Das Teehaus am Ende der Straße: Der Weg zum Epilog von Seelenfinsternis ================================================================================ Kapitel 2: Eisendieb und Seelenräuber! -------------------------------------- 02 – Eisendieb und Seelenräuber! Wildes Kampfgeschrei störte die friedliche Stille der Umgebung des Teehauses zum weißen Hund. Zu dem alten Haus gehörte auch ein von außen nicht einsehbarer Innenhof, in dem gerade einige junge Leute wild aufeinander einschlugen unter der gelangweilten Aufsicht von Sesshoumaru. Er saß in schwarzem Hakama und Keikogi auf einer im Schatten gelegenen Bank, verfolgte mit kundigem Blick die Bewegungen des halben Dutzend Hanyou mit einer Zigarette im Mundwinkel. Jeder von ihnen versuchte seinem Gegner auf die ein oder andere Weise Schaden zuzufügen und zu verhindern selbst getroffen zu werden. Babanuki hatte jedoch bereits Mühe sich mit seinen eigenen unbeholfenen Angriffen nicht zu verletzen und sein Gegenüber, eine relativ junge Panther-Hanyou, machte sich nicht einmal die Mühe auszuweichen. Stattdessen lachte sie ihn höhnisch aus. Hanako war die Einzige, die gerade allein trainierte und konzentriert mit ihren zu Klauen geformten Händen auf einen Baumstamm einschlug. Diese kleine Trainingsgruppe war ursprünglich nicht seine Idee gewesen, aber das Ganze hatte eine inzwischen eine gewisse Eigendynamik entwickelt zu seinem Missfallen. Eigentlich wollte er nur Hanako unterrichten, wie sie ihr für ein Halbblut starkes Youki unter Kontrolle bekommen konnte und ihr einige Dinge zur Selbstverteidigung beibringen. Dann bekam ihre Freundin Cat, das Panthermädchen, Wind davon und lag ihm so lange in den Ohren, bis er entnervt zustimmte, dass auch sie kommen durfte. Nicht weil sie irgendein Talent besaß, einfach nur, damit er wieder seine Ruhe hatte. Doch damit war dann auch gleich wieder Schluss gewesen, denn auch andere Hanyou wollten sich nun nicht die Gelegenheit entgehen lassen vom letzten echten Youkai eine Unterweisung in Youkai-Kampftechniken zu erhalten. Letztlich war es so besser, als das sie ihre überschüssige Kraft ständig in irgendwelchen Straßenkämpfen abbauen zu versuchten; es war ein Weg sie davon abzuhalten sich in Schwierigkeiten zu bringen, was Sesshoumaru nur recht sein konnte. Missmutig verfolgte er das Treiben. Die meisten waren vollkommen talentfrei und nichts von der eigentlichen Kraft der Youkai-Clans, die ihre entfernten Vorfahren waren, hatte in ihnen überdauert. Trotzdem trainierten sie hier, vor neugierigen Blicken geschützt, ohne die Anhänger, die ihre Dämonenkraft unterdrückten. Er bückte sich zu Boden und schmiss einen Kiesel nach Cat, die sich prompt mit schmerzverzerrtem Gesicht den Hinterkopf hielt. „Au, was soll das?“ „Nimm deinen Gegner gefälligst ernst. Du kannst dir deine Überheblichkeit ganz sicher nicht erlauben.“ „Aber das ist Babanuki, die alte Ratte ist ein Schwächling!“, protestierte die Getadelte sofort. „Was soll mir schon passieren?“ „Dass ein anderer, stärkerer Gegner deine Unachtsamkeit ausnutzt und dich von Hinten angreift.“ Genervt verdrehte er die Augen. Das Einzige, was sich konstant durch alle Generationen der Panther vererbt hatte, war ihre verdammte Selbstgefälligkeit. Babanuki war ohne den verhüllenden Zauber noch hässlicher und erbärmlicher. Die Ratte in ihm schlug optisch noch viel deutlicher durch, zu seinen kleinen pechschwarzen Augen kamen nun noch lange, drahtige Barthaare und abstehende, große Ohren. Seinen nun auch längeren Schwanz hatte er wie einen Gürtel um seinen Wanst gewickelt auf Anraten Sesshoumarus, damit er nicht darüber stolpern konnte. Langsam und träge erhob sich der Daiyoukai von seinem Beobachterposten und ging auf die beiden zu. Kalt sahen seine goldenen Augen auf die in Lumpen gekleidete Ratte hinab. „Wenn du zu feige bist, um zu kämpfen, dann lass es gleich und hau ab. Aber wenn du kämpfst, dann kämpfe richtig und vergiss für einen Moment deine erbärmliche Feigheit.“ Betreten schweigend sah der dickliche Hehler auf seine Füße. „Sesshoumaru, warum darf ich nicht mit dir trainieren?“, drängte sich Cat gleich wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit und tänzelte angriffsbereit vor ihm auf und ab. „Weil du es nicht überleben würdest“, entgegnete Sesshoumaru gelangweilt. Doch das übermütige Mädchen ließ nicht locker und versuchte ihm mit ihrer Faust einen Schwinger zu verpassen. Ärger über diese Respektlosigkeit flammte in Sesshoumaru auf. Was erlaubte die Göre sich eigentlich? Er blockte den Schlag mit offener Hand und ließ einen winzig kleinen Hauch seines Youkis in seine Handfläche strömen. Cat prallte daran ab, als sei sie gegen einen fahrenden Zug gelaufen, flog quer durch den Hof und schlug hart mit dem Kopf an der Mauer ein. „Schwach“, spie Sesshoumaru verächtlich und wandte sich von dem Elend ab. Hinter seinem Rücken eilte Babanuki zu der Einschlagstelle, doch es war Sesshoumaru gleich was aus der großmäuligen Pantherhanyou wurde; sie sollte überlebt haben und die Wunden ihr eine Lektion sein. Er erreichte Hanako und beobachtete einige Male, wie sie auf das Holz vor sich einhieb. Sie zuckte kurz mit ihren schwarzen Ohren, die nun wieder sichtbar waren, als sie seine Gegenwart bemerkte, ließ sich aber nicht ablenken. „Du musst das Youki in deinen Fingerkuppen konstant konzentrieren“, kommentierte er schließlich. „Du schwankst zu sehr.“ Hanako unterbrach ihre Übung und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das ist ganz schön anstrengend“, schnaufte sie, „Besonders bei einem Stück Holz. Ich fühle mein Youki eigentlich nur, wenn ich wütend bin. Aber es ist schwierig auf einen Baumstamm wütend zu sein.“ Nachdenklich betrachtete Sesshoumaru die geschundenen Finger seines Schützlings. Weit war sie nicht mehr davon entfernt… „Schlag mich“, forderte er sie schließlich auf. „Was?“ Hanako schaute ihn verwirrt an. „Du hast selbst gesagt, dass es mit einem Stück Holz noch zu schwierig sei. Also trainier mit mir“, erklärte der Daiyoukai ruhig und stellte sich gegenüber seiner Schülerin auf. Seine Arme hingen locker am Körper und er stand völlig entspannt. Die anderen Hanyou hatten in der Zwischenzeit bemerkt, dass ihr unwilliger Meister sich als Trainingsobjekt zur Verfügung stellte und bildeten so ein interessiertes Publikum; es würde gewiss gleich etwas Spannendes passieren. Selbst Cat ließ sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen den letzten echten Dämon in Aktion erleben zu können, hielt sich aber immer noch den schmerzenden Kopf. Eine blutige Kruste verfärbte ihre strohblonden Haare und langsam bildete sich eine deutliche Beule. Trotz der nachdrücklichen Zurechtweisung konnte sie nicht ihren Mund halten: „Willst du etwa ohne Deckung kämpfen, Sesshoumaru?“ Er zog es vor den altklugen Kommentar zu überhören und bereute es für einen Moment dem Panthermädchen nicht endgültig seine zu große Klappe zertrümmert zu haben. Dann konzentrierte er sich wieder auf Hanako. „Fang an.“ Konzentriert schlug die junge Frau auf ihren Meister ein, die Hände zu Krallen geformt und die Konzentration trieb ihr feine Schweißperlen auf die Stirn. Aufmerksam verfolgte Sesshoumaru ihr Bemühen, allerdings interessierten ihn weniger ihre ungeschickten Hiebe. Seine Sinne fokussierten sich so sehr auf den Fluss des Youkis in ihren Händen, dass er nicht bemerkte, wie ihre Finger über seinen Oberkörper kratzen. Es konnte ihm auch egal sein, sie war sowieso nicht in der Lage ihm auch nur die kleinste Wunde zuzufügen. Die Übung zog sich nun bereits einige Minuten hin, ohne dass Hanako Fortschritte zu machen schien. Fassungslos starrten die Zuschauer die beiden an. Eben hatte Hanako doch einen Volltreffer gelandet, wieso verzog Sesshoumaru nicht eine Miene, warum sah man nicht einmal einen Kratzer auf seiner Brust, die unter dem etwas verrutschten Gi hervorblitzte? Mit messerscharfem Verstand analysierte er die Situation. Hanako schaffte es einfach nicht ihr Youki zu entfesseln, den schwach glimmende Funken konnte sie gar nicht ausreichend verdichten, um damit anzugreifen. Wut, sie brauchte Wut, die das Feuer in ihr anheizen würde. „Ist das etwa alles?“ Mit spotttriefender Stimme versuchte er sie zu provozieren. Eigentlich war ihm dieses Geplauder in Kämpfen völlig zuwider, daher hatte er keine Übung darin. Er improvisierte also etwas dabei seinen Gegner fachmännisch zu verhöhnen. Seltsam, bei seinem Halbbruder ging es ihm immer leicht von den Lippen und hatte ihm sogar Spaß gemacht. Ein bisschen tat es ihm sogar leid, denn eigentlich mochte er die Urenkelin seiner Ziehtochter. Er war froh, dass sie inzwischen sich ein wenig Selbstbewusstsein aufgebaut hatte und wollte nicht darauf herumtrampeln. Aber es war nur zu ihrem Besten sie jetzt zu triezen. Schließlich gab Hanako resigniert auf. „Ich schaff es einfach nicht“, seufzte sie. Entweder würde sie jetzt brechen oder gestärkt werden, wägte Sesshoumaru in Gedanken ab. Im schlimmsten Fall stand ihm ein unangenehmes Gespräch mit seiner Gefährtin bevor, die dann schon sicher wieder die Scherben des zerbrechlichen Egos zusammenfegen und heilen würde. „Nichtsnutziges Halbblut“, spie er verächtlich. Erschrocken sah Hanako auf und suchte seinen Blick. Doch in den goldenen Augen lag kein Funken Güte mehr, sie waren zu Eis erstarrt und sahen voller Verachtung auf sie herab. Auch die anderen Hanyou waren bis ins Mark erschüttert. „Was ist? Mehr schafft wohl ein Hanyou nicht.“ Hanako schaffte es nicht ihre Paralyse zu überwinden und starrte Sesshoumaru weiter tief erschüttert an. Eine Träne stahl sich unfreiwillig aus ihrem Auge und rann die Wange herab. Hatte sie ihn etwa so sehr enttäuscht? „Greif endlich an oder reicht dazu deine kümmerliche Kraft dazu auch nicht mehr?“ Langsam fing sich die junge Frau wieder und schüttelte den ersten Schock von sich. Wie in Trance griff sie den Mann an, der sie in all den Jahren beschützt hatte und ihr eine Familie geworden war. Doch sie schaffte es nicht einmal mehr ihn zu berühren. Hart schleuderte er ihren Arm weg und schmiss sie zu Boden. „Na los, steh auf“, forderte er sie verächtlich auf. „Warum?“, flüsterte Hanako und kauerte auf dem staubigen Boden. „Warum sagst du plötzlich so etwas?“ Sesshoumaru ignorierte ihre Frage und setzte stattdessen nach: „Ist das alles, was von meiner Linie übriggeblieben ist? Ein schwacher Hanyou, der heulend vor mir im Dreck liegt?“ Entsetzt schlug Cat die Hände vor dem Mund zusammen. Sie wusste um die Abstammung ihrer Freundin, gerade deshalb zerrissen ihr Sesshoumarus Worte nun das Herz. Wie konnte er nur so grausam sein? Weitere Tränen kullerten nun unkontrolliert über Hanakos Gesicht und tropften in den Staub. Sesshoumaru sah sich noch einen Moment das Elend an, dann wandte er sich ab und ging. „Wie kannst du nur so etwas sagen?“, knurrte Hanako plötzlich. Erstaunt drehte sich der Daiyoukai herum. Die Hanyou kauerte immer noch auf dem Boden, allerdings brodelte ihr Youki nun wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Ihre weitaufgerissenen Augen glühten rot, als sie ihn anschrie: „Was glaubst du eigentlich, was du da gerade sagst? Ich zeig dir, wie stark ein Hanyou ist!“ Mit einem wilden Brüllen stürzte sie sich auf Sesshoumaru und schlug blind vor Wut auf ihn ein. Überrascht wich Sesshoumaru ihrem Angriff aus. „Dein Bruder war ein Halbdämon und der hat dich besiegt! Meine Vorfahrin musste dich retten!“, schrie sie ihn weiter an. „Du hast mir selbst die Geschichte unzählige Male erzählt! Und ich bin der nächste Halbdämon, der dich besiegt!“ Wieder holte sie zu Schlag aus. Sesshoumaru schaffte es mühelos ihren Angriff zu parieren. Wie aus Reflex knurrte er: „Halbbruder.“ Hanakos Dämonenblut schien nun völlig außer Kontrolle zu sein. Ihr Äußeres begann sogar sich zu verändern, blaue, gezackte Linien bildeten sich auf ihren Schläfen. Das weckte Erinnerungen… auch die wütenden Worte, die sie ihm entgegenschleuderte. Er wollte sie doch nur etwas wütend machen, aber jetzt war die Lage völlig eskaliert. Das entfesselte Youki wirbelte den Staub durch die Luft und drückte die nun sehr ängstlichen Zuschauer beiseite. Er hielt noch immer ihre Hand fest, seit er ihren Schlag abgewehrt hatte. „Hanako“ begann er versöhnlich auf seinen Schützling einzureden, doch sie fiel ihm sofort ins Wort. „Vergiss es! Wir klären das jetzt ein für alle mal!“ Sie riss sich von dem erstaunten Daiyoukai los und griff ihn erneut berserkergleich an. Rote Funken blitzten an ihren nun messerscharfen Klauen, als sie seinen Unterarm traf, mit dem er abwehrte. Es schien trotz der heiklen Lage zu funktionieren, bemerkte Sesshoumaru gedankenschnell. Konnte sie nur genug Youki aufbauen, wenn sie beinahe Amok lief? Er kam nicht dazu den Gedanken weiter zu verfolgen, denn die nächste Salve Schläge prasselte auf ihn ein. Inzwischen musste er sie tatsächlich ernstnehmen, wenn er nicht verletzt werden wollte. Plötzlich wich sie einen Schritt zurück und verharrte einen Moment regungslos in tiefer Konzentration. Kampfeslustig sah sie ihm direkt in die Augen und lächelte schließlich. Unvermittelt drosch sie mit ihren Pranken in die Luft. „Sankon Tessō!“ Es ging alles furchtbar schnell und Hanako bekam davon recht wenig mit, da sie das Bewusstsein verloren hatte. Als sie wieder bei Sinnen war, lag sie im Schatten des Magnolienbaums im Garten des Teehauses und ihr Kopf war auf den Schoß ihrer Freundin Cat gebettet. „Was… was ist passiert?“, murmelte sie benommen. Sie blinzelte einige Male, um das grelle Sonnenlicht besser ertragen zu können. Als sie sich vorsichtig umsah, bemerkte sie, dass sie allein waren. „Du hast mit einer oberkrassen Attacke Sesshoumaru angegriffen“, erklärte Cat begeistert. „Du warst voll stark, sowas hab ich vorher noch nie gesehen!“ Angestrengt kramte Hanako in ihre Erinnerungen. Sie wusste nur noch, dass er einige ziemlich üble Dinge zu ihr gesagt hatte und sie wütend wurde. Danach versank alles in einem Nebel aus Zorn. „Du hast dich irgendwie verwandelt, das sah richtig böse aus! Du hattest blutrote Augen und auf jeder Backe eine blaue Linie“, begann Cat zu berichten, doch unterbrach sie sich selbst nachdenklich. „Das mit den Linien erinnert mich ein bisschen an das, was du mir von Sesshoumaru erzählt hast. Wie er aussah, als er mit voller Kraft gekämpft hat.“ Hanako war so durcheinander, dass sie kein Wort herausbrachte. „Du hast dann wie eine Irre gekämpft und ihn echt in Bedrängnis gebracht! Er musste sogar abwehren. Dann sind irgendwann Funken von deinen Finger gesprüht bei jedem Angriff.“ War das wirklich sie, grübelte Hanako. Seit wann war sie so stark? „Dann wurde es echt abgefahren“, fuhr Cat fort, „Du hast ihn wie eine Wahnsinnige angegrinst und als du in die Luft geschlagen hast, sind aus deinen Nägeln – ach Quatsch, das waren schon richtige Krallen – Blitze gekommen. Du hast was geschrien, was ich nicht verstanden habe.“ „War das echt alles ich?“ „Ja“, lachte Cat voller Stolz, „Du hast ihn mit dieser letzten Attacke sogar getroffen! Er hat sich völlig verdattert seinen blutenden Arm angesehen und etwas gemurmelt. Dann…“ Hanako unterbrach sie. „Was hat er gesagt?“ „Keine Ahnung, was er damit meinte. Er war richtig neben der Spur und sagte ‚Inuyasha… ‘. Was auch immer das zu bedeuten hatte.“ Langsam setzte sich die immer noch sehr angeschlagene Hanako auf und rieb sich die Augen. „Das ist der Name seines Bruders“, erklärte sie ohne sich bewusst zu sein, was sie da gerade sagte. „Er hat einen Bruder?“, hakte Cat überrascht nach. „Ihr habt euch während eures Kampfes auch wegen ihm gestritten. Du hast gesagt, du würdest ihn genau wie seinen Bruder besiegen. Der Typ muss ziemlich cool sein!“ „Er ist vor allem ziemlich tot“, entgegnete Hanako, der langsam das Ausmaß der Geschehnisse dämmerte. „Er war sein Halbbruder und seit einem halben Jahrtausend oder so tot.“ „Ja, das mit dem Halbbruder hat er auch gesagt“, kommentierte ihre Freundin. „Was ist dann passiert?“ Cat atmete einige Male tief ein und aus, dann berichtete sie noch immer beeindruckt weiter: „Du hattest ihn aus dem Konzept gebracht, aber nur für ne Sekunde oder so. Als er den Namen von seinem Bruder gesagt hat, wurdest du von ihm überwältigt und zu Boden gedrückt. Deswegen ist dein Gesicht auch so dreckig.“ Das war Hanako bisher noch gar nicht aufgefallen vor lauter Aufregung. Gedankenverloren wischte sie sich Dreck von der Stirn und hörte weiter gebannt zu. „Dann war auf einmal seine Aura zu sehen, er hat dich komplett damit eingehüllt. In dem Moment bist du ohnmächtig geworden.“ Beide verfielen in einvernehmliches Schweigen, als das Panthermädchen seinen Bericht beendet hatte und hingen ihren Gedanken nach. „Ich habe ja gehört, dass er stark sei, aber es zu sehen…“, plapperte Cat schließlich los, da sie die Stille nicht mehr ertrug. „Ich werde nie mehr frech zu ihm sein. Jetzt glaube ich auch sofort, dass ich es nicht überleben würde mit ihm zu trainieren.“ Plötzlich musste Hanako kichern. Sie lachte laut, hielt sich den Bauch und all die Anspannung fiel von ihr ab. „Das war noch gar nichts“, erklärte sie schließlich. Irgendwie war sie gerade stolz auf ihn und darauf, seine indirekte Nachfahrin zu sein. „Er hat nicht mal das Siegel abgelegt. Damals, als er die Panther-Gang vernichtet hat, da konnte man sehen, wie stark er ist.“ „Ich habe das immer für Übertreibung gehalten“, sinnierte Cat, „Aber jetzt glaube ich es. Alles.“ Besorgt nahm sie Hanakos Gesicht in ihre Hände und sah sie eindringlich an. „Und dir geht es auch ganz sicher gut? Ich habe schreckliche Angst um dich gehabt, man kann fast froh sein, dass du noch lebst!“ Hanako versuchte so viel Zuversicht, wie ihr im Moment möglich war, in ihr Lächeln zu legen. „Keine Sorge, er würde mich nie ernsthaft verletzen. Eigentlich hat Sesshoumaru mich eben vor mir selbst beschützt. Wenn ich von meinem Dämonenblut übermannt werde, kann nur er mich wieder stoppen. Deswegen hat er mich in sein Youki eingehüllt, nicht weil er mich angreifen wollte.“ Sie stand vorsichtig auf und war dankbar, dass sie sich am Arm ihrer Freundin abstützen durfte. Ihre Beine waren noch immer etwas wackelig. „Der Einzige, um den man sich Sorgen machen muss, ist eigentlich Sesshoumaru“, bedeutete sie der anderen Hanyou. Sie fühlte wirklich nur aufrichtige Besorgnis. All ihren Zorn über seine Worte hatte sie vergessen. Sie verstand, dass er das nur gesagt hatte, um sie wütend zu machen. Und selbst wenn nicht, war ihr das gerade herzlich egal. „Wo ist er?“, fragte sie, als sie im Innern des Teehauses standen und es verlassen vorfanden. Ein prüfender Blick in den Aschenbecher verriet dem kundigen Auge Hanakos, dass er vor einiger Zeit gegangen sein musste. Cat wunderte sich ein wenig darüber, dass man sich um den Daiyoukai sorgen machen musste, aber in einem seltenen Moment des Verständnisses begriff sie, dass es wohl der falsche Zeitpunkt war, danach zu fragen. „Keine Ahnung, er hatte sich seine Zigaretten und was zu Trinken geschnappt und ist ohne ein Wort zu sagen gegangen. Ich glaube aber nicht, dass man sich bei ihm Gedanken machen muss. Der kommt zurecht.“ Hanako entgegnete nichts, aber in Gedanken wusste sie genau, was zu tun war. Wenn sie Kagome nicht Bescheid geben würde, in welcher Verfassung ihr Gefährte war, würde man sich um Hanako selbst Sorgen machen müssen. Die Miko würde ihr so etwas nie verzeihen. Außerdem brannten ihr einige Fragen auf der Seele, Fragen, die nur Kagome beantworten konnte. Was hatte es mit diesem Angriff auf sich, dass Sesshoumaru sofort an seinen ungeliebten Bruder denken musste? Und wie ähnlich waren sich Inuyasha und sie? Die Beziehung der beiden Söhne des großen Hundedämons war ein Rätsel, das verborgen in den Schatten der Vergangenheit lag. Hanako hatte sich soeben vorgenommen Licht in die Sache zu bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)