Bend, not Broken von Cookie-Hunter ================================================================================ Kapitel 23: Beten für die Hoffnung ---------------------------------- Stolz kam Die mit seinem Erwerb von einem kleinen Essensstand wieder, bei dem er sich Verpflegung für seinen Rückweg besorgt hatte. Grinsend kam er bei Kaoru und Toshiya an. „Ich bin versorgt.“ Am Liebsten würde er sich ja jetzt gleich drüber her machen, weil es so lecker roch, aber die Fahrt würde doch etwas dauern. Besser also, er hob es sich noch etwas auf. „Was jetzt?“ Toshiya wippte etwas auf und ab. „Uhm... Wenn ihr nichts dagegen habt: Ein paar Minuten von hier entfernt ist ein kleiner Tempel. Da würde ich ganz gerne hin.“ „Von mir aus gern. Solange ich meinen Zug nicht verpasse.“ „Keine Angst, Daisuke“, lächelte der Bassist. „Dafür haben wir ja Kaoru. Der hat die Zeit bestimmt im Blick.“ „Wer bin ich? Ein wandelnder Terminkalender?“ Empört verschränkte Kaoru die Arme, wurde dabei aber nur von grinsend angesehen. „Jap“, kam es einstimmig von den beiden Jüngeren. Für ein paar Augenblicke sah Kaoru seine beiden Freunde streng an, ehe er sich geschlagen gab und seufzte. „Lasst uns zu dem Tempel.“ Als er sah, wie sich die anderen beiden Männer ein triumphierendes High-Five gaben, verdrehte er die Augen. Nur um im gleichen Moment die Mundwinkel etwas nach oben wandern zu lassen. Innerlich musste er ihnen auch dummerweise recht geben. So ein bisschen war er wirklich jemand, der seine Termine kannte und darauf achtete sie auch einzuhalten. Weshalb sonst war er zum Bandleader erklärt worden? „Dann zeig uns Mal den Weg zu diesem Tempel, Toshiya.“ Jener nickte: „Immer mir nach.“ Munter drehte er sich um, um seine beiden Freunde zu ihrem gemeinsamen Ziel zu führen. Bei ihrem ersten Ausflug in die Stadt hatten Kyo und er ihn rein zufällig gefunden und nach einem Gebet auch etwas Zeit auf dem Gelände verbracht. Trotz der Straßen drum herum und die vielen Menschen, die neben diesen entlang gegangen waren, war es um diese heilige Stätte herum doch erstaunlich still gewesen. Mit den Bäumen, in denen Vögel gesungen hatten, und all den anderen Pflanzen, waren sie für diese Zeit in einer ganz anderen Welt gewesen. Einer harmonischen, in der ihre traurigen Seelen etwas Balsam gefunden hatten. Gerade Kyo anzusehen gewesen, wie ihm jede einzelne Minute dort gut getan hatte. Hatte dem Sänger die Kraft gegeben, die der Jüngere sich für ihn gewünscht hatte. Wie er es sich auch heute wünschen würde. Zusammen mit Shinyas Genesung. Offensichtliche Wünsche vielleicht, aber welche, die ihm sehr am Herzen lagen. „Wenn ihr wieder daheim seid“, setzte Kaoru an, um die Aufmerksamkeit des Jüngsten unter ihnen zu erhalten, „versucht doch bitte, euch nicht ganz abzukapseln.“ „Wie meinst du das? Immerhin haben wir euch doch jetzt auch zwischendurch angerufen und auf dem neuesten Stand gehalten.“ Toshiya verstand nicht ganz, worauf der Gitarrist abzielte. „Da bin ich auch sehr froh drüber. Ich meine aber auch eher, dass wir uns nicht nur hören, sondern auch ab und an mal sehen sollten. Und nicht erst wieder an Shinyas Krankenbett. Dass wir hin und wieder abends was unternehmen.“ „Genau. Kino zum Beispiel. Oder in ein Lokal.“ Daisuke schien wohl derselben Ansicht zu sein. „Oder wir treffen uns bei einem von uns.“ Der Bassist ließ die Schultern hängen, seufzte. „Aber das würde Shinya verletzen. Wenn wir Dinge ohne ihn tun.“ „Shinya wird euch und auch uns beide oft genug sehen. Und ewig wird er ja nicht im Krankenhaus bleiben müssen. Auch dann stehen Möglichkeiten wie zum Beispiel ein Kinobesuch auf der Liste mit Vorschlägen. Ich meinte das Ganze ja auch nicht böse oder will Shinya weh tun. Nur dafür sorgen, dass ihr euch erlaubt eure seelischen Batterien auch mal aufzuladen. Vielleicht spornt es ihn auch dazu an besonders fleißig zu üben, um schneller dabei sein zu können.“ „Oder-“ „Wir werden Wege finden“, schnitt Kaoru dem Jüngsten das Wort ab, „ihn so bald wie möglich an gemeinsamen Aktivitäten teil haben zu lassen.“ Er wollte dem Kopf des Anderen keine Chance geben, um negatives Denken fest zu setzen. „Du wirst eh für ihn beten, nicht wahr? Vielleicht wirst du erhört und seine Genesung geht ein wenig schneller voran.“ „Deine Worte in den Ohren der Götter.“ Besorgt sah Kaoru ihm nach. Die Alarmglocken hatten also recht behalten. Ihr Freund verlor an seiner Zuversicht. „Da sind wir.“ Tatsächlich. Da waren sie. In einer grünen Oase inmitten dieser geschäftigen Stadt. Ruhe umhüllte sie und alle Drei fühlten sich auch gleich ein wenig entspannter. Ein wirklich hübscher Platz. Leichter Wind ließ die Blätter der Bäume wehen und ein sanftes Rauschen begrüßte die Besucher. Viele andere Leute liefen hier nicht herum. Wenn der Bandleader aber die Uhrzeit bedachte, dann saßen die meisten Menschen noch in der Schule oder der Arbeit. Sie wären also relativ ungestört. „Hübsch ist es hier.“ Beeindruckt sah sich der Rothaarige um. Etwas derartiges hätte er wirklich nicht erwartet. Nach nur ein paar weiteren Metern konnten sie bereits den Opferstock sehen. Toshiya holte seine Geldbörse hervor und holte ein paar Münzen raus. „Wollt ihr auch?“ Lachend griff Daisuke in seine Hosentasche, holte die Münzen hervor, die er vorhin als Wechselgeld erhalten hatte. „Ich hab selbst.“ „Ich hab bestimmt auch noch welche. Danke.“ „Okay“, kam es Schulter zuckend von dem Jüngsten, welcher sich auf den Weg machte, gefolgt von den beiden Freunden. Winkend hatten sie noch Daisukes Zug hinterher gesehen, bis er aus dem Bahnhof entschwunden war. „Schade, dass er schon wieder fahren musste.“ Toshiya hätte den guten Freund gerne noch ein wenig länger hier gehabt. „Da gebe ich dir Recht. Aber was nicht geht-“ „-geht nicht. Ich weiß“, schmunzelte der Jüngere. „Und wenn er seiner Mutter versprochen hat mit ihr zum Augenarzt zu fahren, dann hab ich da auch Verständnis für.“ Er drehte sich um und machte sich, begleitet von dem verbliebenen Freund, auf zum Ausgang. „Dass Die überhaupt die Strapazen mit den langen Fahrten auf sich genommen hat, um heute hier zu sein, rechne ich ihm sowieso hoch an.“ Niemand wäre ihm böse gewesen, wenn er erst übermorgen her gekommen wäre. „Und dass du dir spontan die Zeit genommen hast, dafür können wir dir auch nicht genug danken.“ „Hey“, lächelte der Ältere leicht verlegen. „Wofür hat man denn Freunde? Außerdem darf auch ich einfach mal spontan sein, meinst du nicht?“ „Doch, doch. Darfst du. Wobei eine Übernachtung einplanen schon wieder etwas gegen deine Spontanität spricht.“ „Ich übe das eben noch.“ Lachend verließen die beiden Männer das Bahnhofsgebäude, als Toshiyas Handy klingelte. Bereits am Klingelton konnte er erkennen, wer versuchte ihn zu erreichen. „Hallo, mein Liebling.“ „Hallo“, kam es sanft von der schönsten Stimme der Welt. „Uhm, wo seid ihr?“ „Wir haben Die gerade in den Zug gesetzt und ihm noch hinterher gesehen. Wieso?“ „Shinya ist vor ein paar Minuten wieder eingeschlafen. Besuchszeit ist leider auch schon wieder vorbei. Jetzt wollte ich mich gerne wieder mit euch treffen.“ Der Gedanke alleine zu sein, behagte ihm derzeit überhaupt nicht. War es eigentlich gar nicht mehr gewohnt. Toshiya versuchte sich den Stadtplan in etwa in Erinnerung zu rufen. „Erinnerst du dich noch an dieses italienische Restaurant? In der Nähe von dem Park, wo es diesen tollen, kleinen Eisstand gibt?“ Nachdenkliche Stille von der anderen Seite, ehe ein zögerliches, gedehntes: „Ja.“ zu hören war. „Willst du da heute zu Abend essen?“ „Wenn Kaoru einverstanden ist?“ Fragend sah er zu dem Älteren, welcher nickend zustimmte. „Ist er. Wer zuerst da ist, sucht einen Tisch?“ „Okay. Bis gleich.“ „Bis gleich.“ „Uhm, Toshiya...“ „Ich liebe dich auch“, raunte der Bassist verträumt in die Sprechmuschel, konnte beinahe hören, wie sein Freund errötete. Noch immer war es seinem Kyo ab und an peinlich diese Worte am Telefon zu sagen. Rot werden tat er jedoch, weil es ihm das Herz wärmte sie zu hören. Und wehe, wenn er mal vergaß sie zu sagen. Schmollend sah sein älterer Freund zwar auch zum anbeißen aus, aber wenn man ihn das zu lange machen ließ, wurde es zunehmend schwerer ihn wieder handzahm zu bekommen. Sei es auch nur, um ihn dann zu ärgern. Kleine Spielchen, die so lange lustig waren, bis sie alle merkten, dass der Punkt für ein Ende da war und es mit der nächsten Minute aufhörte ein Spaß zu sein. Auch das war schon vorgekommen. Zu Beginn ihrer ungewöhnlichen Beziehung. Wo sie sich zwar schon so lange als Freunde kannten, aber sich als Geliebte erst einmal neu zu lesen lernen mussten. Sie beendeten ihr Gespräch, Toshiya aber blickte noch für einen Moment verliebt auf sein Display, wo er ein Selfie mit seinen beiden Traummännern sah. Geschossen im heimischen Bett und am frühen Morgen, wo sie alle auch noch etwas verschlafen aussahen. Shinya mit seinem sanften Lächeln und Kyo, der gerade so ein Augen auf hatte, eine Hälfte seines Gesichts aber noch im Kissen vergraben war. Kannte man ihn so gut, wie sie es taten, sah man auch das kleine Lächeln, welches in seinem Mundwinkel zuckte. „Italienisch also“, holte ihn Kaorus Stimme wieder zurück. „Hatte ich schon lange nicht mehr.“ „Wir auch nicht, deswegen der Vorschlag. Und weil wir alle in etwa gleich lang brauchen, um dahin zu kommen.“ Einmal drehte Toshiya sich um sich selbst, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. Ah, da war einer. „Hier entlang.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)