Misunderstood von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 7: Sieben ----------------- Weinend lief Kari durch die Straßen. Sie versuchte zu verstehen, wie es nur so weit kommen konnte. Wie konnte Takeru, ihr Keru, ihr nur so etwas antun? Es ergab in ihren Augen einfach keinen Sinn. Er hatte ihr so weh getan und ihr Vertrauen missbraucht und sie wusste wirklich nicht, ob sie ihm das jemals verzeihen konnte. War sie wirklich so schrecklich, dass er einen Freund bezahlen musste, mit ihr auszugehen? und wenn wirklich T.K. mit ihr ausgehen wollte, warum hatte er es dann nicht einfach gesagt? Es gab doch so viele Gelegenheiten. Unzählige. Sie war fix und fertig und schließlich klingelte sie bei der Wohnung ihres Bruders und Mimi Sturm. „Ja, Hallo? Kari… Oh… Was ist passiert?“, fragte Mimi gleich besorgt nach, öffnete die Türe ganz und ließ die Jüngere eintreten. Gleich warf sich Kari in die Arme ihrer Freundin, die sie perplex in den Arm nahm und nicht wusste, was sie jetzt machen sollte. „Mimi? Wer ist gekommen?“ Schon ertönte die Stimme von Sora im Flur, die entsetzt sah, wie sich Kari weinend und zitternd an Mimi klammerte. „Was ist denn hier los?“, fragte auch sie gleich nach. Mimi zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Kari, komm erst einmal rein und erzähl uns ganz in Ruhe was eigentlich passiert ist, okay?“ Kari nickte, ließ sich aber von Mimi ins Wohnzimmer ziehen. Gleich setzte sich Sora auf die andere Seite der Jüngeren und legte eine Hand auf ihre. „Erzähl liebes, was ist passiert?“ „Ke-keru… Er… hat mich… mich…“ „Ganz ruhig, trink erst einmal was“, sprach die Rothaarige und reichte ihr ihre Tasse Tee, die sie noch gar nicht angerührt hatte. „D-danke...“, schluchzte die junge Yagami und wischte sich immer wieder über die feuchte Augenpartie. „T.K er… hat einen Jungen aus seiner Basketballmannschaft dafür bezahlt, mit mir auszugehen...“ „Was? Ist nicht sein Ernst?“, kam es fassungslos aus Mimi, die gleich aufsprang und wütend auf und ab maschierte. „Mimi, setz dich und lass Kari ausreden!“, forderte Sora und deutete der Brünetten an, wieder Platz zu nehmen. Sie gehorchte, sagte kein Mucks und sah wieder mitfühlend zu der Kleineren. „Erzähl weiter.“ „Na ja… sein Plan war es, mir einen Junge zu präsentieren, der mir erst das Gefühl gibt, dass er mich mag, mich aber dann sitzen lässt und na ja...“ „Ich reiß ihm den Kopf ab“, platze die Brünette wieder dazwischen, doch prompt hatte Mimi von Sora einen Muffin in den Mund gesteckt bekommen, der auf dem Wohnzimmertisch lag und sie somit zum Schweigen brachte. „Rede ruhig weiter“, sagte Sora ruhig. „Na ja… er wollte dann anstelle von Naoko auftauchen und mir dann sagen, dass er und nur er der Richtige für mich ist...“, beendete Kari ihren Satz und nahm dankend ein Taschentuch entgegen, welches ihr die Ältere reichte. „Verstehe…“, murmelte Sora einfühlsam. „Echt? Ich nicht!“, brummte Mimi verärgert, schluckte den bissen Muffin runter, den sie gerade noch gekaut hatte und fand es unmöglich von Takeru, dass er so etwas getan hatte. „Und wie kam das Ganze raus?“, horchte die Rothaarige nach und ignorierte ihre beste Freundin wieder. „Er hat es mir selber gesagt, er wollte mich vor Naoko warnen, dass er es nicht ehrlich mit mir meint und schließlich gestand er mir, wie es dazu kommen konnte.“ Ganz allmählich beruhigte sich die Jüngere wieder, auch wenn sie immer noch unendlich verletzt und aufgewühlt war. „Hast du in der Zwischenzeit mal mit Naoko geredet?“, fragte Sora nach und reichte auch der Jüngeren einen Muffin. Kari nahm ihn entgegen und zupfte ihn auseinander, ehe sie redete. „Wozu? Der Typ ist genauso eine hohle Nuss, wie...“, redete Mimi wieder dazwischen und sah, wie Sora sie tadelnd ansah. Doch Mimi zuckte mit den Schultern, „was? Stimmt doch.“ Kari steckte sich einen Krümmel in den Mund und seufzte niedergeschlagen aus. „Ich weiß nicht, ich dachte wirklich, dass er mich mag und ich glaube, dass ich ihn auch mochte. Ja, es war natürlich nicht so, wie ich T.K mag, aber vielleicht hätte sich etwas entwickeln können und jetzt wurde ich gleich von beiden hintergangen.“ „Unglaublich. Naoko solltest du erst einmal ganz schnell in die Wüste schicken und Takeru… da fällt mir gerade gar nichts zu ein“, kam es verständnislos von Mimi. Einen Moment hielt sie inne. „Dir ist schon klar, wenn Tai das erfährt, wird er Takeru den Kopf abreißen, oder?“ „Sag es ihm bitte nicht.“ Energisch sah Kari zu der Brünetten und flehte sie mit ihrem Blick an. „Hä? Wieso verteidigst du ihn jetzt auch noch? Er hat dir weh getan und...“ „Bitte…“ Dieses Mal ließ Kari die Ältere nicht ausreden. „Ich weiß wie Tai sein kann, aber ich will das mit T.K selber klären, beziehungsweise wenn es überhaupt etwas zu klären gibt, denn zunächst will ich ohnehin nichts mit ihm zu tun haben, wenn überhaupt jemals wieder.“ Ihr Blick ging zur Seite und sah betrübt in die Ferne. „Das wird Tai auffallen, wenn ihr plötzlich nicht mehr miteinander redet, dazu habt ihr immer viel zu sehr aufeinander geklebt und dann wird er sowieso Fragen stellen. Was erwartest du von mir, dass ich meinen Freund belüge?“ „Zunächst ja...“, murmelte Kari unsicher und mit gesenktem Kopf. Mimi sah mit einem zweifelnden Blick zu Kari. „Das wird niemals klappen. Tai durchschaut mich mittlerweile auch spielend leicht und was wenn T.K. mit Matt redet? Ich meine, dir ist schon klar, dass sich das einfach nicht vermeiden lässt, dass Tai es früher oder später erfährt.“ „Mimi, bitte sag ihm zunächst nichts. Ich muss selber erst einmal drüber nachdenken, was ich davon halte und dann die Konsequenz daraus ziehen.“ Unschlüssig sah Mimi zu Sora, nickte aber schließlich geschlagen mit dem Kopf. „Okay, ich werde deinem Bruder zunächst nichts sagen.“ „Danke, Mimi.“ Kari wusste, dass das viel verlangt war und eigentlich war es auch ihre Aufgabe, es Tai zu sagen. Denn sie wusste selber, dass sie Taichi nicht ewig etwas vormachen konnte, aber noch wollte sie nicht, dass Tai den Blonden verprügelte und wer weiß was mit ihm anstellte.   Sora wirkte etwas nachdenklich und während die beiden Braunhaarigen miteinander sprachen, überlegte sie, wie sie den Wind aus der ganzen Sache nehmen konnte. Sie konnten ja das Date was sie eigentlich für Kari und Takeru geplant hatten, nun unmöglich stattfinden lassen. „Eine Frage, was machen wir jetzt eigentlich mit dem Date für Takeru?“, fragte Sora nachdenklich nach und sah zu Mimi. „Welches Date meinst du?“, stellte Kari die Gegenfrage und lehnte sich erschöpft bei Mimi an, während die einen Arm um die Jüngere legte und liebevoll über ihre Schulter fuhr. „Na ja, wir hatten doch ein Mädchen für Takeru besorgt, soll das Date jetzt noch stattfinden?“ „Stimmt, da war ja was“, murmelte Kari. Ihre Freundinnen hatten ihr ja angeboten ein Date für Takeru zu besorgen und sicher hatten diese ein tolles Mädchen ausgesucht, ohne sie dafür zu bezahlen, während sie von ihrem besten Freund so gelinkt wurde. „Achso, ja das wäre dann wohl Geschichte. Takeru hat dieses Mädchen ohnehin nicht verdient. Soll er selber gucken, was er macht", brummte Mimi. „Wer war das Mädchen denn?...“, fragte Kari interessiert nach. Jetzt konnten sie ihr das ja ruhig sagen. In dem Moment öffnete sich erneut die Wohnungstür, zügig huschte die junge Yagami ins nahegelegte Badezimmer und ließ ihre Freundinnen und ihren verwirrten Bruder ohne Kommentar zurück. Kari wusch sich über das Gesicht. Das kalte Wasser half ihren verquollenen Augen etwas sich zu beruhigen. Sie trocknete ihr Gesicht mit einem kleinen, flauschigen Handtuch ab und kämmte kurz ihre dunkelbraunen Haare durch. Jetzt sah sie etwas besser aus, wie vor wenigen Minuten, auch wenn sie sich kein Deut besser fühlte. --   „Hallo, ich bin wieder...“, rief Taichi durch seine Wohnung. Zack sprang seine Schwester von dem Sofa auf und lief Richtung Badezimmer. Irritiert sah Taichi zu seiner Freundin und Sora. „Was war das denn gerade?“ „Ähm… Kari… äh...“, stotterte Mimi etwas hilflos und sah zur ihrer besten Freundin. „Kari hat ihre Tage bekommen und deshalb ist sie gerade nicht so gut drauf und hat etwas Schmerzen“, log Sora und wusste selber nicht, ob Tai das glauben würde, wenn er Kari gleich sehen würde. „G-genau und deshalb wäre es auch besser, wenn du noch einmal eine Runde um den Block gehst und für Kari Schokolade besorgst.“ „Muss das sein?“, fragte Taichi genervt nach. Der nach einem langen Unitag, eigentlich nur noch die Beine hochlegen und zocken wollte. „Ja, es geht um deine Schwester...also...“ „Ich gehe ja schon. Wollt ihr auch was?“, lenkte Taichi schließlich ein. „Ja, Gummibärchen“, erwiderte die Brünette und schenkte ihrem Freund einen Kussmund. „Na gut, bis nachher.“   -- Geschafft machte Kari sich wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer. Kurz sah sie sich um, wo war ihr Bruder? „Wo ist Tai?“, fragte sie da schon nach und runzelte ihre Stirn, da sie ihn auch in der Küche nicht entdeckte. „Einkaufen.“ „Er denkt du hast deine Tage und kauft dir deine Lieblingsschokolade“, erklärte Sora. „Oh, das ist ja lieb“, erwiderte die junge Yagami leicht lächelnd und setzte sich wieder auf die Couch. „Geht es dir ein klein wenig besser?“, fragte Sora mitfühlend nach. Das Lächeln verschwand jedoch wieder. Kari schüttelte traurig ihren Kopf. „Ich glaube selbst zehn Tafeln meiner Lieblingsschokolade würden da nicht helfen.“ „Hm… vielleicht solltest du...“, setzte Mimi an, doch da klingelte das Handy der Kleineren. Kari zog ihr Handy heraus. Takeru hatte es irgendwann an dem Tag aufgegeben, sie anzurufen, aber vielleicht wollte er es ja wieder versuchen, aber nein es war nicht der blonde Basketballspieler. Es war Naoko. „Na-Naoko“, murmelte Kari. Sie drückte den Anrufer weg. Von ihm hatte sie auch genug und wollte nicht mehr mit ihm reden. „Du solltest ihm sagen, das er aufgeflogen ist, dann weiß er wenigstens woran er ist und lässt dich in Ruhe“, überlegte die Rothaarige. „Ja und wenn nicht, sage ich Tai Bescheid und der klärt das für dich. Das darf ich doch, oder?“, fragte Mimi irritiert nach. Kari nickte. „Wenn er mich nicht in Ruhe lässt, dann darf das gerne Tai übernehmen. Da wäre es mir egal“, lenkte die Jüngere ein. Sie wollte nur nicht, dass Tai Takeru weh tat, aber bei Naoko wäre es ihr nicht so wichtig. Zwar wollte sie auch nicht, dass er wegen ihr litt, aber was hatten Takeru und Naoko denn mit ihr getan? Auf ihre Gefühle hatten Beide auch keine Rücksicht genommen und einfach aus ihr ein gemeines Spiel gemacht. Es sollte ihr egal sein, was aus T.K und Naoko wurde, aber das war es nicht. Sie wollte nicht, dass ihretwegen irgendjemand Schaden nahm. „Nein, ich werde morgen mit ihm in der Schule reden. Da sind ja genug Leute.“ Noch eine ganze Weile blieben sie sitzen. Sie sahen sich einen schnulzigen Liebesfilm an und Kari versuchte sich auf diesen zu konzentrieren, auch wenn es ihr wahnsinnig schwer viel. Taichi tauchte irgendwann mit einer großen Tüte wieder auf, reichte die Tüte an Sora weiter, gab Mimi einen Kuss, wuschelte Kari durchs Haar und als er einen flüchtigen Blick auf den Fernseher warf, ging er schnurstracks ins Arbeitszimmer. Er murmelte irgendwas von 'Viel Spaß bei dem Weiberfilm' und verzog sich. Als nur noch der Abspann lief, straffte Kari ihre Schultern durch und erhob sich. „Danke, fürs Zuhören und so. Ich denke, ich gehe jetzt langsam nach Hause.“ „Bist du Sicher? Du kannst auch gerne noch etwas bleiben“, erwiderte Mimi. Kari schüttelte ihren Kopf. „Das ist wirklich lieb, aber es ist schon spät und leider muss ich morgen wieder in die Schule.“ Mimi nickte verständnisvoll, holte aus der Tüte noch eine weitere Tafel ihrer Lieblingsschokolade und reichte diese an die Jüngere weiter. „Falls es dich überkommt.“ „Danke“, schmunzelte die Braunhaarige und ging Richtung Diele. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, umarmte Beide zum Abschied und ging dann langsam wieder nach Hause. Morgen würde sie sowohl Takeru, wie auch Naoko wiedersehen und sie wusste nicht, wie sie mit den Beiden umgehen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)