Journey to Evolution von Yurippe (Mit jedem Schritt wirst du stärker) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es war spät in der Nacht in Dukatia City, und weit vom niemals stillstehenden Stadtkern dieser gigantischen Metropole schliefen die meisten Menschen schon lange. Nichtsdestotrotz saß ein junges Mädchen immer noch hellwach auf ihrem Bett und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster. Neben ihr saß ein kleines Pokémon, das sie gedankenabwesend streichelte, während sie einen Seufzer ausstieß. „Ich wünschte, ich könnte alles unter diesem unendlichen Himmel mit meinen eigenen Augen sehen, Evoli.“ Sie nahm ihren kleinen Freund auf den Arm und hielt ihn so, dass er aus dem Fenster sehen konnte. Dann kuschelte sie ihr Gesicht in sein weiches Fell und seufzte erneut. Am nächsten Tag würde sie zwölf werden, und noch immer war sie nicht unterwegs auf Reisen, wie all die anderen Kinder schon mit zehn. Seit zwei Jahren hatte sie mit Evoli hier in Dukatia City gewartet, war zur Trainerschule gegangen, hatte ihrer Schwester zu Hause geholfen... Es war nicht so, als wollte sie dies alles zurücklassen. Sie liebte ihre Schwester, die sich so gut um sie kümmerte und sich ins Zeug legte, damit es ihnen nie an etwas fehlte, und sie liebte auch ihr Zuhause hier in der Stadt voller Möglichkeiten und so vielen Dingen zu sehen. Durch verschiedene Regionen zu reisen und möglicherweise draußen übernachten zu müssen sagte ihr ehrlich gesagt wenig zu, aber trotzdem wollte sie es gern. Sie wollte etwas allein tun. Auch wenn es vielleicht unbequem war oder sogar gefährlich, wusste sie doch, dass sie es tun musste, um selbstständig werden zu können. Aber es war eh sinnlos, darüber nachzudenken. Ihre Schwester würde sie die nächsten Jahre nicht ziehen lassen. Ein Teil von ihr hasste sie dafür, aber der größere und vernünftigere Teil wusste, dass sie es nur gut meinte. Selbst mit einem Pokémon an ihrer Seite war die Welt ein gefährlicher Ort für ein alleinreisendes junges Mädchen. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie die Tür aufging, sodass die Stimme ihrer Schwester sie aufschreckte. „Musst du mich am Abend vor meinem Geburtstag so erschrecken?“ Ihre Schwester lächelte, wurde aber sogleich wieder ernst. „Dein Geburtstag ist der Grund, aus dem ich mit dir reden wollte.“ Sie ließ sich ebenfalls auf dem Bett nieder, mit ihrem Psiana, das hinter ihr den Raum betreten hatte, zu ihren Füßen. „Ich weiß, es war hart für dich, dass alle deine Freunde zu ihrer Pokémonreise aufgebrochen sind und du hier bleiben musstest, Lily“, begann sie. „Ich weiß auch, dass du verstehst, wieso ich dich nicht ziehen lassen habe.“ Lily nickte. „Du hast Angst, dass mir etwas zustößt.“ „Genau. Ich könnte es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren...“ Sie räusperte sich und hielt einen Moment inne. „Aber mir ist klargeworden, dass ich dich nicht ewig hier behalten kann. Natürlich machen sich alle Eltern und Geschwister Sorgen um diejenigen, von denen sie sich trennen müssen, aber irgendwann muss man einfach loslassen. Du und Evoli, ihr habt in den letzten zwei Jahren viel trainiert, und da ich weiß, dass du dich nicht Hals über Kopf in Abenteuer stürzt, habe ich beschlossen, dass du ab morgen nicht mehr hier zu bleiben brauchst – wenn du willst, versteht sich.“ Lily starrte ihre Schwester ungläubig an. „Soll das heißen... ich darf meine Reise antreten?“ „Genau das soll es heißen. Allerdings nur unter diesen Bedingungen: Du reist nicht alleine im Dunkeln, und auf gefährlichen Strecken nimmst du Bus, Schiff oder sonstige Transportmittel. Außerdem rufst du mich jeden Tag an, damit ich mich vergewissern kann, dass es dir gut geht, und ab und zu werde ich vorbeikommen und dich besuchen. Kannst du damit leben?“ „Natürlich kann ich! Ich tu alles, was du willst, damit ich nur reisen kann!“ Sie sprang von ihrem Bett, warf ihr Evoli in die Luft und tanzte im Zimmer herum wie ein wild gewordenes Eneco. „Oh, danke, Rose, danke, danke, danke!“ Sie legte eine kurze Tanzpause ein, um ihre Schwester zu umarmen, machte aber sofort weiter. Rose saß auf ihrem Bett und beobachtete ihre kleine Schwester lächelnd. Sie strich ihrem Psiana, das dem ganzen Aufruhr etwas skeptisch zusah, beruhigend über den Kopf. Als Lily sich etwas beruhigt hatte, sagte sie: „Ich brauche eine Ausrüstung für meine Reise, Essen, Reiseführer...“ „Weiß ich doch“, unterbrach Rose sie grinsend. „Morgen gehen wir einkaufen, schließlich haben wir Johtos größtes Kaufhaus praktischerweise fast vor der Haustür. Aber jetzt solltest du erst mal schlafen gehen, Shoppingtouren erfordern Kraft. Mach’s einfach wie Evoli.“ Lily erblickte ihr kleines Pokémon, welches – vermutlich von der anstrengenden Tanzerei – schon tief und fest schlief. „Na gut, ich versuch’s. Aber morgen...“ „Morgen ist dein großer Tag, da kannst du alles tun, was du willst.“ Mit einem Lächeln und einem „gute Nacht“ schloss Rose die Tür und begab sich in ihr eigenes Zimmer, nicht ohne eine kleine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. Morgen würde etwas altes zu Ende gehen, aber etwas neues würde beginnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)