Unter den Schwingen des Horusfalken von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 23: Nachdenken ---------------------- Auf dem Wüstenplateau oberhalb der Residenzstadt wurde wie an jedem Werktag fleißig gebaut. Die Pyramiden der zu Göttern gewordenen ehemaligen Herrn der beiden Länder dienten als Vorbild, was menschenmöglich war, auch, wenn heutzutage hier nur noch Beamtengräber angelegt wurden. Horus Quahedjet hatte sich für ein nördlicher gelegenes Areal entschieden, dort wurden auch die Gräber seiner Höflinge errichtet, die erst nach diesem Beschluss ihre Gräber zugewiesen erhalten hatten. Hier bei Ibenu-hedj lagen jene „Häuser der Ewigkeit“, die bereits zuvor angelegt wurden – wie diejenigen des tjati Sobeknacht und seines Halbbruders Hekaptah. Ein Stück neben dem Ziegelbauwerk, in dem Sobeknacht mit seiner Familie Ruhe finden wollte, war ein Dach aus Stroh über einfachen, roh belassenen, Akazienhölzern aufgerichtet worden. Dieser leichte Sonnenschutz diente dem jungen Architekten Nianchchepri und seinem Bauleiter als Büro. Ein Mann kam eilig angerannt. „Architekt! Nianchchepri, hoher Besuch!“ „Der tjati?“ Der junge Architekt war alarmiert. Bauherren hatten meist etwas auszusetzen, auch, wenn sich Sobeknacht da zurück hielt. Und er konnte es sich nicht leisten das wichtigste Projekt seiner bisherigen Laufbahn zu verlieren. Er hatte in Iunu an der königlichen Architektenschule gelernt, arbeitete aber nun jedoch für Beamte, formell natürlich noch immer als Architekt des Königs bezeichnet. Zunächst Handwerker, dann einfache Beamte, dann höhere, je nach dem, wie geschickt man sich anstellte, hatten seine Dienste verlangt. Jetzt, mit Sobeknacht als tjati und Königsbruder, war der Gipfel seiner bisherigen Laufbahn erreicht und Nianchchepri durfte darauf hoffen bei einer königlichen Pyramide eingesetzt zu werden, in die Leitung des Planungsbüros befohlen zu werden, damit die Hoffnung auf ein ewiges leben im Umfeld der Götter zu erhalten. Natürlich nur, wenn er sich keinen Fehler leistete. „Ein vornehmer Beamter in einer Sänfte, begleitet von Getreuen des lebenden Horus.“ Ach du je! Nianchchepri wurde blass. Sobeknacht hatte doch nichts kritisiert? Warum sollte er verhaftet werden? „Ich lasse natürlich den Herrn bitten.“ Was half es. Er legte jedoch seinen angespitzten Pinsel aus Binsen sorgfältig in die Schatulle und erhob sich. Höflichkeit und Sachverstand wurde von Beamten jederzeit verlangt, selbst in den schlimmsten Momenten ihres Lebens. Im Zweifel konnte das lebensrettend werden. Er sah beiseite zu seinem Bauleiter: „Mernebptah, du solltest vielleicht den Nordschacht überprüfen.“ Dieser war deutlich älter als der Architekt, aber er nickte nur in gewisser Anerkennung. Sein Vorgesetzter wollte ihn offenbar schützen. Das hatte er bei einem so jungen Mann nicht erwartet, auch, wenn das natürlich der maat entsprach. So setzte er sich das Kopftuch, das chat, auf, das die Arbeiter in der Sonne schützte. „Viel Glück, Nianchchepri.“ Das hoffte der Architekt, als er sich etwas aus dem Schatten begab und den Talweg entlang blickte. Ein vornehmer Mann, ja, vier Männer trugen die Sänfte, aber doch deutlich rangniederer als ein tjati. Und er war sicher, diesen Beamten noch nie gesehen zu haben. Aber vier Getreue, vier Träger – dazu das Schreiberamulett um den Hals und eindeutig höfischer Schmuck, nein, das war kein Zufall. Nianchchepri versuchte sein Unbehagen, das an Furcht grenzte, zu verbergen, als er höflich den Kopf neigte, da die Sänfte abgesetzt wurde.   Meruka erhob sich ein wenig steif. Der steile Weg in der engen, hölzernen, Sänfte, war anstrengend. Aber er konnte sich die Sorge des Architekten vorstellen, und wollte diesen daher beruhigen. „Mein Name ist Meruka, ich bin Sonderermittler des Herrn der beiden Länder. Ich habe nur einige Fragen an dich.“ Ein Sonderermittler – das bedeutete in der Regel, dass er im Auftrag des tjati, nein des Lebenden Gottes selbst handelte. Sab-Beamte waren im Auftrag des tjati unterwegs. Natürlich ziemte sich Höflichkeit. „Selbstverständlich, Meruka, bitte, komme hier in den Schatten. Was kann ich für dich tun? Möchtest du Wasser?“ „Gern.“ Meruka zog sich das Kopftuch ab. „Es handelt sich um einen Zwischenfall beim Sokarfest. Ich habe nur einige Fragen an dich. Du baust hier das Grab des tjati, Sobeknacht.“ „Ja.“ Immerhin schien es nicht um seine Baustelle zu gehen. Nianchchepri goss einen Becher ein. „Ein Zwischenfall beim Fest des Sokar? Davon hörte ich nichts. Oh, entschuldige.“ Es ziemte sich nicht einem Sonderermittler im Auftrag des Horus zu sagen, was dieser zu untersuchen habe. Das konnte schnell um das ewige Leben gehen, denn ein Fluch des Herrn der beiden Länder war vernichtend. Meruka hob die Augenbrauen etwas, erklärte jedoch sein Anliegen. „Da ich den tjati nicht damit behelligen möchte, kam ich zu dir. Was weißt du über die Familie des tjati und vor allem seine Beamten? Wer wird im Grab erwähnt?“ „Die Familie des tjati? Äh, ja.“ Nianchchepri bemühte sich sich zu sammeln, während er sich zu dem Ermittler auf die Matten setzte. „Sie liegen, also, die Meisten, bereits im Nordschacht, unter dem Ziegelbau. Da wäre die Gemahlin Hathorhotep und die Söhne Padiptah und Bakenptah, und ein ungeborenes Kind. Für diese sind auch in der Kapelle farbige Bilder bereits fertig gestellt, damit sie an den Totenopfern für den tjati teilhaben können. Ausnahmsweise und auf Wunsch Sobeknachts ist alles in Farbe gehalten. Ich habe allerdings schon gehört, dass diese Art in Mode kommen soll. Magst du es ansehen?“ „Ja. Und dann erzähle mir, ob der tjati nicht etwas von einem kleinen Mädchen erwähnte.“ „Oh, ja, natürlich. Darauf legt er großen Wert. Sie liegt ebenfalls im Nordschacht.“ Meruka sah ihn erstaunt an. „Ich hörte, das Kraut des Sees ...“ Eine Umschreibung für ein Krokodil: „Hätte sie verschleppt.“ „Ja, das stimmt wohl. Aber ihr Körper wurde von den Ut-Priestern nachgebildet, damit ihr Ka zurückfinden kann. Und sie ist ebenfalls in der Kapelle dargestellt. Ihr Ka wird wohl versorgt, dafür sorgte ihr Vater, wahrlich. Komm, bitte folge mir. Das Mädchen hieß Neferhenut. Ihr Name wird auch in der Kapelle erwähnt. Ich bin sicher, dass ihr Ka die Totenopfer erhalten wird.“ „Wohl.“ Meruka ging neben dem Architekten hinüber zu der Baustelle. „Sobeknacht sorgt sich sehr um seine Familie. Nur, sein Sohn Akenptah wird nicht erwähnt?“ „Oh nein. Er lebt ja noch. Und es steht auch zu erwarten, dass er einen hohen Rang einnehmen wird und sich damit selbst ein Grab zuweisen lassen kann.“ Das stimmte, dachte der Sonderermittler. Überdies wurden die Häuser der Ewigkeit stets nach dem Status errichtet, den sich der Grabbesitzer im Leben erworben hatte. „Werden auch Beamte des Haushaltes oder Schreiber aufgeführt?“ Nianchchepri nickte. „In einer Gruppe, gleich im Osten, neben der Auflistung der Güter für die Totenstiftung.“ „Zeige mir das und die Bilder der Familie.“ „Ja, Sonderermittler.“ Der junge Architekt warf einen unbehaglichen Blick zurück, wo sich die Getreuen des Herrn der beiden Länder mit Dolch und Lanzen bewaffnet aufhielten. Ein Befehl von diesem Meruka würde sie dazu bringen ihn selbst zu verhaften. Es war eindeutig klüger sich nur stumm über die Fragen zu wundern. Irgendetwas war jedenfalls auf dem Zwiebelfest in der Umgebung des tjati geschehen. Mehr zu wissen war nur gefährlich. „Hier – die Maler sind natürlich an der Arbeit. Die Kapelle ist soweit fertig gebaut.Wir mauern gerade noch den Nordschacht, der ja nach oben hin offen bleibt, bis auch Sobeknacht in die Schilffelder des Westens eingeht.“ „Natürlich.“ Meruka sah sich in der nun dunklen, mit Öllampen erleuchteten, Kapelle um, wo die Maler ihn neugierig ansahen, aber offenbar nicht ihre Arbeit einstellen wollten ohne direkte Anweisung. „Das ist die Familie.“ Nianchchepri nickte und deutete vage hin. „Ja. Die verstorbene Gemahlin, die beiden Söhne und das Mädchen, mit ihren Namen. Der tjati achtete sehr auf möglichst genaue Wiedergabe. - Hier drüben siehst du die Prozession der Personifikationen der Totenstiftungen, die die Opfer liefern werden.“ „Und das ist die Gruppe Beamter?“ „Ja. - Soll ich dir die Namen vorlesen?“ Fehler, dachte Nianchchepri fast panisch. Ein Sonderermittler des Königs mit dem Zeichen des Seschat, der Schutzgöttin der Schreiber, um den Hals, konnte das natürlich selbst. Meruka ignorierte ihn auch. Thothhotep war aufgeführt und sechs andere Beamte, natürlich deutlich kleiner als Sobeknacht selbst, die Hierarchie wurde stets gewahrt. Hm. Thothhotep, aber nicht Akenptah. Alles klang plausibel, aber irgendetwas übersah er. Der treue Vermögensverwalter, alter Freund der Königsbrüder und des lebenden Horus selbst, – warum sollte er Hochverrat begehen, einen Königssohn ermorden wollen, ja, auch auch den Mord an Sennefer geplant haben? Damit sein offenkundig innig geliebter Schützling auf dem Thron der Lebenden Platz nehmen konnte? Das war kaum vorstellbar. Umgekehrt – das war es bei Meribast auch. Großvater des lebenden Horus zu sein war sicher ehrenvoll – aber dafür zu morden und das eigene Leben, auch das ewige, aufs Spiel zu setzen, wenn man entdeckt wurde? Nein. Wer auch immer der Beiden das getan hatte, hatte einen anderen Grund. Es ging vermutlich nicht um den Thron, aber um irgendetwas, das demjenigen überaus wichtig erschien. Und es war davon auszugehen, dass weder Thothhotep noch Meribast genauer über die Thronfolgeregelungen innerhalb der königlichen Familie Bescheid wussten. War genau das das Problem? Er musste dringend nachdenken. „Danke, Nianchchepri, das war alles.“ Der Architekt atmete erleichtert auf. „Danke.“   Während er durch die Straßen der Residenzstadt getragen wurde und zwei Männer vor ihm und seiner Sänfte den Weg schufen, dachte Meruka noch immer nach. Was nur war falsch? Er konnte kein realistisches Motiv sehen. Bedeutete das, das es keins gab? Unsinnig. Menschen handelten immer nach Ursachen. War das Motiv jedoch unrealistisch? Nur für den wichtig, der es hatte? Er kam nicht darum herum immer wieder an die Thronfolge zu denken. Das schien der Punkt zu sein – nur, es war unsinnig. Selbst wenn alle seine eigenen Söhne tot waren, konnte der mächtige Horus jeden zu seinem Nachfolger erwählen, den er für fähig hielt, ebenso, wie er ja auch die Auswahl unter seinen Söhnen hatte. Natürlich gab es da die ungeschriebenen Regeln, wie dass der Tod des Vaters alle Söhne von der Nachfolge ausschloss. Aber ein Gott konnte sich darüber hinwegsetzen. Er hatte zwei Hauptverdächtige, die offenbar aus der Thronbesteigung ihrer Schützlinge gewinnen konnten und auch die Möglichkeit gehabt hatten Sennefer kennen zu lernen und umbringen zu lassen. Der eine würde so Großvater eines Gottes werden. Genügte das für Morde? Familienstolz? Thothhotep dagegen würde seinen Schützling auf dem Thron der Lebenden sehen, selbst maximal tjati werden. Genügte dieses schwere Amt als Mordgrund? „Auf dein Ka!“ Meruka blickte seitwärts. Der allseits bekannte Trinkspruch war ihm zugerufen worden, da ihn wohl jemand kannte. Vom Dach eines Hauses grüßte ihn ein Beamter aus der königlichen Schreibstube, der wohl frei hatte, denn er hob seinen Bierbecher. So winkte er zurück, ehe er erneut in seiner Grübelei versank. Er drehte sich im Kreis. Er sah kein Motiv, aber es gab sicher eines. Umgedreht – er konnte vor dem Herrn der beiden Länder, der von ihm ein Ergebnis wollte, nicht ranghohe Beamte ohne Nachweis beschuldigen. Er konnte nur sagen, dass diese Zwei seine Hauptverdächtigen waren und die Gründe dafür benennen. Das würde allerdings kaum genügen. Würde er bei dieser Ermittlung versagen – nun ja, am Horusweg nach Palästina gab es einige kleine Forts, in die man Leute schicken konnte, die sich für höhere Aufgaben als unbrauchbar erwiesen hatten, aber dennoch wichtig für die Landesverteidigung gegen die räuberischen Sandleute waren. Sich mit fünf Männern unter seinem Kommando in der Wüste wiederzufinden war für Meruka nicht erstrebenswert. Immerhin würde seine Mutter nicht unter seinem Versagen leiden müssen. Nein, befahl er sich energisch. Er durfte nicht einmal an Versagen denken. Der lebende Gott kemets hatte ihm diesen Auftrag gegeben und er würde ihn erfüllen. Das war alles, was zählte. Denke noch einmal nach, beschwor er sich, während er in den Palast getragen wurde, ausstieg und in das Büro der königlichen Schreiber schritt. Welche Ursache gab es? Nicht für den Mord an Sennefer, das Motiv war Vertuschung, soweit war es klar. Aber für dieses Schlangenattentat auf einen oder beide Königssöhne? Warum sollte Menhekat sterben? Oder auch Menka? Wo lag nur sein Fehler? Es musste doch um die Thronfolge gehen. Nur, welchen Vorteil hatte der Mörder davon, wenn jemand Bestimmter Herr der beiden Länder wurde? Auf dein Ka! Meruka ließ sich langsam nieder. War genau das der Fehler? Er selbst hatte doch schon lange in Akenptah eine Schlüsselfigur gesehen. Immer wieder kam die Rede auf diesen. Thothhotep war sein Erzieher und Beschützer, bekannt mit den Vorgängen im Palast. Und immer wieder kam die Rede auf den Zwischenfall mit dem kleinen Mädchen, dessen Tod auch den Tod ihrer Mutter und des ungeborenen Bruders verursacht hatte, das Leid Sobeknachts und die monatelange Krankheit ihres Bruders. Der tjati hatte, das hatte er selbst ja erst heute in der Grabkapelle gesehen und gehört, alles Menschenmögliche unternommen, das Ka der Kleinen zu beschützen, selbst, wenn die Seele keinen Körper wieder finden konnte, und so wohl langsam seinen Frieden gefunden. Akenptah hatte sich unter den Bemühungen der Ärzte langsam von den Dämonen befreit, die seine Seele und den Körper niedergeworfen hatten, nach dem Tod von Schwester und Mutter. Thothhotep hatte sich da intensiv um ihn gekümmert, so sehr, dass seine eigene Ehe zerbrach. Und dann? Warum eigentlich war Akenptah dann geheilt worden? Nicht, dass Meruka den Ärzten kein Vertrauen schenkte, aber bei dämonisch verursachten Krankheiten war das immer so eine Sache. Merit hatte doch erwähnt, dass Akenptah schon in Schulzeiten sowohl sie als auch Menhekat und die älteren Königssöhne immer zu verrückten Sachen anstiften konnte. Rahotep hatte gemeint, dass er Akenptah zuschreibe seinen Willen durchsetzen zu können, in dem er sich als hilflos zeige. Akenptah litt unter dem Verlust von Schwester und Mutter. Die Mutter konnte er wohlversorgt wissen, aber ohne Körper … Ja, das hatte die Familie von Neferhenut sicher am Meisten bedrückt. Sobeknacht hatte den Körper nachbilden lassen, um dem Ka seiner Tochter eine Wohnung zu schaffen, neuartige Bilder in Farbe in seine Opferstelle als zusätzliche Sicherheit. Hatte das Akenptah auch für gut gehalten? Oder hatte er sich etwas anderes gewünscht? In diesem Fall würde Thothhotep gewiss alles getan haben, um seinem geliebten Schützling zu helfen. Jetzt begriff Meruka. Es ging nicht darum Herr der beiden Länder zu werden. Es ging darum Herr der beiden Länder gewesen zu sein. Wenn der Falke zum Himmel flog, wie man den Tod des Königs nannte, setzten komplizierte, altehrwürdige, magische Bräuche ein, die sicher stellen sollten, dass der, nun ehemalige, Horus auf dem Thron der Lebenden, zu seinesgleichen wurde, ein Gott unter Göttern in den nie untergehenden Sternen am Nordhimmel. Der letzte Weg dazu stellte die Pyramide dar, die dies sicher stellte, in alle Ewigkeit. Jeder verstorbene Horus war ein Garant für das Wohl seines Landes und dafür und für alle Einwohner verantwortlich. Nur ein Gott, zu dem ein ehemaliger Horus dann wurde, würde auch ein Ka ohne Körper beschützen können. Akenptah wollte zum Gott werden um seine Schwester zu retten. Und Thothhotep hatte ihm dies zugesagt.   Das allerdings würde bedeuten, dass Thothhotep nicht aufgeben würde. Menhekat befand sich in Gefahr, Menka galt als tot und sollte sich in seinem, Merukas, Haus, erst einmal sicher ausruhen können. Das wiederum bedeutete, dass er alle seine Leute hier benötigte. Rahotep war als Arzt wertvoll, Merit, weil Menhekat zu ihr Zuneigung hatte, Ptahnacht als Wache. Nefer musste hingegen in Sobeknachts Haus bleiben, um ein Auge auf Akenptah zu haben. War er der eigentliche Treiber bei diesem Mordkomplott oder quasi unschuldiger Anstifter? So oder so benötigte er selbst einen Beweis, der nicht nur den tjati, sondern auch und vor allem den Herrn der beiden Länder, überzeugen würde. Er benötigte eine Falle, mit einem sehr guten Plan dahinter, denn Thothhotep war alles andere als dumm. Er schrieb eine kurze Notiz auf einen Kalkstein und rief einen Diener, diesen zu seinem Haus zu bringen. Seine Mutter konnte recht gut lesen, wenngleich weniger schreiben, aber sie würde im Zweifel Merit das geben. Jetzt musste er dringend nachdenken. Außerhalb seiner Gruppe sollte nur der lebende Horus und Hekaptah davon erfahren, wenngleich Sobeknacht natürlich davon in Kenntnis gesetzt werden musste, war er doch der erste Beamte des Landes. Und, es ging um seinen Sohn. Also sollte er nicht zu früh davon wissen. Wer wusste, was Vaterliebe anrichten konnte. Aber wie sollte er selbst Menhekat schützen und gleichzeitig eine Falle aufstellen? Hm. Entweder hatte Thothhotep erneut einen Handlanger oder er musste es selbst tun. Für Letzteres sprach, dass er sich das offenbar giftige Rizinus in das Haus hatte bringen lassen, zu einem Zeitpunkt, an dem er genau wusste, dass Sat-Sachmet, die Haushälterin, und immerhin seine ehemalige Frau, es ganz sicher nicht weiter verarbeiten lassen würde. Er konnte es als Fehler ausgeben und zurück an die Domäne schicken – nachdem er angeblich nachgesehen hatte, ob es wirklich Rizinussamen waren oder nur falsch etikettiert. Damit konnte er ohne jedes Aufsehen das potentielle Gift in seinen Besitz bringen. Dass er um die Gefährlichkeit wusste, war nicht sonderlich überraschend – er hatte Jahrzehnte im Palast verbracht und war sicher auch mit einigen der älteren Ärzte befreundet. Ein Gespräch vor langer Zeit genügte da wohl schon. Wenn er selbst Rahotep richtig verstanden hatte, musste der Samen in die direkte Umgebung von Menhekat gebracht werden, möglichst in dessen Essen oder Trinken. Nein, Trinken war eher unwahrscheinlich, schließlich war das Öl ja wieder vollkommen ungefährlich. Aber Menhekat speiste als Ältester Königssohn doch in er großen Halle, in der Diener und Protokollbeamte aufpassten, wer wann wo saß und was aß. Das Risiko für Thothhotep, der als Vermögensverwalter des tjati zwar in den Palast aus und eingehen durfte, jedoch nicht an der Tafel des Horus saß, wäre ungemein hoch gewesen. In der Küche oder auf dem Weg in den Saal konnte praktisch auch nichts vergiftet werden. Jeder saß vor seinem eigenen Tischchen und die Diener legten jedem Gast von großen Platten oder aus Schüsseln vor. Niemand konnte vorhersagen, wer was bekommen würde. Er brauchte ärztlichen Rat, wobei Rahotep natürlich Recht hatte und die Ärzte Verschwiegenheit schworen, er musste Nefer Bescheid geben, dass sie auf Akenptah aufpassen sollte. Und er musste unverzüglich wissen, wo und mit wem sich Menhekat in den nächsten Stunden aufhalten würde.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)