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Journey to Evolution

Mit jedem Schritt wirst du stärker
von

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Harte Kämpfe und zarte Blumen

Lily erwachte vom Geruch frischer Pancakes, der durchs Haus bis in ihr Zimmer zog. Genüsslich drehte sie sich noch einmal in ihrem Bett um, das so viel gemütlicher war als die Betten im Pokémon Center, und stand dann auf, um die Vorhänge ihres Zimmers zurückzuziehen. Als sie durch das Fenster nach draußen blickte, breitete sich vor ihren Augen die vertraute Szenerie der Heimat aus. Noch einmal atmete sie durch, bevor sie im Schlafanzug nach unten in die Küche ging, wo Rose emsig werkelte.

„Guten Morgen“, wünschte sie ihrer Schwester, als sie eintrat. Wie immer war sie schon fertig angezogen und zurechtgemacht, an diesem Tag trug sie ihre langen violetten Haare in einem aufwändigen Zopf.

„Guten Morgen, Lily. Ausgeschlafen?“ Rose strahlte sie an, auch wenn ihre Fröhlichkeit leicht gezwungen wirkte – zumindest für jemanden, der sie so gut kannte wie Lily. „Ich dachte mir, dass du sicher länger schlafen wirst, deshalb gibt es heute einen Brunch. Evoli hat zumindest die Pancakes schon für gut befunden.“ Tatsächlich lauerte das Normalpokémon zu Rose' Füßen auf „Kostproben“, was von Psiana mit missbilligenden Blicken quittiert wurde.

Lily warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon nach elf war. Um zwei Uhr war sie mit Alex in der Innenstadt verabredet.

„Das trifft sich gut, nachmittags muss ich nämlich in die Innenstadt,“ sagte sie und schaufelte sich Rührei und Schinken auf den Teller.

Rose stellte die Schüssel mit den Pancakes ebenfalls auf den Tisch und setzte sich. „Hast du etwas bestimmtes vor?“, erkundigte sie sich, während sie ihren Teller mit Obstsalat füllte.

„Ähm, na ja...“ Lily stocherte in ihrem Rührei herum. Jetzt wäre wohl der passende Zeitpunkt, ihrer Schwester zu beichten, dass sie nicht alleine reiste, aber sie wusste nicht, wie diese reagieren würde. „Ich hab so eine Art, hm, Reisebegleitung, jemand in meinem Alter – das war nicht meine Idee, Endivie hat sozusagen Gefallen an seinem Bisasam gefallen und deshalb sind wir ein Stück zusammen gereist...“ Sie sah zu ihrem Pokémon, als könnte dieses ihr Rückendeckung geben.

„Verstehe. Und heute willst du ihm die Stadt zeigen?“ Rose reagierte gelassener, als Lily es erwartet hatte.

„Vor allem die Arena“, antwortete Lily, immer noch auf die große Standpauke wartend.

„Ein Trainer also. Hauptsache, du bist bis zum Abendessen wieder hier.“ Rose nickte ihr zu und widmete sich dann wieder ihrem Obstsalat und der Morgenzeitung.

Zwar war Lily etwas verwundert, dass sie so glimpflich davongekommen war, aber beschweren würde sie sich nicht. Stattdessen genoss sie ihr Rührei mit Schinken und tat sich danach zwei Pancakes auf, von denen sie einen beinahe komplett an Evoli verfütterte, und eine große Schale Obstsalat, die sie mit Endivie teilte. Girafarig hatte Rose schon gefüttert, aber Lily ließ es sich trotzdem nicht nehmen, dem treuen Pokémon ihrer Mutter einen kleinen Leckerbissen nach draußen zu bringen. Dann war es auch schon an der Zeit, sich fertig zu machen.

Da ihr Reiseoutfit in der Wäsche war, zog Lily stattdessen ein sommerliches weißes Kleid mit rosa Blüten an und ließ ihre lockigen Haare offen. Beim Verlassen des Hauses schlüpfte sie in weiße Ballerinas und verzichtete auf ihre Mütze. „Bis nachher dann“, rief sie Rose zu, die ihr hinterwinkte. Evoli ließ sie ausnahmsweise daheim, damit es ein bisschen in seinem vertrauten Zuhause spielen konnte, bevor sie wieder abreisten, aber Endivie nahm sie mit, da Alex ja Bisasam in dem Kampf einsetzen wollte.

Sie nahm den Bus ins Stadtzentrum, der praktischerweise auch vor dem Pokémon Center hielt, und ging hinein. Sie war etwas zu früh, aber Alex saß schon in der Lobby und goss die Beerenpflanzen in seinem portablen Gewächshaus.

„Du hast einen grünen Daumen, oder?“, meinte sie und setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel.

„Und du schleichst dich gern an Leute an, oder?“, erwiderte der Junge etwas grummelig, schenkte ihr dann aber wieder eine kleine Flasche frischen Beerensaft. „Damit werden unsere Pokémon im Pokéathlon wesentlich besser abschneiden.“

Auf der Fahrt hatte Lily sich überlegt, dass sie gern so schnell wie möglich nach Teak City gelangen wollte, aber Alex schien sich so auf die Teilnahme zu freuen, dass Lily einfach nicht darum bitten konnte, ohne Umwege weiterzureisen. Vielleicht hatte Rose ja wirklich Recht und Ablenkung täte ihr gut, und sie wollte ihn als Freund auch nicht enttäuschen.

Die beiden Kinder verließen das Pokémon Center und schlugen den Weg nach Osten und dann nach Norden durch gewaltige Hochhäuser ein, bis sie nach einiger Zeit die Arena erreichten. Bevor sie eintraten, warnte Lily Alex noch vor Biankas Miltank. „Denk dran, dass es schwer zu schlagen sein wird, wenn es einmal mit Walzer angefangen hat.“ Sie hatte einmal vor ein paar Jahren bei einem Kampf zugesehen, als sie noch zur Trainerschule gegangen war, und natürlich war Arenageschehen auch eine Art Stadtgespräch.

„Keine Sorge, ich hab da schon eine Idee.“ Alex grinste selbstbewusst und meldete sich dann für seinen Kampf an. „Oh Mann, hier sieht's ja aus wie in 'ner Bonbonschachtel“, raunte er Lily noch zu, bevor diese sich auf die Tribüne setzte. Die Schiedsrichterin erklärte, dass beide jeweils zwei Pokémon einsetzen durften, dann gab sie das Signal zum Kampfbeginn.

Bianka schickte ein Piepi in den Kampf und Alex ein Jugong. Bevor Piepi überhaupt mit Metronom starten konnte, hatte Jugong schon einen Aurorastrahl abgefeuert, der bei einem Wettbewerb sicher eine hohe Punktzahl gebracht hätte. Verängstigt flüchtete das rosafarbene Pokémon der Arenaleiterin aus dem Ring, womit Alex zum Sieger der ersten Runde erklärt wurde. Doch mit Miltank, das Bianka nun in den Kampf schickte, wurde es schwer, das wusste Lily.

Als das Kuhpokémon Walzer einsetzte und begann, sich durch die Arena zu drehen, grinste Alex und befahl seinem Jugong, Eissturm einzusetzen. Binnen kurzer Zeit war der Boden der Arena überfroren und Miltank, das Jugong deshalb mit seinem Walzer nicht treffen konnte, schlitterte haltlos über den Boden. Nun verstand Lily auch, wieso er dieses Pokémon eingesetzt hatte und nicht das typenmäßig überlegene Riolu. Mit einem weiteren Eissturm sorgte Jugong dafür, dass Miltanks Geschwindigkeit sich verringerte, bevor Alex es zurückrief und Bisasam in den Kampf schickte.

Wieder wunderte Lily sich über seine Wahl, da das Pflanzenpokémon auf dem glatten Boden ebenfalls nicht sehr gut kämpfen konnte, doch auch dieses Mal schien Alex einen Plan zu verfolgen. Bisasam ergriff das so verlangsamte Miltank mit seinen Ranken, sodass es nicht weiterrollen konnte, und gab dem desorientierten Pokémon dann mit Samenbomben, die es konstant auf seinen Gegner abfeuerte, den Rest.

Bianka schien den Tränen nahe, als sie ihr Miltank zurückzog, riss sich aber zusammen und überreichte Alex seinen Basisorden. Bisasam gab seinem Trainer und Endivie mit seiner Ranke High-Five, bevor sie die Arena verließen.

„Deine Technik mit dem Eis war ziemlich gut. Ich wusste nicht mal, dass du ein Jugong hast“, kommentierte Lily beeindruckt.

Alex fuhr sich etwas verlegen durch die dunklen Haare. „Danke. Jetzt hast du alle fünf Pokémon gesehen, die ich mit nach Johto genommen habe, zwei andere sind zu Hause bei meinen Eltern. Ich wollte nicht eins allein zurücklassen, und eigentlich hatte ich gehofft, mir bald noch ein neues Teammitglied fangen zu können“, erklärte Alex. „Sag mal, macht es dir was aus, wenn wir noch kurz beim Blumenladen vorbeischauen? Laut Stadtplan ist es nicht weit.“

„Nein, ist es auch nicht.“ Lily führte Alex gern zu seinem Zielort, auch wenn sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Während der Junge sorgfältig Samen und Dünger auswählte, vertrieb Lily sich vor den Zierpflanzen die Zeit. Als ihr Blick auf eine perfekte Rose fiel, musste sie wieder an die Enthüllungen vom Vortag denken und daran, was ihre Schwester alles getan hatte, um ihr das Leben so sorgenfrei wie möglich zu gestalten.

„Ich bin fertig, wir können los. Hier, für dich.“ Als wäre nichts weiter dabei, hielt Alex ihr eine einzelne Lilie unter die Nase. „Nur ein kleines Dankeschön fürs Rumführen und so.“ Dann schien er allerdings doch etwas peinlich berührt ob seiner eigenen Geste und inspizierte geschäftig den Inhalt seines Einkaufsbeutels.

„Danke!“ Gerührt betrachtete Lily die Blume. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sich aus dem Zufall, der sie zusammengeführt hatte – und ihren beiden Pflanzenpokémon -, in relativ kurzer Zeit eine Art Freundschaft entwickelt. Und wenn sie an den letzten Wettbewerb zurückdachte, war sie eigentlich diejenige, die sich bedanken musste. „Hey, hast du nicht Lust, zum Abendessen zu mir nach Hause zu kommen?“, fragte sie deshalb spontan.

Alex schien erfreut. „Gerne! Ich sage nicht nein zu einer Abwechslung vom Kantinenessen.“

Nachdem Lily daheim angerufen und den Gast angekündigt hatte, stiegen sie zusammen in den Bus in Richtung südwestlicher Stadtrand und liefen von der Haltestelle aus das kleine Stück zu Lilys Haus.

„Hier sieht es weniger nach Großstadt aus“, bemerkte Alex. „Na ja, meine Familie wohnt auch eher am Stadtrand von Prismania City. Im Grünen ist es doch am schönsten.“

Rose begrüßte Alex freundlich und bedankte sich bei ihm dafür, dass er Lily Gesellschaft leistete. Während sie noch einmal kurz in der Küche verschwand, führte Lily ihren Besucher noch kurz durch den Garten, bis Rose an den gedeckten Terrassentisch rief, auf dem sie Lilys Blume in der Mitte platziert hatte.

„Und du sammelst die Johto-Orden, ja?“, erkundigte sich Rose, als sie Alex eine Schüssel mit Nudelsalat reichte.

„Genau. Eigentlich komme ich aus Kanto und habe die Orden von dort schon, aber dieses Jahr wollte ich gern durch Johto reisen und trainieren“, antwortete dieser und tat sich Salat auf den Teller.

„Heute hat er Bianka in der Arena geschlagen – das hättest du sehen müssen!“ Lily berichtete von dem Kampf, dessen Zeugin sie geworden war, und wie Alex das rollende Miltank gestoppt hatte.

„Ach, na ja, du hast mir ja vorher erzählt, worauf ich mich gefasst machen muss, da konnte ich mir vorher eine Strategie zurechtlegen.“ Er kratzte sich etwas verlegen am Kopf.

„Eine Strategie zu haben, ist immer gut“, lobte Rose.

Als die letzte Reiseanekdote erzählt und der letzte Rest Miltank-Quark verputzt war, machte Alex sich wieder auf den Weg ins Pokémon Center, jedoch nicht ohne von den Schwestern zur Bushaltestelle begleitet zu werden. Nachdem für den nächsten Tag ein Besuch beim Pokéathlon verabredet und der Bus um die Ecke gefahren war, sodass auch Endivie das Winken mit seinen Ranken aufgab, hakte Lily sich bei Rose ein und sie gingen zurück ins Haus.

„Netter Junge“, kommentierte Rose und zwinkerte Lily zu.

„Er ist ein guter Trainer, und Endivie scheint sein Bisasam zu mögen“, antwortete diese etwas ausweichend.

„So, so.“ Rose schien ihr nicht ganz zu glauben, doch das störte sie nicht. Es war ihr sogar ganz recht, um ihre wahren Gedanken zu verbergen, von denen immer noch viel zu viele um Aidan kreisten.

Bevor Lily an diesem Abend schlafen ging, sog sie den Duft der Lilie ein, die Alex ihr geschenkt hatte. Es war ein schönes Gefühl, Freunde zu haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  yazumi-chan
2014-10-14T21:01:57+00:00 14.10.2014 23:01
Mir gefällt die Beziehung zwischen Alex und Lily sehr gut und auch dein Schreibstil ist sehr solide, allerdings stört mich jetzt doch langsam, dass Alex scheinbar innerhalb kürzester Zeit alle Orden einsammelt. Ich könnte das nachvollziehen, da er anscheinend in Kanto schon fertig ist, aber dann ist es sehr unrealistisch, dass er gegen Falk verliert. Level und so weiter scheinen ja keine Rolle zu spielen, deswegen bin ich nicht sicher, in wie weit die Arenaleiter pro Stadt stärker werden oder alle ungefähr das gleiche Niveau haben?
Antwort von:  Yurippe
15.10.2014 08:37
Danke fuer deinen Kommentar.
Manchmal machen Typennachteile es Alex schwer.
Von:  fahnm
2011-09-30T22:28:14+00:00 01.10.2011 00:28
Klasse Kapi^^
Von:  Kalliope
2011-09-30T21:25:45+00:00 30.09.2011 23:25
Es ist toll, dass man Alex endlich mal als den starken Trainer sehen kann, der er ist (immerhin hat er in Kanto schon die Orden geholt und das soll schon etwas heißen). Das mit der Lilie ist wirklich total süß, er ist ein guter Freund, die zwei können bestimmt gut durch dick und dünn gehen :)


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