Unter den Schwingen des Horusfalken von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 9: Zwischenergebnis --------------------------- So traf sich bereits früh am Morgen der Sonderermittler mit Rahotep und Merit, die höflich zuerst den Arzt antworteten ließ, dass er nichts weiteres herausgefunden habe. Daher blickte Meruka zu dem Mädchen aus dem ipet: „Und die Türkise?“ „Sie können aus Ton imitiert werden und werden es auch, für einfachere Leute. Aber meine Beschreibung passte dem Hofjuwelier nur auf eine Kette, die einmal aus einem Türkis auf Befehl des Herrn der beiden Länder, er lebe sei heil und gesund, geschnitten hatte.“ „Ehrenschmuck,“ schloss Meruka, die höfisch-höfliche Formel ignorierend, die man anwandte, wenn man über den Lebenden Horus sprach. „Oder gar für ihn selbst?“ „Nein, ich redete, hoffentlich unauffällig, später noch einmal mit einem Gehilfen. Diese Kette besteht aus einem sehr großen Türkis, der in feine Scheiben geschnitten wurde und mit Silber eingefasst ist. Silber, sagte er, sei noch kostbarer als Gold und könne nur weit entfernt eingekauft werden.“ „Und die Kette von Baketbes, die ihr beide morgens zusätzlich an ihrem Hals saht, war so etwas.“ „Es sah sehr danach aus,“ bestätigte Rahotep sofort. „Silber. Mit ein Grund, warum ich sie zunächst für eine Fälschung hielt. Aber Merit versteht ziemlich was von Juwelen.“ „Danke“, erwiderte sie prompt und bewies ihrem Vorgesetzten damit, dass sich diese Beiden wohl angenähert hatten – als Gefährten. Aber sie ergänzte: „Meruka, er erzählte mir, dass der Herr der beiden Länder diese Kette nur einmal verschenkte, an seinen tjati, an Sobeknacht zu dessen zehnjährigem Amtsjubiläum.“ „Das werde ich sofort weitergeben.“ Damit sich der alte Anchnefer und sein Stiefvater auf das notwendige Gespräch mit dem Obersten Beamten vorbereiten konnten – und klären konnten, wie Baketbes an diesen Schmuck gekommen war. Diebstahl? Ein Geschenk? Heute Morgen sollte das Wirtsehepaar ja verhaftet werden, und allein die Aussicht auf hundert Schläge brachten die Meisten zum Reden. Auch säumige Steuerzahler, gleich, ob Bauern oder Gutsverwalter erhielten Prügel. Aber Meruka kannte nicht zuletzt auf Ptahnachts Erzählungen, dass in Ugarit und anderswo die Leute dafür hingerichtet wurden. Dies geschah in kemet doch nur bei dem förmlich unmöglichen Angriff auf die heilige Person des Lebenden Gottes. Undenkbar, also. Und er musste dringend mit Nefer reden, damit sie als Wäscherin, als einfache Frau, Witwe, vom Lande, befohlen in das Haus des tjati wurde. Wenn Ankentptah zurückkehrte, sollte er wenigstens eine Beschützerin da haben. Wer wusste, was noch passiert war. Denn es stellte sich durchaus die Frage, ob es da nicht jemand auf die jungen Beamten im Allgemeinen oder auch nur auf die in der neuen Schule abgesehen hatte. Wo zum Beispiel steckten die anderen beiden jungen Schreiber, die der tjati aus Iunu mitgenommen hatte?   Sobeknacht trank einen Schluck Bier. Es war brütend geworden in der Mittagshitze und die Tatsache, dass sich zumindest im Süden die Flut bereits zurückzog, verursachte ihm mehr Aufgaben. Die Felder mussten neu eingemessen werden, die Flutbecken überwacht, anhand der Höhe der Überschwemmung die Ernte und damit Steuer für das folgende Jahr berechnet werden. Ja, das sollten die Verwalter und Herren vor Ort tun, aber es war leider seine Sache, wie sie es taten. Nur zu bald würden überdies Myriaden Mücken und Fliegen auch hier in der Hauptstadt ihr Unwesen treiben und außer mit Räucherpfannen und dichten Netzen über den Betten war es kaum möglich sich gegen die Plage zu schützen. Nicht einmal sein großer Garten hier in Ibenu-hedj bot Schutz vor diesen Tieren, die es gerade zu heimtückisch verstanden jedes bisschen Erholung am kühleren Teich zu zerstören. Wenn nur ein Arzt einmal etwas gegen diese Mücken finden würde! Ja, die Räucherwerke waren besser als nichts … nun, er sollte nicht undankbar sein. Irritiert sah er auf, da er sich eigentlich jede Störung verbeten hatte, aber ein Schreiber öffnete die Tür und meldete, dass Anchnefer, der Leiter seines eigenen Büros, und Hekaptah, sein Halbbruder und dritte Mann kemets, der Herr der Schatzhäuser um dringende Audienz baten. Das war in all seinen Jahren als tjati noch nicht passiert und er machte fast erschrocken nur eine einladende Handbewegung. Was war so schief gelaufen, dass sich beide zusammen taten? Immerhin konnte er sicher sein, dass sie ihm gegenüber loyal, ja, befreundet, waren, aber sie würden kaum um eines seiner Fehler willen in den Steinbrüchen landen wollen. Oder, schlimmer, war etwas mit seinem einzigen Sohn geschehen? „Willkommen“, sagte er dennoch höflich. Ein Beamter sollte sich immer beherrschen können. „Nehmt doch Platz. Nun, was ist geschehen, dass euch nicht einmal die Hitze von einem Besuch abhalten kann?“ „Deine Anweisung lautete,“ begann Anchnefer, der Büroleiter: „Das Verschwinden dieses Menmire zu klären, der der Leiter der Totenstiftung bei Chnummose war.“ „Er war?“ Für einen Augenblick war der tjati erleichtert, dass ein Fall abgeschlossen wäre, ehe ihm dämmerte, dass dann kaum der Siegler anwesend wäre. „Weiter, was ist ihm zugestoßen? Chnummose ist in der Stadt.“ „Menmire ist tot. Aber ehe ich dir ausführlich berichte ...“ Anchnefer blickte ein wenig hilfesuchend zu Hekaptah, der eine Kette hervorzog und sie zwischen den Dreien auf den Boden legte. „Du kennst sie, mein Bruder?“ fragte er fast sanft. „Ja, natürlich.“ Sobeknacht war jetzt mehr als irritiert – und alarmiert. Immerhin schien nichts mit seinem Sohn passiert zu sein. Es war nur dienstlich. „Der Herr der beiden Länder erwies mir die Ehre sie mir zu meinem Amtsjubiläum zu überreichen.“ Hekaptah fuhr fort: „Wachen des Königs und sab-Beamte fanden sie heute morgen unter dem Schmuck einer Wirtin in der Stadt. Ihr Name ist Baketbes.“ Der tjati erschrak. Es galt als unmöglich, ja, fast ein Verbrechen, derartige Ehrengeschenke an andere weiterzugeben, höchstens den eigenen Erben. „Dann ist es doch kaum meine. Nun gut, ich habe sie länger nicht getragen ...“ murmelte er mehr ehrlich als verteidigend. „Es müsste deine sein,“ erklärte Anchnefer. „Wir verhafteten das Wirtsehepaar allerdings aus einem anderen Grund. Bei den Ermittlungen zum Verschwinden Menmires stellten sich zwei Punkte heraus. Erstens, er war in eben dieser Herberge verschwunden und zweitens, ebendort ein weiterer, junger Beamter. Sennefer.“ „Irgendwie sagt der mir was.“ Sobeknacht zog die Augen etwas zusammen und starrte auf diese ominöse Kette, als könne die ihm Antwort geben. „Der Junge aus meinen Domänen? Er verschwand auch dort?“ „Ja.“ „Weiter.“ „Wir haben jetzt die Aussagen des Wirtes Ptahshepses und seiner Frau Baketbes. Es muss sich folgendes abgespielt haben: Sennefer kam bei dem üblichen Besuch als neuer Vorsteher eines Weingutes nach Ibenu-hedj. Diese Herberge entsprach seinem Stand. Noch bevor er allerdings eintraf, kamen zwei junge Männer zu der Wirtin. Baketbes ist offenkundig eine sehr törichte Frau und glaubte ihnen, als sie ihr geheimnisvoll anvertrauten, sie würden in deinem Auftrag handeln, ja, in dem des Horus selbst. Sie gaben ihr ein Fläschchen und wiesen sie an, das einem gewissen Sennefer in den Wein zu schütten, wenn er käme. Und ihm das Einzelzimmer zu geben.“ „Das wäre kaum ein übliches Vorgehen.“ Der tjati musterte seinen Bürovorsteher jetzt gespannt. „Weißt du, wer diese Männer waren?“ Wenn sich da einige einer Beamten selbstständig gemacht hatten, waren sie unverzüglich aus dem Dienst zu entfernen – am Besten weit in die östliche Wüste. „Nein, sie konnte dazu nichts sagen. Jedenfalls tat sie, offenbar voller Stolz bei einer Geheimmission mitmachen zu dürfen, das Gewünschte. Sennefer wurde, mindestens betäubt, wenn nicht mehr, und schlief in dem Einzelzimmer rasch ein. Kurz darauf kamen diese beiden jungen Männer wieder, sie waren bewaffnet und trugen eine Kiste oder großen Korb mit sich. Sie gingen in das Zimmer und kehrten mit dem Korb wieder hinaus. Dabei bedankte sich der Sprecher bei ihr und gab ihr als Geschenk diese Kette. Sie erkannte sie als überaus wertvoll, aber, da das eine Sache des Horus und tjati gewesen war, durfte sie sie niemandem zeigen. Das versprach dieses törichte Ding auch.“ Sobeknacht holte tief Atem und sah erneut auf die Kette. „Sennefer hatte sie?“ „Das oder die Unbekannten haben sie von dir.“ Hekaptah versuchte den Schock zu mildern. „Aber du nahmst den Jungen doch von Iunu mit nach Norden in deine Domänen? Hattest du da diese Kette dabei?“ Der tjati war zwar nur dem Lebenden Horus Rechenschaft schuldig, aber er begriff die Notwendigkeit. „Ja, ich glaube schon. Du weißt, wie es ist. Man hat allerlei Schmuck zusammen, packt ihn in ein Kästchen und nimmt nur an einem Tag den, der dem Anlass entspricht. Ich wollte zwar auch ein großes Fest vorbereitet sein, aber das kam ja nicht. Ich habe die Kiste auch nicht mehr ausgepackt. Und ja, ich nahm drei Jungen mit von Iunu, aber Sennefer fand Platz direkt auf meinem eigenen Schiff. Er war natürlich nicht in der Kabine, die ich mir mit meinem Sohn teilte, aber er schlief unter dem Vordach.“ „Es wäre durchaus möglich gewesen, dass er hineinschlich, wenn du an Land gingst.“ Anchnefer nahm den Faden wieder auf. „Er war nur in seinem Dorf und in Iunu und erkannte den wahren Wert dieser Kette wohl nicht. Jedenfalls sagte Baketbes aus, dass er sie trug, als er zu ihr kam.“ Der oberste Beamte kemets seufzte auf. Ein Ehrengeschenk des Horus – von einem kleinen Schreiber auf der Straße getragen! Er konnte von Glück reden, dass das niemandem aufgefallen war, der mitgedacht hatte. Das hätte ihm mindestens einen Tadel des Herrn der beiden Länder eingetragen. Er bemühte sich um Ruhe und blickte zu seinem Büroleiter. „Sennefer war also vermutlich in diesem Korb und ist seither verschwunden. Lief das bei Menmire ebenso ab?“ „Nein. Menmire kam Monate später zu Baketbes und fragte, ob sie einen Brief von Sennefer für ihn bei sich liegen habe. Sie erschrak natürlich. Aber, da es eine Geheimmission gewesen war....“ Anchnefer seufzte. „Eine schon ungewöhnlich törichte Frau. Sie komplimentierte Menmire in das Einzelzimmer und gab ihm den Rest von dem Mittel, das sie noch besaß. Er schlief, sagte sie aus. Aber sie hatte Furcht, dass du oder gar der mächtige Horus ihr zürnen würdet, käme die Sache mit Sennefer heraus, und erstach Menmire.“ „Das gab sie zu.“ Sobeknacht musterte Anchnefer. „Was geschah mit dem Toten?“ „Ihr wurde klar, dass ein Toter in der Herberge … verdächtig wäre, und sagt ihrem Mann Menmire habe sie vergewaltigen wollen und sie ihn in Notwehr erstochen. Ptahschepses glaubte ihr und brachte den Toten irgendwohin an den Nil ….Er wird kaum je gefunden.“ Erneut glitt der Blick des tjati zu der Kette. „Ich werde sie nie wieder tragen können, ohne an das Blut zu denken, das an ihr klebt. - Anchnefer, übernimm doch das Richteramt über diese Beiden. Ich wäre sicher kaum gerecht. Gleich zwei Menschen die Möglichkeit auf das ewige Leben zu nehmen, zwei jungen Männern und ihren Eltern ihre Karriere! Kann man herausfinden, der diese Unbekannten waren, die Sennefer abholten?“ Er bemerkte ein wenig verwundert den Blick, den Hekaptah und Anchnefer austauschten, ehe der Büroleiter antwortete: „Es wird daran gearbeitet. Aber die Beschreibung ist mehr als vage. Zwei junge Männer zwischen sechzehn und zwanzig, weißer Schurz, dunkle Perücken, kein Schmuck, aber Feuersteindolche. Das passt auf sehr viele. Wir sollten sie jedoch unbedingt finden. Hekaptah hier fürchtet, dass sie es auf alle Jungen abgesehen haben könnten, die in Iunu und nicht in der Palastschule schreiben lernten, aus welchem Grund auch immer.“ „Das wären ...“ Sobeknacht holte tief Atem. Sicher, die Schule war neu, aber überaus erfolgreich. Das wären bestimmt mehr als fünfzig Männer, die diese Gefahr betraf. „Gut. Anchnefer, tue alles, was du tun musst, um sie zu finden. - Hekaptah, danke. Du wirst ihn natürlich unterstützen.“ „Ja, natürlich,“ erwiderte der Siegler höflich, dessen eigene Leute die Ermittlungen führten. Aber wozu den armen Sobeknacht noch mehr belasten. Seit dem Unglück seiner kleinen Tochter war er noch immer ein fähiger Beamter, aber doch immer wieder deutlich zu emotional dabei.   Am frühen Abend, nach dem Essen, traf sich die Gruppe mit ihrem Vorgesetzten in dem Gästezimmer des tjati. Meruka berichtete, was Anchnefer herausgefunden hatte und ergänzte: „Er hat inzwischen an Hekaptah gemeldet, dass einer der Jungen unter diesem arbeite, im Haus der Doppelscheune, durchaus ein gewöhnlicher Einstieg in eine Beamtenlaufbahn. Der Zweite, ein gewisser Mernebptah, ist seit Monaten Schreiber einer großen königlichen Domäne im Hasengau. Beide leben also noch. Was mich umso mehr zu der Frage führt: was wussten Sennefer und Menmire und die anderen Zwei nicht? Gab der tjati den Befehl, wie es die beiden Unbekannten behaupteten? War es die Tatsache, dass Sennefer das Halsband des tjati stahl und trug – und sein bester Freund davon wusste? Eher nicht. Hekaptah meinte, und das glaube ich ihm, er kennt ihn sein Leben lang, Sobeknacht ist mehr als verblüfft, ja, erschrocken, gewesen. Ich gehe davon aus, dass es sich unter keinen Umständen um einen geheimen Auftrag des tjati oder auch nur seines Vorstehers der Schreiber gehandelt hatte. Wen also hatte Sennefer verärgert und wer sorgte dafür, dass er verschwand? Nefer, wie erwähnt, ich möchte, dass du dich im Haus des tjati anstellen lässt. Wenn Akenptah zurückkehrt, was bald der Fall sein dürfte, sobald die Flut nachlässt, solltest du ein Auge auf ihn haben. Irgendetwas wusste Sennefer – und ich hoffe, nichts über ein Attentat auf den tjati oder seinen Sohn. Die königliche Familie, nicht wahr, Merit, ist recht dünn geworden an Erben.“ Das Mädchen aus dem ipet war etwas überrascht so angesprochen zu werden, erkannte dann jedoch, dass Rahotep wohl recht gehabt hatte. Meruka war nüchtern – und nutzte jede Gelegenheit um seine Aufgabe zu lösen. „Oh, es gibt natürlich den Sohn der maat-hor, den Falken im Nest. Menhekat. Nun ja, er hat diesen Titel nicht erhalten, aber es ist doch recht wahrscheinlich. Es existiert nur noch ein einziger weiterer Königssohn, von einer Frau namens Ka-Merit. Er heißt Menka, ist aber erst acht Jahre alt. Sonst leben nur noch Königstöchter und – schwestern. Die Seuche kostete viele das Leben.“ „Aber der Lebende Horus hat Brüder.“ „Ja, natürlich Sobeknacht, den tjati. Akenptah ist sein einziger Sohn. Dann Hekaptah, den Siegler, der aber nur eine Tochter hat, die mit einem hochrangigen Beamten im Gazellengau verheiratet ist. Dieser ist öfter hier, sie seit der Geburt ihres ersten Sohnes nicht mehr. Ihr Name ist Meresanch. Ich wurde nach ihr benannt, sie ist nur zwei oder drei Jahre älter als ich. Aber ihr Sohn ist eigentlich nicht erbberechtigt.“ Sie wurde etwas rot, aber ihr Vorgesetzter meinte nur: „Weiter.“ „Soweit ich weiß, sind das praktisch schon alle. Der Bauleiter des Königs ist zwar der Sohn eines Königssohnes, aber der Tod des Vaters schließt alle Söhne von der Thronfolge aus.“ Für einen langen Moment herrschte Schweigen. Dann meinte Ptahnacht: „Wie ungemein … übersichtlich. Nach welchem System wird ausgesucht, welcher der wahre Thronfolger wird?“ „Das weiß ich nicht,“ gestand Merit. „Moment.“ Rahotep hob etwas die Hand. „Meruka, du rechnest mit Hochverrat?“ Der Königliche Schreiber blieb sachlich. „Akenptah ist die Nummer Drei der Thronfolge. Er lernte Sennefer kennen. Dieser verstarb, mit einem Halsband des tjati um den Hals. Weitere Fragen?“ „Ja.“ Der Arzt war ebenso nüchtern. „Sennefer kam her um die Steuern abzurechnen, Menmire Monate später. Letzterer wurde nur umgebracht, weil er nach einem Brief fragte, den ihm sein Freund ….oh.“ Meruka nickte. „Ja. Monate später kommt Menmire nach Ibenu-hedj und fragt nach einem Brief. Er musste gewusst haben, dass Sennefer in dieser Herberge war und ihm war ein Brief angekündigt worden, den Sennefer aber wohl aufgrund seines … abrupten Endes nicht schreiben konnte. Es muss also zuvor einen Briefkontakt gegeben haben, der eine saß im Delta, der andere in Ibenu-hedj oder in Nechen.“ „Das wäre nicht unmöglich,“ warf Nefer ein. „Ein Domänenverwalter schickt öfter mal Berichte an den tjati oder so. Ein privater Brief wird mitgenommen. - Aber ich verstehe, warum du möchtest, dass ich Akenptah … beobachte.“ Merit fiel auf, dass irgend ein Hintergrund darin lag. Aber sie konnte unmöglich fragen. Meruka nickte nur. „Ja. Und die Meinung der Hausbewohner über ihn herausfinden. Wird er womöglich erpresst? Wurde er es durch Sennefer? Irgendwie hängt zumindest der Mord an Sennefer mit ihm zusammen und ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt. Wie erwähnt, die Nummer Drei der Thronfolge.“ „Der Brief könnte im Haus des Chnummose hier in Ibenu-hedj liegen“, dachte Ptahnacht laut nach. „Aber ich vermute mal, selbst der semer bekommt Probleme, das Haus einer der Zehn Großen durchsuchen zu lassen.“ „Nicht hier,“ murmelte Rahotep. „Chnummose und damit Menmire waren in Nechen. Falls der Junge so närrisch war einen solchen Brief aufzuheben, müsste der in Nechen liegen. Oder er hat ihn bei sich getragen, dann ist er jedenfalls weg. Natürlich bleibt da ein Problem, dass Chnummose nicht begeistert sein wird...“ „Chnummose erfährt momentan vom Herrn der beiden Länder höchstselbst, was mit seinem Totengutverwalter passierte.“ Meruka dachte kurz, aber umso schärfer, nach. „Ihr habt recht. Ptahnacht, geh zum Hafen, mit einem Befehl des semer. Morgen früh brauchen wir einen Eilruderer nach Nechen. Wir müssen vor der Anweisung von Chnummose, die persönlichen Habe Menmires an seine Familie zu schicken, da sein. Rahotep, du kommst mit. Nefer, du bekommst noch ein Schriftstück aus dem tjati-Büro, dann kannst du dich morgen als verwitwete Bäuerin mit Auftrag im Privathaus Sobeknacht vorstellen. - Merit, du behältst Menka im Auge. Ich fürchte wirklich, hier ist ein Verrat im Gange.“ „Aber, wie und warum ...“ stammelte Merit. „Der Lebende Horus ...“ „Ja.“ Ptahnacht sah zu ihr. „Der Lebende Gott ist unantastbar und nur ein Narr würde sein hiesiges und ewiges Leben verspielen. Aber Thronfolger sind nur Menschen.“ Meruka nickte. „Falls ich mich irre, wir uns irren, passiert gar nichts. Aber wenn wir aus Zufall wirklich den Schwanz der Sachmet in die Hand bekommen haben ...“ Er brauchte nicht weitersprechen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)