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Momente

[One-Shots und Drabbles]
von

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Das Portal

Ein seltsamer Wind wehte durch die Waldschneise, die vor langer Zeit einmal durch die Bahngleise geschlagen worden war, die nun von Gräsern überwuchert waren. Ein Wind der trotz des Herbstes einen Hauch des Geruchs von Blumen mit sich trug und Stimmen, Gesang. Zumindest glaubte Paora dies so zu hören.

Er saß an den Gleisen, die ein Stück später gänzlich in den Wald führten. Es sah beinahe aus als würden sie dort in einen grünen Tunnel hineinführen, doch Paora wusste, was es war.

Nun, er glaubte es zumindest zu wissen.

So lange schon hatte er danach gesucht. Nach einem Portal in die Anderswelt und nun hatte er es – wahrscheinlich – gefunden.

Also wartete er, wartete, dass das Portal sich öffnete.

Minuten vergingen, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde. Doch Paora war geduldig, er hatte schon den gesamten Nachmittag gewartet und das war es wert, wenn er so wirklich die Welt der Feen besuchen konnte.

Man hatte ihm gesagt, auf Aotearoa gäbe es keine Durchgänge zur Anderswelt. Man hatte ihm gesagt, es sei hier anders. Immerhin waren die Feen doch etwas, das den nördlichen Regionen der Welt sehr eigen war. Doch Paora hatte es nicht geglaubt, er hatte weiter gefragt und Dokumente aus der Bibliothek geholt. Und nun war er hier – es musste einfach richtig sein.

Warum gab es hier überhaupt Gleise?

Er sah zum Himmel über den Blättern hinauf, der sich langsam ins rötliche verfärbte. Eine angenehme Atmosphäre herrschte hier. Selbst ohne Portal konnte er vielleicht einmal wieder herkommen. Es war gemütlich – jedenfalls wenn man an den Wald gewöhnt waren.

Und dann hörte er etwas. Er schreckte auf. Was war das? Ein Rauschen, das definitiv nicht das Rauschen des Windes war. Ein Pfeifen. Wieder Rauschen.

Es klang beinahe, wie eine Dampflock.

Er spähte die Gleise rauf und runter und dachte für einen Moment nichts zu sehen, doch dann war da ein Licht. Ein Licht in der Ferne. Etwas kam auf ihn und das Portal zu.

„Was...“, murmelte er fasziniert, auch wenn er wusste, dass es niemanden gab, der es ihm würde beantworten können.

Doch da war eine Dampflock. Eine Dampflockomotive, die tatsächlich Dampf ausspieh und ab und an ein Pfeifen von sich gab. Doch sie war gleichzeitig auch irgendwie nicht da. Denn er konnte durch sie hindurch sehen. Er konnte durch die Lock und die Wagons, die sich hinter ihr aufreihten, sehen.

Das war ja schon beinahe japanisch weird.

Dann sah er den Zugführer, der ein kleiner, ein sehr kleiner Mann mit grünlicher Haut zu sein schien. Und dann wurde ihm klar, dass dieser Zug in die Anderswelt fahren musste. Wohin auch sonst?

Mit offenem Mund stand er da, während die Wagons an ihm vorbei fuhren und dann, gerade als der letzte vor ihm war, sprang er auf und wurde – zu seiner Erleichterung – von dem Zug getragen, der nur halb in dieser Welt zu existieren schien.

Sie fuhren auf das Portal zu. Sie fuhren hindurch. Und dann auf einmal veränderte sich alles.



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