht sagen...“ Taichi legte beide Hände an seine Stirn, massierte diese und versuchte ruhig zu atmen. „Nein! Mimi bei deinem letzten Versuch, die beiden zu verkuppeln haben die einen Monat nicht miteinander geredet. Lass es bleiben!“ „Aber ich bin sicher, dass sie sich lieben!“ „Hmm...warst du damals auch. Mimi, die beiden sind beste Freunde akzeptiere es einfach und ich möchte jetzt nichts mehr davon hören.“ „Ja-haaa, man ist ja gut“, gab Mimi nach, legte einen Finger an ihr Kinn und runzelte ihre Stirn. „Hör auf damit, Mimi,“, ermahnte Taichi seine Freundin erneut. „Womit denn?“ „Deinen Plan weiter auszuführen“, erwiderte Taichi und verschränkte die Arme vor der Brust. Mimi rollte mit den Augen. „Wir sind wirklich schon viel zu lange zusammen.“ Kapitel 3: Drei --------------- Takeru hatte so richtig schlechte Laune, er konnte es nicht fassen. Jetzt sollte er für Kari den perfekten Partner finden, dabei war er sich schon sicher wer perfekt zu Kari passen würde. Er und sonst keiner und dann schrieb sie ihm auch noch eine Kurznachricht, dass die Jüngere bereits das passende Mädchen gefunden hätte. So schnell? Wie konnte Kari so schnell ein passendes Mädchen für ihn finden. Er hatte doch schon so viele Verabredungen, aber nie war eine dabei mit der er sich dauerhaft eine Beziehung vorstellen konnte und Kari gelang es innerhalb von nur wenigen Tagen? Wie machte sie das nur? Und kannte er sie vielleicht auch schon? Das Ganze setzte ihn nur noch mehr unter Druck, weil er sich nun dazu verpflichtet fühlte für die Braunhaarige ebenfalls ein Date zu arrangieren, obwohl es das Letzte war was er wollte. Kari verkuppeln mit jemanden Anderem. Takeru traf sich mit seinem Bruder Yamato in einer Sushi Bar und hoffte, dass er ihm einen Tipp geben konnte. „Hey, sorry dass ich zu spät bin, die Bandprobe lief länger als geplant“, entschuldigte sich Yamato gleich, als er auf seinem Stuhl Platz nahm. „Kein Problem, bin froh, dass du so kurzfristig Zeit hast.“ „Na, das ist ja wohl kleine Frage. Was gibt es denn? Irgendwelche Probleme?“, fragte der Ältere etwas besorgt nach. Takeru schüttelte seinen Kopf. „Nein, oder doch.“ „Na los, rück raus mit der Sprache“, forderte der Musiker auf. Takeru rutschte unsicher auf seinem Stuhl hin und her. „Du hattest mir doch gesagt, ich solle Kari um ein Date bitte, weißt du noch?“ Yamato nickte „Hat sie etwa nein gesagt?“, schlussfolgerte der Ältere. „Nein, nicht so richtig. Sie hat mich eher darum gebeten ihr den perfekten Typen vorzustellen, während sie mir das perfekte Mädchen präsentiert und nächsten Samstag findet das Date schon statt“, fügte der Jüngere kurz die letzten Ereignisse zusammen und erklärte ihm wie es dazu gekommen war, dass sie sich gegenseitig einen Partner suchen sollten. Leicht zweifelnd sah der ältere der Brüder den Jüngeren an. „Warum müsst ihr nur alles so kompliziert machen? Es kann doch nicht so schwer sein jemanden um ein Date zu bitte. Ich dachte du willst sie?“ „Ja, ist ja auch so, aber ich bin unsicher ob diese Handaktion am Kinoabend wirklich eine Bedeutung hatte und jetzt diese -ich suche für dich und du für mich Sache- macht es nicht einfacher.“ „Und du hast ihren Vorschlag zugestimmt, warum denn nur?“, fragte Yamato nochmals nach. Es ergab in seinen Augen einfach keinen Sinn. Sowas von nicht. „Was sollte ich denn machen? Sie schien von der Idee geradezu begeistert zu sein“, grübelte der Jüngere niedergeschlagen. „Und jetzt soll ich dir helfen einen Jungen für Kari zu finden?“, mutmaßte der Ältere. Energisch schüttelte der Jüngere seinen Kopf. „Nein, um Gottes Willen. Das Problem das ich habe, wenn ich ihr jemanden vorstelle der total doof ist, denkt sie, dass ich sie nicht wirklich kenne und wenn ich ihr jemanden präsentiere den sie total toll findet, könnte sie sich tatsächlich in ihn verlieben. Was mache ich denn nur?“ Yamato grübelte eine Weile. Er wollte seinem Bruder wirklich helfen, aber das war gar nicht so einfach, da kam er auf eine Idee. „Du brauchst jemanden den du einweihen kannst, den Kari nicht so gut kennt und der dir vor allem nicht die Show stiehlt.“ Takeru musste darüber nachdenken und womöglich hatte sein Bruder Recht. Er fühlte sich bei dem Gedanken für Kari eine Show abzuziehen zwar alles andere als gut, aber wenn er sie nicht verlieren wollte, blieb ihm wohl nichts Anderes übrig. „Ich muss mir nur überlegen wie ich es anstellen soll“, murmelte der Jüngere. Immerhin war es das letzte was der Blonde wollte die junge Yagami zu verletzen. Einmal war sie so sauer auf ihn, dass sie einen Monat nicht mit ihm gesprochen hatte, das wollte er kein zweites Mal erleben. „Du? Ich muss leider schon wieder weiter, kommst du klar?“, fragte Yamato bei seinem Bruder nach. „Ja natürlich, Danke.“ Yamato stand auf, bezahlte zügig, verabschiedete sich von Takeru und verließ die Sushi-Bar wieder. Der Musiker sprintete mit seinem Gitarrenkoffer los, bog die nächste Straßenseite ab und krachte prompt mit Jemanden zusammen. „Hey!“, protestierte die laute und nur zu bekannte Stimme seines besten Freundes in seinem Ohr. „Sorry, war in Gedanken“, entschuldigte sich der Blonde. „Alles okay bei dir?“, fragte Taichi und der Blonde erzählte gleich was Takeru ihm gerade erzählt hatte. Nach kurzer Erklärung seufzte der Braunhaarige auf. Deshalb war Kari letztens so deprimiert gewesen. „Meine Güte, wie lange soll das mit den Beiden eigentlich noch hin und her gehen?“, fragte Taichi bei dem Blonden nach „Ich weiß es nicht“, erwiderte Yamato und sah den Braunhaarigen nachdenklich an, ob Taichi doch nochmal mit Mimi reden sollte? Gleich schüttelte er seinen Kopf. Nein, das war eine ganz schlechte Idee. „Und was ist mit dir los?“, wollte Yamato wissen, als er den Blick des Fußballers sah. „Nichts, ich glaube nur, dass unsere Freundinnen was aushecken wollten.“ „Oh nein, nicht schon wieder“, murmelte der Blonde. Er konnte sich noch zu gut an ihre Aktion von vor drei Jahren erinnern und auch an den Ausgang. „Keine Sorge, ich konnte es Mimi ausreden.“ „Gut. Wie sah der Plan denn eigentlich aus?“ „Keine Ahnung, ich wollte es gar nicht erst wissen.“ Yamato überlegte, sollte sie sich vielleicht doch… „Nein, wir halten uns da raus. Wir alle.“ „Meinetwegen, nur irgendwie tut mein Bruder mir leid.“ Taichi nickte. „Ich verstehe dich ja, aber wenn sie es nicht selber hinbekommen und wir wieder so ein Desaster veranstalten wie das letzte Mal führt das nur dazu, dass sie uns auf ewig hassen“, grübelte der Braunhaarige. Yamato musste seinem besten Freund zustimmen. Was für ein eigenartiger Tag! Nein auch er wollte nicht nochmals so ein Chaos erzeugen wie damals. „Ich rede auch nochmal mit Sora, aber eigentlich ist sie sehr vernünftig wenn deine Freundin meiner Freundin nicht permanent so einen Bären aufbinden würde.“ „Hey, das war damals Teamarbeit, sie haben beide Mist gebaut“, entgegnete der Braunhaarige gleich. „Schon gut, schon gut...“, erwiderte der Musiker schulterzuckend. Yamato wollte deshalb sicher nicht mit dem Braunhaarigen diskutieren. Nicht schon wieder. „Ich muss los, Sora wartet. Wir sehen uns.“ „Okay und rede wirklich nochmal mit ihr. Mir kam das gestern fast schon zu leicht vor, als Mimi so schnell nachgegeben hatte“, forderte der Fußballer und dachte gleich an seine Freundin. Er seufzte, er sollte auch nochmal mit Mimi reden. Ganz dringend. Takeru hatte sich nachdem Basketballtraining noch etwas Zeit gelassen und einen anderen Spieler seines Teams gebeten noch einen Moment zu warten, ehe er nach Hause ging. Nachdem sich alle anderen Spieler des Teams verabschiedet hatten und von der Turnhalle entfernten, wartete Takeru auf seinen schwarzhaarigen Teamkameraden. Naoko. Naoko kannte Kari natürlich auch, jedoch eher als Takerus Bekannte. „Also was gibt es denn noch wichtiges?“, fragte der Schwarzhaarige bei dem Kapitän nach. Kurz erklärte Takeru ihm worum es ging und welche Rolle er dabei spielen sollte. „Also verstehe ich das jetzt richtig, du willst, dass ich mich mit Kari verabrede und sie dann einfach sitzen lasse?“, fragte Naoko bei seinem Teamkameraden skeptisch nach. „Ganz genau, du bittest sie um ein Date zu einem Theater. Ihr Lieblingsstück das Schwanensee findet diesen Freitag statt, da wollte sie unbedingt hin“, erklärte der Blonde, während er seine Sporttasche schulterte und den Schwarzhaarigen neugierig ansah. Er hoffte, dass er ihm helfen würde. „Hmm… ich dachte sie ist deine beste Freundin?“, fragte Naoko irritiert nach. „Ist sie ja auch.“ „Klingt aber nicht so.“ „Ich will dass sie mit mir ausgeht, aber wir haben da… ach egal… auf jeden Fall. Sollst du ihr lauter Komplimente machen und sie zum Lachen bringen, damit sie sich wohl fühlt, aber dann während der Halbzeit sagst du ihr dann, dass du noch an deiner Exfreundin hängst und es deshalb leider nicht klappt“, erklärte Takeru seinem Mitspieler seinen Plan. „Ich habe keine Ex.“ „Du sollst ja auch nur so tun“, konterte der Blonde genervt. „Wie heißt sie denn?“, fragte der Schwarzhaarige nach. „Wer?“ „Na meine Exfreundin“, erwiderte Naoko unbekümmert „und wieso haben wir uns getrennt.“ „Ist mir doch egal“, seufzte Takeru, war er wirklich so blöd wie er sich gerade anstellte? „Hauptsache du gehst, bevor der zweite Akt anfängt und dann wird sie traurig sein und dann tauche ich auf und sie wird erkennen, dass sie nur mich braucht um glücklich zu sein. Jetzt kapiert?“ „Hmm… und was springt für mich dabei raus? Ich meine Schwanensee? ich breche ab“, jammerte Naoko verstimmt. „Du musst weder die Karten bezahlen noch sonst etwas. Ich übernehme das alles.“ Fordernd sah der Schwarzhaarige zu dem Blonden. „Und ich bezahle dich, jetzt zufrieden?“ Naoko nickte. „Mit dir mache ich wieder Geschäfte, Takaishi!“ „Hoffentlich so bald nicht wieder“, erwiderte Takeru und zog aus seiner Hosentasche einen Zettel, faltete ihn auseinander und reichte ihn an Naoko weiter. „Da steht alles drauf was Kari mag und was nicht, ihre Interessen und sogar ihre Wünsche“, erklärte Takeru. „Ließ es, damit du weißt worüber du dich mir Kari unterhalten kannst.“ Naoko nickte. „Meine Güte was für eine Arbeit. Ich verstehe nicht warum du sie nicht einfach direkt nach einem Date fragst?“ Takeru winkte ab. „Das tut nichts zu Sache. Wir machen es so wie besprochen, okay?“ Naoko nickte. „Meinetwegen.“ Takeru lächelte zufrieden, er verabschiedete sich von dem Schwarzhaarigem und ging danach in eine andere Richtung weiter. Etwas mulmig wurde dem Blonden bei dem Gedanken schon, aber er war sich sicher, dass sein Plan aufgehen würde. Kari musste nur erkennen, dass er es war der immer an ihrer Seite sein wird, dass er sie nie verlassen oder sitzen lassen würde. Ja, sie musste ihn nur sehen und zum richtigen Zeitpunkt am richtigem Ort sein und dann kann er ihr endlich sagen was er ihr schon so lange sagen sollte. Kapitel 4: Vier --------------- Karis Sicht Kari war wahnsinnig aufgeregt. Heute an diesem Freitagabend sollte ihr Date mit Naoko stattfinden. Takeru meinte zu ihr, dass er ein wahnsinnig netter Typ sei und Kari anständig behandeln würde. Sie wusste nicht ganz was sie davon halten sollte, aber wenn Takeru sich schon so viel Mühe machte einen Jungen für sie zu finden, sollte sie diesem Naoko wenigstens eine Chance geben. Hikari kannte Naoko zwar flüchtig, aber mehr als >Hallo< und >Tschüss< sprach sie nie mit ihm, daher war sie wirklich gespannt, ob sie überhaupt eine Ebene zu ihm fand. Sie sah sich nochmal im Schaufenster an. Sie trug einen hellblauen Rock – der etwas über ihren Knien endete und eine dunkelblaue Bluse die kurzärmelig und mit kleinen Blumen bestickt war. Dazu trug sie rosane Pumps mit kleinem Absatz und eine farblichen passenden Kette. Sie wusste noch nicht, wo es heute Abend genau hinging. Es war eine Überraschung, daher hoffte sie, dass ihr Outfit passte. „Kari!“, rief auf einmal eine Jungenstimme nach ihr. Hikari drehte ihren Kopf und sah den Schwarzhaarigen. „Hallo Naoko“, erwiderte sie freundlich und lächelte etwas, während sie langsam auf ihn zuging. Einen kurzen Moment war sie doch enttäuscht, als sie den Schwarzhaarigen und nicht ihren blonden besten Freund sah. „Schön, dass du da bist. Wir sind auch schon fast da“, beeilte er sich zu sagen. „Was? Wirklich?“ Hikari sah sich um. Was es hier wohl gab? Ein Kino sah sie nicht, auch keine Bar. Die Straße runter sah sie ein kleines Restaurant. Wahrscheinlich da. Zielsicher ging sie darauf zu. „Ähm...falsche Richtung“, lächelte Naoko verlegen. Er berührte die Braunhaarige an den Schultern und führte sie herum. Karri sah das große Theater mit dem Plakat vom Schwanensee, aber konnte das wirklich sein? „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du da schon immer mal rein wolltest“, grinste Naoko überheblich. Ruckartig sah die Braunhaarige vom Plakat zu dem Schwarzhaarigen mit den rotbraunen Augen. „Das ist nicht dein Ernst“, flüsterte sie ehrfürchtig. Noch nie hatte sich ein Junge so bemüht. Sie legte sich die Hand auf die Brust und spürte ihr Herz wild klopfen. „Also gefällt es dir?“, fragte Naoko gespannt nach. „Gefallen? Ich liebe es“, kreischte Hikari freudig auf, was den Schwarzhaarigen amüsierte. „Na dann lass uns unsere Plätze suchen.“ Naoko hielt der Jüngeren seinen Arm hin und sie hakte sich bei ihm unter. „Mit dem allergrößten Vergnügen.“ Die Plätze waren der pure Wahnsinn gewesen. Siebte Reihe - Mitte. Mit dem perfekten Blick zur Bühne. „Dankeschön, du weißt ja gar nicht was mir das bedeutet“, murmelte Kari und lächelte Naoko fröhlich an. Es war noch etwas Zeit bis der erste Akt begann und die Zeit nutzen sie um sich besser kennenzulernen. Hikari wollte Takeru unbedingt noch schreiben. Das es bisher super lief, aber sie kam nicht dazu, da Naoko ihre Hand nahm. „Ich wollte nur, dass du einen schönen Abend hast“, lächelte er. Kari bekam rote Wangen und wurde ein wenig verlegen. „Warum? Ich meine, verstehe mich bitte nicht falsch, aber wir haben doch noch nie viel miteinander geredet. Warum dann all das hier?“ Naoko räusperte sich, ehe er zur antwort ansetzte. „Wir haben zwar nie viel geredet, aber ich habe immer nur von dir geredet. Die Anderen aus dem Team konnten es schon gar nicht mehr hören, aber ich war immer zu schüchtern um dich direkt anzusprechen und eigentlich habe ich auch gedacht, dass du und Takeru… na ja irgendwie ein Paar seid“, erzählte der Schwarzhaarige, lächelte dabei immer wieder zur Jüngeren und legte einen Arm um ihren Sitz. „Aber als Takeru neulich zu mir kam und mich fragte, ob ich ernsthaft an einem Date interessiert sei, konnte ich nur wie wild mit dem Kopf nicken und es bejahen und so hat er es eingefädelt. Ein echt Klasse Typ.“ Hikari nickte traurig. Ja, Takeru – ihr bester Freund. Der nur das Beste für sie wollte und in seinen Augen war das wohl Naoko und sie musste zugeben, bisher fand sie den Abend wirklich schön. Sie vertraute Takeru schließlich, also wollte sie auch Naoko eine faire Chance geben. Hoffentlich hatten Mimi und Sora ein Mädchen für Takeru gefunden, das genauso nett war. Oh man, jetzt bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie hätte das Mädchen selber aussuchen sollen. Sowie Takeru für sie und nicht ihre Freundinnen vorschicken sollen. Die Lichter der Bühne verdunkelten sich, die Show begann. Sie richtete sich etwas auf und konnte nicht weiter über ihre Freundinnen oder das andere Mädchen nachdenken. Berührt sah die junge Yagami zur Bühne und hatte ein unvergleichbares Leuchten in den Augen. Das Stück hatte all ihre Erwartungen übertroffen. „Dir scheint das Stück ja echt viel zu bedeuten?“, lächelte Naoko. Kari drehte sich zum Älteren um und nickte. „Ich liebe diese Musik, ich höre sie daheim oft, was meine Familie manchmal wirklich nervt, aber mir ist das egal.“ „Ja, die Musik ist wirklich schön“, log Naoko und gähnte etwas, hinter vorhaltener Hand. Das Theaterstück fand er ziemlich langweilig, aber er musste zugeben, dass er gefallen an dem Mädchen neben sich gefunden hatte. Sie war hübsch, freundlich und klug. Er packte einen Zettel aus, auf denen Dinge stand die Hikari gerne mochte. Immerhin wollte er weiterhin punkten. „Musik ist wirklich wichtig, aber weißt du was ich auch echt mag“, murmelte Naoko. Kari richtete die Aufmerksamkeit von der Bühne wieder auf Naoko. Immerhin hatte er die teuren Karten gekauft, da konnte sie ihn ja schlecht ignorieren. „Na da bin ich gespannt.“ „Tiere, ganz besonders Katzen...“, erwiderte der Basketballspieler. „Nicht dein Ernst“, kreischte Kari, was zu Gemurmel um sie herum führte. Hikari entschuldigte sich und drehte ihren Kopf wieder zu dem Älteren. „Ich liebe Katzen, ich habe sogar eine...“, strahlte die Braunhaarige. „Ach? Das ist ja ein Zufall. Ich auch“, log Naoko erneut. Er mochte keine Katzen, lieber Fische und das am liebsten auf seinem Teller. „Wie heißt die Katze?“, fragte Hikari neugierig nach. „Ähm… Mietzi...“, erinnerte er sich wieder an den Namen welcher auf seinem Zettel stand. „Du machst doch Witze, so heißt meine auch...“, kicherte Hikari. „Wirklich? Also ich dachte immer, dass ich der Einzige wäre der so einen… na ja… sagen wir nicht sehr kreativen Namen einer Katze gegeben hat. Damals war ich noch sehr klein und mir war nichts anderen eingefallen“, erklärte er und zwinkerte ihr zu. Kari kicherte. „Ich hatte ganz viele Namen, aber mein Bruder konnte sich keinen der Namen merken und fand die alle doof und dann sagte er immer >nennt die Mietze doch einfach Mietzi<, Ich war natürlich total dagegen, aber Mietzi hatte immer auf den Namen reagiert, was Tai wirklich sehr lustig fand. Na ja und schließlich hab ich sie auch so genannt, damit das arme Tier nicht noch mehr durcheinander kommt“, lächelte sie unschuldig. „Du bist wirklich sehr hübsch, wenn du lächelst“, machte er ihr das Kompliment. Sofort färbten sich die Wangen der Brünetten rot. Der erste Akt war vorbei. Die Pause begann. Manche Leute standen auf, wollten sich die Beine vertreten, die Toilette aufsuchen oder etwas trinken. Auch Naoko führte Kari zur Bar und wollte ihr einen Drink ausgeben. „Also was darf es denn sein?“, richtete Naoko seine Frage an seine Begleitung. „Ähm ein Ginger Ale bitte“, bestellte sie. Naoko nickte. „Bekommst du sofort. Immerhin möchte ich nicht, dass du verdurstest“, grinste er. Kari kicherte. Sie fand Naoko wirklich nett. Sie hätte nie erwartet, dass sie heute einen so schönen Abend haben würde. Eigentlich hatte sie anfangs gar keine Lust auf das Date gehabt, aber nachdem Takeru sich bei ihr gemeldet hatte, hatte sie nicht wirklich eine Wahl. Es war ja ihre hirnrissige Idee gewesen. Kurz wurde sie traurig, als sie an den Blonden dachte. Wie schön es gewesen wäre mit ihm heute hier zu sein, aber nein… Ihr bester Freund würde ja doch nie mehr als Freundschaft empfinden. Sie sollte endlich darüber hinwegkommen und froh sein, dass sie einen so tollen besten Freund hatte. Ja, genau. Eine SMS aus Naokos Hosentasche unterbrach die Beiden. Kurz suchte der Schwarzhaarige nach seinem Handy und entsperrte es. Er las die Nachricht, kurz zuckte er mit den Lidern, dann sah er Kari wieder lächelnd an. „Nur Takeru der wissen will, ob es gut läuft. Ich antworte kurz, dass ich heute den schönsten Abend von allen habe“, erklärte Naoko und schrieb, aber eine andere Antwort, auf eine ganz andere Frage. >Alter, hast du unseren Plan vergessen? Mach das du da wegkommst, entschuldige dich und geh nach Hause. Ich warte. Takeru.< >Sorry, Kumpel. Planänderung. Die Kleine ist süß und es hat gefunkt. Naoko.< „Na los, lass uns wieder rein, bevor Jemand unsere Plätze klaut“, zwinkerte er, nahm Karis Hand in seine und führte sie wieder ins Theater. Die weitere SMS in seiner Hosentasche ignorierte er einfach. „Das war unglaublich. Vielen Dank für diesen schönen Abend“, freute sich die Braunhaarige und bekam das Strahlen nicht mehr aus ihrem Gesicht. „Ach was. Ich freue mich, wenn du glücklich bist.“ „Ohh… wie süß.“ Kari bekam zum fünften Mal an diesem Abend rote Wangen. Er war den ganzen Abend ein wahrer Gentleman, hielt ihr die Türe auf, half ihr in ihre Jacke und brachte sie nach Hause. Wie sie es genoss, wenn ein Junge auf solche Kleinigkeiten achtete. „Ich hoffe, wir können das mal wiederholen?“, fragte Naoko hoffnungsvoll nach. Kari brauchte nicht lange zu überlegen. „Sehr gerne und Danke für den schönen Abend.“ Der Ältere beugte sich zur Braunhaarigen herunter, er legte seinen Mund auf ihre weichen Lippem und küsste sie sanft und kurz, dann entfernte er sich. „Schmeckt auf jeden Fall nach mehr… Ich freue mich auf unser zweites Date, Kari.“ Damit verschwand Naoko, Kari sah ihm lächelnd hinterher, ehe sie die Haustür aufschloss und es kaum erwarten konnte, Takeru anzurufen um ihm dafür zu danken. Kapitel 5: Fünf --------------- Wütend lief Takeru nach Hause. Dieser blöde Naoko machte einfach alles kaputt, in dem dieser Idiot sich nicht an den einfachen Plan hielt. Jetzt ließ er ihn tatsächlich auflaufen und versuchte ernsthaft bei seiner Hika zu landen, das durfte doch nicht wahr sein. Warum hatte er ihn nur gefragt? Er hätte einfach sagen sollen, dass er leider keinen Jungen gefunden hätte und schon wäre das Problem erledigt gewesen. Zornig stürmte er in sein Zimmer und schmiss sich aufs Bett. Er hatte so gehofft den zweiten Akt mit Hikari ansehen zu können. Er musste Kari alles über Naoko und sein falsches Spiel sagen. Er musste es einfach versuchen, aber wie? Was sollte er ihr denn sagen? "Hi Hika. Ich wollte nicht wirklich, dass du Naoko kennenlernst. Aber Ich hab ihn bezahlt, damit er so tut, als würde er dich gut finden, aber jetzt scheint er dich doch nett zu finden. Ach und die Karten hab auch ich bezahlt." Na super, dann würde sie ihn sicher vor lauter Freude um den Hals springen. Eine halbe Stunde verging, noch immer kam er nicht runter. Er schleppte sich ins Badezimmer und nahm eine kalte Dusche. Dass hatte er jetzt verdient. Als er zurück in sein Zimmer ging, blinkte sein Handy. Er nahm es hoffnungsvoll in die Hand. Kari hatte ihm geschrieben. „Oh bitte, bitte, schreib, dass er ein Idiot war“, murmelte der Blonde während er zügig seinen Nachrichteneingang überprüfte. Keru, du hast es wirklich geschafft, den perfekten Jungen für mich zu finden. Der Abend war einfach superschön :) Wusstest du, dass er auch eine Katze hat, die Mietzi heißt? Ist das nicht ein lustiger Zufall? Ich rufe dich morgen an. Lg Kari.< „Bitte?“ Fassungslos starrte Takeru auf sein Handy. Er hatte die Informationen die er Naoko über Hikari gegeben hatte vollkommen ausgenutzt und zu Eigen gemacht. Wie sollte er Kari das erklären? Ach, alles was ich über dich weiß, hab ich auf ein Schmierblatt geschrieben und es Naoko gegeben. Oh nein, das würde niemals im Leben gut ausgehen. Niemals, niemals, niemals. Er hatte zwar mehrmals versucht eine Antwort zu tippen, aber er konnte den Inhalt nicht versenden. So ließ er es einfach bleiben und legte sich in sein Bett. Schlafen klappte jedoch nicht ganz so wie geplant, da er viel zu wütend war. Auf sich. Auf Naoko und den ganzen Rest der Welt. – Da Takeru nachts nicht mehr in den Schlaf fand, sondern sich nur hin und her wälzte, entschied er sich am nächsten Morgen dazu, das Gespräch mit Naoko zu suchen. Er musste zugeben, dass er nicht mal wusste wo er überhaupt wohnte. Sie spielten zwar zusammen Basketball, aber er hatte keine Ahnung was er sonst machte und mit wem er seine Zeit verbrachte. Je mehr er darüber nachdachte, umso dämlicher kam er sich vor. Wie konnte er Kari nur Jemanden präsentieren, den er nicht mal wirklich kannte? Er rief einen seiner Mitspieler, der etwas mehr mit Naoko zu tun hatte, an. „Hey Tako, du ähm… kannst du mir sagen wo Naoko wohnt?“ „Hi T.K., warum willst du das denn wissen?“, fragte er überrascht nach. „Ähm, weil ich… Ich muss mir etwas zurück holen was mir gehört. Also?“ Tako hatte nicht länger vor, sich gegen den Basketballkapitän zu stellen und gab ihm die Adresse. Dankbar legte Takeru auf und war froh, dass Tako keine weiteren Fragen stellte. Er hatte zwar Naokos Handynummer, aber das musste er von Angesicht zu Angesicht mit ihm klären. Nach etwa zwanzig Minuten erreichte er die Straße, die er von Tako zugeschickt bekam. Er suchte gerade nach der passenden Hausnummer, als ihm der Schwarzhaarige ins Auge fiel. Dieser kam ihm gerade entgegen, während sein Blick auf dem Handy lag und ein verräterisches Grinsen auf seinem Gesicht lag. „Naoko!“, rief Takeru verärgert und näherte sich dem Schwarzhaarigen. Der sah auf, packte sein Handy weg und näherte sich ebenfalls völlig unbeeindruckt dem Blonden. „T.K., was verschafft mir die Ehre?“, fragte er fröhlich nach. „Das freundliche Getue kannst du dir sparen! Warum hast du dich nicht an unsere Abmachung gehalten?“, fragte er verärgert nach und kam gleich auf den Punkt. „Habe ich doch!“, erwiderte Naoko unbekümmert. „Ähm… Nein, ganz sicher nicht.“ „T.K., ernsthaft. Ich sollte Kari auf ein Date einladen. Erledigt. Ihr Komplimente gemacht. Erledigt. Dafür sorgen, dass sie sich wohl fühlt. Erledigt. Und nachdem sich das alles so gut angefühlt hatte und Kari allen Ernstes einen schönen Abend hatte, hast du wirklich gewollt, dass ich das alles wieder ruiniere und sie doch hängen lasse? Sorry, aber das habe ich nicht eingesehen. Ich wollte ihr nicht weh tun. Sie ist wirklich ein nettes und süßes Mädchen“, erklärte Naoko. „A-also. Wolltest du den Abend einfach nur in Frieden enden lassen?“ „Ja!“ „Puh, okay. Aber du lässt jetzt die Finger von ihr!“, beharrte Takeru erneut. „T.K., warum stellst du eigentlich solche Besitzansprüche an Kari? Sie ist doch gar nicht deine Freundin und deine Methoden sind sonderbar. Eigentlich wollte ich mich ja wirklich zurückhalten, aber jetzt wo ich Kari näher kennengelernt habe, habe ich mich dazu entschlossen herauszufinden wo das mit uns hinführt!“ „Wie bitte? Das ist nicht dein Ernst?“ „Und ob! Und wir wollen uns sogar nochmal treffen. Keine Sorge, ich habe ihr nichts von deinem komischen Plan erzählt und für sie bist du ein wahrer bester Freund!“, zwinkerte Naoko dem Blonden zu. Takerus Magen drehte sich um. Ihr bester Freund. „Und wenn du nichts sagst, sage ich auch nichts. Wie Kari wohl darauf reagieren würde, wenn sie erfahren würde, dass du mich bezahlt hast um sie abzuservieren?“, fragte Naoko grinsend nach. „So war das doch gar nicht“, versuchte sich Takeru zu rechtfertigen. „Hmm… das kann sie ja dann selber entscheiden“, erwiderte Naoko selbstsicher. „Sie würde dich dann auch hassen, weil du dich darauf eingelassen hast“, stellte Takeru fest. Naoko zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Für mich ist sie nur ein Mädchen von vielen, wenn ich sie verliere, ist es mir egal, aber ist es dir auch egal?“, fragte Naoko interessiert nach und hob eine Augenbraue nach oben. Takeru war sprachlos, darauf konnte er nichts erwidern. Es ist zwar jetzt schon drei Jahre her, aber damals hatten sie sich schon mal so sehr gestritten, dass sie einen Monat nicht mit ihm geredet hatte. Das war sein schlimmster Monat und das wollte er nicht nochmal riskieren. Er schüttelte gedankenverloren seinen Kopf. Verdammt jetzt hatte dieser Naoko ihn auch noch in der Hand. Wie kam er da nur wieder raus? „Das hatte ich angenommen, also wir sehen uns dann am Montag“, verabschiedete sich Naoko von Takeru und ging grinsend an ihm vorbei. Takeru sah ihm ungläubig hinterher. Verdammt. Egal wie oft er das Szenario in seinem Kopf durchspielte. Er würde immer den Kürzeren ziehen. Kari würde ihm das nicht verzeihen. Wenn er so darüber nachdachte, konnte er es sich selber nicht verzeihen. Warum hatte er sich nur darauf eingelassen? Er hatte von Anfang an kein gutes Gefühl bei der Sache, aber jetzt? Er musste alles dafür tun, dass er Kari nicht verlor, aber er würde auch nicht zulassen, dass Naoko Kari zur festen Freundin machte, also musste er mit Kari reden und hoffen, dass sie ihm diesen Naoko irgendwie ausreden konnte. Es blieb ihm nichts anderes übrig als ehrlich zu ihr zu sein und vielleicht konnte sie ihn sogar ein wenig verstehen. Dann drehte sich der Schwarzhaarige nochmal zu dem Blonden um. „Keine Sorge, wenn ich sie ins Bett bekommen habe, gehört sie wieder ganz dir...“, grinste Naoko überheblich und öffnete die Haustür. „Du elender...“ Wutentbrannt lief Takeru auf den Schwarzhaarigen zu, dieser jedoch reagierte blitzschnell, schloss auf und knallte die Türe wieder zu, sodass der Blonde dagegen prallte. Naoko lachte sich schlapp, während Takeru zornig gegen die Türe hämmerte. Naoko winkte ihm nur provozierend zu, während er den Blonden ignorierte und hoch in seine Wohnung ging. – Taichi und Mimi waren bei Matt und Sora eingeladen. Die beiden jungen Männer wollten nochmal mit ihren Freundinnen über ihre Geschwister reden und gemeinsam fühlten sie sich irgendwie stärker. Sie kochten zusammen und Mimi und Sora ließen sich gerade auf dem Sofa nieder. Die beiden Jungs kamen mit einem Bier in der Hand dazu und setzten sich gegenüber auf den Fußboden. Taichi sah zu Yamato. „Fang du an!“, flüsterte er seinem besten Freund zu. „Wieso ich? Das war doch deine Idee.“ „Ja, aber Sora ist nicht so zickig und außerdem ist Takeru dein Bruder.“ „Und Kari deine Schwester!“, kam es gleich aus Yamato und rollte mit seinen Augen. „Was redet ihr zwei da? Ihr wisst schon, dass wir euch hören können!“, zischte Mimi dazwischen. Taichi sah verlegen zu Mimi und grinste entschuldigend, ehe er sich erhob. „Wir wollten nochmal mit euch reden.“ „Und worüber?“, fragte Mimi nach. „Darüber, dass ihr euch wirklich nicht in die Angelegenheiten von Kari und Takeru einmischt!“, erklärte der Braunhaarige. Mimi und Sora sahen sich kurz an, ehe sie sich nach hinten fallen ließen. „Ihr hattet wirklich vor, an eurem Plan festzuhalten, oder?“, hakte auch Yamato ungläubig nach und sah enttäuscht zu seiner Freundin. „Können wir es vielleicht kurz erklären? Vielleicht seid ihr dann ja auf unserer Seite“, bemühte sich Sora gleich um Frieden. Taichi holte gerade tief Luft und schüttelte seinen Kopf. „Erzähl!“, kam es da schon aus dem Blonden. Taichi sah sofort zu seinem besten Freund. „Alter!“ „Was denn? Es kann ja nicht schaden, es sich mal anzuhören“, beharrte Yamato. „Danke“, kam es strahlend aus Sora und lächelte Yamato an. Taichi rollte mit seinen Augen. „Weichei!“ „Ihr wisst ja sicher, dass Takeru ein Jungen für Kari finden soll und Kari ein Mädchen für Takeru, oder?“, fragte Sora nach. Die beiden jungen Männer nickten. „Na ja und wer passt besser zu Takaru als Kari? Fällt euch da irgendein Mädchen ein? Irgendeins dann teilt sie uns gerne mit und wir bringen sie nächsten Samstag zu dem Date“, erwiderte Mimi. „Was meint ihr damit?“ „Na ja. Kari hat uns um Hilfe gebeten ein Mädchen zu finden und wir denken, wenn wir es so anleiern, dass Kari an dem Treffpunkt erscheint und kein anderes Mädchen, dass auch die beiden endlich verstehen, dass sie zusammen gehören“, klärte Sora die beiden Männer auf. „Das geht niemals gut“, prophezeite Taichi und sah kurz darauf zu Yamato. „Siehst du? Ich sag doch, wir dürfen sie nicht aus dem Augen lassen.“ „Natürlich geht das auf. Wir sagen Kari natürlich vorher Bescheid, dass wir sie meinen. Ich weiß zufällig, dass Kari sich die Chance nicht nehmen lassen würde. Sie wartet doch eigentlich nur auf eine weitere Chance“, argumentierte Mimi und versuchte sachlich zu bleiben. „Hört zu, es ist ja nett, dass ihr euch so bemüht, aber die Beiden waren doch schon Tausendmal zusammen aus und bisher hat es auch nicht geklappt. Wie kommt ihr also darauf, dass es dieses Mal anders laufen könnte?“, fragte auch Taichi sanft nach. „Weil wir den ganzen Abend komplett durchgeplant haben. Ein Date wie es sich jedes Mädchen wünschen würde“, erklärte Mimi. „Nicht nur das. Wir kennen die beiden nun auch schon ewig und wissen auch, viele Punkte die die Beiden miteinander verbindet und wollen sie auf eine Art Schnitzeljagd schicken“, erklärte die Rothaarige ausführlich. „Die gepflastert ist, durch die verschiedenen Arten ihrer starken und besonderen Freundschaft“, ergänzte Mimi. „Und wenn sie es dann immer noch nicht verstanden haben, glaubt es mir, halte ich mich für alle Zeiten daraus“, erwiderte Sora bestimmend. Taichi und Yamato sahen sich an. „Ich finde es klingt jetzt gar nicht so übel“, murmelte Yamato. Auch Taichi musste zugeben, dass der Plan gar nicht mal so schlecht war. „Und ihr sagt Kari vorher Bescheid?“, fragte der Braunhaarige besorgt nach. „Natürlich“, versprach Mimi. „Sonst würde sie ja selber dort gar nicht erscheinen.“ „Na gut, dann führt euren Plan halt aus“, gab Taichi schließlich nach. Aufgedreht kreischten die Mädchen auf und klatschten sich ab. „Dafür spielen wir jetzt PS4 und machen euch fertig!“, bestimmte Taichi. „Das werden wir ja noch sehen.“ Kapitel 6: Sechs ---------------- Aufgeregt lief Kari in ihrem Zimmer auf und ab, gerade hatte Naoko ihr geschrieben und sie gefragt, ob sie nicht morgen wieder mit ihm ausgehen wollte. Lächelnd starrte sie auf die SMS und überlegte, was sie ihm antworten sollte, obwohl sie deutlich interessiert an einem weiteren Date mit Naoko war und sicher zusagen würde. Dennoch fragte sie sich, warum Takeru ihr bisher noch nicht geschrieben hatte. Normalerweise dauerte es maximal ein paar Stunden, aber nie einen ganzen Tag, bis er sich meldete. Er hatte ihr bisher nämlich nicht geantwortet, dabei wollte sie doch unbedingt mit ihm über diesen tollen Abend reden und sich bei ihm bedanken. Sie erhielt gerade eine weitere Nachricht. Freudig stellte sie fest, dass die Nachricht von ihrem besten Freund war. Endlich. Ein Lebenszeichen! >Hallo Hika, ich bin gerade in der Nähe und würde gerne vorbei kommen, wenn das okay wäre? LG Takeru.< Rasch und Lächenld antwortete Kari, dass sie zuhause wäre und sich schon auf ihn freute. Anschließend legte sie ihr Handy auf ihren Schreibtisch zurück und vergaß Naoko zu antworten. Takeru machte sich schweren Herzens und mit gesenktem Kopf auf den Weg zu den Yagamis. Er wollte mit seiner besten Freundin über Naoko reden und wusste wirklich nicht wie er das anstellen sollte. Wie sollte er Kari nur sagen, dass Naoko das größte Schwein der Welt war und er ihn auf Kari angesetzt und sogar dafür bezahlt hatte? Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er sie nicht ins offene Messer laufen lassen konnte und lieber wäre es ihm, sie wäre sauer auf ihn, als das sie sich weiter mit diesem Arsch abgeben würde. Er musste sie einfach beschützen. Kari wollte sich sowieso heute mit dem Blonden treffen, um mit ihm über den ach so tollen Abend zu reden. Yeah! Spannung steigt! Die Brünette öffnete gleich die Türe und ließ ihren besten Freund freudestrahlend eintreten. „Endlich! Weißt du eigentlich wie schwer es war, dich zu erreichen? Warum antwortest du mir nicht?“, fragte sie aufgebracht nach. Takeru lächelte unschuldig, zuckte mit den Schultern und folgte der Jüngeren in ihr Zimmer. „Na ja, egal. Jetzt bist du ja da“, erwiderte sie freudig und ging voran in ihr Zimmer und setzte sich gleich im Schneidersitz auf ihr Bett, während Takeru auf ihrem Schreibtischstuhl Platz nahm und nicht wusste wie der dieses Gespräch beginnen sollte. Gleich begann Kari aufgeregt alles über den Vorabend zu erzählen, als hätte er nicht alles mit eigenen Augen gesehen. Sie ließ nichts aus, es sprudelte nur so aus ihr heraus, schwärmte von dem tollen Theaterstück und leider auch von Naoko.  „Und tatsächlich waren wir im Schwanensee… kannst du dir das vorstellen? Es war so...“ Takerus Magen drehte sich dabei um, war ja nicht so, als hätte er das nicht alles mitbekommen und zwar aus nächster nähe. „Die Plätze waren richtig toll, ich hatte einen unglaublich tollen Blick zur Bühne….“, erzählte die Brünette aufgeregt weiter. Ja, das wusste Takeru, immerhin hatte er die Plätze ja auch ausgesucht. Wäre er doch besser da rein geplatzt und hätte das Date nicht bis zum Ende kommen lassen. Ja, das wäre wirklich besser gewesen. „Und dann in der Pause...“ Mehr oder weniger interessiert hörte Takeru zu. Es fiel ihm wahnsinnig schwer, nicht jetzt schon die Fassung zu verlieren. Sie wirkte so glücklich, strahlte förmlich bei ihren Erzählungen. „Und Naoko und ich haben so viele Gemeinsamkeiten… Er...“ Nein, habt ihr nicht! Nichts von dem was dieser Idiot zu seinem besten gegeben hatte entsprach auch nur Ansatzweise der Wahrheit. Er hatte nur die Informationen die er ihm gegeben hatte auswendig gelernt. Verdammt und er hatte Erfolg damit. „Auf jeden Fall hat er mir heute Morgen schon wieder geschrieben und wollte wissen, wann ich wieder Zeit habe.“  Das gab es doch echt nicht. Er ließ echt keine Gelegenheit aus, aber er würde es nicht zulassen, dass Kari sich nochmal mit diesem Idioten verabreden würde. Als Kari schließlich am Ende war, sah sie ihn erwartungsvoll an. „Hmm?“, fragte Takeru nach und überlegte was sie zuletzt gesagt hatte. Der Basketballspieler hatte mittlerweile komplett abgeschaltet, als sie davon schwärmte wie toll seine Augen doch gewesen waren. Von wegen – dachte der Blonde sich verbissen. Seine Augen waren doch viel besser! Blau topt grün! „Na, wie du auf Naoko gekommen bist? Er ist wirklich toll“, schwärmte die Braunhaarige weiter. Takeru unterdrückte ein Augenrollen. „Aber du findest ihn jetzt nicht wirklich gut, oder so?“ Überrascht sah Kari zu dem Blonden. „Das habe ich doch gerade die ganze Zeit erzählt. Hörst du mir denn nicht zU? Wir wollen uns wieder treffen, also ich habe noch nicht zugesagt, aber ich werde.“ „Kari… Ich, ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das eine so gute Idee wäre...“, juschelte der Blonde und sah stur auf dem Fußboden. „Warum das denn nicht?“, fragte sie irritiert nach. „Weil… ähm… Du verdienst etwas besseres...“ „Aber Takeru, du hast ihn mir doch genau aus diesem Grund vorgeschlagen, weil er gut genug für mich ist...“ Kari verstand gar nichts mehr. Das war doch ihr Deal, warum redete er denn jetzt so? „Ehrlich gesagt… Ich glaube ich muss dir da etwas beichten, aber ich weiß nicht wie ich es sagen soll und ich glaube, dass du danach ziemlich enttäuscht und sauer auf mich sein wirst...“ Kari setzte sich aufrecht in ihrem Bett auf und sah argwöhnisch zu ihrem besten Freund. „Was willst du mir sagen?“ „Ich...ähm… wollte nicht wirklich, dass...also das du…“ Er wusste nicht wie er es sagen sollte. Er wusste er würde ihr jetzt sehr weh tun und das war doch das letzte was er wollte. Ungeduldig sah die junge Yagami zu ihrem besten Freund. Warum wirkte er denn auf einmal so unsicher? Warum konnte er ihr nicht mal richtig in die Augen gucken und warum wich er ihrem Gespräch aus?  „Takeru Takaishi, spuck es endlich aus. Du weißt das ich es nicht mag, wenn du ständig drumherum redest. Was immer es ist, es wird schon nicht so schlimm sein...“ Der Blonde lachte höhnisch auf. „Wenn du das doch nur versprechen könntest“, murmelte der Basketballspieler. „Keru, komm schon… Was willst du mir sagen?“ Takeru schloss die Augen, holte einmal tief Luft und sah dann mit ernstem Blick zu der Brünetten. „Naoko will dich nur ins Bett kriegen, er ist nicht ernsthaft an dir oder an einer Beziehung mit dir interessiert. Es tut mir leid, wirklich… Ich...“ „Du lügst“, unterstellte sie ihm gleich. Enttäuscht sprang sie von ihrem Bett auf und verschränkte die Arme voreinander, auch Takeru stand auf und stellte sich ihr gegenüber. „Ich, ich dachte für einen kurzen Moment, das er eventuell zu dir passen würde… also nein… so ein quatsch. Ich wusste das er nicht zu dir passt...“ Takeru suchte verzweifelt nach den richten Worten, er hatte es so oft geübt, aber jetzt war alles weg. „Was?“ unterbrach sie ihn rasch. Takeru war in Erklärungsnot, aber er musste die Karten jetzt offen auf den Tisch legen, bevor alles nur noch schlimmer wurde. „Ich hab ihn für das Date bezahlt…die Karten für das Schwanensee waren von mir und alles was er an diesem Abend zu dir gesagt hat… puh… war eine Lüge… Ich habe ihm gesagt, was du magst und auf was du stehst und...“ Bahm… Kari holte aus und gab dem Blonden eine Ohrfeige, gleich schoss sein Kopf zurück zu der Braunhaarigen, die plötzlich mit verheulten Augen vor ihm stand. „Du… bist… Ich fasse es nicht, dass du… ausgerechnet du mir so etwas antust… Das hätte ich nie von dir gedacht...“, schluchzte die Jüngere auf. „Hika… Ich… Ich wollte, dass wir...“ „Nein… Ich will das gar nicht hören, Takeru! Du machst immer das Gleiche, all die Jahre schon. Immer wenn mir jemand näher kommt, immer wenn ich jemanden mag, machst du ihn mir madig. Du willst mich für dich, willst mich nicht teilen, aber dennoch hält es dich nicht davon ab mit ach so vielen anderen Mädchen etwas anzufangen…“ Takeru senkte seinen Kopf und schwieg. Irgendwie hatte Kari Recht mit dem was sie sagte. Er wollte sie nie teilen, weil er dachte, dass sie jemanden besseres verdiente. Nie war einer gut genug in seinen Augen – nicht mal er. „Du kannst gehen, ich will dich nicht mehr sehen...“, erwiderte sie mit kühler Stimme und ausdruckslosem Blick. „Aber Hika… so… so ist das doch alles gar nicht… ich weiß ich habe dich ver….“ „Nein, du weißt nichts… gar nichts!“ Wütend ging Kari zu ihrer Zimmertüre, riss diese auf und deutete Takeru damit an aus dieser herauszutreten. „Können wir...“, versuchte Takeru die Jüngere umzustimmen, doch ihr Blick sagte eigentlich schon alles. „Wir können gar nichts… Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Verschwinde!“ Kari machte eine Handbewegung zu dem offenen Wohnbereich, wo ihre Mutter stand und verwirrt das Streitgespräch mitbekam. Takeru nickte betrübt mit dem Kopf, als er an ihrer Zimmertüre und direkt neben Kari stand, er drehte seinen Kopf und sah sie mit traurigen Augen an. „Ich wollte das nicht, bitte glaub mir. Es tut mir so leid...“ „Geh! Ich will nichts mehr davon hören.“ „Aber ich...“, versuchte es Takeru noch einmal. „Du! Du hast schon genug getan, mehr als genug und zukünftig halte dich aus meinen Angelegenheiten raus!“ Der blonde junge Mann nickte kaum merklich mit dem Kopf, entschuldigte sich bei Yuuko für die Unannehmlichkeiten und drehte sich noch einmal zu der Jüngeren um. Diese schmiss gleich ihre Zimmertüre zu und dem Älteren blieb nichts anderes übrig, als das Weite zu suchen. Mit schweren Schritten machte er sich auf den Weg zu der Wohnungstür, zog seine Schuhe an und lächelte geqäult zu Karis Mutter, die mit Entsetzen zwischen Karis Tür und Takeru hin und her sah. Nachdem er aus der Wohnung getreten war, blieb er reglos davor stehen. Er konnte doch jetzt nicht einfach so gehen, es einfach so zwischen ihnen belassen. „Es tut mir so leid, Hika, das habe ich nie gewollt. Ich wollte dir nicht weh tun, ich liebe dich doch…!“ Kapitel 7: Sieben ----------------- Weinend lief Kari durch die Straßen. Sie versuchte zu verstehen, wie es nur so weit kommen konnte. Wie konnte Takeru, ihr Keru, ihr nur so etwas antun? Es ergab in ihren Augen einfach keinen Sinn. Er hatte ihr so weh getan und ihr Vertrauen missbraucht und sie wusste wirklich nicht, ob sie ihm das jemals verzeihen konnte. War sie wirklich so schrecklich, dass er einen Freund bezahlen musste, mit ihr auszugehen? und wenn wirklich T.K. mit ihr ausgehen wollte, warum hatte er es dann nicht einfach gesagt? Es gab doch so viele Gelegenheiten. Unzählige. Sie war fix und fertig und schließlich klingelte sie bei der Wohnung ihres Bruders und Mimi Sturm. „Ja, Hallo? Kari… Oh… Was ist passiert?“, fragte Mimi gleich besorgt nach, öffnete die Türe ganz und ließ die Jüngere eintreten. Gleich warf sich Kari in die Arme ihrer Freundin, die sie perplex in den Arm nahm und nicht wusste, was sie jetzt machen sollte. „Mimi? Wer ist gekommen?“ Schon ertönte die Stimme von Sora im Flur, die entsetzt sah, wie sich Kari weinend und zitternd an Mimi klammerte. „Was ist denn hier los?“, fragte auch sie gleich nach. Mimi zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Kari, komm erst einmal rein und erzähl uns ganz in Ruhe was eigentlich passiert ist, okay?“ Kari nickte, ließ sich aber von Mimi ins Wohnzimmer ziehen. Gleich setzte sich Sora auf die andere Seite der Jüngeren und legte eine Hand auf ihre. „Erzähl liebes, was ist passiert?“ „Ke-keru… Er… hat mich… mich…“ „Ganz ruhig, trink erst einmal was“, sprach die Rothaarige und reichte ihr ihre Tasse Tee, die sie noch gar nicht angerührt hatte. „D-danke...“, schluchzte die junge Yagami und wischte sich immer wieder über die feuchte Augenpartie. „T.K er… hat einen Jungen aus seiner Basketballmannschaft dafür bezahlt, mit mir auszugehen...“ „Was? Ist nicht sein Ernst?“, kam es fassungslos aus Mimi, die gleich aufsprang und wütend auf und ab maschierte. „Mimi, setz dich und lass Kari ausreden!“, forderte Sora und deutete der Brünetten an, wieder Platz zu nehmen. Sie gehorchte, sagte kein Mucks und sah wieder mitfühlend zu der Kleineren. „Erzähl weiter.“ „Na ja… sein Plan war es, mir einen Junge zu präsentieren, der mir erst das Gefühl gibt, dass er mich mag, mich aber dann sitzen lässt und na ja...“ „Ich reiß ihm den Kopf ab“, platze die Brünette wieder dazwischen, doch prompt hatte Mimi von Sora einen Muffin in den Mund gesteckt bekommen, der auf dem Wohnzimmertisch lag und sie somit zum Schweigen brachte. „Rede ruhig weiter“, sagte Sora ruhig. „Na ja… er wollte dann anstelle von Naoko auftauchen und mir dann sagen, dass er und nur er der Richtige für mich ist...“, beendete Kari ihren Satz und nahm dankend ein Taschentuch entgegen, welches ihr die Ältere reichte. „Verstehe…“, murmelte Sora einfühlsam. „Echt? Ich nicht!“, brummte Mimi verärgert, schluckte den bissen Muffin runter, den sie gerade noch gekaut hatte und fand es unmöglich von Takeru, dass er so etwas getan hatte. „Und wie kam das Ganze raus?“, horchte die Rothaarige nach und ignorierte ihre beste Freundin wieder. „Er hat es mir selber gesagt, er wollte mich vor Naoko warnen, dass er es nicht ehrlich mit mir meint und schließlich gestand er mir, wie es dazu kommen konnte.“ Ganz allmählich beruhigte sich die Jüngere wieder, auch wenn sie immer noch unendlich verletzt und aufgewühlt war. „Hast du in der Zwischenzeit mal mit Naoko geredet?“, fragte Sora nach und reichte auch der Jüngeren einen Muffin. Kari nahm ihn entgegen und zupfte ihn auseinander, ehe sie redete. „Wozu? Der Typ ist genauso eine hohle Nuss, wie...“, redete Mimi wieder dazwischen und sah, wie Sora sie tadelnd ansah. Doch Mimi zuckte mit den Schultern, „was? Stimmt doch.“ Kari steckte sich einen Krümmel in den Mund und seufzte niedergeschlagen aus. „Ich weiß nicht, ich dachte wirklich, dass er mich mag und ich glaube, dass ich ihn auch mochte. Ja, es war natürlich nicht so, wie ich T.K mag, aber vielleicht hätte sich etwas entwickeln können und jetzt wurde ich gleich von beiden hintergangen.“ „Unglaublich. Naoko solltest du erst einmal ganz schnell in die Wüste schicken und Takeru… da fällt mir gerade gar nichts zu ein“, kam es verständnislos von Mimi. Einen Moment hielt sie inne. „Dir ist schon klar, wenn Tai das erfährt, wird er Takeru den Kopf abreißen, oder?“ „Sag es ihm bitte nicht.“ Energisch sah Kari zu der Brünetten und flehte sie mit ihrem Blick an. „Hä? Wieso verteidigst du ihn jetzt auch noch? Er hat dir weh getan und...“ „Bitte…“ Dieses Mal ließ Kari die Ältere nicht ausreden. „Ich weiß wie Tai sein kann, aber ich will das mit T.K selber klären, beziehungsweise wenn es überhaupt etwas zu klären gibt, denn zunächst will ich ohnehin nichts mit ihm zu tun haben, wenn überhaupt jemals wieder.“ Ihr Blick ging zur Seite und sah betrübt in die Ferne. „Das wird Tai auffallen, wenn ihr plötzlich nicht mehr miteinander redet, dazu habt ihr immer viel zu sehr aufeinander geklebt und dann wird er sowieso Fragen stellen. Was erwartest du von mir, dass ich meinen Freund belüge?“ „Zunächst ja...“, murmelte Kari unsicher und mit gesenktem Kopf. Mimi sah mit einem zweifelnden Blick zu Kari. „Das wird niemals klappen. Tai durchschaut mich mittlerweile auch spielend leicht und was wenn T.K. mit Matt redet? Ich meine, dir ist schon klar, dass sich das einfach nicht vermeiden lässt, dass Tai es früher oder später erfährt.“ „Mimi, bitte sag ihm zunächst nichts. Ich muss selber erst einmal drüber nachdenken, was ich davon halte und dann die Konsequenz daraus ziehen.“ Unschlüssig sah Mimi zu Sora, nickte aber schließlich geschlagen mit dem Kopf. „Okay, ich werde deinem Bruder zunächst nichts sagen.“ „Danke, Mimi.“ Kari wusste, dass das viel verlangt war und eigentlich war es auch ihre Aufgabe, es Tai zu sagen. Denn sie wusste selber, dass sie Taichi nicht ewig etwas vormachen konnte, aber noch wollte sie nicht, dass Tai den Blonden verprügelte und wer weiß was mit ihm anstellte.   Sora wirkte etwas nachdenklich und während die beiden Braunhaarigen miteinander sprachen, überlegte sie, wie sie den Wind aus der ganzen Sache nehmen konnte. Sie konnten ja das Date was sie eigentlich für Kari und Takeru geplant hatten, nun unmöglich stattfinden lassen. „Eine Frage, was machen wir jetzt eigentlich mit dem Date für Takeru?“, fragte Sora nachdenklich nach und sah zu Mimi. „Welches Date meinst du?“, stellte Kari die Gegenfrage und lehnte sich erschöpft bei Mimi an, während die einen Arm um die Jüngere legte und liebevoll über ihre Schulter fuhr. „Na ja, wir hatten doch ein Mädchen für Takeru besorgt, soll das Date jetzt noch stattfinden?“ „Stimmt, da war ja was“, murmelte Kari. Ihre Freundinnen hatten ihr ja angeboten ein Date für Takeru zu besorgen und sicher hatten diese ein tolles Mädchen ausgesucht, ohne sie dafür zu bezahlen, während sie von ihrem besten Freund so gelinkt wurde. „Achso, ja das wäre dann wohl Geschichte. Takeru hat dieses Mädchen ohnehin nicht verdient. Soll er selber gucken, was er macht", brummte Mimi. „Wer war das Mädchen denn?...“, fragte Kari interessiert nach. Jetzt konnten sie ihr das ja ruhig sagen. In dem Moment öffnete sich erneut die Wohnungstür, zügig huschte die junge Yagami ins nahegelegte Badezimmer und ließ ihre Freundinnen und ihren verwirrten Bruder ohne Kommentar zurück. Kari wusch sich über das Gesicht. Das kalte Wasser half ihren verquollenen Augen etwas sich zu beruhigen. Sie trocknete ihr Gesicht mit einem kleinen, flauschigen Handtuch ab und kämmte kurz ihre dunkelbraunen Haare durch. Jetzt sah sie etwas besser aus, wie vor wenigen Minuten, auch wenn sie sich kein Deut besser fühlte. --   „Hallo, ich bin wieder...“, rief Taichi durch seine Wohnung. Zack sprang seine Schwester von dem Sofa auf und lief Richtung Badezimmer. Irritiert sah Taichi zu seiner Freundin und Sora. „Was war das denn gerade?“ „Ähm… Kari… äh...“, stotterte Mimi etwas hilflos und sah zur ihrer besten Freundin. „Kari hat ihre Tage bekommen und deshalb ist sie gerade nicht so gut drauf und hat etwas Schmerzen“, log Sora und wusste selber nicht, ob Tai das glauben würde, wenn er Kari gleich sehen würde. „G-genau und deshalb wäre es auch besser, wenn du noch einmal eine Runde um den Block gehst und für Kari Schokolade besorgst.“ „Muss das sein?“, fragte Taichi genervt nach. Der nach einem langen Unitag, eigentlich nur noch die Beine hochlegen und zocken wollte. „Ja, es geht um deine Schwester...also...“ „Ich gehe ja schon. Wollt ihr auch was?“, lenkte Taichi schließlich ein. „Ja, Gummibärchen“, erwiderte die Brünette und schenkte ihrem Freund einen Kussmund. „Na gut, bis nachher.“   -- Geschafft machte Kari sich wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer. Kurz sah sie sich um, wo war ihr Bruder? „Wo ist Tai?“, fragte sie da schon nach und runzelte ihre Stirn, da sie ihn auch in der Küche nicht entdeckte. „Einkaufen.“ „Er denkt du hast deine Tage und kauft dir deine Lieblingsschokolade“, erklärte Sora. „Oh, das ist ja lieb“, erwiderte die junge Yagami leicht lächelnd und setzte sich wieder auf die Couch. „Geht es dir ein klein wenig besser?“, fragte Sora mitfühlend nach. Das Lächeln verschwand jedoch wieder. Kari schüttelte traurig ihren Kopf. „Ich glaube selbst zehn Tafeln meiner Lieblingsschokolade würden da nicht helfen.“ „Hm… vielleicht solltest du...“, setzte Mimi an, doch da klingelte das Handy der Kleineren. Kari zog ihr Handy heraus. Takeru hatte es irgendwann an dem Tag aufgegeben, sie anzurufen, aber vielleicht wollte er es ja wieder versuchen, aber nein es war nicht der blonde Basketballspieler. Es war Naoko. „Na-Naoko“, murmelte Kari. Sie drückte den Anrufer weg. Von ihm hatte sie auch genug und wollte nicht mehr mit ihm reden. „Du solltest ihm sagen, das er aufgeflogen ist, dann weiß er wenigstens woran er ist und lässt dich in Ruhe“, überlegte die Rothaarige. „Ja und wenn nicht, sage ich Tai Bescheid und der klärt das für dich. Das darf ich doch, oder?“, fragte Mimi irritiert nach. Kari nickte. „Wenn er mich nicht in Ruhe lässt, dann darf das gerne Tai übernehmen. Da wäre es mir egal“, lenkte die Jüngere ein. Sie wollte nur nicht, dass Tai Takeru weh tat, aber bei Naoko wäre es ihr nicht so wichtig. Zwar wollte sie auch nicht, dass er wegen ihr litt, aber was hatten Takeru und Naoko denn mit ihr getan? Auf ihre Gefühle hatten Beide auch keine Rücksicht genommen und einfach aus ihr ein gemeines Spiel gemacht. Es sollte ihr egal sein, was aus T.K und Naoko wurde, aber das war es nicht. Sie wollte nicht, dass ihretwegen irgendjemand Schaden nahm. „Nein, ich werde morgen mit ihm in der Schule reden. Da sind ja genug Leute.“ Noch eine ganze Weile blieben sie sitzen. Sie sahen sich einen schnulzigen Liebesfilm an und Kari versuchte sich auf diesen zu konzentrieren, auch wenn es ihr wahnsinnig schwer viel. Taichi tauchte irgendwann mit einer großen Tüte wieder auf, reichte die Tüte an Sora weiter, gab Mimi einen Kuss, wuschelte Kari durchs Haar und als er einen flüchtigen Blick auf den Fernseher warf, ging er schnurstracks ins Arbeitszimmer. Er murmelte irgendwas von 'Viel Spaß bei dem Weiberfilm' und verzog sich. Als nur noch der Abspann lief, straffte Kari ihre Schultern durch und erhob sich. „Danke, fürs Zuhören und so. Ich denke, ich gehe jetzt langsam nach Hause.“ „Bist du Sicher? Du kannst auch gerne noch etwas bleiben“, erwiderte Mimi. Kari schüttelte ihren Kopf. „Das ist wirklich lieb, aber es ist schon spät und leider muss ich morgen wieder in die Schule.“ Mimi nickte verständnisvoll, holte aus der Tüte noch eine weitere Tafel ihrer Lieblingsschokolade und reichte diese an die Jüngere weiter. „Falls es dich überkommt.“ „Danke“, schmunzelte die Braunhaarige und ging Richtung Diele. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, umarmte Beide zum Abschied und ging dann langsam wieder nach Hause. Morgen würde sie sowohl Takeru, wie auch Naoko wiedersehen und sie wusste nicht, wie sie mit den Beiden umgehen sollte. Kapitel 8: Acht --------------- Takeru war wahnsinnig nervös und sah sich die ganze Zeit nach seiner besten Freundin um. Doch egal wo er hinsah, er fand Kari nicht. Schließlich klingelte es zur ersten Stunde und der Blonde wusste, dass der Unterricht nun begann. Würde Kari heute vielleicht gar nicht zum Unterricht kommen, damit sie ihn nicht sehen musste? Ein paar Sekunden bevor der Lehrer in die Klasse kam, erreichte der Basketballspieler das Klassenzimmer und setzte sich auf seinen Platz. Gleich ging sein Kopf Richtung Fenster. Ein Platz war noch frei. Karis Platz. „Guten Morgen, Schüler.“ Die Klasse stand auf, begrüßte den Lehrer und sie setzten sich wieder hin. Ein klopfen erhaschte die Aufmerksamkeit der Klasse und schließlich öffnete sich die Türe. Kari verbeugte sich vor dem Lehrer und war etwas rot um die Nase. „E-Entschuldigen Sie die Verspätung, Mr. Himewara.“ „Hikari? Es sind ja nur ein paar Sekunden, aber morgen bitte wieder pünktlich zum Unterricht erscheinen!“ Kari nickte und ging schnell zu ihrem Platz. Takeru ignorierte sie dabei. Sie spürte dass er sie die ganze Zeit beobachtete und immer wieder ihren Blick suchte, aber Kari sah entweder stur auf die Tafel oder schrieb in ihr Heft. Es klingelte zur ersten Pause und Takeru drehte sich zu seiner besten Freundin um, doch noch ehe er irgendetwas sagen konnte, sprang Hikari von ihrem Platz auf und verließ das Klassenzimmer. „Wow, was ist denn bitte bei euch los?“, grinste Davis, lehnte sich an dem Lehrerpult an und sah zu dem Blonden. „Frag nicht.“ „Doch ich frage, ich will es wissen. Warum redet Kari nicht mit dir?“ Als würde Davis sich so schnell abschütteln lassen! „Daisuke, Takeru, verlasst das Klassenzimmer und macht draußen Pause!“ „Ja, Mr. Himewara“, antworteten die Beiden synchron und verließen das Klassenzimmer. Auf dem Weg zum Pausenhof fragte der Igelkopf erneut nach. „Also? Was ist los?“ Takeru rollte mit den Augen. Davis konnte eine echte Nervensäge sein, aber er wusste auch, dass er keine Ruhe geben würde, bis er wusste, was er wissen wollte. „Kari ist… sauer auf mich.“ „Ja, das sieht man, aber wieso?“ Schließlich erzählte Takeru dem Braunhaarigen alles und aufmerksam hörte Daisuke zu. „Oh man, T.K. da hast du dir ja ganz schön was geleistet!“ „Ja, ich weiß. Es war nicht ganz so durchdacht, wie ich es mir ausgemalt hatte“, brummte der Blonde. „Eindeutig und jetzt? Wie soll es mit Kari weiter gehen?“ Takeru zuckte mit seinen Schultern. Wie sollte er sich entschuldigen, wenn sie nicht mit ihm sprach und ihm nicht zuhörte? Er war ratlos. „Na ja, vielleicht könntest du...“ Takeru blieb mitten während der Unterhaltung stehen und sah seine beste Freundin, wie sie mit Naoko redete. Warum sprach sie mit diesem Idioten? Er hatte sie doch gewarnt. „Was ist jetzt wieder?“, fragte Davis irritiert nach. Takeru nickte in die Richtung, wo Kari und Naoko standen. „Das ist dieser Naoko!“ –-- Kari hatte sich heute extra viel Zeit gelassen. Sie wusste, dass Takeru auf sie warten würde und hatte bewusst vor dem Schultor gewartet, bis der Blonde ins Gebäude ging. Als es schließlich zur ersten Stunde klingelte, musste sie sich extrem beeilen, nicht doch noch zu spät zu kommen. Die ganze Zeit einen Klassenkameraden aus dem Weg zu gehen, der direkt neben einem saß, war allerdings alles anderes als einfach. Vorallem wenn es sich dabei um Takeru handelte. Den Blonden so nah bei sich zu wissen und doch nicht mit ihm reden zu können, weil sie einfach noch zu verletzt war, war soviel schwerer als gedacht. Schließlich hielt sie seine Nähe einfach nicht mehr aus und war dankbar, als die ersten zwei Schulstunden vorbei waren. Das würde ein verflucht langer Schultag werden. Kari stürmte regelrecht aus dem Klassenzimmer und konnte erst auf dem Schulhof beruhigt ein- und ausatmen. Jetzt sollte sie sich schnell verstecken, bevor… und da fiel ihr Blick auf Naoko. Dieser war in ihrer Parallelklasse und außer auf dem Schulhof oder bei den Basketballspielen sah sie ihn auch nie. Mit Ausnahme ihres Dates natürlich. Naoko hatte sie auch verletzt. Er hatte gestern noch ein paar Mal versucht, sie anzurufen, aber Kari drückte ihn immer wieder weg. Irgendwann gab er auf. Während die Brünette auf den Basketballspieler zuging, sah er sie und lächelte sie breit an. „Kari, ich hatte mich schon gefragt, was los ist. Wie geht es dir?“, fragte er überfreundlich nach. „Wow, man sieht dir dein falsches Spiel wirklich nicht an“, erwiderte die Jüngere. „Falsches Spiel? Was meint du damit?“ Kari rollte mit ihren Augen. Man war sie blind gewesen. „T.K hat mir alles erzählt. Ich weiß, dass er dich für unser Date bezahlt hat und auch, was für Absichten du verfolgst.“ Kari sah den Älteren ernst an und obwohl sie am liebsten geschrien und getobt hätte, blieb sie ganz ruhig. Ihre Wut war eigentlich auf jemand anderen gerichtet. „Hör zu Kari. Es tut mir leid, aber ich fand unseren Abend wirklich schön, wenn du mir die Chance gibst...“ „Nein, ganz sicher nicht. Ganz ehrlich? Es wäre sowieso nichts aus uns beiden geworden. Selbst wenn du nicht versucht hättest, mich nur ins Bett zu bekommen.“ Naoko verzog sein Gesicht. So war das alles nicht geplant. „Gut. Sorry. Können wir vielleicht noch einmal von vorne anfangen?“ Kari schüttelte fassungslos den Kopf. „Nein, ganz sicher nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass du meine Nummer löschen und mich nicht mehr anrufen sollst. Ich bin nicht hier um mir irgendwelche Ausreden von dir anzuhören. Lass mich einfach in Ruhe.“ Die Braunhaarige drehte sich herum und sah Takeru der sie eingehend betrachtete. Kari straffte ihre Schultern und ging schnell in eine andere Richtung. „Kari, warte mal.“ Takeru eilte ihr gleich hinterher und wollte es erneut versuchen. „Takeru Nein. Ich weiß, dass du mir nie weh tun wolltest und auch dass es dir leid tut, aber ich kann nicht… Ich hätte nicht gedacht, dass du so weit gehen würdest und es tut immer wieder weh, wenn ich daran denke. Gib mir einfach Zeit.“ Kari sah den Blonden ernst an. Es tat ihr Leid und am liebsten hätte sie gesagt: Ach schwamm drüber; aber sie konnte nicht. Sie konnte einfach nicht mit ihm reden und erst Recht konnte sie ihm nicht einfach so verzeihen. „Okay, ich lass dir soviel Zeit wie du willst. Du sollst nur wissen, dass es mir unendlich leid tut und wenn du mich brauchst… Ich bin für dich da.“ Kari sagte dazu nichts mehr, drehte sich herum und ging zu ein paar anderen Klassenkameraden.   --- Eine Woche war seit ihrem Streit vergangen und seit einer Woche redeten sie nicht mehr miteinander. Takeru hatte es zwar jeden Tag versucht, aber Kari blockte alle Versöhnungsversuche des Blondes ab. Sie brauchte noch Zeit und obwohl sie ihn in ihrem Leben unheimlich vermisste, konnte sie einfach noch nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Den Schultag hatten sie überstanden und Kari hatte heute ihre Foto-AG. Zum Glück konnte sie hierhin flüchten. Hier gab es keinen blonden Klassenkameraden der ihr permanent im Kopf herumspukte. „Also seid ihr alle einverstanden mit dem neuen Projekt?“, fragte Hina in die Runde und sah alle Mitglieder neugierig an. Sie leitete die AG und stellte nun ihre neueste Überlegung vor. Sie wollte ein Projekt starten in dem man normale Menschen in Alltagssituationen fotografierte, die aber dennoch kleine Helden waren. „Ich finde das klingt gut. Vielleicht wäre es besser, wenn wir das in Zweier-Gruppen machen. Dann könnte man auch gleich verschiedene Blickwinkel fotografieren und sich überlegen, wo man nachher den Fokus setzen möchte“, schlug Kiyoshi vor. „Ja, das finde ich auch gut“, erwiderte Hotaru, die ebenfalls seit diesem Jahr neu in die AG eingetreten war. „Vielleicht können wir die Fotoreihe auch unter einem bestimmten Motto aufziehen und während des Schulfestes im Sommer als eine Art Gallerie präsentieren?“, schlug Kari vor. Während alle übrigen AG-Mitglieder einverstanden waren. „Ja, super das machen wir. Ich werde die Tage bei meinem Klassenlehrer nachfragen und eine Genehmigung holen“, fügte Hina noch hinzu. Sie freute sich, dass alle ihre neueste Idee gut fanden und war gespannt, was sie alle präsentieren würden. Die zwei Stunden gingen wahnsinnig schnell vorüber, alle hatten ihre Negative entwickelt und diskutieren über die verschiedenen Motive. Es machte Kari immer wieder Spaß und hier konnte sie alles andere was sie sonst über den Tag beschäftigte, vergessen. Kari säuberte gerade ihre Kamera, als Kiyoshi sich ihr näherte. „Würdest du gerne mit mir in einem Team sein?“, fragte Kiyoshi nach. Kiyoshi war ein Junge der ein Jahrgang unter Hikari war. Dennoch war er größer als sie. Er hatte dunkelbraune Haare und Augen, war neben der Foto-AG noch in der Volleyballmannschaft und hatte feine Sommersprossen im Gesicht. „Klar, ich wollte zwar eigentlich Hina fragen, aber die ist schon mit Hotaru in einer Gruppe.“ „Ja, habe ich mitbekommen. Kannst du dir denn vorstellen mit mir zusammen zu arbeiten?“ „Na klar. Ich mag deine arbeiten bisher alle. Ich finde du hast ein tollen Blick fürs Detail.“ „Danke. Ich mag es wie du immer mit dem Licht spielst, ohne das man das hinterher groß nachbearbeiten muss. Das finde ich beeindruckend“, machte Kiyoshi ihr das Kompliment. „Ach das ist dir aufgefallen?“ Kari freute sich. Es war schön, wenn jemand die gleichen Interessen hatte und man sich darüber austauschen konnte und zudem die Arbeit honorierte. „Natürlich. Was hältst du davon, wenn wir uns morgen Nachmittag im Park treffen und dort einfach anfangen?“ Kari nickte und verstaute ihre Spiegelreflexkamera in der dazugehörigen Tasche. „Ja, sehr gerne. Wir haben ja zum Glück keinen Druck. Bis zum Schulfest sind ja noch drei Monate und bis dahin werden wir sicher ein paar tolle Aufnahmen haben.“ Kari freute sich schon richtig darauf. Das würde eine richtige Herausforderung werden. „Super. Ich freue mich. Hoffentlich enttäusche ich dich nicht“, lachte Kiyoschi. „Ach bestimmt nicht. Ich muss dann langsam los“, erwiderte Kari. „Ja, ich helfe Hina noch etwas und gehe dann auch. War aber wirklich wieder toll. Die AG mag ich am liebsten.“ Die Braunhaarige lächelte. „Ja, ich auch.“ Kari war neben der Foto-AG auch noch in einer Tanz-AG. Einfach um sich auch ein wenig fit zu halten, aber an die Fotografie kam nichts heran. Kari sah zu den restlichen Mitglieder, aber bis auf Hina, Hotaru und Kiyoshi war niemand mehr da. „Also dann bis nächste Woche.“ Kari verabschiedete sich von den restlichen Mitglieder der AG, schulterte ihre Schultasche und ging nach Hause. Kapitel 9: Neun --------------- Takeru hatte heute wieder einmal Basketball-AG. Der blonde junge Mann dribbelte seinen Ball und versuchte einen Korb zu erzielen. Naoko stellte sich dem Blonden in den Weg, sprang zeitgleich mit dem Kapitän in die Höhe und schafft es ihm den Ball abzunehmen. „Tja, war wohl nichts, Takaishi.“ Naoko lief an dem Blonden vorbei und ging auf Angriff über. Sofort nahm Takeru die Verfolgung auf. Der könnte was erleben! Takeru war schneller als Naoko und schaffte es dem Schwarzhaarigen während seines Laufs, den Ball wieder für sich zu gewinnen. „Mehr hast du nicht zu bieten?!“, prahlte Takeru und warf den Basketball einem seiner Mitspieler entgegen, sobald er den Ball zurück erobert hatte. Sein Mitspieler machte ein Korb, aber davon bekam der Blonde nichts mehr mit. „Willst du etwa wissen, was ich so zu bieten habe?“ Angriffslustig stellte sich Naoko dem Blonden gegenüber. „Komm, versuchs doch. Am ende ist es eh nur heiße Luft!“, erwiderte Takeru und ließ sich nicht von Naoko einschüchtern. Der Trainer pfiff ab und ermahnte die Beiden. „Takeru? Naoko? Auseinander. Wir sind hier beim Basketball und nicht beim Boxen.“ Zähneknirschend drehte Takeru sich um und versuchte sich wieder auf sein Training zu konzentrieren. Nachdem Training rief der Trainer Takeru noch einmal zu sich. „Takeru was ist dein Problem mit Naoko?“, fragte der Trainer nachdem Spiel nach. Takeru seufzte resigniert auf. „Etwas privates. Ist nicht wichtig“, versuchte er es abzutun. „Das geht so nicht. Du bist Kapitän und ich erwarte von dir, das du deine privaten Probleme nicht während des Training oder eines Spiels austrägst.“ Takeru nickte reumütig. Für normal tat er so etwas auch nicht, aber Naoko… Er hatte etwas an sich, was ihn einfach zum ausrasten brachte. Wie konnte er diesem Jungen nur jemals vertrauen? Er war so dumm gewesen. „Ja, es kommt nicht mehr vor.“ „Das will ich hoffen. Du solltest mit gutem Beispiel voran gehen.“ „Ja, es tut mir Leid, ich weiß nicht was heute mit mir los war, aber beim nächsten Mal werde ich mich zusammenreißen.“ „Das wollte ich nur hören. Für gewöhnlich kann ich mich in dem Punkt auch auf dich verlassen. Dann gehe jetzt auch nach Hause und dann sehen wir uns Montag wieder beim Training.“ „Okay, Danke Mr. Hemewara.“ Takeru schulterte seine Trainingstasche und machte sich auf den Weg nach Hause. Doch vorher bog er eine Straße früher ab und beschloss seinen älteren Bruder zu besuchen. Er hatte das dringende Bedürfnis sich seinen Frust von der Seele zu reden und zumindest hörte sein Bruder ihm immer zu, wenn er Probleme hatte. Takeru rief, während er zur Wohnung seines Bruders ging, den Älteren auf seinem Handy an. Nach ein paar Klingelzeichen nahm Yamato das Gespräch entgegen. „Was gibt es Bruderherz?“ „Hey, sag mal bist du zuhause?“ „Ja, seit zwei Minuten“, antwortete der Ältere, am anderen ende der Leitung. „Kann ich vorbei kommen. Hast du Zeit?“ „Für dich doch immer.“ Erleichtert atmete Takeru aus, lächelte leicht und verabschiedete sich von seinem Bruder. „Super, bis gleich.“   Yamato ließ seinen Bruder gerade in die Wohnung eintreten, die er zusammen mit Sora bewohnte. Kritisch beäugelte der Ältere seinen jüngeren Bruder und beschloss erst einmal nichts zu sagen. Irgendwie kamen sowieso immer alle zu ihm, wenn sie Sorgen hatte. Warum auch immer. Auch wenn er gar nicht wusste, warum sie ausrechnet zu ihm kamen, um sich die Augen auszuheulen. Hatte er so eine Ausstrahlung? Daran sollte er arbeiten. Mit Ausnahme natürlich von Sora, die durfte immer zu ihm kommen. Ohne etwas zu sagen, gingen sie in die offene Küche. Yamato goss für den Jüngeren ein Wasser ein und hoffte wirklich, dass T.K. nicht noch ein Bier verlangte. „Ich glaube ich könnte gerade ein Whisky vertragen“, grummelte Takeru. „Okay, was ist los?“ Soviel zu Yamatos Vorsatz erst einmal nichts zu sagen. „Ich glaube ich habe es so richtig verbockt. Mit Kari.“ „Will ich wissen, was passiert ist?“, fragte der Musiker schnell nach. Takeru zuckte mit seinen Schultern und schließlich erzählte er es ihm einfach. „Ich wollte das alles nicht, wirklich. Irgendwie ist es passiert. Na ja und jetzt redet Kari seit über einer Woche nicht mehr mit mir und geht mir aus dem Weg.“ Yamato massierte sich die Schläfe. Wieso bekam er nur immer Kopfschmerzen, wenn dieses Thema wieder auf dem Tisch kam? „T.K. ich weiß du willst das wahrscheinlich gar nicht hören, aber vielleicht solltest du Kari wirklich erst einmal in ruhe lassen. Sie ist wohl noch ziemlich verletzt. Ihr hattet doch schon einmal eine Zeitlang weniger Kontakt und dann hatte es sich wieder beruhigt. Vielleicht ist es dieses mal wieder so.“ „Ich glaube nicht, das Kari mir so einfach verzeiht. Ich will ihr doch nur beweisen, dass es mir wirklich leid tut und dass ich sie… na ja liebe...“ Die beiden Brüder wurden unterbrochen als es an der Türe auf einmal etwas lauter wurde, Sora die Türe aufschloss und mit ein paar Tüten die Wohnung betrat. Sogleich stellte Yamato sein Glas auf der Arbeitsfläche ab und half seiner Freundin mit den Tüten. „Was hast du denn da alles gekauft? Warst du etwa mit Mimi shoppen?“, fragte der Musiker nach. „Nein, das sind alles Stoffe, Muster und das ist eine weitere Anziehpuppe.“ „Noch eine?“ „Ja, noch eine. Ich brauche die nun mal.“ Sora trug die Tüten schnell in das gemeinsame Arbeitszimmer und blieb kurz stehen, als sie Takeru sah. „Oh, hallo T.K. ich wusste gar nicht das du kommen wolltest. Geht es dir gut?“ Etwas besorgt musterte sie den Jüngeren, ob er etwas hatte? Doch dann fiel ihr wieder ein, weshalb Kari vor einer Woche bei Mimi aufgetaucht war. Die beiden hatten Streit. Sie hatte Yamato bisher nichts davon gesagt, weil dieser es vielleicht dann doch Taichi gesagt hätte und dann Tai sauer auf Mimi gewesen wäre und so weiter. Also hatte alle Mädchen beschlossen, ihren Freunden oder den Jungs nichts zu sagen, bis die Geschwister es tun würden. „War auch spontan. Störe ich?“ „Ach was. Willst du zum Abendessen bleiben?“, bot Sora gleich an. Takeru nickte und atmete erleichtert aus. „Ja, das wäre schön.“ „Okay, dann kannst du ja deinem Bruder gleich helfen.“ „Wie jetzt? Ich dachte doch kochst heute?“, fragte Yamato entrüstet nach. „Würde ich ja, aber ich muss jetzt dieser Stoffe.“ Sora deutete auf Türe eins. „mit diesen Mustern zusammenbringen.“ Sora hob die zweite Tüte an, während Yamato die komische Anziehpuppe ins Arbeitszimmer verfrachtete. Yamato wusste, es brachte wenig Sora bei ihrer Arbeit zu stören. Besonders weil sie kurz vor ihrem Abschluss stand. „Du weißt doch, ich habe bald...“ „Ja, deine Abschlussarbeit rückt näher, schon klar. Viel Spaß mit… dieser Puppe. Ich rufe dich, wenn das essen fertig ist.“ „Danke und T.K?“ Der Jüngere sah fragend zur Rothaarigen. „Wenn ich helfen kann, sag Bescheid.“ Wusste Sora etwa was? Ehe er fragen konnte war sie auch schon in dem Arbeitszimmer verschwunden und Yamato kam zurück in die Küche. Zielstrebig ging der Musiker auf den Kühlschrank zu und reichte Takeru etwas Gemüse. „Waschen und klein schneiden.“ Takeru nickte, packte das Gemüse aus und begann es zu waschen und in Würfel zu schneiden, während Yamato den Reiskocher einstellte. „Wirst du es Sora sagen?“, fragte Takeru bei seinem Bruder nach und schnibbelte dabei die Paprika klein. „Darf ich das nicht?“ „Doch schon, ich dachte eben… ach vergiss es.“ „T.K. vielleicht kann dir Sora sogar besser helfen, als ich. So als Frau wird sie zwar für Kari Partei ergreifen, aber eventuell fällt ihr etwas ein, was uns nicht einfällt.“ „Hmm… also hast du bis auf abwarten und Tee trinken keinen Rat für mich?“ „Nein, bei sowas fällt mir auch nichts mehr ein. Ich meine sie jeden Tag um Verzeihung zu bitten bringt auch nichts. Sie weiß ja, dass es dir leid tut. Sie wird dich sicher auch schon vermissen und sich daher auch wieder bei dir melden.“ „Ich weiß nicht.“ Takeru wollte nicht einfach abwarten. Jeder Tag den er ohne Kari verbrachte, war richtige Zeitverschwendung. Mit ihr an seiner Seite war alles soviel besser, so viel leichter und soviel schöner.   -- „Sora? Das essen ist fertig!“ Yamato rief seine Freundin, während die beiden Jungs den Tisch fertig gedeckt hatten. „Sora?“ „Ja, ich komme ja schon.“ Die Rothaarige wirkte leicht gestresst, hatte einen Bleistift hinter ihrem Ohr stecken und wirkte immer noch als wäre sie mit ihren Gedanken bei ihrer Arbeit. „Oh, das siehst ja lecker aus“, schwärmte sie und gab dem Blonden einen Kuss. Yamato hatte eine leckere Paprikapfanne mit Rindfleisch und Reis gemacht. „Und ich bin sicher, so schmeckt es auch“, erwiderte Yamato und reichte Sora einen vollen Teller. „Du isst das auf, keine Widerrede! Wahrscheinlich hast du den ganzen Tag noch nichts gegessen.“ „Na ja, ich hatte auch nicht soviel Zeit. Außerdem hatte ich heute Mittag einen Apfel“, entgegnete die Rothaarige, protestierte aber nicht weiter und begann zu essen. „Also T.K. wie läuft denn die Schule gerade so?“ „Ähm… eigentlich ganz gut. Zumindest was meine Noten betrifft.“ „Das ist doch schön und bei Kari auch alles gut?“ Sora trank einen Schluck und sah schnell auf ihren Teller. Sie war ja so schlecht darin, jemanden auszuhorchen. Im Gegensatz zu ihrer besten Freundin. „Ihre Noten sind auch gut.“ Yamato seufzte und rollte mit seinen Augen. „Kein Wunder das du es bei Kari so verbockt hast. Er hat einen Typen bezahlt, der Kari ausführen sollte und dieser wollte Kari nur ins Bett kriegen.“ „Ganz so stimmt das auch wieder nicht“, widersprach der Jüngere. „Das ist die Kurzfassung.“ „Tolle Kurzfassung“, schmollte Takeru. Wie stand er denn jetzt vor Sora da? „Die längere Version ist auch nicht besser“, erwiderte Yamato und iss seelenruhig weiter. „Ähm… wenn ich auch mal etwas sagen darf“, redete Sora schnell dazwischen und sah zwischen den blonden Brüdern hin und her. „Klar", erwiderte Takeru zurückhaltend. „Ich weiß ja jetzt nicht genau was passiert ist, aber ich weiß auch, dass du so etwas normal nicht tun würdest. Du hast dich aber schon bei Kari entschuldigt?“ „Quasi jeden Tag, aber sie will gerade Zeit zum nachdenken und zur Zeit nichts mit mir zu tun haben und ich vermisse sie. Ich bin so ein Idiot.“ „Gib ihr etwas Zeit. Es ist ja alles noch sehr frisch. Ihr seid schon so lange beste Freunde und habt schon soviel gemeinsam überstanden. Ich bin sicher auch das wird eure Freundschaft überstehen.“ „Glaubst du wirklich?“, fragte Takeru hoffnungsvoll nach. „Kari ist doch kein nachtragender Mensch. Sie ist gerade nur verletzt und versteht nicht wie das alles kommen konnte. Ich meine das mit dem Theaterstück war als Idee schön gewesen, aber...“ „Theaterstück? Woher weißt du das T.K. ihr Karten fürs Theaterstück geben wollte?“, fragte Yamato sogleich nach. „Ähh…“ Sora gab sich geschlagen. Sie konnte so etwas einfach nicht. Ihrem Freund nichts sagen war das eine, aber ihn anzulügen das andere. „Kari hatte sich mit Mimi und mir getroffen und es uns erzählt.“ „Was? Warum hast du es mir das nicht erzählt?“, fragte der Musiker gleich bei seiner Freundin nach. „Na ja, Kari hat uns darum gebeten. Sie wollte nicht, dass Tai es erfährt. Sie hatte Angst, das er T.K sonst verprügelt oder schlimmeres antun würde“, erklärte Sora und sah entschuldigend zu ihrem Freund. „Tut mir wirklich leid.“ „Sie macht sich also noch Sorgen um mich?“, murmelte Takeru mehr zu sich selbst. „Ach, ist schon okay. Auch wenn ich Tai nichts gesagt hätte. T.K. ist ja schließlich mein Bruder. Außerdem ist es eine Sache zwischen Kari und ihm.“ „Vielleicht sollte ich sie anrufen?!“, nuschelte Takeru. Dann könnte er Blumen mitbringen oder ihre Lieblingsschokolade? „Ja, das schon. Solange weiß ich es sowieso noch nicht. Durch den Prüfungsstress habe ich auch gar nicht mehr daran gedacht.“ Sora legte eine Hand auf Matt seine ab. "Ist wirklich kein Problem, Süße." Der Musiker lächelte seine Freundin an und schien nicht weiter enttäuscht zu sein. „Oder soll ich sie doch nochmal in der Klasse ansprechen?“ Während Takeru seine Möglichkeiten durchging und von den Älteren am Tisch vollkommen ignorert wurde, da diese mehr mit sich selbst beschäftigt waren. „Ich könnte ihr einen Brief schreiben, das wäre auch gleich viel persönlicher...“ „Man Alter, nein! Lass sie einfach in Ruhe. Sora sagt es dir. Ich sag es dir. Basta.“ „Hmm… Ne SMS schreiben? Eine ganz kurze wenigstens?“ „Du bekommst keinen Nachtisch!“, erwiderte Yamato bestimmend. „Oh, es gibt einen Nachtisch?“, fragte Sora mit großen Augen nach. „Für dich schon, meine Liebste. Für dich schon.“ Takeru rollte mit seinen Augen, aber auch ohne Nachtisch war es eine gute Idee gewesen, seinen Bruder zu besuchen. Kari glaubte noch an ihn, da war er sich einfach sicher. Er musste nur etwas Geduld beweisen und dann würde Kari ihm vielleicht noch einmal eine Chance geben. Auch wenn es schwer für ihn war, die Füße still zu halten. Kapitel 10: Zehn ---------------- „Hallo Kari, wartest du schon lange auf mich?“ Kari drehte sich zu Kiyoshi herum und winkte ab. „Nein, ich bin auch gerade erst angekommen“, erwiderte die Braunhaarige und schoss prompt ein Foto von ihrem Kollegen. „Hey, was soll das?“, beschwerte sich Kiyoshi und hielt eine Hand vor dem Auge, weil er gerade ganz schön geblendet wurde. „Vielleicht bist du ja mein Held“, kicherte Kari. „Na ja, ich habe aber nicht Weltbewegenes getan. Hast du schon eine Idee?“ „Es geht so… Bisher liefen mir nur Jogger oder Menschen die mit ihren Hunden spazieren gingen, entgegen. Ziemlich normal alles.“ „Ja, so geht es mir auch. Lass uns einfach mal etwas spazieren gehen. Vielleicht fällt uns ja unterwegs etwas ein?“ „Gute Idee“, erwiderte Kari und hielt ihre Spiegelreflexkamera immer in ihren Händen, falls etwas spannendes ihren Weg kreuzte und sie somit keine Zeit verlor, falls sie gleich fotografieren wollte. Kiyoshi tat es ihr gleich. Kari war ihm dankbar für die Ablenkung, da ihr Takeru einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Sie hätte ihm gleich von ihrem neuen Projekt erzählt und sicher wären ihm auch ein paar lustige Dinge eingefallen, die Kari hätte fotografieren können, aber es brachte nichts sich deshalb weiter Gedanken zu machen. Sie war auch ohne Takeru jemand und auch ohne seine Hilfe würde sie ein tolles Projekt auf die Beine stellen. „Die sind doch irgendwie süß“, merkte Kiyoshi an und schoss ein Foto von einem älteren Ehepaar. Sie standen auf einer Brücke, fütterten die Enten und sahen sich den Fluss an, den sie überquerten. Kari lächelte und stimmte ihm zu. „Schon, aber Alltagshelden sind sie nicht gerade.“ „Vielleicht sind wir hier auch vollkommen falsch“, überlegte der Braunhaarige. Kari drehte sich zu ihrem Mitschüler um und nickte. „Ich glaube du hast recht. Ich wüsste glaub ich wo wir hingehen könnten.“ „Ach und wo?“, fragte Kiyoshi neugierig nach. „Lass dich überraschen. Komm mit.“ Sie gingen in die Stadt rein und verließen sogar den Bezirk Odaiba. „Verrätst du mir jetzt vielleicht mal, wo es hingeht?“, fragte Kiyoshi nach. „Was hältst du davon, wenn wir bestimmte Berufe festhalten? Berufe, die sonst eher gemieden werden oder sogar in der Gesellschaft ein nicht so hohes Ansehen haben?“ Kari deutete auf einen Mülltransporter. Die Abfalltonnen standen am Straßenrand und die Müllwerker sammelte gerade die schwarzen Tonnen ein. „Ohne diese Menschen, die diesen Beruf machen und unseren Müll vernünftig entsorgen, würde es überall in der Stadt noch dreckiger und stickiger sein, als ohnehin schon. Außerdem tun die etwas für unsere Umwelt und helfen uns, dass auch wir uns bewusster mit dem Müll auseinandersetzen.“ Kiyoshi dachte kurz darüber nach, aber lächelte schließlich. „Ich finde das ist eine richtig gute Idee.“ „Wirklich?“ Die Braunhaarige strahlte. Sie kannte Kiyoshi nicht gut genug, um einschätzen zu können, was er davon hielt. „Ja, vielleicht können wir ihnen auch noch ein paar Fragen dazu stellen.“ Die beiden Projektpartner liefen dem Mülltransporter hinterher. Eine Zeitlang beobachten sie die drei Müllwerker, wie zügig sie miteinander arbeiteten. „Wow, die sind ja richtig flink“, sagte Kiyoshi. Auch wenn es in der Nähe des Müllwagens wirklich unangenehm roch, lief die Braunhaarige auf einen der Müllwerker zu. „Entschuldigen Sie?“ „Ja, bitte?“, fragte der Herr nach und reichte seinem Kollegen eine weitere Abfalltonne. „Wir wollen für ein Schulprojekt Alltagshelden fotografieren, dürften wir Sie und Ihre Kollegen bei ihrer Arbeit fotografieren?“ „Werden die Fotos ins Internet gestellt?“, fragte er gezielt nach. Kari schüttelte ihren Kopf. „Nein, nur auf unserer Ausstellung, während unseres Schulfest und Sie und ihre Kollegen sind auch herzlich dazu eingeladen.“ Kari reichte dem Herrn einen Flyer der Schule, den sie in ihrem Rucksack verstaut hatte. Der Herr unterhielt sich mit seinen Kollegen und schließlich waren sie Einverstanden. „Vielen Dank“, lächelte die Braunhaarige. Kari und Kiyoshi begannen die Müllwerker bei ihrer Arbeit zu fotografieren. Kiyoshi lief voraus und fotografierte von vorne und der rechten Seite und Kari fotografierte von hinten und von der linken Seite. Als die beiden Freunde beschlossen hatten, zunächst genug Material zu haben, verstaute Kiyoshi seine Kamera, während die Braunhaarige noch ein paar Fotos schoss, wie der Mulltransporter wegfuhr. „Ich glaube, wir haben wirklich ein paar gute Aufnahmen“, lächelte das Mädchen und sah sich eine Aufnahme in ihrer Kamera an. „Was hältst du davon, wenn wir eine kleine Pause machen und unsere bisherigen Ergebnisse angucken, dann überprüfen wir, was brauchbar ist und was nicht?“, schlug Kiyoshi vor. Die junge Yagami nickte und gemeinsam gingen sie die Straße entlang. Sie fanden ein kleines Cafe` und entschieden sich dazu, sich dort niederzulassen. – Takeru hatte nach der Schule und nach seinem Basketballtraining nicht die geringste Ahnung, was er mit seiner Freizeit anfangen sollte. Natürlich hätte er sich mit Davis, Ken, Cody oder Yolei treffen können, aber er verspürte wenig Lust dazu. Lieber hätte er seine Zeit mit Kari verbracht, aber er wollte ihr Zeit geben. So wie Kari es sich von ihm wünschte und so wie es sein Bruder und Sora ihm geraten hatten. Da der blonde junge Mann sich aber irgendwie ablenken musste, entschied er, wieder intensiv zu schreiben. Er musste all seine Gedanken, Gefühle und Wünsche niederschreiben, bevor ihm noch der Kopf drohte zu platzen. Er ging in sein liebstes Schreibwarengeschäft und kaufte sich ein leeres Notizbuch, sowie einen neuen Füller. Gerne hätte er Kari mitgenommen, die hätte ihn gleich gezeigt, welcher Füller sie für treffend empfindet, aber das konnte er zunächst vergessen. Vielleicht sogar für immer… Seine Hände waren tief in seiner Hosentasche vergraben, als er die Straße entlang ging und sein Blick trüb durch die Menschenmenge streifte. Auf einmal hörte er ein Lachen, ein Lachen, das ihm nur zu vertraut war. Ein Lachen, welches sein Herz erwärmte. Ein Lachen, das er unheimlich vermisste. Er hob seinen Blick und sah Kari. Sie saß an einem Tisch – Gegenüber von ihr saß ein Junge. Er war sich sicher, dass er auch auf dieselbe Schule ging, wie er und Kari. Sie wirkten als hätten sie viel Spaß zusammen. Hatten sie hier ein Date? Takeru wusste er sollte einfach weiter gehen. Sie in ruhe lassen. Außerdem schmerzte es viel zu sehr, sie so unbeschwert mit einem anderen Jungen zu sehen und doch konnte er einfach nicht weiter gehen. Es war als würde er einen schlimmen Autounfall sehen, den man nicht mit ansehen will, aber seinen Blick doch nicht davon lassen konnte. Sie standen auf, war das ihre Kamera? Hatte der Junge auch eine dabei? War das hier doch kein Date? Hoffnungsvoll sah er Kari an. Die plötzlich auf ihn zuging und ihn jetzt auch sah. Lass sie in ruhe. Geh einfach weiter. Mahnte er sich selber. Takeru lächelte kurz und sah sich jetzt den Jungen genauer an. Ja, er war ein Mitschüler und besuchte wie Kari die Foto-AG, nur der Name war ihm entfallen. „Kari.“ Kurz grüßte der Blonde die Jüngere. Er wollte am liebsten mehr sagen, aber er hatte schon alles gesagt und der nächste Schritt würde von Kari kommen müssen. Sie wollte ihn ja nicht sehen. „Schönen Tag euch noch.“ Er drehte sich schnell um und wechselte die Straßenseite. – Traurig sah Kari ihrem besten Freund hinterher. Sie vermisste ihn doch so sehr. Warum wurde es nicht leichter? Er war schon viel zu lange Bestandteil ihres Lebens, als das sie hätten jetzt einfach so getrennte Wege gehen können. Dennoch lag der Schmerz über seinen Verrat noch tief in ihrer Brust. „War das nicht dein bester Freund?“, fragte Kiyoshi neugierig nach. „Ja.“ „Habt ihr irgendwie Streit oder so? Er sah echt niedergeschlagen aus.“ „Ja, leider“, murmelte Kari. Sie sah wie der blonde Junge langsam aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie sah zurück zu Kiyoshi und lächelte schnell. „Ach, es renkt sich schon alles wieder ein.“ Das hoffte sie zumindest. Auch wenn sie nicht wusste, wie sich alles wieder einrenken sollte. „Okay, wenn du reden willst. Ich höre dir gerne zu.“ „Danke, aber im Moment nicht.“ Kari schulterte ihre Kameratasche und verabschiedete sich von Kiyoshi. „Dann treffen wir uns morgen?“, fragte sie bei ihrem Projektpartner nach. „Ja, ich werde nachher noch meine Oma in ihrem Seniorenheim besuchen und dann frage ich mal, ob wir ein paar Pfleger und Pflegerinnen bei ihrer Arbeit fotografieren können.“ „Ja, super. Schreibst du mir dann?“ „Mach ich.“ „Okay, tschüss.“ „Tschüss.“ Kari wusste gar nicht wie, aber irgendwann kam sie zuhause an. Sie schloss die Türe auf und sah hinein. Ihre Mutter stand in der Küche und ihr Bruder war überraschenderweise auch da. „Hallo“, murmelte sie leise. Dennoch drehten sich Beide gleich zu ihr um. „Hallo Kari“, lächelte Yuuko freundlich. „Na Kröte, warst du heute erfolgreich?“ Taichi deutete auf ihre Kamera. Kari legte diese auf dem Sofa ab und ging in die Küche. „Ja, woher weißt du davon?“ „Mama erzählte es gerade.“ „Achso.“ „Und warum bist du heute hier?“, fragte Kari bei ihrem Bruder nach, während sie sich in einem Glas Apfelsaft eingoss. „Na, gleich gibt es essen“, lächelte Yuuko zufrieden. „Stimmts?“ Abwartend sah sie zu ihrem Sohn, der unsicher nickte. „Ne ernsthaft Tai, warum bist du hier?“ Sicher nicht wegen den Kochkünsten ihrer Mutter, das war eher einer der Gründe warum Taichi schon so früh ausgezogen war. „Darum“, brummte er. „Oh, Ärger mit Mimi?“, mutmaßte Kari. Da Taichi nichts darauf erwiderte, schien Kari mit ihrer Vermutung recht zu haben. „Wir haben uns eben gestritten. Wegen der Hausarbeit. Sie wirft mit vor, ich würde nicht mithelfen, aber das stimmt so gar nicht. Erst letzte Woche habe ich die Spülmaschine ausgeräumt.“ „Was erst letzte Woche?“, sagte Kari gespielt überrascht. „Und dann beschwert sich Mimi?“, witzelte Yuuko. „Ja, macht nur eure Witze, aber ich musste wirklich viel für die Uni tun. Ich habe voll den Stress und dann ist mir die Hausarbeit eben nicht so wichtig gewesen.“ Yuuko seufzte aus und legte eine Hand auf die Schulter ihres Sohnes ab. „Tai, Mimi studiert genauso wie du und sie muss auch lernen und nebenbei den Haushalt schmeißen. Ihr müsst euch gegenseitig unterstützen. Du wohnst nicht mehr hier, wo deine Mutter dir alles hinterher wischt.“ „Ja, ich weiß. Ich helfe ihr ja auch normalerweise mehr. Vielleicht kam es die letzten Wochen wirklich etwas weniger vor.“ „Entschuldige dich bei ihr und helfe ihr in Zukunft einfach mehr.“ „Ja ich weiß, dass ich ihr ein Entschuldigung schuldig bin und ach man, du hast ja recht.“ „Du bist doch ein anständiger Junge Tai. Ich weiß das, ich habe dich erzogen, also sei ein Mann und hilf deiner Freundin bei allen alltäglichen Aufgaben.“ Reumütig nickte Taichi mit dem Kopf und holte immer mal wieder sein Handy hervor, um zu prüfen, ob Mimi eventuell geschrieben haben könnte, aber nichts. „Ich rufe sie in meinem alten Zimmer mal an.“ „Mach das und in zehn Minuten ist das essen fertig.“ Taichi lachte, durchwuselte die Haare seiner Schwester und verschwand in seinem alten Zimmer. Welches nun zum Haushaltszimmer mutiert war. „Das war ein guter Rat. Tai hört immer noch auf dich“, erwiderte Kari und begann den Tisch für vier Personen einzudecken. „Ja, sein Glück und hast du mittlerweile mit T.K geredet?“ Traurig schüttelte die Braunhaarige ihren Kopf. „Es tut immer noch so weh.“ „Was tut dir denn mehr weh?“ Überrascht hob Kari den Kopf, als sie gerade das Besteck verteilte. „Na das war T.K. gemacht hat oder ihn nicht zu sehen und keine Zeit mit ihm zu verbringen?“ „Ähm...“ Eigentlich war die Antwort auf die Frage ihrer Mutter ziemlich leicht zu beantworten. Takeru weder zu sehen, noch zu sprechen war das Schlimmste auf der Welt. „Letzteres...“, nuschelte die Jüngere. Yuuko lächelte sanft und stellte die Töpfe auf den Tisch. „T.K. ist doch einer von den Guten und ich bin sicher, er vermisst dich genauso. Also mach es dir und ihm doch nicht so schwer.“ „Aber, er hat mich schon zum zweiten Mal sehr verletzt. Was wenn er das wieder macht?“ Yuuko legte eine Kelle in den Topf und rührte ihre Misosuppe noch einmal um. „Wahrscheinlich wird er das sogar wieder tun. Nur Menschen, die uns nah stehen und die wir lieben haben die Macht uns zu verletzen…“ „lieben?“, kreischte die junge Yagami auf. Davon hatte sie ihre Mutter überhaupt nichts gesagt. „Auch eine innige Freundschaft ist eine Form von Liebe“, erklärte Yuuko gelassen „aber bei euch war es schon immer mehr als Freundschaft gewesen.“ Darauf konnte Kari gerade nicht reagieren. Natürlich hatte ihre Mutter recht gehabt. Sie liebte Takeru schon sehr viel länger und er sagte auch, dass er sie liebte und doch... „Mama...“ „Hey.“ Taichi kam freudestrahlend wieder zurück und setzte sich auf seinen alten Platz. „Also Mimi ist nicht mehr ganz so böse, aber noch ein bisschen… Zumindest darf ich heute nach Hause kommen. Dann entschuldige ich mich nochmal bei ihr und der rest ist nicht für eure Ohren bestimmt.“ „Bring ihr Blumen mit“, sagte Yuuko und reichte Taichi einen Suppenteller. „Muss ich das wirklich?“ „Ja, das musst du. Frauen freuen sich immer über Blumen.“ In diesem Moment öffnete sich die Haustür und Susumo kam mit einem großen Blumenstrauß herein. „Für dich. Es tut mir leid, dass ich zu spät bin.“ Ach, das macht doch nichts.“ Verlegen nahm Yuuko den Blumenstrauß entgegen und stellte ihn gleich in eine Vaße. Kari fand es süß, dass ihr Vater es nach all den Jahren immer noch schaffte, ihre Mutter in Verlegenheit zu bringen. Kari holte sich schnell ihre Kamera und schoss prompt ein paar Fotos von ihren Eltern – wie sich verliebt in die Augen sahen und küssten. „Was soll das denn?“, fragte ihre Mutter bei ihrer Tochter nach. „Ach, ich wollte nur meine Lieblingsghelden fotografieren.“ Kapitel 11: Elf --------------- Eine neue Woche begann. Mittlerweile hatten Hikari und Kyoshi schon sehr viele Aufnahmen im Kasten. Beim ersten Mal hatten sie ein paar Müllwerker fotografieren dürfen. In der zweiten Woche waren sie in einem Altersheim und durften Pflegefachkräfte bei ihrer Arbeit begleiten. Dies fand die junge Yagami äußerst spannend und sie hatte die höchste Achtung vor diesen Menschen gehabt. Physisch und psychisch war es eine enorme Belastung und dennoch blieben sie stets freundlich und mitfühlend. Das fand sie einfach beeindruckend und inspirierend. Sie konnte gar nicht soviel fotografieren, wie sie festhalten wollte. Nun war die dritte Woche angebrochen und in dieser Woche nahmen sich Hikari und Kyoshi vor Fischer und Bäckerein abzuklappern. Dies würde allerdings auch bedeuten, dass sie sehr früh aufstehen müssten. Genauso wie ihre Alltagshelden eben, die auch tagtäglich früh aufstehen mussten, um die Kunden mit frischen Brot - sowie Fischwaren und bester Qualität zu überzeugen. Doch bevor sie neue Motive fotografieren würden, wollte sie erst einmal ihre Fotos von der letzten Woche entwickeln. So stand sie im Fotolabor der Schule und betrachtete im roten Schimmerlicht die Wasserbehälter mit den chemischen Flüssigkeiten. Sie nahm sich die Abstreiferzange, holte ein Foto heraus und schwang es vorsichtig hin und her. Sie konzentrierte sich, das war wichtig, damit sie das Foto nicht noch wegschmeißen musste, weil es zu viele Wasserflecken enthielt. Im Labor hing sie das noch nasse Foto mit Filmklammern senkrecht auf, ging zurück zu den Wasserbehältern um das nächste Bild reinzulegen. Dies wiederholte sie solange bis alle Fotos auf der Leine hingen. Zufrieden sah sich Hikari die Bilder an. Es machte ihr unendlich großen Spaß dieses Projekt zu betreuen. Diese Menschen kennenzulernen und sie in einem so schönen Licht zu präsentieren. Alle sollten sehen, wie wichtig diese Arbeit war. Jetzt konnte sie allerdings nichts tun – außer zu warten. Da es zu lange dauern würde, bis alle Fotos trocken sein würde, wollte sie die ganzen Fotos über Nacht trocknen lassen und sie am nächsten Tag nach der Schule abhängen, mitnehmen und mit Kiyoshi eine nähere Auswahl treffen, die sie in wenigen Wochen für die Ausstellung verwenden konnten. Vorsichtig räumte sie das Labor auf, nahm sich ihre Schultasche, sowie ihre Jacke und verließ das Fotolabor. Es war schon spät. Die meisten AGs waren bereits zuende und die Schüler auf dem Weg nach Hause. Kari hingegen wollte nicht nach Hause. Sie wollte etwas tun – irgendetwas tun. Hauptsache sie müsste nicht zuviel nachdenken, denn wenn sie anfing zu denken, schlich sich automatisch ein blonder Junge in ihre Gedanken und alles fing von vorne an. Die Frage, warum Takeru sie so verraten hatte, sein Geständnis inklusive Liebesgeständnis brannten sich in ihr Herz und sie fragte sich warum alles in so einem Desaster geendet hatte. Hatte sie nicht immer davon geträumt, dass er zu ihr kommen würde? Hatte sie nicht immer gehofft, dass er sich in sie verlieben würde? War es nicht immer schon ihr sehnlichster Wunsch, dass sie mehr als nur seine beste Freundin war? All diese Fragen konnte sie mit einem klaren ja beantworten. Dazu kam das sie ihn wahnsinnig vermisste und selbst, wenn sie sich in ihrem neuen Projekt verkroch, schaffte sie es nicht, ihn ganz aus ihren Gedanken zu verbannen. Er war immer da. Warum musste er immer da sein? Und warum tat das was er gemacht hatte, noch immer so weh? Warum konnte sie nicht über ihren Schatten springen, zu ihm gehen und sagen; Ach, ich bin dir nicht mehr böse? Warum? All diese Fragen konnte sie sich nicht beantworten und sie hatte Angst, dass sie – obwohl sie ihn vermisste - jetzt doch für immer verloren hatte. Versunken in ihren Gedanken merkte sie gar nicht wie sie sich dem Sportbereich der Schule immer weiter näherte. Waren es ihre Beine die sie dorthin trugen oder war es vielleicht doch ihr Herz? Ein gleichmäßiges aufschlagen eines Basketballes erweckte ihre Aufmerksamkeit. Kari hob ihren Kopf und erkannte einen blonden jungen Mann. Takeru. Warum war er hier? War das Training nicht schon seit Stunden vorbei? – Takeru dribbelte den Basketball immer wieder auf den Boden über das Spielfeld. Er warf einen Freiwurf nachdem anderen, übte seine Sprungtechnik und verbesserte seinen Lauf. Sportlich schien er geradezu in Höchstform zu sein, während alles andere gerade auf der Strecke blieb. Er versuchte soviel Zeit wie möglich beim Basketball spielen zu verbringen und wenn er dann doch zuhause war, schnappte er sich ein Buch, las oder schrieb, aber meistens stand da nur ein Name drauf und das brachte ihn nicht weiter. Er befürchtete schon, dass er es diesmal komplett vergeigt hatte. Jetzt war bald ein Monat vergangen und sie hatte noch immer nicht mit ihm geredet. Sie saßen nebeneinander im Klassenzimmer, sahen sich jeden Tag und doch sprachen sie kein Wort miteinander. Es war nicht auszuhalten – diese Funkstille. Warum nur hatte er Kari nicht viel eher gesagt, was er für sie empfand und warum nur hatte er Naoko gebeten, mit ihr auszugehen und ihn dafür bezahlt? Er könnte sich immer noch tagtäglich deswegen ohrfeigen. Lustlos ließ Takeru den Basketball auf dem Boden aufprallen und sah ihm nach wie dieser auf den Boden davon rollte. Der Basketball kam erst zum stehen, als ein andere Fuß ihn davon abhielt, weiter zu rollen. Takeru ließ seinen Blick von ihrem Fuß über ihre Beine bis hin zu ihren Augen gleiten. „Kari...“, murmelte der Blonde und schluckte einen Kloß im Hals herunter. „Hallo...“, erwiderte die Jüngere und sah verlegen zur Seite. „Schön dich zu sehen“, brachte Takeru mit brüchiger Stimme von sich. Hikari ging in die Hocke, hob den Basketball auf und warf ihn Takeru zu. Dieser streckte eine Hand aus und fing den Basketball ohne Problem auf. „Danke.“ „Keine Ursache.“ „Wie geht es dir?“, fragte Takeru nach. Diese Standartfrage, die so förmlich war und eigentlich gar nicht zu ihnen passte. Wusste der Blonde doch sonst immer, wie es der Jüngeren ging, aber derzeit konnte er es höchstens erahnen. „Geht so“, murmelte Hikari. „Ja, mir auch.“ „Bist du jetzt immer so lange hier?“, fragte die Braunhaarige nach und deutete auf den Sportplatz. „In der letzten Zeit schon. Warum bist du noch an der Schule?“ „Fotolabor.“ Takeru nickte. Diese Stimmung zwischen ihnen. Es war nicht auszuhalten. Am liebsten hätte er laut losgebrüllt, aber er blieb ruhig. Er sah einfach nur Hikari an und versuchte jeden Moment – egal wie angespannt er auch war, zu genießen. „Du fehlst mir...“, hauchte die Jüngere und sah betreten zu Boden. Dieses Geständnis hätte er jetzt nicht erwartet. Du fehlst mir. Du fehlst mir. Sie hatte es gesagt. Sie hatte es wirklich zu ihm gesagt. „Du fehlst mir auch. So sehr. Ich vermisse dich so sehr, dass kannst du dir gar nicht vorstellen.“ Hikari nickte und schaute langsam wieder auf. „Aber es tut trotzdem noch weh. Ich will nicht, dass es weh tut, aber ich kann es gerade nicht ändern.“ „Du brauchst noch Zeit“, merkte Takeru an und kam ihr langsam entgegen. „Ich weiß, dass ich dir sehr weh getan habe. Bitte glaube mir, dass ich das niemals wollte und mir unendlich leid tut.“ „Das weiß ich!“ Takeru kam kurz vor ihr zum stehen. Er sah ihr tief in die Augen und fand unendlich viel Traurigkeit darin wieder. „Es tut mir leid, dass du traurig bist und das du es meinetwegen bist. Kann ich das irgendwie wieder gut machen?“ „Ähm...“ Hakari ließ ihren Kopf sinken, Tränen traten in ihre Augen, die über ihre Wange kullerten. „Nicht weinen!“, flüsterte Takeru. Vorsichtig fuhr er seine Hand aus, legte diese an ihrer Wange ab und wischte ihre Tränen mit seinem Daumen weg. „Keru...“ Die junge Yagami konnte in dem Moment nicht mehr abweisend sein. Ein Monat keinen Kontakt. Kein Gespräch, kein liebes Wort. Keine Witze, Scherze. Kein Lachen. Einen Monat ohne die Wärme die ihr bester Freund ihr jeden Tag gegeben hatte. Gefühle hin und her sie vermisste ihren besten Freund. Sie vermisste den wichtigsten Menschen in ihren Leben. Sofort umarmte der blonde junge Mann die Jüngere und konnte es fast nicht glauben, das er sie umarmen durfte. „Es tut mit leid“, wisperte er ihr immer wieder ins Ohr und strich dabei über ihr dunkelbraunes Haar. Er wiederholte es solange bis sich Hikari einigermaßen beruhigt hatte. Etwas beschämt fuhr sich Hikari durch die Haare, wischte sich die Tränen weg und drückte den Basketballspieler von sich. „Entschuldigung.“ „Du musst dich niemals entschuldigen, wenn es dir nicht gut geht und ich dich trösten darf. Vor allem wenn es meine Schuld ist. Kari, bitte sag mir; was kann ich tun, um meinen Fehler wieder gut zu machen? Ich werde alles tun, was nötig ist.“ Hikari ließ ihre Arme sinken und ging einen Schritt zurück. Sie war weder darauf vorbereitet gewesen, heute mit ihm zu reden, geschweige denn ihn zu umarmen und jetzt stand sie hier und tat genau das. „Ich weiß es nicht. Vielleicht brauche ich einfach wirklich noch etwas Zeit. Gibst du mir die?“ „Ich würde immer auf dich warten, Hika. Du bist es wert.“ Kari versuchte zu Lächeln, aber sie bemerkte wie schwer es ihr noch fiel. Sie war noch nicht bereit, Takeru alles zu verzeihen, aber ihr war klar, dass sie ohne ihn niemals leben könnte. „Es ist so seltsam, nicht immer gleich zu dir zu kommen, wenn gerade etwas in meinem Leben passiert. Normalweise bist du immer der erste, der alles erfährt und dem ich alles erzählen will und ich will nicht, dass wir das verlieren werden. Was, wenn du keine Lust dazu hast, solange zu warten, bis ich bereit bin, dir alles zu verzeihen und nichts nachzutragen?“ Ein bisschen hatte Hikari auch Angst, dass dies vielleicht schon geschehen war. „Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Auch wenn du bis zu unserem Schulabschluss nicht mehr mit ihr sprichst, was wir haben ist einmalig und nicht mal wir zwei können das zerstören. Nicht mal ich, der ein Talent hat, alles zu vermasseln könnte dieses Band zwischen uns kaputt schneiden. Es ist unzerstörbar.“ „Hoffentlich hast du recht.“ „Bestimmt sogar.“ „Ich sollte langsam mal nach Hause. Meine Mutter macht sich bestimmt schon sorgen um mich, weil ich immer noch hier bin und sie nicht mal angerufen habe.“ Takeru nickte und obwohl er lieber noch viel länger hier mit ihr hier stehen wollte, würde er nichts tun, was sie unter Druck setzte oder sie bedrängte. „Okay, melde dich. Jederzeit. Egal wann.“ „Mach ich. Wir sehen uns.“ Hikari drehte sich um und ging langsam nach Hause. Einmal drehte sie ihren Kopf und sah wie Takeru ihr nachsah. Sie lächelte leicht, sah wieder nach vorne und ging weiter. Eine Zeitlang blieb der blonde Basketballspieler noch auf dem Spielfeld stehen und starrte auf den Ball. Er hatte einen Entschluss gefasst. Er hatte gewartet, bis Kari auf ihn zukam. Er hatte gewartet, wie er es von seinem Bruder geraten bekommen hatte. Jetzt wollte er nicht mehr warten. Jetzt wollte er kämpfen. Er wollte Hikari zeigen, ihr beweisen wie wichtig sie für ihn war. Sie sollte merken, fühlen und spüren, dass sie alles für ihn war. Heute kam sie einen kleinen Schritt auf ihn zu. Es war nicht viel, aber sie kam zu ihm, redete mit ihm und er wusste nun, dass nicht nur er sie vermisste, sondern sie ihn auch und das war seit Wochen das Beste was er zu hören bekommen hatte. Kari war bereit ihm nochmal eine Chance zu geben. Vielleicht nicht heute, aber die Hoffnung war größer denn je. Darauf musste er aufbauen. Er schnappte sich seine Trainingstasche, schulterte diese und machte sich auf den Weg. Er hatte ein klares Ziel vor Augen und diesmal wollte er es richtig machen und er hoffte, dass die Hilfe die er sich nun holte, die richtige war. Kapitel 12: Zwölf ----------------- Es war ein Tag vergangen, seit Takeru mit Hikari auf dem Baskektballplatz gesprochen hatte. Für ihn war es das langersehnte Zeichen, welches er gebraucht hatte, um weiter auf die Braunhaarige zuzugehen. Er wollte sie nicht gleich erdrücken, aber er wollte seiner Hika beweisen, wie wichtig sie ihm war. Er hoffte, dass Mimi ihm dabei helfen konnte. Nun saß er in ihrem und Taichis Wohnzimmer und erzählte ihr alles. Sie schien jedoch schon vieles zu wissen und wenig begeistert zu sein. „Ich verstehe immer noch nicht, warum ausgerechnet ich dir helfen soll. Ich meine, ganz ehrlich T.K., du hattest unzählige Chancen und nie hast du auch nur eine davon genutzt und jetzt soll ich dir helfen?!“ Takeru fuhr sich gestresst mit seiner Hand durch die Haare. „Mir war das nicht so klar. Ich dachte, für sie ist das nur Freundschaft, vielleicht habe ich es auch nicht gecheckt. Dieses Vertraute ist schon immer zwischen uns gewesen und ich...“ „Uns war es immer schon klar gewesen. Jeder von uns hat nur darauf gewartet, dass ihr es endlich offiziell macht, aber irgendwie habt ihr es einfach nicht hinbekommen und unseren genialen Plan konnten wir nicht mal in die Tat umsetzen...“ „Welchen Plan?“, horchte Takeru auf und sah Mimi ernst an. „Komm schon Mimi, du willst es doch sagen.“ Mimi nickte schließlich mit dem Kopf. „Okay, ist jetzt sowieso egal. Kari kam zu uns und erzählte davon, dass ihr euch gegenseitig ein Date vorschlagen sollt… Sowas dämliches...“ Takeru rollte mit seinen Augen. Das wusste er schließlich selber. „Auf jeden Fall haben wir Kari gesagt, das sie dir schreiben soll, dass sie ein perfektes Mädchen für dich gefunden hat.“ „Moment, ihr habt ein Mädchen für mich gefunden und nicht Kari? Wie interessant...“ „Oh man, T.K. darum geht es doch gerade gar nicht. Kari war das Mädchen...“ „Hä?“ Mimi legte eine Hand auf ihre Stirn und massierte diese. Warum bekam sie nur immer wieder Kopfschmerzen, wenn sie mit einem von Beiden redete? „Kari wusste selber nichts davon, wir, also Sora und ich, wollten sie dahin locken. Wir wollten euch an viele gemeinsame Augenblicke, die ihr zusammen erlebt habt, erinnern lassen, sodass ihr selber erkennt, dass ihr füreinander geschaffen seid. Ihr seid das Date des jeweils anderen. Verstehst du?“ Takeru ließ sich geschafft nach hinten fallen und seufzte auf. „Okay, mist.“ „Na ja, aber dann kam ja dein Geniestreich dazwischen“, lächelte Mimi matt. „Eigentlich gefällt mir euer Plan. Ich weiß nicht, ob es so aufgegangen wäre, aber vielleicht kann ich daran anknüpfen...“ „Wie meinst du das?“, fragte Mimi neugierig nach. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ „Klar.“ Mimi rutschte gleich näher heran und spitzte ihre Ohren. „Okay, pass auf, folgendes...“ Takeru war mittlerweile wieder zuhause. Er dachte noch viel darüber nach, wie er all das in die Tat umsetzten wollte, aber je mehr Zeit verging, desto sicherer war er, dass es funktionieren könnte. Er musste einfach darauf hoffen, dass er Kari noch einmal zurück gewinnen konnte. Ohne sie war jeder Tag einfach so furchtbar schrecklich. Warum konnte er nicht einfach an ihrem Kinoabend ihre Hand nehmen und den Film den Film sein lassen? Vielleicht wären sie dann jetzt schon längst zusammen, stattdessen redeten sie gar nicht mehr miteinander. Er setzte sich an seinen Schreibtisch nahm Stift und Papier heraus und schrieb all das auf, was er schon so lange auf seinem Herzen hatte. Er wollte seine Idee anfangen, umzusetzen. Irgendwann tat seine Hand weh. Er wusste nicht mal wie viel Zeit vergangen war, aber mittlerweile war es dunkel draußen. Die Zeilen strich er immer mal wieder durch und begann von vorne. Er las sich die Zeilen, die er schrieb immer wieder durch und schließlich war er einigermaßen zufrieden damit. Er packte alles zusammen und massierte seine rechte Hand, mit der er die ganze Zeit geschrieben hatte. Ein letztes Mal las er sich den Brief durch, packte ihn in einen Kuvert um klebte den Umschlag zu. Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl zurückfallen und sah zu seiner Zimmerdecke. Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, Kari diesen Brief zukommen zu lassen? Oder sollte er lieber noch etwas abwarten? Auch wenn er am liebsten sofort losgelaufen wäre, blieb er in seinem Zimmer und legte den Brief in eine Schublade. Er schob seinen Stuhl zurück, erhob sich und machte sich etwas zu essen. Noch war nicht der richtige Zeitpunkt... – Wieder verstrich eine Woche. Hikari grüßte ihn jeden Morgen und Takeru verabschiedete sich jeden Nachmittag von ihr. Und das wars. >Hallo und Tschüss< gelegentlich ein Danke. Es war der Horror. Die Pausen verbrachten sie noch immer getrennt voneinander, obwohl Takeru bemerkte, wie auch Hikari immer wieder zu ihm sah. Er beschloss, dass er heute versuchen wollte, einen weiteren Schritt auf die Braunhaarige zuzugehen. Den Brief den er vor einer Woche geschrieben hatte, befand sich mittlerweile in seiner Schultasche. Hikari würde heute Foto-AG haben, also hatte er genügend Zeit diesen Brief bei der Familie Yagami in den Briefkasten zu werfen. Natürlich hätte er den Brief auch per Post verschicken können und am besten per Nachname, aber er wollte es selber tun. Diesen Weg zu gehen, war schön und auch wenn er wusste, dass er gleich danach wieder umkehren würde, war es ein Stückweit wie früher, als alles noch normal zwischen ihnen war. In dem Moment als Takeru dem Hausblock der Familie Yagami näher kam, entdeckte er Yuuko die gerade mit zwei großen Tüten in ihren Armen versuchte die Autotür zuzuschließen. „Mrs. Yagami?“ Yuuko drehte sich herum und lächelte, als sie Takeru sah. „Hallo Takeru, schön dich zu sehen.“ „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“ „Das wäre sehr nett.“ Eilig flitzte der Schüler und nahm Yuuko eine Einkaufstüte ab. So konnte Frau Yagami die Autotür abschließen und die Haustüre aufschließen. Sie bestellten sich den Aufzug und stellten die beiden Tüten auf dem Boden des Aufzugs, ab. „Was machst du eigentlich hier? Wolltest du zu Kari?“ „Ähm ja, ich habe etwas für sie“, druckste er ein wenig verlegen herum. „Ach ja?“ Interessiert hörte Yuuko zu und lächelte dann sanft. „Wenn du magst, gebe ich es ihr.“ Takeru nickte. „Ja, das wäre sehr nett.“ Wahrscheinlich hätte Yuuko die Post sowieso reingeholt und ihn Hikari gegeben, dann konnte er ihn ihr auch gleich persönlich abgeben. Der Aufzug kam auf der gewünschten Etage an. Takeru half Yuuko noch bis zur Wohnungstüre und stelle die Einkaufstasche auf dem Esstisch ab. „Danke Takeru.“ „Ach kein Problem...“ Etwas unbeholfen, suchte er nach dem Brief und reichte ihn schließlich Yuuko. „Ge-geben Sie den bitte Kari?“ Yuuko lächelte sanft und nickte. „Ja, das mache ich sehr gerne.“ „Danke, ich muss dann wieder. Tschüss.“ Takeru wand sich schnell und mit hochrotem Kopf ab und ging aus der Wohnung heraus. Diese Situation war ihm sehr peinlich. – Ein paar Stunden später kam Hikari nach Hause. Sie schloss auf und stellte ihren Schulranzen, sowie ihre Fotoausrüstung auf dem Boden ab. „Hallo Kari“, wurde sie von ihrer Mutter begrüßt, die schon in der Küche stand und das Gemüse klein schnitt. „Hallo Mama.“ Hikari ging in die Küche und nahm sich erst einmal etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. „Und seid ihr weiter gekommen mit eurem Projekt?“, fragte Yuuko neugierig nach. Hikari nickte wie wild mit ihrem Kopf und schon sprudelte es aus ihr heraus. „Ja, die Fischer die wir neulich getroffen haben waren wirklich furchtbar nett. Der Beruf ist aber wirklich hart und ich könnte ihn niemals ausführen. Erstens muss man so richtig früh aufstehen, den ganzen Tag auf einem kleinen Boot verbringen und dann all die Fische…“ Hikaris Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. Am liebsten hätte die Brünette nämlich ein Messer hervorgeholt und die Tiere wieder freigelassen, aber sie war als Fotografin tätig und ihre persönliche Meinung war nicht wichtig. Diese Männer taten auch nur ihre Arbeit und mussten ihre Familie ernähren und vor allem in Japan liebten die Einheimischen frischen Fisch. Was sollte man da also tun? „Und der Geruch erst. Wirklich, meine Hochachtung. Die Bilder sind richtig gut geworden. Wobei ich echt sagen muss, dass mir Kyoshis Aufnahmen besser gefallen. Ich glaube er war nicht so emotional dabei wie ich.“ „Jungs können das vielleicht auch einfach besser trennen als Mädchen, aber trotzdem finde ich es schön, dass du das gemacht hast und ich freue mich schon auf die Ausstellung in der Schule. Dauert nicht mehr lange, oder?“ Hikari schüttelte ihren Kopf und zählte in Gedanken nach. „Es sind noch drei Wochen.“ „Plant ihr noch eine weitere Berufsgruppe?“ Hikari zuckte mit ihren Schultern. „Wir müssen schauen, wie viel Zeit uns bleibt. Wir haben ja nur 10 Fotos die wir ausstellen dürfen. Ich glaube Material haben wir eigentlich genug. Ich denke jetzt geht es eher an die Bearbeitung und dann müssen wir uns ja auch noch entscheiden welche wir genau nehmen. Puh, das wird schwer genug.“ „Da hast du sicher Recht.“ Hikari sah auf dem Esstisch auf einmal einen weißen Umschlag. Auf dem Umschlag war ihr Name drauf und sie erkannte die Handschrift sofort. „War T.K hier?“ Überrascht sah Yuuko ihre Tochter an und folgte ihrem Blick zum Tisch. „Ja, er hat den Brief für dich abgegeben und mir gleichzeitig mit den Einkaufstüten geholfen. Wusstest du...“ Hikari bekam nicht mehr mit, was ihre Mutter ihr da genau erzählte. Wie ferngesteuert ging sie auf den Esstisch zu und nahm den Briefumschlag in die Hand. „Mama, ich gehe mal auf mein Zimmer.“ Langsam verließ die Braunhaarige den offenen Wohn- und Essbereich und schloss die Zimmertüre hinter sich. Sie setzte sich aufs Bett und starrte immer wieder auf ihren Namen. Hikari spielte mit der Öffnung und schließlich öffnete sie den Umschlag ganz. Sie zog den Brief heraus und faltete ihn vorsichtig auseinander. Hika… Schon brauchte Hikari eine Pause, dabei hatte sie gerade mal ihren Namen gelesen. Aber es war irgendwie auch sein Name, denn nur er nannte sie so. Sie atmete nochmal tief ein und aus und las weiter. Wenn ich nur in Worten beschreiben könnte, wie Leid mir alles tut, würde ich versuchen es dir mitzuteilen. Ich weiß, ich habe nicht sonderlich klug in den letzten Wochen gehandelt und dass tut mir sehr leid. Ich weiß, dass du Zeit brauchst und die sollst du auch haben, aber ich musste irgendeine Möglichkeit finden, wie ich doch mit dir „reden“ kann. Ich habe einen Weg gefunden… Die letzten Wochen ohne dich waren grausam und richtig schlimm. Du bist der einzige Mensch, den ich niemals verlieren möchte und gerade habe ich das. Es fühlt sich falsch an, nicht mit dir zu reden und ich vermisse unsere Gespräche. Du auch? Bitte gib mir eine Chance, dir zu zeigen, wie leid mir alles tut. Wenn du noch nicht soweit bist, dann sag es mir morgen in der Schule und ich lass dich in Ruhe, versprochen, aber wenn du vielleicht doch neugierig und bereit bist, mir zu Vertrauen, würde ich mich freuen… Mehr als du dir vorstellen kannst... Hikari drehte den Zettel herum. War das alles? Wo ist der Rest? Verwirrt las sie sich den Brief nochmal durch. Noch nicht einmal unterschrieben hatte er den Brief. Tzz… Sie würde ihm den Brief sowas von um die Ohren hauen. Warum endete der Brief mitten im Satz? Was war das für ein blöder Brief! Hikari faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn wieder in den Umschlag zurück. Sie legte ihn beiseite und wollte diesen dummen Brief vergessen. „Kari?“ Yuuko rief nach ihr. „Ja.“ Hikari öffnete ihre Zimmertüre und ihre Mutter stand mit dem Telefon in der Hand vor ihrem Zimmer. „Für dich.“ „Wer ist es?“, wollte sie gleich wissen. „Mimi.“ „Ah… oh. Okay.“ Hikari nahm ihrer Mutter das Telefon aus der Hand und verschwand wieder in ihrem Zimmer. „Hallo Mimi.“ „Hi, sag mal wo ist der Handy? Ich habe dich schon dreimal versucht anzurufen.“ „Sorry, dass ist noch in meiner Schultasche. Was gibt es denn so dringendes?“ „Hast du den Brief schon gelesen? Sonst rufe ich später nochmal an.“ Hikari schluckte. Was hatte Mimi da gerade gesagt? „Mo-moment du weißt von dem Brief?“ „Ja.“ „und wieso?“ „T.K hat mir nur erzählt, dass er dir einen Brief schreibt und ich dich anrufen soll, wenn er ihn vorbei gebracht hat und eben hat er mir geschrieben. Ich dachte bis jetzt hast du ihn sicher gelesen.“ „Der Brief ist totaler Mist, Mimi. Ich meine der endet mittendrin. Was soll das?“ „Ich weiß nicht, was er geschrieben hat. Ich sollte dich nur fragen, ob du nochmal mit ihm reden willst oder nicht.“ Hikari wusste das sie schon neugierig war und abgesehen davon, sie vermisste ihn sehr, daher hatte sie sich auch über den Brief gefreut, auch wenn er etwas seltsam war und jetzt wusste sie nicht was sie damit anfangen sollte. „Was meinst du Mimi? Was soll ich tun?“, flüsterte die Brünette und schloss ihre Augen. „Ich glaube nicht, dass du mich das fragen musst. Er war auf jeden Fall fix und fertig, als er hier war. Sowie du. Ich glaube ihr zwei könnte nur gemeinsam existieren.“ „Rufst du ihn an, wenn ich dir die Antwort gebe?“ Wenn es so war, konnte Hikari das auch selber erledigen. Dazu musste Mimi nicht Vermittlerin spielen. „Nein, dann hole ich dich am Samstag ab.“ „Und wohin gehen wir dann?“, fragte Hikari aufgeregt nach. „Das erfährst du dann am Samstag.“ Hikari rollte mit ihren Augen. Warum konnte ausgerechnet jetzt Mimi etwas für sich behalten? „Weißt du es denn?“ „Ja und ich würde mir das nicht entgehen lassen...“, erwiderte Mimi verschwörerisch. „Na toll…“ Jetzt war Hikari natürlich neugierig. „Na gut, komm mich am Samstag holen.“ „Super, dann sei um 10 Uhr fertig. Bis dann, Süße.“ „Ja, bis Samstag und grüß meinen Bruder.“ „Mach ich, bye.“   Hikari legte auf und ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen. Sie dachte über den Brief nach und über das, was er ihr eigentlich damit sagen wollte und genau das sollte der Brief doch bezwecken. Takeru musste wissen, dass sie neugierig war und es sicher nicht schön fand, dass der Brief einfach so endete. Dennoch wollte sie ihm diese Chance geben, danach konnte sie immer noch entscheiden, ob sie den Kontaktabbruch weiter halten wollte oder doch wieder mit ihm befreundet sein konnte... Kapitel 13: Dreizehn -------------------- Hikari hatte wohl die bis jetzt längste Woche überhaupt hinter sich gebracht. Dienstag hatte sie den halben Brief von Takeru bekommen und seitdem bekam sie keine weiteren Informationen mehr, weder von Mimi, geschweige denn von Takeru selbst. Sie sprachen auch immer noch nicht viel mehr miteinander, aber Hikari war schon aufgefallen, dass sie sich wieder öfters Blicke zuwarfen. Nun war Samstag Mimi hatte sie abgeholt und vor dem Proberaum von Yamatos Band abgesetzt. Es war ja jetzt nicht so, als ob Hikari den Weg nicht selbst gefunden hätte. Immerhin war sie schon an die Tausendmal hier gewesen, aber Mimis Aufgabe bestand darin, sie hierin zu bringen und das wollte sie sich wohl nicht nehmen lassen. Mimi sah aufgeregt zu der Jüngeren und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du bist ganz schön aufgeregt was?“, sagte Mimi und sah sie etwas mitleidig an. „Ja, ich meine. Ich versteh nicht so ganz was wir hier wollen und wie wir uns so aneinander annähern wollen? In dem ich der Bandprobe seines Bruder zuhöre, oder wie?“ „Lass dich doch einfach überraschen Kari. Takeru hat sich wirklich viel Mühe gegeben und ich glaube es wird dir sehr gefallen.“ „Verrate es mir!“, bat Hikari eindringlich und sah ihre ältere Freundin flehend an. „Haha. Du erfährst es doch jetzt gleich. Du musst nur noch durch diese Türe gehen.“ „Hmm… Trotzdem. Irgendwie wünschte ich mir dennoch, ich würde irgendwas wissen. Er wird doch jetzt gleich nicht singen, oder?“ Hikari hoffte das wirklich. Sie wusste nämlich nicht, ob sie dann lachen oder weinen würde. Vielleicht hatte er ja auch seinen Bruder darum gebeten, seine Worte in ein Lied zu verwandeln? Aber würde sie sich darüber freuen? Immerhin war das jetzt nicht etwas, was sie wirklich miteinander verband. „Kari, lass dich einfach darauf ein. Du wartest doch nur auf ein Zeichen, darauf, ihm nochmal eine Chance zu geben. Auf etwas, auf dass du dich verlassen kannst und ich glaube, nein ich bin sicher, dass er das hiermit geschafft hat und jetzt werde ich gehen.“ „Aber Mimi“, wehrte sich die junge Yagami, doch es war zu spät. Mimi klopfte gegen die stahlharte Eisentür und lächelte der Jüngeren nochmal zu. „Viel Spaß, Süße.“ – Unsicher lief Takeru im Proberaum auf und ab. Die ganze Woche hatte er an diesem Plan gearbeitet und er hoffte so sehr, dass Hikari all das sah und es zu schätzen wusste und natürlich, dass sie ihm nochmal eine Chance gab. Es musste einfach klappen. Takeru hatte Yamato gefragt, ob er sich den Proberaum für diesen Tag ausleihen dürfte. Zunächst war der Ältere gar nicht so angetan von der Idee gewesen, aber der mitleidige Blick seines jüngeren Bruders, erweichte dann doch sein Herz und so knickte Yamato ein und überließ ihm den Raum. Während er am Anfang der Woche an den Details gearbeitet hatte, war er seit heute dabei, die Instrumente beiseite zu schaffen und die ganze Technik an die Wand zu bekommen. Zum Glück hatten ihm Koushiro und Yamato dabei geholfen. Yamato auch, weil dieser Angst um die Instrumente hatte. Jetzt war er alleine. Er betrachte nochmal sein Werk, überprüfte ob er auch wirklich nichts vergessen hatte. Dann versuchte er sich zu sammeln und nicht zu nervös zu sein. Doch spätestens als es an der Türe klopfte, holte ihn die Nervosität ein. Unsicher ging er zur Türe und öffnete diese. Er lächelte gleich als er Hikari sah, öffnete die Türe ganz und signalisierte der Brünetten damit, dass sie eintreten dürfte. „Hallo.“ „Hi, schön das du gekommen bist. Ich war mir nicht sicher, ob du wirklich kommen würdest“, murmelte Takeru und ging voran durch den schmalen Flur. „Ehrlich gesagt, war ich mir bis zum Schluss auch nicht sicher.“ Takeru drehte seinen Kopf zur Jüngere um und nickte. Dann trat er einen Schritt zur Seite und zeigte Hikaru somit den ganzen Proberaum. Der Proberaum sah ganz anders aus, als normalerweise. Statt Instrumente und eine gammlige Couch, standen nun ein paar Stühle nebeneinander und hintereinander aufgestellt. Insgesamt acht Stühle. „Kommen noch welche?“, fragte Hikari fast schon ein wenig enttäuscht nach. Takeru schüttelte sofort den Kopf und deutete auf die Wand. Er zog einen schwarzen Vorhang bei Seite. Er fiel bei den dunkelgrauen Wänden im ersten Moment gar nicht auf. Hinter dem Vorhang war eine große und breite weiße Leinwand zu sehen. „Ähm… was ist das?“, fragte Hikari irritiert nach. Takeru ging zur anderen Seite des Zimmer und schaltete das Licht aus. Auf einem kleinen Regal stand ein Beamer. Er drückte auf einen Knopf und schließlich leuchtete der Beamer auf die Leinwand. „Also ich… ähm… setz dich doch bitte hin“, stammelte Takeru unsicher. Hikari nickte und setzte sich in die erste Reihe auf einen der mittleren Stühle. Wie Takeru geplant hatte, hatte sie sich den richtigen Stuhl ausgesucht, obwohl er sicherheitshalber unter jedem Stuhl der ersten Reihe einen Brief geklebt hatte. „Fass unter den Stuhl!“ forderte Takeru auf. Hikari beugte sich etwas vor und tastete mit ihrer Hand nach einem kantigen Umschlag. Diesen zog sie hervor. „Öffne den Umschlag“, sagte Takeru und versuchte dabei ruhig zu klingen, obwohl er wahnsinnig aufgeregt war. Hikari öffnete den Umschlag und zog einen Brief hervor. Sie falteten den Brief auseinander und fand die zweite Hälfte des Briefes vor. >Ich weiß gar nicht, ob es dir aufgefallen war, aber der Brief hatte mitten im Satz geendet…< Die Brünette legte den Brief bei Seite und sah zu Takeru. „Ernsthaft? Klar ist mir das aufgefallen.“ „Lies bitte weiter.“ Hikari unterdrückte den Impuls mit den Augen zu rollen und las weiter. >Es wäre natürlich irgendwie blöd gewesen, ihn so enden zulassen, aber ich wollte dich irgendwie locken, damit ich dir zeigen kann, wie wichtig du mir bist und wie leid mir alles tut. Im Kino wäre eine einmalige Chance gewesen, dass wir uns näher kommen, um aus dieser endlosen Freundschaftszone herauszukommen, aber diese Chance hatte ich vermasselt und deshalb habe ich mir die Freiheit heraus genommen dir zu zeigen, was ich mir eigentlich die ganze Zeit über gewünscht hätte, wie der Abend stattdessen ausgegangen wäre. Neugierig? Dann Film ab.< Hikari legte den Brief wieder weg und drehte sich mit ihrem Oberkörper zu Takeru um. „Film ab!“, sagte sie und wiederholte damit seine Worte. Sie hoffte, dass sie verbergen konnte, wie aufgeregt sie in diesem Moment war. Was hatte Takeru nur vorbereitet? Takeru lächelte, drückte auf einen Knopf, holte aus einem anderen Regalfach frisches Popcorn heraus und setzte sich anschließend neben Hikari. „Möchtest du?“ Sie griff in die Popcornpackung und sah lächelnd zur Leinwand. „Danke.“ Sie gingen früher oft gemeinsam ins Kino, mindestens zweimal pro Monat. Einmal entschied sie und einmal er und obwohl sie so oft zusammen im Kino waren. War es beim letzten mal anders, weil sich etwas zwischen ihnen änderte. Nur leider hatte Takeru damals lieber an seiner Cola getrunken, anstatt auf Hikairs Avancen einzugehen. Er war ja so dumm. Es war eine Uhr zu sehen. Dann die Zahl 3 – 2 – 1. Ein Kinderfoto blitzte auf, welches Takeru und Hikari zeigte. Damals waren sie 8 Jahre alt und ihre Freundschaft begann. Dann wurde das Foto immer kleiner und Takeru war alleine zu sehen. So wie er derzeit war. „Hi Hika. Erinnerst du dich? Damals waren wir ganz schön klein. Ich war sogar kleiner, als du. Zum Glück ist das lange her und mittlerweile bin ich einen guten Kopf größer als du. Der Film ist eine Liebesgeschichte. Meine Liebesgeschichte. Ich wünsche dir viel Spaß damit.“ Takeru verschwand wieder. Es wurde kurz dunkel und dann war wieder ein Bild zu sehen. Eine Kinokarte blitze auf. Thor. Diesen Film hatten sie gemeinsam im Kino gesehen, bevor ihre Freundschaft komplizierter wurde. Dann sah man eine Zeichnung, hatte Takeru das selbst gemalt? Es waren zwei Strichmännchen oder eher Comicfiguren zu sehen, es sollten wohl sie selber darstellen. Das Mädchen hatte kurz braune Haare und ein Kleid an und der Junge hatte blonde Haare und trug eine Hose. Es war in der Tat wie ein Comic oder ein Manga gezeichnet. Es waren verschiedene Felder und Sprechblasen, die die Figuren miteinander kommunizieren ließen. Der Junge hob zwei Kinokarten in die Höhe und zeigte diese dem Mädchen. >Ich habe bereits die Karten für den neuen Film. Du kommst doch wieder mit, oder?< Das Mädchen antwortete; >Na klar, ich kann es kaum erwarten. Ich freue mich schon so darauf.< Hikari kicherte. Sie fand das ja wahnsinnig niedlich. Sie griff wieder ins Popcorn und steckte sich dieses in den Mund. Wieder war die Leinwand kurz weiß, ehe die nächste Szene auf der Leinwand zu sehen war. Die beiden Figuren waren scheinbar nun im Kino. Denn zwischen ihnen lag eine große Packung Popcorn und eine Cola. Hikari dachte daran, wie blöd Takeru aus der Cola getrunken hatte, anstatt ihre Hand zu ergreifen. Sie hatte sich so gewünscht, dass er das tat, doch sie hörte nur, wie er durch den Strohhalm die Cola schlürfte. Doch diesmal war es anders. Das Mädchen legte ihre Hand auf seinen Oberschenke ab. Was Hikari damals im Kino nicht gesehen hatte, aber dafür jetzt in dem Film, war, wie der Junge Knallrot im Gesicht wurde. Takeru hatte sich selber eine Tomate als Gesicht gegeben und dazu war eine Gedankenblase gezeichnet. Die Gedanken des Jungen. Himmel, war das Absicht? Ein Versehen? Soll ich es wagen oder…? Dann sah man wie der Junge ihre Hand auf seinem Oberschenkel suchte und seine Finger mit ihren verankerte. Das Mädchen sah schüchtern zu dem Jungen hoch und der Junge lächelte das Mädchen an. Hikari lächelte sanft. Damals hätte sie sich diesen Ausgang sehnlichst gewünscht. Die nächste Szene im Film war zu sehen. Der Junge sah weiterhin zu dem Mädchen und vergaß den Film, der nur noch nebenbei lief. Denn das Mädchen, mit dem er sich gerade den Film ansah, war sowieso viel interessanter. >Ich muss dir etwas sagen, Hika.< Das Mädchen sah erwartungsvoll zu dem Jungen. Eine Gedankenblase war über ihrem Kopf zu sehen, in dem sich ein Wunsch verbarg. Hoffentlich sieht er in mir mehr als nur seine beste Freundin. Der Junge hielt seinen Kopf ganz nah an das des Mädchen. >Hika, ich würde so gerne viel öfter deine Hand halten. Nicht nur im Kino. Immer. Ich will sie mir jederzeit nehmen dürfen.< Hikaris Herz klopfte ganz aufgeregt. Das war so unglaublich niedlich und sie musste sich wirklich konzentrieren, nicht zu weinen. Eine neue Szene wurde eingebaut. Das Mädchen hatte rote Wangen und auch der Junge war verlegen. Das Mädchen schwieg noch immer, während der Junge erneut das Reden übernahm. >Und ich möchte nicht nur deine Hand halten, wann ich will. Ich möchte dich auch küssen dürfen, wann ich will.< Das Mädchen lächelte und fragte. >Wirklich?< Wieder war eine neue Szene zu sehen. Ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. >Wirklich! Aber jetzt frage ich dich; Darf ich dich küssen?< Das Mädchen schloss als Antwort ihre Augen und überwand die restlichen Millimeter. Man sah wie der Junge und das Mädchen sich küssten und lauter Herzen flogen um ihre Köpfe. Hikari kicherte und dennoch schossen ihr ein paar Tränen in die Augen. Das war so rührend. Wie lange er wohl daran gesessen hatte? Wieder war eine neue Szene zu sehen. Der Junge und das Mädchen sahen sich wieder in die Augen und lächelten sich an. Die Hände immer noch fest umschlossen. >Keru, ich will dir auch schon so lange etwas sagen. Ich kann nicht mehr nur deine beste Freundin sein. Ich wünsche mir mehr für dich zu sein.< Breiter hätte der Junge wohl nicht Lächeln können, denn im nächsten Bild sah man nur strahlend weiße Zähne und ein Grinsen welches über das ganze Gesicht ging. >Ich will auch nur dich. Mit keiner anderen könnte ich jemals so glücklich werden, Hika. Lass es uns versuchen. Lass uns mehr sein, als nur beste Freunde. Lass uns alles sein, denn du bist schon alles für mich.< Das Mädchen beugte sich vor und wieder küssten sie sich. In der nächsten Szene sah man wie der Film vorbei war und beide Händchenhaltend das Kino verließen. >Ich bin so glücklich, Hika.< >Ich auch, Keru. Ich auch.< Dann war die Leinwand wieder kurz weiß und erneut tauchte ein Foto auf. Diesmal waren sie alt. Richtig alt. Scheinbar hatte Takeru mit einem Computerprogramm dafür gesorgt, dass sie alterten und nun im Alter ihrer eigenen Großeltern waren. Takeru hatte einen Arm um Hikari gelegt und drückte sie ganz fest. Dann sah man Takeru wieder in seiner aktuellen Gestalt. „Das ist das was ich mir wünsche, Hika. Ich weiß wir sind jung und unser ganzes Leben liegt noch vor uns, aber mein Leben hat nur Sinn, wenn ich es mit dir an meiner Seite verbringen darf. Ich möchte keinen Tag mehr ohne dich sein. Bitte, komm zu mir zurück. Verzeih mir, dein Keru.“ Dann war der Film vorbei und die Leinwand war wieder schwarz. Takeru wollte gerade aufstehen, um das Licht wieder einzuschalten, da hielt in Hikari davon ab, aufzustehen und zu gehen. „Bitte bleib.“ Takeru erwiderte den Händedruck und sah die Konturen ihres Gesichtes. „Das war unglaublich, T.K.“ „Es freut mich, dass es dir gefällt. Ich würde mir wirklich wünschen, wenn der Abend damals so ausgegangen wäre.“ „Das hätte ich mir auch gewünscht“, hauchte Hikari. „Es tut mir so leid, Hika. Alles. Die Aktion mit N...“ "Shhht...“. erwiderte Hikari und legte einen Finger auf seine Lippen. „Du hast dich jetzt oft genug bei mir entschuldigt und ich… hab dir immer angesehen, dass du es wirklich ernst meintest. Es tat weh und ich habe Zeit gebraucht, aber ich… ich kann auch nicht ohne dich sein, Keru.“ „Verzeihst du mir? Können wir bitte wieder Freunde sein?“, fragte Takeru unsicher nach. „Ist es das, was du möchtest? Wieder mit mit befreundet zu sein?“ „Nein, ja, ich meine zunächst wäre ich schon froh, wenn wir wieder wie früher miteinander reden würden und du mich nicht mehr ignorierst.“ „Ich ignoriere dich nicht mehr und ich will auch, dass wir wieder miteinander reden.“ Takeru umarmte die Jüngere und zog sie feste in seine Arme, dabei nahm er ihren süßlichen Pfirsichgeruch auf und genoss es, sie wieder so halten zu dürfen. Das hatte er vermisst. „Wir sind also wieder Freunde?“, fragte Takeru lächelnd nach. „Ja, wir sind wieder Freunde. Die besten Freunde...“ Takeru sprang begeistert in die Höhe und schaltete das Licht ein. Er ging zurück zu Hika, doch diese hatte plötzlich Tränen in den Augen. „Hika, was ist? Was ist denn nur los?“, fragte Takeru verwirrt nach. Sie hatten sich doch endlich wieder vertragen? Oder waren das Freudentränen? Frauen taten sowas doch. „Ich… ach vergiss es...“ Takeru dachte kurz einen Moment nach, dann dämmerte es ihm. „Ist es, weil ich gesagt habe, dass wir wieder Freunde sind und du mehr möchtest? Du hast den Film aber gerade schon bis zum ende gesehen, oder? Hika, ich meinte das alles gerade vollkommen ehrlich. Ich dachte nur, nach allem was zuletzt passiert ist, du vielleicht noch Zeit brauchst.“ Hikari schüttelte ihren Kopf. „Ich brauche keine Zeit mehr. Takeru. Ich… Ich will keine Zeit mehr verschwenden, sonst sind wir nachher so alt, wie eben auf dem Foto und sind immer noch beste Freunde. Die Vorstellung ist irgendwie gruselig.“ „Ist es das? Ich dachte, das wäre romantisch.“ Hikari boxte Takeru gegen die Schulter. „Die Idee ist ja auch romantisch, aber die Vorstellung, dass wir immer so weiter machen, ist gruselig.“ „Okay, das stimmt. Also… dann frage ich anders; Liebste Hika, möchtest du mit mir gehen?“ Hikari prustete los. „Soll ich ankreuzen?“ „Oh ja, bitte. Das will ich schriftlich haben.“ Takeru holte sein Lieblingsbuch, samt Füller hervor und schrieb die Frage nochmal auf. Als Antwort konnte Hikari ja, nein oder selbstverständlich werden wir jetzt alt und glücklich zusammen werden, wählen. Hikari nahm dem Blonden den Füller ab und kreuzte ja und selbstverständlich werden wir jetzt alt und glücklich, an. Takeru nickte zufrieden und verstaute alles wieder. „Damit ist es offiziell. Hikari Yagami ist jetzt meine Freundin. Nicht „nur“ meine beste Freundin, sondern auch meine feste Freundin.“ Hikari drückte dem Blonden einen Kuss auf die Wange und verschloss seine Hand wieder mit ihrer. „Das war der schönste Film den ich seit langem gesehen habe. Du musst mir irgendwann noch verraten, wie du das gemacht hast“, murmelte Hikari. „Und was bekomme ich dafür?“, fragte Takeru lachend. „Noch meine Küsse!“ „Guter Deal!“ Takeru lachte dunkel auf, beugte sich zur Jüngere hinunter und verschloss ihre Lippen mit seinen. Kapitel 14: Vierzehn -------------------- Hikari war wahnsinnig nervös gewesen. Heute war der Tag gekommen, an dem die Braunhaarige ihre und Kyoshis Fotografien auf einer Ausstellung sehen würde. Das Schulfest war an ihrer Schule das Highlight des Jahres. Bisher wusste sie nicht einmal welche Fotos auserwählt worden war. Schon eine halbe Ewigkeit lief sie unruhig in ihrem Zimmer auf und ab. In zehn Minuten würde sie und ihre Familie los gehen. In zehn Minuten. „Hika, könntest du bitte mal aufhören hier wie ein aufgescheuchtes Huhn herumzulaufen?“ Geduldig saß Takeru auf dem Bett und sah seiner Freundin dabei zu, wie sie beinahe drohte in Ohnmacht zu fallen. „Keru, dass ist überhaupt nicht lustig. Ich bin...“ „Ich weiß.“ Takeru erhob sich vom Bett und ging auf seine Freundin zu. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und brachte sie dazu, ihn anzusehen. „Hika, es gibt überhaupt keinen Grund aufgeregt zu sein. Du bist die beste Fotografin die ich kenne. Deine Fotos sind alle wunderschön und du würdest niemals Bilder einreichen von denen du nicht selber überzeugt bist. Dazu bist du viel zu perfektionistisch.“ „Ja, aber trotzdem. Dieses mal sind es ja keine Fotos für mich, meine Freunde oder die Familie. Jeder auf der Schule und ihre Angehörigen werden diese Fotos sehen. Was wenn sie doch nicht so gut sind?“ „Sind sie.“ „Woher willst du das wissen?“ „Ich weiß es, weil du mir davon erzählt hattest. Die Idee dahinter, die Menschen, das was ihr festhalten wolltet. Ich bin mir sicher jeder wird diese Botschaft verstehen. Ich für meinen Anteil freue mich einfach darauf die Fotos zu sehen. Außerdem würde die Schule doch sonst gar keine Bilder ausstellen.“ „Ja, mag sein. Ich bin trotzdem nervös.“ „Du wirst sehen, gleich verschwindet das von ganz alleine und wenn es dich beruhigt, ich bin die ganze Zeit bei dir und fange dich auf, falls du umkippen solltest.“ „Und meine Ausstellung verpassen? Nein, das darf nicht passieren.“ „Wird es auch nicht. Ich bin immer noch ein bisschen beleidigt, dass ich nicht mal ein paar Negative sehen durfte.“ „Oh nein, als würde ich dir irgendwelche Negativen zeigen, auf denen man kaum etwas sehen kann.“ „Eben, weil du viel zu perfektionistisch bist.“ „Ist das was schlechtes?“, fragte Hikari irritiert nach. „Nein, für seine Arbeit, für seine Leidenschaft muss man das sein.“ „Kari? T.K.? Kommt ihr?“ „Ja Mama.“ Noch einmal sah Hikari auf ihre Uhr. Jetzt musste sie wirklich los. Takeru ließ seine Hände von ihren Schultern, strich über ihr Schlüsselbein, fuhr über ihren zierlichen Hals und ruhte schließlich auf ihren Wangen. „Bist du bereit?“, fragte er leise. Hikari nickte leicht, wollte den Abstand verringern und ihm entgegen kommen. Takeru schloss seine Augen, bückte sich etwas und legte seine Lippe auf ihre. Sie verschmolzen ineinander während sie sich küssten und kurz alles um sich herum vergaßen. „Kari? Wo bleibt ihr denn?“ Taichi öffnete die Türe und verdrehte gleich die Augen. „Die knutschen schon wieder. Voll eklig.“ „Was ist daran eklig? Du machst das mit Mimi doch auch ständig“, erwiderte Hikari prompt. „Erstens, ist das was anderes und zweitens bist du meine kleine Schwester, die gar kein Interesse an so etwas haben sollte.“ „Weil du mit 16 Jahren so anständig warst?“, zischte Mimi auf dem Wohnzimmer. „Mimi, würdest du mir jetzt bitte nicht in den Rücken fallen. Ich bin ein Junge das ist was anderes.“ „Ja, aber ich bin ein Mädchen...“ Taichi verdrehte erneut die Augen und rammte seinen Kopf leicht gegen die Türrahmen. „Können wir bitte einfach gehen?“ „Von mir aus“, kicherte Hikari und zog Takeru hinter sich her. Eine halbe Stunde später waren sie am Schulgebäude angekommen. In der großen Aula würden die Fotos unter anderem von Hikari und der Foto-AG ausgestellt werden. Was wenn doch keines ihrer Fotos ausgestellt wurde? Die anderen Fotos aus dem Kurs waren alle wundervoll und erzählten alle eine tolle Geschichte. Wer sagte denn das ihre da so gut war? „Machst du dir schon wieder Gedanken?“, fragte Takeru und drückte seine Stirn gegen ihre. „Wie bitte? Ach nein, gar nicht. Lass uns reingehen.“ Hikari ging vor und wurde gleich beim eintreffen der Aula von Kyoshi gerufen. „Kari?“ Der Schwarzhaarige lief auf Hikari zu und begrüßte die Familie Yagami freundlich. „Guten Tag.“ „Das ist Kyoshi, mein Projektpartner“, stellte ihn Hikari ihrer Familie vor. „Guten Tag Kyoshi, wir haben schon viel von eurem Projekt gehört und sind schon ganz gespannt auf das Ergebnis“, begrüßte Yuuko ihn freundlich und sah sich bereits neugierig um. „Bist du heute alleine hier?“, fragte Takeru nach. Kyoshi deutete auf seine Eltern, die sich gerade mit anderen Bekannten unterhielten. „Meine Eltern sind da drüben und unterhalten sich mit Nachbarn aus unserem Haus. Hier ist echt was los“, grinste Kyoshi und wirkte zufrieden. „Hast du unsere Fotos schon gesehen?“, fragte Hikari allgemein und versuchte sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. „Na klar, ich kann sie euch zeigen.“ „Super.“ Kyoshi ging vorne heran und brachte sie zu dem Teil der Aula an dem ihre Fotos ausgestellt worden. Das erste Bild welches Hikari sofort als ihres erkannte war das Foto von einem Müllwerker. Sie hatte den Müllwerker und den Mülltransporter von hinten fotografiert. Die große und schwere graue Tonne wurde gerade angehoben und der Müll entsorgt. Direkt neben dem Mülltransporter stand ein großer schwarzer Geländewagen, auf diesem Auto spiegelte sich der Müllwagen und der Mülltransporter wieder. Es wirkte wie ein Spiegelbild und war doch ein wenig versetzt. Die Überschrift fiel gleich ins Auge; Helden des Alltags. Fotografin: Hikari Yagami. „Wow Kari, das ist aber ein tolles Foto“, schwärmte ihre Mutter und machte gleich von dem Bild ein Foto mit ihrem Handy. „Stell dich mal daneben, Kari.“ „Ach Mama, nein.“ Hikari war das ganz schön peinlich, weil auch die anderen herumstehende Gäste auf ihr Foto aufmerksam wurden. „Kari, jetzt komm schon, deine erste Ausstellung. Das muss ich einfach fest halten.“ „Kröte, gib einfach nach. Du weißt doch das Mama sowieso nicht locker lässt. Außerdem ist es echt toll geworden“, zwinkerte auch Taichi seiner Schwester zu. Hikari lächelte und stellte sich nun doch neben das Bild. „Und schön lächeln“, gab Yuuko ihr die Anweisung. Hikari lächelte, Yuuko machte das Foto und betrachtete es zufrieden. „Na geht doch.“ „Das war aber nicht das einzige von unserem Projekt“, meldete sich Kyoshi nochmal zu Wort. „Stimmt, wo ist denn deines?“, fragte Hikari nach und sah sich weitere Fotos der Ausstellung an. „Meines hängt da drüben, aber gleich daneben hängt nochmal eines von dir.“ „Von mir wurden zwei Bilder ausgestellt?“, fragte Hikari überrascht nach. „Ja und so wie ich das bisher gesehen habe bist du die Einzige von der zwei Fotos ausgestellt worden.“   Perplex sah Hikari zu Takeru und lächelte ihn ungläubig an. „Ich kann es nicht glauben.“ „Ich habe doch gleich gesagt, du bist die Beste.“ Takeru gab seiner Freundin einen Kuss auf die Wange und führte sie weiter. Kyoshi zeigte erst das Foto, welches er fotografiert hatte. Es war ein Foto welches ihn auf der See zeigte. Ein Fischer hatte in den frühen Morgenstunden einen Fisch gefangen. Er hatte den Fisch gerade an der Angel und zog ihn heraus. Wasserspritzer perlten im Sonnenlicht und das frühe Sonnenlicht welches den Tag begrüße sorgte für ein tolles Farbenspiel. Auch hier stand die Überschrift; Helden des Alltags. „Wow Kyoshi, dein Foto ist auch absolut toll geworden. Ich hatte es zwar in der Rohentwicklung schon gesehen, aber jetzt so fertig und bearbeitet. Es ist richtig gut geworden“, lobte Hikari ihren Projektpartner. „Danke, ich finde es auch toll und dein zweites hängt da vorne.“ „Argh, das bin ja ich“, schrie Yuuko los und lief auf das Bild zu. Kurz zuvor blieb sie vor dem Foto stehen. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich dafür entscheiden würden“, murmelte Hikari und sah sich das Foto nochmal genau an. Yuuko war der Focus des Bildes. Eine Hausfrau und Mutter das Thema. Sie hatte eine Schürze um ihre Hüfte gebunden, steckte sich ein Kochlöffel hinter ihr rechtes Ohr, trug in der linken Hand einen Staubwedel und fegte lächelnd über die Fensterbank. Kein Anzeichen von eine betrübten und gestressten Frau. Eine Frau die jeden Tag alles dafür gab, dass das Zuhause ihrer Familie wunderschön war, dass sich alle Mitglieder wohl und geborgen fühlten und es ein Ort war, an dem alle Familienmitglieder gerne zusammen kamen. „Es zeigt wie großartig du bist“, lächelte Susume. „Und dass du jeden Tag alles für uns tust und das mit einem Lächeln“, ergänzte auch Taichi und klopfte seiner Schwester anerkennend auf die Schulter. „Es repräsentiert alle Mütter und Hausfrauen, die jeden Tag Helden sind, weil sie einfach alles für uns tun. Oft sehen wir es als selbstverständlich an, aber das ist es nicht. Es ist etwas besonderes und ich freue mich, dass die Schule das genauso sieht.“ Hikari fand es toll, dass die Botschaft dahinter verstanden wurde und alle ihre Geschichte verstehen konnten. „Davon müssen wir auch noch ein Foto machen“, erwiderte Yuuko und drückte ihrem Ehemann ihr Handy in die Hand. „Diesmal bin ich auch mit drauf.“ Zu zweit standen Hikari und Yuuko jeweils an einer Seite von dem Foto und lächelten in die Kamera. „Danke Kari, es ist mein Lieblingsbild und nicht weil ich drauf bin, sondern weil du verstanden hast um was es geht und ich glaube es wird ganz vielen hier auch so gehen.“ „Gern geschehen.“ Hikari freute sich, dass sie ihre Mutter mit ihrer Fotografie so verzaubern konnte. Nachdem Hikari sich von ihrer Familie vorerst verabschiedet hatte, weil sich jeder was anderes ansehen wollte, zog Hikari Takeru hinter sich her. Vor dem Schulgebäude setzte sie sich auf eine Band, kramte in ihrer Tasche herum und reichte Takeru schließlich einen Umschlag. „Das hier ist für dich“, erklärte sie und überreicht Takeru den verpackten Umschlag. „Okay“, murmelte der Blonde und sah kurz etwas irritiert zu seiner Freundin. „Soll ich es gleich aufmachen?“ „Oh ja, unbedingt. Deswegen bin ich schon den ganzen Tag so nervös. Gut, auch wegen der Ausstellung, aber auch weil ich noch etwas für dich habe.“ „Das wäre aber doch nicht nötig gewesen“, erwiderte Takeru und wurde tatsächlich etwas verlegen. „Na los, öffne es.“ Vorsichtig öffnete Takeru den Umschlag und zog zwei weitere DIN-4 Fotos heraus. Er drehte das erste Bild zu sich um und erkannte sich selbst darauf. Hikari hatte Takeru aus der Ferne fotografiert. Es wurde zu dem Zeitpunkt aufgenommen, als sie gerade nicht soviel Kontakt hatten. Auch wenn sie selber zu dieser Zeit nicht mit Takeru reden konnte, ihre Kamera konnte sie nichts vormachen. In der Bibliothek saß Takeru an einem Tisch. Drei Bücher waren auf diesem verteilt und ein Blatt Papier mit Notizen lag direkt vor ihm. Seine Gesichtsausdruck war konzentriert und doch betrübt. Er hielt einen Kugelschreiber in seiner rechten Hand und drückte diesen fest. Man konnte es gut erkennen, weil die Adern dort etwas herausstanden. Mit der linken Hand massierte er sich die Schläfe, so als hätte er Kopfschmerzen gehabt. Er war am schreiben wirkte aber nicht glücklich. Etwas was sie so noch nie an ihm gesehen hatte und etwas was sie traurig gemacht hatte. „Ich erinnere mich gut an diesen Tag. Ich habe immer auf mein Handy gestarrt, mir gewünscht du würdest mich anrufen oder mir schreiben. Ich habe dich so sehr vermisst, Hika.“ „Ich dich auch. Ich glaube ich habe dich an diesem Tag oft heimlich fotografiert. Ich habe gesehen, wie unglücklich du warst und war es selber auch. Dich so zu sehen war hart, weil ich wusste dass ich Schuld daran hatte.“ „Ich habe dich enttäuscht und ich konnte deine Ablehnung verstehen.“ „Sieh dir das zweite Foto an.“ Hikari deutete auf das zweite Bild. Takeru zog es hervor und sah es sich genauer an. Dieses Bild war vor einigen Tagen in ihrem Zimmer entstanden. Takeru saß an ihrem Schreibtisch und hatte wieder etwas zu Papier gebracht. Dabei lächelte er und hatte ein unverkennbares strahlen in seinen Augen. „Ich finde dieses Bild wunderschön. Dreh es mal um und schau mal ganz unten.“ Takeru drehte das Bild herum und fand ganz unten eine kleine Notiz :Mein immer Held. „Ach Hika, ich liebe dich.“ Takeru nahm seine Freundin in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Mund, als sich seine Lippen von ihren lösten, lächelte er sie schief an. „Weißt du warum ich auf diesem Bild so blöd grinse?“ „Du grinst nicht doof, aber sag warum.“ „Ich habe dabei an dich gedacht und ein paar Zeilen aufgeschrieben, einfach was mir so in den Sinn kam. Ich weiß sogar noch was ich geschrieben hatte...“ „Sag es mir“ bat Hikari ihrem Freund und sah ihn erwartungsvoll an. Takeru lenkte ein und zitierte sein eigenes Gedicht. „Am Anfang war es nur Freundschaft. Ich dachte zunächst, dass es so bliebe. Doch dann drehte sich die Uhr und aus Freundschaft wurde Liebe. Eine Liebe die alles mir bis dahin gekannte in den Schatten stellte. Eine Liebe die mir seitdem meinen Weg erhellte und die Freundschaft? Sie ist nicht weg. Sie ist immer noch da, sie ist nur noch viel wertvoller, weil aus Freundschaft Liebe geworden war.“ Takeru schüttelte belustigt seinen Kopf. „Ich weiß nicht gerade mein Meisterwerk.“ „Ich finde es wundervoll“, erwiderte die Braunhaarige und kuschelte sich an seine Brust. „Du bist wundervoll.“ „Ich liebe dich, Keru.“ „und ich liebe dich, Hika.“ Hikari hob erneut ihren Kopf an und küsste ihren Keru. Sie wusste nicht wie lange sie dort saßen, aber das spielte auch keine Rolle. Endlich hatten sie zueinander gefunden. Endlich konnten sie alle Missverständnisse aus dem Weg räumen und endlich hatten sie es geschafft, die Grenze der Friendzone zu brechen und ein richtiges Liebespaar zu werden und mehr hatten sie sich nie füreinander und voneinander gewünscht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)