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Andrakha - the last curse

von

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Buch 1: Das Herz des weißen Phönix

Es war einsam hier. Miriel saß auf einem breiten Stein, sie senkte den Kopf leicht und ließ ihre Stirn auf dem Knie ruhen, das sie an ihren Körper gezogen und mit ihren Armen umarmt hatte. Immer… jeden Tag. Einsam, Grau und Farblos, wie eine leere Welt oder eine Leere in ihr.

Okay, es war nicht wirklich einsam hier, ganz im Gegenteil, wer sie kannte würde niemals denken dass sie so dachte. Aber… es gab niemanden der so war wie sie, der sie wirklich verstand und die Schwärze in ihr konnte niemand bändigen. Wenn sie alleine war konnte sie nichts gegen diese Gedanken tun, sie flossen in ihren Kopf wie schwarzer Honig und es war schwer sie zu vertreiben, Überbleibsel der Finsternis, die in ihr schlummerte und die sie Tag für Tag mit einem heiteren, chaotischen Charakter zu vertreiben versuchte.

Die Blätter der Bäume um sie herum raschelten in der sanften Briese und das Gras kitzelte ihre nackten Fesseln. Sie trug Schuhe, oder eher Sandalen und Stulpen, so blieben ihre Fesseln frei und waren dem erbarmungslosen, kitzelnden Gras ausgeliefert.

Eine Hand wanderte ihr Bein nach unten und rieb die empfindliche Haut, versuchte dabei das Gras abzuschirmen. Ihre Handgelenke zierten zwei goldene Armreifen, ihr Design war verschnörkelt und feine, detailreiche Linien waren in das Metall gezogen. Doch erst bei näherem hinsehen, konnte man erkennen das unter dem goldenen Schmuck rote Runen in ihre Haut geritzt waren und das von den Goldreifen winzige Nadeln ausgingen die das Fleisch durchstachen und so die Runen mit ihrem eigenen Blut füllten.

Anfangs hatten diese Fesseln sie schier verrückt gemacht und sie konnte die Schmerzen kaum ertragen. Doch mittlerweile hatte ihr Hirn den chronischen Schmerz als eben solchen abgetan und sie fühlte ihn nur noch, wenn sie sich gezielt auf ihn konzentrierte oder sich falsch bewegte. Es war notwendig, das wusste sie. Diese Runen versiegelten ihre Kräfte und verhinderten dass diese sie verschlangen.

Miriel war kein Mensch. Sie war ein Engel, wenn auch ein eher armseliges Exemplar wenn man sie hier so sitzen sah.

Es war am besten zum Anfang zurück zu ehren, wo alles begann:

Miriel war in Skyworld geboren worden, sie war etwas seltenes, sie war ein geborener Engel kein erschaffener. Doch ihre Seltenheit wurde von dem grausamen Fluch überschattet, der seit ihrer Geburt auf ihr lag. Die Freude über einen so seltenen Segen, den ganz Skyworld erfüllt hatte, verwandelte sich jäh in schrecken. Als das Baby mit schwarzroten Schwingen geboren wurde. Ein Fluch so alt wie die Götter selbst und von einer solchen Stärke dass niemand ihn zu brechen vermag.

Doch nicht nur das ließ ganz Skyworld erschaudern… es gab eine Legende. Eine Legende die zu gut auf diese Situation passte…

„Ein Kind geboren im Bauch eines Wesens das keine Kinder empfangen kann. Verheißungen des Glücks verebben zu Furcht beim Anblick des schwarzen Fluchs und Chaos wird über die Welten kommen. Wenn das Dunkle erwacht und den Mächten der Finsternis zu neuer Kraft verhilft.“

Niemand in Skyworld hatte auch nur einen winzigen Zweifel daran, dass die Legende von ihr Sprach. Die bösen Mächte waren vor langer Zeit zurückgedrängt worden und Skyworld hatte große Verluste zu verbuchen gehabt, niemand wollte einen zweiten Krieg riskieren.

Die Göttin Palutena tat das Einzige was sie tun konnte um Skyworld zu schützen und um das Baby zu verschonen. Sie versiegelte den Fluch und verwandelte das Kind in ein sterbliches Wesen. Die Flügel des Babys verkümmerten, bis sie schließlich komplett abfielen.

Anfangs waren die Engel in Aufruhr, doch sie vertrauten Palutena und gaben ihr bestes das Baby ohne Vorurteile groß zu ziehen. So wuchs Miriel im Schoße Skyworlds auf, jedoch immer unter Beobachtung und ohne das die Legende sich erfüllte. Sie war ein freches Mädchen mit einem Erkundungsdrang der seinesgleichen suchte. Jedes Mal brachte sie ihre Eltern zur Verzweiflung, wenn sie in den riesigen Gassen der Stadt verschwand und meist erst nach Stunden wieder zurückkam.

Sie tobte mit ihren Freunden, anderen jungen Engeln, die jedoch nicht wie sie waren. Sie waren nicht geboren, sie wurden erschaffen aus unschuldigen Seelen. Miriel beneidete ihre Freunde um deren Flugkünste und den wunderschönen, schneeweißen Flügeln die sie alle gemein hatten. Sie wusste das sie selbst ein Engel war, doch niemals so durch die Lüfte gleiten konnte, denn ihre Flügel waren Tod und sie war menschlich, verletzlich und sterblich.

So kam es das sie auch anders alterte als die anderen Engel. Anfangs noch hatten sie sich im Gleichen Maße verändert, doch als Miriel das 15 Lebensjahr erreichte änderte sich dies. Das Aussehen ihrer Freunde begann nach und nach einzufrieren und während Miriel weiter alterte wie ein Mensch, sahen ihre Freunde immer noch aus als wären sie gerade 13 Jahre alt geworden.

Niemanden störte diese Tatsache und sie schlossen Miriel deswegen nicht aus ihrem Leben aus. Die junge Frau jedoch fühlte sich immer weniger wie ein Engel und je älter sie wurde, desto stärker wurde dieses Gefühl. Mit 17 Jahren begann sie sich abzuschotten, sie spielte immer weniger mit den anderen Engeln und hatte auch keine Lust mehr auf das kindische Verhalten das sie an den Tag legten. Sie wusste das die Engel nichts dafür konnten, es war normal das sie ab einem gewissen Alter nur noch sehr langsam alterten, sowohl äußerlich wie auch innerlich.

Miriel erwischte sich immer öfters dabei, wie sie die Truppen von Palutena beobachtete. Da der Frieden nun schon so lange herrschte, ließ Palutena nur noch ihre Stärksten Truppen die Gegend patrouillieren. Immer zur selben Zeit schwärmten die Engel in goldglänzender Rüstung aus und beschützten Skyworld vor allem was ihm Schaden zufügen wollte.

Miriel beobachtete immer zwei Truppenführer mit besonderem Interesse. Denn diese besaßen äußerlich ihr Alter und sie war sich sicher dass sie Innerlich ebenfalls reife, stattliche Männer waren. Natürlich kannte sie die Geschichte der beiden Krieger und den Grund wieso sie aussahen wie Zwillinge.

Der eine besaß Flachsfarbenes Haar, tiefblaue Augen und kleidete sich meist in weißen und goldenen Tönen, der andere stand ihm in nichts nach, jedoch war sein Haar schwarz wie die Nacht, seine Augen weinrot und er bevorzugte Kleidung in schwarzen oder dunkelvioletten Tönen.

Genauso unterschiedlich wie ihr äußeres war, so unterschiedlich war auch ihr Charakter.

Pit war ein junger Mann der Optimismus verbreitete, Freundlichkeit und Empathie. Die Leute jubelten seinem Trupp zu und er strahlte eine Aura aus bei der jeder wusste, dass sie in Sicherheit waren, solange er in der Nähe war.

Dark Pit, oder auch Pittoo genannt, war ein eher finsterer Geselle, jedoch nicht weniger stark und auch er beschützte Skyworld mit seinen Truppen. Er bekam ebenfalls jubelende Rufe, doch der Unterschied zu Pits Trupp war deutlich zu hören. Dark Pit war herrisch, zynisch und schelmisch, nicht selten zeigte er auch eine boshafte Seite die vor allem seine Feinde zu spüren bekamen.

Doch Miriel mochte seine Ausstrahlung mehr, sie wusste nicht genau wieso, jedoch vermutete sie das es daran lag das sie ein verfluchtes Schicksal teilten. Er war kein richtiges Lebewesen in dem Sinne, auch wenn er fühlte und dachte wie eines. Dark Pit entstand durch den Spiegel der Wahrheit und war somit eine finstere Kopie von Pit. Was der Name ja auch schon herleitete.

Doch so sehr sie die beiden auch bewunderte, waren sie unerreichbar. So beobachtete Miriel die beiden aus der Ferne und lebte ihr Leben, jedoch hatte sie das Gefühl nur neben sich zu stehen und sich selbst beim Leben zu beobachten. Ihr fehlte etwas und das Gefühl wurde immer Stärker.

Dann an ihrem 18ten Geburtstag geschah etwas, das ihr ganzes Leben verändern sollte. Ob nun zum Guten oder Schlechten das wusste sie bis heute nicht zu sagen. Anfangs ging es ihr sehr schlecht, sie hatte hohes Fieber, Schüttelkrämpfe und Fieberträume. Ihre Eltern waren voll Sorge und ihr Vater entschied sich Palutena zu informieren.

Die Göttin verließ ihren Tempel alleine und suchte ihre Wohnung auf, bereit für das schlimmste. Palutena wusste, das ihr Siegel nicht ewig halten würde, dass die Kräfte des Fluchs und Miriels Magie irgendwann so stark werden würden, dass das Siegel brach.

Die junge Frau mit dem smaragdgrünen Haar trat an Miriels Bett und legte ihre Hand auf die Stirn des jungen Engels. Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes und Miriels Eltern begannen zu weinen. Das Mädchen mit dem braunroten Haar war zu schwach um wirklich zu registrieren was um sie herum geschah.

„Ihre Macht wird zu Stark und damit auch der Fluch. Sie wird sterben wenn ich das Siegel nicht von ihr nehme, damit sich ihre Magie entfalten kann. Ich werde das Leben dieses Kindes nicht beenden, aber wir werden sie nicht mehr lange hier in Skyworld behalten können. Es gibt nur einen Ort an dem sie vor uns sicher ist und wir vor ihrem Fluch. Weit weg von Skyworld, der Unterwelt und der Erde“, waren Palutenas Worte an ihre Eltern.

Nachdem Palutena das Siegel von ihr nahm, wurde Miriel nach und nach gesünder. Doch nicht nur das veränderte sich, sie spürte Magie in sich aufsteigen und entdeckte Tag für Tag neue Kräfte die sich langsam entfalteten. Anfangs bemerkte sie die wachsamen Augen die auf sie gerichtete waren gar nicht. Verwundert blickte sie zum Himmel wenn die Truppen aufbrachen und registrierte dass sich die beiden Generäle plötzlich nur noch abwechselten aber nicht mehr gleichzeitig aufbrachen wie sonst.

Doch je mehr ihre Magie stieg, desto deutlicher spürte sie die Präsenz von jemandem. Sie unterschied sich täglich und wechselte immer zwischen zwei Individuen. Miriel war nicht dumm, sie wusste welche beiden Engel sie da täglich im Auge behielten. Jedoch egal wie sehr sie nach ihnen Ausschau hielt, sie konnte sie nie entdecken.

Bis zu jenem Tag den sie auf Ewigkeiten in Erinnerung behielt, denn es war der letzte normale Tag den sie in Skyworld verbrachte. Mittlerweile wuchs nicht nur ihre Magie, auch auf ihrem Rücken  entwickelten sich langsam ihre schwarzroten Schwingen. Der Ansatz der Federn war schwarz, doch sie waren durchzogen von roten Streifen und die spitzen waren in ein dunkles rot gefärbt wodurch sie deutlich zweifarbige Flügel besaß. Flügel wie sie kein zweiter Engel besaß. Selbst Dark Pits Flügel waren eine Mischung zwischen grau und dunklem blau mit einem leichten grünen Stich, jedoch so einheitlich das sie einfarbig erschienen.

Mittlerweile war Miriel immer nur alleine, kein anderer Engel spielte mehr mit ihr. Nicht nur aufgrund ihrer schwarzen Flügel und der unheilverkündenden Legende, aber auch weil sie sich nun von allen komplett abgeschottet hatte. An jenem Tag war sie im Garten und machte die ersten Flugübungen oder eher Flatterübungen. Ihre Flügel waren noch zu klein als das sie damit vom Boden abheben konnte. Jedoch stärkte sie mit Flatterübungen ihre Muskulatur.

Erst bemerkte sie es nicht, spürte nur wieder die dunklere Präsenz der beiden Brüder, doch dann erhaschte sie einen Blick auf eine dunkle Feder die etwas weiter abseits im Garten lag. Ihre Neugierde wuchs, denn sie erkannte die Farbe, es war keine von ihren. Miriel stoppte ihre Übungen und lief auf die Feder zu, griff nach ihr und hob sie vom Boden hoch. Sie hielt sie gegen die Sonne und die grauschwarze Feder begann im Licht bläulich zu schimmern.

„Es ist das erste Mal… das einer von euch auf sich aufmerksam macht“, sprach sie in Richtung der Baumwipfel. Sie konnte ihn nicht entdecken, doch sie wusste dass er sich irgendwo in ihrer Nähe befand. Wie schafften sie es, sich so gut vor ihren Blicken zu verbergen?

 „Mit der Zeit wird es langweilig…“, die tiefe, ruhige Stimme ließ sie erschaudern. Miriel hatte nicht damit gerechnet das er ihr tatsächlich antworten würde. Sie suchte die Richtung mit ihrem Blick, aus der die Stimme gekommen war. Und da entdeckte sie ihn, fast unsichtbar blitzte nur ein wenig schwarz zwischen dem grün der Bäume hindurch. Wenn sie nicht wüsste dass er es war, wäre es ihr gar nicht aufgefallen das dieses Schwarz dunkler war als der normale Hintergrund der sonst durch die Blätter blitzte.

Sie ging auf den Baum zu und hörte das rascheln als er sich bewegte, bevor sie den Stamm erreichte, hörte sie es knacken und dann das Geräusch von Flügel die die Luft unter sich fingen. Miriel tat instinktiv einen Schritt zurück und dann landete er direkt vor ihr gekonnt auf dem Boden. Er federte seinen Sprung mit einem kräftigen Schlag der großen Flügel ab und landete sanft.

Fasziniert und Sprachlos musterte die junge Frau den Mann vor sich. So nah hatte sie ihn noch nie bewundern können. Sein schwarzes Haar fiel in sanften Locken um sein Gesicht und umrahmte die helle Haut, der goldene Lorbeerkranz um seinen Kopf stach kontrastreich daraus hervor. Seine Augen waren von einem solchen tiefen rotvioletten Ton das sie tatsächlich gruselig aber gleichzeitig fesselnd wirkten. Als würde sie in ein rotes Meer blicken…

„Hab ich was im Gesicht?“, seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, sein Blick zeugte von Ungeduld und sie schüttelte schnell den Kopf. „Ich wollte den Spieß nur mal umdrehen. Andauernd beobachtete zu werden ist kein angenehmes Gefühl“, versuchte sie noch einmal die Kurve zu kriegen, ehe sie etwas zurücktrat um nicht so nah bei ihm zu stehen.

„Nicht mein Bier. Befehl ist Befehl… auch wenn ich die Regeln gerne etwas dehne“, seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Wahrscheinlich meinte er damit die Tatsache dass er nun doch mit ihr sprach. Wieso auch immer, aber Palutena hatte den beiden wohl befohlen das sie nicht mit ihr in Kontakt treten sollten. Vielleicht wollte sie nicht das Miriel sich fühlte als wäre sie unter Dauerbeobachtung, jedoch hatte die Göttin damit eher weniger Erfolg gehabt.

„Das merke ich… und das ist nichts Neues von dir… ähm ihnen“, wie redete man mit einem Ritter der Göttin? Sie hatte selten, wenn nicht gar nie Kontakt mit hochgestellten Personen. Pittoo lachte nur kehlig auf, was sein schwarzer Haar wippen ließ, ehe er die Strähnen, die ihm vor die Augen gefallen waren, mit einer kurzen Kopfbewegung zur Seite schlug.

„Du brauchst gar nicht so förmlich mit diesem Bengel reden“, hörte sie dann plötzlich die helle Stimme der Göttin. „Huh? Lady Palutena?“, Miriel war es nicht gewohnt die Stimme der Göttin aus dem Lorbeerkranz zu hören. Darks unzufriedenes Murren unterbrach sie, scheinbar war er nicht erfreut das Palutena mitbekam was er trieb.

„Ja, die Leibhaftige. Schön zu sehen das es dir Gut geht. Dich auf die Reise zu schicken wenn du krank wärest, wäre unmenschlich und einer Göttin wohl auch kaum würdig“, Miriel musste Lächeln bei den Worten. Irgendwie freute es sie dass sich Lady Palutena wirklich Sorgen zu machen schien. „Alles in Ordnung ja. So schwer es sein wird Skyworld zu verlassen, bin ich doch neugierig wie dieses neue Land sein wird“, sie wusste das es gefährlich war. Jedoch waren die anfänglichen Bedenken deswegen mittlerweile in den Hintergrund getreten und der Tag heute… er munterte sie auf.

„Ich bin mir Sicher du wirst die Schwierigkeiten meistern. Du bist ein starker junger Engel und wenn ich einen Weg gefunden habe dich von dem Fluch zu befreien werde ich dich zurückholen. Und wer weiß, vielleicht erlaube ich es dir dann ins Training zu gehen und der Garde beizutreten. Dann kannst du mit einem der beiden Engelchen fliegen“, Lady Palutenas Worte waren Euphorisch, ein bisschen zu euphorisch. Sie zog sie auf!

„Hm… bei Pit-stain kann man es wohl kaum Fliegen nennen“, mischte sich nun auch Dark wieder ins Gespräch ein und ein freches Grinsen lag auf seinen Lippen. „Hey! Das hab ich gehört!“, trat dann eine vierte Stimme mit ins Geschehen ein. Diesmal eine weit hellere Männerstimme und doch ähnelte sie stark der von Dark Pit. Kein Wunder, es war sein Zwilling.

„Und was willst du dagegen tun?“, neckte der Schwarzhaarige den Engel am Ende der Leitung weiter. „Ich komm rüber und dann zeig ich dir was ich dagegen tu! Pittooey!“, konterte der lichtere Engel und kassierte direkt die Antwort: „Hör auf mich so zu nennen!“.

„Wouw… ganz schönes Chaos in der Leitung“, erwiderte Miriel auf das Gezanke der Engel. „Was du nicht sagst“, antwortete Palutena mit einem leisen kichern, was die junge Dame lächeln ließ. In diesem Moment wünschte sie sich, schon viel früher mit ihnen in Kontakt getreten zu sein. Sie waren ein lustiges Trüppchen und doch… war es vielleicht das letzte Gespräch das sie haben würden. Niemand würde sie Morgen durch das Portal begleiten, denn dann gab es so leicht kein Zurück mehr.

Pit wollte gerade wieder zum nächsten Satz ansetzen, als Palutena ihn unterbrach und damit auch Dark. „Nun reicht es vorerst ihr zwei. Ihr könnt euch streiten wenn das Götterphon aus ist. Ihr habt noch ein wenig Arbeit zu erledigen, vergesst das nicht“, ermahnte die Göttin die beiden Streithähne. „Natürlich Lady Palutena! Ich mach mich dann wieder ran an den Speck, sehen uns!“, Miriel konnte regelrecht hören wie Pit förmlich „auflegte“. Wahrscheinlich aber nur gedanklich, außer Palutena konnte wirklich abstellen wer über die Lorbeerkranzleitung zuhörte.

Was ein langes Wort…

Dark Pit antwortete nicht und erst dann merkte Miriel das sein Blick auf ihr lag. Eindeutig musternder Natur, wie sie feststellte. „Du auch Pittoo“, waren noch einmal die ermahnenden Worte der Göttin zu hören. Die scheinbar das Schweigen des Engels als Unkonzentriertheit empfunden hatte. Zurecht.

„Verdammt! Mit was hab ich den Scheiß verdient!“, er war sichtlich genervt darüber das er von Pit wie auch von Palutena verarscht wurde was seinen Namen anging. Manche Dinge änderten sich wohl nie?

„Du hast es dir selbst ausgesucht Engelchen und jetzt zurück an die Arbeit und halt dich zurück, der Tag neigt sich ja schon dem Ende zu“, damit schien nun auch Palutena wieder „aufzulegen“. „Von wegen selbst ausgesucht… ihr beide habt an mir gehangen wie blutsaugende Zecken…“, antwortete Pittoo trotzdem noch auf die Worte der Göttin und ein langes Schweigen folgte seiner Aussage. Miriel ahnte das sowohl Palutena als auch Pit die Worte des finsteren Engels gehört hatten, jedoch nichts dazu sagten.

Hm, da lag wohl mehr im Busch. Es klang fast so, als wäre Dark eher unfreiwillig hier. Dafür tat er seine Arbeit aber seltsam gewissenhaft. Aber was ging es sie an? Ein Engelleben war lang und manchmal musste man neues ausprobieren um die Langeweile zu vertreiben.

 „Du bist wohl froh wenn der Auftrag zu Ende ist. Ich kann mir vorstellen dass es ziemlich langweilig sein muss“, versuchte Miriel Pittoo abzulenken. Der Schwarzhaarige verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie an, dann schüttelte er den Kopf. „Nope, nicht viel mehr als der andere Mist den ich tun muss. Hm… aber wir können es spannender gestalten, ist ja eh der letzte Tag“, etwas schelmisches legte sich auf sein Gesicht und sie konnte schwören das seine Augen funkelten. Miriel sah ihn verständnislos an, aber eigentlich ahnte sie schon fast was er meinte. Es gab nicht viele Optionen die man tun könnte, also würde sie nicht falsch liegen oder?

„Palutena, greif ihr mal unter die Arme“, rief Dark der Göttin zu die ihnen mit Sicherheit noch zuhörte. Was hatten Götter sonst zu tun als zu beobachten und zu spannen? Miriel sah instinktiv zu ihren Flügeln, sie war sich sicher das sie wusste was er vorhatte.

„Wie sprichst du mit Lady Palutena??“, Pits empörte Stimme war wieder zu hören, doch Palutena ließ nur ein nachdenkliches „Hmm“, hören. Dann fingen Miriels schwingen plötzlich an zu leuchten und sie wuchsen, im nächsten Moment hob sie vom Boden ab und konnte einen jubelnden Aufschrei nicht unterdrücken.

Sie hörte das tiefe rauschen von großen Schwingen die nicht ihre eigenen waren und im nächsten Moment flog Dark Pit neben ihr durch die Luft. Er machte mehrere Rollen und flog dann rückwärts mit dem Blick zu ihr gerichtet vor ihr her. „Na? Hab ich zu viel versprochen?“, fragte er sie dann mit einem verschmitzten grinsen das Miriel mit einem Lachen erwiderte. „Eindeutig nicht! Das ist Wahnsinn!“, sie flog! Sie flog das allererste Mal und es war ihr egal das Palutena ihr die Kraft gab und sie steuerte.

Sie hörte Pit lachen woraufhin sie etwas stutzte. Sie brauchte ein paar Sekunden um zu merken dass das Lachen nicht aus dem Lorbeerkranz kam, sondern von hinter ihr. „Huh?“, überrascht sah sie nach hinten und tatsächlich, da glitt der junge Engel durch den Himmel. Seine weißen Schwingen waren ausgebreitet und trugen ihn durch die Luft, er ritt auf dem Wind um weniger Energie zu verbrauchen.

Miriel fühlte sich als würde sie jeden Moment zu heulen anfangen, vor lauter Freude versteht sich. Das alles hier war so wundervoll. Das Fliegen, das Lachen, die Freude und die Männer die sie so ewig bewundert hatte und mit denen sie nun flog als hätte sie nie etwas anderes getan.

„Heeee-eeey!“, rief Pit und sein willkommens Gruß verklang in einer Welle als er die Flügel plötzlich eng an den Körper legte und dann in einem regelrechten Sturzflug direkt in seinen Bruder bretterte, der zu spät bemerkte was Pit vorhatte. Der erschrockene Aufschrei ließ Miriel und auch Palutena lachen, während die beiden Engel in einem Knäul durch die Luft trudelten, bis Dark seinem Bruder einen kräftigen Tritt in den Magen verpasste, mit beiden Beinen und ihn damit von sich weg trat. „Spinnst du!?“, rief er empört und funkelte den helleren Engel an. „Das kommt davon wen man abgelenkt ist“, „Ich hab doch gesagt ich zeigs dir!“ antworteten Palutena und Pit gleichzeitig, Miriel stutzte kurz. Kein Wunder,  im Gegensatz zur Göttin hatte sie nicht mitbekommen wie Dark Pit sie angestarrt hatte, auf eine seltsame Art und Weise von ihrem Lachen fasziniert.

„Ich war nicht abgelenkt!“, rief der schwarze Engel und lenkte dann seinen Flug in einen Salto um den beschämten Blick zu verbergen. Was das anging war er manchmal gar nicht so verschieden zu seinem Zwilling. Pit hingegen hatte sich mittlerweile wieder in der Luft gefangen und flog mit einigen schweren Flügelschlägen nach oben, zurück zu ihnen. Er wirkte etwas unbeholfen und Miriel merkte jetzt, dass seine Flügel ein ganzes Stück kleiner waren als die von Dark Pit. Wahrscheinlich war es für Pit anstrengender sich damit in der Luft zu halten.

Doch das alles war ihm egal, was für den jungen Mann zählte war einzig und allein die Tatsache dass er endlich selbstständig fliegen konnte! Miriel beobachtete das ganze Geschehen mit ungehaltenem Spaß und Freude. So glücklich hatte sie sich in ihrem ganzen Leben noch nicht gefühlt und die Zeit verging viel zu schnell, während sie so durch die Lüfte glitten und miteinander tobten.

Bald merkte sie das Palutena ihren Flug zurück zu ihrem Haus gelenkt hatte. „Tut mir leid, aber die 5 Minuten sind fast um, wir müssen wieder landen ansonsten verbrennen deine Flügel“, erklärte Palutena sich, während sie zum Landeanflug ansetzten.

„Schon in Ordnung, es war wunderschön. Ich wusste nicht das fliegen sich so unglaublich anfühlt“, antwortete Miriel und bekam ein breites Grinsen von Pit als Antwort der sich sichtlich ebenso freute und Spaß an dem kurzen Flug gehabt hatte. Selbst Dark schien besänftigt mit einem zufrieden Lächeln auf den Lippen. Dann landeten sie alle 3 elegant im Gras und die Magie wisch aus Miriels Flügel. Leise seufzend sah sie zu wie ihre Flügel wieder schrumpften, sie flatterte ein paar Mal mit den jungen Schwingen, doch sie hatten eindeutig nicht die Kraft und Größe ihren Körper auch nur ansatzweise in die Luft zu erheben.

„Kopf hoch! Bald sind deine Flügel groß genug und du wirst genauso fliegen können wie wir!“, munterte Pit sie auf, während er leichtfüßig von einem Fuß auf den anderen wippte. „Wie wir? Du meinst wohl eher wie ich“, neckte Dark seinen Bruder nun wieder und Pit warf ihm einen funkelnden Blick zu. „Ich kann genauso gut fliegen! Warts ab, sobald meine Flügel noch ein bisschen wachsen besieg ich dich in allen Dingen!“, konterte der Braunhaarige und seine blauen Augen blitzten herausfordernd auf.

Miriel vergaß ihre Melancholie wenn sie die beiden Trottel beim streiten beobachtete. „Oh ich weiß ein paar Dinge bei denen du mich nie schlagen wirst!“, erwiderte Dark mit einem eindeutig zynischen Grinsen, woraufhin Pit plötzlich rot wurde. „Pit… ich glaube nicht dass er das gemeint hat“, war Palutenas Stimme zu hören die hörbar das Lachen unterdrücken musste. Was Pit nur noch beschämter schauen ließ. „Ich hab an gar nichts gedacht!“, rief er abwehrend und Dark lupfte eine Augenbraue. „Du Sau“, seine Worte waren so trocken das jetzt auch Miriel anfangen musste zu lachen. „Arg! Hört auf damit! Ihr seid diejenigen die an sowas denken!“, Pit verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust und fixierte abwechselnd seinen Bruder und Miriel. Diese zuckte nur leicht mit den Schultern und erwiderte den Blick des Engels mit einem Grinsen, was diesen nicht unbedingt besänftigte.

„Ihr zwei seid die Krönung… es gibt nichts auf der Welt das ich mir mehr gewünscht hätte für meinen letzten Tag. Danke ihr Drei“, wechselte Miriel nun das Thema, man sollte aufhören wenn es am schönsten war nicht? Als ihr Blick auf Pittoo liegen blieb, hörte sie sich selbst das Wort noch einmal an ihn richten: „Danke Dark…“.

Dieser schien überrascht, doch dann winkte er die Geste mit einer Handbewegung ab. „Quatsch, ich wollte nur meine eigene Langeweile vertreiben. Erfolgreich“, antwortete er dann mit einem Grinsen und Miriel war sich sicher das er das ernster meinte als man denken würde. Doch selbst Pit lächelte nun wieder und die Neckerei von eben war vergessen.

„Ich muss dann wieder los. Wir sehen uns Morgen Jiriel“, winkte Pit ihr fröhlich zu und Miriel stutzte. Zuerst dachte sie er hätte ihren Namen verwechselt, doch dann kam es ihr und sie musste leise auflachen. „Der war schlecht Pit-stain…“, antwortete Dark der ebenfalls den Wortwitz verstanden hatte, aus dem Wort Joy und ihrem Namen. „War er gar nicht!“, verteidigte Pit sich, während er rückwärts über das Gras lief. Dann wunk er ihnen noch einmal zu, drehte sich um sprang mit einem Satz in die Luft, seine Flügel schlugen unterstützend und schon verschwand er im Blau des Himmels und wurde immer kleiner, eine winzige weiße Figur am Horizont.

Miriel und Dark sahen ihm nach, ehe sie den Blick wieder zueinander richteten. „Ich denke, dann geht es zurück an die Arbeit“, Dark war plötzlich etwas verhaltener, jetzt nachdem sie wieder alleine waren. „Ja, ihr habt genug herumgealbert“, antwortete Palutena über den Kranz, doch ihre Stimme war eindeutig sanft und glücklich. Doch auch ein leichter Schatten lag darauf.

Sie hatte die kleinen Zeichen gesehen, die Blicke, die Stummen Worte die sie sich manchmal zuwarfen und sie war traurig darüber dass dieser winzige Funken keine Chance hatte zu einem Feuer zu entflammen. Zumindest für eine sehr lange Zeit nicht.

Miriel und Dark verbrachten den Rest des Tages in etwas ruhigerer Zweisamkeit. Sie sprach mit ihm über den Alltag im Tempel und allgemein über das Leben als Ritter. Sie sprachen über viele verschiedene Themen. Über ihren Fluch, das Land Andrakha und die Zukunft.

Am Ende musste Miriel feststellen dass Dark ein angenehmer Gesprächspartner war als sie geahnt hätte. Palutena und Pit hatten sie selten gestört außer um ein paar Fragen zu beantworten und solange sie nur zu zweit redeten schien Dark auch konzentrierter und nicht allzu genervt von ihren Fragen und nur manchmal zog er sie auf oder antwortete sarkastisch. Trotzdem war sie gegen Abend erschöpft von ihrer Unterhaltung. Es waren viele Informationen die sie verarbeiten musste.

Als sie sich verabschiedeten sah Miriel dem Engel mit Wehmut nach. Noch ein Tag, der Abschied, dann würde sie ihn vielleicht nie wieder sehen. Sie hätte nicht gedacht das es ihr nun doch so schwerfiel, trotzdem bereute sie diesen Tag kein bisschen.

 

Miriel seufzte und schüttelte den Kopf, nachdem sie sich aus ihren Gedanken über die Vergangenheit riss. Das alles war nun mehr als 300 Jahre her. So lange lebte sie nun schon in Andrakha. Sie war eigentlich überzeugt davon, dass sie sich gar nicht mehr an diese Zeit erinnern würde.

Aber… es hatte sich in ihrem Kopf verankert und sie musste bei dem Gedanke an ihren ersten Flug lächeln. Auch mit etwas Wehmut, denn mittlerweile konnte sie nicht mehr fliegen. Um ihre Kräfte zu versiegeln, die sie sonst übermannt und in die Finsternis gerissen hätten, musste sie auch ihre Flügel wieder versiegeln.

Als Miriel von dem Stein aufstand auf dem sie sich niedergelassen hatte, rasselten die silbernen Ketten die sich um ihre beiden, riesigen Schwingen wickelten. Die Ketten waren locker genug das sie ihre Flügel tatsächlich sogar etwas ausbreiten, zum flattern und Schwung holen benutzten konnte. Doch zum fliegen reichte es eindeutig nicht.

Die schwarzroten Schwingen waren mittlerweile ausgewachsen und übertrafen sogar die Größe der Flügel von Dark Pit. Im Allgemeinen sahen sie ganz anders aus als die Flügel von Engeln, sie wirkten eher wie die Flügel eines Phönix, zumindest den Phönixen die sie hier in Andrakha gesehen hatte. Sie waren lang und die längsten Federn schwangen sich in kleinen locken bis zu ihren Waden. Miriel vermutete das es mit dem Fluch in Zusammenhang hing. Ihre Flügel zeugten deutlich davon dass sie übernatürlicher Natur waren.

Nun als sie sich erhoben hatte, streifte sie ihre Tunika glatt. Nein, eigentlich war es keine Tunika, sondern ein Set aus einem rotbraunen Jutehemd und rotbraunen Jutehose über die sie jeweils eine einärmelige, geschwärzte Lederweste trug, so wie eine geschwärzte Lederschürze. Beides war mit schwarzem Fell und graublauen Federn versehen. Die Federn hatten nicht zufällig diese Färbung.

Das Set wirkte im Ganzen wie die Tunika der Engel. Ein wenig wollte sie das alte Gefühl erhalten, auch wenn der Seidenstoff der originalen Tunika hier in diese Land keine 5 Minuten überstehen würde.

Sie strich ihr rotbraunes Haar zurück, welches sie in einem Zopf seitlich an ihrem Kopf befestigt hatte und was in langen Wellen über ihre Schulter fiel. Dann sah sie nach vorne, warf die Zweifel und die Melancholie des Fluches über Bord und wollte sich gerade zurück ins Dorf begeben, als sie einen Knall hörte.

 Erschrocken sah sie nach oben, der Himmel verfärbte sich innerhalb von wenigen Sekunden in ein tiefes Rot und auf den ersten Knall folgte ein zweiter. Dann hörte Miriel wie direkt hinter ihr etwas Schweres in die Bäume krachte. Die Äste knackten unter dem Gewicht als das Etwas hart zu Boden fiel.

Reflexartig drehte sich Miriel auf dem Absatz um und hatte in der gleichen Sekunde einen Pfeil auf ihren verzierten Elfenbogen gespannt um der Gefahr einen direkten Treffer ins Herz zu bohren, als sie erschrocken aufkeuchte: „Das kann nicht sein…“

Das Schicksal nimmt seinen Lauf

Miriel brauchte ein paar Sekunden, starrte nur den Grund ihrer Überraschung an, bis sie dann langsam den Bogen sinken ließ. Wie ein Signal, erwachte sie aus ihrer Trance, steckte mit einer fließenden Handbewegung den Pfeil in den Köcher und rannte, mit dem Bogen in einer Hand, zu dem Unfallopfer.

Sie ließ sich Fluchs neben dem geschundenen Körper auf die Knie fallen und legte den Bogen auf den Boden. Das rote Licht des Himmels tauchte alles in eine groteske, rötliche Farbe und für einen kurzen Moment wirkte es als wäre sie in der Unterwelt, nicht in Andrakha. Miriel streckte gerade die Hand nach dem Verletzten aus, als ein erneuter Knall sie zusammen fahren ließ. Sie sah gen Himmel und das Rot verschwand langsam, zog sich regelrecht zurück, bis der Himmel wieder blau erstrahlte und es so war als wäre nichts geschehen.

Sie riss sich aus ihrer Verwunderung und legte dann eine Hand auf den Rücken des jungen Mannes. Die schwarze Tunika war zerrissen, verkohlt und blutbeschmiert. Ob es sein Eigenes oder das seiner Feinde war konnte Miriel nicht sagen. Die blaugrauen Schwingen auf seinem Rücken waren auch nicht heil davon gekommen. Die Federn bei einer Schwinge waren versenkt und an manchen Stellen fast bis auf den Knochen abgebrannt, jedoch klang es schlimmer als es wirklich war. Die andere Schwinge machte ihr sogar mehr Sorgen, sie hing in einer grotesken Stellung, als hätte jemand sie aus ihrer Halterung gerissen und sie mehrmals gefaltet. Sie war offensichtlich an mehreren Stellen gebrochen. Das würde eine lange, schmerzhafte Heilung nach sich ziehen.

Doch bevor sie sich über diese Dinge Gedanken machte, sollte sie schauen ob man ihm überhaupt noch helfen konnte. Miriel packte den Engel bei einer Schulter und seiner Seite und drehte ihn mit einer kräftigen Bewegung auf den Rücken. Ein schmerzhaftes, aber sehr schwaches Keuchen sagte ihr das der Engel noch am Leben war. Wenn auch am seidenen Faden hing.

Auch hier war seine Kleidung zerrissen und verkohlt. Unzählige Schrammen, Wunden und blaue Flecken zierten die Haut dort wo sie sie sehen konnte. Doch was sie verdutzt aufschauen ließ, war dieses schwarze Zeug an seiner Wange. Miriel griff danach und spürte wie es sich an ihren Fingern festsaugte, als sie diese wegzog, zog sich der schwarze Glibber wie Schleim… oder eher Gummi, er hatte widerstand. Es war etwas Finsteres, das merkte sie sofort, der Fluch ließ sie erschaudern und ihre Hand kribbelte dort wo das Zeug sie berührte.

„Tz…“, angeekelt schüttelte Miriel die Hand, dann sammelte sie eine hell leuchtende Energie unter ihrer Freien und hielt die Kugel an das schwarze Zeug. Dieses begann plötzlich sich zusammen zu ziehen und zu vertrocknen, als Miriel dann ihre Hand bewegte zerbröselte das Zeug. Die junge Dame zögerte nicht und hielt die leuchtende Kugel nah an das Gesicht von Dark Pit. Dieser kniff die Augen zusammen, da es ihn scheinbar selbst durch die geschlossenen Lieder zu blenden schien. Doch das Licht wirkte auch auf das Zeug auf seiner Wange, es trocknete aus und zerbröselte.

In dem Moment öffnete Dark seine Augen und das Rotviolett stach deutlich daraus hervor. „Was?“, seine Stimme klang schwach, verwirrt und schmerzverzerrt, als er versuchte zu erkennen wo er sich befand und zu verstehen was geschehen war.

Als er sich versuchte aufzusetzen zog er scharf die Luft ein und sein komplettes Gesicht verzog sich vor Schmerzen. „Langsam Dark… wer weiß was für innere Verletzungen du hast“, versuchte Miriel ihn zu überzeugen sich nicht zu überanstrengen oder noch mehr in Gefahr zu bringen. „Woher weißt du…?“, er sah sie fragend an, stockte jedoch mitten im Satz als er sie genauer ansah. „Miriel?“, er schien nicht ganz so überzeugt, kein Wunder sie sah bei weitem nicht mehr aus wie früher, er jedoch hatte sich kaum verändert, außer dass er deutlich älter geworden war und nun aussah als wäre er um die 22 Jahre alt. In Menschenjahren gerechnet natürlich.

„100 Punkte für den Engel… was ist passiert?“, die anfängliche Unruhe aufgrund des Himmels und der Geschehnisse legte sich langsam wieder. Nun war sie neugierig, was hatte das alles zu bedeuten? Sie half Dark sich zu stabilisieren und legte einen Arm um seine Schultern. Die Federn seiner Flügel kitzelten ihre Haut, doch sie achtete nicht darauf, sondern half ihm zumindest den Oberkörper oben zu halten.

„Ich… weiß nicht. Bis eben war ich noch in den Kampf verwickelt… dann bin ich getroffen worden und… nichts, nur schwärze“, er hielt sich die rechte Hand an die Schläfe, als würde es weh tun darüber nach zu denken. Miriel bemerkte erst jetzt, das der Lorbeerkranz um seinen Kopf seltsam matt war. Als wäre er alt und würde jeden Moment zu rosten beginnen. Sie ahnte dass er damit keinen Kontakt zu Lady Palutena aufnehmen konnte.

„Was für ein Kampf? Ist Hades wieder zurück? Kämpft ihr gegen die Unterwelt?“, oder gegen andere Gegner? Die Aurum, der Chaos-König? Aber die waren alle besiegt, jedoch hieß das noch lange nicht dass es nur noch die Unterwelt als Feind gab.

„Was? Nein… nein du kannst es ja nicht wissen. Es ist viel geschehen in den 300 Jahren. Medusa ist zurück, lebendig und sie herrscht wieder über die Unterwelt… aber das ist es nicht. Wir stehen nicht im Krieg mit ihr. Im Gegenteil, wir haben eine Art Waffenstillstand… alle 3 Armeen. Gegen was wir kämpfen… ist schwer zu beschreiben und es ist erst seit kurzem erschienen, jedoch verheert es alle 3 Welten und verschlingt ganze Teile von ihnen. Verdammt… ich muss zurück! Wo bin ich hier!? Viridi! Palutena! Pit!“, rief Dark gen Himmel, doch es blieb still. Scheinbar antwortete ihm niemand. „Tz…“, Miriel merkte wie Dark sich versuchte hoch zu stemmen, jedoch wieder nach hinten zurücksank.   

„Beruhige dich, wir müssen rausfinden was geschehen ist und… wie zur Hölle du hierhergekommen bist. Du bist in Andrakha Dark und du solltest nicht hier sein. Niemand aus euren Welten sollte das… außer mir. Andrakha ist von euren Welten abgeschottet und seit Palutena in Zusammenarbeit mit den anderen Göttern das Portal geöffnet hatte um mich hierher zu verbannen, hat es sich nie wieder geöffnet.“, beantwortete Miriel die Fragen des Engels. Dieser verstummte und sah sie an, für den Bruchteil einer Sekunde lagen dunkle Schatten in seinem Blick, doch sie waren so schnell verschwunden das Miriel sich nicht sicher war sie überhaupt gesehen zu haben.

„Andrakha also… wie ich hierhergekommen bin würde ich auch gerne wissen…“, er zögerte bevor er die nächsten Worte aussprach: „Helf mir hoch!“, es schien ihm sichtlich nicht zu gefallen auf ihre Hilfe angewiesen zu sein. „Auf deine Verantwortung“, Miriel unterließ es ihn in dieser Situation aufzuziehen, sondern nahm ihren Arm der ihn bisher an der Schulter gestützt hatte herunter und hob ihren Bogen vom Boden auf um ihn wieder um ihre Schulter zu legen. Dann legt sie ihren Arm unter seine Arme, sodass sie ihm aufhelfen konnte. Sie spürte sein Gewicht auf ihrem Körper, was deutlich zeigte das er kaum selbst stehen konnte. Doch sie schafften es aufzustehen. Als Miriel zu Dark sah, wirkte er extrem geschwächt und als hätte er sehr starke Schmerzen.

„Es war eine dumme Idee aufzustehen… wehe du kippst jetzt in Ohnmacht. Ich trag dich nicht bis ins Dorf!“, knurrte Miriel den Engel an und schüttelte ihn ein bisschen, was ihn wieder scharf die Luft einziehen ließ. „Spinnst du!? Hör auf mich zu schütteln! Und lieber sterb ich als mich von dir tragen zu lassen“, fluchte er zurück und funkelte sie wütend an, was jedoch zu Überraschung wechselte, als er sah dass sie ihn angrinste. „Schon besser! Das Dorf ist ein Stückchen entfernt, ich hatte bedenken das du es so lange durchhältst. Aber wenn du noch so fauchst, dann kann es dir ja nicht so schlecht gehen“, erwiderte sie auf seinen Blick hin. Dann tat Miriel einen Schritt nach vorne und zog ihn mit. Dark Pits Bewegungen waren ein wenig unkoordiniert, doch er schaffte es einen Fuß vor den Anderen zu setzen und nicht bei jedem Grasbüschel hängen zu bleiben.

Miriel hatte gar nicht so viele Fragen wie man meinen würde, zumindest fiel ihr nicht viel ein, wenn sie überlegte was sie fragen könnte. Er hatte ihr eigentlich schon ein paar Fragen beantwortet als er ihr sagte was dort draußen los war. Jedoch war es wichtiger ihn zum Heiler zu bringen. Es würde sowieso ein wenig dauern bis sie ankamen, vor allem bei Pittoos Geschwindigkeit.

„Wie geht es den anderen? Meinen Eltern, Pit und Palutena?“, Miriel wusste nicht nach wem sie sie sonst noch fragen sollte, neben ihren Eltern blieb ihr nur der letzte Tag so gut in Erinnerung. Sie sah Dark nicht an, sondern achtete darauf dass der Grund von einfacher Beschaffenheit war ohne viele Löcher, Steine oder Wurzeln, damit Dark nicht darüber stolperte.

„Gut… als ich sie das letzte Mal gesehen habe zumindest. Pit und Palutena kämpfen gerade, aber Skyworld ist noch in Sicherheit. Jedoch weiß ich nicht für wie lange, der Krieg gegen die Finsternis ist in vollem Gange“, beantwortete Dark ihre Fragen. Er musste sich nicht so sehr auf den Boden konzentrieren sondern eher darauf weiterhin einen Fuß vor den anderen zu setzen, während sie langsam die Lichtung verließen und die Bäume erreichten.

Miriel blieb stehen, nahm zwei Finger zwischen ihre Lippen und pfiff hindurch. Dark sah sie neugierig an, sich wohl fragend was sie tat oder nach wem sie rief? Doch es kam keine Antwort auf den Pfiff hin. „Hm… wohl zu weit weg. Die Finsternis? Was ist da los bei euch, gegen was genau kämpft ihr?“, nachdem niemand auf ihren Pfiff antwortete, drehte sich Miriel wieder zu Dark um. Sie würden hier ein paar Minuten warten müssen bis sie eine Antwort bekam oder sie noch einmal pfeifen musste.

„Das weiß ich selbst noch nicht so genau. Es hat vor ein paar Wochen angefangen… es ist wie eine riesige Schwärze die sich wie eine Krankheit über dem Land ausbreitet. Alles was davon verschlungen wird, wird entweder gefressen oder verwandelt sich in dunkle Monster die aussehen wie Schatten in unterschiedlichsten Formen“, beantwortete Dark ihre Frage. „Das hört sich grauenhaft an… wer dahinter steckt weißt du nicht oder?“, Miriel hatte ein unbehagliches Gefühl bei der Sache, diese Finsternis klang wie das, wovon in der Legende die Rede war. Aber sie war hier, sie konnte nichts damit zu tun haben oder?

„Nein… noch hat sich keiner zu erkennen gegeben, so kämpfen wir blind gegen diese Wesen“, Dark schüttelte leicht den Kopf, ehe er wieder zu Miriel sah: „Warum warten wir hier? Können wir nicht einfach weitergehen?“, er wurde sichtlich ungeduldiger, vielleicht war es aber auch nur anstrengender für ihn sich auf den Beinen zu halten. Trotz der Hilfe von Miriel. Sie merkte dass sein Gewicht auf ihrem Körper schwerer wurde, also sah sie sich nach einem Platz um wo sie sich hinsetzen konnten und entschied sich für einen Baum mit einer hervorstehenden Wurzel.

„Weil wir warten müssen. Glaube mir, du willst den Weg zum Dorf nicht zu Fuß zurücklegen. Dieser Wald hier ist sehr wild und ungezähmt. Wenn wir nicht von irgendetwas gefressen werden, dann brichst du dir die Beine bei dem Versuch durch das Unterholz zu kommen. Wir… können uns hier nicht so gut bewegen wie die Einheimischen“, antwortete die Rothaarige ihm, dann half sie Dark sich auf der Wurzel nieder zu lassen. Miriel selbst blieb stehen und sah in die Dunkelheit des Waldes. Die Kronen waren so dicht und voll mit Blättern, das sie trotz der Tageszeit kaum Licht auf den Waldboden ließen.

Miriel war zwar schon sehr lange hier, jedoch konnte sie mit den grazilen Bewegungen der Waldelfen nicht mithalten. Mal davon abgesehen dass die Waldelfen ebenfalls mehrere hundert Jahre alt werden konnten, agierten sie so als wären sie eins mit der Natur. Miriel wusste, das sich immer ein Wesen des Waldes auf ihren Pfiff meldete, egal um welches es sich handelte. Selbst die scheusten Kreaturen antworteten auf den Pfiff eines  Waldelfen.

Doch Miriel blieb auch selten leer aus, vor allem da sie schon so lange hier lebte wusste sie, dass etwas ihrem Ruf folgen würde und wenn es nur ihre langjährigen Freunde waren. Jedoch musste einer von ihnen in Hörweite sein, das war das größere Problem.

„Wie lange müssen wir warten?“, der finstere Engel beobachtete ungeduldig das Unterholz. Jedoch konnte er außer Schatten und die Bewegung der Blätter durch den Wind nichts sehen. „Unterschiedlich. Es muss mich etwas hören und meinem Ruf folgen, dann können wir weiter“, die junge Frau hatte sich mittlerweile gegen den Baumstamm gelehnt und wartete weiter ab. Sie gab es schon fast auf, als plötzlich tatsächlich etwas aus dem Unterholz preschte und mit atemberaubender Geschwindigkeit an der Wurzel des Baumes hochhuschte, elegant zum Sprung ansetzte und auf Miriels Schulter landete. Die das Tierchen überrascht ansah.

„Was ist denn das? Ein Eichhörnchen!? Das hilft uns bestimmt weiter!“, Dark Pit bemühte sich gar nicht erst seinen Sarkasmus zu verbergen. Miriel spürte wie Röte in ihre Wangen stieg. Ja… so schön es war nicht komplett ignoriert zu werden… aber das Hörnchen half ihnen nicht weiter. Trotzdem bemerkte sie, wie sie Instinktiv anfing den Kopf des kleinen Tieres zu streicheln. Es war nicht ganz ein Eichhörnchen, sah diesem aber sehr ähnlich mit einem dicken, buschigen Schwanz, einem gedrungenen Körper und großen, fluffigen Ohren. Jedoch war es schneeweiß und besaß zudem etwas Katzenartiges. Es war unglaublich süß.

„Willst du es mal probieren? Wie es aussieht sind meine Freunde zu weit weg, außer dem kleinen Racker hier… vielleicht hast du mehr Glück“, fragte sie dann Dark, es konnte nichts schaden oder? Er war ein Engel und die Kopie des wahrscheinlich stärksten Engels den es gab. Die Chance dass eine Kreatur die Miriel ignorierte auf seinen Ruf hören würde, war gar nicht so gering.

Dark sah sie an, dann zuckte er leicht mit den Schultern, schien die Bewegung aber zu bereuen als er an seine gebrochenen Knochen und sein allgemein zermatschten Körper erinnert wurde. Er nahm eine Hand an den Mund und imitierte Miriels Pfiff von vorhin. Gespannt warteten die beiden Engel, doch wieder gab es keine Reaktion.

Aber dann hörte Miriel etwas, ein bekanntes Geräusch… Schwingen! Große Schwingen und im nächsten Moment huschte ein Schatten über sie hinweg. Das kleine Wesen auf ihrer Schulter quietschte bei dem Anblick des Schattens und huschte mit einem kräftigen Satz seiner Hinterbeine zurück in die Sicherheit des Waldes. „Oh…“, Miriel war etwas traurig das der kleine Racker wieder weg war, doch dann hörte sie wie etwas hart auf dem Grasboden der Lichtung landete. „Es hat geklappt! Und was Besseres hätten wir uns nicht wünschen können, mit einem Flieger kommen wir schnell zum Dorf zurück“, rief Miriel freudig. Sie hatten wirklich Glück gehabt das Dark tatsächlich direkt ein fliegendes Wesen angelockt hat das sogar groß genug schien sie beide zu tragen.

Doch nun war sie Neugierig, was dort gelandet war und dem kleinen Nager so einen Schrecken eingejagt hatte. „Tja, nichts kann meinem Ruf widerstehen“, brüstete Dark Pit sich mit einem schelmischen Ausdruck im Gesicht und Miriel rollte mit den Augen. „Mmh… natürlich“, kommentierte sie ihn nur, dann hielt sie ihm die Hand hin. „Komm, lass uns sehen was da auf dich gehört hat“, erklärte sie ihre Geste. Dark sah auf ihre Hand, er zögerte kurz, doch dann nahm er ihre Hilfe an und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. Die Engelfrau hatte mehr Kraft als man es ihr ansah, dass musste Dark zugeben.

Dann gingen sie beide zurück zur Lichtung, wobei Miriel ihn weiterhin stützten musste, da Pittoo noch immer nicht alleine laufen konnte, was auch nicht besser werden würde wenn er nicht bald einen Heiler fand… oder etwas zu Essen… eine heiße Quelle würde es definitiv auch tun. Alles wäre ihm jetzt recht.

Als sie aus dem Unterholz auf die Lichtung traten, staunten sie beide nicht schlecht. Da stand ein Pferd, aber nicht nur irgendein Pferd, es war ein wunderschönes Tier mit pechschwarzem Fell und einer Sabino Zeichnung, was bedeutete das weiße Sprenkel seine Beine, seinen Unterkörper und Teile seines Kopfes und Halses bedeckten. Weiße Strähnen mischten sich in Mähne und Schweif, wo die Sprenkel den Ansatz der Haare berührten.

Das Tier hatte den Kopf herunter gebeugt um an ein paar saftigen Grashalmen zu zupfen, doch als es sie hörte hob es den Kopf und sah neugierig zu den beiden Engeln. Ein Rascheln ging durch die Luft, als das Tier auf sie zuging und seine großen schwarzen Schwingen langsam ausbreitete. Sie waren Größer als das Tier selbst um es in der Luft halten zu können, jedoch wusste Miriel das ein Pegasus nicht nur mit Hilfe seiner Flügel flog, diese Tiere benutzten Windmagie um ihre schweren Körper in der Luft zu halten.

„Was für ein schönes Tier… und tatsächlich ziemlich passend… für unsere Rasse“, erwiderte Miriel lächelnd. Der Pegasus nährte sich ihnen und legte dabei die Flügel wieder an den Körper an, einem Vogel gleich faltete er sie dabei. „Das kann ich nicht verneinen…“, Dark schien seltsam fasziniert von dem Tier. Miriel konnte nicht wissen das der dunkle Engel einen Fable für den Streitwagen des Blitzes hatte, der von zwei bunten Einhörnern gezogen wurde. Wahrscheinlich erinnerte der Pegasus ihn daran.

Das Pferd blieb vor ihnen stehen, senkte den Kopf leicht und streckte seinen Hals um den Geruch der beiden Engel in die großen Nüstern zu ziehen. Dann stampfte es mit einem Vorderhuf auf und kratzte dabei durch Gras und Erde, ehe es ihnen die Seite zuwand.

„Danke für deine Hilfe Pegasus. Wir müssen zurück ins Dorf der Waldelfen in den Hain An‘sha“, erklärte sie dem Tier, dass sie aufmerksam ansah und zu verstehen schien was Miriel sagte. Dann klappte der Pegasus einen Flügel leicht nach hinten weg, wie zur Einladung aufzusteigen.

„Ich denke das ist ein Ja, ich helf dir hoch“, sie wandte sich wieder Dark zu und begleitete ihn an die Seite des Pferdes. Pittoo klickte mit der Zunge und zeigte deutlich das es ihm nicht gefiel so oft auf sie angewiesen zu sein. „Ich kann es kaum erwarten wieder Gesund zu werden“, murrte er, gab dann jedoch nach und ließ sich von Miriel auf das große Tier helfen. Dann hielt er sich an der Mähne fest und wartete, bis Miriel hinter ihm aufgestiegen war.

„Uh… deine Flügel sind ein bisschen im Weg…“, ja manchmal konnten die Dinger definitiv unpraktisch sein, wenn man zum Beispiel gezwungen war hintereinander zu sitzen. An sich eigentlich kein Problem da die Schwingen ja dicht an den Körper angelegt werden konnten und es ihnen auch nicht viel ausmachte gequetscht zu werden. Doch Darks Flügel waren verletzt und so fühlte sich Miriel nicht wohl dabei, wenn sie sie einquetschen musste.

„Wäre besser wenn ich hinten sitze“, dem finsteren Engel schien es ähnlich zu ergehen und sie merkte wie er etwas nach vorne rutschte damit sie seinen verwundeten Schwingen nicht zu nahe kam. „Dann fällst du runter… du kannst dich nicht halten wenn der Pegasus sich in die Lüfte schwingt“, verneinte Miriel direkt. Sie musste ihn abstützen, ob er wollte oder nicht. „Wenn du nicht willst dass ich dir weh tue… gibt es wohl nur die Möglichkeit dich entweder im Damensitz hinzusetzen… oder dich umzudrehen“, Zweiteres konnte ein wenig unangenehm werden. Sie gehörten zwar beide der Engelrasse an und waren dadurch eher… enthaltsam veranlagt. Prüde und Verlegen konnten sie jedoch auch werden.

„Beides Scheiße… aber was bleibt mir für eine Wahl?“, mit den Worten zögerte Dark nicht länger, schwang ein Bein über den Pegasus und saß erst im Damensitz, doch dann zog er das andere Bein an und drehte sich so herum das er sie ansah. Das alles dauerte ein bisschen da er sich im Zeitlupentempo bewegte. „Ähm…“, ja, Miriel hatte richtig geahnt, es wurde ihr doch ein bisschen unangenehm. Seine Augen waren stechend durch die intensive Farbe. Sie fragte sich ob sie sich weniger beschämt fühlen würde wenn Pit hier säße und nicht Dark. Wahrscheinlich sogar wirklich, sie hatten beide eine extrem unterschiedliche Ausstrahlung. Dann wäre wahrscheinlich Pit derjenige der Verlegen dreinsehen würde.

„Was? Ich setz mich sicher nicht wien Weib auf den Gaul“, knurrte er ihr entgegen. Miriel fühlte sich plötzlich kindisch, ihm schien es absolut nichts auszumachen und sie beschloss sich zusammen zu reißen. Der Pegasus wand plötzlich den Kopf nach hinten und sein Blick war eindeutig funkelnder Natur. „Ähm… du weißt das er dich versteht?“, Miriel sah den Blick, Pittoo jedoch erst, als er über die Schulter sah und verstand dann was sie meinte. „Oh… so war das nicht gemeint, ist nur ne Redewendung“, versuchte er die Situation zu lockern und blieb dabei auch gelassen.

Der Pegasus stampfte noch einmal auf, was sie beide etwas durchrüttelte, dann sah er wieder nach vorne und ließ ein Schnauben vernehmen das einem „Hmpf“ gleichkam. „Nochmal gerettet… ich will nicht in der Luft abgeschmissen werden, also halt dich zurück“, erwiderte Miriel auf die Situation und erntete dafür einen Blick aus zusammen gekniffenen Augen und Augenbrauen. Diesem wisch sie aus indem sie den Blick leicht nach oben rechts abwandte. „Du weißt was ich meine“, gab sie dann doch nach und streckte die Arme Rechts und Links an Dark vorbei um in die Mähne des Pegasus zu greifen und sie beide fest zu halten.

„Dann halt dich fest, der Start wird holprig“, warnte Miriel und festigte ihren Griff an der Mähne. „An was soll ich mich festhalten?“, kam nur als Antwort, gefolgt von einem eindeutigen Grinsen und Miriel stockte. „Vergiss es… fall nur nicht runter“, sie schüttelte schnell den Kopf und presste dann die Schenkel ans Pferd. Das Tier verstand die Geste, breitete die Flügel aus und Galoppierte aus dem Stand los. Die Lichtung war kurz und das Tier brauchte die volle Länge um genug Geschwindigkeit auf zu bauen.

Dann nutzte es die Energie in seiner Hinterhand und katapultierte sich nach oben, gleichzeitig schlug es mit den riesigen Flügeln, Wind sammelte sich darunter wie unter einem Ballon und verhalf dem Pegasus in die Luft. Miriel klammerte sich an der Mähne fest und die Ketten an ihren Flügeln rasselten als sie versuchte sich mit ihren Schwingen zu stabilisieren, obwohl sie sie nicht ausbreiten konnte. Dark war ebenfalls von der schieren Kraft des Pegasus überrascht worden und konnte nicht verhindern dass er sich gegen Miriel drückte um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dabei hatte er Instinktiv mit den Händen in die Ketten gegriffen die ihre Flügel fesselten.

„Au! Au au au au. Lass los! Das tut weh!“, rief Miriel dem Engel entgegen und flatterte wild mit den Flügeln um dem Schmerz zu entkommen als die Ketten sich in die Federn bohrten. Erst auf ihre Worte hin bemerkte er was er tat und ließ sie schnell los. „Tut mir Leid…“, diesmal schien es ihm eindeutig unangenehm. Sie hatten sich fast gefangen, als der Pegasus wieder Schwung mit den Schwingen holte um sich noch ein Stück höher zu bringen. Was darin resultierte das die beiden wieder durchgerüttelt wurden.

Miriel merkte wie sie ihre Schenkel fest an den Pferdekörper presste um nicht zu fallen und kniff die Augen kurz fest zu, als sie erwartete gleich wieder den Ruck in den Ketten zu spüren. Doch sie wurde auf andere Weise überrascht als Dark notgedrungen die Arme um sie legte, damit er nicht herunter fiel.

„Flieg verdammt nochmal ruhiger du dummes Vieh!“, brüllte er dem Pegasus zu, die Stimme durchzogen von unterdrückter Wut. Der Pegasus wieherte nur wütend zurück. Aber tatsächlich versuchte er den Flug zu stabilisieren indem er die Schwingen komplett ausbreitete und den Wind zum gleiten nutzte. Dark ließ die Chance nicht verstreichen und ließ Miriel schnell wieder los. Diese sah etwas verdutzt drein, schüttelte dann schnell den Kopf das ihre Haare nur so flogen und versuchte mit der Situation klar zu kommen.

Selbst wenn er gezwungen wäre sich weiter fest zu halten, hätte sie es wohl hingenommen der Situation wegen. Doch Dark schien das selbst nicht so angenehm zu sein. Nun balancierte er sich lieber mit Hilfe seines Körpers und ihren Armen aus.

„Wie lange dauert es bis wir da sind?“, fragte er etwas matt. Die kurze Wartezeit eben hatte wieder ein wenig von seinen Kräften hergestellt, doch der Flug raubte ihm das bisschen wieder rabiat und es war deutlich: er würde das nicht lange durchhalten. Miriel ahnte das er ziemliche schmerzen haben musste, das war vielleicht sogar der Hauptgrund von seinem Ausbruch eben gewesen.

„Nicht mehr lange, wir haben den Teil des Waldes fast hinter uns gelassen, ich kann An’sha schon sehen“, beantwortete sie ihm die Frage. Er konnte das Ziel zwar nicht sehen das er nur das sah was sie schon hinter sich gelassen hatten, aber das war ja auch nicht notwendig. „Gut…“, Dark war ziemlich wortkarg geworden. Nein… eigentlich war er immer recht wortkarg, aber jetzt noch mehr. Doch plötzlich hob er den Kopf, fast so als hätte er eine Eingebung gehabt und streckte die Hand aus um die Ketten an ihren Schwingen zu fassen. Er zog jedoch nicht dran, schien aber verwirrt. „Wieso hast du die Dinger eigentlich um? So kannst du nicht fliegen oder?“, scheinbar kam ihm die Frage erst jetzt? Ein wenig spät oder? Aber Miriel nahm es hin, Dark hatte ja bis jetzt eindeutig genug andere Dinge gehabt die ihn beschäftigten.

„Nein kann ich nicht, aber es muss sein. Die Ketten sind magisch und halten den Fluch zurück der in meinem Körper haust. Die Schwingen eines Engels speichern schließlich den Hauptteil seiner Macht. Die Ketten und die Armreife, halten meine Magie und damit den Fluch im Zaum“, beantwortete sie ihm die Frage und bevor er noch eine Stellen konnte, löste sie eine Hand von der Mähne und zeigte ihm den goldenen Armreif, die Nadeln und die Runen.

„Ist der Fluch denn wirklich real? Es ist doch nur eine Legende und… ist das nicht schmerzhaft?“, Dark sah sie skeptisch an. Als er nach dem Armreif greifen wollte, zog Miriel die Hand schnell weg und entzog ihm jede Chance heran zu kommen. „Ja ist es und ja er ist wahr. Du bist hier im Land der Mythen und Legenden Dark. Jede Legende und jeder Mythos entsprechen hier der Wahrheit. Die Völker leben in regelrechter Symbiose damit und viele lassen ihr Leben davon bestimmen… außerdem. Ich hab es schon am eigenen Leib erfahren, dass es wahr ist.“, sie wollte über das Thema nur ungern reden, weswegen sie bei ihren letzten Worten deutlich leiser wurde. Dark bemerkte den Wink mit dem Zaunpfahl und schwieg. Oder… vielleicht schwieg er auch einfach nur weil er keine Lust oder Kraft mehr hatte weiter zu reden.

„Halt dich fest, wir landen gleich. Von mir aus leg wieder die Arme um mich aber wenn du nochmal an meinen Ketten reißt schmeiß ich dich runter“, warnte sie ihn direkt und Dark antwortete ihr nur mit einem warnenden Blick aus dunklen, roten Augen. Erst versuchte er sich nur so zu stabilisieren. Aber als ein Ruck durch den Pegasus ging, da er die Flügel anlegte um an Höhe zu verlieren, entschied sich Dark ganz schnell anders und schlang wieder die Arme um Miriels Körper um sich fest zu halten.

Die Landung war um einiges ruppiger als der Start und so drückten sich beide Engel instinktiv gegeneinander, während Miriel sich zusätzlich in die Mähne und an den Pferdekörper klammerte. Als der Pegasus mit den Hufen auf dem Boden aufschlug, machte er noch ein paar Galoppsprünge ehe er zum halten kam. Der plötzliche Bewegungswechsel sorgte jedoch dafür, dass sie beide das Gleichgewicht verloren und ehe sie sich versahen, rutschten sie am Körper des Pegasus herunter und fielen zu Boden. Zu allem Überfluss landete Miriel auch noch auf dem sowieso schon geschwächten Dark und begrub ihn unter sich, nutzte ihn regelrecht als Kissen.

„Was zum?“, die Elfen hielten bei ihrer Arbeit inne und betrachteten die Neuankömmlinge. „Miriel!“, eine alte aber helle Stimme brachte Miriel dazu sich wieder auf zu rappeln, dann fühlte sie wie jemand ihren Arm griff und sie mit einem Ruck nach oben zog. „Miriel! Ist alles in Ordnung?“, die ältere Frau sah den Engel besorgt an und Miriel nickte benommen. Doch dann zuckte sie zusammen und drehte sich schnell um, um nach Dark zu sehen. „Ma, er braucht Hilfe! Wo ist Girudil?“, begann Miriel panisch und sah sich suchend nach dem Elfen um. „Langsam Schatz, wer ist das?“, die weise Elfin ließ Miriel los und ging auf den Jungen zu. Der Pegasus war mittlerweile wieder umgedreht und zurück getrottet, nun stand er da und stupste Darks leblosen Körper an, trat jedoch zurück als die alte Elfin mit dem schneeweißen Haar herantrat.

„Das ist Dark Pit, ein Engel aus Skyworld. Sie haben Krieg und er ist hier Bruchgelandet… und schwer verletzt“, Miriel spürte Schuldgefühle in sich aufkeimen, wieso musste sie ausgerechnet auf ihn drauf fallen? Sie traute sich kaum näher heran zu kommen. Eben war er noch munter und hatte mit ihr gesprochen, jetzt lag er da und sah lebloser aus als vorhin wo er aus dem, vermeindlichen, Portal gefallen war. „Ruhig Kind… du weißt doch am besten was ihr Engel für enorme Selbstheilungskräfte besitzt“, die alte Dame war an Darks Seite auf die Knie gesunken und hatte die Hand auf den geschundenen Körper gelegt. Doch nun erhob sie sich wieder und sah die anderen Elfen an, die sich langsam versammelt hatten und miteinander tuschelten. „Was gibt es hier so zu tuscheln? Habt ihr noch nie einen Engel gesehen? Los jetzt zurück an die Arbeit. Eldir geh und hol Girudil, er wird sich den armen Kerl ansehen müssen. Mir’sha sorg dafür das nach der Behandlung eine anständige Mahlzeit auf ihn wartet, die wird er brauchen und Miriel du stehst nur im Weg wenn du hier rumläufst wie ein aufgescheuchtes Huhn, lass ein Bad ein damit er sich im warmen Wasser erholen kann und jetzt los, worauf wartet ihr noch?“, die Stimme der Elfin war herrisch, jedoch lag auch eine Spur Sanftheit darin.

Miriel würde am liebsten hier bleiben, doch sie wusste dass ihre Zieh-Mutter recht hatte. Also nickte sie und rannte los. Dark brauchte kein normales Bad, das wussten sie beide. Nur eine heiße Quelle konnte die Wunder bewirken um seine Kräfte aufzufüllen und Wunden zu heilen. Das war die Art von Bad die ihre Mutter meinte.

Miriel rannte über Wege aus wunderschönem, glatten Holz mit verschnörkelten Geländern die sich durch das gesamte Dorf wanden und spielerisch Brücken bildeten oder in die Bäume hinauf stiegen als wären sie wild gewachsen. Hochgewachsene Häuser aus Holz und Marmor schmiegten sich gegen die Felsen und die Bäume als wären sie eins mit ihnen. Durch viele von ihnen rankten sogar dicht belaubte Äste hindurch, als würde der Wald die Häuser für sich beanspruchen.

Durch die Mitte des Dorfes rauschte ein breiter Fluss der am Ende in einen Wasserfall mündete und das Rauschen des Wassers erfüllte die komplette Luft. Es verursachte eine sanfte Briese die nach frischem Laub und sauberem Quellwasser roch. Miriel rannte über die Holzwege und überquerte eine Brücke über den Fluss. Auf der anderen Seite näherte sie sich einem großen, hölzernen Haus mit geschwungenen Rundbögen die den Eingang kennzeichneten.

Hier befand sich das Thermalbad der Waldelfen. Gespeist vom frischen Quellwasser und erwärmt durch die rohe Magie des Felsen, der früher einmal Magma beherbergt hatte. Sie betrat das Haus und lief durch die breiten Gänge die von hölzernen Säulen gesäumt waren die die hohe Decke trugen. Das Holz hier war warm und Dampf quoll aus manchen Fenstern hervor. Trotzdem zeigte es keinerlei Anzeichen von Schimmel oder Wasserschaden, als würde ihm das alles nichts ausmachen.

„Miriel? Was tust du den hier, ich dachte du wärest auf der Jagd?“,  ein junger Elf stand an einer Wand gelehnt und sah auf als sie kam. Sein Haar hatte die dunkle Farbe von frischem Schattenmoos und seine braunen Augen lagen neugierig auf ihr. „Hallo Fuh’r, wir haben einen Verletzten und ich muss ein heißes Bad herrichten. Er ist ein Engel, also brauch ich ein Bad das von der natürlichen Magie des Felsens erhitzt wird“, erklärte sie dem Elf ihr Anliegen. Dieser nickte und antwortete: „Komm, wir haben noch ein paar freie Plätze. Du kannst einen davon nutzen, ich werde dir ein paar Kräuter und Öle bringen die du ins Wasser geben kannst. Ich habe ein paar der Kräuter gefunden nach denen du letztens gefragt hast, sie sollten gute Dienste erweisen“. „Danke dir“, antwortete sie ihm, sichtlich dankbar.

Dann folgte Miriel dem Elf tiefer in das Badehaus. Je weiter sie gingen desto wärmer wurde es, im Inneren waren die Quellen die vom Fels und nicht von der Magie der Elfen erhitzt wurden. Diese waren mitunter so heiß das man sie ständig abkühlen musste um sich nicht zu verbrennen. Fuh’r suchte jedoch eine Quelle aus die von Natur aus genau die richtige Temperatur hatte. Als sie durch die hohe Tür traten, quoll ihnen der Dampf entgegen und verschlug ihr für ein paar Sekunden den Atem, bis sie sich daran gewöhnt hatte.

Sie war noch nicht einmal im Wasser, doch sie fühlte jetzt schon die heilenden Eigenschaften der Quelle. „Das ist perfekt, kannst du die Kräuter und Öle holen?“, fragte sie den Elf, dann lief Miriel los und bereitete die Quelle vor. Sie legte Handtücher bereit und öffnete die Fenster, damit sich die feuchte Luft nicht zu sehr anstaute, das würde ihm sonst mehr Probleme bereiten als das es half. Dann zündete sie ein paar Stäbchen an die einen frischen, fruchtigen Geruch im Raum verteilten der die Erschöpfung durch die Hitze vertrieb.

Als sie fertig war kam Fuh’r wieder und übergab ihr Kräuter und Öle die sie ins Wasser einließ. Als es getan war drehte sie sich zu dem Elf um. „Danke, ich gehe jetzt zu Ma zurück und sag ihr Bescheid. Girudil dürfte mit der Behandlung nun fertig sein“, verabschiedete sie sich. Dann verließ sie das Badehaus wieder um zu ihrer Mutter zurück zu kehren

Von Schatten und Flüchen

„Lady Palutena! Was ist mit Pittooey!?“, Pit trudelte durch die Luft, als die Druckwelle der Explosion ihn erreichte. Die Magie der Göttin ließ seine Flügel leuchten, während sie ihn unterstützte und seinen Flug stabilisierte. „Ich weiß es nicht Pit. Ich kann ihn nicht erreichen“, war die Stimme der Göttin zu hören, welche aus seinem Lorbeerkranz kam. Sie schien genauso verwirrt wie er und erschöpft…

„Verdammt…“, der Engel packte seinen Bogen fester, ließ sich von der Göttin ein Stück nach hinten ziehen und breitete seine Schwingen aus, als er eine Salve aus Lichtpfeilen auf die Feinde schoss. „Es werden überhaupt nicht weniger!“, egal wie viele der Schatten er abschoss, für jeden getöteten kamen 2 Neue nach, als gäbe es ein unerschöpfliches Lager an Feinden.

Selbst Viridis umgebaute Nullbombe hatte ihnen nichts ausgemacht. Kurz sah es so aus als würde sie tatsächlich die Schatten vertreiben, doch dann schlängelten diese sich einfach an den Ranken der violetten Bombe vorbei und zerstörten innerhalb weniger Sekunden deren Kern und ließen sie explodieren. Weder Viridis Truppen noch die der Unterwelt konnten etwas dagegen unternehmen und Pits Pfeile schienen das Einzige zu sein was die Gegner in Schach hielt.

Zumindest stoben sie jedes Mal auseinander wenn er seine Lichtpfeile auf sie Schoss. Doch jetzt wo Dark Pit fort war, hatte er nur noch seine eigenen Truppen die lichte Angriffe auf die Gegner schossen, jedoch wiegte Dark so viel wie tausende Soldaten. Was war nur geschehen? Bevor Viridi ihre Bombe abgefeuert hatte, war der Engel noch da gewesen und hatte mit ihnen Seite an Seite gekämpft, die Nullbombe verteidigt, da er mittlerweile zu Viridis Truppen gehörte.

Doch jetzt nach der Explosion war er wie vom Erdboden verschluckt. „Viridi! Kann ihm die Nullbombe irgendetwas anhaben? Spürst du ihn irgendwo!? Wir brauchen ihn hier verdammt“, versuchte Pit sein Glück nun bei der Göttin der Natur.

Während Palutena ihn weiter am Kopf der Himmelstruppen fliegen ließ und er unablässig seine Pfeile schoss. Mit ein paar Handbewegungen zeigte er den Seraphim wo sie ihre Truppen als nächstes hinschicken sollten. Diese gaben die Befehle an ihre Cherubin weiter und der Himmelstrupp rückte weiter vor. Doch lange würden sie nicht mehr aushalten.

Ihre Reihen lichteten sich und auch bei Viridi und Medusa sah es schlecht aus. „Nein kann sie nicht! Sollte sie zumindest nicht! Ich hab auch keine Ahnung was passiert ist, er ist einfach verschwunden!“, antwortete Viridi ihm, auch nicht wirklich aushelfend. „Verdammt… was machen wir jetzt? Wir verlieren immer mehr Leute! Lady Palutena wir müssen doch irgendetwas tun können!“, es war zum verzweifeln. Selbst beim Kampf gegen Hades hatten sie immer eine Idee gehabt und gewusst was als nächstes zu tun war. Doch hier wussten sie nicht einmal gegen was oder wen sie da eigentlich kämpften.

„Tz, seit ihr so auf diesen kleinen Engel angewiesen? Wir haben immer noch Truppen zum kämpfen, ich werde nicht so schnell aufgeben Engelchen. Wir können uns nicht ewig immer wieder zurückziehen, irgendwann stehen sie vor unserer Haustür und klopfen nett an“, hallte die dunkle Stimme der Königin der Unterwelt in ihren Köpfen. Medusa hatte Recht, jedes Mal wenn sie gegen die Schattentruppen auszogen, mussten sie am Ende doch wieder einen Rückzieher machen. Nichts schien zu helfen … aber der Feind rückte seltsamerweise auch nicht weiter vor.

Sie kämpften immer an derselben Stelle, mal etwas weiter vorne, mal etwas weiter hinten. „Wir können aber auch nicht riskieren unsere besten Kämpfer zu verlieren Medusa“, schalte Palutena die Schlangenfrau, welche nur ein „Hmpf“ verlauten ließ, da die Göttin recht besaß.

„Hört auf euch zu streiten! Wenn wir nicht zusammen arbeiten kommen wir hier gar nicht voran“, rief Pit den Frauen zu, so sehr es ihm selbst nicht schmeckte mit den Truppen der Unterwelt zusammen arbeiten zu müssen. Doch ihr neuer Feind griff alle 3 Reiche an, Skyworld, Erde und Unterwelt.

„Pit vorsicht!“, hallte Palutenas Stimme wieder und sie schafften es beide gerade so der schwarzen Peitsche dieser Schattenwesen auszuweichen. „Woah, das war knapp…“, er hatte schon gesehen was aus Kriegern wurde die getroffen worden waren. Das zähe Zeug breitete sich auf dem Körper des Betroffenen aus und verschlang ihn nach und nach, verwandelte ihn in einen Schatten.

Das waren die Gegner gegen die sie gerade kämpften… sie kämpften im Endeffekt gegen ihre eigenen Leute und je mehr sie an die Schatten verloren, desto mehr Feinde hatten sie. „Es hat keinen Sinn… wir müssen uns zurückziehen. Sonst versorgen wir den Feind nur mit immer neuen Truppen unsere Kraft geht zu Ende und ich kann dich auch nicht mehr lange in der Luft halten Pit“, merkte Palutena an. Mittlerweile musste sie ihn nicht mehr fliegen lassen sondern nur unterstützten, dadurch konnte sie ihm weit länger helfen als 5 Minuten, jedoch waren auch diese Kräfte irgendwann erschöpft und würden seine Flügel verletzen. „Ist okay Lady Palutena, den Rest schaffe ich alleine“, wenn sie sich nun für den Rückzug vorbereiteten, würde er die Hilfe der Göttin nicht mehr brauchen. Er konnte sich dann zwar nicht mehr so elegant und schnell bewegen, aber das Reichte aus.

„Wenn du meinst Pit, aber sei vorsichtig“, erwiderte Palutena besorgt, löschte dann aber die Magie aus seinen Flügeln und Pit musste ein paar Mal kräftig mit den Schwingen schlagen um sich oben zu halten, ehe er wieder das Gefühl raus hatte. Sofort nahmen ihn seine Truppen in die Mitte, wenn Palutena ihre Magie zurückzog gab es automatisch einen Formationswechsel den sie lange trainiert hatten. So konnte Pit immer noch angreifen, war aber nicht mehr so auf seine Mobilität angewiesen.

„Schon wieder ein Rückzug? Wenn das so weitergeht haben wir bald gar keine Mittel mehr… aber gut. Fosfora bereite alles für den Rückzug vor, ich möchte nicht noch mehr von meinen Leuten an diesen schwarzen Mist verlieren“, befahl Viridi ihrer Kommandantin. „Ai! ai! Auch wenn es mir lieber wäre wir würden diesen schwarzen Schleim endlich in  seine Schranken weisen…“, antwortete die Blonde Kriegerin und schoss in einem blauen Blitz davon um die Truppen einzusammeln die sich langsam immer weiter zerstreut hatten.

„Das werden wir, aber solange wir nicht wissen wie wir sie besiegen können, dürfen wir nicht überstürzt handeln“, antwortete Palutena und rief ihre Truppen nun auch zum Rückzug auf. „Vielleicht ist es genau das was wir mal brauchen! Ein bisschen Risiko! Die Viecher haben Angst vor Licht, geraden deine Truppen sollten definitiv aggressiver agieren“, fauchte Medusa die Göttin des Lichts an. „Hey! Was fällt dir ein so mit Lady Palutena zu reden! Sei froh das ich dir nicht nochmal in deinen Allerwertesten trete für diese Aussage!“, knurrte Pit der Schlangengöttin zu. Diese lachte nur laut und hallend auf. „Oh gerne doch, komm her Pitty und ich zeig dir wer hier wem den Hintern versohlt“, gab sie nur schelmisch lachend von sich, worauf Pit eingeschnappt die Arme verschränkte, eine leichte Röte jedoch nicht verhindern konnte. „Ich hab dich jetzt schon 2 Mal besieht, du solltest nicht so vorlaut sein“, murrte er als Antwort, ehe er mit seinen Truppen umdrehte und mit kräftigen Schlägen zurück Richtung Skyworld zog. „Lass dich nicht immer so aufziehen Pit“, erwiderte Palutena auch etwas zu der Situation und ging auf Medusas freche Worte von eben nicht weiter ein, jedoch klang sie ein wenig belustigt aufgrund der Reaktion ihres Engels, doch die Sorge schwang immer noch mit und sie wusste das Medusa nicht so unrecht hatte. Palutena hatte schon genug Energie verbraucht, und würde ihre Truppen nicht alle auf einmal zurückziehen können also war es jetzt erst einmal wichtig Abstand zum Feind zu bekommen.

Viridis Truppen taten es ihnen gleich und bald schon flog die Armee der Engel neben der Armee der Natur. Medusa befahl ihre Truppen ebenfalls zum Rückzug, doch wie immer hatten diese es einfacher in die Unterwelt zurück zu kehren.

„Wenigstens breitet sich das Zeug nicht weiter aus… ansonsten sähe es noch schlechter für uns aus als eh schon…“, brach Fosfora die Stille, welche neben Pit herflog, immer noch mit Hilfe ihrer Elektrizität die sie in der Luft hielt. Sie warf ihm einen zwinkernden Blick zu, auch nach 300 Jahren hatte die Frau immer noch ein Auge auf ihn geworfen. Pit hingegen wandte den Blick ab, doch ein rötlicher Schleier legte sich über seine Wangen.  „Ja… aber irgendetwas hat es vor. Es wirkt fast so, als würde es auf etwas warten… ich verstehe nur nicht auf was“, antwortete Viridi auf die Worte ihrer Kriegerin, es war ihr anzuhören das sie in Gedanken versunken war.

„Das alles gefällt mir gar nicht, vielleicht wartet es darauf das sein Herrscher auftaucht… ich kenne nur einen Gott… nein zwei Götter die dazu Fähig sind so etwas zu erschaffen. Jedoch sind sie schon seit langem verbannt…“, Lady Palutenas Stimme klang unheilvoll, sie schien zu ahnen das etwas nicht Stimmte und das vielleicht ein sehr altes Übel wieder erwacht ist. „Von wem redest du Lady Palutena?“, Pit war nun neugierig. Wenn sie endlich wussten um wen es sich handelte… dann konnten sie etwas unternehmen oder nicht? Doch es war nicht Palutena die ihm Antwortete.

„Oh… ich bin mir sicher sie redet von den alten Göttern, dem Gott der Finsternis und seiner Frau der Göttin der Nacht. Erebos und Nyx“, Medusa war es, die diesmal das Wort ergriff und ihre Stimme klang nicht so als würde sie sich darüber freuen. „Diese Götter sind mächtig… mächtiger als wir alle, selbst mächtiger als Hades. Wenn sie tatsächlich wieder aus ihrem Schlaf erwacht sind… dann stehen uns dunkle Zeiten bevor“, wenn selbst Medusa so sprach, musste er sehr ernst sein.

„Das kann nicht sein oder? Was könnte so etwas auslösen?“, Pit war besorgt aufgrund des Schweigens seiner Göttin. „Doch… es könnte sein und ich weiß es nicht…“, erwiderte Palutena nun doch, jedoch war ihre Stimme leise fast wie ein flüstern. Hatte sie Angst!?

„Vielleicht gibt es da doch etwas… es ist schon ewig her, aber möglich. Was ist mit dem Engel von damals? Den wir nach Andrakha geschickt haben. Denkst du sie könnte die alten Götter erweckt haben?“, mischte sich nun Viridi ein, auf ihre direkte und forsche Art und Weise.

„Das glaube ich nicht, sie ist in Andrakha und hat keinen Einfluss auf diese Welten. Außerdem wissen wir nicht einmal ob sie noch lebt, niemand von uns hat Kontakt mit ihr und im Endeffekt wissen wir auch nicht ob es sich hierbei um die beiden Götter handelt. Lasst uns mit dem Schwarzmalen aufhören, wir können nicht mehr tun als abwarten. Ich werde meine Truppen nicht nochmal gegen diesen Feind schicken solange er sich nicht vom Fleck bewegt. So schlimm es ist so große Teile unserer Welten an die Dunkelheit verloren zu haben, wir sollten uns auf das Konzentrieren was wir noch besitzen und warten bis wir mehr wissen“, unterbrach Palutena dann die Diskussion.

„Kehren wir zurück und machen uns Gedanken wenn alle wieder in Sicherheit sind, komm Pit du bist an der Reihe“, Lady Palutena hüllte Pit in ihr helles Licht und der Engel verschwand in einem Schwall aus Federn und kehrte in seine Heimat zurück, nach Skyworld.

 
 

*
 

 
 

Es tat weh… verdammt, es tat höllisch weh. „Arg!“, mit einem Aufschrei, riss er die Augen auf und wurde von den ganzen Eindrücken die sich ihm auf einmal boten regelrecht übermannt. Doch das war nicht das schlimmste, das Schlimmste war dieser verdammte Schmerz und er wurde immer Stärker!

Er versuchte aufzuspringen und dem Verursacher der Schmerzen mit der geballten Faust ins Gesicht zu schlagen. Doch er konnte sich nicht bewegen, etwas fixierte seine Arme und Beine, während er bäuchlings auf etwas hartem lag und der Schmerz ihm schier den Atem raubte.

„Gib ihm noch etwas vom Mondblumensaft, es wird ihn gerade lange genug ruhig legen“, die tiefe Stimme die er hörte machte ihn auf seltsame Art und Weise wütend. Aber vielleicht war er gerade auch einfach auf alles und jeden wütend, er wollte nur dass dieser Schmerz verging! Jemand griff nach seinem Gesicht, zuckte jedoch sofort zurück als er instinktiv nach der Hand biss. „Meine Güte, sind alle Engel immer so wild? Der wehrt sich ja mit allem was er hat“, antwortete eine belustigte Stimme auf seine Reaktion. Dark brachte alle Kräfte auf die ihm noch irgendwie zur Verfügung standen und blickte nach oben. Direkt in die fliederfarbenen Augen seines Gegenübers, es war ein junger Elf mit so hellem Haar das es fast weiß wirkte, seine Gesichtszüge waren sanft und erinnerten Dark an eine der griechischen Skulpturen in Skyworld… sie wirkten einfach zu perfekt um echt zu sein.

„Na starr mich nicht so an, sonst werd ich ja noch ganz verlegen. Jetzt mach den Mund auf dann lässt der Schmerz nach“, witzelte der Elf und griff mit einer Hand in das dunkle Haar des Engels. Er hätte gerne etwas auf die Worte des Mannes erwidert, doch er musste feststellen das Reden schwerer war und sein Gegenüber packte die Gelegenheit direkt am Schopfe als Dark den Mund einen Spaltbreit öffnete um ihm etwas entgegen zu rufen.

Er nahm die freie Hand welche eine Schale mit einer milchigen Flüssigkeit hielt und benetzte Darks Lippen damit. „Was zum?“, seine Stimme war rau, doch das Interessierte ihn nicht. Das Zeug auf seinen Lippen brannte und schmeckte furchtbar.  Doch der Elf ließ nicht locker, zog Darks Kopf noch ein Stück nach hinten und flößte ihm die Flüssigkeit in der Schale dann ganz ein. „Nicht ausspucken, auch wenn es widerlich schmeckt“, kommentierte er die Geste und hielt Dark die Hand auf den Mund als dieser alle Anstalten machte es doch auszuspucken. „Ganz ehrlich… wenn du unbedingt die Schmerzen bei vollem Bewusstsein ertragen willst nur zu. Ich kann mir vorstellen dass es für einen Engel ziemlich unangenehm ist wenn sein Flügel mehrmals gezielt gebrochen wird damit er wieder gerade zusammen heilen kann“, der junge Elf fixierte ihn und es war eindeutig zu hören, dass er es ernst meinte und sie scheinbar tatsächlich genau dies taten. Hieß das… er wurde geheilt?

„Mr. Unverbesserlich will wohl das du ihm zeigst was ich meine, mach weiter Girudil“, der Elf seufzte und sah zu dem Heiler, seinem Meister. Dieser erwiderte den Blick seines Lehrlings und zuckte die Schultern. „Wenn er unbedingt will“, antwortete er nur mit einer tieferen Stimme, dann verzog sich sein Mund zu einem verschmitzten Grinsen, ehe er den blaugrauen Flügel packte und…

Ein Schluckgeräusch vernahm. Sein Grinsen wurde breiter als sein Lehrling die Hand wegnahm. „Halt!“, die Panik vor dem Schmerz hatte am Ende doch gesiegt und Dark gab nach. Es tat jetzt schon weh wie die Hölle… noch mehr wollte er nicht ertragen wenn er nicht unbedingt musste. Er konnte hier allem Anschein nach eh nicht weg, also lieber die Prozedur verschlafen. „Geht doch… dann warte ich ab bis du eingeschlafen bist“, bemerkte Girudil zufrieden. Er strich sich durch das schneeweiße, mittellange Haar das ihm leicht ins Gesicht fiel. Seine Haut war feucht vom Schweiß und der Hitze, die goldgrünen Augen leuchteten im Sonnenlicht.

Dark ließ den Kopf erschöpft auf den hölzernen Tisch sinken, auf dem er allen Anschein nach lag. Seine Sicht begann zu verschwimmen und der Schmerz ließ langsam immer weiter nach. Eine Schwere legte sich über ihn wie eine dicke, wollige Decke und im nächsten Moment war er eingeschlafen.„Gut… weiter geht’s“, damit packte Girudil den Flügel und begann mit der Prozedur.

 

Das nächste Mal als Dark erwachte, bemerkte er direkt etwas das ihn erleichtert aufatmen ließ, obwohl er seine Augen sogar noch geschlossen hatte. Er spürte kaum noch schmerzen… 

Sie waren noch da, aber nur noch leicht pochend und ziehend. Nicht mehr so unerträglich wie zuvor, so ließ es sich eindeutig besser aushalten. Doch er wäre nicht er, würde er nun einfach liegen bleiben und sich ausruhen. Mal davon abgesehen dass er immer noch nicht wusste wo er war.

So schlug Pittoo die rotvioletten Augen auf und blickte gegen eine hohe, hölzerne Decke die mit kleinen Mustern und Schnörkeln verziert war.

Als er eine Bewegung neben sich wahr nahm, blickte er schnell zur Seite und setzte sich etwas auf. Schmerz schoss durch seinen gebrochenen Flügel und seine Schulter verkrampfte sich. „Du bist wach… geht es dir besser?“, die Stimme war ihm bekannt und auch die Figur die an dem Bett saß in dem er lag. Sie hatte sich in einem Stuhl zurückgelehnt und ihre Beine auf der Bettkante abgelegt. „Du bists nur“, murrte Dark und zog die Beine an um sich richtig aufzusetzen. „Was heißt hier nur?“, Miriel hob eine Augenbraue in die Höhe. Der Blick mit dem er sie bedachte, war jedoch ziemlich nichtssagend und kühl. War er sauer das sie ihn ausgeknockt hatte? Nein… eigentlich nicht, es war nur ein Unfall gewesen. Doch vor ein paar hundert Jahren wäre er deswegen vielleicht sogar trotzdem in die Luft gegangen.

Als die Decke von seinem Körper rutschte, entblößte sie einen freigelegten, muskulösen Oberkörper bedeckt mit breiten Verbänden. Ein Verband zog sich von einer Seite zur anderen durch und war mit seinem gebrochenen Flügel verbunden um diesen zu fixieren. Wahrscheinlich durfte er ihn vorerst nicht bewegen.

„Wo sind meine Klamotten?“, fragte Dark dann als er einen prüfenden Blick unter die Decke warf. Gut, zumindest war er nicht ganz nackt… sondern trug Unterwäsche aus Leinen, mehr aber auch nicht. Er ließ die Decke vorerst wo sie war und überlegte sich nochmal ob er aufstehen sollte oder nicht. „Beim Schneider… sie waren komplett zerrissen. Falls du dich erinnerst, aber ich hab Wechselkleidung hier“, damit erhob sich die rothaarige Frau und ging zu einem Tisch auf dem ein Stapel Klamotten lag. Sie nahm eine Stofftunika herunter, zusammen mit einem Gürtel um sie zu halten, seinen Sandalen und dem Lorbeerkranz. Stimmt… der war auch nicht mehr auf seinem Kopf. Nicht das es was brachte, das Ding funktionierte ja eh nicht mehr.

„hier“, damit hielt sie ihm die Sachen entgegen er streckte einen Arm aus und nahm die Stofftunika und den Gürtel herunter, während Miriel die Sandalen zur Seite legte, samt dem Kranz. Dark besah sich den Stoff, er war schlicht und weiß, nicht unbedingt seine Farbe aber besser als nichts. In der Hand fühlte sich das Material bei weitem weicher und glatter an als es den Anschein hatte, es würde bequem sitzen. Er griff die Decke, sah dann aber nochmal auf und zu Miriel die immer noch da stand.

„Willst du zusehen oder was?“, gab er mit einem verschmitzten Grinsen von sich und sah mit Zufriedenheit wie sich die Augen des Engels weiteten. „Was? Nein! Wer würde das schon wollen? Ich hol das Essen“, damit drehte sie sich um und rauschte raus, schlug die Tür hinter sich zu.

„Na… das nenn ich mal Tsundere“, merkte er belustigt an, als Miriel gegangen war. Er hatte das Gefühl das die Frau wilder war als sie den Anschein machte. Ihre Reaktion schien irgendwie unterdrückt. Doch nun widmete er sich seiner Kleidung und schlug die Decke völlig zurück um die Beine über den Bettrand zu schlagen und sich darauf nieder zu lassen. Dann nahm er die Tunika und wand sie geübt um seinen Körper, bevor er den braunen Gürtel nahm und die Schichten aus Stoff damit zusammen hielt. Die Tunika war zwar lang genug, aber irgendwie vermisste er seinen Overall, wenn er in die Luft abhob würde das Teil in die Höhe sausen wie der Rock einer Frau…

Aber momentan konnte er ja eh nicht fliegen, nicht mit dem Flügel. Er blickte nach hinten und begutachtete die verbundene und fixierte Schwinge. Sie pochte unangenehm,  jedoch im Bereich des erträglichen. Dark seufzte leise, ehe er aufstand und ohne große Anstrengung in die Sandalen schlüpfte. Instinktiv streckte er sich, was einen jähen Schmerz in seiner Schwinge zur Folge hatte, den gesunderen Flügel streckte er jedoch aus und ein paar blaugraue Federn rieselten zu Boden.

„…“, wenn er so das Bett betrachtete, da lagen auch überall Federn. Entweder war es von der Behandlung oder… er kam in die Mauser. Na ganz toll, dann wurde er unausstehlich. Wie eine Frau in ihrer Periode… nur das die Mauser 3 Monate ging. Dark schüttelte den Kopf und ging rüber zu dem Tisch wo er noch etwas anderes gesehen hatte. Genau, da war er: Sein Schal war ihm wohl erhalten geblieben. Er nahm den blauen Stoff und wand ihn um seinen Hals, dann zog er das eine Ende unter dem anderen hindurch. Seine Accessoires lagen zum Glück ebenfalls hier und er zog die Armreife und Stulpen schnell an.

Der dunkle Engel sah noch einmal zum Lorbeerkranz zurück, beschloss aber das kaputte Ding liegen zu lassen, dann machte er sich auf zur Tür. Als er sie gerade öffnen wollte, klopfte es dran. „Zimmerservice, bist du angezogen?“, witzelte Miriel auf der anderen Seite. Dark antwortete ihr nicht, sondern öffnete einfach die Tür und ging einen Schritt zur Seite. Miriel machte Instinktiv einen Schritt zurück als er so plötzlich vor ihr stand, ging dann aber ohne zu zögern hinein, mit dem Tablett in der Hand.

„Hast du irgendwie deine Zunge gefressen? Du bist so wortkarg“, sie stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch ab und sah zu ihm. „Hmpf… nein. Ich rede im Allgemeinen nicht sehr viel“, merkte er an und ging dann zu dem Tablett, hob den Deckel einfach hoch um zu spähen was darunter war. Mmh, auch wenn er nicht genau sagen konnte was es war, abgesehen davon das es eine Mischung aus irgendwelchem Gemüse und einer Portion Fleisch war, roch es verdammt lecker.

„Pitronafrucht aus dem Garten und eine gute Portion Nunukma Fleisch. Einheimische Hirsche die hier im Wald leben und die wir jagen. Glaub mir, es schmeckt so gut wie es riecht und aussieht“, Miriel verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste ihn an. „PITronafrucht? Das ist n Scherz…“, Dark lupfte eine Augenbraue, nahm sich dann jedoch den Teller und das Besteck und zögerte nicht lange um sich eine ordentliche Portion zu gönnen. „Nope, die heißt wirklich so, war nicht meine Idee“, antwortete Miriel nur belustigt und nahm sich den zweiten Teller der dabei stand um ebenfalls etwas davon zu essen. Mmh, sie hatte nicht Zuviel versprochen, die Frucht hatte einen saftigen, fruchtigen Geschmack und das Fleisch war zart und zerging auf der Zunge. Im Allgemeinen war es etwas länger her dass er das letzte Mal Fleisch gegessen hatte. Viridi flippte regelrecht aus wenn sie jemanden in ihrer Mannschaft erwischte der Fleisch aß, „wir essen nicht unsere Freunde“ und son Schrott. Er war da nicht ganz so strikt, solange es kein Fleisch aus irgendeiner ekelhaften Massentierhaltung war, da verging dann auch ihm der Appetit, es war unnatürlich.

Pittoo merkte schnell wie das Essen die Energien seines Körpers wieder auffrischte. Es war Wahnsinn was so ein bisschen Nahrung bei einem Engel bewirken konnte. Er spürte regelrecht wie die kleineren Wunden verheilten und auch sein angesengter Flügel sich wieder erholte. Miriel beobachtete seine Heilung neugierig, sie fand es interessant es mal bei jemand anderem zu sehen. Ganz ohne Heilungsmagie.

Zufrieden stellte er den leeren Teller beiseite und leckte sich über die Lippen um auch das letzte bisschen Geschmack nicht zu verschwenden. „Das tat gut… Na dann, ich bin fast wieder ich selbst. Wo sind wir hier? Sei mal ein guter Gastgeber und führ mich herum“, er war wieder fit und bereit los zu legen. Er wollte wissen wie er hier herkam und vor allen Dingen wollte er wissen wie er wieder weg kam. Es gab einen Krieg zu führen und er konnte sich hier nicht auf die faule Haut legen.

„Das herumführen wirst du wohl auf später verlegen müssen. Die Dame hat ein Bad für dich eingelassen, das sollte deinem gebrochenen Flügel wieder auf die Sprünge helfen“, kam die Antwort dann jedoch nicht von Miriel. Sondern von dem junge Elfen den er vorhin bei der Behandlung gesehen hatte. Dark sah den weißhaarigen Gesellen finster an, auf einen Schlag überkam ihn Wut wenn er an die Behandlung dachte. „Was? Immer noch sauer wegen vorhin? Du bist aber ein ganz nachtragendes Federv…!“, er wurde mitten im Satz unterbrochen als Dark mit einem kräftigen Satz auf ihn zusprang und der Elf gerade in der letzten Sekunde dem Tritt ausweichen konnte.

„Holla… der ist ja wilder als du Miriel!“, kommentierte der Elf den Tritt des Engels, musste sich dann aber auch schon auf die Attacken konzentrieren die ihm dieser zuwarf. Er fing Tritte und Schläge mit seinen Armen ab, wurde aber nach hinten weg gedrängt.

„Pito! Hör auf damit! Lass Iktra in Ruhe!“, rief Miriel dem schwarzen Engel zu, dieser hielt in seinen Attacken inne und fixierte sie. „Wie hast du mich gerade genannt!?“, verdammt, er war am kochen, sie gingen ihm alle auf den Geist! Jetzt war Schluss mit nett sein! Er ließ von dem Elfen ab und ging auf Miriel zu, diese brachte sich direkt in eine Abwehrende Pose die ihm zeigte, das sie kämpfen gewohnt war. Oh… das konnte Interessant werden.

Doch plötzlich wanderte ihr Blick an ihm vorbei nach hinten. Als Dark seinen Blick ihrem folgen ließ, sah er nur noch etwas hell aufleuchten, dann hob es ihn von den Füßen und schlug ihn mit voller Wucht in die nächste Wand. „Urg!“, er versuchte wieder aufzustehen und zu sehen was passiert war, doch dann merkte er das er sich nicht mehr bewegen konnte und plötzlich tauchte der Kopf eines goldenen Drachen vor ihm auf, Rauch quoll aus seinen Nüstern. Der Blick aus seinen stechend gelben Augen war auf alles gefasst und Pittoo merkte jetzt erst das er von dem Tier eingewickelt war und es ihn fixierte.

„Das hier ist ein Krankenhaus! Wenn ihr kämpfen wollt tut das draußen! Und du Kleiner…“, plötzlich stand ein anderer Elf in der Tür, es war der Arzt Girudil. Der Drache löste sich von Dark Pit als sein Meister näher kam und wand sich in der Luft bis er sich wieder um die Schultern seines Meisters legte und Dark Pit genauso finster ansah wie der Elf. Dark erwiderte den Blick selbst aus funkelnden Augen.

„So dankst du es also dass wir dich geheilt haben?“, der Elf war schneller als es Dark für möglich gehalten hätte und schon packte er ihn am Kragen seiner Tunika durch den Schal hindurch und hob ihn fast von den Füßen, obwohl er kleiner war! „Noch einmal so eine Aktion in meinen vier Wänden und ich schwöre dir, ich rupf dich wie eine Weihnachtsgans“, sein Blick aus den stechenden grüngoldenen Augen ließ sogar Dark frösteln.

„Und jetzt raus hier… ihr alle beide! Ich will eure Visagen nicht mehr sehen!“, damit sah er von Dark zu Miriel und ließ den Engel los, aber nicht um ihn noch einmal von sich weg zu stoßen. Dark rang mit dem Impuls dem Elf eine rein zu hauen. Jedoch hielt er sich zurück, etwas war seltsam an dem Mann… seine Ausstrahlung war tödlich. Nicht bösartig oder gefährlich einfach… tödlich. Es war so ein seltsames Gefühl, das Dark dem Impuls nicht nachgeben wollte oder irgendetwas Unüberlegtes tat.

Nein, er stand einfach nur auf, strich seine Tunika glatt und rauschte dann an den beiden Elfen vorbei aus dem Raum. „Girudil… war das Nötig?“, Miriel sah den Arzt an, der sie nur kalt Musterte. Sie fühlte sich unwohl, er hatte ihr schon so oft geholfen, doch sie wusste dass er sie nicht unbedingt mochte und nur seine Arbeit tat. Er war einer der wenigen Waldelfen in diesem Dorf die sie ablehnten aufgrund ihres Fluches und nun war noch ein Engel mit schwarzen Schwingen aufgetaucht.

„Geh jetzt… und wag es nicht mir noch einmal einen Schatten ins Haus zu bringen“, war das Einzige was er zu ihr sagte, ehe er den Raum verließ.

„Tz… er ist kein Schatten“, murrte Miriel. „Was ist er dann? Er ist eindeutig kein normales Lebewesen, er ist eine Kopie selbst seine Magie ist nicht seine Eigene…“, Iktra ging auf sie zu und sah sie ernst an. „Fang du jetzt nicht auch noch an! Er wurde vom Spiegel der Wahrheit erschaffen, er ist eine finstere Kopie des stärksten Engels in Skyworld! Aber der Spiegel wurde zerbrochen bevor er fertig gestellt wurde, Pito hat eine Seele und ist kein Schatten!“, rief sie dem Elf zu, dieser hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut, ich wollte deinen Freund nicht beleidigen“, gab der Weißhaarige dann nach. Miriel merkte dass sie sich mit geballten Fäusten vor ihm aufgebaut hatte und trat schnell ein paar Schritte zurück und lockerte ihre Hände. „Entschuldige…“, murmelte sie, ein Schleier lag über ihren Augen.

„Schon okay… der Fluch macht dir wieder zu schaffen nicht? Ich bin dir nicht böse, nicht mal wen du mich windelweich schlägst“, meinte Iktra dann grinsend und Miriel funkelte ihn an. „Idiot!“, rief sie empört, doch dann wandelte sich ihre Miene zu einem Lächeln und sie musste leicht lachen. „Du bist so dämlich, wie konntest du den Platz als Anwärter bei Girudil bekommen?“, sie schüttelte nur leicht den Kopf, was Iktra breiter grinsen ließ.

„Mit meinem guten Aussehen und meiner Intelligenz“, antwortete er ihr verschmitzt. „Oh Gott… ich bin raus, wer weiß ob das ansteckend ist“, witzelte Miriel und verdrehte die Augen, dann ging sie an Iktra vorbei und verließ das Zimmer. „Sehen uns“, sie wunk ihm noch einmal und er tat es ihr gleich, dann verschwand sie auf den Flur.

„Was ist ein Schatten?“, Miriel erschrak sich bei der plötzlichen Frage von der Seite und sah zu Dark der mit verschränktem Armen im Flur, an der Wand gelehnt stand und sie ansah. Er schien immer noch stinksauer und kochte vor unterdrückter Wut. Wahrscheinlich war es nicht besser geworden als er sie über ihn reden hörte.

„Schatten nennen wir Wesen wie dich. Wesen die durch die Finsternis im Herzen eines anderen Entstanden sind. Aber eigentlich sind sie willenlose Kreaturen nur darauf aus anderen Schmerzen zuzufügen und Leben auf grausame Art und Weise zu beenden. Doch normalerweise können solche Wesen nur erschaffen werden wenn der Träger eine große Finsternis im Herzen trägt“, antwortete sie ihm und erklärte ihm dann was damit gemeint war. Sie blieb jedoch nicht stehen sondern ging weiter, wodurch Dark gezwungen war sich von der Wand zu lösen und ihr zu folgen.

„Außer es ist durch den Spiegel hm?“, Darks Stimme war finster, nicht einfach nur tief oder wütend, sondern wirklich finster. Miriel blickte nach hinten und sah den Engel an, während sie weiter nach draußen ging. „Es ist über 300 Jahre her Pito…  macht dir das immer noch zu schaffen?“, sie wollte weitergehen als er plötzlich stehen blieb. Überrascht tat sie es ihm gleich und drehte sich um. „Nenn mich noch einmal so… vorhin hast du mich auch nicht so genannt“, nun war sein Blick genauso finster wie seine Stimme. Miriel hingegen zuckte nur die Schultern. „Stell dich nicht so an… mir kam es einfach so. Ist es nicht komisch dich die ganze Zeit Dark zu nennen? Das klingt fast schon eher wie ein Titel. Pit ist auch nicht drin, das ist sowieso schon chaotisch genug und Pittoo find wir beide scheiße. Also Pito… es klingt doch wie ein ganz normaler Name oder?“, sie sah ihn ruhig an. Seine Art mit ihrer zu kontern würde hier nur in einer Explosion enden.

Doch… er schien da so noch gar nicht drüber nachgedacht zu haben. „Hm… ich mag es trotzdem nicht, ich mag keine Spitznamen. Dark ist mir am liebsten, aber wenn du es nicht lassen kannst… stimmt schon, es ist besser als Pittoo oder gar Pittooey… Gott ich kotz im Strahl“, er schüttelte den Kopf und atmete tief durch, dann setzte er einen Fuß vor den anderen und sie gingen weiter.

„Bring mich zu der heißen Quelle, ich denke das kann ich jetzt gebrauchen“  er musste den Kopf wieder frei kriegen. Momentan fühlte er sich als würde er bei allem was man ihm entgegen warf in die Luft gehen. Tja, es war nicht leicht eine finstere Kopie zu sein.

Doch… Miri schien es auch nicht leichter zu haben… wenn er das richtig verstanden hatte was vorhin abgegangen war. Sie war eben richtig wütend und aggressiv geworden, war ja schon fast schmeichelhaft das es wegen ihm war, aber es schien nicht so als wäre das ihr echter Charakter sondern die Auswirkungen des Fluchs.

„Sag, wie wirkt der Fluch? Er ist versiegelt aber scheint trotzdem Macht über dich zu haben?“ Dark sah sie neugierig an, merkte aber sofort dass sie seinem Blick auswich. Sie schien nicht unbedingt darüber reden zu wollen.

„Der Fluch… er macht mich manchmal… wütend, unglaublich wütend oder traurig… ich werde aggressiv und bösartig, habe das Verlangen Blut zu vergießen und… zu töten. Und manchmal stehe ich neben mir, bin nicht mehr ich selbst als würde ich in einen Abgrund fallen. Stell es dir einfach so vor, das viele negative Gefühle die ich eigentlich normal empfinden sollte um ein vielfaches verstärkt werden. Doch meist Reicht es mich irgendwie darauf aufmerksam zu machen und ich kann es wieder kontrollieren“, rückte sie dann doch heraus und antwortete ihm.

„Hm, hört sich für mich seltsam bekannt an…“, tatsächlich ging es ihm oftmals nicht anders. Dark hatte sich in vielen Situationen nicht unter Kontrolle. Wie man vorhin gesehen hatte. Er nahm Dinge schnell persönlich und reagierte darauf extrem aggressiv. Vor allem dann wenn es ihm sowieso nicht so gut ging. Dinge wie die Mauser oder verletzt zu sein stärkten dieses Verhalten. Vorhin war er nicht so unausstehlich gewesen, das wusste er… aber er vermutete dass er da einfach noch zu übermannt war von all den Eindrücken und es hatte nichts gegeben das ihn wütend gemacht hatte.

„Irgendwie… sind wir uns ziemlich ähnlich. Die weibliche beziehungsweise männliche Version des anderen“, fuhr Pito dann fort und konnte ein schmunzeln nicht verhindern. Das war schon irgendwie… ja was? Lustig? Vielleicht ein bisschen.

„Was soll das den jetzt bedeuten?“, sie sah ihn skeptisch an und bemerkte sein Schmunzeln. „Jaja, wir sind alle eine schrecklich, nette Familie was? Wenn Pit noch hier wäre, wären wir ein Drillings Gespann was Brüderchen?“, erwiderte sie dann auf seinen Gesichtsausdruck. Pito sah sie etwas verdutzt an und musste dann anfangen zu lachen.

„Ohje bitte nicht… wir wären die Hauptattraktion in jedem Zirkus“,  sein Lachen war herzhaft und Miriel musste daraufhin lächeln. So war es schon besser, negative Gefühle ließen sich am besten mit positiven Bekämpfen, denn sie waren stärker.

„Na komm jetzt oder das Wasser wird kalt“, damit griff sie nach seinem Arm und zog den überraschten Engel einfach mit sich mit, als sie in einen Laufschritt verfiel. 

Eine steinige Zukunft

Für eine kurze Zeit kehrte wieder Ruhe in An’sha ein. Und zwar als Dark Pit ein entspannendes Bad in der heißen Quelle nahm. Miriel gönnte sich derweil ein bisschen Entspannung unten am Flussufer und ließ die nackten Beine im Wasser treiben. Es war schön kühl und erfrischend, der Tag war ziemlich stressig, aber noch nicht vorbei. Lange würde sie hier nicht Faulenzen können, es gab noch Arbeit zu erledigen beim Hof. Jedoch hatte ihre Mutter ihr die Verantwortung über Pito übertragen, so saß sie hier und wartete darauf dass der Engel sein Bad beendete.

Wie es wohl weiter ging? Sie hatte das Gefühl das sie nun an einem Wendepunkt ihres Lebens angelangt war. Es würde nicht mehr wie vorher sein, sie würde wieder in die Welt hinaus müssen. Miriel schauderte es bei dem Gedanken, wenn es etwas gab das ihr irgendwie Angst einjagen konnte, dann war es der Gedanke wieder unter die anderen Völker zu müssen.

Sie hatte nun so lange bei den Waldelfen gelebt und war ein Teil von ihnen geworden, sie waren ein scheues Volk und so hatte Miriel sich nur noch selten mit den abwertenden Blicken und dem Getuschel von Fremden rumschlagen müssen. War sie zu verwöhnt worden? Dass sie nun Angst davor hatte wieder in die alte Hölle geschmissen zu werden, schien es zu bestätigen.

Miriel sah auf, als sie etwas silbernes im Flusslauf glitzern sah. Erst war es nur ein Rücken mit silbernen Schuppen, dann tauchten immer mehr im Fluss auf. Sie glitzerten in der Sonne wie Edelsteine, Us‘a die heiligen Fische des Waldes. Sie lebten hier unbehelligt, niemand durfte sie fangen und ihnen Schaden zufügen. In einer Legende stand geschrieben, das die heiligen Fische das Wasser reinigten und das der Fluss, samt dem Land durch den er floss, in dem Us’a wohnten vom Glück geküsst sei. Die Waldelfen waren sich sicher das sie den riesigen, dichten Hain der so voller Leben war den Us’a und dem heiligen Fluss verdankten.

Miriel nahm ihre Füße aus dem Wasser als die Fische vorbei schwammen und beobachtete sie stumm. Bald begab sie sich dann zurück zu ihren Sachen und zog Schuhe und Stulpen wieder an. Langsam müsste das Bad vorüber sein, wenn es so gut gewirkt hatte wie sie hoffte, dürfte es sogar seinem Flügel wieder besser gehen. Jedoch hieß es dann immer noch strengstes Flugverbot bis die Wunden komplett verheilt waren.  

So drehte Miriel sich herum und stieg die kurze hölzerne Treppe hinauf, der Weg der sich vor ihr erstreckte führte sie zurück zur Therme.  Sie war am anderen Ende des Dorfes als dort wo sie angekommen waren, wenn sie weiter dem Fluss folgte, würde er im Wasserfall enden. Doch Miriel hatte nur die Therme als Ziel und so lief sie über die Planken bis sie das Haus erreichte.

Die warme Luft schlug ihr entgegen als sie durch die Rundbögen hinein ging. Sie musst nicht sehr weit hinein, bis sie Fuh’r wieder an der Wand gelehnt vorfand. Nicht derselben Wand verstand sich. Der Elf sah auf als er sie kommen hörte. „So sieht man sich wieder“, meinte er mit einem sanften Lächeln. „Du willst sicher den Engel abholen, er ist gerade fertig geworden, warte noch einen Moment“, wie als hätte Dark es gehört, kam er Schwarzhaarige gerade unter einem der Bögen heraus. Er hatte die weiße Stofftunika wieder um, doch seine Haut dampfte noch leicht und Wasser tropfte von seinen Haarspritzen, was davon zeugte dass er tatsächlich eben erst das Bad verlassen hatte.

Was ihr auffiel, war jedoch die Tatsache dass die Verbände weg waren, selbst der um seinen gebrochenen Flügel. Die Schwinge hing nicht mehr leblos herab wie zuvor, jedoch hatte er sie enger an den Körper angelegt als seine andere. „Scheint so als hätte es Erfolg gezeigt“, sprach sie ihn dann an, als er die beiden Elfen bemerkte. Auf ihre Worte hin nickte er und kam auf sie zu.

„Ziemlich gut sogar… nicht mehr lange und ich kann wieder fliegen“, er strich mit einer Hand durch die dunklen Federn, dann packte er den unteren Teil der Schwinge und zog sie auseinander wie man den Flügel eines Vogels ausstreckte. „Das geht auch wieder“, als er sie losließ, klappte sie sich jedoch wieder zusammen. Es würde wohl noch etwas Zeit brauchen bis er die Schwinge normal bewegen konnte doch die Knochen schienen gut zu verheilen.

„Übertreib es nur nicht“, warnte sie ihn. Wenn er sich überanstrengte würde er sich nur wieder verletzen. Doch sie konnte verstehen dass er gerne so schnell wie möglich wieder der Alte sein würde. „Jaja“, antwortete er ihr nur, etwas genervt davon dass sie ihn bemutterte. Es ließ sie nur leicht schmunzeln.

„Wenn du fertig bist, dann können wir zu meiner Mutter zurückkehren, es gibt einiges zu besprechen“, merkte Miriel an und bekam direkt die Antwort: „Bin ich, lass uns gehen“. Damit setzten sich die beiden Engel in Bewegung und überquerten die Brücke die über den Wasserfall führte, bis sie die andere Seite erreichten.

Miriel führte sie nun den Pfad hinauf in die Bäume. Der Anstieg war gar nicht als solcher zu spüren, der Weg war so raffiniert angelegt das er sich angenehm nach oben wand wie eine Schlange. Immer wieder spaltete er sich ab um in andere Teile des Dorfes zu laufen, welches in verschiedenen Ebenen gebaut war. Unten lag es am Felsen an, oben breitete es sich auf dem Land aus und dann gab es mehrere Etagen die sich in verschiedenen Höhen in die Bäume bauten. Diese Etagen waren mit Brücken und Wegen spielerisch verbunden. Manchmal liefen sie sogar nur über dicke Äste die als Wegersatz fungierten.

Erst liefen sie ein Stück nach oben, doch dann wand sich der Weg auf der anderen Seite wieder nach unten bis sie bei einem Haus am Rande des Dorfes ankamen, es war eines der größten Wohnhäuser und ein großer, gepflegter Garten umrahmte es. An sich schon wunderschön anzusehen, doch atemberaubend war die Tatsache das sie immer noch oben in den Bäumen waren und nicht unten auf dem Boden wo es mehr Platz gab. Doch nach Platzmangel sah es hier oben auch nicht aus, die Häuser waren so raffiniert in die Bäume gebaut das dicke, verschlungene Äste viel Platz zum bauen boten.

Neben dem Haus führte ein schmalerer Weg nach unten und am Boden konnte man eine große, verzierte Scheune entdecken an die große Weiden grenzten auf denen wunderschöne, schneeweise Hirsche und Rehe in riesigen Herden grasten oder sich im Schatten der Bäume ausruhten. Hier mussten sie sich keine Sorgen um Feinde machen und konnten ein entspanntes Leben führen.

Die Rehe waren kräftige aber grazile Tiere, ihre Köpfe waren gedrungener und wirkten ein wenig wie die von Füchsen, sie besaßen sogar ähnliche Ohren. Der lange Hals war von von leuchtend weißem Fell bedeckt, das länger war als am Rest ihres Körpers. Die Hirsche jedoch besaßen eine dicke, flauschige Mähne anstelle des längeren Fells, das was einem aber am ehesten ins Auge stach waren die riesigen, grünlich gefärbten Geweihe die sich wie Äste über die gesamte Körperlänge erstreckte. „Das sind Nunukma“, erklärte Miriel dem jungen Mann. Dark Pit hatte neugierig zu den Hirschen gesehen. „Gehören sie euch?“, er schloss darauf, da die Scheune an ihr Haus grenzte, genauso wie die riesigen Weiden.

„Ja, Shaoha, meine Mutter, züchtet sie. Jedoch sind sie nicht Hauptsächlich zum Verzehr gedacht, meistens Jagen wir Wild aus dem Wald, sie geben uns auch Wolle für die Art von Kleidung die du gerade trägst. Außerdem wird der Boden fruchtbar dort wo Nunukmas grasen, sie pflegen also eine Art Kräutergarten für uns. Vieles davon Essen sie selbst, aber das ist auch ihr Recht und wir nehmen uns das was an Überschuss wächst“.

Miriel schien sichtlich Spaß zu haben das zu erzählen, sie war stolz auf diese große Zucht und nach all den Jahren waren ihr die Tiere sehr ans Herz gewachsen, sie hatte vielen von ihnen selbst auf die Welt geholfen. Dark schmunzelte nur belustigt, dann ging er weiter durch den großen Garten auf das Haus zu.

Miriel blieb kurz stehen und wusste nicht ob sie aufgrund seines Desinteresse sauer sein oder es einfach hinnehmen sollte. Am Ende seufzte sie und gab nach, dann folgte sie ihm zum Haus. Dark blieb kurz stehen um das Gebäude zu betrachten dann ging er zur Tür und… trat einfach ein!

„He das ist unhöflich!“, dieser Engel! Wie konnte jemand so dreist sein!? Miriel sah ihm ungläubig an als er in der Tür stehen blieb und zu ihr sah. „Was? Es ist doch dein Haus“, er schien sich tatsächlich nicht im entferntesten Gedanken darüber zu machen. „Ja, aber trotzdem. Warte wenigstens auf mich“, sie holte zu ihm auf und betrat das Haus, dann folgte er ihr einfach hinein. „Du stellst dich an“, murrte er nur genervt, legte die Arme hinter den Kopf und sah sie aus den Augenwinkeln an, während er ein Auge leicht geschlossen hatte. Eine durch und durch entspannte Haltung. Machte ihm das hier Spaß? Sie konnte nur den Kopf schütteln, erwischte sich dann aber dabei wie sie doch Grinsen musste.

„Von Engeln würde man mehr Anstand erwarten. Nimm das nicht auch noch einfach so hin Miriel“, als die Stimme ihrer Zieh-Mutter erscholl zuckte Miriel zusammen. Natürlich hatte sie das mitbekommen, sie bekam alles mit. „Ich hab es nicht einfach so hingenommen“, murrte sie und sah ihrer Mutter in die Augen. Kein einfaches Unterfangen den diese waren von einem so hellen, leuchtenden Blau das sie hier im schattigen Haus regelrecht leuchteten.

Doch ihre Mutter seufzte nur, murmelte etwas von: „Was hab ich in der Erziehung falsch gemacht?“, drehte sich um und ging zurück in den Wohnbereich. Das Haus war groß mit einer hohen, verzierten Decke, ähnlich dem Stil den man überall im Dorf antraf. Die Fenster waren ebenfalls hoch und ließen viel Licht einfallen. Mittlerweile stand die Sonne aber schon so weit am Himmel, dass sich lange Schatten durch das Haus zogen und das orangefarbene Licht nur noch die Bereiche direkt am Fenster erhellte. Bald würden die kleinen Lampen angehen die überall in der Luft schwebten. Darin befand sich eingeschlossene Lichtmagie welche die Anwohner des Hauses bei Bedarf aktivierten.

Miriel und Dark folgten der älteren Frau in den Wohnbereich der mit einem dicken, weißen Teppich ausgelegt war. Wunderschöne Holzmöbel standen an den Wänden und die Mitte zierte ein verschnörkelter Tisch aus dunklem Holz, umgeben von Sesseln und einem Sofa, welche von dem gleichen Fell wie der Teppich bezogen waren. Nunukma Fell wie eindeutig zu erkennen war und sie waren ebenso weich wie sie aussahen.

„Kommt her. Wir haben ein paar Dinge zu besprechen was euer weiteres Vorgehen angeht“, Shaoha ließ sich auf einem der weißen Sessel nieder und sah die beiden Engel ernst an. Dann wies sie auf die Couch neben sich, dass sie Platz nehmen sollten. Miriel folgte der Anweisung und ließ sich auf der Couch nieder, Dark tat das gleiche neben ihr.

Bevor die alte Frau das Wort ergriff, nahm sie die Teekanne welche auf dem Tisch stand und begann sich und den beiden Engeln eine Tasse Tee einzuschenken. Dann führte sie die Tasse an die Lippen und nahm einen Schluck.

Miriel nahm ihre in die Hände und wärmte sich am der dampfenden Flüssigkeit jedoch ohne etwas zu trinken. „Was ist da draußen eigentlich passiert? Als der Himmel sich rot färbte war das ganze Dorf in Aufruhr“, Shaoha sah zu ihnen und stellte die Tasse wieder sanft auf dem Tisch ab. Miriel ließ den Blick zu ihrem Tee wandern und beobachtete wie sich kleine Fäden aus Dampf davon erhoben.

„Ich weiß auch nicht genau was passiert ist. Aber allem Anschein nach hat sich ein Portal nach Andrakha geöffnet und Pito ist hindurch gefallen. Genaueres weißt du auch nicht oder kannst du dich wieder erinnern?“, sie sah zu dem dunklen Engel der nachdenklich die Arme verschränkte und sich etwas nach hinten ins Fell sinken ließ. 

„Nicht viel… ich weiß nur noch das Viridi eine Nullbombe abgefeuert hat… das ist eine Götterwaffe die man gezielt zur Auslöschung einer einzelnen Rasse benutzen kann. Als sie explodierte… war… nur noch schwärze…“, er zögerte und zog die Augenbrauen leicht zusammen. „Doch… da war noch etwas. Kurz bevor die Bombe explodiert ist, hat mich einer dieser Schatten angegriffen und am Gesicht erwischt… danach wurde mir schwarz vor Augen. Das nächste an das ich mich erinnere ist wie ich hier zu mir kam“.

„Du hattest auch dieses schwarze Zeug in deinem Gesicht… ich konnte es mit Lichtmagie vernichten und direkt danach bist du aufgewacht. Vielleicht hat es dich irgendwie beeinflusst? Shaoha, kann so eine Nullbombe ausreichen um ein Portal aufzureißen? Normalerweise braucht man dafür doch die Kraft von Göttern“, Miriel sah wieder zu ihrer Mutter die nachdenklich wirkte.

„Ob so etwas ausreicht… ich weiß es nicht. Aus Erfahrung würde ich sagen nein, es ist nicht mächtig genug um einen Riss zwischen den Welten zu erzeugen“, Shaoha schüttelte den Kopf, doch dann fiel Dark ihr ins Wort.

„Doch es gibt Waffen die einen Riss erzeugen können… oder zumindest ihn offenhalten können. Der Streitwagen des Blitzes konnte verhindern dass sich der Riss zum Chaosstrudel schließt. Aber geöffnet hat ihn der Chaos-König. Heißt das, dass etwas den Riss geöffnet hat und die Nullbombe ihn vielleicht vergrößert haben könnte? Doch… wer würde überhaupt einen Riss nach Andrakha öffnen?“, und wie stand das alles in Zusammenhang?

„Irgendeiner wird immer einen Grund finden. Doch wir wissen zu wenig, die Bombe kann den Riss nicht geöffnet haben wie du selbst schon geschlussfolgert hast“, Shaoha hielt inne und sah Dark und Miriel ernst an. „Ihr habt von Schatten und einem schwarzen Material gesprochen? Was geht in eurer Welt vor?“, fragte sie nun, vielleicht gab es wirklich einen Zusammenhang zwischen dem Riss und dem was Skyworld, die Erde und die Unterwelt befiel.

„Vor ein paar Wochen ist eine schwarze Materie aufgetaucht. Innerhalb kürzester Zeit hat sie ganze Teile der drei Welten verschlungen. Wer von der Masse berührt wird, verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in einen Schatten, sofern er nicht vorher geheilt wird. Zuerst war es nur diese schwarze Masse, doch je mehr vom Reich eingenommen wurde, desto mehr Schatten entwickelten sich und die 3 Reiche haben sich zusammen geschlossen um die Masse zurück zu drängen.

Jedoch… haben wir bisher keinen Weg gefunden sie zu verdrängen. Das einzige was irgendwie Wirkung zeigt sind Lichtangriffe. Jedoch sind die Truppen von Skyworld nicht stark genug und sonst wirkt nichts“, erklärte Dark dann die Situation.

„Verstehe… vor ein paar Wochen… wie lange genau?“, Shaoha sah plötzlich sehr  in Gedanken versunken aus und als würde sie etwas ahnen. Die Waldelfe war alt und sehr weise, hatte sie aus den wenigen Informationen schon Rückschlüsse gezogen? Dark sah sie verwundert an, dann versuchte er sich daran zu erinnern wann das Zeug aufgetaucht war.

„Circa… 5 Wochen und… 3 Tage wenn ich mich recht erinnere“, antwortete er dann auf die Frage der alten Elfe und Miriel zog plötzlich scharf die Luft an. „Das… kann nicht sein“, ihre Stimme klang plötzlich schwach und Dark sah sie verwundert an. „Was ist los?“

Shaoha seufzte tief. „Vielleicht interpretieren wir zu viel hinein aber… genau an dem Tag als diese Materie bei euch aufgetaucht ist… wenn wir an diesem Tag 200 Jahre in die Vergangenheit reisen, dann würden wir an dem Tag ankommen bei dem Miriels Fluch komplett ausgebrochen ist. Sie…“, doch bevor Shaoha weitersprechen konnte, erschall ein lautes, helles Klirren. Miriel hatte die Teetasse auf dem Tisch zerschlagen und funkelte die Elfe wutentbrannt an. „Kein Wort mehr! Es ist wieder alles meine Schuld nicht!? Ich hab es schon gespürt als ich dieses scheiß Zeug angefasst hab, diese dunkle Energie sie kam mir so vertraut vor! Ich halt das alles nicht mehr aus!“, sie sprang auf, schob den Tisch dabei zur Seite und rannte aus dem Zimmer heraus.

„Miriel!“, ihre Mutter rief ihr nach, doch der Engel reagierte nicht so hörten sie nur noch wie die Tür heftig zugeschlagen wurde.  „Was zur Hölle war das jetzt?“, Dark fühlte sich gerade ein wenig wie im falschen Film. Wieso zur Hölle war sie so ausgetickt? Er wollte aufstehen, doch Shaoha hielt ihn auf indem sie im kurz die Hand auf den Arm legte.

„Bleib, lass sie alleine das ist besser so. Wenn du ihr jetzt folgst kann es sein das sie dich verletzt und das würde sie nur noch verrückter machen. Trotz des Siegels wütet der Fluch sehr stark in ihr und sie kann ihn nicht kontrollieren. Das einzige was sie rettet ist das sie ihre Magie nicht mehr entfalten kann. Wenn sie sich beruhigt wird sie zurückkommen“, erklärte die alte Frau dem Engel und dieser ließ sich wieder auf die Couch sinken.

„Das kann ja was werden… aber wieso hat sie so reagiert? Was ist damals geschehen? Sag es mir. Wir haben sie nach Andrakha geschickt weil wir dachten es würde ihr helfen und …“, er stoppte als er den Blick der Elfe sah. „Ihr habt sie nicht hierher geschickt um ihr zu helfen… ihr wolltet einzig und allein eure Welt retten und habt sie deswegen in eine Welt geworfen die ihr kaum kennt und euch war es egal was mit dieser Welt geschieht wenn ihr Fluch ausbricht.“

Die Stimme der Elfe war scharf und ihr Blick von Kälte und Hass durchzogen. Doch dann schloss sie kurz die Augen und als sie sie wieder öffnete, hatte sie sich beruhigt. „Andrakha… ist eine Welt ohne Götter. Das Einzige was uns Schutz bietet sind unsere Legenden und Mythen. Jedes Volk hier lebt nach seinem eigenen Mythos. Und… ihr habt einen verfluchten Engel mit einer sehr dunklen Legende hierher verfrachtet. Weißt du was das bedeutet? In dem Moment wo sie Fuß auf diese Erde gesetzt hatte, war sie Freiwild. Die Legende die an ihrem Blut haftet ist eine Gefahr für alle Völker in Andrakha. Sie wurde gejagd, verfolgt, gefoltert und musste jeden Tag aufs Neue um ihr Leben kämpfen. Es gab Tage… da hatte sie gehofft jemand würde ihr ein Ende setzen, ihr und diesem ganzen Fluch. Doch… der Fluch ließ sie nicht sterben, egal wie sehr sie es wollte. Sie konnte sich nicht töten und sie konnte sich auch nicht töten lassen.

Vor 200 Jahren geschah dann das, wovor sich ganz Andrakha fürchtete. Das Dämonenvolk hatte sie in die Enge getrieben und war kurz davor ihr Leben endgültig auszulöschen. Einer solchen Gefahr ausgesetzt übernahm der Fluch die Oberhand. Miriel verwandelte sich in ein Monster. Ein Schattendrache, ein so mächtiger seiner Art wie ihn hier noch nie jemand gesehen hatte.

Sie verwüstete das halbe Reich des Dämonenvolkes und brach aus deren Territorium aus. Überall wo sie Fuß setzte vernichtete sie ganze Landstriche und rottete Völker aus. Selbst 200 Jahre danach hat sich Andrakha noch nicht vollständig von diesem Übergriff erholt. Um diese Welt zu retten taten die Völker etwas, das zuvor noch nie geschehen war. Wir schlossen uns alle zusammen.

Die magiebegabtesten Völker arbeiteten an einem Zauber, einem Siegel und die Elfen förderten die Idee dahinter. Wir Elfen sind eigentlich ein friedfertiges Volk, aber trotzdem gehören wir zu den Völkern die über mächtige Magie verfügen.

Viele Völker wollten ihren Tod und schrien nach Gerechtigkeit. Doch wir entschieden uns für ein Siegel, wir wollten ihr ihre wahre Form wieder geben denn… der Tod ist nicht endgültig und wir hatten Angst vor dem was passieren könnte wenn wir ihren Körper töteten, aber es nicht schafften auch ihre Seele zu vernichten.

Nachdem wir das Siegel fertig hatten, arbeiteten alle Völker zusammen um den Drachen fest zu setzen. Viele gaben bei dem Unterfangen ihr Leben, doch als wir es schafften ihn in den magischen Kreis zu sperren, konnten wir sie in das zurückverwandeln was du heute siehst. Ihre Magie wird durch die Siegel in ihren Handgelenken blockiert und die Ketten verhindern dass das Siegel bricht.

Wir Elfen nahmen sie danach unter unseren Schutz und nun lebt sie seit 200 Jahren hier bei uns Waldelfen. Der abgeschottetesten aller Elfenrassen. Sie hat diesen Wald seitdem nie wieder verlassen… ich weiß auch nicht wie die anderen Völker auf sie reagieren würden, würde sie es tun.“

Damit endete Shaoha ihre lange Erklärung. Dark ließ sich nach hinten fallen und sah an die Decke. „Also… sind wir Schuld an dem was passiert ist. Nicht nur wir… die Götter. Wieder einmal… die Götter“, Dark seufzte. Wie er es hasste, wie er es hasste das Götter handelten ohne über die Konsequenzen nach zu denken. Ihnen war es nur wichtig ihr eigenes Reich zu beschützen, alles was auch nur ansatzweise eine Gefahr darstellte wurde entweder vernichtet oder verbannt.

Sie hatten Miriel in diese Hölle geschickt ohne auch nur zu ahnen wie diese Welt hier tickte und was sie damit anrichten würden… wäre Miriel bei ihnen in Skyworld geblieben, dann wäre das alles vielleicht nie so passiert. Sie hätten nur aufpassen müssen, dass sie nicht in Gefahr geriet und das Siegel dadurch brach.

„Aber was hat das alles mit ihr zu tun? Soll das heißen, das der Fluch diese Schwärze geweckt hat und das sie genau 200 Jahre gebraucht hat um zu erwachen?“ Dark sah die Elfe mit skeptischem Blick an. War das nicht zu weit her geholt?

„Deswegen hoffe ich dass wir zu viel hinein interpretieren. Aber es ist schon ein komischer Zufall das genau 200 Jahre verstrichen sind. Eine solche Zahl kann viel Kraft in sich bergen.

Doch… selbst wenn wir wissen wodurch die Schwärze entstand, hilft das eurem Problem nicht. Deswegen wollte ich dass du hier bleibst. Ich muss mit dir darüber reden wie du weiter vorgehst. Du musst zurück in deine Welt und… Miriel ebenfalls. Sie gehört nicht hier her.“, Shaoha sah ihn wieder ernst an. Dark zögerte und dachte nach, doch dann nickte er.

Ja, sie hatten sie 300 Jahre lang verbannt, ihre Kräfte waren versiegelt und sie selbst war somit keine Gefahr mehr, diese Schwärze war nicht ihre Schuld. Es wurde Zeit das die Götter Verantwortung trugen und den Fehler wieder gutmachten und ihr zumindest ein angenehmes Leben ermöglichten. Miriel würde nicht ewig hier abgeschottet von allem und gehasst von jedem Leben können.

„Okay… also kommt sie mit. Aber wie schaffen wir es zurück in unsere Welt und… wie können wir diese Schwärze vernichten?“, stimmte er dann zu und stellte ihr direkt die nächsten Fragen.

„Ihr müsst selbst herausfinden wie ihr euer Problem lösen könnt. Jedoch… vielleicht wirst du hier Mittel und Wege finden wie du eurem Volk helfen kannst. Lichtmagie scheint der natürliche Feind der Materie zu sein, es gibt diese Art von Magie in eurer Welt nicht, dort beherrschen sie wenn nur die Götter oder gewisse Waffen. Jedoch hier in unserer Welt gibt es alle möglichen Arten von Magie. Lichtmagie, Schattenmagie, Elementarmagie, Magie von Raum und Zeit, Heilungsmagie. Alles was das Herz begehrt. Wenn ihr also Lichtmagie lernt, dann könnt ihr sie mit in eure Welt nehmen und dort einsetzen, jedoch ist das euch überlassen.

Aber die Sache mit dem zurückkommen ist schwer. Wie gesagt, wir haben keine Götter was bedeutet das niemand hier genug Macht besitzt um einen Riss zu erschaffen. Eure Götter können von eurer Seite aus einen Riss erschaffen und Leute aus eurer Welt in unsere schicken, jedoch geht das nicht umgekehrt, sie können nicht einfach Leute aus unserer Welt in ihre ziehen.

Aber es gibt einen Weg. Das Sextuk‘ra, das Ritual der 6 Mächte. Es schreibt 3 Gegenstände vor die ihr braucht:

Das Herz des weißen Phönix, es steht für die Wiederbelebung und die Zusammenkunft der Völker. Dann der Zweig des Weltenbaumes, er steht für Macht und Verbundenheit der Welten und der letzte Gegenstand ist das Auge der Finsternis, ein Auge eines schwarzen Dämonendrachen, es steht für Wachsamkeit und Überwindung der Grenzen.

Wenn ihr diese 3 Gegenstände habt dann müsst ihr noch 3 mächtige Magier aus 3 Völkern finden die einander verhasst sind, ihr müsst sie zur Zusammenarbeit bewegen.

Für das Herz des weißen Phönix braucht ihr einen Magier der Eiselfen, für den Zweig des Weltenbaumes braucht ihr einen Magier des Baumvolkes und für das Auge der Finsternis braucht ihr einen Magier der Dämonenbrut. Letzteres wird am allerschwersten werden, vor allem wenn Miriel dabei ist…

Ich würde Vorschlagen ihr fang mit dem weißen Phönix und den Eiselfen an.

Wo die Gegenstände zu finden sind weiß ich nicht, da müsst ihr die Augen aufhalten und herumfragen… das gleiche mit dem Ablauf des Rituals. Aber ich bin mir sicher das es Bücher gibt oder weitergetragenes Wissen.

Und noch etwas Dark Pit… pass gut auf diese Gegenstände auf. In den falschen Händen könnten sie unglaubliches Unheil anrichten“

Shaoha schien erschöpft von dem langen Gespräch. „Jetzt… weißt du alles was du wissen musst für eure Reise nach Hause. Es wird eine lange und schwere Reise. Ich wünsche euch Glück das ihr es schafft. Wenn du möchtest kannst du nun Miriel folgen oder warten bis sie wiederkommt. Ich muss ihr das auch alles noch einmal sagen.

Vorerst könnt ihr solange hier bleiben wie ihr benötigt um euch auf die Reise vorzubereiten“, Shaoha erhob sich und verließ dann den Raum, ließ Dark Pit einfach mit dem ganzen Imput alleine zurück.

„In was hab ich mich hier nur reingeritten…“, er hatte viel erfahren, ein bisschen zu viel in dieser kurzen Zeit. Jedoch würde er es sich merken müssen und tja… sie hatten eine lange, beschwerliche Reise vor sich und er hatte den wahrscheinlich besten Reisepartner den man sich in dieser Welt wünschen kann… nämlich Staatsfeind Nummer 1…

Dark nahm seine Tee hoch und leerte ihn in einem Zug, dann stellte er die Tasse wieder auf den Tisch und erhob sich. Er folgte keiner der beiden Frauen, sondern erkundete das Haus ein wenig, es war größer als es von außen den Anschein hatte mit 3 Etagen. Die meisten Räume schienen jedoch ungenutzt und dienten entweder als Abstellkammer oder Lager. Manche Räume hatten Möbel darin die von Planen abgedeckt waren.

Ansonsten entdeckte er ein Bad auf jeder Etage, eine Küche auf jeder Etage und ein Wohnraum, ebenfalls überall vorhanden. Was ihn annehmen ließ, dass das Haus hier als Unterkunft für Gäste genutzt wurde. Doch scheinbar hatten sie derlei nur sehr selten, weswegen es so ungenutzt da stand.

Dark ging wieder nach unten, Miriel und Shaoha schienen nur die unterste Etage zu benutzen. Er fand das Schlafzimmer der alten Frau, es war sehr schlicht gehalten mit einem Bett, einem Kleiderschrank, einem Spiegel und einem Nachttisch. Er warf nur einen kurzen Blick rein und ging dann weiter, auch hier fand er Küche und Bad wie erwartet, doch schienen sie hier auch benutzt zu werden. Der nächste Raum den er betrat war Miriels Zimmer und er musste feststellen dass die junge Frau nicht unbedingt ordentlich war. Klamotten lagen auf dem Bett und dem Boden verstreut und der Wäschekorb quoll über. Amüsiert hob Dark einen BH vom Boden hoch und schnippte ihn aufs Bett. Hätte er komische Fetische würde er sich hier jetzt sehr wohl fühlen.

Doch er hatte nicht vor weiter in ihre Privatsphäre einzudringen und verließ das Zimmer wieder. Auch hier im untersten Geschoss gab es einige ungenutzt Zimmer die wohl zur Unterbringung von Gästen dienten, doch eines fiel ihm auf das ganz frisch hergerichtet worden war und mit freudiger Überraschung sah er ihm sehr bekannte Kleidung auf dem Bett liegen. Das ging aber schnell mit dem Nähen.

Dark zögerte nicht lange, öffnete den Gürtel und ließ Tunika und Unterwäsche vom Körper fallen. Dann schlüpfte er schnell in seinen schwarzen Overall mit goldenem Rand, nahm die schwarze Tunika mit den goldenen und violetten Verzierung und schlang sie um den Körper ehe er sie mit dem gleichfarbigen Gürtel und der goldenen Spange, mit dem violetten Juwel in der Mitte, befestigte. Zuletzt schlüpfte er in die Armstulpen, Beinstulpen und Sandalen. Dann war er wieder in voller Montur.

Er flatterte leicht mit den Flügeln, wobei der gebrochene sich träger bewegte, ja so ließ es sich leben. Die Sachen waren tatsächlich auch super verarbeitet worden, von den Löchern und Brandflecken war nichts mehr zu sehen und sie waren wieder sauber.

Dark sah sich in seinem Raum um und etwas anderes stach ihm auch direkt in die Augen. „Huh? Wie kommen die den hier hin“, murmelte er vor sich hin, als er zu den Waffen ging die an der Wand lehnten. Er war sich sicher das Miriel sie nicht mitgenommen hatte. Vielleicht hatte jemand den Unfallort aufgesucht und sie gefunden?

Er nahm den Silberbogen und seinen eigenen Stab von der Wand und betrachtete sie, beide Waffen waren poliert und geschärft. Der silberne Bogen leuchtete regelrecht und die blauen Ornamente funkelten wenn er sie in die Sonne hielt. Sein schwarzer Stab mit den goldenen und violetten Ornamenten tat es ihm gleich. Zufrieden lächelnd steckte er sich den Stab an die Seite und legte den Bogen um die Schultern.

Dann verließ Dark Pit das Haus und streifte durch den großen Garten. Überall blühten die Bäume und die Büsche trugen reife Beeren. Ohne darüber nach zu denken ob sie genießbar waren, nahm er sich ein paar und aß sie, während er den Rest des Gartens erkundete. Mit dem kleinen Springbrunnen, den verzierten Bänken und den Blumenbeeten.

Am Ende lehnte er sich auf eines der Geländer die verhinderten das man einfach in die Tiefe fiel und beobachtete die Nunukma Herden wie sie friedlich grasten, während der Himmel immer dunkler wurde, je tiefer die Sonne sank. Dark sah auf als er eine bekannte Figur bei den Hirschen sah, vor allem die roten Haare stachen hervor.

Da war Miriel also hin geflüchtet, scheinbar hatte sie ihre Wut versucht mit Arbeit zu bekämpfen? Zumindest sah es ganz danach aus als würde sie die Koppeln säubern mit Mistgabel und Schubkarre.

„Du könntest dich auch nützlich machen“, die Stimme riss ihn aus den Gedanken und Dark drehte sich herum. Shaoha stand am Eingang des Hauses und sah zu ihm. „Solange wie du hier wohnst, wirst du dich auch an der Arbeit beteiligen. Du hast dich an den Beeren schon so gütlich getan. Nimm den Korb und füll ihn mit Früchten und Kräutern aus dem Garten“, mit den Worten stellte sie einen Korb auf der Treppe ab und ging wieder zurück ins Haus.

Dark sah genervt zu dem Korb, ging zu ihm und hob ihn hoch. Er zögerte und war am überlegen ob er ihn einfach in die Ecke pfeffern sollte, als er sah das Shaoha an einem Fenster stand und ihn ansah. Super? Jetzt wurde er auch noch überwacht? Verdammt, die Frau hatte ihn schnell durchschaut…

„Hmpf…“,  hmpfte er die Frau einfach an, dann drehte er sich um und machte sich tatsächlich an die Arbeit. Anfangs eher mit Widerwillen, doch bald schon kam ihm eine Idee die ihm die Arbeit versüßte und schon sah man den Engel fröhlich von Baum zu Baum huschen, die Flügel dabei als Gleiter nutzend.

Er sammelte hier ein paar Früchte aber er konzentrierte sich mehr auf die Sprünge und versuchte schon mit kleinen Flügelschlägen sich weiter in die Luft zu heben. Doch die Anstrengung schmerzte in seinem frisch verheilten Flügel.

„Du solltest doch nicht fliegen…“, erneut wurde er von einer Stimme unterbrochen. Diesmal war es jedoch Miriel die mit ihrer Arbeit fertig war und wieder hoch gekommen war. Wie lange flog er hier schon rum?

„Tu ich nicht, ich gleite nur“, wehrte Dark ab und ließ sich auf einem dicken Ast nieder, die Beine ließ er dabei baumeln. Miriel kam näher bis sie direkt vor ihm stand und hoch sah. „Das sah eben noch anders aus. Aber es ist deine Gesundheit. Komm gib mir den Korb, sonst kriegen wir heute kein Abendessen so wie du rumtrödelst. Reicht mir schon dass es kein Fleisch gibt weil ich wegen dir nichts erjagen konnte“, damit streckte sie die Hand aus und Dark ließ den Korb nach unten segeln, sodass sie ihn auffangen konnte.

 „Hättest ja das Eichhörnchen nehmen können“, meinte er nur mit einem schmunzeln, dann sprang er ebenfalls vom Baum, was die Tunika aufbauschen ließ. „Sicher nicht! Wie ich sehe hast du schon dein Zimmer entdeckt“, meinte sie bei seinem Anblick und musste eine Augenbraue leicht heben als sie bei dem Sprung sah wie eng der Overall anlag. Das sah fast schon ungemütlich aus…

„Wo guckt du denn hin? Und ja, deins übrigens auch“, Dark tat es ihr gleich mit der gelupften Augenbraue, ehe er wieder zu schmunzeln begann. „Kann ich nichts für, das stach ins Auge… das hört sich jetzt verkehrter an als es sollte…“, in vielerlei Dingen. Hatte sie damit gerade zugegeben das er gut be-… ach vergiss es. Er antwortete nur mit einem kehligen, dunklen Lachen.

„Warte mal… mein Zimmer!? Was hast du in meinem Zimmer verloren!?“, oooh nein, sie wusste natürlich genau wie ihr Zimmer aussah… Sie hatte ja auch nicht damit gerechnet dass sie bald männlichen Besuch im Haus hatten!

Dark grinste nur schelmisch, ehe er antwortete: „Ich hab mich nur mal umgesehen. Das du deinen Boden als Kleiderschrank benutzt, dafür kann ich auch nichts“. Bei den Worten legte er die Arme hinter den Kopf, weitete aber dann kurz die Augen und Sprang nach hinten weg als er den Fußkick kommen sah. Hui, sie war schnell.

„Bleib aus meinem Zimmer draußen, wenn ich dich nochmal drin erwische sorg ich dafür das du an deinen eigene Federn erstickst“, sie hob mahnend die geballte Faust und Dark lachte nur mit seiner tiefen Stimme. „Versuchs doch“, meinte er herausfordernd und sah wie Miriel wieder auf ihn zu ging. Vor Vorfreude auf den kleinen Bitchfight, fingen seine Flügel an zu schlagen. Doch dann wurden sie beide jäh unterbrochen.

„Aufhören! Alle beide! Kein Kampf im meinem Garten! Miriel komm rein ich muss mit dir reden und Dark du ebenfalls“, Shaoha stand in der Tür und sah sie beide streng an, die Arme vor der Brust verschränkt. Miriel stoppte in ihrer Bewegung und rieb sich den Nacken. „Das ist noch nicht vorbei“, murrte sie Dark entgegen, dann drehte sie sich um und lief mit dem Korb in der Hand zur Haustür. Dort übergab sie ihrer Mutter eben diesen und folgte ihr rein. Dark blieb auch nicht mehr viel länger draußen, sondern folgte den beiden Frauen ebenfalls zurück ins Haus.

Er wusste ja schon worum es ging, aber es konnte nicht schaden zu sehen was Miriel dazu sagen würde. Ihr würde es sicher nicht gefallen zu wissen dass sie mitkommen musste.

Aufbruch in ein neues Abenteuer

Tatsächlich hatte ihr das alles nicht gefallen. Nun lebte sie seit über 300 Jahren in Andrakha und Shaoha meinte sie gehöre nicht hierher. Für Miriel war das ihre Heimat und die 18 Jahre davor kamen ihr nur wie ein Traum vor.

Als Dark anmerkte, dass sie eigentlich ab dem Zeitpunkt der Versiegelung, also vor 200 Jahren, zurück nach Skyworld hätte gehen können, wurde Miriel stiller.  „Sie hätte jedoch alleine die gleichen Strapazen auf sich nehmen müssen, welche ihr nun zusammen bewältigen könnt. Zudem waren die Wunden dieser Welt in dieser Zeit noch frisch. Es ist gut dass so viel Zeit vergangen ist. Viele Völker haben das Geschehene nur noch als Erzählung in Erinnerung und die wenigen die so alt werden wie wir und es noch miterlebt haben, die sind meist eher ruhiger Natur. Also hoffe ich dass ihr gut voran kommen werdet. Das Auge der Finsternis jedoch wird schwerer. Die Dämonen sind ein Volk das ebenfalls sehr alt wird und sehr nachtragend ist“, merkte Shaoha dann jedoch an und Miriel nickte.

„Ich werde das alles mitmachen… aber nur um Dark zurück in seine Welt zu verhelfen. Ob ich mit ihm gehe, das ist am Ende ganz allein meine Entscheidung“, am Ende stimmte sie dem zu, doch mit ihrer eigenen Bedingung und Shaoha nickte. „Wenn du dich dazu entschließt für immer in Andrakha zu bleiben, dann bist du bei uns wieder herzlich willkommen und wenn nicht, dann weiß ich das du gut aufgehoben bist in deiner alten Heimat“, zumindest das sie jemanden hatte der ihr dann dort den Rücken stärkte. Die Reise würde sie beide zusammenschweißen, das war klar. Und auf der Erde würde er ihr helfen zurecht zu kommen. Vielleicht würde sie ebenfalls Viridis Truppen beitreten, so wie er. Doch das lag in ferner Zukunft und sie war sich ja nicht mal sicher was sie tun würde. Die Zeit würde es zeigen.

 

Tage der Vorbereitung vergingen. Das Dorf zu verlassen war für Miriel schwer und so dauerte es einige Zeit bis sie ihrer Mutter Bescheid gab das sie nun los ziehen würde. Einen Tag später war es dann so weit. Die Sachen hatten sie schon vor einiger Zeit gepackt, sodass sie jeden Moment losziehen konnten sobald sie bereit war.

Ihr erstes Ziel würde nach Garuda gehen, ein Menschendorf am Ende des Waldes. Es war die erste Anlaufstelle nach dem dichten Waldgebiet der Elfen. Von dort aus würden sie weiter in den Norden ziehen, denn das war ihr erstes größeres Ziel. Die Eiswüsten und Berge im Norden, dort lebten die Eisphönixe und Miriel erhoffte sich, dass sie etwas über das Herz des weißen Phönix wussten. Sie hätte auch in den Süden ziehen können um die Feuervögel selbst zu befragen, jedoch lebten die echten Phönixe im Land der Dämonen.

Das war für ihren Geschmack noch etwas zu früh, selbst wenn es sich als Umweg herausstellte, hatte sie beschlossen erst den leichteren Weg zu wählen. Nun da das Reiseziel festgelegt, der Proviant gepackt und das Herz entschlossen war… fehlte von dem finsteren Engel jede Spur als sie am Morgen aufbrechen wollte.

Er war nicht beim Frühstück aufgetaucht, in seinem Zimmer und im Garten war er auch nicht. „Wo ist dieser Idiot wieder hin verschwunden?“, vielleicht hatte er sich noch einmal für einen letzten Spaziergang durchs Dorf entschieden? Aber irgendwie glaubte sie das nicht, Dark war im allgemeinen die Tage nicht sehr sozial gewesen und wenn sie ihn dabei erwischte das er sich vor der Arbeit drückte, dann verbrachte er seine Zeit irgendwo schnarchend in einem Baum.

Doch diesmal war auch der Garten leer und hoch oben in den Bäumen konnte sie ihn auch nicht entdecken. Doch nachsehen war ebenfalls nicht wirklich möglich. Sie konnte hinauf klettern, jedoch würde das zu viel Zeit in Anspruch nehmen, falls er überhaupt dort oben war. Sein Flügel hatte sich jeden Tag gebessert und nach 2 Tagen hatte er schon wieder angefangen lange Flugstrecken um das Dorf herum einzulegen um die Schwingen zu trainieren. Mittlerweile hatte er keine Probleme mehr sich so lange in der Luft zu halten wie er wollte. Einmal war er einen ganzen Tag weg gewesen und hatte am Abend behauptet er hätte den kompletten Wald einmal umrundet. Doch Miriel war sich sicher dass er nicht den ganzen Tag alleine geflogen war, wie er behauptete, denn sein Pegasus, der ihn kaum noch von der Seite wich, war ebenfalls verschwunden.

Doch eben dieser stand gerade jetzt tatsächlich hier im Garten und zupfte das Gras. Miriel ging zu dem schwarzen Tier und strich über dessen kräftigen Hals. „Wo ist dein Liebhaber Kleiner? Wir wollen aufbrechen… zumindest kann ich dich schon mal fertig machen“, murmelte sie dem Pegasus zu. Dieser sah auf und zu ihr, dann kniff er ihr verspielt warnend in den Arm, wahrscheinlich wegen dem Liebhaber?

„Au? Was siehst du den sonst in ihm das du ihn auf Schritt und Tritt verfolgst? An seiner liebevollen Art kann es nicht liegen. Die hat er irgendwo vergessen“, meinte sie scherzend. Dann nahm sie den Sattel von der Bank auf die Dark ihn abgelegt hatte und warf ihm dem Pegasus auf den Rücken. Sie zog den Gurt an, jedoch noch nicht fest da sie ja noch nicht losgingen. Und stabilisierte den Sattel dann noch in dem sie den Brustgurt mit dem violetten Stein in der Mitte vorne am Sattel und vor der Brust des Pegasus befestigte. Dann nahm sie die Fluggurte, diese wurden hinten am Sattel befestigt, einmal rechts und links um die Flügel stabilisiert und dann an der Hinterhand miteinander verbunden. Den Schweif zog sie durch das Loch das dabei hinten entstand.

Ein Zaumzeug brauchte das Tier nicht, da es ja genau verstand was sie von ihm verlangten, der Sattel war ebenfalls nur dazu da, dass sie die Ausrüstung daran befestigen konnten und den Rücken nicht schädigten. Sie legte Darks Sachen zu dem Pegasus, befestigen konnte er diese schon schön selbst.

„Dann geh ich ihn mal suchen, weißt du wirklich nicht wo er ist?“, sie sah das Tier an, dieses blickte zurück. Dann drehte sich der Pegasus um und trottet zum Zaun und sah hinab, ehe er wieder zu ihr blickte.  „Oh… da also, dankesehr!“, bedankte sie sich bei dem Pegasus. Dann ging sie zum Zaun und sah ebenfalls nach unten. Tatsächlich… die Tür der Stallung war offen.

„Was macht er da unten?“, im Endeffekt war es egal, sie musste sowieso runter, denn dort war ihr Reittier mit dem sie auf die Reise gehen würde. Miriel kletterte auf den Zaun und machte dann einen Satz in die Tiefe. Sie breitete ihre Schwingen soweit aus wie die Ketten es erlaubten und glitt langsam zu Boden. Am Ende machte sie ein paar abfedernde Flügelschläge, dann war sie unten angekommen.

Miriel schob sich durch die offene Tür in die Stallung.

Der Geruch nach Heu, Stroh und Tieren schlug ihr entgegen. Der Stall war Links offen und ging raus zu den Nunukmas. Dieser Platz diente nur zur Zufütterung im Winter, doch ein paar der Tiere standen unter dem großen Vordach und suchten im Stroh nach essbarem. Als wären die Wiesen nicht voll und saftig genug.

Rechts konnte man zwei Boxen entdecken die für Tiere waren, welche in Quarantäne mussten aufgrund von Krankheit, Probleme beim gebären oder wenn ein Reh ein schwaches Kitz gebar. Doch hinter den Boxen, sah man einen zweiten riesigen Auslauf der an einen etwas kleineren Weidenteil angrenzte. Die Weide war jedoch leer, was Miriel schon verwunderte wenn man bedachte das diese Tiere nicht gerne unter dem Dach hausten und es nur zum schlafen gehen aufsuchten, wenn überhaupt.

Also näherte sich Miriel dem großen Auslauf. Eines der Tiere hatte ihre Schritte gehört und streckte neugierig den blauen Kopf über das Holzgatter. Es war ein sehr feiner Kopf mit einem schwarzen Maul und weißer Zeichnung um die Augen. Die Mähne war ebenfalls blau und am Schopf, zwischen den Ohren, stachen Federn hervor.

Jedoch war es kein Pegasus wie man annehmen würde. Miriel ging zu dem Pferd und strich dem Tier über die lange Stirn. Auch der Rest des Körpers war blau, alle 4 Beine hatten weiße Abzeichen und die Kruppe war besetzt von weißen, feinen Daunen. Das Tier hatte jedoch keine Flügel, aber etwas anderes sehr auffälliges. Der Schweif bestand nicht aus Haar sondern aus langen Federn, Pfauenfedern um genau zu sein. Der Schweif des Pferdes sah aus wie der eines Pfaus und die langen Federn schliffen sogar leicht über den Boden.

Es war ein Shuahia’an, was übersetzt nichts anderes hieß wie Vogelpferd. Ziemlich passend wenn man es sich so an sah. Der Rest der Tiere war ebenfalls eine Mischung aus Pferd und Vogel. Alle teilten sich den gleichen Pferdekörper doch der Schweif endete in riesigen Federn von verschiedensten Vögeln. Manche Pferde hatten natürliche Farben, zwei waren sogar gescheckt und besaßen die Federn von bunten Vögeln. Andere waren komplett schwarz mit Rabenfedern und wieder andere rot wie ein Kardinal oder gelbgrün wie ein Erlenzeisig.

Doch das war es nicht worauf Miriel gerade achtete. Ihr Blick fiel auf die schwarze Figur die dort friedlich ausgestreckt im Stroh lag und vor sich hin döste. „Hier bist du also…“, merkte sie schmunzelnd an. Sie fand es immer noch überraschend dass Dark ein Herz für Tiere besaß. Besonders für bunte Vierbeiner. Das zeigte dass er tief im inneren kein schlechter Engel sein konnte, war er ja auch nicht, so viel wusste sie.

Miriel betrat den Auslauf und ging zu dem jungen Mann rüber, der sich nach wie vor nicht rührte und scheinbar tiefer eingeschlafen war als sie geahnt hatte. Miriel ließ sich neben ihm in die Hocke sinken, dann nahm sie einen Strohhalm und begann mit diesem über seine Seite zu streichen, knapp unter der Achsel wo der Overall und die Tunika die Haut frei ließen.

Erst rührte er sich nicht, doch dann sah sie wie ein zucken durch seinen Körper ging, dann begann er zu vibrieren und sich weg zu drehen. Ehe er zu lachen anfing und sich verschlafen dabei die Augen rieb. Es schien so als wolle er etwas sagen doch in seinem Dämmerzustand fiel ihm reden und lachen gleichzeitig ziemlich schwer. Bis er weit genug aufgewacht war um ihr den Strohhalm aus der Hand zu reißen.

„Was tust du da!?“, rief er erbost und wischte sich auch die letzten Tränchen aus den Augen. Sein Atem ging etwas schwerer als er sich langsam von dem Lachanfall erholte den der Strohhalm durch das Kitzeln ausgelöst hatte. „Dich wecken“, antwortete Miriel nur verspielt. „Das war noch die angenehmere Variante, ich hätte dich auch treten können“, meinte sie dann mit einem schmunzeln und erhob sich. „Na da hab ich ja nochmal Glück gehabt…“, erwiderte Dark sarkastisch. Als er sah wie sie sich erhob funkelten seine roten Augen verschmitzt auf. Dann packte er ihren Arm und zog sie mit einem kräftigen Ruck zurück. Nicht damit rechnend verlor Miriel den Halt und fiel in ins Stroh. „Wa-!?“, war das einzige was sie noch rufen konnte, ehe Dark sich über ihr aufbaute, sich auf ihren Bauch setzte und dann seine Hände an ihre Seite legte. Falls die Geste noch nicht genug war ließ sein fieses Grinsen erahnen was er vorhatte, ehe er anfing sie erbarmungslos durch zu kitzeln.

„Waa! Aufhören!“, rief Miriel, doch schon bald musste sie ebenfalls so sehr lachen das sie kaum noch ein Wort raus bekam. Sie wand sich unter dem dunklen Engel und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Doch er dachte gar nicht daran sie los zu lassen. Von Lachkrämpfen geschüttelte spürte Miriel langsam wie ihre Seiten und ihr Hals anfingen weh zu tun.

Die Pferde fühlten sich von dem ganzen Lärm genervt und die Herde erhob sich und stob in flottem Trab aus dem Unterstand, nur das pfauenartige Tier blieb zurück und sah den beiden neugierig zu. „Dark! Gnade!“, rief Miriel, doch diese holte sie sich selbst, als sie seine Arme packte, ein Knie anzog und sich dann mit einem Ruck mit ihm zur Seite drehte und über ihn rollte. „Woah“, war der Ruf des Engels zu hören der mit der Aktion nicht gerechnet hatte und nun mit dem Rücken im Stroh lag. Nun saß Miriel auf ihm und streckte ihm die Zunge raus.

„So rum ist mir auch recht“, meinte Dark nur mit einem anzüglichen Grinsen. „Warum überrascht mich das jetzt nicht?“, meinte Miriel mit einem Schmunzeln, ehe sie aufstand und sich das Stroh aus der Kleidung, den Haaren und den Flügeln schüttelte. „Komm jetzt, wir wollten doch heute los“, forderte sie ihn auf, ehe sie zu der blauen Stute ging und nochmal über ihren Hals strich.

„Stimmt…“, meinte Dark nur und gähnte dann herzhaft, das Grinsen hatte sich wieder in sein typisches grumpyface verwandelt, ehe er sich ebenfalls erhob. „Na dann… hol ich mal Salami“, gab er von sich ehe er den Auslauf verließ und unter dem Gatter durch schlüpfte, Miriel sah ihn fassungslos an. „Du hast ihn doch nicht wirklich…“, gab sie von sich, erntete aber nur einen vielsagenden Blick, ehe Dark hinter der Wand verschwand.

Miriel schüttelte den Kopf, konnte sich jedoch ein Lachen nicht verkneifen. Der arme Pegasus…

„Soll ich dich jetzt Würstchen nennen?“, fragte sie scherzend das blaue Pferd, welches die Augen aufriss und sie fassungslos ansah. „Nein ist gut… zu dir passt eher Prinzessin“, erwiderte sie schmunzelnd und wurde dann, schon wieder, in den Arm gekniffen. „Au, Jiji jetzt ist aber gut. Warum kneifen mich heute alle in den Arm? Und dann wundern sich Leute wieso ich so oft blaue Flecken habe“, sie schüttelte den Kopf, dann ging sie zum Eingang des Gatters und öffnete diesen. „Komm Jiji, du kommst mit uns auf Reisen“, erklärte sie der Stute, die sie erst nur ansah, dann nickte und in einem flotten Schritt auf die Gasse hinaus schritt.

„Schön das du einverstanden bist, sonst hätte ich doch ein anderes Pferd nehmen müssen“, Miriel schmunzelte belustigt. Jiji würde es nicht zulassen das sie ein anderes Tier nahm und das bewies die Stute direkt, indem sie als Antwort ihr einen langen, intensiven Blick zuwarf.

„Was ist nur mit euch los? Ein schwuler Pegasus und eine lesbische Shuahia’an“, meinte Miriel dann lachend und das Pferd prustete empört. „Jaja, Prinzessin“, erwiderte die Engeldame nur und Jiji schlug prompt nach ihr aus, sodass Miriel schnell zur Seite wegspringen muss. „He! War doch nur ein Scherz“, sie hob abwehrend die Hände. Dann ging sie zu der Stute und streichelte ihren Nacken. Schon war der kleine Streit vergessen und die beiden gingen hinaus und folgten dem Pfad nach oben bis zum Haus.

 

Dort wartete Dark schon auf sie, mit dem Rücken an seinen Pegasus gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. „Ihr habt euch Zeit gelassen“, murrte er, tatsächlich hatte Dark schon seine Sachen auf den Pegasus gepackt und festgezurrt.

„Quatsch… wir machen doch kein Wettrennen. Dann kannst du mir ja jetzt helfen Jiji auszurüsten“, Miriel schwang den Sattel auf den Rücken der Stute und zog den Gurt fest. Diesmal konnte sie ihn direkt etwas fester Gurten, jedoch nur in Intervallen damit das Tier sich nicht unwohl fühlte. „Von was träumst du nachts?“, gab Dark nur gelangweilt von sich und Miriel funkelte ihn an. „Ich hab deinen Pegasus auch schon vorbereitet…“, murrte sie ihm entgegen, während sie ihre Sachen nahm und anfing sie fest zu zurren.

„Und? Ich hab nicht drum gebeten“, Dark war weiterhin der Überzeugung ganz genau gar keinen Finger rühren zu müssen. „Weil du lieber gepennt hast als dich fertig zu machen!“, erbost warf Miriel einen Wasserschlauch nach dem dunklen Engel. Dieser fing ihn jedoch nur gekonnt auf, öffnete den Verschluss und trank daraus. „Danke, ist so warm heute“, erwiderte Pito nur wie selbstverständlich. „Das war nicht… ach vergiss es. Gib den wieder her, das ist meiner“, sie wurde hier noch verrückt wenn das so weiterging…

Oh Gott, sie musste mit ihm allein auf Reisen gehen, auf was hatte sie sich da eingelassen? Warte… sie hatte sich auf nichts eingelassen, sie wurde förmlich dazu gezwungen!

„Hol ihn dir doch“, meinte Dark nur und nahm noch einen Schluck. Miriel verschränkte die Arme vor der Brust und starrte den finsteren Engel genervt an. Dieser erwiderte den Blick nur mit seiner nach wie vor griesgrämigen Mimik und nahm dann dreist einfach noch einen Schluck aus der Flasche. „Gut… wenn du meine Trinkflasche leer trinkst, krieg ich deine und du kannst sehen wo du sauberes Wasser her kriegst“, Miriel drehte sich einfach weg und zurrte den Rest ihrer Ausrüstung hinter dem Sattel fest. Plötzlich spürte sie etwas Kaltes im Nacken und erschrak, sie zuckte zusammen und griff sich instinktiv in den Nacken, wo sie etwas Feuchtes an ihren Fingern spürte. Miriel drehte sich herum und stand dann direkt Dark gegenüber der immer noch die Flasche in der Hand hielt und sie schelmisch ansah. Scheinbar hatte er ihr ein wenig von dem Wasser in den Nacken geschnipst.

„Seid ihr immer noch nicht fertig?“, sie wurden beide von der bekannten Stimme aus den Gedanken gerissen, als Shaoha im Eingang auftauchte und zu ihnen sah. „Zum Scherzen habt ihr noch genug Zeit wenn ihr aufgebrochen seid. Vergiss nicht dass sich das Volk noch von dir verabschieden möchte Miriel, lass die Leute nicht zu lange auf dem Marktplatz warten“, Shaohas Stimme war sanft. Die strenge der alten Frau war vollkommen gewichen, scheinbar fiel ihr der Abschied doch auch etwas schwerer. Obwohl sie schon so alt war, hatte sie 200 Jahre für Miriel gesorgt und war ihr eine gute Zieh-Mutter gewesen. Doch sie hatte sie nie vollends ins Herz geschlossen, nicht weil sie schlecht über sie dachte, sondern weil sie wusste dass sie nicht ewig bleiben würde. Für Waldelfen waren Abschiede etwas das sie gerne vermieden, sie nahmen nur selten Leute in ihrer Mitte auf und wenn dann nur andere Elfenarten oder Wesen die lange lebten.

„Ich habe nicht vor sie noch länger warten zu lassen Mutter. Ich bin dankbar dass ich überhaupt so lange hier leben durfte. Es war keine Selbstverständlichkeit und ihr habt mir damit das Leben gerettet“, das hatten sie wirklich. Miriels Kräfte waren nach der Versiegelung so gut wie nicht vorhanden gewesen und sie konnte nicht einmal mehr fliegen. Sie war ein Engel und doch war sie in diesem Zustand ziemlich hilflos gewesen. Hätten die Elfen sie nicht unter ihren Schutz genommen, dann wäre sie mit Sicherheit von einem der verfeindeten Völker getötet worden.

„Selbst nach allem was geschehen ist, halten die Elfen keinen Groll und sind nicht nachtragend. Die Meisten zumindest nicht… nachdem du unschädlich gemacht wurdest, warst du ein verletzliches Wesen das dem Hass der Anderen hilflos ausgesetzt worden wäre. Das konnten wir nicht zulassen“, Shaoha schüttelte den Kopf. Viele Völker waren bis heute sauer auf die Elfen wegen dieser Entscheidung, Miriel am Leben zu lassen. Sie konnte den Hass gut nach vollziehen, nach allem was sie getan hatte.

In Zukunft würde sie sich wieder mit diesem Hass auseinander setzen müssen, es kamen viele Probleme auf sie beide zu. Dark würde nicht verschont werden, er reiste mit ihr und er war ebenfalls ein Wesen auf das Viele nicht gut zu sprechen waren. Doch er konnte sich wehren und Miriel mittlerweile ebenfalls. Auch wenn ein Teil ihrer Magie versiegelt war, konnte sie den anderen Teil wieder benutzen, jedoch war es schwieriger als zuvor und wenn sie zu viel Magie benutzte bekam sie Starke schmerzen. Jedoch würde sie Dark die Magie dieses Landes beibringen müssen. Aber sie war zuversichtlich, er war ein Engel und würde dadurch Lichtmagie im Schlaf lernen und da er eine finstere Kreatur war, würde er auch die Magie der Finsternis schnell meistern.

„Ich mag euer Volk wegen dieser Einstellung. Ihr seid eine mächtige Rasse und doch am Boden geblieben. Ich hoffe dass ich auch bei anderen Elfen eine helfende Hand finde“, Miriel begab sich zu Jiji und stieg auf den Rücken des blauen Pferdes. Sie griff in die dunkelblaue Mähne und das Tier setzte sich in Bewegung ohne dass sie etwas tun oder sagen musste. Es trottete zu Sala…. Darks Pegasus und wartete auf den Engel. Dieser begab sich auch zurück zu seinem Reittier und stieg in den Sattel. Mittlerweile konnte er sich locker alleine im Sattel halten und der Pegasus konnte machen was er wollte, Dark würde nicht herunter fallen und selbst wenn konnte er selber fliegen. Doch… Salami würde ihn sowieso nie freiwillig abwerfen.

„Na dann, wir wollten los oder? Bye!“, rief Dark trocken Shaoha zu, gab dem Pegasus die Fersen und das Tier trottete den Pfad entlang und aus dem Garten heraus. „Wouw, wer hat dem eigentlich Anstand beigebracht?“, Miriel war immer wieder verblüfft über Darks hemmungslos Unhöfliche Art. Wahrscheinlich würde sie sich irgendwann daran gewöhnen und wäre überrascht wenn er mal nett war. „Ich befürchte niemand“, murmelte Shaoha nur und sah dem Engel nach, dann wandte sie sich Miriel zu und trat an Jiji heran. Sie legte der jungen Frau ihre Hand auf den Arm und sah sie eindringlich an. „Pass auf dich auf Miri“, das war ihr Abschied und Miriel nickte. „Das werde ich Ma. Vielleicht sehen wir uns wieder… was ich tue liegt am Ende an mir allein.“, erwiderte Miriel auf die Worte ihrer Mutter und lächelte ihr trotzig zu. Shaoha schüttelte den Kopf, konnte ein leises Lachen jedoch nicht verbergen. „Ich weiß, du tust immer nur das was du willst. Wir werden sehen, und jetzt mach dich ab. Bevor das Volk noch Fackeln und Mistgabeln auspackt, weil es allein mit diesem aufmüpfigen Engel klarkommen muss“, scherzte die alte Elfe und Miriel grinste. Das Bild konnte sie sich gut vorstellen, in den wenigen Tagen hatte sich Dark echt keine Freunde gemacht. Im Gegenteil, er war frech zu so ziemlich jedem, fand es selbstverständlich das er tun und lassen konnte was er wollte und drückte sich vor absolut jeder Form von Arbeit…

„Dann lass uns gehen Jiji“, damit verließ nun auch Miriel den Garten und ritt auf dem Holzpfad entlang. Ihr Pferd fiel in einen flotten Trab und schon bald konnte sie den Marktplatz vor sich sehen, er war in der Mitte des Dorfes. Es war ein großer Platz mit verschiedenen kleinen Läden und einem großen Brunnen in der Mitte. Das Holz war verziert und kleine Statuen standen um den Brunnen herum, sie hatten die Form von verschiedenen Waldtieren die auf das Flötenspiel eines Waldelfen horchten. Dem Gründer dieses Dorfes.

Was Miriel überraschte war, das Dark nicht hier war obwohl er vor ihr aufgebrochen war. Doch eigentlich hätte sie damit rechnen können. Warum sollte Dark sich groß verabschieden? Er kannte hier kaum einen und mit Sicherheit hatte er auch einfach absolut keinen Bock auf diese Gruppenansammlung.

Als Miriel auf den Platz ritt, sah sie die Elfen an den Tischen der kleinen Cafes sitzen und sich unterhalten, doch als sie kam standen sie auf. Einige blieben sitzen, Leute mit denen sie selbst in 200 Jahren nicht warm geworden war, darunter auch der Arzt Girudil.

Doch wieder andere kamen direkt auf sie zu und ein paar der Elfinnen, mit denen sie sich gut verstand und die sie ihre Freunde nannte, hatten sogar Tränen in den Augen. „Ich hätte nie gedacht das wir uns wirklich schon so bald wieder von dir Verabschieden müssen Miri. Die 200 Jahre kamen mir vor wie ein Katzensprung“, Miriel hörte die bekannte Stimme und sah den weißhaarigen Elfen auf sie zukommen. „Ich weiß Iktra, aber es ist nur normal, jetzt wo jemand aus meiner Welt hierhergekommen ist. Ich gehöre nun mal nicht nach Andrakha… und habe viele Probleme bereitet. Ihr kommt auch ohne mich gut aus“, Miriel stieg von Jiji ab und ließ sich von dem Elfen in die Arme schließen. „Ohne dich auskommen? Vielleicht, aber es wird trotzdem etwas fehlen“, antwortete der junge Mann. Normalerweise wies sie ihn immer ab, doch es war ein besonderer Anlass, also ließ sie es einmal zu. Miri war was Beziehungen anging ein typischer Engel, sie fühlte sich zu niemandem wirklich hingezogen und hatte auch sonst keinerlei Interesse an einer Beziehung oder an sexuellen Dingen. Sie hatte damit hier auch nie ein Problem gehabt, denn Elfen hielten es ähnlich. Sie banden sich meist nur an einen Partner und diesen zu finden konnte mitunter Jahrhunderte dauern. Auch deswegen hatte sie Iktra immer abgewiesen, sie wusste dass sie niemals seine Partnerin sein konnte.

Der junge Elf ließ sie los und trat in den Hintergrund als Miriel sich nun auch von ihren Freundinnen verabschiedete und diese ebenfalls in die Arme schloss.

„Die Lücke wird sich wieder füllen. Ihr werdet sehen“, versicherte sie den Elfen, dann begab sie sich zu den Erwachsenen, schüttelte denen die Hand die es zuließen und verabschiedete sich einzeln, distanziert und höflich. Etwas anderes hätte Miriel auch nicht erwartet, Elfen wahrten ihre Distanz zu anderen Personen.

Als sie fertig war und auch noch etwas von dem Kuchen der Bäckersfrau gekostet hatte, von dem sie ein Stück für Dark mitgehen ließ, begab sie sich zurück zur blauen Stute und schwang sich auf ihren Rücken. „Viel Glück da draußen, pass auf dich auf und lass dich nicht unterkriegen. Viele kennen dich nur noch aus Erzählungen und manche wissen vielleicht gar nicht mehr wer du bist. Du wirst sehen, es wird gar nicht so schlimm wie du denkst“, munterte Iktra sie auf und Miriel sah zu ihm. „Danke sehr und ich hoffe du hast Recht“, sie wollte gerade die Stute wenden und den Marktplatz verlassen. Als sie Flügelschläge hörte und ein dunkler Schatten über den Marktplatz huschte. Miriel sah nach oben und entdeckte den Pegasus der über ihnen in der Luft seine Kreise zog.

„Ry mach hinne! Ich will los!“, rief Dark vom Rücken des Pegasus hinab. Ry… das war der Konter zu Pito, Miriel war davon nicht unbedingt angetan. Aber wenn sie ihn Pito nennen durfte, dann durfte er sie auch Ry nennen. „Ja Pito ist gut!“, knurrte sie ihm entgegen. Er konnte nicht mal 5 Minuten warten… ungeduldige Pest.  „Na dann, ich lass den Quälgeist mal nicht länger warten. Macht es gut und vielleicht sieht man sich ja mal wieder“, mit diesen Worten verabschiedete sie sich von den Elfen, drehte dann um und ritt zum Ausgang des Dorfes auf der anderen Seite des Flusses. Dark ließ seinen Pegasus auf der grünen Fläche landen und ritt zu ihr rüber. „Können wir dann los?“, kam seine Frage, auf die Miriel nur nickte. Dann wand er Salami, dieser grauenhafte Name, herum und ritt den Weg entlang. Der Pegasus verfiel in einen gemütlichen Schritt und Jiji folgte diesem auf dem Fuße. Sie mussten vorsichtig sein das sie ihre Reittiere nicht überforderten. Selbst wenn sie weit mehr Ausdauer besaßen als normale Tiere.

Schweigend ritten sie nebeneinander den Weg entlang, links von ihnen floss der breite Fluss entlang und rechts erstreckten sich die hohen Bäume des Waldes. Ansonsten war es still, nur das Gezwitscher von Vögeln war zu vernehmen, neben dem Rauschen des Wassers und Rascheln der Blätter. Miriel nutzte die Stille um das Kuchenstück aus der Tasche zu kramen und es Dark zuzuwerfen, welcher es gekonnt auffing und mit dem verspeisen nicht zögerte. Auf ein Danke würde sie wohl aber ewig warten. Dann verfielen sie wieder in schweigen, bis: „Wie weit ist es eigentlich bis zum nächsten Dorf?“, Dark die Stille durchbrach, wenn sie ewig schweigend daher ritten war es ja auch langweilig. „Ungefähr ein paar Stunden, wir dürften ca. gegen Mittag dort ankommen“, antwortete Miriel ihm und sah zu dem dunklen Engel herüber.

Dieser hatte sich mittlerweile bäuchlings auf den Pegasus gelegt, ließ dabei seine Beine rechts und links an den Schwingen herunter baumeln und vergrub die Arme in der Mähne des Tieres. Seufzend ließ er auch seinen Kopf folgen, welchen er auf die Arme bettete. „Na dann… weck mich wenn wir da sind“, murrte er nur und schloss die roten Augen.

Miriel schüttelte nur den Kopf, doch wundern tat es sie echt nicht mehr. Sie ließ die Arme baumeln und kraulte Jiji mit einer Hand am Widerrist. Sie könnte sich auch hinlegen wenn sie wollte, die Tiere würden dem Weg einfach weiter folgen und sie wecken wenn etwas geschah. Doch Miriel war innerlich zu aufgewühlt um sich hin zu legen. Sie war nervös darauf, wie sich Andrakha mittlerweile entwickelt hatte.

Die junge Frau starrte in den Himmel und hielt plötzlich an. Auch Salami hielt an und sah hinauf. „Dark!“, rief sie dem finsteren Engel zu der fragend seine Augen öffnete und zu ihr sah. „Was?“, doch eine Antwort bekam er nur mit einem Fingerzeig, diesem folgte er und sah ebenfalls in den Himmel. Er zog die Beine an und setzte sich aufrecht hin. Dann war auch schon der Knall zu hören und weit weg von ihnen färbte sich der Himmel wieder rötlich und die Wolken begannen sich zu drehen als wären sie in einem trägen Strudel gefangen. Die Unterseite war grau, die Oberseite der Wolken jedoch leuchtete rot.

Dann fiel plötzlich etwas aus diesem Strudel heraus und fiel ungebremst gen Boden. Miriel konnte nicht sagen wo im Wald es gelandet war, jedoch war sie sich sicher dass sie im Dorf der Menschen später mehr erfahren würden. Ein erneuter Knall ertönte, genau wie bei Darks Absturz in diese Welt und der Strudel schloss sich wieder. Der Himmel nahm seine normale Farbe an und die Wolken begannen wieder auseinander zu driften.

„War das… noch ein Portal? Wer ist da durch gestürzt?“, Miriel sah zu Dark, dessen Blick war ernst. „Ich weiß es nicht, er war zu weit weg um genaueres zu erkennen… aber die Kleidung war weiß. Ganz ehrlich… was denkst du wer es ist? Es gibt nur einen Idioten der es hierher schaffen würde. Urg… noch eine Pest mehr an meinen Fersen“, murrte Dark, dann gab er dem Pegasus die Fersen und das Tier hob ab.

„Warte Dark! Du kannst nicht einfach allein dort hin!“, doch der Engel reagierte nicht auf sie, sondern trieb seinen Pegasus zum schnelleren Flug an. Miriel ließ Jiji angaloppieren und raste dem fliegenden Pferd nach, jedoch war sie zu Boden viel langsamer und verlor ihn immer mehr aus den Augen. „Dark!“, er konnte doch nicht sicher sein das es sich dabei um Pit handelte und nun ließ er sie einfach allein zurück! Verdammt, dieser Engel wusste doch gar nicht was für Gefahren dort draußen auf ihn lauern konnten… aber, er würde schon klar kommen nicht wahr? Dark war ziemlich stark… und Pit auch. Falls es sich dabei wirklich um den lichten Engel handelte. Irgendwo konnte sie verstehen das Dark so in Eile war, schließlich hing sein Leben von dem Wohlergehen des weißen Engels ab. Wenn Pit starb, würde auch Dark sterben.

Als Miriel den schwarzen Engel aus den Augen verlor, parierte sie ihre Stute wieder zu einem ruhigeren Trab durch und trottete so den Weg entlang. Als wäre sie nicht schon unsicher genug, nun fühlte sich Miriel überhaupt nicht mehr wohl. Sie fühlte sich als wäre sie 200 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt worden. Alleine, Einsam, gejagt, verhasst und gebrochen.

Sie schluckte das Gefühl herunter, sie hatte damals schon gelernt sich nicht in ihren Emotionen zu verlieren und da war der Fluch schlimmer gewesen als jetzt. Nun hatte sie keine andere Wahl, sie konnte nur hoffen dass Dark vor ihr im Dorf ankommen würde und gefunden hatte, wen er suchte.

Schattenseiten

Was war geschehen? Es ging alles so verdammt schnell und nun lag er hier im Gras und hatte das Gefühl als würde sein ganzer Körper in Flammen stehen. Er konnte sich nicht bewegen und war wie gelähmt, das war schon vor dem Fall so gewesen, als er getroffen worden war…

Getroffen worden… von was? Pit versuchte sich zu erinnern, die Tage noch einmal Revue passieren zu lassen:

Es war einige Zeit friedlich gewesen in Skyworld. Sie hatten sich entschlossen abzuwarten bis sie wussten mit was sie es zu tun hatten. Diese ruhige Zeit hatten sie genutzt um nach Dark Pit zu suchen und heraus zu finden welcher Feind hinter dem neuen Gegner stecken konnte. Doch es gab keine Anhaltspunkte, weder wo der Engel hin verschwand, noch wer ihr Feind war.

Pit machte sich Sorgen, aber was konnten sie tun in ihrer momentanen Lage? So hilflos hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Ihre Feinde hatten sich immer schnell zu erkennen gegeben, egal ob Medusa, Viridi oder Hades. Doch diesmal tappten sie im Dunkeln.

Hmpf… wortwörtlich.

Doch … an jenem Tag, war es gestern gewesen? Oder sogar noch heute… heute, wahrscheinlich war es heute. Da ging die Ruhe in einem lauten Knall unter. Lady Palutena hatte die Schatten die ganze Zeit bewacht und plötzlich setzten sie sich in Bewegung. Ganz Skyworld war in Aufruhr, aber nicht nur sie, auch die Erde und die Unterwelt wurden auf einen Schlag wieder wach.

Sie hatten nach wie vor keine Idee wie dieser Feind zu bekämpfen war, doch sie mussten die Schatten davon abhalten noch mehr Land zu verschlingen. Also schickte Palutena ihre Armee wieder los mit Pit an der Spitze. Jedoch hatten sie diesmal keine Unterstützung von Viridi oder Medusa, denn diese mussten in ihren Welten ebenfalls gegen die Schatten antreten.

Pit konnte nur hoffen das sie mittlerweile einen Weg gefunden hatten ebenfalls etwas gegen diese Masse auszurichten, schließlich konnte nach wie vor nur Licht ihr etwas anhaben. Palutena hatte Aufgrund dessen zusammen mit Pit eine neue Formation ausgewählt und sie nutzten nur noch ausschließlich Waffen mit dem Lichtelement und der härtesten Durchschlagskraft. Pits Armee aus Engeln gab ihr bestes ihre Lichtpfeile, aufgeladenen Schüsse und Lichtlaser auf die Dunkelheit abzufeuern. Anfangs schien es wirklich zu wirken und sie konnten sie das erste Mal zurückdrängen.

Doch der anfängliche Jubel wurde bald erstickt, denn diese Masse konnte nachdenken! Sie waren fähig sich ebenfalls an ihre Gegner anzupassen. Die Dunkelheit zog sich strategisch zurück nur um Arme Rechts und Links von ihnen nach und nach auszustrecken, bis sie umzingelt waren.

 Ein Engel nach dem anderen wurde von der Schwärze getroffen und verschlungen. „Wir müssen durchbrechen! Zurück!“, es war Palutenas Stimme die ihm in diesen Moment in den Sinn kam. Sie hatte das gesagt… und sie hatten versucht dem Befehl zu folgen. Die Engel hatten ihre Angriffe auf eine Stelle hinter sich gerichtet um die Dunkelheit dort zu durchdringen.  Es war ihr einziger Ausweg gewesen.

Er wusste noch… dass er den größten Schaden angerichtet hatte und endlich teilte sich die Schwärze, jedoch griff sie von den Seiten immer wieder an und die Engel versuchten die Angriffe abzuwehren, während sie sich gleichzeitig systematisch zurückzogen.

Pit hatte in dieser Situation nur noch einen Gedanken gehabt, er wollte so viele seiner Freunde, seiner Leute, aus der Gefahr retten. Er wollte nicht noch mehr von ihnen an die Dunkelheit verlieren. Also half er ihnen wo er konnte sich zurück zu ziehen. Bis Palutenas Stimme wieder in seinen Kopf schoss: „Pit! Komm raus da! Das ist zu gefährlich!“, doch… es waren immer noch Soldaten im Kreis. Pit konnte sie nicht einfach zurücklassen.

Der lichte Engel konnte an einer Hand abzählen wie oft er sich schon Palutenas Befehlen widersetzt hatte… und diesmal kam ein weiterer Finger hinzu. Er wollte nicht gehen und rettete noch so viele wie er konnte. Doch je weniger sie wurden, desto mehr kreiste sie die Schwärze wieder ein. „Pit!“, ihr Ruf war so voller Sorge und Verzweiflung gewesen. Palutena hatte alles mit angesehen und wusste, dass sie ihren Engel kaum noch retten konnte, ihre letzte Hoffnung wurde jäh verschluckt, als die Dunkelheit sich direkt vor Pit schloss als dieser Versuchte nun endlich auch sich selbst zu retten.

Der Engel hatte jedoch nicht vor aufzugeben, er gab sein Bestes um die Schwärze wieder zu durchbrechen jedoch, sie waren zu wenige, zu wenig Kraft. Die Engel versuchten sogar von der anderen Seite ihm zu helfen.

Aber die Schwärze kreiste sie immer weiter ein und dann… dann wurde er getroffen.

Er konnte sich an das Gefühl erinnern, als diese dunkle Masse sein Gesicht traf… es war als bahnte sich etwas einen Weg in seinen Kopf. Es tat weh… so unglaublich weh, diese Dunkelheit die sich in seinem Kopf ausbreitete.

Pit legte die Hände an den Kopf und grub seine Finger in das nussbraune Haar. Sein Körper zog sich zusammen und er hörte die Rufe von Palutena nur noch wie ein Flüstern aus weiter Ferne und dann… dann fiel er, und fiel… und fiel. So endlos lange.

Er konnte nicht mehr sagen was geschehen war, nur das er irgendwann auf dem Boden aufschlug und jetzt… jetzt lag er hier. Die Dunkelheit in seinem Kopf ließ ihn kaum einen klaren Gedanken fassen. Etwas sprach zu ihm… aber, er konnte es nicht verstehen, als wäre es in einer ihm fremden Sprache.

Pit öffnete die Augen und Schatten durchzogen das tiefe Blau, ließen seine Iris aussehen als wäre sie aus Marmor. Die schwarze Masse bedeckte die Hälfte seines Gesichts und instinktiv hob er die Hand um sie weg zu wischen. Die Bewegungen waren so träge, als wären seine Glieder aus Kaugummi…  und zogen sich unendlich…

Er spürte die Schwärze unter seinen Fingern, doch sie fühlte sich anders an. Warm… und dunkel, nicht schleimig sondern fest, wie Porzellan. Jedoch ließ sie sich nicht entfernen, egal wie sehr er daran rieb. Wie lange lag er schon hier? Er wusste es nicht und… wieso war er noch kein Monster? So wie alle anderen die davon getroffen worden waren.

Er war so ahnungslos, das gefiel ihm nicht. Unter Mühe rappelte er sich auf die Beine und hob seinen Körper hoch. Seine Knochen taten ihm weh… alles tat weh. Der Sturz musste hart gewesen sein. Seine Flügel hingen schlaff herab und wenn er versuchte sie zu bewegen fuhr ein stechender Schmerz durch seine Schultern. Scheinbar waren sie ausgekugelt? Darum würde er sich kümmern müssen sobald… sobald…

Pit schüttelte den Kopf, seine Gedanken waren plötzlich einfach weg gewesen und immer noch, hörte er dieses Flüstern im Hintergrund. Der geschundene Engel machte einen Schritt vor den anderen, langsam und vorsichtig. Doch als er merkte wie ihm schwindelig wurde, stützte er sich Hilfe suchend an einem Baum ab.

„Ngh…“, sein Kopf tat plötzlich wieder so unglaublich weh. „Lady Palutena!?“, er legte das letzte bisschen Kraft in den Ruf, doch niemand antwortete ihm. Verzweifelt packte Pit mit der Hand in sein Gesicht und spürte wie sich die Fingernägel in die Haut gruben. Die Schwärze unter seiner Hand jedoch, sie verschwand langsam, wurde kleiner, dünner, weniger. Nein, sie verschwand nicht, sie verschmolz mit seiner Haut!

Pit schrie auf und fiel auf die Knie als die Masse komplett in seinem Kopf verschwunden war. Er riss eben jenen in den Nacken und starrte gen Himmel. Die schwarzen Schlieren verschwanden aus seinen Augen und dann wurden sie glasig. Pit verlor das Bewusstsein und sein Körper sackte kraftlos im Gras zusammen.

 

Der weiße Engel war immer noch sehr benommen, doch er spürte wie sich Leute um ihn versammelten. Er hörte sie tuscheln, jedoch aus weiter Ferne. Erst als sie an seinen Flügeln zogen, ließ ihn der Schmerz langsam wieder zu Bewusstsein kommen. Er wusste nicht wirklich was sie mit ihm taten, er war noch zu weit davon gedriftet, sie zogen an seinem Körper und rüttelten ihn durch. Am Ende spürte er nur wie er von mehreren Händen hochgehoben und bäuchlings auf etwas gelegt und festgezurrt wurde.

Mittlerweile kam er immer mehr zu sich und versuchte sich zu Bewegen, doch schnell merkte er dass es ihm nicht möglich war, etwas hinderte ihn daran. Hatten sie ihn gefesselt?

Jemand stieg hinter ihm auf und plötzlich bewegte sich dieses Etwas unter ihm und erst jetzt merkte Pit dass es sich dabei um ein Tier handeln musste, wahrscheinlich ein Pferd? Der Reiter griff nach den Zügeln und mit der anderen Hand in die Seile die um Pit geschlungen worden waren und band den Engel um das Horn des Sattels, damit er nicht herunter fiel.

„Hast du sowas schon mal gesehen? Ein Dämon mit weißen Flügeln?“, die Stimme eines Mannes, er lachte und unterhielt sich scheinbar mit anderen. Pit konnte hören dass noch mehr Tiere hier waren, sie schnaubten oder traten unruhig auf. „Bist du blind? Das ist kein Dämon, das ist ein Engel!“, antwortete ein anderer dem ersten. „Quatsch, Engel gibt es doch gar nicht du Idiot. Vielleicht ist er eine Mutation? Schau doch nur mal wie klein seine Schwingen sind“, gab ein dritter zynisch von sich. Dann wand eben jener sein Pferd und ritt zu dem Mann, der Pit auf sein Pferd gefesselt hatte. Wieder fühlte er einen harten Griff in seine Flügel und Pit krümmte sich.

„Der wird wach… er kann uns ja selbst sagen was er ist“, gab der Mann wieder und ließ die weißen Schwingen los. „Scheiß egal was er ist, der wird viel Geld geben. Irgendein Idiot der gerne Kuriositäten sammelt wird ordentlich blechen.“, gab der Mann hinter Pit von sich, dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt in gemächlichem Schritt los. In dieser Sache schienen sich alle einig, sie unterhielten sich heiter und folgten dem ersten.

Pit rang damit nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren, die Bewegung des Pferdes unter ihm raubte ihm die Kraft die er gerade wiedergewonnen hatte. Jeder Schritt vibrierte und tat weh, als das Pferd dann plötzlich stolperte und sich mit den Vorderbeinen abfing, nur um dann wieder normal weiter zu laufen, keuchte Pit auf. „He mach langsam, wenn der abkratzt bringt er uns gar nix mehr. Der Sturz aus dem Himmel muss ihn ganz schön mitgenommen haben. Glaubt ihr er kommt aus einer anderen Welt? War schon ziemlich komisch wie der Himmel sich verfärbt hat“, der zweite der Männer holte auf und ritt nun neben dem Mann der Pit dabei hatte.

„Woher soll ich das Wissen? Es passieren andauernd irgendwelche unerklärlichen Dinge, vielleicht hat er da oben ja gegen nen Drachen gekämpft, ich hab letztens einen gesehen? Das würde die Wolkenformationen und die rote Färbung erklären“, meinte der erste Mann nur schmunzelnd. „Mit nem Drachen? Dann wäre der Kleine jetzt eindeutig gut durch und nicht mehr am Leben. Vor ein paar Tagen gab es schon einmal so einen Vorfall, irgendwo hinten bei den Waldelfen… lebt da nicht… dieses Monster? Vielleicht hat es was damit zu tun?“, der Dritte hatte nun ebenfalls aufgeholt und ritt hinter den anderen.

„ Tz, du meinst den Schattendrachen? Das ist 200 Jahre her, außerdem wurde das Vieh wieder in ein harmloses kleines Mädchen verwandelt, wer weiß wie wahr die ganze Geschichte ist, warum sollte sich jetzt plötzlich etwas tun?“, meinte der erste wieder und hielt dann auf einmal an. „Was ist?“, die anderen taten es ihm gleich. „Er wird wieder schwächer… he! Aufwachen!“, der Mann holte aus und schlug Pit mit der Faust in die Seite. Der Engel stöhnte auf vor Schmerz und öffnete geschwächt die Augen. Im ersten Moment sah er nur verschwommen, es dauerte ein paar Sekunden bis sich Konturen einstellten und sein Blick sich langsam schärfte.

Dann plötzlich wurde sein Gesicht gepackt und herum gedreht, sodass er direkt in das Gesicht seines Peinigers starrte. „Das ist wirklich kein Dämon… der hat blaue Augen. Was und wer bist du?“, der Mann starrte zu Pit herunter. Er hatte dunkles, braunes Haar und ein feiner Bart zierte sein Kinn und seine Wangen. Er hatte Pits Kopf mit einer seiner großen Pranken gepackt und hielt den Engel fest, sodass er den Blick nicht abwenden konnte.

„Pit… ich bin Pit… ein Engel. Ich diene der Göttin des Lichts, Lady Palutena…“, brachte der Engel mit seinen letzten Kräften hervor. „Hab ichs nicht gesagt? Er ist ein Engel! Und er dient sogar einer Göttin, das heißt er kommt doch aus einer anderen Welt!“, rief der zweite Mann triumphierend. „Was wenn er uns einen Bären aufbinden will?“, murrte der dritte wieder. Der Mann der hinter Pit saß sah diesen nur ernst an, ehe er ihn losließ.

Der Kopf des jungen Engels fiel wieder herab und er konnte nur den sich bewegenden Boden begutachten und die Beine des Pferdes. Dann hörte er plötzlich wie ein viertes Tier heran trat. Ein Mann war weiter hinten geblieben und trieb sein Pferd nun an damit es aufholte. Der neue Mann sah zugegeben wichtiger aus als die anderen, welche nur an einfache Söldner oder so wie es klang Sklavenhändler erinnerten. Er hatte etwas längeres blauschwarzes Haar, welches er etwas nach hinten gestylt hatte. Doch das auffälligste war seine Kleidung. Er trug einen langen, schwarzen Mantel der vorne offen war. Darunter hatte er ein schwarzes Oberteil an dem lauter Stofffetzen und Gürtel befestigt waren die merkwürdige Runen aufwiesen. Das gleiche bei der kurzen, schwarzen Hose. Seine Arme steckten in langen Handschuhen die bis zu den Oberarmen gingen und auch die Beine zierten hohe Stiefel bis zu den Oberschenkeln. Seine ganze Kleidung war voller feiner, silberner Ketten, Stoffen mit Runen darauf und Gürteln in verschiedenen Größen. Er sah ein wenig aus wie ein Magier.

Als er sich näherte verstummten die Männer und ließen ihn vorbei, ohne dass er etwas sagen musste. Er ritt zu dem Mann welcher Pit auf dem Pferd hatte, packte den Engel dann an den auf den Rücken gefesselten Armen und zog ihn mit einer Kraft, die man dem Mann eindeutig nicht zugetraut hätte, auf sein eigenes, schwarzes Pferd herüber. „Hört auf herum zu albern… man sieht doch dass er kein Dämon ist, nicht einmal die dunkle Aura besitzt er. Palutena… der Name kommt mir bekannt vor, wenn ich mich recht erinnere ist dies der Name der Göttin die überhaupt erst dieses Leid über Andrakha gebracht hat. Sie hat den verfluchten Engel auf unsere Welt losgelassen“, der Mann schien eindeutig mehr zu wissen als die anderen, doch Pit war eher überrascht darüber, wo er gerade war.

„Andrakha?“, war das einzige was er hervor brachte, während ihn der schwarzhaarige Mann an den Sattel band, wie zuvor der andere auch. Verdammt… wenn er nur mehr Kraft hätte. Er musste unbedingt etwas zu essen bekommen, dann würde er sich befreien können. Pit hatte definitiv nicht vor sich an irgendwelche zwielichtigen Typen verkaufen zu lassen.

„Ja Kleiner, du bist hier in Andrakha, vorbei ist die Zeit für Friede, Freude und Eierkuchen. Bin gespannt was ein Engel auf dem Markt so bringt. Seid ihr nicht ein Zeichen für Glück und Wohlstand? Die Leute werden sich um deine kleinen Flügelchen reißen“, meinte der Schwarzhaarige nur mit einem Grinsen das Pit nur als ekelhaft bezeichnen konnte.  Er hatte es schwer den Kopf oben zu halten um den Mann anzusehen. Doch sein Blick sprach trotzdem Bände, er konnte diese Typen absolut nicht leiden.

Der Magier kniff seine Augen zusammen, doch dann wandelten sich seine Lippen zu einem schmunzeln. „Schau so grimmig wie du willst, das ist dein Schicksal“, mit den Worten trieb er seinen Hengst weiter an und das schwarze Tier verfiel in einen flotten, kraftvollen Schritt. Die anderen Pferde mussten ihre Schritte verlängern um überhaupt mit dem großen Pferd mithalten zu können.

Pit jedoch verlor nach und nach immer mehr an Kraft, seine Flügel schmerzten bei jedem Schritt und sein Körper war so ausgelaugt. Allein wach zu bleiben… war so schwer.

Der Engel wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch plötzlich hielten die Männer an. Der Schwarzhaarige hinter ihm stieg ab ohne ein Wort zu sagen. Dann packte er seine Arme und zog Pit vom Pferd herunter, ließ ihn einfach unsanft auf den Boden fallen. Schmerz fuhr durch seinen Körper und der Engel biss die Zähne aufeinander und zog scharf die Luft ein.

„He… mach langsam mit ihm. Der ist schon verletzt genug, das mindert nur den Wert“, der Mann welcher Pit zuvor noch auf seinem Pferd getragen hatte kam herüber. Doch ein Blick des Magiers genügte und er blieb stehen. „Was? Willst du mir weiß machen ich weiß nicht wie ich mit meiner Ware umzugehen habe? Vergiss nicht mit wem du hier sprichst. Ich werde den kleinen Engel natürlich wieder aufpäppeln bevor wir ihn verkaufen du Idiot“, mit den Worten griff der Mann in die braunen Haare des Engels und riss Pit daran regelrecht auf die Füße. „Arg!“, Pit biss erneut die Zähne aufeinander, konnte den Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Um dem reißen an seinen Haaren zu entgehen, schaffte er es mit dem bisschen Kraft das ihm noch blieb, auf die Füße zu kommen. Zitternd stand er auf seinen Beinen, und war immer noch kleiner als der Mann. Ohne es zu wollen stützte ihn dessen Hand in seinem Haar und verhinderte dass er wieder fiel. „Siehst du? Schon steht der Kleine. Der ist hart im nehmen“, der Magier grinste nur dreckig und schubste Pit dann gegen den Baum der ihnen am nächsten Stand. Da der Engel immer noch die Hände auf den Rücken gebunden hatte stolperte er gegen den Stamm und konnte sich gerade so auf den Beinen halten. Mit den Zähnen knirschend ertrug er den Schmerz und sah den Magier wütend an.

„Sukoro! Was soll das werden?“, einer der anderen Männer war nun dazu gekommen und sah den Schwarzhaarigen erbost an. Dieser grinste nur und zuckte mit den Schultern. „Was? Er gehört mir, ich kann mit ihm tun was ich will. Und sein Blick widert mich an, wenn es nicht den Preis mindern würde, würd ich ganz andere Dinge mit ihm anstellen. Hmm, aber wenn ich an das Geld denke…“, wieder kam der Mann auf Pit zu. Der Engel wäre am liebsten vor ihm zurück gewichen, doch er konnte sich kaum bewegen und nur der Baum half ihm auf den Beinen zu bleiben. Sukoro packte Pits Kinn und zwang ihn dazu ihm in die Augen zu sehen, seine waren von einem dunkleren Blau als Pits. „… dann macht es das wieder wett. Sei froh Kleiner das du so wertvoll bist“, fuhr er seinen Satz fort und ließ Pit wieder los.

„Sei du froh das ich meinen Bogen nicht habe… ein einfacher Mensch wie du hätte keine Chance gegen mich“, knurrte Pit ihm zu, gerade als Sukoro sich umdrehen wollte. Doch plötzlich fuhr der Mann herum, holte aus und schlug dem Engel mitten ins Gesicht. „Sukoro!“, rief einer der Männer erschrocken, als Pit von dem Schlag zur Seite taumelte und dann ohne jeglichen Halt zu Boden ging.

Pit spürte den Geschmack von Metall auf seiner Zunge und hustete als ihm das Blut in die Lunge lief. Rote Spritzer verteilten sich dabei über dem Gras. Seine Wange pochte wie Blöd und auch seine Nase tat höllisch weh. Doch sie schien nicht gebrochen zu sein, es hatte sich zumindest nicht danach angehört.

Doch Pit wusste dass er das gut aushalten würde, er war es gewohnt viel einzustecken. Trotzdem… eine Wut ballte sich in seinem Brustkorb, doch dann hörte er etwas oder… nein… er fühlte es. Hoffnung stieg in ihm auf und dann hörte er wirklich ein bekanntes Geräusch. Flügelschläge?

„He ihr Sackratten… wer hat euch erlaubt Pit zu schlagen? Wenn den einer Schlagen darf dann bin ich das!“, er hörte die bekannte Stimme und Pit hätte vor Freude heulen können, und vor Erleichterung. Dem schwarzen Engel ging es gut, er sah nach oben und entdeckte Dark auf dem Rücken eines großen, schwarzen Pegasus. Seine roten Augen glühten vor Wut.

Oh ja, er war sauer, was fiel den Typen ein seinen Bruder so zu behandeln? Dark nahm den Bogen von seinem Rücken und hielt sich nur mit Hilfe seiner Beine auf dem Rücken des Pegasus, welcher sich den Männern näherte.

„Verdammt, diesmal ist es wirklich ein Dämon!“, einer der Männer rannte zu seinem Pferd, von dem er abgestiegen war, und packte den Bogen der hinter dem Sattel befestigt war. Die anderen Beiden zogen ihre Schwerter aus der Scheide.

Doch Sukoro sah nur grimmig zu dem Engel hinauf. „Noch so einer… das ist kein Dämon ihr Idioten. Das ist ein Schatten… der Schatten dieses Jungen“, der Magier griff erneut in Pits Haare und zog dessen Kopf nach oben. Dann spürte der weiße Engel etwas Kaltes an seinem Hals. „Schön langsam Kleiner… lass den Bogen fallen und komm herunter. Ansonsten kann ich für nichts garantieren. So sehr ich es hasse meine Ware zu verlieren, ist mir mein Leben doch wichtiger als Geld“, die Stimme des Magiers troff vor Hohn, während er Pit eine Klinge an den Hals legte.

Darks Augen verengten sich zu schlitzen, ehe er antwortete: „Und du denkst ich schere mich darum was mit Pit passiert? Ich riskier sicher nicht mein Leben für ihn“. Es war ein Bluff, doch Dark hoffte dass sie es nicht durchschauten. Aber… das Grinsen des Mannes zeigte ihm das er keine Hoffnung zu haben brauchte.

„Wie dämlich bist du? Glaubst du echt ich weiß nicht wie ein Schatten funktioniert? Wenn der hier stirbt, tust du es auch. Ganz einfach“, Sukoro festigte den Griff am Dolch und die scharfe Klinge grub sich langsam in den Hals des Engels. Pit riss den Mund auf, doch nur ein erstickter Laut kam zum Vorschein, während das rote Blut langsam an seinem Hals herab lief und einen starken Kontrast zur hellen Haut bildete.

Dark knurrte Regelrecht auf. „Wenn du nicht herunter kommen willst, dann schießen wir dich halt aus der Luft. Los, holt ihn runter! Von mir aus bringt ihn um, für einen Schatten gibt es keine Kohle, egal wie niedlich er aussieht“, befahl Sukoro dann seinen Männern. Der mit dem Bogen legte einen Pfeil an und zielte auf Dark, dann ließ er den Pfeil surren.

Pit kniff die Augen zusammen, nur um sie dann im nächsten Moment aufzureißen. „Aufhören!“, seine Stimme war unglaublich laut und gellend. Kraft bildete sich in seinen Lungen und er brüllte sie einfach hinaus. Überrascht riss Sukoro die Augen auf. „Verdammt!“, er war gezwungen die Klinge von Pits Hals zu nehmen, um einen kleinen Schutzschild aufzubauen der ihn vor der geballten Kraft der gesprochenen Worte schützte.

Die Druckwelle der Worte riss jedoch die 3 Männer von den Füßen, schreiend flogen sie ein Stück weit und einer knallte dabei sogar mit dem Kopf gegen einen Baum und verlor das Bewusstsein. Die Pferde wieherten Laut und stiegen in die Höhe, eines verlor dabei die Balance als die Druckwelle es traf und knickte mit den Beinen weg, sodass es hart zu Boden stürzte. Es schien sich jedoch nichts getan zu haben, denn es rappelte sich direkt wieder auf und flüchtete dann in vollem Galopp in den Wald, die anderen taten es ihm gleich.

„Verdammte Scheiße!“, Sukoro sah seinem schwarzen Hengst nach, besann sich dann aber eines besseren und wollte wieder zu Pit zurück um den Engel ruhig zu stellen. Dieser hatte durch den Schrei seine komplette Kraft verloren und war regelrecht zusammen gesackt.

Doch er kam nicht bis zu dem Engel, denn ein Lichtpfeil surrte direkt an seiner Wange vorbei und hinterließ einen Schnitt und eine leichte Verbrennung. Dark hatte sich trotz der Druckwelle auf dem Pegasus gehalten, welcher sich wieder gefangen hatte, und schoss nun eine Salve nach der anderen auf den Magier.

Sukoro wich den Angriffen aus. „Elende Pest“, er formte einen Ball aus Feuer in seiner Hand und schoss diesen auf den Engel. Dark riss überrascht die Augen auf. „Weg!“, rief er Salami zu. Der Pegasus wieherte schrill und sammelte Luftmagie unter seinen Flügeln um dem Feuerball geschickt auszuweichen.

Sukoro war kein normaler Mensch! Er konnte tatsächlich Magie anwenden. Für Dark war das etwas ganz neues, jedoch für Lebewesen in Andrakha ganz normal. Das war es wegen dem Miriel sich Sorgen gemacht hatte, Dark kannte diese Welt nicht und ihre Gefahren.

Doch der schwarze Engel war stark und hatte schon gegen ganz andere Feinde gekämpft. Er sprang einfach vom Rücken des Pegasus und breitete die Schwingen aus. Er hielt immer noch den silbernen Bogen in der Hand und begann nun wieder Lichtpfeile auf den Magier zu schießen. Diesmal konnte er sich definitiv geschickter in der Luft bewegen, da ihn der Pegasus nicht hinderte.

Der Magier hingegen gab nicht nach, er schützte sich vor Darks Pfeilen mit einem Schutzschild aus Finsternis, dem natürlichen Feind des Lichts. „Mal sehen wie du dich in der Luft halten kannst…“, knurrte der Schwarzhaarige, dann formte er mit seinen Händen einen Strudel in der Luft und Wind sammelte sich in geballter Ladung. Mit einer einzigen Bewegung seines Armes schleuderte er den geballten Wind wie eine Peitsche auf Dark zu. Dieser versuchte auszuweichen, doch das war schwierig, der plötzliche Wind hinderte ihn daran richtig zu fliegen und die Attacke traf ihn.

Die Kraft des Windes riss ihn aus der Luft und ließ ihn unkontrolliert zu Boden trudeln. Er schaffte es den Fall wenigstens einigermaßen abzufedern und landete auf seinen Knien. Schnell packte Dark den Bogen fester und richtete sich auf um auf Sukoro zu zielen. Doch dieser hatte erneut einen Ball aus Feuer geformt und er war schneller!

Doch plötzlich stockte der Magier. Ein jäher Schmerz fuhr durch dessen Bein und er sah geschockt herab. Pit hatte sich einigermaßen von seinem Angriff erholt und einen von Darks Lichtpfeilen gepackt. Diesen hatte er nun mit aller Kraft in Sukoros Bein gerammt. „Jetzt!“, rief der weiße Engel und Dark zögerte nicht länger. Er schoss den Pfeil ab und dieser durchbohrte Sukoros Brust, bohrte sich durch dessen Körper und trat an der Rückseite wieder heraus, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren, sauste der Pfeil in einen Baum hinein und blieb dort, laut vibrierend und surrend stecken.

Sukoro sah geschockt auf das Loch in seiner Brust, dann sackten seine Beine unter ihm weg und sein Körper fiel hart zu Boden.

Pit konnte nicht ausweichen und so landete Sukoros lebloser Körper direkt auf ihm. „urg…“, das Gewicht trieb Pit die Luft aus den Lungen und seine Flügel schmerzend höllisch. Er hörte Dark zufrieden ausatmen. „Ist er Tod?“, Pits Stimme war reumütig. Er hatte den Mann nicht töten wollen… gut, eigentlich hatte es Dark getan, aber er hatte geholfen. Pit tötete nur Monster! Monster hatten es verdient! Sie waren bösartig! Aber Menschen… das war etwas anderes. Hoffentlich würde seine Seele in Frieden Ruhen, wo auch immer sie hinging wenn man hier in Andrakha starb.

„Ja ist er… ist auch besser so“, schnaubte Dark nur auf die Frage des Engels hin. Seine schlechtere Hälfte war eindeutig zu weich! Dark ging zu Pit und packte den leblosen Körper, warf ihn von dem Engel herunter. Dann hörte er wie sich hinter ihm etwas bewegte. Dark drehte sich um und sah wie sich einer der Männer versuchte aufzurappeln. Die beiden anderen waren immer noch ausgeknockt, der eine durch den Baum und der andere durch Pits Angriff. Was war das eigentlich gewesen? Dark hatte Pit sowas noch nie einsetzen sehen.

Der Mann hob den Kopf und sah Dark an, dann weiteten sich seine Augen als er die Leiche seines Anführers sah und Dark welcher den Bogen wieder anhob. „Nein! Verschone mich! Wir sind nur Söldner, wir haben nur auf seinen Befehl hin gearbeitet!“, der Mann hob abwehrend die Hände und ging rückwärts. Darks Augen formten sich erneut zu schlitzen, dann klickte er genervt mit der Zunge. „Zieh Leine bevor ichs mir anders überlege“, knurrte er dem Mann zu. Dieser ließ sich das nicht zwei Mal sagen und nahm die Beine in die Hand. Nachdem er im Wald verschwunden war, widmete sich Dark wieder seinem Bruder.

„Hmpf… komm auf die Beine du Schwächling. Ich bin definitiv das Original, du lässt mich schwach aussehen“, murrte er Pit zu, dieser sah nur zu ihm hoch und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Grins mich nicht so blöd an!“, Dark packte den Engel am Arm und zog ihn auf die Beine. „Ngh“, Pit biss die Zähne zusammen und stützte seinen Körper gegen Dark. Dieser nahm einen seiner Pfeile und zerschnitt die Fesseln die um Pits Arme gelegt waren.

„Danke… ich bin froh das es dir gut geht“, Pit legte seinen Arm um Darks Schulter. Er konnte kaum alleine stehen und Dark stützte ihn indem er einen Arm um den Rücken des weißen Engels legte. Sein Blick glitt zu dessen hellen Flügeln und er schnalzte ablehnend bei dem Anblick.  „Warte…“, mit den Worten ließ er Pit plötzlich einfach los. „Huh?“, rief dieser überrascht aus, als er die Balance verlor und auf die Knie fiel. „Was sollte das!?“, wütend sah er zu Dark hoch, doch dieser ging einfach hinter Pit. Fragend drehte der weiße Engel den Kopf und sah zu seiner dunkleren Hälfte hoch.

Als dieser plötzlich seine Flügel packte, japste Pit erschrocken auf. „He! Wa-!“, doch sein Ruf wurde unterbrochen, als Dark einen Fuß auf seinen Rücken stellte und dann mit seinem vollen Körper an seinen Flügeln riss. Pit schrie auf vor Schmerz und Tränen bildeten sich in seinen Augen, doch Dark ließ nicht locker, riss die Flügel zur Seite und drückte dann mit voller Wucht dagegen. Ein seltsames, knirschendes Geräusch war zu hören. Dann ließ er Pits Flügel wieder los und der Engel fiel halb Bewusstlos ins Gras. Pit japste nach Luft und versuchte die Tränen herunter zu schlucken. Der Schmerz war unbeschreiblich groß gewesen, doch nun nachdem Dark fertig war, wurde es langsam besser.

Was nichts daran änderte das er immer noch ziemlich benommen war durch die Prozedur. Seine Stimme zitterte als er ausatmete. „Komm stell dich nicht so an, ich hab nur deine Flügel wieder eingerenkt“, murrte Dark, packte Pits Oberarm und zog den Engel wieder auf die Füße. Diesmal hing der Braunhaarige förmlich in seinem Griff und seine Beine schienen nicht die Kraft zu haben ihn zu tragen.

„Tz… verdammt“, so würde er den Ritt auf dem Pegasus nicht überstehen. Dark wusste das aus eigener Erfahrung. „Das… wär auch anders gegangen…“, murmelte Pit erschöpft und ließ seinen Körper einfach gegen den seines Bruders sinken. Der nun erneut einen Arm um den mitgenommenen jungen Mann legte. „Anders? Hätte ich dich operieren sollen oder was? Palutena ist nicht hier um ihre magische Hand anzulegen“, knurrte Dark ihm zu und erntete einen giftigen Blick seitens Pit. Na so schlecht konnte es ihm nicht gehen wenn er ihn noch so ansehen konnte.

„Red nicht so von Lady Palutena!“, er hatte sogar noch genug Kraft seine geliebte Göttin zu beschützen. Dark rollte nur mit den Augen. „Jaja, du mich auch“, murrte er genervt. Gerade hatte er das unglaubliche Verlangen Pit einfach ins Gras zu schmeißen und liegen zu lassen. Doch er kämpfte gegen diesen Drang an, zum Glück erfolgreich.

„Salami!“, rief Dark und sah in den Himmel, wartete auf seinen Pegasus. Pit sah ihn verwirrt an, doch als der Pegasus durch die Bäume brach und seinen Schatten auf sie warf verstand er. „Du hast das Tier nicht wirklich Salami genannt oder?“, wiederholte Pit fast schon die Worte von Miriel am Morgen. „Du nicht auch noch… das höre ich heute schon zum zweiten Mal und ja hab ich“, Dark verdrehte nur erneut die Augen und wartete ab bis der Pegasus vor ihnen landete und die Flügel an den Körper zog.

„Von wem…?“, kam nun die Frage seitens Pit. Wen hatte Dark wohl getroffen? Es war verständlich das er nicht alleine unterwegs war, schließlich war er schon Tagelang hier…

„Wirst du früh genug treffen, die Pest wird wie eine Klette an uns kleben“, antwortete ihm Dark murrend und ging zu dem Pegasus. Er half Pit auf das Tier und saß dann hinter ihm auf. Nun hielt er Pit in seinen Armen wie Miriel zuvor ihn. Nur mit dem Unterschied das Pit mit dem Rücken zu ihm saß und sich gegen ihn lehnte. Seine Flügel konnten nun schließlich eingequetscht werden, im Gegensatz zu Darks damals.

Der schwarze Engel sah dass Pit die Augen geschlossen hatte und musste nun doch etwas schmunzeln. Sein Bruder sah extrem mitgenommen aus, verständlicherweise. Obwohl er fand das er den Sturz weit besser überstanden hatte als er selbst…

Ein wenig Nahrung und er wäre wieder auf den Beinen. Nun jedoch trieb Dark den Pegasus zu einem langsamen Schritt an und suchte den Weg hinaus aus diesem Wald. Er konnte nicht fliegen solange Pit so geschwächt war und … scheinbar auch schlief. Seine rhythmische, langsame Atmung ließ zumindest stark darauf schließen, zusammen mit den geschlossenen Augen und dem entspannten Körper.

Och wie romantisch… am Arsch. Dark konnte sich besseres Vorstellen als mit seinem Bruder im Arm auf einem Pegasus daher zu reiten wie in einer schlechten western Romanze.

Hoffentlich kamen sie schnell aus diesem Wald raus, schließlich mussten sie auch Miriel wiederfinden. Ja… es war nicht die Beste Idee gewesen sie alleine zurück zu lassen, vor allem da er wusste was für Sorgen sie wegen der ganzen Reise hatte. Jedoch würde er sie sicher vor dem Dorf abfangen, sodass sie nicht alleine hinein gehen musste. Doch wäre er nicht gegangen… wer wusste was dann aus Pit geworden wäre? Pittoo hätte nicht zulassen können dass irgendwelche zwielichtige Männer seinen Bruder verkauften… oder andere Dinge mit ihm anstellten. Dark schüttelte den Kopf und seufzte.  Andrakha ging ihm mächtig auf die Nerven…

Brüder unter sich

„Wie groß ist dieser verfickte Wald!?!“, brüllte Dark plötzlich, was Pit dazu brachte aufzuschrecken und seine schlechtere Hälfte mit großen, blauen Augen anzustarren. Dark schnaubte und knurrte tief aus der Brust, ehe er tief Luft holte und zu Pit hinab sah.

„Auch mal Wach? Ich schwitze wien Schwein weil du mich als Teddybär missbrauchst, es ist so scheiße heiß…“, murrte er dem Engel zu.

„Wa… Was?“, Pit war noch viel zu benommen und brauchte eine Weile um zu verstehen was Dark meinte. Er blickte an ihnen herunter und sah dass er sich tatsächlich an Dark gekuschelt… und ihm auf den Overall gesabbert hatte. Sofort schreckte er zurück und brachte Abstand zwischen sich und seinen Zwilling, und rieb nebenbei den Sabber von seinem verklebten Mund.

Jedoch war Pits kuscheln nicht die Ursache für Darks Wut, obwohl es echt zu heiß war für sowas… mal davon abgesehen das er sich besseres vorstellen konnte als von seinem Bruder bekuschelt und angesabbert zu werden. Er hatte erwartet in kürzester Zeit wieder aus dem Wald raus zu kommen, zurück auf den Weg.

Doch nun irrte er schon seit… Stunden! In diesem verdammten Wald herum und wusste nicht wo vorne und hinten war. Hier sah aber auch alles gleich aus! Bäume da und Bäume dort…. Und da hinten auch! Überall Bäume! Er könnte schwören an dem da drüben war er schon 3x vorbei gekommen…

Doch jetzt wo Pit wach war, konnte er den Engel endlich alleine auf dem Pegasus lassen und selbst hoch fliegen um nach zu sehen wo sie waren. Verdammt… er hätte Pit viel früher wecken sollen, auch wenn es eher unabsichtlich gewesen war. Doch Dark wusste dass er es eh nicht getan hätte, der weiße Engel brauchte den Schlaf dringend.

„Tut mir Leid…“, Pits Worte rissen Dark aus den Gedanken und er sah mit gerunzelter Stirn zu seinem minimal kleineren Bruder. Nun da dieser sich wieder aufgesetzt hatte, brauchte er nicht mehr zu ihm herunter zu sehen.

„Muss dir was leidtun? Gibt schlimmeres. Hast du genug Kraft dich selbst fest zu halten? Ich will mal kurz in die Luft“, er würde niemals zugeben das sie sich verlaufen hatten… das ging gegen den Stolz des schwarzen Engels. Der Ausdruck in Pits Augen wurde kurz trotzig, doch dann nickte er.

„Klar… ist nicht so schlimm, ich fühl mich schon besser“ ein Lächeln huschte über seine Lippen, jedoch war es schwächer als er wohl beabsichtig hatte.  Dark rollte nur mit den Augen, wem versuchte er sich da zu beweisen?

„Also gut“, er ließ die Mähne des Pegasus los und entfernte seine Arme, die Pit bisher rechts und links gestützt hatten. Der weiße Engel ließ sich ein Stück nach vorne rutschen und musste dabei feststellen dass er ziemlich unangenehm auf dem vorderen Zwiesel des Sattels gesessen hatte… für Stunden. Seine untere Hälfte hatte sich ordentlich wund gerieben und er musste die Zähne aufeinander beißen, doch der Schmerz hob sich auch nicht viel mehr von dem Rest seines geschundenen Körpers ab. Pit griff in die schwarze Mähne des Pegasus und hielt sich daran fest.

Dark breitete währenddessen die dunklen Schwingen aus, zog die Beine unter den Po und stand geschickt, seine Schwingen balancierten ihn dabei, auf dem Rücken des Pegasus, welcher nun stehen blieb und nach hinten sah.

Pittoo schlug mit den Schwingen und sprang unterstützend in die Luft, dann spürte er wie sich der Wind unter den Flügeln sammelte und diese ihn mit kräftigen Schlägen in die Luft beförderten. Bald brach er durch das Blätterdach und konnte über den Wald hinweg sehen. Doch den Weg konnte er nicht entdecken.

Er entschied sich höher zu steigen und sein Haar flog wirr um seinen Kopf, als er noch ein paar Mal kräftig mit den Flügeln schlug um an Höhe zu gewinnen. Nun blickte er wieder über den Wald hinweg und drehte sich in der Luft. Mit langsamen Schlägen hielt er sich oben, während er nach dem Weg spähte.

Da! Er konnte ihn sehen. Sehr gut! Er merkte sich die Richtung, dann ließ er seinen Oberkörper in die Tiefe fallen. Sodass er Kopf voran zu einem Sturzflug ansetzte und innerhalb von Sekunden wieder durch das Blätterdacht brach. Wind, Blätter und Äste peitschten ihm ins Gesicht und er hielt einen Arm schützend davor, bis er durch das dichte Kronengeflecht hindurch war.

Bevor er auf dem Boden aufschlug, breitete er die angelegten Schwingen wieder zur vollen Größe aus und fing seinen Fall ab, indem er den Wind darunter fing. Elegant landete er auf seinen Füßen und rannte zurück zu Salami und Pit.

„Und? Hast du was gesehen?“, der weiße Engel hatte sich mittlerweile normal in den Sattel gesetzt und sah zu Dark als dieser wieder zu ihnen kam. Er rieb sich mit einer Hand durch das nussbraune Haar und schob den Lorbeerkranz darauf wieder zurecht. Dark Pit vermutete dass er ebenfalls keinen Kontakt zu Palutena oder sonst wem herstellen konnte, er war ebenfalls so matt wie sein eigener den er zurückgelassen hatte.

„Ja, wir müssen da lang weiter“, antwortete er seinem Bruder, zeigte kurz in die Richtung und wollte auf Salami aufsteigen. Nur um zu merken das Pit im Weg war.

„Rutsch nach vorne“, murrte Dark und seine roten Augen trafen das helle Blau des weißen Engels.

„Ähm… ich will nicht. Mir tut der Hintern weh weil ich die ganze Zeit so doof gesessen hab“, murmelte Pit als Antwort.

Dark unterdrückte ein Knurren das sich in seiner Brust aufbaute und Wut loderte in seinen Augen auf. „Echt jetzt? Mach Platz verdammt!“, er wartete Pits Protest nicht ab, sondern schwang sich einfach hinter seinem Bruder in den Sattel. Zwang diesen damit automatisch nach vorne zu rutschen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte dass sie eng aneinander gequetscht da saßen.

„Autsch… Engel verdammt!“, fluchte Pit seine dunkle Hälfte an, die Bewegung war echt unangenehm gewesen und nun saß er wieder so blöd im Sattel. Die Reibung tat weh…

Es wäre wohl besser gewesen, wenn sie eines der Pferde wieder eingefangen hätten. „Ich brauche unbedingt einen eigenen Untersatz…“, murrte der weiße Engel und Dark konnte ihm da nur zustimmen.

„Wir haben aber keinen, halt dich fest es geht weiter. Salami wir müssen da lang“, er zeigte dem Pegasus die Richtung und das Tier wendete um dann in einem etwas flotteren Schritt weiter zu laufen. Scheinbar wollte der Pegasus auch aus dem Wald hinaus oder zu Miriel zurück.

Pit hielt sich derweil selbst im Sattel ohne Darks Hilfe und griff in die Mähne des Pegasus. Er war immer noch damit beschäftigt einen Sitz zu finden der nicht höllisch weh tat. „Engel, hör auf im Sattel rumzurutschen verdammt…“, murrte Pittoo daraufhin, was darin endete das Pit tatsächlich still hielt und leicht aus den Augenwinkeln in das genervte Gesicht seines dunkleren Ichs sah.

„Ich kann nichts dafür, das tut echt weh. Können wir uns nicht irgendwie anders hinsetzen Pittoo?“, der weiße Engel straffte die Schultern und sah nach hinten zu seinem schwarzen Zwilling. Dieser zuckte kurz wegen dem Namen, seufzte dann aber und schien nun langsam doch nach zu geben. Er hatte keine Lust darauf nun ewig wegen so etwas banalem zu diskutieren.

„Du bist ne Pest… gut dann reitest du und ich lauf nebenher. Ich hab keinen Bock mehr auf das Gemecker“, damit schwang er das rechte Bein über Salamis Po und glitt elegant vom Rücken des Pegasus herunter. Nur um dann neben den beiden mit zu laufen. Salami verlangsamte seinen Schritt um sich Dark Pits Geschwindigkeit anzupassen.

„Danke. Tut mir echt leid“, Pit sah zu dem schwarzen Engel herunter, dann rutschte er nach hinten in den Sattel um sich richtig hinzusetzen und atmete erleichtert aus als er spürte wie der Schmerz nachließ. Dark verdrehte nur die Augen wegen der Entschuldigung. Jedoch sah er aus dem Augenwinkel heraus, wie Pit den Kranz von seinem Kopf nahm und ansah. Ein leichter, besorgter Schleier huschte über sein Gesicht.

„Der funktioniert nicht mehr hm? Meiner auch nicht, ich hab ihn weggeworfen“, kommentierte Pittoo die Szene und sein Bruder sah auf und zu ihm. Dann wieder zum Kranz und anstatt dem Beispiel seines Zwillings zu folgen, setzte er ihn wieder auf sein Haar. Er fühlte sich nackte ohne den Kranz…

„Ich denke, selbst wenn er noch ganz wäre, würden wir sie nicht hören können. Sie können nicht bis hierher durchdringen. Wir haben ja auch 300 Jahre lang nichts von diesem Land gehört“, erwiderte Pit auf die Worte des dunklen Engels. Als dieser nicht Antwortete, sah er wieder zu ihm hin und war überrascht, dass sich seine Miene verfinstert hatte.

„Was ist los?“, auf Pits frage hin, blinzelte Dark und sah ihn an.

„Was solls… wir können die Zeit nutzen und ich erzähl dir alles“, damit begann Dark den Engel aufzuklären. Erst darüber was mit ihm geschehen war und wie die Waldelfen ihm geholfen hatten. Pit hing neugierig und interessiert an Darks Lippen und nahm die Neuigkeiten auf.

Dark erzählte ihm von Miriel, dem Fluch und was Shaoha über die junge Frau und ihrer Vergangenheit in Andrakha gesagt hatte. Pit zog die Luft scharf ein als er die Geschichte hörte und Reue blitzte in den großen, blauen Augen auf. Das hatte Dark erwartet, seinem guten Ego tat es unglaublich Leid was Miriel und auch dieser Welt geschehen war.

„Das wusste ich nicht… und Lady Palutena auch nicht. Niemand wusste… was passieren würde und passiert ist. Wenn Lady Palutena das erfährt, wird sie es sich nie verzeihen Miriel hierher verbannt zu haben.“ murmelte Pit in einem leisen Flüsterton. Was hatten sie angerichtet? Aber… niemand konnte wissen was passieren würde. Jedoch hätten sie sich vielleicht mehr über dieses Land informieren müssen, zumindest soweit das sie wussten wie dieses Land fungierte und lebte.

„Tja…“, Darks Stimme troff vor hohn, was Pit leicht zusammen zucken ließ. „Wäre nicht das erste Mal das die Götter etwas tun was sie nicht gut durchdacht haben. Miriel war zu der Zeit keine Gefahr für uns, bis auf diese Legende, es wäre genug Zeit gewesen zu überlegen was sie mit ihr tun. 100 Jahre hätten wir Zeit gehabt… und vielleicht wäre nie etwas geschehen wenn sie nie in Gefahr gekommen wäre“, ließ der schwarze Engel seinem Zorn dann Luft.

Pit wusste wie Dark darüber dachte, wie er über die Götter im Allgemeinen dachte, das er es hasste das sie sich immer in alles einmischten und alles schlimmer machten… zumindest aus seinen Augen heraus. Deswegen hatte er auch Skyworld verlassen und war zu Viridis Truppen übergegangen. Nicht um ihren Krieg gegen die Menschen zu unterstützen, der interessierte ihn überhaupt nicht, nein, sondern um das Gleichgewicht der Natur zu wahren.

Pit fühlte sich nach wie vor unwohl wenn er daran dachte, an den Tag an dem Dark seine Sachen gepackt und verschwunden war. Er hatte sich gefühlt als würde er einen Teil von sich verlieren und wahrscheinlich war es wirklich so gewesen. Wenn man bedachte das sie ein und dieselbe Person waren. Doch das war lange her und auch kein Abschied für immer gewesen, sie hatten sich danach noch oft genug wieder getroffen und waren auch zusammen auf Mission gegangen. Pit auf Befehl von Lady Palutena und Dark aus eigenem Interesse heraus.

„Wir können die Zeit nicht zurückdrehen… keine 300 Jahre zumindest. Aber wir können es in Zukunft besser machen. Sie ist nicht mehr alleine, sie kann wieder zurück“, wie immer war Pit der geborenen Optimist und als Antwort bekam er erst nur ein unzufriedenes Knurren zu hören.

„Wenn sie überhaupt zurück will… und wenn müssen wir erst einmal zurück kommen“, das war schließlich auch nicht so leicht und zu der Sache war Dark noch nicht angelangt. Pits fragender Blick zeigte Dark, dass er noch ein wenig Erklärungsarbeit vor sich hatte. Dabei fühlte sich sein Mund jetzt schon trocken an, er war es nicht gewohnt so viel zu reden. Jedoch biss Dark in den sauren Apfel und erklärte Pit auch den Rest, wie sie wieder nach Hause kommen würden.

Als er endete, atmete er erleichtert aus. Er hatte das Gefühl er hätte genug für die ganze Woche gesprochen… Pit hatte stumm und aufmerksam zugehört und nun lehnte er sich leicht im Sattel zurück und Atmete schwer aus. Scheinbar hatte er nicht damit gerechnet, dass die Rückkehr so lange dauern würde und sorge spiegelte sich in seinen blauen Augen.

Dark konnte es ihm nicht verübeln, er hatte auch nicht damit gerechnet und selbst er sorgte sich um das was in ihrer Welt abging. Pit hingegen war dazu noch Lady Palutenas Champion und Hauptmann der Icarus Army. Seine Sorge musste immens sein. Doch sie konnten nichts dagegen tun, als zu hoffen dass sie das alles so schnell wie möglich hinter sich brachten und ihre Welt noch dieselbe war wenn sie wieder zurück kehrten.

„Also… sind unser erstes Ziel die Eiselfen? Ouh… ich wünschte wir könnten mit Lady Palutena reden, wenn sie uns auf dem Laufenden hält und uns hilft dann wäre die Reise hier bestimmt unglaublich aufregend. Schließlich sind wir in einer ganz neuen Welt“, Pits Augen funkelten bei dem Gedanken, doch er ermahnte sich selbst das seine Göttin nicht da war und sie nicht wussten was aus Skyworld wurde, während sie hier ihren Rückweg ebneten.

Dark hingegen klickte mit der Zunge als Pit ihn direkt mit einschloss. Was hatte er mit Lady Palutena am Hut? Nichts mehr… aber ein wenig konnte er seine schlechtere Hälfte schon verstehen, so nervig Andrakha war… als so aufregend stellte es sich auch heraus.

„Die Reise wird stressig genug. Ob mit oder ohne Göttin… bringen wir das so schnell wie möglich hinter uns“, antwortete Pittoo seinem Bruder nur, diesmal eindeutig kürzer angebunden, was dem weißen Engel auffiel, aber nicht überraschte. „Ja! Aber ich will mich trotzdem hier umsehen, es gibt sicher viel Neues zu entdecken und Lichtmagie müssen wir auch lernen um die Schatten zu bekämpfen. Oh... ich hoffe das sie nicht wieder einen Angriff starten während wir hier sind“, Pits Enthusiasmus überschattete sich mit den Erinnerungen daran, was kurz vor dem Sturz geschehen war. Er hoffte dass sich alle in Sicherheit befanden.

Dark blieb plötzlich einfach stehen und der Pegasus tat es ihm gleich, sah dabei aber überrascht zurück zu dem schwarzen Engel. Pit sah ebenfalls verwirrt zu seiner dunkleren Hälfte. Er wollte gerade fragen, da beantwortete Dark ihm die unausgesprochene Frage jedoch schon: „Ich hab dich noch gar nicht gefragt wie du hier gelandet bist…“, schoss es ihm nun durch den Kopf. Wieso kam er da nicht schon früher drauf? Die Autorin hatte es eindeutig einfach verpennt…

„Oh! Stimmt, ich weiß selbst nicht so genau wie es passiert ist. Es war ähnlich wie bei dir…“, damit begann Pit seinem Bruder zu erzählen was in Skyworld los war, von dem Kampf gegen die Schatten und das er getroffen und Ohnmächtig geworden war. Er fiel endlos lange und schlug dann einfach hier auf den Boden von Andrakha auf. Pit wollte ihm auch von der Schwärze erzählen die sich in seinen Kopf gegraben hatte doch… er stockte und ließ es sein, etwas in ihm hinderte ihn daran Dark davon zu erzählen. Pit verlor aber keinen zweiten Gedanken daran, es war ja auch nichts mehr Seltsames danach passiert. Mal von der Entführung abgesehen.

Seine schlechtere Hälfte hingegen bemerkte das zögern und seine Augen formten sich zu schlitzen, etwas war noch geschehen und sein Bruder wollte es ihm nicht sagen? Seit wann hatte Pit Geheimnisse vor ihm? Er konnte nicht wirklich sagen wieso, doch diese Tatsache pisste ihn wirklich an.

Aber bevor Dark etwas sagen konnte, lichtete sich der Wald plötzlich vor ihnen und Sonnenlicht strömte zwischen den Bäumen hindurch. „Oh! Wir sind draußen!“, Pit setzte sich freudig aufrecht hin und sah mit großen Augen zum Licht. Dark klickte nur mit der Zunge auf den euphorischen Ausbruch seines Bruders. Pit konnte manchmal so ätzend fröhlich sein. Der dunkle Engel schirmte seine Augen gegen das Sonnenlicht ab, indem er einen Arm davor hielt und trat aus dem Wald heraus.

Salami und Pit folgten ihm und schon wurden die drei in warmem Sonnenlicht gebadet. Eine große Wiese erstreckte sich vor ihnen. Dark sah mit Zufriedenheit das es das war was er von oben gesehen hatte, endlich kamen sie raus aus diesem Wald. Am Ende der Wiese konnten sie einen schmalen Streifen Erde erkennen, der den Weg kennzeichnete.

Dark setzte einen Fuß vor den Anderen und machte sich auf eben jenen Weg zu erreichen, Salami folgte ihm auf dem Fuße und Pit… tja Pit genoss die Aussicht. Seine blauen Augen leuchteten und spiegelten die Farbe des strahlenden Himmels wieder über den weiße, flauschige Wolken schwebten. Er beobachtete bunte Vögel die elegant durch die Luft glitten und leise Melodien trällerten. Schmetterlinge in den wildesten Farben flatterten über die saftige, grüne Wiese und Pit jauchzte plötzlich fröhlich auf, was Dark zusammen zucken ließ. Der dunkle Engel drehte sich wütend zu Pit um: „Was ist los!?“, er war nicht erfreut darüber das seine schlechtere Hälfte ihn erschrocken hatte…

„Da ist ne Maus! Ne Maus mit langem, buschigen Schwanz und riesigen Ohren“, rief der weiße Engel aufgeregt und zeigte ins Gras zu einem kleinen, braunen Wesen das tatsächlich auf die Beschreibung passte. Dark folgte dem Fingerzeig und sah das Tier, nur um dann wieder entnervt zu Pit zurück zu sehen.

„Und deswegen schreist du so? Nochmal und ich sorg dafür das du dir wünschst wieder Ohnmächtig auf dem Pegasus zu hängen!“, knurrte er ihm entgegen, ehe er sich umdrehte und weiter lief. Pit stutzte auf die Drohung von Dark hin, dann plusterte er die Wangen auf und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. Echt jetzt!? 300 Jahre und er benahm sich immer noch wie am ersten Tag! Man würde meinen Leute würden sich ändern… doch Pit sollte es nicht überraschen. Er kannte seinen Bruder und dessen Launen. Er hatte schließlich lange genug mit ihm gelebt… und Dark hatte ihm wahrscheinlich mehr Schläge verpasst als alle Monster der Unterwelt Armee zusammen.

„Mmh als ob“, gab Pit nur von sich, der weiße Engel wusste auch um die guten Seiten seiner dunklen Kopie, deswegen nahm er dessen Wutausbrüche nie persönlich und ging ihm danach noch genauso auf den Geist wie zuvor. Darks rote Augen funkelten zornig aufgrund der Gleichgültigkeit des weißen Engels, wenn das so weiterging würde er ihm wirklich eine runterhauen. Darks Wut ließ den weißen Engel nur grinsen und er lehnte sich vor um den Hals des Pegasus zu streicheln. Als er den Schmerz in seinen Flügeln spürte, zog er die Luft kurz in die Lungen. Gab aber sonst keinen Ton von sich. Er war ja selbst Schuld wenn er sich so viel bewegte.

Dark hörte das schmerzhafte einatmen seiner anderen Hälfte, jedoch drehte er sich nur wieder um und ging weiter. Der Pegasus folgte ihm und Pit setzte sich wieder auf um die Schritte besser ausbalancieren zu können. Bald waren sie am Weg angekommen und blieben kurz stehen um sich umzusehen.

„Hier sieht es aus wie auf der Erde“, stellte Pit fest als er den Weg betrachtete der mit Kies angelegt war.

„Fast… es ist viel reiner als auf der Erde, vor allem wenn man bedenkt wie viel die Menschen in nur 300 Jahren zerstört haben“, murrte Dark Pit dann. Ja, er konnte die Menschen nicht wirklich leiden dafür dass sie ebenfalls das Gleichgewicht störten. Jedoch hasste er sie nicht so sehr wie Viridi.

Pit presste die Lippen leicht zusammen, ehe er antwortete: „Wir sind ja dabei die Menschen etwas zurück zu halten, Lady Palutena und Viridi arbeiten ja mittlerweile zusammen um das Problem friedlich zu lösen und die Natur und Erde zu schützen“. Dark sah nur kurz hinter zu dem weißen Engel, ehe er schnaubte. Wem erzählte er das? Er half doch selbst aktiv mit, auch wenn er manchmal vielleicht etwas drastischere Methoden benutzte. Viridi fand es gut und unterstützte ihn dabei, jedoch löste es immer wieder Streit mit Palutena aus.

Pittoo konnte das alles reichlich egal sein, er interessierte sich nur dafür das Gleichgewicht zu wahren, egal was er dafür tun musste. Wenn er morden musste um seine Ziele zu erreichen, dann nahm er das hin und mordete so viel wie nötig war. Irgendjemand musste ja die Überpopulation im Griff halten nicht wahr? So sehr Palutena und Pit angebetet wurden, so verhasst waren Viridi und Dark Pit unter den Menschen.

 Und wer nutzte das alles wieder aus? Natürlich Medusa, die freute sich und rieb sich die Hände. Was dann wiederrum darin endete das sie gegen ihre Unterwelt Armee antraten um sie davon abzuhalten Chaos unter den Seelen zu stiften. Es war ein nie endender Kampf! Jedoch brach zum Glück kein Krieg mehr aus. Zumindest nicht unter den Göttern, sie hielten sich alle soweit zurück wie sie konnten. Die Menschen hingegen… die bekriegten sich nach wie vor als gäbe es nichts Besseres im Leben.

Dark Pit schüttelte den Kopf, diese Gedanken brauchte er hier nicht. Sie waren in Andrakha und so wie es aussah galten hier ganz andere Regeln. Er hatte schon gesehen dass die Elfen Magie anwandten, jedoch hatte er nicht erwartet dass sogar Menschen dazu in der Lage waren. Die Welt war gefährlicher als erwartet und Dark hatte noch etwas anderes festgestellt. Es war nicht so einfach hier zu kämpfen wie er es gewohnt war. Als er die Lichtpfeile abgeschossen hatte, ließ ihn das Gefühl nicht los das es seine eigene Energie absaugte. Das war noch nie der Fall gewesen. Normalerweise konnten sie unendliche dieser Pfeile erzeugen.  Er würde definitiv mit Miriel darüber reden müssen. Es war besser zu wissen auf was sie sich einließen.

Apropos Miriel… sie würden sie sowieso noch abfangen müssen.

„Wo müssen wir lang?“, Pit riss seine dunklere Hälfte aus dessen Gedanken. Der weiße Engel hatte erst nichts gesagt weil er merkte dass Dark über etwas sinnierte. Jedoch hielt er die Stille nicht mehr aus und die Tatsache dass sie immer noch hier standen und sich nicht vom Fleck bewegten.

„Und über was denkst du nach?“, die Frage konnte er sich nun doch nicht verkneifen, er war zu neugierig auf das was Dark Pit so in Gedanken versetzte. Dieser sah zu Pit hoch, schien kurz zu überlegen, zuckte dann aber mit den Schultern.

„Nur über die Sache mit der Magie in dieser Welt. Es hat mich Energie gekostet die Lichtpfeile zu erschaffen… wahrscheinlich ist es bei den Energiekugeln meines Stabes genauso. Hier herrscht eine andere Art von Magie und scheinbar lässt sie sich nicht so einfach einsetzen wie in unserer Welt“, klärte den weißen Engel dann doch auf. Dieser stutzte.

„Ist nicht wahr! Vielleicht ist es ja das Fehlen der Götter? Eventuell geben die Götter uns in unserer Welt einen unendlichen Magievorrat?“, Pits Einwand war tatsächlich sogar plausibel und Dark sah zu seiner helleren Hälfte.

„Seit wann schaffst du es so logisch zu denken? Schaltete sich ohne die Göttin mal dein Hirn ein?“, neckte er den anderen Engel grinsend. Dieser funkelte ihn aus zusammengekniffenen, blauen Augen an.

„Ich kann auch selbst nachdenken! Ich hab auch gute Ideen! Manchmal!“, keifte er empört zurück. Was bei ihm aber genauso bedrohlich klang wie ein quiekendes Meerschweinchen. Darks grinsen verfinsterte sich nur, jedoch auf eine positive Art und Weise. Sofern man das positiv nennen konnte, er hatte Spaß.

„Außerdem weiß ich immer noch nicht wo lang!“, lenkte Pit ihn schnell ab, wissend das seine dunklere Hälfte nicht so leicht nachgeben würde. Sie hatten aber eindeutig wichtigeres zu tun als sich jetzt hier wieder in die Haare zu kriegen.

Dark richtete sich auf und sah sich um. „Wir sollten Richtung Stadt, ich weiß nicht wie weit Miriel schon gekommen ist“, antwortete er nun endlich auf die Richtungsfrage. Dann setzte sich der schwarze Engel in Bewegung, jedoch hörte er nicht das Hufgetrappel des Pegasus und drehte sich zu dem schwarzen Tier um. Dieses hatte sich immer noch nicht vom Fleck bewegt und sah in eine andere Richtung.

„Ich glaube er will da lang“, sagte Pit dann auf den Blick des Schwarzhaarigen hin. „Das seh ich selbst!“, knurrte Dark ihm zu. Unzufrieden darüber das sein Pegasus ihm nicht folgte. Er ging die wenigen Schritte zurück und sah zu Salami. Die Ohren des Pegasus klappten nach hinten, während er in die Richtung sah. Dann riss er plötzlich den Kopf hoch und wieherte.

„Irgendetwas stimmt nicht, mach Platz Pit ich glaube wir müssen uns beeilen“, erwiderte Dark besorgt und Pit verstand. Diesmal machte er Platz für seine dunklere Hälfte und Pittoo stieg hinter ihm in den Sattel.

„Halt dich fest, denkst du, du kannst dich oben halten wenn wir fliegen?“, Dark griff wieder rechts und links an Pit vorbei in die Mähne von Salami. Pit sah ihn an und überlegte, nickte dann jedoch und legte seine Hände auf Darks Arme und hielt sich an diesem fest. „Ich muss, vielleicht ist Jiriel in Gefahr“, erwiderte der weiße Engel. Dark sah überrascht dessen Hinterkopf an.

„Du erinnerst dich an den alten Spitznamen?“, fragte er Pit, gab aber gleichzeitig dem Pegasus das Zeichen das sie fliegen würden. Das Tier zögerte nicht, nahm seine Kraft aus der Hinterhand und galoppierte aus dem Stand an, in einen schnellen und rasanten Galopp über den Kies.

„Jaaa-aa!“, Pits Stimme ging plötzlich in die Höhe, als der Pegasus die Flügel ausbreitete und Wind darunter sammelte, als er dann einen starken Schlag mit den Schwingen tat, hoben seine Hufe vom Boden ab und mit einem weiteren Schlag sauste er hoch in die Luft. Pit zischte bei dem Schmerz der plötzlich durch seinen Körper schoss als der Wind an ihm Riss und er die kräftige Bewegung des Pegasus spürte. Jedoch schluckte er ihn herunter, denn er spürte noch etwas anderes in ihm aufsteigen.

Pures Glück! Es fühlte sich unglaublich an wie der Pegasus durch die Lüfte glitt! Es war nochmal ganz anders als wenn er selbst flog oder Phos und Lux ritt, seine beiden Einhörner. Er spürte plötzlich einen Stich im Herzen als er an die beiden Tiere dachte, er vermisste sie jetzt schon. Trotzdem trübte dies nicht seine Laune und er streckte die Arme aus mit denen er sich bis jetzt an Dark festgehalten hatte.

„Juchu!“, jauchzte er und erntete von hinten ein genervtes knurren von dem schwarzen Engel. „Hör auf so rum zu zappeln oder ich lass dich fallen! Ich dachte du hast schmerzen!?“, fauchte ihn der Schwarzhaarige an und Pit sah über die Schulter in die weinroten Augen. „Ja… aber es ist so toll!“, antwortete er ihm nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Was Pittoo die Augen verdrehen ließ.

„Benimm dich endlich mal deinem Alter entsprechend, du bist keine 13 mehr“, murrte der schwarze Engel, wissend das es eh nichts brachte. Engel änderten sich auch über Jahrhunderte hinweg kaum. Äußerlich mittlerweile schon, innerlich blieben sie jedoch meistens die reinsten Unschuldslämmer. Natürlich abgesehen von ihm… und Miriel wie es aussah. Sie beide trugen Finsternis im Herzen und diese überschattete jeglichen Funken Unschuld.

„Ich benehm mich nicht wie ein Kind!“, widersprach Pit empört. Er war über 300 Jahre alt und selbst äußerlich Anfang 20! Er würde sich nicht als Kind beschimpfen lassen! Man konnte doch auch als erwachsener gut gelaunt sein…

„Doch… tust du“, Dark hatte nicht vor nach zu geben, auch wenn er währenddessen den Boden scannte um zu sehen was in Salami eine solche Unruhe ausgelöst hatte. „Das stimmt nicht! Nimm das zurück Ptooey!“, forderte Pit ihn nun regelrecht heraus und Dark murrte wütend auf den Spitznamen. Auch nach 300 Jahren hasste er ihn noch so sehr wie als er ihn das erste Mal gehört hatte!

„Nenn mich nicht so Pit-stain!“, ärgerte er ihn nun mit seinem eigenen Spitznamen. „Nur wenn du auch damit aufhörst! Das ist unfair!“, murrte Pit als Antwort und funkelte seinen Zwilling an. „Wieso unfair? Du hast angefangen“, nun benahmen sie sich beide wie kleine Kinder…

Plötzlich wurde es selbst Salami zu viel und der Pegasus wieherte wütend. Sofort verstummten die beiden Engel, warfen sich nochmal kurz einen Blick zu und wandten dann ihre Aufmerksamkeit dem Geschehen vor ihnen zu. Tatsächlich hatten sie eine ordentliche Strecke fliegend zurück gelegt. Und dann sahen sie warum der Pegasus sich so beeilte.

„Miriel!“, Darks Ausruf erschreckte Pit. War das Miriel da unten? Er hatte die Frau Ewig nicht mehr gesehen und gerade konnte er kaum etwas anderes erkennen als die roten Haare und die riesigen Flügel… wouw… da konnte er fast schon Eifersüchtig werden. So groß würden seine Flügel wohl niemals wachsen.

Das andere was er erkannte waren Leute auf Pferden die sie eingekreist hatten und ein anderes, blaues Tier welches am Boden zu liegen schien und Schmerzen hatte. Der lange, federbesetzte Schweif von Jiji lag ausgebreitet auf dem Kies und das Tier versuchte aufzustehen. Miriel saß halb über sie gebeugt und hielt sie davon ab.

Auf Darks Ruf hin sah Miriel jedoch nach oben und entdeckte die beiden Engel auf dem Pegasus. Erleichterung machte sich in ihrer Brust breit. Die Menschen hörten es ebenfalls und als sie nach oben sahen ging ein Raunen durch die Männer.

„Verdammt! Sie kriegt Verstärkung!“, rief einer der Männer und zerrte grob am Zügel seines Pferdes um das Tier zum Rückwärts treten zu bringen. „Weitere Dämonen!“, rief ein anderer panisch. Die Pferde begannen durch die Panik der Männer ebenfalls langsam in Angst zu verfallen. Sie begannen zu tänzeln und vor dem großen Schatten des Pegasus zurück zu weichen. Salami wieherte wütend auf und setzte zu einem Sturzflug an. Als der Pegasus mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über sie hinweg setzt war es um die Pferde der Männer geschehen. Sie stiegen und brachen aus. Manche schmissen dabei sogar ihre Reiter ab, der Rest hatte jedoch auch kaum mehr Kontrolle als die Tiere mit ihnen durchgingen und das Weite suchten.

Schreie hallte wieder während die eine Hälfte versuchte ihre Pferde in den Griff zu kriegen und die andere Hälfte ihren Tieren hinterher rannte. Eines hatten alle jedoch gemeinsam, sie wollten so schnell wie möglich hier weg. Gegen 3 Dämonen und einen Pegasus sahen sie sich chancenlos.

„Tz… die Typen sind klüger als die andern“, knurrte Dark. Er hatte seinen Bogen gepackt, genauso wie Pit, dessen Bogen der dunkle Engel auf der Suche nach Pit gefunden hatte und auf die Männer gezielt. Doch als sie alle in hohen Bogen flohen, senkte er die Waffe wieder.

„Wie geht es Miriel?“, fragte Pit nun und sie sahen zu der jungen Frau. Diese war mittlerweile aufgestanden und sah zu ihnen, wartete das sie landeten, sie schien nicht verletzt zu sein. Salami tat ihr dann den gefallen und ging grob zu Boden. „Urg!“, Pit keuchte auf als sein Körper hart gegen den von Dark geschleudert wurde bei der Landung. Der schwarze Engel hingegen hatte gewusst was kam und seine hellere Hälfte so gut fixiert wie es ihm möglich war und so fielen sie nicht herunter wie Miriel und er zuvor.

„Pito! Und Pit! Schön zu sehen das es euch gut geht!“, rief Miriel den beiden Engeln zu und trat an den Pegasus heran um Pit genauer anzusehen. Er war auch viel Älter geworden, so wie sein Bruder. Aber ansonsten hatte er sich auch kaum verändert.

„Was ist mit Jiji?“, fragte Dark nun und sah zu der Stute die immer noch am Boden lag. Miriels Blick ging besorgt zurück zu der Shuahia’an. „Sie haben uns angegriffen. Sie hielten mich für einen Dämon… scheinbar sind die Menschen nach wie vor nicht gut auf Dämonen zu sprechen. Ich habe versucht vor ihnen davon zu reiten, dabei ist Jiji gestürzt. Ich nehme an sie hat sich dabei am Bein verletzt“, erklärte sie ihnen was geschehen war. Zum Glück hatten sie sie nur für einen Dämonen gehalten und nicht erkannt wer sie wirklich war. Aber vielleicht wussten die meisten Menschen nicht einmal wer sie war? Es war schließlich schon Generationen her das sie sich das letzte Mal vor einem hatte blicken lassen.

„Wieso halten sie uns eigentlich für Dämonen?“, Dark war das zuvor schon aufgefallen, einer der Entführer von Pit hatte ihn auch einen Dämon genannt und Pit selbst schien kostbar zu sein als Engel?

„Es gibt hier keine Engel. Das einzige was Engeln irgendwie ähnlich sieht sind geflügelte Dämonen mit schwarzen Schwingen und roten Augen. Es wird also nicht das letzte Mal sein das man uns für welche hält… und Pit vielleicht für eine Art Mutation. Was besser wäre als wenn rauskommt das er ein echter Engel ist, das würde nur die Gier in den Leuten wecken“, antwortete Miriel dann und obwohl sie nicht wusste was Pit geschehen war, lag sie goldrichtig.

Die junge Frau löste sich von den beiden Männern und dem Pegasus und ging zurück zu der am Boden liegenden Stute. Diese sah sie nun ruhig an, nachdem das ganze Chaos vorbei war. „Gleich geht es dir wieder besser“, Miriel ließ sich neben der Stute nieder. Sie schloss die Augen und hellblaues Licht begann um ihre Hände zu wabern, es sah fast so aus wie dicker Rauch. Sie legte ihre Hände auf das verletzte Bein. Jiji hatte sich beim Sturz das Bein aufgerissen und Blut sickerte aus dem langen Schnitt. Doch unter dem wabernden Rauch der Magie begann die Blutung zu stoppen. Man konnte zusehen wie sich der Schnitt langsam von innen heraus anfing zu schließen, bis nur noch eine feine Narbe übrig war. Dann begann das Fell wieder zu wachsen und überdeckte die Narbe vollkommen.

 Erst dann hörte Miriel auf und das hellblaue Licht erlosch, erschöpft ließ sie sich etwas nach hinten sinken. Es fiel ihr immer wieder schwer ihre Magie einzusetzen, da sie dann gegen das Siegel arbeitete und sehr viel Energie brauchte. Jiji jedoch sah zu ihrem Bein und erhob sich dann wieder. Sie merkte dass sie keine Schmerzen mehr hatte und schnaubte zufrieden, ehe sie ihre Nüstern in Miriels Haaren vergrub. Diese lachte als sie den warmen Atem spürte und kraulte die Stute.

Die beiden Engel waren mittlerweile abgestiegen und hatten neugierig zugesehen wie Miriel die Stute heilte. „Wow! Das war cool!“, gab Pit dann von sich und überwand die letzten Schritte um zu Miri und ihrer Stute zu gehen. Er sah das Vogelpferd aufgeregt an und betrachtete die wunderschöne Stute. Jiji sah neugierig zu dem neuen Engel und zog seinen Geruch in ihre Nüstern, ehe sie ihm direkt ins Gesicht schnaubte. Ein prusten kam sowohl von Miriel als auch von Dark, als Pit vor dem schnauben der Stute zurück wisch und sich reflexartig die Hand vors Gesicht hielt um sich vor dem Rotz zu schützen.

„Für was war das denn…“, murmelte er, dann fing er jedoch an zu grinsen und schlang einfach die Arme und den Hals des blauen Pferdes. Die Stute schreckte hoch und wieherte verwirrt. Dann sah sie zu Pit herunter der an ihrem Hals hing, ehe sie zu Miriel und Dark sah, fast als wollte sie um Hilfe bitten.

Die beiden Engel hatten jedoch Schwierigkeiten ihr Lachen zurück zu halten. Sogar Dark fand die Szene recht amüsant. Da hatte wohl jemand einen neuen Freund gefunden?

Doch Pit endete nicht mit dem Pferd, als er die Stute losließ, wandte er sich direkt Miriel zu und sprang ihr regelrecht in die Arme. „Heeey! Wir haben uns Ewigkeiten nicht mehr gesehen! Wie geht’s dir!?“, rief er fröhlich und blickte in die verdutzten Augen der jungen Frau die von der Umarmung ein wenig überrumpelt war.

„Ähm… gut… würde ich sagen“, sie legte die Hände auf Pits Brust und drückte den euphorischen Engel von sich weg. Dadurch das sie überrumpelt war, hatte sie ein wenig die Kontrolle über sich selbst verloren und sie konnte seine Freude spüren und auch seine Schmerzen, sie mochte diese Fähigkeit nicht, sie war äußerst unangenehm. Pit ließ es zu das sie ihn wegschob und machte einen Schritt zurück um ihr ihren Freiraum zu lassen. Als er sie jedoch so breit angrinste, konnte Miriel nicht anders als ebenfalls zu lächeln. „Du musst mir unbedingt mehr über diese Welt erzählen!“, Pits blaue Augen leuchteten und die junge Frau nickte nur. „Bei Zeiten ja… aber erst müssen wir dich wieder aufpäppeln, du siehst grauenhaft aus“, antwortete sie ihm und betrachtete Pits geschundenen Körper und zerrissene Kleidung. Sollten sie zurück zum Dorf gehen um ihn heilen und die Kleidung nähen zu lassen?

„Seid ihr jetzt fertig?“, Dark hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah die beiden Engel mürrisch an. Er wusste nicht wirklich was er von dieser überschwänglichen Begrüßung halten sollte. Zum Glück war Pit nicht auf die Idee gekommen ihn so zu umarmen… der weiße Engel grinste jedoch nur und selbst Miriel musste schmunzeln.

„Ja ich denke schon! Und das geht schon, ich bin bald wieder fit“, antwortete Pit auf die Worte der beiden anderen. Er wollte Miriel gerade etwas fragen, da fiel sein Blick auf ihre Hände und er sah jetzt erst was genau sie für Armreifen hatte, das mussten die Siegel sein von denen Dark sprach, zusammen mit den Ketten. Sie sahen wirklich schmerzhaft aus. „Dark hat mir erzählt das deine Kräfte versiegelt wurden… sind das die Siegel?“, als er auf sie zuging, machte die Frau einen Schritt zurück und nickte. Pit verstand und bedrängte sie nicht weiter: „Ich hoffe sie tun nicht zu sehr weh“, er sah ihr direkt in die Augen und Miriel fühlte sich einer Antwort schuldig: „Es ist okay. Ich habe mich daran gewöhnt. Ich bin im Allgemeinen nicht sehr empfindlich auf Schmerzen“, das jedoch hatte einen anderen Grund. Pit konnte sich nun aber doch nicht mehr halten und stellte seine Frage: „Miri was hast du eben eigentlich gemacht!?“, Dark war mittlerweile vergessen und Pit sah die rothaarige Frau neugierig an. „Das war Heilungsmagie“, erklärte Miriel nur kurz angebunden, doch als sie den Blick aus den blauen Augen sah wusste sie, dass sie nicht so leicht davon kommen würde. Nun meldete sich aber auch der schwarze Engel wieder zu Wort.

„Apropos Magie. Ich muss mit dir reden“.

Regeln der Magie

Miriel sah verwirrt zu Dark Pit als dieser sie Ansprach und drehte sich zu ihm um. „Was ist los?“, sie konnte eins und eins zusammen zählen und wusste dass er nicht einfach nur so etwas über Magie wissen wollte.

„Wir haben vorhin gekämpft und…“, begann der schwarze Engel, stockte jedoch als er Miriels besorgten Blick sah. Kurz war er am überlegen ob er einfach weiterreden und es ignorieren sollte, jedoch würde er so oder so erzählen müssen was vorgefallen war. Er seufzte und da schaltete sich Pit ein: „Ich kann das auch erzählen“, er sah grinsend zu seinem Bruder, wissend das dessen Mund wahrscheinlich schon fusselig war.

Dark zuckte nur kurz mit den Schultern und zeigte mit einem kurzen Handzeichen das Pit fortfahren konnte. Miriel schüttelte nur leicht den Kopf und sah dann zu dem Braunhaarigen Engel. „Na dann, erzähl“, forderte sie ihn auf, während sie Jijis Nüstern streichelte, da die Stute sich immer noch an sie kuschelte. Ja… mit Männern hatte es das Tier nicht so, mit ihr dafür umso mehr.

Pit musste leise kichern bei dem Anblick, doch dann begann er zu erzählen was ihm passiert war. Im Endeffekt wiederholte er nur das was er auch schon zu Dark Pit gesagt hatte und erzählte ihr von dem Kampf und dem Sturz. Dann kam er zu den Männern und Wut flackerte in den rotbraunen Augen der jungen Frau auf. „Ein Magier hat dich entführt und wollte dich verkaufen? Obwohl er wusste das du ein echter Engel bist? Dreistes Stück Scheiße“, knurrte sie und ihre Stimme hatte einen dunklen Unterton. Pit zog scharf die Luft ein als er sie fluchen hörte.

„Bitte sag sowas nicht… es ist ja alles gut gegangen“, versuchte er sie wieder aufzumuntern. Er war es gewohnt das Dark fluchte und das fand er schon schlimm genug, das nun sogar Miriel als Frau solche Worte in den Mund nahm fand er schrecklich. Er war einfach ein zu guter Engel. Diese sah ihn jedoch nur überrascht an und wandte ihren Blick kurz zu Dark, wissend dass der Engel schlimmer fluchte als sie. Dark sah nur weg als würde er sich von ihrem Blick nicht angesprochen fühlen.

„Das war doch noch harmlos… aber gut, ich kann versuchen mich zurück zu halten, aber ich kann nichts versprechen. Ich nehme nie ein Blatt vor den Mund“, beichtete sie dann dem jungen Engel der die Brauen hilflos zusammenzog, dann aber seufzte: „Na gut… an Pittoos Gefluche hab ich mich ja auch schon gewöhnt“. Diesmal erntete Pit wieder einen unzufrieden Blick aus den roten Augen seines dunklen Doppelgängers.

„Gut und dann haben wir gegen den Magier gekämpft und ihn getötet… und jetzt zu meiner Frage. Ich habe Lichtpfeile abgeschossen, jedoch fühlte es sich so an als würde es meine eigene Energie aufbrauchen“, unterbrach der dunkle Engel die beiden nun und sah Miriel wieder an.

„Ihn getötet…“, murmelte Miriel nachdenklich, einen Magier zu töten war nicht sehr einfach, doch sie konnte sich später darüber Gedanken machen und sah wieder zu Dark Pit. „Es ist klar dass du deine Energie verbrauchst wenn du Magie benutzt. Hier funktioniert das nicht wie in eurer… unserer Welt. Hier gibt es keine Götter die die Magie speisen und sie unendlich machen und auch wenn wir Engel sind, müssen wir unsere eigene Magie nutzen oder die Energie die die Natur uns zur Verfügung stellt… ich zeig es dir mal. Pit komm her“, forderte sie den Engel auf der sie überrascht ansah, aber ihren Worten Folge leistete und zu ihr kam. „Wenn ich Mana, die Essenz der Magie, aus meinem eigenen Körper ziehe ist es weit anstrengender und kräftezehrender. Jedoch ist es notwendig wenn zum Beispiel gerade kein passendes Mana in der Natur zu finden ist. Die Magie formt sich dann um meine Hände…“, wie um das zu beweisen, hob sie die Hände und das hellblaue, rauchähnliche Leuchten erschien um diese. „Das ist Heilungsmagie, zu erkennen an der Farbe und der Form der Magie. Jede Art von Magie hat ihre eigene Farbe und Form, obwohl die Formen sich gleichen können, die Farben jedoch niemals. Das liegt an den verschiedenen Arten des Manas, sie sind so vielfältig wie die 16 Elemente“, erklärte sie weiter, dann legte sie die Hände auf Pits geschundene Wange. Der lange Kratzer der rot darauf leuchtete, begann unter ihrer Berührung immer mehr zu verblassen. Der Bluterguss darunter färbte sich von blau zu gelb und verschwand dann ganz. Pits Augen wurden groß und er sah sie überrascht an, als er merkte dass der Schmerz verschwand.

„Das... fühlt sich warm an und ähnlich wie in einer heißen Quelle“, erwiderte er auf die Behandlung, die Stimme leise vor Verwunderung, dann fand sein breites Lächeln jedoch wieder seinen Weg zurück auf seine Lippen. Miriel erwiderte das Lächeln, Mensch, sie konnte gar nicht anders es war ansteckend.

Sie senkte die Hände ein wenig und das Leuchten erlosch. Sie spürte wie die Magie wieder an ihren Kräften zehrte, mehr als es normalerweise der Fall war, aufgrund ihres Siegels. Doch sie schüttelte die Erschöpfung ab und sah wieder in die leuchtend blauen Augen ihres Gegenübers. Beide Engel hingen an ihre Lippen, was sie Erklärte fanden sie beide spannend.

„Dann zum Mana in der Natur. Es kommt immer darauf an welches Mana gerade zur Verfügung steht um es nutzen zu können. Windmana zum Beispiel ist in der Natur fast immer vorhanden, ebenso wie Erdmana und Holzmana. Auch viele andere Formen des Manas kann man immer erreichen, jedoch je Höher man in der Einteilung steigt, desto schwieriger ist es zu beherrschen. Heilmana oder eher Supportmana ist meistens auch immer greifbar, wenn man heiligen Boden betritt ist es sogar unendlich vorhanden. Wenn man Mana aus der Natur bezieht sieht es so aus“, Miriel breitete die Arme aus und hellblaue Rauchfäden begannen sich um ihre Arme zu winden und flossen dann in ihre Hände wo sie sich regelrecht zu dicken Rauchschwaden ballten. „Wenn genug Mana vorhanden ist, kann man der Magie auch eine Form geben, was vor allem für Angriffszauber notwendig ist“, setzte sie ihre Erklärung fort, dann öffnete sie ihre Hände und hielt sie in Richtung von Pit. Der Rauch begann den weißen Engel einzuhüllen und er quietschte vor Überraschung, als die Wärme seinen ganzen Körper erfüllte.

Pit konnte förmlich spüren wie die Prellungen, Kratzer und Schnitte nach und nach verschwanden. Der weiße Engel fühlte wie die Wärme in seine Schwingen glitt als die rauchfaden sich darüber ausbreiteten. Fast sofort verschwand der Schmerz und er breitete die weißen Flügel aus und genoss das Gefühl der heilenden Magie.

Als Miriel endete, sah Pit wieder fast wie neu aus, nur das seine Kleidung immer noch zerrissen war. Doch seine Haut hatte ihren rosigen Teint wieder und seine Schwingen strahlten regelrecht, als er sie wieder einklappte. Ein dunkles Murren erklang von der Seite und Miriel sah erschöpft zu Pittoo.

„Warum zur Hölle hast du das nicht damals bei mir gemacht!?“, knurrte er und Wut flackerte in seinen Augen auf. Hatte sie ihn Absichtlich durch diese Hölle an Schmerzen gehen lassen wenn sie ihn einfach hätte heilen können!? Als Miriel abwehrend die Arme hob, spürte sie plötzlich wie die Schwäche einsetzte und alles um sie herum begann sich zu drehen.

Sowohl Pit wie auch Dark sahen das, der dunkle Engel machte einen Satz nach vorne um sie aufzufangen, doch sein Alter Ego war schneller und legte seine Arme um die schwächelnde Frau. Dark richtete sich sofort wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist los?“, rief Pit besorgt und sah zu Miriel herunter.

Diese schloss kurz die Augen, fing sich dann jedoch wieder und befreite sich aus dem Griff des weißen Engels. Wenigstens konnte sie jetzt seine Schmerzen nicht mehr spüren, da er keine mehr hatte, doch sie hatte seine Sorge gefühlt. „Das ist der Grund wieso ich dich nicht geheilt habe Dark. Magie ist für mich wie Gift… ich kann alle Arten kontrollieren, jedoch kann ich sie so gut wie nicht einsetzen. Das liegt an meinem Siegel, es arbeitet gegen die Magie um den Fluch zu betäuben, ich kann fast nur meine eigene Form der Magie nutzen aus meinem Körper. Wenn ich Magie aus der Natur ziehe, kriege ich fast sofort die Konsequenzen zu spüren“, sie atmete tief durch und brauchte noch ein wenig um sich von ihrem Schwindel zu erholen. Als Pit wieder Anstalten machte sie fest zu halten, drückte sie sich von ihm weg und wisch seinem Griff aus. Nun mischte sich zu seiner Besorgnis auch Befangenheit, weil er nicht verstand wieso sie ihm nicht erlaubte ihr zu helfen.

Dann spürte Miriel plötzlich eine Hand auf ihrem Arm und sie sah überrascht zu Dark Pit der es nun selbst übernahm sie zu stützen. Als Miriel auch ihn abschütteln wollte, merkte sie dass sein Griff sich verhärtete und sie wusste dass er sie nicht loslassen würde. Er sagte kein Wort, musste es jedoch auch nicht und sie gab nach.

„Nehmt es nicht persönlich… ich bin nur empfindlich auf Berührung wenn ich so geschwächt bin. Ich… habe eine Fähigkeit die mir wohl angeboren scheint. Ich kann die Gefühle anderer Lebewesen spüren und sie auch meine Gefühle spüren lassen. Normalerweise hab ich das unter Kontrolle, aber wenn ich geschwächt bin kann ich es nicht mehr kontrollieren“, erklärte sie den beiden Engeln dann und Pits Miene hellte sich wieder auf. Darks hingegen blieb starr und er ließ sie auch nicht los. Er merkte was sie meinte, denn er konnte ihre Erschöpfung spüren und dachte nicht daran sie jetzt los zu lassen.

„Du hättest mich nicht heilen müssen wenn es für dich so anstrengend ist! Ein bisschen was zu Essen oder eine heiße Quelle und ich wäre sowieso wieder ganz der Alte gewesen!“, sagte Pit nun und er fühlte sich ein wenig schuldig dass sie sich wegen ihm so ausgelaugt hatte. Wahrscheinlich war die Heilung von Jiji schon genug für sie gewesen.

„Schon okay Pit… es geht dir besser, das ist die Hauptsache. Den Rest lass mal meine Sorge sein. Es gab übrigens noch einen Grund wieso ich dich nicht geheilt habe Pito“, mit den Worten sah sie zu dem schwarzen Engel hoch und erwiderte den Blick aus seinen kühlen Augen, auf den Namen merkte sie wie er ihren Arm kurz drückte. Pit blinzelte überrascht und kicherte dann kurz, als er hörte wie Miriel Pittoos Namen aussprach, dafür erntete er ein genervtes Knurren von seinem Bruder.

„Deine Verletzungen waren viel zu schwer, du hast einen Meisterheiler gebraucht und ich kenne nur Girudil der so starke Heilungsmagie beherrscht um deine Verletzungen zu behandeln. Selbst erste Hilfe hätte nicht gereicht und nicht mehr bewirkt als mich so sehr zu schwächen das ich dich nicht mehr mit nach Hause hätte bringen können. Als Shaoha dich zu Girudil brachte hat er direkt angefangen dich zu heilen… doch er legt mehr Wert darauf den Körper selbst heilen zu lassen als es mit Magie zu tun. Als du aus dem gröbsten draußen warst und nicht mehr Gefahr liefst auf seinem Behandlungstisch zu sterben, hat er dich ganz normal weiter behandelt. Wenn der Körper durch Heilungsmagie geheilt wird, vergisst er sich selbst zu schützen und meistens erlegen diese Wesen dann an einer Infektion. Kleine Wunden wie die von Pit sind jedoch kein großes Problem. Knochenbrüche, Vergiftungen, Infektionen und andere Krankheiten jedoch schon“, damit endete sie die Erklärung wieso sie so gehandelt hatte wie sie es getan hatte.

Wissend wieso er von diesem Arzt so behandelt worden war, nickte Dark nun. Tz, es wäre ihm trotzdem lieber gewesen hätten sie ihn direkt komplett zusammen geflickt ohne die Hilfe der heißen Quelle. Er war ein Engel, er würde nicht so einfach irgendeiner Infektion oder Blutvergiftung erliegen. Als Dark merkte das Miriel sich langsam erholte, ließ er ihren Arm los und kehrte zu Salami zurück.

„Wir sollten weiter, du kannst uns auf dem Weg den Rest über die Magie hier erklären… und wie wir sie meistern“, er hatte keine Lust in einem Kampf auf eine unliebsame Überraschung zu treffen, nicht das er mitten im Kampf so zusammenbrach wie Miriel nur weil er zu viel Magie eingesetzt hatte. Er fragte sich ob es mit den Finsterniskugeln bei seinem Stab genauso war, jedoch ahnte er dass es so sein musste. Verdammt… er hatte seinen Stab schon so lange nicht mehr eingesetzt dadurch dass nur Lichtmagie etwas gegen diese Schatten genutzt hatte. Er konnte es kaum erwarten seinen Stab wieder zu benutzen.

Dark schwang sich auf den Rücken des Pegasus, dann sah er zu Pit der zwischen ihm und Miriel hin und her sah, welche auf Jijis Rücken stieg. „Du musst sowieso bei Dark mit reiten Pit. Jiji mag keine Männer“, meinte Miriel dann mit einem Grinsen. „Oh…“, klang die enttäuschte Antwort des Engels und er begab sich zu seinem Bruder. Sie hatten schon wieder vergessen eines der Pferde einzufangen, jedoch waren diese ja diesmal direkt abgehauen. Dann schwang er sich hinter Dark in den Sattel und legte seine Arme um dessen Mitte um sich fest zu halten, was diesen jedoch dazu brachte ihn anzuzischen.

„Du sitzt nicht hinter mir!“, Dark packte Pits Schal und zog diesen mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung unsanft vom Pegasus. „Wa!?“, rief der weiße Engel nur verdutzt und spürte wie er aus dem Sattel befördert wurde. Er landete hart auf seinem Hintern, was ein: „uff“ aus seinen Lungen trieb. Verwirrt und wütend sah er zu seinem Bruder hoch der ihn von oben herab anfunkelte. Pit rieb sich den Hintern als er aufstand.

„Was sollte das den!?“, rief er empört seiner schlechteren Hälfte zu. Dieser rutschte nur nach hinten und klopfte vor sich auf den Sattel des Pegasus, mit einem fetten Grinsen auf den Lippen. „Echt jetzt!?“, Pit sah ihn an mit einem Blick der genau Ausdrückte was er dachte: Das ist nicht dein ernst!?

Vor Wut knurrend gab er jedoch nach und stieg vor Dark in den Sattel und hielt sich an der Mähne des Pegasus fest. Zum Glück hatte Miriel seinen Körper geheilt und er spürte nicht mehr den unerträglichen Schmerz eines wunden Hinterns, auch wenn der Sturz ein wenig Schmerz zurückgebracht hatte.

Dark hingegen legte nun zufrieden die Arme rechts und links an Pit vorbei und griff mit den Händen in die Mähne des Tieres. Miriel betrachtete das Ganze nur Kopfschüttelnd. Was war das den gewesen? Hatte Dark gerade echt einfach nur seine Dominanz unter Beweis stellen wollen? Gegenüber seines eigenen Bruders? Das ließ sie nun doch eine Augenbraue lupfen.

„Na dann Jungs… wenn ihr fertig seid können wir weiter“, erwiderte sie dann auf die Situation und ritt los. „Klar“, antwortete Dark nur, mit einem immer noch schmollenden Pit vor sich und Salami folgte dem blauen Pferd.

„Du hast vorhin gesagt es gibt mehrere Arten von Magie? Was gibt es noch für welche?“, nahm der weiße Engel nun das Thema wieder auf als sie auf gleicher Höhe nebeneinander her ritten. Scheinbar hatte er sich schnell wieder von der Dominanzshow seines Bruders erholt, es sah so aus als käme sowas öfters vor?

„Ähm… ja. Also es gibt das 4x4 System, die 16 Elemente. Die Hauptelemente kennt eigentlich jeder: Feuer, Wasser, Wind und Erde. Dann gibt es noch die Nebenelemente: Eis, Elektrizität, Holz und Metall. Auch Recht bekannt und was sie verursachen erklärt sich von selbst, jedoch gibt es noch 8 weitere, die nächsthöhere Stufe sind die Körperelemente oder auch Gefühlselemente: Finsternis, Licht, Heilung, beziehungsweise Unterstützung und Geist.  Licht und Finsternis erklären sich auch von selbst. Heilungsmagie die zur Unterstützungsmagie zählt erklärt sich auch, Unterstützungsmagie jedoch ist mehr als nur das, sie kann auch die eigene Körperkraft und Sinne stärken oder die Kraft und Sinne eines Feindes schwächen, sogar Geräuschmagie gehört dazu womit man mit dem singen von Liedern die eigenen Reihen stärken kann. Geistmagie hingegen ist das was man am ehesten mit Telepathie oder Telekinese vergleichen kann, man kann zum Beispiel Kontrolle über den Geist und die Gedanken eines anderen erlangen und diesen Kontrollieren. Jedoch wie stark man jemanden beeinflussen kann, hängt von der eigenen Willenskraft und der Willenskraft des Beeinflussten ab. Tiere sind zum Beispiel sehr leicht zu kontrollieren, intelligente Wesen wie wir hingegen sind schwieriger zu übernehmen. Auch kann man mit Geistmagie Dinge mit seinen Gedanken kontrollieren oder seine eigenen Gedanken auf jemand anderen übertragen und so mit ihm Kommunizieren. Ähnlich wie die Götter es durch die Lorbeerkränze tun.“, Miriel wurde von Pits begeistertem „Woah!“ unterbrochen. Der Engel hatte euphorisch und neugierig zugehört, schien nun aber von dem kompletten Input etwas überrumpelt zu sein.

„Das ist echt viel! Das kann ich mir nicht alles auf einmal merken!“, rief er dann aus, schien aber nicht enttäuscht, eher im Gegenteil. „Das ist uns klar“, unterbrach ihn Dark, ehe er wieder zu Miriel sah. „Das heißt deine Fähigkeit Gefühle anderer zu spüren kommt von der Geistmagie?“, er fand dass es sich zumindest sehr stark danach anhörte. „Aber wieso kannst du es dann nicht kontrollieren?“, Pits Frage war unschuldige Neugierde und keinerlei Vorwurf war in der Stimme zu hören.

Miriel schüttelte leicht den Kopf ehe sie antwortete: „Ja und nein. Es ist eine Form von Geistmagie, jedoch keine die ich bewusst einsetze. Es gibt sowas wie angeborene Fähigkeiten, der Ruf der Natur der Waldelfen ist so etwas. Dies ist eine angeborene Fähigkeit die ihnen ermöglicht Wildtiere zur Hilfe zu rufen, die dann mit ihnen kämpfen. Angeborene Fähigkeiten können mitunter außer Kontrolle geraten, je nachdem was für eine Art es ist. Neben diesem Nachteil gibt es jedoch auch den Vorteil, dass für diese Art von Magie keinerlei Mana oder Energie verbraucht wird. Angeborene Fähigkeiten können aber noch einen anderen Effekt haben, es gibt sie nämlich auch in Bezug auf die Magie selbst. Ich habe zum Beispiel eine sehr hohe angeborene Affinität für Finsternismagie aufgrund des Fluches und meiner Existenz als dunkler Engel“.

Als sie ihren Satz beendete, sah Pit sie verwundert an: „Affi- was?“. Dark Pit ließ daraufhin den Kopf kurz fallen: „300 Jahre Pit… wäre es zu viel verlangt mal ein Buch in die Hand zu nehmen?“, murrte er genervt seiner lichteren Hälfte zu. „Was?? Ich hab zu viel zu tun um Bücher zu lesen! Die Menschen brauchen meine Hilfe! Vor allem wenn du wieder einen Amoklauf hast, wäre es zu viel verlangt wen ich dich darum bitte nicht andauernd unschuldige Menschen zu töten?!“, verteidigte Pit sich vehement und warf seiner dunkleren Hälfte bei dem letzten Satz einen mahnenden Blick zu. Was diesen die Augen zu schlitzen verengen ließ.

„Sag mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe! Sag deinen ach so geliebten Menschen lieber das sie aufhören sollen sich wie die Karnickel zu vermehren!“, fauchte er zurück, was dafür sorgte das beide kurz davor waren sich auf dem Pegasus in die Haare zu kriegen. Bis Miriel sich räusperte… was auch kaum Effekt zu zeigen schien. Als Dark dann Pit fast schon wieder vom Reittier beförderte und dieser sich krampfhaft an der Mähne festhielt, wurde es selbst Miriel zu viel. Mal davon abgesehen das Salami nun ebenfalls die Augen aufgerissen hatte und anfing unruhig zu werden wegen der Engel auf seinem Rücken. Sie streckte die Hand aus: „Aero!“, ihr Ruf unterstützte sie darin ihre Magie zu ballen und ein starker Wind sammelte sich um sie, welcher dann zu ihrer Hand fuhr und mit einem Schlag regelrecht explodierte, eine starke Windwelle schoss durch die Luft und riss die beiden Engel in hohem Bogen vom Pegasus, beförderte sie direkt in die Büsche am Wegesrand.

Gut, sie hätte das auch mit Worten klären können, aber das hier ging schneller. Jiji hielt an und Salami tat es ihr gleich. Die drei sahen zu wie sich die beiden Engel wieder mühsam aus dem Gebüsch befreiten und dann die kleinen Äste und Blätter von ihrer Kleidung und aus ihren Haaren pfriemelten. „Was sollte das!?“, Dark funkelte Miriel wütend an und seine roten Augen blitzten gefährlich auf, seine Hände ballten sich zu Fäusten während er versuchte seine Wut zu kontrollieren und nicht sofort auf die Frau los zu gehen. Selbst Pit sah sie nun verwirrt an, als er fertig damit war sein Haar von Blättern zu befreien.

„Frag mal Salami, wenn ihr streiten wollt dann tut es unter euch oder zumindest nicht auf dem Rücken eures Begleiters“, sie sah die beiden Engel scharf an und erntete ein Knurren von Dark, jedoch keine weiteren Widerworte. „Tut uns Leid“, übernahm dann Pit das Entschuldigen sogar in ihrer beider Namen und sein Blick zeigte das er wirklich Reue empfand. Miriel seufzte und nickte nur.

„Können wir dann weiter?“, sie wollte nicht weiter mit den beiden Männern streiten. Dark jedoch schien das alles persönlicher zu nehmen als Miriel gedacht hatte. Ohne ein Wort zu verlieren schwang sich der schwarze Engel auf Salamis Rücken und gab dem Pegasus die Fersen. Das dunkle Tier wieherte verwirrt, folgte aber dem Willen seines Meisters, breitete die Schwingen aus und galoppierte an, nur um dann mit kräftigen Schlägen in die Luft zu steigen und aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, schon wieder.

„Pittoo!?“, Pit sah seinem Bruder überrascht nach, doch dieser Reagierte nicht darauf und dann waren sie beide alleine. Natürlich hätte der weiße Engel seinem Bruder folgen können, jedoch sah er zu Miriel und nach allem was er wusste, wollte er sie nicht alleine lassen. Nicht wie Dark es zuvor schon getan hatte.

„Lass ihn. Der regt sich wieder ab“, gab Miriel seufzend von sich und schüttelte leicht den Kopf. Austeilen konnte Pito, aber nicht einstecken…

Zumindest wusste sie, dass sie sich keine Sorgen machen musste und sie schätzte es das Pit bei ihr blieb. Der junge Mann holte zu Jiji auf und begann dann neben ihr her zu laufen. Er schien es zu respektieren das Jiji ihn nicht auf sich reiten ließ und fragte gar nicht erst ob sie es nicht doch versuchen könnten.

„Kannst du Fortsetzen wo du aufgehört hast?“, fragte er nun mit einem Lächeln auf den Lippen. Ihm fiel auf Anhieb nichts ein wie er das Thema besser wechseln konnte. Doch Miriel nahm seinen Vorschlag dankbar an und erwiderte den Blick aus den großen, blauen Augen. „Klar und um auf deine Frage zurück zu kommen. Affinität bedeutet dass man von Geburt an eine stärkere Ausprägung besitzt. Eben zum Beispiel von Finsternismagie. Ich denke dass du als lichter Engel zum Beispiel eine starke Ausprägung für Lichtmagie und weiße Magie, also auch Unterstützungs- und Geistmagie hast. Dark Pit als Engel und gleichzeitig Wesen der Finsternis hat mit Sicherheit auch eine Affinität für Lichtmagie und Finsternismagie“, setzte sie ihre Erklärung dann fort und Pit hörte ihr wieder aufmerksam zu. „Also kann ich das auch alles lernen? Lichtmagie und die anderen Sachen?“, fragte er aufgeregt, das klang super und er konnte kaum abwarten diese neue Art des Kämpfens zu lernen. Klar durch ihre Waffen konnten sie so gesehen auch Magie einsetzen und er hatte auch oft genug gesehen wie die Götter Magie benutzten. Aber das war nochmal etwas anderes als wie es hier genutzt wurde. Pit fand die Magie wie sie hier benutzt wurde unglaublich cool, es sah total toll aus!

„Ja kannst du. Wenn du willst können wir auf der Reise zum Dorf schon mal ein wenig üben. Doof das Pito abgehauen ist, er könnte das Training auch vertragen, aber ich hoffe wir haben noch genug Zeit zu üben bis es notwendig wird Magie einzusetzen und bis dato werden unsere Waffen uns gute Dienste leisten“, Miri war zuversichtlich, das würde schon klappen. Sich unnötig viele Gedanken zu machen würde ja auch nichts bringen. Es reichte wenn sie einen Engel hatten der immer alles schwarz malte.

Pit hingegen musste wieder Kichern als er den Namen hörte. „Du sprichst das so lustig aus. Wie kommst du darauf? Und ich kann es kaum abwarten mit dem Training anzufangen!“, meinte er dann grinsend und sah zu ihr hoch. Miriel schmunzelte als sie seine sorglose und glückliche Miene sah. Der kleine Engel steckte echt an. Obwohl konnte sie ihn noch Klein nennen? Er war größer als sie, aber irgendwie hatte er einfach etwas Niedliches an sich.

„Es fiel mir einfach so ein, ich bin nicht so ein Fan von der Aussprache Pittoo. Ich würde auch nicht gerne so genannt werden, würde ich in seiner Haut stecken“, antwortete sie dann grinsend auf Pits Frage. „Ich sag dir gerade noch die anderen 4 Magieformen, dann können wir anfangen wenn du willst. Bis zum Dorf ist es noch eine kleine Weile. Die letzte Kategorie und die, die am schwersten zu meistern ist, ist auch die mit den mächtigsten Magieformen: Die Herrscherelemente.

Sie beinhalten Raum, Zeit, Gravitation oder auch Weltallmagie und Beschwörungen. Raummagie erlaubt es einem die physischen Gesetzte zu ignorieren und die Fäden der Welt nach seinem eigenen Ermessen zu verändern, es ist eine sehr komplizierte Art der Magie und von allen Magieformen die am schwersten zu beherrschende. Wenn man sie komplett gemeistert hat, erlaubt sie es einem sogar durch verschiedene Welten zu reisen und Welten miteinander zu verbinden. In der kompletten Geschichte von Andrakha gibt es nur 2 Magier die jemals die Raummagie soweit gemeistert haben das sie diese Welt ohne jegliche Hilfe nach Lust und Laune verlassen und betreten konnten. Jedoch sind sie schon seit Jahrtausenden Verschollen.

Zeitmagie erlaubt es einem die Zeit für eine kurze Weile anzuhalten oder zu beschleunigen, dabei kommt es darauf an in welchen Bereich man es versucht einzusetzen. Ob nur auf einen Gegenstand wie einen fallenden Apfel oder auf Lebewesen oder ganze Landstriche. Wenn man diese Magie Meistert kann man sogar in die Zukunft oder Vergangenheit reisen, was jedoch sehr gefährlich ist.

Gravitation- und Weltallmagie bezieht sich rein auf die physischen Kräfte des Weltraums und der Natur, man kann die Gravitation beeinflussen oder chemische Substanzen verändern. In Meisterform kann man sogar Meteoriten vom Himmel holen oder sogar Planeten zueinander ziehen.

Die letzte Magie sind die Beschwörungen. Sie sind eigentlich keine richtige Magie sondern eher Pakte die man mit Kreaturen geschlossen hat. Ein Beschwörer kann jede Kreatur mit der er einen Pakt geschlossen hat nach Gutdünken beschwören und für sich kämpfen lassen. Ein Pakt fordert jedoch immer ein Opfer, das kann etwas Banales sein wie Fingernägel und Haare, aber auch etwas sehr wichtiges wie ein Organ, Gefühle oder ein Sinn. Die Kreatur mit der man den Pakt schließt entscheidet was sie von dem Beschwörer verlangt, je mächtiger die Kreatur desto größer muss das Opfer sein. Das war alles… ich fühl mich wie ein laufendes Buch“, scherzte Miriel gegen Ende und atmete erleichtert aus. Sie mochte es über Magie zu reden, doch das Thema war kompliziert, anstrengend und ziemlich detailreich. Sie hatte noch lange nicht alles erzählt was man darüber erzählen könnte. Doch es waren die Basics und mehr war eigentlich nicht wichtig solange man kein professioneller Magier werden wollte.

„Das ist echt viel was man sich merken muss!“, Pit sah eindeutig etwas überfordert aus. „Schon okay, das meiste wirst du über die Zeit hinweg lernen oder behalten“, beruhigte Miriel ihn. Das hier war ja kein Test oder sowas. Nur eine kleine Lehrstunde wenn man es so sah. „Das hoffe ich doch!“, der weiße Engel hatte sich jedoch schnell wieder erholt und grinste. „Jetzt wo ich alles weiß“, auch wenn er sich nicht alles merken konnte: „Können wir mit dem Training beginnen!?!“. Pit Stimme wurde mit jedem Wort lauter und euphorischer, was Miriel leicht kichern ließ. Das war einfach zu niedlich, vor allem da er nun regelrecht neben ihr hertänzelte anstatt zu laufen.

„Ja in Ordnung, dann lass uns trainieren. Aber wir fangen klein an“, damit ließ sie Jiji anhalten und stieg vom Rücken der Stute. Pit sah sie neugierig an und holte zu ihr auf, wartete ab was sie von ihm verlangen würde. „Streck deine Hände aus“, forderte sie ihn auf und der weiße Engel befolgte ihre Worte und streckte ihr seine Hände entgegen. Miriel nahm sie in ihre und hielt sie fest, dabei kam sie nicht umhin ihn um solch weiche Haut und zarte Finger zu beneiden. Ihre Hände waren vom arbeiten rau und durchsetzt von kleinen Narben und Hornhaut.

Pit war zu aufgeregt um zu bemerken das sie seine Hände befühlte, seine Augen erwiderten nur funkelnd ihren Blick, bereit jedes Wort zu befolgen um zu lernen selbst Magie einzusetzen. Miriel schmunzelte leicht bei diesem unschuldigen Blick. „Ich werde meine Magie in deine Hände leiten und dir zeigen wie es sich anfühlt. Dann dürftest du in der Lage sein es nach zu machen“, erklärte sie ihm was sie nun tun würde. Miriel konzentrierte sich auf ihre Hände und spürte wie das prickeln und leuchten der Lichtmagie durch ihre Arme floss, hinab zu ihren Händen und bis in ihre Finger. Von dort aus ließ sie die Magie durch Pits Finger und in dessen Hände gleiten. Der weiße Engel zog überrascht die Luft ein als er dieses neue Gefühl spürte. Es war tatsächlich anders als alles was er bisher gefühlt hatte, selbst wenn er Lichtpfeile mit dem Bogen erzeugte.

Die Magie fühlte sich warm und hell an, fast schon lebendig. Seine Finger prickelten und ein leises Kichern entkam ihm als er merkte dass es ihn ein wenig kitzelte. „Konzentrier dich, sonst wird das nichts“, ermahnte Miriel den jungen Mann und Pit straffte direkt seine Schultern und nickte ernst. Etwas das das Grinsen der jungen Frau breiter werden ließ.

„Nun, dann versuch es mal selbst“, damit ließ Miriel Pits Hände los und direkt verschwand das weiße Leuchten aus seinen Fingern. Ein enttäuschter Ausruf kam aus dem Mund des Braunhaarigen, als er merkte wie das Gefühl immer mehr schwand und sich dann komplett auflöste. „Mach dir nichts draus. Das wichtigste ist das du konzentriert bleibst und dir genau vorstellst was du tun möchtest. Stell dir ein Licht vor das aus deiner Brust strahlt, hell, rein und weiß. Dann denk daran wie dieses Licht deinen Körper hinauf wandert, deine Schulter entlang und in deine Arme. Von dort aus hinab zu deinen Händen und stell dir vor du würdest das Licht mit deinen Händen liebkosen und es schützend darin halten wie ein kleines Wesen“, motivierte Miriel Pit und gab ihm Tipps. Der Engel nickte und befolgte ihren Rat. Er dachte an dieses Licht und plötzlich… er fühlte es! Er fühlte das Licht in seiner Brust! Das war nicht nur ein Gedanke oder eine Halluzination! Pit war so euphorisch dass er es geschafft hatte, dass das Licht plötzlich wieder verschwand und er sah verwirrt zu Miriel.

„Ich sagte ja, konzentrier dich. Lass deine Gefühle nicht deine Gedanken vernebeln. Gefühle sind Gift für Magie wenn du sie noch nicht gut beherrschst. Später ist es genau umgekehrt, dann können sie deine Magie sogar stärken“,  erklärte sie ihm erneut und Pit nickte, konzentrierte sich wieder darauf konzentriert zu bleiben.

Erneut stellte er sich das Licht in seiner Brust vor und erneut erfüllte ihn das Prickeln und Leuchten von innen heraus. Diesmal ließ er sich davon nicht übermannen und dachte daran wie es sich bewegte, hinauf zu seiner Schulter und tatsächlich, als wären seine Gedanken ein Befehl, befolgte das Licht diese und wanderte zu seiner Schulter. Von da aus ließ er es in seine Arme gleiten und führte es bis in seine Hände. Dann stellte er sich vor wie er es in seinen Händen sammeln und halten wollte, wie ein lebendes Wesen. Pit merkte gar nicht dass er dabei sogar die Augen geschlossen hatte um das Gefühl nicht zu verlieren. Nun öffnete er blinzelnd die Lieder und ein helles, weißes Leuchten spiegelte sich in seiner himmelblauen Iris. 

Ein überraschtes Keuchen drang aus seinem Mund als er sah wie das Licht in seiner Hand leuchtete und nicht mehr nur ein Gefühl war sondern etwas das er sehen und fühlen konnte. Doch in dem Moment in dem er seine Konzentration fahren ließ, verschwand auch das Licht aus seiner Hand und ließ einen glücklichen Engel zurück. „Ich hab es geschafft!!“, rief er euphorisch und außer sich vor Freude.

„Das war nur der Anfang… aber gut gemacht“, lobte Miriel ihren Schüler. „Dann wiederholen wir das jetzt noch ein paar Mal bis du das Licht halten kannst selbst wenn wir weitergehen“, das war der nächste Schritt und ein guter damit Pit lernte sich an die Magie zu gewöhnen. Irgendwann würde es selbstverständlich sein das Mana zu rufen und zu nutzen, egal in welcher Situation. Pit sah sie intensiv an und nickte dann entschlossen.

Sie wiederholten die Übungen noch einige Male ohne sich weiter fort zu bewegen, doch sobald Pit das Licht halten konnte obwohl er anfing mit Miriel zu reden wusste sie das sie weiter gehen konnten. So schwang sich die rothaarige Frau wieder auf Jiji und Pit lief neben dem Pferd her. Immer noch darauf bedacht die Magie nicht verlöschen zu lassen.

Er musste feststellen dass es schwieriger war wenn er lief, denn dadurch dass er sich auf das Licht konzentrierte, vergaß er manchmal nach dem Weg zu sehen und stolperte. Was darin resultierte das er die Magie wieder losließ und sie verschwand. Reden konnte er nun nicht mehr so viel mit Miriel, das machte der Frau jedoch nichts aus. Sie ritt stumm auf Jiji neben ihm und beobachtete die Fortschritte die der Engel machte und sie waren tatsächlich große Schritte. Dadurch dass Lichtmagie für Engel wie atmen war, fiel es ihm schon nach kurzer Zeit immer leichter es unbewusst zu tun. Miriel erwischte ihn sogar dabei wie er abgelenkt wurde und das Licht in seiner Hand sogar größer wurde anstatt zu verlöschen, fast so als würde er unbewusst bessere Kontrolle darüber haben. Doch sobald Pit merkte was er tat, war es wieder rum und die Magie verschwand. Er konnte sie also nicht bewusst unbewusst Kontrollieren, noch nicht.

Miriel merkte nach einer Weile wie sich Schweißtropfen auf der Stirn des jungen Mannes sammelten und langsam sein Gesicht hinab perlten. Sie wollte gerade sagen dass es erst einmal reichte und sie später weitermachen konnten, als sie bekannte Flügelschläge vernahm und dann auch schon den schwarzen Punkt am Himmel entdeckte. Der Pegasus kam immer näher und sie konnte die dunkle Gestalt auf dessen Rücken erkennen. Pittoo hatte sich also entschieden wieder zu ihnen zurück zu kehren?

Als Pit die Rückkehr seines Bruders ebenfalls bemerkte, verlor er die Kontrolle über das Licht in seiner Hand und es erlosch. Das machte dem weißen Engel jedoch nichts aus und er winkte Pittoo fröhlich zu, als wäre nie etwas gewesen.

Der Pegasus landete bei ihnen und trottete dann auf sie zu. Dark sah die Beiden nur grimmig an und sagte nichts als er sein Reittier zu ihnen aufholen ließ. Pit jedoch ließ gar nicht erst wieder eine unangenehme Stille aufkommen und rannte direkt zu dem schwarzen Engel.

„Pittoo! Ich kann Lichtmagie einsetzen!“, rief er fröhlich und demonstrierte dem Anderen dann auch direkt seine neu erlernte Fertigkeit. Das Licht flackerte hell in seiner Hand auf und strahlte gegen den grimmigen Gesichtsausdruck von Dark Pit, als wolle es sich davon nicht unterkriegen lassen. Der schwarze Engel klickte genervt mit der Zunge. „Und? Was ist so besonderes daran?“, er hob die Hand und innerhalb einer Sekunde waberten schwarze Schatten um seine Hand, was seine hellere Hälfte überrascht Einatmen ließ. „Waaaas!? Du kannst auch Magie einsetzen?? Wann hast du das gelernt!?“, rief Pit aufgeregt, seine Lichtmagie erlosch und er griff hastig nach Darks Arm und beobachtete die wabernden, schwarzen Schatten. Der dunkle Engel rollte nur mit den Augen und obwohl Pit seinen Arm so ruckartig herunter gerissen hatte, waren die Schatten nicht verschwunden. Was zeigte das Dark Pit die Magie schon viel besser beherrschte als Pit.

Miriel wunderte sich aber ebenfalls wie der junge Mann die Magie so schnell lernen konnte, Sie war sich sicher das er in der Zeit wo sie bei Shaoha wohnten nicht trainiert hatte. Schließlich hatte er auch jetzt erst danach gefragt wie Magie funktioniert und vorher keinen Gedanken daran verschwendet, erst seit er gemerkt hatte das er keine unendliche Munition mehr für seine Waffen hatte.

Dark Pit riss sich von seinem Alter Ego los und funkelte diesen genervt an. Er war schon wieder so unerträglich Fröhlich. „Was? Als wäre das so etwas Besonderes. Miriels Erklärung und das was ich bisher vom Einsatz von Magie gesehen haben hat mir gereicht um das zu schaffen.“, antwortete er nur entnervt. Was war denn schon dabei? Seiner Ansicht nach war es extrem einfach gewesen die Magie zu unterwerfen.

„Scheint so als hätte hier jemand eine natürliche Begabung für Magie“, erwiderte Miriel nun schmunzelnd und Enttäuschung flackerte über Pits Augen und auch ganz kurz ein wenig Neid, da sein Bruder in so kurzer Zeit so viel mehr Fortschritte gemacht hatte. Doch die negativen Gefühle verschwanden direkt wieder von seinem Gesicht und er grinste Dark Pit an, ehrlich glücklich darüber dass dieser schon so viel erreicht hatte. „Ich werde dich einholen! So leicht lass ich mich nicht schlagen!“, meinte Pit grinsend und Pittoo schüttelte nur den Kopf bei dieser Kampfansage. Doch dann huschte ein Grinsen über seine Lippen.

„Versuch es doch“, erwiderte er am Ende und nahm die Herausforderung an. Ein funkelnd ging durch die Augen beider Brüder und Miriel musste ebenfalls Grinsen. Das war gut, es war immer gut einen Rivalen zu haben der einem half sich hoch zu puschen. „Na dann… mal schauen wer am Ende besser ist“; stachelte Miriel die beiden Jungs an, ehe sie Jiji zeigte das sie weitergehen konnten. Pit und Pittoo warfen sich nochmal einen Konkurrierenden Blick zu, dann folgten sie der jungen Frau. Der eine zu Pegasus und der andere zu Fuß. Pit hatte nicht wirklich Lust sich nochmal zu Dark auf den Pegasus zu schwingen, es würde eh nur wieder darin enden das ihn sein Zwilling runter warf.

Garuda

Pit hüpfte fröhlich neben den beiden Tieren her, diesen Gang hatte er sich 300 Jahre lang angewöhnt und konnte ihn kaum noch ablegen, vor allem da er sich so auf dem Boden schneller vorwärts bewegte. Seine Flügel ließ er dabei wippen um weniger Energie zu verbrauchen. Auch wenn Miriel das Training für den Moment beendet hatte, erwischte sich der weiße Engel immer wieder dabei wie er Magie in seinen Händen sammelte und manchmal auch in anderen Körperteilen, seinen Flügeln zum Beispiel. Er hatte schnell gemerkt dass es viel leichter ging wenn er die Magie in die Flügel leitete, scheinbar funktionierten sie wie Magnete für Mana.

Dark verhielt sich weiterhin grumpy wie immer. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, starrte grimmig auf den Weg und schien nicht vor zu haben auch nur ein Wort mit ihm oder Miriel zu wechseln, er tat fast schon so als wären sie gar nicht da.

Miriel hingegen schien sich ebenfalls ein Beispiel an dem schwarzen Engel genommen zu haben, sie schwieg und beobachtete die Umgebung, wenn auch nicht so grimmig wie Dark, doch sie sah ebenfalls mürrisch aus.

Tja und dann kam er, fröhlich zwischen den beiden herum hüpfend, die schlechte Laune der Engel schien sich auf ihn absolut nicht ab zu färben. Das war jedoch auch kaum verwunderlich, Pit war der geborene Optimist und es fiel ihm echt schwer schlecht drauf zu sein. Jedoch sagte auch er nichts und das war tatsächlich selten für Pit. E wusste einfach nicht wie er die Stille durchbrechen konnte ohne von einem der beiden direkt angefahren zu werden.

Dann bemerkte er eine Bewegung neben sich und sah hoffnungsvoll zu Miriel, welche sich herumgedreht hatte und nun in der Ausrüstung kramte die sie auf Jijis Kruppe gespannt hatte. Selbst Dark wandte den Kopf leicht zur Seite und beobachtete aus den Augenwinkeln heraus was sie tat. Der schwarze Engel versuchte es so unauffällig wie möglich zu tun, doch Pit sah es und musste Grinsen. Woraufhin der Schwarzhaarige wieder nach vorne sah und seine Ignoranz fortsetzte.

.“Was tust du?“, Pit konnte seine Neugierde nun aber nicht mehr zurückhalten und näherte sich Jiji um zu sehen nach was Miri suchte. Die junge Frau sah auf und ihre braunroten Augen trafen seine Blauen. Erst sagte sie nichts, sah ihn nur an und ließ ihren Blick über ihn wandern, was Pit fragend die Stirn runzeln ließ. Dann sah sie wieder zu ihrer Ausrüstung und kramte weiter.

„Es muss doch hier irgendwo sein…“, gab sie murmelnd von sich. „He!“, Pit mochte es nicht ignoriert zu werden und sie hatte seine Frage noch nicht beantwortete. „Warte doch mal ab“, murrte Miriel nur und sah nochmal kurz zu ihm nur um ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen, ehe sie sich wieder der Ausrüstung widmete. „Ah, da!“, sie schien gefunden zu haben was sie suchte und zog etwas hervor. Pit kam noch einen Schritt näher und sah dass sie Nadeln und Garn hervor gekramt hatte. Eine weiße Garnrolle und eine dunkelblaue. Jetzt verstand er!

„Oh! Du willst meine Sachen nähen?“, jetzt wusste er auch wieso sie ihn so intensiv betrachtet hatte, sie wollte wohl abschätzen welche Farbe und welche Menge an Garn sie brauchte. Miriel nickte und lächelte kurz. „Richtig geraten, na dann… runter mit den Klamotten“, meinte sie nur mit einem Schmunzeln und Pit sah sie mit großen Augen an. Sie konnte schwören das kurz eine leichte Röte über seine Wangen gehuscht war, doch dann packte der weiße Engel seinen Gürtel und öffnete diesen.

Als nächstes legte er Hand an die goldene Spange mit dem roten Juwel darin und öffnete sie. Er zog den Schal von seinem Hals und strich sich die Tunika von der Schulter. Durch die Bewegung klappte der weiße Stoff auf und fiel herab, Pit konnte gerade noch den unteren, weißen Teil seiner Tunika mit dem rotgoldenen Rand auffangen, welcher um seine Hüfte geschlungen war und von dem Gürtel gehalten wurde.

Dann reichte er die Kleidung Miriel welche sie entgegen nahm. Dass der weiße Engel nun nur noch in seinem kurzen, blauen Overall war, machte ihm kaum etwas aus. Jedoch hatte dieser auch lauter Risse und seine helle Haut blitzte durch die Löcher. Zum Glück war er untere Teil verschont worden, ansonsten hätte er sich vielleicht doch etwas unwohler gefühlt.

Miriel beachtete ihn nicht weiter, sie hatte was sie wollte und begann den weißen Stoff der Tunika über Jiji auszubreiten. Den Schal klemmte sie vorerst an den Sattel. Dann widmete sie sich Nadel und Faden und begann den weißen Stoff geschickt zu vernähen. Ihre Mutter war Meisterin und sie hatte bei ihr gelernt. Mit geübten Fingern verschloss sie die Löcher, größere Flickte sie mit weißen Flicken aus Nunukmawolle, welche sie unter die Löcher legte und von unten in den Stoff nähte. Als sie fertig war betrachtete sie ihr Werk, hielt es hoch und gegen das Licht.  

Ein paar Stellen schienen immer noch etwas dunkler durch, weswegen sie die Tunika wieder herunter nahm und letzte Verbesserungen durchführte, bis sie das Ergebnis zufrieden stellte, sie hatte sogar die rotgoldenen Ornamente an dem unteren Teil ausgebessert. Das gleiche tat sie nun beim Schal und als sie damit fertig war reichte sie die Kleidung wieder zurück an Pit, welcher schon nach kurzer Weile das Interesse verloren und sich wieder seinem Training gewidmet hatte.

Pittoo sah weiterhin stur nach vorne und tat so als wären die beiden anderen Engel gar nicht da. Der schwarze Engel war ziemlich nachtragend. Pit nahm die Klamotten entgegen und betrachtete sie.

„Wow! Die Sachen sind wieder wie neu!“, staunte er über die Arbeit und strich über die Reparierten stellen, man konnte nicht einmal mehr fühlen das die Tunika vor einer Stunde noch zerrissen war. „Danke, aber jetzt brauch ich noch deine anderen Sachen“, merkte Miriel an. Sie wollte den Overall ebenfalls flicken, das blaue Garn lag noch in ihrer Hand. Pit sah zu ihr, dann an sich herunter und wieder zu ihr. Er legte die Tunika nochmal auf Jijis Kruppe und stellte sicher dass sie nicht herunter fiel, dann packte er die Träger seines Overalls und war dabei ihn runter zu ziehen. „Geh hinter nen Baum du Idiot!“, erscholl plötzlich die zornige Stimme eines gewissen, schwarzen Engels der sich herumgedreht hatte und Pit nun anfunkelte. Der weiße Engel sah ihn verwirrt an und dann zu Miriel.

Die junge Frau hatte den Kopf weggedreht und er konnte schwören dass sich ihre Wangen rot gefärbt hatten. Oh… oooh! Jetzt verstand er.

„Wah! Tut mir leid!“, Pit hatte nicht viel Schamgefühl, aber ja gut, er hätte genug Taktgefühl besitzen müssen um zu wissen das er sich nicht einfach vor einer Frau ausziehen sollte… oder im allgemeinen mitten in der Öffentlichkeit auf einem Weg. Miriel hielt Jiji an und Dark tat das gleiche mit Salami. Pit schnappte sich schnell die Tunika von Jijis Kruppe und verschwand in den Bäumen am Wegesrand.

„Geh nicht zu weit weg!“, rief Dark dem weißen Engel noch nach, ehe er den Kopf schüttelte. Er hatte keine Lust seinem Bruder nach rennen zu müssen, falls dieser von irgendetwas angefallen wurde. Ja… das wäre nicht das erste Mal. Dark sah kurz zu Miriel die nun wieder komplett unbeeindruckt wirkte und in den Wald sah, dann warteten die beiden Engel auf den Chaoten.

Pit nutzte den kleinen Abstecher in die Deckung des Waldes um sich direkt auch zu Erleichtern. Dann schnippte er die Schuhe und Stulpen von seinen Füßen und zog den Overall herunter. Mit geübten Bewegungen befreite er seine Flügel aus den Trägern und entkleidete sich dann völlig. Er legte den Overall auf einen der Büsche und schnappte sich dann die weiße Tunika, welche er innerhalb von wenigen Sekunden geübt um seinen Körper schlang und mit dem Gürtel und der Spange befestigte.

Dass er jetzt unter der Tunika nichts an hatte störte den Unschuldsengel kaum. Jedoch würde er sich hüten so zu fliegen, das musste ja nun wirklich nicht sein. Er war ja keine Putte oder sowas, obwohl, früher als kleiner Junge wäre er echt als eine durchgegangen.

Der weiße Engel wollte sich gerade wieder auf den Rückweg machen, als er im Busch etwas rascheln hörte. Alarmiert drehte er sich direkt in die Richtung aus der er das Geräusch vernahm und umgriff den Schaft seines goldenen Bogens fester. Vorsichtig näherte er sich dem Gebüsch, bereit der Gefahr einen Pfeil in die Brust zu jagen, falls sie plötzlich einfach heraus gesprungen kam.

Jedoch attackierte ihn nichts und Pit streckte einen Arm aus um die Äste zur Seite zu bewegen. „Oooh! Wie niedlich!“, kam plötzlich ein entzückter Ruf aus seinem Mund, als er sah was da vor ihm zwischen den Blättern saß und ihn jetzt mit großen Augen ansah. Es war ein Skriggil! Aber kein weißes wie vor ein paar Tagen bei Miriel, sondern ein rotes was dadurch wirklich aussah wie ein Eichhörnchen.

Diese Tiere waren eigentlich sehr scheu, doch als es Pit erblickte sprang es plötzlich auf und kletterte die Äste hinauf bis es auf einer Höhe mit dem Engel war. Dann machte es einen Satz und landete auf dessen Schulter. Fröhlich klickernd rannte es zur anderen Seite der Schulter und von dort geschickt den Arm entlang, nur um auf Pits andern Arm zu springen und dann wieder zu seiner Schulter hoch zu laufen, wo es diesmal sitzen blieb.

„Bist du süß“, schwärmte der weiße Engel, er hatte das kleine Tierchen sofort ins Herz geschlossen und begann es hinter den langen Ohren zu kraulen. Zufriedene Schnurrgeräusche drangen aus der vibrierenden Brust des Wesens, was mehr offenbarte das es tatsächlich etwas Katzenartiges hatte.

Wie als wollte der Skriggil die Liebkosungen zurückgeben, begann es Pits Finger abzulecken. Als er ihm diesen hinhielt, legte das kleine Tier seine Vorderpfoten um Pits Hand und nibbelte an seinem Finger. Er konnte die scharfen Zähne spüren, jedoch biss es ihn nicht.

„Ob ich dich mitnehmen kann?“, zu gerne würde er das tun. Es war einfach zu niedlich um es hier zu lassen! Jedoch wusste der Engel dass er es nicht einfach aus seiner Heimat reißen konnte. Aber er würde nicht nein sagen wenn es sie freiwillig soweit begleitete wie es wollte. Also machte sich der Braunhaarige auf den Rückweg, während er weiterhin das kleine Wesen kraulte und von ihm gekrault wurde.

Als er aus den Büschen kam, hatte sich das Skriggil zu seinen Flügeln vorgearbeitete und war gerade dabei die weißen Federn zu lesen und zu säubern. „Was brauchst du solange? Ich dachte schon dich hätte was gefressen… schade das es nicht so ist“, gab Pittoo direkt mürrisch als Begrüßung von sich. Pit streckte ihm daraufhin nur die Zunge raus, was seine dunkle Hälfte seinerseits mit einem klicken der Zunge kommentierte. Dann sah er jedoch das kleine rote Tier welches in Pits Flügeln saß und sich an einer Schwinge festklammerte wie an einem Ast.

„Was hast du jetzt wieder angeschleppt?“, er konnte es nicht fassen. Wie bekam Pit das immer hin? Müsste er nicht mittlerweile einen Zoo zu Hause haben? Immer brachte er irgendwelches Viehzeug mit…

„Ich hab es im Wald gefunden und es will nicht mehr weg“, antwortete Pit nur unschuldig. Klar er hätte das Tierchen einfach absetzen und zurückgehen können. Aber er wollte es solange mit nehmen wie es möglich war. „Und dann dachtest du, du nimmst es einfach mit?“, gab Dark seufzend von sich ehe er mit der Schulter zuckte. „Mach was du willst“, er hatte gelernt Pits Marotten nicht in Frage zu stellen. Der weiße Engel tat es bei ihm ja auch nicht, also waren sie Quitt.

Miriel beobachtete die Szene nur, ehe sie leicht einen Mundwinkel hochzog und schmunzelte. „Wieso nicht? Skriggil sind hier in den Wäldern beheimatet, solange wir hier in dieser Gegend sind kann es mitkommen. Es wird sowieso irgendwann wieder zurück nach Hause gehen wenn es genug gekuschelt hat“, erwiderte sie nun auf die ganze Sache. Allem Anschein nach hatte das Tier einen Narren an Pit gefressen und würde ihnen wahrscheinlich sowieso hinterher laufen. Wer weiß, vielleicht hatten lichte Engel eine natürliche Affinität zu Lebewesen? Normalerweise verhielten sich die kleinen Tiere nicht mal zu Elfen so zutraulich wenn sie sie nicht kannten, außer sie riefen sie mit dem Ruf der Natur.

 „Gib mir deinen Overall“, meinte die junge Frau dann und hielt Pit die Hand entgegen, damit dieser ihr die blaue Kleidung hinein legen konnte. Erkenntnis schlich sich auf Pits Gesicht und er nickte, als er die Sachen herüber reichte. Miriel nahm sie direkt an sich und begann nun den Overall zu nähen. Die Gruppe setzte damit ihren Weg fort, nur das Pit nun nicht mehr auf sein Training konzentriert war, sondern auf seinen neuen Begleiter.

Als Miriel fertig war mit dem reparieren des Overalls reichte sie ihn Pit zurück und dieser verschwand nochmal kurz um sich umzuziehen. Diesmal jedoch ohne Zwischenfälle und so kam er schnell zurück, sodass sie weiter konnten.

 

Durch die ganzen Zwischenfälle, kamen sie erst an der Stadt an, als es schon begann zu dämmern. Da sich Pit unterwegs über schmerzende Füße beschwerte, saß er nun doch wieder vor Pittoo auf dem Pegasus. Jedoch hatte es keinen Streit mehr gegeben da beide Engel mittlerweile recht müde waren. Selbst das Skriggil hatte sich in Pits Tunika gekuschelt und zusamengerollt. Die Sonne stand schon tief am Himmel und flutete das Land in orangenes Licht. Die Dächer der Häuser reflektierten die Lichtstrahlen und warfen lange Schatten auf den Boden. „Endlich…“, auch Miriel war müde von dem langen Marsch. Jedoch wusste sie das es noch nicht vorbei war. „Wir hätten Mäntel oder sowas mitnehmen sollen“, murmelte sie leise und die beiden Männer sahen sie an.

„Warum?“, fragte Pit unschuldig, sein Bruder jedoch verstand direkt: „Sie werden uns nicht unbedingt willkommen heißen hm?“, er verzog den Mund zu einer unzufriedenen Grimasse. Das fehlte ihm gerade noch.

„Wieso?“, kam es wieder von Pit, jedoch war die Antwort nicht verbal, als Pittoo ihm einem kräftig Schlag gegen den Hinterkopf verpasste. „He! Was sollte das??“, Pit funkelte den schwarzen Engel an und hielt sich mit einer Hand die schmerzende Stelle. „Hör auf so dämliche Fragen zu stellen. Du hast doch selbst gesehen wie Menschen auf uns reagieren“, knurrte Dark nur als Antwort.

 Miriel schmunzelte bei dem Anblick ehe sie antwortete: „Genau das… es wäre besser wenn wir unsere Flügel verstecken könnten. Ich könnte eine Art Unsichtbarkeitszauber darüber legen, doch magiebegabte Menschen würden es direkt bemerken und es kostet auch zu viel Energie es so lange aufrecht zu erhalten.“, also würden sie sich auf eine unschöne Begrüßung vorbereiten. Doch Miriel war alles egal, solange sie einen Platz zum schlafen hatten und eine Karte bekamen. Die Karten der Waldelfen waren alle veraltet, da diese so gut wie nie ihren Wald verließen. Deswegen hatte wohl auch niemand gewusst wie die Menschen mittlerweile auf Dämonen, oder in ihrem Fall geflügelte Menschen, reagierten.

„Das klappt schon!“, Pit war optimistisch wie immer, und kassierte dafür ein leises murren von Dark. „Wir können ihn ja als erstes rein schicken, das Glück ist bekanntlich mit den Dummen und wenn nicht, ist es kein großer Verlust“, meinte der schwarze Engel nur amüsiert. „He! Ich bin nicht dumm!“, protestierte Pit dann. „Veto“, war Darks einzige Antwort. Langsam schienen sich sowohl Miriel als auch die Tiere daran zu gewöhnen das die beiden Brüder kein Wort wechseln konnten ohne sich zu streiten. War wohl ihre Art von Geschwisterliebe?

„Wenn dann gehen wir alle zusammen. Falls es tatsächlich zu Problemen kommt können wir uns so besser verteidigen“, hatte Miriel am Ende dann aber das letzte Wort und die beiden Männer nickten. Tja, wer hatte hier die Hosen an? Naja, zumindest für eine Weile. Nachdem die Entscheidung gefallen war, betraten die 3 Engel zusammen das kleine Dorf.

Es gab keine Wachen am Eingang, was darauf schließen ließ das es hier sehr friedlich zuging und es nicht nötig war Ausschau nach Feinden zu halten. Zu dieser späten Stunde war im Dorf selbst schon Ruhe eingekehrt, die meisten Menschen waren in ihren Häusern oder beendeten gerade die letzten Aufgaben. Doch als sie das Hufgetrappel hörten, sahen die Leute von ihrer Arbeit auf. Gäste zu Pferd waren immer wieder einen Blick wert, doch als sie den Pegasus und das Vogelpferd erkannten öffneten sich die Münder bei manchen ein Stück.

Natürlich kannten sie diese Wesen, jedoch hatten sie noch nie eines gezähmt gesehen, geschweige denn mit Reitern auf dem Rücken. Doch als sie erkannten welche Personen dort auf dem Rücken der Tiere saßen, erscholl ein lautes Klirren. Eine der Frauen hatte die Vase fallen lassen die sie trug und in der sie Wasser aufbewahrt hatte. Die Vase zerschellte auf dem Harten Erdboden und das Wasser verteilte sich platschend über die Fläche.

„Dämonen!“, rief die Frau panisch und dann brach das pure Chaos aus. Frauen und Männer zerrten ihre Kinder und Verwandten ins Haus, schlugen die massiven Holztüren zu und verriegelten die hölzernen Fensterläden. Einige rannten direkt zu einem hell erleuchteten Haus aus dem Gelächter erscholl. Scheinbar die Kneipe? Nachdem die ersten Menschen hinein gerannt waren, hörte man lautes Gebrüll und das Klirren von Waffen. Dann kamen tatsächlich ein paar Männer mit leichter Leder- und Stoffrüstung heraus gerannt, bewaffnet mit Schwertern, Speeren und Armbrüsten. Miriel erkannte einige von ihnen wieder. Es waren also Leute vom Dorf gewesen die sie angegriffen hatten.

Hinter der Kneipe erscholl das nervöse Wiehern von Pferden, scheinbar hatten sie ein paar der Tiere wieder einfangen können.

„Ich habe das Gefühl die sehen uns nicht gerne“, meinte Pittoo sarkastisch, sein Blick war finster und er umfasste den Schaft seines Bogens fester. Pit sah unschlüssig aus, er wollte keine Menschen angreifen, jedoch würde er sich verteidigen müssen. Miriel war sich auch nicht sicher was sie nun tun sollten. Sie hatte damit gerechnet das sie nicht willkommen sein würden, aber nicht das man sie direkt angreifen würde.

Plötzlich ließ sich Pit jedoch vom Pferd gleiten und trat vor Salami und Jiji, er breitete seine weißen Schwingen aus und sah zu den Menschen die grimmig zu ihnen sahen. Bei dem Anblick der schneeweißen Schwingen stockten einige von ihnen jedoch und die Männer begannen zu tuscheln. Der Mann in der Mitte ließ sich jedoch nicht ablenken, er fasste sein Schwert fester und blickte sie nach wie vor grimmig an, ehe er das Wort ergriff: „Was wollt ihr hier Dämonenbrut!? Das ist nicht euer Terrain, es ist euch verboten einen Fuß auf das Land der Menschen zu setzen, wollt ihr einen Krieg anzetteln!?“.

Scheinbar war dieser Mann der Hauptmann und zum Glück jemand der nicht vorschnell handelte. Jedoch wusste er mit Sicherheit von dem Angriff auf Miriel und das sie seine Männer in die Flucht geschlagen hatten.

Bevor die beiden schwarzen Engel etwas sagen konnten, ergriff Pit jedoch das Wort: „Wir sind keine Dämonen! Wir sind Engel! Ich bin Pit, Diener der Göttin Palutena, das ist mein Bruder Pittoo und… Miri, eine Freundin von uns. Wir kommen in Frieden. Wir wollen keinen Streit mit euch“. Miriel kniff die Augen zusammen, sie hatte doch gesagt dass Pit nicht sagen sollte was sie waren! Wenigstens war er vorsichtig dabei gewesen wie er sie vorstellte. Scheinbar hatte er geahnt dass es nicht gut war wen man sie erkannte.

Bei den Worten des Engels wurde das Getuschel lauter und es gab auch einige überraschte Ausrufe. Selbst die Menschen in den Häusern öffneten nun wieder die Fenster um mit zu bekommen was dort draußen abging. Miriel sah wie Dark die Hände zur Faust ballte, sie aber direkt wieder öffnete als wollte er sich innerlich beruhigen. Was geschehen war, war geschehen, sie konnten es nicht mehr rückgängig machen.

„Und das soll ich dir abkaufen!? Nur weil du weiße Flügel hast werde ich nicht direkt jede Lüge glauben die du uns auftischst. Engel? Es gibt keine Engel, nicht hier in Andrakha und es gibt auch keine Götter“, murrte der Hauptmann und war nicht bereit die Waffe zu senken. Menschen veränderten sich nie, sie waren so misstrauisch wie immer. Doch Miriel konnte es ihnen nicht verübeln.

„Ich sage die Wahrheit! Ich bin mir sicher es gibt noch andere Charakteristiken die Dämonen von Engeln unterscheiden und wir kommen nicht von dieser Welt. Wir sind… durch einen Unfall in dieser Welt gestrandet und suchen einen Weg wieder in unsere zu gelangen“, Pit gab nicht auf und er sagte die Worte mit solcher Inbrunst dass einige der Männer langsam die Waffen sinken ließen. Nun schienen sie zu überlegen was sie tun sollten. Wenn es stimmte was der Engel sagte, dann hatten sie es hier mit heiligen Wesen und noch dazu verirrten Gästen aus einer anderen Welt zu tun.

„Ihr könnt ihm ruhig glauben…“, eine tiefe Stimme ertönte plötzlich und Pit zuckte zusammen als er sie erkannte. Auch Pittoo setzte sofort seine Waffe an, auch er wusste wem diese Stimme gehörte, nur Miriel war ahnungslos. Bis ein Mann aus der Kneipe trat den die beiden Engel nur zu gut kannten und Tod geglaubt hatten. Die junge Frau zählte 1:1 zusammen, die Reaktion der Engel und was sie von deren Erzählungen wusste, es musste sich bei diesem Mann um Sukoro handeln.

Der Blauhaarige junge Mann grinste ihnen höhnisch zu, ihm gefiel es das Pit direkt klar gemacht hatte was er war. Je mehr Lebewesen wussten das er ein Engel war, desto höher würde der Preis steigen und diese Kunde würde sehr schnell die Runde machen.

„Du!“, rief Pit nur und ballte die Hände zu Fäusten. Der Magier ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und fuhr fort: „Ich habe ihn vorhin im Wald schon getroffen und es stimmt was er sagt. Er ist ein Engel und dient einer Göttin aus einer anderen Welt“. Er ließ es bewusst aus das auch der Engel mit dem Fluch aus dieser Welt kam, das würde wiederrum den Wert senken, das konnte er nicht gebrauchen. 

„Tatsächlich? Verzeiht mir mein misstrauen, aber das hört sich doch alles sehr aus der Luft gegriffen an. Es gab schon seit Jahrzehnten keinen gestrandeten mehr und dann direkt 3 auf einmal? Zudem Engel die einer Göttin dienen?“, der Hauptmann sah den Magier nachdenklich an. Er hatte Respekt vor dem Mann, wie vor jedem Magier seines Kalibers.

„Ich diene niemanden…“, murrte Pittoo, er war jedoch klug genug das in dieser Situation nicht laut auszusprechen. Gerade war es besser still zu sein und den Menschen die Gelegenheit zu geben das gesagt sacken zu lassen. Jedoch… er würde diesem Magier am liebsten direkt an die Kehle gehen und Pit fühlte sich nicht anders. Die Erinnerung daran wie er von ihm wie Vieh behandelt worden war, war noch sehr frisch. Nicht zu vergessen das sie ihn gefesselt und misshandelt hatten um ihn an irgendwen zu verkaufen.

„Euer misstrauen ist verständlich, doch vergesst nicht das ein paar Jahrzehnte nur ein Augen Aufschlag für langlebige Rassen sind. Elfen haben die letzte Gestrandete noch gut im Gedächtnis und Dämonen auch. Sie war eine unglaubliche Pest für diese Welt, was jedoch nicht heißt das jedes Wesen aus einer anderen Welt Gefahr bringt. Hierbei handelt es sich um Engel, heilige Wesen, ich bin mir sicher eure Ernten werden reichhaltig sein wenn ihr ihnen Unterschlupf und Hilfe gewährt“, setzte der Magier fort und breitete vielsagend die Arme aus. Es gab für Menschen nichts Wichtigeres als ihr Profit.

„Aber war die Bestie nicht auch ein Engel?“, warf einer der Männer beim Hauptmann dazwischen. Sukoro klickte leicht mit der Zunge, da hatte leider jemand seine Hausaufgaben gemacht. „Ja, aber ein Engel den nicht einmal ihre eigene Welt haben wollte. Sie haben sie hierher verbannt. Diese Engel sind hier gestrandet, die Chance dass sie Gutes bringen ist sehr hoch. Wollt ihr eure Ernten und Tiere riskieren und das Unglück auf euch ziehen?“, so leicht gab der Magier nicht nach.

Miriel spürte wie sie sich bei den Worten des Mannes immer mehr Anspannte. Dieser Kerl wusste eindeutig viel zu viel für einen normalen Menschen. Noch dazu schien er Magie zu besitzen die stark genug war um seine lebensbedrohliche Verletzung zu heilen bevor seine Seele seinen Körper verlassen konnte.

Doch nun senkten die Menschen tatsächlich ihre Waffen und der Hauptmann ebenso. Die Gefahr ein großes Unglück zu riskieren war ihm viel zu groß. „Nun gut… dann wollen wir Gastfreundschaft walten lassen und euch helfen. Bitte folgt mir in die Kneipe, ich würde gerne ein paar Worte mit euch wechseln. Eure Tiere könnt ihr an den Stallburschen abgeben, er wird sie versorgen und in die Stallungen bringen“, gab der Hauptmann dann von sich, drehte sich um und ging zurück in die Kneipe.

Die drei Engel sahen sich unschlüssig an. Das alles war ihnen nicht geheuer, vor allem nicht Sukoros einschreiten und das er ihnen half. Was wollte der Magier? Hatte er plötzlich die Seiten gewechselt und wollte Pit nicht mehr verkaufen?

„Das alles gefällt mir nicht… warum lebt der Mistkerl überhaupt noch?“, knurrte Dark Pit, jedoch glitt er von seinem Pegasus herunter und Miriel tat das gleiche bei Jiji. „Mir auch nicht, aber wir haben keine andere Wahl. Zumindest hat er uns hier aus der Klemme geholfen. Doch ich traue dem Kerl nicht über den Weg. Außerdem scheint er sehr starke Magie zu beherrschen, es ist nicht leicht eine solche Wunde am Rande des Todes zu heilen… oder sogar schon im toten Zustand“, wenn sie den Engeln glauben konnte das er tatsächlich Tod gewesen war.

Sukoro kam nicht auf sie zu wie sie es erst befürchtet hatten, er grinste ihnen noch einmal zu und dann verschwand er ebenfalls in der Kneipe. Pit lief es kalt den Rücken herunter als er das Grinsen sah, er konnte diesen Mann überhaupt nicht leiden. Der weiße Engel wollte dem Kerl nicht in die Kneipe folgen, er war unsicher, doch dann atmete er tief durch und beruhigte sich selbst wieder. Er schloss kurz die blauen Augen und als er sie öffnete stand Entschlossenheit darin. Er würde sich nicht so leicht ängstigen lassen.

„Okay… lass uns dem Soldat folgen. Ich traue dem Magier kein Stück aber der Mensch war Aufrichtig“, entschied sich Pit am Ende dann und sah zu den anderen Beiden die nickten. Die restlichen Männer waren größtenteils ihrem Hauptmann gefolgt. Einige blieben jedoch stehen und sahen neugierig zu den zögernden Engeln. Länger konnten sie nicht warten, ansonsten würden die Menschen wieder misstrauisch werden.

So begaben sich die drei zur Kneipe. Ein junger Mann hielt sie jedoch auf bevor sie diese betreten konnten. Er sah mit leuchtenden Augen zu ihren Begleitern. „Hallo, kann ich eure Tiere entgegen nehmen? Ich werde sicher stellen das ihnen an nichts fehlt“, stellte er sich vor, scheinbar war er der Stallbursche von dem der Mann geredet hatte.

„Okay… folgt ihm und seid brav. Wir kommen euch holen sobald wir wieder aufbrechen“, wandte sich Miriel an Salami und Jiji. Der Pegasus schnaubte leise und Jiji stampfte kurz mit dem Huf auf, gab dann aber nach. Sie wussten das ihnen nichts passieren würde und wenn, dann würden sie sich sehr gut zu verteidigen wissen. Der Stallbursche suchte jedoch vergebens nach einem Weg die Tiere zu führen, sie hatten schließlich kein Zaumzeug an.

„Sie kommen einfach mit, das sind keine Pferde. Sie verstehen jedes Wort das wir sagen“, erklärte Miriel dem verwirrten Jungen, dessen Augen nun noch begeisterter zu leuchten anfingen und er nickte eifrig.

„Sehr wohl! Dann kommt ihr Beiden, ich zeige euch wo ihr für heute übernachten werdet“, richtete der Junge die Worte an die beiden magischen Wesen. Er fand es unglaublich toll dass er mit ihnen normal reden konnte. Die Beiden Tiere folgten dem Jungen dann als er vorlief und er sah sich immer wieder fasziniert zu ihnen um während er sie zur Stallung brachte. Die Engel atmeten noch einmal tief durch und dann betraten sie die Kneipe.

Wie auf ein Zeichen verstummten die ganzen Gespräche auf einen Schlag. Als die drei unterschiedlichen Engel die Kneipe betraten. Das Licht blendete sie im ersten Moment, es war so viel heller als draußen in der immer dunkler werdenden Abenddämmerung. Scheinbar konnten die Menschen jetzt auch das erste Mal einen richtigen Blick auf die Drei werfen.

Sie hörten wie die Leute die Luft einzogen und einige Finger wurden auf sie gerichtet. Die Meisten beäugten vor allem Pit da sie jemanden wie ihn noch nie gesehen hatten. Doch auch das Wort „Schatten?“ war deutlich heraus zu hören als die Leute auf Miriel und Pittoo zeigten. Miriel ließ sich davon nicht beeinflussen, sie war froh solange man sie nicht mit ihrer Vergangenheit in Verbindung brachte, doch ihre verketteten Flügel ließen die Leute ebenfalls flüstern. Doch Pittoo schien das alles gar nicht zu gefallen. Er hasste Ansammlungen wie diese und er hasste es noch mehr wen man ihn einen Schatten nannte.

„Ich bin kein Schatten!“, blaffte er am Ende dann doch die Leute an. Sofort war Stille im Raum und sie konnten den eindringlichen, kalten Blick des Hauptmanns spüren. „Die beiden sind nur Engel mit schwarzen Flügeln, das ist normal in unserer Welt“, versuchte Pit seinen Bruder dann zu verteidigen und Erleichterung machte sich unter den Menschen breit, sie schienen den Worten des jungen Mannes Glauben zu schenken. Pit jedoch fühlte sich unglaublich schuldig dass er die Menschen so dreist belog, er fühlte sich nicht wohl dabei.

Der Hauptmann saß an einem Tisch zusammen mit dem Magier der die Szene belustigt betrachtete und die offensichtliche Lüge des weißen Engels durchschaute, er hatte schließlich ein besseres Gespür als normale Menschen. Gut das die Söldner nicht mehr da waren, die wussten ja auch Bescheid.

Pit blieb stehen als er Sukoro entdeckte, Pittoo hingegen ballte die Faust und Miriel musste am Ende dazwischen gehen und schob Pit weiter vor, während sie Dark einen Blick zuwarf der ihn ermahnen sollte. Als Antwort bekam sie ein stummes Zähne fletschen, jedoch lockerte er die geballte Faust wieder und die drei setzten sich zu den beiden Männern an den Tisch.

„So… ihr seid also Engel? Wie kommt ihr in diese Welt?“, der Mann sah sie alle 3 eindringlich an. Pit wusste erst nicht was er sagen sollte und so kam Dark ihm zuvor: „Wir führen einen Krieg in unserer Welt gegen einen neuen Feind. Wir vermuten dass sich bei den Kämpfen durch die Macht der Magie ein Portal aufgerissen hat. Wir sind dabei ungewollt hindurch gefallen und hier gelandet. Jedoch können wir nicht mehr so leicht weg.“.

Der Mann lehnte sich etwas zurück und Miriel erkannte das es sich dabei gar nicht um einen so viel höher gestellten Mann handelte. Scheinbar war er gar kein Hauptmann sondern eher der einzige Soldat hier der wirklich ein solcher war und einer Lordschaft unterstellt war. Die anderen Männer sahen alle mehr wie Jäger oder einfache Bauern aus. Mit schäbigen Rüstungen und Waffen und Händen die wohl eher für die Arbeit gedacht waren als zum kämpfen.

Das Dorf hier war wohl so klein, das der Lord dieses Landes nur einen Mann als Wache hier abgestellt hatte. Obwohl es direkt an die Ländereien der Waldelfen grenzte. Dieser Soldat war wahrscheinlich größtenteils dafür da dem Lord zu berichten falls irgendetwas Nennenswertes geschah. Größere Städte und Handelsposten hingegen würden weit stärker besetzt sein.

„Ihr führt einen Krieg in eurer Welt? Gegen wen und welche Mächte führen ihn?“, nun war das Interesse des Mannes geweckt. Wie immer interessierten sich Menschen vor allem für Kriege, Kämpfe und Mächte und er war neugierig was in einer anderen Welt so abging.

„Wir können nicht genau sagen gegen was genau wir kämpfen. Derjenige der hinter den feindlichen Monstern steckt hat sich noch nicht zu erkennen gegeben. Trotzdem greifen sie uns immer wieder an und besetzten ganze Landstriche. Es ist momentan der einzige Feind gegen den wir alle kämpfen. Die Armee der Göttin des Lichts, Lady Palutena, die Armee der Göttin der Natur, Lady Viridi und die Armee der Göttin der Dunkelheit, Medusa, wir kämpfen alle zusammen gegen den neuen Feind.“, erklärte nun Pit weiter. Langsam schien er aufzutauen, auch wenn er Sukoro immer wieder misstrauische Blicke zuwarf. Der Magier hingegen kleidete sich in Schweigen und einem nichts sagenden Lächeln.

„Das sagt nicht viel aus… es ist seltsam von so vielen Göttern zu hören. In unserer Welt gibt es solch hohe Wesen nicht. Umso beängstigender zu Wissen das nicht einmal eure Götter etwas gegen diesen Feind unternehmen können.

Wo seid ihr gelandet als ihr hierher kamt? Ihr seht unversehrt aus und nicht als hättet ihr vor kurzem erst gekämpft, außerdem habt ihr Tiere dabei die ihr nicht einfach so hättet auflesen können. Vor allem kein Shuahia’an, diese Tiere werden ausschließlich von Waldelfen gezüchtet“, fuhr der Soldat fort. Er wusste tatsächlich ziemlich gut Bescheid, doch es war nicht verwunderlich bei jemandem der so nahe am Gebiet der Waldelfen wohnte und auf das Dorf achtgeben musste.

Diesmal ergriff Miriel das Wort: „Wir sind tatsächlich nicht alle gleichzeitig hier angekommen, vielleicht gab es eine Zeitverschiebung im Portal. Pito und ich sind einige Tage vor Pit hier gelandet den wir heute aufgefunden haben. Wir sind im Wald von Waldelfen aufgelesen worden und sie haben uns geholfen, uns behandelt und sogar Unterschlupf für ein paar Tage gegeben.

Bis zu unserer Abreise haben wir uns mit den beiden Tieren angefreundet und sie haben darauf bestanden uns zu begleiten, also mussten die Waldelfen zustimmen. Wir haben außerdem erfahren was notwendig ist um wieder zurück in unsere Welt zu kommen, weswegen wir auf dem Weg in den Norden sind“. Als sie endete schien der Soldat zufrieden gestellt, er wusste nun alles was er wissen musste. Wer sie waren, woher sie kamen, wodurch sie hierher kamen, was sie hier getan hatten bis sie zu diesem Dorf kamen und wo sie hinwollten.

„Was mich die ganze Zeit schon brennend interessiert… warum hast du Ketten um die Flügel? und… diese Armreifen sehen aus als wären sie Siegel. Elfische Siegel“, ergriff Sukoro nun das erste Mal das Wort und bei dem was er sagt spannte Miriel sich direkt an. Das war eine Frage mit der sie nicht gerechnet hatte und der Blick des Magiers sagte ihr dass er Bescheid wusste.

„Es wäre schön wenn du solch private Dinge nicht ansprichst. Engel werden aus den Seelen von verstorbenen Kindern erschaffen und manchmal passiert es dass sich alte, schlechte Erinnerungen der Seele im Engel manifestieren. Das kann verschiedene Auswirkungen auf das psychische oder das körperliche Wohlbefinden haben und deswegen legt Göttin Palutena diesen Engeln die Ketten und Siegel an um die Engel vor den Auswirkungen zu schützen. Es ist ein Thema worüber in unserer Welt kaum gesprochen wird da es für betroffene sehr unangenehm ist. Dass die Siegel aussehen wie elfische Arbeit hat auch die Waldelfen überrascht“, Dark verteidigte Miriel und seine Worte waren so weise gewählt, das der schwarze Engel schon länger darüber hatte nachdenken müssen was er in einer solchen Situation sagen würde.

Das überraschte die junge Frau wirklich. Sie hatte ihn nicht als jemand eingeschätzt der so Zukunftsorientiert dachte und vor allem nicht das er sich solche Sorgen um andere machen konnte. Aber sie war ihm dankbar und konnte ein kurzes Lächeln nicht verbergen.

„So ist es… tut mir Leid das ich etwas angespannt wegen diesem Thema bin“, sagte nun auch Miriel und der Magier lehnte sich zurück. Er ließ nicht durchblicken ob er ihnen das abkaufte oder nicht. Der Soldat hingegen schien zufrieden gestellt und er glaubte es auf jeden Fall. Er hatte keinerlei Zweifel in den Augen oder Misstrauen der ganzen Sache gegenüber.

„Ich hätte nicht Fragen dürfen. Da ging meine Neugierde etwas mit mir durch“, antwortete der Magier am Ende doch, dann stand er plötzlich auf und umrundete den Tisch bis er bei den Engeln angekommen war. Diese setzte sich direkt gerade auf und sahen ihn misstrauisch an.

„Nicht so misstrauisch, wir wollen euch helfen. Ihr habt sicher Hunger oder? Das Essen geht auf die Rechnung unserer lieben Soldaten also scheut euch nicht etwas zu bestellen. Gibt es irgendetwas das ich für euch tun kann?“, Sukoro hatte sichtlich Spaß an dieser ganzen Situation, nach allem was geschehen war. Oh, er hatte nicht vergessen dass sie ihn beinahe getötet hatten…

„Hey! Das kannst du nicht einfach entscheiden!“, protestierte der Mann jedoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Magier lachte jedoch nur. „Wieso? Unsere Gäste haben sicher kein Geld und ich bin leider auch recht knapp bei Kasse“, antwortete dieser dann auf die Worte des Soldaten.

„Oh, hier muss niemand bezahlen. Solange unser Guter Arton mir ab und an ein hübsches Wildschwein auf den Tisch legt“, kam plötzlich eine tiefe, aber freundliche Stimme zu ihnen herüber. „Und ich denke nun haben wir unsere Gäste genug ausgefragt, es wird Zeit etwas zu Essen in ihre Mägen zu kriegen. Schau nur mal, sie Sehen aus als wären sie kurz vorm verhungern“, ein rundlicher, kleiner Mann kam an den Tisch und lachte herzhaft bei den Blicken der Engel. Vor allem bei Pits Blick der so aussah als würde er gleich den Mann verspeisen. Jetzt wo das Wort Essen gefallen war merkten die 3 erst einmal wie unglaublich hungrig sie waren und Pit fühlte sich als würde sein Magen jeden Moment anfangen sich selbst zu verdauen.

Der Besitzer der Kneipe scheuchte den Magier und den Soldaten vom Tisch hoch. „Ihr habt euch jetzt genug hier breit gemacht. Lasst den dreien den Tisch und ich zauber derweil was Gutes“, meinte der freundliche Mann und lächelte den Engeln zu. Wenn es wirklich hieß das Engel Glück brachten, dann würde er sie heute nach Strich und Faden verwöhnen und dann hoffentlich den Rest des Jahres nur das saftigste Fleisch auf die Teller zaubern können.

„Danke sehr! Oooh ich bin wirklich am verhungern!“, rief Pit fröhlich, was die meisten Leute lachen ließ. Bis jetzt hatten sie gespannt der Unterhaltung gelauscht, doch nun waren sie entspannter und genossen fröhlich ihr Essen oder ihre Getränke.

„Dann sorge ich dafür dass sich das bald ändert“, meinte der Besitzer und Koch, immer noch herzhaft lachend, ehe er sich zu seiner Küche begab und anfing zu kochen. Während eine junge Frau sich zu ihnen gesellte und fragte was sie alles Essen mochten.

Dark und Miriel bestellten eine normale Portion, Pit jedoch ratterte direkt das ganze Menü herunter. „Pit! Du kannst doch nicht das ganze Menü bestellen wenn wir Freihaus bekommen, das ist unhöflich!“, rief Miriel nur und schüttelte lächelnd den Kopf. Die blauen Augen des jungen Mannes wurden groß und dann sah er zu der jungen Kellnerin die ihn nur anlächelte. Doch aus der Küche erschollen dann die Worte: „Lasst den Jungen ruhig essen! Diese Kneipe verlässt niemand hungrig!“. Daraufhin lachten die Gäste wieder und die ausgelassene Stimmung übertrug sich auch auf die drei Engel, welche nun erleichtert auf ihr Essen warteten, was nicht zu lange auf sich warten ließ und sie machten sich direkt genüsslich darüber her.

Handel der Gefühle

Bei Pits kohldampf bereute der Koch bald schon seine Worte, der gute Engel fraß ihm die Haare vom Kopf, aber er konnte sie nicht mehr zurücknehmen. Also gab er sich seinem Schicksal hin und sorgte dafür dass die 3 Engel tatsächlich satt wurden.

„Boah! Ich krieg nichts mehr runter!“ rief Pit freudig und rieb seinen gut gefüllten Bauch, während er sich im Holzschemel zurücklehnte. „Ein Wunder… ich dachte schon dein Magen sei ein schwarzes Loch“ erwiderte Miriel nur etwas verwundert darüber wie viel der Kerl fressen konnte. Ein Glück war es Dark gewesen der bei ihnen gestrandet war und nicht Pit, ihre Mutter wäre Amok gelaufen hätte er bei ihnen so viel verschlungen.

Pit kicherte mit glockengleicher Stimme, ehe er sich wieder etwas aufrichtete und zu Dark sah. Der dunkle Engel war immer noch stumm und distanziert. Er hatte sein Essen schneller beendet als die anderen und beobachtete nun die Leute um sie herum. Wobei er jedem einen intensiven und warnenden Blick zuwarf, der auch nur versuchte in seine Nähe zu kommen.

Die einzige Ausnahme war ein kleines Kind gewesen, welches neugierig und fröhlich seinen Blick ignoriert hatte um mit seinen Flügeln zu spielen. Pittoo hatte geknurrt und seine Flügel angehoben bis sie außer Reichweite waren, doch als das Kind daraufhin anfing zu schluchzen, ließ er seine Schwingen wieder sinken und schon quietschte das Kind fröhlich und packte die dunklen Federn. „Autsch…“ murrte er leise, als das Kind ihm rücksichtslos ein paar der schillernden Federn herausriss. Pittoo hob die Flügel wieder an, doch diesmal wurde er das Mädchen so nicht los. Sie krallte sich einfach lachend in die Schwingen und wurde mit hochgehoben. Was die Leute glucksen ließ, wodurch Dark nur noch genervter wurde und wütender.

Bald schon kam die Mutter der Kleinen hinzu und schälte ihre Tochter von den Schwingen des Engels. Sie entschuldigte sich, was Dark unkommentiert ließ, und begab sich wieder zurück an ihren Tisch. Von da an achtete der schwarze Engel penibel darauf dass ihm niemand mehr zu nahe kam, auch kein Kind oder vor allem kein Kind.

„Komm schon, hör endlich auf so grimmig zu sein“ gab Pit nun von sich und fixierte seine dunklere Hälfte, Pittoo antwortete seinerseits nur mit einem stechenden Blick aus roten Augen. „Lass mich“ knurrte er ihm entgegen und Pit stöhnte entnervt auf. Wie lange dauerte es denn noch bis sich der schwarze Engel wieder beruhigt hatte?

„Wie ich sehe seid ihr fertig mit Essen? Ihr Engel habt aber auch einen gesunden Hunger. Ich habe euch ein Zimmer oben fertig machen lassen. Ihr seid sicher erschöpft, dort könnt ihr die Nacht verbringen“ der rundliche Herr war nun aus seiner Küche getreten und an den Tisch gekommen. Um ihn herum lachten und feierten die Leute ausgeglichen. Sie warfen den Engeln immer wieder einen sehnsüchtigen oder neugierigen Blick zu, doch ließen sie in Ruhe.

„Das ist sehr freundlich. So viel Gastfreundschaft ist wirklich nicht selbst verständlich“ erwiderte Miriel mit einem Lächeln. „Ja! Vielen Dank Onkel!“ stimmte Pit dann breit grinsend zu, er war satt und zufrieden, mehr brauchte es nicht um glücklich zu sein. Außer vielleicht der Tatsache dass sie die Gegenstände schnell fanden um wieder nach Hause zu kommen.

„Ich hoffe auf eine gute Ernte und viel Wild in diesem Jahr, das wäre mir Dank genug“ meinte der Mann nur grinsend und offen. Natürlich, niemand tat etwas nur aus gutem Willen heraus, zumindest nichts was seinen Geldbeutel strapazierte. Miriel hoffte nur das sie tatsächlich Glück brachten, zumindest Pit wenn schon schwarze Engel nicht zählten.

Wenn es eine Legende war, hier in diesem Land, dann war sie sich sicher das es stimmte, selbst wenn es in Skyworld nichts bedeutete. Obwohl dort auch die Leute von Glück sprachen wen sie Palutenas Engel sahen, aber das hing wohl damit zusammen dass diese sie immer retteten. Nicht mit guten Ernten und Co, obwohl Palutena da vielleicht auch ihre Finger im Spiel haben könnte.

„Ich könnte eure Ernte im Namen von Lady Palutena segnen, jedoch kann ich nichts versprechen, da ihre Macht nicht bis hierher reicht“ bot Pit dann an, auch wenn er bedenken hatte. Konnte er das wirklich? Land segnen? Gut, er war ein Engel der einer Göttin unterstellt war, etwas segnen sollte ein leichtes für ihn sein.

„Das wäre sehr freundlich Herr Engel, wir vertrauen normalerweise mehr auf die Kraft unserer Legenden als die Macht von Göttern, aber es kann nichts schaden“ die Leute fingen an lauter miteinander zu tuscheln und auf allen Gesichtern zeigte sich pure Freude und Entzücken über den Gedanken mindestens ein Jahr lang sorglos leben zu können.

„Okay! Dann werde ich mich morgen früh darum kümmern, bevor wir weiterziehen“ Pit nickte eifrig und wieder zierte ein breites Grinsen seine Lippen. Dark wurde im Gegensatz zu seinem Bruder jedoch immer stiller und grantiger. Als müsste er das Gegenteil zu Pits Euphorie und Optimismus abgeben.

„Als ob der Scheiß irgendetwas bringt ohne Götter… wo ist das Zimmer? Ich hab die Schnauze voll“ gab der dunkle Engel schließlich von sich und seine Worte waren nicht mehr als ein gesprochenes Knurren. Scheinbar ging ihm das alles hier wirklich an die Substanz. Miriel vermutete das es mehr damit zusammenhing das hier so viele Menschen waren, anstatt an der ausgelassenen Stimmung. Aber wahrscheinlich war es beides zusammen.

Der Besitzer der Kneipe sah den schwarzen Engel skeptisch an, ihm gefiel seine Attitüde nicht. Scheinbar gab es auch bei Engeln das so genannte schwarze Schaf in der Familie? Das Mädchen war zwar auch ruhiger, jedoch um einiges freundlicher und scheinbar einfach nur etwas stiller. Wenn er wüsste…

Auch Miriel musste sich hier zusammen reißen, sie hasste diese Ansammlung an Menschen genauso sehr wie Dark und würde ihm am liebsten nachrennen um das alles hinter sich zu lassen. Jedoch wollte sie Pit nicht einfach zurücklassen, welchem die ganze Aufmerksamkeit scheinbar sehr gut gefiel. Doch auf die Reaktion seiner dunklen Hälfte hin verstummte sein Lachen und er sah mitfühlend zu Pittoo.

Dieser klickte wütend mit der Zunge, was er jetzt als letztes brauchte war geheucheltes Mitleid. Gut, er wusste das Pit nicht heuchelte, aber trotzdem machte ihn der Anblick eher wütend als das er ihm Trost spendete.

„Das Zimmer ist oben, das zweite von links“ meinte der Herr am Ende und übergab Pittoo den Schlüssel. Dieser nickte, zumindest eine winzige Geste des Dankes, ehe er vom Stuhl aufstand und nach oben rauschte ohne die Reaktion der andern beiden abzuwarten. Die Leute sahen ihm besorgt, skeptisch oder verwirrt nach, jedoch nur für eine kurze Weile ehe sie wieder zu ihrer Ausgelassenheit zurückfanden.

„Ich hoffe er beruhigt sich bald wieder… ein wenig Zeit alleine wird ihm gut tun“ meinte Pit zu der ganzen Aktion. Er kannte seinen Bruder gut und wusste das es das war was er nun brauchte. Selbst Miriel wusste es, in den wenigen Tagen die sie mit ihm verbracht hatte, gab es genug Gelegenheiten in denen Pittoo einfach abgedampft war.

„Bestimmt… mir jedoch auch. Ich denke ich werde mal nach den Tieren sehen um sicher zu stellen das es ihnen gut geht. Ich komme danach wieder, du hast keine Probleme alleine oder?“ Miriel sah zu dem Braunhaarigen, beugte sich herüber und strich dem immer noch schlafenden Skriggil über den Kopf. Wahnsinn das es nicht aufwachte zwischen all diesen Menschen, es müsste sich hier eigentlich sehr unwohl fühlen, doch scheinbar fühlte es sich in Pits Gegenwart so sicher und geborgen, dass es friedlich weiterschlief und sich an ihn kuschelte. Pit nickte zustimmend auf ihre Worte. „Nein, kein Problem! Die Leute hier sind alle so nett… und solange der Magier mich nicht nervt-“ bei diesen Worten sah sich Pit verstohlen um, doch Sukoro war nirgends zu sehen. „-komm ich klar“ beendete er dann seinen Satz.

„In Ordnung“ antwortete Miriel mit einem kurzen Lächeln, dann stand die rothaarige Frau auf und quetschte sich durch die Leute, bis sie am Eingang ankam. Bei Dark Pit hatten sie freiwillig Platz gemacht, doch das war nicht verwunderlich. Bei seiner sauren Miene musste man sich fürchten eine in die Fresse zu bekommen wenn man nicht aus dem Weg ging.

Nun verließ die junge Frau die Kneipe und Dunkelheit empfang sie. Kurz blieb Miriel stehen um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen, damit sie schauen konnte wohin der Stallbursche gegangen war. Als sie den Weg wieder erkannte folgte sie diesem im Schatten der Nacht. Jedoch blieb sie wie angewurzelt stehen als sie einen anderen Schatten und eine weitere Präsenz wahrnahm.

„Wer ist da?“ fragte sie sofort alarmiert und eine Hand glitt zu dem Elfenbogen auf ihrem Rücken. „Oh… scharfsinnig und aufmerksam. Ich habe nichts anderes erwartet… Engel“ drang eine ihr bekannte Stimme aus der Dunkelheit. Dann schälte sich der Magier von der Wand und trat vor sie. Miriel machte automatisch einen Schritt zurück als sie den Mann erblickte. Er war größer als sie es in Erinnerung hatte und überragte sie um fast 15 Zentimeter.

„Was willst du? Ich dachte du wärest mehr an Pit interessiert“ gab sie direkt drohend von sich und zeigte dem Mann damit dass sie Bescheid wusste. Sukoro lachte kehlig auf, ehe er antwortete: „Oh ja, in der Tat, das bin ich. Immer noch, dein kleiner Freund wird richtig gut Geld einbringen. Noch mehr wenn sich sein Ankommen über ganz Andrakha ausbreitet. Aber ich bin nicht hier um mit dir über den weißen Engel zu reden… ich bin viel mehr an deiner Geschichte Interessiert, Miriel“.

Er sprach ihren Namen voller Hohn aus und sie wusste dass er ihnen kein Wort geglaubt hatte und genau wusste wer sie war. Die junge Frau spannte sich noch mehr an und zog den Bogen von ihrem Rücken, wurde jedoch aufgehalten als der Mann eine behandschuhte Hand nach ihr ausstreckte. Instinktiv wisch Miriel davor zurück.

„Na, na. Ich habe nicht vor zu kämpfen und du sicher auch nicht. Wenn du nicht willst das ich allen hier verrate wer du bist. Was denkst du wie lange es dauern wird bis sie dich lynchen? Und deine Freunde gleich mit, Engel hin oder her. Egal wie mächtig du einst warst, mittlerweile bist du nur noch ein hilfloses Mädchen das für alle anderen hier draußen Freiwild darstellt. Vor allem wen sie Erfahren das du der Schattendrache bist der ganz Andrakha heimgesucht hat. Ich wette du kannst nicht einmal richtig Magie einsetzen mit diesen Siegeln“, Sukoro lachte höhnisch und eine Flamme loderte in seiner Hand auf, sie erhellte die Nacht und tauchte ihre Gesichter in orangefarbenes Licht. Miriels rotbraune Augen loderten im Schein der Flamme regelrecht auf, als sie sie zu schlitzen verzog.

„Ich frage nicht nochmal … was willst du? Du bist nicht hier um mit mir zu Plauschen und mir Dinge zu erzählen die ich besser weiß als du und glaub mir… ich bin nicht so hilflos wie du denkst“, war sie wirklich nicht, jedoch leider auch nicht so stark wie sie sich jetzt wünschen würde. Sie hatte alleine kaum eine Chance gegen diesen Mann und er schien das genau zu wissen. Ihre Drohung ging in seinem überheblichen Lächeln unter.

„Ich bin hier um dir einen Handel vorzuschlagen. Verfluchter Engel“ bei den Worten trat er auf sie zu bis er genau vor ihr stand, diesmal wisch Miriel nicht vor ihm zurück, sondern sah ihm trotzend ins Gesicht. Seine dunklen Augen waren in der Nacht fast schwarz, selbst im Licht der Flamme. „Ich handele nicht und schon gar nicht mit Typen wie dir. Der Preis gleicht sicher nicht das aus was du mir bieten könntest“ und sie würde Pit diesem Kerl sicher nicht auf einem Silbertablett servieren! Er und sein Bruder waren momentan noch hilfloser als sie, solange sie die Magie nicht zu beherrschen wussten. Sie waren ohne ihre Waffen nicht viel wehrhafter als normale Menschen, außer dass sie Stärker und Ausdauernder waren als solche, doch gegen einen Magier seines Kalibers hatten sie keine Chance, nicht wenn er sie alleine erwischte.

„Oh ich denke das ich dir sehr wohl einiges bieten kann und was ich verlange ist nicht der kleine Engel, den nehme ich mir als Nachtisch dazu“ bei diesen Worten umgriff Miriel ihren Bogen fester und starrte den Magier finster an, sie würde sich von ihm keine Angst machen lassen. Jedoch spürte sie wie der Fluch ihre Wut immer stärker anheizte, was nicht einmal nötig war da sie sowieso schon wütend genug war durch diesen abartigen Kerl.

„Wie gesagt… NEIN und wenn du nicht sofort verschwindest zeige ich dir, das der Drache noch nicht so friedlich schläft wie du es dir wünschen würdest“ gab Miriel nun drohend von sich und schwarze Schatten begannen sich von ihrem Arm hinab zu schlängeln und über den Bogen auszubreiten. Sie spürte wie ihre Handgelenke anfingen zu brennen und die Ketten sich enger um ihre Schwingen legten. Doch sie ignorierte es, Finsternismagie war das was sie am besten beherrschte, auch wenn es das war was das Siegel am stärksten versuchte zu unterdrücken.

„Ich sagte… ich will nicht kämpfen!“ der Magie handelte so schnell das sich Miriels Blick weitete, als er plötzlich ihren Arm packte und ein weißer Lichtstrahl durch diesen Fuhr und die Schatten erdrückte. „Wag es nicht mir leere Drohungen entgegen zu werfen Engel! Der Drache wäre wach? Nie im Leben, du bist so schwach wie ein Lehrling mit diesen Siegeln in deiner Haut. Wenn ich wollte könnte ich dich hier und jetzt umbringen, du hast keine Chance gegen mich. Du nicht und diese beiden überheblichen Männer da drinnen ebenfalls nicht. Ihr seid wie hilflose kleine Babys in einer Welt voller Monster.

Merkst du den gar nichts? Vor 300 Jahren konntest du 100 Jahre lang allem entfliehen und selbst da wurdest du oft genug geschnappt, misshandelt und gefoltert. Zu dieser Zeit konntest du dich jedoch weit besser wehren als jetzt, du hattest keine Siegel die deine Magie unterdrückten und niemand konnte sich mit der Stärke deiner Finsternismagie messen. Ich habe genug studiert auch über dich.

Weißt du wie dein Weg heute aussehen wird? Du wirst nicht mehr beschützt von deinen kleinen Elfenfreunden und sobald heraus kommt wer du bist, wird jedes Lebewesen dich jagen. Ausgeschlossen der Elfen, aber glaube nicht das die auch nur einen Finger rühren um dich oder deine Engelchen zu retten.

Man wird euch jagen und dich wird man töten oder dich den Dämonen schenken die schlimmeres mit dir anstellen werden, bis du nach dem Tod bettelst und deine Engelkumpanen… die wird man schnappen und auf dem Schwarzmarkt verschachern. Männer und Frauen werden sich gleichermaßen um sie reißen. Wenn sie Glück haben kauft sie ein reicher Fatzke und behält  sie als wertvolle, lebende Glücksbringer oder hübsche Haustiere. Oder sie geraten an Leute die sie als Sexsklaven halten oder sie in die Hurerei geben um richtig gutes Geld zu machen, wer poppt nicht gerne glücksbringende Engel? Und wenn sie richtig Pech haben… dann landen sie auf dem Exotenmarkt und man wird jede einzelne Feder richtig gut verschachern, man wird die Knochen ihrer Flügel zu Pulver mahlen das ewiges Leben verspricht und ihre Organe wird man konservieren und als Glücksbringer an den Mann bringen.

Alles in allem, ich sehe keine rosigen Zeiten für euch drei. Ihr braucht wen der euch vor diesem Schicksal bewahrt, der euch begleitet und euer Bodyguard ist bis deine kleinen Engelchen stark genug sind um sich selbst zu verteidigen.“ Damit endete Sukoro seinen Vortrag und Miriel konnte nicht verhindern das sie schluckte. Es stimmte… er hatte Recht.

Sie brauchten wirklich jemanden der sie Beschützte solange die Engel am Anfang ihrer Ausbildung standen. Miriel konnte es nicht, nicht mehr, ihre Magie war nicht stark genug um sie gegen Leute wie Sukoro zu beschützen. Wenn herauskam wer sie war und das würde mit der Zeit herauskommen, dann würde man sie alle 3 Jagen und die Dämonen würden keinen Stein unberührt lassen um sie zu finden und zu kriegen.

„Verdammte scheiße! Du bist ein elendes Stück Scheiße… aber du hast Recht. Was springt für dich dabei heraus wenn du uns hilfst?“ Miriel sah ihn scharf an und Sukoros grinsen wurde breiter. Er hatte sie am Haken und nun würde er sie nicht mehr gehen lassen. „Mal sehen… ich werde euch 3 sicher zu eurem Ziel bringen und ich werde sogar die Ausbildung der Engel übernehmen. Ich kann sie eindeutig besser in Magie ausbilden als du. Ich werde euch Wochenlang, wenn nicht sogar Monate oder Jahre begleiten, je nachdem wie lange es dauern wird, die Kosten sind hoch und ich bin mir sicher du wirst sie nicht bezahlen können. Ich brauche also eine Absicherung, vor allem falls ich am Ende tatsächlich nicht mehr an den kleinen Engel heran komme als Pfand… ich will den Schwarzen“ bei seinen letzten Worten wurde sein Blick eisig und verschlagen. Miriel zog die Luft scharf ein. Er wollte Dark Pit als Bezahlung um ihnen allen zu helfen!?

„Das ist ein guter Preis, ich nehme einen von euch und rette zwei anderen die Haut. Wer weiß, vielleicht lasse ich sogar ganz von dem weißen Kerlchen ab wenn ich den Schwarzen sicher kriege. Ich werde auch dafür sorgen das ich ihn an jemanden Verkaufe der ihn Behandeln wird wie einen Gott“ Sukoros grinsen wurde hämisch und Miriel funkelte ihn entgeistert und wütend an, ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie spürte wie ihre Fingernägel sich in ihr Fleisch bohrten.

Sie wollte ihm gerade ins Gesicht brüllen das er sich dahin verziehen konnte wo der Pfeffer wuchs, als eine andere Stimme dazwischen ging: „Okay… ich stimme zu. Wenn du versprichst Pit wirklich in Ruhe zu lassen“.

Miriel sah geschockt und entgeistert zu dem schwarzen Engel, welcher nun aus der Dunkelheit kam. Sukoro ließ ihre Hand los und lächelte Dark verschmitzt an, sein Grinsen war grauenhaft und zeigte das er gewusst hatte, das der Engel die ganze Zeit mit hörte.

„Das kannst du nicht tun!“ Miriel ließ Sukoro stehen und ging auf den schwarzen Engel zu, ihre Augen funkelten ungehalten. „Du kannst dich nicht einfach verkaufen nur um unsere Sicherheit zu garantieren! Dem Kerl kann man nicht glauben, er wird die nächste Gelegenheit nutzen um euch beide zu schnappen und zu verschachern! Wir schaffen das auch so!“ versicherte sie ihm, doch verstummte als sie seinen intensiven Blick sah. Er war eisig und sagte ihr ohne Worte das sie das Maul halten sollte. Miriel biss sich auf die Lippe und starrte finster zurück.

„Was ich mit meinem Körper mache, ist ganz allein mir überlassen… Ry. Außerdem hat er Recht. Wir haben keine Chance gegen das was uns da draußen erwartet, noch nicht. Wir brauchen jemanden der auf uns Acht gibt und der uns lehrt. Besser als du zumindest, du kannst Magie nicht einsetzen ohne Schmerzen zu haben, das bringt uns im Training nicht weiter“ seine dunkle Stimme durchschnitt die dicke, angespannte Luft und seine Worte taten weh. Sie wusste das sie nutzlos war, aber musste er es ihr so direkt ins Gesicht sagen!? Nur weil sie Nutzlos war musste er sich verkaufen!?

„Ich lass das nicht zu! Wenn sich hier jemand opfert dann müsste ich das sein! Ich bin die Gefahr hier und ohne mich könntet ihr euer Ziel viel einfacher erreichen. Pit hat ein Händchen mit Leuten umzugehen, anstatt euch zu Jagen wird man euch helfen egal wohin ihr kommt. Man wird euch in jeder Stadt mit offenen Armen empfangen und ihr würdet schnell Hilfe bekommen ohne auf zwielichtige Kerle zu hoffen!“ sie konnte es nicht einfach unkommentiert stehen lassen. Sie konnte nicht zulassen dass er so etwas unsinniges tat!

„Halt dein verdammtes Maul! Ich sagte was ich mit meinem Körper mache ist meine Sache, also hör auf dich einzumischen! Ich habe eingewilligt und ich werde mit ihm gehen wen es soweit ist! Was du tust oder wohin du dich verziehst ist mir scheiß egal! Denk nicht es interessiert mich was aus dir wird nur weil diese Elfe und du das von mir erhofft!“  Pittoo verlor allmählich die Geduld und schnauzte sie an.

Miriel hingegen fand keine Worte mehr, sie war zu geschockt um etwas zu erwidern. War das wahr? War es ihm wirklich scheiß egal was aus ihr wurde? Er hatte sich also dazu entschieden Sukoro zuzustimmen nur um Pit zu retten? Klar… er war sein Bruder und sein Leben hing von dem des weißen Engels ab...

Hatte sie ein bisschen gehofft dass er es auch für sie tun würde? Wie dumm von ihr, diese Gefühle waren fehl am Platz. Vor allem in einer solchen Situation. Miriel atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, ihre Wut und dieses andere Gefühl das ihr die Brust zusammen schnürte ließen sich jedoch nicht so leicht herunter schlucken.

„Gut… dann kann es mir auch egal sein was aus dir wird. Wenn du unbedingt so heiß darauf bist verschachert zu werden, dann bitte. Mach doch was du willst“ knurrte sie ihm dann entgegen, steckte den Bogen zurück auf ihren Rücken und ging einfach an Dark vorbei  und ließ sich von der Dunkelheit verschlucken. Sie wollte die beiden nicht mehr sehen… das alles hier nahm eine Wendung die ihr nicht gefiel und … sie kam mit diesen elenden, beschissenen Gefühlen nicht klar die sich über sie legten und sie zu ersticken drohten.

„Tu ich auch… und kein Wort zu Pit!“ war das einzige was Dark ihr noch nachrief, bevor er sich Sukoro widmete und scheinbar den Deal besiegelte. Miriel antwortete ihm nur indem sie ihm ihren Mittelfinger entgegen streckte bevor sie nicht mehr zu sehen war. Sie wollte sich nicht umdrehen, ihr war das alles egal, sie wollte nur noch weg.

„Elender Saftsack…“ knurrte sie in die Schwärze, während sie dem Weg weiter folgte. Wütend kickte sie Steine vor sich her, bis sie die vertrauten Geräusche von schnaubenden und zufrieden Heu kauenden Pferden vernahm.

Miriel hob den Kopf und fand sich in einer kleinen Stallung hinter der Kneipe wieder. Sie war zu einer Seite hin offen und so konnte sie die Pferde angebunden dösen oder fressen sehen. Salami und Jiji waren auch da, jedoch nicht angebunden, aber auch nicht mehr gesattelt. Sie standen in dem kleinen, offenen Bereich und dösten gemütlich nebeneinander vor sich hin. Als sie Miriel hörten, hob die Stute direkt ihren Kopf und auch der Pegasus sah hoch.

„Hey ihr… euch geht es scheinbar gut“ sagte Miriel matt und mit brüchiger Stimme. Bevor sie zu den beiden ging, sah sie jedoch noch nach ihrer Ausrüstung und fand sie gut gesichert in einem hölzernen Schrank gekettet vor, sodass sie vor Diebstahl geschützt waren. Als sie sich umdrehte, stand plötzlich die blaue Stute hinter ihr und sah sie eindringlich an.

„Du merkst es wieder was?“ Miriel brachte nur ein schwaches Lächeln zustande, ehe sie ihre Hände in die blaue Mähne des Tieres grub und ihr Gesicht dem Beispiel folgen ließ. Sie presste sich gegen den Hals von Jiji und kniff die Augen zusammen. Keine Träne floss über ihre Wange, jedoch fühlte sie sich als müsste sie jeden Moment weinen. Sie spürte sogar wie ihr Körper bebte, jedoch kam kein Schluchzen über ihre Lippen.

„Er will sich verkaufen… dieser elende Vollidiot“ murmelte sie in die dicke Mähne der Stute und ihre Stimme wurde fast vollständig davon verschluckt. Salami kam nun auch rüber und grob seine Nase in ihre Haare und stupste sie an. Jiji drehte den Kopf und sah besorgt zu der jungen Frau. Miriel wusste das es nicht fair wäre wenn sie den Tieren nur die halbe Wahrheit sagte.

„Dark Pit… er will sich an Sukoro verkaufen damit dieser uns sicheres Geleit gewährt bis wir stark genug sind uns selbst zu schützen“ ihre Stimme war immer noch schwach und Miriel zwang sich, sich zusammen zu reißen. Salami legte auf ihre Worte hin die Ohren eng an den Kopf und wieherte erbost, gleichzeitig stampfte er mit dem Vorderhuf auf. Auch Jiji legte die Ohren an um zu zeigen was sie davon hielt.

„Verschwörst du jetzt auch noch die Tiere gegen mich? Ich tu das nicht weil es ein Hobby von mir ist mich zu verkaufen… es ist notwendig“ erscholl die Stimme, die sie jetzt am wenigsten hören wollte. Wut flammte wieder in ihr auf und sie war fast froh darüber, es überschattete ihre Trauer. „Ich sage nur die Wahrheit! Und ich denke immer noch dass es einen besseren Weg gegeben hätte. Wir wollen zu den Eiselfen, sie stehen auf unserer Seite und ich bin mir sicher das sie uns vielleicht sogar wen zur Seite stellen der uns hilft“ Miriel drehte sich zu Pittoo um und starrte ihn Feindseelig an.

Der schwarze Engel blickte nur kühl und ungerührt zu ihr zurück. „Du denkst, du glaubst, vielleicht… nichts ist sicher. Dieser Magier wird uns wenigstens sicher begleiten“ erwiderte er nur auf ihre Worte, was es jedoch nicht besser machte. „Ach und du denkst er ist sicher? Ich bin eher der Meinung dass er uns nur begleitet um einen Weg zu finden euch beide zu verschleppen. Warum sollte er sich mit einem Engel zufrieden geben wenn er beide haben kann, du Drecksack!? Hast du überhaupt mal weiter gedacht als bis zum nächsten Morgen!? Du hast ihm die Erlaubnis gegeben uns überall hin zu folgen und uns von ihm abhängig zu machen! Und für was!? Damit er dich verschachern kann!“ Miriel konnte nicht mehr an sich halten, sie stieß sich von Jiji ab und rannte auf Dark Pit zu, nur um dann mit allem was sie hatte auf diesen los zu gehen.

Sie sprang ihn regelrecht an, ihr Gesicht vor Wut verzerrt und begann mit den Fäusten auf ihn einzuhämmern. Pittoo hatte keine Zeit zu antworten, denn schon musste er sich gegen Miriels Attacken verteidigen. Er fing ihre Hiebe ab und versuchte sich nicht von ihr zurückdrängen zu lassen, doch vergebens, die Frau war stärker als er erwartet hatte.

Dark spürte dass sie ihn Schritt für Schritt weiter zurückdrängte und ihre Schläge kamen so schnell und gezielt das er keinen Raum fand sie zurück zu geben und sie ebenfalls zu attackieren. Aber wollte er das überhaupt? Er suchte nach einer Lücke um sie aufzuhalten, doch beim nächsten Schritt nach hinten spürte er wie er die Balance verlor. Er versuchte sich noch mit einem Schlag seiner Flügel abzufangen, jedoch nutzte Miriel das aus um sich mit ihrem ganzen Körper gegen ihn zu werfen und sie beide gingen zu Boden.

„Uf!“ der Aufschlag drückte Dark die Luft aus den Lungen, jedoch hatte er endlich Miriels Hände zu fassen bekommen und hielt sie fest. Auch wenn die junge Frau nun auf ihm saß, konnte sie sich nicht mehr weiter auf ihn stürzen. Er sah in ihre vor Wut lodernden Augen und Miriel konnte das gleiche Feuer in seinen Roten erkennen.

„Du elende Ziege! Für wen hältst du mich!? Ich bin nicht so dämlich und vorschnell wie mein Bruder! Natürlich hab ich das durchdacht!!“ begann er sie anzublaffen. Miriel schreckte etwas nach hinten aufgrund seiner lauten Stimme und auch die Pferde wurden unruhig. Der Pegasus und Jiji sahen den beiden nur hilflos zu. Die junge Frau konnte jedoch auch nicht aufstehen während Dark ihre Hände im Klammergriff hielt. Sein Griff tat weh und die Siegel schnitten tiefer in ihre Haut, Blut begann von ihren Handgelenken über seine Finger zu laufen und trotzdem ließ er sie nicht los.

„Ich weiß dass man diesem elenden Bastard nicht trauen kann. Aber wenn er es auf uns abgesehen hat wird er uns so oder so folgen und ich hab meine Feinde lieber da wo ich sie sehen kann. Wenn er ein krummes Ding dreht können wir ihn immer noch zu dritt überwältigen und falls er es ernst meint und uns hilft, was haben wir zu verlieren? Ohne ihn vielleicht mehr als mit. Ich hasse es diesen Saftsack um Hilfe zu bitten, ich hasse es überhaupt irgendwen um Hilfe zu bitten, aber wir haben keine andere Wahl und außerdem… denkst du echt ich lass mich einfach so verhökern? Da kennst du mich schlecht“ seine weinroten Augen bohrten sich in ihre braunroten und fixierten sie. Sein Gesicht war genauso von Wut durchzogen wie ihr eigenes, doch auf seine Worte hin entspannten sich ihre Gesichtszüge etwas.

„Wahrscheinlich kenn ich dich wirklich schlecht… aber du mich auch wenn du denkst ich schaue einfach zu wenn das alles passiert. Selbst wenn dir scheiß egal ist was aus mir wird… ihr seid alles was ich habe. Ohne euch ist der einzige Ort wo ich ende die Hölle im Land der Dämonen und eher begehe ich Selbstmord als noch einmal dort zu landen…“ langsam spürte sie wie Erschöpfung sie übermannte. Miriel war die ganze Zeit schon müde gewesen, doch nach alledem war sie einfach nur noch Erschöpft. Sie wünschte sich aufzuwachen, wieder im warmen Bett zu Hause zu liegen und das alles nur geträumt zu haben…

„Es stimmt nicht…“ gab Dark plötzlich knirschend, hinter zusammengebissenen Zähnen, hervor. „Was?“ Miriel sah ihn überrascht an.

„Es stimmt nicht… das mir egal ist was mit dir geschieht…“ er erwiderte ihren Blick und trotz stand in seinen Augen. Trotz und ein Hauch von Widerwillen, als gefiele es ihm nicht das zuzugeben. Miriel blinzelte etwas verwirrt und doch irgendwie erleichtert.

„Dann solltest du mich loslassen… das tut nämlich langsam echt weh“ gab sie nun doch etwas ironisch von sich, jedoch war ihre Stimme angespannt durch den Schmerz und immer noch lief Blut über Pittoos Hände. Dieser sah auf seine Hände und realisierte was er da tat. Schnell ließ er sie los und Miriel nutzte die Gelegenheit um dem schwarzen Engel doch noch eine mit der offenen Hand mit zu geben, ehe sie sich erhob.

„Ngh…“ kam es nur von dem Engel als er den Schlag einsteckte, er spürte wie seine Wange anfing zu brennen. „Für was war das jetzt?“ fragte er grimmig und rieb sich die schmerzende Wange, dabei schmierte er sich Blut über die Haut. Das irritierte ihn etwas und er begann es mit seinem Schal weg zu wischen.

„Das fragst du noch so dämlich? Das war für alles… das nächste Mal bevor du so eine Entscheidung triffst frag uns vorher. Vor allem deinen Bruder. Von wegen Pit soll nichts davon erfahren! Er hat ein Recht dazu und ich bin mir sicher ihm wird das nicht gefallen“ sie fixierte Dark wieder und er erwiderte es. Keiner von beiden gab nach und irgendwann begann der dunkle Engel zu knurren.

„Du weißt doch jetzt Bescheid, ich hab keinen Bock auf den Stress mit meinem Bruder. Er wird das nicht erlauben, das ist mir klar, aber es ist immer noch meine Entscheidung was ich tue“ erwiderte er dann und erhob sich ebenfalls. „Klar… aber trotzdem musst du es ihm sagen und ihm erklären wieso Sukoro mitkommt… er ist nicht gerade gut auf den Magier zu sprechen“ Miriel gab nicht nach.

Dark knurrte wieder, jedoch merkte sie das ihm langsam die Karten ausgingen: „Gut… ich tus, aber wann entscheide ich. Jetzt will ich nur noch schlafen und diesen ganzen verschissenen Tag hinter mir lassen“.

„Geht mir genauso… dann lass uns zurückgehen“ Miriel nickte und gesellte sich wieder zu dem schwarzen Engel, zusammen machten sie sich auf den Rückweg und liefen stumm nebeneinander her.

Schwur der Freundschaft

Miriel und Dark betraten die Kneipe nach kurzer Zeit wieder und fanden Pit fröhlich lachend und schwatzend mit den Leuten vor. Als sie Eintraten lagen die Blicke kurz auf ihnen und Miriel verbarg ihre geschundenen Hände unter ihren Armstulpen, auch wenn es etwas weh tat.

Pit sah auf und zu ihnen, wobei er eine Hand hob und winkte. Miriel nickte ihm zu und Dark erwiderte seine Geste nur mit einem kurzen Blick, ehe er direkt wieder nach oben verschwand und regelrecht vor der Menschenmeute flüchtete.

Miriel hätte es ihm am liebsten gleich getan, doch erst einmal begab sie sich wieder zu Pit der sie anlächelte. Seine Miene verwandelte sich jedoch in Sorge als er ihren Gesichtsausdruck sah. Er blickte Dark flüchtig nach und sah dann wieder zurück zu Miriel.

„Alles okay?“ der weiße Engel besaß viel Empathie und sah das etwas nicht stimmte und das es wohl etwas mit seinem Bruder zu tun hatte. „Ja alles in Ordnung. Wir sind draußen auf Sukoro getroffen- aber es ist alles okay!“ sie sah wie Pit auf den Namen hin zusammen zuckte und sich verstohlen umsah, weswegen sich Miriel gezwungen sah ihn zu beruhigen.

„Wirklich? Ich traue diesem Mann einfach nicht… er besitzt etwas Bösartiges“ Pit war empfindlich auf derlei Dinge und Miriel nickte, sie glaubte es ihm und verstand was er meinte. „Ich weiß, ich sehe das genauso. Aber es gibt einiges… was Dark dir sagen muss. Aber du kennst ihn, er wird erst damit rausrücken wenn er es will“ zumindest konnte sie Pit schon mal ein wenig darauf vorbereiten und verhindern das Dark zu lange damit hinterm Zaun hielt.

Pit runzelte leicht die Stirn aber nickte dann: „Ich hab das Gefühl es wird mir nicht gefallen was ihr mit dem Magier besprochen habt“, seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln was Miriel grinsen ließ. „Oooh ja… sehr wahrscheinlich nicht“ erwiderte sie auf seine Worte und Pit zog eine Grimasse.

Es war nicht unbedingt typisch für ihn dass er sich so verhielt, eigentlich war er ein offener kleiner Engel der fast immer versuchte das Gute im Menschen zu sehen. Jedoch, etwas an Sukoro ließ ihn schaudern, es gab nicht viel Gutes in diesem Mann.

„Wir sollten hoch gehen oder willst du noch etwas hier bleiben? Dann geh ich alleine hoch“ merkte die junge Frau nun an und Pit überlegte kurz, ehe er dann die braune Haarpracht schüttelte. „Nein, ich bin müde, ich komme mit hoch“ sein sanftes Lächeln kehrte wieder auf seine Lippen zurück und er sah kurz zu dem kleinen, roten Tier das mittlerweile aufgewacht war und sich neugierig umsah. „Der Kleine hat wohl ausgeschlafen?“ Miriel näherte sich dem weißen Engel und streckte dann die Hände nach dem Skriggil aus, umschloss das kleine Tier sanft und zog es in ihre Arme. „Na du?“ sie lächelte das Tierchen an und es quiekte als Antwort, schien sich aber nicht zu fürchten. Jedoch wand es sich schnell aus ihrem Griff und kletterte auf ihre Schulter. Es fixierte Pit und mit einem einzigen, eleganten Satz landete es wieder auf dessen Schulter und begann seine Nase gegen die helle Haut seiner Wange zu drücken.

„Shihi!“ Pit kicherte fröhlich und kraulte das Köpfchen des Tieres, was den Nager fröhlich quieken ließ. „Er hat echt einen Narren an dir gefressen“ Miriel schmunzelte bei dem Anblick, ehe sie eine Hand um Pits Armstulpe legte und den weißen Engel mit einem kurzen Zug zum losgehen aufforderte. Pit sah etwas irritiert zu ihr, verstand dann aber und folgte ihr zu der Treppe. „Ja das hat er“ antwortete der junge Engel ihr dann, nach wie vor mit dem sanften Lächeln auf den Lippen.

Doch sein Blick wurde ernst als er das getrocknete Blut an ihrem Handgelenk bemerkte, ihre Stulpen waren etwas zurück gerutscht. Pit griff nach ihrem arm und hielt sie fest in einem eisernen Griff. „Huh?“ Miriel drehte sich mit einem fragenden Ausdruck zu ihm herum und sah seinen Blick. „Was ist passiert? Du blutest“ seine blauen Augen stachen sich mit ihren und jegliche Unschuld war aus ihnen verschwunden, nun stand der ernst eines besorgten Erwachsenen in ihnen. Miriel wusste nicht was sie sagen sollte, doch diesem Blick konnte sie nicht entrinnen, auf eine seltsame Art und Weise war er intensiver als das was sie von Dark gewohnt war.

„Ähm… ich hab mich ein wenig mit Dark gestritten. Nichts wichtiges, wir geraten öfters mal aneinander. Wir sind beide ziemliche… Dickköpfe“ Miriel zog einen Mundwinkel zu einem angedeuteten Schmunzeln hoch und Pits Blick wurde wieder sanfter, ehe er ihren Arm losließ, wofür sie Dankbar war.

„Ich hab dich noch nicht dickköpfig erlebt… aber ich kenne Pittoo. Trotzdem find ich es nicht gut wenn er dir weh tut“ sie setzten ihren Weg fort und stiegen die Treppe hinauf. „Oh glaub mir, ich kann mich wehren, dass wirst du gleich sehen“ meinte Miriel verschmitzt. Sie konnte wetten, dass der Handabdruck immer noch auf Darks Wange prangte, sie hatte nicht gerade zimperlich zugeschlagen.

Pit sah sie verdutzt an, wusste nicht was sie meinte, jedoch ging er weiter und bald kamen sie an der Tür an. Der weiße Engel klopfte an, wartete jedoch nicht auf ein „herein“ bevor er eintrat. Es wäre wahrscheinlich sowieso nicht gekommen. Miriel folgte ihm in den Raum und sah sich um. Sehr groß war das Zimmer nicht, jedoch hatte es zumindest genug Betten. Jeweils eins rechts und links, beides waren Hochbetten die an der Wand standen. Am Ende des Zimmers befand sich ein Fenster ansonsten besaß es nur einen kleinen Holztisch an den man sich hocken konnte. Er war so flach das man locker auf dem Boden Platz nehmen musste.

„Klein… aber es hat alles was man braucht“ und einem geschenkten Gaul schaute man bekanntlich nicht ins Maul oder? Dark lag auf dem oberen Teil des linken Hochbettes und hatte ihnen beiden den Rücken zugedreht, während er selbst an die Wand starrte… oder vielleicht etwas las? Sie hatte jedoch nicht mitbekommen das er etwas aus den Satteltaschen genommen hatte, also starrte er wahrscheinlich wirklich nur die Wand an. Schlafen tat er mit Sicherheit nicht.

„Für eine Nacht reicht es aus“ Pit sah zu den Betten und dann zu Miriel. „Wo willst du schlafen?“ fragte er sie nun und als Miriel sah das sein Blick kurz zu dem freien Hochbett huschte musste sie grinsen. „Ich nehm das hier“ damit deutete sie auf das Bett unter Dark, begab sich dort hin und ließ sich auf die harte Matratze sinken. Pit strahlte fröhlich und nickte schnell.

„Dann nehm ich das andre Hochbett“ verkündete er grinsend, als hätte Miriel das nicht schon geahnt und kletterte direkt hinauf auf das rechte Hochbett. Sein Blick ging zu Dark der sie beide immer noch ignorierte. Wouw… so ätzend hatte er seinen Bruder aber auch schon seit einer Weile nicht mehr erlebt.

Miriel folgte Pits Blick und sah zu der Matratze über ihr. Ein freches Grinsen legte sich auf ihre Lippen, ehe sie sich auf den Rücken legte und die Beine anhob. Sie legte die Füße gegen die Matratze und sah zu Pit. Dieser sah was sie vorhatte und erwiderte das Grinsen, wobei er versuchte das Lachen zu unterdrücken. Trotzdem merkte Pittoo das was nicht stimmte, jedoch zu spät und schon trat Miriel von unten mit voller Wucht gegen die Matratze. Sodass der schwarze Engel unfreiwillig einen ordentlichen Hüpfer machte.

„Was zum!? Spinnst du!? Hör auf mit dem Scheiß!!“ bellte er Miriel dann an als er wieder auf dem Bett landete. Wütend sprang er auf seine Beine und sah über die Bettkante nach unten. Pit fing nun doch an zu Prusten. „Kleinkinder!“ Dark funkelte seinen Bruder wütend an und als Pit sein Gesicht sah stockte er, nur um im nächsten Moment richtig laut los zu lachen.

„Was…“ Pittoo war kurz verwirrt, doch dann erinnerte er sich an Miriels Schlag und seine immer noch brennende Wange… na super. Sein Blick verfinsterte sich und er packte seinen Stab, ohne Pit vorzuwarnen bündelte er Finsternismagie in seiner Waffe und schleuderte die Sphäre auf das gegenüber liegende Bett.

„Waah!“ schrie Pit nur noch, als das Bett unter ihm zerbarst und er zusammen mit Holz und aufgeplatzter Matratze nach unten segelte, das Skriggil hatte schneller reagiert und sich mit einem Sprung auf den Boden in Sicherheit gebracht. Der junge Mann versuchte zwar den Sturz mit den Schlägen seiner Flügel abzufedern, jedoch landete er trotzdem in den Trümmern. „Autsch!“ knurrte er, während er sich gleichzeitig versuchte aus den Holzstücken zu befreien.

„Was sollte das den!?“ rief er wütend und funkelte Dark an. Dieser grinste nur zufrieden, ehe er antwortete: „Geschieht dir recht. Wag es nicht noch mal mich auszulachen“, dann sah er hinab zu Miriel und fixierte sie.

„Und du… nochmal und ich sorg dafür das du in der Matratze schläfst anstatt darauf“ knurrte er ihr zu, dann richtete er sich wieder auf und schmiss sich erneut auf seine harte Matratze. Miriel richtete sich nun ebenfalls auf und sah zu Pit. Super… sie hatte die Klamotten gerade erst geflickt und nun hatten sie wieder Risse. Die junge Frau seufzte müde.

„Und wo schlaf ich jetzt?“ Pit sah auf die Trümmer des Bettes und dann wieder zu den anderen Beiden. „Auf dem Boden“ knurrte Dark nur, ohne sich umzudrehen. Pit konnte deswegen nur den Rücken des schwarzen Engels wütend anfunkeln. Seine Hand griff nach seinem Bogen, jedoch wurde er von Miriel gestoppt: „Nein! Dann haben wir nur noch ein einziges Bett!“

„Du kannst bei mir schlafen wenn du willst. Falls es dich nicht stört, das Bett ist nicht sehr groß“ bot sie dann an und rutschte an die Wand. Pit sah blinzelnd zu ihr und schien zu überlegen, nickte dann aber lächelnd: „Okay!“

Damit überwand er die letzten Schritte bis zum Bett und setzte sich neben Miriel auf die Bettkante. Dann öffnete er die goldene Spange, sowie Gürtel und zog seine Tunika aus, sodass er nur noch in Overall da saß. „Könnte aber schon etwas eng werden… wegen der Flügel“ gab er nun doch zu bedenken und sah zu seinen weißen Schwingen. Sie wären wohl gezwungen zueinander gewandt zu schlafen, wenn sie nicht wollten dass die Schwingen sie aus dem Bett drängten.

„Wird schon irgendwie gehen“ erwiderte Miriel nur und sah zu Pit der nun nicht einmal eine Armlänge von ihr entfernt war. „Lass ihn doch einfach auf dem Boden schlafen. Der Kerl kann sowieso überall ratzen“ murrte Dark von oben und das nächste was Miriel von ihm sah war die schwarze Tunika die nach unten gesaust kam. Nun hatte sich auch der schwarze Engel auf die Nacht vorbereitet. „Heh! Von wegen!“ protestierte Pit.

Miriel seufzte nur und begann dann auch ihre Lederweste und den Lederrock aus zu ziehen, bis sie nur noch in dem roten Stoffhemd und –Hose verblieb. Als letztes zogen alle drei ihre Accessoires und Stulpen, sowie Schuhe aus. Bis sie wirklich nichts mehr am Leib trugen als ihre Unterwäsche.

„Wir wärs? Er kann ja bei dir schlafen“ meinte Miriel dann grinsend und krabbelte ans Ende vom Bett, von da aus richtete sie sich auf und sah hoch auf Darks Bett. Sie legte ihre Arme auf das Bettende und erwiderte den Blick den sie aus roten Augen zugeworfen bekam. Der dunkle Engel streckte frech seine Füße nach ihr aus. Miriel packte seine Fußgelenke und fixierte seine Beine so dass er ihr nicht ins Gesicht treten konnte.

„Ich verzichte… und lass los!“ murrte Pittoo nur und befreite seine Beine von ihrem Griff indem er nach ihr trat. Schutz suchend ließ sich Miriel wieder auf ihr Bett sinken. „Das hab ich mir schon gedacht“ murmelte sie nur und sah zu Pit der dass alles Recht lustig zu finden schien. Zumindest ließ sein breites Grinsen darauf schließen. „Ihr versteht euch echt gut“ meinte er mit einem breiten Lächeln.

„Tun wir nicht!“ kam es von den Beiden schwarzen Engeln im Chor, was Pit nur wieder laut auflachen ließ. „Und wie!“ erwiderte er nur, immer noch lachend, während er sich ins Bett legte und sich auf die Seite rollte. Das war die angenehmste Schlafposition für einen Engel. Auf der Seite oder auf dem Bauch. Auf dem Rücken würde zwar auch gehen, ihre Schwingen waren so weich und elastisch das sie sie locker als Kissen benutzen konnten, aber nach einer Weile wurde es trotzdem unangenehm.

Pittoo knurrte von oben herab und die Matratze knirschte als er sich herum drehte. Miriel krabbelte ebenfalls wieder zurück auf das Bett und legte sich auf die Seite. Ihre Schwingen strichen an der Wand entlang, aber das machte ihr nicht viel aus. Sie sah lächelnd zu Pit der sie ebenfalls ansah und ihr spielerisch zuwunk.

Miriel gähnte als Antwort, was den weißen Engel leise auflachen ließ. „Na dann… gute Nacht“ rief die junge Frau und bekam Antwort von den beiden Engeln. Pit erwiderte den Gute Nacht Wunsch und Pittoo murrte nur etwas Unverständliches. Dann sah Miriel zu den Lichtkugeln an der Zimmerdecke, sie entzog den Kugeln das Licht und wie auf einen Knopfdruck legte sich Dunkelheit über das Zimmer.

Es war nicht komplett schwarz, denn der Mond erhellte es mit seinem kalten, milchigen Schimmer und ließ Schatten an den Wänden wabern. Miriel blinzelte ein wenig in die Dunkelheit, konnte aber recht schnell die Konturen von Pit wieder erkennen, vor allem die seiner weißen Schwingen, sie leuchteten regelrecht im Dunkeln.

Die junge Frau legte einen Arm unter ihren Kopf und schloss die Augen. Sie konnte die Nähe des anderen spüren und den leisen Atem hören. Als Pit seine Position etwas zu Recht rückte spürte sie seinen Atem sogar auf ihrem Arm, scheinbar hatte er sich etwas mehr Platz verschafft. Dann schloss auch der weiße Engel seine Augen.

Stille kehrte ein und für eine geraume Zeit waren nur die tiefen Atemzüge zu hören, Miriel dämmerte langsam weg, wurde jedoch wieder geweckt als sie spürte wie etwas ihren Arm antippte. Die junge Frau öffnete die Augen wieder und erwiderte Pits Blick der sie anlächelte. Er legte einen Finger auf seinen Mund in einer Geste dass sie leise sein sollte, dann zeigte er mit dem Finger nach oben wo sein Bruder lag. Von diesem hatte man nichts mehr gehört seit das Licht ausging. Miri runzelte die Stirn fragend, doch schon schälte sich Pit, ganz darauf bedacht keine Geräusche zu machen, aus dem Bett und kletterte hinauf.  Miriel sah nur wie die Konturen des weißen Engels verschwanden, irgendwie hatte sie das Gefühl das was immer er vorhatte, in die Hose gehen würde.

Und es dauerte keine 5 Sekunden, da hörte sie ein wütendes Knurren und im nächsten Moment flog Pit vom Bett herunter und landete unsanft auf dem harten Boden. „Uf!“ kam es von ihm als er mit Schwingen und Rücken als erstes aufkam. „Bleib in deinem Bett!!“ brüllte Dark von oben herunter und Miriel konnte fast schon das Funkeln in seinen Augen sehen. Sie musste sich bei der Szene zurückhalten um nicht los zu lachen. Was zur Hölle hatte Pit vorgehabt? Wollte er sich nach oben schleichen während Dark schlief?

„Aber ich will auch oben schlafen!“ rief der weiße Engel von unten hoch und erwiderte trotzig den Blick seines Bruders der zu ihm runter sah und ihn anfunkelte. In der Dunkelheit waren ihre beiden Augen schwarz. „Vergiss es“ knurrte Pittoo nur und wollte sich wieder umdrehen, doch so schnell gab Pit nicht auf und schon war er wieder oben auf dem Bett. Mit Hilfe eines Flügelschlags.

Miriel war ans Ende vom Bett gekletterte und sah wieder über den Rand um zu beobachten was die beiden Idioten taten. Pittoo hatte bemerkt dass Pit wieder hochgesprungen kam und sich wieder umgedreht. Noch bevor Pit richtig auf dem Bett landen konnte, hatte er einen Fuß im Magen und krachte wieder nach unten auf den Boden. „Au! Musst du mich gleich treten!?“ beschwerte sich der junge Mann und rieb seinen schmerzenden Hintern.

„Raus.Aus.Meinem.Bett!“ knurrte Dark nur nach unten, ehe er sich wieder auf seinem Bett breit machte. „Och komm schon! Du hast meins kaputt gemacht! Dann geb mir wenigstens das obere Bett!“ Pit gab aber auch nicht auf, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte…

„Nein! Ich will mein Bett für mich alleine!“ langsam hörte man die Wut in Darks Stimme vibrieren, nicht mehr lange und er würde Pit wohl fühlen lassen was er von dem ganzen hier hielt. „Okay Kompromiss! Dann schlaf ich mit Jiri oben und du kannst unten alleine schlafen! Dann geb ich Ruhe!“ meinte Pit nun und ein grinsen schlich sich zurück auf seine Lippen. Vom oberen Bett ertönte ein entnervtes Stöhnen.

„Tz… wehe du hältst dann nicht Ruhe… ich schwör ich bring dich um“ knurrte Dark nun, gab jedoch endlich nach. „Ich will aber unten schlafen…“ kam es plötzlich von Miriel und die junge Frau musste jegliches Lachen unterdrücken. Ihr war es total egal wo sie schlief, aber das musste einfach sein.

Dark funkelte sie wütend an und sie spürte wie sich seine roten Augen in ihre stachen. Nun war es umso schwieriger ernst zu schauen.

„Ist das jetzt dein ernst…?“ Darks Stimme war dunkel und nur noch ein Knurren. Miriel biss sich auf die Unterlippe, was der schwarze Engel sah. „… na warte!“ er nahm das Kissen und warf es Miriel direkt ins Gesicht. „Hör auf mich zu verarschen!!“ blaffte er sie an, während die junge Frau fast das Gleichgewicht verlor und es beinahe Pit gleich tat. Zum Glück konnte sie sich mit ein paar Schlägen ihrer großen Flügel ausbalancieren. Die Ketten störte sie dabei nicht.

Miriel nahm das Kissen herunter und warf es wieder zu Dark hoch ohne selbst sichtbar zu werden, sie brauchte nicht noch ein zweites Kissen, oder einen Fuß oder eine Hand im Gesicht. Trotzdem musste sie breit grinsen und auch Pit lachte leise während er sich wieder aufrappelte.

„Ist gut, ich geh mit Pit nach oben. Dann sind wir alle zufrieden hm?“ gab Miriel dann grinsend nach und Pittoo murrte nur als Antwort. Jedoch hörte sie wie er sich bewegte und dann sprang er auch schon elegant herunter und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste dass er wirklich nur nachgab, um endlich seine Ruhe zu haben. Das war der einzige Grund.

„Yeah!“ rief Pit nun und kletterte hinauf auf die obere Etage. Miriel zuckte leicht mit den Schultern und folgte ihm nach oben, sodass Dark sich nun auf das untere Bett legen konnte. „Kleinkinder“ murmelte der schwarze Engel kaum hörbar.

Miriel schmunzelte leicht, während sie sich nun oben wieder an die Wand legte wie zuvor. Die Aktion war schon kindisch gewesen, doch wenn sie Pit so ins breit grinsende und zufriedene Gesicht sah konnte sie nicht anders als selbst auch zu lächeln. Die euphorische Art des weißen Engels steckte echt an.

„Dann… hoffentlich jetzt gute Nacht“ kam es noch einmal von der jungen Frau und wieder erntete sie ein: „Ja! Gute Nacht!“ von Pit und ein murren von Pittoo. Diesmal jedoch gab es keinen Zwischenfall mehr und die 3 Engel schliefen bald schon friedlich ein.

 

Am nächsten Morgen blinzelte Miriel müde gegen das hereinfallende Sonnenlicht an. Sie mochte es lange zu schlafen, jedoch traf die Sonne direkt auf ihr Gesicht und sie gähnte leise. Doch etwas stimmte nicht, sie fühlte sich so seltsam schwer. Miriel brauchte ein paar Minuten um zu verstehen warum, verwirrt blickte sie an sich hinab und sah das Pit einfach das ganze Bett für sich eingenommen hatte und sie gleich mit.

Der weiße Engel lag auf dem Bauch und hatte die Schwingen rechts und links in voller Größe entfaltet, Arme und Beine waren ausgestreckt und sein Kopf lag auf ihrer Schulter, während er leise schnarchend auf eben diese sabberte…

Miri hob eine Hand und massierte die Stelle zwischen ihren Augenbrauen, es machte ihr nicht viel aus dass Pit halb auf ihr lag, eher fand sie es amüsant und … typisch? Ja doch, es passte zu dem Engel. Noch schob sie ihn nicht von sich runter sondern sah nur an die Decke. Vor 300 Jahren hätte sie niemals erwartete jemals hier zu sein, hier zu liegen mit ihren beiden Idolen. Der eine über ihr ausgebreitet und der andere unten im Bett.

Sie lächelte leicht bei dem Gedanken, wenn sie sich daran zurückerinnerte wie sie die beiden beim Fliegen beobachtet hatte und… wie sie dann mit ihnen geflogen war. An diesem Tag hatte es sich angefühlt als wäre ein Traum wahr geworden, sie war der glücklichste Engel im Himmel…

Doch nun… sie würde niemals mehr so fliegen können, sie würde niemals mehr mit den Beiden zusammen so durch den Himmel sausen und trotzdem fühlte sie sich glücklich. Sie fühlte sich heimisch… so sehr wie schon seit 300 Jahren nicht mehr. Als wäre sie angekommen.

Ein leises Seufzen entkam ihr und dann hörte sie die Bewegung unten im Bett. Dark ließ ein Murren vernehmen, als er missbilligend ebenfalls langsam durch die Sonne geweckt wurde. Pit war der einzige der sich davon absolut nichts anmerken ließ und weiter seelenruhig schlief während die Sonne auf sein Gesicht schien.

Miri hörte wie sich der dunkle Engel anfing zu strecken und dann die Beine über die Bettkante schwang, sie hörte die Matratze knirschen als er sich aufsetzte. „Morgen“ gab sie leise von sich um Pit nicht zu wecken. „Hm? Morgen…“ erwiderte Pittoo und seine Stimme war dunkel und schlaftrunken, scheinbar war er noch nicht ganz wach.

Als er nun Aufstand und sich streckte, konnte sie ihn sehen. Die großen, dunklen Schwingen leuchteten in der Morgensonne und die blauen und grünen Federn schimmerten bunt wie kleine Edelsteine. Sie wusste nicht welche Schwingen sie schöner finden sollte, das schneeweiß von Pit oder diese bunten, dunklen Flügel von Dark.

Der Schwarzhaarige drehte sich nun um, stellte sich auf die Bettkante und sah zu ihnen hoch, während er seine Arme verschränkt auf der Matratze ablegte. „Siehst du… deswegen hatte ich keinen Bock das der in meinem Bett schläft“ meinte Pittoo nur grinsend als er sah wie Pit sich im ganzen Bett breit gemacht hatte.

„Ach… das macht mir nichts. Ich bin davon nicht mal wach geworden. Ich komm jetzt nur nicht mehr weg ohne den Trottel zu wecken“ gab Miri nur mit einem grinsen von sich und erwiderte den Blick seiner roten Augen. Irgendetwas darin wirkte so, als würde ihm der Anblick nicht wirklich gefallen, doch wirklich etwas anmerken ließ er sich nicht.

„Machst du dich auch so breit?“ fragte sie schließlich, denn der dunkle Engel wollte ja auch sie nicht bei sich im Bett haben und Miri breitete sich nicht so aus wie Pit. Dark verfiel daraufhin in ein kurzes Schweigen und wich ihrem Blick aus. Volltreffer, sie waren eben doch Zwillinge.

„Wäre es dir unangenehm gewesen? So aufzuwachen?“ nun musste sie doch Schmunzeln und bekam als Erwiderung ein herausforderndes Funkeln aus weinroten Augen. „Nein“ knurrte er ihr nur entgegen und Miriel war sich sicher das er log. Zumindest konnte sie es gut nachvollziehen wenn Dark davon nicht so angetan gewesen wäre.

„Hmm… wenn du meinst“ nun griff sie nach Pits einem Flügel und begann diesen zu falten, bis er sich automatisch auf seinem Rücken zusammen klappte. Dann nahm sie seinen Arm der quer über ihrer Brust lag und schob ihn von sich herunter. Das gleiche Tat sie mit dem Bein das über ihren lag und zu guter Letzte schob sie Pit vorsichtig von sich weg, erntete dabei ein leises murmeln vom lichten Engel.

Pittoo war derweil wieder herunter geklettert und begann sich wieder anzuziehen. Sie hätten Wechselkleidung aus den Satteltaschen mitnehmen sollen. Doch das konnten sie später ja noch nachholen.

Miri kletterte nun ebenfalls herunter und ließ Pit noch etwas schlafen. Sie gesellte sich zu dem schwarzen Engel und begann ihre Ledersachen wieder über zu ziehen. „Wann willst du es ihm sagen?“ begann sie nun ein Gespräch während sie sich beide anzogen. Dark hatte die Tunika schon um und schloss gerade den Gürtel, ehe er sie ansah. „Gleich wenn er aufwacht… Sukoro wird uns mit Sicherheit draußen erwarten und… es ist besser wenn er es erfährt bevor der Magier ihn ins kalte Wasser wirft“ erwiderte Dark Pit dann und begann sich zu Ende anzuziehen.

Miriel tat es ihm gleich und dann saßen sie noch eine Weile schweigend auf dem unteren Bett, warteten darauf dass Pit langsam wach wurde. Jedoch machte dieser keine Anzeichen und irgendwann knurrte Dark ungeduldig auf, kletterte nach oben und rüttelte an Pits Schulter. „Steh auf!“ blaffte er ihn an, als Pit verschlafen blinzelte. „Waa… ich bin wach…“ murrte der weiße Engel mit lederner Stimme, ehe er Darks Hände von seinen Schultern löste und anfing sich zu strecken und herzhaft gähnte.

„Gut… wir müssen gleich los. Vorher muss ich aber mit dir reden“ murrte der dunkle Engel seinem Bruder zu, ehe er wieder herunter kam. „Okay? Aber vorher muss ich pinkeln“ gab Pit unverfroren von sich und gähnte noch einmal, bevor sich ein Lächeln auf seine Lippen setzte.  

„Mh… ich komme mit“ antwortete Dark ihm und scheinbar war Pits gähnen ansteckend, denn nun tat es ihm der dunkle Engel gleich und knurrte dabei genervt. „Und ich dachte immer nur Frauen gehen zusammen aufs Klo“ gab Miriel belustigt von sich. Pittoo knurrte ihr etwas Unverständliches zu und Pit lachte amüsiert auf ihre Worte.

„Scheinbar nicht. Wen‘s läuft dann läuft‘s“ trällerte er fröhlich und kletterte dann ebenfalls vom Bett herunter. Miri wich etwas zurück als Pit plötzlich einfach vor ihr herunter kam und ihre Augen weiteten sich ein wenig bei dem Anblick…

„Okay… jetzt versteh ich wieso du so dringend aufs Klo willst… gut das ich das nicht gespürt hab als ich aufgewacht bin… und wärest du so gut das aus meinem Gesicht zu nehmen?“ da hätte sie echt drauf verzichten können.

„Huh?“ rief Pit verwirrt als er unten ankam, doch als er realisierte was sie meinte schoss die Röte in seine Wangen. „Waah! Nein! Nicht deswegen!“ er hatte sein Problemchen jetzt erst selbst bemerkt und drehte sich schnell um. Wie peinlich!

„Du hast nicht… okay, ich komme NICHT mit aufs Klo“ Dark schüttelte nur den Kopf und legte eine Hand leicht auf sein Gesicht. Oh man… aber es war eigentlich nicht unbedingt verwunderlich. Da hatte sich jemand eben wohl gefühlt mit dem warmen Körper unter sich. Umso besser das er sich dazu entschieden hatte alleine zu schlafen!

„Ich sagte doch nicht deswegen! Ich muss wirklich pinkeln!“ rief Pit und die Röte in seinen Wangen wurde noch einen ticken Stärker als er verzweifelt versuchte sich heraus zu winden. „Na dann… viel Spaß dabei“ knurrte Dark ihm nur zu und Pit gab ein hilfloses Stöhnen von sich. Musste Pittoo ihn so ärgern!?

„Geh einfach aufs Klo!“ rief Miri dem weißen Engel nun zu, das hielt doch keiner aus! Und trotzdem konnte sie nicht aufhören amüsiert zu grinsen. Die Szene war echt zum schießen. Pit schüttelte beschämt den Kopf und rannte dann aber doch aus dem Zimmer auf der Suche nach der Toilette.

„Na… jetzt bist du umso froher alleine geschlafen zu haben hm? Wäre strange gewesen hätte Pit die Morgenlatte wegen dir…“  zog Miri nun den schwarzen Engel auf und er sah funkelnd zu ihr. „Ja, aber was anderes hätte ich schlimmer gefunden“ erwiderte Pittoo daraufhin nur und legte die Arme hinter den Kopf.

Miriel sah ihn ein paar Sekunden an und als sie verstand was er meinte weiteten sich ihre braunroten Augen. „Du hast nicht gerade eine Anspielung darauf gemacht dass dir das gleiche passiert wäre?“ gab sie dann von sich und musste ein Prusten unterdrücken, was jedoch trotzdem hervor kam als sie Darks entgeisterten Blick sah.

„So war das nicht gemeint!“ rief er zu seiner Verteidigung, doch die kam schon zu spät und Miriel fing an zu lachen. „Das wird mir echt zu dumm hier“ Dark wich ihrem Blick aus und sah zu Boden. Das war etwas was sie fast noch weniger fassen konnte, schämte er sich!? Den Gesichtsausdruck hatte sie noch nie bei ihm gesehen und auch wenn seine Wangen nicht rot wurden war deutlich zu sehen was er dachte.

„Ach komm schon, ist doch nur Spaß. Ich bin niemand die sich da ernsthaft drüber lustig macht… oder der sowas peinlich ist. Das ist eine natürliche Reaktion und da kann kein Mann was für“ meinte sie dann schmunzelnd, Dark funkelte sie jedoch nur an. „Sag das Pit, ich hatte dieses Problem nicht“ knurrte er ihr entgegen.

Am Ende gab sie nach und zuckte nur mit den Schultern: „Ich denke der beruhigt sich schnell wieder, ihm wäre es wahrscheinlich nicht mal peinlich gewesen hätte ich ihn nicht drauf aufmerksam gemacht“.

Pittoo murrte nur als Antwort und wieder saßen sie beide stumm nebeneinander, bis Pit zurückkam. Was verräterisch lange gedauert hatte und dem weißen Engel einen Blick aus gelupfter Augenbraue seitens seines Bruders einbrachte. Wieder kroch Röte in Pits Wangen, jedoch sagte diesmal niemand was und Pit ließ sich neben Dark auf dem Bett nieder. Nun saßen sie zu dritt da.

„Du wolltest mir was sagen…“ begann Pit dann und Dark stöhnte lustlos auf. Stimmt, da war ja was gewesen. Er brüstete sich innerlich für die Schelte die kommen würde und dann begann er Pit die Sache mit Sukoro zu erzählen, wobei Miriel dafür sorgte das er nichts ausließ, auch nicht den letzten Teil den er lieber für sich behalten hätte.

 

„Was!? Spinnst du!?“ schrie Pit ihn wütend an als er geendet hatte. Dark sah nur mit einer sturen Miene zu seinem Bruder der mittlerweile aufgestanden war und sich vor ihn gestellt hatte. „Wie konntest du sowas vorschlagen!? Wir kommen auch ohne diesen Typen klar! Verdammt nochmal wir haben Götter besiegt! Da werden wir mit dem was uns hier überrascht auch fertig!“ setzte Pit seine Schelte fort und er konnte einfach nicht fassen das Dark sich ernsthaft verkauft hatte. An dieses… dieses Arschloch!

Pittoo ließ das jedoch nicht auf sich sitzen und stand nun selbst auf. „Das ist meine Entscheidung! Und wir kommen nicht klar! Das hast du doch selbst gesehen. Das hier ist anders als in unserer Welt! Wir sind stark natürlich, aber nicht ohne unsere Waffen und unseren unendlichen Munitionsvorrat. Was denkst du wie weit du es geschafft hättest wenn du deine Angriffe aus deinem eigenen Körper hättest speisen müssen?

Und… wie weit wärest du gekommen wen Palutena dir nicht geholfen hätte? Oder ohne die heiligen Gegenstände oder die heilige Waffe die du gegen Hades benutzt hast? Du bist mit diesen Hilfen oft genug dabei gestorben und hier gibt es keine Götter die einen wiederbeleben!“ Pittoo sah ihn ernst an und Pit biss sich auf die Unterlippe. Er hatte Recht… das hier war anders. Sie konnten nicht ihre volle Stärke nutzen und sogar einfache Menschen bedeuteten hier eine Gefahr für sie.

Es war töricht wenn er die Gefahr dieser neuen Welt unterschätzte, es könnte sein das dies hier ihr schwerstes Abenteuer werden würde mit den größten Gefahren die sie sich bis jetzt hatten stellen müssen. Was geschah wenn sie hier starben? Sie konnten hier nicht einfach ihr Leben wegwerfen mit dem Wissen das sie wiederbelebt wurden.

Hilflos ließ sich Pit wieder auf das Bett sinken und sah gen Boden. Dark atmete tief durch und setzte sich ebenfalls wieder hin. Miri blieb bei der Unterhaltung stumm, dass mussten die beiden unter sich ausmachen.

„Trotzdem… ich kann es nicht zulassen dass du dich verkaufst. Niemals! Ich kann dich nicht verlieren, nicht schon wieder!“ Pit sah wieder auf und erwiderte den Blick seiner dunklen Hälfte. Sie sahen sich lange an und keiner gab nach. „Ich werde mich nicht verkaufen… dieser Bastard wird sich nicht an die Abmachung halten und ich mich auch nicht. Wir müssen vorsichtig sein. Momentan brauchen wir ihn, doch sobald wir uns verteidigen können werden wir ihn zusammen vertreiben oder töten und diesmal endgültig“, versicherte Pittoo seinem Bruder dann endlich und wieder sahen sie sich eine Weile stumm an, als würden sie sich ohne Worte unterhalten und dann nickte Pit schließlich.

„Okay… ich mache mit… aber sobald der Kerl versucht einem von uns etwas anzutun bin ich raus. Dann werde ich mit allem was ich hab gegen ihn kämpfen… wir alle werden kämpfen“ das war seine Bedingung und die anderen Beiden nickten zustimmend. „Gut… dann wäre das geklärt. Wir bleiben zusammen und keiner von uns opfert sich okay? Es gibt immer einen anderen Weg aus der Klemme“ damit streckte Miriel die Hand aus und sah die beiden Engel an.

Pit erwiderte ihren Blick und legte dann seine Hand auf ihre. „Ja! Wir sind in dieser Welt das Einzige was wir haben, wir müssen zusammenhalten!“ verkündete er und Miriel nickte, dann ging ihr Blick zu Dark der sie für eine kurze Weile nur stumm ansah. Doch dann hob der Engel seine Hand und legte sie auf die von Pit. „In Ordnung“ stimmte er dann auch zu und die drei gaben sich damit den Schwur, füreinander da zu sein und das alles hier gemeinsam zu bewältigen.

Zusammen würden sie jede Hürde nehmen!

Aufbruch und die Kunst der Magie

Nun da sie fertig waren, schlug Miriel vor noch einmal bei einem Laden vorbei zu schauen. Sie brauchten immer noch eine Karte, neuen Proviant und am besten auch einen Kompass damit sie wussten in welcher Richtung sie gingen.

Pit zog sich nun ebenfalls an und sobald er seine Tunika und den Schal wieder umhatte, kam das Skriggil wieder an und kletterte direkt an ihm hoch um sich in den Stoff zu kuscheln. Bis dato hatte das Tier am Fußende der Betten gelegen und zusammengerollt geschlafen. Wenigstens einer hier der die Ruhe weg hatte.

Pit kicherte und kraulte das kleine Tier das von ihm nicht genug zu bekommen schien. Der Nager quiekte fröhlich und begann wieder Pits Finger fest zu halten, abzulecken und zu beknabbern. „Den werden wir nicht mehr los…“ murrte Pittoo und beobachtete die Beiden, ehe er sich auf den Weg zur Tür machte.

„Nein! Das ist auch gut so!“ rief Pit fröhlich und Miriel zuckte nur leicht mit den Schultern. Sie betrachtete die aufgerissene Kleidung des Engels und seufzte leise, sie würde sie später wieder reparieren müssen oder am besten noch, sie brachte den Engeln Zeitmagie bei und dann konnten sie ihren Krempel selbst reparieren. Sie war zwar nicht sehr gut in der Form der Magie, jedoch hatte sie es eine Weile lang gelernt und so etwas wie Kleidung würden sie repariert bekommen.

Als die beiden Engel das Zimmer verließen blieb Miriel alleine zurück. Sie sah grinsend zu dem kaputten Bett, das würde Ärger geben. Also ging sie noch einmal zu den Trümmern und schloss die Augen. Es brauchte mehr Konzentration diese Form der Magie herbei zu rufen, doch bald schon leuchteten ihre Hände in einem dunkelgrünen Licht. Sie näherte sich mit dem Licht den Trümmern und langsam begannen die Holzteile zu schweben. Miriel atmete tief durch und konzentrierte sich mehr. Das grüne Licht breitete sich über das Holz aus und nach und nach setzte sich das Bett wieder zusammen, bis es repariert da stand und nichts mehr darauf hindeutet das es je kaputt war.

Erschöpft ließ Miriel die Hände sinken und das grüne Licht erlosch. Sie spürte wie ihre Flügel sich anspannten und nun hatte sie das Gefühl eine Flügelansatzmassage gut gebrauchen zu können. So war es eben wenn sie Magie aus ihrem eigenen Körper zog, anstrengend aber wenigstens machbar ohne dass sie umkippte.

Nun verließ sie aber schnell das Zimmer bevor die Männer wieder hereinkamen. Sie wollte nicht unbedingt erklären müssen wieso sie das nicht am Abend schon gemacht hatte. Dann wäre der ganze Streit von Gestern nicht geschehen und Pit hätte in seinem eigenen Bett schlafen können.

Aber hey? Wo bliebe da denn der Spaß? Sie mochte solche Situationen und sah gerne zu wie sie sich entwickelten. Das war alles und es hatte ihr weit mehr Spaß gemacht als einfach das Bett zu reparieren. Das wäre langweilig gewesen und sie hasste nichts mehr als Langeweile.

Als sie das Zimmer hinter sich schloss standen Pit und Pittoo an der Treppe und sahen fragend zu ihr. „Was hast du gemacht?“ fragte der dunkle Engel skeptisch. Miriel entschied sich ihre Erschöpfung abzuschütteln und lächelte geheimnisvoll. „Nichts, ich wollte nur noch etwas gucken. Lasst uns runter gehen und verschwinden bevor der Besitzer das Bett bemerkt“ gab sie unschuldig von sich, lief an den beiden Engeln vorbei und die Treppe hinab. Die Brüder sahen sich an, zuckten gleichzeitig mit den Schultern und folgten ihr dann.

Der Kneipenbesitzer empfing sie mit einem breiten Lächeln und servierte ihnen noch ein Frühstück. Diesmal hielt Miriel Pit zurück was den Appetit anging und der Engel aß eine humane Menge. Sie hielten etwas Smalltalk mit den Leuten, wobei Dark wieder einmal stumm da saß und jeden mit Blicken angiftete der es wagte ihm zu nahe zu kommen.

Als sie aufgegessen hatten sprach Miriel mit dem alten Herrn und fragt wo sie die Sachen finden könnten die sie benötigten. „Proviant kann ich euch mitgeben. Eine Karte und einen Kompass zu bekommen ist schwieriger, wir haben hier keinen Kartographen. Am besten ihr fragt einmal bei Arton nach. Vielleicht hat er was ihr benötigt“ schlug er ihnen dann vor und Miriel nickte. „Das ist sehr freundlich, danke sehr.“ Sie bedankte sich bei dem Mann und er ging in die Küche um ein wenig Proviant abzupacken. Trockenes Brot und Streifen von Trockenfleisch für den Notfall, da es lange hielt. Aber auch ein wenig an frischen Dingen wie Käse, Fleisch und Obst das sie für eine Weile ernähren könnte. Jedoch war er sich nicht sicher wie lange es reichen würde, wenn er bedachte wie der Braunhaarige Engel zuschlug… doch das war nicht sein Problem.

Er brachte den 3en das Essen und Miriel bedankte sich nochmal als sie es annahm. „Ich denke dann werden wir uns auf die Suche nach Arton machen. Pit vergiss nicht dass du die Felder noch segnen wolltest“ Miriel sah zu dem jungen Mann und Pit nickte eifrig. „Klar! Ich brauche nur jemanden der mich zu den Feldern führt!“ rief er freudig und sah sich um. Die Leute verstanden die unausgesprochene Aufforderung und ein durchtrainierter Mann mit lumpiger Kleidung kam an den Tisch. Er war von der Sonne dunkel gebräunt und seine Hände waren von Schwielen übersät, er war ganz offensichtlich ein Bauer.

„Ich kann ihnen zeigen wo sich die Felder befinden… Herr Engel“ der Mann hatte eine sehr tiefe und raue Stimme vom Staub auf den Feldern. Doch Pit machte das nichts aus, er nickte schnell und stand auf. „Natürlich! Danke!“ er lächelte den Mann an und tatsächlich erwiderte dieser sogar sein Lächeln. Pit konnte wirklich jedes Herz erweichen. Der weiße Engel folgte dem Mann nach draußen zu den Feldern.

„Wir gehen dann den Soldat suchen“ Miriel sah zu Dark und dieser nickte. Er schien froh die Kneipe endlich verlassen zu können. Also standen sie beide auf und taten eben dies. Draußen empfing sie die Morgensonne und brannte heiß auf ihrer Haut. Der Sommer war fast vorbei und trotzdem war es tagsüber noch sehr heiß. Doch heute war es schlimmer als gestern, sie würden über den Mittag Schutz in einem Wäldchen suchen müssen.

Miriel sah sich draußen um, beobachtete die Menschen welche ihrer täglichen Arbeit nachgingen und sich von den Engeln nicht einmal ablenken ließen. „Lass uns die Tiere holen, dann können wir schneller weg“ merkte Dark an und Miri stimmte ihm zu, also begaben sie sich zum Stall.

Die junge Frau hörte wieder das Schnauben der Pferde und als sie das überdachte Gebäude betraten sahen sie wie die Tiere zufrieden ihr Heu fraßen. Ein paar sahen neugierig hoch, doch die meisten beachteten die beiden Neuankömmlinge nicht weiter. Bis auf Salami und Jiji, welche direkt den Kopf über das Geländer streckten und zu ihnen sahen.

„Mal ganz im Ernst… willst du dem Pegasus keinen anderen Namen geben? Ich finde es ätzend ihn Salami nennen zu müssen“ Miriel sah zu Dark der ihren Blick erwiderte, ehe der Mann leicht grinste. „Ich hab euch lang genug zum Narren gehalten hm?“ seine Augen funkelten schelmisch und da verstand Miriel das Salami nie der wirkliche Name des Tieres gewesen war.

„Ich glaub es nicht! Wie heißt er wirklich?“ tja, der Punkt ging eindeutig an Dark, nicht nur Miriel auch Pit hatten geglaubt das der Pegasus wirklich Salami hieß. „Noir“ antwortete Pittoo dann und Miri musste zugeben das sich das weit besser anhörte, obwohl es auch ein recht einfach gehaltener Name war. „Noir? Das klingt schön… hat es eine Bedeutung?“ Miriel ging zu Jiji und Noir um sie heraus zu holen. Dark öffnete derweil die Kiste mit ihrer Ausrüstung darin nachdem er sich vom Stallburschen den Schlüssel geben ließ.

„Ja, es bedeutet Schwarz“ antwortete der dunkle Engel ihr dann.

„Schwarz? Ein einfacher Name, aber er passt und hört sich eindeutig weit besser an als Salami. Das du das so lange durchgezogen hast…“ sie konnte es kaum fassen. Pito hatte aber auch eine Engelsgeduld was?  Budum tsch.

„Ihr habt nie den Versuch gemacht mich dazu zu bringen ihn umzubenennen. Erst jetzt“ Dark schmunzelte nur und begann die Ausrüstung auf Noir zu packen. Miriel tat das Gleiche bei Jiji. „Touche!“ antwortete sie ihm mit einem Grinsen und sie gingen, zusammen mit den beiden Tieren, wieder nach draußen. „Was ist eigentlich mit einem Pferd für Pit? Hier sind genug, aber wir haben kein Geld um eines zu kaufen“ sie sah noch einmal nach hinten zu den zufrieden kauenden Tieren.

„Oh, da hab ich die Lösung“ eine andere Stimme riss die beiden Engel aus ihren Gedanken und sofort wirbelten sie herum und sahen zu dem Magier, welcher mit seinem schwarzen Hengst und einem rötlichen Apfelschimmel dessen Mähne und Schweif schneeweiß waren, auf der Straße stand als hätte er auf sie gewartet.

Der Hengst scharrte unruhig mit dem Huf in der Erde und warf den Kopf, mit der langen wallenden Mähne, in die Luft. Das Tier daneben blieb jedoch ganz ruhig und sah neugierig zu ihnen, die Stute hatte große, freundliche Augen. Nun sah Miriel auch das das Tier ein großes, weißes Abzeichen auf der Stirn hatte welches sich vor allem über ihr Maul ausbreitete.

„Wo hast du das Tier her?“ Dark sah skeptisch zu der windfarbenen Stute, nahm jedoch die Zügel entgegen als Sukoro ihm diese hinhielt. „Wo soll ich sie herhaben? Ihr Besitzer hat eure Attacke gestern nicht überlebt und ich dachte ihr könntet noch einen vierbeinigen Untersatz gebrauchen“  Sukoros grinsen war vielsagend und zeigte deutlich das er es Genoss wie Ahnungslos sie waren.

Dark klickte unzufrieden mit der Zunge, jedoch konnte er nicht viel dagegen tun. Miriel holte zu den beiden Männern und den Tieren auf. „Wir müssen Arton finden, weißt du wo er ist?“ sie wollte nicht mehr Worte mit diesem Mann wechseln als nötig war. Sukoro grinste sie jedoch nur an. „Müsst ihr nicht, ich hab alles was ihr braucht“ damit drehte er sich herum und nahm eine Karte, sowie einen Kompass, aus der Satteltasche seines Friesen.

Miriel und auch Dark verzogen ihre Augen zu schlitzen, das war nicht normal. Woher wusste er von ihrem Vorhaben?

„Du hast uns belauscht...“  Miriel fixierte den großgewachsenen Mann, doch dieser ließ sich nichts anmerken, er hatte nur sein Pokerface Grinsen aufgelegt. „Oh wie kommst du darauf? Ich habe einfach nur 1:1 zusammen gezählt und in Erwägung gezogen was ihr braucht. Waldelfen sind so zurückgeblieben, zumindest was die anderen Kulturen und den Fortschritt in Andrakha angeht.“

Miriel glaubte ihm kein Wort und Pittoo auch nicht. Entweder er hatte sie tatsächlich belauscht oder er hatte ihre Gedanken gelesen… was aber hieß das er starke Körpermagie beherrschen musste. Ob er das konnte wusste sie jedoch nicht.

„Von wegen… aber gut, dann haben wir uns einen Weg gespart“ murrte Miriel nun und schwang sich auf Jijis Rücken. Dark tat es ihr gleich mit Noir und auch Sukoro schwang sich auf seinen schwarzen Hengst und riss ihn herum. Er ging nicht gerade zimperlich mit dem Tier um, was Miriel nicht wirklich gefiel.

Pittoo hatte immer noch die Zügel der Stute in der Hand und ließ sie neben sich laufen. Noir schien das nicht viel auszumachen, doch die Stute scheute immer wieder wenn der Pegasus seine Schwingen bewegte. „Tz verdammtes Vieh… der macht dir doch nichts“ knurrte Dark dem Tier zu, doch das machte es nicht unbedingt besser. Noir versuchte seine Schwingen nicht zu stark zu bewegen, doch dadurch dass die Stute schon so ängstlich war, erschrak sie sich erneut als jemand hinter ihr etwas fallen ließ.

Sie stieg und wieherte und war dabei durchzugehen. Dark riss am Zügel und machte es damit nur noch schlimmer. „Pito, sei sanfter, schmerz hilft da jetzt auch nicht“ rief Miriel dem Engel zu, doch dieser fixierte die Stute nur und seine Geduld war am Ende.

„Hör auf mit dem Scheiß!“ blaffte er das Pferd an. Miriel erwartete nun das das Tier vollkommen durchgehen und sich losreißen würde, doch zu ihrer, und auch Sukoros, Überraschung starrte sie Pito nur an und hörte augenblicklich auf sich aufzuregen.

„Na geht doch“ murrte der schwarze Engel nur und zog am Zügel, diesmal sanfter, bis die Stute wieder neben Noir herlief. „Was hast du getan?“  Miriel sah baff zu dem Engel, irgendwie musste er Einfluss auf das Pferd genommen haben. Pittoo sah nur verwirrt zu ihr: „Gar nichts…“ er wusste nicht was sie meinte.

„Von wegen nichts“ Sukoro schmunzelte amüsiert. „Du hast Gedankenkontrolle angewandt. Geistmagie. Ich dachte ihr könntet keine Magie anwenden ohne eure Waffen“  das war ja überhaupt der Grund wieso sie zugestimmt hatten dass er mit ihnen kam.

Dark sah Sukoro mit einem giftigen Blick an: „Ich hab noch nie Geistmagie eingesetzt und ich hab auch nichts getan!“ zischte er genervt. „Du bist eine ganz schöne Zicke kleiner. Sieht so aus als hättest du eine angeborene Fähigkeit von der du nichts weißt“ meinte Sukoro nur, weiterhin mit einem amüsierte Lächeln auf den Lippen. Er ließ sich von Dark nicht provozieren, dafür mochte dieser seine Art überhaupt nicht.

Dark knurrte wütend auf als er hörte wie er mit ihm sprach. „Halts Maul! Und was weiß ich!“ er trieb Noir an und der Hengst verfiel in einen flotten Trab. Die Stute folgte ohne zu zögern, scheinbar hatte Pito immer noch Macht über sie. Sukoro sah dem Engel nur grinsend nach, das würde ein Spaß werden.

Miriel sah der Szene mit gemischten Gefühlen zu und nun wurde sie auch noch mit dem Magier allein gelassen… na toll. „Was sagt eigentlich dein lichter Freund von unserem Handel?“ nun lenkte Sukoro seinen Hengst zu Miriel. Diese funkelte ihn nur an und hoffte dass der Blick reichte um ihn auf Abstand zu halten, leider nicht. Er kam fast nah genug das er nach ihr hätte greifen können wenn er wollte. Miriel gefiel es nicht das er ihr so auf die Pelle rückte.

„Nichts Gutes. Aber er musste zustimmen, wir hatten es ja schon beschlossen“ knurrte Miri dem Mann entgegen. „Och komm, sei doch nicht so giftig. Oder hast du Angst davor das ich dir später dein Schnuckelchen wegnehme?“ gab er in einem höhnischen Tonfall von sich.

„Was!?“ Miri sah ihn entgeistert an. Schnuckelchen!? Hatte der noch alle Latten am Zaun!?

„Oh bitte, tu nicht so scheinheilig. Selbst n Blinder mit Krückstock sieht das du auf das schwarze Engelchen stehst. Aber tut mir Leid, er gehört nun mir“ Sukoros Grinsen wurde breiter und Miriel funkelte den Magier an.

„Da liegst du falsch, wir kennen uns nur länger und sind nicht mehr als Freunde… und er gehört niemanden, noch hast du deinen Teil nicht erfüllt“ Sie war sich nicht so wirklich sicher wie Pito die ganze Sache sah, aber zumindest war sie sich sicher das Sukoro ihn noch nicht als seins abstempeln konnte.

„Das tu ich noch Täubchen. Und wirklich nur Freunde? Seid ihr langweilig“ er schmunzelte nur, es machte ihm eindeutig zu viel Spaß die „unschuldigen“ Engelchen aufzuziehen. Miriel knurrte genervt. „Wir sind Engel, gewöhn dich dran das du hier keine Psychospielchen abziehen kannst“ nur weil sie Engel waren, hieß es nicht das sie keine Triebe besaßen. Jedoch waren diese bei weitem nicht so stark ausgeprägt wie bei einer Rasse die sich Fortpflanzen musste um zu bestehen.

„Oh ich denke schon dass ich das kann, Täubchen“ erwiderte Sukoro nur, weiterhin mit einem schelmischen Grinsen aus den Lippen. Miriel verengte die Augen zu schlitzen bei dem Spitznamen den er ihr gab. Dieser Kerl war einfach nur ätzend…

Sie forderte Jiji stumm auf zu Dark aufzuholen und die Stute verstand direkt, sie beschleunigte in einen ruhigen Trab und folgte dem schwarzen Engel auf dem Pegasus. Sukoro ließ sich so leicht jedoch nicht abschütteln, er trieb seinen Hengst an und hielt locker mit.

„Wisst ihr überhaupt wo Pitty ist? Die Felder sind in der anderen Richtung“ meinte er  belustigt, nachdem er die beiden eine Weile in die falsche Richtung reiten ließ, sie hatten das Dorf schon fast verlassen. Dark parierte Noir durch, drehte sich um und funkelte den Magier wutentbrannt an. „Sag das doch gleich du elendes Stück Scheiße!“ blaffte er wütend. Sukoro lachte nur auf die Worte des schwarzen Engels hin und Miriel konnte schwören das Dark kurz davor war auf den Magier los zu gehen.

„Dann lasst uns umdrehen“ murrte sie, genauso genervt wie Pito, jedoch versuchte sie zu verhindern das es hier gleich ein Blutbad gab… das wahrscheinlich nicht gut für den Engel enden würde. Obwohl, wer wusste schon was für eine Kraft in ihm schlummerte die nur darauf wartete heraus gelassen zu werden?

Sie wendete Jiji jedoch und sah Sukoro an. „Diesmal gehst du vor“ knurrte sie ihm entgegen. Der Blauhaarige zuckte nur belustigt mit den Schultern und drehte seinen Hengst ebenfalls um. Dann nahm er die Führung auf und sie ritten schweigend, die Luft war Dick genug um sie zu schneiden, wieder zurück in die andere Richtung.

Es dauerte eine kurze Weile bis sie das Dorf wieder komplett durchquert hatten und es dann hinter sich ließen. Vor ihnen erstreckten sich große, goldene Weizenfelder, jedoch war der Weizen nicht so hoch wie er hätte sein Können und die Ähren auch nicht prall gefüllt. Pits Segen kam für dieses Jahr wohl zu spät, hoffentlich würde er nächstes Jahr seine Wirkung entfalten.

Sie trabten eine Weile entspannt an den Feldern entlang, dann zeigte Sukoro in eine Richtung und tatsächlich, nach ein paar weiteren Schritten entdeckten sie den weißen Engel der seine Hände über die Ähren streichen ließ. Er sprach mit den Bauern, wandte sich dann dem Feld zu und sagte ein paar Worte die sie aus der Entfernung nicht hören konnte.

Die Bauern schienen sich zu bedanken und Pit nickte zufrieden, dann ließen sie ihn alleine. Allem Anschein nach war es das letzte Feld gewesen und nun sah der weiße Engel zu ihnen. Sein breites Grinsen erlosch fast Augenblicklich als er Sukoro sah und ersetzte sich durch zusammengepresste Lippen die zeigten was er davon hielt.

„Na Hühnchen? So sieht man sich wieder“ begrüßte der Magier den jungen Mann und Pit funkelte ihn nur an. Hass stand in den blauen Augen, etwas das man nur sehr selten darin sah. Normalerweise besaß er einen offenen, zutraulichen Charakter. Doch aus irgendeinem Grund konnte er Sukoro absolut nicht leiden, was nicht nur damit zu tun hatte das dieser Kerl versuchte sie zu entführen und zu verkaufen.

„Nenn mich nicht Hühnchen!“ gab der weiße Engel nur missbilligend als Antwort und ging dann zu Dark der stehen geblieben war. Miriel und Sukoro taten es ihm gleich. „Der Magier hat ein Pferd für dich besorgt… damit können wir nun schneller vorwärts kommen“ erklärte Miriel, als sie Pits fragenden Blick sah der zu der silbernen Stute ging.

„Sie ist wunderschön“ murmelte der Engel und trat an die Seite des Tieres. Die Stute sah ihn mit großen Augen an. Pits Skriggil entrollte sich und schnupperte neugierig an den Nüstern des Tieres, quietschte dann vergnügt und kletterte dessen Mähne hinauf und hielt sich dort fest. Die Stute scheute leicht, ließ sich jedoch direkt wieder beruhigen als Pit sanft auf sie einsprach.

Dark übergab seinem Bruder die Zügel und Pit schwang sich auf den Rücken des Pferdes und lächelte glücklich den anderen beiden Engeln zu. Wobei er Sukoro weiterhin geflissentlich ignorierte. „Haben wir alles? Wo geht es lang?“ Pit sah Miriel neugierig an und diese nickte. „Ja-„ ihr Blick glitt kurz zu Sukoro „- wir haben alles“ damit holte sie die Karte hervor die sie in die Satteltasche gepackt hatte.

Gleichzeitig kramte sie auch den Kompass heraus, dann schaute sie auf die Karte um zu sehen wo sie waren und wohin sie mussten. Sie schätzte auch den kürzesten Weg ab, was jedoch nicht immer der sicherste war, aber sie hatten es eilig.

„Okay ich weiß wo lang. Wie vermutet müssen wir Richtung Norden, es gibt ein paar kleinere Dörfer auf dem Weg. Doch sobald wir das Schneegebiet erreichen müssen wir uns an dem Fluss orientieren, die Dörfer sind dort nur noch in großen Abständen vorhanden“ was hieß das sie wahrscheinlich Jagen mussten, das Essen würde für die Reise nicht reichen. Doch erst einmal würden sie einige Tage durch einfaches Gelände reisen.

Dark war mittlerweile heran geritten und Miriel übergab ihm die Karte ohne dass er etwas sagen musste. Sie wandte Jiji schon einmal und die anderen taten es ihr gleich, selbst Noir obwohl Dark noch in die Karte sah, um den Weg noch einmal zu überprüfen.

„Das wird eine holprige Reise… es wäre einfacher wenn wir fliegen könnten“ murrte der dunkle Engel und holte zu Miriel auf um ihr die Karte wieder zu geben. „Nutzt die Zeit die wir haben zum Trainieren, desto eher seid ihr mich los“ gab Sukoro nur grinsend von sich. Die Engel funkelten den Magier an, wissend dass dieser noch ein großes Problem darstellen würde.

„Wir können nicht fliegen, also bringt es nichts sich darüber zu beschweren“ antwortete Miriel dem dunklen Engel nur, Dark war eben der Einzige mit einem fliegenden Untersatz. Natürlich wäre es schneller hätten sie alle einen Pegasus oder etwas ähnliches, doch das hatten sie nicht. Also mussten sie sich mit dem zufrieden geben was sie hatten. Reitend kamen sie trotzdem flott voran, immer noch flotter als zu Fuß.

Miriel führte die Gruppe außen am Dorf vorbei, sie mussten nicht noch einmal hindurch reiten, sondern nur auf den Hauptweg zurück und von da aus die Abzweigung Richtung Norden nehmen. So ließen sie das Dorf bald schon hinter sich und ritten auf der offenen Straße.

Tatsächlich begann Sukoro auch direkt seinen Job ernst zu nehmen und nahm sich die beiden Engel zur Brust. Sie mussten ihm zeigen was sie konnten und der Magier schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Das hab ich schon als Kind gekonnt. Es wird Zeit das ihr richtige Magie anwendet, man lernt am besten wen man ins kalte Wasser geschmissen wird. Ich zeige euch die Basics und sobald wir rasten werdet ihr gegen mich antreten“ stachelte er die Beiden an.

Dark knurrte ihm nur eine Antwort zu die man kaum verstehen konnte, jedoch schien Sukoro ihn zu haben als er Vorschlug das sie gegeneinander antraten. Miriel wusste auch nur zu gut: der schwarze Engel freute sich darauf Sukoro in den Hintern zu treten. Nur… sie bezweifelte das Sukoro derjenige war der am Ende im Gras lag.

So ritten sie eine Weile die Straße entlang und Miriel sah zu wie der Magier seine Schüler gnadenlos trimmte. Innerhalb kürzester Zeit machten sie große Fortschritte, weit schneller als es mit ihrem Training der Fall war. Was aber auch daran lag das Sukoro selbst seine Magie nutzte um den anderen zu zeigen was er von ihnen erwartete.

Trotzdem kam es immer wieder dazu dass Pit seine Stute antrieb und auf Abstand ging wenn der Magier ihm zu nahe kam. Dark hatte die Probleme nicht, was jedoch auch daran lag das er schneller Fortschritte machte als sein Bruder. Pit war zwar ehrgeizig, aber seine Scheu vor dem Magier machte es ihm schwer sich zu konzentrieren. Was wiederrum darin resultierte das Sukoro ihm mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ. Doch Miriel konnte schwören das der Magier es auch einfach genoss wie Pit sich anstellte und ihm deswegen Absichtlich auf die Pelle rückte.

Oftmals griff er nach den Armen des weißen Engels mit dem Vorwand ihm etwas zeigen zu wollen, obwohl er wusste dass Pit nichts auf die Reihe bekam wenn er ihn anfasste. Denn dann war es mit seiner Aufmerksamkeit ganz vorbei und auch Dark drängte Noir dann oft genug zwischen den Magier und seinen Bruder um ihn wieder auf Abstand zu zwingen. Sukoro amüsierte das alles ungemein.

Zum Glück war die Posse bald vorbei, als die Sonne höher stieg und Schweißperlen auf der Haut der Engel und des Menschen hinterließ, auch das Fell der Tiere begann sich langsam mit Schweiß zu tränken und sie entschieden sich unter den Bäumen Schutz zu suchen bis die größte Hitze vorüber war.

Miriel stieg ab und sah zu wie Jiji sich in den Schatten legte und ihren Pfauenschweif ausbreitete. Sie studierte wieder die Karte um abzuschätzen wie weit sie gekommen waren. Es würde ein paar Tage dauern bis sie das nächste Dorf erreichten. Zum Glück kamen sie zumindest bald an einem Fluss an, dann konnten sie sich wenigstens waschen. Keiner von ihnen, außer eventuell Sukoro, war es gewohnt tagelang ungewaschen zu reisen und ihr grauste der Gedanken ein wenig.

Als sie fertig war setzte sie sich ebenfalls in den Schatten, doch den Luxus bekamen die anderen 3 nicht zu kosten. Nachdem die Männer abgestiegen waren und die Pferde festgebunden hatten, nur Noir gesellte sich zu Jiji, ging es mit dem Training weiter.

„Okay, mal sehen wie viel ihr mittlerweile gelernt habt“ ein Grinsen huschte über die Lippen des Magiers und die beiden Engel stellten sich ihm gegenüber auf, bereit für den Kampf. Damit sie nicht mogeln konnten, hatten sie ihre Waffen abgelegt und Miriel passte nun auf die Bögen und Darks Stab auf.

Pittoo zögerte nicht lange und sammelte Finsternismagie um sich, die dunklen Schatten waberten um ihn herum. „Zu langsam!“ kam es jedoch nur von Sukoro und noch während Dark dabei war seine Magie zu sammeln, schoss der Magier schon einen Strahl aus konzentriertem Licht auf den schwarzen Engel. „Verdammt“ knurrte dieser, als er dem Lichtstrahl geschickt auswich indem er sich mit seinen Flügeln vom Fleck weg katapultierte. Jedoch verlor er dabei die Konzentration über die Magie und die Schatten verschwanden.

„Konzentrier dich! Du musst in der Lage sein die Magie zu sammeln egal was im Kampf geschieht“ wies Sukoro ihn an und ließ Dark keine Sekunde Zeit um sich wieder zu sammeln. Er schoss einen Strahl nach dem anderen auf den schwarzen Engel und dieser versuchte seine Magie selbst im ausweichen aufrecht zu erhalten. Bald schon strömten Schweißperlen über sein Gesicht die nicht nur von der Hitze kamen, er schaffte es nicht auch nur einen Angriff zu starten.

„Na komm Pitty, hilf deinem Bruder mal ein bisschen, auch zu zweit habt ihr keine Chance“ stachelte Sukoro dann den weißen Engel an der bisher zugesehen hatte und die Lektion verbal in sich aufnahm. Pit knurrte auf den Spitznamen und passte dann den Moment mit Dark ab und beide sammelten Magie um sich. Schwarze Schatten beim dunklen Engel und weißes Licht beim lichten.

Doch auch diesen Angriff konnte Sukoro leicht abwehren indem er mit einer Hand Lichtmagie auf Dark warf und mit der anderen Finsternismagie auf Pit. „Was?“ rief Pit überrascht aus, er hatte noch nie gesehen wie man zwei Formen auf einmal beherrscht. „Lass dich nicht ablenken, das ist eine Kleinigkeit“ meinte Sukoro dann, er war nicht einmal Meister in Finsternis und Lichtmagie und trotzdem reichte es aus um die beiden Engel in Schach zu halten. Er beschäftigt Dark indem er ein regelrechtes Dauerfeuer auf ihn startete und griff gleichzeitig Pit nun ernsthafter an. Er bildete eine große Sphäre an Finsternis in seiner Hand und warf diese auf Pit. Der Engel wich aus, doch plötzlich schossen lauter kleine, schwarze Pfeile daraus hervor und es war ihm unmöglich allen auszuweichen.

„Arg!“ Pit biss die Zähne zusammen als ihn die Pfeile streiften und seine Haut und Kleidung zerschnitten. Blut rann aus unzähligen kleinen Schnitten und auch Dark erging es nicht viel besser. Obwohl Sukoro sich auf zwei Feinde gleichzeitig konzentrierte schaffte der dunkle Engel es nicht dem Dauerfeuer auszuweichen und bekam einige Angriffe ab.

So standen am Ende beide Engel pumpend und nach Luft schnappend da, während kleine Rinnsale an Blut über ihre Haut und Kleidung liefen und in der Sonne scharlachrot schimmerten. Sukoro jedoch schwitzte noch nicht einmal, er hatte nur einen kleinen Teil seiner Magie verwendet und musste sich auch nicht großartig von der Stelle bewegen. Er sparte seine ganze Energie während er die Engel gnadenlos über den Platz und in die heiße Sonne gehetzt hatte, während er selbst immer noch im Schatten stand.

„Hm… ihr habt mehr Ausdauer als ich von euch erwartet hätte. Aber ohne einen Überraschungsmoment gegenüber eures Gegners gewinnt ihr keinen Blumentopf“ der Magier verschränkte die Arme vor der Brust und sah die Engel abschätzend an. Obwohl es so aussah als wären sie ihm maßlos unterlegen, hatte der kleine Kampf doch mehr aus den Engeln heraus geholt. Sie hatten innerhalb kürzester Zeit tatsächlich gelernt ihre Magie zu sammeln, selbst wenn sie angegriffen wurden. Jedoch reichte es noch nicht um ihr feste Form zu geben und einen Angriff zu starten, dafür brauchten sie mehr Konzentration.

Jedoch waren sie im ruhigen Zustand auch dazu schon in der Lage nachdem Sukoro sie seit Stunden trainiert. Die Männer machten unglaublich schnell Fortschritte, wahrscheinlich lag es daran das sie Engel waren und eine natürlich starke Affinität gegenüber Magie besaßen, vor allem Dark Pit. Er hatte es bei dem Trainingskampf tatsächlich ein paar Mal geschafft einen Angriff auf ihn zu starten wenn er sich zu sehr auf Pit konzentrierte. Zwar nicht mit fester Magie, aber er hatte sein Bein mit Finsternis ummantelt und das würde auch extrem weh tun wenn er ihn damit trat.

Sukoro hatte sich mit einer Barriere aus Windmagie vor dem Angriff schützen müssen, konnte Dark dadurch aber auch locker wieder wegschleudert als er die Barriere bei Berührung explodieren ließ.

„Das hätte dich trotzdem beinahe gekillt“ meinte Dark mit einem gehässigen Grinsen auf die Worte des Magiers. „Überraschungsmoment… komm von deinem hohen Ross runter“ knurrte Sukoro ihm zu und mit einer einzigen Handbewegung fegte er den schwarzen Engel von den Füßen. Dark flog unkontrolliert durch die Luft und landete hart auf dem Boden, er hatte nicht einmal seine Flügel ausbreiten können um sich abzufedern. Der Wind hatte ihn gepackt wie eine riesige, unsichtbare Hand.

„Pittoo!“ Pit rannte zu seinem Bruder und wollte ihm auf die Beine helfen, doch dieser Schlug nur knurrend seine helfende Hand weg und rappelte sich dann von selbst auf. Seine ganze Kleidung war voller Dreck, Staub und Blut. Der Engel selbst war nun auch übersät von Schrammen und Kratzern. Doch am meisten verletzt war wohl Darks Stolz, seine Mundwinkel zuckten vor unterdrückter Wut.

„Noch einmal wird das nicht passieren. Wenn ihr also denkt es irgendwann einmal mit mir aufnehmen zu können… werdet stärker“ Sukoros breites Grinsen alarmierte Miriel. Natürlich… er hatte nicht nur ihre Unterhaltung wegen der Karte mit angehört… sondern auch was Dark zu ihr gesagt hatte und vielleicht auch später was sie mit Pit besprochen hatten. Seine Frage wegen des weißen Engels war nicht mehr als Schauspiel gewesen…

Es war schlimm zu sehen wie hilflos sie alle 3 waren, dabei hatten sie hier die beiden Helden aus Skyworld stehen. Pit und Dark Pit waren unglaublich starke Kämpfer… in ihrer Welt. Doch hier konnten sie sich nicht mehr auf ihre Waffen, ihre reine körperliche Stärke und Ausdauer und vor allem nicht auf ihre Götter verlassen. Entweder sie lernten Magie anzuwenden oder gingen unter.

Doch sie waren auf dem besten Weg und Miriel hoffte wirklich das sie ihren Lehrmeister schnell genug übertrumpften. Jedoch… sie musste ihnen vor allen Dingen beibringen Körpermagie zu widerstehen, sodass Sukoro nicht mehr in ihre Köpfe eindringen konnte. Miriel wusste wie man den eigenen Geist abschirmt, aber Dark und Pit wussten es nicht. Sukoro las sie wie ein offenes Buch… deswegen hatte er auch über ihre Herkunft Bescheid gewusst.

„Ich bin viel zu naiv an die ganze Sache heran gegangen… 200 Jahre nichts tun und schon vergesse ich wie diese Welt tickt… und wie gefährlich sie wirklich ist“ murmelte die junge Frau, während sie sich gegen den Baum lehnte.

Bald kamen nun auch die Männer zurück in den Schatten, für den Moment schien Waffenstillstand. Doch nach wie vor war die Stimmung angespannt, selbst wenn sie sich nun im Schatten ausruhten. Sukoro erlaubte es den Engeln ein wenig was zu Essen und zu Trinken, doch nicht einmal eine halbe Stunde später scheuchte er sie wieder auf und die nächste Runde begann.

Fluss der Freude

Sie verbrachten den kompletten Mittag mit kämpfen und immer wieder kurzen Ruhephasen dazwischen. Als die Hitze ihren Höhepunkt erreichte, stoppte Sukoro das Training jedoch vorerst. Die erschöpften Engel konnten kaum noch auf ihren zittrigen Beinen stehen und schnappten nach Luft. Mittlerweile sahen sie beide aus als hätten sie geduscht und hatten sogar ihre Tuniken abgelegt und nur in ihren Overalls gekämpft. Doch selbst der Stoff ihrer Unterkleidung war mittlerweile durchnässt.

Während die Männer trainierten, hatte Miriel die Zeit genutzt um die Tuniken wieder zu nähen, da sie sich sicher war das sie nun täglich geflickt werden mussten, nutzte sie sogar Magie. Dadurch war der Stoff sehr schnell wieder genäht und die junge Frau döste, nach getaner Arbeit, gegen Jiji gelehnt vor sich hin. Als Sukoro sich nun ebenfalls im Schatten niederließ schlug sie die Augen direkt wieder auf.

„Na Schönheitsschlaf Täubchen?“ meinte der Magier nur sarkastisch und erntete einen Blick aus funkelnden Augen. „Hör auf mich so zu nennen…“, murrte sie. Miriel war von dem Spitznamen ungefähr genauso begeistert wie Pit von Hühnchen. Nur Dark war bisher der einzige der verschont blieb, jedoch würde das wohl auch nicht für lange so sein.

„Wie soll ich dich den dann nennen? Ich finde es passt ganz gut für Federvieh“ dreist griff der Blauhaarige in ihre Schwingen und Miriel zischte ihn daraufhin regelrecht an wie eine Echse. „Olala, vielleicht doch eher eine kleine Schlange?“ erwiderte Sukoro nur grinsend auf das Zischen und den giftigen Blick, nahm seine Hand dann jedoch aus ihren Schwingen, aber nicht ohne ihr dabei einfach eine Feder zu rupfen.

„Au! Lass das!“ Miriel zuckte zusammen bei dem kurzen Schmerz und presste ihre Schwingen gegeneinander. Sukoro betrachtete die schwarze Feder mit den roten Verzierungen nur neugierig und strich mit dem Finger daran entlang. „Und diese Dinger halten also einen Fluch…“ bemerkte er amüsiert, doch Miriel spannte sich bei seinen Worten an.

Bevor Sukoro noch etwas sagen konnte, riss ihm plötzlich eine Hand die Feder aus den Fingern. „Bleib weg von ihr“ ertönte die grollende Stimme, welche zu der Hand gehörte. Dark war mittlerweile zu ihnen rüber gekommen und ihm schien es gar nicht zu gefallen das Sukoro  Miriel so nahe gekommen war. Seine weinroten Augen sahen den Magier wütend und drohend an. Pit befand sich ebenfalls hinter ihm und sein Blick stand dem des dunklen Engels in nichts nach. Irgendwie ließ es Miriels Herz höher schlagen, sie hatte sich noch nie so beschützt gefühlt. Ihr Leben lang war sie alleine gewesen und niemand hatte sich um sie gekümmert. Dieses behütete Gefühl war neu für sie, aber nicht unangenehm.

„Schon gut, schon gut. Ich rühr euer Mädchen nicht an“ Sukoro hob abwehrend die Hände, grinste die beiden Männer jedoch abwechselnd an. „Sie ist nicht unser Mädchen!“ fauchte Dark jedoch auf die Worte und biss direkt wieder an, er ließ sich zu leicht von dem Kerl provozieren. Sukoro gefiel das und so zog er den Engel noch eine Weile auf.

Pit hingegen überhörte den Magier, er hatte schon genug Pick on Pit Tage hinter sich, da machte ihm das bisschen nichts mehr aus. Er ging zu Miriel und ließ sich neben der Frau nieder, wobei er darauf achtete das er Jiji nicht berührte. Die Stute hatte den Kopf gehoben und ihn skeptisch angesehen, wie lange es wohl dauern würde bis sie ihn akzeptierte?

„Alles okay?“ er sah mit einem sanften Lächeln zu ihr, ein Lächeln das Miriel nur erwidern konnte. „Ja klar. Und ihr? Du siehst völlig fertig aus“ gab die junge Frau dann grinsend von sich. Selbst Pits Haare klebten ihm wirr im Gesicht und sein Atem ging immer noch schwer. „Klar! Alles okay, nur ein bisschen Training eben“ er grinste ihr breit ins Gesicht und Miri musste schmunzeln. „Dann ruh dich noch etwas aus bevor wir weiter müssen“.

Mit diesen Worten griff Miriel nach hinten zu der Wasserflasche und reichte sie Pit, dieser nahm sie dankend entgegen und schlang das Wasser herunter als wäre er am verdursten. „Mach langsam, sonst müssen wir das bald wieder auffüllen“ kam es murrend von dem grumpy Engel, als er sich auf der anderen Seite von Miriel niederließ und sich gegen Noir lehnte. Der Pegasus sah nur kurz auf und legte dann den Kopf wieder ins Gras. Nun hatte Miri wirklich das Gefühl sie hätte hier zwei Bodyguards sitzen.

Zwei schwitzende, stinkende und warme Bodyguards. Nicht unbedingt das was sie jetzt gerne hatte, aber sie beschwerte sich nicht. Pit setzte die Wasserflasche ab und streckte seinem Bruder die Zunge raus, dieser fixierte ihn nur mit einem giftigen Blick. Sukoro hatte sich mittlerweile ebenfalls ins Gras fallen lassen, jedoch etwas weiter entfernt von den Dreien und er beobachtete sie.

Miriel gähnte nur, scheinbar würden sie nun wirklich etwas Ruhe bekommen bis es kühler wurde, ein paar Stunden noch. Also schloss sie die Augen und lehnte sich nach hinten gegen Jiji. Stille kehrte ein, doch bald schlug Miriel die Augen wieder auf, als sie spürte wie sich etwas an ihre Schulter kuschelte. Verwirrt sah sie zur Seite in das unschuldige Gesicht eines weißen Engels der sich an sie kuschelte. Er lag somit sogar halb auf Jiji, doch die Stute schien sich gerade nicht so sehr daran zu stören, wahrscheinlich schlief sie auch.

Miriel wagte es nicht Pit zu wecken, jedoch verdrehte sie leicht die Augen, das war viel zu warm! Ihr Blick ging hilfesuchend zu Pittoo. Sie merkte aber schnell das von dort keine Hilfe zu erwarten war, er war regelrecht gegen Noir zusammen gesackt und sein Kopf lag förmlich auf seiner Brust. Die flache, ruhige Atmung zeigte dass er auch schlief. Es sah aber nicht sehr gemütlich aus, sie wusste schon wer später über Nackenschmerzen klagen würde…

Oh nein, da hatte sie keinen Bock drauf. Also griff sie nach dem schwarzen Engel und zog ihn etwas zur Seite. Eigentlich wollte sie ihn nur zurechtrücken damit sein Kopf zur Seite fiel, in eine bessere Lage. Jedoch verlor der Engel die Balance und fiel. „Ah“ kam ein kurzer erschrockener Laut von Miriel, dann fing sie Dark mit ihrem Arm auf und hatte nun einen Engel rechts und einen links im Arm… natürlich war Pito nicht wach geworden…

„Echt jetzt…“ ihr Blick sprach Bände und sie hörte ein unterdrücktes Lachen von etwas weiter weg. Natürlich hatte der Magier noch nicht geschlafen und das mitbekommen. „Was für ein Sandwich“ murmelte er belustigt, scheinbar hatte er nicht vor die beiden Männer zu wecken. „Lass sie schlafen, die müssen sich erholen“ gab er nur amüsiert von sich.

„Du hast gut reden… dich wärmen sie ja nicht auf wie in einem Ofen“ knurrte sie dem Magier leise entgegen, jedoch hatte sie nicht vor die zwei zu wecken. Auch wenn sie schwitzten, klebten, stanken und ihren Körper aufwärmten weil sie so heiß waren wie Kaminfeuer und das war nicht auf ihr Aussehen bezogen. Was nicht hieß das sie nicht verdammt ansehnlich waren, das waren sie nämlich. Aber das interessierte Miriel nicht, sie schwärmte nicht für Waschbrettbäuche, Muskeln und ein hübsches Gesicht.

So blieb ihr nun aber keine Wahl als es zu ertragen, also schloss sie die Augen und spürte bald wie sie sich was das Schwitzen anging den beiden Engeln anschloss. Juche, sie würde bald genauso stinken wie die zwei… was für ein Spaß. Na, zumindest war sie damit dann nicht allein und ein kleiner Fluss traf schließlich bald ihren Weg.

 

So döste die ganze Bande noch ein paar Stunden, bis die Sonne endlich nach ließ und die Hitze mit ihr. „Aufstehen! Wir müssen weiter!“ riss eine herrische Stimme sie aus dem Schlaf. Benommen blinzelte Miriel gegen die Müdigkeit an. Ihre Schultern fühlten sich schwer an, doch nicht lange, denn schon verschwand die Schwere und wurde durch Bewegung ersetzt.

Sie sah nach rechts und links und bemerkte, dass die beiden Männer ebenfalls wach wurden und verschlafen ihre Augen rieben. Beide gleichzeitig, was sie lachen ließ. Zwillinge wie sie im Buche standen, gerade sahen sie aus als würden sie sich spiegeln. Miriel blickte zu demjenigen der sie geweckt hatte und sah Sukoro der schon da stand und seinen Hengst fertig gesattelt hatte, bereit zum Aufbruch. Sogar Pits Stute war gesattelt und wartete darauf dass es losging.

„Du hättest uns früher wecken sollen“ murrte Dark, der die Situation ebenfalls erblickt hatte und nun aufstand. Zu der Tatsache dass er plötzlich in Miriels Armen gelegen hatte verlor er kein Wort, er ignorierte es einfach als wäre es nie geschehen. Pit hingegen sah Miri etwas verlegen an. „Tut mir Leid“ entschuldigte er sich dann dafür dass er, schon wieder, auf ihr geschlafen hatte.

„Schon gut. Hier, zieh dich an“ sie hatte sich aufgesetzt und griff nach Pits reparierter Tunika, sie lupfte eine Augenbraue als sie sah das der Skriggil darauf schlief, das Tierchen war immer noch da. Sie weckte es, indem sie es kurz wach rüttelte, und gab die Tunika dann an Pit weiter als der Skriggil herunter ging. Dark hatte seine schon im vorbei gehen geschnappt und schloss gerade Gürtel und Spange, während er Noir mit einem leichten tritt dazu brachte aufzustehen.

Während Pit sich nun ebenfalls anzog und die Tunika um seinen Körper schlang, stand Miriel auf, sodass auch Jiji sich erheben konnte. Die beiden Engel rüsteten ihre Reittiere aus und Pit ging zu seiner Stute. Der Skriggil folgte ihm auf Schritt und Tritt und kletterte direkt wieder in die Mähne der Stute, wo es erneut seinen Platz fand. Als sie fertig waren, schwangen sich alle auf den Rücken ihrer Reittiere und verließen den kleinen Schlafplatz, immer weiter Richtung Norden.

 

Gegen Abend erreichten sie dann tatsächlich noch den kleinen Fluss, die Reise verlief bisher ohne Zwischenfälle. Sukoro und die Engel hatten weiterhin trainiert, der Magier ließ nicht locker. Er nahm seinen Auftrag wirklich ernst. Miriel glaubte nicht das es nur deswegen war, weil er es versprochen hatte. Sie war sich sicher er versprach sich selbst eigenen Nutzen davon. Vielleicht konnte er Dark und auch Pit teurer verkaufen wenn sie kämpfen konnten. Es gab ihm wohl mehr Möglichkeiten, er mochte alles was den Preis erhöhte.

Als sie am Fluss ankamen, stoppte Sukoro sein Training und sie entschieden sich hier zu rasten und auch ihr Lager aufzuschlagen. „Ich kann uns Fische fangen“ erwähnte Miriel, als sie abgestiegen waren und ihre Tiere abrüsteten, do würden sie den Proviant noch etwas schonen können.  „Sehr gut!“ kam es direkt von Pit, was Essen betraf war er sofort dabei. Na, hoffentlich musste sie den Fluss nicht leer fischen.

„Erst mal geht ihr baden, ihr stinkt“ murrte Sukoro und ließ seinen Hengst grasen. Dann begann er auch sich selbst auszuziehen und streifte den schweren Ledermantel von den Schultern. Das erste Mal konnte man seinen Körper richtig erkennen und er war drahtiger als es den Anschein gehabt hatte. Er war nicht zu dünn, aber durch seine schiere Größe wirkte er eindeutig wie ein Strich in der Landschaft. Unter seiner Haut zeichneten sich leicht die Muskeln ab und seine Haut war zu glatt als das es natürlich sein konnte. Nicht bei dem was er tat und wie er lebte.

„Du auch“ erwiderte Dark nur knurrend und tat es dann dem Mann gleich und zog sich aus. Pit ließ sich das ebenfalls nicht zweimal sagen, die Aussicht auf ein Bad freute ihn immer, auch wenn es sich nicht um eine heiße Quelle handelte. Miriel war von so viel Nacktheit erst einmal etwas überrumpelt. Sie würde die Männer erst mal baden lassen bevor sie auch hinein ging.

Also wandte sie sich ihrem Proviant zu und begann die Sachen für das Essen vorzubereiten, während die Männer sich nur in Shorts in den Fluss stürzten. Miriel war sich sicher das sie komplett nackt gegangen wären, wenn sie nicht da wäre. Doch sie war dankbar dafür dass sie sich zumindest ein wenig zurückhielten. „Trottel… ihr habt was vergessen!“ rief sie ihnen zu und die drei sahen aufmerksam zu ihr hoch.

Miriel kramte ein wenig von der Seife der Waldelfen hervor und schmiss sie hinab. „Fangt!“ rief sie den Männern zu und Dark machte einen Schritt nach vorne um die Seife zu fangen. Pit hob den Daumen in ihre Richtung als würde er sie loben. Dann begannen die Jungs sich einzuseifen, was jedoch bald schon zu einer Schaumschlacht wurde als Pit anfing seinem Bruder eben diesen ins Gesicht zu schnipsen.

Sogar Sukoro machte nach kurzer Zeit mit und nutzte seine Magie um den Schaum zu vermehren, um dann eine ganze Welle auf die Engel zu feuern. Scheinbar war das Eis nun gebrochen und Miriel sah den Männern mit gemischten Gefühlen zu. Sie vertraute Sukoro nicht, doch momentan war er auf ihrer Seite, also war es wohl in Ordnung wenn sie etwas auftauten.

Sie ließ die Kerle allein und widmete sich weiter der Zubereitung der Speisen. Sie schnitt das Gemüse und Obst das sie in den nächsten Tagen verarbeiten mussten und bereitete auch das schnell verderbliche Fleisch vor. Sie verließ die Kochstelle kurz um trockenes Holz zu suchen und dann zusammen zu schichten. Mit einer kurzen Handbewegung entfachte sie das Feuer und stellte dann einen Topf mit frischem Wasser darauf. Sie schmiss das Gemüse hinein und ließ es im Sud köcheln. Das Fleisch rollte sie zusammen und hing es über dem Feuer auf Holzspieße, die Fische würde sie wohl später fangen müssen, wenn sich der Fluss von der Badeaktion erholt hatte. Jetzt würde sie dort eindeutig keinen Fang machen, nicht mal mit Magie. Sie konnte nichts fangen was nicht da war.

Bald war sie nicht mehr alleine, als Sukoro sich fertig gewaschen hatte und den Fluss verließ. Die beiden Engel spielten tatsächlich noch ein wenig weiter und hatten ihren Spaß. Pit mehr als Pittoo, aber auch der schwarze Engel war nicht untätig.

„Sieht gut aus“ komplimentierte er ihr tun und besah sich Suppe wie auch Fleisch. Sein Magen zeigte dass seine Worte der Wahrheit entsprachen, den er begann laut zu knurren und Miriel schmunzelte. „Danke sehr, du kannst die beiden Pappenheimer auch gleich raus rufen, außer sie wollen lieber Baden als essen“ gab Miriel fröhlich von sich während sie die letzten Vorbereitungen traf, das Essen war schon bald fertig. „Klar“ mit den Worten drehte Sukoro sich noch einmal um. Er hob die Hand und dunkelblauer Dampf sammelte sich in der Luft, dann begann das Wasser um die Engel plötzlich sich zu erheben.

Sukoro kontrollierte es mit seiner Magie und übergoss die beiden Brüder mit der kleinen Mini Welle, sodass sie an Land gespült wurden. Prustend und Keuchend lagen sie im Gras als das Wasser versickerte und sahen funkelnd zu dem Magier hoch, wissend von wem es kam. „Was sollte das!?“ riefen sie beide im Chor, was Sukoro wie auch Miriel lachen ließ.

„Essen ist fertig!“ rief die junge Frau und sofort erhellte sich die Miene beider Engel. Pit ließ sich das nicht zwei Mal sagen, er überschlug sich beinahe, so hastig stand er auf und rannte die kleine Anhöhe hinauf. Pittoo folgte ihm etwas gelassener, jedoch ebenfalls mit Gier in den Augen, er hatte genauso viel Hunger wie sein Alter Ego.

„Was gibt’s!? Ich bin am Verhungern!“ rief Pit fröhlich und schmiss sich direkt vor der Kochstelle auf die Knie und sah gierig auf das Fleisch. „Suppe und Fleisch fürs erste, später fang ich uns noch ein paar Fische die wir essen können bevor wir schlafen gehen“ antwortete Miriel ihm, sie nahm ein paar Holzschüsseln aus ihren Taschen und füllte die Gemüsesuppe hinein. Pit beäugte das Gebräu skeptisch, er war eindeutig kein Gemüse Fan. Verdammt… konnte diese Welt nicht einfach irgendwo Pizzabäume aus dem Boden sprießen lassen? Jetzt vermisste er seine Göttin umso mehr und ihre Fähigkeit Essen aus dem Nichts zu erschaffen.

„Schau nicht so… es schmeckt besser als es aussieht, da ist auch Obst drin, es ist süß“ lockte Miriel den wählerischen Engel. Bei seinem Hunger war es eigentlich ein Wunder das er wählerisch war. Pittoo machte da weniger Probleme, er schnappte sich direkt eine Schüssel und aß ohne zu murren, als er sich neben ihnen niederließ. Sukoro tat es ihm gleich, wobei er sich noch direkt einen Fleischspieß packte.

„Mmh…“ murrte Pit unsicher und griff nach der Schüssel in Miriels Händen. Doch diese hielt sie außerhalb seiner Reichweite. „Der Hunger kann ja nicht so groß sein wen du dich anstellst wie ein Kleinkind“ sie sah ihn mit einem fiesen Grinsen an und Pit plusterte die Wangen schmollend auf. „Ich bin kein Kleinkind! Und ist ja gut, ich hab Hunger und ich werde es essen!“ rief er dann und hielt ihr die Hände hin. Miriel gab nach und gab ihm die Schüssel.

„Na dann“ die junge Frau schmunzelte nur und sah zu wie Pit die Suppe probierte. Seine Miene hellte sich auf und er begann sie herunter zu schlingen. „Sag ich doch“ sie wusste doch um die Geschmäcker ihrer Pappnasen. Es war damals schon allgemein bekannt gewesen was für ein Leckermaul Palutenas Champion war und das er ein Herz für Süße und ungesunde Sachen hatte. Jedoch konnte man auch gesunde Sachen süßen, so wie die Suppe, schmackhaft und fruchtig.

Nun nahm sich auch Miriel etwas davon und setzte sich neben Pittoo. Sie nahm sich auch einen Fleischspieß, wie ihn mittlerweile alle drei Männer genüsslich verspeisten und begann zu essen.

Als sie fertig gespeist hatten, lehnte sich die Gruppe etwas zurück und sie begannen sich zu unterhalten. Sukoro fragte die Engel nach ihrer Heimat aus und auch Miriel nach ihrer Vergangenheit. Jedoch schwieg die junge Frau dazu und hörte lieber zu was die beiden Männer von Skyworld erzählten. 300 Jahre war es her, es kam ihr fast vor als wäre alles nur ein Traum gewesen, sie konnte sich nur noch an wenig erinnern.

„Sagt… wie kommt es eigentlich das Medusa wieder über die Unterwelt herrscht?“ fragte Miriel dann, sie war neugierig darüber seit sie wusste das Medusa wieder da war. Hatte Hades sie nicht komplett ausgelöscht?

„Sie haben Medusa auf ähnliche Weise wieder erweckt wie mich, nach dem Kampf gegen den Chaoskönig. Persephone, die Frau von Hades hat nach den Überresten von Hades Seele geforscht, dabei aber nur die von Medusa gefunden. Da Persephone sich eher gedeckt hält und nicht vor hatte die Unterwelt zu führen ohne die Hilfe ihres Mannes, hat sie ihre Untergebenen ausgesendet um die Überreste von Medusas Seele zur Stadt der Seelen zu bringen“  antwortete Pit ihr dann, Dark nickte nur zustimmend. Der Kampf gegen den Chaoskönig? Verdammt, das war ewig her…

„Ich verstehe… sie hat den Brunnen aufgesucht und Medusas Seele zurück zu ihrem alten Zustand verholfen. Sieht sie jetzt wieder aus wie früher? Bevor Lady Palutena sie verflucht hatte?“ sie kannte die Geschichte noch. Medusa war Lady Palutenas böse Schwester und hat versucht die Menschheit zu vernichten, daraufhin hatte sie ihre Schwester verflucht und sie zu einer Existenz als Schlangenmonster verdammt.  

„Nein, seltsamer Weise nicht. Sie hat ihre Schlangenform behalten, keiner weiß warum, vielleicht gefällt sie ihr mittlerweile“ diesmal war es Pittoo der ihr Antwortete, wobei seine Antwort eher gleichgültig klang. „Wer weiß… und sie stört den Frieden nicht?“ Miriel konnte es kaum glauben, wenn man um den Hass der Göttin wusste. Doch, ihr Hass auf Hades war Größer, groß genug das sie sogar Pit geholfen hatte in ihren letzten Momenten.

„Nein, wir haben eine Art Waffenstillstand, alle 3 Fraktionen nur… es ist etwas kompliziert weil manche ihren eigenen Kopf haben und tun was sie wollen und dabei den Waffenstillstand riskieren“ Pits Blick glitt bei diesen Worten zu Dark, der seinen Blick nur eisig erwiderte. „Ich mache nur das wofür ihr alle zu blöd seid, ich halte die Überpopulation im Zaum“ knurrte er dann doch zu seiner Verteidigung.

Ja, Miriel hatte am Vortag schon mitbekommen das Dark scheinbar Menschen abschlachtete wenn ihm der Sinn danach stand. Der schwarze Engel hatte einen unglaublich starken Drang das Gleichgewicht zu wahren und hasste alles, was es durcheinander brachte. Scheinbar hatte das etwas mit seiner Neutralität zu tun?

Lichte Wesen hatten den unbändigen Drang Gutes zu tun und alles und jedem zu helfen, während dunkle Wesen genau das Gegenteil empfanden. Sie wollten Zerstören und leid bringen. Dark war der Keil dazwischen als neutraler Part und schien sowohl den Trieb der Dunkelheit wie auch den des Lichts zu besitzen was darin endete das er extrem stark auf Harmonie aus war. Auch wen Harmonie bei ihm wohl nicht mit Frieden und Stille gleichzusetzen war.

„Also gab es seitdem keinen Krieg mehr? Außer unter den Menschen versteht sich“ die führten schließlich immer Krieg. Sukoro hörte dem ganzen aufmerksam zu, sein Wissensdurst war deutlich zu sehen, typisch Magier.

„Nur noch kleinere Keilereien wenn sich die Göttinnen mal wieder  streiten. Aber kein großer Krieg wie damals, es hat sich ruhig verhalten bis… naja bis die Schatten kamen“ Pit sah besorgt nach unten und biss noch einmal von seinem 3ten Fleischspieß ab, kaute jedoch eher lustlos darauf herum. Trotz seiner anfänglichen Skepsis hatte der Engel am Ende den ganzen Topf geleert und sich immer noch über Hunger beschwert.

„Ich frage mich… wo die Teile herkommen“ gab Miriel nachdenklich von sich. „Das fragt sich jeder“ murrte der dunkle Engel daraufhin als Antwort. „Mit Sicherheit hat es etwas mit Göttern zu tun, alles in eurer Welt scheint auf Götter zurückführbar“ gab nun auch Sukoro seinen Senf zu und sprach sehr wahrscheinlich tatsächlich die Wahrheit.

 „Hm, Lady Palutena hat etwas von Erebos und Nyx erwähnt. Sie sind sehr alte Götter und lebten in einer Zeit lange vor uns. Weil sie gnadenlos und herrisch waren, hat man sie getötet… so heißt es zumindest, die Göttinnen sind jedoch der Meinung dass man sie nur versiegeln konnte“ Pit erinnerte sich an das Gespräch nach der Schlacht in der Pittoo verschwunden war.

„Erebos und Nyx? Was sind das für Götter?“

„Erebos ist der alte Gott der Finsternis und seine Frau Nyx ist die Göttin der Nacht. Lady Palutena sagte dass sie zu ihren Lebzeiten versucht haben Dunkelheit und Schwärze über die Welt zu bringen, damit hatten sie eine regelrechte Artenvernichtung ausgelöst und die übrigen Götter hatten sich zusammen getan um sie zu töten… oder zu versiegeln, auf das sie nie wieder Dunkelheit über die Welt bringen konnten“ fuhr Pit mit seiner Erklärung fort, er hatte Lady Palutena hinterher über die beiden Götter ausgefragt. Sich jedoch nicht die Mühe gemacht und im Archive etwas darüber gelesen, das war eher Pittoos Art Dinge anzugehen.

„Sie können nicht Tod sein. Ansonsten gäbe es keine Nacht mehr… und keine Finsternis. Wenn sie wirklich vernichtet worden wären, hätte das die Welt komplett zerstört. Ich nehme an sie sind tatsächlich versiegelt worden, aber ein Teil ihrer Kräfte wurde in der Welt gelassen um das natürliche Gleichgewicht zu wahren“ gab Dark dann zu bedenken. Er war der Meinung dass alle alten Götter zum Teil noch ihre Macht in die Welt fließen ließen. Ihre Welt würde ohne Götter nicht bestehen und die alten waren sozusagen der Grundstein für alles Leben, das sie ermöglicht haben indem sie die Erde mit dem Versorgten was sie brauchte.

„So wie ihr redet klingt es fast wie etwas unmögliches, eine Welt ohne Götter“ Sukoro grinste leicht auf die Aussage. Er bezweifelte nicht das Dark Recht hatte, jedoch für jemanden der in einer Welt ohne Götter lebte, klang das alles ziemlich übertrieben.

„Das habe ich auch gedacht, bis wir hier gelandet sind. Diese Welt zeigt, dass Götter gar nicht gebraucht werden. Das Leben sucht sich seinen Weg auch ganz allein“ erwiderte Pittoo daraufhin. Er wusste jedoch dass man die Regeln dieser Welt nicht auf ihre Münzen konnte. Hier produzierte alles Mana, jedes Lebewesen, jedes Element, jede noch so kleine Kraft. Vielleicht war Mana in dieser Welt das was Götter in ihrer darstellten. In ihrer Welt sorgten nur die Götter für die Magie und brachten die Räder zum Laufen.

„Ja das tut es, manchmal löscht es dabei aber auch die komplette Welt aus um sie wieder neu aufzubauen“ der Blick des Magiers glitt kurz zu Miriel, deren Miene sich daraufhin verfinsterte, auf was spielte er jetzt bitte wieder an? Sie hatte die Welt nicht vernichtet… nur Teile von ihr.

„Lasst uns das Thema wechseln… ich denke ich gehe baden, dann ist es noch hell wen sich das Wasser beruhigt hat damit wir fischen können“ damit stand Miriel auf und ging zu der Seife die die Männer im Gras hatten liegen lassen. „Na soll ich mitkommen?“ bot Sukoro grinsend an und erntete dabei giftige Blicke von beiden Engeln. „Oder wir alle drei wie das gerade aussieht?“ sein Grinsen wurde bei den Worten noch breiter. Woraufhin Pit rot wurde und Pittoo genervt den Blick abwandte. Miriel hatte nur eine gelupfte Augenbraue übrig.

„Nein danke, ich denke das krieg ich noch alleine hin“ erwiderte sie dann belustigt und machte sich auf runter ans Wasser. Da sie wusste dass die Stelle von oben gut einsehbar war, zog sie nur ihre Ledersachen aus und ließ den roten Stoff an. Vorsichtig tippte sie mit dem Fuß ins Wasser, es war wundervoll kühl.

„Toll“ schwärmte die junge Frau und stieg dann komplett in den Fluss. Algen kitzelten an ihren Beinen, Steinchen und Sand gruben sich zwischen ihre Zehen, doch sie mochte das Gefühl und auch wie das Wasser an ihrer Haut und Kleidung riss. Der Fluss hatte durch den Tiefstand keinen sehr starken Strom mehr, doch er zeigte noch deutlich das dies nicht immer der Fall war.

Miriel begann sich einzuseifen und das kühle Nass zu genießen. Dann hörte sie plötzlich Schritte hinter sich und als sie sich alarmiert umdrehte, schmiss sich auch schon ein schwerer Körper gegen sie. „Woah!“ Miriel verlor den Halt und fiel nach hinten ins Wasser, zusammen mit dem was sie da Attackiert hatte. Strampelt schubste sie den Körper von sich herunter und durchbrach das Wasser um an der Oberfläche nach Luft zu schnappen. „Was zum!?“ rief sie, doch jemand andres kam ihr zuvor. „Überraschung!“ die helle Stimme kannte sie nur zu gut und sah nun in das strahlende Gesicht des kleinen, unschuldigen Engels. „Pit? Was sollte das denn?“ gespielt empört packte sie mit einem Arm den Nacken des Braunhaarigen und nahm ihn in den Schwitzkasten um sein Haar mit der Faust zu zwirbeln. „Waaah! Stopp! Gnade!“ rief Pit lauthals und versuchte sich aus ihrem Griff zu winden. Seine Füße gruben sich in den Sand, fanden jedoch keinen Halt, also stemmte er sich mit den Armen gegen ihren Körper und begann wild mit den Flügeln zu schlagen. Was nur zur Folge hatte das er das Wasser aufpeitschte und es sich in einem feinen Regen über ihnen ergoss.

 „Du vernachlässigst deine Deckung“ erklang plötzlich eine tiefe Stimme von der Seite und als Miriel überrascht zu Pittoo sah, bekam sie auch schon einen kräftigen Schwall Wasser ins Gesicht. „Arg! Unfair!“ rief die junge Frau und ließ Pit los als sie versuchte sich vor dem Wasser zu schützen. Der weiße Engel nutzte die Chance direkt um sich wieder über sie her zu machen. Er legte seine Arme um sie und riss sie mit sich ins Wasser. Miriel verlor den Halt und fiel zusammen mit Pit in das kühle Nass.

„Zwei gegen einen ist unfair!“ rief sie, während sie verzweifelt versuchte Pit von sich runter zu schälen. Eigentlich wäre ihr so viel Nähe unangenehm, vor allem da der Kerl halbnackt war, doch gerade hatte sie einfach nur Spaß.

„Zwei gegen Zwei!“ kam dann der Ruf von der dritten Männer Stimme und plötzlich wurden sie alle drei aus dem Wasser gehoben. „Woah!“ kam es von den beiden Engeln, als sie durch die Luft sausten und etwas weiter weg im Fluss landeten, während Miriel von der Welle sanft aufgenommen und zu Sukoro gespült wurde.

„Uhm… danke?“ sie sah zu dem Magier hoch der nun neben ihr stand und er grinste sie nur an. Dann rappelte Miriel sich auf und sah zu den beiden Engeln die es ihr gleich taten. „Dank mir später, wenn wir gewonnen haben“ Sukoro grinste und sammelte dunkelblauen Dampf um sich, das Wasser begann sich erneut aufzubauschen.

„So nicht“ knurrte Dark und schwarze Schatten begannen um ihn herum zu wabern, als die Welle über ihn hereinbrach breitete er die Arme aus und das Wasser glitt an einer schwarzen Barriere ab. „Wow! Wie machst du das!?“ Pits Augen wurden groß als er sah wie Pittoo mittlerweile schon in der Lage war eine Barriere aus Finsternis zu erschaffen. „Nicht darüber nachdenken, einfach tun“ zischte Pittoo dem Engel zu, jedoch konnte er die Barriere nicht länger halten, musste er aber auch nicht da der Angriff vorbei war.

„Okay!“ das war etwas das Pit gut konnte! Einfach handeln und nicht denken. Er wollte das Wasser zurückschleudern, ebenfals eine solche Welle erzeugen und ein klares Bild blitzte vor seinen Augen auf. Er breitete einen Arm aus und weißes Licht strahlte plötzlich auf, dann ließ er den Arm in einer weiten und schnellen Bewegung schlagen, als würde er jemandem eine Ohrfeige verpassen.

Tatsächlich formte sich das Licht zu einem festen Strahl, der immer länger und beweglicher wurde und plötzlich Peitschte ein Seil aus Licht durch das Wasser und löste eine große Welle aus die auf Miriel und Sukoro zurollte.

„Die machen echt schnell Fortschritte… jetzt bin ich dran!“ Miriel grinste und obwohl sie wusste dass es für sie nicht gut war sammelte sie hellgrünen Wind aus der Luft. Sie begann sich dabei zu drehen und der Wind bauschte sich immer schneller auf. Sie spürte wie das Siegel ihre Magie entzog und trotzdem kämpfte sie dagegen an, sie wollte endlich wieder richtige Magie einsetzen, so wie früher.

Sie drehte und wirbelte und der Wind spielte ihren Tanz mit, bauschte sich zu einer großen Kugel auf der sie und Sukoro einhüllte. Dann traf das Wasser auf den wirbelnden Ball aus Wind und wurde davon erfasst und herumgedreht.

Miriel vollführte eine letzte Drehung und dann nutzte sie ihren ganzen Körper um Wind und Wasser in einer einzigen Bewegung mit voller Kraft auf die beiden Engel zurück zu schleudern. Dark versuchte wieder eine Barriere aufzubauen, doch er war zu erschöpft von der ersten und dann wurden die beiden Engel von der Magie getroffen, es riss sie von den Füßen und sie landeten im Wasser.

Prustend tauchten sie wieder auf und schnappten nach Luft. „Wow! Das sah unglaublich aus!“ rief Pit fröhlich, der Angriff hatte ihm kaum etwas ausgemacht, es war ja auch nur Spiel gewesen. Miriel hatte nicht vorgehabt mit dem Wind zu schneiden. Nicht nachdem die beiden Engel nach der guten Mahlzeit wieder so fit waren und keine Wunden mehr aufwiesen.

„Tatsache, gut gemacht Täubchen“ stimmte Sukoro grinsend zu, doch sein Grinsen verschwand als er sah wie Miriel anfing zu torkeln und dann stürzte. „Vorsicht!“ er machte eine Bewegung nach vorne und fing die junge Frau auf. Die Ketten ihrer Schwingen rasselten in seinen Armen als er sie festhielt. Miriel blinzelte benommen. „Ich hasse das…“ murmelte sie schwach.

Pit und Dark waren sofort zu ihnen gerannt und halfen der jungen Frau wieder auf die Beine, wenn sie auch noch wackelig auf diesen Stand. „Warum machst du auch sowas wenn du weißt dass es dich auslaugt?“ Pitos Stimme war tadelnd, aber auch besorgt.

„Ich wollte einfach mal wieder so zaubern wie früher… wie vor 200 Jahren, ich vermisse es“ gab Miriel dann zu, während die 4 langsam aus dem Wasser gingen. Immer noch umringen die 3 Männer sie und stützten sie wenn sie stolperte oder keinen Schritt mehr schaffte.

„Das kann ich gut verstehen. Ich würde durchdrehen wenn ich nicht mehr zaubern könnte“ selbst Sukoro sah nun grimmig aus. Scheinbar hatte der Magier trotz seiner bösen Pläne Spaß daran mit ihnen zu Spielen und die Seele baumeln zu lassen. Wenn das weiter so ging befürchtete Miriel das sie ihm irgendwann zu sehr vertrauen würden… und dann kam der Verrat, da war sie sich sicher. Wenn sie es am wenigstens erwarteten, der Magier spielte nur mit ihnen und wiegte sie in Sicherheit.

„Mh… wenn ihr wollt könnt ihr ruhig noch ein wenig im Wasser spielen. Ich ruh mich dann etwas aus“ Miriel versuchte sich etwas von den Männern abzusetzen, doch Pittoo packte sie erneut am Arm und sein Griff wurde fester als sie erneut versuchte ihn vehement abzuschütteln. „Nein, das Wasser muss sich beruhigen sonst fangen wir später keine Fische und wir können alle etwas Ruhe vertragen“ meinte er dann ernst und sie wusste das es vergebens war ihm zu widersprechen. Also seufzte sie nur und gab sich geschlagen. Auch wenn sie es nach wie vor nicht mochte das er sie anfasste. Vorhin bei Sukoro war es schon grenzwertig gewesen, aber da war sie zu schwach um sich zu wehren.

„Na gut… dann ruhen wir uns eben aus… bis zum Fischen“ gab sie sich geschlagen. Ein Gähnen kam aus ihrem Mund und sie spürte wie ihre Beine wieder unter ihr nachgaben. Notgedrungen lehnte sie sich gegen den dunklen Engel und spürte wie dieser sich plötzlich anspannte. Sie konnte fühlen dass es ihm unangenehm war, durch jede Berührung ihrer nackten Haut.

„Idiot…“ knurrte sie auf seine Reaktion und riss sich dann doch los, wobei Pito es diesmal zuließ, ihr Blick ging zu Pit, dieser Verstand und übernahm Pittoos Aufgabe sie zu stützen. Bei ihm spürte sie kein Unbehagen, nur unschuldige Sorge die etwas Stärker wurde als er merkte wie schwach sie war und das etwas sie beschäftigte. Doch trotzdem war das um einiges angenehmer.

So schafften sie das letzte Stückchen Weg bis sie wieder beim Lager waren, dann befreite sich Miriel von ihrem Helfer und ließ sich erschöpft ins Gras sinken. Sie legte sich auf den Rücken, obwohl sich ihre Ketten dabei in den Rücken bohrten, und sah in den Himmel.

Sie wusste nicht wieso es sie so gestört hatte das Pittoo ihren Kontakt so sehr ablehnte. Vielleicht weil sie dachte das sie mittlerweile doch Freunde waren. Aber scheinbar war der dunkle Engel ebenfalls allergisch darauf wenn man ihn anfasste, wohl aus privaten Gründen. Sein Bruder war dabei aber wohl die Ausnahme, den hatte er gerne um sich rum. Bei dem Gedanken musste sie dann doch schmunzeln und an die Szene zurückdenken als er Pit so dominant vom Pegasus geworfen hat nur damit er vor ihm saß. Genau das waren sie… der eine Dominant und der andere Ergeben. Komische Kerlchen.

Die beiden Engel ließen sich stumm neben ihr nieder und legten sich ebenfalls ins Gras. Sukoro hingegen begab sich zu seinem Hengst und nahm ein paar Bücher aus der Satteltasche, sowie eine Decke. Er breitete die Decke aus, setzte sich darauf und begann die Bücher zu lesen.

 „Bis jetzt… ist das alles doch noch nicht so schlimm“, mal davon abgesehen das Dark sich verkauft hatte und ein Magier sie begleitete der sie jede Sekunde verraten konnte. Aber es hätte schlimmer kommen können. Sie hätten Dämonen begegnen können oder anderen Monstern gegen die sie in ihrem momentanem Trainingszustand keine Chance hatten.

„Mh… und so wird es bleiben“ meinte Pit optimistisch und sah grinsend zu ihr. Miriel erwiderte den Blick mit einem Lächeln. Pittoo murrte nur, was Pit dazu brachte die Lippen zu einem schmollen zu verziehen, ehe er frech Darks Wange packte und lang zog. „Lass das!!“ blaffte der schwarze Engel direkt und schlug Pits Hand unsanft weg.

„Dann hör auf immer so grimmig und miesepetrig zu sein!“ rief Pit mit einem Grinsen und erntete nur einen wütenden Blick. „Erst wenn du aufhörst so elendig nervig zu sein. Mit deiner guten Laune und deinem Optimismus“ knurrte er ihm entgegen.

„Oh Leute, ihr habt beide eure Macken, aber das macht euch aus. Pito ich kann mir dich genauso wenig himmelhoch jauchzend vorstellen wie Pit zu Tode betrübt“  gab Miriel kichernd von sich und tatsächlich gaben daraufhin beide Engel nach. Pit grinste breit und sogar über Pittoos Lippen huschte ein, wenn auch sehr kurzes, Lächeln.

Geheime Gedanken

Die 3 Engel lagen eine Weile im Gras und genossen die Sonne. Sie trockneten schnell durch die Wärme und bald streckte Miriel sich und gähnte herzhaft. Pit murrte etwas Unverständliches und als sie zu ihm sah, merkte sie dass er eingeschlafen war. Ein sanftes Lächeln spielte über ihre Lippen, ehe sie zu Dark sah, direkt in seine roten Augen die den Blick erwiderten. Er schlief also nicht, jedoch lag ein leichter Schleier über dem dunklen Rot, was zeigte das er zumindest gedöst hatte. Wahrscheinlich war er aufgewacht als sie sich gestreckt hatte.

Miriel setzte sich auf und ihr Blick ging zu dem Magier, dieser war tatsächlich über seinem Buch eingeschlafen und hatte nun das Gesicht auf den Seiten liegen. Na sieh mal einer an, scheinbar hatte ihn das Training mehr ausgelaugt als er zugeben wollte.

„Stören wir die beiden nicht, ich denke es ist Zeit um ein paar Fische zu fangen“ sie sah wieder zu dem dunklen Engel und Pittoo nickte stumm, dann richtete er sich ebenfalls auf und begann sich zu strecken. Dabei breitete er die dunklen Schwingen zur vollen Größe aus, streckte sie ordentlich und klappte sie dann wieder zusammen als er aufstand.

Miriel folgte seinem Beispiel und erhob sich ebenfalls komplett, dann ging sie zu Jiji und kramte einen kleinen Dolch aus den Satteltaschen. „Das willst du zum Fischen benutzen?“  Pittoo trat an ihre Seite und sah skeptisch zu dem Dolch, er hatte selbst seinen Silberbogen in der Hand. Damit war es ein leichtes die silbernen Leiber zu schießen und danach aus dem Fluss zu pflücken.

Miriel sah zu ihm und schüttelte den Kopf. „Nein, zum töten. Den Bogen kannst du hier lassen. Ich möchte deine Fähigkeit trainieren. Das ist wichtig damit… Sukoro dir nicht mehr in den Kopf gucken kann. Pit müssen wir ebenfalls beibringen seine Gedanken abzuschirmen“ flüsterte sie ihm zu, jedoch war es unnötig da der Magier immer noch schlief.

„Deswegen weiß er so viel… er liest unsere Gedanken“ knurrte der dunkle Engel mürrisch, na das war ja umso schöner. Also wusste er genauestens darüber Bescheid dass sie nicht vorhatten den Handel abzuschließen. Trotzdem half er ihnen, also mussten sie davon ausgehen das er sich auch nicht an die Regeln hielt. Er würde versuchen sie bei der besten Gelegenheit zu Entführen und zu verkaufen.

Miriel nickte und zeigte dann auf eine Stelle weiter oben am Fluss, wo ein glatter Fels in den Fluss hineinragte. Er war perfekt um die Fische zu beobachten und weit genug weg das Sukoro ihre Unterhaltung nicht mitbekam wenn er wach wurde. Außerdem waren sie nicht zu weit weg und konnten immer wieder nach dem Rechten sehen, schließlich war es nicht sicher Pit alleine zurück zu lassen.

„Okay, dann komm“ meinte Dark nur, während er seinen Bogen weglegte und dann zu dem Felsen ging. „Wer brauch den hier länger“ murrte Miriel nur amüsiert und folgte dem schwarzen Engel dann. Als sie am Fels angekommen waren ließen sie sich darauf nieder und beobachteten das glitzernde Wasser.

Die Sonne stand tief am Himmel und färbte den Fluss in ein angenehmes Orange, trotzdem glitzerten die Wellen im Licht. „Es sieht schön aus…“ Miriel beobachtete den Fluss eine kurze Weile und das Leben das sich darin befand. Silberne Leiber schwammen flott durch das Wasser und waren manchmal nur als Schemen zu erkennen, bevor sie wieder im dunkleren Teil verschwanden. Aber auch Libellen surrten um sie herum. Es waren bunte Tiere mit blauen, grünen und gelben, funkelnden Leibern und großen, bunten Flügeln. Nicht glasig wie man sie von der Erde kannte. Sie wirkten wie eine Mischung aus Libelle und Schmetterling.

Auch Pittoo beobachtete die Szenerie stumm und sog den Anblick auf. Was die Natur anging war Andrakha tatsächlich eine unglaublich schöne Welt. Zumindest das was er bisher gesehen hatte. Dichte, grüne Wälder voll mit Leben, klare, rauschende Flüsse und saubere Luft. Hier ließ es sich aushalten. Es war als hätte man Skyworld mit der Erde gemischt.  So rein und gleichzeitig so wild. Jedoch wusste er nicht wie die anderen Teile dieser Welt aussahen.

„Mh…“ antwortete er am Ende auf Miriels Worte und sah dann zu der rothaarigen Frau. Sie merkte seinen Blick und erwiderte ihn. „Du wolltest meine Fähigkeit trainieren“  erinnerte er sie in monotonem Tonfall. Als würde es ihn nicht wirklich interessieren, doch Miriel wusste dass er neugierig war.

„Ja“ antwortete sie nickend und zeigte auf die Fische. „Versuch das Gleiche was du bei dem Pferd gemacht hast. Bei den Fischen solltest du es bewusst hinkriegen, ihre Köpfe sind nicht unbedingt große Denker“ machte sie ihm dann den Vorschlag.

„Okay“ mehr sagte Pittoo nicht und sah nur die Fische an, versuchte sich auf sie zu konzentrieren. Er wusste nicht wirklich wie er es bei dem Pferd getan hatte, er wollte einfach nur dass es Ruhe gab. Nun versuchte er die Fische allein durch seine Gedanken dazu zu bringen zu ihm zu kommen, doch die Leiber flossen einfach träge weiter den Fluss entlang. „Tz“ unzufrieden klickte er mit der Zunge.

„Du meintest es geht ohne Magie wenn es angeboren ist oder? Ich weiß nicht wie ich es bei dem blöden Gaul angestellt hab… ich war wütend und wollte das es aufhört“ er setzte sich etwas nach hinten und sah zu Miriel.

Wie er es hasste wenn etwas nicht so klappte wie er wollte und noch mehr hasste er es wenn er andere um Tipps bitten musste. „Ja es sollte ohne Magie klappen, hat es bei der Stute ja auch. Wie du schon gelernt hast sind Gefühle Katalysatoren, sie können dir sowohl helfen deine Fähigkeiten zu stärken als sie auch schwächen. Ich denke Wut ist bei dir ein Antrieb der deine Magie verstärkt“ antwortete Miriel ihm dann mit einem leichten Grinsen. Das passte so gut zu dem schwarzen Engel und erklärte auch wieso er gerade in Situationen in denen er unzufrieden oder wütend war das meiste aus sich rausholen konnte.

„Ich weiß…“ knurrte er leicht „es bringt aber nichts. Die scheiß Viecher reagieren nicht“. Ihm gefiel es nicht, er konnte nicht mal sowas dämliches wie Fische kontrollieren? Das war erbärmlich! Wenn er nur wüsste wieso es bei dem Pferd geklappt hatte. „Probier es einfach weiter. Du lernst doch schnell, ich bin sicher du wirst schnell merken wie es geht“ motivierte Miriel ihn nur. Angeborene Fähigkeiten waren schwerer zu kontrollieren, aber sehr hilfreich wenn man es schaffte. Sie zweifelte nicht daran das Pittoo es schnell lernen würde, der Engel hatte schon oft genug gezeigt was er drauf hatte.

Trotzdem klickte er mit der Zunge. Da rang er sich schon durch um Hilfe zu bitten und bekam nicht mal einen hilfreichen Tipp. Soviel dazu, das hatte sich ja gelohnt…

Er ließ den Blick aus den tiefroten Augen wieder über den See gleiten und begann erneut sich zu konzentrieren. Diesmal fixierte er gezielt einen Fisch und versuchte seine Gedanken auf diesen zu übertragen, doch wieder geschah nichts. Aber… etwas war anders. Pittoo runzelte die Stirn. Er hatte etwas gespürt, etwas wie ein Drang, kein klares Bild oder ein klarer Gedanke, es war mehr wie ein Instinkt der verlangte weiter dem Fluss zu folgen. Es waren die Gedanken des Fisches, da war er sich sicher.

Das motivierte den Schwarzhaarigen und er setzte seine Versuche fort. Schon beim 3ten Fisch hatte er dann endlich den ersten Erfolg zu verbuchen. Er schaffte es das Tier dazu zu bringen anzuhalten, seine Flosse schlug stark gegen die Strömung des Wassers an, während der Fisch auf der Stelle schwamm.

„Oh… sehr gut“ Miriel hatte bemerkt das Pito es schaffte auf den Fisch Einfluss zu nehmen. Doch sie wollte ihn nicht zu sehr ablenken. „Versuch ihn hierher zu bewegen“ gab sie ihm dann nur die Anweisung und Pito setzte es um. Er verlangte von dem Fisch regelrecht sich in Bewegung zu setzen und zum Felsen zu schwimmen. Das Tier zögerte ganz kurz, doch dann gab es nach, oder hatte gar keine andere Wahl, und bewegte sich zum Felsen.

Miriel hielt den Dolch bereit und war so auf den Fisch fixiert das sie das Grinsen nicht bemerkte. Gerade wollte sie den Fisch erdolchen, als dieser mit voller Kraft aus dem Wasser sprang und ihr mitten ins Gesicht. „Was?“ Schützend hielt sie die Hand vors Gesicht, doch fühlte die nassen, glitschigen Schuppen gegen ihre Haut klatschen. Der Fisch prallte von ihrem Gesicht ab und landete auf dem Felsen wo er anfing panisch zu platschen um wieder zurück ins Wasser zu kommen.

Pittoo biss sich auf die Unterlippe um nicht zu lachen, doch sein Grinsen zeigte deutlich das er es extra gemacht hatte. „Echt jetzt? Du Drecksack!“ rief Miriel empört als sie es sah, aber konnte trotzdem ein Lachen nicht verkneifen, während sie sich mit der Hand das Wasser aus dem Gesicht wusch. Dann packte sie den zappelnden Fisch an der Schwanzflosse und rammte den Dolch in den silbrigen Bauch. Blut quoll aus der Wunde hervor und das Zucken des Tieres erlosch als es verendete.

Sie legte die Hand über den Kadaver und eisblauer Dampf quoll um den Fisch herum. Pittoo sah neugierig zu und spürte wie Kälte zu ihm herüber kroch. Eine feine Schicht aus Eiskristallen zog sich über den Fisch und am Ende war er ganz in eisiges Weiß gehüllt.

„Damit ist er konserviert bis wir ihn Essen“ erklärte Miriel ihre Tat und ließ den Fisch los, das Eis verschwand jedoch nicht. „Ein Fisch reicht aber nicht. Machen wir weiter“ mit den Worten konzentrierten sich beide nun wieder aufs fischen. Jetzt wo Pittoo den Dreh raus hatte, wurde es für ihn immer leichter die Tiere zu kontrollieren. Ab einem Punkt rief er sogar direkt 3 Fische auf einmal zum Fels und ließ sie heraus springen, Miriel weigerte sich sie aus dem Wasser heraus zu erdolchen wegen Pittoos „Spaß“.

„Denkst du das reicht? Wegen Pits Hunger und so…“ gab Miriel dann zu bedenken als sie rund 15 Fische auf dem Felsen liegen hatten. Jeder von ihnen aß mindestens zwei, also blieben noch 7 übrig. Pittoo konnte auch ganz schön reinhauen wenn er wollte, das hatte sie schon gesehen. Manchmal fragte sich Miriel wieso sie nicht auch so einen großen Hunger hatte, sie war ja auch ein Engel. Aber vielleicht war das auch nicht Rassebedingt sondern Charakterbedingt? Pittoo war Pits Kopie, also verständlich das er genauso viel verdrücken konnte, wenn er wollte.

„Ja das reicht schon, wir haben ja erst gegessen. Außerdem soll er es unterlassen den Fluss leer zu fressen“ meinte Pittoo nur Schulter zuckend. Dann lehnte er sich zurück, er hatte gemerkt dass das vereisen Miriel langsam erschöpfte, Pit sollte sich mit dem Zufrieden geben was sie gefischt hatten. Sie könnten jetzt zurückgehen, jedoch wollte Miriel mit ihm noch über die Sache mit Sukoro sprechen.

„Was machen wir jetzt wegen dem Magier? Ich hab keinen Bock das der Scheißkerl in meinen Kopf glotzt. Bring mir bei wie ich ihn davon abhalten kann“ Pito sah ernst zu der jungen Frau und sie erwiderte seinen Blick. Ja, es war wichtig dass er es so schnell wie möglich lernte, jedoch war sie jetzt schon ausgelaugt. Aber sie würde in den sauren Apfel beißen müssen, meist erholte sie sich ja schnell.

„Deine Gedanken abzublocken geht auf die gleiche Weise wie das Kontrollieren deiner Fähigkeit. Jedoch ist es sehr wichtig dass du es unbewusst machen kannst, zu jeder Zeit, zu jeder Sekunde, selbst wenn du schläfst. Es ist wie eine Wand die du um deine Gedanken ziehst und anstatt die Wand immer wieder neu ziehen zu müssen, muss sie von selbst bestehen bleiben und dich alarmieren wenn jemand versucht sie zu attackieren. So ist es zumindest bei mir, Sukoros vortasten hab ich kaum gespürt da er scheinbar sofort gemerkt hatte dass er nicht in meinem Kopf sehen kann und den Angriff einstellte.“ Erklärte Miriel die Sache. Ansonsten hätte sie viel früher gemerkt dass er versuchte in ihren Kopf und damit auch die Köpfe der Engel einzudringen.

„ Dann lass uns anfangen“ er wollte nicht viel mehr reden, er wollte Taten sprechen lassen. Also konzentrierte er sich darauf in seinem Geist die Mauer zu errichten. Miriel zur gleichen Zeit konzentrierte Geistmagie in ihrem Kopf um in Pitos Kopf zu sehen. Sie setzte jedoch alles daran nicht zu tief einzudringen, sie wollte keinerlei Geheimnisse oder so wissen, sondern einzig und allein seine jetzigen Gedanken. Sie sah ihm sozusagen dabei zu, wie er die Mauer aufrichtete.

„Etwas mehr, die Ansätze sind da. Gerade ist es aber mehr ein Zaun als eine Mauer“ begann sie ihn zu leiten. Es kostete sie Kraft, doch sie kämpfte gegen die Erschöpfung an. Dark redete gar nicht mehr, er musste sich auf das Gefühl konzentrieren. Erst hatte er gar nicht gemerkt dass sie in seinem Kopf war.

Doch je länger sie darin verblieb, desto mehr spürte er ihre Anwesenheit. Es war das gleiche Gefühl wie wenn man jemandem den Rücken zudrehte und dieser einen Intensiv ansah. Jedoch konnte er auch die Mauer in seinem Kopf erkennen, aber es war schwer sie hoch zu ziehen. Gerade war sie noch zu niedrig und Miriel konnte locker darüber hinwegsehen.

Doch die junge Frau wurde mit jeder Minute die verging müder und sie spürte wie langsam der Schwindel einsetzte, gut das sie schon saß. Es gab nur noch eine Sache die sie in der Situation testen konnte. „Ist das alles was du kannst? Ich wette Pit hat das in der Hälfte der Zeit drauf. Du hast eine große Klappe, aber nichts dahinter. Sukoro wirst du mit dem Können niemals das Wasser reichen“ knurrte sie dem Engel in hochmütigen Ton zu.

Pito erwischten die Worte auf kaltem Fuß, überrascht sah er sie an, aber als er Verstand was sie sagte spürte er ein anderes Gefühl in ihm aufsteigen: Wut. „Was soll das werden?“ knurrte er ihr finster zu. Was hatte sie vor? Wollte sie ihn provozieren?

Miriel merkte das es nicht klappte, nicht genug. Er wusste dass dies nicht ihrem echten Charakter entsprach und wenn Sukoro das tat würde es wahrscheinlich mehr bewirken, also musste sie etwas ansprechen was ihn richtig wütend machen würde wenn sie es auch nur erwähnte. Sie musste tiefer Graben.

Miriel antwortete ihm nicht, sondern atmete nur tief durch und drang dann tiefer in den Kopf des Engels ein. Bilder schossen an ihr vorbei, so schnell das sie sie kaum erkennen konnte. Manche Momente blieben etwas länger, so sah sie ein Bild wo Dark von oben ein brennendes Menschendorf ansah, seine Gedanken waren düstere, wispernde Worte in seinem Kopf. Dann zog das Bild vorbei und sie sah eine Szene in der, der dunkle Engel im Naturpalast von Viridis stand und die Göttin anschrie. Diesmal waren seine Gedanken wie flammen, heiß und lodernd. Es war jedoch schwer sie zu verstehen.

Miriel war nicht geübt genug, sie musste schnell etwas finden und „aufschlagen“ bevor ihre Kräfte nachließen und sie aus seinem Kopf gezwungen wurde und dann fand sie es. Einen wichtigen Moment. Erst verstand sie nicht was sie da sah… es sah so friedlich und nichts sagend aus. Doch sein Kopf verband diesen Moment mit starken Gefühlen.

Miriel hielt die Szene an und begann in sie Einzutauchen.

Sie fand sich im Palast wieder. Nicht den von Viridis, sondern die hohen Marmorwände von Palutenas Tempel. Überrascht und verzückt musterte Miriel die Aufmachung des Palastes. Hohe Wände und Säulen aus Marmor. Alles war in Weiß und Gold gehalten.  Niemand war in der Nähe, der Gang war wie leer gefegt. Doch Dark stand dort, mitten im Gang. Er wirkte irgendwie nervös und sie konnte sehen dass er weit jünger war als jetzt. Von wann war diese Erinnerung? Sie musste mindestens 200 Jahre her sein… nein. Noch jünger.

Miriel holte auf und ging zu dem dunklen Engel, er stand einfach nur da, ruhig und doch ballten sich seine Hände immer wieder zu Fäusten. Als wollte er sich selbst beruhigen. Sie blickte in sein Gesicht und sah in seine Augen, sie funkelten in Aufregung und Unsicherheit. So einen Blick hatte sie bei ihm noch nie gesehen.

Er biss sich leicht auf die Unterlippe, dann schüttelte er heftig den Kopf. „Verdammt… beruhig dich. So schwer kann es nicht sein…“ murmelte er zu sich selbst und Miriel lupfte die Augenbrauen. Was war los mit ihm?

Plötzlich begannen seine roten Augen zu glänzen, was Miriel die Stirn runzeln ließ. „Oh“ plötzlich setzte sich Dark in Bewegung und Miriel wisch ihm instinktiv aus. Er würde einfach durch sie durchlaufen, doch das war ein komisches Gefühl.  Sie drehte sich um und sah in die Richtung in die er ging.

Und da sah sie die zweite Person, er kam mit federnden Schritten den Gang entlang gelaufen. „Hey Pittoo!“ rief Pit mit heller, klarer Stimme. Pittoo knurrte daraufhin als Antwort: „Wann hörst du endlich auf mich so zu nennen?“

„Wieso sollte ich aufhören? Ich mag den Namen!“ erwiderte Pit nur unschuldig und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Was machst du hier?“ er holte sie letzten Schritte schnell auf und stand nun dem schwarzen Engel gegenüber. Dark zögerte auf seine Worte, nun sah er noch nervöser aus als zuvor. Was war los?

„Ich… hab auf dich gewartet“ presste er plötzlich hinter zusammen gepressten Zähnen hervor. Was auch immer er sagen wollte, es fiel ihm sichtlich schwer und er hatte mit sich selbst zu kämpfen. Pit sah ihn nun verwundert an: „Huh? Wieso denn? Gibt es etwas das du mir sagen willst?“. Die Verwunderung wich schnell wieder einem freundlichen Lächeln.

„Ja… Nein. Weißt du was, Vergiss es!“ wie aus dem nichts blaffte Pittoo ihn plötzlich an und Pit zuckte zusammen. Der dunkle Engel drehte sich um und wollte davon gehen. Doch Pit hielt ihn auf, indem er ihn am Arm packte. „Pittoo? Was ist los? Hab ich was getan das dich wütend macht?“  der weiße Engel verstand nicht wieso sein Bruder plötzlich so reagiert hatte. Er wollte ihm doch etwas sagen, wieso blaffte er ihn dann plötzlich an?

„Ich sagte vergiss es! Es hat nichts mit dir zu tun!“ knurrte Pittoo nur und riss sich von Pit los. Doch der weiße Engel gab nicht nach. Er rannte vor Dark und stellte sich ihm in den Weg. Nun mit einem ernsten Gesichtsausdruck, auch wenn er immer noch verwundert war. „Sag mir was los ist! Es hat nichts mit mir zu tun? Wieso flippst du dann so aus!?“ nun war es an Pit Dark mit Worten fest zu setzen. Dem schwarzen Engel schien das jedoch gar nicht zu gefallen.

Ohne Vorwarnung packte er Pit am Kragen. „Geh mir aus dem Weg!“ blaffte er ihn erneut an, doch Pit ließ sich davon nicht einschüchtern. Er griff nur nach Pittoos Handgelenken und sah ihm fest in die Augen. „Nein! Was zur Hölle ist los mit dir!? Du bist die ganze Zeit schon so seltsam, sag mir endlich was los ist!“ er würde diesmal nicht locker lassen.

Doch Dark antwortete nicht mit Worten, sondern mit Taten. Er packte Pits Kragen fester und dann zog er den Engel harsch zu sich und drückte seine Lippen hart auf die des weißen Engels. Pit riss die Augen weit auf bei dem plötzlichen Kuss, sein Griff um Darks Handgelenke wurde Fester und er versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Pittoo hingegen  küsste ihn hungriger und drückte seine Lippen fester auf die des weißen Engels.

Jedoch schaffte es Pit sich endlich zu befreien und stieß den schwarzen Engel grob und hart von sich weg. Seine Augen waren geweitet in Unsicherheit, Verwirrtheit und… Furcht. „Was… was sollte das?“ seine Stimme zitterte und als Dark einen Schritt auf ihn zumachte, wisch der weiße Engel zurück. Das sorgte dafür das Pito wie angewurzelt stehen blieb und seinen Bruder ansah, sein Blick war unergründlich und als er realisierte das sein Bruder vor Furcht zurückwich, wurden seine Augen kalt und eisig. Dann drehte er sich um, breitete die Schwingen aus und flog davon.

„RAUS AUS MEINEM KOPF!“

Wie ein Hammer trafen diese Worte Miriel und die Szene verschwamm vor ihren Augen. Hart und unsanft wurde ihr Geist aus dem Kopf des Engels gerissen, Bilder und Szenen schossen an ihr vorbei, während sie in rasender Geschwindigkeit fiel. Dann war sie aus seinem Kopf draußen und ihr Geist krachte hart zurück in ihren eigenen Kopf. Was zur Hölle war geschehen?

Durch die Wucht der Magie, war sie nach hinten gekippt und musste sich nun mit den Armen abstützen. Sie sah auf und direkt in die wütenden Augen des schwarzen Engels. Oh nein… sie waren nicht nur wütend, sie waren außer sich. Regelrecht tobsüchtig und seine Hände waren zu Fäusten geballt.

„Mach das nie wieder…“ seine Stimme war dunkel, tief und bedrohlich. Miriel schluckte und wusste das sie da etwas gesehen hatte, das eindeutig nicht für ihre Augen bestimmt war. Für gar niemandem außer Pittoo und Pit. Hätte sie das gewusst… sie hätte diese Erinnerung nicht aufgesucht.

„E.. Es tut mir Leid. Ich… wusste nicht… was“, sie brachte nur stammeln heraus. Sie war immer noch dabei genau zu verstehen was sie da gesehen hatte… nein, sie wusste genau was sie da gesehen hatte und sie wusste auch was Pittoo zu Pit sagen wollte. Bevor seine Aktion dem zuvor gekommen war. Er… war in Pit verliebt?

„Ist mir scheiß egal! Mach das nie wieder oder ich schwöre ich bring dich um!“ Darks Augen schnitten sich förmlich in Ihre und Miriel zweifelte keine Sekunde daran, dass er seine Drohung wahr machen würde. „Ich… tu das nie wieder. Es tut mir wirklich leid…“ murmelte sie geschlagen. Sie hatte nach etwas gesucht mit dem sie ihn so wütend machen konnte dass er sie aus seinem Kopf warf und sie ihn dafür loben konnte… aber… sie hatte nicht nach so etwas gesucht. Nach etwas das ihre Freundschaft zerstören würde.

„Besser für dich… kein Wort… zu niemandem. Auch nicht zu Pit. Der Scheiß ist über 250 Jahre her…“ knurrte der schwarze Engel ihr nun zu. Er war immer noch stocksauer… aber er war nicht blind vor Wut. Er sah wie verletzt sie war. Verdammt… eine so alte Sache… und doch… er hatte diese Erinnerung in die hinterste Ecke seines Geistes verbannt. Sie nun noch einmal so frisch vor Augen zu haben brachte ihn ganz durcheinander. Er ballte seine Hände zu Fäusten und schüttelte dann den Kopf um sich von den Bildern zu befreien. Es war so lange her… fuck… wieso tat es dann immer noch weh diesen Blick zu sehen?

„Lass uns das Vergessen… das ist nie geschehen“ gab er am Ende nach einem tiefen Seufzen von sich. „Okay…“ antwortete sie ihm. Er wollte es vergessen und… Miriel hätte es nie wissen sollen. Seine Wut war immer noch stark, aber er kämpfte sie nieder. Miriel konnte froh sein das die Scheiße so lange her war. Ansonsten hätte er nicht dafür garantieren können was er getan hätte…

„Und bevor du fragst… Nein, ich hab keine Gefühle für meinen Bruder… nicht mehr“ seine roten Augen bohrten sich intensiv in ihre und Miriel nickte. „Ist okay…“ sie war sich nicht so sicher ob sie ihm glauben konnte. Dark agierte manchmal seltsam wenn es um Pit ging doch… tat er das nicht auch bei ihr? Er war genauso Besitzergreifend bei ihr, wie bei seinem Bruder. Vielleicht war es einfach seine Art mit Freunden umzugehen? Leuten die ihm etwas bedeuteten?

„Lass uns zurück gehen“ schlug Miriel dann vor und Dark nickte, dann packte er ein paar der Fische an ihren Schwanzflossen und stand auf. Sein Blick glitt zum Lager, Pit schlief noch, aber Sukoro war mittlerweile wach und las wieder in seinem Buch, scheinbar hatten beide den Streit nicht mitbekommen. Der Schrei war in Pittoos Kopf gewesen, nicht verbal.

 Pito hoffte jedoch inständig das der Magier ihre Unterhaltung nicht wieder mit angehört hatte. Er musste auf jeden Fall stärker werden damit er seinen Geist abschirmen konnte und Pit auch.

Miriel stand nun ebenfalls auf, sie nahm den Rest der Fische und dann gingen sie stumm und angespannt wieder zurück. Noch würden sie die Tiere nicht zubereiten, erst später wenn es dunkel wurde und Zeit zum Abendessen war.

Sukoro sah sie neugierig an als sie wieder kamen und Miriel spürte seine Berührung in ihrem Kopf und blockte ihn ab. Scheinbar versuchte er das Gleiche bei Dark, doch weitete die Augen ungläubig als der dunkle Engel ihn rigoros aus seinem Kopf schmiss. Dark war wütend genug um niemanden mehr in seinen Kopf zu lassen, zumal er nun wusste wie es sich anfühlte.

„Bleib aus meinem Kopf draußen“ knurrte er ihn finster an und Sukoro hob abwehrend die Hand. „Ich hab kaum eine andere Wahl wenn du mich rausschmeißt wie ein tollwütiger Pitbull. Was habt ihr da drüben getrieben das es dich so wütend macht?“ sein Grinsen war breit. Er konnte es nicht wissen? Oder? Nein… er hätte ihn schon längst damit aufgezogen würde er es wissen. „Das geht dich einen Scheiß an“ Pittoos Stimme war immer noch so kalt das man damit Glas hätte schneiden können. „Mmmh… gut… fürs Erste“ gab Sukoro dann nach, es würde noch genug Gelegenheiten für ihn geben um das zu erfahren. Dark schnaubte nur wütend und unzufrieden.

Die beiden Engel wandten sich ab und packten die Fische in die Beutel mit dem Proviant, damit sie keine Tiere anlockten. Auch wenn sie so gefroren nicht rochen, sicher war sicher. Miriel band den Beutel wieder zurück an die Ausrüstung und sah noch einmal nach den vier Tieren. Die Pferde grasten friedlich, sie hatten ihre Halfter auf und waren angepflockt, jedoch so dass sie noch unter den Bäumen vor der Sonne Schutz suchen konnten.

Noir und Jiji taten es ihnen gleich und waren ebenfalls am grasen, jedoch nicht angebunden, verständlicherweise. Sie konnten sie frei bewegen und trotteten meist zwischen der Grasfläche und dem Fluss hin und her. Sie wussten ein kühles Bad auch sehr zu schätzen.

Als Miriel zurück zum Lager kam, war Pittoo verschwunden. Sie konnte es ihm nicht verübeln nach dem was geschehen war. Ihr Blick glitt zu dem seelenruhig schlafenden Pit. Ihm merkte man gar nichts mehr an… aber das war wohl normal nach 250 Jahren… die Zwei hatten die Sache wahrscheinlich schon lange geregelt.

Ob dies… der Grund gewesen war wieso Pittoo damals abgehauen und zu Viridi übergelaufen war? Vielleicht würde sie irgendwann mal fragen… aber nicht jetzt… nicht heute. Seufzend ließ sie sich auf der Decke nieder und stocherte abwesend mit dem Stock im Feuer. Ihr Körper schmerzte, eine neue Form der Erschöpfung. Jetzt wo das Adrenalin abklang, spürte sie wie die Magie an ihrem Körper zehrte. Sie schloss die Augen und entschied sich, sich eine Weile auszuruhen. Noch bevor sie den Gedanke zu Ende gedacht hatte, war sie weggedämmert.

 

Jemand rüttelte an ihrer Schulter und Miriel öffnete erschöpft die braunroten Augen. „Hm?“ murrte sie gegen die Müdigkeit und mit rauer Stimme. „Miriel, alles okay?“ sie erkannte die Stimme und sie war voller Sorge. „Ja… ich schlafe nur“ murrte Miriel etwas genervt, sie würde am liebsten wieder zurück ins Land der Träume verschwinden. Jedoch spürte sie fast schon diesen besorgten Blick aus den großen, blauen Augen.

„Ist schon gut Pit… mir geht es gut. Ich… hab nur ein wenig übertrieben“ sie zwang ihren Körper sich auf zu setzen und begann sich zu strecken. Ihre Gelenke knackten dabei und sie zuckte kurz zusammen als sie den Schmerz spürte der dem Knacken folgte. „Wirklich?“ Pit schien nicht unbedingt überzeugt, vor allem als er sah wie sich ihr Gesicht vor Schmerz verzog.

„Ja… wirklich. Mein Körper ist nur etwas ausgelaugt“ ehrlich gesagt hätte sie nicht erwartete dass sie so extrem ausgeknockt sein würde. So tief in Pittoos Kopf einzudringen war scheinbar um einiges anstrengender gewesen als sie anfangs gedacht hatte.

„Okay…“ gab Pit am Ende dann doch nach, wenn sie es ihm nicht sagen wollte konnte er sie schlecht dazu zwingen.

„Weißt du wo Pittoo ist?“ Miriel sah auf bei seiner Frage und sah sich um, tatsächlich war der schwarze Engel noch nicht zurück gekehrt. Sie schüttelte als Antwort den Kopf.

„Das Täubchen und Grumpy haben sich gestritten. Dann ist er abgezischt“ kam die penetrante Stimme des Magiers und beide sahen kurz zu diesem. Ehe Pit sich wieder Miriel zuwandte. „Gestritten? Was ist passiert?“ er war neugierig, aber er konnte es verstehen wenn sie es ihm nicht sagen wollte, doch ehe sie antworten konnte, tat es Sukoro für sie: „Ehekrach ganz sicher, da hängt der Haussegen gewaltig schief“ witzelte der Magier nur mit einem Grinsen.

„Halt deine Klappe!“ Miriel funkelte den Mann wütend an, das konnte sie jetzt echt nicht gebrauchen. „Es war nur ein kleiner Streit, ich hab was Dummes getan und etwas mitbekommen was ich nicht hätte mitbekommen sollen. Er brauch wahrscheinlich ein wenig Zeit für sich um runter zu kommen“ sagte sie ihm dann die Wahrheit, oder zumindest die Halbe.

„Du hast ihm also in den Kopf geguckt? Deswegen konnte er mich so einfach rausschmeißen. Was hast du denn gesehen? Wie er Masturbiert?“ Sukoro lachte nur heiter auf. Selbst er unterließ es zu tief in die Köpfe anderer Leute zu sehen, es gab zu viele Dinge die er schlicht und einfach nicht sehen wollte. Privatsphäre war ihm dabei egal.

Miriel ballte die Hände zu Fäusten, während Pit rot wurde bei den Worten des Magiers. Sie würde ihn umbringen… und wenn es das letzte war was sie tat. Sie schwor es, sie würde ihn umbringen…

„Halt dich endlich da raus! Das brauch dich nicht zu interessieren. Wir haben trainiert und ich bin zu weit gegangen. Mehr nicht!“ fauchte sie dem Magier nun entgegen, der ihren Ausbruch nur mit einem frechen Grinsen kommentierte.

„Also hast du wirklich in seinen Kopf gesehen?“ Pit sah sie mit großen Augen an und Miriel nickte. „Ich wollte es eigentlich nicht… ich bin ungewollt zu tief abgetaucht“ sie konnte ihm nicht sagen was für eine Szene sie mit angesehen hatte. Selbst wenn sie es Dark nicht versprochen hätte, würde sie es ihm nicht sagen wollen.

„Ngh… schlecht. Da gibt’s viel was er geheim halten wollen würde. Zumindest genug bei dem er nicht will dass irgendwer anders es weiß“ Pit kannte seinen Bruder gut, und neben dieser Szene gab es noch viele. Jedoch ahnte er nicht welche Art von Szene Miriel gesehen hatte.

„Mh… das hab ich gemerkt. Naja, er hat gesagt das alles okay ist, also hoffe ich das er sich schnell wieder beruhigt“ nun begab sich Miriel zu den Taschen mit den Fischen und holte die eingefrorenen Kadaver hervor. „Zumindest hatten wir guten Erfolg beim Fischen. Pittoo ist Meister darin sie nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Wenn wir nicht aufpassen sind wir bald diejenigen die er herum scheucht“ meinte sie dann mit einem Schmunzeln. Tatsächlich wäre das sogar möglich wenn sie nicht so magiebegabt wären. Pittoo könnte mit seiner Fähigkeit tatsächlich normale Menschen kontrollieren.

„Oh Gott, bitte nicht“ erwiderte Pit mit einem belustigten Kichern. „Dafür sorgt er so schon oft genug“, dann jedoch beäugte er die Fische und Hunger blitzte in seinen Augen auf. Miriel hatte nichts anderes erwartet. „Das stimmt“ stimmte sie Pit lächelnd zu.

„Komm, helf mir die Dinger auszunehmen und zuzubereiten“ er durfte sich ruhig auch mal die Hände schmutzig machen, wenn er immer so viel fraß. Pit sah sie an und nickte dann, tatsächlich half er ihr ohne zu murren dabei die Tiere auszunehmen und zu entschuppen.

Zu guter Letzt trennten sie die Köpfe ab und schoben kleine Äste durch den aufgeschnittenen Körper, dann platzierten sie die Fische am Feuer. Auch Sukoro kam dazu und bald schon waren die Fische gut. Pittoo war noch nicht zurück gekehrt, doch sie waren sich einig: Wer zuerst kam, mahlte zuerst. Also begannen sie schon zu essen, Miriel hatte jedoch vorsorglich ein paar der zubereiteten Fische roh eingefroren. Sodass Pittoo sie später essen konnte wenn er wollte.

Mittlerweile hatte sich Dunkelheit über ihnen ausgebreitet. Der Abend schritt schnell voran und die Sonne ging in diesem Land genauso schnell unter. Nach dem Essen saßen sie etwas zusammen zum plaudern. Dark war jedoch immer noch nicht zurückgekehrt und so sollte es bleiben bis sie sich schlafen legten.

Jeder schnappte sich seine Decke und kuschelte sich darin ein. Sie würden sich daran gewöhnen müssen unter freiem Himmel zu schlafen. Eigentlich sollte einer Wache halten und aufs Feuer aufpassen, doch Sukoro übernahm diese Aufgabe mit seiner Magie. Er versicherte ihnen dass ihn seine Magie warnen würde wenn das magische Feuer nachließ oder sich etwas anschlich.

Durch diesen Schutz gesichert, machten sich alle drei daran etwas schlaf nach zu holen. Pit und Miriel hingegen waren zu Besorgt um schlafen zu können, jedoch schienen auch sie von der Müdigkeit eingeholt zu werden und so schliefen sie bald alle.

 

Miriel wurde jedoch wieder wach als sie Bewegung hörte. Sie hatte nicht so fest geschlafen und als Dark ins Lager zurückkehrte bekam sie es mit. Sie stand auf und blickte zu dem schwarzen Engel der sich ans Feuer setzte. Er sah in dieses, wandte sein Blick jedoch ab als er merkte das ihn jemand beobachtete und blickte zu Miriel.

„Du bist noch wach?“ er flüsterte die Worte, scheinbar wollte er nicht dass die anderen wach wurden. Sie konnte es verstehen, dass würde nur Fragen aufwerfen und er hatte wahrscheinlich keine Lust sie zu beantworten.

„Mh… ich hab nicht fest geschlafen. Ich hab mir Sorgen gemacht… und Pit auch. Aber er scheint fester zu schlafen“ mit einem kleinen Lächeln sah sie zu dem Engel, der sich tief in seine Decke eingekuschelt hatte und drohte sie zu erdrücken.

„Hättet ihr nicht. Ich war nicht mal weit weg“ antwortete er abgehackt und sah wieder ins Feuer. Miriel merkte schnell das er nicht reden wollte. Also ließ sie ihn, Hauptsache er war zurück und ihm ging es gut.

„Okay… dann gute Nacht“ wünschte sie ihm schließlich und er nickte. „Mh, dir auch“ damit war ihre Unterhaltung beendet und Miriel ließ sich wieder zu Boden sinken. „Ich hab dir ein paar Fische aufgehoben, falls du was essen willst“ fiel ihr noch ein Pittoo nickte: „Danke, ich denke das werde ich auch tun“ doch noch schien er keine Anstalten zu machen die Fische zu holen. Miriel schlief jedoch nicht gleich ein, sondern beobachtete Dark noch eine Weile. Anfangs schien dies dem schwarzen Engel unangenehm, er sagte jedoch nichts und bald schon schien er sich daran gewöhnt zu haben und ignorierte sie.

Es sah nicht so aus als wolle er sich ebenfalls hinlegen. Zumindest saß er noch da als Miriel endlich einschlief.

In Eis und Schnee

Am nächsten Morgen machten sie sich früh auf die Weiterreise und es wurden nur wenige Worte ausgetauscht. Pit fragte Pittoo aus, wurde jedoch barsch von ihm zurück gewiesen und man konnte sehen wie der Schmerz darüber kurz über das Gesicht des weißen Engels huschte. Es schien zu reichen um Schuldgefühle in Dark zu wecken und so fand man die beiden Engel dann doch bald alleine bei den Pferden und miteinander tuschelnd.

Sukoro beobachtete die Szene mit Neugierde. Miriel merkte das und begann den Magier abzulenken indem sie mit ihm die weitere Route besprach. Sodass die beiden Männer in Ruhe miteinander reden konnten ohne einen Magier der jedes Wort belauschte. Selbst wenn Dark mittlerweile wusste wie er ihn aus seinem Kopf scheuchen konnte, Pit war nach wie vor ein offenes Buch.

„Fürchtest du immer noch ich würde ihre Gedanken lesen?“ änderte Sukoro das Thema und Miriel sah von der Karte hoch. „Ja natürlich. Tust du doch auch“ sie sah ihn wissend an und der Magier erwiderte ihren Blick nur mit einem Grinsen. „Jain… seit du deinem kleinen Freund beigebracht hast wie er mich aus seinem Kopf schmeißen kann, unterlasse ich es“ antwortete der Blauhaarige nur ehrlich.

Dann wandte er sich von ihr ab und ging zu seinem Hengst Tänzer. Er begann das Pferd für die Weiterreise fertig zu machen und sattelte es. „Was meinst du? Was ist mit Pit?“ fragte Miriel überrascht und folgte ihm. Half ihm jedoch nicht dabei sein Pferd fertig zu machen, das konnte er schön alleine tun. Zumal der schwarze Hengst keinen gerne an sich heran ließ und selbst bei Sukoro oft genug die Ohren anlegte und drohte ihn zu beißen.

Doch nun sah der Magier sie an und seine dunkelblauen Augen stachen regelrecht durch sie hindurch. Er hatte einen unglaublich unangenehmen Blick drauf wenn er wollte. „Pit? Versuch es doch selbst mal“ kommentierte er nur mit einem mysteriösen Grinsen, dann widmete er sich wieder dem Hengst und ließ Miriel verwirrt zurück.

Sie sah zu den beiden Engeln und entschied sich seinen Rat gleich zu befolgen. Doch erst begab sie sich zu Jiji und rüstete die Stute aus. Es dauerte nur eine kurze Weile, jedoch war es lang genug, dass die beiden Engel aufgehört hatten sich zu unterhalten und sich nun ebenfalls ihren Tieren widmeten.

Die silberne Stute war unglaublich brav in Pits Gegenwart und ließ sich nicht mehr so leicht erschrecken wie zuvor, sie schien dem lichten Engel ihr ganzes Vertrauen zu schenken. Miriel entschied sich nun Sukoros Rat umzusetzen und sie ging zu Pit.

„He Pit“ machte sie auf sich Aufmerksam. „Hm?“ neugierig wandte sich der Engel zu ihr um. „Was ist los?“ er sah das ihr etwas auf dem Herzen lag und sie nicht einfach zum Plaudern rüber gekommen war. „Du weißt ja das Sukoro in eure Köpfe schaut… aber er hat mir gerade verraten dass er das scheinbar nur bei Dark Pit getan hat. Als ich ihn fragte wieso nicht auch bei dir, meinte er nur das ich selbst nachsehen soll warum. Ich weiß das ist eine unangenehme Frage, aber erlaubst du mir in deinen Kopf zu sehen? Ich werde auch vorsichtig sein das mir nicht wieder so etwas passiert wie bei Pito, ich möchte nur sehen was Sukoro meint“ erklärte sie ihm dann ihr Anliegen.

Pit zögerte bei der Bitte, es war wirklich eine komische Sache. Jemanden in seinen Kopf sehen zu lassen. Der Engel kratzte sich leicht am Hinterkopf und brachte dabei die braunen Locken durcheinander. Nicht dass dies wirklich möglich war, schließlich waren sie genauso unzähmbar wie Pittoos Haare. Doch am Ende sah er zu Miriel und lächelte, mit einem Blick voller vertrauen.

„Okay, ich weiß dass du nichts anstellen wirst und… ich hab nichts zu verbergen“ erwiderte er grinsend und Miriel nickte. „Trotzdem werde ich mich hüten zu tief einzutauchen, mein Körper fühlt sich immer noch ganz gerädert an. Trotz des Schlafes“ meinte sie witzelnd. Dann jedoch konzentrierte sie sich. Geistmagie machte sich nicht so deutlich sichtbar, meistens war es nur ein winziges aufflackern von violetten Flammen an der Schläfe des Zauberers und an der Schläfe des Betroffenen. Je besser ein Magier war, desto kürzer und unsichtbarer war dieses Flackern bis es ganz verschwand und man gar nicht mehr bemerkte dass jemand gerade beeinflusst wurde.

Miriel tauchte in Pits Geist ein und das erste was sie merkte, war das grelle Licht das sie blendete. Sein Geist war hell und freundlich, ganz anders als Pittoos dunkler, mysteriöser Geist. Doch das konnte es nicht sein was Sukoro meinte. Sie war nur am Rande von Pits Bewusstsein und bekam nicht viel mehr mit als flüchtige Gedanken die er gerade hatte, während sie sich beide ansahen. Sie merkte dass er nicht spürte dass sie gerade in seinen Geist eindrang.

„Wenn wir schon dabei sind, versuch mich aufzuspüren. Gerade wandere ich am Rande deines Bewusstseins herum, ich werde aber ein wenig tiefer Graben müssen um zu finden was Sukoro meint. Versuch dich auf das Gefühl zu konzentrieren das neu entsteht. Damit du merkst wenn jemand in deinen Kopf sieht“ begann sie Pit zu trainieren. Es war eine gute Gelegenheit zumindest die Basics der Gedankenkontrolle zu zeigen.

„Uhm… okay“ Pit blinzelte verwirrt, versuchte jedoch ihren Worten Folge zu leisten und schloss die himmelblauen Augen um sich besser auf das Gefühl zu konzentrieren das sie angesprochen hatte. Auch die anderen beiden Männer merkten nun was abging, Sukoro sah nur neugierig zu aber Pittoo hatte ein ungutes Gefühl. Was wahrscheinlich nur mit den Geschehnissen von Gestern zusammen hing. Er war nun ein wenig allergisch auf das Thema zu sprechen. Jedoch sagte er nichts, da Pit damit einverstanden schien.

Miriel hingegen konzentrierte sich auf den hellen Geist, der es ihr schwerer machte tiefer zu dringen. Das Licht war gleisend und sie konnte nicht wirklich sagen wohin sie ging. Doch dann spürte sie sein Bewusstsein stärker und wusste dass sie richtig war. Sie grub sich tiefer durch die Wand aus Licht und konnte endlich sehen was dahinter war.

Erschrak jedoch bei dem Anblick der sich vor ihrem inneren Auge zeigte. Sie befand sich nicht in einem Wirbelsturm aus Erinnerungen und Gedanken wie bei Pittoo. Nein, vor ihr erstreckte sich nichts als gähnende, schwarze Leere. „Was?“ diese Frage echote in ihrem Geist und Pit konnte es hören.

„Wah! Ich höre dich in meinem Kopf!“ rief er fasziniert und gleichzeitig ein wenig beunruhigt. Er kannte es zwar wenn er die Göttinnen in seinem Kopf hörte, durch den Lorbeerkranz, aber das hier war irgendwie anders. Jedoch lenkte es Miriel ab und beinahe verlor sie die Konzentration und wäre aus seinem Geist geworfen worden.

Sie schaffte es jedoch sich wieder zu stabilisieren und sah sich um. Nichts als Schwärze… als sie einen Schritt nach vorne tat, spürte sie wie ihr Fuß in der Schlacke versank. „Irg! Pit! Was zur Hölle ist das?“ sie nutzte ihre Verbindung um Pit ein eigenes Bild von seinem Geist zu machen. Doch sobald der Engel es sah, wurde sie mit einem einzigen, gewaltigen Ruck aus seinem Geist geworfen. Ähnlich vehement wie als Pittoo sie rausgeworfen hatte.

„Autsch… du hättest mich wenigstens vorwarnen können… was war das? Wieso hast du mich rausgeworfen?“ fragte Miriel nun, nachdem sie sich von der Geistwanderung etwas erholt hatte. Pit schien ebenfalls benommen, fing sich aber schneller wieder und sah sie verwirrt und fragend an. „Dich rausgeworfen? Ich hab dich nicht rausgeworfen… und was meinst du?“ er verstand nicht was hier vor sich ging und Miriel war nun genauso verwirrt wie er.

„Schwärze… ich meine Schwärze. Da war nichts als Schwärze hinter dieser Wand aus Licht und sie hat versucht mich rein zu ziehen. Ich wollte dir zeigen was ich meine, aber da hast du mich einfach rausgeschmissen. Fast so wie Pito als er so wütend wurde… nur war da keine Wut,  du hast mich einfach grob zurückgewiesen“ erklärte sie ihm dann. Zum Glück war sie jetzt nicht so K.O. wie nach der Sache mit Dark. „Schwärze? Ich hab nicht mitbekommen das du versucht hast mir etwas zu zeigen…“ Pit verstand immer noch nicht so Recht was los war. Was war dort in seinem Kopf?

„Tja, hab ich dir zu viel versprochen Täubchen?“ mischte sich nun Sukoro wieder ein und holte zu ihnen auf. Auch Pittoo folgte seinem Beispiel und bald standen die vier umeinander. „Was ist passiert?“ er war neugierig, aber auch alarmiert. Dark Pit war extrem Scharfsinnig. Diese Schwärze von der sie sprach beunruhigte ihn und er wusste dass Pit etwas vor ihm verheimlicht hatte als er ihn fand. Irgendetwas hatte es damit zu tun, jedoch hatte er keine Ahnung was.

„Ich weiß selbst nicht so genau was passiert ist. Was ist das in seinem Kopf?“ Miriel sah nun zu Sukoro, der Magier schien mehr zu wissen. „Was weiß ich? So etwas hab ich noch nie erlebt. Irgendetwas scheint in seinem Kopf zu nisten. Es hat mich ebenfalls rausgeworfen als ich versucht habe tiefer zu graben“ antwortete der Magier ihr nur. So wie es aussieht würden sie keine Antwort auf das Problem bekommen.

„Vielleicht hat es was mit der Schwärze in unserer Welt zu tun… erinnerst du dich daran? Ich hatte das Zeug im Gesicht als du mich fandest und bin erst zu mir gekommen als du es vernichtet hast. Pit… bist du von etwas getroffen worden bevor du hier gestrandet bist?“ Dark sah seinen Bruder nun intensiv an. Versuchte jede kleine Regung wahr zu nehmen. Pit erwiderte seinen Blick nur mit großen, blauen Augen und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin nicht angegriffen worden“ sagte er ehrlich und Pito konnte keine Regung einer Lüge erkennen. Dabei war Pit ein echt schlechter Lügner und was er jetzt sagte deckte sich nicht richtig mit dem was er gesagt hatte als er ihn fand. „Damals hast du aber gesagt dass etwas war… aber wolltest mir nicht sagen was“ hakte der dunkle Engel nach. Doch wieder schüttelte Pit den Kopf.

„Ich weiß… ich weiß das ich noch etwas sagen wollte… aber ich weiß nicht mehr was. Tut mir leid, ich kann mich an kaum noch etwas erinnern“ es war die Wahrheit. Pit erinnerte sich nicht mehr an die Szene die geschehen war als er das erste Mal wach wurde. Er hatte es komplett vergessen und das erste an was er sich nach dem Sturz erinnerte war, dass er von Sukoro und seinen Männern gefangen wurde.

Pito gab mit einem unzufriedenen Seufzen nach. Es brachte nichts weiter zu bohren wenn niemand wusste um was es sich handelte und Pit nicht bereit war die Wahrheit zu sagen… oder es tatsächlich vergessen hatte. „Nun gut… ich behalte ein Auge auf dich“ versicherte er seinem Bruder. Dieser biss sich leicht auf die Unterlippe, nickte aber. Falls wirklich etwas mit ihm nicht stimmte, dann war das wahrscheinlich die beste Wahl.

„Gut… dann lasst uns aufbrechen, wir haben genug herum getrödelt“ verkündete Sukoro, dann trennte er sich von den dreien und ging zurück zu seinem Hengst um aufzusteigen. Die Engel nickten und Miriel ging zu Jiji, während die beiden Pits ihre Tiere fertig machten und dann ebenfalls aufstiegen.

So brachen sie auf.

 

Tagelang ritten sie immer Richtung Norden und schon früh verließ Pits Skriggil sie um in seinen Wald zurück zu kehren. Sie rasteten nur um vor der Sonne zu fliehen und zu trainieren. Doch je weiter sie nach Norden kamen, desto kühler wurde es und auch die Sonne wurde immer Schwächer. Weswegen sie bald den ganzen Tag ohne Pause unterwegs waren.

Nachts suchten sie sich meist Schutz in kleinen Wäldern, da es extrem abkühlte sobald die Sonne unterging. Das schien normal und beunruhigte sie nicht weiter. In den Dörfern auf die sie trafen wurden sie mit Proviant und anderen hilfreichen Dingen versorgt, auch Decken und warmer Kleidung.

Die Engel blieben so lange in ihren Tuniken, bis das Wetter sie dazu zwang sich wärmer anzuziehen. Sie hatten hier keine Götter die sie vor der Kälte schützten und so fand man die beiden Männer bald eingehüllt in dicke, wollige Kleidung und langen Mänteln die über ihren Flügeln lagen, welche darunter eingeklappt an den Rücken gepresst wurden.

Immer mal wieder nahmen sie die Mäntel ab um ihren Schwingen Freiraum zu gönnen und Miriel tat es ihnen gleich. Sie hatten Löcher in die dicken Pullover gemacht damit sie die Schwingen hindurch quetschen konnten, jedoch hielten sie dadurch auch nicht mehr so gut warm wie zuvor. Sukoro zog die Engel damit auf das sie wegen ihren Schwingen unnötig froren und das sie sie doch einfach unter den Pullover quetschen sollten, schließlich konnten sie ja auch auf ihnen schlafen, so empfindlich konnten sie also nicht sein.

Doch alle drei lehnten die Idee ab, lieber froren sie als ihre Flügel stundenlang zusammenquetscht zu haben. Außerdem konnten sie sich mit den Schwingen auch zusätzlich wärmen. Es gab Pros und Contras.

Die Kälte wurde jedoch nicht besser je weiter sie gen Norden zogen und bald schon nahmen die Engel die Mäntel gar nicht mehr ab, damit der beißende Wind nicht durch die Löcher zog. Aber auch die Pferde kamen langsam an ihre Grenzen, der Umschwung von heiß auf kalt war unmöglich für sie zu kompensieren. Sie hatten kein Winterfell gebildet und froren immer mehr je weiter sie zogen.

Als die Bäume komplett hohen, dichten Tannen und anderen Koniferen gewichen waren und auch das Gras nicht mehr kräftig grün, sondern strohig und faserig wurde, entschieden sie sich dazu ihre Tiere fürs Erste im nächsten Dorf zu lassen und entweder zu Fuß weiter zu gehen oder kleine, robuste Ponys zu kaufen. Sie hatten sich mittlerweile ein wenig Geld zusammen gekratzt, da sie in den Dörfern immer mal wieder kleine Aufträge angenommen hatten.

Jiji und Noir würden auf die beiden Pferde aufpassen, sodass sie sie auf der Rückreise wieder abholen konnten. Tatsächlich bekamen sie für das Geld zwei kleine, robuste Ponys und als sie sich bereit erklärten ein paar Arbeiten für die Dorfbewohner zu erledigen, gaben diese ihnen noch zwei weitere Ponys mit. Jedoch mussten sie versprechen dass sie die beiden Tiere zurück brachten wenn sie ihre Tiere wieder abholten.

So zogen die vier dann auf den laufenden Fellknäulen weiter, die sich trotz ihrer Größe als ausdauernde kleine Kraftprotze bewiesen, denen die Kälte absolut nichts ausmachte. Sie erschraken sich nicht einmal wenn sie sich nachts Schneewölfe und tagsüber andere Räuber vom Leib halten mussten.

Es war jedoch ein leichtes die kleineren, magieunbegabten Tiere zu verscheuchen, vor allem da Dark und Pit mittlerweile Finsternis und Lichtmagie zu genüge beherrschten und sogar langsam anfingen auch andere Magieformen zu lernen.

 Sukoro schlug ihnen vor nur die Magie zu lernen die ihnen lag und andere Magieformen außen vor zu lassen, bis sie ihre Affinitäten gemeistert hatten. Ansonsten würde es zu schwierig für sie werden und es brachte nichts wenn sie von allem ein bisschen konnten, aber nichts wirklich meisterten. Er versicherte ihnen dass sie dann gegen ihn niemals eine Chance hatten. Scheinbar hatte der Magier seinen Spaß daran zuzusehen wie die Engel sich abmühten um ihrem Schicksal zu entkommen.

Doch trotz allem, hatte sich mittlerweile auch ein Waffenstillstand zwischen ihnen gebildet und sie begannen einander zu vertrauen, vor allem dann wenn sie gegen Raubtiere antraten und merkten dass der andere ihnen den Rücken stärkte. Miriel blieb der ganzen Sache weiterhin skeptisch und auch Pittoo ließ sich nicht mitreißen. Doch Pits anfängliche Abscheu dem Magier gegenüber verschwand von Tag zu Tag.

Nach einigen weiteren Tagen, sie waren mittlerweile 3-4 Wochen unterwegs, veränderte sich die Landschaft abermals. Der erste Schnee fiel und ein weißer Schleier legte sich über die Umgebung, in der Ferne konnte man sehen das dieser Schleier immer dicker wurde und sich zu einer dicken Schneeschicht entwickelte die alles bedeckte. Die Dörfer lagen immer weiter auseinander, sodass sie erst am Ende der 4ten Woche auf das nächste Dorf stießen. Es würde das letzte sein bis sie die Berge erreichten und Eiselfengebiet betraten.

Also deckten sie sich komplett ein mit Proviant und allem was sie brauchten, bevor sie weiterzogen. Mittlerweile mussten sie ihre Kleidung erneut wechseln und waren komplett eingemummt in mehreren Lagen dicken Stoffs. Dick genug dass man kaum noch die Schwingen unter all der Kleidung erahnen konnte.

Die Engel hassten es, aber sie hatten keine andere Wahl. Zumindest hatten sie ihre Magie die sie trotz allem noch zusätzlich warm hielt. Sukoro sorgte immer für Feuer und auch Pittoo hatte angefangen sich in Feuermagie zu lehren und half mit. Der schwarze Engel hatte mittlerweile Lichtmagie, Finsternismagie, Feuermagie und auch Geistmagie gelernt und begann sich darin zu perfektionieren. Aber obwohl er schnell Fortschritte machte, würde es Jahre dauern bis er Meister in den Magieformen war. Miriel hatte 100 Jahre Zeit gehabt alle Magieformen zu lernen, doch die Zeit hatten sie nicht. Sie mussten die Gegenstände finden und zurück in ihre Welt.

Auch Pit blieb nicht untätig und er schien eine höhere Affinität für verschiedene Magieformen zu besitzen als Dark, vor allem für weiße Magie. Neben Lichtmagie hatte er nun auch Luftmagie, Heilung/Supportmagie, Wassermagie und Geistmagie gelernt. Jedoch hing er seinem Bruder immer noch ein wenig nach. Was aber einzig daran lag das er mehr Magieformen gleichzeitig lernen musste. Was die Lichtmagie anging war er mittlerweile genauso stark wie Pittoo und schien ihn langsam aber sicher sogar zu überholen, was den dunklen Engel nur noch mehr anspornte.

Nachdem sie nun auch das letzte Dorf hinter sich gelassen hatten, zogen sie weiter gen Norden und immer tiefer in die kalte, unwirtliche Gegend. Doch ihre Ponys trotteten weiter unbeirrt durch den Schnee und ließen sich von diesem absolut nicht beeindrucken oder beeinträchtigen. Sie waren für dieses Wetter geschaffen und trotzten ihm mit dickem Fell. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die weiße Lage wurde immer dicker und undurchdringlicher, mittlerweile mussten sie sich ganz auf ihre Reittiere verlassen um nicht in einer Schneewehe unter zu gehen. Die Ponys hingegen schienen genau zu wissen wo sie hintreten konnten und wo nicht, so stapften sie selbstsicher durch den Schnee und übernahmen die Führung.

Doch nicht nur der Schnee machte ihnen zu schaffen, Sukoro warnte sie das es hier oben in den Bergen richtige Monster hausten, nicht wie die Wölfe, riesige Fledermäuse und andere Biester unten im Tal. Die Magie hier oben in den Bergen war um einiges Stärker und geballter, Tiere veränderten sich zu magischen Wesen, was bedeutete das sie sehr wahrscheinlich bald sehen würden ob Sukoros Training Früchte trug.

 

„Es ist verdammt kalt…“ murrte Pit schon zum… 20ten Mal? Miriel hatte aufgehört mit zu zählen. Nein… sie hatte eigentlich gar nicht erst damit angefangen. Aber der weiße Engel beschwerte sich trotzdem.

„Halt endlich die Fresse Pit stain! Oder ich schwöre ich sorge dafür!“ blaffte ihm der schwarze Engel entgegen, der mittlerweile genauso genervt von Pits genörgel war wie der Rest. Jedem von ihnen war kalt! Sie hatten endlich diese verdammten Berge erreicht, jedoch half nicht einmal mehr die dickste Kleidung etwas gegen diese extreme Kälte die sich bis auf die Knochen fraß.

„Ich kann nichts dafür! Ich mag dieses Gebiet nicht“ antwortete Pit nur bockig, nicht bereit nach zu geben und er schob seine Hände wieder unter die Achseln, während sein graues Zotteltier weiter stur dem unsichtbaren Pfad folgte.

Miriel hatte oft das Gefühl das ihre Wangenknochen oder Nase erfror, jedoch wagte sie es nicht die Stellen zu berühren, sie wollte die Haut nicht unnötig reizen. Pit schien davon aber nicht viel zu halten, seine Nase und seine Wangen waren ritze rot, da er immer mal wieder die Handschuhe auszog um sie mit der Hand und Heilmagie aufzuwärmen.

Dark riss an den Zügeln und wollte sein Pferd dazu bringen das es sich umdrehte, damit er Pit erreichte um ihm tatsächlich das Maul zu stopfen. Doch alles was er damit erreichte war, das das Pferd abrutschte und mit den Hufen keinen Halt mehr fand. „Verdammt!“ knurrte Dark als er merkte wie das Pferd fiel und auch das Tier wieherte verzweifelte. Er sprang instinktiv von ihm herunter und schon landete das Tier in einer Schneewehe. Im ersten Moment flog der weiße Schnee wie Pulver nach oben und dann war das Pferd verschwunden.

„Scheiße! Wir müssen es da raus holen!“ rief Sukoro nun und stieg von seinem Pferd ab um vorsichtig rüber zu der Schneewehe zu wandern in der das andere Tier verschwunden war. Das Gebiet hier war tückisch, die Schneewehen hier verbargen oft Löcher im Boden oder auch Eisplatten die sich durch den schmelzenden Schnee unten gebildet hatten.

Doch diesmal schien die Wehe nicht eine solche Gefahr zu bergen, denn plötzlich rieselten die weißen Flocken nach unten und ein Kopf kam zum Vorschein. Komplett eingehüllt in weißes Pulver das wie Puderzucker herab rieselte. Das Tier schüttelte den Kopf und wieherte kläglich, sah dabei die anderen hilfebittend an. Es schien sich nicht alleine aus dem Schnee befreien zu können.

„Wieso kommt es nicht raus?“ fragte Pit daraufhin, wenn es den Kopf rausstrecken konnte, sollte es eigentlich auch in der Lage sein zumindest die Vorderhufe heraus zu stemmen, doch das Tier bewegte sich gar nicht mehr. „Vielleicht hat es sich verletzt, lasst es uns rausholen“ antwortete Miriel und sammelte Luftmagie mit der sie die Schneewehe teilte. Sukoro folgte ihrem Beispiel und hob das Tier mit Hilfe des Windes heraus, unterstützt von Pits Magie.

Die anderen Tiere schnaubten nervös aufgrund des plötzlichen Windes, doch das verletzte Tier blieb ganz still als wüsste es genau das sie ihm halfen. Als sein kompletter Körper aus dem Schnee befreit war, sahen sie den Schlamassel. Karmesinrotes Blut tropfte auf den Boden. Das Tier hatte einen tiefen Schnitt an einem der Vorderbeine. Scheinbar war es nicht nur gestolpert, sondern musste in Eis eingebrochen sein welches unter dem Schnee verborgen lag und hatte sich daran geschnitten.

Sukoro zögerte nicht lange und legte seine Hände auf die Wunde, unter dem hellblauen Rauch begann eben diese zu heilen. Die Blutung stoppte und schon bald war der Schnitt verschwunden.

Das Pony schnaubte erleichtert. „Wisst ihr was? Am besten ist es wenn wir die Zaumzeuge gegen Halfter und Strick eintauschen, Je weniger wir den Kopf der Tiere beeinflussen desto besser kommen wir durch dieses Gebiet“ gab Miriel dann zu bedenken und die anderen stimmten ihr zu. Alleine kamen die Pferde besser klar, der Unfall war eindeutig Darks schuld gewesen.

Also stiegen sie am Ende alle von ihren Tieren ab und tauschten die Zaumzeuge gegen Halfter, den Strick befestigten sie dabei am Sattel. Das falls die Tiere durchgingen sie zumindest nicht komplett hilflos waren und  sich die Ponys zumindest nicht losreißen konnten.

Sie alle wurden jedoch von einem Geräusch unterbrochen. Alarmiert sahen sie auf und auch die Ponys fuhren zusammen und begannen wild und unruhig zu schnauben, sie stampften auf, aber gingen nicht durch. Die Tiere wussten dass sie hier in einem kopflosen Galopp sterben würden, jedoch nicht zu fliehen war auch gegen ihre Natur. Ihr Instinkt würde übernehmen wenn die Gefahr stieg.

„Da kommt was“ murrte Dark, der versuchte sein Pony zu beruhigen. Alle 4 kämpften nun mit den Tieren und versuchten sie mit dem Strick unten zu halten und auf sie einzureden. Dark schaffte es am Ende indem er seine Fähigkeit nutzte und auch Pit und Sukoro taten es ihm gleich, obwohl sie dafür Magie anwandten. Nur Miriel bekam ihre Stute allein mit Worten wieder zur Ruhe. Dadurch dass sie so lange bei den Waldelfen gelebt hatte, hatte sie Einfluss auf Tiere.

Doch bald schon waren die Pferde ihr kleinstes Problem, als sich große Körper aus dem Schnee schälten und auch zwischen den Büschen und Bäumen auftauchten. Tiefe, grollende Töne kamen aus dem mächtigen Brustkorb und wurden durch ein Maul voller Zähne gepresst. Giftig gelbe Augen blitzten zwischen blauen Schuppen hervor. „Drachen!?“ rief Pit direkt, eindeutig aufgeregt und kein bisschen ängstlich.

„Keine Drachen, Eisechsen. Seid vorsichtig, die Biester können Eismagie anwenden“ warnte Sukoro sie nur. Dann nutzte er seine eigene Magie und setzte die Pferde mit einem telepathischen Befehl fest, sodass sich alle 4 Tiere nicht mehr rührten und sich die Gruppe um den Feind kümmern konnte.

„Na dann… jeder übernimmt einen?“ es passte, denn genau vier Echsen hatten sich aus dem Schnee erhoben und zischten und grollten sie an.

„Okay“ stimmten alle 3 zu, nahmen ihre Waffen hervor und stürzten sich auf die Echsen. Welche nun ihr Maul aufrissen, eine gelbe Mundhöhle, blaue Zunge und violetten Geifer zeigten und die Herausforderung annahmen.

Miriel spannte ihren Elfenbogen und nutzte das bisschen Magie das sie einsetzen konnte um damit Pfeile zu bilden. Es waren Pfeile aus Metall, da dies das natürliche Element gegen Eis darstellte. Sie wartete den richtigen Moment ab, als die Echse mit aufgerissenem Maul auf sie los ging und schoss den Pfeil genau in die Mitte.

Die Bestie versuchte den Metallpfeil abzuwehren, indem sie in ihrem Maul einen Eisstrahl bildete. Doch der Pfeil ließ sich davon nicht einmal von seiner Bahn abbringen, er teilte den Eisstrahl in der Mitte und fand unbeirrt sein Ziel. Ein sauberer Schuss mitten in den Rachen. Die Echse schrie gurgelnd auf und Spie rotviolettes Blut über den Schnee. Doch sie war noch nicht fertig, selbst mit einem Pfeil der in ihrem Rachen steckte.

Sie nutzte ihre schiere Körperkraft und attackierte Miriel mit Klauen und Zähnen. Die junge Frau jedoch wisch geschickt aus, indem sie sich fast Tänzerisch um die Echse bewegte und ihren Angriffen um Haaresbreite entkam. Trotzdem schaffte das Biest es dabei ihren Haargummi zu erwischen und so ergoss sich rotes Haar in langen Wellen über ihre Schulter und ihren Rücken.

Jedoch behinderte es sie nicht beim Kämpfen, im Gegenteil, sie nutzte ihre Haar wie ein Tuch und lenkte die Angriffe der Echse somit ein wenig, zusammen mit Hilfe von klug eingesetzter Geistmagie, immer wieder tickte sie das Bewusstsein der Echse kurz an um ihre Angriffe voraus zu sehen.

Als der richtige Moment gekommen war, formte Miriel ihre Hand zur Faust und verstärkte diese mit Metallmagie, bis sie einem Hammer glich. Dann nutzte sie die Bewegungen der Echse, als diese zum Sprung ansetzte. Miriel schlitterte unter das Biest und holte mit der Faust aus, das Maul des Tieres drohte sich dabei um ihren Arm zu schließen, doch sie traf ihr Ziel. Die Metallfaust schlug auf den Pfeil im Rachen des Tieres und trieb ihn unbarmherzig nach oben direkt in ihr Hirn. Das Tier starb noch im Sprung und so schloss sich das Maul nicht. Doch durch die Wucht des Körpers wurde Miriel samt dem Tier zu Boden geworfen.

„Urg…“ sie zwängte sich unter der Echse hervor und spürte wie warmes Blut ihren Arm herunterlief. Durch den Sturz hatten sich doch ein paar der messerscharfen Zähne in ihren Arm gebohrt und die dicke Stoffkleidung aufgerissen. Doch es war nur eine kleine Verletzung die sie leicht heilen konnte. Doch zuerst sah sie nach den anderen, nur um erleichtert fest zu stellen das der Kampf vorbei war.

Die anderen drei Echsen lagen Tod im Schnee. Eine war vollkommen bedeckt mit Brandwunden und schwarze Schatten waberten um sie herum. Die andere hatte unzählige Schnitte, wahrscheinlich von Windmagie und Lichtmagie, und Verbrennungen. Was darauf schließen ließ das Dark Pit seinem Bruder zur Hilfe gekommen war nachdem er seine Echse erledigt hatte. Sukoros Tier jedoch bekam mit einem glatten Schnitt den Kopf vom Hals getrennt und ein riesiges, scharfes Metallschwert steckte daneben im Boden. Metall war effektiv gegen Eis. Jedes Element besaß einen Gegenspieler.

Keiner der drei war verletzt, was Miriel trotzig die Lippen zusammen kneifen ließ, dann wandte sie den Blick ab und heilte ihren Arm. „Alles okay?“ Pit kam zu ihr, er hatte ihren Kampf gesehen und war besorgt seit dem Moment wo sie unter der Bestie begraben wurde. „Ja, alles okay. Sind nur Kratzer“ beruhigte Miriel den weißen Engel und zeigte ihm den Arm mit den verheilten Wunden. Pit war mittlerweile so gesehen ihr Heiler da er neben Lichtmagie auch die beste Affinität für Heilung und Supportmagie zeigte. Als er sich ihren Arm ansah war er jedoch zufrieden keine Wunde mehr zu sehen. Aber die Kleidung würde sie nähen müssen, ihr Arm fror jetzt schon in der bitteren Kälte.

„Für jemanden der kaum Magie einsetzen kann hast du dich doch gut geschlagen“ meinte Dark dann nur und ein sarkastisches Grinsen zierte sein Gesicht, was Miriel dazu brachte ihn anzufunkeln. „Mach es besser“ murrte sie ihm herausgefordert entgegen. Der schwarze Engel zuckte jedoch nur mit den Schultern.

„Wir sollten weiter“ merkte Sukoro nun an, auch wenn er den kleinen Streit durchaus amüsant fand „das Blut dieser Biester wird noch mehr von denen anlocken“. Die anderen drei stimmten daraufhin zu und so schwangen sie sich wieder auf die Pferde. Sukoro löste seinen telepathischen Einfluss auf die Tiere. Sie brauchte dennoch ein wenig Zuspruch um an den Leichen der Echsen vorbei zu gehen, doch als sie diese hinter sich ließen, folgten sie wieder ihrem unsichtbaren Pfad auf sicheren Schritten.

 

Die Gruppe ritt eine Weile und Dunkelheit drohte langsam über sie herein zu brechen. „Wir sollten einen Platz zum übernachten finden“ gab Dark Pit zu bedenken, diese Gegend war so unwirtlich das sie kaum unter dem offenen Himmel schlafen konnten, also mussten sie sich früh genug eine Höhle suchen.

„Ja… aber ich hab bisher keine Höhle entdeckt“ erwiderte Miriel, sie beobachtete schon eine Weile ihre Umgebung um einen Platz zu finden an dem sie übernachten konnten. Doch noch hatte sich nichts als passend erwiesen. Weder eine Höhle, noch eine geschützte Stelle wie eine große, aufgetürmte Schneewehe oder dicht beieinander stehende Tannen und Fichten.

Der Berg sah um sie herum gleich aus, dichter, dicker Schnee und Bäume die in relativ gleichmäßigen Abständen auseinander standen. Außerdem war auf diesem Teil des Berges der Wind stärker, er zog an ihren Haaren und ihrer Kleidung und bließ ihnen eisig ins Gesicht. Außerdem fegte er den Schnee so über den Boden das tückisches Wurzelgeflecht kaum noch zu sehen war.

„Zur Not müssen wir einen Platz unter einem der Bäume aufschlagen. Im Dunkeln weiter zu reiten wird uns nur die Pferde kosten“ merkte Sukoro an. Zwei von den Tieren gehörten ja noch nicht einmal wirklich ihnen, sondern waren nur geliehen. Nicht dass dies den Magier irgendwie interessierte. Jedoch hatte er keine Lust den Berg zu Fuß weiter zu erklimmen, mit den Tieren waren sie schneller unterwegs und mussten sich nicht um erfrierende Zehen sorgen.

Jedoch wurden sie jäh aus ihrer Überlegung und Suche gerissen, als ein Geräusch durch die Berge hallte. Erst waren sie sich nicht sicher ob sie richtig gehört hatten, doch dann erscholl es wieder.

„Habt ihr das Gehört?“ fragte Pit nun und alle horchten aufmerksam hin. Erst war es nur sehr leise zu hören, doch dann erscholl es lauter, es waren Kampfgeräusche und am Ende schrie jemand aus voller Kehle:

„HILFE! IRGENDJEMAND?! HILFE!“

Feind oder Freund?

„Wir müssen ihm helfen!“ rief Pit sofort und riss sein Pferd herum. Das Tier wieherte bei der plötzlichen Bewegung und Pit strich ihm entschuldigend über den Hals. „Das geht nicht mit den Pferden. Geht ihr, ich bleibe hier und pass auf die Tiere auf, ich kann euch eh nicht viel helfen“ Miriel schwang sich vom Rücken des Ponys und nahm dessen Zügel. „Ihr seid schneller wenn ihr hinfliegt“ sie hatten allem Anschein nach keine Zeit zu verlieren, wer auch immer da Geschrien hatte war in ernsthafter Gefahr. Sie führte ihr Pony zu den andern und griff in die Zügel von Pits Pferd. Dieser sah zu ihr runter und nickte, dann stieg er ab.

„Okay“ Die anderen beiden taten es ihm gleich und Miriel übernahm die 4 Ponys. „Dann macht euch auf“ rief sie ihnen zu und die Engel streiften den dicken Pulli ab, sie froren zwar, doch sie brauchten ihre Schwingen die nun endlich wieder zum Vorschein kamen. Sie hatten immer noch die anderen Sachen drunter doch in diesen waren Löcher eingeschnitten damit sie die Flügel durchstecken konnten. Dark und Sukoro sammelten rotorange Flammen in der Luft und schon wurde ihnen allen warm, für die kurze Zeit würde es reichen damit sie sich keine Erfrierungen holten.

„Was ist mit Sukoro?“ Pit sah zu diesem, während er seine Schwingen streckte und flatterte um wieder Gefühl in die Muskeln zu bekommen. „Keine Sorge Hühnchen. Ich komme klar“ meinte der Magier nur mit einem Grinsen, dann wehte der Wind plötzlich auf und kleine Wirbelstürme fingen an sich auf seinem Rücken zu bilden, bald schon formte sich der Wind zu zwei riesigen, wirbelnden Schwingen auf dem Rücken des Magiers. „Das sollte reichen“ gab er nur auf die erstaunten Blicke der Engel, dann Schlug er mit den riesigen Flügeln aus purem Wind und hob ab in die Luft. Pit und Dark sahen sich an, nickten dann und folgten ihm mit kräftigen Flügelschlägen.

Miriel sah den 3en mit gemischten Gefühlen nach, dann widmete sie sich den Ponys, halfterte die 3 Tiere der andern und band sie in Reih und Glied hintereinander, dann setzte sie ihre Suche nach einem geeigneten Rastplatz fort.

 

Pit schlug kräftig mit den Flügeln und durchschnitt die eisige Luft, zum Glück hielt ihn der Zauber der beiden Männer warm. Ansonsten war er sich sicher würden seine Schwingen erfrieren bevor er ankam. Sein Bruder flog neben ihm und sorgte dafür dass der Zauber aufrecht erhalten blieb. Pit konnte sehen dass sich winzige Schweißperlen auf dem Gesicht des schwarzen Engels bildeten. Nach wie vor war es anstrengend Magie kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Sukoro hatte weniger Probleme obwohl er gleichzeitig noch seine Schwingen hatte.  Er schwitzte noch gar nicht, schien sich aber auch keine Sorgen um Darks Ausdauer zu machen. Sie wussten dass der schwarze Engel das definitiv durchhalten würde.

Die drei flogen in die Richtung aus der die Stimme kam. Sie hörten den Mann noch einige Male um Hilfe rufen und merkten dass sie näher kamen. Doch mittlerweile war die Stimme verstummt, weswegen Pit sich sorgte dass sie es nicht rechtzeitig schafften.

Die Landschaft flog unter ihnen dahin und endlich kam etwas in Sichtweite. „Was ist das?“ fragte Pit überrascht. Da lag etwas Weißes vor ihnen im Schnee und es war riesig, doch schien sich perfekt seiner Umgebung anzupassen. Erst als sie näher kamen, sahen sie das ein Teil des Tieres seltsam eingerollt war und ein dunkler Punkt befand sich in der Mitte.

„Das ist eine Schlange!“ rief Pittoo dann als sie endlich erkannten was sich da vor ihnen in voller Länge erstreckte. Sie war riesig!

„Eine Eisschlange! Das dort gefangen im Körper muss derjenige sein der um Hilfe rief“, klärte Sukoro sie dann auf.  Das Tier bewegte seine Schuppen und die Beute darin immer weiternach oben, es schlängelte sich perfekt durch den Schnee. Dann plötzlich hob es den Kopf und nun sah Pit wieso er es nicht direkt erkannt hatte! Der Kopf des Tieres sah aus wie ein Koniferenbusch! 

Die Schlange hatte schneeweiße Schuppen mit dunkelblauen und braunen Flecken dazwischen, dadurch tarnte sie sich perfekt im Schnee. Am Rande ihres langen Körpers stachen die gleichen seltsamen Schuppen hervor die den kompletten Kopf bedeckten. Sie sahen aus wie Koniferengrün das mit Schnee bedeckt war! Der Kopf der Schlange wirkte sogar wie eine Muschelzypresse.

Große, violette Augen fixierten die Beute in ihren Schuppen die sie langsam immer näher an ihren Kopf brachte. Wer auch immer dort gefangen war schrie nicht mehr und schien sich auch nicht mehr zu bewegen.

„Vielleicht hat sie ihn schon zerdrückt?“ fragte Pit besorgt, jedoch hatte darauf niemand eine Antwort. Er konnte Tod sein, aber genauso gut nur Bewusstlos. „Wir müssen das Vieh vertreiben oder töten wenn wir ihn retten wollen“ knurrte Sukoro den Engeln zu. Als sie näher heran flogen sah die Schlange auf und direkt zu den 3 Männern. Sie zischelte aggressiv und öffnete das Maul mit den scharfen Reiszähnen. Jedoch war sie eindeutig eine Würgeschlange und so troff kein Gift von den Zähnen.

Doch nun konnten sie auch einen guten Blick auf ihre Beute erhaschen. „Scheiße!“ kam es von Sukoro als er erkannte wobei es sich dabei handelte. „Ich wäre dafür wir lassen der Schlange ihr Fressen. Der Kerl ist ein Dämon“ knurrte Sukoro nur, verdammt er wusste diese Rettungsaktion war dämlich gewesen. Wieso hatte er sich darauf eingelassen? Aus Neugierde…

Nun sah auch Pit was Sukoro meinte, der junge Mann war nicht viel Älter als sie Äußerlich, jedoch hatte er riesige, schwarze Schwingen die aus seinem bloßen Rücken stachen. Sie waren noch Größer als die von Miriel und fast doppelt so groß wie seine oder Pittoos Schwingen. Ein Flügel war im Griff der Schlange eingeklemmt, der andere breitete sich über ihre Schuppen aus und schien zu bluten.

Doch das war nicht das Einzige auffällige an dem Mann. Er hatte schwarzes, lockiges Haar was etwas kürzer war als sein eigenes, jedoch waren es die großen, gedrehten Widderhörner die seine Aufmerksamkeit weckten. Die Augen des Mannes waren geschlossen und so konnten sie nicht sehen ob er nur bewusstlos war oder Tod.

„Verdammt…“ Pittoo hatte nun genauso wie Sukoro seinen Flug verlangsamt, er wollte nicht riskieren das die Schlange sie angriff, sie zischte sie schon bedrohlich und aggressiv an. Zeigte ihnen deutlich dass sie auf Abstand bleiben sollten wenn sie sich nicht mit ihr anlegen wollten. Doch Pit sah die andern beiden nur entgeistert an: „Das könnt ihr nicht ernst meinen! Wir müssen ihm helfen! Auch wenn er ein Dämon ist“ rief der gutherzige Engel empört.

Er wusste das es Probleme mit Miriel geben konnte, doch sie waren zu viert gegen einen Dämon und wenn sie sich jetzt schon mit den Dämonen schlecht stellte, was würde das später erst werden? „Wir müssen später ins Reich der Dämonen, ich denke es ist nicht schlecht wenn wir uns dann schon mal Freunde machen die uns unterstützen könnten“ er sah die andern mit ernstem Blick an.

Doch die beiden schienen immer noch zu zögern und Pit schnaubte wütend. „Dann kämpf ich halt alleine gegen das Vieh!“ rief er erbost und sauste weiter. „Pit!“ nun zögerte auch Dark nicht weiter und flog seinem Bruder nach. Verdammt, natürlich würde der Idiot versuchen den Kerl zu retten. Manchmal war Pit eindeutig zu lieb für die Welt!

„Tz… verdammt. Ich kann meine Kohle wohl schlecht sterben lassen“ murrte Sukoro nur genervt und setzte den Engeln nach.

Die Schlange schien sich nun eindeutig angegriffen zu fühlen, sie hob ihren Vorderkörper hoch und begann sich in eine S Form zu begeben. Ihr Kopf fixierte dabei die herannahenden Engel und den Magier. Sie war bereit zuzustoßen.

„Seit vorsichtig mit ihrem Kopf, die Biester sind sau schnell! Dark benutzt deine Gedankenkontrolle und verlangsame ihre Bewegungen. Pit verwende deine Supportmagie auf meine Metallmagie, ich werde Versuchen den Kopf des Viehs neu Einzukleiden“ damit schoss Sukoro an den Engeln vorbei und direkt auf die Schlange zu. Graue Flammen begannen sich um seinen ganzen Körper zu winden, zeugten davon dass er Fortgeschrittene Metallmagie anwandte.

Die beiden Engel nickten auf seine Worte und folgten ihm. Dark flog von links an die Schlange heran und fixierte sie mit seinen roten Augen, er konzentrierte sich darauf sie vom Angriff abzuhalten. Ein verwirrtes Funkeln in den Augen der Schlange schien von seinem Erfolg zu zeugen. Jetzt erst legte Sukoro noch einen Zahn zu und flog näher heran. Pit folgte ihm, dann begann er hellblauen Rauch zu sammeln, wie wenn er Heilungsmagie einsetzte, jedoch nutzte er diesmal die andere Form und der Rauch kroch zu den grauen Flammen und diese schossen in die Höhe.

Sukoro wartete den richtigen Moment ab, dann schoss er die riesigen, grauen Flammen auf die Schlange ab.  In dem Moment ließ Pittoo das Tier los und die Schlange stieß in ihrem vorigen Angriff gefangen zu und mit ihrem Kopf direkt in die Flammen hinein. Das Tier schrie auf, ein Laut der durch Mark und Bein ging. Der weiße Kopf begann sich silbern zu verfärben und glänzte metallisch in der Sonne.

Nun war der Kopf zu schwer für den Hals, das Tier versuchte sich zu stabilisieren und waberte mit dem Hals in verschiedene Richtungen, dann fiel der riesige Kopf einfach zur Seite nach unten und der komplette Körper der Schlange fiel hart in den Schnee, ließ dabei alles vibrieren.

„Haben wir sie?“ rief Pit aufgeregt, doch die Antwort kam prompt. Als ihn der Schwanz der Schlange plötzlich im Rücken traf und ihn mit voller Wucht gegen Sukoro krachen ließ. „Arg!“ riefen beide Männer und die Stärke des Schwanzmuskels schleuderte sie beide durch die Luft und sie flogen unkontrolliert in den nächsten Baum.

Die beiden Männer fielen durch Nadeln und Äste in die Tiefe und landeten benommen im Schnee. Durch den Aufprall löste sich der komplette Schnee vom Baum und fiel hart auf sie drauf, verdeckte sie komplett.

„Scheiße! Pit!“ rief Dark besorgt, doch schnell merkte er, das er sich um sich selbst sorgen musste als die Schlange sich wieder regte. Das Tier warf den mit Metall überzogenen Kopf mit voller Wucht gegen einen Felsen der groß aus dem Schnee aufragte. Es krachte und klirrte als das Metall zersprang und die Schlange wieder frei war. Jedoch hatte der Angriff von Sukoro nicht wenig Schaden hinterlassen. Der Kopf der Schlange war regelrecht gehäutet, sie hatte kaum noch Schuppen daran und das rosaweiße Fleisch wirkte Tod, es blutete nicht einmal. Die Schlange schrie und fixierte blind den Engel der noch in der Luft war.

Verzweifelt und in Todesangst durch die Verletzungen griff sie Pittoo an, öffnete ihr riesiges Maul und entblößte die scharfen Zähne während sie drohte Pittoo im Ganzen zu verschlingen. „Fuck!“ rief der Engel, er schlug mit den Flügeln und versuchte rückwärts weg zu fliegen. Doch das Viech war zu schnell. In einem letzten verzweifelten Versuch sich zu verteidigen schrie Pittoo auf und schwarze Schatten waberten um seinen kompletten Körper, dann schoss er pure Finsternismagie in den Rachen der Schlange.

Das Biest schrie auf und lenkte seinen Angriff ab, es schloss das Maul und begann den nackten Kopf wie wild in den Schnee zu schlagen. Dabei löste sich ihr Klammergriff und der Dämon fiel zu Boden. Doch die Schlange war immer noch nicht fertig, sie öffnete das Maul und schluckte Schnee um den Schmerz zu betäuben, dann fixierte sie sofort wieder Pittoo der nun, nachdem er seine ganze Kraft in einem Schlag abgefeuert hatte, wie leichte Beute durch die Luft trudelte.

Erneut stieß die Eisschlange zu und drohte den Engel zu verschlingen. Pittoo sah in den, durch die Finsternismagie verwesenden, Rachen, er wusste er konnte nicht mehr ausweichen und machte sich auf das schlimmste gefasst.

Gerade als sich das Maul der Schlange um ihn schließen wollte, fühlte Pittoo Hitze auflodern und die Schlange schrie qualvoll auf.

„Was?“ fragte er verdutzt und öffnete die Augen, er hatte jetzt erst gemerkt dass er sie geschlossen hatte. Verwirrt sah er zur Schlange, ihr Maul war voller Flammen, welche auch an ihrer nackten Haut leckten und immer Höher krochen.

„Verdammtes Stück Scheiße! Ich schwör ich mach mir ne Handtasche aus deinen Scheiß Schuppen und nen Gürtel aus deinen Kindern!“ brüllte es auf einmal von unten hoch.

Pittoo sah überrascht nach unten und da stand der Dämon. Putzmunter und zeigte der Schlange den Mittelfinger während er finster Grinste, seine grünen Augen loderten gefährlich. Die Schlange hingegen schien nichts mehr erwidern zu können. Ihr schwarz verkohlter Kopf fiel zusammen mit dem Hals einfach leblos nach hinten in den Schnee als die Flammen sie fertig verzehrt hatten. Sie zuckte nicht einmal mehr und war eindeutig Tod.

Nun sah der Dämon nach oben zu Pittoo und wunk ihm als wäre nichts. „Hey Hübscher! Danke für die Hilfe!“ rief er nach oben und Darks Auge zuckte gefährlich bei dem Kosenamen. „Nenn mich nicht so! Und dank nicht mir, ich hätte dich verrecken lassen!“ knurrte er dem Dämon zu, dessen Grinsen auf seine Worte hin nur größer wurde. Na, da war aber jemand giftig~

Dark hatte keine Lust sich mit dem Kerl abzugeben, eher lag seine Sorge bei seinem Bruder und schon sauste er hinab zu dem Baum in den Pit und Sukoro geknallt waren. Er landete im Schnee und begann Pit auszugraben. Wurde jedoch unterbrochen als der Dämon zu ihm aufholte.

„Was tust du da? Oh… du bist ja gar kein Dämon. Interessant. Aber so wird das nichts, mach mal Platz“, ließ der Schwarzhaarige junge Mann verlauten und schob Pittoo dann einfach beherzt zur Seite. Dieser warf ihm einen mehr als giftigen Blick zu doch der Dämon grinste ihn nur wieder an und die grünen Augen funkelten. Warte… grüne Augen? Hatte Miriel nicht gesagt sie hatten immer rote Augen?

Doch der Mann achtete nicht weiter auf Dark, sondern streckte seine Hand aus und schwarzblaue Flammen begannen aufzulodern. Dann hob sich plötzlich der Schnee wie von selbst hoch und schwebte immer höher in den Himmel hinauf. Langsam kamen Pit und Sukoro darunter zum Vorschein. Sukoro sah sie beide sofort an und seine Augen funkelten erschöpft. Pit schien Bewusstlos zu sein und so wie es aussah hatte Sukoro seine letzten Kräfte genutzt um sie beide Warm zu halten.

„Wurde auch Zeit…“ knurrte er ihnen zu und fixierte dann den Dämon. „Ein Satyrmischling… und sonst? Sukkubus oder Inkubus?“ fragte er denn jungen Mann direkt und der Schwarzhaarige nickte nur leicht. „Sukkubus~“ meinte er mit verspielter Stimme, dann sah er hoch zum schwebenden Schnee und warf ihn einfach mit einer flüchtigen Handbewegung zur Seite weg.

„Ich dachte die gebären nur Frauen?“ Sukoro hob leicht eine Augenbraue und folgte dann der Bewegung. „Gravitationsmagie…“ murmelte er als er sah wie der junge Mann den Schnee dirigierte. Gravitation war eine äußerst mächtige Magieform.

„Ja tun sie auch. Aber nur wen sie Reinrassig sind. Meine Mutter ist halb Sukkubus und halb Formwandler“ erwiderte der junge Mann nur, dann fiel sein Blick auf Pit und er zog die Luft überrascht zwischen die Zähne. „Woah! Was ist er denn!?“ rief er aufgeregt und wollte gerade den jungen Engel am Arm packen als Darks Hand sich wie ein Schraubstock um den des Dämons legte. Seine Augen bohrten sich in die des Andern in stummer Drohung. „Oh was den? Eifersüchtig?“ der Dämon schien absolut keine Furcht vor Dark zu haben.

Dieser knurrte nur wütend auf die Reaktion des Andern. „Fass ihn nicht an“ brummte er ihm dunkel entgegen und der junge Mann verzog seine Lippen zu einem schmunzeln. „Lass mich los, ich tu ihm ja nichts. Willst du ihn ewig im Schnee liegen lassen? Und was ist er? Genauso wie du. Was bist du? Kein Schatten aber eine Kopie von dem weißen… und ihr seid beide keine Dämonen“ der junge Dämon war eindeutig extrem scharfsinnig. So viel war sicher, doch er schien alles andere als Feindseelig zu sein, aber ziemlich neugierig. Er wirkte eher freundlich und offen. Doch Sukoro wusste es besser, einem Dämon war nicht zu trauen, selbst wenn er ein dreifacher Mischling war.

„Das hat dich nicht zu Interessieren Schäfchen. Wir haben dir geholfen, das reicht. Mach das du von hier verschwindest“ warnte der Magier den Anderen dann, ehe er einen Arm unter Pits Schultern legte und den geschwächten Engel hochhob. Dark ließ währenddessen endlich den Arm des Dämons los und dieser rieb sich die abgedrückte Stelle.

 „Was habt ihr denn? Ihr behandelt mich als wäre ich euer Feind. Ich bin euch Dankbar das ihr mich gerettet habt. Aber ich versteh die Feindseligkeit nicht“  der junge Dämon sah die beiden Männer nur fragend an, die grünen Augen funkelten verwirrt. „Du musst es auch nicht verstehen, wir gehen jetzt“ knurrte Dark, dann ging er zu Sukoro und nahm ihm Pit ab, indem er selbst den Arm stützend unter Pits Arme legte. Er warf dem Magier einen warnenden Blick zu, was dieser nur mit einem Grinsen kommentierte.

„Er ist ja wirklich Eifersüchtig“ meinte der Dämon mit einem belustigten Lachen und Sukoro sah zu ihm. Hm, vielleicht war der Kleine doch nicht so verkehrt? Sein Blick glitt an dem jungen Dämon herunter und musterte ihn. Viel hatte er nicht an, sein Oberkörper war trotz dem kalten Wetter frei von jeglicher Kleidung, wahrscheinlich wegen der großen, schwarzen Schwingen. Ansonsten trug er nur eine schwarze Stoffhose und schwarze Stiefel.

Der junge Mann bemerkte den Blick des Magiers und lupfte eine Augenbraue. „Was ist?“ fragte er unschuldig und Sukoro lachte nur kehlig auf. „Tu nicht so unschuldig Sukkubus. Ich wette du brauchst männlichen Samen um bei Kräften zu bleiben“ erwiderte der Magier nur. Die Augen des Dämons zogen sich wissend zusammen. „Und? Was willst du damit andeuten? Tut mir leid, aber du bist echt nicht mein Typ“ meinte dieser dann nur grinsend und sah zu dem bewusstlosen Pit der von Dark regelrecht mitgeschleift wurde.

„Hmpf… als hättest du viel Auswahl und nein… den kannst du dir eindeutig abschminken. Da gibt es drei Leute die das eindeutig nicht zulassen würden“ kommentierte Sukoro den Blick des Dämons nur mit einem verschmitzten Grinsen. „3? Rechnest du ihn mit ein? Vielleicht mag er es ja~“ erwiderte der Schwarzhaarige nur und grinste zurück. „Ich rechne ihn nicht mit ein und das ist genug. Nun geh, nochmal helfen wir dir nicht“ blockte Sukoro ihn nur ab, es war keine gute Idee Miriel zu erwähnen. Dann drehte sich der Magier um und folgte den beiden Engeln.

Der Dämon blieb stehen und sah den dreien nach, dann verschränkte er seine Arme und legte den Kopf schief, seine Augen blitzten auf ehe er grinste. „So leicht lass ich mich nicht abwimmeln… wär ja noch schöner“ murmelte er zu sich selbst. Er wollte unbedingt wissen was es mit diesen beiden geflügelten Menschen auf sich hatte. Sowas hatte er noch nie gesehen! Also setzte er einen Fuß vor den Anderen und folgte den 3en.

 

Auf dem Weg zurück zu Miriel, wachte Pit endlich wieder auf. Benommen öffnete er die blauen Augen und sah sich fragend um. „W…Was ist passiert? Wo ist die Schlange!?“ bei der Erinnerung schreckte er hoch und sah sich noch einmal um, diesmal panischer. Ehe er Dark mit seinen großen Saphiren ansah.

„Tod… du warst eine ganze Weile bewusstlos. Scheinbar hast du dir den Kopf am Baum angeschlagen“ antwortete Dark ihm nur und erwiderte den Blick mit seinen weinroten Rubinen. Pit blinzelte ein paar Mal, dann machte er sich von Dark los und sah sich ein drittes Mal um. „Wo ist der Dämon?“ fragte er dann und Dark seufzte.

„Weg, wir haben ihn gerettet und nun geht er wieder seiner Wege“ antwortete er dann nur auf die Frage. Sukoro sah daraufhin nach hinten und grinste. „Scheint nicht der Fall zu sein, er folgt uns“ meinte der Magier nur und deutete mit dem Daumen nach hinten. „Was?“ knurrte Pittoo und sah nach hinten.

Fuck! Der Kerl war wirklich noch da… „Tz, wir haben ihm doch oft genug gesagt das er abhauen soll. Wir können ihn unmöglich mit zu Miriel nehmen, die geht uns an die Decke“ murrte er ungehalten. Verdammt noch mal! Dieser elende Saftsack, was fiel ihm ein so dreist zu sein und ihnen einfach zu folgen?

Pit hingegen sah nach hinten zu dem Schwarzhaarigen und… wunk ihm! „Hör auf damit!“ fauchte Dark seinen Bruder an und Pit sah nur unschuldig zu ihm. „Was den? Er scheint doch ganz nett, er bleibt ja sogar auf Abstand“ antwortete Pit nur naiv und tatsächlich erwiderte der Dämon Pits Geste mit einem winken seinerseits.

 „Ja er bleibt nett bis er Miriel sieht, schalt dein Hirn ein du Vollidiot!“ knurrte der dunkle Engel ihm nur entgegen und Pit blies beleidigt die Wangen auf. „Hör auf mich so zu nennen! Und wir wissen nicht wie er reagiert und selbst wenn er feindlich ist können wir ihn immer noch vertreiben“ gab der weiße Engel wider und Dark schnaubte nur genervt.

„Pit hat vielleicht nicht so unrecht. Er scheint mir sehr jung zu sein und dazu ein Mischling. Dämonen hassen Mischlinge ich bin mir sicher sie haben ihn aus ihrem Territorium vertrieben. Selbst wenn er weiß wer Miriel ist kann es sein das er sie nicht als Feind ansieht wie andere Dämonen“ gab nun auch Sukoro sein Wissen kund und erneut schnaubte Dark, er wurde immer unzufriedener.

„Verdammt noch mal… gut! Wenn ihr unbedingt wollt dann ladet den Kerl doch zum Essen ein!“ fauchte er gereizt und kassierte nur ein Grinsen von Sukoro. „Schalt mal nen Gang runter Elster. Er tut deiner Freundin schon nichts“ zog Sukoro den schwarzen Engel nur weiterhin auf und die roten Augen von Dark begannen regelrecht zu lodern. Pit ließ sich Sicherheitshalber mal etwas zurückfallen…

„Sie ist nicht meine Freundin!!“ blaffte Dark dem Magier nun entgegen und ballte seine Hände zu Fäusten, seine Augen blitzten gefährlich. Das Grinsen des Magiers hingegen bekam ebenfalls einen Unterton der davon zeugte dass er nicht so schnell nachgab. „Achja? Dafür machst du dir aber extrem viele Sorgen um sie und was ist mit deinem Bruder? Der Dämon lag nicht ganz so falsch nicht wahr? Ich bin nicht dumm ich kann mir denken was Miriel gesehen hatte was dich so wütend gemacht hat“ vor allem da er abgehauen ist und hinterher als allererstes mit Pit reden wollte.

„Hör auf damit!“ diesmal war es nicht Dark der Sukoro anblaffte, sondern tatsächlich der weiße Engel, dessen blaue Augen nun genauso funkeln. „Das geht dich gar nichts an!“ knurrte er ihm wütend entgegen und Dark funkelte beide an. „Halts Maul Pit! Du machst es nur schlimmer!“ schrie Dark nun seinen Bruder an der daraufhin beleidigt und trotzig seinen Blick erwiderte, aber nichts mehr sagte. Am liebsten würde der dunkle Engel wieder die Flügel in die Hand nehmen und abdampfen.

Aber keine zehn Pferde würden ihn dazu bringen Pit mit Sukoro UND diesem Dämon allein zu lassen. Dieser stand sehr offensichtlich auf Männer und zeigte reges Interesse an Pit. Niemals würde er diesen Kerl an seinen Bruder heranlassen. Verdammt noch mal… wieso hatte er nach all der Zeit immer noch diese seltsamen Besitzansprüche?

„Ihr seid schon ein seltsames Gespann…“ eine vierte Stimme mischte sich ein und die drei wirbelten herum. Mittlerweile hatte der Dämon tatsächlich aufgeholt und lief mit hinter dem Kopf verschränkten Armen hinter ihnen her. Pittoo funkelte den jungen Mann an, doch dieser grinste ihn nur dreist an. Er hasste es! Er konnte diesen Kerl absolut nicht leiden, allein dieses Grinsen weckte das Verlangen in ihm dem Typen eine rein zu hauen.

„Was ist denn so schlimm daran wenn man Leute hat die einem viel bedeuten?“ beendete der Dämon seinen Satz und nahm die Hände hinter seinem Kopf weg. Dann streckte er eine Hand Pit hin. „Hi! Schön zu sehen das es dir besser geht! Ich bin Beahr, Sukkubus und Satyrmischling mit einem winzigen Hauch Formwandler, aber ich kann mich nicht mal in nen Schaf verwandeln obwohl ich so aussehe.“ Stellte er sich dann grinsend vor.  „Hey!“ rief Pit fröhlich, nun noch weniger verstehend wieso Dark den Dämon nicht leiden konnte, er war doch total nett! Dann schlug er ein und schüttelte die Hand des Schwarzhaarigen. „Ich bin Pit! Diener der Göttin Lady Palutena! Und das ist mein Bruder Dark Pit. Wir sind Engel aus einer anderen Welt und dabei wieder in unsere zurück zu gelangen“ stellte Pit sich dann direkt vor und… verriet mal wieder sofort alles. Er hatte eindeutig nichts gelernt.

„Pit!“ fuhr Dark ihn an, doch nun war es sowieso zu spät. „Was solls… wäre sowieso so gekommen“ meinte Sukoro nur Schulterzuckend. Der Dämon hingegen sah Pit mit großen, grünen Augen an. „Ein Engel!? Ihr seid beide Engel!? Wow! Deswegen hast du weiße Schwingen, sowas hab ich noch nie gesehen! Sie sehen wunderschön aus“ rief Beahr verblüfft und sein Blick glitt bewundernd wieder zu den schneeweißen Schwingen die mittlerweile nur noch unter dem dicken Mantel hervorguckten. Sie alle 3 hatten sich die Mäntel wieder übergezogen, doch die Engel verzichteten fürs erste darauf ihre Flügel wieder unter den Stoff zu packen.

Pit zog nun seine Hand zurück, da er merkte dass der Andere das nicht vor zu haben schien und nickte. „Jap! Danke! Aber deine Schwingen sehen auch cool aus, sie sind pechschwarz. Haben alle Dämonen solche Flügel wie du? Sie sind riesig“ rief Pit fröhlich und betrachtete seinerseits die Schwingen des Andern. Dark grummelte genervt davon dass sie sich schöne Augen machten… Pit natürlich ohne es zu merken. Der Dämon hingegen… er war sich sicher das der genau wusste was er tat.

Beahr grinste auf Pits Worte: „Nicht alle. Nur Inkubus und Sukkubus haben solche Schwingen und auch die sind nicht immer so gefiedert. Manche sehen auch aus wie die Schwingen von Fledermäusen und wieder andere wie die von Drachen“ erklärte der Dämon dem neugierigen Engel.

„Cool!“ antwortete Pit daraufhin, ehe er Beahrs bloßen Oberkörper betrachtete und seine blauen Augen zeugten von Sorge und von Neugierde. „Wie schaffst du es hier ohne Oberteil herum zu laufen?“ fragte er nun die Frage, die tatsächlich auch Dark interessierte. Einfach aus dem Grund das er keine Lust mehr hatte seine Flügel zu verstecken.

„Oh! Das liegt daran das ich starke schwarze Magie beherrsche, ich erhitze meinen Körper mit Feuermagie. Aber ich hab als Dämonenmischling auch eine erhöhte Körpertemperatur“ mit den Worten nahm er einfach Pits Hand und führte sie zu seiner Brust wo er ihn dazu brachte seine Haut anzufassen. „Siehst du? Warm!“ rief Beahr mit einem unschuldigen Ton, doch Dark knurrte bedrohlich bei der Geste.

Pit hingegen… der checkte gar nichts und seine Augen weiteten sich nur vor Überraschung als er die warme Haut unter seinen Fingern spürte: „Tatsächlich!“ rief er fröhlich, zog seine Hand aber wieder zurück als Beahr ihn losließ. Nun schien aber auch Sukoro mit der Situation nicht mehr zufrieden. Der Engel gab mehr Geld wenn er Jungfrau blieb… obwohl er sich nach der Erkenntnis mit Dark nicht mehr sicher war ob er das überhaupt noch war. Pit war so unschuldig das es auch wieder täuschen konnte. Na gut… dann war es eigentlich auch egal.

„Pit hör auf den Kerl anzufassen“  grollte Dark seinem Bruder zu, welcher ihn verwirrt ansah. Jap, er wusste ja nicht von was dieser Dämon sich ernährte. „Oh bitte… ich fress ihn schon nicht“ meinte Beahr dann nur schmunzelnd. „Genau in der Hinsicht wäre ich mir nicht so sicher, du frisst mit Sicherheit gerne andere Dinge von ihm“ meinte Sukoro nur Grinsend und Beahr sah ihn empört an, ehe sich aber auch ein Grinsen über seine Lippen spielte. „Mmmh…“ meinte er nur zu der Anschuldigung.

„Von was sprecht ihr?“ Pit war nun mehr als verwirrt… er verstand überhaupt nicht um was es ging und Dark verdrehte die Augen auf so viel Unschuld. „Er ist ein Sukkubusmischling Pit, er ernährt sich von Männern“ erklärte der schwarze Engel genervt. „Was!? Du isst Männer?“ Pit sah fassungslos zu Beahr und der Dämon musste anfangen zu lachen, oh Mann! Die Unschuldigen hatte er am liebsten!

„Pit! Er ernährt sich von Sperma du Honk!“ blaffte Dark ihm nun die Wahrheit unverblümt ins Gesicht und Pits Augen wurden riesig, ehe sein Gesicht eine feuerrote Farbe annahm. Erneut knurrte der dunkle Engel nur und verdrehte die Augen.

„Oh… oh… ähm…“ stammelte der Unschuldsengel beschämt. „Mach dir nichts draus, die Reaktion ist gar nicht so selten wie du denkst aber… keine Angst. Ich steh noch gut im Futter“ meinte Beahr schmunzelnd auf Pits Gestammel. „Aber… ich muss zugeben, du gefällst mir“ meinte der junge Mann dann frech grinsend und überwand mit zwei Schritten den Abstand zwischen sich und Pit. Dann nahm er das von Scham erfüllte Gesicht des Engels in beide Hände und drückte seine Lippen auf die von Pit.

Pit riss die Augen überrascht auf als er die Lippen des Andern auf seinen spürte, es ging alles so schnell das er sich nicht zu verteidigen wusste. Doch ein lautes Grollen kam ihm zur Hilfe, als Dark den Dämon an der Schulter packte und ihn unsanft von Pit wegriss und hart in den Schnee schmiss. „Finger weg von meinem Bruder!!“ keifte er den Schwarzhaarigen an der nur mit großen, grünen Augen zu ihm hoch sah. Darks Blick hingegen konnte die Hölle zufrieren lassen.

„Warum? Weil du lieber deine Lippen auf seine drücken willst?“ gab Beahr mit einem frechen Grinsen wieder und brachte den schwarzen Engel dabei zur Weißglut und dieser warf sich auf den Dämon. 

„Woah!“ rief Beahr, aber diesmal kam ihm niemand zur Hilfe als er einen fuchsteufelswilden Engel über sich hatte. Der Dämon riss die Arme hoch und schützte so sein Gesicht vor den Schlägen des dunklen Doppelgängers. Dark war erbarmungslos und seine Schläge ließen nicht nach, auch als er das Wimmern des Dämons unter sich hörte und dieser anfing mit den Beinen zu strampeln um ihn runter zu werfen.

„Pittoo! Hör auf!“ rief Pit verzweifelt, befürchtend das Pittoo den Dämon todprügeln würde. Doch Beahr war auch nicht ganz hilflos, als er merkte dass der schwarze Engel nicht aufhörte fuhr er seine Verteidigung hoch, er packte die Hände von Dark als dieser wieder zuschlug und hielt sie fest. Seine Augen bohrten sich in die des Andern, das Grün färbte sich plötzlich rot und er fesselte Pittoo mit seinem Blick. Dieser zögerte plötzlich und spürte wie eine Hitzewelle durch seinen ganzen Körper ging die er sich nicht erklären konnte, außerdem war er unfähig sich zu bewegen.

Beahr nutzte es aus, schmiss Dark mit einem Bein zur Seite, von sich runter und rollte sich im gleichen Moment auf den dunklen Engel drauf. Dann zögerte er nicht und presste seine Lippen auf die von Pittoo. Was alle Anwesenden die Augen aufreißen ließ, inklusive des dunklen Engels der spürte wie der Dämon seine Lippen beanspruchte und absolut nichts dagegen tun konnte.

Beahr hingegen stöhnte genüsslich in den Kuss, er schmeckte ganz anders als sein Bruder. Er schmeckte düster und verboten, wie dunkler Honig der einem die Kehle herunter rann. Der Dämon drückte noch einmal seine Lippen auf die von Dark Pit, dann löste er sich und grinste den schwarzen Engel frech an.

„Und? Jetzt beruhigt?“ fragte er nur keck in das vor Wut verzerrte Gesicht des dunklem Engels und dieser funkelte ihn bedrohlich an, jedoch konnte er sich nach wie vor nicht bewegen, da diese roten Augen des Dämons ihn immer noch fesselten. Beahr schmunzelte nur belustigt, dann ließ er Pittoo los und stand auf. Sein Blick ging zu den anderen beiden Männern die ihn verblüfft ansahen und er zuckte nur mit den Schultern. Die roten Augen erloschen, das Grün trat zum Vorschein und schon hörte er das Sausen von Wind. „Scheiße!“ kam es von Beahr, ehe er spürte wie der schwarze Engel ihn von den Füßen riss und ihn in den nächsten Baum pfefferte. Mit seinem Arm an der Kehle des Dämons drückte er diesen stärker gegen das Holz und schnitt ihm die Luft ab.

„Mach das noch einmal… und ich schwöre, ich bringe dich um“ Pittoos Stimme war dunkel und zeugte von purer Rage. Beahr sah ihn nur an und ließ seine roten Augen für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzen. Es reichte das Dark Pit sofort von ihm abließ und sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte. Auf gar keinen Fall wollte er noch einmal unter diesem Bann landen!

„Hach~ Ich wollte mir eigentlich keine Feinde machen. Aber ich kann einfach nicht aus meiner Haut“ meinte Beahr dann nur unschuldig und rieb sich den Hals. Für einige Zeit war es still und die vier sahen sich stumm an, dann begann Sukoro plötzlich zu lachen.

„Zu gut! Ich mag den Kleinen!“ rief er grinsend. Klein war tatsächlich nicht so weit hergeholt, Beahr war sogar kleiner als Pit. Er war gerade mal so groß wie Miriel. Dark Pit knurrte nur ungehalten auf Sukoros Worte, dann drehte er sich um und stampfte davon. Er hatte definitiv genug! Das alles hatte seinen Stolz mehr als nur verletzt!

Pit sah seinem Bruder nach, nicht wissend wie er mit der Situation umgehen sollte. Als er sich den andern Beiden wieder widmete hatte Beahr zu ihm aufgeholt und lächelte ihn an. Pit erwiderte das Lächeln unsicher und schüchtern. „Du… küsst mich nicht wieder oder?“ fragte er unsicher und Beahr lachte nur, dann schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid, aber ihr seid beide einfach so niedlich. Es fällt mir schwer mich zurück zu halten“ er streckte sie Hand aus und streichelte über Pits Wange. „Aber wenn du nicht willst das ich dich küssen, dann küss ich dich auch nicht mehr~“ meinte er nur mit einem unschuldigen Lächeln und Pit spürte wie er wieder rot wurde. „Ähm… dann bitte nicht mehr“ antwortete er und nahm Beahrs Hand von seiner Wange. So Niedlich!

Der Dämon seufzte leise und nickte dann. „Schade… aber okay! Dann lass uns mal deinem grantigen Bruder folgen“ meinte er nur grinsend und nahm einfach frech Pits Hand. Er hatte nur gesagt er solle ihn nicht mehr küssen~ Dann zog er den verdutzten Engel einfach mit.

Sukoro folgte den dreien mit einem amüsierten grinsen auf den Lippen. Na das konnte ja was werden~ vor allem war er neugierig darauf was Miriel zu der ganzen Situation sagen würde. Die junge Frau ahnte nämlich absolut nicht was da auf sie zukam.

Eine heiße Nacht im Land des Schnees (Zensiert)

Ja,  Miriel war tatsächlich vollkommen ahnungslos. Sie hatte mittlerweile einen ganz guten Platz zum übernachten gefunden. Es war ein kleiner Felsvorsprung im Berg, darunter lag nicht einmal Schnee, sondern braune, gefrorene Erde. Miriel hatte die 4 Pferde am Rande dieses Vorsprungs an einem umgefallenen Baumstamm festgebunden, welcher an dem Felsen festgefroren war.

Die Tiere suchten mit ihren Mäulern im Schnee nach etwas Fressbarem und schnaubten oft. Miriel hatte ihnen etwas von dem Heuvorrat hingelegt, sie fragte sich wie lange es noch halten würde. Wenn sie nicht bald ein Dorf fanden würde es kritisch werden, sie wusste nicht wie lange die Pferde in dieser unwirtlichen Gegend überleben würden ohne etwas Ordentliches zu fressen.

Es gab zwar karges Gras unter dem Schnee, aber sie bezweifelte stark das es irgendwelche Nährstoffe enthielt, was bedeutete das die Pferde viel davon fressen mussten um ihren Haushalt zu sättigen.

Die junge Frau hatte die Zeit genutzt und etwas trockenes Holz aufgetrieben, welches sie nun in der Mitte unter dem Vorsprung aufgehäuft und zu einem Feuer entzündet hatte.

Dort saß sie nun ebenfalls und wärmte ihre Hände, während sie auf die 3 Männer wartete, nicht wissend dass es mittlerweile vier waren. Ja, sie war sicher nicht begeistert von dem Neuzugang. Miriel fürchtete sich ja schon vor normalen Menschen, einem Dämon zu begegnen, darauf hatte sie sich gar nicht erst vorbereitet.

Die junge Frau gähnte leise und sah zum Himmel der sich langsam dunkler färbte. Sie hörte keine Kampfgeräusche mehr, also würden die Männer bald zurückkommen oder? Sie hoffte doch sehr das alle wohlauf waren, sie wusste ja nicht was los gewesen war. Aber die Kampfgeräusche, vor allem das Zischen und Kreischen der Schlange hatte sie hören können.

Jedoch war es nicht sehr laut gewesen, was ihr versicherte das der Kampf relativ weit weg stattgefunden hatte. Sie waren geflogen und falls sie aus irgendwelchen Gründen nun nicht mehr fliegen konnten, würde der Rückweg noch länger dauern als der Hinweg.

Miriel sah zu ihrem Bogen der direkt an der Felswand lag, zusammen mit dem Proviant und den Vorräten, sowie den Schlafsäcken die sie in der Nacht warm halten sollten. Es waren dicke, mit schwarzer Wolle ausgelegte Schlafsäcke und trotzdem froren sie jede Nacht erbärmlich. Deswegen hielten sie Abwechselnd wache um das Feuer nicht ausgehen zu lassen und wenn Dark Pit oder Sukoro wache hielten gab es wenigstens für eine Weile eine schöne warme Nacht, wenn sie sie mit Feuermagie warm hielten. Jedoch nie für sehr lang, schließlich war es sehr energiezehrend.

Am Ende entschied sich die junge Frau dazu die Zeit sinnvoll zu nutzen. Sie nahm den Bogen und spannte ihn über ihre Schulter. Dann löschte sie das Feuer und ließ die Pferde zufrieden fressend zurück, während sie in den Wald hinaus stapfte. Miriel beobachtete ihre Umgebung, in einer Sache war der Schnee unglaublich gut: Für das Spurenlesen.

Sie konnte so ziemlich jede Fährte einfach verfolgen und schon bald traf sie auf die eines Hasen. Er hatte sich flink, aber vorsichtig durchs Unterholz bewegt. Die Abstände der Pfoten abdrücke zeigten ihr das er nicht in Gefahr war, aber Aufmerksam und langsam voran hoppelte.

Miriel folgte in gebeugter Haltung der Fährte und fand ein paar frische Köttel auf dem Weg. Dann führte die Spur direkt in ein niedriges Gebüsch, scheinbar war der Hase in seinen Bau zurückgekehrt. Hier kam sie als Jägerin nicht mehr weiter, außer sie hätte Lockmittel dabei. Doch, gut das sie eben auch Magie beherrschte. Miriel schloss kurz die Augen und fühlte nach dem Geist des Kaninchens. Tatsächlich war das kleine Tier in seiner Höhle und es war nicht allein. Ein weiteres war ebenfalls bei ihm. Sehr gut, das würde für den Abend reichen.

Anstatt die Tiere durch Geistmagie dazu zu bringen aus dem Bau zu kommen, nutzte Miriel Erdmagie um die verschiedenen Fluchtgänge einfallen zu lassen, sodass die Kaninchen keine andere Möglichkeit hatten als aus dem Loch zu fliehen das sie bewachte. Miriel rief gekonnt zwei Pfeile aus Wind auf den Bogen und spannte diesen. Dann machte sie ein paar Schritte nach hinten um den Hasen freie Bahn zu geben.

Sie könnte die Tiere mit Leichtigkeit einfach mit Magie töten, jedoch jagte sie auf faire Weise, sie ließ ihrer Beute immer die Chance auf eine erfolgreiche Flucht. Wie auch jetzt, wo sie darauf wartete dass die beiden Kaninchen ihre Deckung verließen und dann kamen sie auch schon aus ihrem Loch geschossen und düsten mit weiten Sprüngen aus dem Dickicht heraus. Miriel fixierte beide Hasen und schoss genau im richtigen Moment. Die Windpfeile flogen scharfe Kurven und jeder folgte genau der Laufrichtung eines Kaninchens. Das eine Tier erwischte sie mitten im Sprung, der Pfeil durchbohrte seinen Brustkorb und schleuderte es einen guten Meter durch den Schnee. Es war sofort Tod.

Auch der zweite Pfeil traf sein Ziel, diesmal genau in den Nacken. Die Spitze des Pfeils drang durch die Haut und bohrte sich direkt durch den Schnee tief in den Boden, sodass der Hase Sekunden später, immer noch im Stand, verendete.

Miriel atmete aus, sie hatte gar nicht gemerkt dass sie die Luft angehalten hatte. Dann spannte sie den Bogen zurück über ihre Schulter und ging zu den beiden toten Kaninchen. Sie ließ die Pfeile verschwinden und griff beide Tiere im Nacken, dann machte sie sie links und rechts an ihrem Gürtel fest. Ein erneuter Blick nach oben zeigte ihr, dass sie langsam zurück musste, ansonsten würde die Dunkelheit sie überraschen.

Also drehte sich Miriel um und kehrte zum Felsvorsprung zurück. Noch bevor sie dort war, spürte sie dass sie nicht mehr alleine war. Vorsichtig kam sie hinter den Bäumen hervor und sah die kleine Gruppe am, wieder entfachten, Lagerfeuer sitzen. Erst sah sie erleichtert zu ihnen und wollte winken. Aber dann erkannte sie den jungen Dämon der da zwischen Pit und Sukoro saß und blieb stocksteif stehen.

Niemand der 4 hatte sie bis jetzt bemerkt, doch als sie einen Schritt zurück  hinter die schützenden Bäume tat, sah Dark Pit auf. Er erkannte sofort dass sie es war und schien direkt zu verstehen wieso sie nicht heraus kam. Er stand auf und sagte etwas zu den Andern. Diese nickten daraufhin und dann verließ Dark die Gruppe.

Er kam nicht direkt auf sie zu, sondern ließ ihr die Möglichkeit sich aus dem Schatten heraus zu nähern. Er verstand sie wirklich gut…

Miriel nahm dieses stumme Angebot an, sie verließ ihre Deckung nicht sondern ging in einem Bogen auf ihn zu, während Dark Pit tiefer in den Wald verschwand. Irgendwann blieb er stehen und schien auf sie zu warten, dann kam Miriel hervor. Ihre rotbraunen Augen erwiderten den Blick den Pito ihr zuwarf.

„Warum zur Hölle ist da ein Dämon bei euch?“ natürlich sprach sie nicht um den Brei herum, sondern fragte ihn direkt was sie beschäftigte. „Ich bin auch nicht begeistert, aber die andern beiden Idioten haben darauf bestanden das er mitkommt…“ murrte Dark und sein Blick wurde finster als er an den Dämon oder eher Halbdämon dachte.

„Pit und Sukoro haben darauf bestanden? Warum? Sie wissen doch Bescheid…“ Miriel überwand die letzten Schritte zu dem schwarzen Engel. Sie sah das etwas nicht stimmte, er wirkte weit finsterer als sonst, als wäre ihm eine echt große Laus über die Leber gelaufen.

„Was ist passiert?“ sie runzelte die Stirn und traf seinen Blick. Dann schnaubte der schwarze Engel und verschränkte die Arme entnervt vor der Brust. „Sukoro denkt dass es vielleicht nützlich wäre wenn wir uns schon mal mit dem einen oder anderen Dämon anfreunden wenn sich die Gelegenheit ergibt. Es könnte uns vielleicht später helfen wenn wir ins Reich der Dämonen müssen und Pit… der findet ihn einfach nett“, antwortete er ihr dann, wobei er sich absolut nicht vorstellen konnte wie Pit immer noch auf der Seite des Dämons stand nachdem was dieser vorhin getan hatte.

Miriel merkte das Dark bewusst nicht auf ihre letzte Frage geantwortet hatte. Sie seufzte trotzdem leise auf die Antwort: Ja… vielleicht hatte der Magier recht? Es wäre wirklich nicht schlecht wenn sie sich schon mal mit einem Dämon anfreundete, eventuell konnte dieser ihr später wirklich helfen. Jedoch hatte sie auf den kurzen Blick hin schon gesehen das er ein Mischling war, wie sollte ihnen ein Mischling weiterhelfen? Sie war nicht rassistisch oder so, aber sie kannte die Einstellung der Dämonen gegenüber ihren gemischten Verwandten. Sie waren nicht sehr angetan davon.

 „Vielleicht hat Sukoro nicht ganz unrecht. Ich denke du siehst es ähnlich, sonst hättest du dem Kerl nicht erlaubt hier zu bleiben. Aber… du hast mir nicht alles gesagt. Verrate mir was du über den Dämon weißt, je besser kann ich mich auf ihn einstellen“, hakte Miriel dann doch nach, so leicht ließ sie nicht locker, was Pittoo zum knurren brachte, aber da kam er nicht mehr raus.

 „Ja es stimmt… ich denke es ist nicht verkehrt. Aber ich mag den Typen absolut nicht. Wir haben ihn vor einer Eisschlange gerettet. Er ist ein Sukkubus und Satyrmischling… und scheinbar hat er auch noch Formwandler im Blut. Auf jeden Fall hat er es auf Männer abgesehen, daher bist du glaube ich vor ihm relativ sicher.

Aber… er scheint Pit als seine Hauptbeute auserkoren zu haben und ich mag sein Verhalten nicht. Direkt nach seiner Rettung hat er nicht gezögert unsere Hilfsbereitschaft auszunutzen um über Pit… herzufallen“, Dark hätte sich beinahe versprochen und tarnte es mit einem Räuspern, er hatte mit Sicherheit nicht vor ihr alles zu sagen… es war schlimm genug das alle andern es mitbekommen hatten.

Jedoch, Miriel war nicht auf den Kopf gefallen, natürlich merkte sie dass da noch mehr war, was er nicht aussprechen wollte. „Und über dich?“ sprach sie einfach aus was Dark gekonnt überräuspert hatte. Dieser warf ihr einen mehr als bedrohlichen Blick zu, doch Miriel schmunzelte nur. „Nimm es nicht so schwer.  Diese Art von Dämon ist immer so, es ist natürlich für sie. Schließlich jagen sie auf diese Weise und… ich kann mir vorstellen das zwei Engel wahrlich einen unwiderstehlichen Leckerbissen darstellen“ meinte sie dann doch Grinsend, das musste zu gut ausgesehen haben. Sie war wirklich neugierig wie der Dämon das angestellt hatte, auch wenn sie es schon ahnte, sie kannte den hypnotisierenden Blick eines Sukkubus oder besser den eines Inkubus. Damals war sie um einiges stärker gewesen als jetzt und hatte sich trotzdem kaum noch daraus retten können.

Dark hingegen blaffte sie genervt an: „Nimm du ihn nicht auch noch in Schutz! Es reicht mir schon das die andern beiden das tun!“.

Miriel hob nur die Hände als sie sah wie das Rot in Darks Augen gefährlich zu lodern begann, wenn er so war, war nicht gut mit ihm Kirschen essen. Sie hatte wirklich keine Lust das er ihr eine mitgab, wäre nicht das erste Mal. Damals im Elfenhain hatte sie es auf die harte Tour lernen müssen wann sie ihm auf die Nerven gehen konnte und wann nicht.

„Schon gut. Ich bin auch nicht begeistert von dem Kerl okay. Es ist nur ein amüsanter Gedanke, auch wenn es dir nicht gefällt. Ich hoffe wir werden uns nicht lange mit dem Kerl abgeben müssen, morgen ziehen wir weiter und er kann seiner Wege gehen“ beschwichtigte sie den dunklen Engel, jedoch nur mit mäßig Erfolg. Er antwortete nicht mehr und sah sie nur mit einem stechenden Blick an. Miriel verdrehte die Augen und seufzte.

„Gehen wir zurück? Ich hab zwei Kaninchen gefangen. Zumindest können wir heute frisches Fleisch essen“ wechselte sie dann geschickt das Thema und löste die beiden Kaninchen von ihrem Gürtel um sie vor seinem Gesicht baumeln zu lassen. Dark Pit sah die Hasen nur mäßig interessiert an, gab dann aber nach und nickte. „Okay“ murrte er jedoch immer noch schlecht gelaunt. Der Gedanke jetzt wieder zurück zu gehen missfiel ihm ebenfalls.

Irgendwie wurden sie immer mehr Leute und das gefiel ihm genauso wenig wie die Tatsache dass er die Nacht mit diesem Dämon im Rücken verbringen musste. Er hatte das Gefühl das er die Nacht kein Auge zu tun konnte, er hatte sicher keine Lust durch eine unliebsame Überraschung wach zu werden. Miriel schien seinen Gedankengang zu durchschauen.

„Was ist dir Lieber? Soll ich die Nacht mit dir in einem Schlafsack schlafen oder mit Pit? Für drei Leute sind die Teile leider nicht groß genug“ platzte sie plötzlich einfach heraus und erwischte den schwarzen Engel damit auf kaltem Fuß. „Was!?“, er sah sie entgeistert an und Miriel lachte auf seinen Blick hin. Es war nicht oft das man ihn so aus dem Konzept brachte und irgendwie mochte sie es wenn sie es schaffte.

„Denk nichts Falsches. Ich weiß das du dir Sorgen machst das der Dämon die Nacht über einen von euch herfallen könnte, verständlicherweise. Die Nacht ist sein Jagdgrund und wenn ihr schlaft seid ihr automatisch Freiwild. Aber die ganze Nacht aufbleiben ist auch nicht drin. Ich kann die erste Wache übernehmen und Sukoro die Zweite, dann sollte er schon keine Gelegenheit haben einen von euch anzufassen. Er kann seinen Blick nur auf eine Person konzentrieren, er kann also nicht Sukoro und einen von euch gleichzeitig beeinflussen. Aber zur Sicherheit kann ich in Sukoros Schicht bei einem von euch schlafen, er wird sich nicht wagen denjenigen anzufassen wenn ich danebenliege. Sukkubus tricks funktionieren nicht bei Frauen und ich bin mir sicher das er von mir auch nicht sehr angetan sein wird. Sukkubi sehen in jeder anderen Frau eine natürliche Rivalin und auch wenn er ein Kerl ist wird diese Rivalität trotzdem da sein.“ Erklärte sie dann ihre Worte und Dark Pit verstand.

Jedoch überlegte er nicht lange, sondern sah sie an und gab seine Antwort: „Schlaf bei Pit. Ich kann mich verteidigen wenn es sein muss, aber ich bin mir ziemlich sicher dass er es auf Pit abgesehen hat und ihn sich schnappen wird sobald sich ein Moment ergibt. Ansonsten wegen der Sache mit der Wache stimme ich zu. Wenn Pit oder Ich wache schieben ist die Chance groß das er uns überrascht und es ausnutzt das alle andern schlafen“.

Ihr Gedankengang war logisch und eine gute Idee. Er mochte es das Miriel genauso Scharfsinnig war wie er und eine Situation schnell durchschaute. Da sie das nun abgeklärt hatten, begaben sie sich zurück ans Lagerfeuer.

Über Sukoro machten sie sich übrigens keine Sorgen… ihnen war egal was mit dem Magier geschah.

 

„Das hat aber lange gedauert. Alles okay?“ fragte Pit direkt und stand auf, als er sah wie Miriel und Dark Pit zurückkamen. Beide nickten und gesellten sich zu den andern 3 Männern. Beahr sah neugierig zu Miriel, scheinbar erkannte er sie tatsächlich nicht wieder. Wodurch Miri direkt etwas entspannter wurde. „Ja alles okay, wir haben nur miteinander geredet und seht mal, ich hab Abendessen mitgebracht“ mit den Worten nahm sie die Hasen hervor und legte sie neben dem Lagerfeuer auf den Boden.

„Du bist also Miriel nehme ich an? Schön dich kennen zu lernen auch… wenn ich es nicht so mit Frauen hab“ meinte der Dämon dann mit einem schelmischen Grinsen und hielt Miriel die Hand hin. Die junge Frau sah zu ihm und nickte, dann nahm sie seine Hand und schüttelte sie. Jedoch im Gegensatz wie zuvor bei Pit zog Beahr die Hand direkt wieder zurück. Als wolle er sie nicht länger als nötig berühren. Miriel nahm ihm das nicht übel.

„Ja das bin ich. Freut mich ebenfalls deine Bekanntschaft zu machen, ich hab schon gehört was für eine Rasse du bist und kann gut verstehen was du meinst. Keine Sorge, ich werde sehen das ich dir nicht zu nahe trete“ versicherte sie dem Sukkubusmischling, dann ließ sie sich neben Dark nieder.

„Aber ich werde aufpassen dass du auch keinem meiner Freunde zu Nahe trittst. Nicht ohne deren vollkommen unbeeinflusste Zustimmung“ warnte sie Beahr direkt und der Dämon hob abwehrend die Hände. „Du weißt wohl mehr über uns hm… ist okay, wird nicht wieder vorkommen~“ meinte er dann nur mit einem Grinsen und Miriel glaubte ihm kein Wort. Wenn sie eines wusste dann, das Dämonen Meister im Lügen waren.

Jedoch hatten sie einen guten Plan dem entgegen zu wirken und sie hoffte es ging auf. Wenn nicht… würden sie es wahrscheinlich nicht einmal erfahren. Sukkubi und auch Inkubi konnten nicht nur Hypnotisieren, sondern auch das Gedächtnis ihres Opfers löschen wenn sie es drauf anlegten. Wenn es also sonst niemand mitbekam, würde niemand etwas merken und nur der Dämon allein wusste Bescheid.

„Na wenn das geklärt wäre, lasst uns die Hasen zubereiten, ich hab Hunger“ fuhr dann Sukoro dazwischen und damit war das Gespräch beendet. Miriel widmete sich den Kaninchen zusammen mit Dark. Dark brannte das Fell der Tiere herunter und trennte die Gliedmaßen und den Kopf ab, während Miriel sich dann ans Ausnehmen und zubereiten machte.

Bald schon brieten die beiden Tiere über dem Feuer und verbreiteten einen angenehmen Duft nach geröstetem Fleisch das allen Anwesenden das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Miriel musste Pit davon abhalten sich die beiden Kaninchen einfach zu schnappen und zu verspeisen. Der Hunger des Engels wurde mit jedem Tag schlimmer. Er bekam eindeutig nicht mehr die Portion die er brauchte um seinen starken Metabolismus zu sättigen. So konnte er manchmal ziemlich unausstehlich werden, vor allem was Essen anging. Sie erwischte ihn oft genug dabei wie er den Proviant plünderte. Es tat ihm immer wieder unglaublich Leid, aber gegen seinen großen Hunger konnte er nicht viel tun. Wenigstens konnte Miriel jagen und manchmal übernahmen das auch Dark oder Sukoro. Wobei die beiden meist ihre Magie benutzt oder Dark seinen Bogen und dann auch oft fette Beute machten die sogar den kleinen Engel zufrieden stellte.

Leider war heute keine Zeit gewesen um nach großer Beute Ausschau zu halten und Miriel hatte keine Reh oder Hirschspuren gefunden oder irgendwelche anderen die von größeren Monstern zeugten. Manchmal nutzten sie es sogar aus wenn sie von Monstern angegriffen wurden, um etwas Fleisch mitgehen zu lassen. Die Echsen am Morgen waren jedoch nicht genießbar, ihr Fleisch würde einem den Magen wegätzen.

Sie sprachen nicht viel während die Hasen brieten und als sie fertig waren, waren alle damit beschäftigt sie zu verschlingen. Miriel beobachtete Beahr und merkte schnell was Dark meinte. Der Sukkubus ließ absolut keine Gelegenheit aus um Pit näher zu kommen. Er hatte sich sogar schnell zwischen ihn und Dark gedrängt und begann nun Pit auf subtile Art und Weise etwas von der Gruppe weg zu lotsen indem er mit ihm sprach oder ihn manchmal zu sich rief.

Der weiße Engel war leider zu unschuldig um zu bemerken was der Dämon da tat und dann war es an Dark oder Miriel Pit wieder zurück zu rufen, zum Leidwesen des Dämons. Irgendwann schien Beahr aber aufzugeben Pit weg zu locken und blieb einfach nur die ganze Zeit in seiner Nähe und ließ keine Chance aus seine Hand zu greifen oder ihn wie nebensächlich anzufassen.

Aber das merkte dann sogar Pit und er war oft damit beschäftigt Beahrs vorwitzige Hände von sich weg zu halten. Oft genug griff er ihm plötzlich an den Hintern wenn er nicht achtgab oder strich mit den Fingern über seinen Nacken. Er passte immer genau die Momente ab wo die dicken Kleidungsschichten irgendwo Haut oder eine andere Gelegenheit frei ließen.

Irgendwann war es dann soweit das sie sich für die Nacht fertig machten. So legten sie ihre Schlafsäcke aus. Miriel hatte Pit von ihrem Plan erzählt als Beahr nicht aufgepasst hatte und so wusste er das er später nochmal kurz geweckt werden würde um Miriel in den Schlafsack zu lassen.  

Dark hingegen legte sich ebenfalls dicht neben Pit, was Miriel lächeln ließ. Er lag damit nachher automatisch direkt neben ihr und machte so den 3teiligen Schlafsack auf andere Weise. Natürlich würde er das nie zugeben, aber er sorgte sich genauso darüber das Beahr sich an ihm vergreifen konnte, wenn er bei Pit keine Chancen hatte. Nachdem er am eigenen Leibe gemerkt hatte wie mächtig dieser Sukkubusblick war, wollte er sich nicht wieder gefangen in diesem finden.

Miriel übernahm wie abgesprochen die erste Wache. Sie ließ sich am Lagerfeuer nieder und beobachtete Beahr. Dieser hatte seinen Schlafsack bei Pit aufbauen wollen, aber sowohl dieser wie auch Dark hatten ihm eindeutige Blicke zugeworfen. Wodurch er mit der Schulter zuckte und sich nachgebend etwas weiter weg niedergelassen hatte.

Miri blieb so lange wach wie sie es aushielt, doch als sie merkte das sie zu oft leicht wegnickte, ging sie zu Sukoro und rüttelte leicht an dessen Schlafsack. „Hm?“ er ließ sich recht leicht wecken und verstand direkt. Er nickte und schälte sich aus seinem Nachtlager um am Feuer Platz zu nehmen.

Miriel begab sich daraufhin zu Pit und rüttelte auch ihn leicht. Der weiße Engel war schwerer wach zu bekommen… genau genommen gar nicht. Miriel schnalzte genervt mit der Zunge weil Pit partout nicht wach werden wollte. Ihre Versuche weckten dann sogar Dark und er sah etwas genervt zu ihr.

„Tut mir Leid...“ murmelte die Rothaarige nur Entschuldigend, aber Dark schüttelte nur den Kopf. „Schon okay, sieht nicht so aus als würdest du die Schlafmütze wach kriegen wenn er erst mal tief und fest schläft“ flüsterte er ihr als Antwort, dann öffnete er seinen Schlafsack und bot ihr stumm an in seinen zu steigen.

Miriel lächelte leicht bei der Geste und nickte. Dann nahm sie das Angebot an und schlüpfte zu Dark in den Schlafsack. Der schwarze Engel machte ihr etwas Platz, trotzdem war es recht eng. Sie hatte keine andere Wahl als ihre Arme um seinen Körper zu legen und sich etwas an ihn zu kuscheln. Pittoo schien jedoch nichts dagegen zu haben, er legte seinerseits die Arme um sie und blickte auf sie herunter.

Miriel erwiderte den Blick nicht, sie ließ den Kopf nach unten gerichtet, während sie ihn neben Darks Brust auf den Schlafsack bettete. Sie blickte auf seinen Bauch hinab. Hier im Schlafsack hatten sie nicht alle ihre Sachen an, da man sonst Gefahr lief zu stark zu schwitzen und dadurch auszukühlen. Trotzdem waren sie von Kopf bis Fuß mit Fellen bedeckt.

Die Schwingen hatten sie beide Eng an den Körper gefaltet und trotzdem waren sie es die sie dazu zwangen so eng aneinander gekuschelt hier zu liegen. Miriel wusste nicht wieso, aber sie spürte dass ihr Herz stark gegen ihre Brust schlug. So hatte sie sich nicht Gefühlt als sie damals mit Pit in einem Bett geschlafen hatte, warum also bei Dark? Gut… Pit und sie waren auch nicht gezwungen gewesen so eng aneinander gekuschelt zu schlafen, aber sie hatte auch nichts gefühlt als sie am Morgen wach geworden und Pit sie als Kissen missbraucht hatte.

Miriel zwang ihre Gedanken in die Knie, das hier war nichts. Sie würden einfach nur schlafen und das war es. Sie fühlte sich dämlich dass sie irgendwie aufgeregt war. Dark schien es entweder gar nicht zu merken oder er ignorierte es einfach. Als sie es wagte zu ihm hoch zu sehen, hatte er die Augen schon wieder geschlossen.  Miriel tat es ihm gleich und schloss ebenfalls ihre Augen, dann war sie auch bald schon eingeschlafen, die Müdigkeit war Stärker als diese seltsamen Gefühle die nicht da sein sollten.

 

„Hey… Pit“ er hörte eine sanfte Stimme in seinem Schlaf aber… er wollte noch weiterschlafen. Pit wollte nicht schon wach werden. Es reichte ihm das ihn vorhin schon irgendwie etwas beim schlafen gestört hatte. Doch… diesmal war es anders.

„Pit… aufstehen“, die Stimme war so unglaublich sanft, sie erinnerte ihn an zu Hause. „Lady Palutena…?“ hauchte Pit verschlafen und öffnete blinzelnd die blauen Augen. Es war immer noch dunkel das konnte er erkennen, jedoch flackerte etwas Orangenes in seinem Augenwinkel. Ein Feuer? Das Lagerfeuer? Langsam dämmerte es ihn. Dann war das nicht Lady Palutena, sondern Miriel?

„Seh ich aus wie eine Frau?“ nun wurde die Stimme eindeutig etwas heller und klang amüsierte. Pit sah fragend nach oben und erkannte smaragdgrüne Augen. „Was?“ fragte er blinzelnd und es brauchte etwas bis er realisierte wen er da sah: Beahr? Aber er sollte ihn nicht im Schlaf überraschen können oder?

„Pscht, du weckst die Andern“ Beahr legte einen Finger an seine Lippen und Pits blaue Augen weiteten sich als er endlich merkte was los war und in was für einem Schlamassel er steckte! Sein Blick glitt hilfesuchend zur Seite, jedoch lag Miriel nicht neben ihm, sondern in Darks Schlafsack und beide schienen zu schlafen. Sollte sie nicht bei ihm liegen? Ohje, sie hatte ihn nicht wecken können nicht wahr?

Dann glitt sein Blick zu Sukoros Schlafsack, der war jedoch leer. Wo war der Magier!? Sollte er nicht Wache schieben!?

„Falls du den suchst, der sitzt da hinten am Lagerfeuer und schläft.“ Meinte Beahr nur grinsend, was Pit noch unruhiger werden ließ. Er versuchte sich aus seinem Schlafsack zu befreien. Doch da packte Beahr plötzlich seine Hände und hielt sie fest.

„Warum denn plötzlich die Gegenwehr? Wir haben uns doch so gut verstanden…“ das Grinsen des Dämons wuchs und Pit sah ihn unsicher an. Ehe sein Blick wütend wurde, er konnte sich nicht einfach von ihm überrumpeln lassen! Verdammt, er hätte Sicherheitshalber seine Waffe mit in den Schlafsack einpacken sollen.

„Du hast gesagt du fasst mich nicht an!“ rief Pit wütend und sah ihn anschuldigend an. Seine blauen Augen funkelten, doch Beahr ließ sich davon absolut nicht beeindrucken. Pit wirkte ungefähr so bedrohlich wie ein knurrender Welpe, obwohl der Schein mit Sicherheit auch trügen konnte.

„Pscht~ und ja hab ich, aber nur das ich dich nicht küssen würde“ meinte er dann und Pit verstand sofort was das hieß. Seine Augen weiteten sich und er wollte sich losreißen, doch dann war es zu spät. Beahrs Augen färbten sich Rot und als Pit in diese Augen sah, war alles um ihn herum vergessen. Pure Hitze schoss durch seinen Körper und jeglicher Gedanke den er gehabt hatte, war wie fort geblasen. Er hing hilflos und gefangen in Beahrs Fängen.

 

O

 

Gesättigt zog sich Beahr von seiner Beute zurück. Zufrieden leckte er sich über die Lippen und genoss den Geschmack in seinem Mund. Oh ja, sowas hatte er noch nie gekostet… so verboten~

so unglaublich köstlich~

Er sah auf Pit herab und sog dessen Anblick in sich auf. Leises Keuchen drang immer noch aus den leicht geöffneten Lippen, Schweiß ließ seine Haut in dem Licht des Feuers leuchten, als würden Flammen auf seiner Haut tanzen. Seine Lieder verdeckten die Hälfte seiner blauen Augen und zeugten davon wie unglaublich gut er sich gerade fühlte. Seine Augen waren verschleiert und das Blau trüb vor Lust und Verlangen.

Doch das schönste waren diese zarten, roten Wangen die den kleinen, unschuldigen Engel nur noch verbotener machten. Beahr würde am liebsten noch viel mehr kosten, jedoch würde er dann eindeutig Gefahr laufen die anderen zu wecken, Pit war so schon zu laut gewesen.

Der weiße Engel hatte nicht einmal mehr die Kraft sich aufzurichten oder sich wieder anzukleiden. Das war eindeutig zu intensiv für ihn gewesen und er stand immer noch unter Beahrs Bann. Der Dämon grinste nur und leckte sich noch einmal über die Lippen. Dann beugte er sich zu Pit herunter.

Dieser schien immer noch auf ihn zu reagieren und streckte seine Arme nach dem Dämon aus.

„Nein Kleiner… so gern ich auch mehr will, aber wir sind jetzt fertig. Danke für das Mahl, sowas Gutes wie dich hatte ich noch nie“ meinte Beahr nur lächelnd, dann fing er Pits Arme ab und legte sie rechts und links neben ihm auf die Felle des Schlafsacks. Pit murrte leise, was den Dämon nur noch amüsierter Grinsen ließ. Dann begann er Pits Sachen wieder zu richten und zog den weißen Engel an.

„Na dann… gute Nacht“ er lehnte sich zu Pits Gesicht vor und küsste seine Stirn. Er hatte ihm zwar versprochen ihn nicht zu küssen, aber verdammt… es war einfach zu gut~

Nun löste Beahr jedoch seine Hypnose von Pit und seine Augen färbten sich wieder grün. Pit hingegen schloss die blauen Augen nachdem Beahr ihm einen Kuss aufgedrückt hatte und seine ruhige und gleichmäßige Atmung zeugte davon dass er eingeschlafen war.

„Weißt du… du darfst die Erinnerungen behalten. Du bist eindeutig mein Liebling wenn ich könnte würde ich dich behalten“ flüsterte der Dämon gegen die erhitzte Haut des weißen Engels. Pit konnte ihn schon nicht mehr hören, aber das machte nichts. Das was hier geschehen war würde ihm nur als sehr lebhafter Traum in Erinnerung bleiben.

„Na dann…ruhe ich mich auch noch etwas aus…“ mit diesen Worten erhob sich der Halbdämon, aber nicht ohne Pits Schlafsack zu schließen und alles so zurückzulassen wie er es vorgefunden hatte. Das letzte was er brauchte war ein fuchsteufelswilder, schwarzer Engel der ihm die Seele heraus prügelte weil er seinem Bruder eine gute Nacht bereitet hatte.

Er warf einen letzten Blick auf Pits nun friedlich schlafendes Gesicht und lächelte erneut. Verdammt… es war einfach zu Schade wenn er morgen wieder ging, er wusste jetzt schon das er sich ewig wieder nach diesem Geschmack sehen würde~

Aber er liebte diese Süße folter und so drehte er sich um und ging zurück zu seinem Schlafsack. Er versicherte sich noch einmal dass alle schliefen, dann kuschelte er sich in die Felle und schloss die Augen. Gesättigt und Zufrieden dauerte es nicht lange, dann schlief er endlich ein.

 

Am nächsten Morgen erwachte die ganze Gruppe als die ersten Sonnenstrahlen ins Lager schienen und den Schnee leuchten ließen. Die Nacht hatte es wieder geschneit, doch das war eindeutig nichts Neues. Unter dem Felsvorsprung waren sie zum Glück verschont geblieben.

Als Miriel langsam die Augen öffnete hörte sie ein Murren neben sich. Aber nicht von dem schwarzen Engel, sondern von der anderen Seite. Sie blickte nach hinten zu dem weißen Engel, seine Wangen waren gerötet und als er die Augen langsam Aufschlug lag etwas seltsames in seinem Blick, irgendwie wirkten seine Augen dunkler.

Pit blinzelte gegen das Sonnenlicht an, dann zog er die Luft scharf ein und zog den Schlafsack bis zum Hals. Sie konnte schwören seine Wangen wurden noch dunkler. Sie wusste nicht das es an seinem „Traum“ lag an den er sich lebhaft erinnerte.

„Alles okay?“ Sie sah besorgt zu Pit, dieser erschrak regelrecht als er ihre Stimme hörte und sah zu ihr, seine Augen wurden groß und Miriel lächelte leicht, nicht merkend das sein Blick eher an Pittoo gerichtet war. Sie konnte sich nach wie vor nicht umdrehen da Dark immer noch seine Arme um sie geschlungen hatte und noch zu schlafen schien.

„J..Ja, alles in Ordnung. Es war nur ein Traum…“ murmelte er ihr als Antwort, wobei sie sich nicht sicher war ob er es zu ihr sagte oder zu sich selbst. „Okay… wenn du meinst“ Miriel runzelte nur die Stirn und sah sich im Lager um, sofern es ihr möglich war. Beahr lag in seinem Schlafsack und hatte ihnen allen den Rücken zugedreht. Sukoro saß am Feuer und beobachtete dieses gelangweilt. Die Pferde standen nebeneinander und schienen noch zu Ruhen.

Miriel blickte wieder zu Pittoo und in dessen schlafendes, friedliches Gesicht. „Er sieht so friedlich aus“, meinte sie schmunzelnd. Seine Gesichtszüge waren sanft und ließen sein eh schon junges Gesicht noch jünger wirken. Außerdem sah er aus als könne er keiner Fliege was zu Leide tun. Pit kicherte nervös als er ihre Worte hörte. „Ja das stimmt, er sieht viel lieber aus wenn er schläft“ meinte er dann grinsend und riss sich zusammen. Er musste seinen Traum überwinden.

Langsam schien aber auch der schwarze Engel von ihrem Gerede wach zu werden. Er murrte missbilligend und dann öffnete er seine roten Augen. Sie waren immer noch schlaftrunken und wirkten dadurch fast schwarz. „Morgen“ murmelte Miriel ihm entgegen und er knurrte nur als Antwort. Dann begann er seine Arme von ihr zu lösen und Miriel konnte sich endlich aus seinem Griff befreien. Sie öffnete den Schlafsack und atmete erleichtert aus als sie spürte dass sie nicht mehr so eingequetscht wurde wie zuvor.

„Ich denke wir sollten uns für den Aufbruch fertig machen“ sagte sie dann zu beiden Engeln. Pit nickte als Antwort: „Ja! Je schneller wir den Phönix finden, desto schneller können wir von diesem eisigen Berg verschwinden“.

„Da bin ich für“ stimmte dann auch der dunkle Engel zu und schälte sich aus dem Schlafsack. Miriel und Pit taten es ihm gleich und die drei standen auf. Nun kam auch endlich Bewegung in Sukoro, als er sah dass sie aufstanden blickte er zu ihnen und löschte das Feuer mit Schnee. Dann stand er ebenfalls auf und ging zu den Pferden um diese auf die Weiterreise vorzubereiten.

„Morgen ihr Turteltäubchen“ begrüßte er die 3 jedoch grinsend als sie zu ihm traten. Miriel schmunzelte nur grinsend und sagte nichts. Pit lachte leise und Dark knurrte. Aber niemand sagte etwas dagegen. Was sollten sie auch sagen? Es war eine Tatsache dass die drei Engel scheinbar jede freie Minute beieinander verbrachten. Sie nahmen es mit dem Zusammenhalt doch ziemlich ernst und trotzdem wusste keiner dass sich die Nacht ein Dämon zwischen sie gedrängt und seinen Spaß mit Pit gehabt hatte.  Nicht einmal der kleine Engel dem das alles nur als Traum in Erinnerung geblieben war den er mit Sicherheit mit niemandem hier teilen würde. Das war ihm dann doch etwas zu peinlich und er schob es darauf dass sie am Vortag so oft über eine solche Situation geredet hatten, wobei er sich trotzdem nicht erklären konnte wieso Beahr ausgerechnet Darks Aussehen angenommen hatte.

Aber es war auch nicht sein erster Traum dieser Art, weswegen er nicht weiter darüber nachdachte. Er war bloß froh dass es keine solchen Auswirkungen gehabt hatte, dass man sie am nächsten Morgen hätte sehen können. Dann wäre das Erklären schwieriger geworden.

Die vier fingen dann an die Pferde fertig zu machen und den Rest des Lagers abzubauen und auf die Tiere zu packen. Nach einer Weile schien dann auch Beahr endlich wach zu werden. Er gähnte und streckte sich, dann sah der Schwarzhaarige Dämon zu der Gruppe die schon fast fertig war.

„Oh, wieso habt ihr mich denn nicht geweckt?“ hob er fragend eine Augenbraue und begann sich direkt aus seinem Schlafsack zu schälen, dann rollte er ihn zusammen und brachte ihn zu einem der Pferde wo er hinter den Sattel gespannt wurde.

„Du schliefst so friedlich“ meinte Miriel nur mit einem Schulterzucken und Beahr grinste daraufhin. „Mh… schien so. Ich hatte eine gute Nacht“ flötete er fröhlich und sah zu Pit. Dieser bemerkte den Blick und wich ihm schnell aus, jedoch zeigte sich deutlich ein roter Streifen auf seinen Wangen, was Beahr nur noch stärker Grinsen ließ. Natürlich sagte Pit nichts, er hatte auch nicht vor Beahr von dem Traum zu erzählen obwohl dieser es sowieso schon wusste. Genauso wie die Tatsache das es nicht wirklich ein Traum gewesen war.

Miriel beobachtete die Beiden nur und wieder bekam sie das Gefühl nicht los das irgendetwas nicht stimmte. Aber sie fragte nicht nach, wenn etwas geschehen war konnten sie es eh nicht mehr rückgängig machen und solange Pit nichts sagen wollte würde sie es darauf belassen. Sie würden sowieso nie die ganze Wahrheit erfahren wenn Beahr es ihnen nicht sagen wollte und der wusste dass es besser war zu schweigen was das anging. Dark sah nämlich genauso skeptisch zu ihnen.

„Ich denke dann heißt es nun Abschied nehmen. Vielen Dank das ihr mir geholfen habt“ begann Beahr dann die Verabschiedung, als sich die anderen vier auf ihre Pferde geschwungen hatten und zu ihm hinab sahen.

Beahr trat an Pits Pferd und lächelte den Engel an. „Ich werd dich echt vermissen Kleiner“ gab er grinsend von sich und erntete einen unsicheren Blick aus diesen unglaublichen, blauen Augen. Als wäre der Himmel selbst darin gefangen.

„Ich… bin größer als du. Aber danke… ich dich auch“ nun legte sich doch ein schüchternes Lächeln auf Pits Lippen, was Pittoo wieder knurren ließ. Doch niemand ließ sich von der Sache ablenken, es war zu normal. Beahr erwiderte das Lächeln, zu schade dass er nicht einfach mit ihnen mitkommen konnte… aber er hatte auch Dinge zu erledigen und er wusste ja nicht mal wohin sie wollten. Er wusste zwar dass sie zurück nach Hause wollten, aber nicht was sie dafür alles auf sich nehmen mussten.

Dann verabschiedeten sich die 4 von dem Halbdämon und ritten los. Ließen den jungen Mann hinter sich zurück. Beahr sah ihnen nach und wunk ihnen mit einem Lächeln auf den Lippen als er sah wie Pit sich noch einmal umdrehte und ihm zuwunk.  Dann verschwanden die Reiter hinter der nächsten Schneewehe.

Eine heiße Nacht im Land des Schnees

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Stille vor dem Sturm

Die Tage verstrichen ohne weitere Zwischenfälle und sie stiegen langsam immer tiefer ins Innere der Berge. Die Wege wurden immer schmaler und abschüssiger, sodass sie erst später los ziehen konnten und früher rasten mussten. Sie konnten nur dann weiterziehen wen die Sonne klar am Himmel stand und der Weg vor ihnen gut sichtbar war.

Langsam wurden die Pferde fast schon zu einer Behinderung, zu Fuß würden sie einfacher vorwärts kommen, jedoch konnten sie die Tiere schlecht zurücklassen und so stiegen sie oft ab um die Tiere ein Stück des Weges zu führen welches zum Reiten zu gefährlich war.

Die Gruppe hatte sich mittlerweile an die beißende Kälte gewöhnt und man sah die Engel immer öfters die Schwingen lüften, wobei sie die Mäntel aber nie ganz auszogen, außer sie mussten wieder fliegen. Doch meistens blieben sie auf dem Boden, auch weil Miriel nicht einfach folgen konnte.

„Der Weg wird wieder enger…“ merkte Miri an und stoppte ihr Pony. Sie befanden sich gerade am Fuße zweier Bergspitzen und folgten dem schmalen Pfad der durch den tiefen Schnee kaum erkennbar war. Er führte sie direkt zwischen die beiden Berge, jedoch würden sie noch ein paar Stunden brauchen bis sie die kleine Kluft erreicht hatten. Der Weg war schwer zu bewältigen und so brauchte jeder Schritt 5x so viel Zeit.

„Dann lasst uns Absteigen. Ich hoffe wenn wir an den beiden Bergen vorbei sind wird es wieder etwas einfacher“ meinte Sukoro nur und schwang sich von seinem Pferd. Dann nahm er die Zügel in die Hand und führte das Tier in dem er vorging und er es folgen ließ.

„Das Einzige was ich hoffe ist, dass wir unser Ziel bald erreicht haben. Ich hab keine Lust hier noch wochenlang herum zu irren. Wie tief müssen wir noch in die Berge bis dieser Scheiß Vogel sich blicken lässt?“ knurrte Pittoo als Antwort, dann tat er es Sukoro gleich und stieg ab um sein Pferd zu führen, sowie die beiden anderen Engel.

Ein paar Mal waren Pit und Dark hoch geflogen und hatten nach dem Eisvogel Ausschau gehalten, jedoch konnten sie nichts entdecken außer weite, weiße Felder und hohe, schneebedeckte Tannen zwischen den unzähligen Berggipfeln bei dem einer Höher war als der andere.

„Wenn wir Pech haben finden wir ihn gar nicht und müssen uns von den Eiselfen helfen lassen…“ gab Sukoro nur zu bedenken, während die Gruppe dem schmalen Pfad um den Berg herum folgte. Sie mussten einmal den halben Berg umrunden damit sie endlich einen passenden Abstieg fanden.

„Wieso gehen wir dann nicht auf direktem Weg zu ihnen?“ fragte Pit, während er vorsichtig sein Tier durch eine dicke Schneewehe führte, es scheute leicht da es spürte dass der Schnee unter seinen Hufen nachgab. Es fand diesen Pfad zu unsicher, doch es war die einzige Option die sie hatten und nach ein wenig Zuspruch setzte es dann einen Huf vor den Anderen.

„Weil sie tiefer in den Bergen leben! Wir sind auf dem Weg zum Dorf, aber es ist noch ein ganzes Stück entfernt“ murrte Sukoro nur genervt als Antwort. Genervt aufgrund von Pits Frage und weil er ebenfalls Probleme mit seinem Tier hatte. Sein Pony war gestolpert und nun schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben keinen Schritt mehr gehen zu wollen.

„Jetzt komm e…woah!“ Sukoro wich schnell zur Seite aus als das Pony plötzlich die Ohren anlegte, wild wieherte und dann den Berg hinunter preschte. Dabei riss es sich vom Magier los und galoppierte blind den Berg hinab.

„Verdammt!“ Miriel sah besorgt dem Pferd nach und es kam wie es kommen musste, das Tier stolperte mitten im Galopp und überschlug sich. Dann rollte es gut 10 Meter den Berg hinunter bis der kräftige Körper endlich halt fand und liegen blieb.

„Ist es Tod?“ Pit sah besorgt zu dem am Boden liegenden Tier hinunter. Was hatte es so erschreckt? Der schwarze Engel knurrte nur auf Pits frage und der weiße Engel sah verwirrt zu ihm. Dark war direkt hinter dem Pferd gewesen…

„Hast du was gemacht?“ Sukoro schien den gleichen Gedankengang zu haben wie der weiße Engel und sah Pittoo stechend an. „Tz… ich hatte nur keine Lust zu warten. Scheinbar mochte es das bisschen Feuer am Hintern nicht“ murrte er nur genervt, wobei er keine Reue dafür zeigte, dass er das Tier eventuell umgebracht hatte.

„Echt jetzt? Super... wenn es Tod ist reit ich deins“ Sukoro verschränkte die Arme und sah Pittoo wütend an, der funkelte nur zurück, ehe Miriel sie unterbrach: „Es steht auf“

Damit sah die ganze Gruppe zu dem Pferd das sich nun tatsächlich wieder erhob und anfing den Schnee aus seinem braunen, zotteligen Fell zu schütteln. Scheinbar hatte es den Sturz gut überstanden, wahrscheinlich war dies dem weichen Schnee zu verdanken und der Tatsache dass es sich nicht an einem Stein die Beine aufschlug.

„Ich hole es“ meinte Miriel nur und drückte die Zügel ihres Pferdes dem Magier in die Hand welcher hinter ihr stand. „Sei vorsichtig“ warnte Pit besorgt aber Miriel schmunzelte nur. „Sicher doch“ gab sie ihm am Ende doch eine Antwort. Dann begann sie den Abstieg, wobei sie den Schnee zur Hilfe nahm und sich etwas herunter rutschen ließ.

Miriel breitete ihre Schwingen aus, soweit die Ketten es zuließen und begann sich in hüpfern den Berg hinab gleiten zu lassen. Ihr Mantel flatterte dabei munter hinter ihr her, aber sie kam gut voran durch die Hilfe ihrer Schwingen welche den Wind unter sich fingen.

Bald hatte sie das Pferd erreicht welches sie beobachtete und schnaubte als sie zu ihm kam. Scheinbar schien es erleichtert nicht zurückgelassen zu werden. „Alles okay“ sprach sie ruhig auf das Tier ein und hielt sich an dessen Hals fest, ehe sie die Schwingen wieder einklappte und sie unter dem Mantel verschwinden ließ.

Sie strich dem Pony über den zotteligen Nacken, dann begann sie seine Beine zu untersuchen, konnte jedoch keine Verletzung feststellen. Erst als sie sicher war dass das Tier weiterkonnte, griff sie in die Zügel und ruckte leicht daran um es zum mitkommen zu bewegen. Doch das Tier stemmte sich in den Schnee und bewegte sich keinen Millimeter. „Na komm schon… ich fackel dir nicht den Po ab“, sie strich ihm motivierend über den Nacken, aber das Tier machte trotzdem keinen weiteren Schritt.

Jedoch… hier konnten sie auch nicht bleiben.

Miriel wollte gerade mit Geistmagie das Tier beeinflussen, als eine Schneeflocke auf ihrer Wange landete. Eigentlich nichts was sie überraschen sollte jedoch… irgendetwas sagte ihr das etwas nicht stimmte. Vielleicht war es auch das Verhalten der Pferde die sich hier eigentlich gut auskannten?

Es war seltsam das sie sich so sehr gegen das weitergehen wehrten und die Hufe stur in den Schnee gruben.

Gewarnt von ihren Gefühlen sah sie sich aufmerksam um, konnte jedoch nichts erkennen das bedrohlich wirkte. Der Himmel war blau und einladend, nur ein paar weiße Wolken zogen über ihn hinweg und brachten allem Anschein nach den Schnee, welcher nun anfing langsam etwas kräftiger zu werden. Mehr weiße Flocken rieselten vom Himmel.

„Alles okay!?“ rief Pit plötzlich von oben und Miriel sah hoch.

„Ja! Es will nur nicht wieder hochgehen!“ rief sie ihm als Antwort nach oben, dann ruckte sie nochmal am Zügel und setzte nun auch Geistmagie ein und siehe da, das Pony setzte sich in Bewegung. Doch von unten sah sie nun dass auch die anderen Tiere unruhig wurden. Irgendetwas schienen sie zu wittern und scheinbar merkten das auch die Männer.

Miriel konnte sehen wie sie ebenfalls begannen sich umzusehen, so wie Miri zuvor. Aber auch sie schienen nichts zu entdecken. Also handelte es sich zumindest nicht um ein Monster? Aber was war es dann?

Nun schaffte Miriel es den Berg langsam wieder nach oben zu steigen. Das war sicherer als nach unten oder zur Seite. Jedoch entschied sie sich dazu den Berg schräg nach oben zu kraxeln, so hatte sie besseren halt und konnte die Bäume nutzen um sich abzustützen. Ihr Pferd schien mit dem Aufstieg weniger Probleme zu haben, es trottete brav hinter ihr her.

Die Männer folgten ihrem Weg auf dem Pfad den sie sowieso eingeschlagen hatten. Nicht lange und sie trafen sich endlich wieder.

„Hat lange genug gedauert“ murmelte Sukoro und nahm die Zügel entgegen, während Miriel ihr Pferd entgegen nahm und so tauschten sie die Tiere wieder. Es war besser wenn jeder das Pferd besaß an das er sich gewöhnt hatte, das machte das Vorankommen leichter.

„Er wollte nicht mitkommen“ murrte Miriel nur als Antwort.

„Ja… etwas ist seltsam“ gab Pittoo seine Bedenken zu hören und die anderen Stimmten mit einem Nicken ein.

„Ich weiß nur nicht was…“ gestand Miriel dann und sah sich erneut um, diesmal folgten sie dem Pfad weiter und die Tiere folgten ihnen, wenn auch unruhig. Plötzlich blieb Miriels Pferd erneut stehen, diesmal ihre eigene Stute. „Schon wieder?“ verzweifelt sah sie das Tier an und erkannte das weiß in seinen Augen. Auch die beiden Pferde der anderen Engel tänzelten nervös und die beiden hatten alle Hände voll damit sie auf dem sicheren Pfad zu halten.

Da dämmerte es Miriel und sie sah erneut in den Himmel. Er war immer noch so blau wie zuvor, doch diesmal glitt ihr Blick rund herum, gerade wollte sie ihren Verdacht aussprechen, als sie sah wie eine dicke, graue Wolke sich träge über den Kamm des Berges zog.

„Oh scheiße… ein Schneesturm!“ sagte sie nun endlich was ihr durch den Kopf schoss und sie hatte Recht, kaum kam die Wolke in Sichtweite begann der Wind aufzubauschen und an ihrer Kleidung zu reißen, auch die Schneeflocken wurden mehr und dichter.

„So ein verdammter Mist, wieso zieht der so plötzlich auf? Wir müssen Schutz suchen, runter zur Kluft!“ bellte Sukoro und trieb sein Pferd an. „Dann los jetzt“ hetzte nun auch Pittoo und die andern beiden nickten. Nun benutzten alle 4 Geistmagie um die Pferde zu kontrollieren und schwangen sich auf deren Rücken.

Es war der einzige Weg wie sie schnell genug den Engpass erreichten, außer sie flogen den Berg hinab und ließen die Tiere zurück. Aber das war keine Option wenn sie ihre Tiere wieder haben wollten, obwohl sie sich dann etwas Einfallen lassen würden.

So jedoch versuchten sie es erst auf diesem Weg und ritten auf den Pferden den Pfad hinab. Wobei sie in einen leichten Trab verfielen. Der Wind riss immer stärker an ihnen und peitschte eisig in ihre Gesichter, auch der Schnee wurde immer unbarmherziger und eine weiße Schicht legte sich auf ihre Rücken.

Die Pferde schienen nun auch ohne Beeinflussung die Kluft anzustreben und trotteten auf direktem Weg hinunter. Die Reiter ließen ihren Tieren die Zügel, sodass diese sich besser ausbalancieren konnten und genau sahen wohin sie ihre Füße setzten.

Sie hatten gerade mal die Hälfte des Weges erreicht als der Wind noch einmal zunahm und hart in ihre Rücken peitschte. Sie hatten nicht einmal die Zeit die Flügel wieder unter die Mäntel zu packen und Miriel, sowie Dark Pit und Pit hatten das Gefühl das ihnen langsam der Rücken abfror. Sie konnten den kalten Schnee an ihrer Haut spüren und es brannte. Dark und Miriel hielte mit Feuermagie dagegen, während Pit Heilmagie nutzte damit die Haut keinen Schaden nahm.

„Wir müssen galoppieren oder wir verlieren die Pferde so oder so in diesem Schneesturm“ knurrte Sukoro und die anderen wussten das er Recht hatte. Der Pass war noch zu weit entfernt und der Sturm hatte sie fast erreicht.

„Okay. Dann los!“ rief Miriel an der Spitze und trieb ihr Pferd zum Galopp an. Die anderen drei Tiere brauchten gar keine treibenden Hilfen, sie folgten sofort dem Tier an der Spitze und so preschte die ganze Gruppe in halsbrecherischem Tempo den engen Pfad hinab.

Jeder von ihnen rechnete damit dass eines der Ponys stolperte und sich überschlug und die anderen mitriss. Jedoch wie durch ein Wunder geschah es nicht und so ritten sie dem Sturm davon, immer weiter den Berg hinab und die Kluft kam immer näher.

Sie holten noch einmal alles aus den Pferden heraus und überwanden den letzten Rest und gelangten endlich in die Kluft. Doch dort blieben sie nicht stehen.

„Weiter! Wir müssen hier durch bevor der Sturm durch pfeift! Der verwandelt uns in Eisklötze!“ rief Sukoro und trieb sein Pferd weiter an, was die Engel ihm gleich taten. Die Hufe donnerten nun über den Stein, da sich der Schnee hier in der Kluft nicht zu sammeln schien. Miriel konnte sich nicht erklären wieso, vielleicht war der Felsen warm und schmolz den Schnee?

Sie hatte keine Zeit um genauer darüber nachzudenken sondern preschte im gestreckten Galopp voran, während der Wind ihr regelrecht ins Gesicht biss und sie das Gefühl hatte jeden Moment ihre Nase zu verlieren.

Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen hinter ihnen, was die Pferde panisch wiehern ließ und sie dazu brachte noch einmal einen Gang zuzulegen. Das Kreischen starb schnell wieder ab, wurde aber von einem fast ebenso lautem Pfeifen begleitet. Scheinbar hatte der Sturm den Engpass erreicht und tobte nun durch ihn hindurch.

„Was war das?“ rief Miriel nach hinten, doch es schien nicht so als könnten die Männer sie durch den Sturm und das Getöse des Windes hören, also hob sie es sich für später auf. Auch Sukoro schien zu merken dass es nichts brachte wenn er jetzt etwas sagte, also tat er einfach das, weswegen er den anderen lieber Bescheid gesagt hätte.

 Noch im Galopp drehte er sich plötzlich nach hinten, und biss knurrend die Zähne aufeinander als ihm der Wind ins Gesicht schlug. Sie waren nicht schnell genug…

Der Magier konzentrierte sich auf einen Punkt hinter den Pferden und er musste schnell sein, sonst würde er durch den Galopp seine Fixierung verlieren. Dann begann er dunkelbraunen Nebel aus der Luft zu sammeln und hob die Hände ruckartig in die Höhe. Die beiden Engel hinter ihm sahen ihn nur fragend an, doch er ignorierte die Pits und konzentrierte sich weiterhin.

Bei der Bewegung seiner Arme begann die Erde zu beben und dann erhob sich plötzlich der Boden hinter ihnen und schoss als eine undurchdringliche Erdwand nach oben in die Luft, bis sie in 2 Metern über ihren Köpfen abrupt stehen blieb.

„Das verschafft uns etwas Zeit“ murmelte Sukoro eher zu sich selbst, da die Anderen ihn nach wie vor nicht hören konnten. Dann drehte er sich wieder um und gab seinem Pferd die Sporen. Die Wand würde nicht ewig halten, er spürte wie der Sturm daran riss und seine Magie würde nicht lange standhalten und sie würde zu bröckeln beginnen. Eine Wand aus Energie wäre vielleicht besser gewesen, jedoch hätte das dauerhaft an seinen Reserven gezogen und das brauchte er nun wirklich nicht.

So preschten die 4 Reiter weiter voran und endlich kam der Ausgang näher. Der Himmel schien vor ihnen zu wachsen und Größer zu werden, dann brachen sie endlich zwischen den Felsen hindurch.

„Nach links! Suchen wir Schutz hinter dem Berg!“ rief Sukoro dann und die anderen nickten ihm Zustimmend zu. Dann rissen die 4 ihre panischen und mittlerweile erschöpften Pferde zur Seite hinter die riesige Felswand.

Sukoro sprang sofort von seinem Pony als er es durch pariert hatte und baute mit Erdmagie einen Wall um sie herum. Er ließ nur ein kleines Luftloch übrig. „Ich hoffe das hält…“ er wusste nicht genau wie stark der Wind des Sturms von den Felsen abgehalten werden würde. Jedoch so dicht am Felsen sollten sie eine gut geschützte Stelle haben. Zur Not konnten sie sich in den Felsen graben. Das würde eindeutig halten.

Die Engel stiegen japsend ab und die Pferde pumpten außer Atem. So erhitzte der kleine Erdwall sehr schnell. „Wouw… das entwickelt sich zu einer Sauna…“ murmelte Dark, doch er hatte nichts dagegen. So warm wie jetzt fühlte er sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr.

„Warum ist und das mit dem Erdwall nicht früher eingefallen? Hier ist es wirklich warm drin und wenn wir ein Feuer anfachen wäre es noch wärmer“ rief Pit fröhlich und Sukoro verdrehte nur seine Augen, so wie der schwarze Engel ebenso. Miriel kicherte nur leise.

„Wenn wir hier ein Feuer entfachen ersticken wir Pit-stain und ich bin mir sicher dass es nicht lange warm bleiben wird“ murrte Pittoo genervt. Natürlich würde der Erdwall schnell auskühlen, er hatte schließlich keine dicken Wände und war von allen 4 Seiten offen an der Luft, nicht wie bei einer Höhle.

„Nenn mich nicht so!“ fauchte Pit gespielt beleidigt, aber ja… sein Bruder hatte Recht. Ein Feuer war hier keine gute Idee, selbst wenn sie zwei Löcher zum Lüften hinein machten.

„Aber für jetzt reicht es“ unterbrach Sukoro die beiden Engel, nahm den Schlafsack von seinem Pferd und breitete ihn auf dem Boden aus, sodass er sich darauf setzten könnte.

„Nun heißt es wohl warten“ erwiderte Miriel, ehe sie es ihm gleich tat und sich ebenfalls auf ihrem Schlafsack niederließ. Die Ponys waren immer noch außer Atem, aber schienen das alles gut überstanden zu haben. Selbst Sukoros braunes, zotteliges Tier das zuvor den Abhang herunter gerollt war. Ein Wunder das es ihm gut ging und es sich nicht die Beine gebrochen hatte.

„Ja… bis der Sturm vorbei ist“ stimmte der Magier zu und ließ sich dann mit dem Rücken auf seinen Schlafsack sinken. Der Wind heulte um den Erdhügel, jedoch blies er nicht durch das Loch hinein.

„Also verzögert sich die Suche noch weiter… super“ knurrte Pittoo genervt, dann nahm er aber auch den Schlafsack von seinem Wallach und legte ihn auf den Boden neben Miriel. Es gab hier drinnen eh nicht viel Platz mit den 4 Pferden im Nacken. Pit tat es ihm gleich und so saßen die 4 bald schon eng beieinander.

Auch behielt Dark recht mit seiner Vermutung: Es blieb nicht lange warm, leider. Bald schon begann sich der Erdhügel wieder abzukühlen und da sie alle geschwitzt waren, froren sie nun. Bald kuschelten sich alle vier in ihre Schlafsäcke und zogen diese hoch bis zum Kinn, auch wenn sie nicht vorhatten zu schlafen. Sobald der Schneesturm nachließ würden sie weiterziehen. Doch so lange würden sie warten.

„Oh man… jetzt ist es hier noch kälter als draußen“ beschwerte sich Pit fröstelnd, während er seine Kleidung enger zog. „Glaub mir, das ist es nicht… du bist nur verschwitzt“ antwortete Miriel dem murrenden Engel nur. Doch sie konnte ihn gut verstehen, sie alle konnten das, es war schweinekalt so durchnässt.

„Wir sollten die Klamotten ausziehen und trocknen“ gab Pittoo eine Idee kund die Eindeutig nicht schlecht war. Für kurze Zeit würden sie die Kleidung ausziehen können, es reichte um sie zu trocknen. Sie am Körper zu trocknen war dagegen keine so gute Idee, die Gefahr sich zu verbrennen war zu groß oder sie würden wieder anfangen zu schwitzen.

„Okay und ich sorge mit Feuermagie ein wenig dafür das es hier drinnen wieder wärmer wird. Jedoch… durch irgendeinen Grund ist meine Magie nicht so stark wie sie sein sollte, etwas unterdrückt sie“ Sukoro wurde nachdenklich, das war ihm vorhin im Engpass schon aufgefallen. Die Mauer hatte ihn weit mehr Kraft gekostet als es sollte und der Erdwall hier ebenfalls.

„Gibt es Wesen die Magie unterdrücken könnten? Weil am Mana kann es nicht liegen, Erdmana ist hier ja mehr als genug“ Pit wurde neugierig und sah zu dem Magier, welcher nickte. „Ja, starke magische Wesen die schon lange in ihrem Territorium leben können in einem gewissen Umkreis das Mana für sich beanspruchen, sodass es schwerer wird es aus der Natur zu nehmen. Sie sind sehr gefährlich weil man gegen sie fast nur mit eigenem Mana kämpfen kann, alles andere würde einen viel zu schnell ermüden und dann würde das Biest einen locker töten“ antwortete Sukoro, während er begann seinen Mantel auszuziehen und mit Feuermagie zu trocknen. Er hielt sein Wort und heizte auch den Wall wieder auf, jedoch nur soweit dass sie nicht mehr froren wenn sie sich auszogen.

„Das erinnert mich daran… habt ihr das Kreischen vorhin auch gehört? Als wir den Engpass gerade betreten hatten, noch bevor der Sturm ihn erreichte“ Miriel erinnerte sich wieder daran und nun konnte sie endlich fragen. Sie alle mussten etwas lauter Reden da der Wind laut um den Hügel peitschte.

„Ja… ich hab es auch gehört. Es hörte sich an wie ein Tier“ stimmte Dark ihr zu, jedoch konnte er den Laut nicht einteilen. Er war zu kurz gewesen, zu schnell wieder vorbei und dazu vielleicht auch etwas verfälscht durch den Wind und den Galopp. Auch der schwarze Engel begann nun seinen Fellmantel auszuziehen und die Sachen darunter um sie zu trocknen.

„Es könnte alles Mögliche gewesen sein“  gab Sukoro zu bedenken. Hier lebten genug Monster und jedes von ihnen konnte den Schrei ausgelöst haben. „Und was ist wenn es der Eisvogel war?“ fragte Pit plötzlich harmlos in die Runde und sofort sahen ihn alle an. Was den weißen Engel kurz innehalten ließ, wodurch seine Arme in seinem Hemd gefangen waren, da er es sich gerade über den Kopf hatte ziehen wollen. Miriel lachte leise und half Pit aus dem dicken Hemd indem sie seine Arme befreite und danach die weißen Schwingen behutsam durch die Löcher zog.

„Der Eisvogel? Das würde vielleicht sogar erklären wieso ich Probleme mit dem Einsatz meiner Magie habe“ stimmte Sukoro dann zu und Pit nickte eifrig, während er seine Klamotten zu seinem Bruder warf damit dieser sie trocknen konnte. „Ich hab recht nicht wahr!? Es hörte sich an wie ein Vogel!“ sofort war der Braunhaarige begeistert bei der Sache. Pittoo sah ihn nur aus funkelnden Augen an, als er ihm die Kleidung hinwarf.

„Bin ich dein Dienstmädchen!? Trockne deine Kleider selbst!“ knurrte Dark und warf die verschwitzten Sachen zurück zu Pit, welcher ihn nun ebenfalls anfunkelte. „Ich kann keine Feuermagie!“ rief er empört, oh bitte sein Bruder konnte das doch grad mal für ihn tun!

„Dann benutz Windmagie, das reicht auch“ Pittoo hatte nicht vor nach zu geben und war schon wieder dabei seine Sachen wieder anzuziehen. „Aber dann sind sie nicht so schön kuschelig warm“ Pit jedoch war vom gleichen Schlag was Dickköpfigkeit anging. „Was Interessiert mich das!?“ blaffte Dark Pit nur zurück.

Miriel sah hilfesuchend zu Sukoro, doch der beobachtete das alles nur mit einem belustigten Lächeln auf den Lippen, was Miri seufzen ließ. „Komm Pit gib her, ich mach das“ bot sie sich dann an und nahm die verschwitzten Sachen aus Pits Arm an sich. „Danke“ bedankte sich Pit dann bei ihr und sie wollte gerade anfangen die Kleidung zu trocknen, als ein paar Hände plötzlich zugriffen und ihr die Kleidung aus der Hand rissen.

„Hör auf dich immer aufzuopfern! Wenn du hier Magie einsetzt wird es dich nur noch mehr auslaugen als eh schon“ knurrte Pittoo und übernahm nun doch das trocknen von Pits Klamotten. Miriel grinste nur leicht, seit sie sich einen Schlafsack geteilt hatten entwickelte der schwarze Engel eine Art Beschützerinstinkt ihr gegenüber. Sie wusste nicht genau was sie davon halten sollte, aber vorerst tat sie nichts dagegen.

„Okay… dann mach nicht immer so ein Theater wenn du mal etwas für andere tun musst“ zog sie ihn dagegen nur auf und Pittoo durchbohrte sie mit einem Blick der keiner Worte bedarf. Miriel grinste daraufhin nur und ließ sich von dem schwarzen Engel gar nicht beeindrucken, dass hatte sie von Beahr gelernt~

Und es ging Dark tierisch auf den Sack

, weswegen er genervt knurrte, sich dann aber seinem Schicksal ergab. Miriel zog dann endlich auch ihre Sachen aus und als Dark mit Pits fertig war nahm er ihr einfach ihre eigenen Sachen weg und begann diese auch zu trocknen. Na, da sagte sie nicht nein~

„Wenn das wirklich der weiße Phönix war dann müssen wir nach dem Schneesturm sofort nach ihm Ausschau halten. Ich werde dieses verdammte Mistvieh vom Himmel holen und ihm das Herz eigenhändig rausreißen, ich hab keinen Bock mehr noch länger hier zu bleiben“ knurrte Pittoo als er Miriel ihre Sachen wiedergab und diese sich wieder anzog.

„Immer langsam Elster~ Wir wissen nicht einmal was das Herz des weißen Phönix genau ist. Es könnte genauso gut ein Edelstein sein den es in seinem Hort versteckt hat und dann finden wir ihn nie wenn wir den Phönix töten“ gab Sukoro nur zu bedenken und Pittoo funkelte ihn wütend an als er den Spitznamen hörte.

„Hör auf mich so zu nennen!“ knurrte er dem Magier nur entgegen, woraufhin dieser anfing zu lachen. „Ich nenn dich genauso Elster wie ich ihn Hühnchen nenne und sie Täubchen~ Oh, Apropos Täubchen. Was ist da eigentlich zwischen euch seitdem ihr zusammen geschlafen habt?“ natürlich hatte er mitbekommen das sie sich seitdem anders dem andern gegenüber verhielten~

Solle noch einmal jemand zu ihm sagen da lief nichts zwischen den beiden…

„Gar nichts…“ knurrte Pittoo gefährlich, langsam hatte er die Nase voll davon heute das Opfer des „Pick on Pit“-Tages zu sein. Miriel schien Sukoro einfach zu ignorieren und kuschelte sich weiter in den Schlafsack, während sie aus dem kleinen Fenster sah und die tobenden Schneeflocken beobachtete. Immer wieder flogen ein paar in die Hütte, aber Sukoro hatte das Fenster gut platziert, es war entgegen der Windrichtung und so pfiff der Sturm daran vorbei anstatt hinein.

„Miriel macht das cleverer“ kommentierte Sukoro ihr ignorierendes Verhalten. Als sie ihren Namen hörte sah Miri kurz zu ihm: „Hm?“ meinte sie nur mit einem flüchtigen Grinsen auf den Lippen, ehe sie den Kopf wieder auf den Schlafsack sinken ließ. Dark Pit schnaubte daraufhin nur genervt.

Den Rest der Zeit verbrachte die Gruppe mit leichtem Smalltalk und wartete darauf dass der Sturm endlich nach ließ und nach ein paar Stunden war es dann soweit. Der Erdwall hatte gehalten und langsam wurde das Pfeifen und Tosen draußen leiser.

„Ist es vorbei??“ fragte Pit aufgeregt, er wollte endlich weiter. Hier zu sitzen und nichts zu tun schien dem weißen Engel auf Dauer eindeutig zu langweilig zu werden. Er schälte sich aus dem Schlafsack und starrte aus dem kleinen Fenster hinaus. Immer noch schlug ihm Wind ins Gesicht, aber er war nicht mehr ganz so extrem wie zuvor und fühlte sich auch nicht mehr ganz so eisig an. Diese Kälte war schon fast unnatürlich gewesen, auch wenn sie sich in einem Schneegebiet befanden.

„Sieht ganz danach aus. Endlich… du gingst mir langsam echt auf die Nerven“ murrte Pittoo als Antwort, dann schlug auch der schwarze Engel seinen Schlafsack zurück und stand auf. Er begann ihn zusammen zu rollen und auf sein dunkelbraunes Pony zu packen. Pit streckte ihm als Antwort nur die Zunge raus, tat es ihm dann aber gleich und packte auch seinen Schlafsack auf sein Tier.

Sukoro und Miriel ließen auch nicht lange auf sich warten und so waren alle vier bald fertig und warteten darauf endlich wieder aufbrechen zu können. Auch die Pferde hatten sich gut erholt und schienen fit genug um weiter zu können, sie hatten ihnen für die Wartezeit auch ein wenig Heu und Getreide als Stärkung gegeben. Es dauerte noch ein klein wenig bis der Sturm genug nachließ das sie den Wall auflösen konnten, als Sukoro dies dann aber tat seufzte er erleichtert. Ja, den Wall die ganze Zeit aufrecht zu erhalten hatte den Magier viel Kraft gekostet.

Nun schlug ihnen der Wind wieder ungeschützt ins Gesicht und sie alle brauchten ein wenig um sich wieder an die Kälte zu gewöhnen. „Nun vermiss ich die warme Höhle schon fast wieder…“ murmelte Pittoo, der Schnee und die Kälte gingen ihm gehörig auf den Geist, aber die Frage war wohl eher was den grumpy Engel nicht störte?

„Hör auf zu meckern, sobald der Sturm komplett nachgelassen hat schlag ich vor ihr bewegt eure Hintern in die Lüfte und schaut ob ihr den Vogel irgendwo seht“ merkte Sukoro an, während er auf sein Pony stieg. Miriel tat es ihm gleich, aber  Dark funkelte den Magier in üblicher Manier an: er hatte ihm gar nichts zu sagen!

Pit hingegen schien die Idee ganz gut zu finden: „Ja! Wenn wir den Phönix finden können wir hier endlich weg!“ rief er fröhlich und sah schon gespannt in den grauen Himmel. Doch erkennen konnte man kaum etwas, nicht solange der Sturm den Himmel noch verdunkelte und so setzte die kleine Gruppe ihren Weg dann langsam fort und trieb die Pferde zu einem raumgreifenden Schritt.

 

Es dauerte noch einmal 1-2 Stunden, bis der Himmel endlich aufklarte und der Schneesturm komplett nachließ. Mittlerweile war die Sonne schon weit über den Himmel gewandert und sie würden bald Schutz für die Nacht suchen müssen. Es dauerte nicht mehr lange und Dunkelheit würde sich wie ein Mantel über die Welt legen. Die Nächte in diesen Bergen kamen schnell und wenn sie nicht früh genug ein Lager fanden wurden sie davon leicht überrascht.

„Endlich… dann schauen wir mal nach“ Mit den Worten stieg Pittoo von seinem Pony und befreite seine Schwingen aus seinem Mantel, hoffentlich würden sie den Phönix schnell finden…

„Ja! Ich kann es kaum erwarten. Der Phönix damals in unserer Welt war kein einfacher Gegner gewesen“ Pit erinnerte sich nicht unbedingt gerne an den Feuervogel zurück. Verdammt er war in dieser Vulkangegend mehr als einmal beinahe gegrillt worden! Geröstete Flügel klingen zwar lecker, aber nicht die von einem Engel! Warum lebten diese Vögel eigentlich immer in extremen Gebieten? Damals ging ihm der Hintern in Flammen auf und heute wurde er auf Eis gelegt…

„Das war kurz bevor Viridi das erste Mal auf den Plan getreten war oder?“ Pittoo wollte es nicht zugeben, aber ein wenig vermisste er seine nerv tötende Göttin, wahrscheinlich würde sich das ändern in der Sekunde in der er sie wiedertraf und ihre Sprüche abbekam…

„Ja stimmt! Wouw… das ist so unglaublich lange her“ meinte Pit schmunzelnd und begann nun ebenfalls seine Flügel aus dem Mantel zu befreien nachdem er abgestiegen war. Danach nickte er Dark zu um ihm zu zeigen dass er bereit war und die beiden Engel hoben mit kräftigen Flügelschlägen ab in die Luft. Der Wind riss an ihrer Kleidung, ihren Haaren und den Schwingen, außerdem blies er ihnen eisig ins Gesicht und wurde immer Kälter je höher sie stiegen. Doch Dark nutzte seine Feuermagie um sie am erfrieren zu hindern, vor allem ihre Schwingen.

Aber der schwarze Engel merkte ebenfalls das etwas seine Magie blockierte, es war viel schwerer sie einzusetzen, hier oben im Himmel noch mehr als eben unten auf der Erde. Trotzdem flogen sie unbeirrt Höher, bis sie über die kleinsten Bergspitzen hinweg sehen konnten und sahen sich um. Sie drehten sich in der Luft um sich selbst um alle Richtungen auszukundschaften. Jedoch… sie konnten absolut nichts sehen. Kein großer, weißer Phönix oder sonst irgendetwas das diesen Schrei hätte auslösen können.

Sie erblickten ein paar Tiere am Boden. Eisechsen, große, weiße Hirsche mit riesigen Geweihen, kleine Schneehasen und sogar ein Rudel Schneewölfe mit langem, seidigen Fell und kleinen Eiskristallen die aus ihrem Rücken schossen. Alles hier wirkte so surreal wenn man es mit den Tieren von der Erde verglich, doch die Engel waren auch aus ihrer Welt so einige seltsame Gestalten gewöhnt dass es sie nicht groß überraschte.

 „Es bringt nichts… lass uns wieder runter fliegen bevor mir die Magie ausgeht. Der Vogel ist nicht mehr hier“ meinte Pittoo zerknirscht. Er hatte sich ein anderes Ergebnis gehofft und als er Pits enttäuschten Blick sah wusste er dass dieser das Gleiche dachte. Doch dann nickte der weiße Engel: „Okay, gehen wir runter“.

Nachdem Pit zugestimmt hatte, klappten sie ihre Flügel ein und ließen sich einfach zu Boden fallen, das ging schneller, wenn es auch um einiges Kälter war. Wie Falken sausten sie kopfvoran in die Tiefe und bevor sie in den Boden einschlugen, breiteten sie die Schwingen zur vollen Größe aus und fingen ihren Fall geschickt ab, sodass sie beide auf ihren Füßen landeten. Direkt vor ihre beiden Begleiter.

„Wenn ich mir eure Gesichter ansehe habt ihr den Vogel nicht gefunden hm?“ meinte nun auch Sukoro frustriert. Da war das Ziel zum greifen nahe und ließ sich nicht blicken… verdammt, auch er hatte keine Lust mehr auf diese Gegend, niemand von ihnen. Wenn er hier fertig war würde er sich eindeutig erst einmal in einer hübschen Sauna niederlassen und nie wieder rauskommen…

„Leider nein… das Vieh ist verschwunden“ gab Pittoo knurrend zu, packte die Flügel wieder unter den Mantel und stieg auf sein Pony, während Pit es ihm gleich tat. Miriel seufzte unzufrieden, auch sie hatte auf ein besseres Ergebnis gehofft. „Das heißt dann wohl weiter geht’s zu den Eiselfen. Wenn wir den Vogel nicht finden können die uns vielleicht sagen wo sein Hort ist und was es mit dem Herz des weißen Phönix auf sich hat. Vielleicht ist es wirklich nur ein Edelstein oder sowas den wir finden müssen“ gab sie zu bedenken, während die Gruppe ihre Pferde wieder antrieb.

„Ich hoffe es. Vielleicht müssen wir dann nicht gegen den Phönix kämpfen, glaubt mir das ist besser so. Normale Phönixe sind schon grantige Biester, aber so ein Eisvogel ist noch einmal eine ganz andere Liga, die Viecher sind extrem biestig… wenn ich die Wahl hab würde ich ihn lieber umgehen“ gab Sukoro dann zu.

„Glaub ich dir… es war kein Zufall dass der Vogel zeitgleich mit dem Schneesturm auftauchte“ murrte Pittoo, er ahnte etwas, schon seit dieser Sturm aufgekommen war. Er war zu plötzlich gewesen… und zu gezielt um natürlichen Ursprungs zu sein. Jedoch hatte es lange gedauert bis er wieder nachließ. Sukoro hingegen schüttelte den Kopf.

„Vielleicht hat der Phönix den Sturm vor sich her getrieben ja, aber er war auf natürlichem Wege entstanden. Glaub mir, wäre er von der Magie des Phönix dann wären wir ihm nicht so einfach entkommen, das ist ein ganz anderes Kaliber als ein einfacher Schneesturm…“ Sukoro befürchtete das sie vielleicht bald lernen würden was es hieß in den magischen Schneesturm eines Eisphönix zu geraten… und er konnte gut und gerne darauf verzichten.

„Dann lasst uns hoffen das wir das Vieh zuerst finden und es uns nicht überrascht oder das wir sicher bei den Elfen ankomme“ meinte Pittoo nur mürrisch. Er hatte keine Angst vor diesem übergroßen Hähnchen… aber er wusste wie gefährlich diese Welt war und unvorbereitet wollte er nicht unbedingt auf das Federvieh treffen. Da schienen sie sich alle einer Meinung.

„Hoffen wir es“  stimmte Miriel zu, aber auch sie hatte ein ungutes Gefühl. Der Phönix hatte sie schon entdeckt und er schien sie nicht in seinem Territorium zu dulden, würde er sie einfach unbehelligt zu den Eiselfen ziehen lassen?

„Wir sollten uns trotzdem auf einen Kampf einstellen, haltet eure Waffen immer bereit. Mit Dauerfeuer kennt ihr euch ja aus…“ schlug Miriel vor und die beiden Männer nickten. Auch Sukoro hob kurz seinen Stab, wenn es zu einem Kampf kam würde er wohl das erste Mal von seinem Kampfstab Gebrauch machen müssen seit er bei den Engeln war. Sie sollten hoffen dass es nicht soweit kam, denn dann wurde es ernst.

Der Zorn der Berge

Den Rest des Tages verhielt es sich ruhig in den Bergen, es ließen sich weder der Eisvogel noch ein zweiter Sturm blicken. Die Gruppe ritt weiter Richtung Norden, tiefer in das Schneegebiet und tiefer in die Gebirge. Unten am Fuße des Berges war der Weg jedoch angenehmer als zuvor und so kamen sie etwas flotter vorwärts. Jedoch nicht sehr weit da es bald schon zu dämmern begann.

„Wir sollten einen Platz zum rasten suchen…“ warf Miriel in die Runde und die anderen nickten zustimmend. Es würde nicht lange dauern und dann brach die Nacht wieder über sie herein. So ritten sie eine Weile weiter, bis sie eine geeignete Stelle fanden. Wie die Tage zuvor handelte es sich um einen Felsvorsprung. Diesmal war er leider nicht so gut geschützt wie zu der Zeit wo Beahr bei ihnen gewesen war. Doch es war besser als nichts.

Sie stiegen ab von ihren Pferden und schlugen die Pflöcke in den Boden an denen sie die Tiere fest machten. Diesmal konnten sie kein Feuer entfachen da es hier unten kaum Bäume gab sondern nur Schnee und Steine. Das Heu für die Pferde war  zu wertvoll um es zu verbrennen, sie mussten so schon hoffen dass es reichte bis sie ihr Ziel erreichten.

„Wir haben kaum eine andere Wahl, nehmt eure Schlafsäcke und dann heißt es die Nacht wohl kuscheln. Nicht das ihr damit Probleme hättet hm Turteltäubchen?“ mit diesen Worten sah Sukoro grinsend zu Dark Pit und Miriel, bekam jedoch nur zwei stechende Blicke als Antwort, scheinbar gaben sie es langsam auf etwas zu sagen. „Ich will in der Mitte liegen!“ rief Pit einfach fröhlich in die Runde und schon schnappte er sich seinen Schlafsack. Ja… gut gelaunt wie eh und jeh, nichts konnte seiner Lebhaftigkeit schaden.

Dark Pit rollte nur mit den Augen, sichtlich genervt von seiner optimistischen Art. Dann nahm er sich ebenso einen Schlafsack und ließ sich neben Pit sinken. Zum Leidwesen des weißen Engels ließ sich Sukoro auf der anderen Seite nieder. Was Pit dazu brachte ihn anzufunkeln.

„Was? Du wolltest doch in der Mitte schlafen~ Oder hast du dir Miriel daneben gewünscht? Ich wette sie schläft lieber neben ihrer kleinen Elster“ neckte Sukoro die Engelchen nur wieder und erntete ein Knurren von Dark.

„Ja ich hab mir andere Gesellschaft gewünscht! Aber was solls…“ gab Pit am Ende dann aber nach und kuschelte sich mehr in den Schlafsack. Ihm war alles egal, Hauptsache es war warm und so hatte er zumindest eine Heizung rechts und links.

Miriel blieb nun auch kaum noch eine andere Wahl, als sich neben Dark Pit zu setzen. Schließlich konnte sie darauf verzichten sich neben Sukoro nieder zu lassen, da zog sie den schwarzen Engel um Längen vor.

Weswegen sie den Schlafsack neben ihm ausbreitete und es dauerte auch nicht lange bis sich alle 4 notgedrungen eng aneinander kuschelten. Die Nähe war der Kälte eindeutig vorzuziehen und das schien sogar Pittoo zu finden obwohl er eindeutig allergisch auf jegliche Art von Nähe reagierte. Aber mit Pit auf der einen und Miriel auf der anderen Seite ließ es sich leben.

Zusätzlich zur Körperwärme hielten sowohl Sukoro wie auch Dark mit Feuermagie gegen die Kälte an, jedoch abwechselnd um den andern die Pause zu gönnen und sich zu erholen. Nach wie vor war der Einsatz von Magie in diesem Teil des Schneegebietes eine Qual.

In der Kälte der Nacht fand sich Miriel bald schon halb in Darks Schoß sitzend wieder. Im Gegensatz zu ihm und Pit hatte sie nicht auf beiden Seiten jemanden der sie wärmte und im Gegensatz zu Sukoro konnte sie sich nicht selbst wärmen. Dark schien das zu merken, notgedrungen da er immer weniger Platz hatte und zischen ihrem und Pits Körper langsam immer mehr eingequetscht wurde.

„Es ist besser wenn wir die Plätze tauschen, dann halten Sukoro und ich uns von selbst warm und ihr beiden könnt euch gegenseitig zusätzlich wärmen“ flüsterte Pittoo ihr zu und Miriel sah zu ihm hoch, ehe sie nickte. Es war gar keine schlechte Idee und so begannen sie ihre Plätze zu tauschen.

Pit wurde wach als Darks Gewicht neben ihm verschwand und er aus dem Gleichgewicht kam. Müde und schlaf trunken sah er hoch, sagte aber nichts als er merkte das Miriel seinen Bruder ersetzte. „Tschuldigung, schlaf weiter, wir haben nur die Plätze getauscht“ flüsterte Miriel dem weißen Engel zu und Pit nickte, dann hob er die Hand zu einem gähnen und legte seinen Kopf an Miriels Arm ab, während er sich instinktiv näher an die neue Wärmequelle kuschelte.

Miriel hieß es diesmal sogar willkommen, sie konnte Pits wärme auch gut gebrauchen. Dark setzte sich neben ihr wieder hin und nutzte einen kleinen Teil seiner Magie um sich ständig selbst zu wärmen und einen größeren Teil wenn Sukoro Pause machte und er dran war die Gruppe aufzuwärmen.

Für Miri war es so nun definitiv angenehmer und sie kuschelte sich zufrieden an Pit während es diesmal Pittoo war der sich von der anderen Seite an sie kuschelte. So ließ es sich eindeutig leben und wenn sie den Kopf tief in den Fellsack zog fror ihr auch die Nase nicht mehr so erbarmungslos ab.

Die Gruppe war gerade dabei weg zu dämmern, bis auf die beiden Männer außen die sich immer wieder abwechselten, als die Pferde plötzlich wieder begannen unruhig zu werden. Diesmal waren alle 4 sofort hellwach, nach der Sache mit dem letzten Schneesturm wussten sie es besser auf ihre Tiere zu hören.

„Verdammt!“ knurrte Sukoro und scheuchte die Engel hoch. Es war stockduster draußen und keiner konnte etwas sehen und doch… sie spürten das der Wind aufbauschte und scheinbar kälter wurde. Dann hörten sie es… erneut dieses Kreischen… und es war laut als wäre es irgendwo um sie herum.

„Das Scheiß Vieh will uns im Dunkeln überraschen!“  blaffte Pittoo wütend. Die Gruppe begann gerade sich aus dem Schlafsack zu schälen, als der Sturm aus dem Nichts losbrach. Der Wind peitschte von einem Moment auf den Andern und Schnee ergoss sich über sie wie Regen.

„Diesmal greift er uns gezielt an! Bleibt hier, ich versuche eine Barriere aufzubauen! Pit hilf mir!“ schrie Sukoro gegen das Tosen des Sturms und trotzdem ging seine Stimme im Wiehern der Pferde unter. Diese stemmten sich gegen ihre Fesseln und versuchten sich los zu reißen.

„Wir müssen die Pferde reinholen!“ rief Miriel panisch, wenn sie die Tiere verloren hatten sie ein Problem! „Ich komme mit! Sukoro und Pit ihr bereitet den Wall vor!“ rief Pittoo ebenso laut gegen den Sturm und die Andern verstanden. Sukoro begann direkt Erdmagie zu sammeln, während Pit ihn mit Supportmagie unterstützte.

 Miriel und Dark rannten zu den Pferden und griffen sich die Zügel von jeweils einem der Tiere. Sie zwangen die beiden wiehernden und steigenden Pferde dazu ihnen zu folgen und brachten sie zurück unter den kläglichen Felsvorsprung und den beiden Männern. Dort pflockten sie sie wieder fest damit sie sich nicht losrissen und wollten sich gerade auf machen die anderen beiden zu hören.

Als etwas anderes sie ablenkte… ein Knacken… und dann ein tiefes Grollen. „Was ist das?“ Miriel blickte in den schwarzen Himmel, in die Richtung aus der das Geräusch kam, jedoch konnte sie nichts erkennen, aber das Krachen und grollen wurde lauter und bald begann die Erde zu vibrieren.

„Miriel! Zurück!“ Pittoos Schrei gellte durch die Nacht, dann spürte Miri eine Hand an ihrem Arm und wie sie mit einem Ruck nach hinten gezogen wurde. „Wir haben keine Zeit! Schützt euch selbst!“, schrie Dark scheinbar Sukoro und Pit entgegen, Miriel hatte die Beiden gar nicht gehört. Das nächste was sie hörte war wie sich Sukoros Erdwall aufbaute, dann wurde sie grob zu Boden gerissen. Ohne zu wissen was so recht geschah, spürte sie im nächsten Moment wie sich ein Körper hart auf sie presste und sie am Boden hielt.

Das nächste was sie hörte war dieses tiefe Grollen das plötzlich zu einem ohrenbetäubenden Laut anstieg und sich dann im nächsten Moment über sie wälzte. Der Körper wurde noch härter gegen sie gepresst und Miri selbst spürte wie sie sich tiefer in den kalten Boden grub. Dann war nur noch Schwärze um sie herum, schwärze und Kälte. Eine massive Kälte die über sie hinweg rollte wie eine Welle… eine Welle aus Schnee. Lawine...

Es war das letzte was sie dachte bevor sie das Bewusstsein verlor.

 

„Miri….Miri…Miriel!“ sie hörte die Stimme erst nur aus weiter Ferne. Doch mit jedem Mal wurde sie lauter, bis sie merkte dass ihr jemand direkt ins Ohr schrie. Miriel riss die Augen auf und wollte sich bewegen… doch sie konnte nicht. Ihr Körper war steif, unbeweglich, wie der einer Puppe. Etwas hielt sie fest… überall.

„Gott sei Dank…“ murmelte derjenige der nach ihr geschrien hatte. Miriel blinzelte und sah in rote Augen… etwas das ihr doch sehr bekannt vorkam. Was… war passiert? Alles war noch so verschwommen. „Pito?“ ihre Stimme klang schwach und rau… und irgendwie kalt.

„Ja. Bleib bei mir Ry… nicht wieder einschlafen“ sprach Dark Pit auf sie ein und jetzt merkte Miri erst das sie wieder dabei war die Augen zu schließen. Sie zwang sich sie offen zu halten… aber… sie war so müde und ihr war so kalt.

„Was… ist passiert?“ sie hatte das Gefühl das Reden das Einzige war was sie wach hielt. Sie konnte sich nicht Bewegen und sie spürte kaum das Pittoo auf ihr lag, so kalt war ihr, sie fühlte sich taub, ihr ganzer Körper fühlte sich taub an.

„Eine Lawine… sie hat uns erwischt“ erklärte der schwarze Engel ihr was geschehen war und nun erinnerte sie sich. Ja… die Welle. Eine Welle aus Schnee und nun waren sie in ihr begraben? Sie löste ihren Blick von den weinroten Augen und drehte den Kopf etwas. Schwärze… da war nur schwärze, es war nicht mal weiß. Waren sie so tief unter dem Schnee? Nein… oder? Wie konnten sie atmen wenn sie so tief begraben waren? Die Wahrscheinlichkeit dass es noch dunkel war, war größer.

Doch wie konnte sie da Pittoos Augen erkennen? Die Frage schien ihr aufs Gesicht geschrieben zu stehen, denn er gab ihr die Antwort: „Schau her…“ sie folgte seinen Worten und sah wieder zu ihm. Orange… ein orangenes Flackern erhellte Pittoos Gesicht und einen Teil seines Oberkörpers, genauso wie ihren. Sie blickte von seinem Gesicht nach unten, sah was es war und wahrscheinlich hielt es sie beide am Leben und davon ab zu erfrieren: Ein Glimmen. Es befand sich in Pittoos Hand und er drückte es gegen ihrer beider Körper, es hielt sie warm und spendete ein klein wenig Licht, welches jedoch von dem Schnee aufgesogen zu werden schien.

 „Wie kommen wir hier wieder raus?“ fragte sie ihn und sie erschrak sich selbst darüber wie gleichgültig sie klang. Sie konnte die Wärme die Darks Hand ausstrahlte kaum spüren nur ein klein wenig… an ihrem Gesicht.

Pittoo zog die Unterlippe leicht zwischen die Zähne, dann zuckte er mit den Schultern und etwas Schnee rieselte auf sie herunter. „Ich weiß es nicht… ich kann mich kaum bewegen, nur meinen Kopf und die Hand. Und… ich bin zu schwach um mehr Magie einzusetzen, dieser Schnee raubt mir fast jegliche Kraft… wir müssen einfach aushalten, bis Sukoro und Pit uns finden… ich hoffe  der Erdwall hat gehalten“ murmelte er ihr als Antwort und sie konnte ihm nur zustimmen.

Sukoro und Pit waren ihre einzige Chance. Denn auch Miriel konnte sich nicht bewegen und Magie einsetzen war kaum eine Option so schwach und müde wie sie sich fühlte. Es war schon schwer genug wach zu bleiben. „Es ist so kalt… trotz der Flamme…“ hauchte sie ihm entgegen und er sah sie besorgt an.

„Ja… aber mehr kann ich nicht machen, ich kann kein Feuer entzünden, der Rauch würde uns schneller töten als die Kälte. Das ist alles was ich tun kann“ er klang verbittert und sie sah es… ihm gefiel das hier überhaupt nicht, er war wütend und besorgt. Doch sie konnte es ihm nicht verübeln das hier war… eine scheiß Situation.

„Es ist okay… ein klein wenig wärme sollte ausreichen das wir nicht erfrieren… und nicht einschlafen durch die Kälte. Auch wenn ich sehr müde bin, aber… es wird besser“ versicherte sie ihm und es waren keine leeren Worte, sie konnte wirklich spüren das sie wacher wurde je länger sie miteinander sprachen.

Was das anging wäre Pit wohl die bessere Option gewesen als Dark, dem Kleinen gingen nie die Worte aus, was sie von dem schwarzen Engel nicht behaupten konnte. Doch… sie war froh das es Pittoo war der hier mit ihr lag, irgendwie hatte sie das Gefühl das alles gut werden würde. Sie fühlte sich sicher wenn er hier war.

„Mir geht es gut soweit, ich mache mir mehr Sorgen um dich. Ich weiß nicht wie lange wir hier schon liegen und wie lange wir Bewusstlos waren“ Miriel sah wieder zurück in Darks Gesicht bei seinen Worten. „Es ist okay… wirklich. Ich fühle mich mit jeder Sekunde wacher… nur die Kälte will nicht vergehen. Wenn mir die Zehen und Finger abfrieren bevor uns die beiden Chaoten hier rausholen schwör ich, ist der Eisvogel das kleinste Problem was sie haben“ Miri grinste Pittoo zu und konnte ein schmunzeln auf seinen Lippen erkennen.

Jetzt erst merkte sie dass seine Lippen dunkel waren. Blau durch die Kälte?

„Dir ist genauso kalt wie mir…“ stellte Miriel fest. Oh man und sie lag hier und meckerte über die Kälte über die er kein Wort verlor.

„Geht, ich hab schon schlimmeres hinter mir. Wir Engel sind hart im nehmen und du bist eine von uns. Wir überstehen das schon“ mit diesen Worten legte er seine Hand auf ihre Wange. Das orange Licht erfüllte nun ihr ganzes Gesicht und sie konnte die Wärme deutlich an ihrer Haut spüren. Instinktiv drückte sie ihr Gesicht fester gegen seine Hand.

„Danke… ja, wir schaffen das schon. Ich hab keine Angst“ auch sie hatte schon schlimmeres hinter sich. Gerade wünschte sie sich einfach nur, sie könnte das Gleiche für Pittoo tun und seinen Körper wärmen. Doch sie wusste nicht ob sie in der Lage war Magie aus ihrem Körper zu ziehen wenn sie so schwach war.

„Schon okay, gewöhn dich nicht dran. Aber so ist es besser nicht?“ Pittoo schmunzelte nur wieder. Natürlich… sie sollte sich nicht daran gewöhnen dass er so nett war, aber eigentlich war er das immer, nur würde er das nie zugeben. Sie fand es amüsant wie Pittoo krampfhaft versuchte seinem Ruf gerecht zu werden.

„Ja ist es. Hältst du es noch etwas aus? Sobald ich mich mehr erholt hab kann ich hoffentlich auch wieder Magie einsetzen und dir helfen uns zu wärmen“  erwiderte Miriel auf seine Worte. Bei ihm war es wahrscheinlich genauso, wenn er zu Kräften kam dann konnte er seine Magie stärker einsetzen. Sobald sie beide Feuermagie einsetzten konnten würden sie den Schnee vielleicht auch von selbst geschmolzen bekommen.

„Klar, geht schon. Aber übernimm dich nicht, wenn du in Ohnmacht fällst erfrierst du“ warnte Dark sie und Miriel nickte zustimmend. Dann legte sich doch wieder Schweigen über sie beide. Natürlich, sie waren beide nicht unbedingt sehr gesprächig, jedoch mussten sie reden wenn sie nicht wollten dass die Kälte sie übermannte.

„Miriel… ich weiß du magst es nicht wenn dich das jemand fragt… aber wir sind unter uns und wir müssen reden. Was ist damals passiert? Nachdem du durch das Portal bist, weißt du noch wie du die ersten Tage hier überstanden hast?“ es war das Einzige was ihm einfiel...

Miriel antwortete ihm erst nicht, sondern sah ihn nur an. Jeder andere hätte seine Worte nun wohl zurück genommen, aber nicht Pittoo, er wartete einfach nur ab. Bis Miriel seufzte und nachgab. Also würde er wirklich endlich erfahren was passiert war… nach dem Tag wo er das erste Mal mit ihr gesprochen hatte. Es schien… unendlich lange her und das war es auch.

„Okay… was hab ich zu verlieren? Die ersten Jahre in Andrakha waren vielleicht noch die angenehmsten. Nachdem ich durch das Portal bin war ich erst einmal verloren, ich wusste nicht wo ich war oder wie die Welt tickte.

Die ersten Tage habe ich in einem Wald im Reich der Menschen verbracht, früher waren die Reiche der Menschen und der Dämonen noch viel Größer als sie es heute sind. Ich habe gejagt und versucht mir eine Hütte zu bauen, jedoch eher mit mäßigem Erfolg, ich wusste ja gar nicht wie es ging. Irgendwann habe ich den Wald dann verlassen und in einem Menschendorf Zuflucht gesucht.

Anfangs wurde ich dort nicht gut aufgenommen, wie auch heute hielten mich die Menschen damals für einen Dämon und wollten mich verjagen. Ich wusste nicht genau was ich tun sollte und so habe ich mich anfangs nicht viel mit ihnen abgegeben sondern mich mit jagen beschäftigt und hab einen Teil meiner erlegten Beute den Dorfbewohnern gegeben. Irgendwann schien dies sie aufzutauen und ich kam immer öfters mit ihnen ins Gespräch.

Nach einer Weile gelang es mir sie zu überzeugen das ich ein Engel war und ab dann wurde das Leben für mich angenehm. Allein für meinen Segen wurde mir alles erlaubt. Ich habe den Dorfbewohnern geholfen und gut gelebt. Doch die Kunde über einen  Engel verbreitete sich wie ein Lauffeuer und bald schon kamen die ersten Leute ins Dorf die mich sehen wollten.“

Sie stockte in ihrer Erzählung und sah Dark an. Er unterbrach sie nicht, doch als sie ihn ansah gab er ihr zu verstehen das sie fortfahren sollte. Ab hier jedoch… ging es bald schon rapide bergab…

„Die ersten Jahre war alles super und die Leute die mich besuchten schmeichelten mir sogar. Vielleicht ist mir das alles ein wenig zu Kopf gestiegen…  jedenfalls begannen die Leute mir immer mehr Fragen zu stellen, woher ich kam, wie meine Welt aussah, was es mit den Göttern auf sich hatte und am Ende kamen sie auch auf meine schwarzen Schwingen zu sprechen. Ich weiß nicht was mich geritten hatte, doch ich denke nach so viel Zeit der Zuwendung habe ich den Menschen und anderen Wesen vertraut. Ich habe angefangen den Leuten von dem Fluch zu erzählen und dass er wahrscheinlich nicht einmal wahr war und man sich zu viele Sorgen gemacht hatte.

Doch ab da ging es rapide bergab, vor allem als sich die Legende verbreitete. Bald darauf schon kamen die ersten Menschen die mir feindlich gesinnt waren und auch das Dorf bekam Probleme und damit auch immer mehr Angst vor mir und meiner dunklen Legende, obwohl nie etwas geschehen war und ich nie jemandem etwas zu leide getan habe.

Ich bin aus dem Dorf gejagt worden und musste einen neuen Platz in dieser immer noch fremden Welt finden. Jedoch während mir alles Fremd war, kannte mich jeder… mich und meine Geschichte. Ich war regelrecht Freiwild für jeden der auf mich traf. Anfangs konnte ich nicht einmal Magie und war oft genug den Leuten hilflos ausgeliefert, vor allem wenn es Wesen waren die Magie beherrschten…“ erneut stoppte sie. Diese Zeit… war die schlimmste gewesen. Noch schlimmer als die ewigen Jahre der Flucht und der Kämpfe bis zu dem Punkt wo man sie in die Enge getrieben hatte. Sie war hilflos gewesen, vollkommen ausgeliefert… etwas das sie so tief in ihren Kopf verbannt hatte das es für sie nicht mehr war als ein böser Traum.

„Ist okay, du musst nicht mehr sagen…“ Pittoo sah ihren inneren Kampf und er konnte sich denken was ihr alles geschehen war. Er wollte nicht dass sie ihre Erinnerungen noch weiter aufscheuchte. Vielleicht konnte sie ihm irgendwann den Rest erzählen, doch nicht jetzt, nicht alles auf einmal. Es war genug dass sie bereit war diese alten, schmerzhaften Erinnerungen wieder auszugraben.

„Danke… selbst nach all der Zeit die vergangen ist, ist es immer noch schwer darüber zu reden. Ich hab nicht das Gefühl das mir das alles wirklich passiert ist, eher als würde ich jemand anderem dabei zusehen… aber es fällt mir trotzdem schwer darüber zu reden“ gab Miriel dann zu. Es war nicht so dass sie sich unwohl fühlte oder Angst hatte, sie konnte einfach nur nicht weiterreden ohne sich dazu zwingen zu müssen.

Jedoch… sie mussten auch nicht weiterreden. Denn sie hörten etwas.

„Hörst du das?“ Pittoo hatte es zur gleichen Zeit gehört wie Miriel. Es war… ein leises Geräusch und doch so penetrant hier unter dem Schnee. Es war als würde… etwas graben. Ein leises, scharrendes Geräusch das immer lauter wurde.

„Sie graben! Sie graben uns aus! Pit! Sukoro! Hier!“ Miriel rief gegen den dicken Schnee an und hoffte das sie sie hörten. Die Geräusche verstummten kurz, dann wurden sie lauter und immer lauter. Plötzlich löste sich das Gewicht von ihnen und die Decke wurde angehoben.

„Nghh… ich hab es! Alles okay bei euch!?!“ rief Pit aufgeregt und unglaublich besorgt. Der Schrecken war deutlich auf seinem sonst so zarten Gesicht zu sehen. Er und Sukoro hatten sie beide gesucht, jedoch waren Miriel und Dark vom Schnee mitgerissen worden und so hatte die Suche länger gedauert. Bis sie Miri rufen gehört hatten und sofort mit Windmagie zu graben begannen.

„Das wurde echt Zeit!“ knurrte Pittoo seinem Bruder zu und versuchte sich hoch zu stemmen. Doch ein schmerzhaftes Ächzen kam aus seiner Kehle. Sein Körper tat unglaublich weh und er hatte das Gefühl er konnte keine seiner Gliedmaßen bewegen.

„Bewegt euch nicht! Ihr seid total verfroren. Pit, nutz deine Heilmagie um ihnen zu helfen ich nutze Feuermagie um ihre Körper aufzuwärmen“ schaltete sich Sukoro sofort ein und er setzte sich zu den beiden Engeln. Er zog Dark von Miriel herunter und legte ihn neben sie in den Schnee. Dann legte er eine Hand auf den dunklen Engel und die andere auf die junge Frau und begann Feuermagie in ihre Körper zu pumpen.

„Okay!“ rief Pit und schmiss sich Sukoro gegenüber in den Schnee. Er legte seine Hände ebenfalls auf beide Engel und begann ihre Körper mit Heilmagie zu heilen und die Erfrierungen rückgängig zu machen. Fast zeitgleich kam ein erleichtertes Seufzen und leises Ächzen von den verfrorenen Engeln als sie spürten wie Wärme und Heilung ihre Wunder taten.

Miriel fühlte wie sich ihr Körper von der Mitte heraus immer mehr aufwärmte. Wärme strahlte in ihre Glieder und sie konnte wieder Leben darin spüren. Das Taube Gefühl der Kälte wurde zu einem prickeln und dann stöhnte sie vor Schmerz auf als das Leben in ihren Körper zurückkehrte. Pittoo erging es ähnlich. Doch Pits Heilmagie tat direkt ihre Wirkung und der Schmerz hielt nicht lange an, sondern wurde von einem warmen, angenehm sanften Gefühl abgelöst. Miriel spürte wie sie mit jeder Sekunde fitter wurde.

„Wouw… es fühlt sich so gut an… danke sehr“ murmelte sie genüsslich und Pit grinste sie breit an. Dark fühlte sich genauso wohl,  doch im Gegensatz zu Miriel sagte er nichts. Aber man konnte es deutlich auf seinem Gesicht sehen, seine Züge entspannten sich immer mehr.

„Keine Ursache. Ich bin so froh dass wir euch gefunden haben. Dieser blöde Schnee schien unsere Magie regelrecht abzublocken, wir konnten euch mit Geistmagie nicht aufspüren“ erklärte Pit ihnen dann wieso sie so lange gebraucht hatten. Miriel sah nun auch das sie tatsächlich ein paar Stunden unter dem Schnee begraben waren. Es war zwar immer noch Nacht, aber es begann tatsächlich langsam zu dämmern und ein feiner Silberstreifen zog sich über den Horizont.

„Scheinbar hat der Eisvogel die Lawine erschaffen. Er hat uns zwar damit nicht direkt angegriffen aber eine klare Botschaft hinterlassen. Er will uns aus seinem Territorium vertreiben“ knurrte Sukoro dann, das erklärte eindeutig wieso der Schnee die ganze Magie schluckte und auch Dark nicht mehr erschaffen konnte als dieses leichte Glimmen.

„Dieses elende Scheiß Vieh… wie habt ihr die Lawine überstanden während wir hier begraben waren?“ fragte Pittoo nun und setzte sich auf. Sein Körper war komplett aufgewärmt und erholt. Miriel tat es ihm gleich und setzte sich ebenfalls wieder hin. Wie gut das tat~

„Sukoros Erdwall hat gut gehalten. Wir sind von der Lawine nur oberflächlich begraben worden und konnten uns schnell wieder befreien. Danach haben wir sofort nach euch gesucht… und auch nach den anderen beiden Pferde. Die Pferde haben wir nicht gefunden, aber zum Glück euch!“ antwortete Pit auf die Frage seines Bruders und dann standen sie alle 4 auf. Sie konnten sich nicht lange ausruhen, nach dem Angriff des Phönix war es eindeutig das sie so schnell wie möglich sein Territorium verlassen mussten, zumindest solange bis sie sich auf einen Kampf gegen das Vieh einstellen konnten.

„Könnt ihr die Pferde nicht irgendwie aufspüren?“ fragte Miriel dann, sie sorgte sich um die beiden Tiere die sie nicht rechtzeitig hatten reinholen können. Das Wohl der anderen beide brauchte sie nicht zu erfragen, denn sie konnte die beiden Tiere etwas weiter weg stehen sehen. Scheinbar hatten sie sie angebunden.

Sukoro schüttelte den Kopf als Antwort: „Nein, ich konnte nicht einmal euch spüren, also kann ich auch die Pferde nicht fühlen“, doch da schien ihm eine Idee zu kommen und er sah zu Pittoo. „Vielleicht kannst du die Pferde aufspüren. Mit deiner angeborenen Fähigkeit kannst du den Schutzwall des Phönix vielleicht umgehen“ wandte er dann seine Worte an den schwarzen Engel und Dark nickte, das war gar keine so schlechte Idee.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich darauf die Lebensenergien der Wesen um sie herum zu spüren. Er konnte die der drei anderen fühlen und die der beiden lebenden Pferde. Auch unzählige kleine Energien von den verschiedensten Tieren spürte er… aber… keine weiteren Pferde. Unter dem Schnee waren nur vereinzelte kleine Lebensenergien zu spüren aber keine Großen und so öffnete er die roten Augen wieder und schüttelte den Kopf.

„Nein… ich kann sie nicht spüren, sie sind Tod“ gab er zerknirscht von sich. Er hatte nicht erwartete dass sie die Tiere wirklich verlieren würden. Was deutlich zeigte dass sie die Gefahren dieser Welt definitiv unterschätzt hatten… sie alle.

„Verdammte Scheiße… zurück können wir auch nicht mehr mit dem verdammten Vogel an unseren Fersen. Mir müssen weiter… auch wenn wir nur noch zwei Pferde haben. Wir werden uns mit dem Reiten abwechseln müssen“ knurrte Sukoro, dass bedeutete sie würden langsamer voran kommen und die Gefahr das sie auch die letzten beiden Pferde verloren… oder sogar ihr eigenes Leben war immer gegenwärtig. Der verdammte Vogel würde sie auch nicht ewig warnen, sobald er genug hatte würde er sie direkt angreifen und nur Gott wusste ob sie das alles überlebten.

„Dann lasst uns weiter, je länger wir hier bleiben desto größer ist die Gefahr das das Vieh zurückkommt“ murrte Pittoo genervt und die kleine Gruppe machte sich zurück zu den überlebenden Tieren. Ihnen ging es tatsächlich gut, sie hatten kaum etwas von der Lawine abbekommen und waren unter dem Erdwall genauso geschützt gewesen wie Pit und Sukoro.

„Okay… Sukoro und Pit ihr könnt als erstes Reiten. Pito und ich sind fit genug um eine Weile zu laufen aber ihr habt viel Magie angewendet“ entschied Miriel dann ohne zu zögern die Frage wer als erstes auf die Pferde durfte. Pit wollte wiedersprechen und lieber Miriel und Dark reiten lassen weil sie unter dem Schnee begraben waren, doch Dark warf ihm nur einen einzigen Blick zu und der weiße Engel verstand und gab nach.

„Aber sobald ihr müde werdet sagt ihr Bescheid! Ihr habt eindeutig schlimmeres hinter euch“ bestand Pit und sah die beiden Engel entschlossen an. Miriel lächelte auf seinen Blick und nickte. „Na gut, wenn wir müde werden sagen wir es euch. Aber ihr habt wirklich beste Arbeit geleistet, ich fühle mich kein Stück als wäre ich gerade von einer Lawine überrollt worden“ meinte sie Schmunzelnd und es stimmte. Sie fühlte sich wirklich wohl, ihr war nicht einmal kalt und Pittoo ging es genauso. Das schien Pit nun auch zu beruhigen.

„Okay! Ich vertraue darauf“ gab er nun endlich nach und erwiderte Miriels lächeln. Hauptsache ihnen ging es allen gut und sie konnten nur hoffen dass sie nicht so bald wieder in einen neuen Angriff des Vogels gerieten. Zwei Angriffe so kurz hintereinander waren eindeutig mehr als genug.

Sukoro und Pit stiegen auf die beiden Pferde und Miriel und Dark liefen nebenher, so verließ die Gruppe die Stelle mit der Lawine und bahnte sich vorsichtig einen Weg durch den tiefen Schnee. Es war gar nicht so schlecht das zwei von ihnen auf dem Boden bleiben mussten, so konnten Pittoo und Miriel einen sicheren Weg für die Pferde suchen oder schaffen bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Die Sonne ging langsam auf und erhellte den Weg vor ihnen, weiter zwischen den Bergen hindurch.

So reiste die Gruppe weiter Tag für Tag und wurde tatsächlich von dem Eisvogel verschont. Entweder hatten sie sein Gebiet verlassen oder er hatte keine Lust mehr sie anzugreifen. Was es auch war, die Gruppe nahm es dankend entgegen und reiste immer weiter Richtung Norden und immer tiefer in die Berge hinein.

Langsam befand sich nur noch spärliche Vegetation auf ihrem Weg, es gab kaum noch Bäume und nur kleine, magere Büsche, ansonsten war alles ausgekleidet mit weißem Schnee, grauem Stein und unendlichen Gebirgen und Felsen.

Tiere fanden sich nun kaum noch welche, meist handelte es sich dabei um kleine Beutetiere wie Mäuse oder ab und an ein Kaninchen. Rehe und Hirsche wurden zu einer Seltenheit und so das Jagen zu einer Qual. Es gab Tage wo sie gar nichts erbeuteten und mit leerem Magen zu Bett gingen.

Einmal begegneten sie tatsächlich einer wunderschönen Bergkatze. Sie hatte langes, dichtes, weißblaues Fell mit grauen Flecken darin die ganz so aussahen wie die Schneedecke mit den kleinen Felsen hier und da. Eine dicke Mähne umrahmte ihren Kopf und zwei lange, flauschige Schweife peitschten über den Boden, beide hatten jeweils ein Ende das in einer Quaste aus langen Haaren endete.

Sie verschwand so schnell wieder wie sie gekommen war. Jedoch bewies die Schneekatze eindeutig dass es hier auch größere Beute zu erlegen gab. Doch selbst mit Einsatz ihrer Magie wurde es für sie immer schwieriger etwas zu erbeuten. Zumindest hatten die Pferde noch ihr Heu, doch auch das wurde immer magerer.

„Wenn wir nicht bald das Dorf erreichen sind wir geliefert…“ murrte Sukoro, doch so langsam hatten sie alle die Hoffnung aufgegeben. Sie waren sich nicht einmal sicher ob sie noch in die richtige Richtung liefen. Laut Kompass und den Sternen taten sie es. Doch nichts änderte sich und ein Elfendorf war nicht in Sicht.

Keiner von ihnen wusste wie lange sie noch gehen mussten um es endlich zu erreichen und wenn sie nicht ihre Vorräte aufstocken und zu Kräften kommen konnten, war es für sie unmöglich dem Phönix gegenüber zu treten. Scheinbar hatten sie die Strapazen dieser Reise viel zu sehr unterschätzt… selbst Sukoro musste das so langsam zugeben. Er hatte nicht erwartete dass es so schwierig sein würde auch nur den ersten Gegenstand für die Heimkehr der Engel zu finden…

Heiße Überraschung

Der Tag der alles ändern sollte begann wie immer. Die Sonne kroch langsam an den Bergen hinauf und die Gruppe baute ihr Lager ab und packte die Sachen auf die verbliebenen Pferde. Um Energie und Futter zu sparen ritt niemand mehr auf den Tieren, so brauchten sie weniger Heu für sie.

Zu Fuß machten sie sich also auf die Weiterreise. Mittlerweile herrschte oft eine lang anhaltende Stille. Sie alle waren erschöpft, hungrig und ausgelaugt, sie wollten nichts mehr als endlich ihr Ziel zu erreichen. Miriel und Pittoo waren dran die Pferde zu führen, während Pit und Sukoro dafür sorgten das der Weg vor ihnen für die Tiere sicher war. Was sie jetzt definitiv nicht gebrauchen konnten war ein Pferd mit gebrochenen Beinen, sie konnten nicht noch ein Tier verlieren und es war nicht mal sicher wie gut sie es heilen konnten.

Denn je tiefer sie in die Berge zogen, desto mehr hatten sie das Gefühl das ihre Magie von dem Schnee und den Bergen eingesaugt wurde. Es war fast so als würden sie tiefer ins Territorium des Phönixes eindringen, jedoch hatte dieser sich seit dem letzten Angriff nicht mehr blicken lassen.

Aufgrund des Magiemangels waren alle vier mittlerweile wieder auf ihre normalen Waffen umgestiegen. Miriel benutzte ihren Bogen und verstärkte die Pfeile mit Magie, Pit und Dark Pit nutzten ebenfalls ihre Waffen und hatten mittlerweile auch keine Probleme mehr sie genauso zu benutzten wie vorher, im Gegenteil, sie schienen fast aufzublühen seit sie ihre Waffen wieder benutzten. Selbst Sukoro nutzte mittlerweile seinen Stab um die Magie zu katalysieren, er hatte den Engeln erklärt dass es einfacher war Magie mit einer Waffe zu bündeln und einzusetzen. Jedoch waren die Angriffe dann limitiert auf gebündelte Schüsse, so wie es die Engel von ihrer Heimat her gewöhnt waren.

Sie liefen eine Weile und beobachteten dabei immer ihre, mittlerweile doch recht eintönige, Umgebung. Sie bewegten sich meist zwischen den Bergen und konnten weit sehen, aber trotzdem brachte es ihnen oft nicht viel,  denn ihre Beute erspähte sie meist noch bevor sie sie sahen und flüchtete.

Miriel war eine exzellente Jägerin, jedoch war sie es gewöhnt in einem großen, dichten Wald zu jagen. Nicht in einem offenen, schneebedeckten Gebiet wie hier ohne jegliche Möglichkeit sich zu verstecken. Die besten Ergebnisse hatten sie bisher erzielt wenn sie einen der Berge etwas hochgeklettert waren und sich auf einem Vorsprung auf die Lauer legten. Jedoch konnten sie nicht ewig so liegen, dafür war das Wetter zu kalt.

Miriel sah in die Ferne und bemerkte etwas. Fiel das Land dort vorne ab? 

Der Weg vor ihnen schien plötzlich zu enden aber sie konnte nicht genau sagen ob es sich um eine optische Täuschung handelte oder ob es tatsächlich so war.

„Ich glaube da vorne bricht der Weg einfach ab“ gab sie dann ihre Bedenken kund und die Männer folgten ihrem Blick. „Stimmt… lasst uns hin und nachsehen, vielleicht ist ein Teil von einer Lawine oder einem Erdrutsch abgetragen worden?“ stimmte Pittoo ihr dann zu und niemand hatte Einwände. Also machten sie sich auf direktem Weg zur Kante.

Je näher sie ihr kamen desto mehr sahen sie, dass sich der Abfall des Geländes auf eine weite Fläche ausbreitete und es schwierig wäre drum herum zu gehen, mit den Pferden fast unmöglich. Sie würden die Berge hochklettern müssen und da konnten die Tiere ihnen nicht folgen.

„Was machen wir nun?“ fragte Miriel ins Blaue als sie an der Kante ankamen und ins Tal hinab blickten. Es stimmte tatsächlich, es sah aus als wäre ein großer Teil des Weges von etwas abgetragen worden. Entweder tatsächlich einem Naturphänomen… oder es war das Werk von etwas anderem. Sie hoffte ersteres, denn eine Kreatur die es schaffte ein großes Stück Land absacken zu lassen war mit Sicherheit nicht leicht zu bewältigen. Vor allem dann nicht wenn sie nicht ihre vollen Kräfte besaßen.

„Wir müssen die Pferde irgendwie da runter bekommen… und dann unten weitergehen, der Weg führt weiter ins Innere der Berge. Ich denke wir sind tatsächlich in die richtige Richtung gegangen, es sollte nicht mehr weit sein bis zum Dorf des Eiselfen… bis wir Phaendar erreichen“ antwortete Sukoro ihr und die drei Engel sahen zu ihm.

„Woher willst du das wissen? Nur weil das Land hier abfällt?“ murrte Pittoo ihm zu, der schwarze Engel war mittlerweile noch schwieriger als eh schon. Je Länger sie in diesem Land waren, desto grimmiger schien Dark Pit zu werden.  Sukoro sah nur zu ihm, dann wandte er sich herum und zeigte in eine Richtung.

„Weil dort das Meer beginnt… schaut zwischen den Bergen hindurch“ erklärte er dann doch und die Engel folgten seinem Blick. Tatsächlich… es war kaum zu sehen, aber wenn man genau hinsah blitzte etwas Blaues zwischen den Bergen auf und es schien sich sogar zu Bewegen.

„Was hat das Meer damit zu tun?“ war es nun an Pit die Frage zu stellen, der weiße Engel schien jedoch begeistert darüber etwas Neues zu sehen als immer nur Schnee, Fels und Berge. „Phaendar liegt in der Nähe des Meeres, wir müssen endlich an der Spitze des Schneegebiets  angekommen sein und nun ist es nicht mehr weit. Wir sind jedoch etwas nach Westen abgedriftet und müssen von hier aus Richtung Nordosten damit wir es nicht verpassen.“ Gab Sukoro als Antwort.

„Das hört sich doch gut an“ nun war auch Dark wieder motivierter, endlich schien ihr Ziel in Sicht! Jedoch würden sie immer noch die Pferde die Schlucht hinunter bekommen müssen. Wie sollten sie das schaffen? Es war nicht einmal möglich die steile Passage einfach so hinunter zu klettern.

„Wir müssen sie hinunter fliegen“ gab Sukoro trocken von sich und die Gruppe sah ihn an. „Sie runtertragen??“ wiederholte Miriel die Worte des Magiers überrascht, aber… das war gar keine so schlechte Idee oder? Sie würden die Tiere mit Darks Hilfe ruhig stellen müssen, dann konnten sie sie mit Pit und Pittoo nach unten tragen.

„Jap… ihr zwei seid doch extrem Stark, es sollte für euch kein Problem sein ein Pferd zu tragen oder?“ Sukoro schien die gleiche Idee zu haben wie Miriel und er sah zu den beiden jungen Männern. Pit und Dark sahen sich kurz an, dann zurück zu Sukoro und nickten. „Ja, das sollte kein Problem sein. Wir trainieren mit Waffen die so schwer sind das ein Mensch sie nicht einmal heben kann. Wir tragen Kanonen auf unseren Schultern oder führen Keulen so groß wie wir selbst“ meinte Pit grinsend und es stimmte. Die kleinen Engel hatten eine enorme Körperkraft. Zu zweit waren sie mit Sicherheit in der Lage ein Pony zu tragen.

„Sehr gut, dann ist das geregelt. Machen wir uns an die Arbeit“ damit löste Sukoro die Schlafsäcke vom Rücken der Tiere und band diese aneinander. Er festigte sie mit Hilfe von Magie, sodass sie sie am Ende um den Bauch von einem der Pferde binden konnten und eine richtige Trage schufen, welche die Engel rechts und links halten konnten.

Dark konzentrierte sich darauf das Tier ruhig zu halten, dann befreiten beide Männer ihre Schwingen und breiteten sie zur vollen Größe aus. Jeder von ihnen packte einen Teil der selbstgebauten Trage und dann schwangen sie sich in die Lüfte. Ein Ruck ging durch den Pferdekörper, als dieser nach oben  gehoben wurde, doch das Tier reagierte kaum, es war vollkommen unter Pittoos Kontrolle.

Miriel und Sukoro blieben oben bei dem übrigen Tier und sahen zu wie die Engel mit ihrer Last hinab flogen. Es dauerte nicht lang, dann stellten sie das Pferd sanft auf den Boden ab und lösten die Trage von dessen Bauch.

„Ich geh auch runter und halte das Pferd fest, dann kann Pittoo wieder hochkommen“ erklärte Miriel Sukoro und dieser nickte. Damit befreite auch die junge Frau ihre verketteten Schwingen, breitete sie aus und sprang in die Tiefe. Jedes Mal wenn sie das Tat fühlte sie die besorgten Blick der Engel auf sich und diesmal war es nicht anders, als Pit und Dark Pit nach oben sahen und beobachteten wie sie zu Boden glitt.

Doch Miriel brauchte keine Hilfe, ihre Schwingen fingen sicher den Wind und sie glitt langsam aber ohne Probleme zu Boden. „Jetzt könnt ihr hoch und das zweite Pferd holen, ich bleibe hier unten und halte das Pony hier fest“ erklärte sie den Jungs und nahm dann die Zügel des zotteligen Tieres entgegen.

„Okay!“ rief Pit und nickte fröhlich, dann hoben beide Engel ab und flogen mit kräftigen Flügelschlägen wieder nach oben. Miriel sah ihnen nach und beobachtete von unten wie sie nun auch dem zweiten Tier die Trage umlegten und dann mit ihm in die Lüfte abhoben. Langsam glitten sie wieder hinab und luden auch das zweite Tier sicher auf dem Boden ab.

„Sehr gut“ Miriel half ihnen die Schlafsäcke von dem Pony zu befreien, als  Sukoro zu ihnen herunter rief: „Vergesst mich nicht! Ich brauch eine Mitfahrgelegenheit!“. Stimmt! Das hatten sie fast vergessen, er konnte hier seine Schwingen nicht rufen, da er dafür zu viel Magie verwenden musste.

„Ich komme hoch!“ rief Pit sofort und bevor Miri oder Dark etwas sagen konnten hob der weiße Engel ab und flog nach oben zu Sukoro.

„Nun gut…“ kommentierte Miriel seine Hilfsbereitschaft, dann begann sie die Schlafsäcke voneinander zu lösen. Dark half ihr und bald schon hatten sie sie wieder zusammen gerollt auf den Pferden verstaut, während sie darauf warteten das Sukoro und Pit wiederkamen.

Miriel beobachtete gerade wie Pit die letzten Meter hinter sich brachte um oben zu landen, als die Pferde begannen unruhig zu werden. Alarmiert sah sie zu ihnen und konnte sehen das sie nicht nur unruhig waren, sie hatten Angst! Das weiß stand so plötzlich in ihren Augen, dass es fast unerwartet kam als sie wiehernd den Oberkörper in die Luft hoben und mit den Vorderbeinen schlugen.

„Vorsicht!“ Miriel ließ die Zügel ihres Tieres los und packte Dark, sie zog den schwarzen Engel außer Reichweite der gefährlich schlagenden Hufe.

„Was zum!? Was ist los mit denen?“ knurrte Pittoo überrascht. Er hatte den Umschwung der Tiere erst mitbekommen als es fast zu spät war. Er hielt zwar viel aus, aber er konnte trotzdem darauf verzichten dass ihn ein Huf am Kopf traf.

„Ich weiß es nicht, sie geraten in Panik!“ Miriel versuchte die Zügel ihres Ponys wieder zu greifen, doch das Tier schlug mit den Hufen nach ihr und sie musste ausweichen. Bevor die beiden Engel reagieren konnten, schwangen die Pferde mit einer einzigen schnellen Bewegung herum und preschten dann in purer Panik kopflos davon.

„Verdammt!“ Pittoo versuchte sie mit seiner Fähigkeit zu greifen und sie zu kontrollieren, doch er streifte ihren Kopf nur flüchtig, dann waren sie hinter dem nächsten Felsen verschwunden und außer Sicht.

„Das wird Ärger geben… hoffentlich finden wir sie wieder“ Miriel war besorgt, was hatte den Tieren so Angst eingejagt? „Wir haben andere Probleme als die Pferde“ knurrte Dark mit tiefer Stimme. Dann deutete er nach oben und Miriel sah was er meinte. Eine riesige, dunkle Wolke zog über den Berg hinweg geradewegs auf sie zu.

„Ein erneuter Schneesturm?“ doch die Pferde waren diesmal viel panischer gewesen als beim letzten Mal, eventuell hatten sie Angst vor einer erneuten Lawine? Aber ein Schneesturm war schlecht… Miriel fuhr herum und sah nach oben zu den anderen beiden. „Ihr müsst euch beeilen!“ rief sie den Männer nach oben zu. Doch das Einzige was sie sah war, wie Sukoro Pit packte und vom Kliff wegzog.

„Was?“ sie verstand nicht genau was sie da sah, war keine Zeit mehr um hinab zu fliegen? Pittoo schien schneller zu verstehen was dort oben abging und ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle.

„Dieses elende Stück Scheiße!“ grollte er wütend und breitete die Schwingen zur vollen Größe aus. „Das ist zu gefährlich!“ warnte Miriel ihn, doch Dark wollte es nicht hören und hob einfach ab.

„Pito!“sie rief ihm nach, doch es half nichts. Pittoo ignorierte sie und machte sich mit kräftigen Flügelschlägen auf um seinem Bruder zur Hilfe zu eilen.

Doch die junge Frau sollte Recht behalten, der Schneesturm brach so plötzlich los wie er gekommen war und innerhalb von Sekunden tobte der Wind, heulte und jauchzte.

„Dark Pit!“ besorgt sah Miriel wie der schwarze Engel vom Wind ergriffen wurde und zu straucheln begann. Sie sah wie Dark gegen den Wind ankämpfte und mit seinen Flügeln schlug um es trotzdem noch zu Pit zu schaffen, doch der Wind war zu stark und er nahm mit jeder Sekunde mehr zu. Dann plötzlich brach eine extreme Welle eiskalten, brutalen Windes über sie herein.

„Urg!“ Miriel legte die Arme um ihren Körper und ging in die Knie um diesem eisigen Wind so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, besorgt sah sie nach oben zu Pito und weitete ihre Augen bei dem was sie sah. Der Wind war so stark dass Dark scheinbar die Kontrolle über seine Schwingen verlor und sie wurden unkontrolliert gefaltet wie bei einem Regenschirm. Es sah extrem schmerzhaft aus und Pito hatte nicht mehr die Kraft sich in der Luft zu halten.

„Verdammt!“ Miriel zwang ihre Beine dazu aufzustehen und los zu rennen, trotz des Windes, des Schnees und der immensen Kraft des Sturms, schaffte sie es dagegen an zu rennen. Sie beobachtete vom Boden aus in welche Richtung Dark fiel und rannte, rannte so schnell sie konnte. Ab einem bestimmten Punkt konnte sie den schwarzen Engel nicht mehr sehen, aber sie wusste wohin er gewirbelt wurde und als sie an dem Punkt ankam, sah sie den dunklen Fleck in den tosenden Flocken. Sie breitete die Hände aus und rannte regelrecht in den fallenden Engel hinein.

Die Wucht riss sie von den Füßen und doch hatte sie es geschafft Darks Fall abzufedern und sie beide landeten im Schnee. „Urg“ kam es von Miriel, welche von dem jungen Mann begraben wurde. Pittoo hingegen gab keinen Mucks von sich, was ihre Sorge nur noch größer werden ließ.

Die Rothaarige befreite sich von dem Gewicht über sich und beugte sich dann besorgt über Pittoo. Sie mussten schnell Schutz suchen, ansonsten würde der Schnee sie innerhalb von Minuten begraben. Er lag jetzt schon wie eine weiße, weiche Schicht auf ihnen.

Miri betrachtete den schwarzen Engel, seine Augen waren geschlossen, die Flügel hingen in groteske Richtungen und waren mit Sicherheit ausgekugelt, wenn nicht sogar gebrochen. Aber er lebte noch, er atmete, wenn auch nur schwach.

Miriel nutzte direkt ihre Heilmagie und lenkte die heilende Kraft in Pittoos Glieder, bis der bewusstlose Engel anfing vor Schmerz zu stöhnen. „Ein Glück…“ erleichtert sah sie zu wie Dark die roten Augen öffnete und benommen zu ihr sah. Dann zischte er und presste vor Schmerz die Luft durch die geschlossenen Zähne. Sein Blick ging nach hinten zu seinen Flügeln.

„Verdammt… die sind ganz schön mitgenommen…“ knurrte er, die Stimme immer noch verzerrt vom Schmerz und sie konnte es ihm nicht verübeln. „Ja… aber bevor wir uns darum kümmern müssen wir Schutz suchen. Oder wir enden als Eisklötze…“ und diesmal würde sie niemand aufgraben.

Pittoo sah zu ihr, dann wieder nach oben in Richtung des Kliffs, jedoch konnten sie das Ende nicht sehen und damit auch nicht Sukoro oder Pit.

„Ich weiß das du dir Sorgen machst, mir geht es genauso… aber in dem Zustand und in dem Schneesturm können wir nichts tun“ mit den Worten packte sie Darks Arm und zog den Schwarzhaarigen auf die Beine. „Urg…“ ein Schmerzenslaut entwich ihm, ihm schien es schlechter zu gehen als sie zuerst erwartet hatte. Doch Pito rappelte sich auf und nickte auf ihre Worte.

„Okay… dann lass uns Unterschlupf suchen“, obwohl sie direkt nebeneinander standen mussten sie sich fast anschreien. Der Sturm war einfach so unerträglich laut und unerträglich kalt. Miriel nickte auf Pittoos Worte und legte einen Arm unter seinen um ihn zu stützen. Der schwarze Engel warf ihr einen warnenden Blick zu, doch sie erwiderte ihn nur mit Entschlossenheit. Ab und an konnte er sich auch ruhig mal helfen lassen!

Sie hatten keine Zeit und keine Kraft noch weiter miteinander zu reden. Die Kälte kroch ihnen in die Glieder und wenn sie nicht bald Schutz fanden, würden sie unweigerlich erfrieren. Dark hatte definitiv nicht mehr genug Kraft um seine Feuermagie einzusetzen und sie beide zu wärmen.

Miriel ging in Richtung der Berge und hoffte das sie in die richtige Richtung lief. Doch als Dark stehen blieb sah sie fragend zu ihm und blieb ebenfalls stehen.

„Da lang“ wies der schwarze Engel sie nur auf und zeigte in eine Richtung. Miriel runzelte die Stirn, aber folgte seinen Worten und dem Fingerzeig. „Wohin gehen wir?“ fragte sie ihn dann durch den Sturm hindurch.

„Ich spüre Lebensenergien…  sehr viele winzige Energien, sie scheinen sich an einem Ort zu sammeln. Ich denke dort wird es sicherer sein als hier“ erklärte er ihr und Miriel verstand. So arbeiteten sich die beiden durch den dichten Schneefall und den beißenden Wind. Bald erwischten sie sich dabei, wie sie sich immer mehr an den anderen pressten um ein wenig von dessen Körperwärme abzubekommen. Ihre Kleidung hielt den beißenden, kalten Wind kaum noch ab.

Miriel tastete sich vor und fühlte bald etwas Hartes unter den behandschuhten Fingern. Hatten sie die Berge erreicht? Doch was nun? Was half es ihnen? Sie wusste es nicht, doch ihre Einzige Chance war es, einen Unterschlupf zu finden.

So tastete sie sich an der Felswand entlang und suchte nach irgendetwas, nach einem Unterschlupf. Doch… selbst wenn es hier einen gab, war er durch den Schnee so gut wie gar nicht zu sehen. War es Hoffnungslos? Miri spürte wie jeder Schritt schwerer wurde und ihr Körper sich nichts sehnlichster wünschte als der Kälte nach zu geben und sich hin zu legen… einzuschlafen.

Doch sie kämpfte dagegen an und Pittoo tat es ebenfalls, trotz seiner Verletzungen und seines allgemeinen Zustandes kämpfte er verbissen gegen den Sturm an und sah es gar nicht ein sich mehr auf Miriel zu stützen als irgendwie notwendig war.

Sie wusste nicht wie lange sie das noch aushalten würden, doch plötzlich verschwand die Felswand unter ihren Fingern und sie sah verwirrt auf. Ihr Blick ging zum Berg und… sah in gähnende Leere. Für ein paar Sekunden blinzelte sie verblüfft, bis sie verstand was sie da vor sich sah.

„Eine Höhle!“ rief die junge Frau und die Freude schwang deutlich in ihrer Stimme mit. Freude und Erleichterung, sie hatten einen Unterschlupf gefunden! Endlich, nachdem sie schon fast aufgegeben hatte.

„Genau rechtzeitig“ murmelte Pittoo und Miri merkte wie sein Gewicht ihren Arm plötzlich nach unten zog. „Woah… hey“ besorgt sah sie zu dem schwarzen Engel der nun förmlich in ihrem Griff hing. Das dunkle Haar hing ihm ins Gesicht und erst jetzt merkte sie wie unglaublich ausgelaugt er aussah. Seine roten Augen waren halb geschlossen und trotzdem schien er gegen die Erschöpfung anzukämpfen.

„Der Sturm hat dir schlimmer zugesetzt als ich dachte…“ sie half ihm erneut hoch und stützte ihn mehr auf sich, bis Pittoo wieder versuchte seine Beine dazu zu bringe sein Gewicht zu halten. „Sieht so aus“ murrte er mitgenommen, doch sie merkte schon wie er dabei war sich wieder zusammen zu reißen.

„Schon okay… wir haben einen Unterschlupf. Komm etwas zu Kräften bevor wir tiefer reingehen“ munterte sie ihn auf und dann blieb Miriel erst einmal eine kurze Zeit einfach nur im Höhleneingang stehen. Sie war gerade weit genug hinein gegangen, dass ihr der kalte Wind nicht in den Rücken blies. So blieben sie bis sich Dark ein wenig erholt hatte, sie merkte es als er sich wieder etwas mehr aufrichtete und das Gewicht von ihrer Schulter verschwand. Nicht gänzlich, da sie ihn immer noch stützte, aber er lag nicht mehr halb auf ihr.

„Okay… wir können weiter rein“ kommentierte der junge Engel dann endlich seinen Zustand und Miriel nickte. Langsam tat sie einen Schritt vor den anderen und Pittoo folgte ihrem Beispiel, so gingen sie tiefer in die Höhle hinein.

Es wurde schnell so dunkel das sie nichts sehen konnten, also war Miriel diesmal diejenige die ein Feuer entzündete und es in ihrer Hand trug um den Weg vor ihnen zu erhellen. Um sie herum war nichts als dunkler, schwarzer Stein der orange leuchtete wenn das Feuer dagegen schien. Wieso leuchtete er so? Es sah fast so aus als wäre der Stein feucht… ja… eine gewisse Feuchtigkeit herrschte in dieser Höhle tatsächlich.

Bald schon merkte Miriel etwas das sie angenehm überraschte, je tiefer sie hinein gingen, desto wärmer wurde es! Sie hieß es gerne willkommen und genoss es endlich mal etwas anderes auf ihrem Gesicht zu spüren als nur kalte, beißende Luft und Schnee.

„Ich frage mich was mit den Andern ist… wenn Sukoro irgendetwas mit Pit versucht bring ich ihn um“ knurrte Dark finster und Miriel erinnerte sich wieder an die Szene die sie gesehen hatten, kurz bevor der Sturm los ging. War das was sie gesehen hatten wirklich dass was sie dachten? Oder waren ihre Befürchtungen unbegründet?

„Wir wissen nicht ob Sukoro irgendetwas tut… sie haben oben auf dem Kliff gestanden. Wahrscheinlich hat er die Wolken schon viel eher gesehen als wir und Pit aufgehalten als er mit ihm herunter fliegen wollte. Vielleicht haben sie schon Schutz gesucht…“ es konnte alles sein nicht wahr? Diese Option war genauso denkbar wie die Option das Sukoro sie verriet. Sie wussten es nicht.

„Ich weiß es nicht… ich vertrau diesem Kerl nur einfach kein Stück… wenn er den Sturm hat kommen sehen, warum hat er uns dann nicht gewarnt? Anstatt Pit nur ruppig vom Abgrund weg zu ziehen…  dann wäre ich nicht kopflos hochgestürmt“ knurrte der schwarze Engel wütend und seine dunkelroten Augen blitzten auf.

Es stimmte… er hätte ihnen Bescheid gesagt nicht wahr? Spätestens dann als Pittoo nach oben geflogen kam und vom Sturm erfasst worden war. Außerdem, wäre Pit seinem Bruder nicht zur Hilfe gekommen? Oder hätte es zumindest versucht? Aber er hatte gar nicht darauf reagiert als Dark hochgeflogen kam. Trotzdem… darüber sich nun den Kopf zu zerbrechen war unsinnig.

„Wir werden nach ihnen sehen sobald der Sturm vorüber ist. Aber erst einmal musst du dich ausruhen, mit den Flügeln und in deinem Zustand gehst du nirgends mehr hin“ gab sie schmunzelnd von sich und sah den schwarzen Engel an. Dessen Blick war verbissen und wütend. Wahrscheinlich wütend auf Sukoro, Pit und auf sich selbst das er es nicht geschafft hatte gegen den Sturm zu bestehen.

„Es wird wärmer…“ nun versuchte er sich eindeutig abzulenken, aber Miriel konnte ihm nur zustimmen. Es wurde tatsächlich immer wärmer und langsam hatte sie das Gefühl unter ihrer Kleidung zu schwitzen. Das war mehr als seltsam, vor wenigen Minuten hatte sie noch das Gefühl gehabt zu erfrieren… und nun kroch Hitze an die Stellen die vorher durch die Kälte gebrannt hatten.

„Du hast Recht… woran könnte das liegen? Es wird immer wärmer je tiefer wir in die Höhle vordringen…“ sie stellte die Frage und wusste eigentlich schon in diesem Moment die Antwort, welche dann auch von Pittoo kam: „Eine heiße Quelle“.

Genau das! Es war das Einzige was ihr auch einfiel, es war nicht nur die Wärme die ihnen entgegen strömte, auch die Felswände schienen erhitzt zu sein. Scheinbar gab es einen inaktiven Vulkan hier unter dem Berg~

Das war sehr gut!

„Dann kriegen wir dich vielleicht wenigstens wieder auf Vordermann~“ die Aussicht auf eine heiße Quelle freute aber auch Miriel ungemein. Seid sie An’sha verlassen hatten, hatte sie in keiner heißen Quelle mehr Baden können. Auf dem Weg hierher hatte es eben keine gegeben.

Pittoo schien aber genauso heiß auf ein Bad wie sie, da stand er auch seinem Bruder in nichts nach. Oh verdammt… wenn Pit jetzt hier sein könnte. Niemand würde die heiße Quelle vor dem kleinen Junkie retten können~

Beide Engel legten eindeutig einen Zahn zu bei der Aussicht und je Wärmer es wurde, desto mehr motivierte es sie. Auch wenn ihnen dadurch ebenfalls immer heißer wurde unter den dicken Klamotten, doch ausziehen konnten sie diese noch früh genug und dann hatten sie sie endlich erreicht.

Das erste was ihnen entgegen kam waren dicke, heiße Schwaden aus Wasserdampf und dann wisch der trostlose, schwarze Stein glitzernden Felswänden die Aussahen als würden sie Weinen. Vor ihnen öffnete sich der schmale Durchgang zu einer riesigen Höhle und Miriel konnte die Flamme in ihrer Hand verlöschen lassen.

Die Höhle wurde komplett ausgeleuchtet, obwohl sie nicht so hell schien wie es möglich wäre zu dieser Tageszeit. Denn draußen tobte der Sturm und ließ den Himmel schwarz werden, trotzdem fiel genug Licht durch die offene Decke. Genauso kam auch kalter, stürmischer Wind mit hinein und Schneeflocken.

Doch der Wind erreichte sie hier unten nicht einmal, der dicke warme Wasserdampf hielt ihn oben und erlaubte ihm nicht weiter hinab zu pfeifen. Die Schneeflocken kamen ebenfalls nicht weit und schmolzen schon nach kurzer Zeit in der Luft und rieselten als Regentropfen hinab in die Quelle, welche sich in ihrer vollen Pracht vor ihnen erstreckte.

Die komplette Höhle war ausgekleidet mit Stalagmiten und Stalaktiten von denen das Wasser tropfte. Sogar einige Stalagnate, zusammengewachsene Tropfsteine, grenzten einen Bereich der Höhle von dem anderen ab und wirkten wie natürliche Wände. Sogar die heiße Quelle selbst wurde von diesen natürlichen Deformationen der Felswände in verschiedene Abteilungen gespalten.

„Es… ist wunderschön“ konnte Miriel nur staunen und Dark tat es ihr gleich. Es war tatsächlich ein unglaubliches und wunderschönes Naturphänomen hier vor ihnen und wurde von nichts anderem Geschaffen als Mutter Natur Höchstselbst.

„Ich will nicht weiter nur starren, ich geh baden~“ meinte Pittoo dann plötzlich und er fand die Kraft sich von Miriel zu lösen und auf die heiße Quelle zu, zu torkeln. „Warte!“ hielt Miriel ihn dann aber auf als sie sah was er vorhatte und lief zu ihm um ihn fest zu halten.

„Zieh vorher die Klamotten aus. Wenn die Nass werden dauert es Tage bis das Fell trocknet und wir können hier so schlecht Magie einsetzen das es unsinnig wäre dafür unsere Kräfte zu verschwenden.“ Erklärte sie ihm dann, als Pittoo sie ungehalten ansah. Aber er verstand und  gab dann mit einem missbilligenden Knurren nach, welches Miriel nur mit einem Grinsen erwiderte.

„Ich helf dir“, schließlich war er immer noch ziemlich entkräftet. Doch als sie nach seinem Mantel griff schlug er ihre Hand weg. „Ausziehen kann ich mich ja wohl noch selbst!“ rief er ungehalten und funkelte sie an. Miriel hob als Antwort nur eine Augenbraue: „Jaja, wenn du unbedingt willst“ kommentierte sie seine Attitüde nur mit einem Augen rollen. Pittoo kniff daraufhin die Augen leicht zusammen, ließ es aber gut sein und machte sich daran seine Sachen auszuziehen.

Miriel tat es ihm gleich und löste den dicken Fellmantel von ihren Schultern. Erleichtert atmete sie aus, als das schwere Gewicht davon verschwand. Auch wenn sie gewarnt hatte was das Nass werden anging, waren die Sachen sowieso feucht und gefroren durch den andauernden Schnee, aber sie waren nicht durchnässt.

Befreit von dem dicken Mantel machte sie sich nun daran die oberen Fellschichten von ihren Flügeln zu nehmen und spreizte die Schwingen genüsslich, wobei die Ketten klirrten, doch das war ihr egal. Dann machte sie sich daran auch die unteren Hemden auszuziehen und über die Flügel zu stülpen, ehe sie auch die Hosen und die Fellröcke auszog. Bis sie in nicht mehr dastand außer ihrer weinroten Unterwäsche und den goldenen Siegeln an ihren Handgelenken.

Miriel sah erwartungsvoll zu Dark und blinzelte verwirrt als sie sah dass er bisher nur den Mantel und die Felle ausgezogen hatte und sie ansonsten nur ansah. Miriel hob fragend eine Augenbraue, woraufhin Pittoo ihrem Blick auswich und wegsah. Hatte er sie echt einfach stumpf beim ausziehen beobachtet? Wer hätte das gedacht? Kleiner perverser Engel~

Sie wollte gar nicht wissen was er sich dabei gedacht hatte.

„Soll ich dir nun doch helfen beim ausziehen?“ fragte sie nun mit vor der Brust verschränkten Armen und einem wissenden Grinsen, als Dark anfing an seinen Hemden rum zu fummeln und immer wieder zischte wie eine Schlange wenn er versuchte seine Flügel zu bewegen.

Er funkelte sie wütend an, aber scheinbar schien ihm nichts anderes übrig zu bleiben, denn er stimmte zu: „Ja! Ich krieg die scheiß Schwingen nicht aus der Kleidung“ knurrte er ungehalten und Miriel lachte nur leise, was Darks Stimmung nicht unbedingt erhellte. „Komm schon Miesepeter, gleich gibt es ein warmes Bad und dann heilen die Chicken Wing wieder~“ zog sie den schwarzen Engel mehr auf, was darin resultierte das er zornig ihre Hand weg schlug als sie ihm helfen wollte.

„Was jetzt? Soll ich dir helfen oder nicht?“ murrte sie ihm nur amüsiert zu und wurde erneut aus diesen stechenden Augen angefunkelt. „Ja! Und halts Maul!“ fauchte er sie aufgebracht an. Oh ja, der kleine Engel hatte eine ganz schöne Attitüde wenn er wollte.

„Jaja… dann lass mich machen“ Miriel schüttelte nur amüsiert den Kopf, sie hatte keine Probleme mehr mit Pittoos Art, vor allem weil sie wusste das er ihr nichts tun würde. Sie war schließlich nicht Pit und wenn Dark dachte er könnte sie mit seinem Verhalten genauso dominieren würde er schnell sehen wohin ihn das brachte.

Nun aber half sie ihm endlich aus den Hemden und zog sie vorsichtig über die verletzten Schwingen. Trotzdem zischte Pittoo immer wieder vor Schmerz, durch zusammengepresste Zähne hindurch. Aber angenehmer konnte Miriel es nicht mehr machen und bald schon waren alle Hemden unten und er stand in seinem schwarzen Top da, mit den goldenen Nähten an den Rändern.

Den Rest schaffte Pittoo dann auch alleine und er entledigte sich seinen Hosen und den Röcken bis er ebenfalls nur noch in Shorts und Top da stand. „Ist es mir jetzt erlaubt ins Wasser zu gehen?“ fragte der Schwarzhaarige Sarkastisch und Miriel nickte nur grinsend. „Klar!“ rief sie fröhlich und Pito rollte mit den Augen bei so viel Glückseligkeit. Oh man, langsam machte sie Pit Konkurrenz… was er nicht unbedingt gut fand. Er mochte ihre kühle und distanzierte Seite.

Dabei machte sich Miriel gerade einfach nur über ihn lustig~

Dann machten sich aber beide Engel auf den Weg und gingen zu dem warmen Wasser. Es brodelte nicht, also war es hoffentlich nicht zu heiß. Miriel ließ sich vor dem Becken in die Knie sinken und hielt prüfend eine Hand in das Wasser.

„Genau richtig…“ kamen die Worte dann von Dark, welcher es ihr gleich tat und dann auch nicht weiter zögerte, sondern direkt ins Becken hinein glitt. Scheinbar war das Wasser tiefer als es aussah, denn Pito konnte direkt bis zum Hals eintauchen und hielt sich am Felsrand fest.

Miriel beobachtete seinen Gesichtsausdruck, der anfangs nichts anderes als Schmerz zeigte, als er die Flügel ins Wasser eintauchte. Doch bald schon entspannten sich seine Züge zusehends bis er die Augen schloss und es einfach nur noch zu genießen schien.

Miriel sah wie er die Schwingen sanft im Wasser bewegte und war sich sicher, dass sie komplett geheilt waren. Scheinbar hatte eine natürliche Quelle wie diese sogar einen noch stärkeren Effekt auf Engel als die in An’sha. Vielleicht sogar fast so stark wie die goldenen Quellen in ihrer Welt… die konnten wirklich absolut jede Verletzung heilen.

„Dir geht es wieder besser…“ es war keine Frage, die Antwort sah sie schließlich. Aber auf ihre Worte hin öffnete Dark die Augen und sah sie an. Irgendwie… unergründlich. Seine Augen waren genauso dunkel wie die Quelle… und genauso tief. Miriel zuckte zurück als sie sich bei diesen Gedanken erwischte und erntete ein verwirrtes Stirnrunzeln des schwarzen Engels.

„Ja… mir geht es besser. Die Quelle tut verdammt gut“ kommentierte er dann nur ihre Worte, ehe er den Kopf wieder auf den warmen Stein sinken ließ und einfach nur im Wasser trieb. Nun hielt auch Miriel nichts mehr davon ab in das warme Nass zu steigen und sie ließ ihren Körper hinein gleiten.

„Mmmh..“ ein wohliges Seufzen entkam ihr, als sie spürte wie das warme Wasser ihren Körper umspülte und die Müdigkeit davon trieb. Die Quelle war tatsächlich tief, denn sie konnte den Boden unter den Füßen nicht spüren. Aber das machte ihr nichts aus.

Sie drehte sich nur ebenfalls auf den Bauch und legte ihre Arme verschränkt auf den warmen Stein, ehe sie den Kopf darauf bettete und zufrieden zu Pittoo sah. Dieser hatte die Augen nicht einmal geöffnet als sie ins Wasser gestiegen war und ließ sie auch weiterhin geschlossen. Miriel lächelte leicht und tat es ihm dann gleich.

Dann trieben sie gemütlich nebeneinander im Wasser und genossen einfach nur die Stille und die heilenden Kräfte der Quelle, während draußen der Sturm tobte und um den Berg pfiff. Das Einzige was ihre Stimmung gerade trübte, war das Fehlen der beiden Männer und die Ungewissheit darüber was bei ihnen los war.

 

Beide Engel blieben solange in der Quelle, bis der Himmel wieder auflockerte und die schwarzen Sturmwolken langsam verschwanden. Jedoch verweilten sie nicht immer am gleichen Ort, sondern erkundeten das dunkle Wasser.

Am Ende hatten sie sich beide auf einem kleinen Vorsprung niedergelassen in dem das Wasser der heißen Quelle nur bis Zur Hüfte ging, sodass sie sich gemütlich auf den warmen Stein legen und sich umspielen lassen konnten, während sie hinaus in den Himmel sahen und den Sturm beobachteten.

So hatten sie eine ganze Weile stumm nebeneinander gelegen und beobachteten nun mit Freude wie der Sturm nachließ und der Himmel aufklärte. Helles Tageslicht schien nun in die Quelle und tauchte alles in fröhliche, warme Farben.

Überrascht setzte sich Miriel auf und sah sich um. Die Quelle sah nun komplett anders aus wie zuvor und was sie am meisten überraschte, war das Wasser selbst. „Es ist golden…“ murmelte sie und konnte den Blick nicht von dem, nun im Tageslicht, Gold glitzerndem Wasser abwenden. Es sah genauso aus wie bei ihnen zu Hause und ein Stich ging durch Miriels Herz. So viele Jahre… und sie hatte immer noch Heimweh?

„Stimmt… deswegen hat es meine Schwingen auch sofort geheilt… es ist genauso wie zu Hause“ das gleiche Heimweh was Miriel in ihrem Innern spürte, konnte sie nun aus Darks Worten vernehmen und ihm sogar Ansehen als sie zu ihm blickte. Sein Blick lag sehnsüchtig auf dem goldenen Wasser.

„Ich hoffe… wir finden die Gegenstände schnell. Den ersten müssen wir uns nun nur noch holen…“ murmelte sie und ließ ihre Hand durch das Gold streichen, was ihr zwischen den Fingern hindurch rann wie flüssiger Honig.

„Nur… ich hab das Gefühl es wird gar nicht so einfach werden diesen Vogel zu besiegen. Aber wenn er zwischen hier und der Erde steht… dann wird mich nichts daran hindern“ Pittoos Augen blitzten herausfordernd auf und Miriel lachte bei dem Anblick. „Da bin ich mir sicher, das Vieh sollte sich warm anziehen~ Wenn wir mit ihm fertig sind wird es sich Wünschen auf dem Grill zu landen“ antwortete sie grinsend auf seine Worte.

Ihre Blicke trafen sich und Miriel verstummte, für einen kurzen Moment herrschte Stille, während sie sich nur stumm in die Augen sahen. Plötzlich lehnte sich Pittoo zu ihr rüber. Kurz hatte Miriel den Reflex nach hinten auszuweichen, doch etwas in ihr hielt dagegen und so blieb sie nur stumm sitzen, als Dark eine Hand an ihren Hinterkopf legte und das letzte bisschen Abstand zwischen ihnen beiden überwand um seine weichen Lippen auf ihre zu legen. 

Berechtigte Befürchtungen?

„Sukoro! Was soll das!? Wir müssen runter!“ Pit zappelte im Griff des Magiers, der ihn einfach von dem Kliff weggezogen hatte. Sein kastanienbraunes Haar flog wild um sein Gesicht als er zu dem Magier nach hinten sah und ihn mit wütenden Saphiren taxierte.

„Beruhig dich, ich hab meine Gründe… und verdammt! Hör auf zu zappeln! Wegen dir hab ich Federn im Mund!“ knurrte der Mann mit den dunklen, blauen Haaren dem Engel zu. Pit war immer so euphorisch das er ihn nicht anders davon hatte abhalten können, ihn einfach zu packen und mit ihm herunter zu fliegen, ob Sukoro wollte oder nicht.

Nun ließ der Magier den Engel aber los, streckte die Zunge heraus und fummelte mit seinen Fingern daran herum um die weißen Daunen los zu werden. Pit hatte ihm die Flügel mehrmals ins Gesicht geschlagen beim Versuch sich zu wehren.

Nun faltete er die aufgewühlten Schwingen zusammen und sah den Magier Vorwurfsvoll an.

„Wieso hast du mich dann festgehalten? Wir müssen zu den andern und weiter. Das Dorf ist doch nicht mehr weit“ maulte er den Magier an und verschränkte die Arme vor der Brust. Sukoro kniff nur die Augen zusammen und sah mehr als genervt aus.

Er antwortete ihm nicht mit Worten, sondern drehte sich um und zeigte in eine Richtung und dann sah Pit was der Magier meinte. „Oh…“ war das Einzige was er heraus brachte, als er die dunklen Wolken beobachtete die über die Berggipfel zogen. Pit wusste was das bedeutetem nachdem sie zwei Schneestürme am eigenen Leib erfahren hatten.

„Wir können nicht fliegen, ansonsten werden wir mitten in der Luft von dem Sturm erfasst. Wir müssen uns in Sicherheit bringen“ erklärte Sukoro dann sein handeln und Pit verstand. Würde der Wind sie in der Luft erwischen sähe es für den Magier schlecht aus. Pit konnte sich vielleicht noch irgendwie halten, aber es war fraglich ob er es schaffte auch Sukoro fest zu halten.

„Und was ist mit den Anderen? Wir müssen sie warnen!“ rief Pit, doch schon kam der Wind auf und instinktiv machte sich er Engel klein und legte seine Schwingen um seinen Körper. Dadurch dass diese frei waren, kam der Wind ungehindert unter seine Kleidung und er fror.

„Wir haben keine Zeit dafür… der Sturm ist zu schnell, wir müssen uns in Sicherheit bringen!“ rief Sukoro gegen den Wind an und Pit musste ihm zustimmen, das Wetter schlug von einer auf die andere Sekunde um und die Luft biss ihm ins Gesicht.

Plötzlich jedoch hörte er den Ruf seines Bruders und wirbelte herum. „Pittoo! Alles okay!“ rief er ihm zu, doch der Wind schluckte seine Worte und Pit war sich nicht Sicher ob der schwarze Engel seine Worte gehört hatte. „Ich muss ihm Bescheid geben! Bevor er hier hochfliegt und in den Sturm gerät!“ Pit sah Sukoro flehentlich an, doch dieser schüttelte den Kopf.

„Er kann dich nicht hören, egal wie sehr du ihm zurufst. Hoffen wir dass er nicht so töricht ist und versucht hoch zu fliegen“ murrte der Magier, dann packte er den weißen Engel einfach am Arm und zog ihn mit. Erst wehrte sich der junge Mann, doch dann gab er nach und folgte dem Magier gegen den immer stärker werdenden Wind. Pit hoffte dass sich sein Bruder nicht zu viele Sorgen machte und nicht versuchte ihm zu folgen und hoch zu fliegen.

„Wo gehen wir hin?“ fragte Pit den Magier und musste seine Stimme heben damit der Wind sie nicht forttrug. Sukoro drehte sich jedoch nicht einmal zu ihm um, sondern stapfte Stur weiter durch den Schnee auf die Berge zu.

„Wir müssen Schutz suchen bei den Bergen, ich kann den Erdwall hier nicht so leicht aufrecht halten, die Magie des Phönix ist zu stark!“ rief Sukoro gegen den Sturm an, langsam wurde jeder Schritt zur Qual. Es fühlte sich an als würde der tosende Wind versuchen sie am vorwärtsgehen zu hindern. Auch Pit merkte dass es immer schwerer wurde einen Fuß vor den anderen zu setzen, obwohl er sich in Sukoros Windschatten befand.

So steuerten beide Männer auf die Berge zu, bis sie die Felsen endlich erreicht hatten. Sukoro ging an diesen entlang und suchte nach etwas wo sie sich zumindest unterstellen konnten, damit der Erdwall nicht zu viel der Witterung ausgesetzt war.

Doch langsam wurde es immer schwerer etwas zu sehen, da sich nun auch Schnee in den Sturm mischte und langsam aber sicher alles zu einer grauen Suppe verschmolz. Die Kälte kroch unter ihre Kleider, ließ sie zittern und biss in ihre Haut.

„Scheiße… es hat keinen Sinn, wir müssen es so versuchen, ich brauche deine Hilfe“ der Magier blieb stehen und sah zurück zu Pit, welcher seinen Blick erwiderte und nickte. Er wusste was Sukoro von ihm wollte, er musste ihn Unterstützen.

Dann setzte der Magier auch schon seine Erdmagie ein und begann die Erde um sie herum aufzuwölben. Dabei presste er den Wall so gut es ging an die Felswand damit er so viel Kraft wie möglich sparen konnte.

Pit half ihm dabei indem er die Magie des Magiers verstärkte, bis die Wand stand und sie von ihr eingerahmt wurden. Sukoro ließ ein kleines Loch bestehen damit ihnen nicht die Luft ausging, so wie zuvor auch schon.

„Wir müssen den Wall weiterhin mit Supportmagie verstärken, ansonsten wird er dem Sturm nicht stand halten und zusammen brechen“ murrte Sukoro, er schien geschwächt vom Einsatz der Erdmagie und auch Pit spürte das die Magie an seinen eigene Kräften zehrte. Trotzdem nickte er und half Sukoro dabei den Erdwall aufrecht zu erhalten, während der Sturm um sie herum tobte und immer mehr anschwoll.

 

Sie beide waren unglaublich erschöpft und sie froren als der Sturm endlich nachließ. Der Wind tobte immer noch, aber es wurde weniger. Mittlerweile hatten sich Pit und Sukoro aneinander gekuschelt um sich wenigstens auf diese Art und Weise zu wärmen, während ihre Konzentration auf dem aufrecht erhalten des Erdwalls lag.

Sie mussten noch ein paar Minuten gegen die Erschöpfung ankämpfen, bis der Sturm sich komplett legte. Doch dann verlor Pit seine Kraft vollends und brach regelrecht, an Sukoro gelehnt, zusammen. Schweiß tropfte über seine Stirn und sein Atem ging schwer, als hätte er einen Marathon hinter sich.

„Gut durchgehalten…“ murmelte Sukoro und rappelte sich etwas auf, jedoch schob er den Engel nicht von sich. Er löste langsam den Erdwall auf und Schnee rieselte auf sie herunter.

Ausgelaugt sah Pit zu dem Magier hoch und beobachtete wie dieser die Magie auflöste und sie sich endlich ein wenig ausruhen konnten. Nun mussten sie nur noch die Anderen wiederfinden und dann das letzte Stück bis zum Dorf schaffen.

„Ich hoffe den Anderen geht es gut“ verriet der Engel seine Sorgen und Sukoro sah zu diesem herunter. „Mh…“ murmelte er nur und schien nachdenklich. Pit runzelte die Stirn auf diese halbherzige Antwort.

„Wir müssen sie finden!“ motiviert genug versuchte er sich auf die Beine zu stemmen. Doch er schien Schwächer als erwartet und merkte wie seine Beine unter ihm nachgaben und er wieder auf die Knie sank. Sukoro beobachtete das Ganze mit prüfendem Blick. Lange konnten sie hier nicht sitzen bleiben oder sie würden steif werden durch die Kälte und dann gar nicht mehr aufstehen können.

„Das Einzige was wir müssen ist raus aus diesem scheiß Schneegebiet…“ knurrte der Blauhaarige Magier, dann rappelte er sich auf und stemmte sich nach oben. Dabei packte er Pits Arm und zog den Engel unsanft auf die Beine. Pit keuchte bei der ruckartigen Bewegung und hatte es schwer seine Beine dazu zu bringen sein Gewicht zu halten. Hatte er zu viel Magie benutzt? Sukoro schien es weit besser zu gehen, obwohl er die Hauptarbeit geleistet hatte… oder?

„Was meinst du?“ fragte Pit verwirrt und sah zu dem Magier. Er hatte das verlangen sich aus dessen Griff zu befreien und versuchte sich los zu reißen, doch Sukoros Griff war eisern und in seiner momentanen Verfassung gelang es Pit nicht sich zu befreien.

„Was meine ich wohl? Das ist die Beste Gelegenheit die sich mir bietet… das Einzige was ich bekomme wenn ich weiter mit euch Reise ist eine kostenlose Fahrkarte ins Land der Toten. Da pack ich lieber die Gelegenheit beim Schopfe… und einen weißen Engel gleich mit dazu“ das Grinsen auf dem Gesicht des Magiers wurde Verbissen und Finster.

Pits Augen weiteten sich als er realisierte was Sukoro meinte, er wollte Dark und Miri zurücklassen und ihn entführen! Wie sie es von Anfang an befürchtet hatten, er wandte sich gegen sie!

„Das lass ich nicht zu!“ rief der weiße Engel erbost und starrte Sukoro Feindseelig an. Er versuchte sich abermals von seinem Griff los zu reißen, doch Sukoro verengte die Augen nur zu schlitzen, zog Pit ruckartig zu sich und schlug ihm dann ohne Warnung mit der andern Hand ins Gesicht.

„Arg!“ Pit spürte den Schmerz in Nase und Wange und Tränen schossen ihm automatisch in die Augen. Er kämpfte dagegen an das seine Beine einklappten, aber durch den Schlag war es schier unmöglich und er verlor den Halt. Wodurch er nur noch in Sukoros Griff hing, welcher ihn hielt wie einen Sack.

„Wieso…? Wieso tust du das?“ murmelte Pit ihm nun die Frage zu und als er Sukoro ansah stand purer Vorwurf und Enttäuschung in seinen blauen Augen. Sukoros Blick hingegen blieb eisig.

„Wieso? Das weißt du doch. Dachtest du echt wir wären sowas wie Freunde geworden? Du bist eindeutig zu naiv und gutmütig. Du bist noch nie richtig verraten worden, nicht wahr? Ihr seid für mich nicht mehr als eine Geldquelle und sicher nicht Wert genug dafür zu sterben“ erneut zwang Sukoro den Engel mit einem unsanften Ruck zurück auf die Beine und Pit stand torkelnd, Sukoros Griff als Stützte nutzend, da.

Als Pit etwas erwidern wollte, nahm der Magier plötzlich einfach einen seiner Gürtel von der Kleidung und zwang diesen in Pits Mund, während er ihn hinter seinem Kopf zuschnürte und Pit somit knebelte. Der Blick des Engels sprach Bände, doch Sukoro war es egal und er ignorierte es.

Pit war nicht stark genug um sich zu wehren und so zerrte Sukoro den schwächelnden Engel mit sich mit.

Er wusste dass Pit sich schnell erholen würde und nach einiger Zeit des Fußmarsches, entschied sich Sukoro dazu auch die Arme des Engels auf dessen Rücken zu binden und die Handgelenke mit einem zweiten Gürtel zu fixieren. Dabei klemmte er auch automatisch seine Flügel ein, sodass Pit nicht einfach wegfliegen konnte. So hatte Palutenas Champion kaum eine andere Wahl als Sukoro zu folgen, welcher seine Hand mittlerweile in Pits Nacken gelegt hatte und diesen weiter vorwärts zwang.

„Versuch erst gar nicht dich mit Magie zu befreien, du weißt dass du alleine keine Chance gegen mich hast und wenn du mir Ärger machst schwör ich, schlag ich dich K.O. und zieh dich eiskalt durch den Schnee“ drohte der Magier dem Braunhaarigen und Pit sah ihn nur anklagend an, nicht in der Lage zu antworten.

Der Gürtel schnitt ihm in den Mund und Pit hatte genug Arbeit damit zu verhindern dass ihm der Speichel aus eben diesem tropfte und an der kalten Luft an seiner Lippe gefror. Es hinderte ihn jedoch nicht daran trotzdem zu versuchen seine Hände zu befreien, jedoch schnitt er sich dabei nur ins eigene Fleisch. Was er durch die Kälte jedoch kaum spürte.

Verdammt… wie sollte er sich hieraus befreien? Und selbst wenn er es schaffte, wie sollte er sich gegen Sukoro wehren? Natürlich würde er es versuchen, egal wie schlecht die Chancen standen, aber er hatte nicht einmal seine Waffe… sein Bogen war auf den Pferden, welche das Weite gesucht hatten.  Doch das wusste Pit nicht.

Seine realistischste Hoffnung war nun, auf Pittoo und Miriel zu hoffen, jetzt wo der Sturm vorbei war würden die beiden ihnen folgen und sie suchen. Pit hoffte nur dass er das hier nicht allzu lange ertragen musste, es war grauenhaft so hilflos zu sein.

 

Jedoch kamen die beiden anderen Engel nicht und langsam vermutete Pit, das Sukoro irgendetwas tat sodass sie, sie nicht finden konnten. Pit wusste nicht genug darüber was die verschiedenen Magieformen alles konnten und noch weniger darüber wie sie wirkten wenn man sie kombinierte. Aber er konnte sich Vorstellen das man mit Geistmagie mit Sicherheit andere Leute verwirren und auf Abstand halten konnte ohne das diese es merkten.

Doch Pit gab nicht auf, er sammelte seine Kräfte um dann einsatzbereit zu sein, wenn sich die beste Chance auf eine Flucht begab. So wehrte er sich nicht mehr als nötig gegen Sukoros Griff und begleitete den Magier zurück auf dem Weg den sie gekommen waren.

Wollte er es wirklich wagen das sie alleine, ohne Proviant oder Decken durch diese Landschaft reisten? Solange wie sie schon hier waren? Das würden sie unmöglich schaffen… doch was blieb ihm übrig? Ins Elfendorf konnte er nun wohl nicht mehr, spätestens da würden Miriel und Dark Pit ihn aufholen.

Doch Pit merkte schnell das Sukoro eben nicht den gleichen Weg ging, bald zweigte sich der Pfad ab und er schlug eine unbekannte Richtung ein, direkt auf das Meer zu?

Pit konnte schlecht fragen wohin sie gingen. Mit dem Knebel im Mund konnte er im Allgemeinen schlecht irgendetwas fragen… so lief er stumm neben Sukoro her, der nach wie vor nur eine grimmige Maske auf seinem Gesicht trug.

Doch scheinbar wurde es dem Magier nach einer Weile zu langweilig, stumm nebenher zu gehen. Er sah Pit an und riss ihm dann den Gürtel aus dem Mund, was definitiv alles andere als angenehm war. Pit verzog schmerzhaft das Gesicht, doch dann bewegte er den Mund einige Male und schmatzte dabei. Das beklemmende Gefühl der Fesseln verging nicht so schnell, trotzdem war er froh darüber dass der Knebel weg war.

„Du bist ganz schön gefügig dafür dass du in einer solchen Situation bist“ erhob der Magier das Wort und sah Pit an. Dieser Antwortete erst nicht, sondern funkelte Sukoro nur wütend an, doch dann ließ er sich auf die Unterhaltung ein: „Ich würde nur Kraft verschwenden wenn ich mich unnötig wehre. Ich weiß das Pittoo und Miriel mich finden und mir helfen werden“, sagte er dann selbstsicher. Sukoro hingegen lachte nur.

„Achja das denkst du? Wieso sind sie dann nicht hier? Sie hätten uns doch schon längst einholen sollen, meinst du nicht?“ setzte der Magier seine Fragerunde nur gehässig fort und Pit klickte unsicher mit der Zunge.

„Ich weiß das du was getan hast… du machst irgendetwas das sie uns nicht aufspüren können“ murrte er ihm verärgert zu und Sukoro grinste nur, ehe er antwortete: „Oh, da haben wir wen von der schnellen Sorte~“

Pit funkelte den Magier wütend an. Als wäre das alles hier nicht genug, verarschte er ihn auch noch!

„Das wirst du nicht ewig durchhalten können, es kostet dich Kraft Magie einzusetzen und gerade hier hast du nicht so viel dieser Ausdauer auf die du so stolz bist“ erwiderte Pit nur herausfordernd. Sukoros Augen verengten sich, er hatte nicht erwartet dass der kleine, liebe Engel auch eine ganz andere Seite zeigen konnte wenn man ihn dazu brachte.

„Ich hab noch in ganz anderen Gebieten eine hübsche Ausdauer, soll ich es dir zeigen?“ gab der Magier nun zweideutig wieder und Pit funkelte ihn an. Erst war sich Sukoro nicht sicher ob der Unschuldsengel überhaupt verstand was er meinte, doch auf Pits wütende Antwort hin grinste der Magier nur: „Ich verzichte! Schieb dir deine Andeutungen sonst wo hin!“.

„Ich schieb dir gleich etwas sonst wo hin wenn du dein freches Maul nicht im Zaum hältst“ mit den Worten drückte Sukoro zu und krallte seine Finger in die weiche Haut von Pits Nacken. Der Engel zuckte zusammen und begann sich zu winden und versuchte den Griff zu lockern, doch Sukoros Finger bohrten sie wie Nägel in sein Fleisch.

„Hör auf damit!“ rief Pit irgendwann, ihm wurde das alles zu unangenehm und es tat weh. Zu seiner Erleichterung hörte Sukoro tatsächlich darauf und lockerte seinen Griff wieder. Jedoch ließ er ihn nicht los, sondern schob ihn weiter vor sich her.

„Wenn wir schon bei dem Thema sind. Hast du Beahr gepoppt?“ fragte der Magier plötzlich einfach direkt und Pit riss die Augen auf. „Was!? Nein!“ rief er empört und überrumpelt von der direkten Frage. Sukoro hingegen glaubte ihm nicht so recht.

„Da ist aber was vorgefallen… in der Nacht. Hattest du einen hübschen Traum?“ seine dunklen Augen bohrten sich in Pits helle Saphire und der weiße Engel sah ihn nur weiter ungläubig an, doch auf Sukoros Frage hin legte sich ein roter Schleier auf seine Wangen. Oh der kleine Engel war so unglaublich leicht zu durchschauen.

„Das war kein Traum… der Sukkubus hat sich über dich hergemacht. Wie viel habt ihr getan? Habt ihr gefickt?“ erneut kam diese plumpe Frage. Sukoro hatte nicht vor um den heißen Brei herum zu reden, er wollte die Wahrheit wissen. Es war wichtig für die Höhe des Preises~ Doch davon ahnte Pit nichts.  Er verstand nur absolut nicht wieso Sukoro ihn das alles fragte.

„Nein! W..wir haben nichts getan! N…nicht so viel zumindest“ quietschte der Engel und ihm war deutlich anzusehen das ihm das Gespräch extrem unbehaglich war. Jedoch war er auch so unglaublich ehrlich, das gefiel Sukoro~

„Gut… also kein Sex. Er hat dir einen geblasen hm?“ meinte der Magier dann nur Grinsend und sah mit Belustigung wie Pits Kopf eine immer dunklere Farbe annahm. Ins Schwarze getroffen, Pit musste da gar nicht mehr antworten.

„Und was ist mit Pittoo? Hattet ihr Sex? Bist du noch Jungfrau?“ nun kam Sukoro zu der Frage die ihn am meisten interessierte und erneut starrten ihn diese großen, blauen Augen ungläubig an, ehe sich Wut auf das Gesicht des weißen Engels legte.

„Das geht dich gar nichts an!“ blaffte er ihm entgegen und sofort spürte Pit wieder diese eiserne Hand im Nacken und er quietschte, während er erneut versuchte sich daraus zu winden. „Antworte mir, oder ich Sorge dafür das dein Hals aussieht wie ein löchriger Käse~“ knurrte Sukoro ihm drohend zu. Pit erwiderte seinen Blick trotzig und wütend, doch gab am Ende nach.

„Ich hatte noch nie Sex! Ich bin ein Engel und diene meiner Göttin! An solche Dinge dürfen wir Engel nicht einmal denken!“ blaffte er ihm zu und seine verkrampfte Miene entspannte sich wieder als Sukoro den Griff lockerte.

„Sehr gut~“ flötete der Magier nur und schob Pit weiter vor. Er könnte ihn noch mehr Ärgern und Fragen welche Dienste er den so für seine Göttin tat, jedoch war Pit so schon wütend genug und er glaubte ihm dass er tatsächlich noch Jungfrau war. Pit war alles andere als ein guter Lügner und er hätte es gemerkt, hätte er gelogen.

Der Braunhaarige sah den Magier hasserfüllt an und Sukoro lachte nur, als er diesen altbekannten Blick sah. Oh wie lange hatte er ihn schon nicht mehr so angesehen? Manchmal war sich der Magier nicht sicher ob Pit überhaupt noch an die Entführung von damals dachte. Schließlich hatte er am Anfang eine extreme Antisympathie ihm gegenüber empfunden und nun, schien er dies wieder zu tun~ Er hätte nie damit aufhören sollen, dann wäre er wohl jetzt nicht in dieser Lage…

Sukoro wollte den kleinen Engel gerade weiterschieben, als er plötzlich innehielt und selbst Pit zuckte zusammen und sein ganzer Körper spannte sich an. Als wittere der kleine Engel Gefahr. „Du spürst es auch hm?“ knurrte Sukoro, dann griff er an Pits Handgelenke und löste den Gürtel. Der weiße Engel sah ihn verblüfft an.

„Bild dir nichts drauf ein, aber ich denke für das was auf uns zukommt… müssen wir zusammen halten“ erwiderte der Magier nur finster und sein Blick suchte den Himmel ab. Pit wusste das es Stimme, denn tatsächlich fühlte er es. Es war etwas das sie alle in Alarmbereitschaft versetzte seit dem ersten Angriff des Vogels… doch bisher war dieses Gefühl nie so stark gewesen.

„Er kommt…“ murrte Sukoro und begab sich in Kampfstellung. Er wünschte sich nun nichts mehr als seinen Stab… doch der war bei den geflüchteten Pferden. Sukoro wusste nicht wie viel er gegen den Vogel ausrichten konnte, wenn er seinen Stab und damit seine katalysierte Magie nicht hatte… und auch Pit fehlte sein Bogen. Verdammt… er hatte den Engeln nicht einmal beigebracht wie wichtig es war Magie mit einer Waffe zu nutzen, wie viel stärker eine einzelne Magieform dann werden konnte. Er hatte es nicht getan, weil er nicht glaubte dass es wichtig werden würde, es hätte es ihm nur viel schwerer gemacht die Engel am Ende zu überrumpeln.

Fraglich wieso Miriel nichts gesagt hatte, aber wahrscheinlich hatte die Frau erwartet er würde es ihnen beibringen sobald sie die Grundlagen gut genug beherrschten. Doch nun war es zu spät, hätte er gewusst auf was er sich da einließ, wäre er niemals mit ihnen mitgegangen, sondern hätte Pit und Dark Pit einfach damals entführt anstatt sich den Spaß zu machen sie zu trainieren und ihrem hilflosen Versuchen zuzusehen.

Doch er konnte es nicht länger bereuen, denn noch bevor sich der Vogel zeigte, bauschte von einem Moment auf den Nächsten der Schnee um sie herum auf und der Wind schlug ihnen hart ins Gesicht. „Urg!“ riefen beide Männer, es fühlte sich an als hätte sie eine riesige Faust aus Eis erwischt und beide hatten Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten.

Der Wind war nicht nur eisig… er war klirrend vor Kälte. Kein Schneesturm hatte es bisher geschafft innerhalb von einer Sekunde so unter ihre Kleidung zu kriechen und ihre Knochen gefrieren zu lassen. „Unterstütze mich!“ schrie Sukoro gegen den eiskalten Wind an und er hatte das Gefühl das es ausreichte um seinen Mund erfrieren zu lassen. Aber Pit kam seinem gebellten Befehl nach und Sukoro erschuf eine Wand aus Feuer um sie herum. Zusammen mit der Hilfe des weißen Engels loderte die Wand hell auf und wärmte sie, sorgte dafür das sie nicht innerhalb von Sekunden erfroren und doch…

Sukoro hatte das Gefühl als versuche er einen meterhohen Drachen nur mit den bloßen Händen zu stoppen. Der Einsatz der Magie kostete ihn enorme Kraft und es fühlte sich an als würde sie regelrecht aus ihm heraus gesaugt. Als er kurz zu Pit sah wusste er, dass der weiße Engel das gleiche fühlte. Sein Gesicht war verbissen und Schweiß tropfte von seiner Stirn.  Sukoro wusste das es bei ihm nicht anders aussah

Wenn sie nur ihre Waffen hätten… damit Magie einzusetzen war um einiges leichter, vor allem gegen ein Biest wie dieses was eine so unglaublich starke Macht der Negierung besaß. Sukoro hoffte nur das der verdammte Vogel wieder einfach über sie hinweg ziehen würde, so wie zuvor. Doch der Wunsch wurde ihm nicht erfüllt, allem Anschein nach hatte der Phönix nun genug von den Eindringlingen.

Sie hörten die mächtigen Flügelschläge und dann brach der riesige Vogel mit einem markerschütternden Schrei durch den Schneesturm und fegte dicht über sie hinweg. Sein Flug begleitete ein unglaublich starker Wind, der Sukoro und Pit brutal zu Boden riss und verhinderte dass sie so leicht wieder aufstehen konnten.

„Elendes Mistvieh…“ knurrte der Magier, er ballte seine Hand zur Faust und als er sich aufrappelte, wartete er den nächsten Angriff ab. Welcher auch prompt kam. Der Phönix drehte in der Luft, außerhalb ihrer Sichtweite durch den Schneesturm und preschte erneut mit voller Kraft hinab. Wieder Schrie er, doch diesmal schlug Sukoro mit der Faust in die Luft. Die Flammen explodierten regelrecht und Schossen genau auf den herabkommenden Phönix zu.

Das Tier flog kreischend durch die Flammen, jedoch schienen sie ihm kaum etwas auszumachen. Es schüttelte sie einfach von seinem mächtigen Körper. Das einzige was der Angriff bewirkte war, dass das Biest noch wütender zu werden schien.

„Feuer macht ihm nichts… elendes Stück Scheiße… Pit! Wir müssen hier weg!“ rief Sukoro und zwang den Engel auf die Füße. Pit nickte nur, er wusste nicht was er großartig gegen den Vogel tun sollte wenn nicht mal Sukoro es schaffte gegen ihn anzukommen. Allein der Einsatz seiner Supportmagie hatte den Engel ziemlich geschwächt.

Der Magier hätte gerne Metallmagie benutzt, wie bei der Schlange, schließlich war es der natürliche Feind des Eises. Jedoch kostete ihn die zweite Form der Magie noch um einiges mehr Kraft als die Erste, zu der Feuer gehörte.

So sah er sein einziges Heil in der Flucht und beide rannten los. Durch den Wind, Schnee und Eis des tosenden Sturms. Sie zuckten immer wieder zusammen wenn sie merkten, wie die winzigen Eissplitter die der Phönix aufwirbelte in die offene Haut an ihrem Gesicht schnitt und doch kämpften sie sich weiter, auch wenn ihre Körper nach kurzer Zeit anfingen zu schreien und sie spürten das die Kraft sie immer mehr verließ. Doch sie konnten hier nicht sterben!

Aber der Phönix schien sie auch nicht gehen lassen zu wollen. Erneut hörten sie Flügelschläge. „Runter!“ rief Sukoro, doch keiner von ihnen hatte mehr die Kraft sich in den Schnee zu schmeißen, geschweige denn daraus wieder aufzustehen. Aber der Phönix kam auch nicht wieder von oben. Beide Männer rissen die Augen auf und blieben stocksteif stehen, als direkt vor ihnen ein Schatten durch die Schwärze des Sturms auftauchte und im nächsten Moment der Phönix in seiner vollen Größe durchbrach und vor ihnen kräftig mit den Schwingen schlug und in der Luft stehen blieb.

Er öffnete seinen mächtigen Schnabel und Schrie sie an, während die riesigen Schwingen durch den Sturm schnitten als wäre es das leichteste der Welt. Seine mächtigen Beine schlugen durch die Luft und hielten Füße mit überdimensional großen Krallen die der Vogel immer wieder ballte und die dabei ein ekliges, schabendes Geräusch erzeugten. Ähnlich grauenhaft wie das dumpfe Klacken wenn er seinen Schnabelhälften aufeinander schlug.

Sein Federkleid war so blau wie Pits Augen, jedoch sah es fast so aus als wäre es durchsetzt von winzigen, glitzernden Eissplittern und die Federenden an den Schwingen formten sich zu langen, spitzen Eiszapfen die genauso tödlich zu sein schienen wie Schnabel und Krallen. Sie beide wussten, wenn das Vieh sie auch nur packte, war es vorbei.

Doch der Phönix stand vor ihnen in der Luft und sah sie durchdringend an.

„Was sollen wir tun?“ rief Pit und er wünschte sich gerade jetzt nichts sehnlichster als Palutenas Hilfe und ihre Worte. Er kam von selbst auch auf tausende Ideen wie er den Phönix angreifen konnte, vor allem wenn er ihn mit dem Verglich den er damals bekämpft hatte. Doch ohne Waffe und ohne Magie konnte er nichts davon umsetzen.

„Kämpfen… oder sterben“ knurrte Sukoro bitter. Es war ihre einzige Chance und der Phönix schien die Kampfansage anzunehmen. Denn als Sukoro die Worte aussprach, stieß er erneut einen schrillen Schrei aus. Er hob den Kopf in die Höhe und begann heftig mit seinen Schwingen zu schlagen.

„Mach irgendwas Pit! Hauptsache du verletzt dieses Vieh!“ rief der Magier dem Engel dann zu, ehe er sich selbst auf den Kampf konzentrierte und nun doch seine ganzen Kräfte zusammennahm um Metallmagie herauf zu beschwören.

Er sammelte es um seinen Körper und schickte es dann in seine Faust, eher er ausholte und erneut eine Salve auf den Phönix schoss. Das Tier schien ihn nicht ernst zu nehmen und wich nicht einmal aus, da es sich immer noch auf seinen Angriff vorzubereiten schien.

Doch als die Metallfaust es vor die Brust traf, strauchelte es plötzlich und kreischte. Doch es erholte sich schnell wieder und unbändige Wut flammte in seinen Augen auf. Es bäumte seinen Körper auf und setzte zum Angriff an, bereit Sukoro mit diesen mächtigen Klauen zu schlagen. Als ein Blitz aus purem Licht knapp am Kopf des Magiers vorbei zischte und den ausgebreiteten Fuß des Phönix traf.

Der Blitz bohrte sich in die Haut an den Zehen und Rauch stieg auf, genauso wie der Geruch nach verbranntem Fleisch welcher vom Sturm mitgerissen wurde. Der Phönix schrie erneut, brach seinen Angriff aber nicht ab.

„Verdammt!“ rief Sukoro nur und nutzte die kurze Verzögerung um zur Seite weg zu springen, Pit tat das Gleiche und so bohrte sich die Klaue des Vogels in den Schnee. Es knirschte und kreischte als er darunter auf Erde traf. Dann schlug das Tier erneut mit den Schwingen und wollte wieder in die Lüfte steigen. Sukoro nutzte die Chance jedoch und feuerte erneut seine Metallfaust ab, diesmal mitten ins Gesicht des Phönix.

Erneut durchbrach ein gellender Schrei die Luft und doch schien es nicht auszureichen. Das Tier schüttelte den mächtigen Kopf und Blut färbte die blauen Federn Rot. Aber der Vogel nutzte den kräftigen Flügelschlag und hob ab, verschwand damit so schnell aus ihrem Sichtfeld, wie er gekommen war. Doch sie beide wussten, dass es nicht vorbei war.

„Unsere Angriffe haben ihn kaum verletzt…“ erkannte Pit besorgt und er holte zu dem Magier auf. Sie beide keuchten Atemlos und suchten den Schneesturm ab um den Schatten des Vogels auszumachen. Das Adrenalin in ihrem Blut ließ sie die Kälte vollkommen vergessen.

„Ich weiß… wir haben keine Chance, nicht in unserer Verfassung“ knurrte Sukoro und doch, was blieb ihnen anderes übrig? Selbst diese kurze Pause bis zum nächsten Angriff konnten sie nicht nutzen. Keiner von ihnen hatte mehr die Kraft Magie zu sammeln und sich erneut zu verteidigen.

„Aber ich werde nicht einfach aufgeben! Ich werde hier nicht sterben!“ rief Pit entschlossen. Wer wusste ob es hier überhaupt möglich war wiederbelebt zu werden, sowie in seiner Welt? Er konnte hier nicht sterben, auf gar keinen Fall und so nutzte er seine letzte Kraft und sammelte Lichtmagie.

Sukoro nickte als er die Entschlossenheit dieses kleinen, mutigen Kerlchens sah und begann ebenfalls alle seine Kräfte zu sammeln um den nächsten Angriff vorzubereiten und dann attackierte der Phönix erneut.

Wieder brach er mit voller Wucht durch den Sturm, doch diesmal griff er sie nicht direkt an. Die beiden Männer feuerten ihre Angriffe auf den Vogel ab und Blitze aus Licht, sowie metallene Fäuste zuckten über den schwarzen Himmel. Der Phönix hingegen brach kurz vor ihnen seinen Flug abrupt ab, richtete seinen Körper auf und begann mit voller Kraft mit den Flügeln zu schlagen und die Eiszapfen und Eissplitter lösten sich aus seinem Federkleid und flogen auf die beiden Männer zu.

Angriff traf auf Angriff und das Eis wurde von der Licht- und Metallmagie getroffen. Trotzdem mussten die Männer einigen Eiszapfen ausweichen, welche sich vor ihnen in den Schnee bohrten und sie eindeutig durchlöchert hätten. Sie wussten selbst nicht mal woher sie die Kraft hatten noch auszuweichen, beide japsten nach Luft und ihre Körper zitterten von der Anstrengung.

Der Phönix hingegen nutzte die Gelegenheit die sich ergab als die Angriffe erstarben. Er schoss nach vorne und fixierte Sukoro. Dann öffnete er seinen riesigen Schnabel und bevor der Magier ausweichen konnte, schloss sich der kräftige Schnabel um dessen Körper und mit einer einzigen, ruckartigen Bewegung des Kopfes schmiss ihn der Phönix hoch durch die Luft.

„Sukoro!“ schrie Pit voller Sorge, trotz dem was zuvor noch geschehen war. Er preschte hinter dem Magier her und beobachtete entsetzt wie dessen Körper unkontrolliert durch die Luft flog. Kaum noch Sichtbar durch die Dunkelheit des Sturms.

Pit rannte so schnell wie es ihm seine Beine erlaubten und er nutzte sogar seine Schwingen dazu seine Schritte zu verlängern und doch… er schaffte es nicht. Als er sah wie Sukoros Körper aus dieser unglaublichen Höhe herabfiel und wie ein Stein auf den Boden aufschlug, riss Pit ungläubig die Augen auf und ein stummer Schrei stand auf seinen Lippen. Seine Beine gaben mitten im Lauf nach und der Engel stürzte, durch die Geschwindigkeit, hart in den Schnee. Er wusste das es zu spät war… er war nicht dumm, er wusste das kein Mensch einen solchen Aufschlag überleben konnte. Selbst für einen Engel wäre das gefährlich und ihre Körper waren robuster…

Auch wenn Sukoro es schon einmal geschafft hatte von den Toten wieder aufzuerstehen, war sich Pit sicher, dass es diesmal nicht der Fall sein würde. Er hatte seine komplette Magie aufgebraucht und würde sich nie im Leben retten können…

Doch eigentlich sollte er sich Sorgen um sich selbst machen und der Gedanke kam ihm auch, als er erneut den nun so verhassten Schrei hörte. Pit drehte sich auf den Rücken und sah mit grauen wie sich ein Schatten über ihn legte. Dann brach der Phönix erneut durch den Sturm und Pit sah direkt in riesige, schwarze Krallen die auf ihn zukamen und nur noch darauf warteten sich um ihn zu schließen und ihn zu zerfetzen.

Unverhoffte Hilfe

„Nein!“ instinktiv mobilisierte der weiße Engel mit dem Ruf seine letzten Kräfte und rollte sich im allerletzten Moment zur Seite weg. Sodass eine Klaue des Vogels sich direkt neben ihm in den Boden grub. Doch mit der andern folgte das Tier dem Engel und der große, schwarze Fuß begrub Pit unter sich.

„Nrg!“ er spürte wie sich die Krallen in sein Fleisch schnitten als der Phönix immer fester zudrückte und drohte ihn zu zerquetschen. Sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, doch kein Laut kam aus seinem zusammengepressten Brustkorb. Er versuchte ihn zu zerdrücken!

Pit wollte sich aus dem Griff befreien und versuchte zu zappeln, doch je mehr er sich bewegte, desto tiefer Schnitten die Krallen und Blut färbte den Schnee rot. Er schaffte es eine Schwinge zu befreien und schlug in seinem verzweifelten Versuch damit gegen den Fuß des Vogels.

Der Phönix beobachtete seine zappelnde Beute neugierig, dann senkte er den Kopf und schloss seinen mächtigen Schnabel um die weiße, flatternde Schwinge und riss daran, was Pit laut aufschreien ließ.

Es fühlte sich an als würde ihm der Vogel jeden Moment die Schwinge aus seinem Rücken reißen, es tat unglaublich weh und er konnte nicht mehr aufhören zu Schreien. Was den Vogel nur noch mehr zu animieren schien. Er setzte zum nächsten Ruck an, doch dann ließ er den Flügel plötzlich los und kreischte schrill.

Er breitete die Schwingen auseinander und hob ab, dabei versuchte er Pit weiter fest zu halten, doch der Engel entglitt dem Griff des Phönix und landete dumpf und benommen im Schnee. Das Tier ließ ein tiefes Grollen vernehmen was sich fast wie ein Knurren anhörte, als es seine Beute verlor.

Dann wandte es sich mit ein paar Flügelschlägen herum und blickte der neuen Gefahr entgegen.

Pit versuchte sich aufzurappeln, doch das einzige was er tun konnte war in die Richtung zu blicken die auch der Vogel anvisierte. Sein ganzer Körper blutete und seine verletzte Schwinge hing leblos herab, die weißen Federn rot vom Blut. Eines seiner Augen war verklebt und doch sah er wieso der Vogel so reagiert hatte.

Zwei große, dunkle Schemen schienen sich durch den Sturm zu bewegen, sie waren fast genauso riesig wie der Vogel. „Vom Regen in die Traufe?“ murmelte Pit und versuchte von den Wesen weg zu robben, näher an Sukoro heran. Er musste sehen ob er nicht doch noch lebte und ihm zur Not helfen.

Aber… müsste er nicht erst sich selbst helfen? Doch er hatte nicht einmal genug Kraft sich selbst zu heilen, geschweige denn dass er es schaffen würde Sukoro zu heilen…

Trotzdem robbte Pit weiter zu dem leblosen Körper der im Schnee lag. Er war selbst benommen und schwer verletzt, doch der Gedanke dass er den Magier noch retten könnte trieb ihn an. Er musste es ausnutzen während der Phönix abgelenkt war, egal was diese neuen Monster auch für ihn bedeuteten. Pit drehte sich nicht um, um es heraus zu finden.

Er schluckte den Schmerz der seinen ganzen Körper erfüllte hinunter und schaffte es endlich den Magier zu erreichen…

Er wünschte sich er hätte es nicht versucht.

Ein einziger Blick reichte um zu sehen das Sukoro eindeutig nicht mehr am Leben war, kein Mensch konnte das überleben. Sein Körper war vollkommen zerschmettert. Pit wandte den Blick ab und biss die Zähne zusammen. Er hatte schon schlimmeres gesehen, jedoch war es immer wieder die Hölle jemanden Bekannten so zu sehen… so entstellt.

„Pit!“

Der Ruf riss ihn aus seiner Agonie und sogar aus der Benommenheit seiner Schmerzen. Pit nahm alle seine Kraft zusammen um seinen geschundenen  Körper noch einmal dazu zu bringen sich zu bewegen und sich umzudrehen.

Er bemerkte die Blutspur die er hinterlassen hatte während er über den Boden gerobbt war. Doch das Interessierte ihn nicht. Sein Blick, aus einem Auge da das andere immer noch verklebt war, glitt zu den zwei großen Bestien die sich nun endlich schwerfällig aus dem Sturm schälten. Den Phönix konnte der Engel nicht mehr sehen.

Doch was er sah ließ seinen Mund offen stehen und ein feines Rinnsal, mit Blut versetzten Speichel lief ihm dabei unweigerlich über die Lippen und am Kinn herab. Er machte sich nicht die Arbeit es weg zu wischen, er wusste nicht mal ob er konnte, selbst wenn er wollte. Mittlerweile fühlte sich jeder Knochen an als wäre er mit Blei gefüllt.

Die beiden Bestien blickten nicht zu ihm, sondern hinauf in den Himmel, wo ihre eisblauen Augen eben jenen Absuchten, als würde kein Sturm die Sicht komplett versperren. Ihr massiger, reptilienartiger Kopf war komplett bedeckt mit weißen, eisähnlichen Schuppen und zwei große, gedrehte, schwarze Hörner ragten aus ihrem Hinterkopf nach oben.

Ihre riesigen Körper standen auf 4 stämmigen, massiven Beinen mit unglaublich großen, reptilienartigen Pranken und 4 kräftige Klauen an jedem Fuß. Eine dicke, weiße Membran verlief über Hals und Brust, wie auch über den Rücken und bis zum spitz zulaufenden Schwanzende.

Auch auf Schulter, Kruppe und dem Ansatz der riesigen Schwingen befanden sich scharfkantige Eiszapfen. Die Schwingen selbst waren ledrig und besaßen 4 Glieder, wobei eines einen kurzen Daumen bildete während die 3 anderen lang und dünn schienen, wie bei einer Fledermaus, und mit der ledernen Membran verbunden waren.

„Drachen…“ hauchte der überraschte Engel beim Anblick der beiden riesigen, weißen Echsen. Doch es gab noch etwas anderes was ihn am liebsten vor Freude jauchzen ließ, wenn er sich nicht fühlen würde als wäre ein Haus auf ihn gefallen.

Auf dem Rücken des einen Wesens saß Pittoo, direkt hinter einem für Pit fremden Menschen und auf dem Anderen erblickte er die gleiche Konstellation mit Miriel. Irgendwie kam es Pit vor als würde sich alles in Zeitlupe bewegen, er wollte etwas sagen, ihnen etwas zurufen aber… er fühlte sich plötzlich so unglaublich müde.

„Pit!“ erscholl der Ruf noch einmal, dann Riss sich Pittoo von dem Mann los, der ihn versuchte zurück zu halten, und stürmte vom Rücken des Drachen herunter. Ihm war es egal dass der Sturm tobte und ihm das Fliegen erschwerte, er raste einfach und nutzte Instinktiv den Wind um schneller zu Pit zu gelangen.

Er schlitterte bei der Landung über den Boden und durch den weißen Schnee, bis er direkt vor seinem Bruder zum stehen kam und sich sofort auf die Knie fallen ließ um Pit auf zu helfen. Der weiße Engel hing nur noch benommen in seinem Griff, er sah zu Dark hoch und blinzelte, doch es wirkte nicht so als könnte er ihn wirklich sehen. Er war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren.

„Pit! Halte durch! Du hast schon schlimmeres überstanden!“ rief Pittoo ihm besorgt zu, jedoch hörte es sich für seine lichtere Hälfte an als würde er durch Watte hindurch sprechen oder von weit weg. Ja… er hatte schlimmeres überstanden, aber er war dabei so gut wie nie alleine gewesen. Irgendein Gott hatte ihm immer geholfen, wenn nicht Lady Palutena, dann Viridi.

Nur… in der Vergangenheit, da hatte er komplett auf sich gestellt das Unmögliche möglich gemacht um Lady Palutena aus Medusas Klauen zu retten. Doch das war so unendlich lange her das er nicht einmal mehr das Gefühl hatte das er es wirklich selbst gewesen war der diese Abenteuer erlebte.

Dark traute sich nicht den weißen Engel zu schütteln und seine Verletzungen zu verschlimmern, also hievte er ihn auf seinen Rücken und hielt seine Arme fest die rechts und links über seine Schulter hingen.

„Urg…“ Pit ächzte bei der Aktion und schloss die Augen erschöpft. Pittoo sah besorgt zu ihm nach hinten und hob ihre beiden Körper dann in die Höhe. „Halt durch Pit… bitte…“ murmelte Dark seinem Bruder zu. Doch Pit bekam kaum noch etwas mit, sie mussten sich beeilen.

Dark drehte sich gerade um und wollte zurück rennen, als ein allzu bekannter Schrei alle zusammen fahren ließ. Durch den Schneesturm hindurch war es kaum auszumachen aus welcher Richtung der Ruf des Phönix kam. Doch die Drachen schienen schneller zu reagieren als die Engel und die Elfen.

 Sie öffneten beide zur gleichen Zeit ihre Mäuler und sahen in Pittoos Richtung, was diesen die Augen aufreißen ließ. Ein zischendes Geräusch durchschnitt die Luft, dann schossen zwei mächtige Feuerstrahlen aus dem Rachen der Bestien. Jeweils rechts und links an Dark vorbei.

Das Feuer war so heiß das sogar ein flüssiger Anteil davon durch die Luft spritzte und Pittoo konnte die Hitze deutlich spüren. Das nächste was er hörte war ein markerschütternder Schrei der direkt von hinter ihm kam, was den Engel dazu brachte auf der Stelle herum zu wirbeln, zum Leidwesen von Pit, wenn er es noch mitbekommen würde.

Der Phönix befand sich tatsächlich hinter ihm und hatte Versuch aus dem Schutz des Schneesturms heraus Darks Rücken zu attackieren und damit Pit den er immer noch festhielt. Doch die Feuerstöße der Drachen hatten den Phönix im Angriff erwischt und nun schlug das Tier verletzte und in Panik wild mit den Flügeln und schüttelte den Kopf, während es nach hinten trudelte und versuchte den Flammen zu entkommen die auf seiner Brust züngelten und seine eisigen Federn schmelzen ließen. Blut quoll darunter hervor, lief an den blauen Federn hinab und tropfte zu Boden.

Der Phönix warf sich instinktiv in den Schnee um die Flammen zu löschen und Dark Pit nutzte die Chance und rannte los, direkt auf die Drachen zu und zwischen den Flammenstrahlen hindurch die immer noch auf magische Weise auf dem Boden loderten und nicht verloschen, trotz des Sturms und des Schnees. Doch der Sturm peitschte sie auf und so rannte Dark in geduckter Haltung zwischen ihnen hindurch. Trotzdem hörte er es zischen und er atmete scharf ein wenn Glut auf seine Haut oder seine Kleidung fiel und sie versenkte. Pit gab nach wie vor keinen Mucks von sich, obwohl ihm das Gleiche passierte.

„Beeil dich! Er ist noch nicht fertig!“ rief Miriel ihm zu, während er sah wie sich die Eiselfen etwas zu schrien und sich dann an ihre Drachen wandten. Pittoo ließ sich das jedoch nicht zweimal sagen und er drehte sich nicht herum, um zu sehen wie der Eisvogel durch die Flammen brach wie ein wütender Bulldozer, er konnte es hören und das reichte um seine Schritte zu verschnellern.

Pittoo rannte um sein Leben und doch fühlte er keinen Funken Panik, das Einzige was ihn erfüllte war Sorge. Er sah die Hand die sich ihm ausstreckte und griff instinktiv nach ihr, als er endlich zu den Drachen aufgeholt hatte. Dann wurde er, zusammen mit Pit, mit einem Ruck auf das Tier gehoben und war in Sicherheit.

Außer Atem konnte er endlich wieder nach vorne blicken und sah dass der Phönix scheinbar aufgegeben hatte als er eine gewisse Grenze überschritt, nun stand das Tier dort und funkelte wütend die beiden Drachen an. Ein tiefes Grollen kam sowohl aus seinem Rachen wie auch aus dem der Echsen. Doch der Phönix schien sich mit ihnen nicht anlegen zu wollen.

Er schrie noch einmal, dann hob er mit mächtigen Flügelschlägen ab in die Luft und verteilte das dunkelrote Blut im Schnee, bis er eine Höhe erreicht hatte bei der es gefror. Er brach durch die Dunkelheit des Sturms hindurch und verschwand aus ihrer Sichtweite.

Es dauerte eine kurze Weile, dann legte sich der Sturm und Lichtstrahlen brachen durch das schwächer werdende Schneegestöber, bis der Himmel blau über ihnen aufleuchtete und sich der Schnee komplett legte.

Pittoo spürte wie Pit auf seinem Rücken zitterte und legte diesen vorsichtig auf den warmen Rücken des Drachen. Nun besah sich Dark seinen Bruder genauer und… er sah grauenhaft aus. Nicht nur hatte er überall Schnitte, Quetschungen, Prellungen und Verbrennungen, sondern sein Flügel sah aus als wäre er nicht mehr zu retten. Er hing nicht einfach nur leblos herab, als Dark ihn genauer untersuchte und anhob, sah er das er zur Hälfte abgerissen war… eine riesige Wunde klaffte am Ansatz und man konnte bis auf den Knochen sehen, der ebenfalls stark mitgenommen erschien.

Pit murrte und verzog das Gesicht als Dark den Flügel bewegte und das obwohl er Bewusstlos war. „Wir müssen ihn stabilisieren…“ murmelte der schwarze Engel im Schock. Pit würde es nicht überleben… er würde auf dem Rückweg sterben wenn sie ihn in diesem Zustand flogen.

„Ich werde tun was ich kann, ich hoffe er überlebt bis wir in Phaendar sind. Aber ich bin ehrlich, es sieht nicht gut aus…“ antwortete der Elf ihm, welcher ihn auf den Drachen gezogen hatte. Dark sah zu dem jungen Mann mit dem hellblauen, langen Haar, der schneeweisen Haut und den fliederfarbenen Augen. Er nickte benommen und schockiert, machte dem Elf jedoch Platz und sah zu wie dieser Pit in Heilmagie hüllte und sein Bestes gab um ihn zu stabilisieren. Nun wünschte er sich er könne Supportmagie.

„Ich kann helfen…“ Miriels Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er sah zu der jungen Frau. Wann hatte sie die Drachen gewechselt und war hier hoch gekommen? Nun kletterte sie gerade am Bauch des Drachen nach oben zu ihnen und setzte sich neben den Elfen. Ihr Blick glitt kurz zu Dark und er war voller Trauer.

Das konnte der schwarze Engel nicht sehen und nicht ertragen, weswegen er dem Blick auswich und wegsah. Er fühlte sich so unglaublich hilflos… wieso konnte er seinem Bruder nicht helfen!? Seine Hände ballten sich in stummer Wut auf sich selbst.

Miriel sah es, während sie sich darauf konzentrierte den jungen Elf mit Supportmagie zu unterstützen, auch wenn es an ihren Kräften zehrte. „Dark… kannst du nach Sukoro sehen? Er muss hier irgendwo sein“ wies die junge Frau den schwarzen Engel auf. Er sah zu ihr und biss sich auf die Lippe, damit kämpfend ob er nach dem verhassten Magier sehen sollte oder nicht.

Sie wussten nicht was wirklich geschehen war, das er tatsächlich versucht hatte Pit zu entführen und sie wussten auch nicht was mit ihm beim Angriff passierte. Doch Pittoo ahnte das er hier nur im Weg stehen und unnötigen Druck ausüben würde. Also atmete er tief durch: „Okay…“.

Er breitete daraufhin die dunklen Flügel aus und sprang mit einem Satz vom Drachen und in die Luft. Dadurch dass der Sturm nun weg war, bereitete ihm das Fliegen keine Probleme und so suchte er von oben den Boden ab und fand etwas Auffälliges in der Nähe wo er Pit gefunden hatte. Etwas lag im Schnee, auch wenn es kaum auszumachen war da es fast vollständig begraben schien.

Pittoo visierte die Erhöhung an und landete geschickt daneben. Er zog die Luft scharf ein, als er erkannte um wen es sich handelte. Ja, er hatte Sukoro gefunden. Dark wusch den Schnee vom Leichnam des Magiers herunter und sah Zähne knirschend auf diesen herab. Er wusste genauso gut wie Pit, das man ihm nicht mehr helfen konnte… er war Tod und durch die Kälte sogar schon ganz steif. Ein Anblick den er nicht länger als nötig ertragen wollte und so wandte er sich ab und flog zurück zum Drachen.

 Dort landete er und sein Blick ging besorgt zu Pit, er war immer noch leichenblass und die Heilung schien kaum etwas zu bewirken. „Sukoro ist Tod… wie geht es Pit?“ fragte er trotzdem, als Miriel ihm einen fragenden Blick zuwarf. Auf seine Worte hin zog sie die Luft zwischen die Zähne, nickte dann aber. Niemand von ihnen wollte mit Verlusten rechnen und doch merken sie nun das es fast unmöglich schien diese Reise ohne dergleichen hinter sich zu bringen.

„Pit geht es nach wie vor sehr schlecht. Die Magie wird hier stark vom Phönix beeinflusst, es sieht nicht so aus als würde Gilshja es schaffen ihn genug zu stabilisieren für den Flug nach Phaendar. Wir müssen ihn zur Quelle bringen, es ist unsere einzige Chance“ rückte Miriel dann mit der bitteren Wahrheit heraus. Dieser verdammte Vogel… selbst jetzt wo er weg war versuchte er noch Pit in den Tod zu reißen…

Pittoo ballte die Hände zu Fäusten, wenn er könnte würde er diesen scheiß Vogel sofort verfolgen und töten. Doch Pit zu retten war eindeutig wichtiger, nicht nur weil sein eigenes Leben vom Wohlergehen des lichten Engels abhing, aber das sorgte natürlich dafür das Dark noch mehr auf Hummeln saß.

„Dann auf zur Quelle, wir müssen uns beeilen“ knurrte er und sie alle nickten. Die Drachen zögerten auch nicht länger und Dark Pit hielt seinen Bruder schnell fest, als die großen Tiere die breiten Schwingen ausbreiteten und abhoben.

Zum Glück war es hier oben auf dem Drachen schön warm, da diese sie mit ihrer hohen Körpertemperatur aufwärmten. Ansonsten wüsste er nicht ob Pit den Flug bis zur Quelle schaffen würde.

So saßen beide Engel um den Verletzten und konnten nicht mehr tun als hoffen, während Gilshja Pit weiterhin versorgte und die Drachen alles gaben um so schnell wie möglich die Quelle wieder zu erreichen. Zum Glück kamen sie fliegend auch schnell bei ihrem Ziel an.

Die Echse mit Pit auf dem Rücken flog vorsichtig von oben in die Höhle hinein und landete direkt im Wasser, was ihr fast bis zur Brust ging. Doch so konnten die Reiter den Verletzten vorsichtig in einen etwas höher gelegenen Teil der Quelle bringen, der sich durch die Größe des Drachens genau auf ihrer Höhe befand. Dark Pit stabilisierte Pit während die anderen ihm beim Tragen halfen, bis sie vom Rücken des Drachen waren und knietief in der heißen Quelle standen.

Pittoo hatte seinen Bruder auf den Armen und ließ sich auf die Knie sinken, um den bewusstlosen weißen Engel langsam in die heiße Quelle einzutauchen. Ein Zischen ging dabei über Pits Lippen, doch er wachte nicht auf. Dark war sich jedoch sicher dass die Quelle ihr Bestes gab, leider wirkte sie nicht so allesheilend wie die von den Göttern gespeisten, aus ihrer Welt. Trotzdem würde es Pit helfen.

Miriel gesellte sich zu dem schwarzen Engel und sie beide verschwendeten keinen Gedanken daran was sie noch vor kurzem genau hier getan hatten. Nicht das es viel gewesen wäre. Nach dem Kuss waren sie beide zu überrascht um noch groß etwas zu sagen und hatten stumm nebeneinander gesessen ohne ihre Situation zu klären… ja, sie waren zwei dämliche Engel… zumindest was das Thema anging.

Sie sahen beide zu wie Pits Blutergüsse langsam immer mehr verblassten und dann gänzlichst verschwanden. Auch die kleinen Schnitte und Prellungen verheilten nach und nach. Nur die großen, tiefen Wunden die die Krallen hinterlassen hatten brauchten länger zum heilen. Doch zumindest hörten sie auf zu bluten und ganz langsam begannen sie sich von innen nach außen zusammen zu ziehen.

Doch Darks größte Sorge galt der Schwinge. Als die tiefen Krallenspuren langsam aussahen als hätten sie schon einige Tage gesunden Heilprozess hinter sich, war es Zeit die richtig üble Wunde an zu gehen. Pittoo begann Pit wieder etwas anzuheben, sodass der Ansatz der weißen Schwingen aus dem Wasser ragte, goldene Tropfen liefen an den wieder weißen Federn hinab, ansonsten war Pit immer noch in triefende Felle gewickelt. Was ihnen diesmal aber herzlichst egal war.

„Wie sieht die Wunde aus? Wir müssen sie kontrolliert heilen lassen oder sein Flügel wird komplett unbrauchbar. Wenn er nicht mehr von selbst fliegen kann dreht er durch…“ fragte Pittoo Miriel dann und die junge Frau besah sich die Wunde.

„Am besten drehst du ihn auf den Bauch und lässt ihn kontrolliert ins Wasser während ich die Schwinge halte. Pass nur auf das er nicht ertrinkt“ bemerkte sie und ein leichtes Schmunzeln glitt über ihr Gesicht. Die beschleunigte Heilung machte ihnen beiden Mut auf ein gutes Ende zu hoffen. Auch wenn Pit immer noch Bewusstlos war.

Dark knurrte als Antwort, ehe er denn weißen Engel herumdrehte. Dann legte er einen Arm unter Pits Brustkorb und griff mit der anderen Hand in dessen Haar. Er ließ Pits Oberkörper langsam ins Wasser gleiten, während er Pits Kopf sowohl mit der Hand in seinem Haar, wie auch mit dem anderen Arm über Wasser hielt.

Miriel nahm die verletzte Schwinge und breitete diese aus, sodass sie die tiefe Wunde deutlich sehen konnte. „Oh man… das Vieh hat ihm den Flügel fast komplett abgerissen…“, murmelte sie , während sie die Schwinge mit der einen Hand stabilisierte und grade hielt, während Dark Pit seinen Bruder kontrolliert ins Wasser gleiten ließ.

Miriel war keine Ärztin oder so, doch mit der Anatomie von Engelsflügen sollte sich jeder Engel auskennen. Sie wusste wie wichtig es war den Flügel gerade zu halten und dafür zu sorgen das Knochen, Sehnen, Bänder und Muskeln im richtigen Winkel verheilten. Gerade bei einer solchen Schnellheilung war es sehr wichtig den Flügel genau zu fixieren.

So achtete sie darauf dass die Wunde von Pits Schwinge sorgsam und gerade zusammenwuchs. Das brauchte viel Geduld, eine ruhige Hand und Zeit. So verbrachten sie tatsächlich eine lange Zeit in der heißen Quelle, ununterbrochen darauf bedacht Pits Flügel zu heilen.

Nach einer Weile kamen beide Elfen durch den Haupteingang wieder zurück, sie hatten ihre Drachen draußen Wache halten lassen und genossen nun ein warmes Bad oder wechselten sich mit Miriel oder Dark ab um Pit entweder zu halten oder die Schwinge zu fixieren.

Jedoch blieb immer mindestens ein Engel an Pits Seite um entweder dem Elf zu sagen wie er den Flügel halten musste, oder um selbst den Flügel zu fixieren.

Es vergingen Stunden.

Pit wurde zwischendrin immer mal wieder wach. Er hatte unglaubliche Schmerzen, doch biss sich tapfer auf die Zähne und hielt durch. Jedoch fiel er immer wieder in Ohnmacht. Bis die Schwinge endlich soweit verheilt war, dass sie den Rest auch ohne Quelle schaffen würde. Zur Not konnten sie morgen auch nochmal herkommen und den Rest heilen. Auch die Schnitte an seinen Seiten waren mittlerweile nur noch blasse Narben.

„Endlich…“ seufzte Miriel erschöpft. Mur’ei, welcher gerade Pit half, schenkte ihr ein kurzes, flüchtiges Lächeln. Das war mehr als sie erwarten konnte. Eiselfen waren ein unglaublich distanziertes Volk, sie redeten kaum und zeigten auch so gut wie nie Emotionen, ihre beiden Begleiter passten genau ins Schema. Obwohl Gilshja mehr lächelte als Mur’ei bei dem sie dies das erste Mal sah.

 Der Elf sah Jünger aus als sein Bruder und hatte kurzes, schneeweißes Haar, helle Haut und Augen wie Diamanten. Was sie nicht nur so sagte, sondern seine Iris war tatsächlich weiß und gebrochen, als würde sie aus kleinen, funkelnden Glasstücken bestehen.

Beide Elfen hatten die gleiche Kleidung an: Ein weißes Gewand, mit vielen verschiedenen Stickereien wurde von weißem, flauschigen Pelz umhüllt und sie hatten blaue oder fliederfarbene Oberteile darunter. Darüber trugen sie silberne, fast weiße Teile aus Metall die vor allem Brust, Hüfte, Arme, Beine und den Halskragen schützten.

Sie waren nicht in voller Montur da Eiselfen tatsächlich sehr selten kämpften und eher friedlich im hintersten Teil von Andrakha lebten. Wer würde sie auch schon freiwillig angreifen? Eine Armee würde hier nur erfrieren oder verhungern. So waren ihre einzigen Feinde die Schneebestien und gegen diese reichte das bisschen Metall und die magische, kälteresistente Kleidung.

„Kann ich nur zurück geben…“ murmelte dann auch Pit erschöpft als Antwort, auch wenn es etwas verspätet kam. Er war mittlerweile wach und da es seinem Körper so weit gut ging, blieb er es auch. Der weiße Engel nahm Mur’eis stumme Hilfe an und ließ sich von dem Elf auf die Beine ziehen. Dann legte der weißhaarige Mann dem Engel ein weißes Tuch um die Schulter und Band dessen verletzte Schwinge darin ein. Sodass er sie nicht überanstrengte und schon gar nicht versuchte damit zu fliegen. Sie brauchte noch eine Weile um wieder funktionsfähig zu sein.

„Sind wir fertig? Dann lasst uns endlich nach Phaendar aufbrechen… ich will das alles hier einfach nur noch hinter mich bringen“ murrte Pittoo, welcher mit Gilshja zusammen am Wasser saß, Pits Kleidung trocknete die sie mittlerweile ausgezogen hatten und zu den dreien Blickte.

„Ich auch!“ Pit stieg aus dem Wasser und die anderen beiden folgten ihm. Er ließ sich von Pittoo beim anziehen seiner Kleidung helfen,  dann wandten sich die Eiselfen zum gehen und die Engel taten es ihnen gleich.

„Kaum bin ich wieder wach… sehe ich lauter neue Gesichter und bin an einem anderen Ort“ murmelte Pit als er mit Miriel und Dark etwas zurückblieb, damit sich die drei unterhalten konnten. Die Elfen nahmen es ihnen nicht übel und überließen ihnen ihre Zeit für sich kommentarlos.

„Was ist geschehen? Erzählt mir alles“ Pit sah nun zu Miriel und Dark, welche sich kurz ansahen und dann mit den Schultern zuckten. Alles mussten sie nicht erzählen oder? Sie taten sowieso gerade so als wäre nie etwas passiert…

„Nachdem wir gesehen haben wie Sukoro dich vom Abgrund weggezogen hat. Hat Pito versucht dir nach zu setzen und ist hinauf geflogen. Die Pferde haben gescheut und sind abgehauen. Dann hat uns der Schneesturm überrascht und Darks Flügel zerquetscht, sodass er gefallen ist und sich stark verletzt hat.

Daraufhin haben wir versucht einen Unterschlupf zu finden und diese Höhle mit der Quelle gefunden. Dort konnten wir uns ausruhen und uns von den Verletzungen und dem Sturm erholen. Wir haben hier gewartet bis sich der Schneesturm legte und sind dann direkt wieder raus um euch zu folgen. Auf halbem Weg haben uns dann die Elfen abgefangen die mit ihren Drachen nach uns suchten.

Die Pferde sind nach Phaendar geflüchtete, es ist gar nicht so weit von hier entfernt und die Elfen wussten das was nicht stimmte als sie die beiden herrenlosen Ponys sahen. So haben sie die Kundschafter Gilshja und Mur’ei ausgeschickt um nach uns zu suchen.

Wir haben ihnen dann erzählt dass wir nach dir und Sukoro suchen und so sind wir hinauf geflogen und haben schon von weitem den unnatürlichen Schneesturm gesehen der sich wie eine Kuppel zwischen den Bergen gebildet hatte.

Die Elfen wussten sofort das es sich dabei um Raku’ul handelt, den Eisphönix der hier beheimatet ist. Eigentlich ist er friedlich und tut niemandem etwas, er ist eher ein scheues Tier und beschützt sie sogar. Doch seit kurzem haben auch die Eiselfen enorme Probleme mit ihm.

Wir haben ihnen erzählt dass wir nach dem Herz des Phönix suchen, doch die beiden Kundschafter wissen darüber nichts Genaueres. Wir werden allem Anschein nach mit der Königin sprechen müssen. Sie scheint mehr über das Ganze zu Wissen und auch was mit Raku’ul los ist.

Das war eigentlich auch schon alles und nun zu dir Pit. Was ist bei dir geschehen?“ antwortete Miriel dem weißen Engel und stellte ihrerseits die Frage an ihn, welche auch Dark interessierte.

Und so begann Pit ihnen alles zu erzählen was vorgefallen war. Mit Sukoros verhalten, dem Schneesturm vor dem sie Schutz gesucht hatten und wie Sukoro vorgehabt hatte ihn zu entführen. Bis zu dem Punkt wo der Eisphönix sie angegriffen hatte, den Magier tötete und ihn schwer verletzte.

Die beiden Engel hörten aufmerksam zu. Als er zu dem Part mit Sukoros Verrat kam knurrte Pittoo auf. Gut, nun hatte er eindeutig kein schlechtes Gewissen mehr das der Magier Tod war… elendes Schwein. Über die Toten solle man nicht schlecht sprechen nicht wahr? Doch das war Dark gerade echt egal.

Am liebsten hätte er den Magier selbst umgebracht… sie hätten die beiden mit den Drachen auf jeden Fall eingeholt. Er wäre mit der Entführung auf keinen Fall davon gekommen. Aber der Phönix war schneller gewesen und das hatte auch beinahe Pit das Leben gekostet.

Pittoo klickte mit der Zunge, doch ließ Pit weiter erzählen, bis dieser zum Ende kam und so hatten sie alle drei die Lücken gefüllt und die Unterhaltung hatte sie so sehr eingenommen, das sie fast aus der Höhle waren als sie endeten.

„Wenigstens haben wir nun ein Problem weniger und weiterhin ein Ziel vor Augen. Ich bin gespannt was uns in Phaendar erwartet… und was es mit dem ganzen hier auf sich hat. Es wäre nicht schlecht zu wissen wieso sich Raku’ul so verhält, vielleicht kommen wir an das Herz ja leichter heran wenn wir ihn besänftigen können“ gab Miriel zu bedenken, während sie den letzten Teil der Höhle hinter sich brachten.

„Mir ist es eigentlich scheiß egal. Was soll es uns bringen ihn zu besänftigen wenn wir ihn eh töten müssen? Ich denke wir sollten uns nur erholen und dann einen Weg finden wie wir den Vogel vom Himmel holen. So froh ich bin das Sukoro weg ist… haben wir nun doch keinen Trainer mehr…“ murrte Dark missbilligend. Sie mussten unbedingt einen Weg finden mit den Viechern hier fertig zu werden.

„Das stimmt wohl… aber wer weiß, vielleicht ist das Herz nicht wirklich das Herz. Das müssen wir auch erst herausfinden“ stimmte Pit dann zu. Sie hatten immer noch einige Probleme vor sich die sie lösen mussten.

Pittoo ließ die Sache mit dem kämpfen nicht los, sie konnten doch nun Magie einsetzen und davon mehr als genug… was war wenn sie wieder zu ihrem alten Kampfstil zurückkehrten? Nicht irgendwelche großen Attacken die am Ende doch nichts bewirkten, sondern ihr gewohntes Dauerfeuer das den Feind solange penetrierte bis er zusammenbrach~

So hatten sie es immer gemacht, warum sollten sie ihren Kampfstil ändern? Pittoo würde den Vorschlag bringen sobald sie alle wieder Fit waren und die ersten Gedanken wegen den bevorstehenden Kämpfen aufkam und sie trainieren mussten.

Vielleicht wussten ja auch die Elfen etwas? Sukoros Art der Magie konnte nicht alles sein.

Das Miriel dem schwarzen Engel sofort zustimmen würde, konnte Dark nicht ahnen. Die junge Frau wusste wie effektiv dieses Dauerfeuer und im Allgemeinen der Einsatz von Magie mit Waffen war. Jetzt wo Sukoro nicht mehr lebte, würde sie ihnen das als nächstes beibringen. Es wunderte sie im allgemeinen das der Magier ihnen das nicht schon verraten hatte aber… wenn sie darüber nachdachte das er wohl von Anfang an vor hatte sie zu verraten, konnte sie es sich denken. Tz, sie war so dumm gewesen, sie hätte den Engeln diese Art des Kämpfens als allererstes zeigen sollen, schließlich wusste sie wie erfolgreich sie damals mit genau diesem Kampfstil gewesen waren.

 

Endlich kamen sie alle aus der Höhle heraus und tatsächlich standen die beiden Drachen davor, oder eher lagen und sahen nun zu ihnen. Sie hatten Wache gehalten, doch nun wo ihre Besitzer wieder da waren, erhoben sie sich und waren bereit für den Abflug.

„Na dann… auf geht’s nach Phaendar“ gab Gilshja bekannt und schwang sich direkt mit geschickten Bewegungen auf den Rücken des Drachen und Pittoo folgte ihm. Mur’ei tat es seinem Bruder gleich und schwang sich auf seine eigene Echse mit Miriel im Schlepptau.

Pit sah nun zu den Drachen hoch und staunte nicht schlecht. Ja, er hatte sie schon gesehen und er hatte von Miriel gehört das die Tiere zu den Eiselfen gehörten. Jedoch… er war noch nie einem Drachen begegnet, es gab sie in ihrer Welt nicht, wenn man von Thanatos Schlangengestalt mal absah. Sie waren ein Mythos in einer Welt in der es sonst alles gab und so betrachtete Pit die Tiere mit Begeisterung. Es war der Wahnsinn!

„Kommst du?? Du kannst die Drachen angaffen wenn wir endlich die Stadt erreicht haben“ knurrte Pittoo seinem Bruder zu und Pit grinste. „Okay!“ dann nickte er jedoch und rannte zu dem Tier auf dem der schwarze Engel saß. Er kletterte an dem Drachen hoch, schließlich konnte er nicht fliegen und ließ sich dann neben Dark nieder.

Die Elfen warteten bis alle sicher saßen, dann gaben sie den Befehl zum Abflug.

Die Drachen breiteten ihre Schwingen aus und schwangen sich mit einem mächtigen Satz in die Luft. Die Bewegung ihrer Körper unterstützte die Flügelschläge und so schwammen sie regelrecht durch die Luft, bis sie eine Höhe erreicht hatten bei der sie genug Wind unter den Flügeln sammeln konnten um sicher zurück nach Phaendar zu fliegen.

Die Engel beobachteten wie die Welt unter ihnen dahin schoss und Weiß in Weiß überging. Berge verschmolzen mit Tälern und Links von ihnen erstreckte sich die volle Weite des Meeres. Pit beobachtete das satte Blau. Dann schrie er plötzlich überrascht auf und zeigte auf eine Stelle im Meer.

„Schaut mal! Der Wahnsinn!“ rief er fröhlich und die anderen folgten seinem Blick. Tatsächlich… was sie sahen war wunderschön. Eine Gruppe Hippocampi schoss durch das Wasser und einige der Tiere sprangen daraus hervor wie Delfine. Im Allgemeinen bewegten sie sich wie eine Delfinschule. Jedoch besaßen sie den Oberkörper eines Pferdes und das Hinterteil eines Fisches. Dazu waren sie so bunt wie die Fische im Meer.

„Wouw… sie sind wunderschön“ murmelte Miriel begeistert. Sie lebte schon so lange hier, doch Hippocampis sah sie das erste Mal. Sie hatte im Allgemeinen nie viel Zeit am Meer verbracht und so wusste sie wenig über das Reich der Meermenschen.

„Ja… das sind sie“ antwortete Pit ihr begeistert, jedoch ließen sie das Meer bald hinter sich und nahmen Kurs auf etwas das langsam am Horizont zu erkennen war.

Als sie näher kamen sahen sie um was es sich dabei handelte: Eine Stadt komplett erbaut auf blauem Eis und weißem Stein. Die Häuser wuchsen wie ein wilder Klecks auf einer Karte aus dem Eis und Brücken verbanden die Stellen wo sich tiefe Schluchten zwischen den Gletschern befanden.

Trotz des unwirtlichen Wetters und der eisigen Umgebung, sprossen bunte Bäume aus dem Boden mit weißem Holz. Die Blätter waren meist Gelb, Orange und Rot. Aber sie erschienen auch in Grün und sogar Blau.

Eine Burg, ebenfalls komplett aus Eis und weißem Stein, befand sich in der Mitte der Stadt und auf einem Turm thronte eine riesige, rote Flamme die die ganze Stadt mit Wärme zu versorgen schien, aber das Eis nicht schmolz.

Die Engel konnten die Hitze der Flamme spüren als sie näher kamen und es fühlte sich wundervoll an. Phaendar war wirklich eine magische Stadt… und wunderschön.

Phaendar

Die Drachen steuerten ein großes, flaches Feld an das frei von Häusern war und wirkte als wäre es als Landeplatz gedacht. Als sie direkt darüber waren, begannen die Tiere ihren Flug zu verlangsamen, bis sie mit kräftigen Flügelschlägen in der Luft standen. Dann ließen sie sich langsam hinab sinken, bis ihre Klauen den Boden berührten und sie sicher und sanft landeten.

„Hier sind wir, Phaendar. Ich würde euch Vorschlagen direkt um eine Audienz bei der Königin zu bitten. Je früher ihr um eine Audienz bittet, desto eher wird sie euch empfangen“ wandte sich Gilshja dann an die Engel. Ja, sie würden wohl nicht sofort vorgeladen werden. Das hatten ihnen die beiden Eiselfen schon verraten.

Selbst wenn die Königin Zeit hatte, würde sie die drei Engel erst einmal beobachten, bevor sie ihre Bitte annahm und sie Vorlud. So würden sie also wohl einige Tage hier bleiben, bis sie erfuhren wie es weiterging. Doch schlecht war es nicht, Pit musste sich sowieso erst noch erholen bevor sie weiter konnten.

„Wie kommen wir zur Königin oder… demjenigen der unsere Bitte um eine Audienz zu ihr weiterleitet“ fragte Miriel dann nach, während sowohl die Engel wie auch die Elfen von den Drachen stiegen. Mur’ei verabschiedete die beiden großen Tiere und sie hoben direkt wieder ab, mit mächtigen Flügelschlägen welche den Wind um sie herum aufbauschten und an der Kleidung ihrer Reiter riss. Miriel fuhr sich mit einer Hand durch ihr Haar um es davon abzuhalten in ihr Gesicht zu wehen.

„Ihr müsst zum Schloss“ damit deutete Gilshja auf das große Gebäude komplett aus Eis und weißem Marmor das in der Mitte der Stadt thronte. Mit dem großen, unübersehbaren Feuer auf dem hohen Turm, welches die Wärme abstrahlte die sie jetzt spürten.

„Die Wachen werden euch aufhalten wenn ihr hinein gehen wollt, sagt ihnen einfach euer Anliegen und sie werden es ihrem Hauptmann und dieser der Königin übermitteln.“ Fuhr Gilshja dann fort, ehe er seine Kleidung wieder zu recht rückte.

„Eure Pferde befinden sich übrigens im Stall etwas außerhalb der Stadt. Dann verabschieden wir uns hiermit, ich wünsche euch viel Glück auf eurer Mission“, gab der junge Elf mit einem Lächeln von sich und auch Mur’ei nickte. Dann verließen die beiden Männer die Plattform und verschwanden bald zwischen den bunten Bäumen.

„Dann auf zum Schloss würde ich sagen!“ rief Pit fröhlich, er schien es kaum erwarten zu können das Gebäude vom Nahem anzusehen. Man sah ihm seine Verletzung kaum noch an, wenn da nicht die Schlinge um seinen Flügel wäre. Doch ab und zu bewegte Pit die Schwinge unbewusst, was zeigte das sie scheinbar gute Arbeit geleistet hatten und er hoffentlich bald wieder fliegen konnte.

 „Ja… und dann frage ich mich wo wir danach unterkommen“ sie hoffte das es hier ein Gasthaus oder ähnliches gab. Sie war sich da gar nicht so sicher, denn Elfen erwarteten selten Gäste. Bei ihnen im Hain war das Haus ihrer Mutter gleichzeitig eine Unterbringung für Gäste gewesen, doch hier würden sie wohl nicht im Schloss unterkommen.

 Außerdem kannte Miriel die Eiselfen nicht sehr gut, umgekehrt war es jedoch mit Sicherheit anders. Sie kannten Miriel definitiv und trotzdem… sie fühlte sich hier irgendwie heimisch. Vor Elfen fürchtete sie sich nicht, sie hatten sie gerettet und jede Elfenrasse war sich darin einstimmig gewesen. Sie waren allesamt ein gutmütiges Volk und auch Eiselfen taten da keine Ausnahme, nur weil sie etwas stummer und misstrauischer waren als ihre nahen Verwandten.

Doch nun setzten sich die drei Engel in Bewegung und machten sich auf zum Schloss. Ein langer Fußweg war es zum Glück nicht. Das Dorf war nicht unbedingt groß und selbst wenn, war der Landeplatz ganz in der Nähe. So folgten sie dem weißen Pfad und sie bestaunten die künstlerische Landschaft von nahem.

Der Weg vor ihnen war ausgelegt mit weißem Stein, jedoch befand sich in der Mitte ein schmaler Streifen aus glitzerndem, hellblauem Eis. Auch rechts und links vom Weg befanden sich funkelnde, verschnörkelte Geländer und Straßenlaternen die mit Lichtmagie betrieben wurden.

Miriel war sich sicher das alles hier magischer Natur war, vor allem die verschnörkelten Eisskulpturen überall. Sie sahen sogar Häuser die fast ganz aus Eis bestanden, sich jedoch überhaupt nicht kalt anfühlten und alles war überwuchert von bunten Pflanzen. Nicht nur die Bäume hier waren so bunt wie Herbstlaub, auch die Büsche und die Blumen strahlten in den schönsten Farben.

Dieser Ort war unglaublich und faszinierend. Miriel musste neidlos feststellen das es viel magischer Aussah als ihr Elfenhain in den Wäldern. Das hier hatte einfach etwas Verzaubertes.

Das Einzige was negativ Auffiel war die Tatsache, dass es wie Ausgestorben wirkte. Natürlich gab es Tiere die hier unter dem Schutz der Flamme gediehen, jedoch waren es weit weniger als Miriel erwartet hatte und manche schienen irgendwie kränklich.

Die einzigen Lebewesen die vollkommen Gesund aussahen waren Tiere die perfekt an die Schneelandschaft angepasst waren. Wie dicke, flauschige Kaninchen und Ziegen. Es gab auch bunte Vögel, doch davon sahen sie ebenfalls nur wenige und ansonsten ließ sich auch kein Elf blicken. Miriel war sich sicher das hier viele Elfen lebten, doch sie waren scheu und schienen sich vor ihnen zu verbergen, obwohl sie Blicke auf sich spüren konnte.

Sie folgten dem Pfad zwischen den Häusern hindurch und die kleine Anhöhe hinauf. Als sie zwischen zwei Häusern hindurch kamen, kreuzten sie einen Pfad der doppelt so breit war und genug Platz zu bieten schien um dort mit einer Kutsche oder zumindest zu Pferd entlang zu fahren oder zu reiten.

Sie waren sich einig das es sich dabei um den Schlossweg handelte und so folgten sie dem breiten Pfad hinauf. Er war nicht weniger verschnörkelt und verziert wie der kleine Weg zwischen den Häusern.

Bald schon kamen sie am Schloss an und das große, weiße Tor erhob sich vor ihnen. Komplett Verziert mit Runen und Schnörkeln die Tief in das weiße Eis gemeißelt worden waren.  Tatsächlich standen zwei Wachen vor dem Tor, beide in glänzender, silberweißer Rüstung mit blauem und weißem Stoff. Sie trugen beide jeweils eine Lanze, der eine in der linken und der anderen in der rechten Hand.

Als sie sich näherten senkten die beiden Elfen die Lanzen ein kleines Stück, blockierten ihnen jedoch nicht den Weg, zeigten aber das sie ihnen trotzdem keinen Einlass gewährten.

„Was ist euer begehr?“ fragte der rechte Elf sie und helle, blaue Augen blitzten unter dem Helm hindurch, der sonst fast das komplette Gesicht verbarg. Weißes Haar umrahmte die Wangen und lugte unter dem Metall hindurch.

„Wir würden gerne um eine Audienz bei der Königin bitten. Ich bin Miriel, das sind Pit und Dark Pit, wir sind Engel aus einer anderen Welt und benötigen die Hilfe ihrer Majestät“ Miriel trat vor und übernahm das Reden. Sie hatten auf dem Weg darüber gesprochen, dass es das Beste war wenn sie sprach. Auch wenn die Elfen sie kannten und manche von ihnen ihr vielleicht nicht wohlgesonnen waren. So hatte sie doch am Meisten Erfahrung im Umgang mit ihnen.

„Miriel… lange ist es her. Ich werde unserer Majestät von eurer Ankunft und Bitte berichten. Sie wird euch die nächsten Tage empfangen.“ erwiderte der Eiself und Miriel war sich nicht sicher ob sie ihn persönlich kannte oder er sie nur von den Erzählungen.

„Vielen Dank. Wisst ihr wo wir so lange unter kommen können? Wir sind bisher noch auf keine Unterkunft getroffen“ bat Miriel dann noch, bevor sie gehen würden. Sie hatte keine Lust ewig zu suchen.

„Ihr könnt im Gästehaus Unterkunft finden. Ihr müsst nur der Straße hinab folgen und findet es bald“ antwortete der Eiself ihr knapp und damit war diese Sache wohl schon erledigt. Sie würden nun wohl auf eine Nachricht der Königin warten müssen.

„Vielen Dank, einen schönen Tag wünsche ich“, verabschiedete sich Miriel und damit machten sich die drei auf den Rückweg. Sie waren ein Stück dem Weg hinab gefolgt. Als Pit Blicke auf sich spürte. Verwirrt drehte der weiße Engel sich herum und blickte zurück zum Schloss. Die anderen beiden bemerkten es und folgten seinem Blick.

Sie brauchten nicht fragen was war, sie konnten sehen dass ihnen jemand nachsah. Eine junge Frau stand an einem der großen Fenster. Ihr Haar war von einem hellen blond, fast weiß und fiel ihr in langen Wellen über ihren Körper. Ihre Augen schienen sehr hell, auch wenn es aus der Entfernung schwer auszumachen war, doch sie leuchteten irgendwie. Genauso wie der weiße Kranz um ihren Kopf. Sie trug einen langen, weißen Seidenmantel über den Schultern und ein schwarzes Kleid. Doch mehr war von so weit weg kaum zu sehen.

„Wer ist das?“ fragte Pit nun und sah mit neugierigen Augen zu Miriel. „Ich vermute… jemand aus der Königsfamilie oder eine Adlige die sich momentan im Schloss befindet. Eine Zofe wird es nicht sein mit den teuren Klamotten“ vermutete Miriel nur, doch genaueres konnte sie nicht sagen. Jedoch besaß die junge Elfe eine starke Ausstrahlung und das konnte sie von der Entfernung schon spüren. Doch als sie das nächste Mal hochsah war sie vom Fenster verschwunden.

„Sie war hübsch“ stellte Pit fest, jedoch fehlte ihm jegliche Schwärmerei in der Stimme, es war tatsächlich nicht mehr als eine Feststellung.

„Ja, das war sie“ bestätige Miriel ihm.

„Können wir jetzt endlich weiter? Oder wollt ihr noch länger irgendwelche Weiber am Fenster beglotzen“ murrte Pittoo genervt, als sie nicht direkt wieder ihren Weg fortsetzten. Er war die ganze Zeit ziemlich still geblieben, jedoch war es nicht wirklich untypisch.

„Jaja“ Miriel rollte nur mit den Augen und spürte einen mahnenden Blick auf sich, doch den ignorierte sie. So setzten sie ihren Weg fort und folgten der Straße hinab, bis sie an einem großen Haus ankamen das sich von den anderen durch ein kleines Schild unterschied, welches in den weißen Stein genagelt war.

„Ich denke hier sind wir“ meinte Miri zufrieden.

„Sehr gut!“

„Endlich“ antworteten die beiden Brüder und dann betraten sie zu dritt das Haus.

Drinnen wirkte es plötzlich vollkommen anders. Auch hier war es komplett mit Stein und Eis gebaut, jedoch lagen dicke, bunte Teppiche auf dem Boden und Wandstoffe, sowie Bilder und andere Dekorationen hingen an der Wand. Kleine Blasen mit flackerndem Feuer darin schwebten durch die Luft und spendeten sowohl Licht wie auch Wärme. Ein paar Gänge mit Zimmern gingen von der großen Eingangshalle ab und zwei Treppen führten nach oben, die sich über eine Empore miteinander verbanden.

Zwischen den beiden Treppen befand sich eine Theke und dahinter stand eine junge Elfe. Sie hatte wie die meisten schneeweißes Haar, welches hinten jedoch kurz geschnitten und vorne in langen Zöpfen gehalten wurde. Ihre Augen besaßen ein stechendes Türkis und ihre Kleidung war ebenfalls aus dem üblichen weißen und blauen Stoff.

„Hallo!“ sie sah freundlich auf und wirkte tatsächlich fröhlich. Sie lächelte sie an und ihre Augen funkelten, sie bekam wahrscheinlich nicht häufig Besuch den sie Betreuen konnte. Die Arbeit hier musste relativ langweilig sein, doch Elfen hatten sowieso ein anderes Zeitgefühl.

„Guten Tag. Wir bräuchten 1 Zimmer für 3 Personen, vorrausichtlich für die nächsten Tage“ Miriel trat vor an die Theke. Pit gesellte sich direkt fröhlich lächelnd zu ihr, während Pittoo etwas weiter hinten blieb. Die Elfe beobachtete die drei Engel neugierig. Wobei sie Pit immer wieder Blicke zuwarf, wahrscheinlich war sie genauso neugierig auf den weißen Engel wie alle Anderen die ihn das erste Mal sahen. Er war wirklich ein laufendes Neonschild…

„Wir haben genügend freie Zimmer die darauf passen. Ich könnte ihnen ein großes, geräumiges anbieten mit 3 voneinander getrennten Schlafräumen oder auch eine kleinere Variante die günstiger ist“ bot die Elfe direkt an und Miriel hätte sich die Hand vor den Kopf schlagen können. Sie hätten erst zu den Pferden und dann hierher kommen sollen. Sie hatten gar kein Geld dabei!

Pittoo schien zu verstehen: „Ich werde losfliegen und nach den Pferden sehen, dann komme ich mit dem Geld und unserer Ausrüstung wieder.“ Sagte er den anderen beiden Bescheid, dann verließ er das Gasthaus. Sie hörten das Rauchen seiner Schwingen als er abhob und sich auf zum Stall machte.

„Wie er sagte, wir haben gerade noch kein Geld dabei aber er holt es. Ein einfaches Zimmer reicht, es braucht nur 3 Betten, wir werden uns wohl nur zum schlafen dort aufhalten“ erklärte Miriel und die Elfe nickte. „Das ist kein Problem, ihr könnt später zahlen. Solange ihr nicht wisst wie lange ihr hier bleibt, schlage ich vor ihr zahlt entweder Tag für Tag oder eine kleine Vorauszahlung und dann den Rest wenn ihr wieder geht“ schlug sie dann vor und Miriel nahm das Angebot an.

Also konnten sie schon mal hoch aufs Zimmer, es war eines von denen die sie über die Empore erreichten. Miriel drehte den Schlüssel in der Tür und betrat das Zimmer. Es war tatsächlich einfach gehalten und trotzdem schön dekoriert mit 3 großen Betten und sauberen Bettlaken, sowie einem eigenen angrenzenden Bad.

„Oh mein Gott… endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen~“ rief Miriel freudig und sie setzte sich direkt auf das Bett ganz vorne. „Oh ja!“ stimmte Pit ihr nur zu und er nahm sich das Bett neben ihr, welches sich in der Mitte befand. Sodass Pittoo wohl das am Ende bekam.

Der weiße Engel schmiss sich zufrieden in die Laken und sie beide blieben erst einmal ein Weilchen liegen. Bis sie merkten dass es ihnen zu warm war und sie sich aus den ganzen Fellen heraus wandten. „Solange wir hier sind können wir vielleicht wieder unsere alte Kleidung anziehen, es ist echt angenehm hier in Phaendar“ meinte Miriel zufrieden, während sie nur in ihren roten Unterhemd und den Shorts auf dem Bett lag.

„Eindeutig… und wunderschön. Es sieht echt wahnsinnig toll aus. Es erinnert mich ein wenig an den Turm des Wagenlenkers… nur noch schöner“ erwiderte Pit und er dachte an die alte Zeit. Der Turm war nicht nur schön gewesen… sondern auch verdammt lang.

Auch der weiße Engel lag nur in Unterwäsche auf seinem Bett und sie genossen die weichen Laken nachdem sie so lange auf der bloßen Erde in einem Schlafsack hatten nächtigen müssen.

„Ja das stimmt… ich bin froh die Eiswüste hinter mir zu haben“ sprach Miriel weiter während sie an die weiße Decke starrte. Auch war es seltsam jetzt wieder nur zu dritt zu sein. Sie waren so lange mit dem Magier unterwegs gewesen. Doch… sie trauerte nicht wirklich um ihn, nachdem sie von seinem Verrat erfahren hatte.

„Ja ich auch, die Eiswüste und diese elenden Schneestürme…“ stimmte Pit ihr erneut zu. Sie sprachen noch eine Weile über leichte Themen. Bis sie hörten wie jemand die Treppe hochkam und dann trat Pittoo auch schon ein.

Er sah kurz fragend zu ihnen. Doch dann zog er ihnen gleich und entkleidete sich noch während er sich auf zu seinem Bett machte. Ihre Ausrüstung pfefferte er einfach in die Ecke, wobei er jedoch die Waffen fein säuberlich an die Wand lehnte, ehe er sich aufs Bett schmiss.

„Endlich wieder ein Bett~“ schien sich auch der schwarze Engel zu freuen und die Anderen lachten zustimmend. „Den Pferden geht es übrigens gut, wir können sie also nach wie vor später wieder eintauschen. Obwohl sie den Hengst von dem Arschloch ruhig behalten können, der gibt uns ein gutes Startkapital“ erklärte Dark Pit dann und sah zu den beiden Engeln.

„Ja, sehr gut. Dann heißt es wohl nun erst mal warten, bis die Königin sich meldet. Morgen werden wir mit dem Training weiter machen, ich kann euch zwar keine großen Magien beibringen aber die Art zu kämpfen die ihr schon gewohnt seid. Magie und Waffen zu kombinieren ist eine der besten Kampftechniken die man Anwenden kann. Es kostet nur wenig Magie die ihr aus eurem Körper ziehen könnt und mit eurer Ausdauer die ihr mittlerweile habt werdet ihr kaum Probleme damit haben wieder so zu kämpfen wie früher“ erklärte Miriel den beiden Männern dann, was auch noch hieß das der Phönix ihre Magie nicht beeinflussen konnte wenn sie das Mana aus dem Körper bezogen.

„Das hört sich sehr gut an~ Dieser scheiß Vogel kann sich auf was gefasst machen und alles was sich uns sonst so in den Weg stellt“ murrte Pittoo und ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Ihm schien die Aussicht zu gefallen, dass sie wieder so kämpfen konnten wie früher.

„Oh ja! Das ist perfekt!“ auch Pit schien diese Freude zu teilen. Wie sehr er es doch vermisst hatte wieder ernsthaft mit seinem Bogen zu kämpfen~ Nicht nur aus der Not heraus wie sie es eine Weile hatten tun müssen. Es wurde Zeit das sie wieder zu ihrem alten Kampfstil zurückfanden, mit dem waren sie schließlich am effektivsten und hatten bisher schon jeden Feind in die Knie gezwungen.

Sogar Götter~

Auch wenn sie dafür die heiligen Gegenstände des Schmiedes Dyntos brauchten. Aber naja…

Das hieß Dauerfeuer, aufgeladene Schüsse und Spezialattacken, wie der Pfeilregen, das hörte sich eindeutig mehr als gut an~

Somit verbrachten sie den Rest des Tages damit zu plaudern, die Zeit zu vertreiben und sich auszuruhen. Bis der Abend hereinbrach und sie bald schon zu Bett gingen. Es dauerte nicht lange bis alle drei friedlich einschliefen, schließlich war es ein langer und verdammt anstrengender Tag gewesen.

 

Sie mussten sich tatsächlich einige Tage gedulden, doch diese Zeit nutzten die Engel sinnvoll. Die ersten Tage halfen ihnen Gilshja oder Mur’ei zu der heißen Quelle zu gelangen, bis Pits Flügel wieder voll funktionsfähig waren.

Solange sie die Eiselfen mit ihren Drachen dabei hatten, mussten sie sich nicht fürchten das der Phönix sie Angriff. So gab es auch keinerlei neue Schneestürme um die sie sich sorgen mussten und so verlief der kurze Flug immer ohne Zwischenfälle und sie konnten die Tage bei der heißen Quelle genießen. Was sie alle 5 taten.

Sogar die Eiselfen tauten nach und nach etwas auf und schienen mehr Vertrauen zu den Engeln zu bekommen. Auch Miriels Vergangenheit machte ihnen nichts mehr aus, nachdem sie die junge Frau kennen gelernt hatten. Sie hingen Vergangenem nicht lange nach, dafür gab es zu vieles was vergangen war. Zu viele Dinge über die man sich sonst Sorgen musste, wenn man so unglaublich alt wurde.

Miriel schien es gut zu tun Leute um sich zu haben die sie zwar kannten, aber sie nicht verurteilten, im Gegenteil sie waren der Meinung das die Dämonen eine großen Teil der Schuld selbst trugen. Außerdem freute die junge Frau sich wieder unter Elfen zu sein, es fühlte sich alles Vertraut und nach Heimat an.

Jedoch verbrachten sie nicht den ganzen Tag in der Quelle, sobald sie sich ausgeruht hatten begaben sie sich zurück zu Phaendar und ließen sich von den beide Eiselfen den Trainingsplatz zeigen. Wo sie auch noch andere Elfen kennen lernten. Die meisten von ihnen waren andere Krieger oder Kundschafter die den Platz selbst zum trainieren benutzten.

Miriel konzentrierte sich darauf Pit und Pittoo zu zeigen wie sie mit ihren Waffen umzugehen hatten. Jedoch musste sie da wirklich nicht viel unterrichten, die beiden Engel hatten definitiv genug Kampferfahrung und nachdem sie lernten die Magie in die Waffen zu kanalisieren, waren sie fast wieder so gut wie zuvor.

Miriel merkte den Unterschied fast gar nicht, Pit und Dark Pit jedoch schienen nicht sehr zufrieden mit ihren Fortschritten. Sie merkten beim Kämpfen das sie nicht die gleiche Geschwindigkeit erzielen konnten wie damals und dass sie auch mit aufgeladenen Schüssen oder gar Spezialattacken vorsichtig sein mussten. Gerade die speziellen Angriffe raubten viel Magie aus ihren Körpern und laugten sie leicht aus. Sie konnten sie also nicht allzu oft einsetzen.

Sie trainierten jeden Tag hart und lange an ihrem Können und doch machten sie für ihren Geschmack zu kleine Fortschritte.

Es war nun der 4te Tag, Pits Flügel war wieder komplett geheilt und er konnte sogar wieder fliegen. Sie befanden sich erneut auf dem Trainingsplatz. Miriel übte mit ihrem Bogen, jedoch weniger mit Magie sondern eher mit Bewegungen. Sie trainierte ihre Geschwindigkeit und Bewegungsfreiheit, indem sie mit einem anderen Elfen kämpfte der sie Angriff und versuchte sie so gut er konnte zu behindern, was er ziemlich gut hinbekam. Obwohl sie sich aufs Ausweichen und Lücken finden konzentrierte, bekam sie für ihren Geschmack zu viele Schläge ab.

Sie war etwas eingerostet… schließlich hatte sie seit dem Aufbruch nicht mehr trainiert und das war 5 Wochen her, wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Jetzt bemerkte sie erst wie sehr sie sich auf die Engel und den Magier verlassen hatte, dabei würde sie selbst oft genug Kämpfen und in Form bleiben müssen. Von nun an würde sie eindeutig zusammen mit den Engeln kämpfen, auch wenn dies hieß das sie sich jedes Mal auslaugte durch das Siegel, vielleicht konnte sie es ja schaffen mit stetigem Training das Siegel ein wenig zu lockern? Nur soweit das sie einfacher Magie einsetzen konnte, den Fluch wollte sie schließlich auf keinen Fall wecken.

Nach einigen Partien, beendete Miriel ihre Session und der Elf widmete sich wieder seinem eigenen Training als Soldat der Königin. Es war nur ein Ritter anwesend, welcher das Training der jungen Soldaten überwachte.

Die junge Frau setzte sich etwas an den Rand und beobachtete Pit und Pittoo. Sie würde ihnen am liebsten helfen, jedoch konnte sie ja selbst nicht besser kämpfen als die Engel. So mussten sie alleine Trainieren um ihre Defizite zu beseitigen, doch an ihren Gesichtern merkte sie dass die beiden Männer immer unzufriedener zu werden schienen.

Mit Waffen und Magie zu kämpfen war nochmal eine andere Sache als Magie offen anzuwenden, sie mit der Waffe zu kanalisieren veränderte die Beschaffenheit des Manas. Was eben auch dazu führte das die Menge die man brauchte sich stark verringerte. Jedoch hatte Miriel das Gefühl das sich die beiden Engel zu sehr in ihren alten Kampfstil verbissen, sie schienen zu verschwenderisch und die Kanalisierung zu grob.

Bei Dark Pit war seine Ungeduld das Problem, er verstand die Mechanik des Kanalisierens, jedoch hatte er nicht genug Geduld es sauber auszuführen. Pit auf der anderen Hand besaß die Geduld, jedoch hatte er nicht wirklich verstanden was Miriel von ihm verlangte, er wusste nicht wie genau er das Mana in der Waffe speisen musste und demnach verflüchtigte sich einiges davon.

Miriel hingegen fühlte sich schlecht das sie es den beiden nicht besser erklären konnte. Sie war definitiv keine gute Lehrerin. Sie wusste selbst wie man das alles tat und hatte es über Jahre hinweg fein säuberlich gelernt, doch ihr wissen auf verständliche Weise weitergeben fiel ihr schwer und nach einer Weile hatten sich die beiden Männer dazu entschieden es auf eigene Faust zu versuchen und zu verstehen. Doch dafür würden sie noch lange brauchen und die Zeit hatten sie nicht.

Da sie diesen Kampfstil so stark mit ihrem alten verglichen, machte es ihnen wirklich zu schaffen, dass sie nicht mehr so stark waren wie früher. Es kam ihnen vor als hätten sie einen heftigen Schritt nach hinten gemacht in ihrem Training und müssten alles noch einmal neu lernen.

Miriel seufzte und lehnte sich zurück, es musste einen Weg geben wie sie es besser machen konnten… sie hatte schon die Elfen gefragt, jedoch schienen die meisten von ihnen nicht an der Ausbildung der Engel interessiert. Sie halfen ihnen zwar bei Sparringskämpfen, jedoch machte sich keiner die Mühe den Engeln genau zu sagen was sie tun mussten.

Die jungen Soldaten waren selbst noch keine Profis in dem Teil der Ausbildung und der Ritter hatte zu dem schon zu viel zu tun seine Schützlinge auszubilden. Er hatte Angeboten die Engel mit in den Unterricht aufzunehmen, ihnen jedoch klargemacht dass magischer Waffenkampf momentan nicht an der Reihe war.

Doch heute schien etwas anders. Genau genommen gab es andere Krieger die den Trainingsplatz zur gleichen Zeit nutzten. Miriels Blick fiel auf einen jungen Elf mit platinblondem Haar und Augen die Pits zum verwechseln ähnlich sahen. Sein Haar fiel ihm genauso wild um den Kopf wie den Engeln, was Miriel schon hatte schmunzeln lassen als sie den Elfen das erste Mal sah.

 Doch nicht nur der Teil seines äußeren war Auffällig, auch seine Kleidung hob sich von denen der anderen Eiselfen ab. Nicht durch den Stoff, denn auch der Elf trug einen langen, weißen, mit blauen Ornamenten verzierten Mantel und einen weißen Schal aus dem gleichen Textil, mit den gleichen Ornamenten. Sondern er fiel auf durch die ganzen Accessoires die sie bisher an keinem anderen Eiself gesehen hatte.

Sie alle waren an seinem weißen Mantel oder dem Schal befestigt. So hing eine Kette mit blauen Perlen um seinen Schal und war mit einem kleinen Amulett in Form eines Traumfängers an dem Schal befestigt. In dem Traumfänger hingen ebenfalls kleine, blaue Perlen und an seinen Enden hingen große Eiskristalle herunter.

Die gleichen Traumfänger hatte er jeweils rechts und links an seiner Schulter, in größerer Ausgabe, herabhängend und jeweils an seinen Oberarmen in kleinerer Ausgabe. Auch um seine Mitte hing ein Traumfänger der von einem blauen Gürtel gehalten wurde. Seine Füße saßen in weißen Stiefeln an deren Saum ebenfalls diese Traumfänger hingen und als letztes zierten die gleichen Accessoires auch seine Ohrläppchen.

Der junge Elf hatte sich direkt dem Training gewidmet als er hier ankam. Er besaß einen Bogen komplett aus Eiskristallen und einen langen Stab. Der Stab war gewunden aus weißem Metall und formte sich an der Spitze, wie auch nicht anders zu erwarten, zu einem Traumfänger.

Miriel bemerkte schnell was für ein Training er absolvierte, er kämpfte nämlich ebenfalls mit magischer Waffenverstärkung und seine Angriffe waren nicht ohne, dass musste sie zugeben. Egal ob er mit Bogen oder Stab kämpfte, seine Gegner schienen keine Probleme für ihn. Anfangs hatten ihn ein paar junge Krieger heraus gefordert, er schien beliebt. Bald jedoch kämpften auch andere erfahrene Kämpfer gegen ihn, hatten jedoch kaum eine Chance. Er beherrschte den Waffenkampf meisterhaft. Miriel sah direkt das er absolut keinen Funken an Mana verschwendete und die Kanalisierung perfekt beherrschte. Auch waren seine Angriffe wirklich extrem stark. Miriel vermutete das er sogar für Sukoro ein ernst zu nehmender Gegner gewesen wäre.

Die beiden Engel in der Luft schienen von dem Elfen jedoch kaum Notiz zu nehmen, sie waren so stark in ihr Training vertieft und kämpften nun schon seit einigen Stunden gegeneinander. Miriel wandte den Blick von dem jungen Mann ab und sah wieder hinauf zu den beiden Engeln.

Doch etwas fiel ihr auf und sie lugte immer wieder zu dem Elfen um zu sehen ob sie Recht hatte und das hatte sie~

Der blonde Elf sah immer wieder zu den Engeln hinauf und nachdem er seinen letzten Gegner erledigt hatte, beobachtete er die beiden Männer mit skeptischem und analysierendem Blick. Miriel bemerkte was er da tat, er studierte ihren Kampfstil! Natürlich hatte er bemerkt dass sie ebenfalls mit Magie kämpften, aber er schien auch genau zu bemerken dass sie noch Neulinge auf dem Gebiet waren.

Das war die Chance…

Miriel stand auf und ging zu dem Elfen. Er bemerkte ihr herankommen, wandte den Blick von den Engeln ab und sah zu ihr. Er schulterte seinen Stab und kam ihr dann entgegen.

„Guten Tag“ begrüßte Miriel den fremden Mann und er nickte kurz, ehe er ihr antwortete: „Hallo“. Seine Antwort war kurz und knapp, doch das war sie mittlerweile von den Eiselfen gewohnt. Wenn man nicht das Gespräch an sich riss würde es sofort im Keim ersticken, also hielt sie nicht weiter hinterm Berg, er wusste ja dass sie etwas zu wollen schien.

„Ich habe sie kämpfen sehen und wollte sie fragen ob es möglich wäre das sie die beiden Männer dort oben trainieren? Wir sind seit 4 Tagen hier und sie machen die ersten Schritte in der Form des Kampfes, jedoch haben wir noch keinen Trainer gefunden der es ihnen richtig beibringen kann“ erklärte sie ihm dann direkt ihr Anliegen.

Bevor er antwortete, sah der Elf noch einmal nach oben zu den Engeln und dann wieder zurück zu ihr: „Es sieht nicht aus als würden sie es das erste Mal machen, obwohl ihnen ziemlich viele Anfänger Fehler unterlaufen. Ich könnte mich dazu bereit erklären euch zu helfen, jedoch wäre es mir lieber vorher zu wissen wem ich helfe stärker zu werden.

Ich kenne sie… ich hab den Angriff des Drachen miterlebt, außerdem war ich einer der Eiselfen der bei ihrer Versiegelung dabei war. Es freut mich zu sehen das es ihnen gut geht, jedoch würde ich gerne Erfahren was sie hier tun und… diese Engel dort oben.“

Das brachte Miriel komplett aus dem Konzept. Ihre Augen weiteten sich und sie sah den Eiselfen verblüfft an. Nun wusste sie wieso er ihr so bekannt vorkam! Damals hatte er nicht diese Sachen angehabt, sondern war in den typischen Tönen der Eiselfen gekleidet gewesen. Außerdem hatte er sein Haar um einiges länger getragen, es war ihm in langen Locken den Rücken herunter gefallen. Kein Wunder das sie ihn nicht erkannt hatte.

„Ifyr?” entkam es ihr dann nur, als sie sich an den Namen des Elfen erinnerte. Sie erinnerte sich an alle Anwesenden Elfen als sie Versiegelt worden war.  Diese Elfen hatten alle komplett hinter ihr gestanden und sie unterstützt. Sie hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt um den Drachen zu stoppen. Sie hatten sie gerettet.

Der blonde Elf lächelte und nickte: „Ja. Wie es aussieht erkennst du mich wieder Miriel. Ich denke dann können wir das siezen sein lassen. Ich bin sowieso kein großer Fan davon. Erzähl mir warum ihr hier seit, was ist los?“

Nun lockerte sich Ifyrs Zunge deutlich und Miriel wusste auch wieso. Er war einer der wenigen Eiselfen der in der Welt herum zog und wahrscheinlich das Beste was ihnen hätte passieren können. Wenn sie ihn dazu brachte mit ihnen zu kommen, hatten sie einen unglaublich tollen Begleiter der sie sicher überall hinführen würde. Außerdem auch einen unglaublich fähigen Trainer, nun wunderte sie es nicht mehr das er so stark war. Nur die Stärksten hatten damals gegen den Drachen gekämpft.

Miriel begann sich ihm anzuvertrauen und erzählte dem Elf alles. Vom Tag als sie Pittoo traf, bis zum Angriff von Raku’ul und ihrer Reise hierher. Auch erzählte sie ihm wer Pit und Dark Pit waren und wieso sie schon so gut kämpfen konnten, obwohl sie gerade erst mit dem Stil angefangen hatten. Ifyr hörte ihr aufmerksam zu und schien direkt zu verstehen.

„Da habt ihr eine lange Reise vor euch. Jedoch hast du nun auch die Chance wieder zurück nach Hause zu gelangen. Dorthin wo du hingehörst, ich bin mir sicher das es die richtige Entscheidung ist wenn du mit ihnen mitgehst“ antwortete er Miriel dann, sie hatte ihm auch ihre Sorge gebeichtet. Sie war sich immer noch nicht genau sicher, jedoch… je länger sie mit den Engeln zusammen war, desto schwerer fiel ihr der Gedanke sich wieder von ihnen zu trennen.

„Bis dahin ist es noch eine Weile ja. Aber ich denke ich werde zurück nach Hause gehen. Und was denkst du? Wie sieht es nun mit dem Training aus?“ hakte sie nun noch einmal nach und Ifyr lächelte flüchtig.

„Ja ich werde sie trainieren und… vielleicht komme ich sogar mit. Ich werde mir die nächsten Tage darüber ein paar Gedanken machen. Erzähl den Engeln alles, ab morgen wird das ernste Training anfangen, für heute sind sie mir schon zu ausgelaugt. Es ist besser wenn sie das Training mit aufgeladenen Reserven beginnen“ antwortete Ifyr ihr dann doch und es hörte sich sehr gut an. Miriel war zufrieden mit der Antwort, es war mehr als sie erhoffen konnte. Sie hatte den Elfen noch nicht einmal gefragt ob er sie begleitete. Das wäre perfekt.

„Wir würden uns wirklich freuen wenn du mit uns kommst. Jemanden wie dich können wir gut gebrauchen, du kennst Andrakha wie deine Westentasche. Aber denk darüber nach, es ist eine gefährliche Reise und… es hat schon die ersten Leben gekostet. Es waren vielleicht nicht die Letzten“ sie musste ehrlich zu ihm sein. Sukoros Tod hatte ihnen allen vor Augen geführt wie schnell ihre Reise vorbei sein könnte und wie gefährlich sie wirklich war und das war erst die erste Etappe.

Der schwierigste Teil stand ihnen noch bevor.

„Ich weiß. Ich werde mich nicht vorschnell Entscheiden. Doch nun ist erst einmal das Training dran. Wir treffen uns dann am Morgen hier. Seit so früh wie möglich da“ wies der Elf sie an und Miriel nickte.

„In Ordnung. Wir werden hier sein sobald die Sonne aufgeht“ versicherte sie ihm und damit war das Gespräch erledigt. Sie verabschiedete sich von Ifyr, dann verließ der Elf den Trainingsplatz.

Diesmal hatten Pit und Dark tatsächlich auch mitbekommen das sie mit dem Mann gesprochen hatte und als sie fertig war, sah sie die beiden Engel schon auf sich zu kommen. Sie landeten vor ihr und Miriel hielt nicht lange hinterm Berg.

Sie erzählte den beiden Alles und sie schienen begeistert, Pit mehr als Dark, aber das überraschte Miriel kaum. Sie vertraute Ifyr, doch Pittoo würde das nicht sofort tun, er war skeptisch wie eh und jäh. Doch auch er würde mit Sicherheit bald merken dass der Elf kein Feind war. Nicht so wie Sukoro.

Mittlerweile war es spät und sie entschieden sich dazu zurück zu gehen und sich auszuruhen. Sie mussten Fit sein wenn das Training morgen anfing. Es gab noch eine gute Sache mit Ifyr. Er wusste genau wie Miriels Siegel funktionierte und eventuell würde er ihr helfen können was ihre eigene Magie anging~

Das Training in Eis und Schnee

Am nächsten Tag konnten die Engel es kaum noch erwarten, selbst Pittoo schien einigermaßen euphorisch. Zumindest so sehr wie es dem schwarzen Engel möglich war, er war besser gelaunt als man es von ihm kannte.

Pit hingegen war seine Aufregung deutlich anzusehen, er hibbelte schon den ganzen Morgen durchs Zimmer und durch die Gaststätte. Ein Engel mit Hummeln im Hintern und es ließ Miriel schmunzeln. Doch so kannte man den Kleinen, immer aufgeweckt und er konnte keine Minuten still halten.

So beeilten sich alle mit fertig machen und obwohl es noch sehr früh war, fanden sie sich bald schon putzmunter auf dem Trainingsplatz ein.

Tatsächlich wartete Ifyr auch schon auf sie, er stand in seiner üblichen Montur auf dem Platz und das blonde Haar wehte ihm um den Kopf. Heute war es kühler als die letzten Tage und ein stetiger Wind pfiff durch die Straßen der Stadt. Trotzdem konnte man es selbst in den Tuniken noch aushalten, zumindest schienen die Engel nicht zu frieren.

„Morgen Ifyr. Ich hoffe du hast noch nicht lange gewartet“, grüßte Miriel den jungen Elfen und dieser winkte mit einer kurzen Handbewegung ab. „Nein, ich hab mich beschäftigt. Schließlich hatte ich nicht genau gesagt wann ihr hier sein solltet“, der Blick des Elfen ging nun zu Pit und Pittoo.

„Wir haben uns noch nicht kennen gelernt. Ich bin Ifyr, Informant der  Eiselfenkönigin Endria, freut mich eure Bekanntschaft zu machen“ im Gegensatz zu den anderen Eiselfen, schüttelte Ifyr den beiden Engel die Hände. Dark Pit zögerte erst, doch auch er nahm am Ende die Geste an.

„Ich bin Pit! Diener der Göttin des Lichts Lady Pa-„

„Pit! Machs kurz, ich kann es langsam nicht mehr hören“ unterbrach Dark die Vorstellung des weißen Engels. Pit funkelte seinen Bruder nur beleidigt an, ehe er einfach fortfuhr:

„… Lady Palutena und das ist Dark Pit mein Bruder und eine elende Nervensäge!“ bei den letzten Worten funkelten sich die beiden wieder wütend an.

Ifyr beobachtete das alles mit einem Schmunzeln, während Miriel damit kämpfte das Lachen zu unterdrücken und sich dabei auf die Unterlippe biss. Diese beiden Kindsköpfe!

Gerade als die beiden Engel wieder anfangen wollten, holte Miriel mit ihrem Bogen aus und traf beide Engel mit jeweils einer der beiden Seiten am Hinterkopf. Die beiden Männer verstummten, griffen sich Synchron an den Hinterkopf und blickten dann gleichzeitig zu ihr nach hinten.

„Okay das ist gruselig…“ kicherte Miriel belustigt über diese Reaktion und beide Engel sahen sich an, ehe sie den Kopf schüttelten und wieder nach vorne blickten. Jap, die beiden konnten sich echt nicht verleugnen~

„Wollen wir dann anfangen mit dem Training?“ Ifyr hatte die ganze Sache mit einem belustigten Grinsen beobachtet. Nun schulterte er jedoch den Stab und sah neugierig zu den dreien.

„Ja!“ rief Pit sofort und seine Hand schloss sich fester um seinen goldenen Bogen, ehe er ein paar Schritte vor tat. Dark Pit ging ein paar Schritte zur Seite und überließ seinem Bruder erst einmal das Feld. Damit war Pit wohl der Erste der getestet wurde und Miriel gesellte sich zu dem schwarzen Engel.

„Gut… dann zeig einfach mal was du kannst“ war Ifyrs erster „Befehl“ an den jungen Champion. Pit nickte und seine Miene wurde ernst, dann begann er auch schon und hielt sich nicht zurück. Er hob den Bogen an und begann dann direkt mit seinen Angriffen und die Pfeile schossen durch die Luft.

Ifyr erwiderte den ernsten Kampf, er hielt seinen Stab mit einer Hand und begann dann mit schnellen aber grazilen Bewegungen die Pfeile mit dem Stab abzuwehren, wobei er sich wie schwebend über den Boden fortbewegte, jede Fußfolge passte perfekte zu den Drehungen seines Körpers. Als würde er tanzen.

Wenn die Lichtpfeile nicht so schnell wieder verpuffen würden, wäre der Platz langsam voll mit am Boden liegenden Pfeilen und doch hatte es noch kein einziger geschafft Ifyr zu treffen. Was sogar Pit zu überraschen schien, denn er war eigentlich ziemlich stolz auf seine kämpferischen Leistungen und er war auch ein hervorragender Krieger.

Zumindest hielt er Ifyr ohne Unterbrechung in Bewegung, doch auch Pit rannte und joggte über den kompletten Platz und der Engel hatte nicht unendlich viel Ausdauer. Der Eiself hatte bisher noch nicht zum Gegenangriff angesetzt und trotzdem bildeten sich schon Schweißperlen auf Pits Stirn. Miriel vermutete jedoch das es vom exzessiven Magieeinsatz kam und nicht weil er langsam keine Puste mehr hatte.

Ifyr schien es jedoch auch nicht gewohnt zu sein so über den Platz gescheucht zu werden, auch seine Atmung beschleunigte sich langsam aber sicher, während er den Dauerregen an Pfeilen abwehrte und dem ein oder anderen, raffiniert platzierten, aufgeladenen Schuss auswich. Dann schien er genug gesehen zu haben und bevor er Gefahr lief langsamer zu werden, schlug er zurück.

Pit setzte gerade zur nächsten Salve an, als Ifyr mit seinem Stab auf den Boden schlug und das Ende dann in unglaublicher Geschwindigkeit über den Boden zog und in Pits Richtung zeigen ließ. Vom Boden lösten sich in der Bewegung lauter winzige Eissplitter und als Ifyr den Stab anhob und auf Pit zeigte, flogen die Splitter los wie lauter winzige Pistolenkugeln.

„Woah!“ Pit hatte zwar damit gerechnet dass er irgendwann einen Gegenangriff startete, trotzdem überraschte es ihn. Er nutzte seine Schwingen und seine flinken Beine um den Splittern auszuweichen, jedoch mit mäßigem Erfolg. Pit zischte als die Splitter seine Haut aufschlitzten. Dann kam er zum stehen und Blut rann aus einigen, kleinen Schnitten und auch seine Tunika war mal wieder in Mitleidenschaft gezogen.

Bevor der weiße Engel jedoch weitermachen konnte, hob Ifyr die Hand. „Das reicht fürs Erste, von dir hab ich genug gesehen. Jetzt ist dein Bruder an der Reihe und danach kann ich Entscheiden wie ich euch trainiere“ erklärte der Elf dann den Abbruch und Pit nickte. Er hatte nichts dagegen jetzt erst einmal nach Luft zu schnappen und sich etwas ausruhen zu können, außerdem konnte er dann Pittoo zusehen, wie er sich anstellte~

So tauschten die beiden Engel ihre Plätze und im Gegensatz zu Pit, bewegte Dark Pit sich weniger hibbelig fort. Was auch nicht unbedingt verwunderlich war. Alle seine Bewegungen schienen durchdachter und er behagelte Ifyr auch nicht sofort mit Dauerschüssen.

Pittoo schien den Elfen erst einmal austesten zu wollen, so liefen die beiden eine Weile lang umeinander herum. Sie drehten sich nie den Rücken zu und wechselten sich regelrecht ab mit Angriff und Ausweichen. Im Gegensatz zu Pit gelang es Ifyr diesmal nicht so leicht dessen Bruder zu treffen. Dark Pit wich den Angriffen geschickt aus und verschwendete dabei wenig Bewegungen, während er gleichzeitig die Lücken ausnutzte um eine Salve an violetten Schüssen auf den Elfen zu feuern. Dieser wehrte sie entweder ab oder wich aus, so blieben beide für eine Weile unverletzt.

Bald schon war das herantasten jedoch vorbei und dann schoss Pittoo wie aus dem nichts auf Ifyr zu, ummantelte sein Bein mit Magie und trat nach dem Elfen. Dieser riss die Augen überrascht auf als Dark so plötzlich sein Angriffsmuster änderte. Dann jedoch fing er den Tritt mit dem Schaft des Stabes ab und grinste den schwarzen Engel an: „So einer bist du also“.

Pittoo erwiderte darauf nichts, jedoch huschte ein finsteres Grinsen über seine Lippen. Er schien Spaß zu haben~ Und versuchte wohl heraus zu finden wie weit er bei Ifyr gehen konnte und wie er im Allgemeinen Einzuschätzen war.

Der Elf nutzte jedoch die dreiste Attacke für sich selbst aus und als Pittoo das Bein wegzog um wieder sicheren Halt zu haben, packte der Elf einfach Darks Bein und schlug mit dem Stab in der anderen Hand nach dem Engel.

„Tz!“ kam es knurrend vom schwarzen Engel, er hob den Arm und wehrte den Schlag ab, gleichzeitig befreite er sein Bein mit einem Ruck aus Ifyrs Griff und wirbelte sich mit einer schnellen Bewegung aus seiner Reichweite. Pittoos Blick ging zu seinem Arm mit dem er den Angriff abgewehrt hatte und erneut klickte er mit der Zunge.

Seine Armstulpe war weiß gefroren… doch sie hatte seinen Arm vor dem gleichen Schicksal bewahrt. Trotzdem streifte Pittoo die gefrorene Schiene über seine Hand hin ab und warf sie auf den Boden. So eisig und steif behinderte sie ihn nur und wenn er damit erneut einen Angriff abwehrte würde sie bersten und ihm wahrscheinlich in den Arm schneiden.

„Du solltest dich der Konsequenzen bewusst sein, wenn du so unbedacht attackierst“ Ifyr fixierte den schwarzen Engel und Darks Augen zogen sich zu schlitzen zusammen. Er hatte erwartet den Elfen mit dem Angriff genug aus der Fassung zu bringen um seinerseits einen richtigen zu starten, doch Ifyr hatte diese winzige Sekunde genutzt in der Pittoo seine Deckung hatte fallen lassen.

„Aber das reicht nun ebenfalls. Wir können mit dem richtigen Training beginnen“ merkte Ifyr an und wandte sich dann Pit zu. Als der Eiself jedoch eine Bewegung vernahm huschte sein Blick nach hinten und die blauen Augen durchbohrten den schwarzen Engel, welcher scheinbar tatsächlich vorgehabt hatte ihn zu attackieren als er vermeidlich seine Deckung fallen ließ.

Doch nun wiegte Pittoo sein Gewicht nur von einem Fuß auf den Andern und tat so als hätte er sich nicht gerade für einen Angriff angespannt und als wäre er nicht dabei von Ifyr erwischt worden. Das ließ den Eiselfen amüsiert grinsen und schon schlossen Miri und Pit zu den beiden auf.

„Dark Pit gib mir deinen Bogen. Dich brauche ich nicht selbst trainieren, du weißt wie du die Magie mit der Waffe katalysieren musst, aber du bist dir dabei zu selbstsicher und kanalisierst sie zu schnell. Dadurch kommt es zur Sintflut“ Ifyr sah den schwarzen Engel an. Dark runzelte die Stirn kurz, dann hielt er dem Elfen jedoch den silbernen Bogen hin. Er schien nicht so viele Probleme damit zu haben, solange es nicht sein heiß geliebter Stab war an dem herum gefummelt wurde. Das schien auch Ifyr zu merken.

 „Verstehe…“

„Und was machst du nun mit dem Bogen??“, unterbrach Pit nun den schwarzen Engel, der wahrscheinlich das Gleiche hatte fragen wollen. Aber im Gegensatz zu Pittoo schien Pit nicht unbedingt zu verstehen was Ifyr meinte.

„Ich präpariere ihn mit meiner Magie. Das heißt ich blockiere den Bogen. Solange Dark Pit es nicht schafft meine Blockade zu lösen wird es für ihn sehr schwer sein Magie darauf anzuwenden. Die Blockade jedoch wird sich nur lösen lassen wenn er lernt die Magie korrekt zu Kanalisieren. Das ist das Einzige was Dark Pit lernen muss. Wenn ihr die Grundschritte beherrscht könnt ihr Fortschritte machen und besser werden als ihr je wart“ erklärte der Elf den Vorgang, jedoch schien Pit genau gar nichts zu verstehen…

„Ähm… okay“ erwiderte der weiße Engel und wollte scheinbar nicht zugeben das er es nichts verstanden hatte. Ifyrs schmunzeln hingegen zeigte das er Verstand, doch die Erklärung war für Pittoo gewesen und dieser hatte es kapiert.

„Dann leg los, ich will nicht ewig warten“ murrte der schwarze Engel und erntete einen tadelnden Blick vom blonden Elf. „Genau das ist dein Problem“ erwiderte Ifyr nur und ein Grinsen huschte über das Gesicht des Elfen.

Dann gab er jedoch nach, nahm den Bogen an sich und fuhr mit der Hand über das silbern glänzende Metall. Der Bogen knisterte unter Ifyrs Berührung und weißer Dampf stieg ruhig wirbelnd in die Luft, dann schien er fertig und hielt den präparierten Bogen dem dunklen Engel hin.

Dark Pit nahm ihn an sich und besah ihn prüfend. Das Metall war kalt und fühlte sich feucht an wenn er darüber strich. Als läge ein unsichtbarer Eisfilm darauf. Dann zögerte Pittoo nicht lange, drehte sich herum und versuchte einen Pfeil in die Luft zu schießen. Er spürte das es um einiges schwerer war den magischen Pfeil zu erschaffen und als er ihn über die Waffe abfeuerte, flog er mit einem deutlich zu lauten und unregelmäßigen Surren davon, dann begann er mitten in der Luft zu wabern und fiel kraftlos Richtung Boden.

„Was zum… okay, jetzt versteh ich definitiv was du meintest…“ murmelte der schwarze Engel und Ifyr gab ihm mit einem Nicken die Erlaubnis nun auf eigene Faust zu trainieren. Was Pittoo auch direkt Tat. Er hatte nicht vor Pits Training zuzusehen, sondern entfernte sich ein Stück von der Gruppe und begann sein eigenes Training indem er versuchte die Magie richtig durch die Waffe laufen zu lassen.

„Was ist nun mit mir??“ Pit richtete sich auf, nachdem er Dark zugesehen hatte und sah neugierig zu Ifyr. Nun würde er die ganze Sache verständlicher Erklären müssen, das merkte der Elf schon. „Bei dir ist es das Problem das du nicht verstehst was wir von dir wollen“ gab Ifyr schmunzelnd von sich und Pit blies die Wangen auf.

„Ich verstehe sehr wohl!“ meinte der Elf etwa er wäre dumm?? Er verstand genau was man von ihm verlangte! Die Magie irgendwas mit katalysieren und dann die Magie irgendwas mit kanalisieren! Was auch immer das hieß…

„Nein tust du nicht… hör ihm einfach zu“ gab nun Miriel von sich während sie doch ein wenig damit kämpfte nicht zu lachen. Mal wieder! Pit stellte sich aber auch immer wieder zu niedlich an…

Diesmal war sie es die den schmollenden Blick aus aufgeplusterten Wangen abbekam, doch sie konnte darauf nicht mehr erwidern als ein Grinsen. Weswegen Pit dann die Arme vor der Brust verschränkte und das machte es definitiv nicht besser~

Pit sah ungefähr genauso bedrohlich aus wie ein Koalabär…

„Wenn das nun geklärt wäre~

Stell dir die Magie wie einen Fluss vor und die Waffe ist der Damm eines Bibers. Der Biberdamm ist leicht durchlässig und so fließt ein Teil des Wassers hindurch, doch ein größerer Anteil wird vom Damm zurückgehalten und staut sich“ begann Ifyr dann seine Erklärung und Miriel merkte direkt auf was er hinaus wollte. So würde Pit es mit Sicherheit tatsächlich auch verstehen!

Dieser hörte aufmerksam zu und nickte eifrig. „Das versteh ich! Die Waffe hält also die Magie auf und lässt nur einen Bruchteil hindurch!“ rief er fröhlich, es schien ihm Spaß zu machen wenn er es verstand und Ifyr nickte bestätigend.

„Ganz genau, an diesem Punkt bist du. Du öffnest den Damm ein wenig, doch es wird immer noch zu viel der Magie aufgehalten. Dark Pit zum Beispiel kann den Damm komplett öffnen, sein Problem liegt im nächsten Schritt. Du wirst also daran üben müssen die Blockade komplett zu öffnen, sodass du deine volle Magie mit der Waffe anwenden kannst“ erklärte Ifyr weiter, bis Pit ihn nochmals unterbrach: „Was ist den Pittoos Problem??“ das machte ihn eindeutig neugierig. Ifyr schüttelte kurz den Kopf, aber ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Dazu kommen wir gleich.

Der Damm und die Magie sind das Katalysieren, sie bilden eine Reaktion miteinander und wandeln die Form der Magie um, sodass du deine Pfeile rufen kannst ohne dafür viel Magie anwenden zu müssen. Der nächste Schritt ist das Kanalisieren. Hier musst du dir einen geöffneten Damm vorstellen der das Wasser durchlässt. Je mehr es vorher angestaut wurde, desto mächtiger fließt es nun hindurch. Das basiert darauf wie stark du deine Magie in die Waffe fließen lässt. Wenn du es langsam und bedacht tust, dann wird der Fluss schneller, aber er wird nicht reißend. Wenn du jedoch alles heraus katapultierst, wie Dark Pit es tut, dann läuft der Fluss über und ein großer Teil der Magie geht verloren. Man verschwendet also zu viel Magie. Es kann sein das du dieses Problem ebenfalls haben wirst sobald du den Damm brichst“ setzte Ifyr die Erklärung fort und Pit verstand nun tatsächlich.

„Wouw… das ist nachvollziehbar! Also muss ich erst den Damm der Waffe brechen um meine Magie voll einsetzen zu können und danach muss ich die Magie trotzdem mit Bedacht fließen lassen damit sie nicht überläuft und verpufft!“ wiederholte Pit die Worte von Ifyr in seinen Eigenen, was zeigte das er tatsächlich wusste was verlangt war und der Eiself nickte. „Genau. Das sind die Grundlagen des magischen Waffenkampfes. Sobald ihr dies beherrscht lässt sich sehr viel darauf aufbauen. Zum Beispiel auch eure größeren Attacken, sie werden euch dann auch nicht mehr so viel Magie kosten und ihr könnt sie einsetzen ohne Gefahr zu laufen danach kampfunfähig zu werden. Solange es in Maßen ist. Aber das kommt später. Erst einmal musst du das Katalysieren trainieren. Viel helfen kann ich dir dabei leider nicht. Bei Dark Pit habe ich die Magie mit der Blockade sozusagen in Gelee verwandelt und er kann es nur wieder rückgängig machen wenn er es langsam und mit Bedacht mischt und ein Gefühl dafür bekommt wie die Magie fließt.

Doch deine Blockade musst du von selbst lösen, aber nun weißt du wie es funktioniert und versuch einfach deine Magie und deine Waffe einzeln zu erfühlen und sie langsam miteinander bekannt zu machen. Du wirst verstehen was ich meine sobald du es versuchst“ damit entließ Ifyr den weißen Engel ebenfalls in sein Training.

„Das krieg ich hin!“ rief Pit motiviert, nun wo er wusste wieso er solche Probleme hatte, war er motivierter dazu sie zu beseitigen. Deswegen dauerte es auch nicht lange und er machte sich an die Arbeit. Konzentrierte sich auf seine Waffe und begann sensibler auf das zu werden was er spürte, wenn er sie benutzte und die Pfeile abschoss.

Auch Pittoo hatte in der kurzen Zeit schon Fortschritte gemacht und die Pfeile flogen besser, doch er musste immer noch eine Weile üben. Aber er lernte schnell und Miriel wusste das es bei Pit nicht anders sein würde. Auch der weiße Engel würde schnell den Trick raus haben.

Nun wandte sich Ifyr aber ihr zu, er schien zu wissen dass ihr etwas auf dem Herzen lag.

„Du möchtest wieder Magie anwenden können nicht wahr? Vor allem jetzt wo du dich in solche Gefahr begibst und deine Freunde beschützen willst“ er erriet schnell was sie wollte und was sie beschäftigte. Deswegen nickte Miriel als Antwort. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht ob sie das Siegel anheben konnte um Magie zu benutzten ohne das es ihr Schadete, schließlich war sie in den 200 Jahren nie in eine Situation gekommen wo das nötig gewesen wäre. Doch nun sah es anders aus und sie wusste dass sie ebenfalls wieder stärker werden musste. Damit sie auf einer Stufe mit Pit und Pittoo war, ansonsten würden die beiden Engel sie immer beschützen müssen und dann wäre sie nicht mehr als Ballast.

„Ja… gibt es eine Möglichkeit das Siegel aufzuheben? Ich meine nicht die Ketten die den Fluch halten, sondern das Siegel das meine Magie zurückhällt. Solange ich dieses Siegel trage werde ich nie mehr so kämpfen können wie früher und immer hinter allen zurückstehen. Ich möchte dass nicht mehr… ich möchte ebenfalls kämpfen und mich selbst und andere beschützen können“ sie sah den Eiselfen durchdringend an und Ifyr seufzte, dann rieb er sich mit den Fingern zwischen den Augenbrauen.

„Ja es gibt einen Weg. Ich kann es nicht aufheben, aber ich kann es dir nehmen. Sodass nichts mehr deine Magie aufhält. Aber du weißt was das heißt oder? Die Ketten sind zu schwach um den Fluch vollständig zurück zu halten. Wenn ich das Siegel aufhebe dann wird der Fluch wieder um einiges Stärker werden und nachdem er 200 Jahre gefesselt war ist er unberechenbar. Die Gefahr das du wieder zum Drachen wirst steigt enorm…“ Ifyrs Blick war ernst und Miriel biss sich leicht auf die Unterlippe.

„Also gibt es keinen Weg… außer ich riskiere den Fluch wieder zu wecken“ sie seufzte leise. Das war keine Option, sie konnte eine solche Gefahr nicht wieder riskieren. Dann würde es entweder darin enden das sie ihre Freunde umbrachte oder sie von ihnen umgebracht wurde weil sie sich gegen sie verteidigten.

„Doch es gibt einen Weg!“ eine Stimme riss sie aus ihrer Unterhaltung, sie drehten sich um und sahen Überrascht zu der Person, die zu ihnen gekommen war.

„Prinzessin Eleortha!“ rief Ifyr überrascht als er die junge Frau mit dem langen, fast weißen Haar erblickte. Sofort verbeugte er sich vor ihr und Miriel betrachtete die Eiselfen Prinzessin. Sie hatte sie noch nie gesehen, doch schon von ihr gehört. Sie musste eine äußerst vielversprechende Thronerbin sein und beherrschte starke Magieformen.

Doch… sie erkannte sie. Die junge Elfe vor ihr war die Frau welche sie beobachtete hatte, kurz nachdem sie um eine Audienz gebeten hatten. Sie hatte am Fenster des Schlosses gestanden und ihnen nach gesehen, Pit hatte sie als erstes bemerkt. Jetzt vom Nahen war die Prinzessin sogar noch um einiges hübscher, sie wirkte wirklich als wäre sie nicht von dieser Welt. Mit Haut wie Porzellan, Haare wie gesponnene Seide und Augen die an funkelnde Diamanten erinnerten.

Miriel erkannte dieselben Augen wie bei Mur’ei, hatte der Elf ihr was verborgen?

Sie verbeugte sich ebenfalls vor der Elfenhoheit. 

Auch die beiden anderen Engel hatten mitbekommen was los war, unterbrachen ihr Training und kamen nun zu ihnen. Beide blickten Neugierig von Miri und Ifyr zu Eleortha.

„Erhebe dich Ifyr, du weißt ich mag diesen formellen Kram nicht. Mein Name ist Eleortha, älteste Tochter von Königin Endria und Thronerbin von Phaendar. Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen“ mit den Worten blickte sie zu den Engeln und nickte höflich. Wobei Miriel bemerkte das ihr Blick sowohl an Dark Pit wie auch an Pit etwas länger haftete, bevor sie sich wieder ihr Zuwandte.

„Du bist Miriel nicht wahr? Der Schattendrache, es ist das erste Mal das ich dich mit eigenen Augen sehe. Man erzählt sich viele schreckliche Dinge über das was damals geschah, doch du wirkst mir wie eine aufrechte junge Frau.

Der Schmerz in deinen Augen sagt mir dass du bereust was damals geschehen ist. Trauer nicht zu sehr alten Dingen nach. Es gibt immer Veränderung und ob nun ein Schattendrache die Welt verändert oder eine Naturkatastrophe, was macht das schon für einen Unterschied?

Dein Angriff hat auch vielen Lebewesen geholfen, glaube mir“ ein Lächeln huschte über das Gesicht der Prinzessin und Miriel ließ sich davon anstecken. Sie hätte nicht Gedacht auf so viel Verständnis zu stoßen. Eleortha musste bei ihrem Volk sicher sehr beliebt sein, sie wirkte freundlich, klug und ehrgeizig.

„Ja ich bereue was damals geschehen ist. Doch es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Jedoch habe ich nicht vor das Geschehene zu wiederholen.

Doch bevor ich meine Manieren vergesse, möchte ich ihnen meine Begleiter Pit und Dark Pit vorstellen. Sie sind beide Engel aus meiner Welt und hier Gestrandet. Seitdem versuchen wir wieder einen Weg in unsere Welt zu finden“ stellte Miriel dann auch die beiden Männer vor, bevor das noch ganz vergessen ging oder Pit wieder anfing…

„Freut mich euch kennen zu lernen. Engel sind wirklich etwas besonderes, selbst für jemanden der so alt ist wie ich. Ich habe schon davon gehört warum ihr hier seit und was euer Ziel ist. Ihr müsst die drei mächtigen Gegenstände finden, um ein Ritual durchzuführen was ein Portal zu eurer Welt öffnen wird. Mur’ei hat mir davon erzählt“ erwiderte die Prinzessin auf Miriels Worte.

„Mur’ei?? Ihr kennt euch? Ihr habt dieselben Augen!“ mischte sich Pit plötzlich einfach plump ein und kassierte einen funkelnden Blick von Ifyr. Doch die Elfenprinzessin lachte nur über sein freches Verhalten. Sie schien doch ziemlich offen zu sein.

„Ja wir kennen uns. Mur’ei ist mein Halbbruder. Leider hat er keinen Anspruch auf den Thron da er unehelich geboren wurde und er hält seine Abstammung lieber geheim“ antwortete Eleortha dann auf Pits Frage und Miriel staunte ein wenig. Das war es also, er war ein Bastardsohn. Deswegen die Ähnlichkeit. Doch im Gegensatz zu seiner Schwester war er sehr verschlossen und kühl. Aber es wunderte sie nicht, Bastardkinder hatten oft ein sehr hartes Leben, obwohl sie nichts dafür konnten was ihre Eltern getan hatten.

„Was meintest du eben… das du einen Weg weißt wie Miriel ihr Siegel lösen kann“ diesmal war es Pittoo der sich einfach dreist einmischte und ebenfalls absolut keinen Wert auf Höflichkeit und Etikette legte. Miriel wusste jetzt schon das sie die Beiden zurückhalten musste wenn sie mit der Königin sprachen, nicht jeder war einem solchen Verhalten gegenüber so offen wie Eleortha.

Doch selbst die Prinzessin sah diesmal zu Dark Pit und runzelte leicht die Stirn. Der schwarze Engel verschränkte auf die Geste hin nur die Arme vor der Brust und erwiderte den Blick unverschämt. Diesmal war es Ifyr der einen Schritt nach hinten tat und dann Dark Pit mit dem Ende seines Stabes gegen den Hinterkopf schlug. Der schwarze Engel stolperte überrascht nach vorne, ehe er sich mit einer Hand die schmerzende Stelle rieb und sich dann umdrehte und Ifyr anfunkelte. „Was sollte das!?“ blaffte er den Eiself an, doch bekam nur einen kalten Blick als Antwort.

„Überleg nochmal wie du mit der Königsfamilie sprichst. Ihr seid es die etwas von der Königin wollen, benehmt euch dementsprechend oder ich muss echt daran zweifeln was eure Göttinnen euch beibringen“ knurrte Ifyr dem schwarzen Engel zu und Pittoo wollte etwas erwidern, doch Pit mischte sich diesmal ein.

„Sag nichts gegen Lady Palutena! Sie ist eine anständige und ehrbare Göttin!“ verteidigte der weiße Engel nun seine Göttin. Das was nicht gut, wenn er erst mal damit anfing.

„Hört auf! Alle beide! Ihr seid mehr als peinlich und Ifyr hat Recht! Nur weil ihr in Skyworld keinen Dämpfer bekommt wenn ihr frech zu Lady Palutena oder Lady Viridi seid heißt das nicht dass ihr euch hier auch so benehmen könnt.

Ihr macht euch so keinen guten Ruf und es kann sein das uns manche Leute nicht empfangen werden wenn ihr dafür bekannt seit aufmüpfig, frech und respektlos zu sein!“ Diesmal war es Miriel die die Stimme hob und die beiden Engel ernst ansah. Dark knurrte etwas, blieb diesmal aber still und Pit sah augenblicklich aus wie ein Hund den man geschlagen hatte…

„Tut mir Leid… auch ihnen gegenüber Prinzessin Eleortha“ erwiderte der weiße Engel nun kleinlaut und die Prinzessin seufzte entzückt. „Schon in Ordnung, wie kann man so einem Gesicht auch lange böse sein?“ meinte sie dann vergnügt, was Pit einen leichten, roten Schimmer auf die Wangen zauberte. Der Engel war wirklich einfach zu niedlich manchmal.

„Es stimmt das selbst ich nicht angetan darüber bin wenn man sich mir gegenüber respektlos verhält. Aber ihr kommt aus einer anderen Welt mit anderen Sitten, ich kann darüber hinwegsehen solange es nicht wieder geschieht.

Und nun zur Frage. Ich weiß einen Weg was wir mit dem Siegel machen können ohne Gefahr zu laufen den Drachen zu wecken. Wir müssen dir, Miriel, beibringen wie du das Siegel von selbst lockern kannst.

Sodass du im Kampf frei Magie anwenden kannst, aber außerhalb vom Kampf das Siegel den Fluch weiterhin im Zaum hält. Dann hast du auch in absoluten Notfällen die Chance das Siegel komplett zu nehmen, mit dem Risiko dann zum Drachen zu werden.“ Erklärte Eleortha und Ifyr sah skeptisch zu der Prinzessin, schien dann aber nach zu geben.

„Wenn sie uns helfen eure Hoheit, werden wir dazu in der Lage sein. Alleine wäre ein solches Unterfangen schwieriger“ erwiderte er dann auf die Worte der Prinzessin. Pit sah die beiden ein wenig verständnislos an, scheinbar konnte er mit formeller Rede nicht viel anfangen. Er war nicht der Schlauste was Wörter anging.

Doch Miriel gefiel die Idee: „Wenn es machbar wäre, wäre es vielleicht wirklich die beste Idee. Ich weiß am besten wann es notwendig ist das Siegel zu lockern und so besteht nicht die Gefahr dass der Fluch komplett erwacht. Also… ich wäre damit einverstanden“

Damit gab sie ihre Zustimmung und auch die beiden anderen Engel schienen Einverstanden. Somit würde sie auch endlich nützlich werden!

Doch Eleortha schien noch nicht fertig: „Dann machen wir es so… doch... ich helfe euch leider nicht ganz uneigennützig. Wir brauchen ebenfalls eure Hilfe und ich hoffe wirklich dass ihr annehmt. Meine Mutter weigert sich das Problem mit Fremden zu besprechen, doch ich weiß dass ihr vielleicht unsere einzige Hoffnung seid. Wir haben nicht mehr viele voll ausgebildete Krieger in unseren Reihen und die die wir haben, brauchen wir um uns vor den Angriffen der Eisbestien hier draußen zu schützen die seit einiger Zeit immer weiter zunehmen. Wir können also niemanden ausschicken um unser Problem zu lösen.

Ich darf euch leider nicht alles sagen, nicht solange ich meine Mutter nicht überreden kann dem doch zuzustimmen. Aber wir brauchen starke und fähige Kämpfer um hinab ins Land des Feuers zu ziehen und uns von dort einen Gegenstand zu holen der für uns von essenzieller Bedeutung ist. Ohne ihn werden wir hier bald nicht mehr leben können“

Die junge Prinzessin sah hilfesuchend zu den drei Engeln, doch bevor sie etwas erwidern konnten antwortete Ifyr: „Ich wusste das etwas nicht stimmt, seit ich hier eingetroffen bin. Es ist viel zu Kalt, die Tiere sind fast alle fort und auch die Flora sieht Krank aus. Außerdem hat Raku’ul versucht mich anzugreifen und ich musste dem kleinen Spatz die Leviten lesen. Es hat etwas mit der ewigen Flamme zu tun nicht wahr?“

Er sah die Prinzessin durchdringend an und Eleortha neigte ihr Haupt leicht, ehe sie nickte. Die Engel jedoch waren abgelenkt von Ifyrs Worten und staunten nicht schlecht. Er hatte dem Eisvogel die „Leviten gelesen“!? Alleine!? Der Magier schien um einiges Mächtiger als es den Anschein hatte…

Doch es war an Eleortha etwas auf seine Worte zu erwidern: „Ja… sie erlischt“ gab sie dann am Ende leise zu und Ifyr zog die Luft zwischen die Zähne. „Das ist sehr schlecht… wieso habt ihr mit nichts gesagt?“ fragte er nun mit einem verbissenen Unterton. Er hätte helfen können…

„Wie kann eine ewige Flamme erlöschen!?“ war es jedoch Pit der eine Frage stellte und damit die Aufmerksamkeit auf sich zog. Erst dann merkte er dass er schon wieder einfach rein gesprochen hatte und blickte unsicher zu Ifyr. Doch er bekam keine gegen den Hinterkopf wie Pittoo zuvor, also war es wohl in Ordnung?

Ifyr antwortete ihm sogar: „Sie wurde von den Menschen ewige Flamme genannt. In unserer Sprache bedeutet sie eher Flamme es Lebens. Sie ist sehr wohl in der Lage zu verlöschen, jedoch meistens nur wenn sie über 2000 Jahre alt wird. Ich habe es selbst noch nie erlebt dass sie verlöscht so wie auch die meisten Elfen. Wir leben zwar lange, doch wir sind nicht unsterblich und nur wenige Elfen erreichen ein Alter von über 2000 Jahren.“

Die Erklärung schien Pit zufrieden zu stellen und so nickte er: „Oh, das macht mehr Sinn, ja. Und sie verlöscht also braucht ihr eine Neue? Und wir sollen sie euch holen?“ er sah neugierig zur Prinzessin und die junge Elfe nickte daraufhin.

„Ja… das ist unser Anliegen. Ich werde mit meiner Mutter darüber sprechen und sie überreden euch so bald wie möglich eine Audienz zu gewähren. Langsam scheint jede Sekunde zu zählen und leider sind wir Elfen alles andere als ein hektisches Volk. An eine so schnelle Veränderung können wir uns nur schwer anpassen.“ Antwortete sie Pit dann etwas detailreicher.

„Okay! Dann machen wir das!“ entschied der euphorische Engel daraufhin einfach.

„Kannst du uns bitte auch vorher mal Fragen bevor du sowas entscheidest!?“ knurrte Pittoo wütend und funkelte seinen Bruder an, Pit zuckte daraufhin nur mit den Achseln.

„Wir können sie doch nicht im Stich lassen! Sie brauchen unsere Hilfe und sie helfen auch uns! Vielleicht wissen sie wie wir an das Herz des Phönix kommen können!“ antwortete Pit dann euphorisch und seine Worte machten Sinn.

„Ich bin auch dafür dass wir ihnen helfen. Es gibt uns die Zeit die wir brauchen um zu trainieren. Vor allem wenn wir Raku’ul am Ende gegenüber treten müssen“ stimmte dann auch Miriel hinzu und Ifyr sagte ihnen im nächsten Moment dann auch das sie gar keine andere Wahl hatten: „Wenn ihr das Herz des Phönix wollt müsst ihr meinem Volk sogar helfen. Denn ich werde nicht zulassen das ihr Raku’ul etwas tut. Er ist unser Schutzpatron“.

Pittoo funkelte Ifyr zornig an und auch Pit und Miriel waren nicht so begeistert von dem Statement. Es war schwer genug dem Phönix gegenüber zu treten aber sie alle drei hatten langsam die Befürchtung das Ifyr noch viel gefährlicher war, wenn sie ihn sich zum Feind machten. Damit war eindeutig klar was sie als nächstes tun würden, nun brauchten sie nur noch die Zustimmung der Königin und das lag in den Händen der Prinzessin.

„Okay… dann werde ich euch nun helfen beim Lockern des Siegels und dann sofort zu meiner Mutter gehen. Sie muss es zulassen, es ist unsere einzige Chance“ erwiderte Eleortha und sie alle kehrten zu ihrem Training zurück.

So verbrachten sie noch einige Tage in Phaendar. Bis endlich die ersehnte Nachricht kam:

Die Königin lud sie vor.

Audienz bei der Königin

Die drei Engel befanden sich auf ihren Betten und unterhielten sich leise, da es noch recht früh am Morgen war. Die Männer trugen nicht mehr am Leib als ihre Shorts und auch Miriel hatte nur das Top und die kurze Hose an. Ihr machte es nichts aus das die beiden Engel freizügig herumliefen, vor allem wo sie gerade aufgewacht waren.

Pit lag auf der Seite und sah zu der jungen Frau, während Pittoo einen Arm über seine Augen gelegt hatte und versuchte noch ein wenig zu dösen. Eigentlich war es immer anders herum, dass Pit nicht aufstehen wollte und Dark fit im Bett lag. Doch diesmal beobachtete der weiße Engel einfach nur neugierig was Miriel tat.

Die junge Frau hatte nämlich eindeutig sehr viel Spaß daran endlich wieder Magie einsetzen zu können ohne Angst zu haben ausgeknockt zu werden. Auch wenn sie wusste das sie das aufheben des Siegels eindeutig nicht für solch kleine Spielereien ausnutzen sollte, aber sie konnte sich einfach nicht zurückhalten.

Und so saß sie im Bett und hielt eine Blase aus Wasser über ihren Händen. Das Wasser formte kleine Jijis und sie galoppierten im Kreis in ihrer Hand. In solchen Momenten merkte sie wie sehr sie ihre Stute vermisste. Manche der Tiere sprangen fröhlich in die Luft und ab und zu entfernte sich ein kleines Fohlen von der Herde um zu Pit zu galoppieren und diesen zum Spielen aufzufordern, während es vergnügt und leise wiehernd um ihn herum rannte. Dies ließ den weißen Engel immer freudig aufjauchzen. Eine Reaktion die Pittoo mit einem Knurren kommentierte, der nach wie vor noch ziemlich müde schien.

Scheinbar hatte der schwarze Engel die Nacht gelesen, denn eines seiner neuen Bücher lag offen neben dem Bett. Phaendar hatte eine Bibliothek und seitdem befand sich Pittoo nur noch an drei Orten: Dem Trainingsplatz, der heißen Quelle und der Bibliothek, wenn er nicht gerade im Gasthaus schlief.

Er eignete sich viel Wissen über Andrakha an und Miriel wusste das er auch schon Bücher über die Zeit gelesen hatte die als schwarzes Zeitalter bekannt war. Eben der Ausbruch des Drachen, welcher ganze Landstriche auslöschte und damit den Menschen und den Dämonen die Hälfte ihrer Ländereien beraubte. Dadurch war überhaupt erst das Land des Feuers entstanden, wo sie vielleicht bald hin aufbrechen würden. Früher gehörte es zum Land der Dämonen, doch seit der Aufspaltung war es ein freies Fleckchen Erde das zu keiner Rasse gehörte und das die flammenden Phönixe zu ihrem neuen Zuhause gemacht hatten.

Er fragte sie nie zu dem geschehenen und schien sich lieber alles anzulesen als sie damit zu belasten. Daher wusste Miriel nicht wie viel Pittoo mittlerweile schon heraus gefunden hatte, doch er würde sie damit nie verurteilen, weswegen sie dem ganzen recht gelassen gegenüber stand.

Mittlerweile verhielten sie sich beide wieder ganz normal dem anderen Gegenüber, fast so als hätte es den Kuss damals nie gegeben und seit Sukoros Tod zog sie auch keiner mehr auf, sodass sie sich mit dem Thema nicht weiter befassen mussten. Pit ahnte von alledem sowieso nichts und war nach wie vor der kleine, euphorische und fröhliche Engel.

Pit wollte gerade etwas sagen, als die Tür plötzlich aufflog. Miriel erschrak sich dadurch und verlor die Kontrolle über ihre Magie, wodurch die kleinen Wasserpferde in sich zusammen sackten und sich das Wasser über sie ergoss.  Ein quietschen seitens Pit zeigte ihr das er scheinbar ebenfalls das Wasser des Fohlens abbekommen hatte.

Pittoo hingegen saß augenblicklich aufrecht im Bett und sah zur Tür, die beiden anderen folgten seinem Beispiel und da stand tatsächlich die Prinzessin mitten im Türrahmen und ihr Blick blieb etwas zu lange an den beiden Engeln hängen. An den beiden halbnackten Engeln wohlgemerkt.

„Ähm… stör ich?“ ihre überraschte Miene verzog sich zu einem Grinsen und Miriels Augen weiteten sich ein Stück. „Bei was stören?“ war es nun aber Pit der ahnungslos und unschuldig Antwortete, sodass Eleortha nun doch das Lachen nicht mehr zurückhalten konnte.

„So wie es aussieht bei nichts. Ich wollte euch nur Bescheid geben das meine Mutter endlich damit einverstanden ist euch zu empfangen. Ich denke nach dem ihr 2 Wochen hier verbracht habt wird es auch endlich Zeit.

Nur ähm… ich würde euch Vorschlagen nicht so vor sie zu treten, sonst kriegt meine arme Mom noch einen Herzinfarkt~

So viel nackte Haut ist sie nicht mehr gewöhnt“  erwiderte die Elfenprinzessin kichernd und Miriel war mehr als überrascht über so viel Offenheit und Lockerheit. Das hatte sie von der Prinzessin eindeutig nicht erwartet, doch es ließ selbst sie nun Grinsen. Pittoo hingegen schnaubte nur, während Pit erneut die Röte in die Wangen schoss.

„Oh meine Güte, ich muss echt ein Verbot gegen so viel Niedlichkeit erheben~“ Eleortha sah aus als würde sie jedem Moment über Pit herfallen und ihn bis zum Ende seiner Tage als Kuscheltier missbrauchen~ Die Prinzessin schien über die Tage hinweg echt einen Narren an dem weißen Engel gefressen zu haben, was die Röte auf Pits Wangen eindeutig nicht besser machte.

„Ich… ich bin nicht niedlich!“ gab er dann am Ende aber protestierend von sich und die Augen der Prinzessin funkelten daraufhin wirklich wie Diamanten. „Danke sehr eure Hoheit und ich bin mir sicher das wir uns etwas anziehen werden bevor wir vor die Königin treten~“ versuchte Miriel dann die Situation zu retten, bevor die Prinzessin noch komplett ihren Ruf verlor.

Das schien sie aus ihrer Schwärmerei wieder heraus zu reißen, sie strafte ihre Schultern und strich über ihr schwarzes Kleid, dann nickte sie. „Ja ich bin überzeugt davon. Wir sehen uns dann draußen. Ich werde euch zum Schloss begleiten“, gab sie lächelnd von sich und rauschte dann wieder hinaus, wobei sie die Tür hinter sich schloss.

„Ich weiß ehrlich nicht wer hier niedlicher ist. Pit oder Eleortha~“ gab Miriel kichernd von sich als die Prinzessin gegangen war. Von ihrem anfänglichen kühlen und erhabenen Auftreten war über die Zeit nicht mehr viel übrig geblieben. Sie war den Engeln gegenüber komplett aufgetaut und benahm sich gerade wenn es um Pit ging wie eine verliebte Jugendliche. Es war einfach zu lustig mit anzusehen, da es sich bei ihr um eine über 700 Jahre alte Elfe handelte. Eine Eiselfe noch dazu~

„Fang du nicht auch noch an! Sie geht mir tierisch auf den Keks!“ knurrte Pittoo ihr nun zu und Miriel rollte nur mit den Augen. „Was geht dir nicht auf den Keks? Das würde mich mal mehr interessieren“ erwiderte sie und streckte dem mürrischen Engel die Zunge heraus. Woraufhin er sie wütend anfunkelte.

„Meine Ruhe! Und weit weg von euch zu sein!“ blaffte er einfach als Antwort. Wouw, da war jemand eindeutig mit dem falschen Fuß aufgestanden. Dark Pit war immer extrem ungenießbar wenn er müde war oder geweckt wurde…

„Ich glaub dir kein Wort du Tsundere Engel!“ kam es dann von Miriel und sie merkte selbst das sie das besser nicht gesagt hätte. „Wie bitte!?“ jetzt war es komplett vorbei mit Pittoos Zurückhaltung. Er stemmte sich vom Bett hoch und stapfte auf sie zu. „Warte!“ doch bevor er sie erreichen konnte griff Pit nach seinem Arm, was am Ende nur dazu führte das Pittoo die Balance verlor und auf seinen Bruder fiel.

„Spinnst du!? Verdammt nochmal!“ knurrte der schwarze Engel wütend auf, während er sich versuchte von Pit runter zu rollen. Doch seine bessere Hälfte schien ihn nicht gehen lassen zu wollen, er packte einfach seine Arme mit seinen eigenen und hielt ihn so fest. „Beruhig dich doch erst mal!“ rief Pit, während er verzweifelt versuchte sein Gesicht vor Darks wild fuchtelnden Ellenbogen und Händen zu schützen.

„Ich will mich aber nicht beruhigen! Lass mich los verdammt nochmal!“ mit diesen Worten rammte Pittoo seinem Bruder das Knie mit voller Wucht in die Seite. „Urg!“ ließ Pit einen Schmerzenslaut hören und sein Griff lockerte sich, sodass Dark Pit sich am Ende losreißen konnte. Trotzdem hatte Pits Eingreifen Pittoos früheres Vorhaben unterbrochen und der schwarze Engel griff sich nur stumm und vor unterdrückter Wut kochend sein Shirt und zog es sich über.

„Pito…“ traute sich nun Miriel auch wieder etwas zu sagen.

„Was!?“ Dark sah über die Schulter hinweg zu ihr und seine roten Augen funkelten sie zornig an.

„Es tut mir Leid…“ gab Miri etwas kleinlaut von sich. Sie hatte nicht gewollt das der schwarze Engel wieder so an die Decke ging, aber manchmal war er unberechenbar und sie wusste nicht wie weit sie gehen konnte.

Dark Pit hielt in seiner Bewegung inne und sah sie nur stumm an, dann wandte er sich wieder von ihr ab und beendete was er angefangen hatte, indem er auch seine Tunika überzog. Danach rauschte er einfach ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

„Der beruhigt sich schon wieder“ gab Pit etwas zerknirscht von sich, während er sich die schmerzende Seite rieb wo sein Bruder ihn getreten hatte. Miriel seufzte leise „Ich weiß… aber er muss doch immer so übertreiben. Alles okay bei dir?“ ihr Blick glitt besorgt zu Pit, doch der weiße Engel wunk nur ab und grinste sie an.

„ja alles okay! Das bin ich gewohnt“ erwiderte er dann nur und seine gute Laune blies ihren Trübsal doch ein wenig fort. Sie war froh dass der weiße Engel da war, irgendwie schaffte er es dass sie sich schnell wieder besser fühlte. Er war die beste Medizin gegen depressive Gefühle~

„Na dann!“ antwortete Miri lächelnd, ehe sie sich selbst mit Feuermagie trocknete und auch Pit diesen Gefallen tat. Sodass sie sich danach ebenfalls anziehen können. „Falls er nicht zurück kommt gehen wir eben alleine zur Königin, wir können ihm ja später sagen was sich ergeben hat“ meinte sie dann zu dem weißen Engel. Vielleicht war es sogar besser so?

Dann brauchten sie nicht fürchten das der schwarze Engel ausfallend gegenüber der Königin wurde und er mochte es ja sowieso nicht wenn er Teil von solchen Versammlungen war wo ihn jeder ansah. Pittoo hatte eine leichte Abneigung gegen jegliche Form von Gruppierungen oder unerwünschter Aufmerksamkeit.

„Ja! Das sollte kein Problem sein“ stimmte dann auch Pit nickend zu und so verließen die beiden Engel dann die Gaststätte, nur um draußen auf Eleortha zu stoßen. Die Prinzessin sah fragend zu ihnen.

„Was ist denn mit Pittoo los?“ fragte sie überrascht und selbst Eleortha hatte sich schon Darks Spitznamen zu Eigen gemacht. Sie fand ihn niedlich… was den schwarzen Engel noch mehr dazu brachte ihn zu hassen. Wenn Pit ihn so nannte ging es noch, doch wenn andere es taten schien er davon mehr als abgeneigt.

„Ach, dem ist nur eine Laus über die Leber gelaufen. Nichts Neues! Der kommt bald wieder aber wir sollten nicht auf ihn warten. Lasst uns losgehen!“ antwortete Pit ihr nur fröhlich und die Prinzessin zuckte mit den Schultern. „Na dann“ wiederholte sie nur die Worte die Miriel vorhin gesagt hatte.

Und so machte sich die kleine Gruppe auf zum Schloss.

Neben Pittoo fehlte aber noch jemand der sie die letzte Zeit kaum aus den Augen gelassen hatte: Ifyr schien ebenfalls nicht mit zur Vorladung zu kommen.

 

Die beiden Engel und die Prinzessin traten vor das große Tor welches die Engel das letzte Mal vor 2 Wochen besucht hatten. Doch diesmal wurden sie nicht von den Wachen aufgehalten, diese grüßten ihre Prinzessin nach Vorschrift und ließen die drei hindurch.

Das Schloss sah von innen genauso nobel aus wie von außen, jedoch wirkte es um einiges wärmer, einladender und größer. Die Räume besaßen alle eine hohe Decke was jeden einzelnen Raum riesig erscheinen ließ. Der Eingang des Schlosses war einer der größten Räume und eine breite Treppe führte nach oben auf einen kleinen Absatz, direkt auf ein gezeichnetes Bild mit der Königin und dem König zu. Dann spaltete sich die Treppe nach rechts und links auf und endete auf einer Empore von wo aus sie die mittlere, größte Tür betraten.

Danach liefen sie durch einen langen Gang komplett ausgehängt mit Wandbildern auf denen verschiedene Geschichten der Eiselfen abgebildet waren, wie eine Wand aus Erinnerungen. Der Gang war komplett ohne Türen, nur am Ende konnte man eine große, breite Tür aus Eis erkennen die verschnörkelter war als alles was sie bisher gesehen hatten.

Eleortha legte ihre Hand auf die Tür und schon schwang diese von selbst auf, wahrscheinlich mit Hilfe von Eismagie. Dahinter befand sich ein riesiger Thronsaal mit einem langen Teppich der vom Eingang bis zum Fuße des Throns führte und auch die 7 Stufen hinauf lief bis er direkt am Thron endete.

Säulen aus Eis zierten den Raum in gleichmäßigen Reihen rechts und links, sie wandten sich in schwungvollen Gebilden hinauf bis unter die Decke, wo sie eben jene hielten.

Der ganze Saal war komplett in den Farben Weiß, Blau und Flieder gehalten. Es war der vielleicht einzige wirklich kalt wirkende Raum im ganzen Eisschloss. Wachen standen zwischen den Säulen und bewegten sich nicht, während sie zu dritt über den fliederfarbenen Teppich schritten, auf den Thron zu.

Auf eben diesem saß eine Frau die wohl jeden vor Neid erblassen ließ. Ihr schneeweißes, langes Haar war in mehreren Wellen hochgesteckt und wurde von einem Netz aus weißen Perlen und Fäden gehalten. Es wirkte wie das gefrorene Netz einer Spinne in der Morgensonne. Eine große, weiße Rose aus Eis saß an der Seite ihres Kopfes und weiße Federn schmückten diese. Tiraden von Perlen und Edelsteinen waren in ihr Haar oder das Haarnetz mit eingewoben.

Auch sie trug einen Kranz aus Eiskristallen um ihr Haupt, wie Eleortha, doch die Krone war um einiges Verzierter als die der Prinzessin. Ihren Körper bedeckte die Königin mit einem Kleid komplett aus silberner, verzierter Seide und weißem, wallenden Tüll. Es wirkte als hätte man es aus Schnee gesponnen und direkt aus einem Märchenbuch gezogen.

Jedoch fiel etwas anderes einem direkt ins Auge, etwas was man bei keinem anderen Eiselfen bisher gesehen hatte. Königin Endria besaß eine Haut in der Farbe von hellem, cremigem Kakao und zarte, dunkle Muttermale zierten die ansonsten makellose Haut. Es war ein unglaublicher Kontrast zu dem weißen Haar, dem weißen Kleid und den ebenso hell und rein funkelnden Augen, welche genauso unglaublich waren wie die ihrer Kinder.

Sie beobachtete wie die Engel und ihre Tochter den Saal betraten. Wenn sie von Pits oder Miriels Auftreten überrascht war zeigte sie es nicht. Ihre Züge waren wie aus Stein, wie eine Puppe die keinen Muskel bewegen konnte.

Miriel vermutete das Eleortha ihren lockeren Charakter von ihrem Vater erbte, dem verstorbenen König, während Mur’ei eindeutig eher die Charakterzüge seiner Mutter besaß. Nun bezweifelte Miri doch sehr stark das diese Frau auch nur einen Muskel verzogen hätte wenn sie hier splitte fasernackt herein gekommen wären.

Selbst Pit schien es die Sprache zu Verschlagen und das aller erste Mal seit sie ihn kannte wirkte es so, als würde er sich nicht trauen irgendetwas von sich zu geben. Ehrlich gesagt hätte Miriel nicht erwartet ihn jemals so zu erleben.

Wenn nicht Königin Endrias Verhalten schon genug war um den vorwitzigen Engel verstummen zu lassen, dann mit Sicherheit Eleorthas vorherige Warnung, zusammen mit der Ausstrahlung ihrer Mutter. Sich der Königin gegenüber respektlos oder unhöflich zu verhalten schien einer Sünde gleich zu kommen und ein Blick würde einem wahrscheinlich mehr Schande bringen als jedes Wort.

Als sie nah genug vor die Königin getreten waren, knickste Eleortha leicht und Miriel, sowie Pit, verbeugten sich vor der Hoheit. Die Königin nickte daraufhin und die Engel erhoben sich wieder, blieben jedoch an ihrer Stelle stehen, während Eleortha zu ihrer Mutter hinauf stieg.

„Hallo Mutter, ich habe dir die Engel gebracht wie du wolltest“ grüßte sie ihre Mutter in dem üblichen lockeren Ton und Endria verzog ihre Lippen tatsächlich zu einem Lächeln. Es war ein Moment der sich anfühlte als würde sich ein Vorhang öffnen und goldenes, helles Licht auf eine vorher noch so graue Szenerie werfen.

Die Kälte verflog augenblicklich und was blieb war eine sanfte, erhabene und wunderschöne Frau auf einem großen Thron aus Eis. Nun war sich Miriel doch nicht mehr so sicher über die Reaktion wenn sie nackt vor sie getreten wären…

Auch Pit schien sofort lockerer und verlor seine ganze Anspannung. Miriel sah aus den Augenwinkeln sogar wie er erleichtert mit den Flügeln wippte. Hoch und runter, als würden sie seine sonst so bewegungsfreudigen Beine ersetzen. Mit denen er ansonsten gerne seinen ganzen Körper so wippen ließ. Das zauberte diesmal ein Grinsen auf Miris Gesicht.

„Es tut mir Leid das ich euch erst so spät empfangen konnte. Meine Tochter habt ihr ja schon zu Genüge kennen gelernt und ich bin Endria Phaendarie, die Königin von Phaendar und Herrscherin über das Reich des Schnees: Lundshoa, ich heiße euch hiermit herzlich Willkommen in Phaendar.“ Stellte sich die Königin nun vor und Miriel verbeugte sich erneut kurz. Pit kopierte ihre Bewegung nach einem kurzen zögern.

„Mein Name ist Miriel, ich bin der verfluchte Engel Andrakhas und das ist Pit, Hauptmann der Ikarus Armee und Leibgarde der Göttin des Lichts, Lady Palutena. Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen und danke euch dass ihr uns empfangen habt“ erwiderte Miriel dann die höfliche Vorstellung. Pit schien es fast ein wenig Schade zu finden das er sich nicht selbst hatte Vorstellen können, aber auch Zufrieden darüber wie ausführlich Miriel ihn vorgestellt hatte~

„Ich habe schon gehört weswegen ihr Phaendar aufgesucht habt. Ihr wollt zurück in eure Welt und braucht dafür das Herz des weißen Phönix. Bei diesem Gegenstand handelt es sich um einen Edelstein den Raku’ul tief in seinem Hort versteckt hält. In seiner momentanen Verfassung wird der Eisphönix euch jedoch auf keinen Fall erlauben sein Nest zu betreten und ich kann euch nicht erlauben ihm etwas zu leide zu tun.

Es gibt jedoch einen Weg durch den ihr an das Herz gelangt und wie es der Zufall möchte, passt es auch sehr gut mit unserem Anliegen zusammen. Meine Tochter hat euch mit Sicherheit schon mitgeteilt das Phaendar momentan in einer heiklen Krise steckt. Die Flamme des Lebens steht kurz davor zu verlöschen und ohne sie wird auch Phaendar nicht mehr sein als ein kaltes Fleckchen unbewohnbarer Erde in Lundshoa.“ Begann Endria dann das Gespräch richtig.

Als sie eine Pause machte schien Pit etwas sagen zu wollen und er räusperte sich, während er nervös von einem Bein auf das andere trat. Endria sah dass der weiße Engel etwas sagen wollte und so gab sie ihm mit einem Handzeichen zu verstehen das er reden durfte. Zum Glück hielt sich Pit an das was sie zuvor besprochen hatten und sprach nur wenn er dazu aufgefordert wurde.

„Ja eure Hoheit. Eleortha hat uns bereits eingeweiht, das Phaendar in Gefahr ist und wir würden ihnen wirklich gerne helfen! Wir haben beschlossen dass wir ins Land des Feuers gehen um eine neue Flamme zu holen.

Doch was genau hat dies mit dem Phönix zu tun?“ antwortete Pit nun und stellte am Ende selbst eine Frage. Endria betrachtete den jungen Mann und nickte dann leicht.

„Meine Tochter hat mir erzählt dass ihr euch dazu bereit erklärt habt uns zu helfen und ich weiß das sehr zu schätzen. Die Reise wird gefährlich sein und ich weiß nicht wie leicht ihr an eine neue Flamme kommen werdet. Ich kann nicht Einschätzen in was für eine Gefahr ihr euch begebt und deswegen bin ich euch umso dankbarer dass ihr dieses Risiko eingeht um uns zu helfen.

Aber es hilft euch zum Glück ebenfalls, denn Raku’ul ist eigentlich ein friedliebendes Wesen welches schon seit Urzeiten über Phaendar wacht. Doch sein Charakter verändert sich mit dem Wohlergehen der Flamme. Die Flamme hält ihn ruhig und besonnen, sodass wir gut miteinander leben können und keine Angst haben müssen das Raku’ul uns oder Phaendar angreift. Er mag die Wärme des Feuers. Doch da die Flamme erlischt wird auch der Phönix immer wilder und unberechenbarer. Sein Instinkt gewinnt die überhand über seinen Verstand.

Wenn ihr also eine neue, gesunde Flamme bringt, wird auch Raku’ul wieder in seinen alten Zustand zurück kehren und er wird es euch erlauben seinen Hort zu besuchen und den Edelstein an euch zu nehmen.“ Erklärte die Königin nun ihr Anliegen zu Ende. Was sie sagte gefiel Miriel sehr und auch Pit merkte was für ein Vorteil es war. Also mussten sie die Flamme so oder so holen, egal ob sie Phaendar helfen wollten oder nicht. Es passte super dass sie Phaendar dabei auch direkt halfen.

„Eure Hoheit…“ setzte Miriel an und als Endria nickte, sprach sie weiter: „wir hätten uns dieses Ergebnis nicht besser wünschen können. So können wir uns gegenseitig helfen. Wir werden ihnen die Flamme bringen und gleichzeitig wird sie uns dabei helfen an das zu gelangen was wir für unsere Reise so dringend brauchen. Wir haben uns auch schon darauf vorbereitet und Ifyr, eurer Kundschafter, hat sich bereit erklärt uns ins Land des Feuers zu begleiten. Wir können also los, sobald wie die Koordinaten zu unserem Zielort besitzen. Wir müssen wissen wo genau wir die Flamme finden“.

„Ifyr begleitet euch? Dann bin ich mir sicher dass eure Mission von Erfolg gekrönt sein wird. Er ist ein äußerst fähiger Krieger und ihr seid bei ihm in guten Händen. Die Flamme befindet sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Herzen von Kuzdil, dem Land des Feuers. Genau genommen werdet ihr sie im Inneren von Eternos finden, dem Vulkan der Phönixe. Es ist der Lebensraum von Raku’uls feurigen Verwandten und der Ort wo sie ihre Jungen aufziehen.

Die Küken der Phönixe können nur in der Nähe der Flamme des Lebens gedeihen, ihr werdet ihren Ursprung also dort finden und wenn es die Phönixe erlauben dürft ihr einen Teil der Flamme mitnehmen. Am besten bringt ihr ihnen eine Mitgift, ich  habe schon etwas vorbereitet.“ Fuhr die Königin daraufhin fort und mit einem Handzeichen löste sich einer der Wachen aus den Reihen der Krieger und trat vor.

„Eure Hoheit, ich habe es hier“ meldete er sich mit einer Verbeugung, ehe er vor die Königin trat und etwas aus einem weißen Tuch befreite, welches er auf seinen Händen trug. Miriel und Pit lehnten sich beide etwas vor um zu sehen um was es sich dabei handelte.

„Ein Reif??“ fragte Pit dann überrascht und vergaß dabei vollkommen seine Manieren, was dazu führte das er sich direkt die Hände vor den Mund schlug und entschuldigend zur Königin hochsah. Diese lächelte jedoch nur sanft und schien über seinen kleinen Fehltritt hinweg zu sehen.

Es handelte sich dabei tatsächlich um einen großen, reichlich verzierten Reif. Er war groß genug das  er locker um Miriels Hüfte passen würde und doch wirkte er auf seltsame Weise wie ein Armreif. Er war komplett aus weißblauen Diamanten geformt und funkelte wie Eis in der Sonne.

 „Ja es handelt sich dabei um einen Fußreif. Der Herr der Phönixe ist ein äußerst stolzes Tier und besitzt eine große Sammlung an Edelsteinen und Accessoires. Jedoch war er bisher noch nie in den Besitz eines Schmuckstücks von uns Eiselfen gelangt. Er wird euer Geschenk sehr wertschätzen und euch mit Sicherheit erlauben, dass ihr einen Teil der Flamme im Tausch dafür mitnehmt.“ Erklärte Endria daraufhin und die Wache packte den großen Reif wieder zusammen, um ihn dann Miriel und Pit zu übergeben. Miriel nahm das Schmuckstück an sich und hielt es mit beiden Händen fest.

Damit war nun alles erledigt und sie würden mit Sicherheit bald aufbrechen um ihrem Ziel endlich ein Stückchen näher zu kommen. Doch, ein letztes Anliegen blieb und dies stellte Miriel nun der Königin: „Nun wissen wir wohin wir müssen. Jedoch gibt es da noch das Problem dass wir keine Reittiere haben um dorthin zu gelangen. Mit den Pferden würde die ganze Reise mit Sicherheit viel zu lange dauern.“.

„Dafür habe ich ebenfalls vorgesorgt. Ihr bekommt 3 Eiswyvern zur Verfügung gestellt, welche sehr schnell und äußerst robust sind und auch in den heißen Gefilden der Phönixe zurechtkommen. Ihr müsst mir nur versprechen dass ihr sie wieder mit zurück bringt, sie sind aus unserer wertvollen Zucht“ antwortete Königin Endria ihr dann und Miriel nickte verständnisvoll.

„Wir werden gut auf sie Acht geben, vielen Dank eure Hoheit. Falls sie nicht noch ein weiteres Anliegen haben, würden wir dann sofort aufbrechen.“ Erwiderte Miriel daraufhin. Sie konnte es kaum erwarten endlich wieder aufzubrechen. Das alles hier hatte sie schon viel zu viel Zeit gekostet. Nun waren sie fast 2 Monate unterwegs und hatten gefühlt noch nichts erreicht. Sie wollte nicht wissen wie es in ihrer Welt mit den Schatten stand.

„Nein, damit wäre dieses Gespräch wohl beendet. Erlaubt mir nur noch eine Frage zu stellen. Was ist mit eurem dritten Begleiter? Ich meine mich zu Erinnern das ich euch alle drei vorgeladen hatte“ damit erwischte die Königin sie beide eindeutig eiskalt. Miriel hatte gehofft das sie nicht nach Dark Pit fragen würde und es hinnehmen würde dass er so unhöflich war und nicht kam.

„Es tut mir Leid eure Hoheit. Es ist meine Schuld dass er gerade nicht hier ist. Wir haben uns kurz zuvor gestritten und er ist sehr impulsiv. Weswegen er sich erst beruhigt wenn er ein wenig Zeit alleine verbringt. Deswegen ist er nicht hier, ich hoffe sie können das verzeihen“ gab Miriel etwas zerknirscht von sich. Endria sah sie kurz etwas durchdringender an, doch dann nickte sie.

„In Ordnung, diesen Grund kann ich verstehen ich weiß wie impulsiv manch andere Rassen sein können. Demnach ist es vielleicht besser wenn er nicht mitkam, es hätte sein können das er sich sonst nicht angemessen Verhalten hätte. Damit seid ihr nun entlassen. Die Zukunft von Phaendar liegt in euren fähigen Händen, ich wünsche euch viel Glück“ verabschiedete sie die Königin nun und Miriel, sowie Pit, verabschiedeten sich ebenfalls noch einmal mit einer kurzen Verbeugung und bedankten sich.

Dann kam Eleortha wieder zu ihnen herunter und zu dritt verließen sie den Thronsaal.

 

„Das habt ihr Gut gemacht. Als meine Mutter nach Pittoo gefragt hat ist mir fast das Herz stehen geblieben~“ meinte die Prinzessin dann Grinsend. Doch sie waren alle froh dass es doch glimpflich vorüber gegangen war. Sie hatten die Mission und damit waren sie ihrem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.

Wenn sie erst einmal die Flamme des Lebens besaßen, würden sie sich nicht mehr Sorgen müssen wegen Raku’ul und konnten sich das Herz des Phönix leicht holen. Sie waren insgeheim doch froh darüber nicht gegen den Eisphönix antreten zu müssen, vor allem nach dem was sie nun alles über ihn erfahren hatten. Es wäre einfach falsch gewesen.

„Ich bin froh dass wir endlich wieder Aufbrechen können! Die 2 Wochen zu warten war wirklich eine lange Zeit und wir können uns das kaum leisten. Unsere Welt ist in Gefahr und je länger wir hier bleiben, desto größer ist die Chance das etwas passiert während wir weg sind.“ Ließ Pit dann verlauten und Miriel nickte. Auch Eleortha verstand.

„Ja, es tut mir Leid das es so lange gedauert hat. Doch mit den Drilaren, den Eiswyvern, werdet ihr schnell ins Land des Feuers gelangen. Es sind ungefähr 3 Flugtage, je nachdem wie lange ihr braucht um die Flamme zu holen seid ihr vielleicht in 1 Woche schon wieder hier. Ich hoffe dass ihr nicht so große Probleme haben werdet mit den anderen beiden Items.

Der Zweig von Yggdrasil sollte nicht so schwer zu beschaffen sein. Yggdrasil steht in der Mitte von Betterweather. Die Hauptstadt vom endlosen Wald. Er sollte relativ leicht zu finden sein wenn ihr euch nicht im Wald verirrt.“ Erklärte Eleortha dann.

„Ja ich hoffe dass es nicht zu schwer wird. Der letzte Gegenstand wird uns schon alles abverlangen…“ antwortete Miriel ihr, während sie wieder an den Wandbildern vorbei schritten.

Mittlerweile wussten sie um was es sich bei den beiden anderen Gegenstanden handelte. Dank Pittoos Lesewut, er hatte sich extrem genau mit diesem Thema und dem Ritual beschäftigt. Über das Ritual hatte er zwar nichts finden können, doch er hatte heraus gefunden was die beiden restlichen Gegenstände waren.

Beim Zweig von Yggdrasil  handelte es sich tatsächlich um das was der Name aussagte, es war ein Zweig des Weltenbaumes der Andrakha und das Reich der Toten miteinander verband. Durch den Baum flossen die Seelen hinab ins Reich der Toten und wurden dort nach einiger Zeit zum Teil des Baumes und kehrten in den Kreislauf Andrakhas zurück wo sie auf ihre Wiedergeburt warteten.

In Andrakha war es nicht so leicht jemanden wieder zu beleben, wie in ihrer Welt wo die Göttin die Seele einfach wieder in den toten Körper zurückholen konnte. Wenn in Andrakha jemand starb war eine Wiederbelebung nur dann „leicht“ möglich, wenn die Seele noch nicht in den Weltenbaum geflossen war.

Danach konnte man eine Seele nur zurückholen, wenn man das Reich der Toten unter den Wurzeln von Yggdrasil selbst betrat und die Seele wiederholte. War sie jedoch erst in den Kreislauf von Andrakha zurück gekehrt gab es keine Hoffnung mehr. Dann würde sie irgendwann in einem neuen Körper wiedergeboren werden, was mitunter tausende von Jahren dauern konnte.

Der dritte Gegenstand war jedoch am allerschwersten zu besorgen. Denn leider handelte es sich dabei nicht um einen einfachen Gegenstand, sondern um einen Teil eines Lebewesens. Genau genommen handelte es sich beim Auge der Finsternis um die harte, edelsteinartige Iris eines Dämonendrachens und an die kam man nur indem man dem Drachen das Auge entweder heraus riss oder ihn tötete. Beides war eindeutig eine extrem tödliche Aufgabe.  Um ehrlich zu sein fürchtete Miriel sich vor dieser Aufgabe, als Schattendrache hatte sie Bekanntschaft mit einem Dämonendrachen gemacht. Sie konnte sich genauso wenig an den Verlauf des Kampfes erinnern wie an viele andere Dinge als sie ein Drache war, jedoch löste es in ihr eine unerklärliche Furcht aus.

Sie hatten also noch einiges vor sich…

Doch vorerst konzentrierten sie sich auf ihre jetzige Mission und so verließen sie das Schloss, um wieder zur Gaststätte zurück zu kehren, sie würden sich nun vorbereiten müssen.

Aufbruch ins Land des Feuers

Miriel und Pit machten sich direkt an die Vorbereitungen, leider war Pittoo bisher noch nicht wieder aufgetaucht und so packten die beiden auch seine Sachen mit ein, viel war es ja nicht. Eleortha wartete immer noch draußen, um sie zu ihren neuen Reittieren zu bringen und dann konnte die Reise losgehen.

Also… sobald Dark wieder auftauchte verstand sich.

Sie würden natürlich auf den schwarzen Engel warten, doch solange konnten sie zumindest alles schon mal Abreise fertig machen, so konnten sie dann auch direkt los. Miriel schulterte ihren Sack mit Kleidung, Proviant und anderen Utensilien. Pit tat es ihr gleich mit seinem eigenen und Pittoos, dann nickte er ihr zu und sie verließen das Zimmer.

„Ich frage mich wann er zurückkommt“ murmelte die junge Frau, während sie beide den Flur entlang liefen und dann die Treppe hinunter nahmen. „Beim letzten Mal war er den ganzen Tag weg. Würde mich nicht wundern wenn es wieder so ist. Irgendwie… ist er seltsam in letzter Zeit. Erst war er so gut drauf und dann explodiert er. Beides nicht so sehr typisch, nicht direkt hintereinander zumindest.“ Antwortete Pit ihr, dann kamen beide Engel am Tresen zu stehen.

Die junge Elfe, Imil, lächelte sie an. „Guten Morgen! Ich nehme an ihr wollt auschecken? Hoffentlich war alles nach euren Wünschen“ gab sie strahlend von sich, während sie ihnen zur gleichen Zeit die Rechnung hinlegte.

Miriel nahm den Sack von ihren Schultern um den Geldbeutel heraus zu kramen. „Ja es war alles super! Danke schön!“ antwortete Pit an ihrer Stelle und grinste die Elfe an, welche sein Grinsen freundlich erwiderte. Vielleicht war sie aber einfach auch immer so glücklich wie der Engel. Zumindest konnte sich Miri nicht erinnern sie einmal ohne ein Lachen gesehen zu haben.

„Ja es war alles bestens, ein schönes Zimmer und tolles Personal“ erwiderte nun auch Miriel mit einem leichten Lächeln, das ihre Sorgen nicht ganz verbarg, ehe sie das Geld auf den Tisch legte. Die Elfe sah kurz darauf und das reichte ihr wohl um nachzurechnen. „Dann hoffe ich euch bald wieder hier begrüßen zu dürfen~ Ich wünsche euch eine gute Reise und viel Erfolg. Ich denke das wünscht euch ganz Phaendar“ verabschiedete Imil sie dann.

„Viele Dank ich denke das können wir immer gut gebrauchen. Wir werden unser Bestes geben, aber wir sind zuversichtlich“ Miriels Blick glitt zu Pit ehe sie fortfuhr: „Denn nicht mal Götter sind dem kleinen Kerl hier gewachsen~“ gab sie dann Grinsend von sich und Pit erwiderte dieses.

„Keiner kann es mit mir aufnehmen!“ rief er freudig und Imil lachte. „Da ist aber jemand sehr Bescheiden, genieß deinen Ruhm und übertreib es nicht“ antwortete Miriel nur grinsend, was dazu führte das der weiße Engel sie für ein paar Sekunden stumm ansah, bis er etwas erwiderte: „Jetzt klingst du wie Lady Palutena!“.

„Zu Recht! So langsam hab ich gecheckt dass irgendjemand auf euch beide Trottel aufpassen muss“ Miriel grinste den weißen Engel an und Pit verzog sein Gesicht zu einem gespielten Schmollmund. Dann machten sie sich auf und verließen das Gasthaus. Davor trafen sie Eleortha… und Ifyr. Deswegen hatte sie nicht drinnen auf sie gewartet.

Die beiden Elfen sahen zu ihnen und Ifyr hob die Hand zum Gruß, was Miriel und Pit direkt erwiderten, ehe sie zu ihnen aufschlossen.

„Dann geht es wohl jetzt bald los. Wir bringen euch zu den Drilaren damit ihr schon mal alles fertig machen könnt. Ich habe gehört was mit Dark Pit ist. Ich hoffe er kommt bald und wir müssen nicht zu lange warten. Sowohl für euch wie auch für uns zählt jeder Tag“ begrüßte Ifyr die beiden dann. Im Gegensatz zu Eleortha hatte er sich Pittoos Spitznamen nicht angeeignet. Er nannte ihn immer Dark Pit und manchmal sogar auch einfach nur Pit wenn es klar war wen er meinte. Er fand es unpassend jemanden einen Spitznamen zu geben wenn dieser diesen nicht mochte und niemand hatte etwas dagegen das er ihn nicht benutzte, Pittoo am allerwenigsten.

Im Gegenteil, allein diese Tatsache hatte Ifyr ziemlich viele Pluspunkte bei dem schwarzen Engel eingebracht und er vertraute ihm zwar noch nicht, doch zeigte sich schon um einiges netter als er Sukoro gegenüber war und auch etwas offener.

„Ja ich weiß. Ich bin mir sicher er kommt bald“ begann Miriel.

„Er weiß ja schließlich dass wir direkt los wollen nachdem wir mit der Königin gesprochen haben und mit Sicherheit hat er mittlerweile mitbekommen das wir fertig sind“ beendete Pit dann den Satz der jungen Engelsfrau.

„Na dann hoffen wir das er bald kommt. Gehen wir schon mal los, vielleicht erwartete er uns ja schon da. Er scheint ja einen Hang dazu zu haben anderen zuvor zu kommen“ meinte Eleortha schmunzelnd. Miriel und Pit sahen sich bei den Worten an und verdammt, sie hatte absolut Recht. Pittoo mochte es so ziemlich in jeglicher Situation anderen Zuvorzukommen. Pit erinnerte sich da gerne an Situationen wo er es gehasst hatte, wenn Pittoo ihm einfach den letzten Schlag stahl… und dann so tat als hätte er die ganze Arbeit gemacht und die Lorbeeren für Pits Arbeit einheimste.

Doch nun begaben sich die vier auf den Weg zu den Ställen, welche gar nicht so weit vom Schloss entfernt waren. Genau genommen befanden sie sich direkt dahinter.

Es war ein großes, wunderschönes Gebäude wie all die anderen. Es besaß jedoch mehrere „Stockwerke“. Sie alle waren offen sodass man ins Innere sehen konnte und auch viel Licht und frische Luft in die Stallung kam. Im Untersten befanden sich größtenteils am Boden lebende und laufende Wesen. Es gab wunderschöne, weiße Pferde mit extrem langen aber dichten und seidigen Fell. Bei diesen Pferden befanden sich auch Hirsche die ebenfalls das gleiche Fell zu besitzen schienen und die sich mit den Tieren gut Verstanden.

In einem anderen Bereich konnte Miriel Wölfe entdecken, sie waren um einiges Größer als die die sie in Lundshoa bisher angetroffen hatten und besaßen Eiskristalle auf dem Rücken die zwischen dem dichten Fell hervor wuchsen. Es gab auch noch einige andere Tiere wie zum Beispiel die Schneekatzen die sie zuvor schon einmal getroffen hatten, sie waren wahrscheinlich nicht zum Reiten sondern zur Jagd gedacht.

Auf dem mittleren Teil gab es dann die Tiere welche Schweben, Gleiten, Flattern oder hoch springen konnten. Es gab verschiedene flugunfähige Vögel welche aussahen wie Strauße oder zu groß geratene Hühner, alle mit dichten, flauschigen Federn. Aber auch äußerst niedliche Wesen die wirkten wie eine Mischung aus einem Skriggil und einer Fledermaus, sie hatten Flughäute zwischen den Armen wodurch sie gleiten konnten, wie Flughörnchen.

Auf der Ebene darüber konnte sie dann größere Vögel erkennen die Aussahen wie Miniatur Versionen von Raku’ul, scheinbar handelte es sich bei ihnen um kleinere Verwandte der Eisphönixe? Wahrscheinlich Schneerocks. Auch kleine Flugechsen befanden sich auf dieser Ebene, die Aussahen wie kleine Drachen ohne Vorderbeine, mit einer kräftigen, massiven Brust und großen Flügeln. Lange Hörner zierten ihren Kopf und Eiskristalle wuchsen auf den Ansätzen der Schwingen, sowie dem Kopf und über den Rücken bis zur pfeilförmigen Schwanzspitze aus der lange, spitze Eiszapfen wuchsen die gut und gerne als Waffe dienten.

Über dieser Etage thronten dann die großen Drachen die sie zuvor schon gesehen hatten und eine Hand voll wunderschöner, majestätischer Greife. Einer fiel Miriel sofort auf, er war riesig und bestückt mit unzähligen Accessoires die an den Schmuck der Königin erinnerten, scheinbar war es ihr Greif. Es war ein wunderschönes Tier mit dem gestreiften und gepunkteten Fell der Schneekatzen, auch liefen die gleichen zwei Schweife nach hinten aus mit den langen Fellquasten am Ende. Der Kopf des Greifen sah aus wie eine Kopie von Raku’ul, als hätte man einen Phönix mit einer Schneekatze gepaart und auch die Flügel wirkten wie eine perfekte Mischung mit den blauen, gestreiften Federn.

Die beiden Elfen ließen den Engeln die Zeit die Wesen zu bestaunen, schließlich hatten sie sowas wahrscheinlich noch nie gesehen. Auch wenn es in ihrer Welt mythologische Wesen und Monster gab, waren doch nur sehr wenige von ihnen so Anmutig wie diese unglaubliche Ansammlung an magischen Kreaturen.

„Wir müssen auf die 3te Etage“ riss Ifyr die beiden dann aus dem Staunen und sie sahen zu ihm. Es brauchte einen kurzen Moment, dann nickten sie. „Wie kommen wir dort hoch?“ war Miriels Frage, während Pit nur als Antwort mit den Flügeln schlug. Natürlich… weil sie ja auch fliegen konnte.

Miriel sah Pit kurz ernst an und der kleine Engel legte die Flügel direkt wieder an den Körper. Er verstand direkt was sie meinte. Miriel hatte sich daran gewöhnt nicht fliegen zu können, jedoch fand sie es oft genug genauso ätzend wie Pit bevor er lernte selbstständig zu fliegen.

„Keine Sorge, es gibt Treppen. Kommt mit“ meine Eleortha mit einem Lachen, dann führte sie die beiden Engel in den mittleren Bereich der ersten Etage, von wo eine große Rampe nach oben führte. Damit wäre dann wohl die Frage geklärt.

Miriel genoss den Geruch nach frischem Stroh, Heu und Tieren, während sie die Rampen hinauf liefen. Bei der zweiten Etage hielten sie nicht einmal an, obwohl Pit und Miri trotzdem die Tiere von nahem bewunderten und fest stellten das es noch viel mehr Arten gab als von unten einsehbar war. Doch sie folgten den anderen beiden schnell auf die dritte Etage.

Dort angekommen sahen sie auch direkt schon was Ifyr meinte und nun konnten sie sich denken um was es sich bei den Drilaren handelte. Es waren die kleineren Drachenartigen welche sie von unten schon gesehen hatten. Nur hier oben kamen sie einem gar nicht mehr so klein vor. Sie waren zwar bei weitem nicht so riesig wie die Eisdrachen, jedoch waren sie mindestens doppelt so groß wie ein Kaltblut. Der Schlag des stachelbesetzten Schwanzes würde einen Menschen wohl locker das Leben kosten, er würde aufgespießt werden wie ein Stück Fleisch. Wenn er nicht zuvor zwischen die langen und spitzen Zahnreihen geriet.

Drei der Tiere wurden gerade von Eiselfen gesattelt und zur Abreise vorbereitet. Ein fester Gurt aus weißem Leder schlang sich um die Brust und die Flügelansätze und hielt einen kleinen Sattel auf dem Rücken der Tiere, welcher gerade groß genug war um einem Menschen oder Elfen leicht Platz zu bieten. Dahinter befanden sich einige Leinen zum sicheren befestigten von Ausrüstung. Die Wyvern hatten jeweils auch einen langen, weißen Zügel an jedem der beiden größten Hörner befestigt, die rechts und links vom Kopf abstanden. Scheinbar reichte ein kleiner Zug an einer der Zügel um den Tieren zu sagen in welche Richtung es ging.

„Wouw, sie sind wunderschön!“ rief Pit begeistert und lief direkt zu einem der „kleinen“ Drachen. Der Engel hatte absolut keine Scheu vor den gefährlichen Raubtieren und begann einem über die harte, verhornte Nase zu streichen. Das Tier atmete hörbar über die Nase aus und Pit fühlte einen äußerst kalten Atemzug an seiner Hand. „Woah! Die sind aber nicht so warm wie die Drachen!“ rief er überrascht.

Miriel und die beiden Elfen holten schnell zu ihm auf, die Wyvern schienen keinerlei Gefahr dar zu stellen, sie waren friedlich und zahm. Sie waren gut erzogen und hervorragend ausgebildet wie es aussah.

„Nein Wyvern speichern keine Hitze in ihrem Körper wie die Drachen. Sie speien Wasser das durch ein Sekret flüssig Gehalten wird obwohl es unglaublich Kalt ist und kein Eisfeuer wie die Großen. Deswegen sollten wir mit ihnen auch schnell aus Raku’uls Gebiet heraus, sie können gegen den Phönix nicht so viel ausrichten wie die Drachen.“ Warnte Ifyr sie vor und die beiden Engel nickten. Das hieß also erneut ein Wettlauf gegen den Phönix? Hoffentlich nicht… Raku’ul hatte sich seit dem letzten Angriff nicht mehr blicken lassen und erholte sich hoffentlich noch von den Wunden die sie ihm zugefügt hatten.

Nachdem sie sich ein wenig mit den Wyvern beschäftigt hatten, sahen sich die beiden Engel jedoch um. Sie hatten wirklich erwartet das Pittoo schon hier wäre, jedoch war der schwarze Engel ihnen diesmal nicht zuvor gekommen.

„Wo bleibt er nur?“ sprach Pit dann das aus was sie alle dachten. Sie waren fertig zur Abreise und hatten die ganze Ausrüstung schon hinter den Satteln befestigt. Diesmal brauchten sie keine dicke Kleidung die sie warm hielt. Die Elfen hatten ihre alltägliche Kleidung mit magischen Runen ausgestattet die die Kälte abhielt und sie automatisch wärmte, es war unglaublich praktisch.

Miriel wusste das es magische Runen gab, jedoch war sie nie davon abhängig gewesen und hatte sich deswegen nie damit auseinander gesetzt. Im Allgemeinen hatte sie in den 300 Jahren die sie nun schon hier war einiges verpasst. Das musste sie feststellen und zugeben. Manche Dinge aus reinem Hochmut und andere Dinge aus Ignoranz.

Diese Runen wurden hergestellt indem man Magie in spezieller magiesaugender Tinte einfing. Man wandte die Magie die man haben wollte auf einen kleinen Fleck Tinte an und tauchte dann einen Federkiel von einem magischen Wesen in diese Tinte. Die Tinte saugte die Magie auf und der Federkiel wirkte wie eine Waffe welche man speiste und damit zeichnete man dann spezielle, stärkende Runen auf die betroffenen Gegenstände und verzauberte sie somit.

Obwohl man es meinen würde, stammte die Erfindung der Runen nicht von den Elfen, sondern von äußerst begabten, menschlichen Magiern. Sie hatten die Tinte erfunden, sie jedoch aus magischen Pflanzen im Land der Hochelfen gewonnen. Der Magierrat lebte ebenfalls im Land der Hochelfen und wahrscheinlich würden sie die Hauptstadt der Magier irgendwann einmal besuchen müssen. Wie es schien war dies der einzige vielversprechende Ort wo sie etwas über das Ritual heraus finden konnten. Doch bis dahin hatten sie noch eine weite Reise vor sich, jedoch war es nie schlecht sich gut vor zu bereiten.

„Macht euch keine Sorgen… wir müssen sowieso noch meinen Freund abholen“ meinte Ifyr dann nur und ein Grinsen huschte über seine Lippen. Das ließ Miriel die Stirn runzeln, doch Pit bekam es nicht einmal mit. „Okay!“ rief er nur, wobei er sich von allem ziemlich leicht begeistern ließ und so folgten sie Ifyr hinauf auf die letzte Etage.

Dort begrüßten sie sofort die beiden Drachen welche sie die Woche über ins Herz geschlossen hatten. Miriel und Pit fielen den riesigen Tieren direkt um den „Hals“, also genau genommen um die dicke Schnauze die sie ihnen entgegen streckten. Doch heute waren sie nicht für die beiden weißen Echsen gekommen. Doch… etwas anderes lenkte ihre Aufmerksamkeit ab.

„Pittoo!“ rief Pit sofort überrascht, als er den schwarzen Engel sah der auf dem Rücken von einem der Drachen lag. Er hatte sich breit ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte Stur in den Himmel, wobei er eindeutig so tat als würde er sie gar nicht bemerken. Im Klartext: Er ignorierte sie eiskalt. Auch als Pit nach ihm rief reagierte der schwarze Engel kein Stück, blickte nicht einmal aus dem Augenwinkel zu ihnen herunter.

DAS verstand auch Pit! Sofort verschränkte dieser die Arme vor der Brust und funkelte seinen Bruder an. „Na warte…“ murrte er, dann vernahm man nur noch das Geräusch schlagender Flügel und schon war Pit mit einem einzigen, kräftigen Satz in der Luft und steuerte auf Pittoo zu. Dieser konnte gar nicht schnell genug reagieren, als der weiße Engel auch schon als lebende Pistolenkugel in seinen Bruder krachte.

„Woah! Was zur Hölle!“ hörten sie Pittoo nur fluchen, als Pit in ihn rein bretterte und sie beide über den Rücken des Drachen kullerten. „Hör auf uns zu ignorieren!“ war es nun Pit der ihn wütend anfauchte und schon rangelten sich die beiden eng ineinander verschlungen, während sie unaufhaltsam den Rücken des Drachen runter kugelten. Dieser sah neugierig zu den kämpfenden Engeln, welche mit Fäusten und Füßen nacheinander schlugen und traten. Bis sie den Halt verloren und dann einfach nach unten Purzelten.

„Ich mach was ich will! Verdammt noch mal! Lass mich in Ruhe!“ blaffte Pittoo als Antwort, dann breitete er die Flügel aus um den Sturz abzufangen und hielt sich mit Flügelschlägen in der Luft. Doch Pit tat es ihm gleich und damit ging das Gerangel in der Luft weiter während die beiden Brüder sich gegenseitig Flüche an den Kopf warfen und versuchten den anderen windelweich zu prügeln.

„Wouw… Männer…“ murmelte Miriel bei dem Anblick, während sie zu Eleortha sah die die beiden gespannt beobachtete. „He! Springst du etwa auf dieses Balzgehabe da an? Fehlt nicht viel dann richten sie die Flügel auf, verkeilen ihre Beine und fangen an den andern nieder zu tanzen“ gab Miriel nur grinsend von sich und Eleortha fing augenblicklich an zu prusten als sie sich das Bild vorstellte. Wie zwei kämpfende Hühner!

„Das machen sie nicht wirklich oder?“ fragte sie immer noch lachend, während sie sich ein paar Tränchen aus den diamantenen Augen wischte und Miriel mit einem breiten Grinsen ansah. „Nein… aber es wäre lustig“ erwiderte die junge Frau nur ebenso breit Grinsend.

„Na solange die beiden beschäftigt sind… bereite ich mich auch mal vor“ auch Ifyr hatte die ganze Szene belustigt beobachtet, doch als Miriel nun zu ihm sah, sah sie was er meinte. Einer der Greifen hatte sich zu dem Eiselfen gesellt. Es war ein Tier welches Aussah wie eine Mischung aus einem Schneeleoparden und einer Schneeeule, es war wirklich wunderschön und komplett Überzogen mit schwarzen und grauen Flecken auf weißem Fell und Federn. 

„Ich nehme an das ist dein Freund?“ meinte Miriel nun lächelnd und grüßte den Greifen, welcher direkt vertrauensvoll mit dem spitzen, schwarzen Schnabel an ihrer Hand knabberte. „Ja, das ist Helce, mein langjähriger Begleiter und so wie es aussieht kennt er dich noch“ erwiderte Ifyr mit einem sanften Lächeln. „Ja… und ich erinnere mich auch an ihn. Helce heißt Eis auf elfisch nicht wahr?“ stellte sie dem Elfen dann die Frage, während sie Helce das weiche Gefieder kraulte. Dieser drehte den Kopf und schloss die Augen während er die Streicheleinheiten genoss. „Genau“ stimme Ifyr nickend zu, dann begab er sich für eine kurze Zeit in einen abgetrennten Raum, nur um mit einem Sattel auf den Armen wieder zu kommen.

Er brauchte nicht lange und legte die Ausrüstung seinem Greifen geschickt um Brust und Flügel. Dann befestigte er seine Ausrüstung hinten am Sattel. Im Gegensatz zu den Drilaren brauchte Helce jedoch keine Zügel er stand mit Ifyr unter ständigem, geistigen Kontakt.

In der Luft war es oft nicht möglich zu sprechen ohne dass man sich anschreien musste und so war ein geistiger Kontakt zu dem Reittier von Vorteil, jedoch war es äußerst schwer einen ständigen geistigen Kontakt mit einem magischen Wesen aufrecht zu erhalten. Doch da Ifyr und Helce sich schon so lange kannten war es für sie absolut kein Problem.

Mittlerweile hatten sich auch endlich die beiden Engel wieder beruhigt und waren auf dem Boden angekommen. Miriel musste trotzdem Schmunzeln bei dem Anblick. Dort standen die beiden nebeneinander mit verschränkten Armen, aufgeplusterten Flügeln und stoischem Blick.

„Ehrlich… manchmal seid ihr gruselig“ kommentierte sie nur die Szene mit einem Grinsen auf das Pit sofort ansprang. Pittoo hingegen murrte nur wieder etwas unverständliches, definitiv nichts Neues und Miriel ignorierte es.

„Dann können wir nun endlich los?“ fragte sie nun und ihr Blick glitt zu dem schwarzen Engel, sodass rotbraun auf rot traf. Er wich ihr nicht aus sondern hielt ihrem Blick stand, nickte jedoch kaum merklich. Für Miriel war es Antwort genug. „Gut, dann last uns los. Wir haben schon genug Zeit verschwendet“ merkte sie an und diesmal hatte keiner irgendwelche Einwände.

Ifyr begab sich direkt auf den Rücken von Helce und der Greif begab sich mit mächtigen Sprüngen über den Abgrund, nur um seine Flügel auszubreiten, den Wind darunter zu fangen und sich dann mit mächtigen Flügelschlägen in die Höhe zu schrauben.

Deswegen befanden sich die Drachen und die Greife ganz oben, sie brauchten die größte Höhe um zum Flug anzusetzen und die Sprungrampe ersetzt perfekt die Startbahn oder den unglaublich kräftezehrenden Kaltstart wo sie nur mit den Flügeln den schweren Körper heben mussten bevor sie den Wind nutzen konnten.

Die kleineren Tiere hatten nicht so viele Probleme und ersetzten mit schnellen, kräftigen Schlägen was den großen Tieren an Beweglichkeit fehlte. Sodass sie leicht von der mittleren Rampe starten konnten und dabei kaum an Höhe einbüßten.

Während Ifyr also schon mal in die Luft startete begaben sich die Engel und die Prinzessin runter zu den Wyvern, wo die 3 direkt auf ihre Reittiere aufsaßen und die Zügel in die Hand nahmen. Sie bekamen von der Prinzessin noch kurze Instruktionen wie sie die Tiere auch nach oben und unten steuern konnten und was Landen und Abflug hieß. Dann war es Zeit für den Abschied.

„Danke für alles Eleortha. Ich hoffe wir sehen uns in einer Woche wieder oder zumindest so bald wie möglich. Mach es gut“ verabschiedete Miriel sich und die Prinzessin nickte: „Das hoffe ich auch! Lasst euch von niemanden erwischen und viel Glück auf eurer Mission! Ich will euch definitiv hier wiedersehen, wehe wenn euch was passiert dann versprech ich euch das ich euch bis ans Ende der Welt verfolgen werde!“ rief sie mit einem Grinsen auf den Lippen.

„Wir geben unser Bestes und du wirst schon sehen, wir kommen mit der Flamme wieder! Ansonsten lass ich mich gerne verfolgen~“ erwiderte Pit ebenfalls mit einem Grinsen auf den Lippen und sowohl Miriel wie auch Pittoo sahen den weißen Engel verblüfft an. War das ein Flirtversuch gewesen???

Eleortha schien genauso verblüfft, doch sie fing sich schneller wieder und warf Pit eine Kusshand zu, welche den weißen Engel nun doch wieder erröten ließ. Ah, ein unbewusster Flirtversuch…

„Dich verfolg ich gerne überall hin Kleiner~“ erwiderte die Prinzessin trotzdem und brachte Pits Wangen damit zum glühen. „U..Uhm…“ nun wusste der kleine Engel doch nicht mehr was er erwidern sollte, was Eleortha zum Lachen brachte.

„Das reicht ihr Turteltäubchen~ Wir müssen los!“ gab Miriel lachend von sich, während Pittoo das ganze Stumm betrachtete. Na wenigstens ging er hier nicht so ab wie bei Beahr. Jedoch blitzte trotzdem etwas in den Augen des schwarzen Engels auf was Miriel als Eifersucht erkannte, mittlerweile kannte sie ihn gut genug um das zu wissen. Denn er sah auch so jeden an der ihr zu nahe kam und dazu gehörte auch Pit. Wobei Miriel sich nie genau sicher war bei wem er mehr Eifersucht empfand. Bei ihr auf Pit oder bei Pit auf Sie.

Er schien immer noch Gefühle für seinen Bruder zu haben, auch wenn er sie sich nicht eingestand, genauso wie die Gefühle ihr Gegenüber. Die sie sich beide nicht eingestanden… es gab doch noch was zu bereden, das wusste Miriel und sie mussten es bald tun, denn sie merkte das Pittoos Stimmungsschwankungen an der ungeklärten Sache zwischen ihnen lagen.

Doch nun gab sie ihrem Wyvern den Befehl zum Abflug und schon schwang sich das große Tier über den Abgrund und mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Sie hörte die gleichen Befehle hinter sich und die Geräusche von zwei weiteren Flügelpaaren verrieten ihr, dass nun auch die beiden Männer in die Luft gestartet waren und so flogen die 3 Engel mit ihren Wyvern hinauf in den blauen Himmel und holten schnell zu Ifyr auf, welcher auf sie wartete.

„Alles bereit? Dann kann es losgehen, folgt mir“ die Worte waren in ihrem Kopf, als Ifyr sich telepathisch mit ihnen unterhielt. Es war anders als wenn Sukoro in ihre Köpfe sah, da Ifyr nicht versuchte in ihre Köpfe zu sehen sondern ihnen nur übermittelte was er jetzt gerade dachte. Die Engel, bis auf Miriel, hatten noch etwas Schwierigkeiten Ifyr zu antworten da sie Geistmagie so noch nicht eingesetzt hatten. Doch sie hatten genug Zeit es zu lernen während den 3 Tagen wo sie in der Luft sein würden und so machte sich die kleine Gruppe auf ins Land des Feuers.

 

Tatsächlich sollten sie Recht behalten. Denn gedankliche Kommunikation war auf ihrer Reise für lange Zeit das Einzige was sie tun konnten und wie sie mit den anderen in Kontakt treten konnten. Denn die Drilare waren nicht nur äußerst schnelle Flieger, sondern auch extrem Ausdauernd und so flogen sie die ersten Tage und Nächte ihrer Reise fast durchgehend. Helce schien damit auch äußerst wenige Probleme zu haben, obwohl er ab und an zurückfiel um etwas zu essen, doch er holte schnell wieder auf.

Sie landeten nur um sich in einem Dorf etwas zu essen zu besorgen, die Drilare hingegen landeten nicht mal wenn sie etwas fraßen. Sie erbeuteten ihre Nahrung einfach aus der Luft wie ein Greifvogel oder spien ihr Eis über die flüchtenden Tiere. Dann packten sie deren Körper mit den Krallen und flogen wieder hinauf um sie in der Luft beim Fliegen zu verspeisen.

Dadurch dass sie fast 23 Stunden eines Tages auf den Rücken der Tiere verbrachten unterhielten sie sich kaum. Meistens beobachteten sie die Landschaft die schnell unter ihnen vorbei zog. Sie waren innerhalb eines halben Tages über die Berge hinweg geflogen und hatten Lundshoa verlassen, immer in eine Richtung.

Anfangs erstreckte sich noch etwas Tundra vor ihnen, wo das Reich des Schnees in das der Menschen überging, doch bald schon wechselten sich dichte, üppige Wälder, große, tiefe Seen und lange, flache Täler miteinander ab. Wenn die Reiter nicht die Landschaft beobachteten, dann beschäftigten sie sich meist mit irgendetwas anderem. Miriel döste den halben Tag und Pit schien es ihr gleich zu tun wenn er nicht an Langweile einging oder sich ab und an mal von seinem Drilar runter begab um Miriel oder Dark zu nerven, was beide aber gar nicht so schlecht fanden. Er lenkte sie ab. Pittoo hingegen hatte seinen Kopf meistens in Büchern vergraben und Ifyr zeichnete öfters mit seinen Fingern Dinge in die Luft, was genau er tat konnte Miriel aber nicht erkennen, doch er schien konzentriert.

Am Ende des dritten Tages entschied Ifyr sich jedoch das sie diese Nacht auch ihre Reittiere ausruhen lassen sollten. Mittlerweile hatte sich die Natur wieder verändert und wurde immer karger und unwirtlicher. Das Gras färbte sich zusehends Braun und die Wälder wischen einzelnen, kränklich wirkenden Bäumen. Am Horizont konnten sie sogar schon erkennen wie sich der Boden langsam immer dunkler färbte und wohl bald schwarz wurde.

Das Land des Feuers war für die Eisechsen wahrscheinlich kräftezehrender als der Überflug bisher und so landeten sie bald als die Nacht hereinbrach. Es war die erste Nacht die sie nun am Boden verbrachten und wo sie wieder als Gruppe vereint waren.

Doch sie alle waren relativ erschöpft von der Reise und so sprachen sie nicht viel, als sie die Schlafsäcke von ihren Reittieren nahmen und auf dem Boden ausbreiteten. Pittoo entfachte ein Feuer an das sie sich alle setzten und für eine Weile genoss einfach jeder die Ruhe und gewöhnte sich daran wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Selbst die Engel schienen nach einer so langen Zeit die sie nun fast nur in der Luft verbracht hatten ein wenig „Seekrank“ zu werden, jetzt wo sie wieder auf dem Boden saßen.

Ihr Körper musste sich erst an den plötzlichen Stillstand gewöhnen und so war ihnen allen vier ein wenig übel, weswegen sie auch nicht mehr aßen als etwas trockenes Brot. Sogar Pit schien nicht mehr runter zu bekommen, obwohl er eigentlich in jeder Lage futtern konnte.

Nachdem sie sich etwas erholt hatten und auch die Übelkeit langsam verschwand, unterhielt sich die Gruppe wieder leise über unterschiedlichste Dinge. Pit war wieder munter und hielt sie alle bei Laune, doch Miriel merkte das sich Pittoo immer mehr zurückzog je munterer sie wurden. Es wurde Zeit das zu klären damit sie weitermachen konnten wie bisher. Hätte sie gewusst wie sich das entwickelte hätte sie es nicht zugelassen das er sie küsste. Er schien mit dem Thema ziemlich zu kämpfen und hatte wohl Probleme sich die ganze Sache einzugestehen.

Als Pittoo dann plötzlich aufstand und sagte das er schon mal schlafen gehen würde, tat es Miriel ihm gleich. Pit sah sie fragend an, doch als er Anstalten machte dann ebenfalls ins Bett zu gehen hielt Ifyr ihn auf. Der Eiself ahnte dass die beiden nun etwas Zeit für sich brauchten.

Und so begab sich Miriel alleine zu Pittoos Schlafsack, wo dieser sich gerade darauf niederließ. Als er sie kommen sah, runzelte er leicht die Stirn, doch er schien zu verstehen.

„Wir müssen reden…“ begann sie dann den Satz mit den Worten die wohl niemand gerne hörte. Auch Dark murrte, nickte dann aber. „Müssen wir wohl…“ auch er hatte eingesehen das es nicht so weitergehen konnte. Sonst würden sie bald die Anderen noch mit reinziehen oder sich und die anderen gar in Gefahr bringen wenn sie bei einem Kampf nicht voll da waren.

So standen sie beide auf und verließen die Gruppe, bis sie weit genug weg waren um sich in Ruhe zu unterhalten.

Ein schwarzer Tag

Etwas weiter vom Lager entfernt, ließen sich die beiden Engel auf die Steine sinken die hier in dem Teil des Landes ohne Ende vorkamen. Sie waren rau und meist staubig durch die Asche die vom Land des Feuers herüber geweht wurde und sich überall niederließ. Sie war es auch die das Land immer dunkler färbte je näher sie dem Vulkan kamen.

Miriel blickte Pittoo an und der schwarze Engel sah nur stoisch zu ihr zurück. Sie wollte was von ihm, also sollte sie anfangen. Doch das Thema war schwerer zu besprechen als sie gedacht hatte. Wo sollte sie anfangen? Sie wollte auch nicht unbedingt in ein Fettnäpfchen treten wenn sie komplett falsch lag und sein Verhalten gar nichts damit zu tun hatte.

Also entschied sie sich sein Verhalten überhaupt nicht anzusprechen, sonder nur die offene Sache zwischen ihnen: „Damals in der heißen Quelle… wir haben nie darüber geredet. Was es zu bedeuten hatte oder immer noch hat. Ich dachte ich könnte einfach so tun als wäre nichts gewesen, doch es fühlt sich einfach nicht richtig an.“ Sie hatte Schwierigkeiten ihm in die Augen zu sehen während sie die Worte sagte, doch sie schaffte es.

Pittoos Blick hingegen war undurchschaubar. Er lehnte sich einfach nur etwas zurück und atmete etwas tiefer aus als notwendig, wahrscheinlich war das schon fast als seufzen zu verstehen. Miriel war sich nicht sicher ob er überhaupt noch antworten würde, als er dann doch etwas sagte. In einem so monotonen Tonfall das sie ihm diese Gleichgültigkeit eindeutig nicht abkaufte. Er musste innerlich ebenfalls aufgewühlt sein, doch sagen würde sie das nicht.

„Ich hatte nie vor so zu tun als wäre nichts gewesen. Ich meine… es ist unsinnig, wir beide wissen das es anders ist“ seine roten Augen durchbohrten sie und Miriel wusste nun wirklich nicht was sie denken sollte. Er hatte so einfach mitgespielt das sie erwartete dass er genauso dachte. Aber scheinbar war er deswegen die ganze Zeit so irritiert? Weil sie es einfach ignoriert hatte?

„Warum hast du nichts gesagt? Ich dachte du würdest genauso denken wie ich“ sie fuhr sich mit den Fingern über den Bereich zwischen ihren Augen, ehe sie ihn wieder ansah. Das hier würde wohl doch komplizierter werden, sie mochte solche Themen nicht und bisher hatte sie immer jeden Anwärter einfach direkt abgewiesen oder ihn in die Friendzone gesteckt. Bei Dark Pit jedoch war es anders… wieso? Weil sie vor 300 Jahren ziemlich eindeutig für ihn geschwärmt hatte? Sie erinnerte sich noch an die Zeit, als sie die beiden Männer beobachtete.

„Hätte es etwas geändert hätte ich es gesagt? Es gab einen Grund wieso du es ignoriert hast, ich bin nicht dumm, auch nicht in dem Thema. Ich hab damals bei Pit den Fehler gemacht dass ich versucht habe ihn regelrecht zu zwingen und uns beide damit verletzt. Du hast es selbst gesehen, das war nicht das einzige Mal das ich ihn so überrumpelt hab und bei einem einfachen Kuss ist es nicht geblieben. So etwas will ich nicht wiederholen“ nun wurde sein Tonfall bitter und sie wusste wieso. Es war eindeutig was er versucht hatte wenn es nicht bei einem Kuss geblieben war. Pittoo schien zu verstehen wo Miriels Gedankengänge hingingen und er klickte mit der Zunge.

„Ich hab nicht mit ihm geschlafen, falls du das denkst. Ich wollte es, aber ihn zu sowas zu zwingen, soweit geh nicht mal ich. Doch mich zurück zu halten gehört nicht zu meinen Stärken, wie du weißt. Ich hab ihn genötigt und bereue es heute noch. Ich werde das bei dir eindeutig nicht wiederholen… vor allem, wo ich mir denken kann was du damals mitmachen musstest“ bei seinen Worten zog sich etwas in ihr zusammen, auf unangenehme Weise. Sie war extrem überrascht dass er sich ihr so anvertraute, doch gleichzeitig fühlte sie sich unwohl bei seinem letzten Satz. Doch er war ihr gegenüber so offen, es wäre falsch sich als Dank zu verschließen.

„Ja… also… ich meine… es wäre ziemlich nach hinten los gegangen hättest du das Versucht. Ich hab keine guten Erinnerungen an sowas, auch wenn es schon so lange her ist. Manche Dinge vergisst man nie, man verdrängt sie nur aber die Wunden können jederzeit wieder aufplatzen. Zeit heilt leider nicht alles.

Ich denke das ist es auch wieso ich… mich davor fürchte einen Partner zuzulassen. Ich weiß einfach nicht wirklich was ich damit anfangen soll, mich jemandem zu öffnen. Aber ich mag dich… sehr sogar, das war damals schon so und hat sich bis heute nicht geändert.

Ich will es versuchen, auch wenn ich nicht versprechen kann ob es klappt. Nur… ich will nicht dass die andern etwas merken, nicht solange ich nicht weiß ob ich das kann. Ist das okay für dich?“ sie brauchte ihren ganzen Mut um ihm das zu sagen. Beziehungen waren echt nicht ihre Stärke, doch wenn es jemand schaffen konnte ihre Schale zu knacken, dann war das wohl Dark.

Anstatt ihr zu Antworten stand der schwarze Engel jedoch auf und kam auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand. Es war ein komisches Gefühl als sie zu ihm hochsah und Miriel schluckte leicht, seine Gestik wirkte bedrohlich. Doch als er in die Hocke ging um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein verflog das Gefühl. Trotzdem wirkten seine Augen dunkler als normal.

Als er die Hand nach ihr ausstreckte und sie auf den hinteren Teil ihres Nackens legte, ließ Miriel es geschehen. Er hatte etwas vor und trotz ihres Unbehagens war sie neugierig darauf. Er zog sie mit der Hand etwas zu sich, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, bevor er noch einmal laut ausatmete und seine Stirn gegen ihre legte, als würde er mit sich selbst ringen, ehe er mit dunkler Stimme raunte: „Okay… machen wir weiter wie bisher wenn die anderen um uns herum sind. Doch ich will auch ein wenig Zeit mit dir alleine haben. Wie gesagt… mir fällt es schwer mich zurück zu halten“.

Ihre Augen trafen sich und Miriel spürte wie ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihren Lippen. Doch er überwand den Abstand nicht, im Gegenteil. Er entfernte seine Hand wieder von ihrem Hals und ging auf Abstand. Miriel merkte erst dann, dass sie den Atem angehalten hatte und ließ ihn in einem schweren Atemzug heraus. Sie fühlte sich plötzlich seltsam kribbelig. Dieser verdammte Engel war mehr als nur erotisch.

„In Ordnung…“ war das Einzige was sie heraus brachte und doch hatte genau das eben sie irgendwie zuversichtlich gemacht. Im Gegensatz zu allen Anderen die das bisher versucht hatten, war Dark Pit der Erste dessen Nähe sie wirklich genoss. Es war ein gutes Zeichen nicht wahr?

„Gut. Dann lass uns zurück gehen. Wenn du nicht willst das die Andern etwas merken.“ Erwiderte der dunkle Engel darauf hin nur und Miriel nickte, ehe sie aufstand und sie dann beide wieder zurück zum Lager gingen. Wo sie einen kleinen, neugierigen Engel etwas Belangloses auftischen mussten. Zum Glück war Pit relativ Leichtgläubig und da sie sowieso bald ins Bett gingen gab es auch nicht viel zu besprechen. Der nächste Tag würde anstrengend genug werden, sie mussten sich unbedingt ausruhen.

 

Am nächsten Morgen sprachen sie alle nicht viel miteinander, sondern machten ihre Wyvern fertig und entschieden sich weiter ins Innere zu fliegen. Immer dem Vulkan entgegen der sich hoffentlich bald schon an der Spitze des Horizonts zeigen würde.

Das Land glitt unter ihnen vorbei und färbte sich immer dunkler. Bald wisch das Braun einem fast schwarzen Ton und die Asche in der Luft nahm immer weiter zu. Sodass sich die Engel mit ihren Schals weiterhalfen und sie vors Gesicht hielten, während Miriel und Ifyr sich mit Magie behalfen.

Die Drachen schienen mit der Asche oder der immer weiter zunehmenden Wärme keine Probleme zu haben und so glitten sie weiter unbeeindruckt über den grauen Himmel.

Miriel beobachtete die Veränderung in der Fauna, die Bäume waren mittlerweile nur noch totes, meist schwarzes Gehölz und das Gras sah ebenfalls genauso abgestorben aus. Braun, grau oder schwarz zierte es den Boden. Es gab nicht viel Leben in diesem Teil des Landes, es war immer noch so Tod wie Miriel es in Erinnerung hatte nachdem sie es so zerstörte. Es gab einige schwarze Hunde die über die Ebenen liefen und entweder Asche fraßen oder sich auf alles stürzten was ihnen in die Quere kam. Frisches Fleisch war in diesem Land wohl eine Seltenheit und so sah sie es auch dass sich Raubtiere gegenseitig bis auf den Tod attackierten nur für ein wenig Fleisch, selbst wenn es hieß dass sie an ihren eigenen Verletzungen starben.

Sie wandte ihren Blick bald schon von der Szene ab, es war nichts was man sich lange anschauen wollte, lieber richtete sie ihren Blick nach vorne und beobachtete wie sich bald schon eine Kontur vom grauen Horizont abhob.

„Da ist es…“ Ifyrs Stimme hallte in ihrem Kopf wieder und sie wusste das Pit und Dark Pit es ebenfalls hören konnten. Ja da war es, oder besser gesagt er: „Eternos“ der Vulkan der Phönixe. Sie hatten ihr Zielt erreicht.

Doch… etwas stimmte nicht und sie war nicht die einzige die das spürte. Denn sogar die Wyvern verlangsamten ihren Flug etwas. Miriel sah an den blauen Schuppen seines Halses vorbei nach vorne und beobachtete die Landschaft. Irgendwie fehlte etwas, der Vulkan war doch aktiv, allein schon durch die Flamme. Jedoch konnte sie keinen Qualm sehen und auch keine orange leuchtenden Flammen oder gar Lava auf dem Boden. Jedoch sah sie etwas anderes, was jedoch bei weitem nicht so hell leuchtete, es schien eher eine matte orangene Farbe zu haben.

„Da ist etwas!“ rief Miriel in die Köpfe der Anderen und zeigte dann nach unten. „Ich sehe es auch. Lasst uns nachsehen“ diesmal war es Pittoo der ihr Antwortete und sie nickte, obwohl er es nicht sehen konnte da er vor ihr flog.

„Okay!“ rief nun auch Pit und schon setzte sein Wyvern zum landen an. Mittlerweile hatten die beiden anderen ebenfalls gelernt über Gedanken zu kommunizieren, anstrengend war es jedoch trotzdem, weswegen sie selten viel sagten. Ifyr erwiderte diesmal ebenfalls nichts, sondern folgte Pit einfach in den Sturzflug und auch die anderen beiden drehten ab.

Sodass die vier Wyvern den Boden anflogen und dann dort auf ihren kräftigen Beinen landeten. Sie legten die Flügel an und sahen sich um. Nun erkannte Miriel auch um was es sich handelte. Es war ein Phönix!

„Was ist mit ihm?“ die junge Frau wartete nicht lange und ließ sich vom Körper des Wyvern gleiten um direkt zu dem verletzten Tier zu gehen. Die Anderen folgten ihrem Beispiel, jedoch mit Vorsicht, nach der Begegnung mit Raku’ul war niemand scharf auf einen weiteren wütenden Vogel.

„Ich weiß es nicht… aber ich kann versuchen mich mit ihm zu unterhalten wenn er bei Sinnen ist“ merkte Ifyr dann an, als sie sich dem Vogel vorsichtig und langsam näherten.

Er war nicht so groß wie Raku’ul, sah ihm aber sehr ähnlich nur das seine Federn in den Farben Orange, Rot und Gelb leuchteten und es aussah als ständen sie in Flammen. Das Tier hatte sich komplett eingerollt und die Flügel lagen ausgebreitet über dem Boden, die Federn schienen seltsam matt und die Flammen waren winzig und sahen aus als würden sie jeden Moment verlöschen. Alles in allem: Er sah überhaupt nicht gut aus.

Der Vogel reagierte auch nicht auf sie, als sich die Gruppe näherte, er hatte den Kopf weiterhin auf dem Boden liegen und die Augen geschlossen.

„Ist er Tod?“ kam eine leise Frage von Pit während er sich den Phönix ansah, er sah schon mehr aus wie der Vogel den er kannte, er hatte zumindest schon mal die richtige Farbe. Doch er schien vollkommen leblos und Pits Frage war nicht weit hergeholt.

„Nein, die Flammen wären komplett verloschen wäre er Tod. Wir müssen versuchen ihn zu heilen, zumindest soweit das er uns nicht einfach wegstirbt“ antwortete Ifyr dem weißen Engel und er hatte Recht, die Lebensenergie des Vogels war sehr gering. Doch auch Pit merkte sie nun und auf Ifyrs Worte hin nickte er. Dann begab sich der Held von Skyworld zu dem Feuervogel und begann ihn mit seiner Heilmagie zu heilen.

Auch Miriel wartete nicht länger und gesellte sich zu dem Engel um ihm zu helfen. Mit der Kraft beider Engel schienen sie auch durch die natürliche Magieabwehr des Phönix hindurch zu kommen, diese war jedoch auch sehr schwach aufgrund des Zustands des Tieres.

Pittoo und Ifyr versorgten derweil die Wyvern, es würde eine kleine Weile in Anspruch nehmen den verletzten Vogel zu heilen und so vertrieben sie sich ein wenig die Zeit. Pit und Miriel blieben konzentriert bei der Arbeit und wechselten sich ab und zu mit einer kurzen Pause ab um sich auszuruhen. Doch bald schon kam wieder Leben in den Phönix. Das Leuchten der Federn wurde immer Stärker und bald züngelten die Flammen nach oben.

Es dauerte nicht lange und der Phönix öffnete endlich seine Augen. Das grelle Gelb stach sich in dem Rot und dem Blau der beiden Engel und das Tier hob langsam den Kopf und ordnete seine Flügel. Die beiden Engel blieben auf der Hut, doch der Vogel griff sie nicht an, im Gegenteil, er schien die Heilung zu genießen und blieb liegen während die beiden Engel ihre Arbeit fortsetzten.

Ifyr hingegen nutzte es nun aus das der Vogel wieder bei Sinnen war und kam zu ihnen herüber, mit Pittoo im Schlepptau der nichts verpassen wollte. „Ich werde ihn Fragen was los ist“ erklärte er sich kurz. Dann wandte sich der Eiself an den Phönix, hören konnte die Gruppe nichts und Ifyr tat erst nicht mehr als sich dem Tier langsam zu nähern, bis er direkt vor ihm in die Hocke ging und eine Hand auf den gelben Schnabel legte.

„Er wurde angegriffen. Sein Name ist Ferur und er wurde bei der Flucht attackiert und ist hier zusammen gebrochen. Ein Nachtmahr hat den Vulkan angegriffen, die Bruststätte der Phönixe und labt sich nun an dem Festmahl“ erklärte Ifyr dann, während er zuhörte was der Vogel zu sagen hatte.

„Es wurde von der Ewigen Flamme angezogen und ernährt sich nun von ihr genauso wie von den Phönixen. Es hat auch ihren König Reiku’zar schwer verwundet, er fragt ob wir ihm helfen können.“ Ifyr löste seine Hand von dem Schnabel des Tieres und sah die Anderen an.

„Ich habe ihm gesagt das wir uns auf den Weg machen werden um Reiku’zar zu retten. Er ist stabil genug und wird überleben. Soweit ins Landesinnere trauen sich die Raubtiere nicht da sie sonst normalerweise als Futter für die Phönixe dienen. Er wird sich verteidigen können falls doch ein paar der Hunde sich wegen dem Nachtmahr bis hierher vorwagen“ mit diesen Worten erhob sich Ifyr und sowohl Miriel, als auch Pit sahen es als ein Zeichen das ihre Arbeit getan war. So stoppten sie den Einsatz von Magie und ruhten sich ein paar Sekunden aus, bevor sie aufstanden.

Ferur schien damit zufrieden, er klappte seine Flügel ein und erhob sich ebenfalls auf die roten Klauen. Während er die Gruppe betrachtete, in seinen gelben Augen stand Hoffnung.

„Was ist ein Nachtmahr? Heißt es nicht das es Wesen aus Albträumen sind?“ nun war es an Pittoo die Frage zu stellen und er sah Ifyr neugierig an. Der Eiself schüttelte leicht den Kopf. „Nein, also nicht ganz. Tatsächlich haben sie diesen Ruf weil sie Nachtaktiv sind und oft Leute im Schlaf angreifen. Sie gehören zur Gattung der Dämonen. Sie sind Dämonenpferde um genau zu sein. Sie sind Untod und laben sich an der Lebensenergie, bei diesem Nachtmahr handelt es sich wahrscheinlich um einen Sohn von Shahiraika. Sie ist ein altes Exemplar ihrer Art und hat das Feuer gemeistert. Sie lebt jedoch im Land der Dämonen, früher waren sie und die Phönixe natürliche Feinde. Ich kann mir Vorstellen das eines ihrer Kinder es bis zum Land des Feuers gewagt hat.

Feuernachtmahre sind immun gegen Flammen und so können Phönixe fast nichts gegen sie ausrichten. Sie fressen einfach genüsslich das Feuer der Vögel und damit auch ihre Lebensenergie. Feuerphönixe sind die natürliche Nahrungsquelle eines Nachtmahrs, das es jedoch eines wagt die Bruststätte anzugreifen ist ziemlich dreist.

Wir werden es vertreiben oder töten müssen um an einen Teil der Flamme zu kommen. Ich denke die Phönixe werden uns willig einen Teil überlassen wenn wir dafür ihre Eier und Küken retten“ erklärte Ifyr dann und seine Worte klangen plausibel. Also war die Reise hier leider nicht so unkompliziert wie erwartet, das wäre wohl auch zu schön gewesen.

„Dann machen wir dass wir los kommen. So wie es klang ist der Herrscher in großer Gefahr“ gab Pit nun nickend von sich und niemand hatte etwas einzuwenden, so zögerte die Gruppe nicht weiter und schwang sich direkt wieder auf die Wyvern um sich in die Lüfte zu begeben. Nun war es ein Vorhaben auf Zeit und so trieben sie die Tiere zur Hochleistung an, während das Land unter ihnen nur so davon flog.

Sie trafen auf dem Weg noch mehr verletzte und tote Tiere, jedoch konnten sie es sich nicht leisten anzuhalten und sie zu heilen. Sie mussten so schnell wie möglich zum Vulkan um weiteres Blutvergießen zu verhindern.

 

Sie hatten den Fuß von Eternos bald erreicht. Nun wussten sie auch wieso das Land so seltsam wirkte, der Vulkan war zwar aktiv aber scheinbar fraß der Nachtmahr die Flammen und verhinderte so dass die Lava stieg und er ausbrach.

Von hier aus jedoch würden sie zu Fuß weiter müssen, denn die Wyvern weigerten sich, sich dem Vulkan weiter zu nähern. Die immense magische Hitze die er Ausstrahlte schreckte sie ab. Auch die Gruppe hatte unter der Hitze zu kämpfen, jedoch sorgte Ifyr immer für eine angenehme Abkühlung. Er schien keinerlei Probleme damit zu haben hier seine Eismagie zu verwenden, obwohl es die dafür unwirtlichste Gegend war und er die Magie größtenteils aus sich selbst bezog.

Sie ließen die Wyvern am Rande des Vulkans zurück und begannen das schwarze Gestein zu Fuß zu erklimmen. Sie hatten noch nicht viel geschafft, als die Erde plötzlich zu beben begann.

„Woah! Bricht der Vulkan jetzt doch aus!?“ rief Pit aufgeregt, während sie alle in die Hocke gingen und sich festhielten, bis das Beben vorüber war. „Nein, ich denke nicht. Die Erde bebt hier immer, auch wenn der Nachtmahr den Vulkan am ausbrechen hindert befindet sich unter unseren Füßen eine schier unermessliche Menge an Lava.“ Erklärte Ifyr dem weißen Engel, ehe die Gruppe die kurze Ruhe nutzte um sich einen Weg vorwärts zu bahnen.

Pittoo und Pit wechselten sich damit ab ihnen die Richtung zu weisen, indem sie immer wieder hochflogen. Weiter oben spaltete sich der Vulkan auf und man konnte tiefer ins Innere vordringen, doch bis dahin würden sie noch ein Stück klettern müssen.

Doch auf das Erste folgte bald schon ein zweites Beben und sie mussten wieder anhalten, die Gefahr abzustürzen war zu groß. „Wisst ihr was… wieso tragt ihr uns nicht einfach dort hoch zum Spalt?“ Ifyr schien langsam genug zu haben den Vulkan hoch zu klettern und sein Einwand war auch gar nicht mal so verkehrt. Die beiden Engel waren ziemlich stark, wenn sie zu zweit ein Pferd tragen konnten, sollte es kein Problem sein zwei Menschen einen Vulkan hoch zu fliegen.

Pit und Dark Pit sahen sich kurz an und fanden auch keinen Grund dagegen, im Gegenteil, das ging definitiv schneller. „Ich trag Miriel“ der schwarze Engel zögerte mit seiner Entscheidung erst gar nicht und bevor Pit oder Miri irgendetwas dazu sagen konnten, packte Pittoo die junge Frau unter den Beinen und dem Rücken und hob sie einfach hoch.

„Woah!“ sie wusste nicht so ganz was sie davon halten sollte so getragen zu werden… aber irgendwie hatte sie das Gefühl das sie Dark nicht dazu bringen konnte sie irgendwie anders hochzuheben… sie seufzte leise als sie sich geschlagen gab, was Pittoo frech Grinsen ließ. „Halt dich fest~“ meinte er dann nur, ehe er Anlauf nahm und mit ihr auf den Armen abhob. Miriel ließ sich das nicht zweimal sagen und schlang ihre Arme um seinen Hals, während sie nach unten sah und beobachtete wie der Boden sich immer weiter entfernte. Dem schwarzen Engel schien das doch ziemlich zu amüsieren…

Pit blickte den beiden nach, ehe er zu Ifyr sah und mit den Schultern zuckte. „Na dann!“ rief Pit nur und machte Anstalten Ifyr ebenfalls hoch zu heben, wobei er dann jedoch einen warnenden Blick aus blauen Augen kassierte.

„Denk nicht mal dran…“ knurrte er dem weißen Engel zu und Pit sah den Eiself überrascht an. So eine ablehnende Haltung hätte er von Pittoo erwartet, aber nicht von Ifyr. Scheinbar hatte der Elf aber auch eine ordentliche Portion stolz die er nur nicht so offen zeigte wie der schwarze Engel.

„Uhm… du könntest auch auf meinem Rücken fliegen, aber das ist etwas unangenehm… ich meine du bist ziemlich groß und quetschst mir bestimmt die Flügel ein…“ er war nicht so angetan von dem Gedanken Ifyr auf seinen Rücken zu lassen. Der Eiself hingegen wünschte sich gerade selbst fliegen zu können… alternativ hätte er mit seiner Eismagie auch eine Bahn hinauf bauen können. Doch das wäre eindeutig viel zu viel Magie Verbrauch und er wäre zu ausgelaugt für den Kampf.

So klickte Ifyr irgendwann mit der Zunge und gab nach. Das konnte ja was werden…

„Nun gut… wenn du es nicht mal für die kurze Strecke aushältst. Aber beeil dich, ich will nicht länger als nötig in deinen Armen liegen wie eine Prinzessin die man aus einem Turm rettet…“ murrte er eindeutig widerwillig. „Uhm… okay!“ stimmte Pit jedoch nur heiter zu, ehe er den Elfen einfach auf seine Arme nahm. Pittoo hätte ihn jetzt definitiv angezischt, getreten oder anders versucht sich zu befreien, doch Ifyr sah einfach nur aus als erlebte er gerade den schlimmsten Tag seines Lebens~

Pit nahm sich vor sich wirklich zu beeilen und so hob er direkt ab und flog mit kräftigen Schlägen den anderen beiden hinterher.

Er hatte sie auch bald schon eingeholt und nach kurzer Zeit landeten die vier bei dem Spalt. Ifyr befreite sich aus Pits Armen noch bevor sie überhaupt wieder zum Stehen kamen. Pit biss sich leicht auf die Unterlippe um das Lachen zu unterdrücken. Pittoo hingegen grinste Ifyr amüsiert an, ehe er Miriel ebenfalls runterließ.

„Nie wieder…“ murrte der Eiself und nun konnten die  drei Engel ihr Lachen doch nicht mehr zurückhalten, was dazu führte das Ifyr sie mit einem Blick besah der hätte Töten können~

Als sich die Engel erholt hatten, nutzten sie jedoch den Weg vor sich und die Gruppe betrat das Innere des Vulkans.

Hier war es noch um einiges Heißer als draußen und sie mussten aufpassen das sie nicht einen Fehltritt machten und in einem Becken aus Magma endeten. Unzählige kleine Höhlen befanden sich in dem Vulkan und zwischen dem schwarzen Gestein floss Lava aus vielen kleinen Löchern hinab. Immer wieder sammelten sich kleine Magmaseen in einigen Felsvorsprüngen und wanderten als stetiger Lavafall weiter in die Tiefe.

Das verlangsamte ihr Vorankommen immens, jedoch war es immer noch besser als sich in der Suppe aufzulösen… es war sowieso schon heiß genug das man den Gedanken hatte jeden Moment zu schmelzen. Obwohl Ifyr sie immer wieder versuchte abzukühlen. Doch selbst dem Eiself perlte langsam aber sicher der Schweiß über das Gesicht und ließ die helle Haut lodern.

„Wir müssen uns beeilen, ansonsten enden wir bald als Grillhähnchen“ murmelte Pit und rieb sich die Schweißtropfen aus der Stirn, was auch nicht wirklich viel brachte. Irgendwie mussten sie einen Ort finden der Größer war und wo sie nicht fast Hand in Hand mit der Lava spazieren gehen konnten. Ein wenig mehr Abstand würde sie definitiv etwas besser abkühlen.

Das hier war die Heimat der Phönixe, wahrscheinlich waren sie in einem der „Lüftungsschächte“ des Baus gelandet. Hoffentlich würde es sie bald zu einer der großen Höhlen führen, wenn sie dem Weg weiter folgten und sie sollten Recht behalten: Am Ende des Pfades wuchsen die Höhlen zu einem großen Raum zusammen, von dem wiederrum unzählige kleine, aber auch große Pfade abgingen.  Hier war es endlich groß genug für einen Feuervogel und tatsächlich konnten sie sich zumindest ein Stückweit abkühlen als sie sich von den Lavamassen entfernten.

Als sie das Ende erreichten sahen sie dass die Höhle vor ihnen abfiel, sie befanden sich ungefähr auf mittlerer Höhe des kompletten Raumes der sich vor ihnen erstreckte. Doch es war nicht das was sie ablenkte. Denn als sie in den großen Bereich sahen, entdeckten sie etwas das viel eher ihre Aufmerksamkeit benötigte: Ein riesiger Phönix lag inmitten des Raumes ausgestreckt. Er war mindestens genauso groß wie Raku’ul und er trug unzählige Ansammlungen an verschiedenstem Schmuck, von Goldketten, über Silberreifen und sogar Piercings. Das musste Reiku’zar sein!

Der Nachtmahr

„Wir müssen ihm helfen!“ Pit zögerte nicht lange und machte Anstalten direkt zu dem Phönix zu fliegen. Doch Pittoo packte ihn am Arm bevor der weiße Engel zu voreilig handeln konnte. „Warte. Denk daran wie dich der andere Vogel zugerichtet hat. Wir haben keine Ahnung ob er bei Sinnen ist“ Pittoos bedenken waren nicht so weit hergeholt. Zwar war die Chance das er aus dem gleichen Grund wie Raku’ul wild und unkontrollierbar war gering. Jedoch konnte der Angriff des Nachtmahrs den Phönix in eine ähnliche Rage versetzen. Wer wusste ob er in seiner schlechten Verfassung Freund von Feind unterscheiden konnte?

„Ich kann mich schmerzlich daran erinnern. Aber wir müssen ihm trotzdem helfen! Seine Lebensenergie ist so gering!“ Pit sah seinem Bruder direkt in die roten Augen und fixierte ihn mit purer Entschlossenheit. Pittoo erwiderte den Blick für eine kurze Zeit, dann klickte er mit der Zunge und sah zu den anderen beiden.

„Ist es sicher?“ die Frage war vor allen Dingen an Ifyr gestellt, der Elf konnte eine Lage relativ schnell einschätzen und er kannte sich mit den Wesen hier einfach besser aus. Der blonde Mann sah zu dem Phönix und betrachtete ihn eine kurze Weile. Das Tier machte keinerlei Anzeichen das es sie überhaupt bemerkte und seine Augen waren geschlossen, jedoch bewegte sich der mächtige Brustkorb langsam auf und ab.

Es war schwierig oder eher fast unmöglich sich mit dem Phönix zu unterhalten, seine Kraft war immer noch groß genug um alle magischen Annäherungsversuche abzublocken, er war ein ganz anderes Kaliber als das junge Tier draußen. Was noch ein anderes Problem barg.

„Ich denke es ist sicher, er ist zu schwach um uns etwas zu tun, selbst in unserer momentanen Verfassung. Aber wir haben ein anderes Problem, es wird schwierig sein eure Magie hier zu benutzen und dann auch noch auf den Phönix. Wir müssen uns etwas anderes überlegen und ich weiß auch schon was“ mit diesen Worten begann Ifyr die warme Wand herunter zu klettern um auf dem gleichen Grund zu stehen wo der Phönix lag.

Reiku’zar machte immer noch keine Anzeichen dass er sie bemerkte oder wieder zur Besinnung kam, während Ifyr um den mächtigen Körper herum schritt und irgendetwas auszumessen schien. Die Engel sahen sich kurz an, dann zuckten sie mit den Schultern und folgten dem Elf nach unten.

 „Was hast du vor?“ nun war es an Miriel die Frage zu stellen die sie alle beschäftigte. Ifyr hielt jedoch nicht inne um es ihr zu erklären, nicht sofort zumindest. Erst als er fertig war mit was auch immer er tat, sah er wieder auf und zu ihnen. Seine blauen Augen leuchteten, als hätte er eine Lösung gefunden.

„Ich weiß was wir tun. Ich denke es wird funktionieren. Wir müssen eine Runde auf den Boden malen und die Punkte miteinander verbinden. Jedoch werden wir Reiku’zar dafür etwas bewegen müssen. Sein Kopf muss Richtung Norden schauen, seine Flügel Richtung Nordosten und Nordwesten, seine Beine Richtung Südosten und Südwesten, sowie sein Schweif Richtung Süden. An diesen Punkten müssen wir Runen setzten und dann bohren wir am besten von Pit geschaffene Pfeile, die mit Heilmagie durchsetzt sind, in die Mitte der Runen.

Wenn alles richtig ist sollten sich die Punkte von selbst verbinden und einen heilenden Kreis direkt über Reiku’zar bilden“ ein Schmunzeln ging über Ifyrs Lippen, ihm schien seine Idee wirklich zu gefallen und sie war tatsächlich extrem gut!

„Das sollte klappen, mit einem lokalen Magiekreis sollte selbst ein magieresistentes Wesen ein wenig davon abbekommen. Dann machen wir es so, hoffentlich lässt sich Reiku’zar ohne Probleme bewegen“ erwiderte Miriel und äußerte ihre Bedenken. Doch das würden sie herausfinden müssen und so entschieden sie sich für die Idee.

Ifyr konzentrierte sich dabei die Runen auf den Boden zu zeichnen, wobei er Heilmagie benutzte und die Linien in einem hellen Blau leuchteten, während leichte Rauchschwaden hinauf stiegen. Die drei Engel machten sich gemeinsam daran den Vogel zu bewegen. Was leichter war als sie erwartete hätten, denn der Phönix leistete kaum Widerstand. Obwohl er sich nun tatsächlich anfing zu Bewegen und sogar die Augen öffnete. Doch er tat nichts gegen sie, sondern beobachtete nur was sie taten. So schafften sie es das Tier richtig auszulegen und als die Runen fertig waren, nahm Pit seinen Bogen, flog mit kräftigen Schlägen seiner Schwingen über den Phönix und begann Pfeile in die Runen zu schießen, jeder von ihnen traf sein Ziel genau ins Schwarze. Der kleine Engel war ein Meisterschütze.

„Klappt es?“ Pit steckte den Bogen wieder auf seinem Rücken und setzte zur Landung an, als er die Frage stellte und noch einmal zum Phönix sah. Es hatte sich nichts getan, obwohl die Pfeile an der richtigen Stelle saßen.

„Es wird klappen, nun konzentrier dich darauf dass du deine Pfeile mit der Heilmagie verbinden möchtest. Wie ein Zelt über dem Kopf des Phönix“ wies Ifyr den jungen Engel an, wobei er wieder seine strenge „Lehrerstimme“ benutzte. Pit nickte daraufhin, wohlwissend was der Elf meinte, dann drehte er sich zu dem Vogel um und konzentrierte sich auf einen Punkt direkt über ihm. Langsam lösten sich hellblaue Fäden von den Pfeilen und waberten wie an einem unsichtbaren Band hinauf und Richtung Mitte, zu dem Punkt auf den Pit sich so stark konzentrierte.

Die Fäden trafen sich und begannen sich ineinander zu verschlingen, den einzelnen Fäden folgten mehrere kleinere und bald schon entstand vor ihnen Augen ein Netz aus hellblauem Rauch das sich langsam über den Phönix legte und der gleiche Rauch begann sich auf dem Boden zu bilden und waberte um Reiku’zar herum.

Nun kam endlich Leben in den bis dahin so stummen Vogel, er hob den Kopf und atmete den Rauch tief in seine Lungen. Dabei veränderte er seine Position jedoch nicht, es schien fast so als genoss er was dort drinnen mit ihm geschah. Die Engel konnten nur raten wie sich Reiku’zar gerade fühlte, vielleicht war es wie ein Bad in der heißen Quelle für sie?

Einfach ein warmes, erfüllendes Gefühl das langsam aber sicher durch den ganzen Körper strömte und einen mit einer inneren Ruhe erfüllte. „Jetzt lasst uns etwas warten, mehr können wir ohne hin nicht tun“ mit diesen Worten setzte sich Ifyr auf den warmen Stein und lehnte sich gegen einen erhitzten Felsen. Hier drinnen war es nach wie vor brütend heiß, doch es ließ sich besser aushalten als in der engen Höhle in der sie beinahe gekocht wurden wie in einem Ofen. Der Ort hier glich eher einer Sauna, auch wenn es dafür eigentlich nicht feucht genug war.

„Okay!“ antwortete Pit als erstes und dann gesellten sich die drei Engel zu dem Elfen. Wobei sich alle Anwesenden bald schon anfingen soweit zu entkleiden wie es ihnen möglich war und Ifyr hielt sie bei Laune indem er für die fehlende Luftfeuchtigkeit sorgte und immer wieder Eis um sie herum erschuf welches schnell in der Hitze schmolz und verdampfte.

 

Es dauerte fast zwei Stunden, bis Reiku’zar sich endlich erhob. Der Phönix bewegte seine Schwingen und begann seinen Körper zu heben und die Beine darunter zu sortieren. Als sein Körper die Position verließ und seine Gliedmaßen nicht mehr auf die Runen zeigten, begann sich der heilende Kreis langsam aufzulösen. Der Rauch verschwand und auch die Fäden zogen sich bald schon zurück, bis sich die Runen auf dem Boden auflösten und nichts mehr zurück blieb außer den Pfeilen im Boden. Doch diese ließ Pit nun mit einem einzigen Gedanken verschwinden und schön verwandelten sie sich in blauen Rauch der verpuffte.

Sie waren alle gespannt und begannen sich langsam wieder anzuziehen, während sie den Phönix im Auge behielten. Niemand von ihnen wollte halbnackt kämpfen, falls es zu einem Kampf kam. Der Vogel ließ ihnen die Zeit die sie brauchten, da er selbst noch damit  beschäftigt war sich auf den Beinen zu halten. Er wirkte immer noch recht schwach.

Doch sobald er sich erholt hatte, war er es der den ersten Kontakt aufnahm bevor die Gruppe auf ihn zutrat. Der Vogel wandte ihnen seinen mächtigen Kopf zu und durchbohrte sie mit den grellen, gelben Augen. Dann hörten sie plötzlich die Stimme in ihrem Kopf: „Vielen Dank… Elf und… Wesen die nicht von dieser Welt stammen. Mein Name ist Reiku’zar, König der feurigen Phönixe und Herrscher über Eternos den flammenden Berg. Ich möchte euch meinen Dank aussprechen für meine Rettung, ich wüsste nicht ob ich ohne euch überlebt hätte.

Doch es ist selten dass sich jemand hierher verirrt, in die Bruststätte der Phönixe. Es ist ein gefährlicher Ort, heute umso mehr da um den Vulkan gekämpft wird. Also, was führt euch hierher? Jedoch macht bitte schnell, ich muss mein Volk beschützen“.

Die Stimme in ihren Köpfen war tief und majestätisch, für den ersten Moment verschlug es ihnen die Sprache, doch noch bevor Ifyr antworten konnte, tat es ein kleiner, vorlauter, weißer Engel: „Gern geschehen! Ich bin Pit, ein Engel und Diener der Göttin Lady Palutena und das sind Dark Pit mein Bruder, Miriel und Ifyr der Eiself. Wir sind eigentlich aufgrund eines Anliegens gekommen, doch wichtiger ist es nun das wir dir helfen den Nachtmahr aus deinem Hort zu vertreiben!“.

Wie immer kam Pit direkt zur Sache und hielt mit nichts hinterm Berg. Höfliche Zurückhaltung war für den weißen Engel eindeutig ein Fremdwort, doch niemand wunderte sich mehr darüber und nicht einmal Reiku’zar schien davon überrascht.

„Ein Engel also?“ der Blick des Phönix ging kurz zu Miriel, jedoch blieb er stumm und blickte wieder zurück zu Pit. „Ihr wollt uns helfen? Ich bin mir nicht sicher ob ihr das könnt. Ich weiß nicht wie stark ihr seid, auch wenn ihr mir geholfen habt. Ich möchte euch nicht in einen Kampf reinziehen der nicht eurer ist“ Reiku’zar schien bedenken zu haben. Phönixe waren eine stolze Rasse und es schien ihm nicht zu gefallen fremde Wesen in einen Kampf um seine Bruststätte hinein zu ziehen. Diesmal jedoch war es Ifyr der dem Phönix antwortete.

„Es tut mir Leid Reiku’zar, aber das ist auch unsere Angelegenheit. Denn unser Anliegen ist mit dem Nachtmahr verbunden. Die Flamme des Lebens in Phaendar verlöscht und sogar dein Bruder Raku’ul ist davon betroffen. Er ist wild und unberechenbar geworden und auch Phaendar fängt langsam an zu vergehen. Deswegen sind wir hierhergekommen, wir wollten dich darum bitten uns erneut einen kleinen Teil der Flamme zu überlassen.

Doch der Nachtmahr blockiert auch die Flamme und so müssen wir ebenso gegen ihn kämpfen wie ihr. Bitte erlaubt es uns euch erneut zu helfen. Wenn ihr alleine gegen das Tier antretet wird es große Verluste geben, doch wir beherrschen Eis- und Wassermagie, beides Formen die gut gegen unseren Feind sind“ der Elf  blickte den Vogel ernst an und Reiku’zar erwiderte seinen Blick.

Er überlegte einen kurzen Moment, doch am Ende sah er es ein. Es war tatsächlich besser wenn sie zusammen arbeiteten und somit den Nachtmahr schnell in seine Schranken wiesen. Außerdem hatten Ifyrs Worte viel Wahrheit und so senkte der König der Feuervögel langsam den Kopf: „In Ordnung. Deine Worte sind Weise und Wahr. Als guter König muss ich die Verluste so niedrig wie möglich halten und es ist wichtig dass wir unsere Brutstätte so schnell wie möglich befreien und unsere Jungtiere retten. Ich nehme eure Hilfe an und wegen eures Anliegens, wenn wir den Nachtmahr vertreiben oder töten können, dann werde ich euch einen kleinen Teil der Flamme geben.“

Das war sehr gut!

„Vielen Dank Reiku’zar“ Miriel lächelte den Vogel an und dieser neigte nur wieder kurz den Kopf, ehe er sich umdrehte und in eine bestimmte Richtung sah. „Wir müssen uns beeilen, ich werde euch den Weg zur Bruststätte zeigen. Die von euch die nicht fliegen können dürfen auf meine Füße klettern, der Rest folgt mir“ wies Reiku’zar sie dann an und wartete bis Miriel sich auf den einen Fuß und Ifyr auf den anderen begaben. Die beiden anderen Männer hingegen breiteten ihre Schwingen aus und waren mit wenigen Flügelschlägen in der Luft und warteten bis der Phönix abhob.

Dieser breitete die riesigen Schwingen aus und wirbelte mit einem einzigen Flügelschlag in die Luft. Daraufhin stieß er einen markerschütternden Schrei aus, der augenblicklich aus unzähligen anderen Kehlen erwidert wurde. Der König blies zum Kampf!

Dann setzte sich der Phönix in Bewegung und flog mit mächtigen Flügelschlägen durch das verzweigte Höhlensystem, immer weiter in eine Richtung. Bald schon schlossen weitere Vögel zu ihnen auf, alle sahen sie aus wie Miniaturversionen ihres Königs in unterschiedlichen Größen, doch keiner von ihnen übertraf Reiku’zar.

Sie flogen durch verschachtelte, breite Gänge, immer vorbei an schwarzen Wänden und Fällen aus Lava. Manchmal flogen die Vögel sogar durch die Ströme aus Magma hindurch und keinem von ihnen machte es etwas aus. Die Engel und Ifyr hingegen hatten erneut gegen die Hitze zu kämpfen. Je Näher sie der Bruststätte kamen, desto heißer wurde es.

Irgendwann erwischte Miriel die beiden Pits dabei wie sie immer dicht hinter den Phönixen flogen und scheinbar ganz heiß darauf waren den Wind der mächtigen Flügel abzubekommen. Zwar war auch dieser warm, jedoch nicht so brütend heiß wie die stehende Luft die sonst so herrschte.

Aber sie mussten durchhalten und leider wussten auch die Phönixe keine Idee wie sie sie abkühlen konnten.

„Haltet noch etwas durch, wenn wir in der Bruststätte angekommen sind können wir euch abkühlen“ versicherte Reiku’zar ihnen. Die Gruppe nickte und hoffte inständig dass sie bald ankamen und ihr Wunsch wurde erhört. Bald schon konnten sie ein helles orangenes Leuchten sehen das aus einer Höhle direkt vor ihnen zu kommen schien. Es war anders als das dunkle Licht der Magmafälle, es strahlte viel heller und als sie den Raum betraten prallten sie fast gegen eine Wand  aus Hitze.

Es war unerträglich und sie wussten auch wieso: Sie befanden sich im Herz des Vulkans.

Ein riesiger See aus Magma erstreckte sich vor ihnen und darüber befanden sich Unmengen von Plateaus an der kompletten Wand entlang bis hinaus in den Himmel den sie über sich sehen konnten. Auf diesen Felsvorsprüngen befanden sich Nester aus Phönixfedern mit orange leuchtenden Eiern in verschiedensten Größen darin. Auch kleine Küken saßen in den Nestern und begannen nach ihren Eltern zu Rufen als die Phönixe die Bruststätte betraten. 

Jedoch gab es weit weniger Rufe als es sein sollte, denn viele der Kleinen waren entweder Tod oder lagen im Sterben. Doch ansonsten war nichts Seltsames zu sehen. Einige der Vögel begaben sich augenblicklich zu ihren Nestern und begannen sich um ihre noch lebenden Küken zu kümmern. Andere Vögel flogen hinauf und begannen kühle Luft von oben in den Vulkan zu fächern und da merkte Miriel was Reiku’zar mit abkühlen meinte. Tatsächlich wurde es bald schon etwas erträglicher, auch wenn die kühle Luft es kaum bis hinab schaffte, sorgte das Tun der Vögel für eine angenehme Zirkulation.

Gerade wollte sie nach dem Nachtmahr fragen, als ein gellender Schrei den Vulkan zum erzittern brachte. Ein kreischender, grotesker laut der nicht von den Vögeln stammte. Dann hörte man plötzlich ein lautes Klackern, als würde etwas Hartes in einem bestimmten Rhythmus auf Stein treffen: Das Geräusch von Hufen.

Im nächsten Moment galoppierte ein Wesen aus einer der Höhlen über ihnen auf eines der Plateaus und sprang mit einem einzigen Satz in die Tiefe. Es landete auf dem Felsvorsprung vor Reiku’zar, sah dem Phönix direkt in die Augen und stieß erneut diesen Schrei aus. Ein Schrei der auf groteske Weise an das Wiehern eines Pferdes erinnerte.

Es forderte den König zu einem Kampf heraus: Der Nachtmahr.

 

Es war ein grotesk anzusehendes Wesen, welches tatsächlich an ein Pferd erinnerte. Jedoch an ein Pferd mit langen Reißzähnen, glühenden Augen und einem Körper der fast nur aus Muskeln bestand mit Löchern aus denen Flammen stoben. Es hatte weder Mähne noch Schweif, anstelle der Mähne befanden sich knöcherne, wirbelsäulenartige Auswüchse aus denen Flammen schossen und der Schweif endete in ähnlichen Auswüchsen die aus einem reptilienartigen Schwanz wuchsen.

Reiku’zar landete auf dem Plateau als der Nachtmahr ihn herausforderte, beugte seinen mächtigen Körper nach vorne und Stieß ebenfalls einen Schrei aus. Er nahm die Herausforderung an, denn nun war es an der Zeit Revanche zu nehmen.

Miriel und Ifyr sprangen direkt von den großen Klauen hinab und packten ihre Waffen, genauso wie die beiden Engel am Himmel. Die Gruppe sah sich an und nickte sich zu. Sie hatten vor dem Kampf schon besprochen wie sie gegen den Albtraum antreten würden. Doch nun mit Reiku’zar und den Phönixen würden sie sich nur noch an einen Teil des Plans halten können.

Reiku’zar gehörte die Ehre es mit dem Nachtmahr aufzunehmen, das war außer Frage. Jedoch würden sie ihn unterstützen, denn alleine hatte er nur wenige Chancen gegen den Flammenfresser. Ifyr würde sich darauf konzentrieren das Tier mit Eismagie in Schach zu halten, jedoch hatte er schon im Vorhinein gesagt dass er keine große Hilfe sein würde, da Eismagie in einem Vulkan extrem schwach wirkte. Selbst wenn er das Mana aus seinem eigenen Körper nahm.

Pit und Miriel hingegen würden den Vieh ordentlich einheizen oder eher, es abkühlen. Sie beherrschten beide Wassermagie welche sie auf den Nachtmahr anwenden mussten. Miriel würde größere Zauber bewirken, während Pit für Dauerfeuer mit Wasserpfeilen sorgte. Dark würde das Pferd dann sowohl mit Finsternismagie, als auch mit seiner Gedankenkontrolle bearbeiten und es daran hindern sich an den Kampf anzupassen.

Den Plan würden sie weiter befolgen, diesmal eben mit Reiku’zar in der Mitte als Hauptstreitkraft. „Okay, dann geht es los. Wie wir es gelernt haben!“ rief Ifyr zu den anderen drei und diese antworteten mit einem Nicken, dann wälzte sich der Phönix vorwärts indem er seinen mächtigen Körper einfach gnadenlos gegen das Pferd rammte.

Der Nachtmahr wieherte erneut und verlor für einen kurzen Moment das Gleichgewicht, ehe er sein mit Reißzähnen bewährtes Maul aufriss und die Fänge in den Federn und dem Fleisch des Phönixes vergrub. Blut quoll augenblicklich aus der Wunde und Reiku’zar schrie erneut, hackte jedoch direkt auf das Flammenpferd ein, während er wild mit den Flügel schlug und versuchte seinen Körper in die Luft zu heben.

Jedoch war er der Nachtmahr zu schwer und so kam er nur wenige Zentimeter vom Boden hoch, während das Monster die Hufe in den Boden grub und anfing den Kopf zu schütteln wie ein Hund der versuchte seine Beute zu zerfleischen.

„Jetzt!“ sie durften nicht länger warten und Ifyr gab das Signal. Dann schossen auch schon Pfeile aus Wasser, Sphären aus Finsternis und Eiszapfen durch die Luft und trafen das Pferd. Der Nachtmahr wurde von der Attacke überrascht und ließ kreischend von dem Phönix ab. Es wirbelte wütend herum, schüttelte seinen Körper und versuchte die Angriffe abprallen zu lassen. Als dies nicht wirkte wieherte es erneut und das Feuer loderte gen Himmel und umschlang seinen ganzen Körper.

Die Attacken aus Finsternis und Eis kamen nicht mehr durch, weswegen Ifyr und Pittoo ihre Angriffe direkt einstellten, sie durften keine unnötige Kraft verschwenden. Pits und Miriels Wasserpfeile kamen jedoch immer noch durch, was den Nachtmahr umso wütender werden ließ.

Diesmal brüllte es, dann hob es den Vorderkörper in die Luft, nur um mit den Hufen hart auf den Boden zu schlagen und eine Welle aus Feuer auf seine Angreifer zu wirbeln. Die Flammen schossen durch den Boden auf jeden einzelnen zu. Dabei rissen sie das Gestein auf und als sie ihre Gegner erreichten schoss ein Strahl aus Feuer und Lava aus dem Boden.

Die beiden Engel wichen in der Luft gekonnt aus, während Ifyr sich mit einer Barriere aus Eis schützte. Nur Miriel ging durch den Angriff des Nachtmahrs durch und nutzte es für einen Gegenangriff. Sie zerschnitt die Feuersäule mit einem Bogen aus Wasser, welches in ihrer Hand hart wie Titan und scharf wie eine Klinge wurde.

Dann löste sie das Wasser um ihren Bogen auf nur um die Kraft aus ihrem Inneren zu sammeln und aus dem Nichts schoss von unten eine hohe Welle nach oben und türmte sich über ihren Köpfen auf. Die Engel staunten nicht schlecht, das sie zu so einem Angriff in der Lage war und noch dazu an so einem Ort wo es absolut kein Wassermana gab. Doch Ifyr schien nicht überrascht über Miriels Kraft. Endlich konnte sie zeigen was sie vor 300 Jahren gelernt hatte.

Sie bewegte ihre Hände in einer schnellen Geste nach unten und schon brach der Tsunami über dem Kopf des Nachtmahrs zusammen. Der Schrei des Tieres war nur kurz zu hören, ehe es im Wasser versank.

Bevor die Welle hinab in den Lavastrom des Vulkans fließen konnte, verschwand genauso schnell wie sie gekommen war.

Der Nachtmahr befand sich nicht mehr auf derselben Stelle wie zuvor, er wurde von der Welle ein Stück mit gerissen und befand sich nun auf dem Plateau unter ihnen. Die Flammen auf seinem Körper waren fast gänzlichst erloschen und entblößten die pure Masse an Muskeln darunter.

Reiku’zar landete auf dem Plateau auf dem sich Miriel und Ifyr befanden und sah hinab zu dem Nachtmahr. Auch der Phönix hatte sich vor der Welle in die Luft gerettet. Sie hatten nicht vor das Pferd zu töten wenn es ihnen möglich war es zu vertreiben und so warteten sie ob es sich ergab.

Das verwundete Tier erhob sich schwerfällig auf seine Hufe. Die Augen funkelten wütend und es schnaubte unzufrieden, während es seine Feinde ansah. Geifer lief aus seinem Maul, doch es schwankte immer noch auch wenn es nun stand. Der Angriff hatte es ziemlich mitgenommen.

Aber es war noch nicht vorbei, es würde nicht aufgeben.

Bevor die Gruppe reagieren konnte, drehte sich der Nachtmahr mit einem Satz um und sprang hinab, mitten in die Lava. „Das ist schlecht“ zischte Ifyr, das Pferd würde die Lava nutzen um wieder zu Kräften zu kommen. „Miriel bringt dich in Sicherheit, du hast keine Kraft mehr um weiter zu machen! Pit und Dark Pit scannt den Bereich aus der Luft und schlagt zu sobald sich der Nachtmahr zeigt! Reiku’zar und ich werden versuchen es vom Boden aus anzugreifen!“ wies Ifyr sofort an. Er befürchtete dass der nächste Angriff nicht lange auf sich warten lassen würde.

Und er sollte Recht behalten.

Miriel wollte gerade dem Befehl nachgeben, da sie tatsächlich zu viel Kraft verwendet hatte, als das Pferd mit einem mächtigen Satz aus der Magma schoss. Tropfen aus flüssigem Feuer schossen durch die Luft und die leuchtende Lava floss von seinem mächtigen Körper herab, welcher nun wieder vollständig in Flammen gehüllt war. Sein Ziel war klar, es attackierte denjenigen der es am stärksten verletzt hatte und nun selbst am schwächsten war: Miriel.

„Ry! Vorsicht!“ Pittoos Ruf gellte durch den Vulkan und die junge Frau wirbelte herum. Sie hatte gerade den Bogen im Anschlag um sich dem Feind zu stellen, als der Nachtmahr schon direkt über ihr in der Luft war und drohte seine Fänge in ihr zu versenken.

Es kam ihr vor wie in Zeitlupe, als sich die Hufe senkten und das Maul mit den scharfen Reißzähnen immer näher kam, drohte sich in ihr Gesicht zu bohren.

Dann ging es plötzlich ganz schnell.

Sie sah nicht mehr als einen dunklen Schatten, der mit voller Wucht das Pferd in der Luft erwischte und sich mit grimmiger Wut in seine Seite bohrte. Ein Bild schoss in ihren Kopf, wie Pittoo die beiden Enden seines zu Doppelklingen geformten Bogens in die Seite des Nachtmahrs bohrte, während er das Tier im gleichen Moment durch seine pure Geschwindigkeit aus der Luft mitriss.

Miriel fiel nach hinten auf ihren Po, doch sie beobachtete die Szene die sich vor ihr Abspielte. Pittoo landete mit dem Nachtmahr auf dem harten Felsen des Plateaus und beide wurden von der Wucht des Aufpralls und der Geschwindigkeit mitgerissen. Sie flogen ein Stück über die Felsen, wobei ihre Körper unkontrolliert auf dem harten Stein aufschlugen.

Pittoo flog weiter als der Nachtmahr, fing seinen Sturz aber ab nachdem er ein Stück über den Fels geschlittert war und versuchte gerade auf die Beine zu kommen, als sich das Pferd erhob und schwer atmete. Die beiden Klingen ragten aus seiner Seite und Blut lief daran herab, nur um auf den Boden zu tropfen.

Es zögerte nicht und fixierte sofort Pittoo an, dann galoppierte es mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren los, während es sein Maul aufriss. Gerade als es Pittoo fast erreicht hatte und seine Zähne in den Engel graben konnte, kam der zweite Angriff aus der Luft, genauso schnell wie der des Engels zuvor.

Ein Schatten legte sich über die beiden Kämpfenden, dann schoss ein riesiger Schnabel herunter und packte den Hals des Nachtmahrs. Reiku’zar schloss seine kräftigen Kiefer, dann bohrte er seine beiden Klauen in den Rücken des Pferdes und riss es mit sich vom Plateau herunter. Doch diesmal war der Phönix nicht alleine. Auch wenn sich die Anderen erst nicht einmischen wollten, so hatten sie doch genug von dem Feind der ihre Jungtiere und ihre Freunde bedrohte.

Als Reiku’zar mit seiner Beute in Schnabel und Klauen durch die Luft trudelte, stürzten sich dutzende Phönixe ebenfalls auf den Nachtmahr. Mit Schnäbeln und Krallen hakten sie auf den Körper ein, bis Reiku’zar von seinem Feind abließ und den zerschunden Körper mit einem letzten Kraftakt gegen die Felswand des Vulkans schleuderte. Sodass er herab fiel und hart auf einem der Felsvorsprünge aufschlug.

Die Glieder des Nachtmahrs standen in grotesken, unnatürlichen Richtungen ab und das Leuchten war aus seinen Augen erloschen. Unzählige Wunden zierten den kräftigen Körper und Blut färbte die schwarzen Muskeln rot. Das Feuer war komplett verloschen und etwas das Aussah wie flüssiges Feuer lief aus den Löchern aus denen zuvor noch die Flammen gestoben waren.

Es brauchte nur einen Blick um zu wissen dass der Nachtmahr Tod war.

Niemand von ihnen bereute es, das Tier hatte sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben, sie hatten ihm die Chance zur Flucht gegeben. Doch damit war die Gefahr gebannt.

„Pittoo!“ Miriel sprang auf die Beine und rannte rüber zu dem schwarzen Engel, der sich nun wieder ganz aufrappelte. „Alles in Ordnung!?“ kam es nun auch besorgt von seinem Bruder, kurz darauf landete Pit neben Dark und versuchte ihm aufzuhelfen. Doch der schwarze Engel schlug die helfenden Hände von sich.

„Ja, alles in Ordnung. Sieht schlimmer aus als es ist“ knurrte Pittoo und rieb sich den geschundenen Arm der von dem Aufprall aufgerissen war. Er blutete, doch es schien die schlimmste Verletzung zu sein die er abbekommen hatte, ansonsten besaß er nur Schrammen, Risse und Kratzer. Seine Flügel hatten ein paar Federn gelassen, aber ansonsten schien er unversehrt.

„Gott sei Dank“ murmelte Miriel und lächelte den Schwarzhaarigen an, der ihre Worte nur mit einem Grummeln erwiderte, ehe er sich umdrehte und sich versicherte das keine Gefahr mehr drohte.

„Das war es dann wohl… elendes Mistvieh. Wenn es nicht schon Tod wäre würde ich es nochmal töten“ knurrte Pittoo und sowohl Miriel wie auch Pit lachten daraufhin. Sie bezweifelten das kein Stück~

Nun schloss auch Ifyr zu ihnen auf: „Alles in Ordnung?“. Er versicherte sich das es allen gut ging, während Pit direkt die Zeit nutzte und Pittoos Wunden heilte, auch wenn der schwarze Engel sich dagegen sträubte, am Ende hatte er keine Chance gegen seinen Bruder und musste sich dem Heilprozess ergeben.

Kurz darauf hörten sie Flügelschläge und schon landete Reiku’zar auf dem Felsplateau.

„Vielen Dank für eure Hilfe. Ich bin froh dass sich niemand ernsthaft verletzt habt. Ihr habt nicht nur uns gerettet, sondern auch unsere neue Generation. Hiermit gebe ich euch wofür ihr hergekommen seid. Ihr habt die Erlaubnis einen Teil der Flamme des Lebens an euch zu nehmen“, die Stimme des Phönix befand sich erneut in ihren Köpfen. Dann drehte sich der große Vogel herum und breitete die Schwingen aus.

Kurz darauf stieg etwas aus der Lavamasse am Boden des Vulkans hervor. Es leuchtete unglaublich hell und rein, weiße Flammen zuckten um die lodernde Mitte aus flüssigem Gold. Als es auf ihrer Höhe war, löste sich ein kleiner Teil aus der flüssigen Mitte und flog direkt auf Ifyr zu, welcher die Flamme an sich nahm. Sie schien nicht heiß zu sein, da der Elf das flüssige Feuer direkt in seiner Hand hielt. Weiße Flammen loderten auch um diesen Teil und der blonde Elf lächelte verzückt.

„Vielen Dank Reiku’zar… wir haben jedoch noch etwas für euch. Wir hatten geplant es gegen die Flamme zu tauschen, doch nun bekommt ihr es aus Dank für eure Großzügigkeit und eure Hilfe“, als Ifyr diese Worte sagte trat nun Miriel vor und enthüllte was sich die ganze Zeit in einem Tuch um ihre Hüfte befunden hatte: den Fußreif der Königin.

Der Phönix konnte einen hellen Ausruf der Freude nicht unterdrücken, als er den Reif aus purem Eis sah. „Ich habe euch ebenfalls zu danken, dies ist ein wirklich großzügiges Geschenk“ bedankte sich nun auch der König der Feuervögel, während Miriel ihm den Reif um eines seiner dunkelroten, mächtigen Beine legte.

Die Gruppe blieb noch eine kurze Zeit bei den Phönixen und bekam sogar die Erlaubnis ein paar der kleinen, flauschigen, feuerfarbenen Küken zu streicheln. Doch bald schon entschlossen sie sich das es Zeit war wieder aufzubrechen. Phaendar brauchte die Flamme.

Reiku’zar bot ihnen an sie hinaus zu begleiten und sie zu ihren Drilaren zu bringen, was die Vier nicht ablehnten und so flogen sie bald schon auf dem Rücken des mächtigen Phönix über den Vulkan.

Ein letztes Hindernis

Sie flogen nicht lange auf Reiku’zars Rücken. Denn schon bald hatten sie den Platz erreicht wo sie die Wyvern zurück gelassen hatten und der Phönix setzte sie wieder ab. Sie verabschiedeten sich von ihm und sahen zu wie er davon flog.

„Wir sind so nah an dem ersten Punkt unseres Ziels… ich… irgendwie fühlt es sich seltsam an“ Miriel wusste nicht genau wie sie es beschreiben sollte. Sie wandte sich zu ihrem Drilar herum und strich dem Wyvern über die kühle, blaue Schnauze.

„Wieso?“ Pit sah fragend zu der jungen Frau, doch es war Dark der die Antwort wusste: „Weil du nie erwartest hast das es klappt? Du bist so lange hier das du jegliche Hoffnung auf eine Rückkehr aufgegeben hast“.

Miriel drehte sich bei den Worten des schwarzen Engels zu den beiden Brüdern um. Doch sie blickte nur in diese kühlen, roten Augen. Es schien ihm nicht zu gefallen das sie so dachte, hatte er Angst das sie es sich am Ende anders überlegen würde und hier blieb? Dass sie das was sich zwischen ihnen aufbaute zerstörte noch bevor es die ersten Wurzeln zog?

„Ja… ich meine ich habe nie einen Weg zurück gefunden und nun wollt ihr mir sagen das die Lösung so nah war und ich einfach nur zu doof war jemanden zu fragen? Ich bin mit auf diese Reise gekommen, aber ich hab nie wirklich gedacht dass wir es tatsächlich schaffen, ich bin davon ausgegangen das es nicht wahr ist“ doch sogar die Elfen sprachen davon das es das Herz des weißen Phönix wirklich gab und nun waren sie kurz davor es wirklich zu erlangen. Bekam sie nun Angst? Sie wusste es selbst nicht genau, doch sie fühlte sich auf einmal unwohl.

„Du bist also mitgekommen und hast diese Gefahren auf dich genommen mit dem Gedanken dass wir sowieso nichts finden? Wieso? Hast du gehofft wir würden dann mit dir hier bleiben?“ Darks Stimme war dunkel, sie konnte den Zorn heraus hören. Doch verurteilen konnte sie ihn dafür nicht. Selbst Pit schien von dem was sie sagte alles andere als begeistert.

„Nein! Ich meine es ist meine Heimat ja, aber es ist weder eure Welt noch eure Heimat. Ich weiß dass ihr zurück wollt und für euch hoffe ich dass es funktioniert. Nur… es hat einen bitteren Nachgeschmack für mich. Alles was ich hier erlebt und durchgemacht habe… ich hätte dem einfach entkommen können.

Ab einem gewissen Punkt war mir Scheiß egal was eure Götter wollen, zur Not hätte ich mich gegen sie gestellt, ich hab versucht nach Hause zurück zu kehren aber… ich hatte diese Option hier nicht. Ich weiß nicht wieso, aber es gab sie damals nicht oder ich habe sie nie gefunden und nun, nun soll eine Lösung so einfach zu erreichen sein?

Jetzt… jetzt wo ich nicht mehr zurück will.“ Sie fühlte wie sich ihre Finger zu Fäusten krümmten und sie wusste dass die beiden Engel diese Worte nicht hören wollten.

„Also willst du doch nicht mit? Du hast gesagt das du es dir überlegst… ist das deine Entscheidung?“ Pittoo wusste nicht was er davon halten sollte. Er fühlte Wut und Düsternis, aber… auch etwas anderes, etwas dass ihm irgendwie Kehle zuschnürte. Pit hingegen wusste nicht was er sagen sollte, was selten genug für ihn war, er konnte sie irgendwo verstehen.

„Ja das ist sie. Ich meine, du sagtest eben wie abwegig es von mir ist zu denken ihr würdet hier bleiben wollen. Ihr setzt euer Leben aufs Spiel um nach Hause zurück zu kehren… aber ich, ich bin zu Hause. Wenn ich mit euch mit komme… dann bin ich in der gleichen Situation wie ihr jetzt, heraus gerissen aus meiner Welt und meiner Heimat“ es tat auch ihr Weh, doch so war es nun mal. Sie konnten genauso wenig von ihr Verlangen ihrem Zuhause den Rücken zu kehren, wie sie von ihnen. Diese Entscheidung war auch der Grund, wieso sie irgendwie versuchte Dark Pit auf Abstand zu halten, so sehr es sie auch schmerzte. Es war besser so…

„Nur das das hier nicht deine Welt ist“ diesmal war die Stimme des schwarzen Engels nicht mehr als ein Knurren und sie sah wie seine roten Augen gefährlich funkelten. Doch diesmal würde sie keinen Rückzieher machen, egal was er ihr entgegen warf. Doch es war Pit der diesmal einschritt: „Pittoo hör auf! Es ist doch egal aus welcher Welt sie kommt! Eine Heimat entscheidet nicht woher du kommst oder wo du aufwächst, entscheidend ist ob du es als Heimat ansiehst oder nicht. Du kannst sie nicht zwingen mit zu kommen!“.

Der weiße Engel sah seinen Bruder streng an, doch genau das war zu viel für seine dunkle Hälfte. „Halt dich da raus! Denkst du das weiß ich nicht!? Halt einfach dein Maul Pit!“ bevor Pit reagieren konnte, wirbelte Dark herum und schlug seinem Bruder mitten ins Gesicht. „Narg!“ der weiße Engel hielt instinktiv seine Nase, als er zu Boden ging und auf seinen Hintern fiel. „Was sollte das den!?“ er hob den Kopf und funkelte seinen Bruder wütend an, während ein kleines Rinnsal von karmesinrotem Blut aus seiner Nase ran.

Dark zischte ihm nur dunkel entgegen, ehe er sich auf seinen Wyvern schwang und dem Tier mit Gedankenkontrolle befahl abzuheben und davon zu fliegen. „Pittoo!“ Pits Ruf war vergebens, sie wussten alle das der schwarze Engel nun eine Weile weg bleiben würde.

Miriel seufzte leise und ging zu dem verletzten Mann, sie ließ sich neben ihm auf die Knie nieder und heilte die Verletzung seiner Nase. „Danke…“ murmelte Pit daraufhin. „Ich hab keine Ahnung was mit ihm los ist…“ seine blauen Augen bohrten sich in Miris Rote und es tat ihr Leid das sie ihm nicht sagen konnte wieso Pittoo so ausgerastet war. Leider war der kleine Engel wohl zu naiv um es selbst zu verstehen, trotz seines Alters.

Ifyr hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten, dieser Streit war nicht seiner gewesen und er mischte sich nicht in private Angelegenheiten ein, doch nun trat er vor: „Miriel… diese Option gab es damals tatsächlich nicht. Du hättest nicht einfach in deine Welt zurückkehren können, selbst eure Möglichkeit ist nicht mehr als ein Mythos. Keiner weiß ob er stimmt, auch wenn man in diesem Land grundsätzlich erst mal jeden Mythos glaubt, heißt es noch lange nicht das er wirklich wahr ist“.

Die junge Frau sah zu dem Elf hoch, ehe sie von Pit abließ als sie merkte dass die Wunde verheilt war, auch der weiße Engel sah zu dem Elfen. Also hieß es dass es nach wie vor ungewiss war ob es klappte?

„Aber mein Fluch wurde wahr…“ Miriel biss sich auf die Zähne bei den Worten, doch Ifyr schüttelte nur den Kopf, was sie verwunderte. „Nein… ich zumindest denke nicht das er wahr war. Es hieße du würdest die Welt zerstören. Auch wenn viele denken das die Sache mit dem Schattendrachen genau diese Vorhersage ist, versteh ich unter Welten zerstören doch etwas ganz anderes als nur ein Stück Landmasse zu versenken. Diese Welt gibt es nach wie vor noch und eine einzige Person wird daran nichts ändern“ Ifyr war tatsächlich fest davon überzeugt, sie konnte es in seiner Stimme und seinem Blick sehen.

„Jeder sieht es anders denke ich und was meintest du damit das es diese Option damals noch nicht gab?“ ihr Blick wurde schärfer, doch Ifyr gab ihr die Antwort: „Der Dämonendrache… er war ebenfalls nur ein Mythos, bis du ihn erweckt und mit ihm gekämpft hast. Man kannte die Sage dieses Rituals, doch niemand kannte einen Dämonendrachen und das Buch über das Ritual selbst ist bis heute noch verschollen. Nachdem du wieder du selbst warst, hat Shaoha die Legende vor dir geheim gehalten. Wieso das weiß ich nicht, das müsstest du sie selbst fragen“ damit endete der Eiself und Miriel musste das gesagte erst einmal verdauen.

„Ich… muss sie nicht fragen, ich weiß wieso. Sie wollte das ich mich in dieser Welt einlebe, sie glaubte nicht daran das ich es in meinem Zustand noch schaffen konnte und… ich muss ihr Recht geben. Hätte sie es mir erzählt hätte ich jegliche Vorsicht fahren lassen und mich alleine auf die Suche nach den Gegenständen gemacht… und ich wäre dabei gestorben. Ohne euch wäre ich nicht da wo ich jetzt stehe, ich wäre schon viel früher umgekommen, die Reise ist zu gefährlich alleine. Deswegen hat Shaoha es erst erzählt, als Pittoo ebenfalls hier gestrandet ist, sie wusste das sie es nicht mehr geheim halten konnte wenn sie nicht noch eine Seele zu einem Leben in einer ihr fremden Welt verdonnern wollte und… sie hoffte das wir diese Reise überstehen.“ Sie war sich sehr sicher das genau dies Shaohas Grund gewesen war. Ihre Mutter war eine sehr rationale und vorsichtige Person, sie hätte es sich nie verziehen wenn sie sie unnötig in Gefahr gebracht hätte, vor allem wenn sie wusste dass es ihren sicheren Tod bedeutet hätte.

„Miriel…“ sie hatte gar nicht bemerkt wie Pit aufgestanden und zu ihr gekommen war, doch plötzlich spürte sie wie die starken Arme des Engels sich um sie legten, als er sie in eine Umarmung zog. Ein sanftes Lächeln zog sich über ihre Lippen und sie legte ihre Hände auf seinen Rücken. Pit war so unglaublich lieb, doch genau jetzt schätzte sie das noch mehr, eine Umarmung konnte sie wirklich gut gebrauchen.

„Danke Pit… mir geht es schon besser. Vielleicht überlege ich es mir ja wirklich nochmal anders wenn es soweit ist, aber ich werde euch auf jeden Fall weiter begleiten und euch helfen zurück nach Hause zu kommen. Und wegen Pito… mach dir keinen Kopf, ich weiß wieso er sich so verhält und ich kann es gut verstehen. Er wird wieder zurück kommen, lassen wir ihm die Zeit die er brauch und machen uns schon mal auf den Rückweg, ich bin mir sicher das er ebenfalls aufgebrochen ist und zurück nach Phaendar fliegt“ es war die einzig logische Möglichkeit, wieso sollte er irgendwo hinfliegen wenn er wusste das sie zurück mussten?

Pit löste die Umarmung, sah sie an und nickte dann. „In Ordnung. Dann lass uns zurück fliegen. Wir müssen die Flamme auch zurück bringen“ stimmte der weiße Engel am Ende zu und so schwangen sich alle wieder auf die Drilare und waren innerhalb von Sekunden in der Luft. Sie flogen die gleiche Strecke in die auch Pittoo davon geflogen war, also war es ziemlich sicher dass er sich ebenfalls auf dem Rückweg befand.

 

Nach dem zweiten Tag stieß der schwarze Engel dann tatsächlich auch endlich wieder zu ihnen. Jedoch war er nach wie vor ziemlich grantig und widmete Miriel keinen Blick. Es war schmerzhaft für die junge Frau, doch sie ertrug es, sie kannte ihn ja und hatte damit gerechnet. Er war unglaublich nachtragend und in einer solchen Sache wohl noch mehr.

So konzentrierten sie sich weiterhin auf den Heimflug. Dieser verlief auch ohne Zwischenfälle, bis auf die letzte Etappe.

Sie flogen gerade über die schneebedeckten Berge, mit der Flamme im Schlepptau, als ein nur zu bekannter Ruf von den Felsen wiederhallte. „Raku’ul!“ rief Pit direkt den anderen zu und sie alle wussten das es stimmte. Der Schrei war eindeutig vom Phönix.

„Bleibt zusammen! Wir haben die Flamme und mir kann Raku’ul kaum etwas anhaben mit seiner Eismagie. Die Wyvern sind zudem schneller, wir müssten ihm zur Not also davon fliegen können!“ Ifyr sendete diese Worte in ihren Köpfen, dies war einfacher und ihm machte die Magieblockade des Eisphönix nicht so viel aus wie den anderen, er war sie gewöhnt und wusste wie er sie ertragen konnte.

Die drei Engel folgten Ifyrs Worte und flogen näher an seinen Greif Helce heran. Der Eiself nahm zusätzlich die Flamme hervor, in seiner Hand war sie um einiges Kleiner als im Vulkan, sie schien ihre Form zu verändern je nachdem wo sie war?

Erneut erscholl der Schrei und dann löste sich ein dunkler Schatten vom weißen Schnee am Berg vor ihnen. Blaue Federn glitzerten in der Sonne und das Tier sah direkt zu ihnen. Es senkte den Kopf etwas und begann die Flügel auszubreiten, dann Schrie Raku‘ul erneut diesen schrillen Ruf und schwang sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft.

„Er kommt. Bleibt bei mir, ich regele das!“ wies Ifyr die Engel an und sie nickten, sahen jedoch angespannt dem Phönix entgegen, der sich ihnen nun immer schneller näherte. Zusätzlich flogen sie in seine Richtung und somit war es nur eine Frage der Zeit bis sie ineinander prallten. Selbst die Wyvern schienen nun langsam nervös zu werden, doch Pittoo nutzte sofort seine Fähigkeit um sie ruhig zu halten.

 Dann hatte der Phönix sie erreicht, er hielt in der Luft an und begann sich vor ihnen aufzubauen. Doch Ifyr sah ihm einfach nur eisig in die leuchtenden Augen und hielt die Flamme in die Richtung des Phönix. Sie spiegelte sich in Raku’uls blick und die Augen des Vogels weiteten sich, dann brach er den Blickkontakt ab und ließ einen Ruf erklingen der irgendwie verwirrt und schmerzverzerrt klang.

Raku’ul brach seinen Angriff ab den er auf sie starten wollte und begann unkoordiniert mit den Flügeln zu schlagen, ehe er anfing seinen Kopf von einer auf die andere Seite zu werfen. Es wirkte so als würde er mit etwas in sich kämpfen und er verlor das Interesse an ihnen, während er langsam zu Boden glitt und anfing in die Luft zu schnappen.

„Ist alles okay mit ihm?“ Pit klang besorgt und sah zu dem Phönix hinab. „Ja, die Flamme ist nur unangenehm für seinen wilden Geist. Sein Bewusstsein versucht sich nun langsam wieder nach oben zu bahnen. Raku’ul ist genauso zu rationalen Gedanken fähig wie Reiku’zar. Doch er hat schon sehr lange nicht mehr gesprochen. Der verlust seiner Stimme war wohl das erste Anzeichen dafür das die Flamme schwächer wird. Beim nächsten Mal wissen wir dann bescheid und ich hoffe Königin Endria oder vielleicht bis dahin auch schon Königin Eleortha senden früh genug ein Trupp um sich eine neue Flamme zu beschaffen“, erklärte Ifyr den Engeln dann und sie nickten. Es wäre wohl das Beste früh genug zu handeln. Bevor es fast zu spät war wie jetzt.

Sie warfen noch einen letzten Blick auf den Vogel, dann flogen sie weiter, immer Phaendar entgegen.

 

Sie erreichten die Stadt als es Dämmerte. Weiß hoben sich die Häuser hervor und bunt die Bäume. Die Gruppe konnte die Wärme spüren die sich ihnen entgegen reckte, auch wenn sie nicht froren durch die Runen, war es doch ein angenehmes und willkommenes Gefühl wieder zurück zu sein.

Nun waren sie der ersten Etappe ihres Zieles näher als je zuvor.

„Landet ihr schon mal bei den Stallungen und gebt die Wyvern ab. Ich platziere die Flamme auf dem Schloss, wir treffen uns dann unten am Eingang. Die Königin wird uns diesmal sicher direkt empfangen“ wies Ifyr die Engel an, ehe er Helce in Richtung der Flamme auf dem Turm des Schlosses lenkte. Die Engel sahen ihm kurz nach und beobachteten, wie er die Flamme in seiner Hand zu der Flamme im Turm hinzugab. Fast augenblicklich begann diese heller zu leuchten als je zuvor und erstrahlte in vollem Glanz. Die Wärme in Phaendar nahm innerhalb von Sekunden immer weiter zu und fühlte sich bald schon an wie ein warmer Sommertag.

Miriel sah hinab und konnte sogar sehen wie die Eiselfen langsam aus ihren Häusern kamen. Sie sahen hinauf zum Schloss und zu der Flamme, dann begannen sie zu lachen und manche sogar zu jubeln. So viel Freude war untypisch für die Elfen, doch sie wussten dass sie gerettet waren und das erwärmte sogar ihre kalten Herzen und erfüllte sie mit Freude.

Wer weiß, vielleicht war der kalte Charakter der Elfen ebenfalls auf das Schwächeln der Flamme zurück zu führen. Es war schön zu sehen wie Phaendar langsam wieder aufblühte, auch wenn es noch einige Zeit dauern würde bis es sich komplett erholt hatte.

Wie lange es wohl dauern würde bis Raku’ul wieder normal war? Sie würden warten müssen bis sich der Phönix beruhigt hatte um seinen Hort betreten zu können.

„Wir sollten die Wyvern wegbringen“ Pittoo unterbrach das Staunen der beiden Anderen und riss sie aus ihren Gedanken. „Uhm, stimmt!“ stimmte Pit dann zu und Miriel nickte. „Dann kommt“ damit flog der schwarze Engel ihnen davon und die beiden setzten ihm mit ihren Wyvern nach.

Sie brauchten nur wenige Sekunden bis sie die Stallungen erreicht hatten und die Drilare begannen von selbst ihren Landeanflug. Sie wussten nur zu sehr dass sie nun wieder eine kleine Pause bekamen, nach dieser langen Reise. Außerdem eine ordentliche Portion futter und fleißige Bürsten die ihre Schuppen wieder auf Hochglanz polierten.

Die Wyvern landeten gekonnt auf ihrer Plattform und liefen dann auf den beiden kräftigen Beinen hinein, bis sie bei ihrem Teil der Stallung angekommen waren. Dort ließen sich die Engel von ihren Rücken gleiten und sofort nahmen ein paar Stallburschen sich ihrer an. Sie brauchten nichts sagen, denn die Elfen begannen sofort die Wyvern zu versorgen und gaben ihnen ihre Ausrüstung zurück.

„Danke sehr, könntet ihr die Ausrüstung vielleicht zu den Pferden bringen die mit uns kamen? Wir müssen zur Königin“ bat Miriel die Stallburschen und die Elfen verstanden sofort. Sie hielten die kleine Gruppe nicht weiter auf und versicherten ihnen dass sie die Ausrüstung sicher zu den Pferden bringen würden. Daraufhin konnten die Engel den Stall recht schnell verlassen und machten sich auf direktem Weg zum Schloss.

 

Sie trafen Ifyr tatsächlich vor dem Schloss wieder, aber auch nicht nur ihn. „Eleortha!“ rief Pit sofort fröhlich, als er die junge Prinzessin entdeckte, welche ihnen zuwunk. Miriel erwiderte die Geste, nur Pittoo schien nach wie vor zu grantig um etwas zu sagen. Doch die junge Elfe schien da einfach drüber hinweg zu sehen.

„Hey Pit! Und die anderen~ Ich bin froh zu sehen das es euch gut geht und das ihr es tatsächlich geschafft habt die Flamme zu besorgen. Es ist wundervoll zu sehen wie sie wieder aufblüht und Phaendar in altem Glanz erstrahlen lässt. Ich würde nur zu gerne hören wie es gelaufen ist. Doch ich denke ich kann noch warten bis ihr Mutter Bericht erstattet. Sie wird mit Sicherheit auch hören wollen wie es verlaufen ist“ grüßte Eleortha die Engel dann, als sie endlich zu ihr aufgeholt hatten.

„Mit Sicherheit. Wir werden alles erzählen, einfach war es nicht aber wir haben gut zusammen gearbeitet“ antwortete Miriel auf Eleorthas Worte.

„Sehr schön, also das ihr es trotzdem unverletzt geschafft habt. Oder zumindest mit nur ein paar Schrammen. Dann last uns hineingehen, meine Mutter wartet schon“ die Prinzessin warf ihnen ein kurzes Lächeln zu und die Engel nickten, daraufhin begab sich die Gruppe ins Schloss. Erneut folgten sie dem Weg den sie zuvor schon gegangen waren und liefen durch den langen Gang, bis sie beim Thronsaal ankamen und eintraten.

Königin Endria erwartete sie tatsächlich schon, doch diesmal hieß sie sie direkt mit einem herzhaften Lächeln willkommen. Ihre Tochter nahm sofort die Treppen und umarmte ihre Mutter kurz, es war schön zu sehen wie sehr sie sich darüber freuten dass ihre Stadt gerettet war. Doch wer konnte ihnen das verübeln? Es war ihre Heimat deren Existenz auf dem Spiel stand und sie in die Hände Fremder Wesen zu legen war der Königin mit Sicherheit nicht leicht gefallen.

„Vielen Dank für eure Hilfe, ich stehe tief in eurer Schuld und werde euch nun auch mit allen mir verfügbaren Mitteln helfen dass ihr das Herz des Phönix erhaltet. Jedoch werden wir uns noch ein paar Tage gedulden müssen, bis sich Raku’ul von seinem Wahn erholt hat. Ihr könnt bis dahin im Schloss wohnen“ begrüßte Endria sie nun, nachdem ihre Tochter sich wieder neben sie gestellt hatte.

„Wir werden euch benachrichtigen sobald Raku’ul bereit ist euch zu empfangen und Eleortha wird euch begleiten um sicher zu gehen das ihr den Hort betreten könnt. Doch nun, erzählt was geschehen ist“ die Königin lehnte sich ein wenig vor und schien neugierig.

Die Gruppe verbeugte sich, bevor Ifyr das Wort erhob: „Vielen Dank ihre Majestät. Wir haben die Flamme sicher zurück gebracht und mussten mit Reiku’zar zusammenarbeiten um einen Nachtmahr zu besiegen der sich in der Bruststätte der Phönixe eingenistet hatte“, begann Ifyr dann und erzählte was ihnen vorgefallen war im Detail.

 Die Königin hörte seiner Erzählung aufmerksam zu, wobei Ifyr den Streit nach dem Kampf zum Glück nicht erwähnte. Er war wohl ähnlicher Meinung wie die Engel, das war etwas Privates und würde privat geregelt werden müssen. Niemand sonst sollte wissen was zwischen ihnen vorfiel.

Als der Eiself dann seine Erzählung beendete, nickte Königin Endria. „Da habt ihr doch einiges durchgemacht. Erholt euch nun von den Strapazen, neben der heißen Quelle im Berg besitzt auch das Schloss eine solche. Dann müsst ihr nicht so weit reisen und könnt direkt hier eure Wunden heilen. Ich werde den Koch veranlassen Speisen zuzubereiten, ihr werdet erfahren wann sie fertig sind und jemand meines Hofstaates wird euch zum Speisesaal führen. Etwaige Ausrüstung werde ich natürlich ebenfalls aus der Stallung bringen lassen damit ihr euch hier in Ruhe einfinden könnt für die Wartezeit die ihr nun noch hinter euch bringen müsst.

Eleortha, ich weiß das du gerne Zeit mit ihnen verbringst, wärest du bereit ihnen ihre Zimmer zu zeigen?“ mit der letzten Frage sah die Königin zu ihrer Tochter hoch, welche ihr ein Lächeln schenkte und nickte. „Natürlich Mutter!“ damit zögerte sie gar nicht lange und nahm direkt die Treppen mit einem Sprung um wieder bei den Engeln sein zu können.

„Ich denke dann solltet ihr euch nun ausruhen. Ich zeige euch die Zimmer und wie wäre es danach mit einem schönen, heißen Bad?“ fragte Eleortha mit einem Grinsen und natürlich gab es niemanden der ihr da Wiedersprach. „Ja! Ich bin dafür!“ rief Pit sofort und das überraschte nun wirklich niemanden. Die beiden anderen Engel stimmten ebenfalls mit ein und scheinbar entschied sich auch Dark nun dazu wieder ein wenig mit ihnen zusammen zu sein, nachdem er die ganze Zeit so distanziert gewesen war. Selbst Ifyr entschied sich mit ihnen zu kommen und so verabschiedete sich die Gruppe bei der Königin, welche sie damit auch entließ.

Sie folgten Eleortha durch die Gänge des Schlosses zu ihrem Zimmer. Pit schien schon nach der 3ten Biegung die Orientierung verloren zu haben, doch Dark und Miriel hatte damit zum Glück etwas weniger Probleme und würden sich hoffentlich schnell zurecht finden, dann konnten sie auch dem weißen Engel helfen, damit er sich hier nicht zu sehr verirrte.

Als sie am Zimmer ankamen öffnete Eleortha die Tür und ließ sie hindurch.

„Wow… das sieht toll aus hier“ Pit staunte nicht schlecht und sah sich um. Es war eigentlich nicht nur ein Zimmer, es war ein kleines Apartment. Sie hatten sogar jeder einen kleinen Schlafplatz für sich der vom Rest des Zimmers abgeschottet war durch dünne Trennwände aus weißem Stoff mir Schneeverzierungen.

Der Raum selbst war hell in weißen, hellblauen und sogar goldenen Tönen gehalten mit entsprechenden Teppichen auf dem Boden. Er wirkte überhaupt nicht kalt wie der Thronsaal sondern eher verzaubert. Die Betten waren groß und es gab drei, Ifyr schlief schließlich nicht hier sondern nur die drei Engel. Aber er kam mit ins Bad, weswegen er noch bei ihnen blieb während sie das Zimmer bestaunten.

„Es ist warm… wärmer als es ein sollte zumindest“ stellte Dark Pit fest, nachdem er sich etwas im Zimmer umgesehen hatte und dann seinen Schal auf einem der drei identischen Betten legte. Sie waren alle mit Stoffen in hellen Tönen bezogen, die gleichen Töne die auch den Raum zierten und mit verschnörkelten, aufgestickten Blumen und Schneeflocken.

„Ja, das liegt daran das dieses Zimmer in der Nähe der heißen Quelle liegt. Die Wärme strahlt bis hierher aus. Es ist angenehm, aber nicht feucht, also könnt ihr beruhigt hier schlafen“ erklärte Eleortha dann und Dark nickte. Auch Pit und Miriel suchten sich eines der Betten für sich aus und verließen ihre kleine Schlafnische dann um wieder im Zimmer zu stehen.

„Es ist super hier~ Aber auf was warten wir noch? Lasst uns baden gehen~“ Miriel grinste die anderen an und Pit war sofort lautstark mit dabei. Eleortha lachte und damit machte sich die Gruppe auf zur heißen Quelle.

Als sie dort ankamen zogen sie sich direkt in den Umkleiden um, ehe sie Handtücher um ihre Körper zogen. Erst zögerte Miriel doch Eleortha überredete sie dazu dass es besser war so in die Quelle zu steigen als mit Top und Shorts. Sie gab ihr dann sogar eine silberne Spange die sie ins Handtuch stecken konnte und die es zusammenhielt ohne das sie Angst haben musste das es sich plötzlich öffnete.

Danach verließen die beiden Frauen die Umkleide und traten hinaus in die Quelle. Sie war wie der Rest des Schlosses wunderschön. Das goldene Wasser spiegelte sich auf dem weißen Stein und ließ den ganzen Raum golden Strahlen. Wände aus undurchsichtigem Eis das nicht zu schmelzen schien hielt ungewollte Blicke ab und frische Luft, sowie Licht drang durch das offene Dach.

Die Quelle war ein rechteckiges Becken in der Mitte des Raumes und wurde von weißen, verzierten Säulen umrahmt. Alles wirkte ein wenig wie eine griechische Therme und das war das erste Mal, das etwas in Andrakha sie an ihre alte Heimat, an Skyworld erinnerte.

Doch Miriel schien nicht die einzige zu sein die so dachte. Als Pit mit den anderen aus der Männerumkleide kam, quietschte er sofort auf vor Freude und rannte zum goldenen Wasser, um dort auf die Knie zu gehen und das Wasser durch seine Hand rinnen zu lassen.

„Es sieht aus wie zu Hause!“ rief er freudig und lachte die anderen an. Auch die Männer waren in nicht mehr als Handtüchern die ebenfalls von silbernen Spangen gehalten wurden. Miriel betrachtete sie kurz doch den Anblick kannte sie schon zu gut. Höchstens Ifyrs Freizügigkeit war neu für sie. Doch auch der Elf schien beim Baden eine Ausnahme zu machen.

Doch Miriel fühlte Blicke auf sich, oder eher einen durchdringenden Blick und als sie zur Seite sah trafen sich ihre roten Augen. Pittoo sah sie an und musterte sie total unverblümt, was Miriel schon fast unangenehm war. Die ganze Zeit war er sauer auf sie gewesen und nun konnte er den Blick nicht von ihr lösen? Er sollte sich mal entscheiden!

„Gehen wir ins Wasser?“ versuchte Miriel seine Blicke einfach zu überspielen, Dark löste seine Augen von ihr und wandte sich der Quelle zu, ehe er nickte und zu Pit ging. Dieser sah unschuldig zu seinem Bruder hoch, konnte jedoch kaum schnell genug reagieren, als dieser ihn einfach mit einem Tritt ins Wasser beförderte.

„Woah! Was sollte das!?“ prustete Pit hinterher, als er den Kopf wieder über dem Wasser hatte und aufstand. Das Becken war an der Stelle nicht sehr tief, doch es besaß weiter hinten tatsächlich eine tiefe die es erlaubte zu schwimmen. „Du wolltest doch ins Wasser oder?“ erwiderte Pittoo nur grinsend, ehe er sich ebenfalls ins warme nass gleiten ließ und wohltuend „mmh“te.

„Trottel“ murmelte Miriel grinsend und blickte zu Eleortha. Oh ja, wie konnte sie das vergessen? Die Prinzessin sah wie gebannt zu Pit. „Hey Ely… er ist doch schon fast nackt, wenn du ihn mit deinen Blicken noch mehr ausziehst beibt gar nichts mehr übrig“ neckte Miriel die Prinzessin frech, welche augenblicklich knallrot wurde. „I-Ich sehe ihn gar nicht so an!“ versuchte sie sich rauszuzreden, doch Miriels grinsen wurde nur breiter. Selbst Ifyr lächelte kurz, ehe sich der blonde Elf zum Wasser begab, sich dort niederließ und die Füße hinein streckte. Er schloss die Augen und sein Gesicht zeugte eindeutig von wohltuendem Genuss.

„Komm Ely, du willst sicher nicht nur gucken sondern auch anfassen. Lass uns mit rein~“ die plötzliche Schüchternheit der blonden Frau hatte Miriel mutiger gemacht und sie vergaß das sie nicht mehr trug als ein Handtuch. „Was? Miriel nein!“ kam der Hilflose Ruf der Elfe, doch Miriel zog sie unerbittlich ins warme Wasser. Am Anfang war sie sehr zurückhaltend, doch bald schon spielten alle vier zusammen im Wasser.

Sie spritzten sich gegenseitig nass, rammten sich oder stürzten sich auf den anderen. Die Scham vor so viel Nähe war schnell überwunden bei dem ganzen Spaß und Miriel fädelte es so ein das sich bald schon zwei Teams bildeten, mit ihr und Dark Pit und mit Pit und Eleortha. Sie hatten einen heiden Spaß und sogar Ifyr wurde nicht verschont, der am Ende Schiedsrichter spielen musste.

Sie genossen ihren Badetag, denn sie wussten dass der Abschied nun nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.

Das Herz des weißen Phönix

Es dauerte tatsächlich nochmal ein paar Tage, bis endlich die Nachricht kam das der Phönix zu seinem Hort zurück gekehrt war und scheinbar wieder angesprochen werden konnte. Sie waren sich zwar noch nicht ganz sicher, doch die Gruppe entschied sich die Chance zu nutzen um zu sehen wie weit sie kamen.

„Dann lasst uns zu den Stallungen und die Wyvern nehmen. Aber seid Vorsichtig, wir wissen nicht wie Raku’ul reagiert“ wies Eleortha sie an, als sich die Gruppe auf machte um zum Stall zu gelangen. Die Wyvern waren erneut die Beste Option, neben den großen Drachen, da Raku’ul ihnen nicht viel anhaben konnte und sie um einiges schneller waren als der Phönix. Zur Not konnten sie also fliehen, falls es doch noch zu früh war.

„In Ordnung!“ stimmte Pit zu und so stürmte die Gruppe zu den Ställen. Dort liefen sie die Rampe hinauf und fanden die Wyvern schon voll ausgerüstet vor. Die Engel bekamen wieder ihre drei die sie von der Reise zum Vulkan her kannten. Während Ifyr erneut sich auf seinen Greifen schwang und auch Eleortha verließ die Gruppe kurz, nur um kurz darauf auf dem großen Greifen der Königin zu ihnen aufzustoßen.

Sie hatte ihnen erzählt dass ihre Mutter ihr Rah‘ul überlassen hatte. Er war ein Mischling, eine Kreuzung aus Phönix und Greif und hatte sich schnell als Herrscher der Greifen aufgetan. Eine lange Zeit konnte er von niemand anderem außer dem verstorbenen König geritten werden, doch nach dessen Tod hatte sich Endria um ihn gekümmert, jedoch hatte er ihr nie erlaubt ihn zu reiten.

Als ihre Tochter alt genug war um sich einen Greifen auszusuchen, hatte sie sich wie selbstverständlich auf Rah’uls Rücken geschwungen. Seitdem gehörte der Greif zu ihr.

Ohne lange zu zögern flog die Gruppe direkt zum Hort des Phönix und Eleortha führte sie dorthin. Diesmal gab es keinen Zwischenfall wie zuvor, scheinbar befand sich Raku’ul tatsächlich in seinem Hort und erholte sich von den Strapazen. Er musste die gesamte Zeit über gegen sich selbst gekämpft haben und hatte endlich gewonnen. Sein Bewusstsein kehrte zurück, doch die Elfen waren sich nicht sicher ob er wieder so war wie früher oder ob er nicht bleibende, psychische Schäden davongetragen hatte. So war im allgemeinen Vorsicht geboten, niemand konnte wissen wie sich Raku’ul nun verhielt.

Als sie den Hort erreicht hatten blieben sie in der Luft darüber stehen. Sie warteten einige Augenblicke ab ob der Phönix heraus kam und versuchte sie zu vertreiben, doch es blieb still, nichts rührte sich.

„Ich denke wir können landen. Ich lande als erstes, gegen Rah’ul kann er sich in seinem Momentanen Zustand nicht behaupten. Wenn ich euch ein Zeichen gebe folgt ihr mir“ wies Eleortha sie an, dann nahm sie ihr Eisschwert in die Hand und ließ den großen Greifen auf dem Plateau vor der riesigen Höhle landen.

Erst blieb sie noch auf seinem Rücken und sah in die Höhle hinein, sie wartete darauf das jeden Moment ein Angriff aus dem Inneren kommen würde. Doch tatschlich blieb es weiterhin still. Sie hörten nicht einmal einen Schrei. War Raku’ul wirklich da?

Nun stieg Eleortha vom Rücken ihres Reittiers und ging vorsichtig auf den Eingang der Höhle zu. Ifyr wurde langsam nervös und flog Helce ein wenig näher heran. Doch er respektierte den Befehl seiner Prinzessin und kam ihr nicht in die Quere, doch es schien als fühle er sich besser wenn er näher dran war, selbst wenn er im Notfall trotzdem nicht sofort helfen konnte.

Eleortha verschwand bald schon im Hort und blieb einige Zeit weg.

„Lass uns landen… falls etwas ist können wir dann sofort hinein rennen“ wies Ifyr die Engel an, er konnte es nicht länger aushalten hier in der Luft zu warten. Die Engel stimmten zu und so landeten bald alle vier auf dem Plateau neben Rah’ul. Der Phönixgreif sah sie kurz argwöhnisch an, dann hakte er nach Pits Wyvern der ihm etwas zu nahe gekommen war. Das Tier kreischte auf und Schlug mit den Flügeln, ehe es sich mit kräftigen Sprüngen vom Greifen entfernte, trotzdem hatte es eine kleine Wunde an der Brust abbekommen.

„Ouh, tut mir Leid Kleiner, ich hätte aufpassen sollen“ entschuldigte sich Pit besorgt bei seinem Wyvern und begann dann direkt Heilmagie auf die Wunde einzusetzen, er brauchte dafür mittlerweile nicht einmal mehr die Hände aufzulegen, er konnte den hellblauen Rauch direkt zur Wunde leiten und sie verheilte langsam unter der Magie.

Noch während er damit beschäftigt war, kam Eleortha tatsächlich wieder heraus und wunk ihnen zu. „Alles in Ordnung, ihr könnt kommen. Raku’ul ist da und ansprechbar, aber sehr schwach. Er wird Hilfe von Heilern brauchen um sich genug zu erholen. Wir dürfen nicht einfach seinen Hort betreten und uns nehmen was wir wollen ohne seine Erlaubnis. Wir müssen ihn also erst wieder aufpäppeln“ erklärte sie ihnen direkt und das waren doch ganz passable Neuigkeiten. Es hätte besser sein können, aber eindeutig auch viel Schlimmer.

„Reichen wir beide?“ Miriel stieg von ihrem Wyvern und die anderen taten es ihr gleich. Mit beiden meinte sie natürlich Pit und sich selbst. Sie waren starke Heiler. Eleortha überlegte kurz, nickte aber dann. „Wir können es gerne versuchen, es kann nichts schaden. Kommt mit, ich zeige euch wo er liegt“ damit ging Ely vor und die anderen folgten ihr auf dem Fuße.

Der Hort des Phönix war im ersten Moment gar nicht so besonders. Die Wände schimmerten bläulich, da sie aus Eis und blauen Kristallen bestanden. Es war sehr schön anzusehen und doch, irgendwie hatten sie etwas mehr Prunk und Protz erwartet. Vor allem nachdem sie gesehen hatten wie die Phönixe unten im Land des Feuers lebte. Der Vulkan war eindeutig unglaublich gewesen, wenn auch unglaublich heiß.

Zumindest war die komplette Höhle ausgeleuchtet da die Kristalle und das Eis das Licht reflektierten und Milliarden von winzigen Lichtstrahlen die ganze Höhle zum Leuchten brachten. Die Gruppe folgte weiter der Prinzessin, bis sich der große Gang vor ihnen in einer riesigen Höhle endete.

Die Höhle wirkte ähnlich wie die mit der heißen Quelle, nur das hier alles in unterschiedlichsten Farben funkelte und nun sahen sie das was sie schon früher erwartet hatten.

Der ganze Raum war voll mit verschiedenen Gegenständen die alle eines gemein hatten: Sie leuchteten, glitzerten oder glänzten in unterschiedlichsten, hellen Farben. Sie reflektierten sich in den Kristallen an den Wänden und so verteilten sich die Farben im ganzen Raum und ließen ihn leuchten wie ein Pastellfarbener Regenbogen.

Ein Gegenstand im Raum fiel den Engeln sofort ins Auge. Es war ein riesiger, weißer, durchsichtiger Edelstein der leuchtete wie die Sterne in der Nacht. Er befand sich am anderen Ende des Hortes direkt über Raku’uls Steinnest und hing dort in der Wand. Er war wunderschön und niemand von ihnen zweifelte daran um was es sich dabei handelte: Um das Herz des weißen Phönix.

Der Stein zeigte deutlich woher er seinen Namen hatte, er sah tatsächlich aus als wäre er einem weißen Phönix direkt aus der Brust gerissen worden, er war wunderschön. Jedoch gab es noch etwas ganz anderes das ihrer aller Aufmerksamkeit für sich hatte:

Raku’ul lag in der Mitte des Horts auf dem Boden und seine blau leuchtenden Augen stachen sich direkt in ihre. Der riesige Phönix sah sie nur stumm an und Pit fuhr ein regelrechter Schauer über den Rücken. Seine Hand glitt zu seinem Flügel den ihm der Vogel beinahe abgerissen hatte und er schluckte schwer.

Raku’ul hob seinen Kopf etwas weiter und sah zu Pit, ehe er den Blick etwas senkte.

„Es tut mir Leid…“ seine Stimme hallte in ihrem Kopf wieder, ähnlich wie Reiku’zars. Jedoch war sie um einiges Schwächer, aber auch tiefer und fast schon erhabener. Raku’uls Entschuldigung richtete sich direkt an Pit, da er derjenige war der am meisten unter dem Angriff des Phönix gelitten hatte. Wenn man Sukoro ausließ… an den irgendwie keiner von ihnen auch nur einen Gedanken verschwendete.

„Schon in Ordnung. Du kannst nichts dafür, du warst nicht du selbst“ murmelte Pit als Antwort auf die Worte des Phönix. Dark Pit klickte mit der Zunge, er schien davon nicht so überzeugt wie sein Bruder, doch er sagte nichts.

„Es ist sehr großherzig von dir mir so einfach zu vergeben. Ich habe euren Freund getötet… und dich beinahe ebenfalls… ich bin froh zu sehen das es deiner Schwinge allem Anschein nach wieder gut geht“ die Stimme hallte tief in ihren Köpfen wieder.

„Keine Sorge, Sukoro war nicht unser Freund. Er hat versucht mich zu entführen. Aber… meiner Schwinge geht es wieder bestens ja, ich kann sogar ganz normal fliegen“ Pit schenkte dem Phönix ein Lächeln und dieser senkte erneut den Blick.

„Aber du musst dich ausruhen. Ist es in Ordnung wenn wir dir helfen und dich ein wenig heilen? Deinem Bruder haben wir ebenfalls geholfen“ fuhr Pit dann fort und kam langsam auf Raku’ul zu. Der Phönix sah ihn an, dann nickte er mit dem mächtigen Kopf und nun trat auch Miriel vor und stellte sich zu Pit.

„Ihr habt Reiku’zar getroffen? Natürlich… wo sonst habt ihr die Flamme her. Ich danke euch für eure Hilfe und… ist es in Ordnung wenn ich euch Frage wie es meinem Bruder geht?“ stellte ihnen Raku’ul nun zögerlich eine Frage und Pit nickte: „Natürlich!“.

Mit diesen Worten begannen Miriel und er den Phönix zu heilen, diesmal brauchten sie keine Rune auf dem Boden, da Raku’ul bewusst seine Magieblockade herunter fuhr und sie ihn so ganz einfach erreichen konnten. Sie setzten sich um ihn herum und begannen ihn zu heilen während die anderen warteten. Pit begann Raku’ul dann zu erzählen was im Vulkan geschehen war.

 

Es dauerte eine kleine Weile, bis sie den Phönix soweit geheilt hatten, dass dieser sich wieder erhob. Dann stoppten sie ihre Arbeit und die beiden Engel standen wieder auf.

„Vielen Dank für eure Hilfe und… auch dafür was ihr im Vulkan getan habt. Auch wenn ich hier lebe und durch die Magie des Eises zu einem Eisphönix wurde, gehörte ich doch ursprünglich zu den Feuerphönixen und meine alte Heimat, sowie meine Familie, sind mir nach wie vor wichtig.

Deswegen hat die ewige Flamme auch eine so starke Wirkung auf mich, ohne sie sind wir Phönixe nichts. Ich bin ihr damals hierher gefolgt um sie zu beschützen… doch als sie verlöschte war ich machtlos und… verlor nach und nach meinen Verstand.

Als Dank möchte ich euch gewähren weswegen ihr hier seid. Nehmt euch das Herz, ich habe es damals tief im größten Berg von Lundshoa gefunden und nun gehört es euch. Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Mission und das ihr bald wieder nach Hause zurückkehren könnt“ damit wandte sich der Phönix herum und ging zu dem Edelstein der in der Wand steckte. Er nahm ihn ganz vorsichtig mit seinem Schnabel heraus, dann drehte er sich erneut zu den Engeln um und legte den Edelstein in Pits offene Hände.

„Vielen, vielen Dank Raku’ul! Ich bin froh das es dir nun besser geht und ich hoffe das du so etwas nie wieder durchmachen musst!“ rief Pit fröhlich und fiel dem überraschten Phönix um den mächtigen Hals, den er nicht einmal ansatzweise mit seinen Armen umfassen konnte. Raku’ul blieb stocksteif stehen, doch dann entspannte sich sein Körper und senkte den Kopf leicht, als wolle er Pit ebenfalls umarmen drückte er ihn sanft in sein Gefieder. Was den Engel kichern ließ.

„Du bist wirklich ein unglaubliches Wesen. Ich hätte nicht gedacht jemals einen Engel kennen zu lernen, ich wünschte Wesen wie du gäbe es auch hier in Andrakha, sie würden mit Sicherheit viel Licht in dieses Land bringen“ flüsterte Raku’ul Pit zu. Dieser löste sich aus der Umarmung, sah hoch zu dem Phönix und schenkte ihm ein breites Lächeln.

„Vielen Dank Raku’ul… wer weiß, vielleicht wird es ja irgendwann einmal Engel geben. Wenn es leichter wäre wieder zurück zu gehen, würde ich euch ja öfters besuchen“ lachte er fröhlich und der Phönix nickte.

Nun war es jedoch an der Zeit Abschied zu nehmen und so verabschiedeten sie sich von dem wunderschönen und doch so liebevollen Tier. Mit dem Herz des Phönix in den Händen verließen sie den Hort.

„Wir haben es endlich. Den ersten Gegenstand für unsere Heimreise“ murmelte Pit ehrfürchtig und hob das Herz in die Höhe um es sich nun im Sonnenlicht anzusehen. „Sei vorsichtig Pit, bevor du es noch verlierst“ murrte Pittoo, er vertraute der Tollpatschigeit seines Bruders kein Stück und damit hatte er wohl auch gar nicht so unrecht. Selbst Pit sah das ein und nickte grinsend, während er den Stein in seine Tasche steckte.

„Den möchte ich auf keinen Fall verlieren!“ rief er aufgeregt, während sich die Gruppe wieder auf machte zu ihren Reittieren. „Besser so!“ stimmten Miriel und Eleortha lachend zu, während Ifyr das alles nur belächelte, wie es so typisch für ihn war.

Dann schwangen sie sich alle auf die Wyvern und Greifen. Mit mächtigen Flügelschlägen befanden sich die Tiere bald schon in der Luft und auf dem Rückweg. Sie alle hatten nun gemischte Gefühle. Einerseits freuten sie sich über ihren Fortschritt, doch andererseits kam nun der große Abschied…

 

Sie kamen schnell zurück zur Stallung und landeten mit den Tieren wie vor einigen Tagen zuvor schon. Erneut wurde ihre Ausrüstung von Elfen versorgt und zu den beiden Pferden gebracht. Sie würde natürlich nicht wieder zurückreiten durch das Schneegebiet. Sondern es stand fest das die Pferde von einem Drachen geflogen werden würden, der sie bis ans Rand des Schneegebiets brachte, bevor er wieder zurückflog.

Dann konnten sie die Tiere hoffentlich wieder gegen ihre treuen Begleiter austauschen die nun schon seit Wochen auf ihre Rückkehr warteten. Sie hofften nur das Noir, Jiji und Shiruba, Pits Stute, noch da waren und nicht mittlerweile verkauft worden waren.

„Uhm… geht ihr schon mal zum Schloss und holt eure Sachen, ich sage den Stallburschen gerade Bescheid das sie einen Drachen fertig machen sollen und mache mich auf die Suche nach meinem Bruder. Ich werde euch aber definitiv noch verabschieden“ versicherte Eleortha ihnen mit einem traurigen Lächeln, welches die Gruppe erwiderte. Vor allem Miriel und Pit.

„In Ordnung, wir werden auf jeden Fall auf dich warten!“ versicherte Pit ihr und Elys Lächeln wurde sanfter als sie nickte. Dann stürmte sie die Rampe hoch, zurück auf die obere Etage. Pit war nun wahrscheinlich der Einzige der nicht verstand wieso sie nun so schnell davon gestürmt war.

Miriel wusste das es Ely am allerschwersten fiel Pit gehen zu lassen, sie hatte sich in den weißen Engel verliebt. Ja… diese Engel brachen wohl wirklich viele Herzen…

Da standen sich wohl alle drei in nichts nach.

„Dann lasst uns nun zum Schloss gehen und uns von Endria und den anderen verabschieden“ merkte Miriel an, außerdem mussten sie ihre Sachen packen. Die Gruppe stimmte zu und so machten sie sich auf den Rückweg. Die Verabschiedung von Endria ging schnell und sie wünschte ihnen alles Gute für die Zukunft. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer trennte sich Ifyr für kurze Zeit von ihnen und sie trafen  auf Gilshja, welcher sich ebenfalls von ihnen verabschiedete. Dies waren wohl die Elfen mit denen sie am Meisten zu tun gehabt hatten. Neben Ely, Ifyr, Mur’ei und Imil.

Die Engel packten stumm ihre Sachen zusammen. Gerade waren sie alle nicht unbedingt in der Stimmung um viel zu reden. Sie waren traurig und trauerten doch ein wenig. Die Wahrscheinlichkeit dass sie niemanden hier wiedersehen würden war sehr hoch. Es war gleichzeitig das Schönste und das Schlimmste an so einer Reise. Das Kennenlernen von neuen Leuten und Freunden… sowie der Abschied von eben jenen.

Als sie ihre Sachen gepackt hatten verließen sie das Schloss, doch sowohl Ely wie auch Ifyr waren noch nicht aufzufinden.

„Sollen wir die Zeit nutzen und uns von Imil verabschieden?“ fragte Miriel die beiden anderen nur, Pittoo war es egal, aber Pit stimmte direkt zu und so machten sie noch einmal einen Zwischenstopp bei ihrer alten Gastgeberin. Sie freute sich sehr darüber das sie sie noch einmal besuchen kamen und dankte ihnen für die Rettung von Phaendar. Imil begann sogar zu weinen als sie hörte das sie Lundshoa nun verlassen würden, doch es führte kein Weg daran vorbei.

Nach dem rührenden Abschied hatten sie jedoch immer noch das schlimmste vor sich und dem widmeten sie sich nun, als sie wieder zum Schloss gingen. Von weitem konnten sie schon den Drachen ausmachen, sowie die beiden Pferde und… Helce! Ifyr kam mit ihnen?? Er hatte die ganze Zeit kein Wort darüber verloren das er sich entschieden hatte!

Die Engel holten die wartende Gruppe bald ein. Auf dem Rücken des Drachen saß Mur’ei, deswegen hatte Ely ihn wohl gesucht. Sie nahmen seinen Drachen und er würde sie begleiten bis er sie am Rande des Schneegebiets absetzte. Ifyr stand bei Helce und… Ely kam auf sie zu.

„Dann heißt es wohl nun Abschied nehmen. Ich bin echt nicht gut darin, obwohl ich schon so ein alter Knochen bin“ meine Eleortha lachend, doch mit dem Lachen konnte sie keinen Täuschen, sie war genauso traurig wie sie alle.

„Oh, Ely. Ich werd dich echt vermissen“ Miriel redete auch nicht lange um den heißen Brei herum und fiel der Prinzessin um den Hals. Diese erwiderte die Umarmung und drückte ihre Freundin einmal fest, ehe sie sich wieder lösten. „Ich dich eindeutig auch. Aber es musste so kommen, das wissen wir. Ich wünsche euch wirklich alles, alles Gute und lasst verdammt nochmal von euch hören! Ist mir scheiß egal wie ihr das anstellt!“ mahnte Ely sie und musste dann doch anfangen zu lachen, ein Lachen in das sogar Miri und Pit einstimmten.

„Wir geben unser bestes, vielleicht finden wir ja eine Briefeule oder sowas ähnliches“ gab Miri grinsend von sich. Doch, damit war ihr Abschied vorbei. Sie wollte Ely noch einen etwas privateren Abschied von Pit gönnen. „Ich denke ich gehe dann schon mal zum Drachen und schwing mich hinauf, kommst du mit Pito?“ Miri stellte die Frage an Dark und dieser Verstand sofort, genauso wie Ely. Nur Pit schien wieder ahnungslos.

„Ja, komme ich. Machs gut Eleortha“ verabschiedete sich dann auch Pittoo kurz angebunden. Na der dunkle Engel hatte es gut, er schloss selten Freundschaft und so waren Abschiede für ihn wohl nie schwer… außer von Personen die ihm sehr wichtig waren verstand sich und das… fiel ihm dann wohl umso schwerer. Warum sollte er sonst so Trennungsängste von Pit oder auch Miriel haben?

Aber nun gingen die beiden zum Drachen. Miriel hörte noch wie Pit ihnen folgen wollte, doch Ely schien ihn aufzuhalten. Dieser kleine, dumme Engel~

Miriel begab sich zum Drachen und stieg auf dessen Rücken, während Pittoo die beiden Pferde noch für den Flug vorbereitet und sie schon mal mit einem Geistzauber belegte damit sie ruhe bewahrten. Von oben konnte Miri sehen was unten bei den beiden Abging und ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen, als sie sah wie Ely Pit einfach zu sich zog und dem weißen Engel einen Kuss auf die Lippen drückte.

Pit schien erst überrascht, doch zu Miriels erstaunen und ihrer Freude erwiderte er den Kuss dann. Was Ely fast augenblicklich in Tränen ausbrechen ließ. Miri war sich nicht sicher ob es gut oder schlecht war das Pit scheinbar ebenfalls Interesse an der Elfe zeigte… es machte den Abschied schwerer… aber auch umso süßer.

Sie seufzte leise, aber gönnte ihnen den Abschied und hörte auf sie zu beobachten. Ihr Blick glitt zu Pittoo, der die Szene ebenfalls ansah und fast zeitgleich zu ihr hochsah. Tja, zwei dumme ein Gedanke nicht wahr? Doch Dark wand den Blick wieder ab und widmete sich stur dem was er gerade tat.

Miriel seufzte leise.

„Gib ihm Zeit, ich bin mir ziemlich sicher das ihr auf eurer Reise sowieso bald nicht mehr die Finger voneinander lassen könnt“ die Stimme riss sie komplett aus ihren Gedanken und sie sah mehr als überrascht zu Mur’ei, welcher sie mit einem Schmunzeln bedachte. Hatte er das gerade wirklich gesagt!? Mur’ei!?

„Was? Ich hab meinen Mund nicht nur zum Essen und… das ist kaum anzusehen mit euch beiden. Gebt euch endlich einen Ruck, egal wie schlecht es in der Zukunft aussieht, genießt doch einfach was ihr jetzt habt und hört auf euch Gedanken zu machen. Ihr beide seid hoffnungslos ineinander vernarrt, nutzte es aus solange es sich noch schön anfühlt“ gab der weißhaarige Elf grinsend von sich und Miriel konnte ihren Ohren kaum glauben.

„W…Woher weißt du das?“ sie hatte ihm nie gesagt was los war oder? Und nur Ifyr wusste darüber Bescheid, aber niemand wusste um ihre Gefühle füreinander, außer dass es wohl mehr als offensichtlich war und Ifyr auch schon dahinter gekommen war.

„Hat Ifyr dir etwas gesagt?“ fragte sie den Elf nur, doch Mur’ei schüttelte den Kopf.

„Nein, das brauch er gar nicht. Ich… habe eine angeborene Fähigkeit, ich kann Gedanken lesen und sie ist so stark, dass ich mich vor starken Gedanken kaum abschirmen kann. Tut mir Leid“ erklärte er sich und nun verstand Miriel sofort warum er so viel wusste und… wohl sogar mehr wusste als sie beide.

Miriel spürte wie ihre Wangen rot wurden und als Dark Pit nun endlich auch auf den Drachen stieg, sah er sie nur verwirrt an. Scheinbar hatte er nicht mitbekommen was Mur’ei gesagt hatte.

„Schon okay…“ erwiderte Miriel nur zu beiden Männern. Mehr wollte sie nicht besprechen und der Elf verstand sowieso sofort.

Nun hatte sich auch Pit endlich fertig verabschiedet und setzte sich bald schon ebenfalls auf den Drachen, er sah jedoch aus als wäre er ebenfalls den Tränen nahe, schluckte sie aber tapfer herunter. Ifyr nahm nun auch auf Helce Platz. Miriel beugte sich etwas runter und sah zu dem blonden Elf. „Begleitest du uns doch?“

„Ja. Ich denke das war doch offensichtlich oder? Ich kann euch Chaoten nicht alleine lassen, außerdem braucht ihr einen Magier der Eiselfen“ versicherte Ifyr ihr noch einmal und Miriel lächelte.

„Danke sehr!“.

Nun aber war die Gruppe vorständig und nachdem sie Eleortha noch einmal wunken, die immer noch versuchte ihre Tränen weg zu wischen, hoben die Tiere ab in die Luft. Der Drache packte die beiden Pferde und schon entfernten sie sich mit kräftigen Flügelschlägen von Phaendar.

Das war also die erste Etappe ihrer Reise gewesen… und es lag noch einiges vor ihnen.

 

Buch 1: Das Herz des weißen Phönix:  Ende


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser, ich hoffe das erste Kapitel der FF hat euch gefallen und ihr verzeiht mir etwaige Storyfehler ^^
Wie man sieht ist die Story sehr fiktiv gehalten, mit vielen Neuerungen und auch einer Art alternativer Weiterführung. Vor allem in dem Aspekt das Dark tatsächlich unter Palutenas Truppen arbeitet.
Schlagt mich bitte nicht =D das tut er schon zu meiner (und seiner) vollsten Zufriedenheit :D
Ich schaue gerade zum zweiten Mal das Spiel, doch das erste Mal ist so lange her das ich jetzt nicht mehr weiß ob am Ende Pit und Dark Pit (wieder) selbstständig fliegen können. Ich habe einige Informationen aus ihren Wiki Einträgen rausgeklaubt, jedoch stand da nichts genaueres zu drin. Also hab ich vorerst die Story so gestaltet das ihre Flügel über die Zeit von selbst gewachsen sind und sie somit groß genug sind um sie zu tragen. Sobald ich das Spiel fertig geguckt habe und weiteres weiß wird das ausgebessert (oder belassen, je nachdem, fliegen werden sie auf jeden können XD).
Ich denke damit erstmal genug zu dem Thema
Ich hoffe ich kann euch schnell mit den nächsten Kapitel beliefern, ich hab schon so vieles im Kopf was ich unbedingt schreiben möchte ^^ Ab jetzt wird die Fanfiction auch in eine ganze neue Richtung gehen die man von Kid Icarus so auch nicht kennt.
Seid gespannt und ich hoffe ihr freut euch auf ein bisschen neues Blut in der Geschichte =)
Tschau mit V
Ich bin raus, euer Onkel Klaus
- Gronkh Zitat

LG
Neri Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser ^^
Es gibt ein paar neue Updates auf der Hauptseite, in der nochmal ein wenig Randinformation zur Organisation gegeben wird.
Die Charakterbeschreibung wurde geupdated:
Charaktere die sich bewegt haben:
Dark Pit
Charaktere die neu hinzukamen:
Fuh'r
Shaoha
Orte die neu dazukamen:
Elfenhain An'sha
Bearbeitete Steckbriefe:
Kreaturen, Pegasus und Skriggil hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das nächste Kapitel ^^ Tut mir Leid das es etwas spät kommt, war ein stressiger Tag.

Charakterbeschreibung wurde geupdated:
Hinzugefügte Charaktere:
Girudil | Iktra | Viridi | Fosfora | Medusa
Bearbeitete Gruppen:
Icarus Army
Hinzugefügte Orte:
Erde | Unterwelt
Hinzugefügte Gruppen:
Icarus Army | Truppen der Unterwelt | Truppen der Natur Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Charakterbeschreibungs Update:

Bearbeitete Gruppen:
Kreaturen
- Nunukma hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Steckbrief updates:

Shuahia'an Jiji zu Kreaturen hinzu gefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Charakterbeschreibung:
Neuer Charakter:
- Sukoro
Sich bewegende Charaktere:
- Pit
- Dark Pit
- Miriel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe die Uploadzeiten von Donnerstag auf Montag gelegt ^^ ab jetzt kommt jeden Montag ein neues Kapitel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Arton ist nur 1 Kapitel da, deswegen keine Charakterbeschreibung Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Update:

Sukoros Hengst und Pits Stute zu Kreaturen hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Update der Charakterbeschreibung:

Orte wurden gelöscht und komplette Karte von Andrakha eingefügt mit allen für die FF wichtigen Orten.
So kann man immer genau nachverfolgen wo sich die Charaktere gerade befinden.

Eisechsen zu Kreaturen hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Charakterbeschreibung:

Eisschlange zu Kreaturen hinzugefügt
Beahrs Steckbrief hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich!
Das hat jetzt 21 Kapitel gedauert :3...
Die beiden lassen sich Zeit, dann wisst ihr ungefähr wann sie den nächsten Schritt tun, wir sehen uns in Kapitel 42 wieder xD
(und ich hab Angst das ich damit recht behalte...) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mur'ei, Gilshja, Eisdrachen und Hippocampus hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Charaktere:

Ifyr
Imil
und Prinzessin Eleortha hinzugefügt Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt nachdem Buch 1 fertig gestellt ist pausiere ich es.
Ich weiß leider nicht wann und ob ich es weiterschreiben werde. Ich habe die Story ausgeplant und könnte jederzeit an dem Punkt fortsetzen wo ich aufgehört habe. Doch das Problem liegt darin das ich Andrakha eigentlich zu früh angefangen habe zu schreiben. In der Zeit war ich noch nicht so tief im Kid Icarus und vor allendingen Pitcest Hype wie ich es jetzt bin.
ich habe unglaubliche viele englische Fanfiktion Ideen mit den beiden Engeln die ich nur zu gerne umsetzen möchte. Doch eigentlich wollte ich Andrakha erst fertig schreiben, leider ist diese Fanfiktion nun so unglaublich lang geworden, dass ich fast 2 Jahre brauchen werde um sie zu beenden (ich bin nun ja auch schon seit einem halben Jahr dabei)
und ich möchte definitiv keine zwei Jahre warten bis ich die ganzen Ideen umsetzen kann dir mir nun im Kopf herum schwirren, zumal mir das englische schreiben viel mehr Spaß macht und mich diese Storys auch mehr motivieren als es Andrakha tut.
Deswegen habe ich mich entschlossen das erste Buch fertig zu schreiben und dann zu pausieren.
Ich weiß nicht ob ich Andrakha jemals fortsetzen werde, jedoch hat es eine eindeutig höhere Chance als meine anderen agebrochenen Storys, da die Geschichte schon fest steht und ich sie so an sich auch mag.
Falls bis zu einer eventuellen Fortsetzung noch Interesse besteht kann ich weiter schreiben. Doch momentan muss ich ehrlich sein, diese Worte gehen direkt an dich Koneko, denn du bist die einzige Leserin die ich habe und dafür bin ich dir sehr dankbar. Ohne dich die mich mit ihren Kommentaren immer bei der Stange hielt hätte ich das 1ste Buch wohl niemals fertig bekommen.
Wenn du möchtest kann ich dir die grob in Stichpunkten geschriebene Story per ENS schicken, dann weißt du zumindest wie es weitergegangen wäre.
Vielleicht sehen/lesen wir uns ja mal wieder
LG Neri Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von:  Koneko-chan012
2017-12-22T13:08:18+00:00 22.12.2017 14:08
Keine Probleme und ich würde mich freuen wenn du mir die ENS schicken kannst. Und das 1st Buch ist echt super toll. Freuen mich wenn es weitergeht. :D
Antwort von:  NeriHyuga
22.12.2017 19:19
Natürlich schicke ich dir das Script ^^ und ich weiß nicht ob ich weiterschreiben werde, ich schreibe momentan stark an meinen englischen Fanfiktions und ich erreiche damit auch mehr Leser.
Von:  Koneko-chan012
2017-11-08T14:54:33+00:00 08.11.2017 15:54
Ja Miri kann jetzt auch Kämpfen und mithilfe.
Von:  Koneko-chan012
2017-10-30T17:57:32+00:00 30.10.2017 18:57
Super
Von:  Koneko-chan012
2017-10-23T14:08:01+00:00 23.10.2017 16:08
Da kammen sie noch zur richtigen Zeitpunk. Nur das Pit jetzt eine weile nicht fliegen kann ist schade
Antwort von:  NeriHyuga
23.10.2017 16:16
Oh ja, aber besser ein verletzter Flügel als ein abgerissener Flügel, der wäre nicht mehr so leicht wieder zu heilen =O
Von:  Koneko-chan012
2017-10-16T14:00:31+00:00 16.10.2017 16:00
Das hat er nicht verdint Pito und Miri müssen schnell kommen. Und der Magier ist Tod. Hoffe das der Dämon sie jetzt fürt.
Antwort von:  NeriHyuga
16.10.2017 16:42
Jedem das was er verdient würde ich sagen. Ist nicht das erste Mal das Sukoro sowas getan hat, er ist ja Sklavenhändler, aber das letzte mal.
Und jaaa sie sollten schnell kommen, bevor Pit noch was passiert!
Von:  Koneko-chan012
2017-10-09T12:09:03+00:00 09.10.2017 14:09
Ist das süß. Und ich glaube das Pit nicht in gefahr ist. Denn wen ich der Magier were dan würde ich mir auch den anderen schnapen wer bitte soll so verzückt sein und sich die andere Mio abhauen lassen.
Antwort von:  NeriHyuga
09.10.2017 17:38
Wer weiß? Vielleicht ist ihm sein Leben wichtiger als die extra Portion Money. Sehen wir dann im nächsten Kapitel :3
Von:  Koneko-chan012
2017-10-02T14:08:27+00:00 02.10.2017 16:08
Ich kann den Pipmats schon auf eine weiße verstehen wer will schon fermde Leute in sienem Vorgarten oder im Garten, ich nicht. Aber troz dem hat er zu heftig reagirt. Und Miri hat ja was heftiges durch gemart
Antwort von:  NeriHyuga
02.10.2017 16:24
Das stimmt allerdings ^^ Aber der Piepmatz ist auch ein Tier und agiert Instinktiv, also will er sie Vertreiben und ein Tier interessiert sich nicht dafür ob es zu heftig reagiert oder nicht :3
Und ja... sie hat einiges durchgemacht. Daher das seitdem über 200 Jahre vergangen sind hat sie es aber mittlerweile ziemlich gut verarbeitet und trotzdem Probleme darüber zu reden.
Von:  Koneko-chan012
2017-09-25T14:31:29+00:00 25.09.2017 16:31
Ich möchte nicht das der Vogel sterben muss. Es gibt bestimmt noch sehr wenige von ihnen. Es ist bestimmt ein Edelstein.
Antwort von:  NeriHyuga
25.09.2017 16:44
Müssen wir abwarten wie die Story weitergeht :3
Von:  Koneko-chan012
2017-09-18T14:24:52+00:00 18.09.2017 16:24
Kommt der Dämon wider? Das war nämlich zu süß. Die beiden sind ein perfektes Paar. Miri ist total in Dark. Er soll sich entlich zusammen Reissen und im der nächten Stad zum essen ausführen.
Antwort von:  NeriHyuga
18.09.2017 16:30
:3 Vielleicht, vielleicht auch nicht~
Und ich glaube Dark ist eher derjenige mit dem man sich Nachts stumm Sterne anschaut anstatt Essen zu gehen :3
Von:  Koneko-chan012
2017-09-11T15:07:08+00:00 11.09.2017 17:07
Ich bin auch gespant darauf was Miriel sagen wird. Dark soll sich zurück nehmen dwn sie ist noch nicht seine Freundin und es währe richtig cool wenn Pit den Dämon an sich ran lässt.
Antwort von:  NeriHyuga
11.09.2017 17:10
Mmmh...~
Das nächste Kapitel hat nicht umsonst ne unzensierte und zensierte Version~
Sind wir mal gespannt 8)
ich mag dieses noch nicht seine Freundin xD


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