Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 28: Einen Schritt vorwagen ---------------------------------- Der Hausflur riecht widerwärtig, kommt es mir in den Sinn. Daher bin ich bemüht die Treppen zum dritten Stock zügig zu nehmen. Ich bin nicht alleine! Isono und Fuguta begleiten mich. Die Beinahe-Begegnung mit der Yakuza hat mich vorsichtiger werden lassen. Endlich erreichen wir das gewünschte Stockwerk und wieder erschlägt mich die Vielfalt und Lautstärke der Geräusche aus den verschiedensten Wohnungen! Ich mag diese Umgebung nicht! Als wir endlich an der letzten Wohnung ankommen klopfe ich. Es vergeht einen Augenblick, bevor mir die Tür geöffnet wird. Vor mir steht Katsuya's Vater. Immerhin hat der Mann heute ein schwarzes Shirt und eine Trainingshose an. Er scheint auch frisch geduscht zu sein! Überrascht schaut er mich an, bis er sich an meinen Namen erinnert. Er entschuldigt sich dafür, dass er meinen Nachnamen nicht mehr weiß. Woher sollte er ihn auch kennen? Katsuya hatte mich nur als Seto vorgestellt! Unsicher blickt er zu meinen beiden Begleitern, bevor er mich rein bittet. Ich gebe Isono und Fuguta mit einem Blick zu verstehen, dass sie hier warten sollen. Dann betrete ich die Wohnung und Jonouchi Senior schließt hinter mir die Tür. Die Wohnung sieht anders aus. Die Küchennische ist sauber und aufgeräumt, der kaputte Couchtisch verschwunden. Die Möbel... sind noch die gleichen und wirken, als würden sie jeden Augenblick auseinander fallen. Der alte Mann fragt mich, ob mit Katsuya alles in Ordnung ist. Ich blinzle ihn kurz verwirrt an, bevor mir klar wird, wie mein Auftreten wirken muss. Ich beruhige ihn und sage ihm, dass es seinem Sohn gut geht. Erleichtert atmet er auf und bietet mir einen Tee an, doch ich winke ab. Dennoch geht er in den Küchenbereich und schaltet den Wasserkocher an. Scheinbar möchte er sich selbst einen Tee oder Kaffee oder was auch immer machen. Als er sich wieder zu mir dreht fragt er mich, womit er mir helfen kann. Ich mustere ihn einen längeren Moment. So wie er gerade vor mir steht wirkt er gar nicht wie ein spielsüchtiger Alkoholiker. Vielleicht... hab ich doch eine Chance auf Erfolg. Aber zuerst... muss ich etwas anderes erledigen. Also verbeuge ich mich vor dem Älteren, der mich nur verdaddelt anschaut. Ich entschuldige mich dafür, dass ich ihn bei meinem letzten Besuch als Totalversager tituliert habe. Dann richte ich mich wieder auf und sehe, dass er völlig verwundert ist. Er scheint mit allem gerechnet zu haben, nur nicht mit einer Entschuldigung. Er grinst mich freundlich an und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Die Familienähnlichkeit ist in diesem Moment einfach nicht zu übersehen, geht es mir durch den Kopf. So, das wäre erledigt! Also nun zum Grund meines Besuches. Ich frage ihn, ob er sich nun lange genug selbst bestraft hat! Ihm klappt das Kinn runter und ihm fehlen die Worte. Der Wasserkocher piepst und signalisiert, dass er fertig ist. Der Alte schaut mich nur völlig entgeistert an. Sein Grinsen ist verschwunden. Genauso die Verlegenheit. Dann dreht er sich dem Wasserkocher zu und schaltet ihn aus, nimmt eine Tasse aus dem Schrank und einen Teebeutel. Nachdem er sich endlich seinen Tee aufgebrüht hat dreht er sich wieder zu mir. Wie ich meine Frage meine, will er wissen. Langsam verschränke ich meine Arme vor der Brust. Ich eröffne ihm, dass mir Katsuya erzählt hat, was vorgefallen ist und wie der Mann vor mir darauf reagiert hat. Wie er dafür ins Gefängnis kam und was er dadurch verloren hat. Er scheint davon... überrascht und beeindruckt!? Dann frag ich ihn, ob er es nicht satt hat seine Gesundheit mit Alkohol zu gefährden, seine Lebenserwartung drastisch zu verkürzen und nur in den Tag hinein zu leben. Resignation hält in seinen Blick Einzug, bevor er laut seufzt und seinen Blick senkt. Leise fragt er mich, was er denn für Optionen hat, als ehemaliger Knastbruder - er benutzt tatsächlich das Wort Knastbruder - und mit kaputten Händen. Ich trete einen Schritt auf ihn zu und blicke ihm fest in die Augen. Für jedes Problem gibt es eine Lösung, sag ich ihm. Er blinzelt mich an. Welche Lösung es für einen Nervenschaden an seinen Händen gibt, will er von mir wissen. Ich zucke mit den Schultern und verweise darauf, dass ich kein Arzt bin. Kurz blickt mich der blonde Mann fassungslos an, bevor er schmunzeln muss. Ich füge an, dass ich aber einen sehr guten Arzt kenne, der auf Nervenschäden spezialisiert ist! Das Schmunzeln gefriert und schwindet plötzlich. Das sei schön für mich, erwidert Katsuya's Vater nur. Aber ihm würde das nichts bringen! Da irrt er sich und genau so sag ich ihm das auch! Er blickt mich wieder verwundert an. Ich löse meine verschränkten Arme und gehe noch einen Schritt auf ihn zu. Ihm scheint das nicht zu behagen, dass ich näher komme. Ich straffe mich. Dann stelle ich mich dem Mann vor. Mit vollständigem Namen! Selbst bei jemand, der die letzten Jahre überwiegend im Suff verbracht hat wird der Name Kaiba etwas auslösen! Seine Augen werden größer, als er meinen Namen hört und bestätigen meine Mutmaßung. So, da er jetzt weiß, mit wem er es zu tun hat geh ich in die Vollen. Es gibt eine Entzugsklinik, etwas außerhalb der Stadt, spezialisiert auf Alkohol- und Spielsucht. Dort ist ein Platz für ihn reserviert mit einer sechswöchigen Therapie. Komplett bezahlt. Nein! Das sind keine Almosen. Denn ich erwarte eine Gegenleistung. So läuft das doch in der Welt, oder nicht? Man bekommt nichts geschenkt! Was ich will, ist das der Mann kämpft! Mir zeigt, woher mein Streuner seine Kraft her hat. Ich erwarte, dass er nach Abschluss seiner Suchttherapie sich bei meinem Arzt einfindet und prüfen lässt ob seine Hände wirklich rettungslos verloren sind oder ob man noch etwas machen kann. Egal, wie die Diagnose aussieht, wenn er mit dem medizinischen Kram durch ist hab ich einen Job für ihn! Keinen Aushilfsjob! Einen Job in der Küche als Koch oder - falls die Diagnose schlecht ausfällt - Lehrer! Der blonde Mann blickt mich fassungslos an. Ist für einige Augenblicke sprachlos. Dann fragt er mich, warum! Warum ich das tue? Ich wende mich Richtung Tür und gehe auf sie zu. Weil er ein Held ist, antworte ich und öffne die Tür. Ich winke Fuguta herein. Stell ihm Jonouchi-san vor. Erkläre dem Alten, dass dieser Mann ihn zur Klinik fahren wird! Wieder blickt mich der Ältere verdaddelt an. Dann lächelt er. Das gleiche Lächeln, wie es sein Sohn hat. Dann nickt er zustimmend. Ich nicke ihm zu und übergebe ihn in die Obhut von Fuguta. Dann verlasse ich mit Isono das Haus. Vor dem Haus stehen zwei meiner Wagen. Einer für Fuguta und Jonouchi-san, den anderen nehmen Isono und ich. Isono weiß bereits, wohin ich als nächstes möchte und steuert den Wagen direkt in den Financial District von Domino. Dort, wo auch meine Firma ihren Hauptsitzt hat und um deren Ecke das Conbini liegt, indem Katsuya immer noch jobbt. Wie immer hält der Wagen vor dem kleinen Laden und ich steig aus. Es schneit wieder. Es ist viertel vor elf! Um elf Uhr kommt mein Streuner aus dem Laden. Er lächelt mich an, als er mich sieht. Kommt auf mich zu. Ich lächle zurück und öffne die Wagentür. Mein Streuner steigt ein und zieht mich hinter sich her. Nachdem die Tür zu ist, grüßt er Isono und bittet ihn, zu seinem Vater zu fahren. Isono blickt über den Rückspiegel zu mir und ich geb ihm ein Zeichen. Katsuya bemerkt den Blickwechsel zwischen Isono und mir. Dann fährt Isono an, nur nicht in die Richtung die Katsuya gewünscht hat. Zögerlich sag ich meinem Streuner, dass er seinen Vater nicht in dessen Wohnung vorfinden wird. Kritisch blickt er mich an. Ich habe Angst. Angst vor seiner Reaktion. Er hat mir klipp und klar gesagt, dass er meine Hilfe in Bezug auf seinen Vater nicht will. Dass er das alleine stemmen muss. Doch ich halte das für Bullshit! Das sag ich ihm. Genau so! Ich halte es für eine Art Selbstbestrafung, weil er sich die Schuld an der Lage seines Vaters gibt. Doch er trägt keine Schuld. In keinster Weise an irgendetwas. Und es wird Zeit, dass er das erkennt! Auf Isono's Gesicht sehe ich kurz ein Lächeln aufflackern. Was... warum hat er gelächelt? Doch ich hab jetzt keine Zeit mir darüber einen Kopf zu machen. Denn Katsuya fängt an ungehalten zu werden. Er will wissen, was ich getan habe. Da erzähl ich ihm, dass sein Vater auf dem Weg in eine Entzugsklinik ist und was für einen Deal wir geschlossen haben. Katsuya ist fassungslos. Dabei sieht er seinem Vater zum Verwechseln ähnlich. Trotzig verschränkt mein Streuner seine Arme vor seiner Brust. Schaut aus dem Fenster des Wagens. Stille entsteht. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht erwartet habe. Ich hatte gedacht, dass er sich aufregt, mich ankeift, mich fragt, wie ich das nur tun konnte ohne vorher mit ihm darüber gesprochen zu haben. Doch nichts von all dem. Die Stille wird erdrückend! Der Orkan beginnt wieder an mir zu zerren. Unsicherheit bereitet sich in mir aus. Ich blicke meinen Streuner nur fragend an. Doch er ist still, schaut weiterhin aus dem Wagenfenster. Vorsichtig leg ich meine Hand auf seinen Arm. Da spür ich, dass er zittert. Er ist wütend! Ich schlucke. Beim letzen Mal, als er in der Art und Weise wütend war, hat er mich weggeschickt. Doch wir sitzen in einem sich bewegenden Fahrzeug. Er kann mich nicht wegschicken. Und ich werde nicht anhalten und ihn raus lassen. Wenige Minuten später biegt Isono auf mein Anwesen ein und fährt langsam den Kiesweg hinauf. Schließlich bleibt der Wagen stehen. Kaum steht das Fahrzeug steigt mein Streuner aus. Ich danke Isono für das Fahren, wünsche ihm eine gute Nacht und folge meinem Streuner mit etwas Abstand. Im Haus hängt er seinen Parker an die Garderobe, schlüpft aus den Schuhen und geht Schnurrstracks in die Küche. Dort fängt er erst an Reis zu kochen, holt noch ein paar andere Sachen, brät etwas Fleisch an. Ich steh einfach nur an der Tür und schau ihm zu. Für so einen langen Tag hat er noch recht viel Energie. Ob das von seiner Wut kommt? Ich lass ihn einfach machen. Das Schweigen frisst mich innerlich fast auf. Der Orkan droht mich mitzureißen. Schließlich ist er fertig... mit... dem Abendessen. Er platziert das Essen auf zwei Plätzen am Esstisch. Dann kommt der Blonde zu mir. Was soll ich tun? Stehen bleiben? Weglaufen? Angst keimt weiter in mir auf. Er bleibt kaum zwei Schritte von mir stehen. Dann blickt er zu mir auf und... lächelt mich an. Sanft legt er seine Hand an meine Wange. Ich bin verwirrt. Eben war er noch so wütend auf mich, dass er kein Wort mit mir wechseln konnte. Er hat sogar vor Wut gezittert. Jetzt... ist er wieder mein sanfter Streuner. Als er mich anspricht zucke ich kurz zusammen. Seine Stimme klingt unerwartet sanft. Auch was er sagt, habe ich nicht erwartet. Mein Streuner gibt mir recht. In allem! Dann küsst er mich sanft, aber kurz. Als er sich von mir löst dankt er mir für meine Hilfe und führt mich dann zum Esstisch. Vorsichtig bugsiert er mich auf einen Stuhl und nimmt mich von hinten vorsichtig in den Arm. Wieder drückt er mir sanft einen Kuss auf die Wange. Er entschuldigt sich für sein Verhalten, aber manchmal... wird die Wut in ihm stark und er muss diese Wut erst auf eine konstruktive Weise verarbeiten. Denn er möchte nichts sagen oder tun, was er nicht so meint und später eventuell bereuen würde. Aber egal, wie groß die Wut auch in ihm wird, sein Drache braucht sich niemals vor ihm fürchten. Denn die Wut ist niemals dauerhaft und verraucht wieder, anders als seine Liebe zu mir. Ich erstarre und blicke ihn mit großen Augen an. Mein Herz setzt einen Moment lang aus, bevor es heftig wieder zu schlagen anfängt und ich spüre wie tausende Schmetterlinge in meinem Bauch zu flattern anfangen. Eine kleine Träne löst sich aus meinem Auge. Eine Träne aus unbeschreiblicher Freude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)