Bend, not Broken von Cookie-Hunter ================================================================================ Kapitel 11: ...wird wach geküsst -------------------------------- Kapitel 11: ...wird wach geküsst 6.Woche... Vorsichtig strich Toshiya dem schlafenden Schlagzeuger über den Kopf und spielte mit den dunklen Härchen darauf. Irgendwie sah Shinya doch etwas gruselig aus mit diesen Stoppeln. Schwarz war aber auch eine Farbe, welche er lange nicht mehr an dem Jüngeren gesehen hatte. Zum Glück hatte er nur ein paar feine Narben über behalten. Nur am Bein wäre eine sehr viel deutlichere zu erkennen, nachdem alles verheilt war. Doch er war auf dem besten Weg zur vollständigen, körperlichen Genesung. Das war das einzige was zählte und der einzige Gedanke, den er sich erlaubte. Die Medikamente waren ganz abgesetzt mittlerweile. Jetzt mussten sie nur warten. Vorhin hatten sie die Unterarme und den Knöchel von dem Gips befreit. Dadurch fiel nun erst recht auf, wie dünn sein Freund geworden war. Klar konnte man sagen, dass er schon immer zierlich ausgesehen hatte, aber das hier war doch noch eine Stufe weiter. Wurde Zeit, dass seine Muskeln wieder in Bewegung kamen. Auch der nervige Beatmungsschlauch war verschwunden und durch einen dieser dünnen Schläuche ersetzt worden, die von einem Ohr zum anderen und an der Nase vorbei gingen. So konnten sie bereits mehr von seinem Gesicht sehen. Und seit er das künstliche Koma nicht mehr brauchte er auch nicht mehr auf der Intensivstation liegen. Jetzt war er auf ein schönes Einzelzimmer verlegt worden. „Auch das werden wir zusammen durchstehen“, versprach er dem Schlafenden. „Vermutlich sogar besser als dieses nervige Warten.“ Schmunzelnd nahm er die linke Hand seines Liebsten in seine eigene und küsste sanft den Handrücken. Nun ging es ja wieder. Kurz klopfte es an der Tür, ehe sie auch schon auf ging und Kyo zum Vorschein kam. In seinen Händen hielt er ein Lunchpaket für jeden von ihnen. „Hab mich schon gefragt, was du so lange im Bad machst“, begrüßte Toshiya ihn scherzend, nahm ihm aber mit einem dankenden Kuss eines der Pakete ab. Kyo ließ sich auf dem Stuhl neben dem Größeren nieder und reichte ihm noch ein Paar Einweg-Stäbchen. „Sogar meine Lieblingsvariante.“ Reis mit gedünstetem Gemüse und Rindfleischstreifen. „Natürlich“, flüsterte Kyo und entfernte den Deckel von seinem Essen. In seiner Packung war statt dem Rind Fisch mit dabei, sowie anderem Gemüse. Jedoch hatte sein Appetit seit vorhin deutlich abgenommen. Besorgt wurde er von dem Größeren gemustert. Frech nahm er einen Bissen aus der Schale des Anderen und hielt es jenem vor die Nase. „Du hast es gekauft, weil du Hunger hast. Jetzt wird es auch gegessen. Bekommst auch einen Kuss zur Belohnung.“ Kyo schenkte dem grinsenden Bassisten einen Blick, der deutlich danach fragte, ob jener noch alle Sinne beisammen hatte. „Ja, ich bin noch bei Trost“, seufzte sein Gegenüber. „Ich mag nur nicht alleine essen. Und unser Frühstück liegt auch schon so lange zurück. Es ist doch auch nicht viel.“ Toshiya machte sich Sorgen, dass sein Liebster wieder in so eine Phase geriet, wo er kaum etwas zu sich nahm. „Ich möchte Shinya nicht mitnehmen und dich im Gegenzug hier lassen müssen.“ „Ich weiß“, flüsterte Kyo, welcher nach einem kleinen Seufzer doch den Bissen in den Mund nahm. „Danke“, hauchte der Bassist und gab dem Älteren den versprochenen Kuss auf die Schläfe. „Muss ich weiter füttern?“ Sacht schüttelte der Sänger seinen Kopf. Ab hier konnte er es dann doch wieder selbst. „Irgendwas fehlt“, murmelte der Sänger, nach dem er ein paar weitere Bissen zu sich genommen hatte. Geschmacklich war es einfach nicht umwerfend. Zustimmendes Brummen kam von dem Mann neben ihm. „Bei mir auch. Könnte aber nicht genau sagen, was.“ Es brachte nichts sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Selbst, wenn sie nun darauf kommen würden, sie hätten ja nichts da an Zutaten. Ruhig aßen sie zu Ende, schauten dabei hin und wieder zu dem Schlafenden, welcher nach wie vor einfach nur dalag. Toshiya entsorgte die leeren Verpackungen und legte, nachdem er sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt hatte, seinen Kopf auf Kyos Schoß, welcher ihm auch gleich liebevoll durchs Haar strich. „Warten ist doof“, maulte der Jüngere irgendwann. „Und keine deiner Stärken“, scherzte der Sänger etwas, setzte aber schnell hinterher: „Dafür hast du ganz andere, wunderbare Eigenschaften.“ „Da bin ich ja beruhigt.“ Amüsiert kicherte der Größere ein wenig und schloss die Augen, um besser genießen zu können, was ihm sein Freund da Gutes tat. Diese beruhigende Tätigkeit vertrieb auch den Gedanken, dass sie bald zurück ins Hotel mussten. Weil die Besuchszeit wieder einmal zu Ende war. „Wollen wir nachher noch irgendetwas unternehmen? Oder willst du gleich zurück zum Hotel?“ Ein abfälliges Schnauben war die Antwort. Bloß nicht gleich wieder in ihr Hotelzimmer zurück. Das hatte er mehr als über. „Wir können uns ja auf die Suche nach einem neuen Gürtel für dich machen. Warst doch heute Morgen so am Fluchen, als dir deiner kaputt gegangen ist.“ „Ich hatte eigentlich mehr an Kino oder dergleichen gedacht. Und dann suchen wir uns einen Platz ganz hinten, wo wir ungestört rumknutschen können.“ Toshiya drehte sich auf den Rücken, um seinen Gefährten mit einem breiten Grinsen ansehen zu können. Spielerisch drehte der Sänger dessen Gesicht aber wieder zur Seite, murmelte: „Spinner.“ „Eine meiner besseren Eigenschaften, stimmt's? Denn sie bringt dich immer zum Lächeln bringt.“ Sanft legte er eine Hand in den Nacken des Älteren und zog ihn zu sich runter. „Du weißt ja“, flüsterte er, „wie sehr wir dein Lächeln lieben.“ Schnell verschloss er die Lippen seines Liebsten, ehe jener protestieren konnte, wie er es in dieser Situation gerne tat. Obwohl er jedes Mal ein wenig rosa auf den Wangen war. Nach einigen Augenblicken drückte sich der Kleinere aber wieder weg, meinte auf den fragenden, leicht verletzten Blick hin: „Die Haltung geht ziemlich auf den Rücken.“ „Ach so.“ So lange das nur der Grund war. Sofort war der Bassist ruhiger, ergriff aber Kyos rechte Hand, welche er an seine Wange legte. „Nun? Was wollen wir machen heute Abend? Wenn dir Kino schon nicht zusagt, musst du zumindest mit einer Alternative daher kommen.“ „Ich habe nichts gegen Kino gesagt. Nur gegen deine Idee mit dem rumknutschen.“ Sie durften dabei erwischt werden, wie sie etwas zusammen unternahmen, aber nicht bei solchen Aktivitäten. „Wie langweilig“, schmollte der Bassist und spielte etwas mit der Hand, die er hielt. „Und wenn wir in eine Spätvorstellung gehen?“ Kyo seufzte. „Du bist wirklich hartnäckig. Sollten wir nicht vorerst entscheiden, in welchen wir gehen?“ Nachher standen sie an der Kasse und konnten sich entweder nicht einigen oder fanden nichts Ansprechendes. „Wofür haben wir unsere Handys? Das Programm lässt sich ganz einfach heraus finden. Wir könnten vorher aber wirklich noch etwas in die Stadt gehen.“ „Und wenn uns kein Film zusagt? Was dann?“ „Anô... Dann... Dann musst du dir was einfallen lassen.“ Mit so einer Antwort hatte Kyo schon gerechnet. Nur war so ein Satz leichter gesagt, als in die Tat umgewandelt. Nachdenklich sah er auf, kurz zu Shinya, dann an die Wand gegenüber. Und war mit einem Male völlig still, verharrte in jeglicher Bewegung. Atmete nicht einmal. Seine Augen wollten ihm doch einen Streich spielen. Das konnte er gerade nicht wirklich gesehen haben. „Kyo?“ Besorgt richtete der Bassist auf. „Was hast du?“ Bevor jener allerdings antwortete musste er sich selbst versichern, dass seine Sinne ihn nicht getäuscht hatten. Ein Zittern ging durch seinen Körper, als er die braunen Augen sah, die sich auf sie gerichtet hatten. „Sieh selbst.“ Die Worten verließen gehaucht seine Lippen. Verwundert, aber natürlich auch arg neugierig drehte sich der Jüngere in die Richtung, in die ein Schatz sah. Kurz setzte sein Herz aus. Er hatte die Augen auf. Sobald diese Information in seinem Kopf verarbeitet worden war, sprang er auf. „Shinya!“ Aufgeregt stand er nun neben dem Bett und legte ihm die Hände an die Wangen. „Endlich! Endlich bist du wach. Wir haben dich so vermisst.“ Überwältigt von seiner Freude küsste er den Jüngeren. „Wie fühlst du dich? Brauchst du irgendwas?“ „Toshiya“, kam es beruhigend von dem Kleineren, welcher ihn sanft etwas zurück zog. „Überfalle ihn doch nicht gleich so. Er ist doch auch gerade erst wach geworden.“ Besänftigend schmiegte er sich an seinen Partner, obwohl es ihm selbst in den Fingern kribbelte den Schlagzeuger in die Arme zu schließen. Jener sah etwas verwirrt zwischen ihnen her, betrachtete den Raum. „Wa-Watashi wa“, krächzte Shinya, „doko ni... imasu ka?“ (1) Kyo legte seine Hand auf die des Liebsten. „Anata wa byouin ni imasu.“(2) „Byou...in?“ Die braunen Augen wanderten weiter durch das Zimmer und über die piependen Geräte, bis sie wieder bei den beiden Männern anhielten. Man sah, dass ihm noch weitere Fragen auf der Zunge lagen. Bevor jedoch nur eine davon über seine Lippen kam, schlief er auch schon wieder ein. Toshiya wischte sich ein paar Tränen von der Wange. „Wenn er jetzt wach war, dann müssen die Medikamente abgebaut sein. Wir haben ihn also bald ganz zurück, hab ich nicht recht?“ „Ja, Toshiya. Das hast du“, stimmte ihm der Ältere zu und spürte im nächsten Augenblick auch schon wieder die Lippen seines Freundes auf den eigenen. Ihnen beiden war durch dieses kleine Ereignis eine unglaubliche schwere Last von der Seele genommen, gepaart mit Zukunftsängsten. Ihrem vertrauten Leben zu dritt waren sie einen Schritt näher gekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)