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AOIeo & REITulia

(Aoi x Reita)
von

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(A) Auf engstem Raum

Ein Wummern.
 

Ein heftiges unbarmherziges Wummern...
 

Vielleicht ein Erdbeben?
 

Ein Vulkanausbruch?
 

Auf jeden Fall weckte mich dieses laute Geräusch unsanft aus dem Schlaf.

Als ich zumindest ein paar meiner Sinne beisammen hatte und mir auffiel, dass ich auf dem Sofa statt im Bett schlief und keine Ahnung hatte wieso ich dies tat, wollte ich mich mühsam erheben, doch streckte mich dieser enorme Kopfschmerz sogleich wieder nieder.

Erneut klopfte es an der Tür und ich murrte zerknirscht:

„Ja doch...!“

Jemand trat herein und sprach mich an:

„Sir, ihr Unterricht fängt in fünfzehn Minuten an.

Soll ich die Limousine vorfahren lassen?“

Anhand der Stimme konnte ich unseren Butler identifizieren, denn meine Augen sahen alles nur verschwommen und waren geblendet vom grellen Tageslicht.

„Fuck!“

fluchte ich, als mir die Situation langsam bewusst wurde und ich in meiner aufkeimenden Hektik unkoordiniert vom Sofa fiel.

„Scheiße, wieso haben sie mich denn nicht eher geweckt?!“

fauchte ich unseren James an und dieser sprach in gewählt leisem Ton:

„Sir, das habe ich, sie haben mir auch geantwortet.“

„Shit, man...“

fluchte ich schmerzerfüllt, als ich mich trotz der Schmerzen vom Boden hochhievte und die blondierte Bescherung auf dem anderen Sofa liegen sah.

Den Kopf vom Sitzpolster hinunter hängend und ein Bein über die Rücklehne.

Kurz sah ich mich weiter um und begutachtete das entstandene Chaos.
 

Hier sieht's aus...
 

Leere Flaschen und Gläser, angeknabberte Zitronen-Reste, überall Flecken von verschüttetem Schnaps und Bier und zu guter Letzt ein umgekippter Salzstreuer.
 

„Suzuki!

Schieb deinen Arsch hier raus!“

schimpfte ich, während ich meine versiffte Kleidung notdürftig richtete, welche ich wohl oder übel heute in der Schule noch einmal tragen musste, denn zum Umziehen blieb keine Zeit mehr.

Der Angesprochene schreckte mit einem lauten Schnarchgeräusch aus dem Schlaf auf, plumpste samt Bierflasche im Arm ebenfalls zu Boden und grummelte mit heiserer Stimme irgendetwas Unverständliches.

Anschließend sprang auch er auf und wollte scheinbar völlig ohne Orientierung los laufen und trat auf eine weitere Bierflasche, rutschte aus und konnte sich gerade so noch am Sofa festhalten.

„Wie bin ich hier hergekommen...?“

grummelte er verwirrt und ich knurrte:

„Bekifft... und dann hast du dich auch noch betrunken.“

„Witzig Shiroyama, ehrlich...“

hört ich es von ihm, eh ich meinen Gast auf die Beine zerrte und ihn zur Tür hinaus schob, die Treppe hinab dirigierte und auf dem vorderen Hof sagte:

„Wenn ich dich mitnehmen soll, steig ein.“

„Passt schon, ich finde den Weg auch allein...“

brummte er, doch letztlich ließ ich ihm doch nicht die Wahl:

„Jetzt stell dich mal nicht an wie 'ne Vierzehnjährige, die im Autokino befummelt wird und steig in die verdammte Karre!“

Zu meiner Verwunderung machte er keine Szene, sondern kletterte hinein.
 

Das Schweigen während der kurzen Fahrt war irgendwie drückend und doch zugleich wohltuend.

Ich wollte was sagen, aber irgendwie auch nicht und ich wusste auch nicht so recht was ich hätte sagen sollen, also ließ ich es unter angespanntem Lippenkauen bleiben.

Schwer zu erklären dieses Gefühl, wenn man die Geschehnisse der letzten Nacht nicht wortlos lassen wollte, aber eigentlich auch nicht die richtigen Worte fand.

Mein Blick wanderte ein paar mal hinüber zu meinem Mitfahrer, betrachtete den offenen Kragen und die zerzausten Haare, den zerknitterten Stoff und außerdem fiel mein Blick auch auf das Stück freie Haut am Brustbein.

Die obersten Knöpfe vom Hemd der Schuluniform waren offen und...

Plötzlich schaute er zu mir und unterbrach meine abdriftenden Gedanken, welche sich, ohne dass ich es bemerkte, selbstständig gemacht hatten.

„Glotz nich!

Du siehst genauso... so... beschissen aus!“

fauchte er und ich verdrehte genervt die Augen.

Einen Augenblick später ließ er den Wagen anhalten und stieg eine Straßenecke vorher aus. Wahrscheinlich, damit man uns nicht zusammen in der Schule eintreffen sehen würde.
 

Der Fahrer brachte mich anschließend bis vor das Tor und wollte eigentlich aussteigen und mir die Tür öffnen, doch hatte ich für derlei Etikette keine Zeit und keinen Nerv.

Im Augenwinkel sah ich Suzuki im Dauerlauf heran nahen, also lief ich gleich hinüber zum Schulgebäude und stieg drinnen schwerfällig die Treppe hinauf, als gerade die Klingel zum Unterrichtsbeginn läutete.

Den Umständen entsprechend eilig hastete ich auf unser Klassenzimmer zu und klopfte an.

Der Lehrer öffnete und ließ es sich nicht nehmen sich lustig zu machen:

„Na .. lange Nacht gehabt?“

„Hat irgendwie kein Ende genommen...“

murmelte ich wenig begeistert und mein Lehrer feixte:

„Riecht man...

Tequila? Ah, lecker!“

Er warf noch einen Blick in den Flur, durch welchen man gerade Suzuki joggen hörte, welcher noch zwei Räume weiter lief.

Nachdem die Tür geschlossen wurde, wollte sich unser Mathe-Lehrer einen letzten Kommentar nicht verkneifen:

„Von ihnen hätte ich mehr erwartet, als von ihrem Partner in Crime...“

Einen gequälten Rülps-Laut unterdrückend, ließ ich mich auf meinem Platz fallen und bat Naomi um ein zwei Pillen gegen die Schmerzen überall.
 

Nie wieder Alkohol!
 

Völlig platt, war ich heute kaum in der Lage dem Unterricht zu folgen und somit auch nur mäßig in Stimmung Naomis Fragerei zu antworten.

„Es ist mitten in der Woche, da hast du noch nie gesoffen und schon gar nicht so sehr, dass du kaum stehen kannst!

Was ging dir denn da nur durch den Kopf?“

„Eine Flasche Tequila und zwölf Flaschen Bier...“

war meine Antwort und eigentlich fand ich die unter meinen Umständen doch sehr humorvoll, doch Naomi scheinbar ganz und gar nicht:

„Du stinkst wie Schnapsbrennerei und du siehst aus wie ein Penner...“

„Du weißt einfach wie man Männern Komplimente macht, das habe ich schon immer an dir bewundert...“

brummte ich und rutschte tiefer auf meinem Stuhl.

Gott sei dank blieb es uns Allen heute erspart meine demolierte Gestalt an die Tafel vor zu holen.
 

Einfach nur den Tag überstehen und morgen ist alles wieder beim Alten.
 

In der ersten große Pause begab ich mich auf das Jungsklo, um mich wenigstens etwas frisch machen zu können, als ich in einer Kabine merkwürdige Geräusche hörte.

Leidenden Geräusche, würde ich sagen...

Und irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor, die dort winselte.

„Suzuki, bist du das?“

probierte ich also und der Typ in der Kabine erschrak hörbar, eh er mit vermutlich zusammengebissenen Zähnen zischte:

„Verpiss dich, Shiroyama!“

„Nicht, dass ich mir Sorgen um dich machen würde, aber... dein Stöhnen klingt nicht grade... naja... gut...“

verhaspelte ich mich – mein Hirn schien heute morgen einfach auf dem Sofa liegen geblieben zu sein.

„Alles easy... ich muss nur... ahhrrrrgh fuck!“

fluchte er und nun war ich doch etwas beunruhigt, weshalb ich energischer wurde:

„Jetzt sag halt, verdammt!“

„Ok ok!“

kam es von drinnen, eh die Tür aufging und ich ohne Vorwarnung in die Kabine gezogen wurde.

„Was zur Hölle?!“

„Sssschh!“

zischte er, während man gerade noch jemanden den gefliesten Raum betreten hörte.

Mittels genervt fragendem Gesichtsausdruck und unterstreichender Gestik, wartete ich auf Erklärung des ganzen, doch da sich der Neuankömmling Zeit zu lassen schien, statt gleich wieder abzuhauen, näherte sich Suzuki wenig später meinem Ohr und flüsterte:

„Ich... hab Kopfschmerzen... und Ayumi... meine Freundin... hatte mir mal dieses Minzöl gegeben...“

Er unterbrach sich selbst, eierte dann um den heißen Brei herum und so brummte ich:

„Ja und?“

„Das Öl bewirkt, dass sich die Haut kühl anfühlt, auf welche man das Öl streicht...

Und... naja... dieselbe Hand, mit der ich das Zeug auf meine Stirn geschmiert habe, benutze ich normalerweise auch beim Pissen...“

druckste er weiter herum, doch mir erschloss sich gerade nur der Grund, warum Suzuki so enorm nach Minze roch.

Doch dann schien es die Rädchen in meinem Kopf doch noch in Schwung zu bringen:

„Du hast... ich meine du du... hast dieses Öl jetzt am... naja da halt?!“

kam es entsetzt von mir, während ich kurz nach unten zu betroffener Stelle sah.

Wieder verdeutlichte er mir leise zu sprechen und bestätigte meine Vermutung mit einem Nicken.

„Oh.

Ouhh!

Oh oh...“

war mein geistreicher Beitrag dazu.

Ein wenig Mitleid hatte ich ja schon mit ihm, doch das würde wahrscheinlich nicht helfen, also überlegte ich was man tun könnte.

„Wie lange hält die Wirkung an?“

wollte ich nun wissen und er antwortete:

„Sie meinte damals: auf der Stirn währen es nur zwanzig bis dreißig Minuten, aber an den Händen deutlich länger.

Das käme wohl aufs individuelle Empfinden an....

Oh Shit, man... das fühlt sich an, als wäre mein Schwanz on the Rocks...“

„Ok ok, ich hab Verständnis für deine Lage, aber bitte keine Details!“

fiepte ich, da auch ich auf die Schnelle nicht wirklich wusste, ob ich das Schwanz on the Rocks-Gespräch hier und jetzt führen wollte.
 

Als der andere Typ endlich weg war, schlug ich vor:

„Versuch das Zeug irgendwie abzuwaschen... oder so...“

„Spinnst du?

Aus dem scheiß Wasserhahn kommt nur kaltes Wasser und leider wird aus kalt plus eiskalt nicht gleich ein wohlig warmes Gefühl“

moserte er und ich zuckte mit den Schultern:

„Hast du 'ne bessere Idee?

Du kannst die Sache natürlich auch einfach über unbestimmte Zeit aussitzen.“

„So ein Scheiß, ey!“

schimpfte Suzuki, als er die Tür des Reihenklos aufstieß und sich umsah, eh er zum Waschbecken ging und ich ihm folgte.

„Umdrehen!“

knurrte er und begann seine Hose zu öffnen, während ich mich in die andere Richtung wandte und die bekritzelten Fliesen an der Wand musterte.

Der Wasserhahn ging an und kurz darauf hallte ein schrilles Quietschen durch das WC.
 

Zugegebener Maßen, ich habe förmlich mitgelitten.

Ich stell mir das wirklich nicht angenehm vor und schon gar nicht in der Schule.
 

Die Papierhandtücher befanden sich auf meiner Seite, direkt vor mir und so beschloss ich guten Willen und Solidarität in dieser Angelegenheit zu zeigen und reichte ihm einige dieser Dinger hinter meinen Rücken.

Wortlos nahm er sie an und ich wagte es auch erst mich umzudrehen, als ich die Gürtelschnalle hörte.

Suzukis Gesicht war so was von rot angelaufen, dass ich echt an mich halten musste nicht zu Lachen.

Weiterhin ohne jeglichen Kommentar, schritt er etwas breitbeinig an mir vorbei und verließ den Raum.

Kopfschüttelnd tat ich das, weshalb ich eigentlich her kam und ging nach dieser Katzenwäsche ebenfalls zurück ins Klassenzimmer.

Meine Stimmung hatte sich dank Suzukis Showeinlage etwas erhellt und dies bemerkte auch Naomi:

„Dir geht’s ja offenbar wieder besser.“

„Irgendwie schon, ja“

antwortete ich unter Grinsen beim Gedanken an das so eben Geschehene.
 

Der restliche Tag verlief dagegen wenig ereignisreich und so verbrachte ich den Abend zu Hause ruhig und entspannt in der Badewanne und ging anschließend recht früh ins Bett, um mein Defizit an Schlaf wieder auszugleichen.

Das Chaos von letzter Nacht war inzwischen spurlos beseitigt worden.
 

Da am nächsten Tag wieder Proben fürs Theater stattfanden und Iwamoto darauf brannte die aktuellen News zu erfahren, wurde ich auch gleich von ihm in sein Büro manövriert:

„Und?“

kam es von ihm, mit großen Augen, wie ein kleiner Junge der seine Weihnachtsgeschenke nicht abwarten kann.

„Was soll ich jetzt sagen, wir leben noch...“

murmelte ich unwillig, doch der Mann fuchtelte abwehrend mit den Händen:

„Details, Junge, Details!“

wollte er, doch eigentlich gab es nichts wirklich Interessantes zu melden.

„Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“

probierte er es weiter, doch ich zuckte nur mit den Schultern und gab eine Kurzfassung des gestrigen Abends zum Besten:

„Wir waren einen Trinken, dann bei ihm und am Ende bei mir, haben noch mehr gesoffen, die Friedenspfeife geraucht und... dann hat er bei mir gepennt.“

„Sehr gut!

Dann werdet ihr euch ab jetzt zum Textlernen verabreden!

Um eure frisch erblühte Freundschaft zu vertiefen und den Zwist ein für alle mal beizulegen!“

versuchte er mir doch tatsächlich weiß zu machen.

„Also soweit würde ich noch nicht gehen, es Freundschaft zu nennen...

Außerdem, so ein bisschen Zwietracht in den eigenen Reihen soll gesund sein – hab ich mal gehört...“

brummte ich sarkastisch, da ich absolut keine Ahnung hatte, was ich von der Sache halten soll.
 

Suzuki und ich, Freunde?
 

„Muss ich erst wieder mit Feenstaub drohen?“

sprach Iwomoto mit gespielt bedrohlicher Stimme und ich winkte gespielt panisch ab:

„Nein, bitte nicht!

Ich tu alles was sie wollen!“

„Ich will, dass ihr euch morgen Nachmittag nach der Schule trefft und gemeinsam Text lernt“

begann er, doch ich unterbrach ihn:

„Ich kann aber meinen Text viel besser lernen wenn ich alleine bin!“

„Tzzz!“

unterbrach er meinen Einwand und äffte mich nach:

„Ich tu alles was sie wollen.“

Seufzend lehnte ich mich zurück und verschränkte geschlagen die Arme.

„Gut, dass wir uns einig sind!“

kam es erfreut von ihm, während er mir nachdrücklich auf die Schulter klopfte und mich dann alleine in seinem Büro zurück ließ.
 

Toll...
 

Wirklich toll...
 

Ich weiß doch auch nicht, man!
 

Suzuki ist einfach... total...
 

Arrgh der Typ verwirrt mich!
 

Während ich so vor mich hin sinnierte, ging hinter mir die Tür auf:

„Yuu, kannst du mir einen Gefallen tun?“

Mein Kopf kippte geschlagen nach hinten, als ich brummte:

„Natürlich...“

„Könnest du in die Kantine gehen und mir etwas von der tollen Béchamelsoße einpacken lassen?

Heute haben die Lasagne angeboten und ich hab noch nie so gute Béchamelsoße in meiner Lasagne gehabt“

hörte ich es von ihm und so blinzelte ich ungläubig.
 

Ich soll jetzt echt wegen der Soße los rennen?
 

„Wieso schicken sie nicht Suzuki, den betrauen sie doch sonst auch gern mit Spezialaufgaben...“

grummelte ich angefressen, doch Iwamoto verteidigte seine Entscheidung:

„Den hab ich heute noch nicht gesehen.

Außerdem habe ich Keisuke eben gerade Zeitung holen geschickt und ich kann ja nicht immer wieder die Selben aussenden, dann fühlt sich womöglich noch jemand benachteiligt oder bevorzugt und dann gibt’s wieder dunkle Wolken über meinen Schäfchen.

Also wärst du so freundlich?“

„Meinetwegen...“

murmelte ich, wenig begeistert.

Ich setzte mich auch gleich in Bewegung und schlürfte zur Kantine, ließ mir unter skeptisch fragenden Blicken der dortigen Angestellten eine extra große Portion dieser verdammten Soße einpacken und war gerade zur Tür hinaus getreten, als Keisuke in einem Affenzahn mit seinem Fahrrad um die Ecke bog und mich über den Haufen fuhr.
 

. . .
 

Ich hatte offenbar einen Filmriss, denn das erste was ich wieder mitbekam, war ein hysterischer Keisuke, der schrie:

„Ich hab ihn umgebracht, ich hab ihn umgebracht, ich muss ins Gefängnis!“

und ich hörte auch Iwamoto, wie er sagte:

„Tretet doch mal zurück, der Mann muss atmen!“

Im ersten Moment konnte ich auch nur verschwommene Umrisse wahrnehmen, doch merkte ich, dass jemand meinen Kopf vom Boden fern hielt.

Instinktiv versuchte ich irgendwie hoch zu kommen, doch erwies sich das als schwerer als gedacht.

„Hat er was gesagt?“

hörte ich die Stimme unseres Regisseurs und nun realisierte ich auch so langsam, dass es Suzuki sein musste, der meinen Kopf hielt, als dieser antwortete:

„Ja, irgendwas mit 'nem Becher Mehlsoße oder so...“

Noch einmal probierte ich hoch zukommen und man half mir auf die Beine.

„Heute ist echt nich mein Tag...“

nuschelte ich benommen und versuchte mich halbwegs zu orientieren, als Keisuke voller Erleichterung sprach:

„Gott sei dank, ich muss nicht ins Gefängnis!“

Doch ausgerechnet Suzuki ergriff zu diesem Kommentar das Wort:

„Wegen versuchtem Mord, Totschlag oder schwerer Körperverletzung kann man genauso gut einsitzen!“

Wenn mich Iwamoto nicht festgehalten hätte, wäre ich womöglich nach der Äußerung noch mal umgekippt.
 

Täusche ich mich, oder wurde ich gerade von dem Spinner verteidigt?
 

Oder der Aufprall war doch zu heftig...
 

Suzukis Hände jedenfalls waren voller Blut und da ich noch nicht so ganz verinnerlicht hatte, dass es sich wohl um mein eigenes Blut handeln würde, blieb ich schockiert stehen und griff unkoordiniert nach einem seiner Handgelenke.

Es verschwamm vor meinen Augen.

„Alles gut, Bro, wir bringen dich erst mal zur Schulkrankenschwester.“

Das ging irgendwie alles so schnell, ich bekam kaum mit wie mir geschah.

Schneller als mir lieb war, fand ich mich im Krankenzimmer wieder und die Schwester fuchtelte schon mit einer Nadel und Faden.

Jedoch quälte sie mich zunächst noch mit einer saumäßig brennenden Desinfektionslösung:

„Glück gehabt.

Wärst du mit der Schläfe auf die Stufe gefallen, hätte das schlimm enden können.“

Sie sprach ruhig und gelassen mit mir, was mich einerseits davon abhielt doch noch Panik zu kriegen, jetzt wo der erste Adrenalinschub vorbei war und andererseits machte es die Schmerzen an und in meinem Kopf erträglicher.

Das war zumindest hilfreicher als das hysterische Geschrei von Kesuke, welcher sich draußen vor der Tür offenbar immer noch nicht eingekriegt hatte und deshalb wohl auch Iwamotos gutes Zureden ignorierte.

Suzuki wusch sich währenddessen wortlos die Hände und schielte ab und an mal zu mir hinüber.

Als die Schwester die Nadel ansetzte, zog er es allerdings vor sich mit Diarrhö- und Verhütungsprospekten abzulenken, welche mit vielen anderen Themen an einer Wand aufgereiht waren.

Ich erkannte von hier, dass er sie falsch herum hielt...
 

Als die Frau fertig war, klebte sie noch ein Pflaster drüber und sagte:

„Sofern nichts weiter ist, seh ich dich in drei Tagen noch mal wieder.

Wir machen jetzt noch ein paar Tests um festzustellen, ob du eine Gehirnerschütterung hast.“

Seufzend rutschte ich von der Liege und führte mit ihr diese Tests durch.

Unter anderem sollte ich auf einer imaginären Linie gehen, aber Balance war nie meine größte Stärke...

Zudem klappte es auch noch nicht ganz meinen Finger an die Nasenspitze zu führen.

Was offenbar tatsächlich an einer leichten Gehirnerschütterung lag.
 

Komisch, ich dachte immer das fühlt sich dumpf und betäubt an, als wäre man besoffen, oder so...

Dabei war mir nur Schwindelig und ein bisschen schlecht.

Und der Brummschädel natürlich.
 

Kurz verließ die Schwester den Raum, um einen Unfallbericht ergänzen zu können und so steckte Suzuki seine Broschüren wieder an die Wand, eh er in seltsamem Ton fragte:

„Wie geht’s dir?“

„Blendend“

antwortete ich sarkastisch und erfühlte das Pflaster an meinem Kopf.

„Der hat dich voll um gekachelt, man!“

wurde er nun leicht aggressiv, eh er nach meinem Zusammenzucken etwas ruhiger fortsetzte:

„Ein Wunder, dass er selbst nix abgekriegt hat.

Aber was nicht ist, kann noch werden...!“

„Das klingt als willst du nachhelfen..?“

horchte ich auf und der mir gegenüber Stehende knurrte:

„Seit wann ist Gerechtigkeit was falsches?“

Eigentlich wollte ich an der Stelle wissen, wo er da die Gerechtigkeit sieht, doch raus kam irgendwie eine ganz andere Frage:

„Seit wann juckt es dich, ob ich umgefahren werde?“

Er antwortete nicht, sondern wühlte in seiner Hosentasche und hielt mir meine Armbanduhr vor die Nase, welche ich neulich mit Absicht bei ihm zu Hause liegen lassen hatte:

„Ich glaube die hast du letztens vergessen.“

„Nie gesehen“

flunkerte ich und bevor Suzuki wieder ausflippen konnte, trat er einen Schritt zurück, als die Tür im selben Moment wieder aufging und die Schulkrankenschwester hinein kam.

Ich sollte nun nur noch etwas unterschreiben und mich dann am besten nach Hause fahren lassen.

Ach ja.. und ich soll's in nächster Zeit ruhig angehen.

Als würde ich es am laufenden Band krachen lassen...
 

Nachdem ich Hause angekommen war und gerade aus dem Fahrzeug stieg, sah ich vorne am Tor einen Blumenkurier stehen, welcher irgendwie ratlos aussah.

Ich ging zu ihm hinüber und fragte was er wollte, auch wenn das sonst Sache des Personals ist.

„Blumen für Herrn Shiroyama“

hieß es und da ich eh einmal hier stand, nahm ich ihm dass Ding ab und unterschrieb.

Zwanzig rote und eine blaue Rose...
 

Im Haus dann lief mir mein Vater über den Weg, der gerade auf wieder aufbrechen wollte, als er mich bemerkte und sagte:

„Oh Blumen!

Von wem sind die?“

Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete die Karte dazu genauer:

„Von dir – für dich.“

Kurz schien er zu grübeln und klatschte sich dann an die Stirn:

„Oh Sch..... verdammt, der Hochzeitstag von deiner Mutter und mir!“

„Na dann, wie nett von dir dich an deinen Hochzeitstag zu erinnern.

Was würdest du nur ohne dich tun?“

witzelte ich und reichte ihm den Strauß entgegen, er nahm diesen an sich und brummte:

„Sehr lustig, mein Junge.

Eines Tages steckst du in meiner Haut und musst für deine Frau Blumen zum Hochzeitstag besorgen!

Dann wirst auch du einsehen, dass man(n) klugerweise vorsorgt, als später das Nachsehen zu haben.“

„Wenn du meinst...“

mehr wollte ich dazu nicht sagen, denn ich sah mich noch lange nicht in der Knechtschaft, die sich 'Ehe' nannte.

„Was ist denn mit deinem Kopf?“

fragte er leicht besorgt, als ich mich bei der Übergabe zu ihm drehte.

„Nichts... nur den Kopf gestoßen...“

grummelte ich leise, da ich auch nicht wirklich drüber reden wollte.
 

Dass Eltern aber auch immer so neugierig sein müssen.
 

Ohne mich weiter betatschen zu lassen oder Fragen nach dem Hergang beantworten zu müssen, machte ich mich schleunigst aus dem Staub.

Auch wenn ich andere Pläne hatte, aber nach der Sache vor der Kantine zog ich es vor den Rest des Tages bis zum nächsten Morgen zu schlafen und mich von diesem miesen Gefühlsmix von Übelkeit und Schwindel zu erholen.
 

Zum Glück war diese Woche endlich vorbei...
 

. . .
 

Wundersamer Weise wusste nach dem Wochenende plötzlich Alles und Jeder über den Vorfall Bescheid, was aber auch den Vorteil hatte, dass mich die Lehrer großteils in Ruhe ließen, was bei der Hitze heute noch zusätzlich sehr angenehm war.

Nur Naomi wollte mich bemuttern und fand es vollkommen unverständlich, wieso ich da keinen Bock drauf hatte.

Am liebsten hätte sie nachgesehen, ob die Krankenschwester ihren Job auch vernünftig gemacht hat, oder mich wahlweise ins nächste Krankenhaus geschliffen, nur mit eigenen Ohren zu hören, dass ich nicht sterben müsste.

Ihre Besorgnis in allen Ehren, aber was zu viel ist, ist zu viel...
 

Montag – Probetag.

Wieder einmal war Suzuki nicht auffindbar, dafür ließ sich aber Ishiro nach seinem Unfall bei uns blicken.

Mit eingegipstem Bein und Krücken eierte er durch die Aula und plumpste in einen der Sitze in der ersten Reihe, wedelte anschließend mit etwas, was sich als Röntgenbild entpuppte und dieses wurde ihm sogleich von Iwamoto entrissen und im Scheinwerferlicht begutachtet:

„Man man man, Ishiro... ich hätte damit gerechnet, dass du mit 'ner Haarfraktur kommst, aber das hier... das ist 'ne Meisterleistung.

Apropos Meisterleistung, wo bleibt Subaru?

Der sollte doch nur schnell was aus dem Keller holen...“

Eigentlich wollte ich mich Kinderlieder-pfeifend wegdrehen, doch Iwamoto pickte sich natürlich niemand anderen heraus, um Suzuki einzusammeln:

„Yuu, mein Freund!

Da ihr Beide euch ja in letzter Zeit so gut versteht, sieh doch bitte nach, was der da unten solange treibt.“

Bevor ich auch nur ansatzweise hätte protestieren können, erklärte er seine Entscheidung außerdem damit, dass ich bei den schellen Tanzübungen, die die Anderen gerade machen mussten, eh nicht hätte mitmachen dürfen und sein minimal drohender Blick noch etwas nachhalf.

Nicht, dass er wieder mit dem rosa Staub wedelt...
 

Gemächlich begab ich mich nach unten in den Keller und sah dort die Tür offen stehen.

Man hörte den Spinner schon von außen wühlen und graben, klappern und scheppern, weshalb ich ein herumstehendes Kehrblech zwischen Tür und Rahmen stellte, damit diese etwas angelehnt werden konnte und der Krach nicht durchs halbe Treppenhaus dröhnen würde.

„Na du Maulwurf“

begrüßte ich Suzuki, welcher ziemlich erschrak und erst mal einen Beutel voll Murmeln fallen ließ.

Natürlich kullerten die in alle Ecken und eben dies ließ nun den vor mir Stehenden mal wieder mosern:

„Scheiße man, musst du dich immer so anschleichen?!“

Das war auch irgendwie keine wirkliche Frage, eher ein Vorwurf.

Aber das kennen wir ja schon...

Daher grinste ich nur und fragte:

„Hast du schon wieder dieses Teil im Gesicht?“

Knurrend zog er seinen 'Staubschutz' von der Nase, ließ meine Frage unbeantwortet und brummte stattdessen:

„Hilf mir lieber diese ganzen scheiß Perücken zu suchen...“

„Die wirst du da aber nicht finden, die sind im Regal ganz hinten, links“

entgegnete ich dem und schritt voran.
 

An besagtem Regal stehend, wies er an:

„Du vorn, ich hinten.“

Ich glaube nicht, dass er dabei die selben Gedanken hatte, wie sie mir nach dieser Äußerung in den Sinn kamen, daher stimmte ich einfach nur zu:

„Hmkay...“

So durchwühlten wir einige Kartons und fanden als erstes einige der Fotoalben, die Iwamoto mit Liebe zum Detail von den vorherigen Bühnenstücken gebastelt hatte.

Suzuki ließ es sich nicht nehmen einen Blick hinein zu werfen.

„Bist du das?“

giggelte er belustigt, als man mich mit meiner allerersten Partnerin in meinem ebenfalls allerersten Schuljahr hier sah.

„Ja, ich als Peter Pan und sie neben mir als Wendy... und da drüben, ganz am Rand vom Bild: Naomi als Tinkerbell.“

„Passt, zickig wie die ist...“

sagte er und irgendwie hatte er ja auch recht.

Er zeigte auf meine damalige Partnerin und fragte aus heiterem Himmel:

„Hattest du mal was mit der?“

Ich wusste im ersten Moment nicht was ich sagen sollte, denn mit so einer Frage hatte ich nicht gerechnet.

„Nein... sie war auch fast zwei Jahre älter als ich...“

murmelte ich also leicht verlegen und Suzuki sprach daraufhin gelassen:

„Hab gehört, ältere Frauen zu daten sei voll cool.“

„Wohl eher nicht für die 'älteren Frauen'...“

kam es daher von mir und so blätterte ich eiligst im nächsten Album.

„Hier, Naomi und ich im zweiten Jahr als die Schöne und das Biest“

lenkte ich weiter vom Thema ab und zum Glück ließ er sich darauf ein, denn er schmunzelte:

„Fragt sich wer von euch Zweien das Biest ist...“
 

Eh ich mir auch darauf etwas habe einfallen lassen können, hörte man es merkwürdig klappern.

Jedoch kümmerte sich keiner von uns Beiden allzu sehr darum, denn man hört es ja in einer Schule eigentlich stets und ständig irgendwo lärmen.

Nichtsdestotrotz packten wir die Alben wieder weg und fanden dann auch in den unteren Pappkartons die gesuchten Perücken.

Jeder schnappte sich einen der recht großen Kartons und so wollten wir gerade den Raum verlassen, als wir feststellten, dass jemand zwischenzeitlich die Tür zugemacht hatte.

Das Kehrblech stand fein säuberlich daneben an einem Regal gelehnt, doch die Tür selbst war einfach geschlossen worden.
 

„Was zum Henker soll der Scheiß?!“

fluchte Suzuki, ließ gleichsam seine Kiste fallen und klinkte, ruckelte und hämmerte an der Tür:

„Ey du Vogel, mach das scheiß Brett auf, man!“

Doch nichts.

Niemand bemühte sich uns wieder raus zu lassen.

Mit aufkeimenden ungutem Gefühl stellte ich ebenfalls meinen Karton ab und suchte nach meinen Schlüsseln, in der Hoffnung Iwamotos Ersatzschlüssel für diesen Raum würde sich zufällig an meinem Bund befinden, doch natürlich war dem nicht so...

„Fuck, so ein... grrrhh!“

regte ich mich auf und natürlich stieg dadurch mein Blutdruck, weshalb mir wieder schwindelig wurde und ich mich erst mal irgendwo abstützen musste.

„Setz dich, ich regel das!“

ordnete Suzuki an, doch eh ich fragen konnte wie er gedenkt das regeln zu wollen, trat er an die Tür und scheiterte kläglich mit schmerzverzerrtem Gesicht:

„Scheiße... fucking Bitch, verdammte!!“
 

Hat er gerade die Tür als Bitch bezeichnet?
 

Der Typ ist echt schräg...
 

Und hat offenbar ein Faible fürs Fluchen.
 

„Lass gut sein...

Die Türen hier unten sind alle aus Stahl und gehen nach innen auf.

Erdbebensicher und so... da ist nichts mit Eintreten...“

sprach ich relativ ruhig, wühlte daraufhin mein Handy hervor und stellte fest, dass ich kein Signal hatte, lief dann mit dem Ding den ganzen Raum ab, doch nichts – kein Empfang:

„Verfluchter Bunker...“

Auch Suzuki probierte es mit seinem Telefon, aber bei ihm sollte es nicht anders sein und so schimpfte er weiter:

„Wenn ich diesen Wichser in die Finger kriege...!“

„Wenn du überhaupt raus kriegst wer 'dieser Wichser' war...“

warf ich ein und setzte mich an eine Wand hinter einem Raum-trennenden Regal, da dort zusammengefaltete Hintergrundplanen von vorherigen Theaterstücken lagen und dies besser war, als auf dem bloßen Betonboden zu kauern und versuchte mir irgendwas Hilfreiches einfallen zu lassen.

Blöderweise war es hier unten nicht nur ohnehin schon recht stickig, es wurde auch bald schon immer wärmer, da das Wetter ausgerechnet heute sich von seiner sonnigsten Seite zeigte.

Am Kragen meiner mir langsam viel zu warm werdenden Uniform zupfend, beobachtete ich Suzuki wie er alle Fenster absuchte, dabei auf Regale, Truhen und Kisten kletterte und sogar versuchte das Türschloss mit einer Haarnadel knacken zu wollen.

Nun.. nicht nur, dass sich diese schmalen Fenster in über zwei Metern Höhe befanden, sie wurden vor Jahren auch wetterdicht versiegelt, man kann sie also nicht öffnen.

Zudem befanden sich auf der Außenseite ins Mauerwerk eingelassene Gitterstäbe.

Sofern dieser Spinner nicht auf die Idee kommt die Scheibe einzuschlagen und an den Gitterstäben herum zu sägen, saßen wir hier fest.

Resigniert ließ sich Suzuki neben mir auf den Planen fallen und knurrte leise vor sich hin:

„So ein gottverdammter Scheiß...!“

Eine der Murmeln, die er vorhin hatte fallen lassen, schoss er nun durch den Raum, um seinem Frust Ausdruck zu verleihen.

Anschließend zupfte auch er schnaubend an seinem Uniform-Hemd herum und entledigte sich seines Jacketts.

Erneut stieg mir dieser angenehme Geruch in die Nase, welchen ich schon bei unseren Übungen vernahm.
 

Die ganze Situation wurde immer seltsamer und seltsamer...
 

Tief durchatmend versuchte ich mich wieder darauf zu konzentrieren einen Plan zu entwickeln, wie wir hier raus kämen.

Während Suzuki sich noch mehr Murmeln zusammen sammelte, einige Zeit damit spielte und dann nach ewiger Funkstille mit einem Mal zu erzählen begann:

„Weißt du wie deprimierend das ist, wenn du mit elf Jahren allein am Straßenrand sitzt und mit Murmeln spielst, während alle Anderen in deinem Alter Games auf ihren damals ultra-modernen Handys zocken?“

Ich sah wortlos zu ihm hinüber, beobachtete, wie er die kleinen Kullern in seiner Hand miteinander verdrehte und dann weiter sprach:

„Als ich dreizehn wurde, hab ich mir mein erstes eigenes Handy gekauft.

Hab es förmlich vom Munde abgespart und ich hab es auch heute noch, obwohl es damals schon ein älteres Modell war, und ich mir zudem die Prepaidkarten dafür kaum leisten kann.“
 

Ich wusste nicht was ich hierzu hätte tun oder sagen sollen, also ließ ich ihn schweigsam einfach weiter sprechen:

„Aber ich brauch es zwingend für meine Geschäfte und Haschisch kann ich schließlich auch nicht mal eben selbst mit den Fingern zusammenpressen, da braucht man schon Ausrüstung für.

Das Zeug geht gut weg, die Leute backen Kuchen und Hasch-Brownies damit, weil es aussieht wie Schokolade und weniger Aufsehen erzeugt als 'ne Dope-Wolke...“

Er hatte sich abermals unterbrochen und klang als würde er sich rechtfertigen wollen, dass er sich ein Handy 'gegönnt' hat, obwohl er das Geld für Lebensmittel ausgeben könnte.

Es bestärkte mich auch in meinem Gedanken, dass er die Uhr haben sollte, die ich ihm überließ.

Er macht nicht unbedingt den Eindruck, als würde er sich mal eben Geld schenken lassen...
 

„Manchmal backe ich auch Hasch-Kuchen.

Wenn einer meiner Freunde Geburtstag hat oder so...“

murmelte er und so beschloss ich ihm wenigstens jetzt zu antworten:

„Machst du mir so einen Kuchen?“

Sein Blick wanderte zu mir, bevor er nickte:

„Sicher.“

Genau in diesem Moment trafen sich unsere Blicke das erste mal völlig unbefangen.

Jedoch wurde diese merkwürdig angenehme Stimmung durch ein Rascheln unterbrochen.

Beide sahen wir in die Richtung, von wo das Geräusch herkam und so musste ich zweimal hingucken, als dort am anderen Ende des Raumes etwas Kleines saß.

„Da, eine Maus!“

kam es von Suzuki neben mir und so krabbelte er auf allen Vieren zu dem Tier hinüber, welches natürlich bei seiner ersten Bewegung schon die Flucht ergriffen hatte.

„Och nee... was soll den der Scheiß jetzt...“

moserte ich, als er mir mit der Hand wedelnd deutete mitzumachen.

Er blieb auf allen Vieren und meckerte:

„Alter, wir sind hier eingesperrt und entweder du langweilst dich, bis uns jemand aufmacht, oder du hilfst mir die Maus zu fangen...!

„Und was dann?

Wenn du sie hast, willst du sie dann essen?“

brummte ich unwillig und der Spinner grinste:

„Kommt drauf an.“

„Worauf?“

hakte ich skeptisch nach, nicht dass er das arme Viech wirklich essen wollte.

„Ob du ein Feuerzeug dabei hast, damit ich sie vorher ein wenig rösten kann“

kam es von ihm und so zog ich Augenbrauen hoch:

„Das ist nicht dein Ernst oder?“

„Nein, natürlich nicht, aber jetzt mal wirklich ernsthaft, ob man 'ne Kuh frisst, 'ne Maus oder oder 'ne Made... Tier ist Tier und wenn jemand in seinen Hamburger beißt, da fällt auch den Wenigsten das Gesicht runter und sie schreien auch nicht: Ihhhh, der isst gerade Rind!

Außerdem: Löwen fressen Schimpansen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich deren Fleisch geschmacklich so viel von unserem unterscheidet und dass es dem Löwen wurscht sein wird, wen er am Ende frisst, wenn er Hunger hat...“

faselte er immer weiter und irgendwie konnte ich seiner Ausführung kaum mehr folgen.
 

Ich war absolut sprachlos und wusste nicht, was ich dazu sagen hätte sollen.
 

Ist wohl doch schon weniger Sauerstoff hier drinnen, als ich vermutet hätte...
 

„Hilfst du mir jetzt?“

sprach Suzuki mich erneut an, doch ich winkte ab:

„Nein, ich leg mich hier in den Schatten wie ein Löwe am Mittag und guck zu wie der Schimpanse vor mir auf Beutezug ist.“

„Haha...“

grummelte er, bevor ich mich grinsend nach hinten lehnte und ergänzte:

„Hältst du eh nicht lange durch... ist recht warm hier drin.“

„Sind bestimmt beschissene 100 Grad...“

stimmte Suzuki mir zu und begann ohne jegliche Vorwarnung sein Hemd auszuziehen.

Diese Aktion hatte mich zugegebenermaßen komplett überrumpelt und so konnte ich meine Schockstarre auch erst dann lösen, als mir das abgelegte Kleidungsstück entgegen geworfen wurde.
 

Oookaayyy.... was ist jetzt los?
 

Ich meine, warm war mir eben auch schon, aber...
 

Im Moment hatte ich das Gefühl Flammen würden mich auffressen.
 

Was zur Hölle?
 

Es war mir peinlich...
 

Deswegen war mir bestimmt auch so warm!
 

Ich wandte mein Blick ab, atmete mehrmals tief durch und starrte an die Decke.
 

Dieses blöde Hemd roch auch nach diesem... Affen.. da drüben...
 

Angepisst über meine eigene, mir unerklärliche Reaktion auf diese Sache, feuerte ich das mir eben zugeworfene Hemd zum Jackett hinüber, nur um es gleich wieder an mich zu reißen, da zu allem Überfluss, mein bestes Stück meinte sich auch mal 'zu Wort' melden zu müssen...

„Verdammt...“

fluchte ich leise und deckte mit dem Stück Stoff hoffentlich das Problemchen ab.
 

Ausgerechnet jetzt!
 

Und wieso?
 

Gut, ok.. man liest ja öfter, dass man(n) in meinem Alter öfter 'ne Latte kriegt, als einem lieb wäre, selbst wenn man nur einen modrigen Baumstumpf sieht.
 

Aber warum verdammte Hacke, ausgerechnet jetzt?
 

„Hast du was gesagt?“

wurde ich angesprochen und ich erschrak deshalb.

„Was ich?“

kam es nervös von mir, eh ich genauso hektisch abwinkte:

„Nee nee, alles bestens...!“

„Alter, du siehst aus als ob die gleich kollabierst“

kam es feststellend von ihm, weshalb er die Mäusejagd abbrach und sich auf mich zu bewegte.

„Nee, ich.. nee.. wirklich alles super hier!“

fuchtelte ich panisch mit den Händen und versuchte irgendetwas weniger Dusseliges oder Verfängliches zu sagen:

„I-ich hab nur... Durst!“
 

Was geht denn bitte gerade bei mir ab?
 

Ich fühlte mich, als würde ich ertrinken, obwohl mein Mund gerade wirklich sehr trocken wurde.

Meine Hand öffnete zwei drei Knöpfe meines Uniform-Hemdes und zupfte nun umso mehr am Kragen herum, um Luft darunter zu kriegen.

Der Fakt, dass Suzuki sich gerade an dem alten leeren Getränkeautomaten zu schaffen machte, statt sich meiner scheinbar völlig bekloppt gewordenen Person zu widmen, erleichterte es ungemein die Fassung zurück zu erlangen.

Beim Zusehen, wie der Jäger nun um den Automaten herum pirschte, pendelte sich so langsam alles wieder ein, weshalb ich ihm auch mitteilte:

„Das Ding ist leer.

Der wurde Anfang des Jahres gegen einen Neuen ausgewechselt und niemand hat den Alten bisher abgeholt, deswegen hat man den hier gebunkert.“

„Alt vielleicht, aber leer ist der nicht.

Dahinten klemmt noch 'ne Cola“

berichtete mein Mitgefangener und so hockte er sich vor das Teil, steckte den Arm unten durch den Ausgabeschlitz hinein und fummelte drinnen herum, während er erklärte:

„Wenn man kein Geld hat, kommt man nur zu was, indem man es klaut oder die Leute bescheißt.

Außer im Drogen-Business, da bescheißte besser niemanden.

Das kann böse enden, wenn du die falschen Leute aufs Kreuz legen willst.“

„Werd's mir merken...“

murmelte ich und vernahm an dieser Stelle auch, wie mein kleines Problem in meinem Schritt nachließ, als Suzuki verkündete:

„Ha!

Ich hab das Ding!“

„Gott sei Dank...“

kam es erleichtert von mir, auch wenn dies weniger der Cola galt.
 

Einen Moment später hielt er mir die Dose vor die Nase:

„Hier, eh du umkippst.“

„Nein, ja... ich meine... ich brauch das nicht so dringend...“

krächzte ich, während Suzuki sich wieder neben mir fallen ließ und sagte:

„Denk an deinen Kopf.

Außerdem seid ihr reichen Söhnchen doch eh kaum in der Lage längere Zeit ohne Essen oder Trinken...-“

„Oder Geld...“

unterbrach ich ihn kurzerhand, da ich die Leier ja schon kannte.

„...auszukommen...“

vollendete der neben mir Sitzende seinen Satz, öffnete die Dose und überreichte sie mir erneut.

Da ich keine Lust auf neue Streitereien hatte, nahm ich das Ding einfach und trank.

„Pisswarm, oder?“

kommentierte er mein leicht angewidertes Gesicht, ich nickte und übergab ihm das Gesöff.

Ohne sich Gedanken zu machen, nahm er die Cola und schlürfte, als würde ihm das 'Pisswarme' nichts ausmachen.
 

Hab nie drüber nachgedacht, dass meine Getränke sonst immer gut gekühlt sind.
 

„Hast du keine Angst irgendwelche 'reichen Schnösel-Bakterien' könnten dich bevölkern, wenn du aus der selben Dose trinkst?“

gab ich ihm zu denken und er schüttete gleich noch mal nach, eh er antwortete:

„Ganz und gar nicht.

Deine Schnösel-Bakterien haben keine Chance gegen meine Gangster-Bakterien.“

Ich musste unweigerlich grinsen und so gab ich auch mal eine Story zum Besten:

„Wenn du Naomi schon für schlimm gehalten hast, dann musst du dir mal ihre Mutter geben... Bakterienphobie vom Feinsten.

Wenn du dir bei der 'ne Weintraube aus der Schale nehmen willst, brauchst du OP-Handschuhe und Greifzange...“

„Ich sage ja, ihr habt alle ein Rad ab“

kam es lächelnd von Suzuki und ich könnte schwören, dass er das erste mal dabei lächelte, wenn er über uns 'reiche Pest' sprach.

„Das kannst du laut sagen...

Du willst gar nicht wissen wie der reiche Schnösel neben dir überhaupt erst zustande kam“

begann ich ein anderes Thema und er hatte noch immer dieses Lächeln im Gesicht, als er sprach:

„Klingt wild, erzähl mal.“

„Naja, dass hab ich auch erst vor kurzem erfahren, aber...

Meine Eltern haben es in dem einen Frühling auf Hawaii richtig hart krachen lassen mit Meskalin und Pilzen.

Die waren fast jeden Tag zugedröhnt und naja... in irgendeiner Orgie mittendrin muss ich entstanden sein.

Ich weiß zwar nicht warum sie so drauf waren, aber im Ernst... wenn du meine Eltern kennen würdest, würdest du das nie vermuten und sie eher für verklemmte Spießer halten.“

„Krasse Nummer, Shiroyama.

Das erklärt einiges, macht dich aber auch glatt sympathischer“

sprach er daraufhin leise und mit gesenktem Kopf, bevor er mir die Cola-Dose zurückgab und fortsetzte:

„Ich weiß nicht wer meine Eltern sind...

Alles was ich weiß ist, dass ich als Baby adoptiert wurde und ich trotzdem wieder im Heim gelandet bin, als ich vier Jahre alt war.

Man hat mir nie gesagt, was der Grund war; das musste ich wohl akzeptieren...

Es gab zwar danach immer mal wieder Interessenten, aber das hat nie geklappt.

Vielleicht bin ich ja irgendwie abartig, dass mich keiner wollte...

Mit zehn Jahren hatte ich dann endlich Glück, auch wenn es anfänglich ein Missverständnis war, denn die wollten keinen Zehnjährigen, sondern ein zehn Monate altes Baby.

Haben mich trotzdem behalten.

Die Frau, die meine Mutter sein wollte... sie war wirklich lieb und sehr nett zu mir.

Kein Wunder, dass sie es mit diesem Wichser, den du bereits von seiner besten Seite kennen gelernt hast, nicht lange aushielt, nachdem der seinen Job los war und immer mehr gesoffen hat...

Wer würde sich das auch schon freiwillig tun, wenn er weg könnte?“

„Sie hätte dich mitnehmen können“

versuchte ich irgendwie einen Beitrag zu leisten, doch er schüttelte den Kopf:

„Sie hatte alleine zu wenig Einkommen und wenn man nur eine Pflegschaft übernimmt, ist das Kind quasi Eigentum des Staates, weshalb ein Umzug gemeldet hätte werden müssen und dann wäre die Trennung eh raus gekommen.

Einem Alleinerziehenden gibt man bei Adoptionen kaum eine Chance, egal wie beschissen die Chancen für das Kind stehen irgendwo anders unter zu kommen.

Naja, es sei denn man heißt zufällig Madonna oder Angelina Jolie.

Ich wollte jedenfalls nie wieder zurück ins Heim, also blieb ich bei dem Penner, denn das stellte das kleinere Übel für mich dar...

Der Rest fiel dann quasi unter den Tisch, keiner hat was gesagt und keiner hat nachgefragt.“
 

Liegt's am mangelnden Sauerstoff, dass ich das Bedürfnis hatte Suzuki in den Arm zu nehmen?
 

Was soll ich denn jetzt tun?
 

Soll ich sagen: das wird schon?
 

Oder dass sich das alles beschissen anhört?
 

Das weiß er selber...
 

Thema wechseln?
 

Nicht, dass er denkt, mich würde das kalt lassen...
 

Gar nichts dazu sagen?
 

Könnte einen ähnlichen Effekt haben...
 

„Sorry man, weiß gar nicht wieso ich dich damit voll sülze...“

brummte es neben mir und so teilte ich ihm gleich mit:

„Nein, das ist wirklich Ok, ich weiß nur nicht was ich sagen soll.

Alles was mir einfällt ist absolut nicht hilfreich.“

Zum Glück übernahm Suzuki den Themenwechsel und zeigte auf das Fenster der Westseite:

„Die Sonne geht bald unter.“

„Auch das noch...

Der Lichtschalter ist im Flur, nicht hier drinnen“

erklärte ich und hörte neben mir ein resigniertes Seufzen:

„Naja, warum auch nicht?

Der Tag ist eh schon so beschissen...“
 

Um ehrlich zu sein... hatte ich schon schlimmere Tage...
 

„Glaub mir, du möchtest nicht mit Naomi eingesperrt sein, die würde dich in den Wahnsinn treiben“

gab ich ihm zu denken und wieder einmal kam so eine Frage von ihm, mit der man weder rechnet noch wirklich weiß wie man antworten soll:

„Wieso vögelst du sie nicht einfach?“

„Was..?“

kam es nach dem ersten Schockmoment von mir und Suzuki erklärte:

„Die klebt an dir wie 'ne läufige Hündin, also schnapp sie dir, bevor sie jemand Anderem nachläuft...“

„Schnappen...?“

wiederholte ich ungläubig und der neben mir Sitzende machte eine merkwürdige Handbewegung zur Unterstreichung, als er sagte:

„Naja hier, Knick-Knack, du weißt schon.“

„Mhmm...“

brummte ich, ganz und gar nicht begeistert von der Idee, doch Suzuki legte gleich noch einen oben drauf:

„Sie sieht doch gut aus.. oder nicht?“
 

War das jetzt 'ne Frage, oder 'ne Feststellung?
 

„Ja, sie sieht super aus... und wenn sie was will, kann sie sogar nett sein... aber das war dann auch schon alles“

konterte ich Kopf-kratzend und der neben mir Sitzende zuckte mit den Schultern.

„Aber sie will dich.

Was willst du also mehr?“

fragte er und tippte fast schon sanft seine Faust gegen meinen Oberarm.

Da ich ihm ja schlecht auf die Nase binden konnte oder wollte, 'hey ich bin noch unberührt wie der Morgentau und möchte generell nicht zu Denen gehören, die belanglos in der Gegend rumficken', murmelte ich also einfach:

„Vielleicht hast du recht...“

„Türlich hab ich recht“

kam es mit einer Selbstverständlichkeit von ihm, die mich fragen ließ, ob ich der Einzige bin, der noch nie irgendwas laufen hatte.

Es aber könnte, wenn er denn wollte.
 

Bin womöglich ich der Freak?
 

Sind meine Ansprüche zu hoch?
 

Genüge ich überhaupt den Ansprüchen?
 

Wie auch immer, das Thema musste schnellstens vom Tisch!
 

„Was mich brennend interessieren würde, wie bist du eigentlich bei uns gelandet?

Ich meine der Direx schickt niemanden ohne Grund gegen seinen Wunsch in unseren Kurs und die meisten bleiben auch nur ein paar Monate, dich hat er für das ganze Jahr verbucht“

begann ich also und Suzuki lehnte den Kopf an die Wand hinter uns, bevor er sprach:

„Nichts worauf man sonderlich stolz sein kann, aber ich wusste, dass du das fragen wirst...

Naja hauptsächlich wegen der Geschichte mit der Yasuno...“

„Atom-Zwerg?“

hakte ich grinsend nach, da unsere Physik-Lehrerin wirklich sehr klein geraten ist.

Wir haben zwar nicht die gleichen Kurse in Physik, aber die gleiche Lehrerin.

Suzuki nickte mit schelmischem Gesichtsausdruck, bevor er weiter erzählte:

„Ich war Ende letzten Schuljahres so hacke dicht, dass ich selbst am Tag danach noch nicht mal halbwegs nüchtern war.

Bin aber trotzdem zur Schule und morgens halb zehn Uhr mitten in ihren Unterricht geplatzt.

Dabei hatte ich nicht mal Physik zu dieser Zeit und war offenbar im falschen Raum gelandet.

Hab dann die Yasuno mit ihrem Vornamen begrüßt, bin dann direkt zu den Fenstern durch gestolpert und hab raus gekotzt...

Hätte um ein Haar den Hausmeister getroffen, der hat unterm Fenster gerade Kaugummi und Taubenscheiße vom Sims gekratzt.“

Ich konnte nicht anders, ich musste bei der Vorstellung laut los lachen und krächzte nach Luft ringend:

„Wenn du so weiter machst, bist du eines Tages der Hausmeister.“

„Kann sein...“

brummte er, nicht wirklich böse, aber so richtig einordnen konnte ich seine Stimmung auch nicht.

Ich hoffte er würde mir den letzten Satz nicht übel nehmen, außerdem war die Stimmung gerade sehr entspannt.

„Das war nicht so gemeint, wie's vielleicht rüber kam...“

sprach ich leise und versuchte ihn damit aufzubauen:

„Wahrscheinlich ende ich als bettelarmer Schauspieler auf der Straße, weil meine Eltern meinen Traum einfach nicht gutheißen... geschweige denn unterstützen würden.“

„Wollen sie dich etwa enterben, wenn du tust was du willst und nicht das was sie wollen?“

fragte er und ich zuckte mit den Schultern:

„Gesagt haben sie es, ob sie es tun, weiß ich nicht.

Ich habe jedenfalls keine Geschwister und somit gäbe es auch keinen anderen Erben...“

„Vielleicht kann ich ja ein gutes Wort für dich bei der Hausmeisterjob-Börse einlegen“

witzelte Suzuki leicht schläfrig, dann schloss er die Augen und gänzliche Stille kehrte ein.
 

Mir war ebenfalls immer mehr nach schlafen...

Weshalb ich nun auch die Lider geschlossen hielt und dem seichten Atem neben mir lauschte, bis ich selbst weg döste.
 

Als ich wieder aufwachte war es bereits ganz dunkel geworden und man sah in diesem Raum nicht mehr viel.

Nur das Mondlicht schien an einer Seite schräg durchs Fenster und ließ den noch immer nackten Oberkörper neben mir in einem silber-bläulichen Schimmer glänzen.

Ich hatte ihn vorhin schon die ganze Zeit immer mal wieder aus dem Augenwinkel beobachtet, ohne, dass ich mir erklären konnte wieso es so war.

Obwohl es mir ja irgendwie peinlich ist...

Doch jetzt wo er da so lehnte, betrachtete ich ihn genauer und in Ruhe.

Das Bild sah einfach wundervoll aus und so probierte ich heimlich ein Foto mit meinem Handy zu machen.

Dummerweise hatte ich vergessen, dass dabei dieses Geräusch entstand, wie bei einem alten Fotoapparat und eben dies weckte den Schlafenden.

Ich beschloss einfach so zu tun als wäre nichts gewesen, denn er rappelte sich nun und gähnte ausgiebig.
 

Verdammt, was tu ich hier nur?
 

Was denke ich eigentlich?
 

Reiß dich mal zusammen, man!
 

„Was tust du?“

brummte Suzuki verpennt und streckte sich, bevor er offensichtlich das Leuchten meines Handys erspähte und fragte:

„Hast du Empfang?“

„Ich.. nein... ich... hab nur auf die Uhr gesehen...“

stammelte ich, das Erstbeste was mir einfiel, doch er schien mir nicht zu glauben und angelte nach meinem Smartphone.

Da ich mir aber nicht sicher war, ob man das gemachte Foto noch sehen würde, hielt ich das Gerät von ihm weg, doch Suzuki ließ sich davon wenig beeindrucken.

Das Ganze führt schlussendlich dazu, dass ich seitlich weg kippte und er sich über mich stützte, um nach dem Handy zu greifen.
 

Und genau jetzt folgte der haarsträubendste Moment des ganzen Tages.
 

Ach was sag ich, die ganze Woche!
 

Denn plötzlich hielt er abrupt inne in seiner Position und bewegt sich nicht mehr.

Ich glaube so verfänglich und so nah war mir noch niemand gekommen und man sah im Mondlicht noch ganz gut, wie Suzuki von meinen Augen zu meinem Mund schaute, wieder zurück und sein Blick immer wieder zwischen diesen Stellen hin und her wanderte.
 

Ich wusste nicht wie ich das finden sollte...
 

Es überforderte mich ziemlich...
 

Doch eh ich mir wirklich Gedanken machen musste, was das jetzt werden würde, hörte man schnelle Schritte im Treppenhaus und die aufgeregte Stimme Iwamotos.

Hastig löste sich der über mich Gestützte von seiner Haltung und stand abrupt auf, das Licht ging an und blendete mich.

Jedoch sah ich wie Suzuki nach seinen Klamotten griff und ohne auch nur irgendein Wort gesagt zu haben, an Iwamoto vorbei rauschte und durch die nun offene Tür verschwand.

Ich hatte mich inzwischen wieder hingesetzt und trank nun den Rest der warmen Cola, die nun noch nicht mal mehr Kohlensäure hatte.
 

„Tut mir Leid Yuu, ich hab völlig vergessen, dass ihr noch hier unten gewesen seid.

Wieso habt ihr denn nichts gesagt, oder angerufen oder was auch immer?

Erst als ich schon im Bett lag und deine Mutter mich durchs Telefon an gekeift hatte, dass man dich noch immer zu Hause vermisst, fiel mir wieder ein, dass ich euch gar nicht mehr gesehen hatte“

erklärte Iwamoto etwas durch den Wind, doch dank des wenigen Sauerstoffgehalts der Luft hier drinnen war mir ganz und gar nicht nach großen Reden schwingen.

„Jemand hat die Tür zugemacht...

Wir hatten keinen Schlüssel...“

versuchte ich mich kurz zu fassen und unser Regisseur nickte:

„Ja, ein Schlüssel wurde bei mir abgegeben.“

Er half mir auf die Beine und stützte mich noch einen Moment, da mir doch etwas schwindelig war.

„Wer?“

hakte ich kurz und knapp nach und die Antwort ließ mich doch irgendwie schmunzeln:

„Der Hausmeister.“
 

__________________________________________________________________________________
 

Ja ja ja ja... der böse Hausmeister....

Das war bestimmt seine Rache an Reita :D

Hoffe ich kann euch den Sonntagabend bzw. Montagmorgen (oder wann immer ihr Zeit findet) ein wenig versüßen.

Nun die Frage aller Fragen, die wahrscheinlich auch Aoi im Kopf rumschwirren wird: was hatte Suzuki vor und was wäre passiert, wenn Iwamoto später aufgetaucht wäre?

Mich persönlich beschäftigt da aber auch eine Frage, nämlich: möchtet ihr das hier weitererzählt haben? Den Eindruck habe ich nicht so richtig. Ich meine Ok, Reita und Aoi sind ein eher exotisches Pärchen, aber muss es denn wirklich immer Ruki und Reita sein, damit eine Story für lesenswert befunden wird? Ist eine Geschichte bloß deshalb gut, weil Ruki und Reita das handelnde Pärchen ist?

Falls ich aufhören kann, möge man mir bitte kurz bescheid geben.

Weiter im Text. Sind diesmal wieder über 8.300 Worte bei rumgekommen und ich hoffe, dass ich spätestens vor oder an Weihnachten das nächste Kapitel bescheren kann – sofern ich nicht aufhören soll.

Im nächsten Kapitel geht’s wieder mit Reita weiter und man erfährt noch etwas mehr über ihn bzw. wie es nach diesem merkwürdigen Zwischenfall bei den Beiden weiter geht. Möchte jemand spekulieren? xD Ich hab da noch ein paar lustige Sachen geplant.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2017-03-18T09:47:42+00:00 18.03.2017 10:47
Nach einer 10 zehnwöchigen Reha melde ich mich wieder zurück und konnte dieses Kappi eben erst lesen.
Wehe Dir Du hörst auf zu schreiben...
schließlich möchten wir wissen wie es mit den beiden weitergeht.
Nach den jüngsten Ereignissen, bekommt man Kopfkino und ich bin schon auf das nächste Kapitel gespannt, welches ich mir jetzt sofort vornehme.

Außerdem finde ich die beiden voll knuffig und Du hast ihnen die perfekten Charakter aufgedrückt.
Antwort von:  -Sian-
12.06.2017 01:12
Ich hatte ehrlich gesagt fast gefürchtet du magst meine Story nicht mehr, weil ich nix mehr von dir lesen durfte x.x Ich hoffe die Reha hilft dir bzw. hat geholfen (tut sie ja nicht immer, wenn ich an meine Mutter denke...)
Irgendwie will ich auch imemr wissen wies weiter geht xD
Also ich hab ne grobe Abfolge was werden soll, das is klar - ohne braucht man nicht anfangen - aber während des Schreibens verselbstständigt sich immer soviel :P
Ganz lieben Dank, auch wenn ich recht ewig gebraucht hab um zu antworten...

*verbeug*
Von:  Goesha
2016-11-21T00:18:42+00:00 21.11.2016 01:18
Du darfst nicht aufhören! Sonst wein ich! T_T ...echt jetzt!
Mir ist das Pairing so ziemlich Hupe, mir kommt es mehr auf das Genre an und wie gut es geschrieben wurde. Und es ist witzig und super geschrieben! ^^ Nur... meinetwegen könnte es auch mehr sein! XD

So und nun zum Kapitel. Der Anfang war ganz schön wild. Ich hätte nicht gedacht, dass Aoi so zerknüllt und stinkig in den Unterricht geht. Aber so kann man sich täuschen.
Und das mit diesem Kühlungsgel XD Autsch.... auch wenn ich kein Mann bin. Aber war schon komisch, dass Reita ihn mit aufs Klo zieht. Das ist mal gar nicht verdächtig...neiiin. Aber wenigstens hat es Aoi etwas aufgebaut und sicher fand Aoi Reita dadurch noch interessanter. Er steht sicher auf den Tollpatschigen-Gangster-Typ. XD
Ich denke auch bei Reita funkt es langsam. Wie er sich für ihn einsetzt und ihn gestützt hat nach dem Unfall. Ich hab echt drauf gewartet, dass Aoi einen Schwindelanfall bekommt und sich an Reita anlehnt... natürlich ganz aus versehen.
Und dann der Schluss *-* Wieso wollte Aoi nicht die Maus mit fangen? Dann hätte er auch geschwitzt wie ein Schwein und hätte sich dann auch ausgezogen aber er war ja zu bequem und wollte nur spannern. Aber kann ich verstehen XD
Ich glaub ja, Reita kommt nicht drauf, dass Aoi nicht abgeneigt ist. Sicher denkt er sich sonst was. Zum Schluss war er nur verwirrt... war ja Vollmond und so, dass macht alles schöner. Das wird sicher seine Ausrede sein XD

Ich möchte auf jeden Fall unbedingt weiterlesen! *ungeduldig auf Fortsetzung wart*
Antwort von:  -Sian-
12.06.2017 01:05
Keine Ahnung wie ichs geschafft habe nicht zu merken, dass ich hier nich soviel nicht beantwortet hatte ö.Ö
Klar es könnt immer mehr sein, am besten gleichdie ganze Story durchweg und noch eine und noch eine xD
Ich kenn das... ich würds auch gern alles schreiben können, aber es ist einfach so nicht machbar :P
Vllt wenn ich mein Brot damit verdienen könnte, dann sähe das anders aus...
Aoi hat noch nie den größten Wert auf Etikette oder so gelegt und solange es keine Grundlegende Verfehlung ist, wird man auch bemüht sein kein großes Aufsehen darum zu machen.
Was hätte Reita denn sonst tun sollen? Er woltle ja Rat um diese Sache zu beseitigen xD
Ja, wenigstens Aoi hat seinen Spaß dabei :P
Anlehnen... das klingt so .. sanft xD Dabei sind die beiden doch eher darauf aus mit Worten und Fäusten in die Horizontale zu legen :D
Na klar wer würde Raubtier-Rei nicht gern beim Beutezug beobachten?
Der Vollmond wird schuld sein! Und der Feenstaub!
Also danke nachträglich für dein Review und nochmals Sorry!

*verbeug*
Von:  Kao
2016-11-20T19:25:39+00:00 20.11.2016 20:25
maaaaaaaaaan~ ;3; das war soooooo knaaaapp~
beinah hätten sie sich geküsst xD~
du machst das aber auch gaaaanz schön spannend xD~ ich bin gespannt wie es weiter geht xD
btw liebe ich deinen schreibstil, auch wenn ich mich etwas an die absätze und so gewöhnen musste, aber es ist super genial geschrieben und so~ bin ganz neidisch xD
schreib schnell weiter~ xD~
Antwort von:  -Sian-
12.06.2017 00:59
Auch hier, bitte ich um Verzeihung noch nicht geantwortet zu haben, nach der langen Zeit x.x
So richtig Küssen damit lassen sie sich noch ein kleeeein wenig Zeit, will ja hier nich noch spoilern!
Mit den Absätzen habe ich eigentlich angefangen weil ich dachte es wäre ein besserer Überblick als wenn der TExt da so Kastenförmig untereinander geklatscht ist. Heute würde ich das auch etwas anders machen, wollte aber eben dies nicht mitten in der FF ändern.
Kann man neidisch auf einen Schreibstil sein? Wenn ja fühl ich mich geehrt!! ;D
Lieben Dank für dein Revi!

*verbeug*
Von:  xXrainbowkumaXx
2016-11-20T18:40:12+00:00 20.11.2016 19:40
Bitte bitte schreib weiter ! Die Story ist toll und ich freu mich immer wenn ich sehe das es ein neues Kapitel gibt :)
Würd mich mega freuen wenn es vor Weihnachten noch ein neues Kapitel gibt !
LG
Antwort von:  -Sian-
12.06.2017 00:55
Mensch wie ich hier schon... also eeewig noch immer nicht geantwortet hab ö.Ö *schäm*
Es tut mir leid *kriech* aber Weihnachten wurde wohl iwiw nix x.x
Dankefein fürs Kommilein!

*verbeug*
Von:  LamentfulMiss
2016-11-20T16:27:26+00:00 20.11.2016 17:27
Ich finde es ein wenig schade dass du Geschichten von Kommentaren und Favis abhängig machst. Ich bin kein Mensch der sehr oft Dinge kommentiert und es gibt viele die ebenso sond. Aber da es nötig ist: Wage es nicht aufzuhören! :D
Ich hab alle Fanfics mit Freude verfolgt und die hier entspricht eigentlich allem was ich im Moment gerne habe. Zudem hast du einen fehlerfreien Stil und Schleim Schleim.....
Peace out xD
Antwort von:  -Sian-
20.11.2016 18:24
Als erstes, ja, ich seh dich auch immer in meinen Favolisten und freue mich auch wenn du jedes mal aufs Neue wieder mit an Bord gehst, auf meine Reise! Aber gerade weil der Anfang von dieser Geschichte schon 2 Jahre zurück liegt und soweit nix neues dazu kam, war das eben auch ein Grund zu meiner Anmerlung. Aber du missverstehst mich da vllt. etwas -darum versuch ich es mal ausführlicher zu erklären:
Ich will damit nicht sagen 'kommentiert/favorisiert gefälligst, sonst hör ich auf', ich habe nur nie einen Hehl draus gemacht, dass ich nicht für mich alleine schreibe, ich schreibe für Diejenigen die meine Storys lesen und sogar auf irgendeine Weise damit helfen kann. Es ist zudem kein Geheimnis, dass die Zahl der Gaze-Fans und damit potenzieller Leser allgemein immer weiter zurück geht, aber wenn man dann lesen muss: Joa ich les eigentlich nur Reita und Ruki und überspringe alles was nicht Reituki ist, obwohls vom selben Autor stammt, das macht mich ein wenig traurig. Ginge es mir ausschl. um Favos oder Revies, würde ich ausschl. Reituki schreiben. Mit der Anmerkung wollte ich lediglich zum Nachdenken anregen, auch wenn der Großteil der Zielgruppe es eh nicht lesen wird. Wenn eine Story eben aus solchen o.g. Gründen nicht gelesen wird und man sich dann fragt, für wen schreibe ich dann? Kommt einem schon mal der Gedanke, es sein zu lassen, auch wenn es weh tut. Ich weiß zwar das es ein Paar gibt die es lesen und ein paar wenige von Diesen sich zu ner Anerkennung aufraffen können, worüber ich sehr dankbar bin! Und ja, da ich für Andere schreibe, baut es mich schon auf bzw. es spornt mich an weiter zu schreiben. Favos, Kommentare ect. sind für einen Autor eben der Lohn, der dem Leser (hier) noch nicht mal etwas kostet, außer vllt. 2-3 Minuten seines Lebens. Ich widme eher 2 oder 3 volle Tage dem Schreiben. Und wenn wir mal drüber nachdenken, niemand arbeitet gerne für immer weniger 'Gehalt'. Schreiben ist Arbeit und in diesem Falle sozusagen irgendwie ehrenamtlich. Wir Autoren bzw. ich könnte genauso gut ganz aufhören (oder gar Geld nehmen für meine Arbeit, wie es üblich ist). Wenn ich nun aufeinmal dazu neigen würde völligen Crap zu fabrizieren und selbst glaube, dass alles toll wäre, sich aber keiner traut mir zu schreiben: hey hömma das ist totaler Bullshit, dann hilft es niemandem weiter oder? Die Wenigsten teilen das dann auch dem Autor mit, sie hören dann einfach nach und nach auf mit lesen. Davor hab ich eben auch bissel Angst. Verstehst? Alles in allem, ist so ein Favo, Kommi oder was immer ein simples 'Danke' an mich und ist das wirklich von Zeit zu Zeit zuviel verlangt? :)
Kurz zum 'Schleim': ich finde es nicht schleimig, es ist eben ne Resonanz und Bestätigung dafür, dass ich richtig liege mit dem was ich tue :D
Und Fehlerfrei.. nuja... ich geb mir echt Mühe, meine Storys auch ohne Beta Fehlertechnisch im Rahmen zu halten xD Es gelingt auch nicht immer, aber das ist auch alles Arbeit ohne Ende, als wenn man alles so dahin schmiert <.<
Hoffe mein Text oben war nicht irgendwie angreifend oder so, das war nicht meine Absicht, ich wollte nur erklären was genau ich meinte.
Dann mal peace zurück und lieben Danke für dein Kommi! <3

*verbeug*


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