Abenteuer im Land der Träume von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 4: Und das Chaos nahm seinen Lauf... -------------------------------------------- 4. Kapitel: Und das Chaos nahm seinen Lauf... (Katory) : Wenn ich das hier jemals überleben wollte, brauchte ich dringend mehr Schlaf! Seit 3 Nächten hielt dieser verrückte Rotschopf mich nun schon vom Schlafen ab, indem er mich als Kuscheltier missbrauchte, in mein Ohr biss und in meinen Nacken atmete - was mir jedes Mal tausend Schauer durch meinen Körper jagte. Ich war nun mal verflucht empfindlich am Ohr und im Nacken... und mein verräterischer Körper schlug wirklich jedes einzelne Mal an! Meine Nerven lagen sowas von blank... Zum Glück wurde ich diesen knappen Fummel, den mir Killer am ersten Tag rausgesucht hatte, gestern endlich los, denn wir ankerten an einer bewohnten Insel, auf der ich erst einmal ausgiebig shoppen war, gut beraten durch Wire und Killer. Wire schaffte es in wirklich jedem Laden den Verkäufer derart über den Tisch zu ziehen, dass wir die Klamotten quasi für Lau bekamen - das spielte mir ungemein in die Karten, da ich nur ein kleines Budget von Kid bekommen hatte - dieser Geizhals! Es reichte sogar noch für 3 Bücher, was mich wirklich mehr als freute, denn ich wollte so viel wie möglich über die hiesige Medizin in Erfahrung bringen und natürlich über die Grand Line an sich. Auch wenn ich nie viel Zeit hatte zum Lesen, da Killer ein verdammt strenger Mentor war, der mich täglich mehr als nur einmal bis über meine Grenzen hinaus quälte. So auch jetzt... "Katory, wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken!?" rügte er mich, als er mit seinem Angriff meine Füße wegzog und ich unsanft auf meinen vier Buchstaben landete. Ich rieb mir mein schmerzendes Hinterteil, auf dem ich heute schon viel zu oft gelandet war. Durch meinen Schlafmangel war es mir kaum noch möglich, mein Haki richtig zu kontrollieren. Ja, ganz richtig - ich besaß die Anlagen für das Observationshaki! Ich hatte schon immer einen sechsten Sinn dafür gehabt, wann ich beobachtet wurde oder sich jemand an mich anzuschleichen versuchte aber dass diese Ahnungen ausgerechnet auf so einer mächtigen Technik beruhten, hätte ich nie für möglich gehalten. "Tschuldige, Killer..." presste ich mühsam hervor, während ich vergeblich versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Er schüttelte nur mit dem Kopf und sah zu seinem Käptn rüber, der uns wie immer, an der Rehling lehnend, beobachtete und sich ins Fäustchen lachte. "Ernsthaft, egal, was ihr beide nachts treibt - lasst es!" Kid amüsierte sich köstlich. "Ich mache nichts..." trällerte er unschuldig. Ich bekam gerade große Lust, ihm weh zu tun... "Katory braucht Schlaf! Wenn ich sie anständig trainieren soll, dann muss sie sich konzentrieren können!" knurrte der Vize nun. DANKE! Endlich jemand, der ein Machtwort spricht. Kid grinste allerdings nur weiterhin vor sich hin, woraufhin der Blonde mich am Arm packte und hinter sich her unter Deck zog. Er führte mich in einen kleinen Raum, in dem eine unbequem aussehende Koje stand, flankiert von einem riesigen Bücherregal - ob ich mir die vielleicht mal ausleihen dürfte? Gegenüber stand eine große schwere Holzkiste neben einem Tisch, auf dem eine Teleschnecke saß. War das hier etwa Killers eigenes Zimmer? Ich hatte erwartet, er würde mit den anderen im Gemeinschaftsraum schlafen. Der Vize beugte sich über die Truhe und kramte etwas heraus, dass er mir dann in die Hand drückte. Ungläubig blickte ich auf die in Leder gebundene Tasche mit ihrem Riemen. "Du musst sie schon öffnen, Katory." gehorsam folgte ich seiner Aufforderung. "Aber das sind doch..." ehrfürchtig zog ich eins der fünf Messer aus der Tasche, ließ es durch meine Hand gleiten und spielte ein wenig damit herum, beobachtete, wie das wenige Licht sich auf dem kalten Stahl reflektierte. "Sie sind wunderschön... danke!" Das Wurfmesser lag perfekt in meiner Hand, als wäre es nur für mich geschmiedet worden. Die Klinge war perfekt ausbalanciert. Ich hatte mich sofort in meine neuen Waffen verliebt. "Als wir gestern in der Stadt unterwegs waren, fand ich sie durch Zufall und musste sofort an dich denken. Du bist ja leider nicht sonderlich geschickt im Umgang mit dem Schwert..." Autsch... "... zudem bist du als Frau einem Mann gegenüber im Kampf deutlich im Nachteil, da du viel kleiner, leichter, schwächer und außerdem körperlich unkonditionierter bist." Ja, streu Salz in die Wunde! "Aber..." er machte eine dramatische Pause und hob seinen Zeigefinger bedeutend. "... dein Vorteil ist die Geschwindigkeit!" ich lachte bitter. "Ja klar, außer ich habe dich als Gegner..." er wischte meinen Kommentar mit einer Handbewegung weg. "Willst du sie testen?" die Müdigkeit war wie weggeblasen und meine Augen begannen zu leuchten - das war ihm Antwort genug. "Am besten du bindest dir die Tasche um deinen Oberschenkel auf der Seite deines Wurfarmes." behutsam, wie einen Schatz, verstaute ich das Messer wieder in der Tasche und band mir diese um meinen rechten Oberschenkel. Es war ein merkliches Gewicht aber nicht übermäßig störend und das weiche Leder auf meiner Haut war sehr angenehm. Dann folgte ich dem blonden wieder zurück an Deck. Ein prüfender Blick in jede Richtung garantierte mir die Abwesenheit des Kapitäns, was mich nicht unbedingt traurig stimmte. Killer hatte in der Zwischenzeit ein altes Stück Holz an dem Mast befestigt und mittig eine Markierung gezeichnet. "Für den Anfang reicht es, wenn du das Holz triffst - die Feinarbeit kommt danach. Ich zeig es dir einmal." er positionierte sich direkt gegenüber vom Mast, zog ein Messer hervor, straffte sich und warf geübt locker aus dem Handgelenk die Waffe, die mit tödlicher Präzision genau mittig stecken blieb - unnötig zu erwähnen, dass ich nichts anderes erwartet hatte oder? Jetzt war ich an der Reihe, mich zum Deppen zu machen. Immerhin waren das hier meine ersten Übungen mit einer Wurfwaffe. Ich stellte mich auf seine Position und zog eines meiner Wurfmesser heraus. Erstes Problem: Wieviel Kraft brauchte ich überhaupt, um die Distanz zu überbrücken? Zweites Problem: In welchem Winkel musste ich werfen? Drittes Problem: Killer! Noch ehe ich das erste Mal überhaupt zum Wurf ansetzen konnte, korrigierte er gefühlte zwanzig Mal meine Haltung. "Sei nicht so verkrampft!" Klar, ganz easy going... "Halt deinen Arm gerade!" Ja doch... "Du musst deine Bauchmuskeln mehr anspannen, sonst wird das nichts!" Bauchmuskeln... etwa die, die bereits höllisch schmerzten!? Oder tat das mittlerweile mein gesamter Körper? "Wo zielst du denn hin, Katory?" na auf dieses verfickte Stück Holz! "Katory, jetzt konzentrier dich gefälligst!" Schnauze, verdammt! Was glaubte der Kerl eigentlich, was ich hier tat!? Ich wurde immer wütender - sehr zum Leidwesen meiner Konzentration. Und das wiederum machte meinen Mentor sauer, wie an dem Grollen in seiner Stimme kaum zu überhören war. Menno, ich konnte einfach nicht mehr - sah er das denn nicht hinter seiner verfluchten Maske? "Du solltest ihr eine Pause gönnen, Killer." feixte Kid. Wo kam der Typ denn nun schon wieder her? Wie lange er dieses Drama wohl schon beobachtet hatte... Der Angesprochene hingegen fuhr sich wirsch durch seine Haare. "Du kannst nicht die gleichen Erwartungen an sie stellen, wie an dich, alter Freund. Bedenke, dass ihr bereits seit den frühen Morgenstunden ihr Haki trainiert habt - und wie lange spielt ihr jetzt schon mit diesen niedlichen Messerchen?" er zog eines der umherliegenden Messer zu sich heran und betrachtete es eingehend. "Ich staune, dass sie sich noch gar nicht beschwert hat, dabei kann sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Tapfer..." lobte Kid mich etwa gerade? Ich musste mich verhört haben, das sah ihm gar nicht ähnlich. "Vermutlich hast du Recht... Wir machen morgen weiter." beendete Killer das Training, nahm seinem Käptn noch mein Messer wieder ab und drückte es in meine Hand. Sofort entspannte sich mein Körper spürbar und ich schlurfte Richtung Kapitänskajüte. Mich beherrschte nur noch ein Gedanke... "Ich geh duschen..." murmelte ich erschöpft. Das kühle Nass prasselte über meinen geschundenen Körper und ein leises gequältes Stöhnen verließ meine Lippen. Mir tat ALLES weh - und morgen würde ich jeden einzelnen Muskel spüren. Wenn ich nur daran dachte, wurden meine Beine weich wie Wackelpudding - noch mehr, als sie es ohnehin schon waren. Und ich ahnte, dass das hier nur der Gipfel vom Eisberg war. Erschöpft schleppte ich mich aus der Dusche, warf mir noch Eustass' TShirt über und kroch ins Bett. Nur fünf Minuten die Augen schließen... Es war so schrecklich warm... Woher kam nur plötzlich diese Hitze? Zaghaft öffnete ich ein Auge. Es war stockfinster. Soviel also zu meinen fünf Minuten... Das Abendessen hatte ich also leider auch verpasst... Auch egal... Kid atmete ruhig neben mir und hatte mich mal wieder in seinem Kuscheltiergriff. Kein Wunder also, dass ich in meinem eigenen Saft schmorte, der Kerl strahlte einfach eine unglaubliche Hitze aus... "Eustass..." murrte ich. Er setzte einen Atemzug lang aus, nur um dann die Luft hörbar auszustoßen. Hatte er sich etwa eben erst hingelegt und noch gar nicht richtig geschlafen? "Könntest du deinen Arm wegnehmen? Ich bekomme kaum noch Sauerstoff..." als er keine Anstalten machte, sich zu rühren, versuchte ich es erneut. "Bitte..." brummend gab er mich frei und kullerte sich auf den Rücken. Hätte ich geahnt, dass es SO einfach war, hätte ich das schon vor 3 Nächten getan! Ich streckte mich kurz, rollte mich zusammen und war schon wieder kurz vorm Einschlafen. Doch statt meine neugewonnene Freiheit zu genießen, tat ich unbewusst das, was ich auch in meiner Welt getan hatte, als ich das Bett noch mit meinem Exverlobten teilte - ich kuschelte mich an die Brust des Mannes neben mir. Unter dem beruhigenden rhythmischen Herzschlag an meinem Ohr schlief ich schließlich wieder ein. Ich erwachte in den frühen Morgenstunden, fühlte mich zum ersten Mal, seit ich hier an Bord bei den Kid-Piraten war, wirklich ausgeschlafen und erholt. Um ehrlich zu sein, hatte ich seit Wochen nicht mehr so gut geschlafen. Ich blickte kurz zu dem noch fest schlafenden Rotschopf, auf dessen Brust mein Kopf bis eben noch geruht hatte. Seine Züge waren entspannt, sein Atem ruhig und gleichmäßig. Keine Spur von dem überheblichen Choleriker. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, als mir auffiel, dass ich trotz unseres "Stellungswechsels" seiner besitzergreifenden Umarmung zum Opfer gefallen war. Entweder konnte er mich besser leiden, als er zugab oder er hatte einen ausgeprägten Kuscheltierkomplex. Allerdings blieb die Frage, wie ich mich daraus befreien sollte, ohne ihn zu wecken. Vorsichtig drehte ich mich in der Umarmung, sodass ich mit dem Rücken zu ihm lag und somit seinen Arm leichter von mir wegstrecken konnte. Eigentlich hatte ich vor, ihm dann das Kissen unter den Arm zu drücken aber da hatte ich die Rechnung ohne Kid gemacht... Sein Arm fiel locker auf meinen Oberkörper. Als seine Hand meine Brust ertastete, griff er plötzlich zu. BASTARD! Zu allem Überfluss drehte er sich nun seitlich und kuschelte sich wieder an mich an, knurrte leise zufrieden und... sabberte er etwa?! Das war eindeutig zuviel für mich! Mit aller Kraft stieß ich den notgeilen Bock von mir - mir doch egal, wenn er jetzt wach wurde, pah! - und rannte panisch ins Badezimmer. Eustass landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden, schlief aber fröhlich weiter - wie mich der Kerl ankotzte! Mieser Grapscher! Selbst im Schlaf machte der Kerl mich noch fertig. Ich versuchte, meinen unregelmäßigen, viel zu schnellen Herzschlag zu beruhigen und redete mir fortwährend ein, dass alles in Ordnung sei. Während ich hier stand und versuchte, wieder runter zu kommen, wurde mir etwas bewusst: Neben dem Schreck, den ich durch Kids Aktion erlitten hatte, breiteten sich auch wohlige Schauer in meinem Körper aus. Dieser mieser Verräter! Mir war sehr wohl bewusst, dass das letzte Mal schon verdammt lang her war aber das war nun wirklich kein Grund, ausgerechnet bei IHM so zu reagieren! Wütend über mich selbst, stellte ich mich unter die Dusche, drehte den Regler ein ganzes Ende kälter als gewohnt und verpasste meinem Körper den Schock, den er für seine verräterische Tat verdiente! Anschließend schlüpfte ich in eine kurze Stretchhose und ein Tanktop. Davon hatte ich mir auf der Insel einen ganzen Stapel zugelegt. Killer und ich waren uns einig, dass diese Sachen beim Training die meiste Bewegungsfreiheit boten und somit optimal waren. Dann band ich noch meine Tasche um meinen Oberschenkel und verließ das Bad. Kid pennte noch immer seelenruhig auf dem Fußboden. Möge er an seinem Sabberfaden ersticken! Ich beschloss, zuerst in die Kombüse zu gehen. Sicher hatte niemand etwas dagegen, wenn ich bereits das Frühstück vorbereitete - außerdem war ich selbst verdammt hungrig, hatte ich seit dem Mittagessen am Vortag schließlich nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. "Morgen Katory. Du bist aber heute früh auf." begrüßte mich Heat freundlich. "Ich bin eigentlich kein Langschläfer." entgegnete ich ihm mit einem ebenso breiten Lächeln, wie er es mir schenkte. Ich mochte den grobschlächtigen Kerl mit seiner blauen Rastalockenmähne wirklich. "Ich wollte Frühstück machen, wenn das okay ist." "Klar, da freuen die anderen sich sicher." und er sich mit am meisten - ich glaube, er tat nichts lieber, als zu essen. Es dauerte gar nicht lang, da stieg ein angenehmer Geruch von frischem Kaffe und gebratenen Eiern mit Speck über's Schiff. Dazu gesellten sich noch Platten mit frischen belegten Broten und gefüllten Reisbällchen. Ich hatte alles zusammen auf den großen Tisch im angrenzenden Aufenthaltsraum gestellt und mir selbst eines der Brote gegönnt. Heat saß schmatzend an meiner Seite und gönnte sich bereits den dritten vollen Teller mit... naja, einmal alles oder so. Als ich mir gerade den letzten Bissen in den Mund schob, kam auch schon der erste reingeschlurft. Killer war dem Duft seines geliebten Morgengetränks gefolgt - ich werde nie begreifen, was er daran fand, für mich ist Kaffee einfach nur eklig. "Kaaaaffeeeee~" lechzte er verpennt und ich musste breit grinsen. Von dem gefährlichen Massaker-Soldat war vor dem ersten Kaffee nichts zu sehen. Gemütlich schlenderte ich nach draußen an Deck - ich hatte ein Zeitfenster von etwa einer halben Stunde, bis mein Lehrmeister richtig wach war. Solange würde noch alles ruhig bleiben auf dem Schiff - jetzt konnte ich mich am besten konzentrieren. Ich stellte mich mittig auf's Deck, zog eines der Messer und wog es in meiner Hand. Das Gewicht war mir sofort vertraut, obwohl ich die Waffen noch nicht einmal 24 Stunden mein Eigen nennen durfte. Entspannt warf ich es einige Male hoch, fing es auf, ließ es rotieren und beobachtete genau, wie sich das Messer unter welchem Einfluss verhielt. Ich glaubte, so langsam einschätzen zu können, wie ich damit umzugehen hatte. Dann fixierte ich die Kerbe im Holzbrett, die von Killers Wurf stammte, ließ mein Messer derweil weiter durch die Luft tanzen. Als ich es dann erneut auffing, setzte ich einen kleinen Ausfallschritt nach vorn und warf es mit einer geschmeidigen Bewegung auf mein Ziel. Ein kurzes erfreutes Auflachen entwich mir, als ich genau in die Kerbe traf. Ich ging auf den Mast zu und zog es wieder aus dem Brett, hielt dann aber sofort inne. Links von mir, an der Rehling lehnend mit einer dampfenden Tasse Kaffee bewaffnet, stand Killer und beobachtete mich. Ich erkannte seine Präsenz sofort, auch ohne mich zu ihm zu drehen, und auch die herausfordernde Haltung. Für normale Augen wirkte er total entspannt aber ich konnte unter die Oberfläche schauen - seine Aura flackerte ungeduldig. Er wollte also spielen? Fein! So schnell, wie ich konnte und ohne Vorwarnung, warf ich mein Messer in seine Richtung - natürlich war das längst nicht schnell genug und er konnte beinahe gemütlich ausweichen. An der Stelle, wo er eben noch lehnte, stand jetzt nur seine Tasse und meine Waffe steckte im Holz der Rehling. Ich schnaubte kurz, setzte mich in Bewegung, sammelte unterwegs noch mein Messer ein und verfolgte Killer quer über das ganze Deck. Aber so sehr ich auch versuchte, seine Handlungen vorauszuahnen, meine Reaktionen waren einfach noch zu langsam und ich hatte eindeutig zu wenig Wurfmesser für einen so wendigen Gegner! Keine Ahnung, wie lange ich ihm hinterherjagte, als sich plötzlich etwas an den Rand meiner Gedanken drängte. Dem Impuls folgend, platzierte ich mich selbst wieder mittig auf dem Deck, den Mast im Rücken und warf blindlings den Stahl. Just in dem Moment tauchte Killer vor mir auf und konnte geradeso mit knapper Not noch ausweichen. Das Messer flog allerdings weiter und blieb in der sich gerade öffnenden Tür zur Kapitänskajüte stecken. "Upps..." warum war der Typ schon wach? Der pennte doch sonst auch bis mittags! "Schnell weg, Katory!" lachte Killer, ergriff meinen Arm und zog mich hinter sich her. "Sagt mal, habt ihr sie noch alle!?" donnerte Kid. "KAT! KILLER!!! KOMMT SOFORT ZURÜCK!" Ohoh, scheiße, war der angepisst. Aber ich konnte nicht anders - ich musste in Killers Lachen mit einsteigen. Allerdings hatten wir etwas Entscheidendes vergessen... die Messer an meinem Oberschenkel... Ruckartig wurde mein Bein nach hinten gerissen und zusammen mit Killer, der vor Schreck vergaß, meinen Arm loszulassen, landeten wir direkt vor den Füßen des rothaarigen Teufels. Er hockte sich vor uns hin, spielte mit dem Messer, dass er zuvor aus seiner Tür gezogen hatte und lächelte uns an, während seine Stimme nur so vor Mordlust triefte. "Könnt ihr zwei mir verraten, was ihr hier treibt?" wir mussten beide hörbar schlucken. Er hatte aber auch eine unheimliche Präsenz, da lief es einem kalt den Rücken runter. "Ja, Eustass, weißt du..." seine roten Augen flackerten kalt. "Katory hatte Frühstück gemacht - der Kaffee war einfach zu stark, da wurden wir halt übermütig und..." versuchte es nun Killer, wurde aber prompt mit einem Blick seines Käptns zum Schweigen gebracht. Dann fixierte er wieder mich. Sein Blick war unheimlich. "Es gibt... Frühstück?" meine Angst wich Überraschung und dann Erkenntnis. Stimmt ja, er war nur so lange mufflig nach dem Aufstehen, bis er was zwischen die Zähne bekommen hatte - oder wahlweise ein Dorf in Schutt und Asche legen konnte. Kurzerhand sprang ich auf und streckte ihm meine Hand entgegen - ich musste verrückt geworden sein... "Ja, ich hab mir wirklich viel Mühe gegeben. Komm!" forderte ich ihn nun breit grinsend auf. Ich bin mir nicht sicher, warum, aber er ergriff meine Hand und ließ sich von mir zum Aufenthaltsraum führen - eigentlich hatte ich damit gerechnet, er würde sie wegschlagen. Seine Hand war rau aber angenehm warm. Mein Herzschlag beschleunigte sich leicht. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen! Im Aufenthaltsraum angekommen, blieb ich stehen und strahlte den Rotschopf wieder an. Dieser zog nur eine Augenbraue zusammen mit seiner Hand hoch, die ich noch immer festhielt. Ups... Schnell ließ ich ihn los und schaute in eine andere Richtung. Man, wie peinlich war das denn bitte! "Ich bin draußen..." stammelte ich und verließ den Raum schnellstmöglich wieder, ohne mich noch einmal umzudrehen. "Willst du weiter trainieren?" fragte mich Killer, der im Türrahmen lehnte. "Ja, gern." "Dass ihr mir ja das Schiff heile lasst!!!" donnerte es quer durch den Raum. Kid war also bereits beim Essen - unbewusst fing ich an zu grinsen. "Wir werden es schon nicht versenken, Kid." sprach sein Vize ruhig und verließ hinter mir den Raum, damit wir unser Training fortsetzen konnten. Die darauffolgenden Tage verliefen relativ ereignislos. Killer verschärfte mein Training merklich. Ich glaub, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel und so hart trainiert, wie in der vergangenen Woche. Dabei achtete ich stets darauf, in Form zu bleiben... nagut, ich tat das Nötigste, damit meine geliebten Süßigkeiten nicht ansetzten, ich geb's ja zu. Immerhin schien ich Fortschritte zu machen. Killer musste mittlerweile sein Tempo erhöhen, denn ich wich all seinen Angriffen erfolgreich aus. Als ich es allerdings einmal wagte, überheblich zu grinsen, kassierte ich nur einen Wimpernschlag später die Quittung. Killer griff so schnell an, dass ich es im Grunde erst realisierte, als ich bereits unter ihm, bäuchlinks liegend die Planken knutschte. Dass das scheiße weh tat und Kid sich darüber kringelig lachte, muss ich nicht betonen oder? Leider tat dadurch auch meine rechte Schulter wieder höllisch weh und ich musste mich allen ernstes von Kid (!) verarzten lassen, da sich Killer schlichtweg weigerte... Der rothaarige Bastard war extra grob... Zumindest redete ich mir das ein, um mich davon abzulenken, wie seine Finger eine heiße Spur auf meiner Haut hinterließen. Am darauffolgenden Tag hatten wir seit Langem mal wieder einen unerfreulichen Besuch von der Marine. Und obwohl ich mich mittlerweile doch recht gut verteidigen konnte, wurde ich - mal wieder - von Kid und Killer flankiert. Wie ich es hasste, von den beiden nur als kleines schwaches Mädchen abgestempelt zu werden... Dass sie das im Grunde hauptsächlich deswegen taten, damit die Marine nicht auf mich aufmerksam wurde und mein Leben hier noch schwerer als ohnehin schon machte, war mir zu diesem Zeitpunkt keineswegs bewusst... Als wir gerade bei den "Aufräumarbeiten" waren - aufmüpfige Marinesoldaten vom Schiff schmeißen - griff einer von den Weißhemden nach meinem linken Arm. "Mädel, du musst fliehen! Diese Piraten sind gefährlich!" ich drehte mich kurz um und sah über meine Schulter. Kid und Killer waren anderweitig beschäftigt. Also beugte ich mich zu ihm runter. "Ich bin hier, weil ich keine andere Wahl habe. Und - ich bitte um Verzeihung aber - ich muss Sie leider von Bord schicken. Hätten Sie dann die Freundlichkeit meinen Arm loszulassen?" Keine Ahnung woher die Kälte in meiner Stimme kam - vielleicht nervte es mich auch einfach, dass er meine Klamotten mit Blut beschmierte - oder ich war einfach zu lang bei den Piraten... Jedenfalls griff ich nach seinem Kragen und schliff ihn zur Rehling. Der Typ krallte sich noch immer an meinen linken Arm und baumelte kurz danach über dem Wasser. "Du... du musst das nicht tun... man hat immer eine Wahl!" krächzte der Soldat. Seine Hand glitt von meinem Arm über meine Hand und rutschte ins Leere. Ich sah noch, wie sein Kopf wieder über Wasser auftauchte und sein Blick verständnislos zu mir huschte, bevor er davonschwam. Natoll, jetzt musste ich erst einmal den Dreck wieder von mir abwaschen... und meine Klamotten ebenfalls. Zwei weitere Tage verflogen, bevor wir eine kleine unbewohnte Insel erreichten. Neugierig, wie ich nun mal war, sprang ich von Bord, ein Buch über Kräuter und Pflanzen mit in meinem Rucksack. Ich wollte diese Welt unbedingt kennen lernen, die ich sonst nur aus meinen Mangas kannte. "Katory, warte. Wir kommen mit." hielt mich Killer auf und sprang zusammen mit seinem Käptn ebenfalls von Bord. Hatte ich den Teufel also schon wieder an der Backe... Er hätte sich wenigstens noch die Zeit nehmen können, um sich was drüber zu ziehen... Aber nein! Ein Eustass Kid zieht es lieber vor, mit blankem Oberkörper durch den Dschungel zu spazieren, damit die kleinen Schweißperlen besonders hübsch auf seiner Haut glitzerten. Er war wirklich heiß... Nein, ihm... IHM war wirklich heiß! Und mein Hirn wurde weich... Ich schalt mich selbst- nun schmachtete ich schon den rothaarigen an, soweit kam's noch! Vielleicht wurde ich ihn ja wieder los? "Warum kommt Eustass überhaupt mit? Hier gibt es nur Wald - nichts, was zu zerstören sich lohnen würde." wandte ich mich an den blonden Vizen. Kid, der mich garantiert gehört hatte, stapfte nur wortlos an uns vorbei. Killer beugte sich leicht in meine Richtung und flüsterte dann: " Er denkt, du könntest Geleitschutz gebrauchen. Es war seine Idee." Kid spielte freiwillig meinen Babysitter? Ich war im falschen Film. Also würde ich ihn vorerst nicht wieder loswerden... Ich warf noch einen schnellen Blick zurück zum Schiff, wo Heat gerade dabei war, ins Krähennest zu kriechen. Er und Wire mussten demnach wohl auf das Schiff aufpassen. Wir wanderten gemütlich durch den gigantischen Wald und ich war mehr als froh, mir eine lange Hose angezogen zu haben, trotz der Temperaturen. Denn die tollsten Heilkräuter befanden sich grundsätzlich inmitten von irgendwelchen Dorngewächsen. Meine Arme hatten dagegen leider trotzdem einige Kratzspuren abbekommen, da ich nur ein Tanktop trug. Aber was tat Frau nicht alles, um an das zu kommen, was sie wollte? Das tat meiner stetig besser werdenden Laune allerdings keinen Abbruch. Meine Errungenschaften konnten sich durchaus sehen lassen, mein Rucksack quoll nach nur 3 Stunden bereits über. Ob ich meine zwei Begleiter dazu bewegen konnte, auch ein paar Kräuter einzustecken? Oder wenigstens das Buch zu tragen, dass doch einigen Platz wegnahm in meinem viel zu kleinen Rucksack? Ich starrte, völlig in meinen Gedanken versunken, auf Kids breites Kreuz - dem würde das kleine Buch doch nichts ausmachen... Abrupt blieb er stehen und funkelte mich über seine Schulter hinweg mit seinen roten Augen an. "Wag es ja nicht, auch nur daran zu denken, Kat!" knurrte er mich an. "Woran denn?" fragte ich unschuldig. "Das weißt du ganz genau - trag deinen Kram gefälligst allein!" ich verdrehte die Augen. Als ob ich es geahnt hätte... "Das hab ich genau gesehen!" Achwas, wirklich?! Ich streckte ihm die Zunge raus - ich hoffte, das hatte er auch gesehen! Dieser Kotzbrocken. Ich bekam die gleiche Geste als Antwort. "Ihr zwei seid echt kindisch... nehmt euch doch einfach ein Zimmer!" brummte Killer und sofort blieben Kid und ich stehen, starrten fassungslos auf den Vizen. Der blieb einige Schritte später dann auch stehen, zuckte nur mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf. "Ihr benehmt euch schlimmer, als ein altes Ehepaar! Was euch beiden fehlt, ist eindeutig -..." wir ließen es ihn nicht aussprechen. "ABER GANZ SICHER NICHT MIT DEM/ DER!!!" knallten wir ihm unisono entgegen und zeigten mit dem Finger auf den jeweils anderen. "Nein, natürlich nicht..." er kicherte kurz - fühlt sich wohl verdammt sicher hinter seiner Maske! Und dabei dachte ich, er wäre auf meiner Seite... Ich sah von Killer wieder zu Kid, der mich anscheinend sehr interessiert zu mustern schien. Ich legte den Kopf schief. "Eustass..." zischte ich böse. Er blinzelte zweimal und grinste mich dann schief an. "Hör auf damit!" "Ich mach doch gar nichts." meine Hand zuckte zu meinen Messern, doch er hob nur seinen Zeigefinger und schnalzte mit der Zunge. "Na na na, Kat. Das würde ich mir an deiner Stelle noch einmal gründlich überlegen." leicht zog er das Metall an und ich war gezwungen, einen Schritt vorwärts zu machen... noch einen... und noch einen, bis ich direkt vor ihm stand. Wie gern ich ihm dieses überhebliche Grinsen aus seinem Gesicht wischen würde - er war so ein Oberarsch! "Meine Güte, könnt ihr nicht einen einzigen Tag nett zueinander sein und euch verhalten, wie zwei erwachsene Menschen?" stöhnte Killer. Ich biss mir auf die Lippe, bevor mir ein weiterer Kommentar über diese rutschte. Eustass drehte seinen Kopf weg, betrachtete mich aber noch immer aus seinen Augenwinkeln - die Blicke spürte ich mehr als deutlich! "Lasst uns einfach wieder zum Schiff zurückgehen..." beschloss der Vize dann und wir trotteten hinter ihm her. Der Rückweg war echt mühselig - war der Hinweg auch schon so anstrengend gewesen? Dazu herrschte in dem dichten Wald mittlerweile eine drückende Hitze, selbst die Vögel waren verstummt. Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht- sobald wir zurück waren, würde ich zuerst duschen gehen! Danach hätte ich noch genug Zeit, mich um meine Kräuter zu kümmern. Plötzlich tauchte eine Hand vor meinem Gesichtsfeld auf. Ich blickte verwirrt zu Eustass. "Was ist?" "Gib schon her... ich kann den Rucksack tragen... ist ja nicht mit anzusehen..." er sah sturr in eine andere Richtung als er das sagte. War ihm das etwa peinlich? Ich war zu erschöpft um darüber nachzudenken, händigte ihm einfach meine Tasche aus. "Danke..." "Jaja..." brummte er nur. Er konnte ja doch nett sein. Einige Minuten später erregte ein rotes Leuchten meine Aufmerksamkeit. Als ich näher ranging, entdeckte ich etwas, das meinen heimischen Walderdbeeren nicht ganz unähnlich sah - nur waren diese Früchte etwa handtellergroß. "Kann man die essen?" unsere Gruppe hatte angehalten und Killer warf einen Blick über meine Schulter. "Jap, kann man." ich freute mich sehr darüber und pflückte schnell ein paar der Früchte. Sie sahen wirklich hübsch aus mit ihren lustigen Wirbelmustern - eine war besonders hübsch, sie glänzte auch viel mehr als die anderen - die würde ich mir bis zum Schluss aufheben. Fröhlich sprang ich auf und ging weiter, biss dabei genüsslich in die erste Frucht. Sie hatte einen süß-sauren, leicht herben Geschmack. Daraus hätte man sicher auch einen prima Kuchen backen können... Lecker... mir lief geradezu das Wasser im Mund zusammen, als.... "Bah! Die war anscheinend noch nicht ganz reif... eklig..." ich musste zwei Mal schlucken um den Bissen richtig herunterzuwürgen, als sich Killer und Kid geschockt zu mir umdrehten und mit Entsetzen die angebissene Frucht in meiner Hand betrachteten. Killer war mit zwei langen Schritten bei mir, packte mich an den Schultern und schüttelte mich kräftig durch - waaaaaah ich kotz gleich! "Katory, spuck das sofort wieder aus! Das ist eine Teufelsfrucht!" Ups... "Spuck! Sie! Wieder! Aus!" in meinem Kopf drehte sich bereits alles, weil er noch immer nicht von mir abließ. "Lass gut sein, Killer. Es ist bereits zu spät..." stellte Kid resignierend fest. Er ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm fallen und betrachtete mich eingehend. "Und was jetzt" fragte der Vize. "Wir warten ab, was passiert - früher oder später wird sich schon zeigen, von was für einer Frucht sie genascht hat." auf Kids Aussage hin betrachtete ich meine Hände - hatte ich wirklich eine Teufelsfrucht gegessen? Dann traf mich etwas Hartes an meiner Wange und hinterließ eine kleine blutende Schramme. "AU! Eustass, du Arsch, was sollte das!" "Ein Test." antwortete er gelassen. "Also keine Logia..." stellte Killer fest, der sich nun neben seinen Käptn platzierte. "Vielleicht eine Zoan - ein Schweif und Katzenohren würden ihr ganz gut stehen, findest du nicht auch, Killer?" Kid grinste seinen Vizen breit an, dessen Schultern ebenfalls belustigt zuckten. Hallo? Wurde ich vielleicht auch noch gefragt, ob mir das passen würde? Naja, im Grunde war es ja eh schon zu spät... Ich ließ meine Schultern hängen. "Ihr seid echt doof..." damit setzte ich meinen Weg zurück zum Schiff fort. Warum sollte ich mich über die Kommentare der beiden auch aufregen? Ich war ja selbst Schuld an dem Schlamassel. Was hatte ich mir da nur wieder eingebrockt? Ich konnte es nicht leugnen, ich spürte die Veränderung in meinem Körper bereits. Ich würde also nie wieder schwimmen können... Wie sollte ich das nur erklären, wenn ich wieder zu hause war? Und ging das jetzt überhaupt noch? War ich nicht schon längst viel zu tief in diese Welt eingetaucht? Würde ich nun für immer hier bleiben müssen? Was sollte ich jetzt nur tun? Als ich auf das Schiff zurückkehrte, wurde ich von Heat und Wire fröhlich begrüßt. "Yo, Katory, Käptn, Killer." rief der blauhaarige. Erschrocken fuhr ich zusammen und riskierte einen kurzen Blick über meine Schulter. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die beiden mir nachgekommen waren - wobei es eigentlich nur logisch war. Die zwei konnten nichts für meine Dummheit - meine aufbrodelnde Wut galt einzig und allein mir. Wortlos begab ich mich an Deck, ließ Heat und Wire mit fragendem Gesichtsausdruck stehen und kletterte ins Krähennest. Hier oben war so wenig Platz, da würden sie mir sicher nicht alle versuchen, hinterherzukraucheln. Duschen konnte ich auch später noch... jetzt brauchte ich erst einmal einen klaren Kopf - und einen Plan... Die frische Seeluft umspielte mich, ließ mein blondes Haar zu ihrer leise wispernden Melodie tanzen und meine Gedanken kurz vergessen. Der kurze Hauch von Freiheit wurde durch eine näherkommende aufgewühlte Aura vertrieben. "Lass mich bitte in Ruhe, Eustass..." "Dein Haki hat sich gut entwickelt in der kurzen Zeit." Ja, ignorier meine Bitte ruhig! Er ließ sich neben mir - direkt (!) neben mir - nieder aber ich wollte ihn nicht ansehen, noch nicht einmal in meiner Nähe haben. Also blieb ich stumm und auch er gab vorerst keinen Laut von sich. Ich zog meine Beine an meinen Körper, umschlang diese mit meinen Armen und bettete meinen Kopf auf meine Knie. Ich wusste nicht, wie lang wir so schweigend einfach nur dasaßen aber irgendwann begann ich zu frösteln. Die Abendsonne spendete kaum noch Wärme und würde bald untergehen. Und ich hatte noch immer diese dreckigen, verschwitzen Klamotten an. Es wäre ein Wunder, wenn das spurlos an mir vorbeigehen würde... Plötzlich spürte ich ein Gewicht auf meinen Schultern und Wärme. Überrascht sah ich auf. Eustass hatte mir seinen Mantel umgelegt - er musste ihn sich geholt haben, bevor er zu mir hochkam. "Wehe, du sagst etwas!" knurrte er. Diese freundliche, fürsorgliche Ader kannte ich ja noch gar nicht. "Danke..." flüsterte ich kaum hörbar. Er seufzte und fuhr sich durchs Haar. "Ach, verdammt, was soll's... Komm her, Kleines." Was...?! Er zog mich zu sich ran in eine Umarmung, sodass meine Wange an seinem freien Oberkörper lehnte. Wieso strahlte er eigentlich so eine enorme Hitze aus? Aber momentan tat es mir verdammt gut. Und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich mit einem Mal geborgen - so hatte mich schon lang niemand mehr festgehalten... "Mach dir nicht solche Sorgen, Kat. Wir finden schon einen Weg, dich in deine Welt zurückzubringen." Konnte man mir meine Gedanken so deutlich vom Gesicht ablesen? "Und wenn es nicht mehr geht, weil ich in meiner Dummheit ausgerechnet eine Teufelsfrucht essen musste?" "Zuerst einmal: du bist NICHT dumm! Und dann... bleibst du einfach hier bei mir... UNS!" korrigierte er sich schnell. "Oder findest du uns so abstoßend, dass du ganz schnell wieder wegwillst?" zweifelnd sah er mich an. Ich schüttelte den Kopf. "Ich mag diesen verrückten Haufen von Chaoten irgendwie... ehrlich gesagt, finde ich es sogar mittlerweile recht schön hier..." auch wenn ich Eustass in regelmäßigen Abständen an die Gurgel springen könnte - aber das verschwieg ich gerade besser. Immerhin war er gerade ziemlich nett zu mir, das musste sich ja nicht gleich wieder ändern. "Wirklich?" er freute sich ehrlich darüber. "Ja. Auch wenn du ein ziemlicher Kotzbrocken sein kannst, Eustass." danke Hirn, dass du dich so gut mit meiner spitzen Zunge abgesprochen hast! Ein kehliges Lachen kam vom Rothaarigen. Hatte ich ihn etwa nicht verärgert? "Es soll ja niemand auf den abwägigen Gedanken kommen, ich könnte nett sein." zu spät... Ich sah zu ihm auf. Es war also doch mehr Schein als Sein. "Und warum bist du es dann jetzt?" er sah mich unverwandt aus seinen rot-goldenen Augen an. "Weil es so aussah, als könntest du einen Freund gebrauchen." Meine Kinnlade klappte runter. Ich war völlig sprachlos. Ich hatte schon so lang keinen guten Freund mehr gehabt, bei dem ich mich ausheulen konnte. Also hatte ich immer nur alles in mich hineingefressen und Mauern gebaut. Dann schüttelte ich leicht den Kopf und sah woanders hin. "Hör schon auf, Eustass... sonst will ich am Ende gar nicht mehr zurück in mein altes Leben..." "Ich wiederhol es gern für dich: Dann bleibst du eben hier!" ich konnte spüren, wie er mich musterte. "Gibt es denn niemanden, der dich vermisst oder sich Sorgen macht, wenn du so lang wegbleibst?" mein Blick sank auf meine Knie und ich blieb ihm die Antwort schuldig, lehnte meinen Kopf stattdessen an seine Brust. "Was ist mit deiner Familie?" hakte er vorsichtig nach. Ich biss mir auf die Lippe. Das war nun wirklich keins der Themen über die ich gern sprach. "Ich habe keine Familie mehr..." presste ich mühsam hervor. Ich ahnte, dass er weiterfragen würde. Soweit reichte sein Feingefühl eben einfach nicht. "Darf ich fragen, was passiert ist?" Eigentlich nicht... ich hatte jenen verhängnisvollen Tag sorgsam in eine dunkle Ecke meines Herzens verbannt und mit niemandem darüber gesprochen. Niemals. Nicht einmal mit Raik. "Du musst es nicht sagen, wenn du nicht willst..." gedankenverloren strich er mir über meinen Arm und starrte in die Ferne. Ich sah kurz auf. Wollte ich wirklich weiter schweigen? Meine innere Stimme mahnte mich zur Vorsicht aber mein krankes Herz sehnte sich so sehr nach einem verständnisvollen Zuhörer. "Es war ein Unfall..." etwas überrascht sah er mich nun wieder an. Unsere Blicke trafen sich und schnell blickte ich wieder auf meine Knie. Ich würde diesem intensiven Blick nicht standhalten können und mit Sicherheit anfangen zu heulen, wenn ich ihn weiter ansah... "Es geschah vor 6 Jahren. Wir wollten eigentlich alle zusammen in den Urlaub fliegen. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut. Durch meine Ausbildung zur Krankenschwester hatte ich nur noch wenig Zeit mit meiner Familie verbringen können. Aber wie das dann so ist... ich kann einfach nicht nein sagen... und so musste ich Doppelschichten schieben, da einige Kollegen krank geworden waren. Ich rief meinen Vater an und sagte ihm, ich würde den Flieger am darauffolgenden Tag nehmen und nachkommen..." ich musste kurz in mich gehen, als ich diesen schrecklichen Tag Revue passieren ließ. Ich schluckte den Kloß herunter und fuhr fort. "Am Abend dann erreichte mich ein Anruf... Die Maschine, in der meine Familie auch gewesen war, war abgestürzt.... menschliches Versagen konnte nicht ausgeschlossen werden... es gab keine Überlebenden..." Kid zog mich stärker in seine Umarmung und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen. Es tat noch immer so unendlich weh. Er sagte nichts. Es gab ohnehin keine Worte des Trostes für mich. Weder heute noch damals. Ich schniefte einmal, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte weiterzuerzählen. Meine Stimme zitterte gefährlich. "Ich hatte kurz darauf meine Ausbildung abgeschlossen. Aber ich konnte nicht in der Stadt bleiben, in der ich aufgewachsen war. Zu viele Erinnerungen... Also ließ ich alles hinter mir und versuchte, von vorn zu beginnen. Ich fand eine neue Anstellung in einem riesigen Krankenhaus, in dem ich auch heute noch arbeite... Aber der Schmerz blieb und um mich abzulenken, arbeitete ich extra viel und verbrachte so wenig Zeit wie möglich allein zu haus. Allerdings erschwerte das natürlich die Suche nach neuen Freunden... somit blieb ich allein. Bis ich Raik kennen lernte. Er arbeitet ebenfalls im Krankenhaus. Er war... sehr freundlich. Es blieb natürlich nicht bei einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Arbeitskollegen, sondern wurde schnell mehr. Und bis zum Vortag, als wir uns begegneten, dachte ich wirklich, es wäre alles in Ordnung..." ich biss mir auf die Unterlippe. Hatte ich mich doch soeben verraten, dass ich im Grunde nicht mehr vergeben war. Ich war mir sicher, Kid konnte zwischen den Zeilen lesen. "Er hat dich sitzen lassen..." kam es leise von ihm. "Betrogen... mehrfach... und ich dumme Kuh habe es nicht einmal bemerkt... bis ich ihn dann mit diesem Flittchen in unserer gemeinsamen Wohnung erwischt hatte..." "Du solltest an diesen Trottel wirklich keine Träne verschwenden. Und dich schon gar nicht als dumm beschimpfen. Menschen sind grausam. Wenn sie einen anderen täuschen wollen, dann schaffen sie es auch. Wenn dieser Idiot nicht bemerkt hat, was er an dir hatte, dann ist er nur ein bedauernswerter Arsch ohne Augen im Kopf und hat dich in keinster Weise verdient." überrascht sah ich ihn an. "Wer bist du und was hast du mit Eustass gemacht?" entwich es mir. Er lachte laut auf. "Wenn du den gutaussehenden, leicht cholerischen Käptn dieses Kahns meinst - den hab ich kalt duschen geschickt." Leicht? Naja... Gutaussehend... schon eher... Nein, halt! "Ohne die kratzbürstige Krankenschwester? Sowas..." schnell schlug ich mir meine Hand vor den Mund. Sein durchdringender Blick ließ mir die Röte ins Gesicht schießen. Seine roten Augen wurden dunkel wie Bernstein und bekamen einen undefinierbaren Glanz. "Du würdest also mit mir duschen gehen?" SCHEIßE! Seine tiefe Stimme jagte mir unzählige Schauer über den Rücken. "So w-w-w-war das n-n-n-nicht gemeint..." "Nein?" Oh Gott! Der Kerl machte mich noch wahnsinnig! War ja klar, dass mir so etwas Bescheuertes rausrutschen musste, nachdem er plötzlich so zutraulich und handzahm war. Wie sollte ich da nur wieder raus kommen? "Weißt du eigentlich, dass du echt süß bist, wenn du rot wirst." er grinste wieder breit. "Musst du nicht dein cholerisches Ego aus der Dusche holen?" brummte ich nun. "Das war mein Ernst, Kat." seine Stimme war jetzt ruhig und sein Blick ruhte auf mir. Behutsam strich er mir eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht hinter's Ohr. Diese kurze Berührung ließ meinen Atem stocken und mein Herz stolpern. Was geschah hier gerade!? Ich war gefangen in seinen Augen, konnte meinen Blick nicht abwenden. Täuschte ich mich oder war er mir näher gekommen? Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. "HEAT, DU VERFRESSENER ZOMBIE! NIMM DEINE GRIFFEL VON MEINEM MITTERNACHTSMAHL ODER ICH SPIEß DICH AUF!!!" Sofort verschwand die Spannung zwischen uns. Kids Blick verfinsterte sich, als er sich erhob und mich mit zog. "SCHNAUZE, WIRE! DU STÖRST DIE RUHE AUF MEINEM SCHIFF!!! UND DU SIEH ZU, DASS DU UNTER DECK KOMMST, HEAT ODER ICH VERARBEITE DICH ZU HAIFISCHFUTTER!" da war er ja wieder der aufbrausende cholerische Käptn. Ich musste kurz schmunzeln. Schnell wuselte Heat unter Deck - keinesfalls wollte er seinen Kapitän noch wütender machen. Wire dagegen lehnte sich gegen den Mast und wartete, bis wir runterkamen, damit er seinen Posten beziehen konnte. Als wir unten waren, sah er mich kurz fragend an - ich hatte ja noch immer Kids Mantel und zudem hatte der rothaarige seinen Arm um meine Schulter gelegt und zog mich mit sich in seine Kajüte. Erst als die Tür hinter uns zufiel, nahm er seinen Arm weg und ging direkt zum Bad. In der Tür drehte er sich allerdings noch einmal mit anzüglichem Grinsen zu mir um. "Ich geh duschen - willst du mitkommen?" Ich glaubte, mich verhört zu haben. Ich ging kurz in mich, um nicht in die Luft zu gehen. Ich wollte schon noch duschen... aber vorzugsweise VOR und nicht MIT ihm. Also tat ich etwas, wozu ich mir unter normalen Umständen erst hätte Mut antrinken müssen... VIEL Mut... Langsam schritt ich durch den Raum auf ihn zu, ließ dabei seinen Mantel elegant von meinen Schultern zu Boden gleiten. Als ich bei ihm war, strich ich mit meinen Fingerkuppen über sein Oberkörper und seine fein definierten Muskeln. Er bemerkte gar nicht, dass ich ihn dazu brachte, mit mir die Plätze zu tauschen, sodass er nun wieder im Raum und ich im Bad stand. "Mein lieber Eustass..." schnurrte ich und vernahm, wie er hörbar die Luft einsog - das ließ ihn anscheinend nicht gänzlich kalt. Mit einem Augenaufschlag, der hollywoodreif war, sah ich zu ihm hoch. "... ich bin mir sicher, du kannst es kaum erwarten, mir deinen durchtrainierten Körper zu zeigen..." er wollte schon nach meinem Arm greifen, als ich weitersprach. "... aber um mich unter die Dusche zu bekommen MIT dir, bedarf es einiges an Alkoholeinfluss - also nein!" ich stieß ihn etwas von der Tür zurück und schloss diese vor seiner Nase. Mit einem lauten Seufzer ließ er sich gegen die Tür gelehnt zu Boden sinken. "Mach das nie wieder, Kat! Sonst entriegel ich beim nächsten Mal die Tür und leg dich über's Knie!" kam es gedämpft knurrend mit vorwurfsvoller Stimme von der anderen Seite der Tür. Hatte ich ihn ernsthaft mit dieser kleinen Geste derart erregt? "Wie gesagt, es wird nicht wieder vorkommen, solange du nicht auf die Idee kommst, mich abzufüllen." damit stellte ich das Wasser an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)