Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 55: Einen Schritt der Veränderung ----------------------------------------- Als wir uns langsam voneinander lösen streiche ich sanft über die Wange meines Bruders, der so viel erwachsener ist, als ich es je erwartet hätte. Seine Worte sind nicht die naiven Vorstellungen eines Halbwüchsigen, der kurz vor der Pubertät steht. Manchmal hab ich den Eindruck, dass er viel zu erwachsen für sein Alter ist. Aber er hat diese Weitsicht in sozialen Dingen, die mir einfach fehlt. Er erkennt Zusammenhänge in Bezug auf andere Menschen, die nichts mit der Geschäftswelt zu tun haben, leichter und richtiger als ich. Einfach weil er offen dafür ist und vertrauen kann. Dann meint Mokuba, wir sollten mal nach den anderen schauen. Nicht das sie uns das Haus abbrennen in dem verzweifelten Versuch selbst etwas zu kochen. Ich muss schmunzeln und diese Reaktion überrascht mich selbst ein wenig. Ich nicke nur und will mit ihm und Katsuya mein Büro verlassen, als sich mein blonder Streuner von uns löst und in meinen Waschraum läuft. Nein! Das ist nicht gut. Wenn er in den Waschraum geht, wird er den kaputten Spiegel sehen und erkennen, wie kurz davor ich tatsächlich stand etwas Dummes zu tun. Es ist nicht so, dass ich den Spiegel zerschlagen hätte, um mir ein Mittel zum Zweck zu schaffen. Da hätte ich andere - leichtere - Optionen gehabt. Es war eher so, dass ich mein eigenes Spiegelbild nicht länger ertragen habe. Dieses Bild von mir, wie ich gebrochen, schwach und am Ende bin! Wie ich die verlorene Unversehrtheit meines Bruders bedauert habe und einfach nicht wusste, wie ich diese Situation hätte handhaben sollen! Erst nachdem die Scherben ins Waschbecken gefallen waren habe ich in Erwägung gezogen zu Ende zu bringen, woran ich das letzte Mal gescheitert war. Ich musste an Mokuba und Isono denken. In meiner Vorstellung waren sie von mir bitterlich enttäuscht und angewidert. Immer wieder gingen mir die Worte durch den Kopf, dass ich kein großer Verlust wäre und die beiden ohne mich sicherlich besser dran wären. Mir war bewusst, dass sie meinen Tod betrauern würden, doch sie würden danach ein einfacheres - glücklicheres - Leben haben, ganz ohne Drama und eine so schwierig zu handhabende Person, wie ich es nun einmal war. Sie wären dann endlich befreit von der Last, die ich darstellte. Doch dann durchzog mich das Bild meines Streuners! Mein Streuner, der mich warmherzig, mit Verständnis im Blick und einem ermutigend Lächeln anschaut. Dieses Lächel, dass mir stets das Gefühl gibt, dass ich nicht falsch und schmutzig bin. Dieser Blick, der mir so viel Liebe entgegen bringt und der mich immer durchschaut. Erkennt, was in mir vorgeht, oft bevor mir das selbst richtig klar ist. Dieses Bild brachte mich dazu, die Scherbe wieder fallen zu lassen. Die Dummheit, die ich in Betracht zog, doch nicht auszuführen! Aber aufhalten kann ich Katsuya nicht. Dazu fühle ich mich viel zu kraftlos, schwer und langsam. Als er wieder aus dem Waschraum heraus kommt hält er meine Schuluniformjacke in seiner Hand, die ich dort abgelegt hatte. Er blickt mich sanftmütig an und ich suche in seinem Blick einen Hinweis darauf, dass er mir Vorwürfe macht oder enttäuscht ist. Doch da ist nichts dergleichen. Stattdessen legt er sanft eine Hand an meine Wange und küsst mich behutsam. Zögerlich erwidere ich den Kuss. Bin verwirrt. Hat er den zerbrochenen Spiegel und die Scherben im Waschbecken vielleicht gar nicht gesehen? Nein, unmöglich. Als wir die Halle erreichen hören wir die anderen aus der Küche. Katsuya legt seine Hand auf Mokuba's Schulter und bittet ihn schon mal zu den anderen zu gehen. Wir würden gleich nachkommen, nur das wir vorher noch schnell unsere Klamotten wechseln würden. Raus aus den Schuluniformen, rein in etwas Bequemes. Mokuba nickt nur, lächelt mich sanft an, drückt sich noch einmal an mich und verschwindet dann Richtung Küche. Währenddessen nimmt Katsuya meine Hand vorsichtig in seine und zieht mich die Treppe hinauf und durch den Flur. Als wir das Ende des Flurs und damit mein Zimmer erreichen bleibt er stehen und schiebt sich zwischen mich und Tür. Er blickt mich traurig an und meint, er habe es endlich verstanden. Verstanden? Was will er verstanden haben? Ich brauch meine Frage gar nicht laut aussprechen, da erkennt er sie bereits und setzt zur Antwort an. Er habe jetzt verstanden, warum ich mich immer so sträuben würde dieses Zimmer zu betreten. Dieses Thema schon wieder? Ich hab ihm bereits mehrfach gesagt, dass ich mich nicht sträube! Jedenfalls nicht bewusst! Wenn es mir schon nicht bewusst ist, was will dann mein blonder Streuner erkannt haben? Er legt seine Hand auf meine Wange. Sie ist wieder so warm, weich und zärtlich. Ich lehne mich für einen Augenblick in die Berührung. Dann hör ich meinen Streuner eine Entschuldigung flüstern. Er hätte schon früher dran denken müssen, aber dank Mokuba wäre es ihm endlich klar geworden. Dank Mokuba? Ich blicke ihn unsicher an. Weiß immer noch nicht, worauf der Blonde hinaus möchte. In meinem Magen bildet sich ein unruhiges Gefühl. Unmerklich muss ich schlucken. Dann dringen Mokuba's Worte aus meiner Erinnerung wieder nach vorne in mein Bewusstsein: Er habe nur zugesehen, als Gozaberu mich auf meinem Bett... Katsuya erkennt, dass mir gerade bewusst wird, was er meint. Mein Streuner wusste das bislang nicht, dass Gozaberu mich... in meinem eigenen Zimmer... Hat er recht? Sträube ich mich tatsächlich, mein eigenes Zimmer zu betreten, weil ich diese... Erfahrungen darin gemacht habe? Nach Gozaberu's Tod wollte ich das Zimmer wechseln. Hab es schlussendlich nicht gemacht, weil Mokuba in das Zimmer gegenüber eingezogen war. Ich wollte meinem kleinen Bruder nicht vor den Kopf stoßen, indem ich den Eindruck erwecke, dass es mir nicht recht wäre, dass er sein Zimmer näher zu meinem verlegt hat. Also bin ich in diesem Zimmer, in dem ich soviel Horror und Schmerz erlebt habe, geblieben. Beschämt lasse ich den Kopf hängen. Doch Katsuya hebt meinen Blick zu sich, lächelt mich ermutigend an und küsst mich vorsichtig. Seine Lippen schmecken wieder süßlich und ich möchte mich vergessen. Vergessen, welches Drama hier heute geschehen ist. Das mein kleiner Bruder jetzt weiß, dass Gozaberu mich... wie grausam er gewesen war. Einfach nur in diesem Augenblick versinken und genießen. Doch da endet der Kuss auch schon wieder und als ich meine Augen öffne grinst mich Katsuya an, als hätte er gerade eine gute Idee gehabt. Dann zieht er mich über die Schwelle in das Zimmer, weiter zu meinem begehbaren Kleiderschrank, bevor er wieder rausläuft. Keine Minute später kommt er mit Klamotten für sich selbst zurück, setzt sich neben mich und beginnt sich umzuziehen. Verwirrt tu ich es ihm gleich. Es ist nicht so, als habe ich ihm keinen Platz in diesem Kleiderschrank hier angeboten, aber er meinte damals, dass ihm eine Schublade in der Kommode draußen reichen würde. Während ich wie immer eine schwarze Freizeithose und einen dunklen Pulli überziehe, ist mein Streuner in eine total abgetragene und teils zerflederte Bluejeans geschlüpft und hat sich ein weißes Shirt übergezogen. Ich würde ja gerne mal mit ihm shoppen gehen, aber ich hab das Gefühl, dass er sich von mir nichts kaufen lassen wird. Was nützt mir all mein Geld, wenn ich nicht mal meinem Freund eine Freude damit machen kann? Schließlich verlassen wir mein Zimmer und er angelt wieder nach meiner Hand. Wir verschränken unsere Finger miteinander und ich lasse mich von ihm in Richtung Küche zu den anderen ziehen. Wieder ist dieses flaue Gefühl in meinem Magen heftig am wüten. Wie werden die anderen auf mich reagieren? Auf das, was sie gehört haben? Als wir in die Küche kommen begrüßen sie uns herzlich und meinen, wir sollen uns schon mal hinsetzen. Die haben tatsächlich versucht etwas zu kochen und sind gerade dabei den Tisch zu decken. Keiner von ihnen schaut mich merkwürdig oder fragend an. Niemand lacht über mich und das, was ich vorhin - unfreiwillig - von mir ihnen gegenüber offenbart habe. Als die anderen schließlich auch an den Tisch kommen und wir zu essen beginnen ergreift Katsuya das Wort. Er bittet die anderen um Hilfe, weil Mokuba und ich heute unsere Zimmer verlegen werden. Überrascht blick ich zu ihm. Werden wir das? Seit wann? Warum? Die anderen erklären sich sofort und ohne Zögern bereit zu helfen! Auch Mokuba blickt überrascht zu meinem Streuner, der wiederum mich breit und glücklich grinsend anschaut. Er ist einfach unglaublich, geht es mir durch den Kopf! In mir formt sich ein neues Gefühl... Vorfreude und Erleichterung! Vorfreude darauf, endlich dieses Zimmer und all die dort präsenten Erinnerungen zurück zu lassen. Erleichterung darüber, dass ich nichts mehr dazu erklären muss, warum ich mein Zimmer wechseln will! Das mein Geheimnis nun kein Geheimnis mehr ist... zumindest nicht vor Mokuba! Tatsächlich springen alle nach dem Essen voller Elan auf und wir besteigen gemeinsam die Treppe in das obere Stockwerk. Oben bleiben wir erst einmal stehen, als die Frage aufkommt, wo denn die neuen Zimmer liegen. Darüber hab ich mir eigentlich noch gar keine Gedanken gemacht. Ich blicke zu Mokuba und er grinst nur. Dann nickt er in den Flügel in dem ich den Kindergarten untergebracht habe. Ich folge ihm und er führt uns zum Ende des Ganges. Dort öffnet er die Tür an der Stirnseite des Ganges und führt uns herein. Zu erst gibt es ein kleines Vorzimmer, das einzig der Wahrung der Privatsphäre dient. Es ist zu klein, um es irgendwie sinnvoll zu nutzen. Es steht ein Sideboard in ihm auf der eine große Vase mit frischen Blumen steht und darüber hängt ein Spiegel. Durch dieses schmale Vorzimmer geht es in ein großes Schlafzimmer. Größer, als mein bisheriges. Gegenüber der Tür steht ein großes Doppelbett im modernen Stil, nicht in diesem altbackenen Himmelsbettdesign, wie mein jetziges. Vor dem Bett steht eine breite Sitzbank. Die Fenster sind an der Seite, an dem das Bett steht. Links und rechts je zwei hohe Fenster. Unter den Fenster, die dem Bett am nächsten sind, stehen die Nachttische. An der linken und rechten Wand steht je eine Kommode und es geht je eine Tür ab. Die Linke führt in einen kleineren Nebenraum, der meinem begehbaren Kleiderschrank gleicht. Die Rechte führt zum Badezimmer in dem neben der Dusche zusätzlich eine gemütlich wirkende XXL-Wanne installiert ist. Zu meiner Überraschung gibt es hier ein Doppelwaschbecken! Es scheint, als wären diese Räumlichkeiten ursprünglich für ein Paar eingerichtet worden. Dann hör ich Mokuba sagen, dass dieses Zimmer perfekt für Katsuya und mich wäre. Er grinst mich breit an, als gäbe es daran einfach kein Zweifel und als wäre es bereits beschlossen, dass das hier mein ... unser neues Zimmer werden wird. Katsuya schlingt sanft seine Arme von hinten um mich und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Ein Schauer wandert mir über den Rücken, bin ich es doch nicht gewöhnt, dass er so vertraut mit mir umgeht, wenn die anderen bei uns sind. Ich frag ihn, was er davon hält. Er nickt nur und lächelt mich sanft an. Er wiederholt Mokuba's Worte, dass es perfekt sei! Wir verlassen das Zimmer wieder und lassen die Tür offen stehen. Mokuba wendet sich gleich nach links zur ersten Tür, die auf der anderen Seite des Hauses in mein Zimmer führen würde. Er lässt die Tür aufschwingen und springt hinein. Tatsächlich ist es ein Spiegel meines Zimmers. Mokuba hüpft ohne Scheu auf das Bett zu und darauf, bevor er mich ansieht und meint, ob ich was dagegen haben würde, wenn er das hier nehmen würde. Ich schüttle meinen Kopf. Er springt vom Bett und umarmt mich glücklich. Nachdem also geklärt ist, welche unsere neuen Zimmer werden sollen gehen wir mit den anderen wieder in den anderen Hausflügel. Dort bleib ich vor dem großen Regal, welches hier an der Stirnseite des Ganges steht, stehen. Ich nicke zu Mokuba's aktuellem Zimmer und mein, sie sollen meinem kleinen Bruder helfen, seinen Kram von dem hier in das neue Zimmer zu bringen. Yugi und Bakura hüpfen, als hätten sie zu viel Kaffee gehabt, auf und meinen, dass sie ihm helfen werden. Eigentlich... wollte ich, dass alle vier meinem kleinen Bruder helfen. Bei dem Gedanken jemand in mein jetziges Zimmer zu lassen, wird mir wieder flau im Magen. Katsuya bildet hier eine Ausnahme. Ich weiß nicht wieso, aber seine Anwesenheit in meinem bisherigen Zimmer hat mich nie gestört. Vielleicht am Anfang erschreckt. Aber nie gestört! Doch bei dem Gedanken, dass jemand von den anderen jetzt mit da rein gehen wird... mir stellen sich die Nackenhärchen. Ich spüre Katsuya an meiner Seite, wie er eine Hand an meine Schulter legt und sich etwas gegen mich lehnt. Fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke zögerlich. Er lächelt mich sanft an und meint nur, dass dieser Schrecken, der von meinem Zimmer ausgeht, endlich ein Ende haben wird! Ich erwidere sein Lächeln. Dann löst er sich von mir, öffnet meine Zimmertür und Honda und Otogi folgen ihm. Das Gefühl in meinem Magen wird stärker. Es dauert fast zwei Stunden bis der Umzug abgeschlossen ist. Doch dann sind sowohl Mokuba's, als auch meine Sachen restlos aus den alten Zimmern und in dem neuen. Alles hat seinen Platz gefunden. Dieses Mal konnte ich Katsuya sogar überreden, seine Klamotten im Ankleidezimmer aufzuhängen, anstatt wieder alles in die Kommode zu stopfen. Doch seine paar Sachen wirken irgendwie verloren bei der Masse, die da von mir hängt. Brauch ich eigentlich wirklich so viele Klamotten? Vielleicht sollte ich mal aussortieren und alles, was ich nicht brauche wegschmeißen oder spenden? Als ich aus dem Nebenzimmer in das Schlafzimmer komme sehe ich gerade, wie Katsuya wieder diese Kiste in der Hand hat und den Inhalt in einer der Kommodenschubladen verstauen will. Ich geh zu ihm, knie mich neben ihn und frage erneut nach der Kiste. Er hatte sie am ersten Abend, als uns unser Alltag wieder eingeholt hatte, unter dem Arm, als er aus dem Conbini kam. Zuerst hatte ich gedacht, er wäre gefeuert worden. Aber auf den zweiten Blick konnte ich einige Bilderrahmen, ein Fotoalbum und anderen Kleinkram erkennen. Private Dinge. Er grinst mich nur an und winkt erneut ab. Gerade als er die Sachen verstauen will greif ich nach seinem Handgelenk. Irritiert blickt er mich an und ich schau besorgt zurück. Er seufzt, während er seinen Blick auf die Sachen senkt, die er dann in die Schublade legt. Leise meint er, dass das alles wäre, was von der Wohnung noch übrig wäre. Von der Wohnung? Übrig? Ich frag was passiert ist und er erzählt mir, dass der Vermieter die Wohnung anderweitig weitervermietet hätte. Er habe alle Möbel entweder verkauft oder weggeworfen und ihm nur diese Kiste mit privaten Dingen in die Hand gedrückt, bevor er ihn aus dem Haus geworfen hat. Ich bin völlig baff! Warum hat mir mein Streuner das nicht schon früher erzählt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)