Momente von Alaiya ([One-Shots und Drabbles]) ================================================================================ Die Verhandlung --------------- Die Dohle, die auf dem anderen Stuhl saß, begann ihr Gefieder zu putzen. Mit aufgestellten Brustgefieder begann sie mit dem Schnabel ihre Flügel und die Daunen darunter zu säubern. „Murphy!“, schallte es über den Platz. Auch Murphy stellte sein Gefieder auf. Er war eine normale Dohle, erinnerte er sich. Einfach eine ganz normale Dohle. Hier gab es nichts zu gehen. Also krächzte er ein bisschen und beobachtete den bulligen jungen Mann, der sich nun wutschnaubend umsah. Der gute alte Mr. Crash nahm das alles viel zu ernst. Immerhin war es nur ein kleiner Scherz gewesen. Kein Grund sich gleich so aufzuregen. Die Haare des Manns, der die anderen Menschen oftmals einen ganzen Kopf überragte, waren extrem kurz. Das T-Shirt, dass er trug, war fast zum zerreißen gespannt. Er war auffällig und er war – zumindest ein bisschen – ein lokaler Star. Na, wie hatte er denn gedacht, dass dieser Auftritt enden würde? „Murphy!“, brüllte er noch einmal, als die ersten Leute auf ihn zukamen. Mit einer Mischung aus Unsicherheit und jener Begeisterung, die Menschen gegenüber „Stars“ entwickelten, kamen sie auf ihn zu. Stellten Fragen. Hielten ihm Sachen entgegen. Alles, während Max, der große Mann mit dem Künstlernamen Crash, sich verzweifelt umsah, um ihn zu entdecken. Ganz unwillkürlich hatte Murphy sein ganzes Gefieder aufgeplustert und die Beine ein wenig zusammengeklappt. Doch ein Flattern ließ ihn zusammenzucken: Die andere Dohle war einfach fortgeflogen. „Hey, lass mich nicht allein!“, krächzte er in der Sprache der Vögel. Immerhin wirkte es doch viel unauffälliger, wenn man in einer Dohlengruppe saß. Doch wie auch immer. Auch er konnte Fliegen. Immerhin hatte er diese Flügel nicht zur reinen Zierde. Schon machte er sich bereit loszufliegen, als jemand den Stuhl neben jenen, auf dessen Lehne er hockte, loszog. Die eine Sache, in der er schlecht war: So schnell panisch wegzufliegen, wie es richtige Vögel taten. „Na, Murph“, meinte die kleine, sehr zierliche Frau, die sich nun neben ihn gesetzt hatte, und lächelte süffisant. Sie wäre ohne Probleme für 14 oder 15 durchgegangen, auch wenn Murphy wusste, dass sie älter war. Ihr Haar war bunt, nicht zuletzt, da sie sich immer, wenn ihr gerade danach war, einzelne Strähnen neu einfärbte und so schimmerten ihre Haare in der teilweise verblassten Haarpracht eines sehr chaotischen Regenbogens. Sie sah zu dem Schild des Cafés. „Eiscafé. Ich hätte es wissen müssen.“ Murphy sah seine Freundin und Max' kleine Schwester, Alice, an. „Verrat mich nicht“, krächzte er dann leise in einer Menschenstimme, was Alice nur ein Grinsen entlockte. „Nun, mein Lieber, was bekomme ich dafür?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)