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Abenteuer im Land der Träume

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben :)

Ich will gar nicht lang daherschwafeln: Viel Spaß mit diesem Kapitel ;)
*noch einen großen Teller mit Knabbereien hinstell* Komplett anzeigen

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Der Sturm

9. Kapitel: Der Sturm (Katory) :
 


 

Gedankenverloren spielte ich mit meinem Anhänger, beobachtete, wie die Sonne das Silber zum Glitzern brachte. Wer hätte gedacht, dass Eustass Kid nicht nur im Zerstören verdammt gut war?

"Hier bist du also!" erschrocken fuhr ich hoch und blickte in Killers Maske, der soeben zu mir ins Krähennest gestiegen war.

"Glaubst wohl, du kannst dich jetzt auf deinen Lorbeeren ausruhen, was? Die Schonfrist ist um!" Zugegeben, wir hatten das Training vielleicht etwas (!) vernachlässigt, seit ich meine Teufelskräfte unter Kontrolle hatte... aber immerhin hatte ich nun auch eine Woche des Grauens hinter mir!

"Ich hab mich nicht versteckt. Ich genieße die Aussicht." verteidigte ich mich. Wenn ich mich wirklich vor Killer hätte verstecken wollen, hätte ich ihn zuerst umbringen müssen - denn mit seinem Haki hätte er mich überall aufspüren können. Ehrlich gesagt, hatte ich unser Training wirklich komplett vergessen. Er lachte leise.

"Ja, es ist wirklich schön..." er blickte hinaus auf die ruhige See. Am Horizont zeichneten sich kleine, fluffige Wolken ab. Eine willkommene Abwechslung, denn den gestrigen Tag über hatte es nur wie aus Eimern geschüttet und anschließend gehagelt, mit Hagelkörnern, so groß wie Medizinbälle! Diese Welt war schon verrückt.
 

Killer und ich hatten diesen Tag dafür genutzt, einige Bücher zu wälzen. Er hatte mir verraten, dass sie durch Kids Verschwinden ihre eigentliche Route verlassen hatten und nun anscheinend irgendwo zwischen den von den Logports vorgegebenen Strömen umherschipperten - was auch erklärte, warum wir nur auf verhältnismäßig langweilige Inseln trafen. Seitdem versuchte der Vize fieberhaft uns wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Bei der Gelegenheit konnte ich ihn auch nach etwas fragen, was mir schon eine Weile im Kopf umher spukte: Wo genau befanden wir uns zeitlich gesehen momentan? Würde ich nach dem Manga gehen, hätte ich gedacht, es wäre unmittelbar nach der Gipfelschlacht, da Kids Körper noch völlig unversehrt war - was ich Killer allerdings verschwieg. Doch als dieser mir eine aktuelle Zeitung unter die Nase hielt, in der von Strohhut-Ruffys Wiederauferstehung nach 2 Jahren die Rede war, ratterte es erneut in meinem Hirn.

Hätte Eustass Kid an dieser Stelle nicht bereits seinen Metallarm haben müssen?

Hatte Kids Verschwinden und mein Auftauchen die Zeitlinien durcheinander gebracht?

Hatte dieser Nebel ihn am Ende vielleicht sogar davor bewahrt seinen Arm zu verlieren?

Und was würde nun weiter geschehen?

War noch mehr durcheinander geraten?

Oder würde es demnächst zur Allianz zwischen Trafalgar Law und Strohhut-Ruffy, sowie Eustass Kid, Basil Hawkins und Scratchmann Apoo kommen?

Wobei mir letzterer schon seit seinem ersten Auftreten irgendwie unsympathisch war - Apoo war in meinen Augen ein typischer Verräter, Einzelkämpfer und einer, der nur auf seinen eigenen Vorteil aus war. Ich hoffte inständig, dass diese Allianz nicht zustande kam. Eine böse Vorahnung beschlich mich bereits, als ich den Manga damals las - nur dass ich dieses Mal involviert wäre. Kein besonders prickelnder Gedanke. Das einzige, was mich vor dieser Situation - sollte sie sich ergeben - retten konnte, war die Rückkehr in meine Welt.
 

Seufzend schloss ich meine Augen und reckte meinen Kopf etwas weiter den wärmenden Sonnenstrahlen entgegen. Seit meiner Ankunft hier war ich tatsächlich ein bisschen braun geworden - sonst war ich eher eine Kalkleiste, die man getrost im Schnee verstecken konnte. Vermutlich war das harte Training an Deck oder auf den Inseln und die viele Sonne Schuld daran - nicht unbedingt das schlechteste, wie ich feststellen durfte, denn der leichte Farbtouch stand mir gut.

"Was geht dir durch den Kopf, Katory?" fragte mich Killer plötzlich.

"Das mein Leben noch nie so oft in Gefahr war, wie in den letzten eineinhalb Monaten... und der kommenden Zeit, die ich noch hier sein werde..."

"Das wusstest du aber doch schon vorher. Kid hat mir erzählt, dass du durchaus die Wahl gehabt hättest, einfach wieder an den Strand mit ihm zu schwimmen. Aber anscheinend hast du in dem Moment entweder nicht nachgedacht oder wolltest ganz unbedingt raus aus deinem langweiligen Leben." zögerlich zog ich eine Augenbraue hoch und betrachtete das Meer.

"Ein bisschen von beidem, denke ich..."

"Ich hab gestern kurz mit Kid gesprochen." Killer sah nicht zu mir aber ich war mir sicher, er bemerkte meinen fragenden Gesichtsausdruck ganz deutlich. Warum erzählte er mir von einem Gespräch zwischen ihm, den Vizen und seinem Kapitän?

"Katory, du solltest dir dessen bewusst sein, dass du bereits mehrfach die Chance vertan hast, in deine Welt zurückzukehren." meinen Kopf schief legend, musterte ich ihn fragend.

"Ach wirklich?"

"Ja... Aber Kid hielt es anscheinend nicht für nötig, irgendwen darüber zu informieren, dass der Nebel wieder aufgetaucht war." An seiner Stimmlage konnte ich deutlich hören, dass ihm dieser Umstand sehr missfiel.

"Kann es sein, dass du mich loswerden willst?" fragte ich leise.

"Keine Ahnung. Kann es sein, dass du gerade dabei bist, Kid den Kopf zu verdrehen?" stellte er mir nur eine Gegenfrage.

"Wie darf ich das verstehen?"

"Was läuft da zwischen euch?"

"Ich glaube, ich verstehe immernoch nicht..."

"Ihr schlaft doch miteinander-"

"Bitte WAS!? Nein, das tun wir nicht! Wir sind nur Freunde!"

"Freunde?" sein Unglaube war deutlich zu hören.

"Ja, genau. Freunde. Weißt du, Menschen, die sich gegenseitig vertrauen und so'n Kram..." gab ich beleidigt zurück.

"Ich weiß sehr wohl, was Freundschaft bedeutet!" knurrte er bedrohlich.

"Eben darum mache ich mir ja solche Sorgen um Kid. In den vergangenen Jahren habe ich nicht ein einziges Mal erlebt, dass er derart weich geworden ist. Er nimmt dich in Schutz, lässt dich nicht gehen und ignoriert die Tatsache, dass du das Unheil anziehst, wie der Mist die Fliegen." Na schönen Dank auch für diesen Vergleich! Ich schnaubte verächtlich. Doch der Vize ließ nur einen Seufzer vernehmen.

"Katory, er mag dich... Aber genau das macht ihn unsagbar verwundlich. Wenn unsere Feinde das spitz kriegen, werden sie versuchen, dir etwas anzutun, um ihn zu erpressen." Mir wurde schlecht bei der Vorstellung. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen und auch den Rest der Mannschaft nicht. Dafür waren mir diese Chaoten einfach zu sehr ans Herz gewachsen.

"Dann lass mich nicht länger das schwächste Glied in der Kette sein. Ich bitte dich!" flehend sah ich ihn an und endlich drehte er sich auch zu mir um. Zögernd kratzte er sich am Hinterkopf.

"Ich scheine ohnehin keine andere Wahl zu haben, da mir mein Leben lieb ist. Heat und Wire würden versuchen, mich umzubringen, wenn dir etwas zustieße oder du zurück in deine Welt gingest. Von Kid mal ganz zu schweigen..."

"Ich würde fast alles dafür tun, nicht in mein altes Leben zurückzumüssen."

"War es wirklich so ätzend? Ich kann mir das gar nicht vorstellen."

"Ätzend ist gar kein Ausdruck. Ich habe dort niemanden. Keine Familie, keine Freunde, eben niemanden. Auch wenn ich verdammt gut bin bei dem, was ich tue und es mir Anerkennung und Respekt einbrachte, so gehörte ich doch nie wirklich dazu. Ich war immer nur das fünfte Rad am Wagen. Erst seit ich hier auf dem Schiff bin, habe ich das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, verstehst du?" er nickte nur.

"Würde ich jetzt wieder zurückkehren, wäre es für mich sogar noch schlimmer als vorher. Ich bin nicht mehr dieselbe, Killer. In dem einen Monat auf See habe ich mich verändert. Ich bin stärker geworden, habe meine Fähig- und Fertigkeiten verbessert, verfeinert und erweitert. Würde ich jetzt wieder als normale kleine Krankenschwester arbeiten, würde ich eingehen, da mich meine Arbeit nicht mehr ausfüllt. Und ehe du mir jetzt vorschlägst, umzusatteln: Ein Medizinstudium, zumindest die Grundausbildung, dauert 5 Jahre. Aber dann bin ich noch lange nicht fertig. Im Schnitt braucht man etwa 10 Jahre von der Einschreibung an einer Universität bis zu dem Zeitpunkt, wo man selbstständig als Facharzt praktizieren darf. Allerdings würde mich auch das nicht glücklich machen, denn die Arbeit dort ist eine ganz andere, als das, was ich hier tue. Abgesehen davon würde ich meine Freiheit und das Meer unendlich vermissen. Von euch Jungs mal ganz abgesehen." ich schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. Diese Chaoten würden mir wirklich fehlen und allein der Gedanke daran, vielleicht nicht mehr mit ihnen weiter segeln zu können, machte mich traurig.

"Wenn das so ist..." ein gedämpftes Lachen erklang unter seiner Maske.

"... dann sollten wir schleunigst dein Training fortsetzen! Aber wehe ich höre dich nur ein einziges Mal klagen!"

"Als ob ich mich bisher beschwert hätte..." wir mussten beide lachen - ich hatte mich nie bei Killer über das harte Training beschwert. Lediglich Kid gegenüber habe ich ab und an meine schmerzenden Muskeln erwähnt aber gejammert habe ich noch nie.

Killer reichte mir die Hand und half mir auf, als sich plötzlich meine Nackenhaare aufstellten und all meine Sinne in Alarmbereitschaft versetzen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Panisch sah ich mich um, suchte den Horizont nach einer Anomalie ab, doch ich konnte nichts erkennen. Der Vize hatte meine Reaktion sehr wohl bemerkt.

"Was ist los?"

"Keine Ahnung... Ich habe plötzlich so ein ungutes Gefühl..."

"Hat uns die Marine schon wieder gefunden?" auch sein Kopf schnellte nun prüfend in alle Richtungen.

"Ich bin mir nicht sicher..." das war eindeutig nicht der Satz, den er hören wollte, wie er mir nur überdeutlich mit einem leisen Grollen zu verstehen gab. Aber da draußen war irgendetwas - ich konnte es nur einfach nicht einordnen.

"Was hast du genau gespürt, Katory?" seine Stimme war angespannt und ich musste mich stark konzentrieren, denn seine bedrohliche Aura war nicht leicht auszublenden. Ich ging in mich.

"Da ist... eine Art... Schatten?" ungläubig sah ich ihn an.

"Ist das eine Frage? Du musst doch wissen, was du spürst!" er war fassungslos.

"Ich kann es nicht beschreiben... Aber wir steuern direkt darauf zu."

"Na großartig... Sowas hat uns gerade noch gefehlt... Ich geh und sag der Mannschaft Bescheid. Bleib du hier und.... keine Ahnung... beobachte deinen Schatten oder so."

"Du nimmst das gar nicht ernst!" schimpfte ich, doch sofort brachte mich seine scharfe Stimme zum Schweigen.

"Zügle deine Zunge, Katory! Ich bin nicht Kid, der dir alles durchgehen lässt! Und außerdem: wenn ich das nicht ernst nehmen würde, würde ich jetzt nicht gehen."

"Tschuldige..." nuschelte ich schnell.

"Schon gut. Finde heraus, was es ist. Möglichst, BEVOR es in Sichtweite kommt!" damit verschwand er aus dem Krähennest. Seufzend lehnte ich mich zurück und ließ mich wieder fallen. Also schön.

Was war das für ein Schatten? Ich war mir sicher, dass es nicht die Marine war - also reagierte nicht mein Haki, sondern meine Teufelskraft. Das war nicht unbedingt beruhigend, wenn ich bedachte, wie unwohl ich mich allein gestern gefühlt hatte, als der Hagelsturm über uns hinwegfegte. Das hier war ein ganz anderes Kaliber! Ein kalter Schauer jagte mir über den Rücken. Das, was ich wahrgenommen hatte, war mehr als nur gefährlich - und da meine Teufelskraft ja bekanntlich im Verhältnis zu meinen eigenen körperlichen und mentalen Kräften stand, konnte ich ungefähr erahnen, WIE gefährlich. Vorsichtig streckte ich meine Sinne nach diesem Schatten aus. Ach du heilige...! Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte auf den Horizont.

"Was soll das heißen, Killer? Was für ein Schatten?" hörte ich Kid blaffen.

"Hey, Kat!" schnauzte er nun zu mir hoch, als ihm sein Vize die Antwort schuldig blieb. Langsam reckte ich meinen Kopf über die Brüstung und starrte zu ihm herunter.

"Was ist das für ein Schatten?"

"Ein gigantischer Sturm." ungläubig starrte er zu mir hoch.

"Ja und? Das ist doch nichts besonderes..."

"Ich hab ein ziemlich ungutes Gefühl! Wir steuern direkt darauf zu..."

"Dann drehen wir eben bei..." genervt gab er den Befehl an Heat weiter, der sich sofort an dessen Ausübung machte.

"Eustass! Du unterschätzt -...." sein eiskalter Blick ließ mich augenblicklich verstummen. Warum wollte er mir nicht zuhören? Dieser sture Dickschädel! Schnaubend wandt ich mich von ihm ab und sah wieder in die Richtung, aus der ich den Schatten spürte. Ich war mir mehr als sicher, dass es nichts Gutes verheißen konnte, wenn ich einen Sturm als dunklen Schatten wahrnahm. Trotz der deutlichen Kursänderung - Killer wird eine Krise kriegen, so kommen wir nie auf den beabsichtigten Kurs zurück - hatte ich nicht das Gefühl, dass wir diesem Sturm entgehen würden. Im Gegenteil: Sobald wir unseren Kurs geändert hatten, schien der Schatten das gleiche zu tun - als würde er wie ein Magnet von uns angezogen werden. Schnell näherte sich das Unheil und es dauerte nicht lang, da konnte ich riesige dunkle Wolken an der Steuerbordseite ausmachen.

"Verdammt!" fluchtartig verließ ich meinen Posten.

"Heat, du musst uns hier wegbringen, schnell!" brüllte ich über's Deck. Auf dem Weg zu ihm stieß ich allerdings mit Kid zusammen, der mürrisch auf mich herabsah.

"Noch gebe ich hier die Befehle!" knurrte der Rothaarige, doch meine Angst vor dem Sturm war momentan größer als die vor dem Kapitän.

"Man, Eustass, sieh selbst! Der Sturm ist nicht mehr weit weg, er rast direkt auf uns zu!"

"Na und? Wäre nicht der erste Monstersturm..." meinte er nur gelangweilt. Er wollte mich verarschen oder? Doch mir blieb nichts anderes übrig, als mich in mein nunmehr unausweichliches Schicksal zu fügen, da mich Kid gemächlich Richtung Unterdeck zog. Dort angekommen, platzierte er mich auf einem Stuhl und ging wieder. Nur Killer gesellte sich zu mir.

"Das wird übel... dieser Sturm ist bösartig..." murmelte ich leise. Beschwichtigend legte er mir eine Hand auf die Schulter.

"Kid hat Recht - das hier ist nicht der erste, den wir abbekommen. Dank deiner Vorwarnung konnten wir aber dieses Mal Vorkehrungen treffen. Entspann dich." Entspannen?! Ok, es war amtlich: Hier waren alle verrückt!

"Solche Unwetter ziehen genauso schnell wieder vorüber, wie sie gekommen sind." der blonde Vize streckte sich einmal ausgiebig, bevor er mich wieder allein ließ. Allerdings hatten mich seine Worte so gar nicht beruhigen können. Meine Nackenhaare standen senkrecht und meine Nerven waren bis auf's Äußerste gespannt. Es war nur noch eine Sache von wenigen Minuten, bis dieses Unwetter uns mit voller Wucht treffen würde.

Mittlerweile hatte sich der Großteil der Crew in dem Raum gesammelt - niemand wollte freiwillig draußen bleiben. Und dann überrollten uns die ersten Ausläufer des Sturms mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ließ mich erschrocken zusammenfahren.

"Ganz ruhig, Kat. Es ist gleich vorbei." hatte ich schon erwähnt, dass mich die Stimmungsschwankungen des Rothaarigen langsam fertig machten? Eben noch wurde ich von ihm runtergeputzt wie ein dummes Kleinkind und nun kam wieder sein Beschützerinstinkt durch. Murrend sah ich ihn an, erwiderte aber nichts.

"Dein bösartiger Sturm lässt bereits nach - sieh mal nach draußen, es wird schon wieder deutlich heller." er deutete auf das Fenster und tatsächlich konnte man erkennen, wie Tageslicht hinter der dunklen Wolkenwand erschien. Warum also wuchs dann mein Unwohlsein, statt zu verschwinden? Das war so nicht richtig! Plötzlich wurde es totenstill.

"Siehst du, schon vorbei." Kid schenkte mir ein knappes Lächeln und verließ den Raum wieder.

"Warte, ich komm mit!" sofort sprang ich auf und folgte ihm schnellen Schrittes. Ich musste herausfinden, warum mir noch immer dieser eiskalte Schauer im Rücken hing. Draußen sah ich mich aufmerksam um: Zur Backbordseite hin konnte man deutlich die letzten Ausläufer der dunklen Unwetterwand sehen, die eben über uns vorbeigezogen war. Doch unmittelbar über uns befand sich nun ein klarer Himmel... zu klar... ohne Wolken, ohne Wind... und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz!

"Eustass, wir müssen hier sofort weg!" mit hochgezogener Braue sah er mich an.

"Du gibst wohl nie auf, was?" aufmerksam sah ich mich weiter um, ignorierte seinen zynischen Kommentar. Es ging wirklich absolut kein Windhauch, die See war spiegelglatt - es war fast wie im Calm Belt. Nur dass wir ewig weit von diesem entfernt waren.

"Wir befinden uns mitten im Auge des Sturms..." wisperte ich, konnte den Hauch von Angst in meiner Stimme nicht unterdrücken. Herablassend sah er mich noch immer an.

"Und was ist so schlimm daran?"

"Du meinst außer der Flaute?" knurrte ich genervt und jetzt war es an ihm, sich prüfend umzusehen.

"Das, was jetzt kommt, ist das, was ich als Schatten wahrnehme - und es wird das Schiff in seine Einzelteile zerlegen, wenn wir hier nicht schleunigst wegkommen!" Bevor Kid irgendetwas sagen konnte, trat Killer zu uns, die Nase in einem Buch - nagut, die Maske...

"Weißt du, Katory, ich hasse es, wenn du Recht hast..." begann er und zeigte uns die aufgeschlagene Seite. Ich konnte mich gut an das Buch erinnern. Dort war über alle möglichen Arten von Wetterphänomen berichtet worden, die die Neue Welt so aufzubieten hatte - darunter auch einige Mythen, die Killer nur allzu oft belächelt hatte, die mir allerdings schon beim Lesen eine heiden Angst eingejagt hatten.

"Diese Stürme gelten als ein Mythos, da es nie Überlebende gab, die davon berichten konnten. Die Schiffe verschwanden einfach auf wundersame Weise mitsamt ihrer Besatzung. Man nimmt aber an, dass es nicht der Sturm an sich ist, der so gefährlich ist, sondern der zweite Teil hinter dem Auge." erläuterte er kurz.

"Ich bin nicht sonderlich scharf darauf, es herauszufinden..." gab ich zu.

"Und wie sollen wir hier wegkommen? Es geht ja nicht der leiseste Windhauch..." stellte der Rotschopf nüchtern fest. Aus der Ferne konnten wir ein unheimliches Grollen vernehmen und ich zuckte zusammen.

"War das... Donner?" fiepste ich mit zitternder Stimme. Ich hasste Donner. Und da grollte es erneut. Und wo Donner war, waren Blitze nicht fern...

"Ich ahne, was da auf uns zukommt..." brummte Killer. Ich auch...

"Wieviel Zeit bleibt uns noch, um hier wegzukommen?" Kids Stimme klang gefasst - er schien in Gedanken bereits unsere Möglichkeiten durchzugehen.

"Nicht viel... wenige Minuten vielleicht." antwortete ich ihm und starrte weiterhin in die Richtung, aus der die unheilvolle Klangkulisse kam. Dann wurde der Horizont für den Bruchteil einer Sekunde stockfinster und meine Augen weiteten sich vor Schreck. Bisher hatten wir das näherkommende Unheil nicht sehen können - jetzt wusste ich auch warum: Der gesamte Horizont wurde beinahe pausenlos von Blitzen erhellt. Wir würden lebendig gegrillt werden! Nun war klar, warum es nie Überlebende gab, die hätten berichten können... Wir mussten hier weg - SOFORT! Ohne weiter zu zögern, erschuf ich meine Wolke, sprang auf und manövrierte mich hinter das Heck des Schiffes.

"Was hast du vor, Kat?" entsetzte sah Kid mich an.

"Uns hier rausholen, was denkst du denn?" Wenn wir genau in Fahrtrichtung wegkommen könnten, sollten wir dem entgehen... Zu beiden Seiten von mir erschuf ich eine gigantische Windhose und ließ sie langsam vorangleiten. Die Wirbelstürme erzeugten Wellen, die nach kurzer Zeit den Kahn endlich in Bewegung setzten. Ich schob das Schiff damit vor mich her, während meine innere Unruhe stetig wuchs - das dauerte einfach viel zu lang! Zum Glück schaltete Kid und brüllte der Besatzung einige Befehle entgegen.

"Strafft die Segel! Wir müssen jeden Windhauch einfangen und für uns nutzen! Und dann ab an die Riemen! Rudert, was das Zeug hält! Was steht hier noch so faul in der Gegend herum - es zählt jede Sekunde!!!" Augenblicklich lösten sich alle aus ihrer Starre - hatten sie mich bis eben doch noch gebannt beobachtet. Seine Anweisungen würden mein Vorhaben zumindest unterstützen. Aber es ging einfach nicht schnell genug...

Also vergrößerte ich meine Windhosen noch etwas weiter und erhöhte ihre Rotation - ich konnte bereits spüren, wie diese Aktion an meinen Kräften zerrte, da ich neben dem Kontrollieren der beiden Megastürme auch noch die Windsicheln davon abhalten musste, wahllos durch die Gegend zu feuern. Oder konnten sie mir vielleicht von Nutzen sein? Probieren ging ja beklanntlich über Studieren - also ließ ich sämtliche Sicheln gebündelt hinter mir einschlagen. Die Wucht der Einschläge ließ weitere Wellen aufkommen und spornte mich an. Wir konnten das hier schaffen! Allerdings kam auch die Front mit den Blitzen erbarmungslos näher - ich konnte es spüren. Ich musste sie nicht sehen. Es würde nur unnötig Zeit kosten, nach ihr Ausschau zu halten und wir brauchten jede Sekunde. So trieb ich meine Stürme weiter an, konzentrierte mich darauf, die Windsicheln weiterhin gebündelt abzufeuern und ignorierte Kids eindringlichen Blick, der auf mir ruhte. Noch immer stand er am Heck und beobachtete mich genau, als müsste ich jeden Moment gerettet werden. Doch ich konnte noch etwas anderes in seinen Augen aufblitzen sehen... Wenn wir das hier überlebten, würde mich ein Donnerwetter vom Feinsten erwarten... Aber dem würde ich mich stellen, wenn es soweit war. Jetzt musste ich erst einmal dafür sorgen, dass den Menschen, die mir am Herzen lagen, nichts geschah.
 

Das Donnergrollen war bereits gefährlich nah - was konnte ich noch tun, um das Schiff schneller hier hinauszumanövrieren - denk nach, Katory! Ich mobilisierte weiterhin meine Kräfte, versuchte, sie mir einzuteilen. Es war nicht einmal halb so einfach, wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Bisher hatte ich ja nur trainiert, sie zu kontrollieren - es war das erste Mal, dass ich sie derart zum Einsatz brachte, auch wenn es erst wenige Minuten waren. Innerlich verfluchte ich mich, dass ich die letzten Tage so faul gewesen war. Dann fiel mir kurz wieder das Gespräch zwischen Killer und mir ein - ich wollte nicht mehr schwach sein! Ich musste stärker werden, über mich hinaus wachsen! Neue Energie durchflutete meinen Körper zusammen mit einer wahnwitzigen Idee: Wenn ich meine beiden Wirbel fusionierte, komprimierte und kurz vorm Verschwinden wieder freilassen würde - so wie damals unbeabsichtigt auf der Insel - sollte der Druck uns ein ganzes Ende weit katapultieren können. Zwar würde mich das einiges an Reserven kosten und ich müsste anschließend neue Windhosen erschaffen aber einen Versuch war es wert!
 

Mein Entschluss stand fest: Ich platzierte mich zwischen den Stürmen und dem Schiff, drehte mich mit dem Rücken zu letzterem und zog die beiden Wirbel zusammen, um sie zu fusionieren und zu komprimieren. Der Wind und der Wellengang nahmen deutlich ab und entfernt konnte ich Kids wütende Stimme vernehmen, der anscheinend ahnte, was ich vorhatte. Es kostete mich Unmengen an Kraft, diese beiden gigantischen Stürme zusammenzudrücken. Schweiß rann meine Stirn herab, mein Puls jagte durch meine Adern und mein Atem ging stoßweise - doch ich würde jetzt nicht aufgeben! Als der Druck schier unerträglich und der Wind beinahe vollends abgeebt waren, gab ich die Explosion frei. Ich wurde in meine Wolke gedrückt und mit dem Schiff zusammen bis in die dunkle Wolkenfront katapultiert, die die Grenze des Sturmausläufers markierte.

Jedoch war die Gefahr damit noch nicht überstanden, denn die Sturmfront trieb das Schiff wieder in genau die entgegensetzte Richtung zurück ins Auge - Verzweiflung griff nach mir. Für noch so eine Aktion fehlten mir einfach die Kraftreserven, doch ich durfte nicht zulassen, dass wir zurückgedrängt wurden. Mit wackeligen Beinen richtete ich mich wieder auf, erschuf eine neue Windhose - oder wollte es zumindest... Der Miniwirbelwind der sich daraufhin bildete, ließ mich zuerst völlig verdattert gucken - dann stieg die Wut in mir hoch.

Ich war wütend auf mich selbst.

Wütend, dass ich mein Training vernachlässigt hatte.

Wütend, weil ich nur ein schwaches Mädchen war.

Wütend, weil ich die Menschen, die mir etwas bedeuteten, nicht beschützen konnte.

Dann schleuderte ich in meiner verzweifelten Wut eine Windsichel auf diese verfluchten dunklen Wolken, die diesen grausamen Wind erzeugten, der das Schiff immer weiter zurück ins Auge drückte. Und starrte für einen kurzen Moment überrascht auf die aufgerissene Wolkendecke. Für einen Augenblick nahm die Stärke des Windes ab - bis sich der dunkle Vorhang wieder schloss. Hoffnung keimte in mir auf: Ich brauchte also nur die Wolkendecke zu teilen - es war so simpel, dass es schon wieder genial war! Zwei weitere Sicheln zerschnitten die Wolken aber dieses Mal war ihre Kraft geringer und der Riss schloss sich viel schneller als der erste. Verdammt! Ich brauchte eine größere Sichel... eine stärkere... aber wo sollte ich die hernehmen? Ich hatte kaum noch genug Kraft, mich auf meiner Wolke zu halten. Ich wollte diesen Sturm zerteilen! Einfach durchschneiden, wie mit einem Schwert! Genau so eine Klinge brauchte ich jetzt! Ich streckte meine Hand in den Himmel aus - und was dann geschah, begriff ich selbst kaum...
 

Vor meinen Augen formte sich aus vielen kleinen Windsicheln ein Schwert, dessen Klinge der Wind selbst zu sein schien. Ehrfürchtig griff ich danach, spürte, wie es in meiner Hand pulsierte und ein Energiestoß durch meinen Körper jagte. Dann fixierte ich die dunkle Wolkendecke, machte einen Schwertstreich durch die Luft und blickte ungläubig in den Himmel. Deutlich konnte man sehen, wie einfach Alles in der Bahn des Streiches zerteilt worden war - es war fast wie ein Riss in der Atmosphäre. Alles war gespalten worden, auch die Wolkendecke, die sich nun nicht mehr zuzog. Glücksgefühle durchfluteten mich - wir konnten es schaffen! Wir mussten nur noch das Schiff hier herausbringen. In dem Moment, wo ich mich zu meiner Miniwindhose drehte, verschwand meine neue Waffe auch schon wieder - ich hatte also nur diese eine Chance. Meinen Wirbelwind vergrößernd, ließ ich mich bereits auf meine Wolke fallen - stehen war einfach zu anstrengend und ich brauchte jetzt jedes bisschen Energie, das ich noch zur Verfügung hatte. Das Schiff setzte sich wieder in die richtige Richtung in Bewegung und nach kurzer Zeit konnte ich endlich wieder den blauen Himmel mit seinen Wattewolken ausmachen. Ich musste nur noch ein kleines bisschen durchhalten... nur noch ein wenig mehr...
 

Kaum hatten wir die Schwelle des Sturms passiert, der sich dann schnell entfernte, löste sich meine Windhose auch schon auf. Sie wurde ohnehin nicht mehr gebraucht. Erschöpft sackte ich nun endgültig auf meiner Wolke zusammen und konnte entfernt Kid nach mir rufen hören. Doch mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen. Ich hatte alle Kraft verbraucht - endlich verstand ich, was er mir damals am Strand erzählt hatte. Durch meine Wolke konnte ich das Meer unter mir sehen, die sanften Wellen, das Glitzern der reflektierenden Sonne. Und dann striff ein beunruhigender Gedanke mein Bewusstsein: Mein flauschiges Gefährt war definitiv NICHT durchsichtig, ich sollte das Meer nicht sehen können - es sei denn, sie löste sich gerade auf... Upps...

Das letzte, was mein getrübtes Bewusstsein wahrnahm, waren die veränderten Luftschwingungen, die mir verrieten, dass der Rotschopf, der nach seinem Vizen brüllte, Metall anzog. Eine Silhouette steuerte zielstrebig und schnell auf mich zu.

Dann fiel ich und Dunkelheit umfing mich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie sind Kapitel, in denen mal wirklich was passiert, deutlich kürzer, als die anderen, tut mir echt Leid >.< Aber nun konnte ich mal Katorys Teufelskräfte in Aktion beschreiben mit all ihren Facetten. Ich hoffe, das tröstet etwas über die Kürze hinweg.

Eure Kikono-chan Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Evaleska
2017-09-13T20:53:52+00:00 13.09.2017 22:53
So eine Wetterhexe scheint ja richtig praktisch zu sein. Katory an Bord, noch jemanden, der sich um die Seekönige kümmert, und man könnte gemütlich über den Calm Belt schippern ^^
Sehr schöne FF übrigens. Ich bin zwar eigentlich kein Fan von solchen Geschichten, die einen Menschen aus der Realität in eine Manga-/Anime-Welt werfen, aber zum einen mag ich die Kid-Piraten einfach viel zu sehr, um das hier nicht zu lesen, und zum anderen ist dein Charakter echt sympathisch. Sie erinnert mich streckenweise erschreckend an mich selbst ^^ Außerdem agiert sie häufig genau so, wie es vermutlich viele andere ebenfalls würden. So was finde ich bei FFs generell ansprechend.
So weit ich das beurteilen kann, triffst du die Piraten auch gut. Ich habe zwar nichts gegen Mangas, aber One Piece habe ich dann nun wirklich nicht gelesen. Daher ist es mal ganz schön, den Rest der Crew kennenzulernen. Der Anime beschränkt sich ja fast ausschließlich auf Kapitän und Vize...
Bin schon gespannt, wie es weitergeht. Die Reibereien zwischen den beiden Sturschädeln sind genau das Richte nach einem langen Arbeitstag, hehe.
Gruß, Evaleska
Antwort von:  Kikono-chan
14.09.2017 05:01
Guten Morgen Evaleska :)

Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommi und das tolle Lob, es freut mich sehr, dass dir die FF gefällt - was Schöneres kann es für einen Schreiberling gar nicht geben :D

Ja, ihre Fähigkeiten können durchaus praktisch sein - hat sie ja auch einiges an Mühe (und Killers Nerven) gekostet, um sie überhaupt zu beherrschen.
Hmmm... einmal über den Calm Belt zur Fraueninsel... DAS hätte doch mal was XD Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass Boa sie ganz fix wieder rauswerfen würde ^^*

Es freut mich ehrlich, dass dir Katory sympatisch ist - bei OCs ist es immer etwas schwierig, Liebhaber zu finden. Oft sitz ich davor und überlege: "Wie würde ich wohl in dem Moment reagieren? Achja - gedanklich sabbernd die schüchtern- aufmüpfige markieren, genau XD" Und dann ab mit dem Kopf durch die Wand!

Ich werde mich dann mal in meinen Arbeitstag werfen gehen und wünsche dir einen angenehm ruhigen :)
Liebe Grüße Kikono-chan
Von:  Buffy12
2017-09-08T13:00:05+00:00 08.09.2017 15:00
Oh man das war hart für katory
Ich hoffe sie kann gerettet werden mach schnell weiter
Antwort von:  Kikono-chan
08.09.2017 15:11
Huhu liebe Buffy12 :)

erst einmal danke für den Kommi *megafreu*

Natürlich muss sie gerettet werden - ich kann sie ja nicht wie eine Bleiente einfach baden gehen lassen oder? Dann wäre die FF ja schon zu Ende - und ich habe noch soooo viele Pläne *händereib*

Ich bin schon fleißig am weitertippseln aber etwas wirst du dich noch gedulden müssen ;)

LG Kikono-chan


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