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AOIeo & REITulia

(Aoi x Reita)
von

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(R) Verhängnisvolle Kommentare

„Das geht auf gar keinen Fall, Herr Suzuki.

Jedenfalls jetzt noch nicht.

Ich wüsste auch gar nicht wohin mit ihnen, da ich zugeben muss, dass mir persönlich so etwas noch nie passiert ist und ich mir noch keine Gedanken darum machen musste“

zerstörte der Vize-Direktor unserer Schule meine Hoffnung, irgendwie doch noch von diesem Affentheater von Iwamoto und seinen Möchtegern-Schauspielern wegzukommen.

Eigentlich wollte ich einen Termin mit dem obersten Direktor und nicht nur seiner Vertretung, aber da sieht man mal wieder wie es läuft, wenn man nicht von Anfang an mit 'nem Batzen Geld wedelt.

Aber was beschwer ich mich, ich kann ja froh sein, dass ich nicht die Sekretärin aufs Auge gedrückt bekommen habe.

Die, wie wir Alle wissen, eigentlich gar keine Ahnung hat von dem was sie hier tut.

Und wir wissen auch Alle warum sie ihren Job trotzdem behalten darf...
 

„Wobei... hier wäre noch was... aber ich weiß nicht, ob sie das interessiert“

begann der Mann hinter dem massiven Schreibtisch und weckte mit seinen Papieren vor sich sogleich neue Hoffnung, weshalb ich fragte:

„Und was haben sie da?“

„Naja, der Hausmeister sucht noch einen Gehilfen und... ist immer interessiert an jungem zarten Frischfleisch.... Schülern(!), die ihm unter die Arme greifen...!

Wer zur Hölle hat diesen verdammten Text nicht gegengelesen und abgeordnet?!“

wetterte der Vize, strich hektisch dort etwas durch und überschrieb es mit Kuli.

Im selben Moment lief erwähnte Sekretärin durchs Zimmer und zuckte zusammen, bevor er mich leicht aus der Fassung gebracht und mit fragendem Gesichtsausdruck ansah.

Ich beugte mich vor und flüsterte ihm zu:

„Sie haben geflucht!“

„Oh sch.... unschön“

kam es von ihm, dann klappte er seine Zettel vor sich wieder zu und sprach:

„Ja also, das tut mir leid, dass ich ihnen da nicht weiterhelfen kann, aber versuchen sie es doch einfach noch mal im Theaterkurs, vielleicht werden sie ja noch warm dort.

Wenn es wirklich nicht klappt, dann melden sie sich einfach in drei Monaten noch mal bei mir und ich werde sehen wie die Situation dann aussieht.“

„Danke für ihre Mühe...“

brummte ich wenig zufrieden mit der Gesamtsituation und erhob mich aus dem Stuhl.

Der Vize-Direktor scheint mir ja ein ganz umgänglicher Mensch zu sein, nur hat mein Besuch bei ihm leider überhaupt nix gebracht.

Außer die Gewissheit, dass ich in diesem Saftladen feststecke...
 

Eben dorthin führte mich mein nächster Weg, denn ich war ja gezwungen da aufzukreuzen.

Würde ich schwänzen, dann würde ich von der Schule fliegen und mir wurde auch eindringlich erklärt, dass mich mit meiner Akte nicht einfach so jede Schule aufnehmen würde, was wiederum heißt, ich müsste abbrechen oder umziehen.

Beides kommt für mich nicht in Frage.

Die Schule zu beenden, und sei sie noch so beschissen, ist mein einziger Weg raus aus dem Schlamassel mit meinem Alten.

Und wegziehen würde ich finanziell und alleine im Moment gar nicht schaffen.

Gegenwärtig bin ich einfach nur froh, wenn ich wenigstens genug Geld für Essen und Trinken aufm dem Tisch habe...

Mit miesem Gefühl im Magen betrat ich die großräumige Aula und alle Augen waren auf mich gerichtet.
 

Wie ich solche Situationen hasse, wenn mich Jeder anstarrt..
 

Das ist schon bei Vorträgen oder Vorsingen absolut grausam, aber wenn man genau weiß, der ganze Haufen da unten kann einen nicht ausstehen, dann fuckt das besonders ab.

Allen voran Einer:

„Du bist zu spät, Subaru!“

„Sorry, ich war im Büro vom Direx“

entgegnete ich dem und hörte Iwamoto seufzen, eh er sagte:

„Gut, dann zeig ich dir jetzt deinen Arbeitsbereich für heute!“

Ich nickte und schlürfte lustlos die Treppe hinunter, stieg vorn an der Seite die Bühne hinauf und verließ sie hinterm Vorhang wieder.

Ein Stück weiter im Backstagebereich tummelte sich ein Trupp von Jungs aus dem Handwerker-Kurs, die offenbar gerade eine Art Balkon zusammenzimmerten.

Ich folgte dem Regisseur bis in den Kostümbereich, wo unzählige kuriose Klamotten auf Stangen hingen und Iwamoto sich davor aufbaute.

„Hier sind alte Kostüme und irgendwer hat es letztes Jahr vermasselt die alle zu nummerieren und zu katalogisieren.

Ich möchte, dass du die einzelnen Stücke sortierst und auf die lange Stange dahinten hängst.

Was zusammen gehört siehst du an den jeweiligen Etiketten und das muss erledigt sein, bevor die ersten neuen Kostüme eintreffen.

Warum du so'n Scheiß tun musst?

Ganz einfach, wir brauchen den Platz von diesen drei Stangen und wenn wir alles durcheinander hängen haben, dann blickt hier bald niemand mehr durch“

erklärte er und klopfte mir auf die Schulter, eh er neben mir stehen blieb und fragte:

„Du kannst doch was mit Nummern anfangen oder?

Und ich meine keine 'Nummer schieben'.“

„Ja doch, ja... beides“

versicherte ich ihm und machte mich unmotiviert an die Arbeit.
 

Eine Nummer schieben wäre mir jetzt auch lieber, als dieser Mist hier...
 

Kurzerhand zückte ich meinen Oldtimer von Handy und schrieb meiner Friends-with-Benefits Freundin Ayumi eine Nachricht im gewohnt kurzgefassten Stil: 'FF heute Abend?'

Wie Frauen scheinbar so sind, kam statt Ja oder Nein ein Anruf und ich ging ran.

Auch wenn ich wenig Lust und Zeit zum Telefonieren hatte, aber sie ist ja immerhin sowas wie meine beste Freundin und der einzig wahre Kumpel, den ich habe.

„Ich bin noch bei diesem dämlichen Affentheater-Kurs...“

brummte ich ins Handy, nachdem ich abgenommen hatte und erhoffte mir ein kleines bisschen Mitleid.

Doch auch bei Ayumi schien der Tag alles andere als toll zu sein, denn auch sie jammerte über einen total verhauenen Test und noch so einiges anderes, bei dem ich nicht genau zuhörte.

Gerade als ich nachfragte was mit unserem Frust-Fick heute Abend wird, tippte mir jemand von hinten auf die Schulter:

„Sag mal, mit wem telefonierst du denn da, Subaru?“

„Öhm... mit William?“

antwortete ich aus dem Schreck heraus und weil ich sonst auch nicht gewusst hätte was ich sagen sollte.

„Welchem William?“

kam es interessiert von diesem Iwamoto und ich eierte rum:

„Na hier.. Shakespeare..?“

„Etwa der William Shakespeare, von dem unser Stück ist?“

fragte er gespannt nach und ich nickte eifrig.

„Japp, genau der!“

Gerade wähnte ich mich in Sicherheit, als sich das Blatt mal wieder nicht zu meinen Gunsten wendete, denn noch einmal hakte der Mann nach:

„Der William Shakespeare, der seit fast 400 Jahren tot ist?

Wow, beeindruckend!“
 

Fuck...
 

„Tu uns allen einen Gefallen und erledige das mit deinem Sex-Date mit 'William' heute Abend schneller oder zu einem anderen Zeitpunkt.

Wir müssen uns hier Alle auf jeden Einzelnen verlassen können – einschließlich dir“

bekräftigte er noch einmal und drückte mir weitere Kostümeinzelteile in die Hand:

„Hier, die gehören noch irgendwo dazu, die hingen noch in meinem Büro.

Hurtig hurtig, Subaru, wir haben doch keine Zeit!“

Damit zog er von dannen und ich lauschte vergeblich am Telefon.
 

Aufgelegt...
 

So 'ne Scheiße!
 

Grummelnd pfefferte ich die mir so eben gereichten Klamotten in die Ecke, kaum dass dieser nervtötende Saftsack außer Blickweite um die Ecke gebogen war.

„Moooaaaahhhh!“

stöhnte ich lauthals und schrieb Ayumi erst einmal eine Nachricht, dass mir die Sache eben leid täte und sie heute Abend vorbeikommen könnte – ich würde auch den Schrank aufmachen.

'Den Schrank aufmachen' ist so ein Codewort für uns, denn man weiß nie wer noch alles mithört.

In meinem Schrank bewahre ich meine Existenz auf: meine Cannabis-Pflanzen.

Ohne meine Gute-Laune-Blümchen wäre ich wohl die letzten Jahre nicht um die Runden gekommen, denn mein Pflegevater versäuft das Geld lieber, dass eigentlich für mich und mein Wohlergehen gedacht ist.

Mit viel Liebe züchte ich also meinen Lebensunterhalt in diesem Schrank heran und verkaufe den Stoff entweder als Glücks-Schoki oder als normale Tabak-artige, getrocknete Pflanzen in kleinen Tütchen.

Ich darf mich nur nie erwischen lassen, weder beim Verkauf, noch beim Anbau, noch wegen dem Umstand, dass ich das Stromnetz der alten Fabrik direkt neben uns anzapfe, um genügend Licht im Schrank zu haben.
 

Frustriert sammelte ich nun die nachgereichten Kostüm-Einzelstücke vom Boden auf und machte mich anschließend daran, den ganzen Scheiß zu sortieren und alles zu notieren.

Ewigkeiten später war ich endlich fertig und einer dieser Möchtegern-Schauspieler trat an mich heran:

„Iwamoto möchte die Liste, die du machen solltest.“

„Ist in Arbeit und gleich fertig..“

brummte ich diesem übereifrigen Typen entgegen und fragte aus reiner Neugierde:

„Sag mal, ist dieser Iwamoto immer so krass drauf und wieso duzt er mich?

Das macht sonst keiner unserer Lehrer.“

„Das macht er bei Allen und Jedem.

Sobald du dich etabliert hast, erträgst du auch seine Macken“

antwortete er und ich lachte daraufhin gekünstelt:

„Klingt eingeübt von jemandem wie dir...“

„Ist aber wirklich so.

Ich weiß, Iwamoto ist... exzentrisch und recht speziell und manchmal nimmt er eben kein Blatt vor den Mund.

Er sagt was er denkt, auch wenn man es nicht hören will.

Trotzdem, der Mann ist brillant“

führte der Kerl weiter aus und stand nun mit einem Mal dicht hinter mir.

Er griff nach meinem Zettel und ich wich vorsichtshalber zurück, da mir das etwas zu dicht war.

Nicht, dass der Gestank des Geldes auf mich übergeht!
 

Sowas kann ich riechen!
 

Und Der da gehört ganz sicher dazu!
 

„Ich beiße nicht, Subaru...“

sprach er leise mit Augenmerk auf die Liste und ich brummte:

„Suzuki!“

„Shiroyama“

kam es von ihm zurück.

Ein kurzer distanzierter Blickkontakt, dann drehte er sich weg und nahm meine Blätter mit.

Gut.

Liste weg.

Feierabend!

Ich holte meinen Krempel und machte mich vom Acker.

Ayumi ist bestimmt schon bei mir, und sie und mein Hanf alleine in meinem Zimmer, das geht nicht lange gut.

Schnellen Schrittes lief ich nach Hause und wie zu erwarten, saß Ayumi in Unterwäsche mit einem frisch gedrehten Joint auf meinem Bett.

„Da bist du ja, Schatz!“

scherzte sie, denn für unsere Freunde waren wir fest zusammen; ein Liebespaar eben.

Aber nur wir wussten, dass dafür unser beider Gefühle nicht ausreichen würden.

Doch für Sex reicht's alle mal!
 

„Komm doch rein, mach's dir gemütlich und bedien dich“

witzelte auch ich zur Begrüßung und stürzte mich auf sie.

Ja, ich hatte Bock.

Bock zu rauchen und berauscht zu vögeln.

Ich wollte den Tag einfach vergessen und Ayumi ging es scheinbar ähnlich, deshalb ist sie ja auch hergekommen.

Wir schlossen also das Fenster und den Vorhang und zogen ein zwei Spliffs durch, wurden davon ziemlich high und vögelten im verqualmten Ambiente was der Stoff herhielt.

Eigentlich waren wir fast immer ganz oder teilweise berauscht, wenn wir Sex hatten.

Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ich jemals nüchtern war.
 

Einige Zeit später lagen wir in meinem Bett und rauchten erneut, allerdings eine ganz gewöhnliche Zigarette danach.

Sie sah auf die Uhr, sprang plötzlich auf und begann sich anzuziehen.

Ich fühlte mich davon aus der Ruhe gebracht und bemerkte also:

„Wegen mir musst du nicht gehen.“

„Kann ja sein, aber dein Alter taucht um diese Zeit auf“

erklärte sie und ich berichtigte sie sogleich:

„Manchmal tut er das, ja, aber meistens kommt er auch mal ein paar Tage nicht nach Hause.

Und selbst wenn, der kann mich mal...“

„Er ist'n verdammter Wichser und ich will ihm einfach nicht noch mal begegnen...“

murrte sie und zog sich weiter an.

Tja, dann sollte offensichtlich aus einer zweiten Runde wohl nichts werden...
 

„Kommst du morgen Nachmittag zur Skaterhalle?“

fragte sie mich und ich lehnte wenig begeistert ab:

„Ich hab morgen bis spät Schule...“

„Und Übermorgen?“

fragte sie weiter nach und auch da brummte ich:

„Da muss ich doch wieder zu dem bescheuerten Kurs...“

„Man, wie lange musst du denn da hin?“

wollte sie wissen und ich murmelte:

„Bis ende des Jahres, sofern nicht irgendein Wunder geschieht...“

„Warum bist du eigentlich nicht auf unserer Schule?

Stattdessen bist du bei diesen reichen Pennern geblieben...“

moserte sie und ich versuchte es ihr zu erklären:

„Du weißt doch, meine Schulakte... und der Vize-Direx hat mir heute erklärt, dass ein Schulwechsel mit meiner Akte nicht einfach so möglich ist.“

„Was bist du auch so ein Gangster?“

fragte sie mit fiesem Grinsen im Gesicht und ich runzelte die Stirn:

„Du stehst doch auf Gangster, oder was machst du in meinem Bett?“

„Vielleicht...“

kam es geheimnisvoll tuend von ihr, als sie ihre Stiefel angezogen hatte und durch mein Fenster, welches sich direkt über dem Bett befindet, in den Abend hinaus verschwand.

Recht entspannt lag ich anschließend noch in den Federn und betrachtete nachdenklich die Zimmerdecke.
 

Mein Zimmer ist recht kompakt.

Ich hab ein Bett, meinen Schrank und einen Klapptisch am Bett – das war's auch schon.

Da ich meine paar Klamotten nicht in den Schrank legen kann, denn das Harz der Pflanzen geht wirklich schlecht aus den Sachen raus, lagere ich alles im Bettkasten.

Mein Pflegevater schläft auf dem Sofa im Wohnzimmer, sofern er überhaupt da ist.

Eine kleine Küche in der Ecke, eine enge Dusche und ein eben so enges Klo hatten wir hier noch, mehr gab es nicht für das klägliche Gehalt, welches er mal bekam und heute leben wir quasi von meinem Pflegegeld.

Mag sein, dass ihn die Umstände deprimieren und dass er sich deshalb ständig volllaufen lässt, aber wenn er den Arsch nicht hoch kriegt und das ändert, dann ist der Sack eben selber schuld.

Freunde kommen selten zu mir, wegen ihm... und auch Ayumi taucht nur wegen dem Schrank hier auf, ansonsten würde sie es vorziehen, mich bei ihr oder besser noch irgendwo anders zu treffen.

Mein Pflegevater kommt nie in mein Zimmer; schafft er mit 3,8‰ aufm Kessel auch gar nicht.

Wenn ihn die mords-gefährliche Stufe an der Wohnungstür nicht schon niederstreckt, dann dann der hinterlistige Läufer vorm Sofa.

Wenn er Glück hat, dann landet er dabei weich auf den Polstern.

Es kam aber auch schon öfter vor, dass ich ihn zur Tür hineinziehen musste, damit ich wenigstens zuschließen konnte – nicht, dass wir hier viel hatten, dass sich ein Raubüberfall gelohnt hätte.

Bis auf meinen Schrank natürlich!
 

Manchmal wünschte ich, ich könnte hier einfach weg und woanders ein neues Leben anfangen, doch würde ich keine Wohnung bekommen und man würde mich wer weiß wohin abschieben oder in ein Heim stecken, wenn ich mich bei meinem Pflegeamt beschwere.

Dann hätte ich nicht mal mehr meine Freunde.

Also blieb nur eines für mich übrig: ich muss durchhalten, die Schule schaffen und dann kann ich mir auch 'nen Job besorgen, von dem ich leben kann, ohne mich nachts vor die Clubs und Bars zu stellen und den Inhalt meines Schrankes zu verticken.
 

Gerade als ich so vor mich hinträumte wie das Leben wohl in zwei drei Jahren aussehen würde, polterte es ziemlich laut im Wohnzimmer.

Knurrend drückte ich meine Kippe aus und zog mir eine Unterhose an, trat hinaus und sah die Bescherung: da lag er, der dumme alte Sack... auf dem Boden... das selbe T-Shirt an wie letzte Woche und stank aus der Nähe auch wie drei Wochen alter Fisch, Qualm und vor allem Alkohol.

„Na, warste wieder am Hafen bei Ken?“

fragte ich also gespielt interessiert, er grunzte irgendwie bestätigend.

Ich hievte ihn auf den Rücken, als ich weiter fragte:

„Und deine Homies, waren auch dabei?“

Wieder ein undefinierbares, aber vermutlich zustimmendes Geräusch kam von ihm, dann zerrte ich ihn hinüber zum Sofa, eh ich ihn darauf wuchtete und zischte dabei wütend:

„Wie schön für dich, ich hab seit drei Tagen nichts zu Fressen aufm Tisch und du Wichser lässt dich nur voll laufen!“

„Du unnannnk... undankbarer... kleiner Scheiser...“

lallte er ziemlich und so ließ ich ihn mit einem letzten Ruck auf der Couch fallen.

Der würde sich jetzt kein Stück mehr bewegen und so warf ich ihm eine Decke ins Gesicht und knurrte:

„Schlaf deinen Rausch aus... dann kannste morgen Mittag sagen: Yay, ich bin nüchtern, dass muss ich gleich feiern gehen!“

„Missssratener Wicht ... kommmplett b'schissene Platzverschwennndung...!“

schimpfte er, aber derartige Beleidigungen sind bei uns Gang und Gebe.

Ich schloss die Wohnungstür ab und machte das Licht aus, ging ins Bett und drehte mir noch einen Gute-Nacht Joint.
 

Wenn ich... nein, wenn Er so weiter macht, hab ich meine Blümchen alle selber aufgeraucht, statt sie zu verkaufen...

„Fuck... dieser Scheißkerl...“

fluchte ich leise vor mich hin und machte mir während des Qualmens Gedanken, was und wie viel ich für Essen ausgeben kann, wenn ich morgen nach der Schule einkaufen gehe.

Das letzte Wochenende vor den Clubs war leider nicht so ergiebig wie sonst, weshalb ich für diese Woche auch nur wenig Geld zusammen bekam.

Das nächste mal muss es unbedingt besser laufen...

Meine Freunde wissen nichts davon, wie ich meine paar Kröten an Lebensunterhalt zusammen kriege.

Ich habe nämlich keine Lust darauf, Derjenige zu sein, der von uns Allen die ärmste Sau ist.

Die wissen nur, dass ich das Zeug zum Eigenbedarf anbaue, aber nicht, dass ich es auch verchecke.

Zumindest wissen es nur ein paar wenige Eingeweihte, nicht alle.
 

Das Leben kann einen schon mal regelrecht von allen Seiten ficken.

Nicht, dass meine üblichen Probleme gereicht hätten, nein...

Denn in der darauffolgenden Woche sollte dem ganzen ein äußerst prächtiges Sahnehäubchen aufgesetzt werden.

Während die Darsteller von Romeo und Julia schon seit einiger Zeit auf der Bühne standen und ihre Texte laut übten, war ich zum Lasieren der Holzbauten eingeteilt worden.

Zwei Stunden eierten die da schon an ein und der selben Stelle herum und diese Naomi wurde langsam richtig ungemütlich.

Statt sich zu verbessern wurde sie eher schlechter und so spitzte sich die Situation ziemlich zu.

Also warf ich meine bescheidene Meinung ein:

„Ich finde, dass hat Null Feeling.

Dabei dachte ich Julia vergöttert Romeo, aber das was du hier machst klingt eher wie 'ne kreischende rollige Katze.“

Naomi klappte die Kinnlade runter und der Rest der Versammlung schwieg.

An der Stelle wünschte ich mir schon fast, nichts gesagt zu haben, doch erstaunlicherweise gab mir ausgerechnet Iwamoto recht:

„Ich sag's nicht gern, aber Subaru hat recht.

Vielleicht sollte du etwas mehr...Sehnsucht in ein wenig Zurückhaltung und Vorsicht packen.“

„Dann wirkt es womöglich auch eher so, als hätte Julia Romeo gerade erst kennen gelernt und nicht schon Monate lang hinterher gesabbert“

ergänzte ich und es geschah was kommen musste.

Naomi knallte ihr Textbuch auf den Boden und fauchte mich an:

„Was glaubst du wer du bist?

Wenn du es soviel besser kannst, dann bitte!“

Sie trat zurück und ließ diesen Shiroyama ziemlich verdutzt stehen.

„The stage is yours“

kommentierte Iwamoto die Situation nüchtern und wies mich an meine Version zum Besten zu geben.
 

Für meine Begriffe herrschte für mich hier kein Druck, ich musste hier keine Tests bestehen oder würde dafür benotet werden, also konnte ich frei von der Seele weg den Text vortragen, den ich nach stundenlangen anhören nun selber auswendig konnte:

„Oh Romeo, Romeo - Warum bist du Romeo? - Verleugne deinen Vater und entsage deinem Namen - oder wenn du das nicht willst, so schwöre mir nur ewige Liebe und ich will keine Capulet mehr sein.“

Schockiert sahen mich Alle an und sogar 'Romeo' reagierte mit fragendem Blick zu seinem Regisseur, als er mehr oder weniger mitspielte:

„Soll ich länger zuhören, oder auf dieses antworten?“

„Nicht du, bloß dein Name ist mein Feind; du würdest du selbst sein, wenn du gleich kein Montague wärst - Was ist Montague? - Es ist weder Hand noch Fuß, weder Arm noch Gesicht, noch irgend ein andrer Teil. Was ist ein Name; das Ding das wir eine Rose nennen, würde unter jedem andern Namen eben so lieblich riechen“

trug ich weiter vor, auch wenn es langsam immer unheimlicher wurde, wie die Alle still waren und man nur mir zuhörte.

Allerdings wurde ich unterbrochen indem Naomi vor Wut schnaubend davon lief.

„Was soll denn dass jetzt?“

rief Iwamoto hinterher und sie keifte sauer zurück:

„Fragen sie ihn das!

Ich bin raus, und zwar komplett!“
 

Nachdem 'Julia' davon gerauscht war und der Regisseur ihr nach ist, meckerte dieser Shiroyama:

„Super, Suzuki... ganz große Klasse...

Das wird ein Akt, sie davon zu überzeugen, dass sie die Rolle nicht hinschmeißt!“

„Was kann ich denn dafür?

Ich fand, dass sie es eh nicht drauf gehabt hätte.

Ihr findet eine Bessere... ganz sicher“

entgegnete ich dem und strich meinen Balkon in aller Ruhe weiter.

Unten auf der Bühne wurde es langsam immer unruhiger.

Getuschel hier, Geflüster dort und weder von dieser talentfreien Ziege noch von Iwamoto war mehr etwas zu sehen.

Mich sollte es hier oben jedenfalls nicht stören, ich hatte eine gute Aussicht auf das Getümmel und vor allem meine Ruhe, auch beim zweiten Anstrich.

Kurz vor Feierabend trottete der Regisseur hängenden Kopfes wieder zu seiner Truppe und teilte ihnen die scheinbar vernichtende Nachricht mit:

„Naomi ist wirklich richtig, richtig... richtig sauer... und ich fürchte, ich hab meinen Teil dazu beigetragen.

Sie will definitiv nicht wieder zurück kommen.

Also müssen wir aufgeben oder uns was richtig, richtig Geniales einfallen lassen – es muss ein Geniestreich sein!

Das Mädchen umzustimmen halte ich allerdings für weniger realistisch, als dass wir unser Stück einfach ausschließlich mit Jungs besetzten.“

„Ähm... und wer soll nun ihrer Meinung nach Julia spielen?“

hakte einer der anderen komischen Vögel dort nach und als es mit einem mal so still war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören, drehte ich mich mit ganz fiesem Gefühl im Magen um.
 

Die gucken mich Alle an...
 

Die denken doch nicht ernsthaft, dass ich...?
 

„Auf gar keinen Fall!!“

lehnte ich, erhobenen Pinsels, konsequent ab und war schon fast erleichtert, als sich Iwamoto ein paar der anderen Jungs vornahm, ihnen Julia's Textbuch einem nach dem anderen gab und sie die ein oder andere Stelle vortragen ließ.

Das dauerte natürlich wieder unendlich lange und zog sich hin.

Mittlerweile wartete ich mit gepacktem Krempel unterm Arm darauf, dass endlich der Feierabend eingeläutet werden würde, doch man ließ sich heute extra viel Zeit.

Was man unter diesen Umständen verstehen kann...

Hier in meiner Ecke war ich etwas aus der Schusslinie und konnte trotzdem das ein oder andere Gespräch mithören, zum Beispiel als Shiroyama mit seinem Regisseur sprach:

„Das ist nicht ihr Ernst oder..?“

„Was meinst du?“

hakte der Angesprochene unwissend tuend nach und so wurde ihm geantwortet:

„Na... einen Jungen... als Julia... das... das geht doch nicht...“

„Doch natürlich.

Beim Kabuki machen die das ja nur so.

Und überleg mal, was wir für Aufmerksamkeit damit erregen, wenn die nationale Kultur-Presse davon erfährt!“

schwärmte Iwamoto schon fast von seiner Idee und Shiroyama brummte:

„Und wenn der Schuss nach hinten los geht?

Dann sind wir Alle restlos blamiert!“

„Dann müssen wir dafür sorgen, dass das ein Knaller der Extraklasse wird und kein Fiasko!“

bekräftigte er seine Entscheidung, bevor der Romeo-Darsteller seinen Text zum x-ten Mal vortrug.
 

Als mein Blick erneutgenervt auf die Uhr fiel, geriet ich scheinbar wieder ins Visier des Regisseurs.

Er gab mir Julia's Textbuch in die Hand und ließ mich eine weitere Stelle vortragen, nachdem ich sie einigermaßen verinnerlicht hatte.

Wenn wir dann endlich eine Ende finden würden... dann eben Augen zu und durch:

„Geh, geh du, und lass mich hier bleiben - Was ist hier? Ein Becher, in meines Geliebten Hand? - Gift, wie ich seh, ist sein unzeitiger Tod gewesen - Oh du Unfreundlicher, alles auszutrinken, und nicht einen freundschaftlichen Tropfen übrig zu lassen, der mir dir nach helfe! Ich will deine Lippen küssen; vielleicht hängt noch so viel Gift daran, als ich nötig habe - Deine Lippen sind noch warm.“

Kommentarlos erhob sich Iwamoto und ließ seine gesamte Schauspieler-Truppe antanzen.

Ich war relativ beruhigt, denn ich hatte keine Ahnung wie Julia an dieser Stelle ihren Text sprach, also improvisierte ich einfach.

„Es tut mir leid euch mitteilen zu müssen, dass Naomi uns nicht mehr länger als Julia zur Verfügung stehen wird“

erklärte er und ein Raunen war im Saal zu hören, eh er fortsetzte:

„Aber ich habe mir vorhin ein paar Gedanken gemacht, wie wir die Sache retten und dazu noch eine einzigartige Show abliefern können.

Akira Suzuki wird Julia spielen und wir werden es wie die Leute vom Kabuki-Theater machen: ausschließlich männliche Darsteller.

Wir waren dieses Jahr ja eh schon rar gesät mit den Mädels, da kommt's wohl auf die Eine auch nicht mehr an.“
 

Ich registrierte erst gar nicht, dass er mich damit meinte.

Schließlich gibt’s meinen Namen wie Sand am Meer und bisher hat er mich auch immer Subaru genannt, aber nachdem ich schon wieder von Allen angestarrt und mir langsam echt heiß wurde, schluckte ich nervös:

„Wie jetz... ich?“

Als Iwamoto mich zu sich winkte, wurde mir klar, dass der das verdammt ernst meinte und so schüttelte ich völlig erschlagen mit dem Kopf:

„Oh nein!“

„Oh doch!“

kam es von ihm und ich wiederholte noch einmal:

„Oh nein!!“

„Ich finde, das ist nur fair.

Naomi ist wegen dir weg und sofern du uns keinen Spitzenersatz liefern kannst, hast du den Hauptgewinn, mein Freund!“

erklärte er und ich verteidigte mich:

„Niemals!

Ich mach mich nicht zum Vollhorst!“

„Wieso denn Vollhorst?“

fragte mich einer der Umstehenden und ich hätte ihn am liebsten mit meinem Blick getötet.
 

Das ist doch jetzt ein ganz fieser Traum und ich wache ganz bestimmt gleich auf!
 

Erneut begann der Mann seine Entscheidung zu erläutern:

„Ich hab mir alle zur Wahl Stehenden angesehen und dachte mir: Ach was soll's, Suzuki, du bist im Recall.“

„Was?

Ich war schlecht!

Ich war grottenschlecht!!“

fiepte ich panisch und dieser Spinner sagte doch tatsächlich:

„Siehst du, und mit der Erkenntnis bist all den Anderen weit voraus.

Die merken nämlich noch nicht mal, wenn sie's nicht drauf haben...“

„Aber.. ich kenne das Stück noch nicht mal!“

probierte ich es weiter und Iwamoto drehte mir einen peinlichen Strick draus:

„Und das, obwohl du offenbar mit dem, der es geschrieben hat in die Kiste steigst.“

„Das war meine Freundin, verdammt...

Und.. das ist 'ne Frauenrolle!

Ich spiele keine Frauen!

Ich hab überhaupt keine Ahnung von Frauen!“

ließ ich mit meinen Widersprüchen nicht locker, doch wer hätte gedacht, dass man bei diesem Mann so auf Granit beißt:

„Vielleicht lernst du durch diese Rolle ja was über Frauen.

Ich bin mir sicher, deine Freundin würde sich darüber freuen!

Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass deine schmalen Schultern sich super in 'nem ausladendem Kleid machen würden, Suzuki.“
 

Ich fass es nicht!
 

Ich werd hier entmannt!!
 

„Warum nehmen sie nicht einfach einen von Denen da?

Die brennen doch förmlich darauf“

startete ich einen letzten Versuch meinem Schicksal zu entkommen und zeigte auf einen langen schmalen Typen.

Iwamoto wandte sich zu diesem um und sagte:

„Entschuldige, aber Ishiro hat die Persönlichkeit und den Charme eines Nacktmulls.

Nichts für ungut, mein Junge...“

„Aber...“

wollte sich der Gemeinte offenbar gerade beschweren, als ich ungeachtet dessen auf den Nächsten in der Reihe zeigte:

„Was ist mit Dem da?“

„Kesuke ist... er ist wirklich grottenschlecht...“

antwortete der Regisseur mir und auch dieser Kerl war scheinbar überrascht von dieser Aussage:

„Hö?“

„Und Der da?“

versuchte ich es noch ein mal und Iwamoto antwortet schnell:

„Und Der da ist erst 12!“

„14!“

rief dieser Typ schnell und ihm wurde gleich über den Mund gefahren:

„Du siehst aber aus wie 10!“
 

Ein Albtraum!
 

„Gib's auf, du bist der richtige Mann für diesen Job!“

bekräftigte Iwamoto noch einmal seine offensichtlich feststehende Meinung.

„Ich will nach Hause... an meinen Schrank... und in mein Bett...“

knurrte ich und so klatschte dieser nervtötende Mensch von einem Regisseur einmal freudig in die Hände und rief:

„Problem gelöst; Feierabend!“
 

Wo bin ich hier nur hingeraten?
 

Ich und 'ne Frauenrolle... in 'nem Theaterstück...
 

Ich hab keinen blassen Schimmer von dem ganzen Scheiß!!
 

Was soll ich denn jetzt tun?
 

Ich kann doch unmöglich da mit machen!
 

Aber wenn ich es nicht tue... dann flieg ich raus...
 

Und muss mit Hausmeister 'junges-zartes-Frischfleisch' Müll sammeln gehen!
 

Was hab ich der Welt nur getan...
 

Zum grandiosen Abschied an diesem Tag, drückte mir Iwamoto freudig strahlend Naomi's Textbuch in die Hand.

Beim groben Durchblättern stellte ich fest, dass sie mit leuchtend pinkem Stift einige Markierungen darin vorgenommen hatte, sowie lauter dämliche Herzchen an bestimmten Stellen von und mit Romeo klebten.

Toll... wirklich toll...

Allein dieses Ding ist schon peinlich genug...
 

„Sagen sie... werd ich da geschminkt?“

fragte ich mit in Falten gelegter Stirn nach und der Regisseur nickte eifrig:

„Klar, Alle werden geschminkt.

Immerhin soll es aufgezeichnet werden.“

„Wird man mich da sehen?“

hakte ich schockiert nach und Iwamoto erklärte:

„Es gibt 'ne Menge Kunstkritiker, Schaulustiger und Perverse in dieser Stadt, also ja, ich denke schon.

Aber mach dir da keinen Kopf, du bist nicht der erste Junge in Frauenkleidern und du wirst auch nicht der letzte sein.“

„Also das beruhigt mich ja ungemein...“

murmelte ich und offenbar dachte er, dass ich das ernst meinen würde, denn er klopfte mir wieder einmal auf die Schulter und verabschiedete sich im Gehen:

„Das freut mich, also dann bis zum nächsten Mal!“
 

Ich hasse mein Leben...
 

Mit den Nerven völlig am Ende schlürfte ich doch nicht nach Hause, sondern lief etwas weiter zu Ayumi.

Ich brauchte jetzt jemanden, bei dem ich mich so richtig auskotzen könnte und der mich wieder aufmuntert.

Unterwegs fing es zu allem Überfluss auch noch mächtig an zu schiffen und ich legte einen Zahn zu.

Durchnässt kam ich bei meiner Freundin zu Hause an und sie ließ mich durch ihr Fenster hinein.

Durch die Tür ging nicht, denn ihre Mutter hat was gegen Jungs, zumindest wenn diese ihrer Tochter an die Wäsche wollen könnten.

Wenn die gute Frau nur wüsste, dass ihre Sorgen schon länger völlig um sonst sind...
 

„Gott, du bist ja klatschnass...

Was ist denn los, warum rufst du nicht vorher an?“

fragte Ayumi mich, als sie mir ein großes Handtuch umlegte, doch ich schwieg vorerst.

Ich brauchte erst mal einen Moment zum Klarkommen und sie war zum Glück schon immer ein Mensch, der einen nicht gleich mit tausend Fragen löchert und auch auf alle sofort eine Antwort verlangt.

Sie setzte sich mir gegenüber auf einen Stuhl, während ich auf dem Bett saß und leise sprach:

„Ich halte das nicht mehr aus...

Jetzt muss ich mich voll zum Deppen machen bei diesen Theater-Menschen...“

„Was sollst du denn machen, dass du hier so aufgelöst auftauchst?

So kenn ich dich gar nicht...“

entgegnete sie mir und ich haderte mit mir, ihr das zu gestehen, aber ich war schon immer ein ehrlicher Mensch und so komisch es klingen mag, ich leide wenn ich lügen oder die Wahrheit verbergen muss.

„Die Kurzfassung ist... die wollen Romeo und Julia aufführen... ich hab die Darstellerin für Julia in die Flucht geschlagen und nun rate wer die Rolle jetzt übernehmen muss...“

erzählte ich und Ayumi war gleichermaßen erstaunt, wie belustigt:

„Neeeiiin!

Die wollen sich dich ernsthaft antun?“

„Freut mich, wenn ich einen unermesslichen Teil zu deinem Amüsement beitragen darf, aber können wir uns darauf konzentrieren, dass ich da in Frauenkleidern rumspringen und irgend so eine verliebte Göre darstellen soll?“

moserte ich und fühlte mich etwas missverstanden, doch mein Gegenüber giggelte immer noch vor sich hin, eh sie antwortete:

„Ehrlich gesagt, find ich die Idee gar nicht so dumm, wie du es offenbar tust.“
 

Fängt die auch noch an!
 

„Boah, wenn du ein Mann wärst, dann würdest du mich verstehen...“

murmelte ich niedergeschlagen und Ayumi reichte mir ein Glas Wasser, während sie sagte:

„Ich denke, wenn ich ein Mann wäre, dann würde ich nichts mehr mit jemandem zu tun haben wollen, der in Frauenkleidern rumspringt und eine verliebte Göre darstellen will!“

Erschrocken, mit welchem Ernst sie das sagte, starrte ich sie an und atmete erleichtert auf, als sie losprustete und sich nicht mehr ein kriegte.

„Oh man, ihr Jungs denkt doch immer gleich, dass euch beim kleinsten bisschen Unmännlichkeit die Eier abfallen.

Das ist so lächerlich!“

ergänzte sie und zerwühlte meine nassen Haare.

„Willst du meine Sandwichs noch?

Mutti hat's mal wieder zu gut gemeint...“

fragte sie mich und unter diesen Umständen, und weil mein Magen schon seit 'ner Weile knurrte, nickte ich und futterte gierig.

„Fag ihr, daff die Dinger immer total geil fmecken!“

sprach ich mit randvollem Mund und verputzte Eines nach dem Anderen.
 

Ich muss zugeben, ich ziere mich immer gern das Essen von Anderen anzunehmen, aber bei Ayumi und den Sandwichs ihrer Mutter konnte ich einfach noch nie widerstehen.
 

Manchmal... wünschte ich mir auch eine Mutter, die für mich solche leckeren Dinge macht...
 

„Kann ich bei dir pennen?

Ich will nicht nach Hause...“

fragte ich Ayumi und sie überlegte einen Moment.

Ich weiß ja, dass ihre Mutter alleinerziehend und ihre Tochter ihr Ein und Alles ist, und auch dass ihre Mutter nicht will, dass sie Jungs zu Besuch hat; erst recht nicht zum Übernachten, aber auf Zuhause hatte ich heute echt keinen Bock mehr.

„Hmm... na gut... aber nur schlafen!

Wenn Mutti dich stöhnen hört, dann schmeißt sie dich raus, egal wie wenig du an hast“

erklärte sie mit ernster Miene und ich nickte:

„Ist Ok für mich.“

„Ehrlich?“

kam es noch nicht ganz überzeugt von ihr und ich konterte:

„Na hör mal!

Meistens fällst du doch über mich her und reißt mir die Klamotten weg!“

„Was schon recht merkwürdig ist, findest du nicht?“

fragte sie nachdenklich und ich zuckte mit den Schultern.

„Ich bin eben merkwürdig, du auch... unsere Beziehung, oder was immer wir miteinander haben, ist merkwürdig, also was soll's?“

entgegnete ich dem, während ich mich bis auf die Unterhose entblätterte und nach hinten an die Wand rückte.

Ayumi schien zufrieden mit meiner Antwort zu sein, sie löschte das Licht und zog sich im Dunkeln um.
 

Weiber...
 

„Ich seh mir deinen Saftladen mal an“

sprach sie einige Augenblicke später im finsteren Raum und ich hakte verwirrt nach:

„Du willst mich im Theaterkurs besuchen?“

„Japp, ich will wissen mit was für Eierköpfen du da zu tun hast“

erklärte sie und ich wusste nicht so recht, ob ich das gut oder schlecht finden soll.

Ayumi von ihrem Vorhaben abhalten zu wollen wäre eh aussichtslos...

„Wie du meinst...“

nuschelte ich und schloss die Augen.
 

Gerade als ich am Wegdösen war, drehte sie sich in einem schnellen Ruck zu mir um und sagte fast schon vorwurfsvoll:

„Ich fass es nicht, ich liege hier halb-nackt rum und du machst tatsächlich nichts!“

„Hab ich doch gesagt...

Denkst du etwa auch, dass wir Männer nur primitive Tiere sind?“

murmelte ich müde und bekam noch mit, wie sie sich anschmiegte, dann gab sie endlich Ruhe und ich konnte schlafen.
 

______________________________________________________________________
 


 

Jepp, ihr seht richtig, ich war dieses mal wirklich richtig schnell im Vergleich zu den letzten Kapiteln, aber vllt. merkt man ja auch wie viel Spaß ich bei diesem Reita-Kapitel hatte.

Aoi und Reita gehen ja noch(!) recht friedfertig miteinander um, auch wenn man womöglich schon kleine Spannungen spüren könnte.

Auf jeden Fall hat 'Subaru' sich diesmal wieder einen Knüller geleistet und unfreiwillig ein Eigentor geschossen.

Hier war also ein erster Einblick in Reita's Leben und da die Meisten von uns wohl nicht zur gut betuchten Oberschicht gehören werden, werden sich wohl Viele eher mit Reita identifizieren können, wohingegen Aoi's Welt noch(!) etwas befremdlich wirkt.

Aber man lernt ihn und sein Leben auch noch besser kennen und verstehen – sowie Reita später eben auch erst mal damit zurecht kommen muss.

Ich hoffe euch gefällt meine neue Story bisher schon mal, denn mir persönlich tut sie gut.

Als nächstes kommt wieder ein A-Kapi und wir erleben das erste Aufeinandertreffen der Zwei als Romeo und Julia und auch die ersten Zickereien der Beiden.

Ich freue mich wie immer über Reviews, Favos und Empfehlungen und hoffe, dass sich noch mehr Leser für dieses etwas exotischeres Pärchen erwärmen kann. :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  chibi-desu
2015-06-01T21:31:36+00:00 01.06.2015 23:31
und weiter gehts mit lesen ^_^

xD erster Abschnitt und es geht nur ums Geld und Hochschlafen ^^''
jap. der William Shakespeare der seit 400 Jahren tot is xD gut gemacht!
*-* erstes Beschnuppern von den beiden! auch wenns nur um was banales wie die Liste geht
oha o.o ein Drogendealer also. verstehen kann mans ja, wenn zu Hause das Geld fehlt... armer Junge ._. ich hoff nich, dass das noch schlimmer wird D:
uups o_o ich glaub an Reita's Stelle würd ich auf der Bühne kein Wort rauskriegen... egal wie oft ihr den Text schon gehört hätte ^^'' Respekt xD
und ich find's süß, wie verwirrt Aoi reagiert ^.^ das kann ja echt noch was werden mit den beiden, wenn die zusammen proben müssen xD gerade weil Aoi ja im letzten Kapitel erzählt hat, dass Iwamoto die Hauptdarsteller erst "sich beschnuppern" lässt :3 ich muss sagen, ich freu mich richtig drauf!! <3
exotisches Pärchen ist richtig gesagt ^^ aber sehr spannend, muss ich sagen!

ich freu mich auf das neue Kapitel *_*
Antwort von:  -Sian-
24.09.2016 00:04
So Klappe die 2te.
Das Leben ist hart aber ungerecht :P
Vllt. sollte Reita öfter mal im Unterricht aufpassen, dann würde ihm sowas nicht passieren..^^
Im neuen Kapi darf Aoi ja schon etwas mehr schnuppern und es scheint ihm zu gefallen, auch wenn ihm dieser Fakt ganz und gar nicht gefällt xD
Also, wenn ich dich beruhigen darf, es nimmt kein böses Ende wie bei Violence.
Reita erklärte sich ja selbst, dass das an der Stelle nur so daher war und keine richtige Prüfungsituation in der er was beweisen musste - deshalb flutschte es.
Aber erstmal ist das Beschnuppern eher von explosiver Natur *auf das neue Kapi verweis*
Dann nochmals vielen lieben Dank und vllt. auch bis bald :)

*verbeug*
Antwort von:  chibi-desu
25.09.2016 21:15
pff. im Unterricht aufpassen....was ist das?!! XDD
:3 das klingt seeeeeeeehr sehr interessant!!! °////° *Spannung*
das beruhigt mich wirklich sehr! >_<
mimimimimimimimim neues Kapitel?! °____° Unbedingt kucken geh!!! *^*
aber klar, bis bald!! ^.~
Von: abgemeldet
2015-05-30T19:39:19+00:00 30.05.2015 21:39
Reita ist echt ne Blüte...
er telefoniert mit William...
XD

wie geistreich...
*lach*

und dann auch noch - Sex-Date mit 'William'
*hab mich nicht mehr eingekriegt vor lachen*

auch das mit dem Schrank...und den Canabis Pflänzchen war einfach zu herrlich...
aber ich kann ihn schon verstehen
lieber etwas Geld, als gar keins...

und dann auch noch diese Glanzleistung von Reita beim Julia Dialog...
hat er fein gemacht...
und deswegen freue ich mich auch schon riesig auf das nächste Kapitel...

Lieben Gruß
Aya-chan60 ^_^

Antwort von:  -Sian-
23.09.2016 23:53
Auch hier: es tut mir sehr leid erst jetzt zu antworten @.@
Das mit William fällt noch mal auf ihn zurück, keine Bange so schnell kommt er nicht mit sowas davon xD
Ja Iwamoto ist von der direkten Sorte... sehr direkt...^^
Reirei musste eben schon früh lernen sich durchzubringen, er konnte ja auch nicht einfach nen Job annehmen mir 10 Jahren.. x)
Er hat eben seine heimlichen Talente :D
Das neue Kapitel ist jetzt auch endlich mal online - lang hats gedauert!
Danke für dein liebes Review und vllt. bis bald :)

*verbeug*
Von: abgemeldet
2015-05-26T17:24:06+00:00 26.05.2015 19:24
Tolles, lustiges Kapitel.^^
Hat mir super gut gefallen und ich weiß jetzt nicht ob mir Reita mehr leid tun soll oder ob ich mich über ihn einfach nur Kaputt lachen soll. XD

Freue mich schon auf das neue Kapitel.^^

Lg^^
Antwort von:  -Sian-
23.09.2016 23:49
Ein bisschen von beidem vielleicht?^^
Auch wenn das neue Kapitel und vorallem meine Antwort hierauf sehr lange gedauert hat, aber jetzt geht es endlich weiter und ich hoffe einfach, dass du noch dabei bist.
Nochmals ganz großes Sorry und lieben Dank fürs Kommi :)

*verbeug*
Von:  Goesha
2015-05-25T21:37:02+00:00 25.05.2015 23:37
Oha, Reita hat ja einen richtig grünen Daumen! XD
Aber ehrlich... im Schrank, mit Licht von einer Fabrik nebenan? Was zum Henker...
Und dann noch verticken das Zeug. *kopfschüttel* neenee *Reita auf die Finger hau*
Aber was mich noch mehr schockiert hatte, das Reita einfach so den Text aufgesagt hat! So einfach mal ganz locker 1a den Text runtergerasselt. Und jetzt hat er die A-Karte. XD
Bin mal gespannt, wie es weiter geht. Ich hab so das dumpfe Gefühl, das Ayumi sich nachher noch in Aoi verknallt, wenn sie da zum gucken hin geht. ^^" Aber ich lass mich mal überraschen!
Antwort von:  -Sian-
23.09.2016 23:48
Wäre auch schlecht, wenn er keinen grünen Daumen hätte, wenn er damit seinen Lebensunterhalt verdient^^
Reita musste sich sehr früh durchbeißen, später erklär ich noch dass sein Vater früher in der alten Fabrik gearbeitet hat und die Wohnungen daneben eben für die Angestellten waren, deshalb wusste Akira wie ers machen muss.
Weshalb Reita so gut mit TExten ist wird später auch noch mal expliziter erwähnt, ich wollte nur zum Anfang schon etwas derartiges einbauen, damit man sich nicht später fragte wie das jetz ausm Nichts kommt.
Na wenn du dich überraschen lassen willst, verrate ich's dir lieber nicht :P
Gaaanz großes Sorry dass ich erst jetz hier antworte, aber ich habs völlig verduselt x.x
Danke fürs Revi und vllt. bis bald <3!

*verbeug*
Von:  Youna
2015-05-25T19:42:01+00:00 25.05.2015 21:42
Ich möchte es ja nicht so tun, weil mir Reita ja etwas leid tut, aber: Haha! Du Vollidiot XD'''
Frauen sind was sowas angeht nun mal ganz schön zickig, und die freundliche Damen in der Theater-AG nun mal erst recht. Hätte ihm eig. klar sein müssen, dass das nicht so ne coole Idee ist. Das es so läuft wie es eben gelaufen ist, war für ihn allerdings nicht abzusehen x'D

Ich bin echt gespannt, wie sich das alles entwickelt.

Interessant finde ich übrigens deinen Kommentar:
Ich kann mich kein Stück mit Reita identifizieren sondern eher mit Aoi. Was wahrscheinlich daran liegt, das beide SO extrem unterschiedlich sind und ich in einem gut bürgerlichem Haushalt aufgewachsen bin. Da ist tatsächlich Aois Welt näher dran... finde ich zumindest.
Antwort von:  -Sian-
23.09.2016 23:43
OMG!
Wieso habe ich es verpennt hier zu Antworten?
Asche auf mein Haupt <.<
Naja Reita hat keine Erfahrung mit Zicken wie Naomi denn Ayumi ist ja doch recht umgänglich...^^
Ich möchte die Kurve der 'Beziehung' der Beiden sehr... krvig gestalten, eh es denn mal wirklich nach oben geht, weshalb jetzt noch nicht soo viel passiert.
Nun, dann haben sich meine Befürchtungen Gott sei Dank nicht bestätigt, dass es keinen gibt, der Aoi's Welt eher nachvollziehen kann! Aber beide sind schon mit Absicht gewälte Extreme, die es brauchte um einen Ähnlichen Zwist wie beim originalen Romeo und Julia erzustellen, denn solche Familien Fehden sind heute ja eher selten und keiner ersticht sich deswegen.
Lieben Dank (nach so langer Zeit..) für deinen Kommentar und noch mals Sorry!

*verbeug*


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