Unter den Schwingen des Horusfalken von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 22: Neue Besprechungen ------------------------------ Meruka seufzte in Gedanken ein wenig, als er sich aus der Sänfte erhob, die ihn mit dem „Siegler des Königs“ hierher getragen hatte. Hekaptah stand ebenfalls auf und wollte bereits in sein Haus gehen, in dem sein Stiefsohn über ein eigenes Zimmer verfügte. „Äh, Hekaptah, auf ein Wort.“ Dieser blickte sich um. Das Sokar-Fest war anstrengend gewesen und er sehnte sich nach Ruhe, aber er wusste nur zu gut, dass Meruka nicht nur für ihn, sondern nun im Auftrag des lebenden Gottes ermittelte. Wenn dieser ihn so sprechen wollte, war etwas geschehen. „Gehen wir in die Gartenlaube,“ schlug er daher vor. Dort war es angenehm schattig, Blumen im Wasserbecken und um den Pavillon spendeten angenehme Gerüche und Diener würden rasch Getränke bringen, ohne jedoch sich dort weiter aufhalten zu können. „Komm.“ Meruka blickte sich kurz um, als sie nebeneinander den privaten Garten betraten, ehe er leise erklärte: „Zunächst einmal – meine Mutter befindet sich in meinem Haus. Aus Gründen, die ich dir gleich erläutern werde.“ „Ich vermute, du hast einen guten Grund.“ Hekaptah war nicht angetan, dass sich seine Ehefrau nicht in seinem Haus befand, aber nach dem Zwischenfall mit der Schlange war er in Alarmbereitschaft, zumal er von Meruka nur einen kurze Mitteilung auf einer Tonscherbe erhalten hatte: „Mache dir keine Sorgen“. So hatte er getan, als ob er glaube, dass Menka verstorben sei, aber er kannte sowohl seinen Halbbruder, den Herrn der beiden Länder, als auch Meruka zu gut, als dass er nicht gewusst hätte, dass da etwas ohne sein Wissen lief. Und sein Stiefsohn hatte erst vor wenigen Stunden private Audienz bei dem lebenden Horus gehabt. Nun gut, jetzt würde seine Neugier wohl befriedigt werden.   Als die Herren in der Laube saßen und die Diener den leichteren Wein aus dem Delta serviert hatten, meinte der Siegler daher: „Der mächtige Horus scheint dir zu vertrauen. Was ist mit Menka?“ Meruka neigte den Kopf, durchaus angetan, dass sein Vorgesetzter mitdachte. „Wie du ohne Zweifel schon errätst, befindet er sich in meinem Haus. Darum sollte auch meine Mutter seine Mutter abholen. Es ist immer noch das Haus, in dem sie einmal die Herrin war, und Ka-Merit dürfte so nicht stutzen. Rahotep ist bei ihm als Arzt und Ptahnacht als Wache, zur Sicherheit. Merit übrigens auch, wegen Ka-Merit. Ich bin mir nicht sicher, wie verschwiegen diese sein kann. Merit soll sie ablenken oder, wenn nötig, beschwichtigen.“ Der dritte Mann Kemets ordnete nur scheinbar zufällig seine Schmuckketten. „Ich verstehe. Dann weißt du schon, was mit der Schlange war?“ „Es war ein Attentat, ich habe eine Zeugin, die einen Fremden sah. - Ich werde von vorne beginnen, denn irgendwie hängt alles mit Sennefer zusammen.“ „Du meinst, er hat etwas mitbekommen? Darum musste er sterben?“ „Ja.“ Meruka schilderte seine Vermutungen. „Beweise“, schloss er: „Habe ich kaum handfeste. Und ich bin mir bewusst, dass ich genau diese benötige.“ Hekaptah holte tief Atem. Bislang hatte er schweigend zugehört, aber jetzt sagte er mühsam ruhig: „Du bist dir hoffentlich im Klaren, dass du hier Leute verdächtigst, die sowohl ich, als auch Sobeknacht, als auch und vor allem der Herr der beiden Länder seit Jahrzehnten kennen!“ Und ein Gott irrte sich nicht. „Dessen bin ich mir bewusst.“ Er hatte es doch geahnt. „Und ich bin mir bewusst, dass ich Beweise brauche, unwiderlegbare. Aber, Hekaptah, wer auch immer dahinter steckt, ist ein sehr intelligenter Mann. Ich fürchte sehr, dass wir von dem Schlangenbändiger nicht einmal mehr die Leiche finden werden. Die Sandläufer, die Sennefer umbrachten, taten es in dem Glauben für den tjati zu arbeiten. Und wer sollte unter ihnen allen diejenigen finden, die diesen Auftrag ausführten? Sie würden jedem gegenüber schweigen, mit Ausnahme des tjati und des mächtigen Horus selbst.“ „Ich sehe vor allem kein Motiv. Nun gut, wenn Sennefer etwas von Hochverrat auch nur ahnte, wäre das ein Grund für seinen Tod. Und nach dem Schreiben an Menmire, das ihr fandet, ahnte er etwas. Nur, warum sollten, um bei deinen Verdächtigen zu bleiben, was ich nicht gut heiße, Thothhotep oder Meribast am Tode des Thronfolgers interessiert sein? Um meinen Enkel Sennefer oder Akenptah auf den Thron der Lebenden zu senden? Stirbt Menhekat wäre immer noch Menka da. Überdies gibt es eine uralte Regel in der Thronfolge: der Erbe sollte kein Kind mehr sein, aber auch kein reifer Mann. Wenn der mächtige Horus, wie ich es erbitte, noch zehn Jahre leben sollte, ist Menhekat bereits neunundzwanzig und damit zu alt für die Thronfolge. So war es doch auch bei Sobeknacht und mir.“ Alles in Hekaptah sträubte sich dagegen, Männer, die er für seine Freunde hielt, als Mörder zu oder gar Hochverräter anzusehen. „Das weißt du. Aber wissen es auch andere, die außerhalb der königlichen Familie leben? Mögen sie auch im Palast erzogen worden sein?“ Meruka nahm einen Schluck Wein. „Und Menka … Fällt Menhekat, ist er der einzige leibliche Königssohn. Wie leicht kann ihm auch ein Unfall zustoßen. Ich werde nach unserem Gespräch unverzüglich in den Palast zurückkehren. Menhekat wird inzwischen erfahren haben, dass ich stets um ihn sein werde.“. „Du fürchtest ein erneutes Attentat? Aber niemand kann so rasch umplanen, zumal innerhalb des königlichen Palastes. Dort sind Wachen, Diener. Überdies zieht Menhekat vorübergehend in ein anderes Zimmer, bis seine Räume eines auch nur mutmaßlichen Thronfolgers würdig umgebaut wurden.“ „Das mag alles richtig sein. Aber, wer auch immer hinter der Schlange steckte, weiß sich vorzusehen, und er plant nicht nur vorausschauend, sondern auch gründlich und rasch. Und er ist vertraut mit den Abläufen im Palast. - Ich werde heute Abend mit möglichst vielen aus meiner Gruppe reden und mir ihre Ermittlungen anhören, dann plane auch ich weiter. Aber ich bleibe bei Menhekat. Wenn irgendetwas dem Ältesten Königssohn widerfahren soll – es werden zwei Männer sterben.“ Hekaptah nickte langsam. „Du nimmst es sehr ernst. Aber erlaube mir dennoch die Hoffnung, dass niemand ein Verräter ist, den ich so lange kenne.“   Ptahnacht übernahm die Wache bei Menka, während sich Rahotep und Merit unter dem Vorwand neue Kleidung besorgen zu wollen, sich zum Palast aufmachten. In dem verborgenen Raum nahe der Büros des tjati, trafen sie Meruka und Nefer, die nur kurz vor ihnen gekommen war. Der Leiter der Gruppe erzählte zunächst den beiden Frauen, was oben in der Wüste geschehen war, ehe er an den Arzt gewendet fragte: „Es geht Menka gut?“ „Ja. Er ist ein kräftiger Junge und erholt sich. Gewöhnlich würde ich sagen, dass er morgen bereits etwas aufstehen darf, aber bleiben wir lieber vorsichtig. Ich werde mit ihm baden gehen, und ihn dabei genau überwachen. Ramose wollte übrigens meinen Bericht. Er ist mein Lehrer und der Vorsteher der Ärzte des Palastes,“ ergänzte er fast entschuldigend. „Natürlich. Du weißt ja, was du erzählen darfst. Alles medizinische. - Merit, wie gut hast du Ka-Merit unter Kontrolle? Sie erscheint mir recht spontan.“ „Das ist sie,“ gab das Mädchen aus dem ipet zu. „Aber sie liebt ihren Sohn und hat Respekt vor deiner Mutter als Königsbekannter. Solange es Menka gut geht, wird sie sich nur um sein Wohl kümmern. Sie befolgt natürlich auch den Befehl des lebenden Horus, in deinem Haus mit Menka zu sein. Es gelang uns ihr klar zu machen, dass es im ipet doch unruhiger und lauter zugeht und er sich so besser erholen kann.“ „Gut. - Nefer, wie geht es Akenptah?“ Diese zuckte etwas die Schultern. „Er war ziemlich müde, als er nach Hause kam, und wollte baden und sich hinlegen, aber er schien mir nur abgespannt, nicht krank. Thothhotep war wohl auch sehr müde, aber er wurde ja gleich überfallen. Nun, nicht im Wortsinn, aber von Sat-Sachmet, seiner ehemaligen Frau und Haushälterin. Es ging um eine Lieferung Rizinussamen, die wohl irrtümlich vor einigen Tagen von einer Domäne geschickt wurden.“ „Rizinussamen?“ Rahotep richtete sich ein wenig auf. Meruka warf ihm einen irritierten Blick zu, sagte jedoch nur: „Kannst du uns die Szene genauer schildern, Nefer?“ Diese gehorchte ein wenig verwundert, bemühte sich jedoch so sehr wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben und schloss: „Akenptah meinte ja auch, wörtlich: Liebe Sat-Sachmet, was immer hier passiert ist – es hat Zeit. Wir sind müde, es ist Aufregendes passiert in den vergangenen Tagen... Und dann erzählte er von dem Schlangenbiss. Er ist immer sehr freundlich zum Personal.“ „Freundlich – oder wollte er nicht, dass um die Säcke oder um Thothhotep Aufsehen erregt wird?“ fragte Meruka unverzüglich zurück. „Natürlich war Sat-Sachmet wütend, so kurz vor dem Fest solch eine Menge Arbeit zu bekommen. Sie hat es ja auch beiseite legen lassen. Im Haus gibt es, im Gegensatz zu den Domänen, keine Pressen. Das müsste alles per Hand gemahlen werden und würde viel Zeit und Frauen in Anspruch nehmen.“ Nefer blickte ihn erstaunt an. „Warum misst du dieser Szene solche Bedeutung bei?“ „Seit unser Arzt bei dem Stichwort Rizinussamen stutzte. Also, Rahotep, was stört dich? Wir alle haben doch Rizinusöl schon zum Erleichtern und Ausräumen der Kanäle des Körpers erhalten. Jeder vernünftige Mensch in kemet macht das einmal im Monat.“ Der Arzt nickte nur, sichtlich in Gedanken. So ergänzte Merit: „Das Öl wird auch in den Häusern der Vornehmen, ja, im Palast und den Tempeln für Leuchten verwendet und ich hörte, man könne es auch als Haarwuchsmittel benutzen.“ „Überdies,“ meinte Nefer: „Wird es in großen Mengen für die Haut benötigt. Es ist billig und praktisch geruchsfrei und kann mit allerlei Blüten und Gerüchen versehen werden. Es sollte ja auch an die Bediensteten des Hauses von Sobeknacht zum Zwiebelfest verschenkt werden.“ „Ja,“ murmelte Rahotep, ehe er sich aufsetzte und zu seinem Vorgesetzten blickte. „Das ist alles wahr. Ich wüsste auch noch ein Rezept, wie man aus Rizinuswurzeln ein gutes Mittel gegen Kopfschmerzen herstellt. Alles richtig. Nur, es handelt sich eben um die Wurzeln und das Öl, nicht die Samen. Worüber ich gerade nachdenke ist, wie ich euch das erklären kann, ohne meinen Eid zu brechen. Ihr wisst ja, dass schon ein angehender Arzt schwören muss die Rezepte und das Wissen geheim zu halten.“ „Um dir zu helfen,“ sagte Nefer schlicht: „Ich weiß, dass mein Bruder, der inzwischen in den Schilffeldern des Westens weilt, von einem Arzt aus Abu Rizinussamen erhielt, als er schwer krank war. Er hatte dann fürchterliche Leibschmerzen und erbrach sich, aber danach ging es ihm besser.“ „Ja, das mag sein. Samen werden auch von Ärzten verwendet, und nur von diesen sollten sie es auch. Die Nebenwirkungen sind … unangenehm. Man verwendet es meist nur bei Vergiftungen und mit großer Kenntnis. Denn, so viel kann ich verraten: die Samen des Rizinus können tödlich sein, je nach Dosierung. Man muss behutsam damit umgehen. - Womöglich war es wirklich ein Irrtum, die Säcke werden zurück an die Domäne geschickt, dort ausgepresst und fertig.“ „Ja, aber wenn es ein Irrtum war ...“ Meruka dachte kurz nach, ehe er meinte: „Irrtum oder nicht. Thothhotep hat sich in sehr vielen Fäden verfangen, zu vielen, als dass es Zufall sein könnte. Entweder er ist schuldig – oder jemand sorgt dafür, dass er so wirkt. Ich lege mich kurz zum Nachdenken.“ Er stand auf und ging hinüber zu dem hölzernen Gästebett, wo er sich niederlegte, die Hände unter dem Kopf verschränkte und die Augen schloss. Merit hatte das erst einmal gesehen, aber sie vermutete, dass er wohl wieder eine Weile nachdenken würde. In dieser Zeit konnte man reden, aber ja nichts über den Fall. So fragte sie Nefer: „Weißt du schon, wann der Umlauf des Apis um die Mauern sein soll In zwei Wochen?“ „Ungefähr wohl, ja. Ich war ja nicht bei dem mächtigen Gott, seit ich in Sobeknachts Haus bin. Aber es ist ja die Zeit.“   Priester führten den Stier als Symbol der Fruchtbarkeit um die Mauern der Residenzstadt, um alles Vieh im Lande segnen zu lassen. Der lebende Horus ging nebenher. Die seit Kalbstagen vertrauten Pflegepersonen und die Musik der Sistren beruhigten den Apis gewöhnlich so, dass es zu keinen Zwischenfällen kam. Anschließend warteten in dem Hof vor seinem „Haus“ ausgewählte Kühe, die seine Fruchtbarkeit über das gesamte Land bringen sollten. Nefer hatte, wenn sie nicht gerade für Meruka arbeitete, die Pflicht, den Stier zu besänftigen, zu singen und zu tanzen – Gottesdienst, der mit Gaben durch den Herrn der beiden Länder für ihren Unterhalt sorgte. Zum Glück bedeutete das nicht ständige Anwesenheit. Es handelte sich um ein Ehrenamt zur Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern, das auch andere Männer und vor allem Frauen erhielten. Nur die beiden eigentlichen Betreuer des mächtigen Stieres waren stets vor Ort – schon, damit Apis sich an sie gewöhnen konnte. Während des Auslauf des Apis sahen die Bewohner von Ibenu-hedj von den Mauern zu, anschließend gab es eine große Feier in der Stadt, die der Herr der beiden Länder versorgte. Der Jahresbeginn war mit den Fruchtbarkeitsfesten von Sokar, Apis und Min immer ein sehr freudiges Ereignis – zur Ernte gab es wiederum mehrere Feste zu Ehren der Erntegötter wie Retenut und am Jahresende in den sechs „geschenkten Tagen“. Der zehnte Tag jeder Woche war ebenso frei wie die Götterfeste, die allerdings nur selten das gesamte Land betrafen, und natürlich auch die Feste des Herrn der beiden Länder, wie die Thronbesteigung und die Jubiläen.   „Sag mal, Merit,“ begann Rahotep unerwartet. „Der gesamte Hof schwirrt vor Gerüchten, du würdest Menhekat heiraten. Weißt du was davon?“ Die junge Dame wurde rot. „Das war ja zu erwarten,“ murmelte sie. „Ka-Merit begann auch schon davon. Ja, der Herr der beiden Länder schlug mir das im Vorbeigehen vor. Das bekamen natürlich einige Leute mit.“ „Sag nicht, du hast eine Anweisung des lebenden Gottes erhalten und widersprichst?“ Er war überaus erstaunt. „Nein, denn es handelt sich ja nur um … nun, gegen den Befehl des guten Gottes gibt es wirklich keinen Widerspruch. Aber darum handelte es sich ja nicht. Er trug nicht die Doppelkrone, keine Zepter, er war ein Mensch. Und ich kenne einige, die sich solch einem Wunsch des Herrn der beiden Länder widersetzten.“ „Du gestattest schon, dass ich mich wundere.“ Nefer strich unbewusst ihr Kleid glatt. „Menhekat zu heiraten verspricht dir die hohe Rangstelle der maat-hor, später vielleicht sogar als Königinmutter die höchste Stellung einer Frau in ganz kemet. Menhekat sieht ansprechend aus und er scheint dich zu mögen.“ Was steckte hinter Merit, wenn diese solche Positionen ausschlug? Ein verwöhntes Mädchen kaum. Sie sollt sich einmal genauer mit ihr befassen. „Ja, das gebe ich alles zu.“ Merit holte Atem, ehe sie gestand: „Es ist vielleicht, dass ich doch schon zehn Jahre im ipet lebe und es gesehen habe – das so streng geregelte Leben einer Königinmutter oder der maat-hor. Nie unbeobachtet, nie allein, jeder Schritt wird überwacht. Ärger hat es wohl nur der mächtige Horus selbst, aber der ist auch ein Gott. Für einen Menschen finde ich dieses Leben schwer erträglich. - Überdies.. aber das sagt niemandem, ja? Überdies fürchte ich mich vor dem Tod. Ich sah so viele Frauen, die im Kindbett starben. Natürlich nichts gegen euch Ärzte, Rahotep, ich weiß, dass ihr viele auch rettet.“ „Ein Sohn würde genügen,“ meinte Nefer prompt. „Nun ja, auch ich könnte mich nicht verheiraten, aber aus ganz anderen Gründen. Ich werde nie wieder einen Mann so nahe an mich lassen.“ Rahotep meinte mit einem etwas gezwungenen Lächeln: „Ich auch nicht. Ich würde immer an meine verstorbene Liebe denken. Aber ich vermute, dass wir eben in Merukas Gruppe sind, weil wir keine Familie haben und haben wollen, die Fragen stellt.“ Unwillkürlich sahen die Drei zu ihrem Vorgesetzten, der ja auch keine Ehefrau oder Kinder besaß. Meruka bemerkte die Blicke, als er sich aufrichtete. „Ich habe nicht zugehört,“ murmelte er. „Ich hoffe, ihr habt nur nett über mich gesprochen.“ „Eher gar nicht,“ beteuerte Nefer sofort. „Aber, stell dir vor, der Herr der beiden Länder empfahl unserer lieben Merit hier die Ehe mit Menhekat, die sie ablehnte.“ „Das ist ihr Recht.“ Meruka erhob sich und setzte sich zu seinen Leuten. „Aber zur Arbeit. Laut Hekaptah ist eine Verdächtigung von Meribast oder Thothhotep fast so schlimm als würde man ihn selbst verdächtigen. Wir müssen also uns auf zwei Straßen weiter bewege. Menhekat und Menka darf nichts zustoßen – und wir müssen Beweise, sehr überzeugende Beweise für einen der Tatverdächtigen bringen, wobei ich im Moment Thothhotep bevorzuge. Beweise, und ein Motiv, das sich belegen lässt.“ Er sah in die Runde. „Wieso ich Thothhotep bevorzuge? Sein persönliches Verhältnis zu Akenptah ist ein etwas eigentümliches. Er scheint seinen Schützling noch immer um jeden preis vor allem bewahren zu wollen. Er war mit im Norden, auf dieser Reise mit Sennefer und konnte sowohl diesem die Kette unauffällig geben, als auch einen Schlangenbändiger beauftragen, als auch in Iunu glaubhaft als Vertreter des tjati auftreten. Die letzten drei Punkte treffen allerdings auch auf Meribast zu. Beide waren jetzt auch oben in Ra-Sentjau, beide waren vor Sonnenaufgang im Hof, angeblich, um sich zu erleichtern, können aber ebenso gut den Schlangenbändiger gesprochen und umgebracht haben. Die hintere Tür ist zwar bewacht, aber im Morgengrauen kommen dort die Leute aus dem Dorf herein, es entsteht eine gewisse Unruhe. Hinaus in die Dämmerung, um die Palastecke, ein Dolchstoß ...es könnte sehr schnell gehen. Sowohl Thothhotep als auch Meribast waren schon bei Feldzügen des lebenden Horus gegen die Sandleute dabei und können kämpfen. - Rahotep, du gehst jetzt zu Ramose als deinem Vorgesetzten und erstattest ihm Bericht, dann kehre zu Menka zurück und schlafe. Das sollt auch gegenüber Ka-Merit glaubwürdig sein Morgen prüfst du noch einmal seine Gesundheit, dann kehrst du in den Palast zurück, möglichst unauffällig in der Nähe des Inneren. Menhekat wird seine Pflichten als Priester der Kronengöttinen absolvieren, dann bei einem Priester des Horus Rituale studieren und lernen. Um ihn sollten stets Diener, Priester und Wachen sein. Ich bleibe in der Nacht jetzt bei ihm, wenn er seinen Pflichten nachgeht werde ich Anch-chepri aufsuchen. Das ist ein junger Architekt, der Sobeknachts Grab beaufsichtigt. Vielleicht hat dieser ihm gegenüber über Akenptah gesprochen oder sogar Thothhotep. Treue Dienstleute erhalten ja öfter Gräber in der Nähe ihres Herrn. - Nefer, versuche möglichst herauszufinden, wer alles an die Säcke von Rizinus kam, wer sie offenkundig irrtümlich bestellte und ob sie zurückgeschickt wurden. Thothhotep wusste sicher, wie seine ehemalige Frau auf solch eine Lieferung reagieren würde. War es Planung oder einfach nur Zufall. Oder sogar gesteuerter Zufall.- Merit, hole jetzt die Kleidung für dich und Ka-Merit, um deine Deckung zu wahren. Morgen verlässt du Menka und kommst in den ipet. Ich werde dir nach meiner Rückkehr von der Baustelle Bescheid geben, was du tun sollst.“ „Ja,“ erwiderten alle, nur Merit ergänzte: „Dann bleibt Akenptah sozusagen von Nefer beschützt?“ „Akenptah ist kaum in Gefahr. Ist der Schuldige Thothhotep, sicher nicht, ist der Schuldige Meribast, so muss er zunächst die Königssöhne beseitigen, zumal er denken muss, er habe bereits einmal Erfolg gehabt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)