Misunderstood von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 12: Zwölf ----------------- Es war ein Tag vergangen, seit Takeru mit Hikari auf dem Baskektballplatz gesprochen hatte. Für ihn war es das langersehnte Zeichen, welches er gebraucht hatte, um weiter auf die Braunhaarige zuzugehen. Er wollte sie nicht gleich erdrücken, aber er wollte seiner Hika beweisen, wie wichtig sie ihm war. Er hoffte, dass Mimi ihm dabei helfen konnte. Nun saß er in ihrem und Taichis Wohnzimmer und erzählte ihr alles. Sie schien jedoch schon vieles zu wissen und wenig begeistert zu sein. „Ich verstehe immer noch nicht, warum ausgerechnet ich dir helfen soll. Ich meine, ganz ehrlich T.K., du hattest unzählige Chancen und nie hast du auch nur eine davon genutzt und jetzt soll ich dir helfen?!“ Takeru fuhr sich gestresst mit seiner Hand durch die Haare. „Mir war das nicht so klar. Ich dachte, für sie ist das nur Freundschaft, vielleicht habe ich es auch nicht gecheckt. Dieses Vertraute ist schon immer zwischen uns gewesen und ich...“ „Uns war es immer schon klar gewesen. Jeder von uns hat nur darauf gewartet, dass ihr es endlich offiziell macht, aber irgendwie habt ihr es einfach nicht hinbekommen und unseren genialen Plan konnten wir nicht mal in die Tat umsetzen...“ „Welchen Plan?“, horchte Takeru auf und sah Mimi ernst an. „Komm schon Mimi, du willst es doch sagen.“ Mimi nickte schließlich mit dem Kopf. „Okay, ist jetzt sowieso egal. Kari kam zu uns und erzählte davon, dass ihr euch gegenseitig ein Date vorschlagen sollt… Sowas dämliches...“ Takeru rollte mit seinen Augen. Das wusste er schließlich selber. „Auf jeden Fall haben wir Kari gesagt, das sie dir schreiben soll, dass sie ein perfektes Mädchen für dich gefunden hat.“ „Moment, ihr habt ein Mädchen für mich gefunden und nicht Kari? Wie interessant...“ „Oh man, T.K. darum geht es doch gerade gar nicht. Kari war das Mädchen...“ „Hä?“ Mimi legte eine Hand auf ihre Stirn und massierte diese. Warum bekam sie nur immer wieder Kopfschmerzen, wenn sie mit einem von Beiden redete? „Kari wusste selber nichts davon, wir, also Sora und ich, wollten sie dahin locken. Wir wollten euch an viele gemeinsame Augenblicke, die ihr zusammen erlebt habt, erinnern lassen, sodass ihr selber erkennt, dass ihr füreinander geschaffen seid. Ihr seid das Date des jeweils anderen. Verstehst du?“ Takeru ließ sich geschafft nach hinten fallen und seufzte auf. „Okay, mist.“ „Na ja, aber dann kam ja dein Geniestreich dazwischen“, lächelte Mimi matt. „Eigentlich gefällt mir euer Plan. Ich weiß nicht, ob es so aufgegangen wäre, aber vielleicht kann ich daran anknüpfen...“ „Wie meinst du das?“, fragte Mimi neugierig nach. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ „Klar.“ Mimi rutschte gleich näher heran und spitzte ihre Ohren. „Okay, pass auf, folgendes...“ Takeru war mittlerweile wieder zuhause. Er dachte noch viel darüber nach, wie er all das in die Tat umsetzten wollte, aber je mehr Zeit verging, desto sicherer war er, dass es funktionieren könnte. Er musste einfach darauf hoffen, dass er Kari noch einmal zurück gewinnen konnte. Ohne sie war jeder Tag einfach so furchtbar schrecklich. Warum konnte er nicht einfach an ihrem Kinoabend ihre Hand nehmen und den Film den Film sein lassen? Vielleicht wären sie dann jetzt schon längst zusammen, stattdessen redeten sie gar nicht mehr miteinander. Er setzte sich an seinen Schreibtisch nahm Stift und Papier heraus und schrieb all das auf, was er schon so lange auf seinem Herzen hatte. Er wollte seine Idee anfangen, umzusetzen. Irgendwann tat seine Hand weh. Er wusste nicht mal wie viel Zeit vergangen war, aber mittlerweile war es dunkel draußen. Die Zeilen strich er immer mal wieder durch und begann von vorne. Er las sich die Zeilen, die er schrieb immer wieder durch und schließlich war er einigermaßen zufrieden damit. Er packte alles zusammen und massierte seine rechte Hand, mit der er die ganze Zeit geschrieben hatte. Ein letztes Mal las er sich den Brief durch, packte ihn in einen Kuvert um klebte den Umschlag zu. Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl zurückfallen und sah zu seiner Zimmerdecke. Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, Kari diesen Brief zukommen zu lassen? Oder sollte er lieber noch etwas abwarten? Auch wenn er am liebsten sofort losgelaufen wäre, blieb er in seinem Zimmer und legte den Brief in eine Schublade. Er schob seinen Stuhl zurück, erhob sich und machte sich etwas zu essen. Noch war nicht der richtige Zeitpunkt... – Wieder verstrich eine Woche. Hikari grüßte ihn jeden Morgen und Takeru verabschiedete sich jeden Nachmittag von ihr. Und das wars. >Hallo und Tschüss< gelegentlich ein Danke. Es war der Horror. Die Pausen verbrachten sie noch immer getrennt voneinander, obwohl Takeru bemerkte, wie auch Hikari immer wieder zu ihm sah. Er beschloss, dass er heute versuchen wollte, einen weiteren Schritt auf die Braunhaarige zuzugehen. Den Brief den er vor einer Woche geschrieben hatte, befand sich mittlerweile in seiner Schultasche. Hikari würde heute Foto-AG haben, also hatte er genügend Zeit diesen Brief bei der Familie Yagami in den Briefkasten zu werfen. Natürlich hätte er den Brief auch per Post verschicken können und am besten per Nachname, aber er wollte es selber tun. Diesen Weg zu gehen, war schön und auch wenn er wusste, dass er gleich danach wieder umkehren würde, war es ein Stückweit wie früher, als alles noch normal zwischen ihnen war. In dem Moment als Takeru dem Hausblock der Familie Yagami näher kam, entdeckte er Yuuko die gerade mit zwei großen Tüten in ihren Armen versuchte die Autotür zuzuschließen. „Mrs. Yagami?“ Yuuko drehte sich herum und lächelte, als sie Takeru sah. „Hallo Takeru, schön dich zu sehen.“ „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“ „Das wäre sehr nett.“ Eilig flitzte der Schüler und nahm Yuuko eine Einkaufstüte ab. So konnte Frau Yagami die Autotür abschließen und die Haustüre aufschließen. Sie bestellten sich den Aufzug und stellten die beiden Tüten auf dem Boden des Aufzugs, ab. „Was machst du eigentlich hier? Wolltest du zu Kari?“ „Ähm ja, ich habe etwas für sie“, druckste er ein wenig verlegen herum. „Ach ja?“ Interessiert hörte Yuuko zu und lächelte dann sanft. „Wenn du magst, gebe ich es ihr.“ Takeru nickte. „Ja, das wäre sehr nett.“ Wahrscheinlich hätte Yuuko die Post sowieso reingeholt und ihn Hikari gegeben, dann konnte er ihn ihr auch gleich persönlich abgeben. Der Aufzug kam auf der gewünschten Etage an. Takeru half Yuuko noch bis zur Wohnungstüre und stelle die Einkaufstasche auf dem Esstisch ab. „Danke Takeru.“ „Ach kein Problem...“ Etwas unbeholfen, suchte er nach dem Brief und reichte ihn schließlich Yuuko. „Ge-geben Sie den bitte Kari?“ Yuuko lächelte sanft und nickte. „Ja, das mache ich sehr gerne.“ „Danke, ich muss dann wieder. Tschüss.“ Takeru wand sich schnell und mit hochrotem Kopf ab und ging aus der Wohnung heraus. Diese Situation war ihm sehr peinlich. – Ein paar Stunden später kam Hikari nach Hause. Sie schloss auf und stellte ihren Schulranzen, sowie ihre Fotoausrüstung auf dem Boden ab. „Hallo Kari“, wurde sie von ihrer Mutter begrüßt, die schon in der Küche stand und das Gemüse klein schnitt. „Hallo Mama.“ Hikari ging in die Küche und nahm sich erst einmal etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. „Und seid ihr weiter gekommen mit eurem Projekt?“, fragte Yuuko neugierig nach. Hikari nickte wie wild mit ihrem Kopf und schon sprudelte es aus ihr heraus. „Ja, die Fischer die wir neulich getroffen haben waren wirklich furchtbar nett. Der Beruf ist aber wirklich hart und ich könnte ihn niemals ausführen. Erstens muss man so richtig früh aufstehen, den ganzen Tag auf einem kleinen Boot verbringen und dann all die Fische…“ Hikaris Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. Am liebsten hätte die Brünette nämlich ein Messer hervorgeholt und die Tiere wieder freigelassen, aber sie war als Fotografin tätig und ihre persönliche Meinung war nicht wichtig. Diese Männer taten auch nur ihre Arbeit und mussten ihre Familie ernähren und vor allem in Japan liebten die Einheimischen frischen Fisch. Was sollte man da also tun? „Und der Geruch erst. Wirklich, meine Hochachtung. Die Bilder sind richtig gut geworden. Wobei ich echt sagen muss, dass mir Kyoshis Aufnahmen besser gefallen. Ich glaube er war nicht so emotional dabei wie ich.“ „Jungs können das vielleicht auch einfach besser trennen als Mädchen, aber trotzdem finde ich es schön, dass du das gemacht hast und ich freue mich schon auf die Ausstellung in der Schule. Dauert nicht mehr lange, oder?“ Hikari schüttelte ihren Kopf und zählte in Gedanken nach. „Es sind noch drei Wochen.“ „Plant ihr noch eine weitere Berufsgruppe?“ Hikari zuckte mit ihren Schultern. „Wir müssen schauen, wie viel Zeit uns bleibt. Wir haben ja nur 10 Fotos die wir ausstellen dürfen. Ich glaube Material haben wir eigentlich genug. Ich denke jetzt geht es eher an die Bearbeitung und dann müssen wir uns ja auch noch entscheiden welche wir genau nehmen. Puh, das wird schwer genug.“ „Da hast du sicher Recht.“ Hikari sah auf dem Esstisch auf einmal einen weißen Umschlag. Auf dem Umschlag war ihr Name drauf und sie erkannte die Handschrift sofort. „War T.K hier?“ Überrascht sah Yuuko ihre Tochter an und folgte ihrem Blick zum Tisch. „Ja, er hat den Brief für dich abgegeben und mir gleichzeitig mit den Einkaufstüten geholfen. Wusstest du...“ Hikari bekam nicht mehr mit, was ihre Mutter ihr da genau erzählte. Wie ferngesteuert ging sie auf den Esstisch zu und nahm den Briefumschlag in die Hand. „Mama, ich gehe mal auf mein Zimmer.“ Langsam verließ die Braunhaarige den offenen Wohn- und Essbereich und schloss die Zimmertüre hinter sich. Sie setzte sich aufs Bett und starrte immer wieder auf ihren Namen. Hikari spielte mit der Öffnung und schließlich öffnete sie den Umschlag ganz. Sie zog den Brief heraus und faltete ihn vorsichtig auseinander. Hika… Schon brauchte Hikari eine Pause, dabei hatte sie gerade mal ihren Namen gelesen. Aber es war irgendwie auch sein Name, denn nur er nannte sie so. Sie atmete nochmal tief ein und aus und las weiter. Wenn ich nur in Worten beschreiben könnte, wie Leid mir alles tut, würde ich versuchen es dir mitzuteilen. Ich weiß, ich habe nicht sonderlich klug in den letzten Wochen gehandelt und dass tut mir sehr leid. Ich weiß, dass du Zeit brauchst und die sollst du auch haben, aber ich musste irgendeine Möglichkeit finden, wie ich doch mit dir „reden“ kann. Ich habe einen Weg gefunden… Die letzten Wochen ohne dich waren grausam und richtig schlimm. Du bist der einzige Mensch, den ich niemals verlieren möchte und gerade habe ich das. Es fühlt sich falsch an, nicht mit dir zu reden und ich vermisse unsere Gespräche. Du auch? Bitte gib mir eine Chance, dir zu zeigen, wie leid mir alles tut. Wenn du noch nicht soweit bist, dann sag es mir morgen in der Schule und ich lass dich in Ruhe, versprochen, aber wenn du vielleicht doch neugierig und bereit bist, mir zu Vertrauen, würde ich mich freuen… Mehr als du dir vorstellen kannst... Hikari drehte den Zettel herum. War das alles? Wo ist der Rest? Verwirrt las sie sich den Brief nochmal durch. Noch nicht einmal unterschrieben hatte er den Brief. Tzz… Sie würde ihm den Brief sowas von um die Ohren hauen. Warum endete der Brief mitten im Satz? Was war das für ein blöder Brief! Hikari faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn wieder in den Umschlag zurück. Sie legte ihn beiseite und wollte diesen dummen Brief vergessen. „Kari?“ Yuuko rief nach ihr. „Ja.“ Hikari öffnete ihre Zimmertüre und ihre Mutter stand mit dem Telefon in der Hand vor ihrem Zimmer. „Für dich.“ „Wer ist es?“, wollte sie gleich wissen. „Mimi.“ „Ah… oh. Okay.“ Hikari nahm ihrer Mutter das Telefon aus der Hand und verschwand wieder in ihrem Zimmer. „Hallo Mimi.“ „Hi, sag mal wo ist der Handy? Ich habe dich schon dreimal versucht anzurufen.“ „Sorry, dass ist noch in meiner Schultasche. Was gibt es denn so dringendes?“ „Hast du den Brief schon gelesen? Sonst rufe ich später nochmal an.“ Hikari schluckte. Was hatte Mimi da gerade gesagt? „Mo-moment du weißt von dem Brief?“ „Ja.“ „und wieso?“ „T.K hat mir nur erzählt, dass er dir einen Brief schreibt und ich dich anrufen soll, wenn er ihn vorbei gebracht hat und eben hat er mir geschrieben. Ich dachte bis jetzt hast du ihn sicher gelesen.“ „Der Brief ist totaler Mist, Mimi. Ich meine der endet mittendrin. Was soll das?“ „Ich weiß nicht, was er geschrieben hat. Ich sollte dich nur fragen, ob du nochmal mit ihm reden willst oder nicht.“ Hikari wusste das sie schon neugierig war und abgesehen davon, sie vermisste ihn sehr, daher hatte sie sich auch über den Brief gefreut, auch wenn er etwas seltsam war und jetzt wusste sie nicht was sie damit anfangen sollte. „Was meinst du Mimi? Was soll ich tun?“, flüsterte die Brünette und schloss ihre Augen. „Ich glaube nicht, dass du mich das fragen musst. Er war auf jeden Fall fix und fertig, als er hier war. Sowie du. Ich glaube ihr zwei könnte nur gemeinsam existieren.“ „Rufst du ihn an, wenn ich dir die Antwort gebe?“ Wenn es so war, konnte Hikari das auch selber erledigen. Dazu musste Mimi nicht Vermittlerin spielen. „Nein, dann hole ich dich am Samstag ab.“ „Und wohin gehen wir dann?“, fragte Hikari aufgeregt nach. „Das erfährst du dann am Samstag.“ Hikari rollte mit ihren Augen. Warum konnte ausgerechnet jetzt Mimi etwas für sich behalten? „Weißt du es denn?“ „Ja und ich würde mir das nicht entgehen lassen...“, erwiderte Mimi verschwörerisch. „Na toll…“ Jetzt war Hikari natürlich neugierig. „Na gut, komm mich am Samstag holen.“ „Super, dann sei um 10 Uhr fertig. Bis dann, Süße.“ „Ja, bis Samstag und grüß meinen Bruder.“ „Mach ich, bye.“   Hikari legte auf und ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen. Sie dachte über den Brief nach und über das, was er ihr eigentlich damit sagen wollte und genau das sollte der Brief doch bezwecken. Takeru musste wissen, dass sie neugierig war und es sicher nicht schön fand, dass der Brief einfach so endete. Dennoch wollte sie ihm diese Chance geben, danach konnte sie immer noch entscheiden, ob sie den Kontaktabbruch weiter halten wollte oder doch wieder mit ihm befreundet sein konnte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)