Unter den Schwingen des Horusfalken von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 14: Im ipet ------------------- Merit war sich sehr unsicher gewesen, wie sie, noch dazu unauffällig, mit Menkas Mutter reden sollte. Ja, sie hatte Meruka gesagt, dass sie oft nebeneinander saßen bei offiziellen Gelegenheiten und da auch einige Worte wechselten, aber so direkt sprach sie Ka-merit überhaupt nie an. Zum Einen, weil sie als Schreiberin der verstorbenen Königinmutter und nun als der maat-hor eigentlich genug zu tun hatte, zum Anderen … nun ja. Auch die Mutter des jüngsten Königssohnes redete nicht unbedingt mit ihr. Natürlich waren sie nie unhöflich gegeneinander, aber Merit vermutete, dass die junge Dame sich Chancen auf eine Thronfolge ihres Sohnes ausrechnete und sie selbst der Partei der maat-hor und damit der Thronfolge Menhekats zugerechnet wurde. Nicht von ungefähr. Allerdings nahm sie auch doch schwer an, dass Ka-merit gehört hatte, dass sie selbst schon deutlich und öfter gesagt hatte, sie wolle und werde nicht heiraten. Angebote von ranghohen Beamten hatte es schon gegeben, aber sie fürchtete sich davor Kinder zu bekommen. Zu viele Frauen hatte sie bereits erlebt, die bei der Geburt des ersten oder sechsten Kindes sterben mussten, obwohl die Hebammen und Ärzte des Hofes gut geschult waren. Sie konnte nur vermuten, dass es den Bauersfrauen noch ärger erging. Natürlich waren Kinder ein Segen der Götter und galten als höchstes Ziel eines jeden Ehepaares, aber … Sie seufzte. Nun ja. Sie war, dem mächtigen Horus sei Dank, in der Lage, auch sich allein und komfortabel versorgen zu können. Jetzt hatte sie sogar eine interessante Aufgabe bekommen. Was also stellte sie sich so an? Sie sollte mit Ka-merit reden und genau das würde sie tun. Unauffällig, ja. Hm. Das war eine Mutter und Mütter redeten gern über ihren Nachwuchs. Meruka wollte ja möglichst viel über Menka wissen. Da sollte sie doch die Nebenfrau des Herrn der beiden Länder zum Reden bekommen. Vielleicht, in dem sie selbst nach Kindern fragte? Das klang plausibel, oder? So fragte sie, dann doch etwas verlegen, als die Frauen gemeinsam frühstückten, etwas leiser, um in der allgemeinen Unterhaltung unauffällig zu bleiben, wie es Meruka sicher wünschte: „Darf ich dich etwas fragen, Ka-merit?“ Diese schien etwas erstaunt, vermutete dann jedoch dass es um die Einteilung der Dienerinnen der hofrangig fast gleichberechtigten jungen Damen für die Winterkleidung ging. In die Sommergewänder wurden nun lange Ärmel eingenäht. Nach der Hitze des Sommers kühlte das Wetter bestetig ab, ehe nach der Wintersonnenwende der „Monat der Herdfeuer“ kam und nur noch diese und bei Vornehmen zusätzlich Kohlepfannen es in den Häusern erträglich machten. „Ich gehe ja selten aus,“ meinte sie. „Lass dir nur deine zuerst nähen. Ich habe auch einige warme Tücher.“ Merit war für einen Moment verwirrt, ehe sie erwiderte: „Oh, danke, ja. Ich habe nicht so viel. - Aber, was ich eigentlich fragen wollte … wie ist es, einen Sohn, ein Kind, zu haben?“ Sie wurde rot. Das war, zumindest dem Blick ihrer Nachbarin nach zu urteilen, ein schlechter Einstieg. Ka-merit war mehr als verwundert und dachte eilig nach, ehe sie langsam sagte: „Du hast einen Hinweis bekommen? Menhekat kehrt zurück und ich hörte, er solle heiraten.“ „Ich weiß nichts offizielles,“ beteuerte Merit hastig, der Wahrheit entsprechend. „Und ich komme auch weniger in Betracht als eine der Königstöchter.“ „Ich habe dich nie für eine Närrin gehalten, also rede nicht wie eine. Das eine sind seine eigenen Schwestern, mit der gleichen Mutter, das andere sind Frauen, die zu alt sind, um Kinder zu bekommen, die Schwestern des Königs. Die nächste weibliche Verwandte, die in Frage käme, wäre die Enkeltochter Hekapthahs und die ist keine drei. Sie würde im Alter her eher zu Menka passen, denn ich glaube kaum, dass Menhekat so lange warten will. Du bist hier aufgewachsen, kennst ihn, du kennst die Regeln, auch die des Akazienhauses … Ich sehe in dir durchaus eine Kandidatin.“ „Ich möchte eigentlich ja nicht heiraten.“ „Ja, das sagst du immer. Aber wenn der Befehl des guten Gottes kommt, muss man eben gehorchen.“ Merit senkte den Kopf. Sie schienen sich alle mit ihr so sicher zu sein. Aber sie wollte nicht, und sie kannte einige Frauen die Heiratsangebote des Herrn der beiden Länder für seine Beamten abgelehnt hatten – oder andersherum, ohne dass es Folgen für sie gehabt hätte. Eine Ehe war eben Privatsache, ebenso wie eine Scheidung und ging nur die beiden Ehepartner etwas an. Natürlich stand hinter solch einer Empfehlung auch immer die Autorität des Königs, aber eben nicht der Befehl des Gottes. Und nur dagegen gab es keinen Widerspruch. Durchaus ein wichtiger Unterschied in der Doppelrolle des Herrn der beiden Länder, der in sich die reale Welt und die der Magie vereinte. Sie musste retten was zu retten war. „Ich .. .ich meinte, man ist stolz auf ein Kind?“ „Ja, natürlich. Ich im Besonderen, denn das Kind eines Gottes, nun, wie bei der maat-hor, ist eben was anderes. Aber ich denke, Menhekat ist zwar kein Gott, aber doch ein passabler, reicher, junger Mann, dem eine gute Karriere in jedem Fall bevorsteht.“ Ah, dachte Merit prompt. Ihre Nachbarin hoffte also immer noch, dass ihr Sohn und nicht der der maat-hor Nachfolger wird. Natürlich sprach sie es nicht aus, denn es wäre mehr als ungehörig gewesen der Entscheidung des lebenden Horus vorzugreifen. Überdies war es möglich. Horus Quahedjet hatte seinen älteren Sohn noch nicht zum Falken im Nest, dem offiziellen Thronfolger, erklärt, womöglich wollte er warten, bis Menka alt genug war, sich die Auswahl noch sichern. Dann war die Frau neben ihr die Königinmutter, die erste Dame in ganz kemet. Sie sollte behutsam sein. „Ja, das sicher. Du wirst zugeben, dass ich Menka ja ebenso wenig sehe wie Menhekat, der die letzten Monate, eigentlich Jahre, in Iunu und Abu, und wo auch immer reiste. Menka schläft zwar bei dir, aber er ist den gesamten Tag in der Schule oder beim Schwimmen oder sonst wo.“ „Ja, das ist wahr. Und er ist ein sehr guter Schüler, sehr aufgeweckt und fleißig,“ ergänzte die stolze Mutter prompt. „Was lernt er denn nach der Schule, wenn er Schreiber ist? Muss er da auch nach Iunu zu dem Bauleiter, wie Menhekat oder auch der Sohn des tjati?“ „Oh, das weiß ich noch gar nicht. Möglich wäre es, nicht wahr?“ Ka-merit wollte nicht zugeben, dass genau die Tatsache, dass der ältere Königssohn und dessen Cousin bei dem Bauleiter lernen musste, in ihr die Hoffnung auf eine Thronfolge ihres eigenen Sohnes stärker geweckt hatte. Merit besaß das Ohr der maat-hor, und so nett sie diese manchmal auch fand – ihre Söhne waren Rivalen, und damit auch sie diesbezüglich Gegnerinnen. Der jungen Ermittlerin war das bewusst. So suchte sie abzulenken.. „Ich musste nur an einen jungen Arzt denken, mit dem ich neulich zufällig sprach. Wir hatten uns am Krankenbett der verstorbenen Königinmutter gesehen, weißt du. Er erzählte mir, dass er so gern Arzt werden wollte, dass er entgegen des ursprünglichen Wunsches seines Vaters dessen Nachfolger zu werden, das durchsetzen konnte. Ich finde es sehr schön, wenn Menschen anderen Menschen helfen wollen und können.“ „Ach, davon hat mir eine der Königsschwestern erzählt.“ Ma-merit lächelte. „Sie haben sich schrecklich darüber amüsiert, dich einmal mit einem jungen Mann reden zu sehen. Ich meinte, das sei sicher ein Auftrag gewesen, und fragte mich schon, ob die maat-hor etwa erkrankt sei. Aber sie war gesund.“ „Ja. - Es war einfach meine Neugier, da er mich grüßte, und ich wissen wollte, wie man eigentlich Arzt wird. Es dauert sehr lange. Länger sogar noch als diese Lehre, nach dem Schreiberstudium, der Architekten. Ich verstehe davon nichts, für Mädchen endet die Ausbildung ja spätestens mit zwölf in der Palastschule. Und dies sind nur die Mitglieder der königlichen Familie. Alle anderen Frauen lernen ja nie Lesen und Schreiben. Nun, ganz wenige.“ „Das ist wahr. Ich habe auch erst hier einigermaßen Lesen gelernt. Zum Glück war der Ältesten Königsschwester langweilig und so brachte sie mir doch zumindest Lesen bei. Schreiben kann ich freilich nicht, aber muss ich ja auch nicht.“ „Schreibst du nie an deine Familie?“ Merit war erstaunt. Soweit sie wusste, stammte Ka-merit aus dem Gazellengau, der mächtige Horus hatte sie auserwählt, als er bei ihrem Vater übernachtete und sie dort kennenlernte. „Selbstverständlich, aber das kann ich ja diktieren.“ „Ja, natürlich, wie dumm von mir.“ Ka-merit versuchte sofort ihre Nachbarin zu beruhigen, die tatsächlich mehr als nur etwas verlegen schien. Diese war feuerrot geworden. Soweit kam es noch, dass sie die, trotz aller immer wieder bezeugten Abneigung gegen Heirat, zukünftige Prinzengemahlin oder gar maat-hor verärgerte. „Wenn man es selbst kann, denkt man wohl gar nicht daran. Das sieht man ja auch an den Weberinnen, gleich welcher Abkunft. Sie weben das feinste Leinen für den Herrn der beiden Länder – und denken überhaupt nicht mehr nach, wie sie ihre Finger bewegen. Sie reden nebenbei, scherzen – ich müsste mich viel zu sehr auf den Stoff konzentrieren.“ „Ja.“ Merit lächelte, da sie die Ablenkung verstand. „Das müsste ich wohl auch, obwohl ich einmal weben lernte. Aber da war ich acht, überdies nicht lange.“ Und das war gewesen, ehe der lebende Gott sie an die Palastschule gewiesen hatte, ihr somit wie einem Jungen Ausbildung ermöglicht hatte,ihre Zukunft als Schreiberin auf diese Weise gesichert hatte. Sie bemerkte, dass die Schüsseln abgeräumt wurden und die maat-hor aufstand. „Oh, ich muss an die Arbeit.“ „Ja, natürlich.“ Hm. Sie sollte vielleicht einmal mit dem Leiter der Palastschule sprechen, was dieser für ihren Sohn in vier Jahren plante – oder planen sollte. „Oh, Achti-hotep,“ wandte sich Ka-merit an den „Vorsteher des ipet“, der soeben das Aufräumen der Halle beaufsichtigte, ehe der wieder in seinem Büro verschwinden konnte. „Du kannst doch sicher einen Termin in der Schule für mich vereinbaren. Ich möchte Menkas Lehrer sprechen.“ „Natürlich.“ Womöglich war das die nächste Königinmutter. Und überdies wollt jede Mutter wissen, wie sich ihr Sprössling in der Schule machte. „Ich gebe dir dann Bescheid.“   So traf sich Meruka mit seinen Leuten in dem verborgenen Raum nahe der Büros des tjati am Abend. Erfreut sah er, dass auch Nefer hereinkam, allerdings meinte: „Ich habe nicht viel Zeit. Hier, dieses Fläschchen sollte ich dem Priester am Großen Tempel des Ptah als Opfer für das Ka meines verstorbenen Mannes geben.“ „Gut, dann fange du an.“ Sie berichtete von der Tragödie des tjati, dem Tod von Kindern, Ehefrau und der langen Krankheit seines letzten Sohnes, so ausführlich sie es heute und gestern erfahren hatte. „Das hast du doch schon erwähnt,“ meinte Meruka dann. „Ja, aber die Frauen, die mir das heute erzählten, taten es ausführlicher – und deutlich emotional beteiligter. Akenptah scheint, ebenso wie sein Vater, viel Mitleid im Haus erhalten zu haben. Sie waren auch sicher, dass die Reise nach Norden eine Überprüfung darstellte, ob er die Dämonen wirklich überwunden habe. Und sowohl er als auch der tjati erhielten Bilsenkraut als Schlafmittel.“ Meruka sah, dass Rahotep etwas sagen wollte und hob die Hand. „Später. Nefer muss sicher gleich gehen, um unauffällig zu bleiben. - Nefer, kehre in das Haus zurück, ich hörte heute, dass der Bauleiter, und damit Akenptah und Menhekat in kaum drei Tagen hier sind. Pass auf den Sohn des tjati auf. Auch, ob er noch Bilsenkraut oder ähnliches erhält, sei es durch einen Hofarzt, sei es auch durch einen Diener, der es gut meint, wie womöglich Thothhotep. Und habe ein Augenmerk darauf, welche Diener sehr um den jungen Herrn sind, womöglich sein Vertrauen besitzen. Ich werde zusehen, dass ich dir mitteilen kann, was sonst noch herausgekommen ist.“ „Danke.“ Sie stand bereits auf. „Viel Glück.“ Jetzt sollte sie rasch zum Tempel gehen, die bescheidene Opfergabe überbringen lassen, und zurück zum Haus gehen. Es war wichtig in solche einem Rollenspiel, dass man tat, was man verkündete. Zehn Minuten abseits konnte sie wegreden – aber jemand sollte sie am Tempel sehen. Als sie weg war, sah Meruka fragend zu Rahotep. „Bilsenkraut, keine Alraune?“ Der Arzt zuckte die Schultern. „Ich fand keine verschriebene Alraune in den Papyri des Lebenshauses. Jede Menge Bilsenkraut, für allerlei Zwecke. Und eine größere Lieferung ging vor Beginn der Reise an das Privathaus Sobeknachts. Vermutlich war ein Arzt dabei, bestimmt sogar, bei einer Reise des tjati, und der wollte sicher gehen, zumal Akenptah ja offenbar Monate lang Bilsenkraut erhielt und sein Vater ebenso.“ „Vor der Reise, danach nicht mehr.“ „Nein. Womöglich benötigten es Vater und Sohn auch nicht mehr. Es wurde allerdings auch nicht zurückgebracht – oder auch nur versehentlich nicht wieder eingebucht. Übrigens, Meruka, Bilsenkraut wird als leichtes Schlafmittel verordnet, in größeren Dosen auch vor Operationen, aber falsch und zu hoch dosiert, kann es auch Halluzinationen und Alpträume auslösen. Es sollte wirklich ein Arzt dabei gewesen sein.“ „Gut, danke. Was war bei dir, Ptahnacht?“ Er kannte den Krieger doch schon Jahre und der rutschte beim Sitzen hin und her – also hatte er etwas gefunden. Als er erfuhr, was es war, holte er tief Atem. Wüstenläufer, die einen Geheimauftrag erhielten und einen Korb durch die Residenzstadt trugen? Das war eindeutig nachdenkenswert. „Natürlich kannte unser Wedelträger keine Namen.“ „Natürlich nicht,“ bestätigte Ptahnacht. „Ich meine, man sieht sich nie, und außerdem sind für die Wachen hier die Wüstenläufer Krieger zweiter Klasse. - Anwesende natürlich ausgenommen.“ Immerhin hatte Meruka mit sechzehn einen derartigen Trupp geführt, ehe er bei einem Feldzug des Horus dort Männer seines Vaters in den Kampf führte. Meruka ignorierte das. „Merit, konntest du etwas über Menka herausfinden?“ „Nicht viel,“ gab sie zögernd zu. „Seine Mutter weiß nichts über seine Zukunft, aber sie hofft natürlich. Und ich müsste mich sehr irren, wenn sie jetzt nicht an der Schule mit den Lehrer reden will.“ „Dann bleibe mit ihr in Kontakt. Und achte darauf, mit welchen Jungen Menka beisammen ist, vor allem, ob er mit Menhekat oder Akenptah spricht, wenn die in drei Tagen zurückkommen.“ Sie nicke nur und er Leiter erhob sich. „Ich werde nachdenken.“ Die restlichen Anwesenden wussten, sie konnten spielen, reden, über was auch immer – aber kein Wort über den Fall.   Meruka dachte lange nach. War es so einfach? Aber dann entdeckte er Kleinigkeiten, die ihn störten. Ja, das musste die Lösung sein. Als er sich aufsetzte, schwiegen seine Mitarbeiter sofort und blickten zu ihm. So stand er auf und ging zu ihnen, nahm Platz. „Ich liefere eine kleine Zusammenfassung, was geschehen sein könnte,“ begann er. „Akenptah war lange mit einer dämonischen Krankheit geschlagen gewesen und war noch erholungsbedürftig. Vermutlich, aber das wirst du, Rahotep, mir bestätigen können, bekam er als Schlafhilfe noch immer Bilsenkraut, das würde die Lieferung an das Privathaus des tjati erklären.“ „Ja,“ bestätigte der Arzt. „Der Patient erhält immer weniger, wenn er eine Medizin so lange bekommen hat, um sich wieder zu entwöhnen.“ „Also hatte Akenptah Bilsenkraut dabei und trank es wohl in irgendeiner Flüssigkeit. Ich kannte keinen Namen auf der Liste als Arzt, aber ich nehme an, dass doch einer bei der Begleitung Sobeknachts dabei war, als er nach Norden fuhr. Selbst wenn der Sohn des tjati selbst mischte – er scheint zu wissen, wie es geht. In Iunu kommt Sennefer, der sehr ehrgeizig ist, an Bord. Er beobachtet die hochrangigen Schreiber, aber natürlich in erster Linie Sobeknacht und dessen Sohn. Dabei bemerkt er das Bilsenkraut und weiß, dass das das nicht nur ein Schlafmittel ist, sondern in höheren Konzentrationen auch Halluzinationen verursachen kann. Vielleicht wusste er es schon, vielleicht hatte Akenptah einen entsprechenden Anfall an Bord. Also erpresst er den Sohn des tjati, Akenptah stiehlt die Kette seines Vaters, gibt sie Sennefer, um den ruhig zu stellen, und tut so, als wolle er ihn fördern. Dazwischen beichtet er das Ganze seinem väterlichen Freund Thothhotep. Der verspricht sich um die Sache zu kümmern. Auf der Rückfahrt nach Iunu, wo Akenptah aussteigt und bei Großbauten lernen soll, nimmt Thothhotep Kontakt zu den Wüstenwachen auf, deren Leitung ja auch dort stationiert ist. Angeblich im Auftrag des tjati erteilt er einen Geheimauftrag, wenn Sennefer nach Ibenu-hedj reist. Die Wachen sind angenehm berührt, gehen zu dem vereinbarte Zeitpunkt in die Residenzstadt und nehmen Sennefer in einem Korb aus der Herberge mit, in der ihn Baketbes betäubt hat, mit Bilsenkraut, das Thothhotep vorausschauend den Wüstenläufern übergab, zumal es sein junger Herr nicht mehr benötigte. Vermutlich bringen sie ihn um und werfen ihn in den Fluss. - So weit eine Theorie. Was sagt ihr dazu?“ „Deine Theorie hat ihren Schwachpunkt,“ meinte Rahotep prompt. „Es ist keine Schande krank zu sein und auch keine, entsprechend Medizin zu erhalten. Wieso sollte Sennefer auch nur auf den Einfall kommen Akenptah zu erpressen – und der auch noch darauf eingehen?“ „Das ist ein Haken, den ich sehe, ja,“ gab der Gruppenleiter zu und erst da begriffen seine Mitarbeiter, dass er sie etwas herausfordern wollte. „Die Kette, die Ehrenkette.“ Merit bemerkte, dass sie alle ansahen und wurde etwas rot, ehe sie auf einen Wink des Leiters doch erklärte: „Akenptah hätte doch jede Kette nehmen können, wenn er erpresst worden wäre – wieso diese? Er war bei der Verleihung dabei und lebt am Hofe, er muss die ungeheure Bedeutung ebenso kennen, wie die Schande für seinen Vater, mit dem er doch ein gutes Verhältnis hat. Und wieso sorgte Thothhotep nicht dafür, dass sein Herr sie zurück erhielt? Außerdem trug doch Sennefer sie, als er hier, also, in Ibenu-hedj, war, offen auf der Straße und in der Herberge. Das hätte er doch kaum getan, wenn er sie erpresst hätte.“ „Das ist auch meine Meinung. - Ich könnte, mit der Geschichte, die ich zuvor erzählte, kaum einen sab-Beamten veranlassen, den Vermögensverwalter seines Vorgesetzten zu verhören. Es sind zu viele Lücken. Thothhotep mag etwas für Akenptah getan haben, aber vermutlich schlicht, dass er noch etwas mehr Bilsenkraut vor der Reise für ihn bestellte. Aber das bedeutet, dass auf dieser Reise irgendwer irgendetwas tat, das Sennefer mitbekam – und letztlich zu seinem Tod führte. Diese ganze Sache kommt mir vor wie der Fluss – er fließt so ruhig dahin, aber wir wissen alle, dass unter der Oberfläche ein Krokodil lauert.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)