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Bend, not Broken

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Schon jetzt irgendwie eines meiner Lieblingskapitel. Auch, wenn es noch nicht allzu viele sind ^^ Komplett anzeigen

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Geduld ist eine schwere Tugend

Kapitel 8: Geduld ist eine schwere Tugend
 

Zart strich Kyo seinem schlafenden Liebsten über die Wange.

Auf und ab. Auf und ab.

Einem Mantra gleich. Ganz allein saß er an dem breiten Bett. Mal von den ganzen Geräten abgesehen, die den Jüngeren am Leben erhielten. Toshiya unterhielt sich noch mit der Ärztin, während Kaoru zur Halle zurück gekehrt war, um ihr Team auf den neuesten Stand zu bringen und den Abbruch der Tour zu organisieren. Und ihr Die wollte ihnen etwas zu Essen organisieren. Jedoch war ihm der Appetit vollends vergangen.

Auf und ab. Auf und ab.

'Künstliches Koma' hatten sie ihnen gesagt. Das war zwar besser, als ein 'natürliches' Koma, weil es kontrolliert und auch das Ende einigermaßen zu bestimmen war, dennoch war es ein langer, tiefer Schlaf. Er war aber auch so kaum wieder zu erkennen.

Auf und ab. Auf und ab.

Den Kopf hatten sie ihm kahl geschoren und durch einen dicken Verband mitsamt Netz verbunden. In der Nase war ein dünner Schlauch. Durch den sollte er ernährt werden, war Toshiya und ihm erklärt worden. Seine Beatmung war durch einen anderen Schlauch in seinem Mund übernommen.

Auf und ab. Auf und ab.

Beide Unterarme waren in Gips, sein Brustkorb ebenfalls in einen dicken Verband gehüllt. Der zerquetschte, linke Unterschenkel war sowieso unter vielen Lagen weißen Mulls verschwunden, nur lugten Metallgebilde dazwischen hervor, die die Splitter der Knochen an ihrem eigentlichen Platz halten sollten. Der Fuß am anderen Bein trug auch einen Verband.

Auf und ab. Auf und ab.

Sehnenruptur hatte die Ärztin es genannt. Weber C oder so. War auf jeden Fall der Grund weshalb sein Schatz nicht wieder hatte aufstehen können. Es sah schon alles furchtbar schlimm aus. Wie lange sie ihn wohl so lassen würden?

Auf und ab. Auf und ab.

Angeblich sollten Menschen im künstlichen Koma etwas von dem, was um sie herum geschah, mitbekommen. Sollten alles hören und fühlen können. Zwischendurch sogar aufwachen. Wirklich glauben tat er gerade Letzteres nicht wirklich.

Auf und ab. Auf und ab.

Dennoch hörte er nicht auf mit dem zärtlichen Streichen auf. Er wollte ja glauben. Wollte, dass Shinya sich niemals alleine fühlte. Wenn er doch nur ein paar Sekunden eher reagiert hätte. Wenn dieser dumme Träger nur ein paar Sekunden länger durchgehalten hätte.

„Dann hätte ich dich gehabt. Dann würdest du nur den kaputten Knöchel haben.“ Schuldbewusst senkte er den Kopf. Diese dummen 'Wenn'.

Auf und ab. Auf und ab.

Mit einem Male spürte er die gleiche Bewegung an seiner Wange. Erschrocken riss er den Kopf hoch und herum.

„Nicht weinen, mein Schatz.“ Lächelnd wischte Toshiya ihm die Tränen von den Wangen. „Du hast es nicht einmal bemerkt, hab ich Recht?“ Zumindest deutete er den Blick des Älteren so, nachdem er sich selbst über die feuchte Haut gestrichen hatte.

„Was“, begann Kyo, schluckte den Kloß in seinem Hals wieder runter: „Was haben sie dir erzählt?“

Seufzend zog der Jüngere seinem Freund den Hut vom Kopf, strich ihm anschließend durch das Haar. „Viel Schlechtes. Aber auch Hoffnungsvolles. In erster Linie sind es gebrochene Knochen. Zum Glück hat sein Rücken nichts abbekommen, weswegen sie Lähmungen ausschließen. Nur...“

„Nur?“

Toshiya kniete sich vor Kyo, vergrub sein Gesicht an dessen Bauch, weil er selbst wieder die Tränen in seinen Augen spüren konnte. „Zwischendurch soll sein Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt gewesen sein, weil seine Lungen auch etwas Schaden genommen haben. Sie können nicht ausschließen, dass es irgendwelche Schäden angerichtet hat. Doch das wird man erst eindeutig feststellen, wenn er wieder wach ist.“

In diesem Augenblick war der Sänger froh, dass er bereits saß. Die Finger seiner rechten Hand vergruben sich in dem dunklen Haar seines Freundes, während die linke über dessen Rücken strich. Besorgt sah er zu dem Mann im Bett. Er wünschte ihm, dass da nichts war. Dass er ganz der Alte war, sobald er die Augen wieder öffnete.

„Wie lange... wollen sie ihn denn schlafen lassen?“

„Bis die Schwellung in seinem Gehirn nachgelassen hat auf jeden Fall. Und bis die gebrochenen Rippen verheilt sind. Das geht wohl leichter und für ihn ist es auch Schmerz freier auf diese Weise.“

Darum also war der Brustkorb so eingewickelt.

„Ist vielleicht... Ist vielleicht ganz gut so, dass er schläft. Dann kann er nicht jammern, dass er nicht in der Lage ist zu spielen“, versuchte sich der Älteste an einem Scherz.

„Stimmt“, pflichtete ihm der Jüngere bei und lachte sogar ein wenig, während er sich wieder etwas aufrichtete und ihren gemeinsamen Partner ansah. „Er würde wahnsinnig werden, wenn er nirgendwo drauf herum trommeln kann.“ Dafür kannten sie ihn einfach zu gut.
 

Kaoru war wirklich ein wahrhaftiges Organisationstalent. Weil Shinya nicht verlegt werden konnte, hatte er für seine beiden Freunde einen Langzeitaufenthalt in dem Hotel besorgt. So hatten sie jederzeit die Möglichkeit auf einen Besuch ins Krankenhaus zu gehen. Der Presse ließ man falsche Informationen zukommen, damit sie ungestört blieben. Um alles weitere, was den Tourabbruch betraf, würden sich er und das Management kümmern. Auf diese Weise sollten sie genug Zeit finden, um sich mit der aktuellen Situation vertraut zu machen.

Toshiya war dann allerdings doch noch einmal nach Hause gefahren, um noch ein paar Taschen mit Wechselwäsche zu packen.

Der Sänger wiederum nutzte nahezu jeden Augenblick dazu, um an Shinyas Bett zu wachen. Leise sang er ihm immer etwas vor. Auf diese Art hörte er etwas Vertrautes, wenn die Theorie der Ärzte wirklich stimmte. Manchmal streichelte er ihm über die Finger. Stundenlang. Erinnerte sich an all die Male, in denen diese Hände ihn gehalten hatten.

Toshiya hingegen hatte Schwierigkeiten damit den verbliebenen Freund immer wieder dazu zu bewegen ausreichend zu essen, ausreichend zu trinken. Sich überhaupt irgendwie um sich selbst zu kümmern. Wenn sie sich Abends verabschieden mussten, weil die Besuchszeit vorbei war, so hatte er ihn in den ersten beiden Wochen regelrecht hinaus schleifen müssen. Obwohl es in ihm selbst doch nicht viel anders aussah. Zum seinem Glück schlief Kyo recht ruhig. In dem Punkt hatte der Größere schon ein wenig Angst gehabt. Dafür klammerte er sich im Schlaf nur noch mehr an ihn.

Alles andere verlief eher mechanisch bei dem Älteren.
 

3.Woche:
 

Gemeinsam nahmen sie ein kleines Frühstück auf ihrem Zimmer ein. Und weil Kyo freiwillig aß, war es aus Sicht seines Freundes auch ein guter Morgen.

„Was meinst du? Wollen wir vor unserem Besuch bei Shinya erst noch ein wenig so durch die Stadt schlendern? Dazu sind wir bis jetzt noch nicht gekommen. Und er wird uns schon nicht böse sein, wenn wir etwas später kommen. Immerhin haben wir früher doch auch hin und wieder mal was nur zu zweit gemacht. In irgendeiner Kombination.“ Toshiya ließ seine Stäbchen sinken und sah traurig auf seine Portion. „Außerdem hab ich manchmal das Gefühl, als würde mir langsam aber sicher die Decke auf-“

„Wag es nicht weiter zu reden!“ Kyo hatte mit der Hand auf den Tisch geschlagen. War sogar ein Stück aufgesprungen, um seinen Gegenüber mit einem bösen, sehr verletzten und zugleich auch traurigen Blick zu strafen.

„Entschuldige. Das war die falsche Wortwahl“, murmelte der Jüngere schuldbewusst.

Langsam ließ sich Kyo wieder sinken, seufzte. „Tut mir auch Leid. Das war... überreagiert.“ Sein schlechtes Gewissen brachte ihn dazu etwas in seinem Essen herum zu stochern. „Anô... Ich weiß aber, was du meinst. Ich habe auch langsam das Gefühl, dass ich... verrückt werde, weil es derzeit nur diese beiden Räume in unserem Leben gibt.“

Erleichtert, dass sein Freund es ihm nicht weiter übel nahm, sah der Jüngere wieder auf, lächelte etwas. „Wir müssen ja auch nicht gleich irgendwas großartiges veranstalten. Aber vielleicht einen anderen Weg zum Krankenhaus nehmen. Was hältst du davon?“

„Klingt gut.“

„Können ihm ja ganz kitschig ein paar Blumen mitbringen.“

Kyo lachte ein wenig. „Einen Strauß Rosen.“

„Rote Rosen“, stieg Toshiya mit ein. Das Lachen tat gut und nahm beiden Männern spürbar die Anspannung.

Tief atmete der Sänger einmal durch. „Blumen... Blumen wären wirklich schön. Die würden ihn freuen.“

„Wir können uns ja beraten lassen, was man für den Anlass denn am Besten mit bringt.“ So wirklich kannten sie beide sich ja nicht aus bei dem Thema Blumensprache.

Nickend stimmte der Kleinere zu, aß dann seine Portion weiter. So ein paar Blumen waren vielleicht nicht viel, aber so hatte ihr Freund etwas von ihnen in seiner Nähe.

Für die restliche Zeit ihres Frühstücks schwiegen sie erneut, aber nun lastete diese Stille nicht mehr so schwer auf ihren Schultern und ihrem Gemüt.

Das Geschirr und alles weitere landete wieder auf dem Servierwagen, mit dem es gebracht worden war, bevor sie sich für ihren Ausflug fertig machten.

Gerade legte Toshiya seine Hand auf den Türgriff, als er einen leichten Zug an seinem anderen Arm spürte. Er hielt in der Bewegung inne, drehte sich zu seinem Freund um, der eindeutig der Verursacher war. Jener legte seine eigene Hand auf die Tür, bedeutete ihm so an, dass er sie noch nicht öffnen sollte. Jedoch hielt er den Blick gesenkt.

„Was hast du, Kyo?“

Ein Seufzen, bevor er schüchtern hinauf sah.

Fragend legte der Jüngere den Kopf schief, bemerkte im nächsten Moment, wie sein Gegenüber ihm eine Hand an die Wange legte, welche sich in seinen Nacken schob. Hatte sein Schatz wirklich das vor, was er gerade dachte? Bereitwillig beugte er sich vor, als er den leichten Druck der Hand spürte, lächelte verliebt.

Es war eine zarte, sanfte Begegnung ihrer Lippen.

Und zugleich der erste Kuss, den sie seit dem Unfall teilten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*knutsch*
finde die zwei ja schon knuffig x3 Komplett anzeigen

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