Abenteuer im Land der Träume von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 6: Kontrolle -------------------- 6. Kapitel: Kontrolle (Katory) "Wann genau wolltest du anfangen, dich auf deine Kräfte zu konzentrieren, Katory!?" schimpfte Killer. Es war nur seinen unglaublichen Reflexen zu verdanken, dass er meiner ungewollten Attacke entging und nicht filetiert wurde zum... keine Ahnung wievielten Mal bereits - sehr zu meinem Bedauern. Aber wie sehr ich mich auch bemühte, ich verlor ständig die Kontrolle... Dabei war es ein so großartiges Gefühl gewesen, als ich sie endlich freiließ. Kid hatte es wirklich geschafft - keinen blassen Schimmer wie aber er hatte es geschafft. Ich fand es so wahnsinnig toll, Wolken zu formen und mit dem Wind zu fliegen... und am selben Abend noch hatte mir Killer dann gezeigt, was ich WIRKLICH angerichtet hatte... Die tiefen Einschnitte auf der Backbordseite des Schiffes waren erschreckend - ein Wunder, dass ich das Schiff nicht versenkt hatte... Es war mir mehr als schleierhaft, wie und wann das passiert sein sollte. Aber die vielen Bäume, die fein säuberlich zerteilt überall um uns herum lagen, waren der unumstößliche Beweis. Als wir vor 3 Tagen an dieser verlassen Insel ankerten, war hier noch überall undurchdringlicher Dschungel gewesen - Betonung auf der Vergangenheitsform -, jetzt eher nicht mehr... Im Laufe der Tage hatten wir immer wieder unseren Trainingsort gewechselt, nachdem ich alle Bäume in meiner Reichweite unfreiwillig niedergemäht hatte. Jetzt verstand ich auch, warum die Jungs mir vorsichtshalber Seesteinarmreifen angelegt hatten, bis wie hier ankamen - sie waren zwar bei weitem nicht so stark wie richtige Seesteinhandschellen aber lustig war das trotzdem nicht! Ich fühlte mich die ganzen Tage über wie benommen, verbrachte die meiste Zeit unter Deck mit Lesen, da ich zu nichts Anderem zu gebrauchen war. Wie ich den Moment herbeigesehnt hatte, diese Dinger wieder loszuwerden - wenn ich vorher gewusst hätte, was mich hier erwartet, hätte ich vielleicht etwas weniger Sehnsucht gehabt... Ein lautes Krachen riss mich aus meinen Gedanken. Direkt neben mir kam laut polternd ein weiterer Baum zum Liegen. Verflucht - wie war das nun schon wieder passiert?! "Nennst du das etwa konzentrieren!? Himmel Herr Gott nochmal, Katory!" Killer war noch nie so sauer auf mich gewesen... Mir war nicht einmal bewusst, dass er überhaupt fluchen konnte... "Begreif es doch endlich! Wach aus deiner rosa Schmetterlingsstarre auf! Teufelskräfte sind nicht niedlich - sie sind scheiße gefährlich! Wenn du nicht begreifst, wie du sie kontrollieren kannst, wirst du bald die Mannschaft in Mitleidenschaft ziehen oder sogar das Schiff versenken - ist es das, was du willst? Dann mach ruhig so weiter..." Ich schüttelte heftig den Kopf. "Dann reiß dich gefälligst endlich zusammen!" keine Ahnung, wann mich das letzte Mal jemand so geschollten hatte. Um die aufkommenden Tränen niederzukämpfen, biss ich mir kräftig auf die Unterlippe. "Ich versuch's ja. Aber ich... ich weiß einfach nicht, wie..." seufzend fuhr er sich durch seine Haare und kam dann auf mich zu. Man merkte ihm die Strapazen deutlich an und Schuldgefühle nagten an mir. Er gab sich solche Mühe aber ich kam einfach nicht auf den Trichter, was ich verkehrt machte. "Ich habe noch nie erlebt, dass jemand solche Probleme mit seinen Teufelskräften hat." Na toll! Bestätigte er mir gerade, dass ich abnormal war? Was konnte ich denn bitteschön dafür, dass ich als Normalsterbliche seit über 2 Wochen in einem Manga feststeckte!? Oder waren es schon 3 Wochen...? "Bestimmt, weil ich eine Anomalie bin..." sprach ich meine Gedanken nun doch aus und bekam sofort eine liebevolle Kopfnuss. "Red nicht so einen Blödsinn. Wenn dem so wäre, hätte der Verzehr der Frucht dich augenblicklich umgebracht." Das war gerade nicht wirklich aufbauend... "Nein, ich denke eher, es liegt daran, dass du dir das mit deiner Kraft völlig falsch vorstellst." er setzte sich auf einen Baumstumpf neben mich und bedeutete mir, mich ebenfalls zu setzen. "Teufelskräfte gehen immer Hand in Hand mit deiner eigenen physischen und psychischen Stärke einher. Zweifelst du oder verlierst du die Kontrolle über dich selbst, verlierst du auch die Kontrolle über deine Kräfte. Du kennst das sicher: Umso verzweifelter man sich wehren will, umso schwächer wird man, da man seine eigene Kraft nicht mehr mobilisiert sondern nur noch unkontrolliert walten lässt." ich nickte. Solche Situationen kannte ich nur zu gut. "Du musst lernen, deine verborgenen Kräfte mit all deinen Sinnen zu spüren, um sie vollständig kontrollieren zu können. Jedes Kribbeln auf deiner Haut, jedes Aufstellen deiner Nackenhaare, jede noch so kleine Reaktion deines Körpers steht jetzt in Zusammenhang mit deinen Teufelskräften. Du darfst nicht nur versuchen, sie mit deinem Kopf zu erfassen, sondern auch mit deiner Seele. Sie sind wie dein Herzschlag - immerda, auch wenn du nicht daran denkst und stets durch deine Handlungen und Gefühle beeinflusst." "Wie... mein Herz...?" ich legte meine Hand auf meinen Brustkorb und spürte das rythmische gelassene Schlagen. Wenn man es so betrachtete... vielleicht war es doch nicht so kompliziert, wie ich die ganze Zeit dachte. Und vielleicht war genau dieses komplizierte Denken ja am Ende der Grund, warum es mir einfach nicht gelang. "Aber sag mal... diese... Windsicheln - was hat es damit auf sich? Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas gespürt zu haben..." brachte ich nachdenklich mit ein. Er legte kurz den Kopf schief und sah in meine Richtung. "Katory..." er seufzte leicht genervt - war ich wirklich so schwer von Begriff? Aber ich verstand es ja wirklich nicht! Sonst würde ich ganz sicher nicht so doof fragen... Bloß gut, dass Kid nicht dabei war. Er hätte mir sicher schon unzählige dumme Sprüche an den Kopf geworfen. Wobei... er hatte eigentlich kein Wort mehr mit mir gewechselt, seit ich sein Schiff beschädigt hatte. Ob er mir böse war? Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, mit ihm zu reden, da er mir grundsätzlich aus dem Weg ging oder mich ignorierte. Oder hatte ich ihm zu viel von mir verraten und ihn damit vergrault? "... hörst du mir überhaupt zu?" knurrte es plötzlich gegfährlich neben mir. Erschrocken fuhr ich hoch. Ups... "Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?!" "Nicht ganz bei der Sache..." "Das merke ich!" ich machte mich klein. Irgendwie schaffte ich es immer wieder den blonden Vize zur Weißglut zu treiben - dabei wollte er mir nur helfen und im Grunde schätzte ich das auch sehr. Aber im Moment ging mir viel zu viel durch den Kopf. Ein erneutes Seufzen holte mich wieder zurück in die Gegenwart. "Ok... wehe, das wird zur Gewohnheit!" er hob mahnend seinen Zeigefinger. "Also: Was beschäftigt dich derart, dass du dich nicht auf das Wesentliche konzentrieren kannst?" "Du meinst außer meiner Unfähigkeit?" "Davon will ich nichts hören! Du machst doch Fortschritte, oder nicht? Hör endlich auf, dich jedes Mal selbst schlecht zu machen - das würde meine Arbeit ungemein erleichtern!" ich biss mir auf die Unterlippe - wenn ich so weiter machte, hatte ich bald keine mehr, sooft wie ich darauf herumkaute in letzter Zeit... - und nickte schnell. "Es ist Eustass..." gab ich kleinlaut zu. "Hätte ich mir ja denken können... was hat er nun wieder angestellt?" "Eigentlich nichts... aber genau das ist es ja... er ignoriert mich seit meine Kräfte ausgebrochen sind. Ich glaube, er hasst mich..." Stille. Dann brach Killer in schlallendes Gelächter aus - danke auch! "Du hast es immer noch nicht geschnallt oder? Das ist seine Art, dich zu beschützen." ungläubig sah ich den Vizen an. "Die Seesteinarmreifen waren eine Vorsichtsmaßnahme aber sind keineswegs eine Garantie zur vollständigen Unterdrückung von Teufelskräften. Dazu sind sie zu schwach. Damit du dich und alle anderen nicht doch in Gefahr bringst, geht er dir aus dem Weg. Deine Kräfte sind vor allem dann unkontrollierbar, wenn deine Emotionen überkochen. Und da ihr beide streitlustiger seid als ein Haufen Kampfhähne, hielt er es so für das Beste." Ich war so dumm! Die ganze Zeit über hatte ich geglaubt, er würde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, nach allem, was er über mich erfahren hatte. All die Abende, die ich ihn zum Teufel gewünscht hatte... "Ich muss zu ihm!" entschlossen stand ich auf, wurde aber sofort durch Killers scharfe Stimme aufgehalten. "Warte! Was willst du jetzt bei ihm? Dich für nie ausgesprochene Flüche entschuldigen? Was glaubst du, würde dann passieren?" ich hielt inne, blieb stumm, die Antwort erahnend. "Er würde an die Decke gehen - weil du ihn missverstanden hast, weil ich es dir gesagt habe, weil du ihn insgeheim verflucht und misstraut hast und weil wir mit deinen Kräften noch immer kein Stück weiter sind und deswegen weiterhin auf dieser blöden Insel festsitzen! Und da du dich so schön mitreißen lässt,würde alles in einem Streit enden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit unser Schiff zerlegen würde, weil du dich nicht unter Kontrolle hast! Willst du das?" ich starrte auf den Boden vor mir - natürlich wollte ich das nicht! Killer stand auf, kam zu mir und legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. "Bedank dich bei ihm, wenn wir wieder auf See sind - am besten mit einem Berg Kohlrouladen, die liebt er nämlich." überrascht sah ich ihn nun wieder an. "Ernsthaft?" "Du könntest ihm natürlich auch ein Liedchen trällern aber ich tippe mal, dass du besser kochen, als singen kannst." ich musste lachen. "Ich glaube nicht, dass wir den gleichen Musikgeschmack haben. Aber das mit dem Essen merk ich mir. Danke." er nickte knapp und sah dann zum Horizont. "Die Sonne wird bald untergehen. Die Tage auf einer Winterinsel sind einfach zu kurz - selbst im Sommer..." "Dafür ist es aber verdammt warm hier." er zuckte nur mit den Schultern. "Sommer eben. Lass uns zurückgehen." "Du, Killer... könnte ich noch etwas hierbleiben? Ich würde gern... versuchen, das umzusetzen, was du gesagt hast..." "Warum nicht... dein Haki sollte dich rechtzeitig warnen aber ich denke nicht, dass irgendetwas hier auf dieser Insel dir noch zu nahe kommt, nachdem, was du die letzten Tage hier angerichtet hast." schuldbewusst drehte ich den Kopf weg. Es war nie meine Absicht eine ganze Insel zu verwüsten... Dabei war ich eigentlich ein Mensch, der dir Natur liebte. "Sag mal, wie weit reicht dein Haki eigentlich mittlerweile?" riss er mich wieder aus meinen Gedanken. Ich runzelte dir Stirn - bisher war es nie nötig gewesen, es über das Schiff hinaus zu spannen. "Keine Ahnung... wir sind hier am südlichen Ende der Insel oder?" "Ja. Am weitesten entfernten Punkt vom Schiff." wollte er also wissen, ob ich es bis zum Schiff spannen konnte? Es wäre einen Versuch wert... "Westlich von uns befindet sich eine Ansammlung schwacher kleiner Auren, vermutlich eine Tiergruppe. Ich würde sagen es sind etwa 500 Meter von hier. Östlich ein Schwarm Vögel, der nordwärts zieht zum Schiff..." Hah! Und da war es auch schon! Vielleicht zwei Kilometer von unserem Standpunkt entfernt? "Heat wuselt durch die Kombüse - er hat wohl schon wieder Hunger. Wire sitzt im Ausguck. Und dein Käptn hockt in seiner Kajüte, macht aber keinen glücklichen Eindruck. Seine Aura wirkt dunkel..." ein wissendes Kichern erklang. Was hatte ich verpasst? "Dann sollte ich mich wirklich auf den Rückweg machen. Im übrigen ist die Tierherde etwa 3 Kilometer von hier entfernt und das Schiff... ziemlich weit weg... Ich sollte mich also beeilen, wenn ich noch etwas Essbares bekommen will." So weit??? Wie weit kann dieses Kenbunshoku eigentlich reichen?! "Du hast wirklich beeindruckende Fortschritte gemacht in der kurzen Zeit, Katory. Noch etwas mehr Training und du kannst einzelne Personen selbst über mehrere Inseln hinweg erspähen. Das ist durchaus nützlich, um der Marine zu entgehen. Vielleicht solltest du demnächst öfter mal die Nachtwache bekommen..." überlegte er laut und schlenderte davon. Wollte er sich nicht eigentlich beeilen? Naja, konnte mir ja erst einmal egal sein. Ich holte meine Tasche unter einem eingestürzten Baum hervor und klopfte den Staub ab. Ich war mir sicher, noch etwas Proviant dabei zu haben... "Ich bin das Auge des Sturms! Ich allein befehlige darüber, wie stark der Wind weht! Ich allein entscheide, ob sich Windsicheln bilden oder nicht! Nur ich allein!" knurrte ich zum wiederholten Mal. Ich hatte erneut eine Windhose geformt - das funktionierte immerhin tadellos. Ich drehte meinen Zeigefinger einmal im Uhrzeigersinn und schon beschleunigte sie ihre Rotation. Dann ließ ich meine Hände umeinander kreisen, vergrößerte damit die Windhose. "Und jetzt tief durchatmen! Entspannen und nicht die Kontrolle verlieren!" murmelte ich mir selbst zu, bevor ich meine Finger spreizte, die Kuppen einander zugewandt, sodass es aussah, als würde ich einen unsichtbaren Ball halten. Deutlich spürte ich, wie der Sturm gegen meinen durch meine Hände erzeugten Wall peitschte. Immer wieder versuchten sich kleine Sicheln zu lösen, wie ich deutlich an den Einschnitten in meinen Handinnenflächen sah. Aber ich würde es dieses Mal nicht wieder verbocken! Langsam bewegten sich meine Hände aufeinander zu, komprimierten somit den Sturm, der immer stärker tobte - soweit ging immer alles gut. Der Druck auf meine Hände verstärkte sich weiter. Bloß nicht wieder öffnen! Als ich das versehentlich das letzte Mal tat, gab es einen unschönen Luftdruck einer Explosion gleich, der sogar das Schiff stark schwanken ließ. Dass das besonders ein Crewmitglied verärgert hatte, musste ich nicht extra erwähnen oder? Also weiter im Text... Ich nahm alle Kraft zusammen und schlug meine Handflächen aufeinander. Sofort verpuffte der Sturm ins Nichts. Keuchend sah ich mich um. Einige naheligenden Bäume waren umgeknickt aber nrigends konnte ich die Zerstörung einer Windsichel ausmachen. Hatte ich es also endlich geschafft? Mit einem erfreuten Quieken ließ ich mich völlig erschöpft in den warmen Strandsand fallen. Lange währte die friedliche Stille jedoch nicht, denn eine Präsenz drängte sich in meinen Geist. "Was machst du denn hier so mitten in der Nacht?" ungläubig drehte ich meinen Kopf über meine Schulter in seine Richtung. Ein breites Grinsen kam mir zwischen den umgeknickten und zerhackten Bäumen entgegen. "Wollte mal schauen, ob du dich schon selbst zerfetzt hast, bei deinem Versuch, den Sturm zu kontrollieren." "Der Sturm selbst ist nicht das Problem, Eustass..." gab ich beleidigt zurück. "Nein, natürlich nicht. Was hat mich dann aus meiner Koje geworfen?" kam es sarkastisch zurück und ich musste lachen. "Dein Fluchen war über die gesamte Insel zu hören." "Oh, gut, du hast es gehört - warum hast du dann weitergemacht?!" seine roten Augen fixierten mich gespielt böse. "Du weißt genau, was für einen leichten Schlaf ich hab!" Klar! Wenn er nicht gerade vor sich hinsabbernd irgendwelche versauten Dinge träumte... "Ich dachte, du könntest darüber hinwegsehen, wenn wir dafür schneller wieder in See stechen können." er fuhr sich durch seine rote Mähne, kam zu mir und ließ sich neben mir in den Sand fallen. "Es ist dir eh zu warm zum Schlafen. Gib's zu, Eustass." Er konnte es schlecht leugnen. Immerhin saß er hier neben mir nur in kurzer Hose bekleidet und mit freiem Oberkörper. Nicht der schlechteste Anblick. "Ich hatte gut geschlafen, bis das Schiff anfing zu schaukeln, wie eine billige Jahrmarktsattraktion!" schmollte er nun. "Du willst also unbedingt, dass ich Schuld hab, hm?" "Jap!" er grinste triumphierend. "Du brauchtest doch nur einen Vorwand, um hierher zu kommen." gab ich amüsiert zurück. Immerhin wusste ich ja nun, dass er mir nicht böse war. Sein Grinsen wurde zu einem lauten Lachen. "Bilde dir bloß nichts ein, Kat." "Würde mir nie einfallen." ich grinste ihn an. Es tat so unendlich gut wieder mit ihm zu reden nach mehr als einer Woche des Schweigens. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und starrte in den sternenklaren Nachthimmel. "Ich hatte schon Angst, du würdes nie wieder ein Wort mit mir wechseln..." gestand ich ihm. "Die Woche ohne dich war die Hölle. Es war fast so, als wäre ich wieder in meiner Welt..." "Du willst also wirklich nicht zurück, was?" "Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Für mich gibt es dort nichts mehr. Ich wäre nur noch einsamer als zuvor..." "Du kennst die Gefahren, die hier lauern." "Marine, andere Piraten, ein unbändiges Meer..." zählte ich auf. "Ich rede nicht nur von den Offensichtlichen... Natürlich sollten die vier Yonkos, die Marine und die Monster der Meere abschreckend genug sein aber ich meinte eher die Tatsache, dass eventuell ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt werden könnte - dann wären auch andere Typen hinter dir her, neben den Schmierlappen, die dir bereits auf den letzten bewohnten Inseln hinterhergesabbert haben." "Die sich jetzt allesamt die Radieschen von unten angucken..." ertappt wich er meinem Blick aus. "Solche Typen kümmern mich nicht. Und dich sollte das auch kalt lassen. Du gehst immer viel zu schnell an die Decke. Ist ja nicht so, als wären wir ein Paar und du müsstest unterstreichen, dass ich dein Mädchen bin..." war das gerade...? Nein, das musste ich mir eingebildet haben. Eustass Kid würde niemals rot werden! Die Erschöpfung der vergangenen Tage spielte mir einen Streich und die Dunkelheit tat ihr übriges. "Du hast ja keine Ahnung, wie lästig solche Typen werden können - besser man schaltet sie gleich aus, dann hat man später keine Probleme." "Ich find's ja süß, dass du für mich über Leichen gehst - aber findest du das nicht ETWAS übertrieben? Du musst doch nur kurz böse gucken und diese Schlappschwänze fliehen freiwillig bis ans andere Ende der Welt." "Ach, lass mich..." ... wie ein kleines bockiges Kind... Da Kid das Gespräch damit für beendet erklärt hatte, richtete ich meinen Blick nun auf den Strand und beobachtete die Wellen, wie sie den Sand immer wieder dunkel einfärbten, nachdem sie sich wieder zurückzogen. Ich seufzte leise. "Wie gern würde ich jetzt schwimmen gehen..." "Bis zu den Knien könntest du rein. Ab dann wirds unangenehm..." eigentlich hatte ich mit mir selbst geredet und nicht mit einer Antwort gerechnet, weshalb ich ihn nun schief ansah. Lächelnd sah ich zurück zum Wasser. Sicher, es wäre nicht das Gleiche aber... "Hey, was hast du vor?" sofort sprang er auf die Füße und folgte mir. Seufzend blieb er dicht neben mir im knietiefen Meer stehen. "Du bist einfach unmöglich..." ich genoss es schweigend das kühle und doch so verhängnisvolle Element an meinen Beinen zu spüren, auch wenn es mittlerweile unangenehm kribbelte. Ich warf einen kurzen Blick an meine Seite zu Kid, der mich mit ausdrucksloser Miene musterte. "Wenn uns jetzt etwas passiert, kann uns niemand helfen..." überlegte er laut. "Schon gut, ich geh nicht weiter rein... aber ich vermisse es jetzt schon. Ich bin immer gern geschwommen." er legte eine Hand zwischen meine Schulterblätter - irgendwie bereitete mir diese Berührung Unbehagen. Mein Gesicht zu ihm drehend, wurde dies auch schon durch sein schelmisches Grinsen bestätigt und ehe ich mich versah, schubste er mich ins Wasser. Dieser Bastard! Erschrocken richtete ich mich schnellstmöglich wieder auf. "EUSTASS!!!" lachend rannte er vor mir weg - zu Recht! Immer wieder spritzte er Wasser in meine Richtung - na warte! Was er konnte, konnte ich schon lange! Ich ließ eine kleine Windhose aufkommen und saugte mit ihr Meerwasser an, schickte sie zu dem rothaarigen Teufel und löste sie direkt über ihm wieder auf. Die ungewollte Dusche sollte ihn etwas abkühlen! "Hey, das ist unfair!" brüllte er dann. Ich musste herzhaft lachen - er sah einfach zum schreien aus, wie seine pitschnassen Haare ihm ins Gesicht fielen. "Wenn ich dich in die Finger kriege, Kat!" damit rannte er auf mich los. Ich sah zu, dass ich wegkam und vor allem raus aus dem Wasser... Wir tobten eine gefühlte Ewigkeit wie zwei Kleinkinder zwischen Matsch und seichtem Wasser - und genau so sahen wir hinterher auch aus. Das brachte uns nur noch mehr zum Lachen. Wir waren von oben bis unten mit Schlamm bekleckert und nass bis auf die Knochen aber es war uns total egal. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel Spaß gehabt. Alle Viere von uns gestreckt, lagen wir im noch immer warmen Strandsand und lachten atemlos. "Es wird ewig dauern, den ganzen Sand wieder aus meinen Haaren zu bekommen..." kicherte ich. "Bestimmt. Du solltest echt duschen, Kat. Du siehst aus, als wärest du in eine Schlammgrube gefallen." "Guck dich doch selbst an! Du siehst auch nicht viel besser aus." er rollte sich auf die Seite und blickte mich interessiert an. "Hmm... steht das Angebot eigentlich noch, dass die böse Krankenschwester mit dem fiesen Choleriker duschen geht?" konnte er diesen unbedacht ausgesprochenen Satz nicht einfach vergessen?! "Nur unter erhöhtem Alkoholpegel!" "Dann wird es echt Zeit, dass du die Flasche ansetzt..." "VERGISS ES!" er zog eine beleidigte Schnute. "Eustass, ich trinke keinen Alkohol, das solltest du mittlerweile mitbekommen haben. Das heißt also im Grunde soviel wie NEIN!" sein Gesicht auf seine Hand gestützt grinste er mich nun schweigend an. Das war nicht wirklich besser, denn dadurch schoss mir die Röte erst Recht ins Gesicht. "Eustass, behalt deine schmutzigen Gedanken für dich!" "Ich hab doch gar nichts gesagt." "Dein Grinsen sagt mehr als tausend Worte!" wieder bekam ich keine Antwort. Der Kerl machte mich wahnsinnig! Doch dann stieg noch ein anderes Gefühl auf - war das die Teufelskraft? Verwirrt setzte ich mich abrupt auf, sah mich prüfend um. Nichts deutete auf eine Veränderung der Landschaft hin - also lag dieses Kribbeln schonmal nicht daran, dass ich wieder ungewollt mit Windsicheln um mich warf. Aber was war es dann? "Was ist los?" wachsam setzte auch er sich auf, wahrscheinlich weil meine Stimmung so schnell umgeschlagen war. "Ich weiß nicht... ich dachte, ich hätte was gespürt. Für einen kurzen Moment dachte ich schon, die Teufelskräfte würden wieder mit mir durchgehen." "Dabei sah es vorhin so aus, als hättest du sie endlich unter Kontrolle." Langsam nickte ich. Das hatte ich auch geglaubt. Dann fiel mir etwas ein, dass Killer mir am Nachmittag erzählt hatte. "Sag mal, Eustass, spürst du es eigentlich, wenn sich dir Metall nähert? Oder sich irgendwo in deiner Nähe befindet?" Ein wissendes Funkeln trat in seine Augen. "Du spürst einen Sturm, der in der Nähe tobt." es war eine Feststellung. Schwang da leichte Anerkennung mit? Ich blickte raus auf's Meer, versuchte herauszufinden, von wo dieses Gefühl kam. "Irgendwo von da hinten kommt es." ich streckte meinen Finger nach Südosten und tatsächlich konnte man in weiter Ferne eine dunkle Stelle am Horizont erkennen, wenn man genau hinsah. Erleichtert lächelte ich. "Ich habe es wirklich geschafft..." strahlend sah ich nun wieder Kid an. "Na, na, na, kein Grund, gleich in Tränen auszubrechen, Kleines." Ach verflucht! Musste ich ausgerechnet jetzt so übertrieben emotional werden? Ich rieb mir die Augen. "Achwas, Blödsinn... ich hab nur was ins Auge bekommen..." wissend grinste er nur und ich musste wegsehen, damit ich nicht wirklich noch anfing, zu heulen. Ich erhob mich wieder und schlenderte zum Wasser. Ich hatte es endlich geschafft! Ich platzte fast vor Stolz. Und vor Dankbarkeit, denn ohne Kids und Killers Hilfe wäre ich hoffnungslos aufgeschmissen gewesen, hätte am Ende vermutlich sogar noch jemand Unschuldigen verletzt. Wie in Trance blickte ich an mir herunter und zog die Augenbrauen hoch. Meine Klamotten waren komplett verdreckt - mein langes Shirt hatte dabei zum Glück meine kurze Hose weitestgehend vor Schlamm bewahrt - und an Armen und Beinen bildeten sich bereits Schlammkrusten. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie mein Gesicht und meine langen blonden Zotteln aussahen - es würde Stunden dauern, da wieder vernünftig mit einer Bürste durchzukommen. So konnte ich unmöglich zurück auf's Schiff. Kurzerhand zog ich mir mein Oberteil aus, das erstickte Husten hinter mir ignorierend, und begann, es im seichten Wasser auszuwaschen, sowie den Dreck von Armen und Beinen. Ich konnte die gaffenden Blicke des Rothaarigen überdeutlich spüren - dabei hatte er meinen nackten Rücken doch bereits genauestens inspiziert. Er hatte das Tattoo nämlich mehr als eingehend gemustert gehabt - sollte nicht denken, ich hätte es nicht bemerkt gehabt! Und jetzt hatte ich immerhin noch einen BH an, er sollte sich wirklich schämen! "Wann genau wolltest du aufhören mich anzustarren, als hättest du noch nie so viel nackte Haut auf einmal gesehen?" und wisch dir den Sabberfaden weg!, ertönte meine innere Stimme. "Mich hat nur deine Freizügigkeit verwundert." "Stell dir vor, es wäre ein Bikini, das macht es vielleicht erträglicher..." oder auch nicht - denn jetzt wanderte sein Blick über meinen gesamten Körper, statt wie vorher nur an meinem Rücken zu kleben. Ich schüttelte nur den Kopf, saugte mit einer Windhose erneut Wasser an und ließ es mir über den Kopf fallen, um den Sand aus meinen Haaren zu waschen. Warum sollte ich mich auch weiter von ihm aus der Fassung bringen lassen? Ich sollte wirklich ruhiger werden. Als ich halbwegs zufrieden war, ging ich zurück zu Kid an den Strand, mein nasses Shirt hatte ich lässig über meine Schulter geworfen. Alles andere würde ich nur unter einer ordentlichen Dusche abgewaschen bekommen. Den Rothaarigen betrachtend, legte ich fragend den Kopf schief. Wollte er wirklich so dreckig bleiben? Mir kam eine diabolische Idee. Warum ihn nicht ein wenig abkühlen? Er hatte sich mittlerweile mit geschlossenen Augen wieder in den Sand fallen lassen. Somit konnte ich ungestört erneut eine Windhose formen und den Trick mit dem Wasser wiederholen. "Oh, Eustass..." flötete ich zuckersüß. "Was...?" brummte er und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Sein Blick huschte alarmiert zu mir - gut so, denn nun konnte ich meine kleine Überraschung unbemerkt direkt über ihm platzieren. "Ich bin wirklich dagegen, dass du so verdreckt auf's Schiff zurückgehst." er schnaubte. "Ich bin der Käptn von dem Kahn, ich kann tun und las-... AAAAH!!!" ich hatte die Windhose aufgelöst und somit seine Dusche freigegeben. Sofort sprang er auf die Beine, schüttelte sich und funkelte mich böse an. Ich stand direkt vor ihm und konnte es mir nicht verkneifen, ihm eine seiner roten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. "Süß siehst du aus, Eustass." "Ich bin nicht SÜß! Was fällt dir eigentlich ein!?" "Jetzt bist du immerhin sauber... Naja, zumindest sauberer als vorher." "Das findest du wohl witzig, was?" Schnell machte ich einen Satz zurück. Seine Stimme war gerade eine Spur kälter geworden. Ob ich es vielleicht übertrieben hatte? Ungewöhnliche Schwingungen erfüllten die Luft. Zog er Metall an? Ein Blick zu meiner Tasche, in der sich auch meine Wurfmesser befanden, bestätigte meine Vermutung, als diese sich langsam aber stetig in seine Richtung bewegte. "Was soll das Eustass?" ich bekam keine Antwort, dafür aber kleine Metallgeschosse. Hallo!? Ich wischte sie mit einer Handbewegung in eine andere Bahn. Wollte er mich provozieren? Ich erzeugte eine Wand aus Windhosen - es geschah fast wie von selbst, ich musste gar nicht darüber nachdenken. Kids Mundwinkel zuckte leicht - freute er sich etwa? In dem Moment kam ein weiteres Geschoss direkt auf mich zu, verschwand allerdings in meinem Wall aus Windhosen in deren unendlichen Verwirbelungen und wurde nicht wieder freigegeben. Oder versuchte er nicht einmal, seine 'Waffe' zurückzubekommen? Apropos Waffe... da kam doch was von hinten... Ich zerstörte das Teilchen mit einer Windsichel, ich musste mich dazu noch nicht einmal bewegen. Das mit der Kontrolle war schon geil. "Kannst du auch was anderes, als dich nur zu verstecken?" höhnte er. Jap, er wollte mich provozieren, definitiv. "Von dir und Killer muss ich mir doch immer anhören, wie wichtig die Verteidigung ist." herausfordernd grinste er mich an. "Zeig mir, dass du auch kämpfen kannst, Kat!" "Du stehst drauf, von mir zusammengeflickt zu werden, oder Eustass?" wenn er glaubte, ich würde mich zurückhalten, war er schief gewickelt! Schallendes Gelächter erfüllte die Nacht. Eine der Windhosen aus meinem Wall zog ich zu mir und umgab mich mit ihr, die anderen ließ ich wieder verschwinden. Ich hob eines meiner Messer auf, das Kid mit purer Absicht zu mir befördert hatte. Dann schoss ich vor, zeitgleich mit ihm. Mein Messer flog auf ihn zu, wurde wie erwartet mit Leichtigkeit abgeblockt, während er zeitgleich noch zwei meiner Windsicheln auswich - der Kerl war verdammt schnell, das hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Unsere Kräfte prallten aufeinander, genau wie wir. Und nur den Bruchteil einer Sekunde später fand ich mich unter ihm in den Sand gedrückt wieder, mein Messer in seiner Hand an meiner Kehle, meine Sichel über seinem Nacken schwebend. "Unentschieden würd ich sagen." "Du hast dich zurückgehalten, Eustass..." "Du nicht?" er grinste und deutete auf die Sichel hinter sich. Ich löste sie auf und funkelte ihn herausfordernd an. "Ich hatte erwartet, dass du gut bist..." er kam von mir runter und half mir auf. "... aber du hast meine Erwartungen sogar noch übertroffen." verlegen senkte ich meinen Blick. Das war dann doch zu viel der Ehre - zumal eigentlich er gewonnen hätte, denn ich wäre vor ihm hopps gegangen. "Komm, wir gehen zurück. Du erkältest dich noch, wenn du weiterhin so halb nackt hier herumrennst." als ob ihn das stören würde! Er warf einen Blick über seine Schulter Richtung Norden, wo das Schiff lag. "Ich hab sowas von keinen Bock, den ganzen Weg zurückzurennen..." murrte er und schielte dann zu mir. "Hast du noch Kraft für eine Wolke?" "Ach, auf einmal ist das Spielzeug doch zu was nütze, ja?" gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. "Wir müssen es den Spielkindern ja nicht unter die Nase reiben, dass wir sie benutzt haben." Von wegen! Er war ja hier wohl das mit Abstand größte Spielkind von dem Haufen! Kopfschüttelnd sammelte ich meine Sachen zusammen und überlegte kurz. Reichte meine Kraft noch? Für mich alleine schon - aber sobald jemand mit auf der kleinen Wolke saß, wurde die Kraftanstrengung entsprechend des zusätzlichen Gewichtes größer. Ich musterte Kid. Ich würde völlig kaputt sein, wenn wir am Schiff ankämen. Aber was würde es schon ändern? Erschöpft war ich so oder so und müde ebenfalls. Also erschuf ich mein flauschiges Gefährt und hüpfte rauf. Abwartend sah ich ihn an. "Kommst du?" etwas unschlüssig stand er davor. "Wo hält man sich denn da fest?" ich verdrehte die Augen. "Komm rauf, du kannst dich an mir festhalten." ich reichte ihm meine Hand, damit er aufsteigen konnte, doch die ignorierte er gekonnt, schwang sich breit grinsend zu mir und legte seine starken Arme um meine Tailie. Dieser Teufel! Das hatte er doch von Anfang an geplant! "Wenn du es wagen solltest, deine Hände woanders zu platzieren, schmeiß ich dich ohne Vorwarnung runter!" "Das würdest du mir antun, Kat?" raunte er mir ins Ohr und sofort jagten mir dutzende Schauer über meinen Körper. Ah, dieser Mistkerl! "Du gehst gleich zu Fuß!" knurrte ich zurück und setzte unser flauschiges Gefährt in Bewegung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)