Abenteuer im Land der Träume von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 19: Konteradmiral Hiyoru -------------------------------- 19. Kapitel: Konteradmiral Hiyoru (Katory): Schwer nach Sauerstoff ringend lag ich etwas abseits von dem Konteradmiral. Er hatte mich nach einer schier endlosen Zeit endlich losgelassen und von sich geschleudert. Bisher hatte ich ihm noch keine Antwort gegeben. Ich überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun konnte - er hatte mich entwaffnet und schaffte es irgendwie, meine Teufelskräfte zu unterdrücken - ich war quasi wehrlos. Und ich wollte unter keinen Umständen auf seinen Deal eingehen, egal wie dieser aussehen mochte! Ich kroch noch ein Stück von ihm weg, bevor ich mich wieder aufrichtete, vermied es dabei, zu meiner schmerzenden Schulter zu greifen - er musste nicht wissen, dass ich bereits verletzt war. Zumal seine verfluchten Alpträume mich ohnehin stark geschwächt hatten. "Ich hoffe, meine Alpträume haben dir nicht zu sehr zugesetzt, Kätzchen." schnurrte er. Auf einmal machte er sich also Sorgen um mich? Und das sollte ich ihm abkaufen? Was glaubte der Typ eigentlich, wie naiv ich war? "Du fragst dich sicher gerade, was genau ich wohl von dir möchte." flötete er mir zu. Ich würde ihm ja so gerne eins reinwürgen... "Im Grunde ist es ganz einfach - du musst lediglich auf die Seite der Weltregierung wechseln und mir die beiden Supernovae ans Messer liefern, mit denen du unterwegs bist. Dafür vergessen wir, dass du maßgeblich an der Zerstörung eines Marinestützpunktes beteiligt warst." Sein Grinsen war genauso wiederlich wie seine Forderung. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. "Sonst noch was?" "Du wirst so oder so meinen Forderungen nachkommen, ob du willst oder nicht. Denn du bist das Licht zu dem die Motten geflogen kommen." seine Fratze war diabolisch. Was sollte das nun wieder bedeuten? "Den Teufel werd ich tun und meine Freunde verraten! Geschweige denn in ihrer Gegenwart ein Wort über dich verlieren." "Oh, das musst du gar nicht." Ok, langsam wurde ich wirklich böse! Der Typ kotzte mich so dermaßen an! "Soll ich dir auch sagen, warum?" Ich schnaubte nur verächtlich. Mich würde viel mehr interessieren, warum er nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen konnte! "Du bist nicht allein in meine Falle getappt." "Was...?" Mit geweiteten Augen folgte ich seinem Blick, der an einem Baum in unserer Nähe hängen blieb. Dahinter konnte man kurz einen roten Mantel aufwehen sehen. Die Motte war dem Licht gefolgt. Verflucht! "Es dürfte auch dir nicht entgangen sein, dass du deine Teufelskräfte nicht benutzen kannst, nicht wahr, Eustass Captain Kid!" NEIN! Das DURFTE nicht sein! Warum war er mir gefolgt?! "Für einen Schleimbeutel wie dich brauche ich meine kostbaren Kräfte auch gar nicht. Ich zerquetsch dich mit bloßer Hand, du Made!" grollte der Rothaarige und trat nun aus dem Schatten hervor. Der Kerl mit der Sonnenbrille begann, hysterisch zu lachen - das war Folter für die Ohren! "Glaubst du im Ernst, du Möchtegern-Pirat kannst MIR das Wasser reichen?" Eustass knurrte gefährlich, doch der Spitzbart blieb völlig unbeeindruckt. "Hunde, die bellen, beißen nicht." zischte er - das war zuviel! Kopflos stürmte mein Käptn auf den Kerl los. Das konnte ja nur schief gehen... Wie ich es hasste, wenn ich mit meinen Vermutungen richtig lag... Spitzbart war entsetzlich schnell und wich Eustass mit einer erschreckenden Leichtigkeit aus. Als ihm das anscheinend zu mühseelig wurde, blieb er einfach stehen und parrierte jeden Schlag bis... "Gnnnnhaaaaaaaaa..." "EUSTASS!!!" Der Typ hatte einfach seine Faust festgehalten und dann verdammt kräftig gegen Kids linken Arm geschlagen. Mehrfach. Jetzt hing dieser schlaff herunter... Ich wollte schon zu ihm, als der Rothaarige mich aufhielt. "Bleib, wo du bist, Kat. Der Kerl ist gefährlich!" Ein amüsiertes Lachen verließ die Kehle des Sonnenbrillenträgers. "Als ob du eine Frau wie sie beschützen könntest." "Du bekommst sie nur über meine Leiche!" "Das ließe sich einrichten... soll ich deinen Vize dann später neben deinen Leichnahm legen?" spottete der Kerl. Mir platzte der Kragen. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten, stürzte ich mich auf ihn. "Oho, so stürmisch? Wir haben doch alle Zeit der Welt, Kätzchen." Er bemühte sich nicht einmal, mich aufzuhalten, so ein Kotzbrocken! Ich rammte ihm meine Zähne in seinen Hals und schmeckte Blut. "Na na na, du kleine Wildkatze... Das macht man aber doch nun wirklich nicht!" Er griff mir grob ins Haar und zog mich mit einem Ruck von sich, schleuderte mich vor die Füße meines erbosten Käptn. "Warum hast du das getan?" Die Frage war sowohl an mich, wie an Hyoru gerichtet. Ich spuckte das Blut von dem Mistkerl aus. "Ich werde nicht mit ihm gehen!" "Er wird nicht zögern, dich zu töten, Kat." "Ich weiß... aber ich kann doch nicht... Ich WERDE euch NIEMALS verraten!" Entschlossen kam ich wieder auf die Beine. Der Kerl musste doch eine Schwachstelle haben... "Warum nur bist so unvernünftig, Kätzchen? Du könntest ein so viel besseres Leben haben an der Seite der Weltregierung - an MEINER Seite." "Ich glaub, ich kotz gleich..." Ich spuckte ihm erneut vor die Füße und stellte mich etwas näher zu meinem Käptn. "Mein Platz ist genau hier! An der Seite der Kid-Piraten und nirgends sonst! Ich lass mich nicht wieder in einen Käfig sperren!" Kid schenkte mir ein anerkennendes Lächeln. Auch wenn er eigentlich stinksauer auf mich war, weil ich mich schon wieder ins Chaos manövriert hatte. Naja, die Standpauke würde ich später über mich ergehen lassen müssen. Dafür war unser Gegner nun recht ungehalten. "Ich habe dir die Hand zum Frieden gereicht und du schlägst sie einfach so aus, stellst dich sogar schützend vor einen Verbrecher! Du bist so dumm! Du hast die falsche Seite gewählt!" "Das kannst du überhaupt nicht beurteilen!" Das hier war mein Leben und ich allein entschied darüber, welche Seite die richtige war! Ich spürte Kids Hand auf meiner Schulter. "Vergiss es, der kapiert es eh nicht. Solche Idioten verstehen nur eine Sprache!" Damit schob er mich bei Seite und hielt erneut auf Spitzbart zu, seine Hand zur Faust geballt. "Wie erbärmlich. Du bist so vorhersehbar..." Erneut parrierte er den Schlag und trat Kid mit voller Wucht in die Rippen. Schon wieder die linke Seite... Ein gräßliches Knacken ertönte. Man brauchte keine medizinischen Fachkenntnisse, um zu wissen, dass der Typ ihm gerade mehrere Rippen gebrochen hatte. Hiyoru kickte Eustass zu mir, der krümmend auf dem Boden lag. Ich beugte mich zu ihm runter. "Sie ihn dir an, Katory - so jemandem willst du wirklich folgen? Das ist geradezu lächerlich." spottete er. Dabei bemerkte er nicht, wie Kid mir etwas zusteckte. "Du unterschätzt uns gewaltig, Alterchen..." Ein röchelndes Lachen erklang von dem Piraten, als er ein kleines quadratisches Ding emporhiellt. Die Nasenflügel unseres Gegners begannen zu beben. "Woher hast du das?" "Rate mal." Während die beiden ein Pläuschchen hielten, entfernte ich mich ganz langsam von Kid und schlich mich hinter den Konteradmiral. "Was geschieht wohl, wenn ich das Teil kaputt mache? Weißt du, ich mache öfters Dinge kaputt - bin wohl etwas ungeschickt..." Ich hätte gerade verdammt gern Kids dreckiges Grinsen gesehen, leider ging das von meiner jetzigen Position nicht... "Ich wette mit dir, wir können unsere Teufelskräfte wieder benutzen, wenn ich dieses Ding zerstöre oder?" Noch immer schwieg unser Feind. "Du sagtest, wir wären dir in die Falle gegangen - aber im Grunde ist es genau umgekehrt. Oder glaubst du im Ernst, wir wären so unvorsichtig?" "Und wenn schon... selbst mit deinen Kräften bist du mir hoffnungslos unterlegen. Es würde gar nichts ändern. Na los, zerstöre den Bindungsstein ruhig. Oder traust du dich nicht?" Das ließ sich der Teufel nicht zwei Mal sagen. Mit seiner noch heilen rechten Hand zerquetschte er das Teil und im selben Moment konnte ich spüren, wie sich meine Kräfte einen Weg an die Oberfläche bahnten. Zeitgleich sprang ich aus meinem Versteck, warf eines meiner Messer auf meinen Gegner und sprang direkt hinterher. Wie erwartet wich er aus, doch Kid lenkte meine Waffe geschickt um. Hiyoru, dessen Aufmerksamkeit vorerst auf mir ruhte, bemerkte seinen Fehler erst, als sich mein Messer tief in seine rechte Schulter bohrte. Wütend fing er mich dann ab, nahm sogar die Windsichel in Kauf, die ich ihm direkt entgegen warf, platzierte seine linke Faust in meiner Magenkuhle und richtete dann eine Waffe auf mich. "Keinen Schritt weiter oder dein Mädchen ziert gleich ein hässliches Loch in ihre hübschen Brust." drohte er Kid, der sich immernoch halb liegend hinter ihm befand. Er richtete jetzt seinen tödlichen Blick auf den rothaarigen und drückte ab... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Etwa zehn Tage zuvor... "Sag mal, Eustass, hast du eigentlich jemals versucht, einem Gegner das Blut auszusaugen?" Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich mit einem undeutsamen Blick an. Klang die Frage vielleicht ein wenig komisch? "Ich bin doch kein Vampir!" "So meinte ich das auch nicht... also nicht direkt zumindest..." Er massierte sich den Nasenrücken. War vielleicht nicht die beste Uhrzeit, um über so etwas zu reden. Wer führte schon gern so tiefgründige Gespräche um zwei Uhr nachts? Also ich normalerweise eher nicht. Aber mir kam der Gedanke einfach - ich musste ihn fragen. "Kat. Es ist spät. Sag einfach, was du von mir willst." Spontan schossen mir ein dutzend Antworten durch den Kopf - keine davon war jugendfrei. Ich blinzelte ein paar Mal. Was wollte ich noch gleich? Achja... "Die roten Blutkörperchen im menschlichen Organismus bestehen aus einer Eisenverbindung, durch die sie den Sauerstoff an sich binden und transportieren können." "Bitte, für medizinische Fachsimpeleien ist es entschieden die falsche Uhrzeit!" knurrte er. "Eustass! Eisen! Metall!" Musste ich ihm wirklich alles erklären!? "Oh..." Kam dann endlich die Erkenntnis. "Darüber hab ich nie nachgedacht..." Wirklich nicht? Wie konnte das nur passieren, ging mir der sarkastische Gedanke einher. Ich schüttelte meinen Kopf. "Man kann schlecht über etwas nachdenken, wovon man nichts weiß, nicht." ärgerte ich ihn. "Du möchtest nicht wirklich eine Antwort darauf von mir oder?" Sein falsches Lächeln ließ es mir kalt den Rücken runterlaufen und schnell schüttelte ich den Kopf. "Meinst du, du kannst es mit deiner Teufelskraft anziehen?" "Das wäre mal eine neue Art, das Blut meiner Feinde zum Kochen zu bringen, hehe." Er fixierte mich mit einem diabolischen Ausdruck in den Augen. Er wollte das doch jetzt nicht an mir testen oder!? "W-w-w-warte, Eustass!!!" Schnell sprang ich auf, zog aus einer Kommode ein Kästchen hervor, in der sich eine sterile Spritze befand und sah unschlüssig zwischen mir und ihm hin und her. "Du würdest dir nicht zufällig freiwillig von mir Blut abnehmen lassen, oder?" Sein herablassender Blick war mir Antwort genug. Ich setzte die Nadel also an meinen eigenen Arm, musste kurz schlucken - ich hasste Nadeln an meinem Körper! - und durchdrang mit der Kanüle meine schützende Hautbarriere. Es dauerte nicht lang und ich hatte genug abgezogen. Kid beobachtete mich nur stumm. Dann stellte ich das Röhrchen auf den Tisch zwischen uns hin. "Und du willst jetzt von mir, dass ich versuche, das Blut anzuziehen?" "Genau." Er starrte auf das kleine Gefäß. Sein Blick wurde zunehmend unzufriedener und ein Knurren entfuhr ihm. "Scheiß Idee. Hätte mir ja denken können, dass es nicht klappt..." "Hast du es überhaupt richtig versucht? Da hat sich ja gar nichts gerührt! Streng dich gefälligst ein bisschen mehr an!" Und es war noch immer zwischen zwei und drei Uhr morgens... "Ich hab mich sehr wohl angestrengt! Es geht eben nicht!" blaffte er mich an. Ich kam ins Grübeln. War der Eisengehalt vielleicht zu niedrig? Oder gab es einen anderen Grund? Ich starrte kurz auf meinen Arm, in dem das kleine Loch, welches die Kanüle hinterlassen hatte, noch rot leuchtete. Und dann kam mir die Idee. Ich öffnete den Verschluss des Röhrchens und sah Kid auffordernd an. "Versuch's nochmal." Er brummte nur missmutig, konzentrierte sich aber wieder auf das Röhrchen vor ihm. Und siehe da! Der rote Lebenssaft krabbelte wie ein Lebewesen aus seinem Behälter. Ich konnte den freudigen Aufschrei einfach nicht unterdrücken. "Es klappt!" Ich sprang Kid um den Hals und riss ihn zu Boden. Upps. Natürlich riss dadurch die Verbindung ab und das Blut flatschte teils auf den Tisch, teils zurück ins Röhrchen. "Das heißt, eine Verletzung der Haut bis zu einem Blutgefäß sollte ausreichen, damit dieser Trick funktioniert. Wenn sonst keine Waffen in der Nähe sind, könnte das einen entscheidenden Vorteil geben." "Brauch ich nur noch jemanden, der meinem Opfer eine derart tiefe Wunde zufügen kann." Wir tauschten wissende Blicke aus. Meine Windsicheln waren wie geschaffen für solche Verletzungen. Dann flog die Tür auf und Killer stand mit großem Fragezeichen im Türrahmen. "Ihr zwei seid echt verdammt laut... Ich hab echt nichts dagegen, wenn ihr euren Trieben folgt aber warnt mich bitte das nächste Mal vor, damit ich mir Ohrenstöpsel besorgen kann..." Damit trat er wieder ab und knallte die Tür hinter sich zu. Kid und ich sahen uns fragend an. Zugegeben, unsere Position war schon etwas zweideutig... Ich hatte immerhin noch immer meine Arme um seinen Hals geschlungen, lag halb auf ihm drauf und wenn wir uns ansahen, berührten sich beinahe unsere Nasenspitzen aber... mal ehrlich, wie kam Killer nur auf so völlig abwegige Gedanken? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Erste, was ich wahrnahm, war Schmerz. Ich konnte die vor Entsetzen aufgerissenen Augen von Kid sehen. Er durfte jetzt nicht an mich denken! Es gab nur eine Chance, hier lebend herauszukommen! "Eus... tass... sein... Blut...!" brachte ich knapp hervor. Ich hoffte inständig, dass er mich gehört hatte, denn mein Sichtfeld verengte sich bereits, meine Sinne trübten sich. "Ich brauche den Bindungsstein nicht, um Teufelskraftnutzer ohne Logiakräfte auszuschalten." Damit richtete er seine Waffe auf Kid. "Du armer Irrer, du weißt doch genau, dass mir eine Bleikugel nichts anhaben kann." Kid! Das sind keine Bleikugeln! Die Waffe ist mit Seestein geladen! Aber meine Lippen brachten keinen Ton raus. Verdammt! "Nur sind das hier keine Bleikugeln..." Ich dirrigierte meinen schwächelnden, schwankenden Körper an dem Sonnenbrillenträger vorbei und hörte bereits im nächsten Moment den Schuss. Reißender Schmerz durchzog meinen linken Oberarm. 3 Seesteinkugeln passten in diese Waffen - zwei hatte er an mich verschwendet - die dritte durfte Kid nicht treffen! Endlich erwachte dieser Volltrottel aus seiner Starre, fing mich mit seinem gesunden Arm auf, knurrte bedrohlich und fixierte dann unseren Gegner. "Ich weiß, was ich zu tun hab... verzeih mir, Kat. Ich war unachtsam." "Mach einfach... laber nicht... so viel..." In dem Moment, als ich den Boden berührte, weil Kid mich von seinem Arm gleiten ließ, konnte ich die unheimliche Macht spüren, die sich nun entfaltete. Ich drehte mühsam meinen Kopf zum Geschehen, auch wenn ich mir sicher war, dass ich das Kommende eigentlich nicht mit ansehen wollte. Der Konteradmiral begann zu gurgeln, als das Blut aus der Bisswunde am Hals, der Stichverletzung an seiner Schulter und der Schnittwunde an seinem Oberkörper spritzte. Es war ein makaberer Anblick, den blutüberströmten Körper in seine eigene Blutlache platschen zu sehen. Kid sackte neben mir erschöpft zusammen, seine Verletzungen hatten ihm schwer zugesetzt und ich würde wetten, diese letzte Aktion wäre auch ohne die unzähligen gebrochenen Knochen anstrengend genug gewesen. Kid sog scharf die Luft ein, als er sich mit seiner rechten Hand vorsichtig über seine gebrochenen Rippen fuhr. "Hey, Kat... ist bei dir alles okay?" "Das gibt nen hässlichen blauen Fleck..." Mit der rechten Hand fuhr ich über mein rechtes Schlüsselbein, zupfte meine Bluse etwas zur Seite und ließ den rothaarigen das silber glänzende Oberteil darunter sehen. Er musste schmunzeln. "Du trägst es ja doch... ich dachte, so ein taffes Mädchen wie du braucht so etwas nicht." "Nenn es Eingebung... ich hatte das Gefühl, ich würde es heute brauchen..." Kid hatte sich schon immer viel zu viele Sorgen um mich gemacht. Irgendwann hatten er und Killer dann die Köpfe zusammengesteckt und heraus kam ein mit Metall eingewobenes Shirt, welches sich leicht unter meinen Alltagsklamotten verbergen ließ. Es fungierte mir als Schutzschild und unter normalen Umständen, sollte mir eine Kugel nichts ausmachen - als ob hier irgendetwas normal wäre... - aber das Seesteingeschoss wurde aus nächster Nähe abgefeuert und würde deutliche Spuren hinterlassen. Dennoch hatte mir Kids ausdauernde Fürsorge heute das Leben gerettet. Dafür war ich ihm mehr als dankbar. Ein gurgelndes, ersticktes Lachen ließ uns herumfahren. "Hrchhrchhrch... ihr glaubt.... hrchhhh ... ihr hättet gewonnen...? Ich werdet mit mir sterben... hrchhrchhrch..." Konnte der Kerl nicht einfach leise abtreten? Wie konnte der eigentlich überhaupt noch am Leben sein? Er zog etwas hervor, dass einem Stift nicht ganz unähnlich sah - bis auf den kleinen roten Knopf auf der Spitze. War das etwa ein Fernzünder!? Scheiße, wir saßen hier auf einem Vorsprung auf einem ziemlich hohen Berg - wenn der explodierte, gingen wir wirklich alle hopps! Und ich konnte meine Teufelskräfte nicht benutzen, da mir dieses miese Seesteingeschoss noch immer im Oberarm steckte. Verflucht! Kid und ich setzten uns gleichzeitig in Bewegung - bloß weg von dem Irren! Doch nur eine Sekunde später knallte und krachte es direkt unter uns und der Boden gab nach. Kid stolperte und reflexartig ergriff ich seine rechte mit meiner linken Hand - böser Fehler, wie mir meine Verletzung danach direkt in Erinnerung rief. Aber meine rechte Hand hatte sich nach vorn ausgestreckt, denn direkt vor mir entblößte der bröckelnde der Boden eine starke Wurzel - ich musste diese um jeden Preis zu fassen kriegen! Oder mit meinem Käptn zusammen in den Tod stürzen... --|--|--|--|--|--|--|--|--|--|--|-- (Kid) Man nehme: Das schlimmste vorstellbare Szenario, kombiniere es mit einem Katastrophenmagnet, multipliziert mit Tausend, würze dann kräftig mit den Seuchen dieser Welt und rühre ordentlich um. Was erhält man dann wohl? Richtig! MEIN LEBEN! Wie war ich noch gleich in diese dezent verschissene Situation gekommen? Achja - ich musste mich mal wieder als Held des Tages beweisen und meinen zauberhaften Wildfang vorm Selbstmord retten. Wie verfallen war ich ihr eigentlich schon? Achja, völlig... fast vergessen... Ich nahm wirklich vieles für sie in Kauf aber für die Aktion heute würde ich eine Wiedergutmachung fordern! Falls wir das hier überleben sollten... Unsere Chancen standen bei... sagen wir 5% innerhalb der nächsten Stunde NICHT in die Tiefe zu stürzen. Ziemliche miese Aussichten oder? Dieser Penner von einem Stalker hatte es nicht nur gewagt, mit meinem Mädchen zu flirten und es heute zu nötigen, ihr Leben - das ja wohl sowas von eindeutig mir gehörte! - an seiner Seite unter der Fuchtel der Weltgerierung zu fristen, nein! Er hatte es zudem ernsthaft geschafft, mich zu verletzen und in ernste Schwierigkeiten zu bringen. Erst brach er mir meinen linken Arm, der jetzt nur noch nutzlos an meinem Körper herumbaumelte und dann brach der Arsch mir auch noch sämtliche Rippen. Anschließend ließ er hier alles in die Luft gehen und ich musste natürlich nochmal kurz über meine Schulter gucken und bekamm prompt irgendwas ins Gesicht geschleudert, was augenblicklich blutete wie Sau - das tat alles scheiße weh! Und ich war echt nicht zimperlich. Allerdings konnte ich getrost über meinen Schmerz hinwegsehen - nicht aber über Katorys. Irgendwie hatte mein Wildfang es geschafft, sich an einer Wurzel, die aus der Klippe herausragte, festzuhalten, trotz ihrer völlig ledierten rechten Schulter. Die andere Hand hielt meinen Arm fest umklammert. Dabei blutete ihre Schussverletzung unaufhörlich. Die Schussverletzung, die sie sich nur eingefangen hatte, weil mein Hirn langsamer war, als eine Schnecke mit Arthritis! Und das nur, weil es mich innerlich zerstörte, als dieser Saftsack auf sie schoss und sie zu Boden fiel. Ich hatte wirklich gedacht, dass ich sie in diesem Moment verloren hätte. "Eustass...?" Drang ihre gequälte Stimme an mein Ohr. "Sag mir, dass Killer weiß, wo wir sind..." Natürlich, Killer! Warum war ich nicht darauf gekommen? Achja, die Arthritis-Schnecke... "Die Explosion wird ihn schon herführen...." Ihr schmerzverzerrtes Gesicht wurde zornig. "Du hast ihm nicht gesagt, wohin du gehst!?" "Woher hätte ich das denn bitte wissen sollen?! Ich bin dir doch nur gefolgt!" Außerdem bin ich meinem Vizen keine Rechenschaft schuldig, immerhin war ICH der Käptn, nicht er! "Warum machst du auch so einen Blödsinn!" "Hallo!? Dass ich mir vielleicht Sorgen um dich gemacht habe!" Überrascht leuchteten ihre grauen Augen auf. "Entschuldige bitte..." "Kannst du mir verraten, warum du kurz davor bist, loszuheulen?" "Ich bringe dich ständig in Gefahr durch meine unüberlegten Handlungen..." "Du ziehst ja auch das Chaos an, wie der Mist die Fliegen..." "Für irgendetwas muss ich ja anziehend sein... Für Männer ja anscheinend nicht... außer sie wollen mich umbringen..." Und unter welche Kategorie fiel ich dann bitte? Chaos? "Eustass..." Presste sie hervor. Die Anstrengung war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. "Sag mir bitte, dass sich hier irgendwo kleine Vorsprünge befinden, auf die wir unsere Füße setzen können... ich kann bald nicht mehr!" "Dann lass mich los." Ich wusste selbst nicht, warum ich das sagte. Eigentlich hing ich sehr an meinem Leben. Aber ich wollte es nicht, wenn es bedeutete, auch ihres zu gefährden. Wenn sie mich losließ, hätte sie eine reelle Chance trotz der Verletzungen, so lange durchzuhalten, bis Killer sie finden würde. Außerdem war es fraglich, ob ich mit meinen Verletzungen noch weit kommen würde... allmählich fiel mir das Atmen immer schwerer. Meine Brust fühlte sich an, als würde ein Riese draufsitzen. Dazu die stärker werdenden Schmerzen. Ehrlich, megageiles Feeling - kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, der stark masochistisch veranlagt war. "Noch so ein Spruch und ich brech dir die Rippen auf der rechten Seite auch noch!" "Wir werden beide sterben, wenn du mich nicht loslässt!" "NEIN! ICH LASSE DICH NICHT LOS!" Ihr Blick war sturr auf die Hand gerichtet, die sich krampfhaft an dem Holz festhielt. Sie war fest entschlossen... Die Frage war nur - was brach zuerst - ihr Wille oder das knarzende Etwas... "Eustass, du musst mich ablenken!" Verwirrt sah ich zu ihr hoch." "Wie? Womit denn?" "Die scheiß Schmerzen in meinem Oberarm und der Schulter sind unerträglich! Du musst mich ablenken, damit ich endlich aufhöre, mich auf sie zu konzentrieren." Als ob ich es geahnt hätte... würde mich auch schwer wundern, wenn sie das kalt gelassen hätte. Mir vielen einige Dinge ein, mit denen ich sie hätte auf andere Gedanken bringen können - nichts davon war jugendfrei - leider war das hier weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür. Außerdem hätte sie mich dann mit Sicherheit SOFORT losgelassen. Also fragte ich sie einfach das erstbeste, was mir einfiel. "Woher wusstest du, dass es ein Seesteingeschoss war, dass er abgefeuert hatte." "Es war die Waffe. Die gleiche hatte auch der Attentäter, als ich damals hierher kam. Und der Kopfgeldjäger in der Basis, die wir zerstört hatten, hatte ebenfalls eine." Ich erinnerte mich, sie hatte so etwas schon einmal erwähnt. Die Waffen wurden speziell für die Seesteinkugeln entwickelt und hatten ein 3-Kugellager. Nur mit ihr konnte man das empfindliche Material abschießen ohne es zu zerstören. Und jetzt steckte eine dieser verfluchten Kugeln in ihrem Oberarm und blockierte nicht nur ihre Teufelskräfte, sondern zerrte auch an ihren letzten Kraftreserven. "Lass mich fallen, Kat." Es war die einzige Lösung. "Klappe, Eustass! Ich will das nicht hören!" "Aber...!" "Nichts da! Wenn du noch so viel Kraft hast, nutz dein vorlautes Organ und ruf nach Killer! Vielleicht bewegt er seinen Arsch dann eine Spur schneller zu uns..." Plötzlich ließ sie ihren Kopf leicht in den Nacken fallen - verließen sie etwa ihre Kräfte? "Wenn ich es mir recht überlege... Spar dir deinen Atem lieber, Eustass... Du bist schwer verletzt. Vielleicht haben deine gebrochenen Rippen auch deinen Lungenflügel in Mitleidenschaft gezogen." "Und was ist mit dir? Das sind keine einfachen Kratzer!" "Weiß ich selbst... der Muskel ist aber nicht abgerissen, sonst könnte ich dich nicht länger halten. Aber ich befürchte, das lässt nicht mehr lang auf sich warten, wenn ich dein Gewicht noch lange halten muss. Und wehe du kommst wieder mit deinem bescheuerten Vorschlag! Ich hab nämlich einen besseren!" Ihr Kopf drehte sich leicht in meine Richtung und ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre blutverschmierten Lippen. "Schaffst du es, ein kleines Stück höher zu klettern und dich an meiner Tailie festzuhalten?" Ich sah mich um - diese miese Felswand bot echt null Halt - wie sollte ich mich an ihr hochziehen mit nur einem Arm? Denk nach, Kid, sonst bist du doch auch nicht auf den Kopf gefallen - wie konnte ich das Stück hochklettern? ... ... ... "Kat..." "Hm?" "Ich befürchte, das wird gleich ziemlich unangenehm..." "Egal, ich halt das aus - mach schon!" drängelte sie nun. Ich nickte kurz. Jetzt durfte nichts schief gehen oder ich würde uns beide umbringen. Ich musste es schaffen, meine Beine um ihre zu schlingen, um Halt zu bekommen und anschließend meinen gesunden Arm um ihre Tailie legen zu können. Das war der Plan... in dem ich leider völlig vergessen hatte, zu berücksichtigen, dass das Anspannen der Bauchmuskeln durch die Frakturen beeinträchtigt war - was ich sogleich schmerzlich zu spüren bekam, als ich versuchte, meine Beine aus reiner Muskelkraft nach oben zu befördern. Mein Unterkörper wurde wie ein nasser Sack nach unten gezogen, was zur Folge hatte, dass dieser kräftige Ruck auf Katorys ledierten Arm übertragen wurde. Und dieses morsche Stück Holz, das gefährlich knarzte... "AAAHHHHH!!! Scheiße, Eustass, was zur Hölle tust du da!?" Ich konnte sehen, wie sie sich auf die Lippen biss, um den aufkommenden Schmerz im Zaum zu halten. Verflucht! Wie oft wollte ich ihr eigentlich noch weh tun? Ich war so ein Trampel... Und ein Weichei! Sie ertrug all diese Schmerzen und ich schaffte es nicht einmal, mich kurz zusammenzureißen, um unsere Situation zu verbessern. Was war ich eigentlich für ein Käptn? Ich zwang meinen Körper erneut, das zu tun, was ICH wollte und schaffte es tatsächlich meine Beine um ihre zu schlingen und mich an ihr hochzuziehen, bis ich endlich an ihrer Tailie hing. Sie sog scharf die Luft ein, hob mühsam ihren freigewordenen Arm und klammerte sich auch mit dem an die Wurzel. "Erwarte bloß kein Feingefühl von mir, wenn ich mich später um deine Verletzungen kümmer, Eustass!" presste sie zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor. "Du und dein unerschütterlicher Optimismus..." "Da spricht eher die Sadistin aus mir... du wirst leiden, das schwör ich dir!" Und wenn sie noch so sauer auf mich war - ich konnte im Moment kaum glücklicher sein. Es mag merkwürdig klingen aber sie hatte mir soeben geschworen, meinen Arsch zu retten - mal wieder. Dafür würde ich auch in Kauf nehmen, Höllenqualen zu leiden. Ein zufriedenes Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich glaubte, so etwas wie Schritte zu hören - oder bildete ich mir das jetzt schon ein? "Da kommt jemand..." wisperte sie. "Killer!" Sie musste seine Aura erkannt haben - wie schaffte sie es nur, in ihrem Zustand noch Haki anzuwenden? "Hey! Hier unten! Wir sind hier!" Woher nahm sie die Kraft jetzt noch so zu brüllen? Die Schritte wurden deutlicher, kamen direkt auf uns zu. Aber es war nicht nur eine Person... "Yo, Katory - was hängt ihr denn hier so rum?" Heat? Ich konnte leider nichts sehen, da mein Gesicht an Katorys Rücken klebte. "Zieht uns hoch - Eustass ist verletzt, er muss sofort zurück zum Schiff!" Und was war bitteschön mit ihr!? "Woher wusstest du, dass wir es sind?" kam es amüsiert von dem Blonden. "Dein Gang..." knurrte sie wütend, da die Idioten noch immer keinerlei Anstalten machten, uns hochzuziehen. Also doch kein Haki... Ob ihnen aufgefallen war, wie tief es hier nach unten ging?! "Warum hast du nicht deine Wolke benutzt, Katory?" fragte mein Vize weiter - ich fass es nicht! Wollten die nur stehen und glotzen oder uns endlich mal helfen?! "Seestein... in meinem linken Arm... nun macht schon!" "Jaja, reg dich nicht auf, Sonnenscheinchen. Ihr hängt hier kaum fünf Minuten rum... wir sind sofort hergekommen, als wir die Explosion gehört hatten." Und im nächsten Moment wurden wir endlich nach oben gezogen. Ich löste meinen Klammergriff und rollte von ihr runter. Von wegen keine fünf Minuten - es hatte sich wie eine verfluchte Ewigkeit angefühlt! "Heat, Wire, ihr müsst Eustass vorsichtig tragen - seine Rippen sind gebrochen, er darf sich unter keinen Umständen noch mehr bewegen!" "Und was ist mit dir?" fragte nun Wire. Mein Wildfang blieb im Gras liegen. "Ich komm gleich nach..." Ohne weitere Fragen wurde ich von den beiden hochgehoben und zurück zu meinem Schiff gebracht. "Killer... du musst den Seestein aus meinem Arm holen..." konnte ich sie noch hören, bevor mein Vize sich über die am Boden liegenden Frau beugte, sein Messer zückte und... wollte er ihren Arm aufschlitzen!?! Ein erstickter Schrei drang noch an mein Ohr, als meine eigenen Schmerzen schier unerträglich wurden und Dunkelheit meine Sinne umfing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)