Unter den Schwingen des Horusfalken von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 11: Frauensachen ------------------------ Merit stellte fest, dass ihr Auftrag den kleinen Königssohn im Auge zu behalten etwas schwierig wurde. Das lag schlicht daran, dass ihr offizielles Amt als Schreiberin der maat-hor bedeutete, auch bei der Königsgemahlin sitzen zu sollen, zum Anderen Menka eben auch in die Palastschule ging und dort viele Stunden verbrachte. Eigentlich sollte er dort sicher sein, aber auch hier im ipet. Allerdings hatte sie das unangenehme Gefühl, dass Meruka solche Beobachtung für Menka und auch den Sohn des tjati, Akenptah, wo ja Nefer heimlich arbeiten sollte, nicht umsonst anordnete. Wenn dieser und der potentielle Thronfolger, Menhekat, wieder in der Residenz eintrafen, würde sie wohl mit den Beiden einmal reden müssen. Sie waren ungefähr in ihrem Alter und sie hatten gemeinsam in der Schule gelernt – ein nicht zu unterschätzender Vorteil für sie, würde Menhekat der nächste Herr der beiden Länder. Auch jetzt war der kleinere Königssohn mit den Söhnen von Beamten ausgegangen zum Schwimmen. Sie würde sich einfach mal ansehen, wo er wohnte. Nun ja, das wusste sie. Die Räume Ka-Merits, seiner Mutter lagen hier im Haupttrakt, wenngleich nach Osten, während die der maat-hor nicht nur größer waren und Richtung des kühleren Norden, sondern auch mehrere Zimmer beinhalteten, schon, für ihre Dienerinnen und Schreiberinnen. Auch Merit schlief hier, in einem Raum gemeinsam mit den anderen beiden Frauen. Ka-Merit verfügte nicht über diese persönlichen Dienerinnen. Mochte ihr Rang mit der Geburt auch zu dem eines „Königsschmucks“ aufgestiegen sein, sie war noch kein Mitglied der königlichen Familie. Falls jedoch Menka den Thron besteigen würde, wäre sie Königinmutter – der höchste Rang, den eine Frau nur erreichen konnte. So wanderte Merit durch die mit bemalten Säulen bestückte Haupthalle des ipet. Nach Westen stand eine große Holztür meist offen, wenngleich mit Wachen davor, die zu dem eigentlichen, königlichen Palast führte. Die „Getreuen“ sollten verhindern, dass ahnungslose, ortsfremde, Beamte vom Weg abkamen, wenn sie die seltene Audienz bei dem Lebenden Horus erhielten. Jetzt, in der noch immer andauernden sommerlichen Hitze, zumal den vielen Mücken, war sie geschlossen, solange niemand sie öffnete. Richtung Nordosten lagen die zwei Räume Ka-Merits, davor die der beiden Königsschwestern. Ansonsten öffnete sich auf der östlichen Seite der Halle der Durchgang in den Arbeitshof des ipet, dessen Boden aus gestampftem Lehm bestand, beschattet von zwei Sykomoren. Auf dessen anderer Seite lag ein weiteres Gebäude, die eigentliche, berühmte Weberei des ipet, in deren ersten Stock sich die Zimmer für die Weberinnen und die Königstöchter befanden, die dort arbeiteten. Die Räume auf der dritten Seite dienten dem Vorrat und der Nahrungszubereitung. Nach rechts war der Hof durch eine Mauer und ein Tor begrenzt, an dessen Außenseite ebenfalls Wachen standen. Dort lag der riesige Hof, in dem die Steinmetze, Juwelieren und Sandalenmacher, kurz, die Handwerker des Königs, arbeiteten. Allerdings befand sich wenig davor, an einer kurzen Wand, die die Haupthalle mit der großen Mauer verband, noch ein Tor. Das führte in die Anlagen des Palastgartens, der sich entlang der nördlichen Seite des ipet und des Palastes mit den Privaträumen des Herrn der Beiden Länder ausdehnte. So waren auch die Räume der Königinmutter und der maat-hor, natürlich erst recht des Königs selbst, stets beschattet und mit angenehmen Gerüchen versorgt. Wasserbecken und duftende Blumen machten das Spazierengehen dort angenehm. Allerdings hatte nicht jeder Zutritt. Die meisten Höflinge gingen in den so genannten Vorderen Garten, auf der Westseite. Eigentlich war der ipet so gut wie abgeschirmt und darum lagen ja auch noch mal die Mauern des Palastes. Merit kannte eigentlich jeden Schritt im diesen Gängen und Höfen und den Gärten, gab jedoch zu, dass sie den geheimen Raum, in dem sich ihr neuer Vorgesetzter mit seiner Gruppe traf, nie bemerkt hatte. Aber gut, sie waren Kinder gewesen, sie, einige Königstöchter und Menhekat, der als jüngster von sechs Brüder wohl nie davon ausgegangen war, einmal der Falke im Nest zu werden. Sie hatten gespielt, sich versteckt und anderes – und waren auch manchmal dafür bestraft worden, wenn sie über die Stränge geschlagen hatten. Vielleicht sollte sie, schon um Menhekats Willen, mit Meruka über ihn sprechen. Es wurde momentan anscheinend von niemandem erwartet, der ein Auge auf ihn halten sollte.   Abedu, die alte Residenzstadt in deren Nähe in der westlichen Wüste die Gräber der legendären Vorzeitkönige lagen, war nicht mehr so mächtig wie einst. Dennoch befand sich hier aus Tradition ein Palast des Horus, und Meruka und seine Begleiter ließen anlegen, um dort zu übernachten. Zu ihrer Überraschung waren sie nicht die einzigen Gäste. Ein Schreiber aus dem Süden war ebenfalls auf dem Weg nach Ibenu-hedj. Da sie aus Erfahrung wussten, dass Schreiber und Schreiber besser miteinander reden konnten, legten sich Rahotep und Ptahnacht unter einem Vorwand in ihrem Zimmer hin. Tatsächlich war Saka stolz, dass sich einer der privaten Schreiber des mächtigen Horus für seinen Weg interessierte. Solch eine Karriere zu machen war der Wunschtraum des Zwanzigjährigen. Nun gut, immerhin diente er als Anfänger seit zwei Jahren im Stab des Königlichen Baumeisters, aber er hoffte doch, auch einmal Vorsteher der Schreiber oder gar mehr zu werden. Und solch ein Mann mit ranghohem Hofamt und Einfluss – schließlich sah er den Herrn der beiden Länder wohl fast jeden Tag – war ein interessantes Vorbild. So beobachtete er genau, wie Meruka aß und trank, sprach. Dieser hatte sich ihm unter seinem richtigen Namen vorgestellt, schließlich würden sie sich demnächst wieder in Ibenu-hedj treffen und es wäre töricht da Misstrauen zu säen. Eifer war ein genauer Beobachter, das wusste er nur zu gut. So lenkte er höflich seine Erkundigungen auf den Königlichen Baumeister. „Er ist ja schon einige Zeit dort mit dem Bau des Palastes in Abu beschäftigt.“ „Ja, aber er kommt nach Ibenu-hedj zurück, schließlich ist das Haus der Unsterblichkeit des mächtigen Horus wichtiger als ein Palast im Leben.“ „Das ist wahr, und eine Pyramide muss der beste Bauleiter natürlich auch überwachen. Obschon er fähige Architekten hat. - Oh, hat er nicht auch den Königssohn dabei gehabt zur Ausbildung?“ „Ja, Menhekat und auch Akenptah, den Sohn des tjati. Beide sollen lernen, wie die Logistik gerade auch bei schwierigen Baustellen wie Abu funktioniert. Eine Insel mitten in den Überschwemmungsfluten des Nil … Aber es lief alles planmäßig,“ beteuerte er hastig. „Ich bin nur der Bote, der mitteilen soll, dass die Drei in einer Woche zurückkehren.“ „Nun, auch für dich wird es in der Hauptstadt angenehmer, denke ich. Der Süden, obwohl ich da nur einmal war, ist sehr heiß im Sommer.“ „Ja, gewiss. Aber auf meinen Herrn wartet ja die Baustelle der Pyramide im Norden von Ibenu-hedj. Und der dortige Palast.“ „Soweit ich weiß ist dieser fertig. Der Herr der beiden Länder, er lebe, sei heil und gesund, verbrachte die Zeit vor der Überschwemmung einige Wochen dort. Du wirst dort gut unterkommen.“ Saka wurde bewusst, dass er über seine Pflichten gejammert hatte, was kein Gelehrter tun sollte, geschweige denn gegenüber einem Ranghöheren. „Oh, das meinte ich nicht, werter Meruka. Ich meinte nur, es ist doch ein ziemlicher Umschwung von einem Palast in Abu zu einer Pyramide fast im Delta. Aber ich kann viel lernen. Und, wenn ich das so sagen darf, ich hoffe, eines Tages auch unter die Beamten aufsteigen zu dürfen, die die Logistik solcher Großbaustellen vorbereiten. Es gibt da ungemein viel zu beachten, was man nur durch Lernen und Zusehen, ja, sogar Erleben lernen kann. Allein die Versorgung mit Essen und Trinken für Tausende in der Wüste, deren Unterkünfte, die Steine müssen angeliefert werden können, das Werkzeug muss stimmen.... Sehr viele Punkte.“ „Und gerade bei einer Pyramide darf es keinen Zeitverzug geben. Niemand kann vorhersagen, wann der Falke zum Himmel fliegt. Dann muss sie in der Lage sein in Betrieb genommen zu werden und die Verwandlung des Horus in einen Gott unter den unvergänglichen Sternen auszulösen.“ „Ja, natürlich. Mit ein Grund, warum mein Herr nur während der Überschwemmung den Palastbau überwachte.“ „Ich hörte, Abu sind in der Überschwemmung zwei Inseln? Sind dort nicht auch die Granitsteinbrüche?“ „Nein, die und deren Hafen befindet sich am Westufer. Auf der Insel liegen nur das Dorf, die Festung, natürlich der Tempel des Chnum und der Anuket, den Bringern der Überschwemmung, und der neue Palast, samt einer, wenn auch sehr kleinen, Pyramide, wie sie der Herr der beiden Länder schon öfters bauen hat lassen.“ Das Gespräch wandte sich Abu zu.   Nefer arbeitete seit drei Wochen in der Küche. Inzwischen musste sie nicht mehr das Mehl mahlen sondern konnte Bier maischen – noch immer harte körperliche Arbeit, aber mit mehr Luft. Wie in jedem einzelnen Haushalt in kleinem Maßstab bis zu den großen Brauereien der Baustellen, die die Arbeiter versorgten, wurde immer gleich Bier gebraut: Getreide oder Brot in Wasser einweichen und zur Gärung bringen, den entstandenen Brei auspressen, um die Flüssigkeit zu erhalten. Der Rest wurde mit Wasser verdünnt und als Suppe zum Frühstück gegessen. Das so gebraute Bier hielt bis zu drei Tagen. Überdies hatte sie einige Bekanntschaften geschlossen, zum gut Teil auch aus dem Süden, die von ihr wissen wollen, wie es bei ihnen zuhause jetzt aussah. Allzu viel konnte sie freilich nicht dazu sagen, lebte sie doch seit Jahren in der Residenzstadt, jedoch genug, noch dazu im Dialekt des Südens, dass ihr alle glaubten. Und kein Bauer kannte die auch nur zwei Stunden entfernt liegenden Nachbardörfer, die zumeist ja nicht einmal Namen trugen. Aber sie erfuhr doch immer mehr bei näherer Bekanntschaft über den tjati und seinen Sohn. Sie versuchte sich alles zu merken, gleich wie unwichtig es ihr schien. Meruka hatte ihr gesagt, dass oft Geduld der Schlüssel zum Handeln sei.   Der Sonderermittler war kaum in Ibenu-hedj eingetroffen, während er schon seine beiden Begleiter zu ihren Vorgesetzten schickte und Merit und Nefer in das Besprechungszimmer kommen ließ. Er selbst erstattete Hekaptah kurz Bericht über seine Rücckehr und dass er wohl etwas gefunden habe, aber noch die Berichte der Damen abwarten wolle, ehe er alles sage. So saß Meruka mit Merit und Nefer bereits zusammen, noch während Saka endlich zu dem ersten Schreiber des Königs vorgelassen wurde, um dem mitteilen zu können, dass sich der Bauleiter mit den königlichen Abkömmlingen bereits auf dem Weg nach Norden befand. Er betrachtete die Beiden. „Wir haben in Nechen tatsächlich Briefe gefunden,“ begann er. „Darunter auch einen überaus interessanten. Jetzt aber zu dir, Nefer. Was konntest du über die Stimmung im Haus, vor allem gegenüber Akenptah herausfinden?“ Die Angesprochene spürte, wie ihr Herz klopfte. Sie wurde zuerst genannt, sie, nicht die Neue, die so ranghohe Frau aus dem ipet. „Alle sind sich einig, soweit ich mitbekam. Sobeknacht gilt als durchaus fürsorglicher Herr, deswegen wunderte sich auch niemand, dass ich als Witwe in sein Haus befohlen wurde. Er macht das öfter.“ Sie warf einen raschen Blick auf ihren Vorgesetzten. Er hatte das bestimmt gewusst, schon über Hekaptah, der ja der Halbbruder des tjati war, und sie genau darum in dieser Rolle hingesandt. „Alle bedauern auch sein tragisches Familienschicksal. Der Tod der Tochter und dann der von Ehefrau und Baby hat ihn sehr schwer getroffen. Seither ist er leichter zu ermüden, aber auch leichter zu verärgern, obwohl er sich bemüht die maat zu wahren. - Akenptah gilt im Haus als freundlich, ja, sehr gefühlsbetont. Auch er litt unter dem Tod seiner kleinen Schwester, den er wohl auch mitansehen musste, wie die Eltern. Als dann auch noch die Mutter starb, soll er fast ein halbes Jahr krank gewesen sein. Danach habe er sich verändert, ist ernsthafter, habe sich überaus eng an seinen Vater angeschlossen, viel gelernt. Nun ja, er ist jetzt der einzige lebende Sohn, da sollte er wohl auch in beruflicher Hinsicht das Erbe seines Vaters antreten. Wobei ich nicht weiß, wie das gerade mit diesem Amt ist.“ „Das bestimmt der Lebende Horus,“ bestätigte Meruka unverzüglich. „Dieses Amt ist nicht unbedingt vererbbar. Akenptah ist also seinem Vater treu verbunden.“ „So heißt es im Haus. Ein fürsorglicher, treuer Sohn.“ „Danke, Nefer.“ Er wusste, wie mühselig und behutsam sie diese Informationen zusammengetragen hatte – und wie viel Kraft und Zeit das Leben als Dienerin kostete. „Merit, Akenptah ist ungefähr dein Alter. Hast du ihn in der Palastschule kennengelernt?“ „Ja.“ Das Mädchen aus dem ipet dachte kurz nach. „Ich traf ihn nach der Seuche, an der meine Eltern starben. Ich kam ja hierher in den Palast. Ich war acht, er neun oder so. Sehr gefühlsbetont, das kann ich nicht sagen. Er war da sehr freundlich und schaffte es irgendwie immer, dass wir bei seinen verrückten Ideen mitmachten.“ Sie musste lachen. „Einmal sind wir, also zwei der Königstöchter, er, ich und Menhekat auf die Sykomoren im hinteren Palastgarten geklettert. Oh du je, das gab Ärger. Und ja, nach der Tragödie hat er sich verändert. Ich habe ihn dann allerdings kaum mehr gesehen, aber es stimmt, er war lange nicht im Palast. Und wenn, dann meist mit dem Bauleiter. Ich dachte, er solle Architekt oder eben Bauleiter werden. Aber er war viel ernster geworden, oder zielstrebiger. Vielleicht einfach erwachsener.“ „Menhekat machte mit?“ Meruka horchte auf. Merit hob die Hand. „Oh, er war der jüngste der sechs Königssöhne der maat-hor, das heißt nach der Seuche waren es nur noch zwei, und ihm wurde doch mehr Freiheit gelassen als den Älteren. Niemand dachte doch, dass auch sein älterer Bruder noch einen Unfall haben würde. Und Menhekat war da auch erst neun.“ Ja, das wusste der Sonderermittler. Dieser Königssohn war bei der Besichtigung der Pyramide seines Vaters unglücklich gestürzt – so unglücklich, dass niemand ihn mehr retten konnte. Und das unter den Augen des Herrn der beiden Länder höchstselbst. Manipulation war ausgeschlossen gewesen, da der gesamte Hof anwesend war und alle Augenzeugen. „Das klingt jedenfalls, als ob du Menhekat verteidigen willst. Akenptah weniger.“ Sie wurde rot. „Wir waren Kinder!“ Er blieb wie immer sachlich. „Das meinte ich nicht. Du kannst befreundet sein, mit wem du willst. Aber immerhin – Menhekat wird als künftiger Horus gehandelt. Und er ist in einem Alter, in dem er bald heiraten wird.“ „Oh. - Nun, da wird er sicher eine Cousine nehmen oder so.“ Nefer fühlte Bitterkeit in sich aufsteigen. Dieses Mädchen hatte im Haus des Horus gelebt, nie körperlich arbeiten müssen, ja, war mit den Königskindern durch die Gegend getollt - wusste sie überhaupt, wie hart das Leben außerhalb der Palastmauern war? Meruka bemerkte es und suchte eilig abzulenken. Keine Missstimmung in seiner Gruppe. „Nun, wie würdest du Menhekat beschreiben? Auch so freundlich oder seinem Vater treu ergeben?“ Merit antwortete sofort. „Das sicher, natürlich. Aber er war immer schon ernsthafter. Erst recht natürlich, nach dem Tod seines letzten vollblütigen Bruders, wo er streng gehalten wird. Sonst ist ja nur noch Menka da.“ „Hast du dir angesehen, wo dieser schläft?“ „Ja.“ Sie beschrieb die Räumlichkeiten des ipet. „Das ist praktisch hinten. Wenn jemand dorthin gelangen will muss er auf jeden Fall an Wachen vorbei, durch die Haupthalle, wo eigentlich immer jemand ist, selbst nachts schlafen dort Dienerinnen, den Gang wissen, an den Zimmern der Königsschwestern vorbei gelangen, die jeweils auch stets mindestens eine Dienerin bei sich haben … Meruka, darf ich dich etwas fragen?“ „Natürlich.“ „Nefer soll ein Auge auf Akenptah haben, ich auf Menka – wer achtet auf Menhekat?“ Sie war also mit dem Königssohn zumindest befreundet. Er sollte wahrlich ihren Hofrang bedenken. Womöglich war sie die nächste maat-hor und später gar Königinmutter. „Die Getreuen. Er hat ein eigenes Zimmer, eigene Dienstboten, sehr tief im Palast, fast an den Gemächern des Lebenden Horus selbst. - Hm. Ich werde nachdenken. Spielt doch inzwischen Menat oder so etwas. Oh, und schickt einen Diener um Ptahnacht und Rahotep.“ Ohne Weiteres wandte er sich um und legte sich, wie es Merit erst einmal gesehen hatte, mit unter dem Kopf verschränkten Armen auf das Gästebett und schloss die Augen, versuchte sich zu konzentrieren. Was passierte hier in kemet? Menmires Schicksal war klar – eine falsche Frage an eine törichte Frau, die dafür sicher als Wasserträgerin in irgendeinem Steinbruch enden würde. Aber Sennefer? Dieser Brief, den er seinem Freund sandte, der Ehrenschmuck, der Sohn des tjati, dieser selbst … Menhekat und Akenptah waren Cousins und schon darum als Kinder oft beisammen, durchaus erwünscht. Spielte das eine Rolle? Wie liefen die Fäden und wo konnte er sie aufspüren? Hatte Sennefer den Ehrenschmuck gestohlen, da er keine Ahnung hatte was das in Wahrheit für Edelsteine waren? Hatte Akenptah dies bemerkt? Oder hatte gar Akenptah die Steine gestohlen, weil Sennefer ihn mit was auch immer erpresst hatte? Und dann versucht mit Gewalt das zurück zu holen? Ber, warum hätte er das dann nicht unauffällig seinem Vater zurück geben sollen? Meinte Sennefer in seinem Brief nur die neue Freundschaft mit dem Sohn des tjati, von dem der törichte Junge aus der Provinz annahm, er sei der Erbe und nächste Oberste Beamte? Aber, wer sorgte dann für sein Ende? Und das offenbar durch gleich zwei Männer? Wo lag der Anfang? Ging es um Menhekat oder Menka, die Königssöhne? Irgendwie schien sich alles um Akenptah zu drehen. Nur, wie? War der Opfer oder Täter? Aber wieso und warum? Das galt für alles. Nein. Er sollte noch einmal in Ruhe alle Fäden überdenken, Möglichkeiten und Strategien, die sich aus den Fakten ergaben – sowohl auf der anderen Seite als auch für ihn und seine Gruppe, die sicher jetzt neue Anweisungen von ihm erwarten würde. Und, dessen war sich Meruka bewusst: Staatsaffären waren ein sehr heikles Thema. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)