The Weakness In Me von Fhin (Seiya x Bunny) ================================================================================ Kapitel 49: The trembling hand of the trembling man --------------------------------------------------- „Ruhe!“, forderte die Lehrerin zum wiederholten Male, kam gegen das aufgeregte Geschnattere ihrer Klasse jedoch kaum an. „RUHE, HAB ICH GESAGT!“ Endlich senkte sich der Geräuschpegel etwas, wobei es einige Mädchen dennoch nicht unterlassen konnten, weiter miteinander zu tuscheln. „Sind alle da?“, fragte die Lehrerin laut, „Fehlt jemand?“ „Bunny ist noch nicht da!“, meldete Minako sich zu Wort. Die Lehrerin zog die Augenbrauen zusammen. „Nicht einmal heute kann sie pünktlich sein…“, murmelte sie vor sich hin und sah auf die Uhr. Ihr Zug würde nicht auf sie warten! „Da ist sie!“, hörte man ein Mädchen rufen und tatsächlich konnte man am Ende des Bahnsteigs Bunny sehen, die bepackt mit einer großen Tasche auf sie zurannte. „Na, Gott sei Dank“, seufzte die Lehrerin erleichtert. Es würde anstrengend genug werden, die ganze Klasse fünf Tage und vier Nächte quasi rund um die Uhr betreuen zu müssen. Da hatte ihr eine fehlende Schülerin gleich zu Beginn gerade noch gefehlt. „Ent-schul-digung!“, keuchte Bunny, als sie schließlich mit hochrotem Kopf vor ihr zu stehen kam. „Sind jetzt alle da?“, fragte die Lehrerin erneut in die Runde. Da niemand etwas Gegenteiliges behauptete, forderte sie ihre Schüler auf, sich gesittet in den Zug zu begeben und sich hinzusetzen. „Ist hier noch frei?“ Bunny sah auf und direkt in Seiyas Augen. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Herz einen kleinen Hüpfer machte. „Ähm…“, machte sie und sah sich um. Wieso hatte sie gedacht, dass Minako sich längst neben sie gesetzt hatte? Sie entdeckte sie einen Platz weiter neben Yaten, der stur aus dem Fenster starrte, während Minako enthusiastisch von ihren Plänen für Kyoto erzählte. „Schätzchen?“, fragte Seiya, als Bunny nicht antwortete. „Ah… ja!“, beeilte sie sich zu sagen, „Hier ist noch frei.“ Seit ihrem Gespräch mit Mamoru passierte es ihr immer öfter, dass sie sich in ihren eigenen Gedanken verlor und von dem Geschehen um sie herum nur wenig mitbekam. Seiya setzte sich neben sie. Bunny starrte auf ihre Knie. Ihr mochte gerade so gar nichts einfallen, worüber sie mit Seiya reden konnte, zumal sich ihre Gedanken in letzter Zeit eigentlich nur um ihre Situation mit Mamoru drehten. „Alles in Ordnung?“, fragte Seiya schließlich, nachdem er sie eine Weile betrachtet hatte. „J-ja!“, beeilte sie sich zu sagen. Sie lachte nervös. „Alles in Ordnung!“ Sie konnte ihm nicht von der Sache mit Mamoru erzählen, wobei sie selbst nicht einmal so genau wusste warum. Doch irgendetwas hielt sie davon ab. „Hm…“, machte Seiya skeptisch, „Wenn du über irgendetwas reden willst… ich bin immer für dich da.“ Bunny lächelte ihn an. Seiya war doch wirklich ein lieber Kerl und ein unheimlich guter Freund. Sie verstand selbst nicht, wieso sie sich ihm nicht einfach anvertraute. Sonst hatte sie doch auch immer über alles mit ihm reden können. „Danke, Seiya“, sagte sie aufrichtig, „Aber es ist alles in Ordnung. Ich… hab einfach nicht so gut geschlafen.“ Das war nicht mal ganz gelogen, da sie tatsächlich nicht besonders gut geschlafen hatte. Dennoch konnte sie ihm ansehen, dass er ihr das nicht so ganz abkaufte, aber er entschied sich offensichtlich dafür, nicht weiter nachzubohren. „Na schön“, gab er nach, „Aber mein Angebot steht trotzdem.“ Knapp vier Stunden waren sie unterwegs. Bunny war froh, dass sie es doch noch geschafft hatte, sich zusammenzureißen und normal mit Seiya zu reden. Und diese Ablenkung hatte ihr tatsächlich gut getan. Zumindest hatte es sie mal auf andere Gedanken gebracht. „Haaaach“, seufzte sie und sank auf ihren Futon nieder. Sie teilte sich mit Ami, Makoto und Minako ein Zimmer in der Jugendherberge. „Jetzt nicht schlapp machen, Bunny“, neckte Makoto sie, „Wir treffen uns in zehn Minuten wieder am Eingang und dann geht’s mit den Besichtigungen los.“ „Ich bin aber müde“, maulte Bunny, „und ich hab Hunger!“ „Ich hab noch ein paar Cracker“, warf Minako ein und zog eine angebrochene Packung Cracker aus ihrem Rucksack, die sie sich für die Fahrt eingepackt hatte. „Du bist die Beste!“, dankte Bunny ihrer Freundin glücklich. Alles sah doch gleich viel besser aus, wenn man etwas im Magen hatte. Und immerhin würden sie jetzt fünf Tage mit der ganzen Klasse in Kyoto verbringen. Das musste sie doch genießen! Tatsächlich befanden sie sich etwa eine Dreiviertelstunde später mitten im Herzen Kyotos und blickten auf den Kaiserpalast, der sich inmitten einer großen Parkanlage befand. Bunny musste zugeben, dass der Anblick durchaus beeindruckend war, jedoch konnte sie sich auf die Ausführungen ihrer Lehrerin kaum konzentrieren. Nur hin und wieder schnappte sie mal ein paar Worte auf, wenn sie sich mal wieder dabei ertappte, dass ihre Gedanken abschweiften. „…zwischen 794 und 1868 als Kaiserresidenz… …mehrere Male abgebrannt… …befindet sich die Residenz des zurückgetretenen Kaisers….“ Beinahe hätte sie verpasst, dass die ganze Klasse sich weiterbewegte. „Hey, Schätzchen“ riss Seiya sie aus ihren Gedanken, „Nicht schlafen!“ Er hatte bemerkt, dass Bunny verträumt stehen geblieben war und war nochmal umgekehrt, um sie einzusammeln. „Oh!“, stieß Bunny aus und bemerkte erst jetzt, dass die anderen sich schon einige Meter von ihnen entfernt hatten. „Komm schnell!“, forderte Seiya und nahm sie bei der Hand. Bunny zuckte kurz zusammen, als sich seine warme Hand um ihre schloss. Er fing an zu rennen und zog sie mit sich. Nach nur wenigen Sekunden hatten sie die anderen eingeholt. Bunnys Herzschlag hatte sich über die paar Meter deutlich beschleunigt. Konnte das wirklich an dem kleinen Sprint gelegen haben oder lag es viel mehr daran, dass Seiya ihre Hand hielt? Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er sie immer noch nicht losgelassen hatte, obwohl sie die anderen bereits eingeholt hatten. Vorsichtig schielte sie auf Seiyas Gesicht, doch er schaute stur geradeaus. Bildete sie es sich nur ein oder lag tatsächlich ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen? Minako traute ihren Augen kaum. Sie stieß Yaten in die Rippen und deutete ihm, sich unauffällig umzudrehen. Er reagierte zunächst ein wenig genervt, drehte den Kopf dann aber trotzdem ein wenig zur Seite, um einen Blick auf das zu erhaschen, was Minako ihm da unbedingt zeigen wollte. Und jetzt konnte er auch verstehen, wieso Minako so reagiert hatte. Ein kleines Stück hinter ihnen liefen Seiya und Bunny und sie hielten sich tatsächlich bei der Hand. Schnell sah er wieder nach vorne, während Minako erneut einen kleinen Blick nach hinten riskierte. Sie strahlte. Bunny und Seiya liefen einfach nebeneinander her. Weder sprachen sie miteinander noch tauschten sie irgendwelche Blicke miteinander. Und beide hatten diesen unheimlich niedlichen Rotschimmer auf ihren Wangen. Minako hätte am liebsten einen kleinen Freudensprung gemacht. Überschwänglich hakte sie sich bei Yaten ein. „Hey, Minako!“, protestierte er etwas überrumpelt. Doch sie grinste nur und ignorierte den Protest. „Sind sie nicht unheimlich süß?“, fragte sie strahlend. Yaten seufzte. „Naja…“, sagte er nur. Vielleicht hätte man sie wirklich als süß bezeichnen können, was Yaten jedoch nie tun würde, aber… gab es da nicht ein kleines Problem, das Minako komplett zu übersehen schien? „Was ist mit Bunnys Freund?“, fragte er ernst. So sehr er es Seiya gönnte, seiner Angebeteten ein bisschen näher zu kommen, er wollte einfach nicht, dass er verletzt wurde. „Aaaaaaach…“, machte Minako ausweichend, „Vielleicht ist das alles ja gar nicht mehr so ein großes Problem?“ Yaten versuchte sich einen Reim daraus zu machen und sah Minako fragend an. Diese wich seinem Blick jedoch aus. „Minako?“, hakte er nach. „Hm?“, machte sie nur, ohne ihn anzusehen. „Was meinst du damit?“ Er konnte Minako ansehen, dass sie ehrlich versuchte, irgendetwas für sich zu behalten. Andererseits sah sie so aus, als würde sie gleich platzen. „Minako“, sagte er erneut. „Okay, okay!“, platzte sie heraus, „Aber du musst mir versprechen, es NIEMANDEM zu sagen, okay? NIEMANDEM!“ „Klar“, sagte er gleichgültig. Er wollte nur wissen, ob es für seinen Bruder vielleicht doch besser aussah, als er dachte. „Also…“ Minako holte noch einmal tief Luft, bevor sie sich verschwörerisch noch näher zu Yaten neigte, „Bunny hat sich mal wieder wegen Seiya mit Mamoru gestritten und jetzt machen sie eine Beziehungspause!“ Für einen kurzen Moment sah Minako so aus, als wäre eine große Last von ihren Schultern genommen worden, bevor sich jedoch ihr schlechtes Gewissen bemerkbar machte. Offensichtlich hatte sie eigentlich niemandem davon erzählen dürfen. „Bitte, sag’s nicht weiter“, flehte Minako erneut, „Nicht mal Ami, Makoto oder Rei wissen davon…“ Das erstaunte Yaten tatsächlich. Redeten die Mädchen sonst nicht immer über ALLES miteinander? Es gab Dinge, die Bunny nur EINER Freundin anvertraute? Jetzt fühlte er sich beinahe schon unwohl, weil Minako gerade ihn eingeweiht hatte. „Ich sag’s nicht weiter“, versprach er. „Aber meinst du, dass Seiya irgendetwas davon hat? Ich meine… eine Beziehungspause ist keine Trennung oder?“ „Ich weiß es nicht genau“, gab Minako zu, „aber vielleicht ist es wirklich der erste Schritt in Richtung Trennung… Andererseits… Es geht hier um Bunny und Mamoru und nicht um irgendein normales Paar.“ Yaten seufzte. „Also im Prinzip hat sich an der Situation überhaupt nichts geändert… Bunny wird irgendwann wieder zu Mamoru zurückgehen und wenn es nur wegen der Zukunft und des Kindes ist.“ „Vielleicht…“, gab Minako zu, „Aber vielleicht nutzt sie diese Chance auch, um ihren Gefühlen für Seiya nachzugehen und etwas zu verändern…“ Seiya konnte es nicht fassen. Er hatte all seinen Mut zusammengenommen, als er ihre Hand ergriffen hatte. Dass sie es zugelassen hatte, hatte er wohl seinem Vorwand zu verdanken, sie einfach schnell wieder zu den anderen zu bringen. Aber auch als sie die anderen längst erreicht hatten, hatte er sie nicht losgelassen und sie hatte sich auch nicht dagegen gewehrt. Jetzt liefen sie schon mehrere Minuten Händchen haltend nebeneinander her. Er traute sich nicht, sie anzusehen, geschweige denn etwas zu sagen. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass auch sie stur geradeaus sah. Er fühlte sich beinahe so, als hätte er zu viel Kaffee getrunken. Sein Herz schlug viel zu schnell, er konnte ein Zittern kaum unterdrücken und er hätte gerade Bäume ausreißen können. Andererseits hatte er auch dieses flaue Gefühl im Magen, weil er Angst vor dem hatte, was noch kam. Irgendwann würde er ihre Hand loslassen müssen und er hatte noch keine Ahnung, wie er sich dann verhalten sollte. Und trotzdem war er gerade wohl der glücklichste Mann der Welt, weil er mit seiner großen Liebe Händchen halten konnte. Er zuckte regelrecht zusammen, als sein Handy plötzlich klingelte. Ruckartig ließ er Bunnys Hand los und kramte nach seinem Handy. Er konnte ihren Blick nur zu genau spüren und wusste genau, dass er gerade ziemlich rot anlief. So also wurde dieser wunderbare Moment beendet? Ohne darauf zu achten, wer ihn da gerade anrief, nahm er ab. „Hallo?“, meldete er sich und musste feststellen, dass er etwas atemlos klang. „Hallo Seiya?“, hörte er eine weibliche Stimme. Er musste für einen Moment überlegen, bevor ihm klar wurde, wer gerade anrief. „Rika?“, fragte er und im gleichen Moment rutschte ihm das Herz in die Hose, als ihm klar wurde, dass Bunny gerade genau mitbekam, dass Rika Osawa ihn auf seinem privaten Handy anrief. Und das nach all den Gerüchten, die es in letzter Zeit über ihn und Rika gab. „Was machst du gerade?“, fragte Rika mit süßer Stimme. Seiya fühlte sich etwas überfordert. Warum zur Hölle rief sie ihn an, wenn sie dann nur mit irgendwelchem Smalltalk anfing? „Ich… bin gerade in Kyoto“, antwortete er schließlich. „Oh, Arbeit? Habt ihr ein Konzert?“ „Nein… Schulausflug…“ Er schielte hinüber zu Bunny, die immer noch neben ihm lief, ihn aber nicht ansah. Sie lief einfach nur neben ihm her. „Oooh, ich bin neidisch!“, rief Rika aus, „Ich würde auch gern mit dir verreisen! Kyoto ist bestimmt toll! Ich hab gehört, da soll es einen Tempel geben, der…“ „Rika!“, unterbrach Seiya sie, „Warum rufst du an?“ „…Ich wollte nur deine Stimme hören“, erwiderte sie nach einer kurzen Pause und Seiya konnte sich ihren Schmollmund genau vorstellen. „Sorry, aber ich kann jetzt nicht mit dir reden“, versuchte er, sie abzuwimmeln. „Darf ich dich später nochmal anrufen?“, fragte sie sofort. Seiya seufzte. „Du solltest das lieber lassen“, wehrte er ab. „Aber…“ „Nein“, sagte er bestimmt, „Sorry, dass ich dir das jetzt so sage, aber ich habe keine Lust mit dir zu telefonieren. Ich hab kein Interesse an dir und um ehrlich zu sein, stört es mich etwas, dass irgendwelche Gerüchte über uns in Umlauf sind.“ „Aber… aber… Seiya!“ Er sah sie vor sich, wie sie ein paar Tränen hervorbrachte und ihn mit traurigem Blick ansah. „Sorry, ich leg jetzt auf“, verabschiedete er sich und legte auf, ohne dass sie eine Chance gehabt hätte, noch etwas zu erwidern. Er seufzte. Nervös sah er zu Bunny rüber, die ihren Blick immer noch nach vorn gerichtet hatte. „Sorry“, sagte er schließlich leise. Erstaunt sah sie auf. „Wofür denn?“, fragte sie. „Dass du das mit anhören musstest“ erwiderte er. Es war ihm wirklich mehr als unangenehm. Doch sie lächelte einfach nur ihr bezauberndes Lächeln. „Macht doch nichts“, winkte sie ab. Er schluckte. Er musste gerade stark gegen den Drang ankämpfen, sie einfach in den Arm zu nehmen und sie fest an sich zu drücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)