Abenteuer im Land der Träume von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 10: Alkohol, du böser Geist... -------------------------------------- 10. Kapitel: Alkohol, du böser Geist... (Kid): Endlich regte sich mein Wildfang! Was fiel ihr eigentlich ein, uns so einen Schrecken einzujagen? Sie hatte all ihre Kraft aufgebraucht, um uns zu retten und am Ende sogar das Bewusstsein verloren, woraufhin sich ihre Wolke in Wohlgefallen aufgelöst hatte.... Warum auch immer sie ihre Show unbedingt von dort aus abziehen musste... Hätte ich nicht eine Art Brücke errichtet, die Killer entlang gelaufen war, um sie in letzter Sekunde noch zu fassen zu kriegen, wäre sie unweigerlich ins Meer gestürzt. Wobei er, mir zu Liebe, wahrscheinlich auch da hinterher gesprungen wäre, um sie wieder herauszufischen - ich war mir sicher, dass er um meine - für uns beide verstörenden - Gefühle für die junge Frau wusste. Auch wenn ich es bisher noch nicht laut ausgesprochen hatte. Warum es für ihn verstörend war? Weil es für mich das erste Mal war, so zu empfinden und diese Situation ihn in unnötige Sorge für mich versetzte. Verwirrend? Für mich auch... Doch nun, nach fünf endlosen Stunden, in denen Katory mehr oder weniger reglos auf meinem Bett lag, flatterten endlich ihre Lider. Ihre zierliche Hand wanderte direkt zu ihrer Stirn und ein gequältes Stöhnen verließ ihre Kehle. "Was ist passiert? Wo bin ich?" leicht neigte sie ihren Kopf in meine Richtung. "Eustass...?" Wen hatte sie denn sonst erwartet? "Sag mal, hast du sie noch alle, Kat!? Du hättest dich umbringen können! Was fällt dir eigentlich ein?!" Mir war ja selbst klar, dass dieser kleine Ausraster nicht unbedingt nötig war direkt nach ihrem Erwachen aber für freundliche Worte war ich gerade viel zu aufgebracht. Und nun wurden ihren Augen auch noch glasig... "Tut mir Leid, dass du dir Sorgen gemacht hast, Eustass." "Gar nicht wahr!" höllische Sorgen sogar! "Katory, das war mehr als nur knapp gewesen. Dieses Mal mag es noch gut ausgegangen sein aber wer weiß schon, wie es das nächste Mal sein wird..." stellte Killer nüchtern klar. Er war die ganze Zeit über nicht von meiner Seite gewichen und ich fragte mich, um wen er sich eigentlich mehr Sorgen machte... Sein innerer Konflikt war für mich mehr als offensichtlich. Er sah, wie diese junge Frau etwas in mir veränderte und wusste eigentlich nicht, wie er darauf reagieren sollte. Ich würde ihm noch beweisen müssen, dass es nicht zu meinem Nachteil war. Außerdem betraf das nicht nur mich - auch er war... weicher (?) geworden. Niemals hätte er für jemanden, der nicht zu unserer Mannschaft gehörte, Kopf und Kragen riskiert - aber Katory hatte er bereits mehrfach gerettet, sie trainiert und verdammt viel Zeit mit ihr verbracht. Sollte sie wirklich in ihre Welt zurückkehren, machte uns das vielleicht weniger verwundbar aber die gesamte Mannschaft würde daran zu knabbern haben. "Es tut mir wirklich Leid... aber ich sah keinen anderen Ausweg. Ich will gar nicht daran denken, was geschehen wäre, hätte dieses Blitzinferno uns erreicht..." "Du hättest uns sicher auch mit weniger Aufwand da rausbekommen..." murrte ich nur. "Aber so habe ich eine weitere Fähigkeit entdeckt." strahlte sie nun plötzlich. Meinte sie das Schwert? Diese Klinge hatte eine ungeheure Macht ausgestrahlt, die selbst mir Unbehagen bereitet hatte. Ich wollte gar nicht wissen, welche Kraft die Blonde aufbringen musste, um sie heraufzubeschwören - ganz zu schweigen von dem Zerstörungspotential! "Du bist so dumm! Das hätte uns alle umbringen können!" Das oder die Blitze... "Du darfst deine vollen Kräfte nie wieder einsetzen ohne meinen ausdrücklichen Befehl, hast du mich verstanden!" mahnend hob ich den Zeigefinger. Als ob ich ihr irgendetwas verbieten könnte, sie war mir schließlich nicht verpflichtet - sie war nur Gast auf meinem Schiff. "Aye, mein Käptn." ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Hatte ich mich gerade verhört? Killer sog scharf die Luft neben mir ein, als auch ihn die Erkenntnis ihrer Worte traf - er war also genauso überrascht wie ich. Ungläubig starrten wir Katory an, die nun versuchte, sich lansgam zu erheben, meinen Vizen dabei nicht aus den Augen lassend. Als sie dann aufrecht auf meinem Bett saß, seufzte er ergeben, trat auf sie zu und hob leicht seine Hand. "Dann Willkommen in der Mannschaft des Teufels." kam es leise glucksend von ihm und sie schlug in seine Hand ein - war dieses Bild nur für mich gerade irgendwie verwirrend? Er beugte sich kurz zu ihr, schien ihr etwas ins Ohr zu flüstern, woraufhin sie ihm einen vielsagenden Blick zuwarf, den ich nicht zu deuten vermochte. "Ich werd mal schauen, ob noch was vom Mittag übrig ist für Katory. Bin gleich zurück - seid anständig!" und schon flog die Tür hinter ihm zu. Verwirrt blickte ich ihm nach - hatte er gerade ernsthaft beschlossen, sie in die Crew aufzunehmen? Das war doch eigentlich Aufgabe des Kapitäns - seit wann übernahm dieser Idiot MEINE Aufgaben?! Außerdem dachte ich eigentlich, er wäre der erste, der dagegen anging - hatte er mich gestern doch derbe beschimpft, als ich ihm gebeichtet hatte, dass ich diesen mysteriösen Nebel bereits einige Male gesehen aber nichts gesagt hatte... "Eustass..." drang ihre Stimme leise an mein Ohr und holte mich zurück in die Gegenwart. Schweigend sah ich sie an und wartete darauf, dass sie fortfuhr. "... bitte sag, wenn du nicht einverstanden bist..." Achso war das - erst eigenmächtig Entscheidungen treffen und hinterher um Erlaubnis bitten? Typisch! Nervös nestelte sie an der Bettdecke herum, vermied direkten Blickkontakt. Ich setzte mich neben sie an die Bettkante, legte meine Hand auf ihre. "Wie kommst du darauf, ich könnte damit nicht einverstanden sein?" "Naja, bisher hast du mich nur geschimpft oder angeschwiegen... Ich wollte dich nicht verärgern..." Ich lachte leise. "Das hast du nicht. Ich habe mir lediglich Sorgen um dich gemacht, da werd ich schon mal ungehalten - aber das weißt du ja. Allerdings hast du mich heute ziemlich überrascht!" Endlich sah sie mich wieder an. "Du bist sehr stark geworden und ich weiß nicht, was wir ohne deine Fähigkeiten getan hätten - vermutlich wären wir blindlinks in unser Verderben gesegelt. Aber in Zukunft werde ich solche Alleingänge nicht mehr dulden! Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst, dass du dich freiwillig in die Klauen eines Monsters geworfen hast!" verkündete ich breit grinsend - nein, es missfiel mir nicht im Geringsten, nun eine gewisse Befehlsgewalt über meinen Wildfang zu haben. Somit war zudem vorerst sichergestellt, dass sie wirklich an Bord blieb. "Ich hoffe ja, dass ich das Monster mit gutem Essen davon abhalten kann, mir an die Wäsche zu gehen." kicherte sie. Davon abhalten, ihr etwas anzutun - mit Sicherheit, aber das ging auch ohne Bestechung. Davon abhalten, ihr an die Wäsche zu gehen - wohl eher weniger, würde mich mit vollem Magen doch nichts mehr davon ablenken können so leicht. "Hmmm... vielleicht..." war daraufhin meine einzige Antwort. Unsere Blicke trafen sich und mich überkam plötzlich das Verlangen, ihre wundervollen Lippen zu berühren. Ich wusste, dass ich diese Gedanken nicht haben sollte aber sie waren da... genauso wie die Gelegenheit. Nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander, es wäre eine kurze Distanz, die ich bereits dabei war, zu vermindern, ohne, dass ich es wirklich merkte. Ob sie es zulassen würde? Ihre grauen Augen versanken in meinen und ihr Atem striff mich bereits, als... ... "Das war gar nicht so einfach - Heat ist so ein Fresssack, ich -..." Killer... Warum musste er ausgerechnet jetzt zurückkommen?! Er stellte das Essen auf meinem Schreibtisch ab und ging zurück zur Tür. "Auf ein Wort, Kid..." War ja klar... Jetzt würde ich mir wieder Muttis Vorträge anhören dürfen... Schöne Scheiße... Schnell sah ich noch einmal zu Katory, die ihren Blick nun gesenkt hielt. Ihre blonden Haare waren ihr seitlich vor ihr Gesicht gefallen, sodass ich dieses nicht erkennen konnte. Ob sie das absichtlich getan hatte? Leise seufzend verließ ich die Kajüte, ließ sie allein zurück und folgte meinem besten Freund raus ans Heck, wo er bereits an der Rehling lehnte. "Was war das da gerade?" fragte er mich tonlos. "Was soll gewesen sein?" als ob ich das nicht genau wüsste... "Kid, ich hab Augen im Kopf!" zeitweise schwer vorstellbar mit seiner Maske. "Wäre ich später oder gar nicht wiedergekommen, hättest du sie geküsst!" kam es vorwurfsvoll von ihm. "Ist ja wohl meine Sache..." gab ich nur entnervt zurück. "Kid... was willst du von ihr? Was ist das zwischen euch?" "Wir sind Freunde." "Ja, den Satz hab ich heute schonmal von Katory gehört - aber bei ihr klang er weitaus überzeugender!" "Seit wann mischst du dich eigentlich in meine Angelegenheiten ein, Killer?" er legte den Kopf schief. "Schon immer - du hast es nur anscheinend nie bemerkt." Meine Arme vor der Brust verschränkend starrte ich ihn nun mürrisch an. "Sie ist doch überhaupt nicht dein Typ, Kid. Du machst dich nur unglücklich." Wie mir dieses überfürsorgliche Getue auf den Geist ging! "Das lass mal schön meine Sorge sein. Und ich wiederhole mich gern nochmal für dich, weil du es bist: Es läuft nichts zwischen uns, wir sind lediglich befreundet!" "Jaja, du kennst meine Meinung zu Freundschaften zwischen Männern und Frauen. Aber davon mal abgesehen: Würdest du mit ihr eine ernsthafte Beziehung eingehen? Kannst du das überhaupt?" langsam stieg Wut in mir auf - unterstellte er mir gerade, ich wäre emotional verkrüppelt? "Du weißt schon, dass diese Diskussion zu nichts führt, oder Killer?" presste ich hervor, sehr darauf bedacht, nicht doch noch in die Luft zu gehen. "Weil...?" "Sie nicht bereit ist, jemals wieder eine Beziehung einzugehen. Sie hat mich persönlich eindringlich darum gebeten, ihr jedwede Schwärmerei sofort auszuprügeln. Selbst wenn sie für mich sei..." was mich noch immer verletzte. Mein Vize war hörbar überrascht und brach dann in schallendes Gelächter aus. "Ernsthaft? Da passiert es endlich, dass dir eine Frau den Kopf verdreht und ausgerechnet sie will keinen Kerl mehr an sich heran lassen - DAS nenn ich Ironie des Schicksals!" "Halt's Maul, Killer..." musste er auch noch Salz in die offene Wunde streuen? Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre mit diesen, für mich völlig fremden Gefühlen klarzukommen. "Wer weiß, vielleicht ändert sie ihre Meinung ja auch wieder, wenn sie nur lange genug mit uns unterwegs ist." versuchte er gerade, mir Hoffnungen zu machen? War er nicht eben noch dagegen, dass ich etwas mit ihr anfange? "Du bist also nicht mehr dagegen, dass sie bleibt?" fragte ich vorsichtig und er zuckte nur belustigt mit den Schultern. "Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, sie an Bord zu haben. Aber da sie ein noch größerer Katastrophenmagnet ist als du, gehe ich davon aus, dass es ab jetzt noch um einiges turbulenter zugehen wird. Ich hoffe, das ist dir bewusst." Damit schlenderte mein Vize fröhlich pfeifend davon. Und ob ich das wusste. "Hoch die Becher! Auf unser neues Mitglied!" gröllten Heat und Wire. Natürlich wurde noch am selben Abend eine riesen Party veranstaltet. Mein alter Freund hatte es sich nicht nehmen lassen, der Mannschaft davon zu berichten, dass Katory nun ganz offiziell nicht nur Inventar, sondern vollwertiges Mitglied unserer Piratenbande war. Auch wenn sich dadurch im Grunde kaum etwas verändern würde, hatten die meisten sie doch schon nach der ersten Woche als solches akzeptiert. "Yo, Katory, komm schon! Du musst auch was trinken!" schmollte Heat, da sie zum wiederholten Mal den Alkohol dankend ablehnte. Sie trank also tatsächlich nicht... Aber es reizte mich schon sehr, zu sehen, wie sie sich daneben benahm, wenn sie angeheitert war - und das hier war die Gelegenheit, war es doch nicht zuletzt ihr Abend. Also rief ich Wire zu mir ran und heckte mit ihm einen diabolischen und gleichzeitig simplen Plan aus - nüchtern würde sie diesen Raum unter keinen Umständen verlassen! "Aufgepasst Jungs!" gröhlte er nun durch den Raum. "Zu Ehren unserer süßen Krankenschwester haben wir gedacht, wir spielen ein paar kleine Spielchen~" Ein Blick zu meinem Wildfang verriet mir, was sie davon hielt - absolut gar nichts! "Und weil es hier drin schon so mächtig heiß ist, beginnen wir mit einer Runde Strippoker - alle ran hier, wer mitspielen will! Katory, du MUSST - du darfst heute nicht kneifen!" ein süffisantes Grinsen umspielte ihre Lippen und herausfordernd funkelte sie Wire über ihr Colaglas hinweg an. "Ihr wollt ernsthaft gegen mich Poker spielen? Ihr armen Irren! Nagut, dann wollen wir mal." Da war gerade eindeutig ihr Kampfgeist erwacht - das konnte ja heiter werden. Das Spiel schien sie also zu kennen. Nur unsere erweiterten Regeln noch nicht... Zu Beginn bekam bereits jeder Mitspieler einen Becher hochprozentigen Alkohol - das nahm die Hemmungen und erhöhte den Spaßfaktor. Jede weitere Runde gab es dann einen kurzen für alle, die noch dabei waren und für die Verlierer einen doppelten. Macht Summa Summarum eine ziemliche Menge Alkohol. Entspannt lehnte ich mich zurück, wollte das Treiben einfach nur beobachten. Aber Wire dieser kleine Mistbock beharrte penetrant auf meiner Teilnahme - dabei wollte ich mir ausnahmsweise heute mal nicht die Kante geben... Egal, fügte ich mich halt in mein Schicksal, was sollte mir schon passieren? Ich vertrug deutlich mehr als der Durchschnitt meiner Mannschaft - was nicht zuletzt dazu führte, dass ich immer gewann. Denn waren meine Männer sternhagelvoll, konnte ich ihnen das Blaue vom Himmel erzählen - sie konnten sowieso ihre Hand vor Augen nicht mehr identifizieren. Ich war eben noch nie fair, wenn es um Spielchen ging. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass das heute Abend bei Weitem nicht so einfach werden würde, wie sonst. Katory vertrug nicht nur mehr, als ich ihr zugetraut hätte, sie beherrschte zudem das Spiel und ein Pokerface, dass jeden straucheln ließ - selbst mich! Sie lächelte einen einfach so lange unschuldig an, bis man selbst nicht mehr wusste, was man noch glauben sollte. Am Ende hatte sie gerade mal ihr Halstuch abgelegt, welches sie heute Nachmittag aufgrund der kühleren Temperaturen umgebunden hatte. Somit gab es rein gar nichts für uns zu gucken, denn ihre lange Hose und ihr langärmeliges Shirt verdeckten so ziemlich jeden Zentimeter ihres Körpers. Dafür spielte sie die ganze Zeit über mit ihrer Halskette und funkelte mich immer wieder herausfordernd an - in ihren Augen schien ich der einzig gefährliche Gegner an diesem Tisch zu sein. Als dann das letzte Blatt ausgeteilt wurde, beugte sie sich leicht in meine Richtung. "Eustass..." schnurrte sie vergnügt. "Du hast verloren." Woher wollte sie das bitte wissen!? Nun beugte ich mich meinerseits zu ihr. "Das glaub ich kaum! Los, zeig her!" forderte ich sie auf und mit einem triumphierenden Grinsen zeigte sie mir ihre Karten. Ein anerkennendes Raunen ging durch den Raum - wie machte sie das nur? Die Frau hatte eindeutig mehr Glück als Verstand! Naja gut... zumindest beim Spielen... Kichernd betrachtete sie mich. "An diesen Anblick könnte ich mich gewöhnen." "Du könntest ihn jede Nacht haben, wenn du nur hingucken würdest." raunte ich zurück und entlockte ihr damit ein Glucksen. "Diesen Anblick meine ich nicht, mein Lieber. Sondern den, wenn du feststellst, dass es jemanden gibt, der dir in Etwas überlegen ist." Ich legte den Kopf schief - wie guckte ich denn? Aber sie beantwortete mir meine stumme Frage nicht. "Also, worin soll ich dich als nächstes fertig machen, Eustass~?" sie hatte ihr Kinn auf ihre zusammengefalteten Hände gebettet und funkelte mich aus ihren meergrauen Augen erwartungsvoll an. "Ich hätte da noch so die ein oder andere Idee..." ein fieses Grinsen huschte über meine Lippen. Doch noch bevor ich weitere Äußerungen von mir geben konnte, kündigte Wire schon das nächste Spiel an: Karaoke! Musste ich nichts weiter zu anmerken oder? Ehrlich, ich mochte Musik - es gab kaum einen angenehmeren Zeitvertreib für mich, wenn mir langweilig war - aber das, was mich in den darauffolgenden Stunden erwartete, war die reinste Folter für meine Ohren! Seinen grausamen Höhepunkt erreichte das Spektakel in einem Duett von Heat und Wire - meine Ohren klingelten noch Stunden später! Einzig und allein, wenn unser Neuzugang das Mikro in die Hand nahm, genoss ich die Gesangseinlage - ich entdeckte immer mehr Seiten an ihr, denen ich sehr zugetan war. Natürlich wurden auch hier schiefe Töne und falsche Texte mit ordentlich Alkohol bestraft - nur Katory musste nichts trinken, von Wasser mal abgesehen. Weitere drei Stunden sinnfreier Trinkspiele und hemmungslosen Besaufens später, saßen mein Wildfang und ich uns mitten auf dem Deck gegenüber, zwischen uns eine leere Rumflasche, deren Kopf ins Leere zeigte, weil der Teilnehmer, der dort gesessen hatte, schon längst ausgeschieden war. Ja, wir spielten Flaschendrehen... oder Wahrheit oder Tat? ... ein bisschen von beidem. Aber bei unserem Pegel war wirklich niemand mehr zurechnungsfähig und es somit im Grunde völlig egal. Witzigerweise lallte die Blonde nicht ein bisschen, was wohl mitunter daran lag, dass sie ausnahmslos jedes Spiel gewonnen hatte. Außer den obligatorischen Startdrinks hatte sie keinen Alkohol angerührt - bis jetzt. Denn als wir noch etwas mehr in unserer überschaubaren Runde waren, hatte ich immer wieder versucht, herauszufinden, was sie an jenem Abend geträumt hatte - allerdings verweigerte sie und trank lieber einen ordentlichen Zug aus der bereitgestellten Rumflasche, als mir zu antworten. Als sie dann irgendwann zu Tat wechselte, weil ihr meine Frage auf den Wecker ging, wurde es nicht besser - natürlich kam stets eine anzügliche Aufforderung, die sie nur allzugern ablehnte und wieder die Flasche ansetzte. Trotzdem war ihre Aussprache klar und deutlich, wenn auch etwas verlangsamt. Nun war ich wieder an der Reihe zu wählen. "Wahrheit." sie kicherte, ich hatte bisher nur Wahrheit genommen - konnte ich doch auf diese blöden Aufgaben getrost verzichten. Sie überlegte, was ihr mittlerweile sichtlich schwer fiel. Langsam forderte der Alkohol also auch bei ihr seinen Tribut. Dann veränderte sich ihr Ausdruck plötzlich und ihre grauen, leicht benebelten Augen sahen mich forschend an. "Wolltest du mich heute Nachmittag küssen?" Whooooh! Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht mit dieser Frage. Sollte ich meine Antwort verweigern? Sicher würde es sie wahnsinnig machen... Ich könnte auch lügen. Ob ich sie damit verletzten würde? Oder ich könnte einfach die Wahrheit sagen... "Ja." ich entschied mich für Letzteres. Es lag kaum Überraschung in ihren Augen aber sofort wurde ihr Gesicht wieder undurchschaubar. "Wahrheit." erklang dann ihre Stimme. "Hättest du es zugelassen?" fragte ich neugierig - wenn wir schonmal bei dem Thema waren... Sie neigte kurz den Kopf zur Seite, wich meinem Blick aber nicht aus, nickte stattdessen langsam. "Ich denke schon..." Jetzt ärgerte ich mich wirklich, dass Killer wieder zurückgekommen war. "Wahrheit..." Wie weit ich dieses Spiel wohl noch in diese Richtung treiben konnte? Unter den gegebenen Umständen fiel es mir deutlich leichter mit ihr über solche Dinge zu reden. Sie zog ihre Stirn in Falten, irgendetwas schien sie sehr zu beschäftigen. "Erklär's mir. Ich verstehe es nämlich nicht... Warum wolltest du das tun?" Wie bitte? War das nicht offensichtlich? Konnte ein Mensch so blind sein? Erklären? Was sollte ich da bitteschön erklären? Ich schüttelte fassungslos den Kopf. "Weil du die pure Versuchung bist." Ungläubig riss sie ihre Augen auf, öffnete den Mund und klappte ihn dann wieder zu. "Sag sowas nicht, Eustass... Sonst würdest du nur Antworten von mir bekommen, die vom Alkohol beeinflusst sind..." "Was denn zum Beispiel?" "Naja, so peinliche Dinge halt, wie zum Beispiel: Du auch, denn du bist echt heiß! oder Wenn, dann bist du hier die Versuchung! und so'n Kram. Allerdings werde ich mich morgen wohl nicht mehr daran erinnern können... ich will gar nicht wissen, wieviel ich bereits getrunken habe... Also am besten, du ignorierst solche Äußerungen einfach!" "Ist das so?" hakte ich erheitert nach aber sie machte nur eine abwertende Handbewegung. "Da sprechen nur die Promille aus mir! Also, spielen wir weiter?" "Klar." Nun hatte sie mein Ego ja gefüttert. Und wenn sie sowieso mit einem Filmriss rechnete, warum nicht noch ein bisschen weiter gehen? "Also: Wahrheit." Bingo! "Würdest du mit mir schlafen?" Augenblicklich fiel ihr die Kinnlade herunter, dann blinzelte sie zwei Mal, sortierte ihre Gesichtszüge und massierte sich dann langsam ihren Nasenrücken. Sie wollte auf diese Frage nicht antworten, das konnte ich ihr deutlich ansehen. Aber noch mehr trinken wollte sie auch nicht. Sie überlegte anscheinend gerade, welches von den beiden das kleinere Übel war und ich konnte mir ein dreckiges Grinsen einfach nicht verkneifen. "Ja..." presste sie dann nach einigem Zögern hervor. Triumphierend breitete sich mein Grinsen von einem Ohr zum anderen aus. Mochte ja sein, dass sie sich nicht verlieben wollte aber man konnte auch sehr gut ohne Liebe Spaß haben, das wusste ich nur zu gut aus eigener Erfahrung. Plötzlich sah sie mich ernst an. "Soll das heißen, du willst mit mir schlafen?!" Ohja - und das nicht erst seit heute. Doch ich nahm ihr den Wind aus den Segeln - noch spielten wir immerhin, auch wenn sonst niemand mehr hier draußen war. "Ich hab doch noch gar nicht gewählt." feixte ich und erntete dafür einen bösen Blick. Sie ahnte wohl bereits, dass ich ihr den Gefallen, die Frage zu beantworten, nicht tun würde. "Tat." raunte ich ihr dann zu. Ich konnte deutlich beobachten, wie aus dem bösen Blick ein aufflackerndes Begehren wurde. "Küss mich." Hölle noch eins - dieser Aufforderung kam ich nur zu gern nach. Stürmisch überbrückte ich die Distanz zwischen uns, warf mich geradezu auf sie und versiegelte unsere Lippen. Sie waren so sinnlich weich - wie hatte ich ihr nur so lange wiederstehen können? Es fühlte sich so verboten gut an, dass ich einfach unbeirrt weiter gegen ihre Lippen drängte, die Tatsache ausblendet, dass sie derzeit unter meinem Gewicht begraben auf dem Boden lag. Als ein ersticktes Keuchen von ihr kam und ihre Hände gegen meine Brust drückten, wurde ich mir dessen allerdings gewahr und stützte mich auf meine Unterarme, ohne den Kuss zu unterbrechen. Ihre Hände wanderten nun zu meinem Nacken, strichen sanft darüber und zogen mich wieder näher an sie heran - und ich dachte, ich wäre gierig. Ich genoss diesen Moment wirklich aber bevor ich dann doch die Kontrolle verlor - schließlich hatte auch ich eine gehörige Menge getrunken und war nicht mehr hundertprozentig zurechnungsfähig - drückte ich sie sanft von mich. Mein Hirn hatte sich kurz wieder eingeschalten - was tat ich hier eigentlich? War ich schon so verrückt, unsere Freundschaft derart zu gefährden? Ich kämpfte meine aufkommende Erregung nieder. Auch wenn sie sich morgen nicht mehr daran erinnern würde, ich konnte es! Und das würde mich ewig verfolgen. "Wenn du das nächste Mal diese Forderung stellst, hoffe ich sehr, dass du nüchtern bist." raunte ich ihr noch zu, dann stahl ich mir noch einen kleinen Kuss und erhob mich leicht schwankend, um mich nun in die Kombüse zu begeben - ich hatte gerade verfluchten Hunger bekommen... Dort angekommen, entdeckte ich Killer, der genüßlich die Reste vom Abendessen verputzte und meine Anwesenheit gekonnt ausblendete. Ich dachte, er wäre schon vor Stunden zu Bett gegangen? Apropos Bett... mir fiel gerade ein, ich hatte ja meinen Wildfang einfach an Deck liegen gelassen. Ob sie den Weg ins Bett wohl alleine finden würde? Leise Zweifel beschlichen mich und ich musterte meinen Vizen eingehend. Wieviel hatte er eigentlich heute Abend getrunken? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er sich an den Spielen beteiligt hatte. "Könntest du mir einen Gefallen tun?" unterbrach ich sein Nachtmahl. Mürrisch grummelte er mir zu - ich nahm das als Ja. "Unser lieber Neuzugang hat wohl etwas zu tief ins Glas geguckt - könntest du sie in meine Kajüte bringen? Ich glaube, sie verirrt sich sonst noch in fremde Betten." "Als ob das nicht dein Ziel gewesen wäre... Hast du wenigstens erreicht, was du erreichen wolltest? Denn du hast mit Sicherheit etwas damit bezweckt. Ich kenn dich doch, Kid." Murrend ging ich zum Kühlschrank auf der Suche nach etwas Essbarem. "Keine Chance. Die Kleine nimmt all ihre Geheimnisse mit ins Grab..." Nagut, fast alle - immerhin hatte ich jetzt herausgefunden, dass sie durchaus eine Schwäche für mich hatte. Ich hörte ihn leise kichern. Wütend fuhr ich herum, wollte gerade auf ihn zupreschen, als er leichtfüßig aufsprang und zur Tür eilte. "Ich werd sie mal ins Bett bringen aber erwarte nicht von mir, dass ich sie auch noch ausziehe!" damit verschwand er und ich widmete mich wieder dem Kühlschrank. Keine Ahnung wieviel Zeit inzwischen vergangen war, als ich mich endlich voller Müdigkeit in mein Zimmer schleppte. Leise schloss ich die Tür hinter mir, hatte ich doch erwartet, dass Katory bereits seelenruhig schlief und ich sie nicht wecken wollte. Doch besagte Dame hing über ihre Notizen brütend am Schreibtisch, in ihrer Hand eine Rumflasche - die fast leer war. Wo hatte sie die bitte her? "Solltest du nicht lieber deinen Rausch ausschlafen?" brummte ich leicht verwirrt über den mir dargebotenen Anblick. Abrupt schaute sie auf, fiel dabei fast vom Stuhl und torkelte auf mich zu. Warum hatte sie nur Unterwäsche und mein Schlafshirt an, verdammt? "Euuuuuus... tassssssss" begann sie fröhlich. Oha, nun war es aber wirklich zu viel - die Sprachprobleme setzten ein. "Woooo warscht du soooo lange? Ich... haaab... auf dich gewartet...." wisperte sie mir zu, während sie mich verführerisch ansah, ihre Arme um meinen Hals schlang, ihren Körper an meinen presste und sich zu mir zog. "Kat, was tust du da?" das passte so gar nicht zu ihr und ich wurde schlagartig wieder hellwach. Sie strich mir mit ihrem Finger über meine Wange, zu meinen Lippen, wo sie kurz verharrte und lüstern draufstarrte. "Lass mich nicht allein..." hauchte sie gegen meine Lippen, bevor sie ihren Finger von ihnen nahm und mir einen Kuss aufdrückte. Ich war völlig perplex - war ich auf dem Weg in meine Kajüte irgendwo falsch abgebogen? Das konnte unmöglich mein Wildfang sein! Ihre Finger gruben sich in meine Mähne während ihre Lippen weiter gegen meine drängten - und ich das einzig Vernünftige in dieser merkwürdigen Situation tat: Ich glitt ihre Arme hinauf und löste ihre Finger aus meinen Haaren, drückte sie an den Oberkörper ihrer Besitzerin und schob diese einige Zentimeter von mich. "Du bist ja völlig betrunken..." Tränen sammelten sich in ihren Augen - meine Güte, in diesem Zustand war sie ja schlimmer als wenn sie ihre Tage hatte! "Ich werde dich nicht allein lassen, versprochen. Aber du weißt gerade eindeutig nicht, was du tust. Also bitte ich dich; hör auf. Du würdest es bereuen." sprach ich sanft. So vernünftig war ich schon lang nicht mehr gewesen... Killer wäre stolz auf mich! "Du wirst nicht gehen?" und da kullerten auch schon die ersten Tränen - ich konnte es nicht mit ansehen, wenn sie so traurig war. Also zog ich sie wieder an mich und legte meine Arme beschützend um sie. "Nein." und das meinte ich auch genau so, wie ich es gesagt hatte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)