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whαt'𝗌 α mαn to do

KuroTsuki | BokuAka
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
hellow meine Lieben ❤

Es ist beinahe sechs Jahre her, seit ich das erste Chapter zu dieser Geschichte hochgeladen habe!
(Zumal sie meine erste FF ist, lol)
Jedenfalls lade ich die Geschichte wieder step by step hoch, weil ich einiges an Rechtschreibfehlern oder am Satzbau korrigiert habe! ❤

Wünsche Euch ganz viel Spaß damit ♡

Liebe Grüße
Crispie ♡ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da ab diesem Kapitel nun weitere Charaktere auftauchen werden, die im Anime noch nicht vorgekommen sind vorweg: Wer den Manga ab Chapter 191 nicht gelesen hat, sollte es bitte nachholen, ansonsten würde ich euch mit einigen Charakteren hier unnötig spoilern. Und wie ihr euch denken könnt, möchte ich das ja schließlich nicht :3 Ansonsten wünsche ich euch wie immer ganz viel Spaß beim Lesen <3   Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr seid wirklich unglaublich♥!!! Ihr habt mir so viele Favos und Kommentare hinterlassen, dass ich wirklich sprachlos bin *____* Vielen lieben Dank ihr Lieben♥

Ich muss mich für meine Verspätung wirklich entschuldigen und hoffe ihr musstet nicht in Ungeduld leben!! Ich hatte dieses Kapitel bereits in einem anderen Form hochgeladen, aber vergessen es hier im Nachhinein hinzuzufügen♥ Ich hoffe ihr seid nicht böse q___q

Nun wünsche ich euch ganz viel Spaß mit diesem Kapitel♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
I am back! Phewww ich habe meine arme Geschichte einfach links liegen gelassen und habe so wenige Projekte von mir weiter geschrieben....aber ich habe mir letztens die Zeit genommen und meine Geschichten durchgelesen. Ja...ich liebe alle meine kleinen Geschichten, auch mit ihren Fehlern. Allerdings wird What's a man to do immer meine Nr. 1 bleiben...ich meine...sie war mein erstes Baby...und meine Liebe zu Kuroo x Tsukki hat sich absolut nicht verändert ♥

Lange Rede - kurzer Sinn: Ich möchte euch einfach ein kleines Danke für eure Geduld und Treue sagen und wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen! Ich hoffe, ich bin nicht eingerostet oder so xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Gomen meine treuen Leser !! Endlich bekommt ihr euer neues Chapter ❤ Seht es als süßes Nikolausgeschenk von mir an !! Meine Beweggründe, warum ich hier meine Geschichte nach langer Zeit hier wieder fortsetze, werdet ihr gegen 23:00 Uhr auf meinem Webblog lesen können >.....<

An dieser Stelle vielen tausend Dank für eure ganzen Reviews und eure Liebe! Was würde ich nur ohne euch machen?

Ich habe eine weitere Ankündigung zu machen: What's a man to do wird mit 20 Kapiteln [Prolog zählt dazu] beendet. Ich habe die nötigen Stichpunkte und Szenen bereits auf meinen Fanfiktion-Notizblock geschrieben. Bald heißt es also Abschied nehmen mit der Geschichte...

Aber bevor wir überhaupt anfangen, daran zu denken, sollten wir uns der Geschichte weiter widmen, oder♥ ? Somit wünsche ich euch wie immer ganz viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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𝗂t'𝗌 o𝗏𝖾𝗋.

Stille.
 

Eigentlich genoss Tsukishima Kei diese Momente der Ruhe, waren diese in letzter Zeit doch recht selten geworden.
 

In der Schule war eigentlich alles so wie immer: Er war stets mit Yamaguchi unterwegs, welcher immer ohne Punkt und Komma auf ihn einredete. Auch wenn er es niemals zugeben würde, so war der Pinch-Server sein bester Freund und hörte diesem bis zu einem gewissen Punkt auch zu. Zumindest solange, bis ihm das Gerede zu viel wurde und ihn mit einem „Sei still, Yamaguchi.“ Einhalt gebot, woraufhin der andere dies lediglich mit einem „Gomen, Tsukki.“ erwiderte.
 

Zuhause war es nicht viel anders. Seine Mutter und sein älterer Bruder waren gesellige Menschen, weshalb sie immer wieder versuchten ihn in irgendwelche Gespräche zu verwickeln. Insbesondere Akiteru erkundigte sich bei seinen Besuchen stets nach seinem Wohlbefinden und seinen Fortschritten im Training.
 

Apropos Training.
 

Daran wollte er schon gar nicht anfangen zu denken. Die ständigen Streitereien zwischen dem egozentrischen König und seinem Hofnarren gingen ihm gehörig auf die Nerven. Nur Sawamura Daichi, der den beiden Hitzköpfen immer wieder die Leviten las, hatten die beiden Idioten es zu verdanken, dass Tsukishima seine düsteren Hintergedanken gegenüber ihnen noch nicht in die Tat umgesetzt hatte.
 

Und trotz der wohlverdienten Idylle in diesem Augenblick, konnte sich Tsukishima nicht zurücklehnen und entspannen, denn es gab jemanden, an den er - wenn auch ungewollt - immer wieder denken musste:
 

Kuroo Tetsurō.
 

Seit geraumer Zeit hatten Nekomas Captain und er eine Affäre. Doch jedes Mal, wenn er an die glücklichen Paare wie Bokuto und Akaashi dachte, keimte in ihm so etwas wie Neid auf. Diese ständigen Gedanken und Überlegungen, ob er eines Tages auch eine feste Beziehung mit seinem Liebhaber haben könnte, führten zu vielen schlaflosen Nächten, in denen er im Nachhinein verbittert feststellen musste, dass dies höchstwahrscheinlich niemals der Fall sein wird.
 

Auf dem Fensterbrett sitzend und die Beine eng am Körper angewinkelt, suchte er Kuroos Nummer heraus. Bevor er tatsächlich die grüne Telefontaste betätigte, lehnte der Blonde seine Stirn an die kalte Fensterscheibe und holte noch einmal tief Luft. Es klingelte und es dauerte auch nicht lange, bis eine ihm bekannte Stimme abhob.
 

„Oya, Oya?“
 

„Kuroo-san...-“
 

„Tsukki! Wie geht's dir? Was machst du? Wieso...-“
 

„Ich werde es beenden, Kuroo-san.“
 

Auf der anderen Seite der Leitung wurde es plötzlich totenstill. Für einen kurzen Augenblick glaubte der Middle Blocker Karasunos sogar, dass die Leitung unterbrochen worden war, bis er die verwunderte Stimme des Älteren wahrnahm.
 

„Wie meinst du das? Wieso auf einmal?“
 

Genervt seufzte er auf und legte sich seine Finger an die Schläfe. Er hatte befürchtet, dass Kuroo seine Entscheidung hinterfragen würde. Wenn es etwas gab, was Tsukishima hasste, dann Menschen - wie in diesem Fall Kuroo - denen er seine Handlungen auch noch erklären musste.
 

Monoton begann er nun die Fakten aufzuzählen.
 

„Das zwischen uns führt zu nichts. Wir wissen noch nicht einmal wie wir zueinander stehen. Gut wir schlafen miteinander, mehr aber auch nicht. Außerdem trennen uns hunderte von Kilometer, wodurch wir uns nur selten sehen können. Und unser letztes Treffen liegt auch schon einige Wochen zurück. Darum bin ich zu dem Entschluss gekommen, unter dieser ganzen Sache einen Schlussstrich zu ziehen."
 

„A-Aber Tsukki! Das können wir doch alles ändern. Wenn...- “
 

„Hör auf. Sieh es endlich ein Kuroo-san. Es ist vorbei.“
 

„Warte Tsukki! Bitte lass uns es ver...- “
 

Ehe der Schwarzhaarige noch etwas entgegnen konnte, legte Tsukishima auf. Schnell blockierte er sogleich seine Nummer. Schließlich kannte er ihn lange genug, um zu wissen, dass dieser ihn versuchen würde von seiner Entscheidung abzubringen. Nach vollbrachter Tat, schmiss er das Handy achtlos auf sein Bett und begann an der Playlist seines MP3-Players nach einem Lied zu suchen, welches seine miese Stimmung widerspiegeln konnte. Die SOMY-Kopfhörer aufsetzend, lauschte er dem Lied und begann die ersten Schneeflocken, die leise vom nächtlichen Himmel hinunterfielen, zu beobachten. Ein verbittertes Lächeln stahl sich über sein Gesicht.
 

„Das ist wohl das Ende...lebwohl, Kuroo-san.“
 

「 ⚜ CRSP 」
 

ᴄᴏɴғᴜsᴇᴅ.

Drei Wochen. Drei verdammte Wochen.
 

Solange war es nun her, seit er den Kontakt zu seinem Ex-Liebhaber abgebrochen hatte. Im Grunde genommen hätte Tsukishima zufrieden sein müssen, schließlich hatte er selbst die Initiative für die Trennung ergriffen und den Umgang mit Nekomas Kapitän unterbunden. In den vergangenen Wochen wurde der Blonde jedoch eines besseren belehrt.
 

Nicht nur, dass sein Umfeld seine geistige Abwesenheit bemerkt zu haben schien: Auch sein akuter Schlafmangel hatte zugenommen. Die schlaflosen Nächte nutzte er dazu, um den Nachthimmel zu betrachten und auf seinem MP3-Player, Musik zu hören. Manchmal, wenn der Vollmond zu sehen war, dachte er an die gemeinsamen Nächte mit Kuroo, die sie gemeinsam verbracht hatten.
 

Im Allgemeinen war er kein Mensch, der sich von seinen Gefühlen leiten ließ, sondern seinen Verstand benutzte und Situationen analytisch anging. Doch seit Beginn seines Techtelmechtels mit Kuroo, erwischte er sich immer öfters dabei, wie er über ihn nachdachte.
 

Er war einfach nur lahm.
 


 

Murrend und ohne jeglichen Drang einer Motivation, versuchte er dem Unterrichtsgeschehen zu folgen. Es war nicht so, dass er den Unterrichtsstoff nicht verstand, aber durch seinen Schlafmangel fiel es dem Erstklässler zunehmend schwerer, nicht einzuschlafen. Tsukishima bemerkte noch nicht einmal die besorgten Blicke seines besten Freundes, welcher neben ihm saß und ihn beobachtete.
 

Nach Schulschluss räumten sie ihre Bücher ein und begannen sich langsam auf dem Weg zur Sporthalle zu machen. Eine Weile lang gingen sie schweigend nebeneinander her, bis Yamaguchi seinen Mut zusammennahm und ihn ansprach.
 

„T-Tsukki?", fragte der Pinch-Server etwas nervös.
 

Genervt darüber, dass er ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, sah Tsukishima ihn missmutig an.
 

„Was ist?"
 

„D-Das sollte ich dich fragen."
 

Erstaunt über diese schlagfertige Antwort, blieb er zunächst einmal stumm. Er konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass sein bester Freund sich mit einer simplen Ausrede zufriedengeben würde. Und ihn anzulügen, käme für ihn überhaupt nicht infrage. Yamaguchi würde nicht nur diese dumme Lüge durchschauen, es lag nicht einmal in seinem eigenen Interesse seinen besten Freund über seinen Zustand zu belügen – er war nun einmal jemand, der seinen Mitmenschen alles unverfroren ins Gesicht sagte.
 

Also versuchte er der indirekten Frage auszuweichen.
 

„Sei still, Yamaguchi."
 

Damit setzte er seinen Weg fort und ließ ihn alleine zurück. Nachdenklich sah sein bester Freund ihm hinterher.
 

„Ach, Tsukki..."
 


 

Die nächste Katastrophe bahnte sich an, als es für Tsukishima nicht zum Training, sondern nach draußen in die Kälte ging. Hinata und Yachi waren auf die glorreiche Idee gekommen mit einer kleinen Schneeballschlacht die Aufwärmphase zu beginnen. Die meisten Spieler waren von der Idee sehr angetan, insbesondere Tanaka und Nishinoya, welche brüllend ankündigten, zusammen ein Team bilden zu wollen.
 

Da der Middle Blocker nicht die geringste Lust hatte bei dem Kindergarten mitzumachen, ging er ein paar Meter weg und betrachtete die weiße Pracht, die sich vor ihm erstreckte. Er ging langsam in die Hocke und berührte es vorsichtig.
 

Schnee...
 

Ungewollt musste er sich an eine längst vergangene Situation erinnern.
 

Flashback Begins
 


 

„Ich wünschte mir...wir hätten jetzt schon Winter."
 

Irritiert über diese plötzliche Aussage, schielte Tsukishima zu seiner Rechten und blickte in haselnussbraune Augen. Er war über das Wochenende zu Kuroo gefahren, da dieser sturmfrei hatte. Gerade saßen sie zusammen in seinem Doppelbett und machten ihre jeweiligen Hausaufgaben. Natürlich wusste der Blonde, dass der Ältere merkwürdige Einfälle hatte, was nicht zuletzt an seiner Bromance zu Bokuto lag. Die Konsequenzen ihres fabrizierten Schwachsinns durften dann ihre jeweiligen Setter – nämlich Akaashi und Kenma – sowie seine Wenigkeit ausbaden.
 

„Wieso das denn bitte?"
 

„Es gibt so viele herrliche Dinge, die du nur zu dieser Jahreszeit machen kannst. Weihnachtsmärkte besuchen, Lebkuchen mit einem warmen Tee genießen, Schlittschuhlaufen oder auch eine Schneeballschlacht", zählte der Schwarzhaarige auf und hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen.
 

Im Gegensatz zu Tsukishima, welcher seine Mundwinkel höhnisch verzog und ihn mit erhobenen Kinn ansah.
 

„Kuroo-san, wie lahm ist das denn bitte? Sich mit Schneebällen bewerfen? Du benimmst dich wirklich wie ein kleines Kind."
 

Die Beleidigung des Anderen ignorierend, bildete sich ein vielsagender Blick in den Augen des Schwarzhaarigen. „Außerdem gäbe es noch etwas, was ich im Winter viel besser tun könnte..."
 

Bevor der Jüngere realisierte wie ihm geschah, platzierte Kuroo ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Überrumpelt von seiner Handlung, erwiderte der Blonde ihn zuerst nicht. Erst als dieser leicht an seiner Unterlippe knabberte, intensivierte Tsukishima den Kuss und schlang seine Arme um den starken Nacken des Anderen.
 

Kurz darauf lösten sie sich voneinander. Dabei bemerkte der Schwarzhaarige die dezente Röte in seinem Gesicht und begann schelmisch zu Grinsen. „In der kalten Jahreszeit würden uns der Sex und das Kuscheln danach warm halten. Hat doch etwas romantisches an sich. Im Sommer wäre es irgendwie nicht dasselbe."
 

„Auf so einen Schwachsinn, kommst auch nur du."
 

Gelangweilt rollte Tsukishima mit den Augen und tippte sich seufzend mit seinen Fingern an die Stirn und widmete sich dann anschließend wieder seinen Aufgaben.
 


 

Flashback Ends
 


 

Während der Middle Blocker noch seinen Erinnerungen nachhing, fand eine tobende Schneeballschlacht statt. Kaum hatte Hinata den dunkelhaarigen Setter entdeckt, formte er einen extra handgroßen Schneeball und visierte ihn an. Mit voller Kraft warf er sein Geschoss auf Kageyama, der seitlich zu ihm stand. Dieser bemerkte im letzten Augenblick den fliegenden Schneeball aus seinen Augenwinkeln und wich aus.
 

Unglücklicherweise stand Tsukishima genau hinter ihm, was dazu führte, dass er mit voller Wucht am Kopf getroffen wurde.
 

Eine beängstigende Stille hatte sich ausgebreitet. Die anderen Teammitglieder starrten ungläubig zwischen den beteiligten Parteien hin und her und malten sich schon das kommende Szenario aus. Besonders Hinata machte sich auf das Schlimmste gefasst, schließlich war Tsukishima ein unberechenbarer Zeitgenosse, den man besser nicht versuchen sollte zu reizen.
 

Unterdessen rappelte sich der Middle Blocker wieder auf und klopfte sich den Schnee von seiner Kleidung ab. Zwar hielt er seinen Kopf an der getroffenen Stelle fest, jedoch geschah zur Verwunderung aller, nichts.
 

Nur eine Mischung aus Arroganz, Desinteresse und völliger Abwesenheit erschien in seinen goldbraunen Augen.
 

„G-Gomen, Tsukishima!", entschuldigte er sich lauthals und fuchtelte wild mit seinen Armen herum.
 

Inzwischen waren auch Yamaguchi, sowie die restlichen Mitglieder Karasunos bei ihnen und erkundigten sich nach dem Blonden.
 

„Hast du dich verletzt, Tsukishima?", wollte Daichi sogleich wissen und musterte ihn ein wenig besorgt.
 

Verneinend schüttelte Tsukishima den Kopf als Zeichen, dass es ihm gut ging. Ohne auf Hinatas Entschuldigung einzugehen, wandte er sich zu seinem Captain.
 

„Ich gehe schon mal in die Halle und ziehe mich um." Und so verließ er die Gruppe und machte sich auf dem Weg zu den Umkleidekabinen.
 


 

Nach der unerwarteten Reaktion des Blonden, herrschte erst einmal ungewohnte Stille beim Rest des Teams. Um die Stimmung wieder in Gang zu setzen, stürzte sich Nishinoya auf Asahi und seifte diesen mit massig viel Schnee ein. Das Ace konnte sich trotz des enormen Größenunterschiedes kaum gegen den Libero wehren, was ein ulkiges Bild abgab und alle zum Lachen brachte.
 

Vorsichtig tippte Hinata den Setter an, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen.
 

„Kageyama..."
 

„..."
 

„Oi, Bakageyama! Hör auf mich zu ignorieren!"
 

„Wie...war...das?"
 

Eine dunkle Aura bildete sich um den Schwarzhaarigen und drehte sich mit teuflischer Mine zu ihm um. Erschrocken über Kageyamas Reaktion, wich der Ältere ein paar Meter zurück, verbeugte sich mindestens ein dutzendmal und bat um Vergebung, was den Setter wieder milde stimmte.
 

„Also...was wolltest du von mir?"
 

Misstrauisch blickte Hinata in alle Richtungen, als könnten sie beobachtet werden. Sobald er sich sicher war, dass keiner ihr kommendes Gespräch mitbekommen würde, zog er Kageyama etwas zu sich herunter und begann zu reden.
 

„Kommt dir Tsukishimas Verhalten in letzter Zeit nicht auch etwas seltsam vor?"
 

„Uhm...was meinst du genau?"
 

„Ist dir nicht aufgefallen, dass er uns kaum noch beleidigt? Ich meine...natürlich freut es mich, dass er nicht mehr so gemein ist. Es ist nur so...irgendetwas scheint ihn zu beschäftigen...und naja...da wir ein Team sind und jeder auf unserer Spielfeldseite quasi unser Freund ist, mache ich mir ein wenig sorgen, weißt du...-"
 

„Und woher soll ich das wissen? Bin ich seit Neuestem sein Kindermädchen, oder was?"
 

„Das habe ich doch überhaupt nicht behauptet! Es ist nur...-"
 

„Dann frag mich doch nicht. Was interessiert es mich, was er hat? Außerdem könntest du dich ebenso an Yamaguchi wenden."
 

Sicher war ihm schon das komische Verhalten Tsukishimas aufgefallen, wem denn auch nicht. Aber wenn er nicht von selbst mit der Sprache rausrücken wollte, war es nicht sein Problem.
 

Außerdem interessierte ihn die verschrobene Brillenschlange nicht im Geringsten!
 

„Als wäre ich nicht schon selbst auf die Idee gekommen! Leider weiß Yamaguchi mit Sicherheit auch nicht was er hat, ansonsten würde er ihn nicht immer so ratlos ansehen."
 

Ehe die zwei Streithähne sich weiter zanken konnten, wurden sie von Sugawara gebeten, in die Turnhalle zu kommen.
 

Natürlich endete das in einem Wettrennen, wer von ihnen als erstes da sein würde...
 


 

Nachdem alle die Sporthalle betreten hatten, versammelten sich die Mitglieder des Clubs, da Coach Ukai ihnen scheinbar etwas mitteilen wollte.
 

„Da bald Weihnachten vor der Tür steht, hatten Shimizu und Yachi die Idee, dass wir zu diesem Anlass, ein Weihnachtscamp veranstalten könnten."
 

Sofort sahen Nishinoya und Tanaka ihre Managerin mit funkelnden Augen an und begannen vor Freude zu weinen.
 

„So gütig, unsere Kiyoko-san!"
 

„Sie ist einfach die Beste!"
 

Mit einem „Haltet endlich den Mund!", drückte Daichi ihre Gesichter auf den Boden, entschuldigte sich bei ihrem Coach und gab ihm das Zeichen, dass dieser in Ruhe fortfahren konnte. Etwas perplex über die Situation, begann er sich zu räuspern, fuhr dann allerdings unbeirrt fort.
 

„Das Weihnachtscamp wird insgesamt fünf Tage dauern. Zum Abschluss des letzten Tages, werden wir dann ein riesiges Büffet veranstalten. Außerdem haben wir hierzu sowohl das Team von Fukurōdani, als auch das von Nekoma eingeladen. Die ganze Veranstaltung wird nächste Woche stattfinden."
 

Den freudigen Lärmpegel um den Besuch der beiden Tōkyōter-Teams, blendete Tsukishima vollständig aus. Seine Gedanken begannen sich zu kreisen und gleichzeitig war seine Laune am Tiefpunkt angelangt.
 

Er würde ihn wiedersehen...
 

「 ⚜ CRSP 」
 

ᴛʀᴜsᴛ.

Das durfte doch nicht wahr sein...
 

Für Tsukishima war diese Hiobsbotschaft die reinste Katastrophe. Äußerlich ließ er sich zwar nichts anmerken, jedoch brodelte es in seinem Inneren.
 

Wie konnte er nur so naiv gewesen sein?
 

Natürlich würden sie sich früher oder später wieder über den Weg laufen, schließlich spielten ihre beiden Schulen öfters gegeneinander und auch außerhalb des Spielfeldes pflegten die beide Mannschaften ein freundschaftliches Verhältnis zueinander.
 

Das galt auch teilweise für ihn. Denn seit dem letzten Sommer, hatte er nicht nur zu Kuroo, sondern auch zu Fukurōdanis Bokuto und Akaashi eine gewisse Bindung aufgebaut, wobei letzterer ein angenehmerer Zeitgenosse war. Er besaß dieselbe, ruhige Art wie er selbst. Allerdings hatte er seit einiger Zeit nichts mehr von ihnen gehört.
 

Ob sie wohl wussten, dass er sich von Kuroo getrennt hatte?
 

Insgesamt gab es nur drei Personen, die von der Affäre Tsukishimas und Kuroos wussten: Fukurōdanis Liebespärchen und Kenma. Mit Nekomas Setter hatte er nicht wirklich viel zu tun, was eher daran lag, dass dieser sich ziemlich gut mit Karasunos Wirbelwind verstand und der Blonde es grundsätzlich vermied, dem Überflieger zu nahe zu kommen.
 

Wie würden sie auf ihn reagieren, wenn sie von der "Trennung" tatsächlich bescheid wüssten?
 


 

Nach dem Training bemerkte Tsukishima, dass Hinata vor den Umkleidekabinen stand und anscheinend noch auf jemanden wartete. Gelangweilt sah er auf ihn herab.
 

„Was willst du noch hier? Falls du den König suchst, der ist noch drinnen."
 

Normalerweise hätte Hinata sich wegen seiner herablassenden Art aufgeführt, aber er hatte etwas mit ihm zu besprechen und ignorierte ausnahmsweise den bösen Kommentar.
 

„N-Nein...eigentlich wollte ich zu dir...", meinte er und wurde immer leiser.
 

Misstrauisch hob der Blonde eine Augenbraue nach oben.
 

Was konnte der Zwerg von ihm wollen?
 

„Was willst du?"
 

„I-Ich wollte mich für den Schneeball entschuldigen, den ich dir an den Kopf geworfen habe...d-das war keine Absicht gewesen oder so", murmelte er und verbeugte sich.
 

Einige Sekunden lang wusste Tsukishima tatsächlich nicht, ob er einfach die Entschuldigung annehmen und gehen oder sich für die Aktion von vorhin revanchieren sollte. Letztendlich entschied er sich für Variante Nummer zwei.
 

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass mir so ein kleiner Schneeball, der noch dazu von dir kam, etwas ausgemacht hätte, oder?", fragte er in einem höhnischen Ton.
 

„Was bildest du dir ein?! Du gemeiner, mieser...-"
 

„Oi, Boke. Wieso fluchst du hier rum?"
 

Beide Köpfe drehten sich in die Richtung um, aus der die Stimme kam. Kageyama war soeben aus der Umkleidekabine herausgekommen und schritt nun lässig auf sie zu. Im Vorbeigehen warf er einen kurzen, missbilligen Blick zu Tsukishima.
 

„E-Er war gemein zu mir...", jaulte Hinata und wollte den Streit mit seinem Teamkameraden fortsetzen, wurde aber rechtzeitig von dem Setter aufgehalten und am Kragen festgehalten.
 

„Oi! Lass mich sofort los, Bakageyama!"
 

Mit strampelnden Händen und Füßen versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, als Tsukishima anfing spöttisch zu grinsen.
 

„Oh, Eure Majestät. Das Ihr Euch für das Fußvolk einsetzt, sollte wirklich gelobt werden."
 

Zähneknirschend wandte Kageyama sein Gesicht zu ihm. Sein Anblick wirkte nicht wie sonst impulsiv und berechnend, sondern eher düster und undefinierbar, sodass selbst der Blonde etwas verdutzt wirkte.
 

„Sei...bloß...still...Tsukishima. Deine schlechte Laune brauchst du weder an mir, noch an dem Idioten hier, auszulassen. Richtig gehört – wir und auch das gesamte Team wissen seit Wochen bescheid, dass etwas mit dir nicht stimmt. Ehrlich gesagt...interessiert es mich nicht, doch das Wohlergehen meines Teampartners und dass der gesamten Mannschaft ist durch deine völlige Ignoranz und geistige Abwesenheit gefährdet. Kläre dein Problem oder bespreche es meinetwegen mit jemanden. Solange du das nicht gemacht hast, werde ich dir den Ball mit Sicherheit nicht mehr zuspielen, auch wenn ich dabei meinen Platz als Stammspieler verlieren sollte. Denk darüber nach."
 

Zunächst herrschte eine unheimliche Stille, während der Schwarzhaarige Hinata wieder losließ und auf den Boden absetzte. Keiner von ihnen zeigte irgendeine Reaktion, was auch nicht verwunderlich war. Es kam äußerst selten vor, dass Kageyama über Teamwork sprach und schon gar nicht in so einem Ton. Nun wandte er sich mit einem etwas milderen Gesichtsausdruck an Hinata.
 

„Komm, wir gehen."
 

Mit diesen Worten griff er nach dessen Handgelenk und zog diesen hinter sich her. Immer noch perplex über die Situation, stolperte Hinata hinter ihm her, strahlte ihn aber glücklich an.
 

Zurück blieb ein wütender Tsukishima. Nicht nur, dass Kageyama anders reagiert hatte als erwartet. Er hatte die Problematik genaustens erfasst und für das gesamte Team erkannt. Doch das ausgerechnet von seinem primitiven Mitstreiter zu hören, passte ihm überhaupt nicht.
 

Wie konnte er es wagen, so mit ihm zu reden? Was bildete er sich ein? Wer war er denn bitteschön, dass er ihm Befehle erteilte?
 

Er war doch nur der egoistische König des Spielfeldes. Und nichts weiter.
 


 

Mittlerweile waren es nur noch wenige Tage bis zum geplanten Event. Seit der Konfrontation mit Kageyama, hatte er sich vom Spielfeld ferngehalten und nur noch von der Bank aus zugesehen. Tatsächlich hatte Tsukishima über die Worte seines Mitspielers nachgedacht und musste verbittert feststellen, dass dieser tatsächlich nicht ganz Unrecht hatte, was er allerdings niemals zugeben würde.
 

Vielleicht musste er sich wirklich jemanden anvertrauen und darüber reden, aber mit wem?
 

Auf dem Heimweg sah er sich erneut mit einer unangenehmen Situation konfrontiert, als eine sehr vertraute Stimme nach ihm rief.
 

„Warte, Tsukki!"
 

Schon kam Yamaguchi auf ihn zugelaufen und hielt schwer atmend vor ihm an. Etwas genervt sah ihn Tsukishima an.
 

„Wieso bist du so laut?"
 

Statt sich jedoch zu entschuldigen, blickte er ihm nun direkt in die Augen und Tsukishima hob etwas verwundert eine Augenbraue nach oben. Heute schien sein bester Freund irgendwie...anders als sonst zu sein. Er wirkte viel entschlossener und auch ernster. Beinahe so wie damals, als er wütend darüber war, dass der Blondschopf sein Können verschwenden würde und dass er mehr an sich arbeiten müsste, wenn er nicht wollte, dass Hinata ihn eines Tages übertraf.
 

Yamaguchi fasste sich an die Brust und nahm seinen ganzen Mut zusammen – und sprach ihn laut und deutlich an.
 

„Was ist nur los mit dir? Du weichst mir andauernd aus! Auch wenn wir es nie ausgesprochen haben – wir sind beste Freunde! Und Freunde sind dazu da, um sich gegenseitig zu helfen! Du kapselst dich von allen Leuten ab! Ich weiß langsam wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll! Verdammt, Tsukki! Rede endlich mit mir, egal um was es geht!"
 

Überrumpelt von Yamaguchis klarer Ansage, versteifte er sich zunächst. Doch nach und nach lockerten sich seine Gesichtszüge wieder und ihm fiel es wie Schuppen vor den Augen.
 

„Es ist wie damals."
 

„W-Wie?"
 

Und dann geschah etwas, was der Pinch-Server seit Wochen nicht gesehen hatte:
 

Tsukishima lächelte.
 

„Seit wann bist du so direkt und cool geworden, Yamaguchi?"
 

„W-Wie? W-Was? Meinst du etwa mich?", stammelte er.
 

Den Blick in Richtung des bewölkten Himmels wechselnd, fuhr Tsukishima fort.
 

„Es erstaunt mich. Obwohl ich in letzter Zeit so abweisend zu dir war und dich kaum beachtet habe, bist du zu mir gekommen und wolltest mir helfen. Wieso?"
 

Langsam beruhigte sich Yamaguchi wieder und wandte sich nun ebenfalls dem Himmel zu.
 

„Tsukki. Wie ich es dir bereits gesagt habe...wir sind Freunde. Sogar beste Freunde. Es sind keine großen Worte nötig, um unsere Freundschaft zu beschreiben. Eben weil wir nicht eine große Sache daraus machen, funktioniert sie so gut. Aber jetzt ist es wichtig, dass du unbedingt über das, was dich so sehr beschäftigt, redest! Du zerfrisst dich selbst! Seit Tagen sitzt du nur noch auf der Ersatzbank, weil du es dir so gewünscht hast! Daichi-san hat sich für dich bei Coach Ukai eingesetzt, damit du etwas zur Ruhe kommst, aber lange wird das nicht mehr so weitergehen können und irgendwann wirst du noch deinen Posten als Stammspieler verlieren oder gar komplett aus dem Team geschmissen werden, verstehst du? Das möchte ich nicht. Also lass dir bitte von mir helfen, Tsukki. Ich flehe dich an!"
 

Nach dieser erneuten Ansage war Tsukishima erst einmal sprachlos. Mit einer solch emotionalen Rede hätte er im Leben nicht gerechnet.
 

Freundschaft...Vertrauen...Ehrlichkeit...jetzt verstand er es.
 

Darum hatte Kuroo seinen Freunden damals von ihnen erzählt. Weil er vor ihnen keine Geheimnisse hatte – und schon gar nicht vor seinem selbsternannten "Browl", Bokuto.
 

Vielleicht war diese Aussprache nötig gewesen, damit er endlich erkennen konnte, dass er nicht alleine war und das er stets einen treuen Freund an seiner Seite hatte.
 

„Nun...gut. Komm einfach heute Abend um 19:00 Uhr zu mir. Dann erzähle ich dir alles."
 

Erstaunt über diese plötzliche Entscheidung, konnte Yamaguchi nichts anderes tun, als stumm zu nicken und ihm noch zum Abschied zu winken, bevor sein bester Freund in die andere Richtung ging.
 

Daheim wollte sich Tsukishima nur noch ins Bett legen. Es dauerte auch nicht lange, bis er sich vornüber aufs Bett geworfen hatte und nach wenigen Minuten ins Land der Träume abschweifte.
 


 

Der Blonde hatte wohl eine ganze Weile geschlafen gehabt, denn mittlerweile ging die Sonne am blutroten Horizont unter.
 

Verschlafen, streckte er sich aus dem Bett und begab sich ins Badezimmer, um sich frisch zu machen, denn bald würde Yamaguchi auftauchen.
 

Auf dem Weg in die Küche, bemerkte er, dass seine Mutter immer noch nicht zu Hause war. Tsukishima konnte sich gut vorstellen, dass sie gerade drüben bei den Yamaguchis war und sich noch zum Kaffeeklatsch mit Yamaguchi-san verabredet hatte.
 

Gerade wollte er sich einen Saft aus dem Kühlschrank genehmigen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Entspannt ging er zum Eingangsbereich.
 

Merkwürdig fand Tsukishima allerdings – bei einem genaueren Anblick auf die Uhr – dass sein bester Freund eine halbe Stunde früher, als verabredet da war. Andererseits handelte es sich um Yamaguchi und dieser war manchmal so durch den Wind, dass er schon mal spontan etwas früher oder später auftauchte, als verabredet. Ihm selbst machte das nicht viel aus.
 

Als der Middle Blocker die Tür öffnete, traute er seinen Augen nicht: Vor ihm stand nicht Yamaguchi.
 

Es war...
 

「 ⚜ CRSP 」
 

sᴜʀᴘʀɪsᴇ.

„Hey, Hey, Hey! Lange nicht mehr gesehen, Tsukki! Bist du immer noch so miserabel im Blocken?"
 

In diesem Moment wusste Tsukishima wirklich nicht was schlimmer war: Die Tatsache, dass Bokuto Koutarou unangemeldet vor seiner Tür stand und ihn sofort mit seiner energiereichen Art auf die Nerven ging oder den eindeutig an ihn gerichteten negativen Kommentar.
 

„Koutarou-san. Lass uns doch erst einmal mit Tsukishima-kun unsere Sachen ablegen, bevor du ihn hier zwischen Tür und Angel voll redest.“
 

Entrüstet drehte sich Bokuto zu seiner Begleitung um.
 

„Aber Keijiiiii! Das war doch gar nicht so gemeint! Ich freue mich nur, dass ich ihn nach so langer Zeit wiedersehe“, jammerte der Ältere.
 

Nun bemerkte der Middleblocker auch Akaashi, welcher still und unauffällig hinter seinem Kapitän stand und gelangweilt in die Runde blickte. Irgendetwas schien hier faul zu sein und Tsukishima wollte dieser Angelegenheit so schnell wie möglich auf den Grund gehen. Geräuschvoll fing er an sich zu räuspern und erhielt prompt die volle Aufmerksamkeit.
 

„Könntet ihr mir mal bitte erklären, was ihr hier macht? Eure Ankunft war doch erst für übermorgen geplant. Und außerdem würde es mich interessieren, woher ihr meine Adresse kennt.“
 

„Tsukishima-kun wir werden dir alles erklären, aber könntest du uns vorher vielleicht hineinlassen? Es ist ziemlich kalt hier draußen“, erklärte ihm der Setter höflich.
 

Schweigend ließ der Blonde sie eintreten und suchte zwei paar Hausschuhe zusammen. Unterdessen hatte sich Bokuto schnell die Schuhe ausgezogen und erkundete auf eigene Faust das Anwesen seines ehemaligen Kouhais. Seine goldenen Eulenaugen funkelten begeistert. Anscheinend schien ihm die Einrichtung des Hauses zu gefallen.
 

„Oya, Oya, Tsukki. Dein Haus sieht ja wirklich hübsch aus! Wie konntest du uns das nur solange vorenthalten?“
 

„Naja. Ihr wart ja auch noch nie hier gewesen. Außerdem hast du mich nie gefragt, ob du zu Besuch kommen willst“, warf ihm Tsukishima entnervt entgegen.
 

Innerlich war er froh darüber, dass Fukurodanis Kapitän bisher noch nie die Gelegenheit gehabt hatte, auch nur einen Fuß in sein Haus zu setzen. Die seltenen Besuche von Kuroo hatten ihm gereicht, denn mit dem Wingspiker wäre das Chaos komplett gewesen. Wahrscheinlich hätten sie sich auch noch mit Akiteru zusammen verbrüdert und nur Unsinn angestellt.
 

„Entschuldige bitte, Tsukishima-kun. Könntest du uns vielleicht sagen, wo wir unser Gepäck hinbringen können?“, unterbrach der Schwarzhaarige die Runde.
 

Auf die Bitte Akaashis eingehend, übergab er seinen Gästen zuerst ihre Hausschuhe, ehe er sie mit einer Handbewegung aufforderte ihm zum Folgen. Wie ihnen geheißen, folgten sie dem Brillenträger, bis sie einen großen Raum betraten.
 

„Das ist mein Zimmer. Hier könnt ihr vorerst eure Sachen ablegen.“
 

Dankend legte Akaashi seine Tasche neben Tsukishimas Schreibtisch ab. Sein Freund hingegen zog es vor, sein Gepäck achtlos in die Ecke zu werfen, was ihn seitens der Anderen ein „Musste-das-jetzt-wirklich-sein“ Blick einheimste. Damit nicht alle hilflos im Raum herumstanden, bot ihnen der Blonde an sich zu setzen. Während Akaashi gesittet auf dem Schreibtischstuhl Platz nahm, stürzte sich sein Freund wie ein schwerfälliges Walross, auf das Bett ihres Gastgebers. Tsukishima, der die Aktion mit Argusaugen beobachtet hatte, versuchte sich zu entspannen, bevor er seinen zweiten Versuch startete.
 

„Also um auf meine Frage von vorhin zurück zu kommen: Was macht ihr...-“
 

„Tsukki, ich habe Hunger! Und was zum Trinken wäre auch nicht verkehrt! Wie kannst du denn mich, den großartigen Bokuto, nur so behandeln?“, beklagte sich der Älteste im Raum.
 

Seufzend beließ Tsukishima vorerst seine Frage und wollte sich auf den Weg in die Küche begeben. Eine Diskussion mit einem bockigen Bokuto war ein Ding der Unmöglichkeit.
 

„Warte bitte, Tsukishima-kun. Ich würde dir gerne meine Hilfe anbieten.“
 

Mehr als nur überrascht von Akaashis Vorschlag, sah er diesen zunächst stumm an. Nach kurzem Zögern stimmte er ihm dann anschließend zu. Zuvor warf der Schwarzhaarige seinem Kapitän jedoch einen letzten mahnenden Blick zu, der so etwas wie „Du bleibst da wo du bist und rühre ja nichts an“ bedeutete, bevor er sich an Tsukishimas Fersen heftete. Angekommen, bereiteten sie zusammen ein paar Sandwiches zu. Zumindest bis der Middleblocker es nicht mehr aushielt.
 

„Akaashi-san...wieso seid ihr hierhergekommen?“
 

Der Setter antwortete zunächst nicht auf die Frage und widmete sich lieber den belegten Broten zu. Ihm entging aber der leicht nervöse Ausdruck in Tsukishimas Augen nicht und stieß einen seufzenden Laut aus.
 

„Kannst du dir das nicht denken, Tsukishima-kun?“, erkundigte sich der Angesprochene ruhig.
 

Die Hand des Middleblockers bildete sich zu einer Faust, welche anfing zu zittern. Fast zeitgleich begann er nervös an seiner Unterlippe zu kauen.
 

Das hatte er befürchtet: Kuroo hatte den Anderen erzählt was passiert war und nun waren sie hier, um ihn umzustimmen!
 

Plötzlich riss ihn das Klingeln der Eingangstür aus der unangenehmen Situation.
 

„Verdammter Mist. Ich wollte ja mit Yamaguchi reden“, sprach Tsukishima seine Gedanken laut aus.
 

„Du meinst eurer Nummer zwölf? Gomen, Tsukishima-kun. Wir hatten wirklich nicht die Absicht, dir irgendwelche Umstände zu machen.“
 

Es war immer wieder erstaunlich. Akaashi war immer zuvorkommen und diszipliniert. Ganz im Gegensatz zu seinem festen Freund, der sich im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein Elefant im Porzellanladen, benahm. Dennoch ergänzten sich die beiden wie Ying & Yang, was den Blonden immer wieder erstaunte.
 

„Schon gut. Weißt du...ich wollte es...ihm...endlich sagen“, gestand er ihm anschließend.
 

Aufmunternd legte ihm der Setter seine Hand auf die Schulter und lächelte ihm zu. Es waren keine Worte nötig um zu verstehen, was der jeweils andere dachte. Als es ein zweites Mal klingelte, hasteten die beiden in den Flur und öffneten die Tür. Bibbernd vor Kälte, stand vor ihnen Yamaguchi, dessen Nasenspitze sich schon rot gefärbt hatte.
 

„Tsukki, was war denn los? Hast du denn...nanu?“
 

Abrupt hielt er inne. Jetzt bemerkte er den Schwarzhaarigen, welchen er sofort stammelnd, aber höflich begrüßte. Sein Gegenüber erwiderte die Begrüßung und machte es ihm nach.
 

„Komm erst einmal rein. Begrüßen könnt ihr euch immer noch im Haus“, meinte der Blonde etwas schroff.
 

Sofort kam Yamaguchi der Aufforderung nach und begab sich in den Flur. Dort wurde ihm gleich etwas wärmer. Kurze Zeit später, wandte er sich an seinen besten Freund.
 

„Du hättest mir doch sagen können, dass du Besuch bekommst. Dann hätten wir unser…Gespräch auch verschieben können.“
 

„Ich hatte selber keine Ahnung, dass ich weitere Gäste bekommen würde“, verteidigte sich der Ältere.
 

„Gäste? Wer ist denn noch...-“, wollte der Pinch-Server wissen, doch schon trampelte Bokuto die Treppe herunter und wirkte so, als hätte er tagelang nichts zu essen bekommen.
 

„Hunger...ich habe so schrecklichen Hunger...womit habe ich es verdient, so behandelt zu werden?“, jammerte Fukurodanis Kapitän und klammerte sich verzweifelt an seinen entnervten Setter.
 

Von der Szene überfordert, sah Yamaguchi abwechselnd von Akaashi zu Bokuto und auch immer wieder zu Tsukishima, der letzten Endes alle darum bat, es sich im Wohnzimmer bequem zu machen. So schnell es ging, versorgte er seine Gäste mit Getränken und etwas zu Essen. Natürlich war der Wingspiker der Erste, der sich auf die Leckereien stürzte. Der Rest nahm sich wortlos etwas vom Tisch.
 

Die Konstellation konnte für den Blonden nicht unpassender sein. Er hoffte inständig, dass Fukurodanis Kaptiän seinen vorlauten Schnabel hielt und nichts ausplauderte. Leider war Bokuto ziemlich nachtragend, weshalb er sofort seine Gedanken laut aussprach.
 

„Tsukki, ich bin wirklich schwer enttäuscht von dir. Du hast dich lange nicht mehr bei uns gemeldet. Bedeuten wir dir denn gar nichts mehr?“, schmollte Bokuto.
 

„Hahahaha. Ihr scheint euch anscheinend ziemlich gut zu verstehen“, lenkte Yamaguchi lächelnd die Aufmerksamkeit auf sich. Um das Schlimmste zu verhindern, hielt Akaashi seinem Freund den Mund zu und deutete diesem an, endlich die Klappe zu halten. Langsam merkte auch der Pinch-Server, dass hier etwas nicht stimmte. Seit sie im Wohnzimmer waren, hatte Tsukishima kein einziges Wort gesprochen.
 

Gedankenverloren, betrachtete dieser die Sandwiches, welche noch auf dem Tisch lagen. In Yamaguchi keimte der Verdacht auf, dass das seltsame Verhalten Tsukishimas in letzter Zeit vielleicht mit seinen Gästen der Fukurodani-Academy zusammenhing.
 

Akaashi, der ahnte, dass Yamaguchi früher oder später auf die Wahrheit stoßen könnte, ließ von Bokuto ab und sah den Middleblocker direkt in die Augen.
 

„Tsukishima-kun. Es wird an der Zeit, dass Yamaguchi-kun die Wahrheit erfährt.“
 

Aufmerksam horchte Yamaguchi auf und sah zu seinem Kindheitsfreund rüber. Also lag er mit seiner Vermutung gar nicht so verkehrt. Die Augen des Blonden fixierten ihn nun an und ließen ihn ein bisschen zusammenzucken.
 

„Bevor ich dir alles erzählen kann...muss ich dir...etwas gestehen, Yamaguchi...“, brachte er mühsam hervor.
 

Gespannt, was ihm sein bester Freund zu sagen hatte, nickte er ihm zu. So angespannt wie jetzt, hatte er ihn noch nie erlebt. Auch Fukurodanis Spieler sahen ihn an und versuchten ihm per Augenkontakt Mut zu zusprechen. Tsukishima ging ein letztes Mal in sich und beruhigte sich.
 

„Ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll. Vielleicht möchtest du nach meinem Geständnis nicht mehr mit mir befreundet sein...“, wandte der blonde Middleblocker ein.
 

„Mittlerweile solltest du mich kennen, Tsukki. Unsere Freundschaft hat schon vieles durchgestanden. So schlimm kann es nun auch nicht sein“, sprach sein bester Freund beruhigend auf ihn ein.
 

Ermutigt von seinen Worten, schluckte er seinen dicken Kloß im Hals herunter und sprach Klartext.
 

„Naja...es ist so. Ich...stehe auf Jungs.“
 

Jetzt war es endlich raus. Eine gewisse Erleichterung stand in seinem Gesicht geschrieben. Dennoch war es kein Grund zur Freude. Die Reaktion Yamaguchis machte ihn etwas stutzig. Er zeigte keinerlei Emotionen: Weder sah er wütend, traurig oder angeekelt aus. Beinahe wollte er ihn durchschütteln, um endlich ein Lebenszeichen zu bekommen, doch dieser kam ihm zuvor.
 

„Wow...ich meine wow. Ich habe mir alles Mögliche ausgemalt. Aber dass du auf Kerle stehst...damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet“, staunte der Pinch-Server.
 

„Also bist du nicht sauer oder angewidert?“, erkundigte sich der Blonde.
 

Langsam schüttelte Yamaguchi seinen Kopf.
 

„N-Nein. Ich bin eher...überrascht. Man bekommt ja schließlich nicht alle Tage von seinem besten Freund zu hören, dass er auf das eigene Geschlecht steht. Aber wieso hast du mir das nicht eher gesagt? Wie dachtest du würde ich denn reagieren, Tsukki?"
 

Darauf wollte Tsukishima nicht antworten. Er wollte und konnte es nicht zugeben, dass er so stark an Yamaguchi gezweifelt hatte. Sein Gewissen zerfraß ihn innerlich. Dafür übernahm jetzt Akaashi das Wort.
 

„Ich denke dachte ist das falsche Wort. Tsukishima-kun hatte nämlich schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Außenstehende unterschätzen oft, wie schwer es einem fällt, sich zu outen. Für denjenigen steht nämlich vieles auf dem Spiel, weil in unserer Gesellschaft Homosexualität bei vielen immer noch ein absolutes Tabuthema ist. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum er dir nichts erzählt hat. Beziehungsweise es nicht konnte.
 

Nachvollziehend nickte Yamaguchi mit dem Kopf und versuchte die gerade erhaltenden Informationen, zu verarbeiten. Eines stand für ihn fest: Um seinen besten Freund besser verstehen zu können, musste er versuchen herauszufinden, wie alles begonnen hatte.
 

„Ich würde dich gerne besser verstehen können, Tsukki. Seit wann hast du es bemerkt?“
 

Yamaguchi schien nicht sauer zu sein. Da er aber nun wissen wollte, wie denn alles angefangen hatte, begann er zunächst zu zögern. Allerdings hatte er die Wahrheit verdient, also begann Tsukishima sein Schweigen zu brechen.
 

„Nun gut. Dazu müssen wir ungefähr sechs Monate zurückgehen...genauer gesagt, bis zu der Zeit im Sommercamp.

ᴘᴀsᴛ sᴛᴏʀʏ. [ ᴘᴀʀᴛ ɪ ]

Rückblick: Sommercamp in Tokio - 6 Monate zuvor
 

Nach ihrem Spiel gegen Aoba Johsai, hatte Karasuno eine bittere Niederlage einstecken müssen. Das gesamte Team litt erheblich darunter – nun ja fast alle. Tsukishima hatte es im Gegensatz zu seinen Mitspielern relativ locker aufgenommen. Für ihn war es von vornherein klar gewesen, dass sie gegen diese Mannschaft keine Chance hatten. Wenn er dabei an die monströsen Aufschläge Oikawas oder das Zusammenspiel ihrer Gegner dachte, war es für ihn nicht weiter verwunderlich gewesen, dass sie verloren hatten.
 

Allerdings hatte er die Willensstärke seines Teams ziemlich unterschätzt. Einige Zeit nach den Interhigh Qualifikationen, verkündete Coach Ukai, dass sie sich wieder nach Tokio begeben würden, um zusammen mit Team Nekoma und anderen hervorragenden Mannschaften zu trainieren. Natürlich freuten sich *die vier Katastrophen, wie der Blonde sie insgeheim nannte, am meisten darüber. Er selbst hatte eigentlich nicht die geringste Lust dazu gehabt daran teilzunehmen, musste aber schnell merken, dass es nichts bringen würde, seine Gedanken laut zu äußern. Somit fügte er sich murrend seinem Schicksal...
 

* *
 

„Endlich sind wir da!“, riefen Tanaka und Nishinoya begeistert aus und betrachteten den Strommast, den sie wieder irrtümlicherweise für den Tokio-Tower hielten.
 

Tsukishima wollte schon einen miesen Kommentar zu den beiden Hampelmännern abgeben, jedoch war er ziemlich müde und erschöpft von der Fahrt, da er im Bus kaum schlafen konnte, sodass er sich seinen Spruch verkniff und stattdessen anfing zu gähnen. Yamaguchi, der neben ihm stand, blickte ihn etwas verschlafen an.
 

„Wie können die zwei schon um diese Uhrzeit so aktiv sein?“
 

„Sie besitzen kein Gehirn, darum. Die gesamte Strecke über haben sie geschlafen, wie die Murmeltiere. Wir können froh sein, dass nicht auch noch der König und sein verrückter Flummiball hier sind, sonst wäre das wirklich unerträglich gewesen“, kommentierte der Brillenträger murmelnd und sein bester Freund musste sich bei dieser Aussage das Lachen verkneifen.
 

Tatsächlich hatten Kageyama und Hinata das Pech, dass sie eine Prüfung nachschreiben mussten, weshalb sie erst später nachkommen würden. Wie sie das anstellen würden, wusste der blonde Middleblocker allerdings noch nicht – und um ehrlich zu sein, interessierte es ihn auch nicht.
 

Eine weitere Sache, die ihn laut aufseufzen ließ, war die lebhafte Begrüßung von Nekomas Spielern. Da wäre zum Beispiel Yamamoto Taketora, der lautstark seinen neuen Kumpel Tanaka begrüßte und gleichzeitig bei dem wundervollen Anblick von Kiyoko – und auch der neuen Managerin Yachi Hitoka, dahin schmolz. Dann gäbe es noch Inuoka Sou, der sich immer wieder neugierig nach Karasunos kleinem Spiker umsah, bis ihn Kenma aufklärte, dass der Orangehaarige erst später nachkäme.
 

Doch der mit Abstand nervigste unter ihnen war ihr Kapitän: Kuroo Tetsurou.
 

Nicht nur, dass Daichi und er eine freundschaftliche Rivalität pflegten und beim Händedrücken immer übertreiben mussten. Kuroo hatte ihn sogar unverschämter Weise am Ende ihres letzten Spieles darauf hingewiesen, dass er ruhig etwas wilder werden könnte.
 

Was fiel ihm eigentlich ein?
 

Und dann noch dieses freche Grinsen, welches er immer auf den Lippen trug. Einfach zum Kotzen.
 

Fazit: Es gab gerade keinen schlimmeren Menschen in seinem Umfeld, als ihn...
 

* *
 

Seinen Irrtum bemerkte der blonde Spieler erst, als er sich nach dem Training auf dem Weg zu seinem Schlafplatz machen wollte. Zwangsläufig musste er allerdings an der Turnhalle vorbeilaufen, wo scheinbar noch einige trainierten. Gerade dachte der Brillenträger darüber nach, wie bescheuert man sein müsste, um sich nochmal Abends dermaßen zu verausgaben, als...
 

„Hey, Hey, Hey! Du! Genau du vom Karasuno-Team! Der Typ mit Brille, da!“
 

Tsukishimas Blick richtete sich nun auf den Eingangsbereich der Halle, wo ihn zwei Personen anstarrten. Einer davon war Kuroo und der Andere war aus dem Team von Fukurodani. Sicherheitshalber sah sich Tsukishima um, ob nicht jemand anderes gemeint gewesen sein könnte, doch es war niemand außer ihm da. Gespannt, was sie von ihm wollten, schritt er auf die kleine Gruppe zu.
 

„Ja? Was ist denn?“, fragte der Angesprochene sichtlich gelangweilt nach.
 

„Hey, Hey, Hey, Brille-kun. Sei nicht gleich so mürrisch. Wie wär's? Würdest du ein paar Balle für mich blocken?“
 

Tsukishima kannte diesen Typen mit den grauen Haaren kaum, aber er wusste jetzt schon, dass er ihm gehörig auf den Geist ging.
 

„Tut mir leid, aber ich bin müde und schon völlig ausgepowert. Es würde keinen Sinn machen, wenn ich in diesem Zustand mit euch weiter trainieren würde.“ Gerade wollte er sich von ihnen abwenden, hatte aber nicht mit der Hartnäckigkeit Kuroos gerechnet.
 

„Ach komm schon sei kein Schwächling! Oder stimmen etwa die Gerüchte, dass du keine Bälle blocken kannst?“, provozierte ihn der Schwarzhaarige.
 

Normalerweise hätte sich Tsukishima niemals auf so eine billige Masche eingelassen, aber das ausgerechnet dieser arrogante Mistkerl es wagte so über seine Fähigkeiten zu reden, weckte seinen Kampfgeist. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schritt der Blonde an ihnen vorbei – nicht ohne jedoch eine bestimmte Sache klarzustellen.
 

„Im Übrigen: Mein Name lautet Tsukishima.
 

* *
 

Das Sondertraining war ziemlich anstrengend gewesen. Nicht nur das Bokuto und Akaashi – wie er im Nachhinein herausgefunden hatte, eine wirklich gute Zusammenarbeit bewiesen. Auch die Schmetterbälle von Fukurodanis Ace hatten es in sich. Kein Wunder also, dass er zu den fünf besten Wingspikers Japans zählte. Während der Blonde etwas erschöpft aus seiner Wasserflasche trank, bemerkte er, dass ihn Bokuto die ganze Zeit über anstarrte, was ihn skeptisch werden ließ.
 

„Kann es sein, dass ich etwas im Gesicht habe oder wieso starrst du mich mit deinen Augen so intensiv an, Bokuto-san?“
 

„Naja...bei deinen dünnen Armen habe ich glatt Angst, sie durch meine Angriffe zu zerbrechen“, meinte er daraufhin etwas besorgt.
 

„Hahaha. Ich bin stark genug. Außerdem bin ich noch im Wachstum, da kommt noch viel bei raus“, argumentierte der Middelblocker stolz.
 

„Ja klar. Rede dir das nur weiterhin ein. Wenn du so weitermachst, wirst du gegen euren Chibi-chan haushoch verlieren“, äußerte sich Nekomas Kapitän höhnisch.
 

Plötzlich herrschte eine beunruhigende Stille in der Halle. Akaashi hatte aufgehört den Ball zu tosen und ließ diesen achtlos fallen und selbst der begriffsstutzige Bokuto schien zu merken, dass sein Bro diesmal zu weit gegangen war. Noch ehe Kuroo etwas sagen konnte, äußerte sich der Blonde – mit einem falschen Lächeln auf den Lippen.
 

„Ja es stimmt. Gegen Hinata werde ich vermutlich niemals ankommen. Ich bin nunmal nicht so talentiert, wie er. Und nun entschuldigt mich bitte: Ich bin ziemlich müde und würde mich gerne hinlegen.“
 

„A-Aber warte...“, versuchte ihn der dunkelhaarige Middleblocker aufzuhalten, doch Tsukishima hatte bereits die Halle verlassen.
 

Der Blonde kochte vor Wut.
 

Kuroo hatte nicht den Hauch einer Ahnung und trotzdem wagte er es ihn so dermaßen vorzuführen?
 

Was brachte es sich so sehr anzustrengen, wenn im Nachhinein alles eh umsonst war?
 

Sein Bruder war der lebende Beweis dafür, dass es nichts brachte für seine Idealen zu kämpfen.
 

Und selbstverständlich war sich der Brillenträger im Klaren, dass er mit der Energie und Entschlossenheit Hinatas nicht mithalten konnte. Aber es ausgerechnet von diesem Lackaffen zu hören, kratzte an seinem Ego.
 

Er wollte nur noch eins: So schnell wie möglich unter die Dusche und dann ab ins Bett.
 

* *
 

Das konnten sie doch nicht ernst meinen...
 

Tsukishima drückte sich das Kopfkissen über beide Ohren und versuchte zu schlafen –vergebens. Daran schuld waren seine beiden Zimmergenossen, nämlich der Libero und sein bester Freund, die friedlich vor sich hin schnarchten und das nicht zu knapp. Vorsichtig schlug er die Decke zur Seite, denn neben ihm schlief Yamaguchi tief und fest. Langsam tapste er sich im Dunkeln in den Korridor hinaus und versuchte sich zu orientieren.
 

Vielleicht würde ihm ein kurzer Spaziergang ganz gut tun und ihn etwas ablenken – besonders von der unschönen Begegnung mit Kuroo. Er gab es ungern zu, aber die Worte des Schwarzhaarigen hatten ihm doch mehr zugesetzt, als erwartet. Geistesabwesend setzte er seinen Weg fort. Eventuell würde er ja auf andere Gedanken kommen...
 

Inzwischen war Tsukishima auf einem Hügel angekommen, wo ein wundervoller Kirschbaum stand und dessen prachtvolle Blüten sich aus den Ästen hervor streckten. In diesem Augenblick, als er bei dem Anblick des Sakurabaumes etwas zur Ruhe zu kommen schien, rief plötzlich jemand nach ihm - den allerletzten Mensch auf Erden, welchen er gerade sehen wollte.
 

„Brille-kun? Sag mal...was machst du hier?“
 

Also hatte er sich tatsächlich nicht getäuscht. Ausgerechnet Kuroo Tetsurou stand jetzt vor ihm und sah ihn vielsagend an.
 

„Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich heiße Tsukishima“, erklärte der Jüngere gelangweilt und ging erst gar nicht auf die Frage ein.
 

„Gomen, Tsukishima. Also was hast du denn hier mitten in der Nacht verloren?“
 

„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen“, konterte Tsukishima monoton zurück.
 

Bei diesem Konter, konnte sich Kuroo einfach nicht ein Glucksen unterdrücken und sah seinen Gegenüber amüsiert an.
 

„Ich bin aufgestanden, um aufs Klo zu gehen. Muss ich dir noch detaillierter erklären, was ich dort gemacht habe?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige belustigt.
 

Angewidert sah ihn Tsukishima an und beantwortete somit wortlos diese ohnehin schon rhetorische Frage.
 

„Also Tsukishima, ich frage dich nochmals: Wieso bist hier und nicht im Bett?“
 

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Außerdem wieso willst du das unbedingt wissen?“
 

Einige Sekunden lang blieb es zwischen ihnen still. Doch dann atmete der Kapitän Nekomas hörbar aus und sah ihn ernst an.
 

„Es macht mich neugierig, was du in deinem Kopf alles so denkst. Du redest kaum mit jemanden und deine Einstellung hat mich sehr erstaunt. Ich hätte nicht erwartet, dass du wegen meinem Kommentar von vorhin, gleich die Biege machen würdest.“
 

Verärgert verengte Tsukishima seine Augen zu schlitzen.
 

Diese Sticheleien musste er sich doch nicht ernsthaft gefallen lassen, oder?
 

Schon wollte er an dem Älteren vorbei, jedoch hielt ihn dieser am Handgelenk fest und blickte ihn streng an.
 

„Wieso läufst du schon wieder weg? Das hilft dir auch nicht dein Problem in den Griff zu bekommen.“
 

Tsukishima hatte ja eine gewisse Geduld, doch auch diese war irgendwann erschöpft und das würde jetzt der Schwarzhaarige zu spüren bekommen.
 

„Was willst du eigentlich von mir? Wir kennen uns doch kaum und denkst allen Ernstes, dass du über mich urteilen kannst? Hast du überhaupt eine Ahnung, wieso ich so denke? Nein! Also sei endlich still und lass mich endlich in Ruhe“, zischte ihm der Jüngere entgegen.
 

Nach Tsukishimas Ausbruch, ließ ihn der Dunkelhaarige tatsächlich los und blickte schuldbewusst auf den Boden. Auch der Brillenträger musste erst einmal verdauen, was so eben geschehen war. Ermüdet schritt er auf den großen Baum zu und ließ sich auf diesen hinab gleiten. Sein Herz pochte förmlich vor Adrenalin.
 

Warum hatte er sich jetzt auf diese Provokation einlassen müssen? Dieser Kuroo war doch nichts weiter, als ein arroganter Besserwisser, oder?
 

Wütend auf Kuroo und auch auf sich selbst, weil er sich auf diese alberne Diskussion eingelassen hatte, betrachtete er den Vollmond, welcher die Umgebung in ein wunderschönes Licht eintauchte.
 

Eine ganze Weile sagte keiner von beiden ein Wort. Stillschweigend betrachteten nun beide den Nachthimmel, bis...
 

„Tsukishima. Ich glaube...ich muss mich bei dir entschuldigen.“
 

Ungläubig horchte der Angesprochene auf. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
 

„Ich hatte kein Recht so etwas zu sagen. Du hast vermutlich deine Gründe dafür, dass du so eine Einstellung entwickelt hast, aber ich verstehe nicht, warum du nichts aus deinem Vorteil ziehst? Ich meine...du hast die perfekte Größe...bist nicht auf den Kopf gefallen...und kannst teilweise schon die Taktiken des Gegners erahnen. Also warum sträubst du dich so sehr, dich zu verbessern?“, fragte Kuroo interessiert und drehte sich zu ihm um.
 

Mit großen Augen sah ihn Tsukishima an. In seinem ganzen Leben hatte er bisher noch niemanden getroffen, der sich für ihn so zu interessieren schien. Diese neue Erkenntnis versetzte ihm ein gewisses Unwohlsein, doch unter keinen Umständen wollte er das seinem Gegenüber preisgeben.
 

„Schon gut. Es interessiert mich sowieso nicht, was du zu sagen hast“, versuchte er sich raus zureden und wollte gehen, kam allerdings nicht weit, da der Schwarzhaarige auf ihn zu schritt und gegen den Baum drückte.
 

Er versuchte nicht nervös zu wirken, doch Tsukishima zuckte bei dem Anblick von Kuroos Augen unmerklich zusammen. Sie hatten etwas Raubtierartiges an sich – wie eine Katze, die sich gerade an ihre Beute anschlich.
 

„Du bist wirklich ein merkwürdiger Typ, Tsukishima. Aus dir werde ich einfach nicht schlau. Andererseits gefällt mir das – denn ich liebe die Herausforderung“, hauchte er ihm ins Ohr.
 

Spätestens jetzt schrillten bei dem Blonden sämtliche Alarmglocken. Der Schwarzhaarige war ihm viel zu nah, sodass er dessen warmen Atem auf seiner eigenen Haut spüren konnte und es ihm eine Gänsehaut verlieh. Tsukishima wollte ihn von sich wegdrücken, aber sein Körper wollte ihm einfach nicht gehorchen. Der dunkelhaarige Middleblocker schien seine Anspannung zu bemerken, was ihn leicht amüsierte.
 

„Du hast doch nicht etwa Angst vor mir, oder?“
 

Tsukishima war mehr als verärgert und wollte sich aus dieser peinlichen Situation entziehen.
 

„Was soll das, Kuroo-san? Hast du wirklich nichts Besseres zu tun, als mich zu belästigen?“, erwiderte er so lässig wie möglich.
 

„Aber, aber! Ich tue dir doch nichts Schlimmes“, schnurrte Kuroo vergnügt.
 

Seine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Tsukishima wollte einfach nur noch weg von hier. Mit letzter Willenskraft schaffte er es sich von ihm loszureißen und an diesem vorbeizulaufen. Dabei entging Kuroo natürlich nicht die leichte Röte in seinem Gesicht. Grinsend sah er ihm hinterher, während seine Haare leicht im Winde wehten.
 

„Oyasumi, Tsukishima.“

ᴘᴀsᴛ sᴛᴏʀʏ. [ ᴘᴀʀᴛ ɪɪ ]

Die darauffolgenden Tage wurden für den Blonden zu einer richtigen Tortur. Immer wieder fühlte er sich auf das Neuste observiert und schien auch zu wissen von wem. Nichtsdestotrotz versuchte er jeglichen Kontakt mit dem Älteren zu vermeiden. Denn seit ihrer sonderbaren Begegnung in der Vollmondnacht, musste Tsukishima frustriert feststellen, dass ihm die pikante Situation mit dem Schwarzhaarigen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
 

Seine Gedanken gingen sogar soweit, dass er sich die Frage stellte, was gewesen wäre, hätte er nicht im letzten Moment das Weite gesucht – etwas was sein komplettes Selbstbild in Frage stellte.
 

Hätte er es zugelassen? Wenn ja, würde das nicht automatisch bedeuten, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte? Wäre das denn nicht abnormal?
 

Tsukishima hatte noch nie eine Freundin gehabt. Diese Tatsache hatte ihn bis dato nicht im Geringsten interessiert, denn die meisten Mädchen die er kannte, waren für ihn einfach nur nervig und anstrengend gewesen. Das Interesse am männlichen Geschlecht hatte er zwar ebenfalls noch nie gehabt, aber in ihm drängte sich langsam ein ungewollter Gedanke in den Vordergrund:
 

Konnte es vielleicht sein, dass Nekomas Kapitän mit seiner ungehobelten Art es tatsächlich geschafft hatte, Tsukishima auf sich aufmerksam zu machen?
 

Nein. Das konnte und durfte nicht wahr sein.
 

Ihre seltsame Nachtbegegnung hatte allerdings den Vorteil gehabt, dass es ihm gelungen war, endlich eine ihm langersehnte Frage beantwortet zu bekommen. Seit sein großer Bruder in der Oberschule gescheitert war, als Stammspieler aufgenommen zu werden, fragte sich der blonde Middleblocker ständig, weshalb sich jemand so sehr bemühte, wenn er im Nachhinein sowieso zum Scheitern verurteilt war. Auch wenn er es nicht zugeben wollte:
 

Kuroos Worte hatten ihn zum Nachdenken angeregt.
 

Yamaguchi und Bokuto bildeten das i-Tüpfelchen, indem sie ihm jeweils auf ihrer eigenen Art und Weise ins Gewissen eingeredet hatten. Seither nahm er auch wieder am Extratraining teil. Zwar war es ihm unangenehm mit Kuroo auf derselben Seite des Spielfeldes zu stehen, aber dadurch, dass sie nie alleine waren, versuchte er sich einzureden, dass nichts Sonderbares passieren würde...dachte er jedenfalls.
 

* *
 

„Dürfen wir beim Training mitmachen?“
 

Diese simple Frage veranlasste Tsukishima dazu, genervt mit den Augen zu rollen. Nicht das Kuroo und Bokuto schon zusammen den Inbegriff von Katastrophe bildeten. Nein. Jetzt wollten noch scheinbar zwei weitere Idioten – Lev und Hinata, zu ihrem Training hinzustoßen.
 

Selbstverständlich wurden sie von den Kapitänen dazu eingeladen mitzumachen - denn je mehr potentielle Übungspartner, desto besser. Also bildeten sie jeweils ein Drei-Mann-Team.
 

Katzen vs. Eulen
 

Hinata, der es als große Ehre ansah, mit den Spielern von Fukurodani in einem Team zu sein, freute sich schon riesig auf das Match. Unter anderem auch, weil er endlich Stingyshima beweisen wollte, dass er ebenfalls eine Herausforderung sein konnte.
 

Die Laune des Brillenträgers sank endgültig in den Keller, als es Hinata gelang, die zwei Meter Mauer, wie Bokuto sie nannte, zu überwinden und einen Punkt zu erzielen.
 

„Das war wirklich gut, Chibi-chan!“, lobte ihn der Schwarzhaarige und lächelte ihm zu.
 

Natürlich freute sich der kleine Spiker ungemein über das Kompliment. Gleichzeitig jedoch, verkrampfte sich etwas in Tsukishima. Obwohl sie auf der gleichen Seite spielten, hatte Kuroo bisher kein einziges Wort über einen seiner gelungenen Blocks, geschweige denn eines Lobes verloren.
 

Nach ihrem Training setzte sich Tsukishima am Eingangsbereich der Turnhalle und blickte ziellos vor sich hin. Aus einem ihm undefinierbaren Grund, konnte er die Szene zwischen Kuroo und Hinata einfach nicht vergessen. Alleine die Erinnerung daran, stimmte ihn tiefsinnig – so sehr, dass er noch nicht einmal bemerkte, dass er beobachtet wurde.
 

„Alles in Ordnung, Tsukishima-kun?“
 

Der Brillenträger zuckte leicht zusammen und drehte sich um. Hinter ihm stand niemand geringeres als Akaashi.
 

„Ja. Alles okay."
 

Bis zum jetzigen Zeitpunkt, hatte der Blonde noch nie die Gelegenheit gehabt, sich näher mit dem Setter von Fukurodani zu unterhalten. Diese Chance sollte ihm anscheinend nun gewährt werden, denn unerwarteter Weise, saß sich der Schwarzhaarige direkt neben ihn hin.
 

„Verstehe. Und dein Verhalten hat absolut nichts mit Kuroo-san zu tun?“, hakte dieser unbeirrt nach.
 

Erschrocken sah ihn der blonde Middleblocker an. Tsukishima hatte bis zu diesem Augenblick angenommen, dass der Dunkelhaarige lediglich der ruhige Vizekapitän sei, der in brenzligen Situationen stets einen kühlen Kopf bewahrte – offenbar hatte er sich getäuscht.
 

„W-Woher willst du das wissen?“, stellte ihm der Blonde die Gegenfrage und hoffte, dass er nicht genauso klang, wie er sich fühlte.
 

„Das war eine reine Spekulation. Aber anhand deiner Reaktion, kann ich davon ausgehen, dass ich recht habe.“
 

Stumm blickte der Brillenträger von seinem Sitznachbarn zu seinen Schuhen und schwieg. Lügen war nicht sein Fall, aber er hatte auch nicht große Lust mit Akaashi über sein Problem zu reden. Dieser schien zu bemerken, dass er mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen hatte – allerdings veranlasste ihn das noch lange nicht dazu, dass Gespräch zu beenden.
 

„Dir sollte bewusst sein, dass Kuroo-san von niemand anderen mehr redet, außer dir.“
 

Einen kurzen Moment lang glaubte Tsukishima, er sei im falschen Film: Wollte Akaashi ihn veräppeln?
 

Selbst wenn das nicht zutreffen sollte: Wieso sollte es ihn, Tsukishima Kei kümmern, was der Idiot in seiner Abwesenheit über ihn sagte?
 

„Könntest du mir bitte erklären, warum du mir das ausgerechnet jetzt erzählst, Akaashi-san? Was möchtest du damit bezwecken?“, erkundigte er sich so unauffällig wie möglich, auch wenn in seinem Inneren ein Kampf tobte.
 

„Bezwecken tue ich damit überhaupt nichts. Ich möchte dich bloß darüber informieren. Mir sind die Spannungen zwischen euch nicht entgangen. Deine eifersüchtige Reaktion vorhin ebenfalls nicht.“
 

Zum ersten Mal in seinem Leben war Tsukishima wirklich fassungslos.
 

Er sollte tatsächlich auf ihn eifersüchtig sein? Etwa weil der Zwerg die Anerkennung Kuroos bekam und er nicht? Lächerlich.
 

„Hahaha. Worauf denn bitte? Meinetwegen kann der Shrimp sich weiterhin Honig ums Maul schmieren lassen, wenn er es unbedingt so nötig hat“, entgegnete der Blonde kalt. Akaashi entging der negative Tonfall Tsukishimas nicht und schien dessen wunden Punkt getroffen zu haben.
 

„So wie ich die Situation einschätze, hast du generell kein Problem damit, dass eure Nummer 10 die gesamten Lorbeeren einheimst. Zumindest solange es nichts mit Kuroo-san zu tun hat, nicht wahr?“, schlussfolgerte der Setter.
 

So jetzt reichte es ihm.
 

Diesen Mist musste er sich doch nicht wirklich anhören, oder?
 

Entnervt stand der Middleblocker ohne Umschweife auf und wandte sich zum Gehen an. Akaashi dagegen, gab noch einen letzten Satz zum Besten preis.
 

„Du kannst zwar versuchen davon zu laufen, aber auf Dauer ist das keine Lösung.“
 

Wie recht er doch zu diesem Zeitpunkt hatte
 

* *
 

Indes war der letzte Tag im Trainingscamp angebrochen. Der Aufenthalt in Tokio war für den Blonden nicht nur eine physische Belastung gewesen. Auch psychisch war er ziemlich angeschlagen. Durch seine Begegnungen mit Kuroo und Akaashi, befand er sich nun in einem Konflikt mit sich selbst.
 

Konnte er wirklich für eine Person, die ihm für gewöhnlich den letzten Nerv raubte, eine gewisse Neugierde entdecken? Hieß das damit automatisch, dass er alle Männer anziehend fand oder galt das nur für den Fürsten der Provokation?
 

Bis er sich dieser Aufgabe stellen konnte, stand zunächst die Barbecue-Feier an, die alle Coaches aus den verschiedenen Mannschaften veranstaltet hatten, um ihre Schützlinge für das harte Training zu belohnen. Überall waren Grillplatten mit herrlich duftendem Fleisch, Hühnchen, Fisch und auch mit Gemüsebeilagen aufgestellt, die bei einigen Spielern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen – wie zum Beispiel Bokuto oder Hinata. Der gesamte Tumult war für den Middleblocker etwas zu viel, weshalb er sich zusammen mit Kenma und Yamaguchi abseits der Menge hinsetzte.
 

„Hier herrscht ganz schön viel Wirrwarr. Aber kein Wunder, wenn alle Teams sich auf einem Platz befinden und sich teilweise um das letzte Stück Fleisch zanken“, bemerkte der Pinch-Server.
 

„Apropos Trubel. Scheint so, als ob eure Managerin bald den Löffel abgeben würde“, kommentierte Kenma monoton, der kurzzeitig den Blick auf die wilde Meute gerichtet hatte und sich nun wieder seinem Gameboy widmete.
 

Tatsache. Das blonde Mädchen wirkte ziemlich verschreckt und sah beinahe so aus, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
 

„Arme Yachi-san, sie kann einem fast leidtun. Vielleicht sollte ich ihr helfen oder was meinst du?“, fragte Yamaguchi seinen besten Freund etwas ratlos.
 

Bevor Tsukishima zu einer Antwort ansetzen konnte, wurden sie durch Daichi unterbrochen.
 

„Hier ihr beiden. Nehmt euch ein paar Reisbällchen. Die schmecken ausgezeichnet“, bot ihnen ihr Kapitän an.
 

„Nein, Fleisch! Fleisch ist das Beste! YamYam!“, verneinte der Kapitän von Fukurodani, der sich gleich dazu gesellt hatte.
 

„Danke, aber so viel kann ich wirklich nicht...-“, setzte Tsukishima an, hielt jedoch inne, als er hinter den beiden Kapitänen eine weitere Person entdeckt hatte – Kuroo.
 

Dieser hatte ihm merkwürdigerweise genau zu der Zeit aufgehört aufzulauern, als Tsukishima und Akaashi sich an den Treppenstufen der Eingangshalle unterhalten hatten.
 

Lag da vielleicht ein Zusammenhang?
 

Beim Training wechselte der Schwarzhaarige noch gelegentlich ein paar Worte mit ihm und auch nur dann, wenn es etwas mit dem Blocken zu tun hatte. Ansonsten ging ihm Kuroo entweder aus dem Weg oder ignorierte ihn – genau das, was der Blonde eigentlich wollte. Allerdings musste er zugeben, dass sich dieser Abstand zwischen ihnen einfach nur noch falsch anfühlte.
 

„Oya, Oya. Was gibt es denn hier so spannendes?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige und drängte sich zwischen Daichi und Bokuto. Kaum hatte er Tsukishima entdeckt, wandte Kuroo sich schnell zu seinem Setter.
 

„Oi, Kenma! Iss etwas mehr Gemüse...du musst dich mal gesund ernähren!“, plärrte er herum und hielt ihm die Gemüseplatte vor die Nase.
 

Doch Tsukishima wusste genau, dass dies eigentlich nur eine Ablenkung war, um einer unangenehmen Konfrontation mit ihm zu entgehen. Ein flaues Gefühl bereitete sich seiner Magengegend aus, welches er zuvor noch nie gehabt hatte.
 

Setzte ihm die Abstinenz Kuroos vielleicht mehr zu, als gedacht?
 

Er brauchte hier und jetzt Antworten. Und er wusste auch schon ganz genau, bei wem er sie finden würde.
 

Mit einem Ruck stand er auf und verschwand in der Menge der anderen Spieler.
 

„T-Tsukki, wo willst du hin?“, rief ihm Yamaguchi hinter her, doch er reagierte nicht. Stattdessen steuerte er auf denjenigen zu, der ihm noch als einziger helfen konnte...
 

* *
 

„Akaashi-san. Könnte ich vielleicht kurz mit dir sprechen?“
 

Verdutzt sahen ihn alle Anwesenden an. Da wären zum einen Hinata und Kageyama, die einen ihrer üblichen Streitereien sofort beendeten, nachdem sie die Frage des Blonden realisiert hatten. Zum anderen Lev, der sich ein Stückchen Pute von Yaku genehmigen wollte, während dieser sich mit Kai unterhielt. Derjenige, den das ganze Spektakel nicht zu wundern schien, war der Angesprochene selbst.
 

„Selbstverständlich. Gehen wir doch etwas spazieren, dann sind wir ungestört“, schlug Akaashi vor, der schnell Begriff, dass der Brillenträger das Gespräch unter vier Augen suchte.
 

„Danke.“
 

Gemeinsam verließen sie das Sportgelände und gingen in Richtung eines Sees schweigend nebeneinander her. Solange bis der Blonde endlich den Grund ihres Zusammentreffens ansprach.
 

„D-Du meintest doch gestern, dass Kuroo-san über mich spricht. Könntest du mir dass eventuell genauer erklären?“, begann der Middleblocker und versuchte möglichst eine neutrale Tonlage in seiner Stimme hinzubekommen.
 

Der Setter begann wissend zu lächeln und sah ihn freundlich an.
 

„Also hatte ich recht.“
 

„W-Womit?“
 

„Kuroo-san beschäftigt dich.“
 

„Das habe ich nie behauptet.“
 

„Wieso ist es dann für dich so wichtig zu wissen, was er über dich denkt?“
 

Volltreffer. Darauf konnte selbst Tsukishima nicht mehr etwas sagen. Nichts erwidernd, marschierte er neben dem Schwarzhaarigen her und biss sich auf die Unterlippe. Akaashi wusste nun, dass er ihre kleine Diskussion haushoch gewonnen hatte und konnte nun in Ruhe auf die Frage Tsukishimas eingehen.
 

„Kuroo-san meint zwar, dass du wirklich verschroben bist, dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass genau diese Eigenschaft an dir, sein Interesse für dich geweckt hat“, mutmaßte der Setter.
 

Interesse? Welche Art von Interesse meinte er nur? Sollte das etwa das bedeuten, dass...-?
 

„Machst du dir gerade Gedanken darüber, was ich mit Interesse gemeint haben könnte?“
 

Okay. Auf der einen Seite war ihm Akaashi wirklich sympathisch, da ihm die Albernheiten von Kuroo und Bokuto mindestens genauso sehr auf die Nerven gingen, wie ihm selbst. Andererseits keimte sich in ihm Unbehagen auf, da dieser ihn in jeglicher Hinsicht zu durchschauen schien.
 

„Hai.“
 

„Das kann dir leider nur Kuroo-san beantworten“, äußerte sich Akaashi dazu.
 

„Ich verstehe. Ist er denn...ich meine...-“, stotterte der Blonde etwas, ehe er von dem Älteren unterbrochen wurde.
 

„Meinst du, ob er homosexuell ist?“
 

Ein leichter Rotschimmer bildete sich um Tsukishimas Nase und er begann stumm zu nicken.
 

„Nicht ganz. Er ist bi.“
 

Das Kuroo gegenüber seinen Freunden anscheinend offen mit seiner Sexualität umging, erstaunte ihn sehr. Er selbst wusste noch nicht einmal, wo sein eigener Standpunkt war. Dennoch fiel ihm etwas auf, was ihn stutzig machte.
 

„Hast denn überhaupt kein Problem damit, dass er...ich...also...dass er diese sexuelle Orientierung hat?“, erkundigte er sich interessiert.
 

Der Dunkelhaarige sah ihn zunächst verblüfft an, konnte sich dann aber ein Glucksen dennoch nicht verkneifen.
 

„Wieso sollte ich ihn verurteilen? Nur weil er nicht der Norm unserer Gesellschaft entspricht?“, stellte ihm nun Akaashi die Gegenfrage. Dagegen konnte Tsukishima nichts sagen. Grundsätzlich interessierte es ihn nicht, was seine Mitmenschen von ihm dachten. Allerdings hatte er etwas Angst davor, was passieren könnte, sollte sich für ihn herausstellen, dass er sich zum selben Geschlecht angezogen fühlte.
 

Wie würde seine Familie darauf reagieren? Der Club? Und was wäre mit Yamaguchi?
 

Akaashi, der zu merken schien, dass der Blonde sich mit seiner Äußerung zurückhielt, betrachtete nun den wunderschönen See, der durch die Sonneneinstrahlung an der Oberfläche glitzerte. Ohne sich von diesem Anblick abzuwenden, fuhr er fort.
 

„Irgendwie ernüchternd. Wir leben mittlerweile im 21. Jahrhundert, wo es doch eigentlich kein Problem darstellen sollte, offen zu seinem eigenen Ich stehen zu können. Egal ob es sich um den Charakter, den schrägen Look oder auch die Sexualität handelt. Und dennoch ahnden die meisten Menschen jeden anderen, der nicht ihrem Standard entspricht. Wirklich bedauerlich.“
 

Respektvoll beobachtete Tsukishima seinen Gesprächspartner. Dieser wirkte gerade etwas abwesend und schien über seine eigenen Worte nachzudenken. Obwohl er den Setter nicht wirklich kannte, ahnte er bereits, worauf dieser hinaus wollte.
 

„Akaashi-san...kann es sein, dass du selbst...-“
 

„Ja. Ich hatte eine ganze Weile gebraucht, um zu begreifen, dass ich anders war, als die anderen Jungs in meinem Alter. Es zu akzeptieren, konnte ich jedoch zu Beginn an nicht. Meine Angst davor, dass mich jeder verstoßen würde, sollte die Wahrheit ans Licht kommen, zerfraß mich innerlich. Dadurch geriet ich in schwere Depressionen und schließlich in die Einsamkeit. So wollte und konnte ich einfach nicht mehr weiterleben. Erst auf der Oberstufe hatte mein Leiden ein Ende. Ich traf auf die anstrengendste und gleichzeitig liebevollste Person, die ich jemals zuvor getroffen hatte – Bokuto-san. Anfangs war es für mich nicht leicht, eine gewisse Vertrauensebene zu ihm aufzubauen, schließlich war ich es ja gewohnt immer alleine zu sein. Dennoch schaffte er es, dass ich zu ihm eine innige Freundschaft aufbaute.“
 

Akaashi holte noch einmal kurz Luft. Die gesamten Emotionen von damals wieder aufleben zu lassen, fiel ihm nicht besonders leicht. Er wollte nicht, dass Tsukishima so leiden musste, wie er es einst tat.
 

„Mit der Zeit hatte mich aber seine unbekümmerte, naive und hingebungsvolle Eigenart immer mehr fasziniert. Und so verliebte ich mich eines Tages zunächst unglücklich in ihn und drohte wieder in ein schwarzes Loch zu versinken. Doch dann lernte ich Kuroo-san kennen. Zu Beginn war ich von ihm überhaupt nicht begeistert gewesen. Er war ungehobelt, hatte ein freches Mundwerk und stand Bokuto-san ziemlich nahe, wodurch ich ziemlich eifersüchtig war. Irgendwann suchte er das Gespräch mit mir und klärte das Missverständnis auf. Anscheinend hatte er bemerkt gehabt, wie ich mich fühlte und half mir, indem er mir erzählte, dass sein bester Freund nur Augen für mich hätte. Zuerst glaubte ich an einen Scherz, wurde aber eines Besseren belehrt. Kuroo-san sprach offen über seine sexuelle Neigung und über Bokuto-san. Noch am selben Tag gestand ich ihm meine Gefühle, erzählte den beiden von meiner gesamten Vergangenheit und hatte gleichzeitig in Kuroo einen guten Freund gefunden. Endlich gab es Menschen, die mich verstanden und mich so akzeptierten, wie ich bin. So lernte ich mich selbst wieder zu tolerieren und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Tsukishima-kun, worauf ich hinaus möchte ist folgendes: Stehe zu dem, wer und was du bist.“
 

Nach dieser recht gefühlvollen Rede tobte in Tsukishima ein Sturm. Mit einem Mal hatte Akaashi ihm die Augen geöffnet und die Dinge in einem völlig anderem Licht gezeigt. Auch wenn er sich in einigen Punkten noch unsicher war, so war er ihm für seine Offenheit ihm gegenüber dennoch dankbar.
 

„Danke dir für deinen Rat, Akaashi-san. Du hast mir wirklich sehr geholfen.“
 

„Gerne.“
 

Zwischen ihnen breitete sich eine angenehme Stille aus und der Blonde wusste, dass er sich seiner größten Aufgabe noch stellen musste. Allerdings war er jetzt gut vorbereitet, sich seinen letzten Selbstzweifeln zu stellen...
 

* *
 

„Tsukishima, was machst du denn hier?“
 

Nach einer für ihn gefühlten Ewigkeit traf er alleine Nekomas Kapitän in der Umkleidekabine an. Er musste schwer schlucken, denn der Anblick Kuroos ohne sein Trainingsshirt gab eine Wahnsinns Aussicht auf seinen durchtrainierten Körper frei.
 

„Ich habe nach dir gesucht“, antwortete Tsukishima und blickte ihn direkt an.
 

Kuroo glaubte sich verhört zu haben. „Schön. Und was möchtest du von mir?“
 

Das war der Augenblick der Wahrheit. Er musste nun alles auf eine Karte setzten.
 

„Das Gleiche könnte ich dich fragen. Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Denkst du ich habe unsere Begegnung in der ersten Nacht im Camp vergessen? Deine ständigen Blicke, die du mir zugeworfen hast, wenn du dachtest, ich bemerke sie nicht? Das du zu mir seit einigen Tagen abweisend bist? Ich will Antworten!“, sprach Tsukishima entschlossen und sah ihm fest in die Augen.
 

Damit hatte der Schwarzhaarige nun wirklich nicht gerechnet. Immer noch erstaunt über die Forderung Tsukishimas, schritt er langsam auf ihn zu. Der Blonde spürte die kalte Wand an seinem Rücken, versuchte aber standhaft zu bleiben und das Ziehen in seiner Magengegend zu ignorieren. Kuroos Augen fokussierten ihn an und ließen keine Ausweichmanöver zu. Derweil stütze sich seine linke Faust an das Gemäuer und umfasste herrschend Tsukishimas Taille mit der rechten Hand.
 

„Du möchtest es also wissen, ja?“, schnurrte Kuroo mit seiner vor Lust gepackten tiefen Stimme und beugte sich zu dem Blonden vor, bis sich ihre Nasenspitzen berührten.
 

Dieser Typ trieb ihn noch in den Wahnsinn!
 

In diesem Moment setzte sein Gehirn endgültig aus: Der Anblick des Schwarzhaarigen oben ohne, der seinen leicht verschwitzten muskulösen Körper nahe an seinen gepresst hatte; diese verdammt perfekte Bed-Head Frisur, als wäre er frisch aus dem Bett aufgestanden; seine Augen, die der einer wilden Raubkatze glichen und ihn schon beim letzten Mal in seinen Bann gezogen hatten; die leicht geöffneten Lippen, die ihn schon fast dazu einluden von ihm eingenommen zu werden und der mit Abstand schlimmste Grund war die deutliche Erektion Kuroos, die er zwischen dessen Beinen spüren konnte.
 

Mit voller Wucht krachten ihre Lippen aufeinander und all ihre angestauten Emotionen, schienen nun förmlich zu explodieren. Kuroo knabberte verspielt auf Tsukishimas Unterlippe herum und bat um Einlass. Keuchend gewährte er diesen und spürte prompt die Zunge des Schwarzhaarigen, wie diese begann einen leidenschaftlichen Kampf mit seiner eigenen zu führen. Währenddessen schlang Tsukishima seine schlanken Arme um den Hals des Anderen und seufzte wohlig in den Kuss hinein. Mit seinen geschickten Fingern fuhr der Ältere langsam an die Seiten des Blonden entlang und krallte sich anschließend verlangend an seine Hüften, was den anderen dazu veranlasste ein gedämpftes Stöhnen auszustoßen.
 

Wenn das so weiterging, würde ihn Kuroo gleich an Ort und Stelle nehmen...wahrscheinlich würde er es auch noch ohne Umschweife zulassen!
 

Nach kurzer Zeit löste er seine Lippen von denen des Schwarzhaarigen. Tsukishimas Wangen waren gerötet und er atmete nur stoßweise ein und aus. Seinem Gegenüber ging es nicht viel anders, der sich immer noch an den Blonden festhielt.
 

„Wow...das war...“, hauchte der Jüngere.
 

„Unglaublich!“
 

Sie ließen sich langsam los, um das Geschehene zu verarbeiten. Tsukishimas Herz schlug immer noch mit gewaltiger Kraft gegen seine Brust, als würde es aus seinem Brustkorb herausspringen wollen.
 

„Ich wusste gar nicht, dass du so süß schmeckst, Tsukki.“
 

Mit seiner Nasenspitze fuhr er sanft über die Wangenknochen seines Kouhais nach, bis er kurz vor dessen Lippen anhielt.
 

„Mein Plan hat also doch funktioniert“, verkündete Kuroo und begann schelmisch zu grinsen.
 

„Plan? Welcher Plan?“, hakte der Blonde sichtlich angespannt nach.
 

„Najaaa...-“
 

„K-u-r-o-o-s-a-n...“, knurrte er leicht verärgert. Schließlich ergab sich der Schwarzhaarige seufzend.
 

„Deine geringe Aufmerksamkeit mir gegenüber hat mich gekränkt. Die Sache damals am Sakurabaum sollte dir eigentlich zeigen, was du mit mir anstellst, wenn du in meiner Nähe bist. Aber du hast das Ganze völlig falsch verstanden. Daraufhin hatte ich mit Bokuto einen Plan entwickelt, frei nach dem Motto: Umgekehrte Psychologie. Da du mich scheinbar nicht weiter beachten wolltest, tat ich das Selbe, um dich auf mich aufmerksam zu machen und siehe da - es hat funktioniert! Weißt du...du hast mich damals schon mit deiner Recht kuriosen Art im Übungsmatch beeindruckt. Ich wollte dich einfach kennenlernen. Als der Mensch, der du wirklich bist. Jedoch wusste ich nie wie...ich wollte sogar Kenma überreden, dass er dem Chibi schreiben soll, ob er mir deine Handynummer aushändigt. Doch Kenma war der felsenfesten Überzeugung, dass du sie wie ein Augapfel hüten würdest, weshalb der Kleine deine Nummer vermutlich nicht haben dürfte.“
 

Unglaublich! Wollte er ihn auf den Arm nehmen?
 

„Du hast was...-?!“
 

Tsukishima wollte schon zu einem gemeinen Spruch ansetzten, wurde aber stattdessen ein weiteres Mal geküsst. Er hatte das beunruhigende Gefühl, dass dies Kuroos zukünftige Methode werden könnte, ihm den Mund zu verbieten...
 

* *
 

Der Moment des Abschieds war gekommen. Manche nahmen es positiv hin wie Sugawara und Yaku, die sich schon auf ihr nächstes Wiedersehen freuten. Andere wiederum versuchten kläglich mit den Tränen zu kämpfen, sowie Tanaka und Yamamoto. Und dann gab es immer diese eine Ausnahme, die den Rahmen der Normalität sprengte – in diesem Fall: Bokuto Koutarou.
 

„Tsukkiii, du wirst mir furchtbar fehlen! Wir müssen uns spätestens zu den Nationals wiedersehen! Also sorge dafür, dass ihr Ushiwaka besiegt, hast du mich verstanden? Eine Niederlage dulde ich nicht, schließlich hast du mit dem großartigen Bokuto trainiert!“, dramatisierte Fukurodanis Kapitän und drückte ihn an sich, auch wenn dieser es eher unfreiwillig zuließ.
 

„Komm gut nach Hause, Tsukishima-kun. Schreib uns dann...-oh", unterbrach sich Akaashi. „Da fällt mir ein, dass wir gar nicht deine Nummer haben.“
 

„Daran habe ich gedacht“, meinte der Blonde und übergab jeden der drei Personen einen Zettel, worauf eine mobile Nummer stand. Verblüffung machte sich bei den Anderen breit.
 

„Ist...das...deine...private...Nummer?“, stammelte Bokuto ehrfürchtig und hielt den Zettel wie einen Schatz krampfhaft zwischen seinen Fingern fest.
 

Die Situation war ihm etwas peinlich, weshalb Tsukishima verlegen zur Seite schaute.
 

„So eine große Sache ist das nun auch wieder nicht. Ihr habt mir schließlich geholfen, also wäre es gar nicht so abwegig in Kontakt zu bleiben, oder?“
 

Der Wingspiker brach in Tränen aus und wollte beinahe noch einmal den Jüngeren umarmen, wurde aber von seinem Freund aufgehalten, der ihn am Kragen packte und mit sich zerrte.
 

„Komm mit, Koutarou-san. Wir müssen noch weiter trainieren“, meinte dieser monoton und winkte dem Blonden noch mit einem milden Lächeln zum Abschied zu.
 

Hatte sich Akaashi etwa mit Absicht entfernt, damit er sich ungestört von Kuroo verabschieden konnte?
 

Dafür würde sich Tsukishima auf alle Fälle noch bei ihm bedanken.
 

„So. Ähm...ich glaube, dass wir uns wohl erst zu den Spielen in Tokio wiedersehen werden, oder?“, erkundigte sich Kuroo und klang etwas wehmütig.
 

„Scheint so.“
 

Zwar waren sie sich einig gewesen, dass ihre jeweiligen Qualifikationen für die Nationals höchste Priorität hatte, aber sich für eine längere Zeit nicht sehen zu können, erwies sich für Nekomas Kapitän als Herausforderung. Außerdem hatte ihm Tsukishima das Versprechen abgenommen, in der Öffentlichkeit genauso miteinander umzugehen, wie sonst auch.
 

„Also dann. Mach's gut und pass auf dich auf“, flüsterte der Schwarzhaarige und legte seine Hände auf die Schultern des blonden Middleblockers.
 

Dieser genoss einen kurzen Augenblick ihre Zweisamkeit und sah seinen Gegenüber eindringlich an, bevor er sich von ihm löste und auf sein Team zu schritt. Er war noch nie ein Fan von Gefühlsausbrüchen gewesen und würde sicherlich nicht jetzt damit anfangen. Zum Zeichen, dass er die letzten Worte des Älteren sehr wohl mitbekommen hatte, hob er die Hand zum Abschied und stellte sich dann an die Eingangstür ihres Busses an. Im Inneren des Fahrzeuges angekommen, nahm er an der Fensterseite Platz. Direkt im Anschluss bemerkte er, wie sich Yamaguchi neben ihm hinsetzte und ihn angrinste.
 

Ein letztes Mal genoss er den Ausblick Tokios und ließ seine Erlebnisse Revue passieren. Dabei bildete sich ein seltenes Lächeln auf seinen Lippen, ehe seine Lider langsam zufielen und er ins Land der Träume abschweifte.
 

Die Sache mit Kuroo könnte sich für ihn durchaus als interessant gestalten.

ᴘᴀsᴛ sᴛᴏʀʏ. [ ᴘᴀʀᴛ ɪɪɪ ]

Sieg, Sieg, Sieg! Sieg für Karasuno!
 

Der tosende Applaus des Publikums war kaum zu bändigen gewesen, nachdem feststand, dass das Krähenteam nach Tokio zu den Meisterschaften gehen würde. Tsukishimas gesamte Anspannung während des Spiels hatte nun endlich ein Ende. Allerdings schien er nicht mit sich zufrieden zu sein. Nein, ganz und gar nicht! Er machte sich Vorwürfe, dass er lediglich einen einzigen Ball von Ushijima abwehren konnte. Frustriert stand er nun am Waschbecken der Toilette und ballte seine Hände zu Fäusten. Gerade als er sich weitere Vorwürfe machen wollte, nahm er plötzlich eine ihm sehr vertraute Stimme wahr.
 

„Sag mal bist du bescheuert, Tsukki? Du warst weder uncool, noch hast du versagt!“
 

Die laute Stimme Yamaguchis riss ihn förmlich aus der Bahn. Wenn es etwas gab, was Tsukishima erstaunte, dann waren es zweifelsohne die seltenen Wutausbrüche seines besten Freundes.
 

„Aber...-“
 

„Wir haben jetzt keine Zeit für dein Selbstmitleid! Die Siegerehrung steht gleich an und schließlich brauchen wir noch deine volle Stärke für die Nationalmeisterschaften!“, setzte er fort und plusterte seine Backen auf. „Also reiß dich endlich zusammen!“
 

Für einige Sekunden starrte er die Tür an, hinter die der Pinch-Server nun verschwunden war. Und genau in dem Moment, als sich der Blonde seine Brille wieder anzog und sich mit einem hämischen Grinsen im Spiegel betrachtete, wusste er, dass es noch nicht vorbei war, sein Können unter Beweis zu stellen. 
 

* *
 

„Euer Team hat sich bei dem Oberschul-Volleyballturnier der Jungen, den Platz als Vertreter der Präfektur Miyagi bei den Nationalmeisterschaften im Frühling gesichert. Meinen herzlichsten Glückwunsch an euch“, verkündete der Veranstalter durch das Mikrophon.
 

Der Beifall der Zuschauermenge war wirklich ohrenbetäubend und für Tsukishima sogar ziemlich anstrengend um genau zu sein. Aber zum ersten Mal in seinem Leben, fühlte er sich richtig lebendig. Und die Medaille, die auf seiner Brust zierte, war der beste Beweis dafür, dass sich sein hartes Training gelohnt hatte. 
 

Während der Blonde durch die Menschenmassen der Tribüne blickte, wurde ihm bewusst, dass er zu gerne die Gesichter seiner Tokioter Freunde gesehen hätte. Insbesondere Kuroos.
 

Wie es ihm wohl ging? Ob sein Team noch um den Platz für die Spring-Interhigh mitspielte?
 

Später, als alle sich auf dem Weg zum Bus aufmachten, hielt der Middleblocker sein Handy in der Hand und starrte auf sein Display.
 

Sollte er Kuroo anschreiben? Oder vielleicht doch erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn dieser ihm geschrieben hatte, dass es seine Mannschaft auch zu den Spring Inter-High geschafft hätten?
 

Nachdenklich trat er durch die Tür des Eingangbereiches hindurch und folgte seinen Teamkameraden zum Bus. Anfangs nahm er das plötzliche Staunen seiner Mitstreiter gar nicht wahr, doch als er von seinem Bildschirm aufsah, verschlug es ihm die Sprache:
 

Rote Turnhose…schwarzes Oberteil und die unverkennbare Bed-Head Frisur!
 

Was zum Henker war hier los? Spielten ihm seine Augen einen Streich?
 

Die euphorische Begrüßung Hinatas ließen seine Zweifel allerdings schnell wieder verschwinden. Er war hier. Kuroo Tetsurou war wirklich hierhergekommen. 
 

Ob er wohl auch während des Spiels anwesend gewesen war?
 

Langsam stieg einer nach dem Anderen in den Bus ein, bis schließlich nur noch Tsukishima und Kuroo draußen standen. Grinsend sah ihn der Ältere an und klopfte ihm auf die Schulter
 

„Herzlichen Glückwunsch, Tsukki.“
 

* *
 

„Und jetzt verrate mir bitte, warum du hier und nicht bei deinem Team in Tokio bist.“ Mit verschränkten Armen und einem skeptischen Blick, wartete er gespannt auf Kuroos Antwort, der auf seinem Bett lag. „Wir hatten schließlich abgemacht, dass wir uns erst wiedersehen, wenn wir beide sicher an den Nationals teilnehmen werden, oder?“
 

Laut seufzte der Angesprochene auf und rieb sich mit der Hand an seinen Nacken. 
 

„Naja...natürlich erinnere ich mich an unsere Abmachung. Aber als Kenma mich vor ein paar Tagen an euer heutiges Match gegen Shiratorizawa erinnerte, konnte ich einfach nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Also habe ich mich spontan dazu entschlossen, dich zu überraschen...und nun bin ich halt hier.“
 

Tsukishimas linkes Auge zuckte gefährlich. Nicht nur, dass seine Mutter und Akiteru sofort von Kuroo begeistert waren, nein. Dieser würde sogar noch einige Tage in Miyagi bleiben und bei ihnen wohnen. Dabei war ihre Beziehung doch nur rein platonisch, oder?
 

„Das ist mit Abstand die dämlichste Ausrede, die ich je gehört habe. Aber daran kann man wohl jetzt auch nichts mehr ändern.“
 

Nach diesem Satz herrschte zunächst eine unangenehme Stille im Raum, die niemand versuchte zu beenden. Letztendlich brach nach einigen Minuten der Schwarzhaarige sein Schweigen und sah seinen Gegenüber ernst an.
 

„Tsukki. Es gäbe etwas, was ich gerne mit dir machen würde.“
 

Überrascht starrte ihn dieser an und hatte seine Lippen leicht geöffnet.
 

„Und das wäre?“
 

Ein letztes Mal atmete Nekomas Kapitän tief ein, ehe er seine Frage aussprach.
 

„Wollen wir nicht zu deinem Lieblingsbäcker gehen und deinen Sieg mit einem leckeren Erdbeerkuchen feiern?“
 

* *
 

Tsukishima konnte es immer noch nicht fassen. Er war tatsächlich auf die Einladung von Nekomas Kapitän eingegangen. Mit einem Stückchen Erdbeerkuchen und einem Chai Latte auf seiner Tischseite, saß er gegenüber dem Älteren. Dieser stützte seinen Kopf auf beiden Händen und lächelte ihn selig an.
 

„Lass es dir schmecken, Tsukki.“
 

Etwas überfordert mit der Situation, konnte er nur ein „Uhm...danke“ herausbringen. Sie waren hier. Zu zweit in seiner Lieblingskonditorei und aßen Erdbeerkuchen.
 

Na und? Das war noch lange kein Date, oder?
 

Einfach ein Treffen zwischen zwei Menschen, die halt einmal miteinander geknutscht hatten. Und genau das war der springende Punkt.
 

Was war das zwischen ihnen?
 

Diesen Standpunkt hatten sie bisher noch nicht geklärt. Und er selbst würde mit Sicherheit nicht den ersten Schritt machen. 
 

Wie Kuroo wohl die gesamte Situation sah?
 

Vielleicht sollte er zuerst einmal die Zeit, die er noch mit ihm hatte, genießen.
 

Denn man wusste nie, wie schnell sich der Zahn der Zeit drehen könnte...
 

* *
 

Der letzte Abend vor Kuroos Abreise war angebrochen. Die Spieler des Karasuno-Teams hatten für den Kapitän Nekomas eine Abschiedsfeier in Tanakas Haus organisiert, der an diesem Wochenende das Anwesen für sich hatte – okay nicht ganz. Seine temperamentvolle Schwester Saeko oder wie Nishinoya sie nannte Nee-san, war ebenfalls daheim geblieben und mischte bei der Party ordentlich mit.
 

Tsukishima fühlte sich überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, dass eine Sauforgie stattfinden würde. Nach den pikanten Details bezüglich Kuroo und Alkohol, die er von Akaashi via SMS erfahren hatte, war das nicht weiterhin verwunderlich. Andererseits war er nicht dessen Babysitter und würde ihn Gewiss nicht daran hindern, sich volllaufen zu lassen.
 

„Alle mal her hören“, erhob Daichi das Wort. Alle bis auf Hinata und Kageyama, die sich wieder an die Gurgel gingen, schenkten dem Schwarzhaarigen ihre Aufmerksamkeit. Nachdem die beiden Hitzköpfe immer noch nicht verstanden hatten, dass ihr Kapitän kurz vor einem Wutausbruch stand, unterbrach Tanaka das Freakduo sofort in ihrem Streit, um das Schlimmste zu verhindern.
 

„Heute verabschieden wir nicht nur einen großartigen Spieler und Kapitän, sondern auch einen guten Freund. Stoßen wir darauf an, dass wir uns bei den Nationalmeisterschaften wiedersehen und unsere Teams hoffentlich im Turnier aufeinandertreffen werden. Auf das, hoffentlich, baldige Spiel!“ Schon wurden alle Gläser erhoben und ein Gejohle und Gepfeife fand nach dieser kurzen, aber doch tiefsinnigen Rede statt.
 

„Die benehmen sich wirklich wie die letzten Höhlenmenschen“, kommentierte Tsukishima trocken, während sich sein bester Freund ein Kichern nicht verkneifen konnte. Besonders auffällig war, dass ausgerechnet die vier Katastrophen aus der Mannschaft, ein Wetttrinken mit dem schwarzhaarigen Middleblocker Nekomas ausfechten wollten. Dass alle von ihnen noch minderjährig waren, interessierte heute ausnahmsweise mal keinen.
 

Innerlich amüsierte sich Tsukishima über die unterschiedlichen Auswirkungen des Alkohols: Während Nishinoya und Tanaka noch aufgedrehter waren und sich benahmen wie die letzten Idioten, war der kleine orangehaarige Middleblocker vor lauter Sektgläser umgekippt und sah nur noch Sterne. Das Verhalten des Königs unterhielt ihn jedoch am meisten, da er noch störrischer und gebieterischer war, als sonst. 
 

Eigentlich könnte er es für heute gut sein lassen, aber wann bekam man den König schon einmal so dermaßen angeheitert zu Gesicht? Das musste man doch irgendwie ausnutzen, oder? 
 

Die Gelegenheit bot sich ihm schneller an, als gedacht. Nämlich in dem Moment, als der Setter um mehr Wein bat. 
 

„So so. Der König möchte also noch etwas von dem Wein des Fußvolkes kosten? Welch große Ehre für uns alle“, spottete Tsukishima und lenkte wie erwartet den Zorn des Anderen auf sich. 
 

„Wie war das, Bohnenstange?“, knurrte dieser wiederum und packte ihn am Kragen. Just, in diesem Augenblick, bekam der Blonde ein Deja-vū, welches ihn an seine erste Begegnung mit Kageyama erinnerte. „Na-na-na. Wer wird denn hier gleich handgreiflich?“, erkundigte sich der Middleblocker und zog die Hände seines Gegenübers gewaltlos, aber bestimmt von seinem Kragen herunter und setzte sein provozierendes Lächeln auf.
 

Interessiert beobachtete Kuroo zusammen mit dem Libero und dessen besten Freund, wie die Atmosphäre sich immer weiter anspannte. Schließlich hatte der Schwarzhaarige heute die Ehre, Zeuge von Tsukishimas Sticheleien mit Karasunos Setter zu werden. Natürlich hatte er schon am eigenen Leib erlebt, wie der blonde Middleblocker sich manchmal gegenüber seinen Mitmenschen benahm – nämlich wie ein Arsch. Allerdings musste Kuroo feststellen, dass diese Situation hier doch etwas anders war: Anscheinend schien sich Tsukishima über diese Art der Kommunikation mit dem dunkelhaarigen Erstklässler zu amüsieren. 
 

Weitere Gedanken um das Geschehen konnte Kuroo sich nicht mehr machen, denn noch bevor sich die beiden in Wolle kriegen konnten, unterbrach sie niemand anderes als Saeko.
 

„Kommt mal wieder runter ihr zwei. Wir wollen hier eine Party feiern, oder? Also komm, Tobio. Drüben gibt es noch genügend Wein!“, meinte Saeko und schleifte Kageyama in den Nebenraum mit, wo sich der Rest des Teams befand. 
 

„Wow, du bist einfach unglaublich! Warte ich komme mit, Nee-san!“ Schon stolperte der Libero begeistert hinter her und Tanaka tat es ihm gleich. Jetzt waren sie zum ersten Mal seit Anbeginn dieses Abends alleine. Etwas was sich Tsukishima insgeheim gewünscht hatte – auch wenn ihm das nicht so richtig bewusst war. 
 

„Du scheinst dich ja prima mit eurem Setter zu verstehen“, merkte Kuroo sogleich an. Irgendetwas in der Tonlage des Schwarzhaarigen, ließ den Brillenträger eine Augenbraue skeptisch nach oben ziehen. 
 

„Haha. Deinen Sarkasmus kannst du stecken lassen, Kuroo-san.“ Anstatt beleidigt oder gar weiter auf die Diskussion einzugehen, beschloss der Schwarzhaarige den Alkohol auf sich wirken zu lassen und zu entspannen. Tsukishimas Reaktion auf das Vorhaben des Älteren ließ ihn lediglich verächtlich schnauben.
 

Was war daran cool, so viel Alkohol zu konsumieren? Warum tat er das überhaupt? Etwa nur zum Spaß?
 

Die Situation wurde dem Blonden zu blöd, also beschloss er Yamaguchi aufzusuchen und mit ihm die Party zu verlassen. Seiner Meinung nach, konnte der Ältere selbst zusehen wie er zu ihm nach Hause kam. Denn wer sich volllaufen lassen konnte, sollte auch mit Konsequenzen rechnen.
 

Im Nebenzimmer angekommen, empfing ihn sein bester Freund mit geröteten Wangen und einem überschwänglichen Funkeln in den Augen, dass er so bei ihm noch nie gesehen hatte.
 

„Meeeensch wo warscht du, Dschuki? Du verpascht sonst noch allesch!“
 

Ernsthaft? Jetzt war auch noch Yamaguchi dem Alkohol zum Opfer gefallen?
 

„Yamaguchi, hast du dich in dieses widerliche Zeug gebadet?“ fragte der Brillenträger nach und rümpfte sich die Nase. „Zumindest riechst du nach jemanden, der einen ganzen Schnapsladen ausgeraubt hätte.“
 

Kaum hatte er die Wörter über Lippen ausgesprochen, begann der Kleinere seine Zeigefinger aneinander zu tippen und schuldbewusst auf den Boden zu schauen. „Gomen, Dschuki.“ 
 

Schon gesellte er sich zu Hinata auf dem Sofa und legte sich neben diesen hin. Anscheinend schien der Alkohol seine Nebenwirkung zu zeigen, denn kaum hatte er sich hingelegt, überkam ihn die Müdigkeit und er schloss seine Lider. Seufzend fuhr sich Tsukishima durchs Haar und blickte genervt durch die Runde. Alle schienen glücklich und in bester Laune zu sein. Nur er selbst war wie immer miesepetrig drauf. 
 

Das lag bestimmt am ganzen Alkohol, den sie konsumiert hatten!
 

„Na, Tsukki. Bereit für ein bisschen Spaß?“ 
 

Erschrocken drehte er sich um und blickte verärgert Kuroo an, welcher die Worte lüstern in seine Ohrmuschel geflüstert hatte. Es war wie damals am Sakurabaum und in der Umkleidekabine. Seine Haut – nein gar sein gesamter Körper, reagierte überempfindlich auf den Schwarzhaarigen.
 

Sofort riss sich der Jüngere von ihm los und bemerkte zu seiner Erleichterung, dass keiner etwas mitbekommen hatte.
 

Hatte dieser Vollidiot nun endgültig den Verstand verloren?
 

„Was soll das?“, zischte er. Kuroo schien für einen sehr kurzen Augenblick überrascht von dessen Reaktion zu sein, wandte sich dann aber an den Rest des Karasuno-Teams und begann zu schmunzeln.
 

„Danke für diese wundervolle Party, Leute. Ich würde ja gerne noch weiter mit euch einen Heben, aber ich will meinen Zug morgen nicht verpassen! Wir sehen uns aller spätestens in Tokio wieder!“ 
 

Jedes Mitglied Karasunos verabschiedete sich von ihm und wünschte ihm eine gute Heimreise. Auch Grüße an sein Team wurden ausgerichtet. 
 

Tsukishima, der gezwungener Maßen mit ihm kommen musste, hob nur kurz die Hand an, um das Zeichen zu geben, dass er ebenfalls gehen würde. Seine Teammitglieder wünschten ihm eine gute Nacht und baten ihn auf den bereits angetrunkenen Tokioter acht zu geben, was er mit einem resignierten Nicken bejahte.
 

Als sie das Gartentor der Tanakas passierten und sich auf dem Heimweg machen wollten, musste der Blonde feststellen, dass es besser wäre Kuroo zu stützten, da dieser wohl einiges Intus hatte. Also legte er dessen Arm um seine Schultern und setzte den Weg so fort – ohne dabei das sanfte Lächeln im Gesicht des Schwarzhaarigen zu bemerken.
 

Es war kühl in dieser sternklaren Nacht, als die beiden Jungen ihren Weg Schritt für Schritt fortsetzten, bis das Haus der Tsukishimas zu sehen war. Doch bevor sie es erreichen konnten, musste der Brillenträger dem Schwarzhaarigen eine Frage stellen, welche ihn schon seit dem Verlassen des Tanaka-Anwesens in den Fingern juckte – was er natürlich nicht zugeben würde.
 

„Kuroo-san, wieso wolltest du unbedingt nach Hause? Ich meine...mein Bruder und ich hätten dich Mittags bei Tanaka-san abholen und anschließend zum Bahnhof fahren können.“ 
 

Als hätte diese Frage etwas in ihm ausgelöst, blieb Kuroo stehen. Langsam zog er seinen Arm von Tsukishima weg, nur um mit beiden Händen dessen mittlerweile erhitztes Gesicht zu umfassen und ihn anzusehen.
 

„Weil ich für die restliche Zeit, die uns noch bleibt, deine alleinige Aufmerksamkeit haben möchte.“
 

* *
 

In seinem Zimmer angekommen, hockte Tsukishima sich auf sein Bett und ließ die Worte Kuroos noch einmal Revue passieren. 
 

„Weil ich für die restliche Zeit, die uns noch bleibt, deine alleinige Aufmerksamkeit haben möchte.“
 

Verwirrt über diese Aussage, hielt er sich seine Hand gegen die Stirn. Gott sei Dank hatte er den Schwarzhaarigen vorher ins Gästezimmer gebracht. So konnte er, wenn auch ungewollt, über seine letzten Worte in Ruhe nachdenken.
 

Was steckte tatsächlich hinter diesem Satz? Meinte Kuroo etwa das, was er selbst dachte? Er musste der Sache irgendwie auf den Grund gehen, aber wie?
 

Weitere Zeit zum Grübeln hatte er nicht, denn ohne anzuklopfen, betrat sein Gast aus Tokio das Zimmer und setzte sich neben ihm auf's Bett.
 

„Solltest du nicht im Zimmer nebenan schlafen? Was machst du überhaupt hier?“, fragte ihn der Blonde leicht gereizt.
 

Doch statt einer Antwort, musterte ihn Kuroo ungewohnt ernst an. „Worüber zerbrichst du dir seit der Party dein zartes Köpfchen?“, stellte er die Gegenfrage und strich mit seiner Handfläche liebevoll über die Wange des Blonden. Dieser wurde augenblicklich rot, da er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte.
 

Sollte er mit ihm über seine Gedanken sprechen? Wie würde dieser reagieren?
 

Noch ehe er sich zu einer Entscheidung durchringen konnte, ergriff der Ältere die beiden die Hände des Anderen und streichelte mit den Daumen über seine zarte Haut. „Hör auf immer über alles nachzudenken. Lass dich einfach mal fallen und sieh zu, was dann geschieht“, hauchte er gegen seine Lippen und küsste ihn.
 

Überrascht riss Tsukishima seine Augen auf, unterbrach den Kuss jedoch nicht. Kuroo schmeckte nach einer Mischung aus Wodka und Erdbeere – was ihm merkwürdigerweise sogar gefiel. Langsam drückte ihn der Kapitän in das Bettlacken rein und positionierte sich über den blonden Middleblocker, ohne von dessen Lippen abzulassen.
 

Der Kuss war...so anders als der in der Umkleidekabine. So zärtlich und doch leidenschaftlich. Es fühlte sich unbeschreiblich an. Jede einzelne Berührung des Schwarzhaarigen löste in ihm ein Kribbeln in der Magengegend aus. Tsukishima wollte ihn so nah wie möglich bei sich haben, auch wenn er riskieren musste, dass der Dunkelhaarige seine mittlerweile beachtliche Beule unter der Hose bemerken würde. 
 

Verlangend zog der Blonde an dem T-shirt Kuroos, um ihn zu sich nach unten zu befördern. Dieser blieb nicht tatenlos sitzen und begann nun kleine Bissspuren auf den Hals des Jüngeren zu verteilen, was dazu führte, dass dessen Blut in die untere Region weitergeleitet wurde. 
 

„Hn...Kuroo-san“, seufzte er.
 

Die Hitze, die ihre Körper ausstrahlten war deutlich zu spüren. Intensiver wurde das Ganze erst, als sich ihre Erektionen berührten. Beide mussten in diesem Moment ihre Köpfe in den Nacken legen und laut aufstöhnen.
 

Tsukishima ahnte, dass sie heute genau da weiter machen würden, wo sie das letzte Mal aufgehört hatten. Diesmal würde er nicht eingreifen, dazu war er schon viel zu erregt. Außerdem schien dieses Mal der Augenblick perfekt zu sein. Doch bevor sie ihrer Lust nachgeben konnten, musste er etwas loswerden.
 

„H-Halt...Kuroo-san...warte.“
 

Abrupt unterbrach der Ältere seine Liebkosungen und betrachtete ihn mit verwunderten Augen. 
 

„Was ist los, Tsukki? Stimmt etwas nicht?“
 

Verlegen blickte der Angesprochene zur Seite und versuchte die richtigen Worte zu finden. Normalerweise benahm er sich keines Falles schüchtern, lediglich ruhig. Allerdings sorgte die momentane Situation dafür, dass er sich wie ein Schulmädchen benahm, dass ihrem Schwarm gerade gestehen wollte, dass sie in ihn verliebt war.
 

„Weißt du...früher hätte es mich nicht die Bohne interessiert, ob und mit wem ich mein erstes Mal gehabt hätte. Aber ich denke...mit dir...ist es...okay."
 

Kuroo beugte sich über seinen Kouhai und hauchte ihm ins Ohr, so dass dieser eine Gänsehaut über seinen gesamten Körper verspürte.
 

„Auf diese Worte habe ich seit unserer ersten Begegnung gewartet. Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein. Im Gegenzug musst du mir dafür aber auch vertrauen, okay?“
 

Mit einem Kopfnicken stimmte er den Bedingungen zu. Daraufhin ließ der Schwarzhaarige seine starken Hände unter Tsukishimas T-shirt verschwinden und fuhr vorsichtig über dessen Konturen rauf und runter. 
 

Ein wohliger Seufzer entkam aus seiner Kehle. 
 

Kuroos geschickte Finger griffen nach dem Stoff des Oberteiles und zogen dieses über den Kopf des Brillenträgers. Zum Vorschein kam ein etwas blasser, aber attraktiver Oberkörper.
 

Kurz hielt der Ältere inne, um den wundervollen Anblick, welcher sich unter ihm bot zu genießen und für immer in seinem Gedächtnis abzuspeichern.
 

„S-Stimmt was nicht? Oder wieso starrst du mich so an?“
 

Lachend schüttelte Kuroo den Kopf und legte seine Lippen auf die des Anderen.
 

„Nichts. Absolut gar nichts.“
 

Somit hinterließ er mit seiner Zunge eine feuchte Spur an Tsukishimas rechter Brustwarze und umschloss sie mit seinem Mund, um sie mit seiner Zunge zu bearbeiten.
 

„K-Kuroo-san...!“, stöhnte der Middleblocker und verfluchte sich innerlich dafür.
 

Mit Vergnügen widmete sich der Schwarzhaarige wieder dem Körper, der vor ihm lag. Leicht biss er in die Knospe hinein und bearbeitete sie mit seinem Mund, während er die andere mit seinem Daumen und Zeigefinger zwirbelte. Dafür erntete der Dunkelhaarige lustvolle Geräusche des Jüngeren, welcher sich unter ihm rekelte. 
 

Nach getaner Arbeit ließ Kuroo von den Brustwarzen ab und benetzte den Körper unter ihm mit sachten Küssen, die immer weiter nach unten gingen. 
 

Der Blonde spürte förmlich, wie sein bestes Stück immer erregter wurde. 
 

„Mach...endlich...Kuroo-san...-“
 

Dieser blieb jedoch an der selben Stelle stehen und grinste ihn schelmisch an.
 

„Wie war das, Tsukki? Fehlt da nicht noch ein gewisses Zauberwort?“
 

Dieser Mistkerl! Er liebte es einfach, die Oberhand zu haben! 
 

Nie im Leben hätte Tsukishima gedacht, dass er sich dazu herablassen würde, jemanden zu bitten ihn von seinen „Qualen“ zu erlösen.
 

„B-Bitte“
 

„Na also. Geht doch, Tsukki.“
 

Schon machte er sich ans Werk und zog ihm die Hose mitsamt der Boxershort aus. Die Erregung des Blonden war beachtlich. Nicht mal in seinen tiefsten perversen Gedanken hatte sich der Ältere so etwas wunderschönes ausgemalt. Seine Geduld wurde immer mehr zu einer Zerreißprobe, da sich auch in ihm immer mehr regte. Schnell riss er sich die eigenen Klamotten vom Leib – sie störten ihn und ermöglichten ihm nicht gerade viel Bewegungsfreiraum.
 

Nun waren sie beide nackt. 
 

Tsukishimas Reaktion auf das was er sah, ließ seine Augen noch größer werden. Insbesondere Kuroos Glied blieb ständig in seinem Sichtfeld. Es war hart – steinhart um es genauer zu sagen. Die Vorhaut war teilweise zurückgeschoben, die eine gerötete und geschwollene Eichel entblößte. 
 

„Na? Gefällt dir das, was du siehst?“, neckte ihn der Ältere, dem das Verhalten des Erstklässlers nicht entgangen war.
 

„Hör auf zu quatschen und mach weiter...bitte“, flehte ihn der Blonde an und spreizte seine Beine.
 

Sein Bitten wurde erhört, denn der Schwarzhaarige griff mit seiner Hand augenblicklich an Tsukishimas Glied und begann zu pumpen. Bei der Spitze angekommen, lockerte er den Griff etwas und strich mit dem Daumen über die Eichel, aus der die ersten Lusttropfen bereits entwichen waren.
 

„Argh...bitte...nicht...aufhören“, ächzte dieser mit krächzender Stimme und drückte sich gegen die Hand Kuroos, um ihn noch intensiver zu spüren.
 

Zufrieden setzte der Dunkelhaarige seine Prozedur fort und verwöhnte ihn. Liebevoll hauchte er einen Kuss auf die gerötete Spitze. Bevor er das Glied bis zur Hälfte in den Mund nahm und kräftig daran saugte, sah ihm Kuroo noch ein letztes Mal in die Augen. Laut keuchte der Blonde auf und krallte sich in Kuroos Haaren fest. Der Brillenträger wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er seinen Höhenpunkt erreicht hätte. Das spürte auch der Andere, weshalb dieser den Kopf nach oben neigte und aufhörte Tsukishimas Erektion weiter zu verwöhnen.
 

„Wir wollen doch nicht, dass du jetzt schon so weit bist, oder? Also hier, befeuchte mal die hier“, meinte der Dunkelhaarige und hielt ihm seine Finger entgegen.
 

Verblüfft starrte ihn der Jüngere zunächst verwirrt an, tat aber wie ihm geheißen und nahm sie in den Mund. Seine vorwitzige Zunge leckte über sie, während sie zugleich mit ihnen spielte – was den Älteren natürlich nicht kalt ließ. 
 

„Ich glaube das reicht“, meinte der Schwarzhaarige und streichelte über Tsukishimas Öffnung – ein kurzes Beben seines Körpers war zu spüren. 
 

„Bist du bereit?“
 

Zwar bejahte es der Blonde, fühlte sich aber alles andere als bereit. Noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, war der erste Finger schon in ihm. 
 

Unglaublich! Wie konnte sich ein kleiner Fremdkörper so merkwürdig und zugleich so gut anfühlen? Er wollte mehr. Viel mehr!
 

„Hnnh...Kuroo-san...das...fühlt...sich...merkwürdig an“, brachte er stockend hervor. Er konnte eindeutig spüren, wie sich der Finger in ihm langsam bewegte.
 

Nach dem sich Kuroo vergewissert hatte, dass er sich langsam an den Finger gewöhnt hatte, fügte er gleich den zweiten hinzu und kurz darauf den dritten. Und wie beim ersten Finger, ließ er sich Zeit, damit Tsukishima sich an das unbekannte Gefühl und die Bewegungen gewöhnen konnte.
 

„Fühlt sich das gut an, Tsukki?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige, der sich bei Tsukishimas erotischem Anblick zusammen reißen musste, um ihn nicht sofort zu nehmen. 
 

„J-Ja!“
 

„Sehr gut. Gleich wird es noch viel besser.“
 

Damit entzog er seine Finger aus dem Körper des Blonden und suchte in den Taschen seiner Hose ein Kondom, welches er für alle Fälle immer dabei hatte. Ungeduldig riss er die Verpackung ab und streifte es sich schnell über sein Glied, welches nun genau vor Tsukishimas Öffnung stand. 
 

„Versuch dich etwas zu entspannen, okay?“ Etwas besorgt blickte ihn der Ältere an und streichelte die Innenseite seiner Oberschenkel.
 

Mehr als ein stummes Nicken, konnte der blonde Middleblocker nicht hervorbringen – dafür war er zu angespannt. 
 

Abermals strich der Schwarzhaarige über die Oberschenkel des Anderen entlang. Erst dann umfasste Kuroo sein Glied und drückte vorsichtig gegen die Öffnung. Er stöhnte leise auf, als er langsam und millimeterweise in ihn eindrang.
 

„Nngh...-!“ Stöhnend warf Tsukishima den Kopf in den Nacken und bohrte seine Nägel in Kuroos Schulterblättern. Seine Gefühle und sein Empfinden spielten komplett verrückt. 
 

Eine Mischung aus Lust und süßem Schmerz. 
 

Auch der Schwarzhaarige musste innehalten und alle Selbstbeherrschung aufbringen. Er nahm sofort die unfassbare Enge und die zitternden Muskeln wahr, die sich um sein Glied schlossen. Aber vor allem der Gedanke daran, dass er sich nun in seinem Kouhai befand, machte ihn glücklich, denn jetzt waren sie endlich vereint.
 

„Fuck! Du...bist...so...wahnsinnig...eng...Tsukki!“, entkam es heiser von ihm. Am liebsten hätte er ihn sofort bis zur Bewusstlosigkeit genommen. Aber stattdessen versuchte er ihn von den Schmerzen abzulenken, indem er immer und immer wieder seine Lippen mit denen des Anderen vereinte und ihn in einen Zungenkuss verwickelte. Schließlich wollte er es dem Brillenträger so angenehm, wie möglich machen.
 

Nachdem der Blonde sich etwas an das seltsame Gefühl gewöhnt hatte, streckte er ihm sein Becken entgegen. Ein schwacher Aufschrei erfolgte, als Kuroo sich nun vollständig in ihm befand. 
 

Scheiße! Das fühlte sich so gut an!
 

„Mach...weiter“, gab Tsukishima gedämpft von sich, der vor lauter Gier kaum noch auf etwas anderes achtete. 
 

Vorsichtig begann Kuroo langsame Stöße von sich zu geben und zunächst einen ruhigen Rhythmus vorzugeben. Dadurch bohrte Tsukishima seine Finger immer tiefer in seinen breiten Schultern rein und bog seinen Rücken durch.
 

Mit einem Ruck ergriff er die Erektion des Jüngeren und massierte sie ihm Takt seiner Stöße, was den Anderen immer wieder dazu veranlasste nach „mehr“ und „härter“ zu betteln. Um ihm diesen Gefallen zu tun, erhöhte er das Tempo etwas mehr.
 

„Schneller...Kuroo-san...bitte!“, wimmerte der Blonde.
 

Vor lauter Ächzen und Stöhnen, hatte Kuroo seinen Mund leicht geöffnet und versuchte seine trockenen Lippen wieder etwas zu befeuchten. Bald würde Tsukishima kommen, dass spürte er. 
 

Umso tiefer versuchte er sein Glied immer wieder in ihn zu versenken, bis er plötzlich einen erotischen Schrei aus dessen Kehle entnahm.
 

Was war das?! Eins wusste er mit Sicherheit: Er wollte dieses Gefühl noch einmal verspüren.
 

„N-Nochmal...bitte.“
 

Kuroo leckte sich eine Schweißperle von seiner Oberlippe ab und stieß wiederholt an den Lustpunkt des Blonden an, welcher immer wieder leise Schreie von sich gab.
 

„Kuroo-san...ich...“
 

Mit gesenkten Lidern sah ihn der Blonde an. Er war gleich soweit. Somit stimulierte der Schwarzhaarige immer weiter dessen Glied, während er immer wieder in ihn eindrang. 
 

Tsukishima passte sich der schnellen Geschwindigkeit an und schlang seine Beine um die Hüften des Kapitäns. Ihre verschwitzen Körper klatschten immer weiter aufeinander und doch störte es keinen von ihnen im Geringsten. Insbesondere für Kuroo, dessen Empfinden heute viel sensibler war als üblich, genoss es.
 

„Kuroo...san...ich...ah!“
 

Schon riss ihn Tsukishimas Stimme aus seinen Gedanken. Er war kurz vor seinem Orgasmus. Doch er hatte noch einen letzten Wunsch an den Blonden.
 

„Schrei noch einmal für mich...Tsukki“, bat ihn der Schwarzhaarige lüstern.
 

„Kuroo...san!“ 
 

Fest kniff er die Augen zusammen und kam schlussendlich erschöpft in Kuroos Hand.
 

„V-Verdammt...T-Tsukki!“ Kuroo biss die Zähne zusammen, als Tsukishima kam und sich alles um sein Glied verengte.
 

Mit letzter Kraft stieß er mit harten, schnellen Stößen in Tsukishima, bis er wenige Sekunden später auch seinen Höhepunkt erreichte, was diesen aufstöhnen lies.
 

Für eine kurze Weile verharrten sie in ihrer jeweiligen Position, ehe sich Kuroo von ihm abrollte und auf dem Rücken liegen blieb. Nur ihre schnellen Atemzüge waren noch zu hören. Tsukishima konnte es immer noch nicht glauben. Er hatte sein erstes Mal tatsächlich mit Nekomas Kapitän gehabt. Es war einfach...unbeschreiblich.
 

„D-Das war...-“
 

Stumm legte ihm Kuroo den Finger auf die Lippen und warf das benutzte Kondom achtlos in den Mülleimer.
 

„Du brauchst mir nichts weiter zu sagen. Versuch jetzt etwas zu schlafen“, murmelte er und wollte vom Bett aufstehen, doch der Blonde packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich.
 

„Du...kannst heute hier bleiben – aber nur ausnahmsweise.“
 

Grinsend machte Kuroo sich mit einem Tempo sauber und streifte sich anschließend seine Boxershort über, während Tsukishima kurz ins Bad verschwand. Dort angekommen, machte er sich ebenfalls sauber und tauchte wieder in seine Gedankenwelt ab.
 

Sie hatten wirklich miteinander geschlafen!
 

Sie waren zwar etwas laut gewesen, aber wenigstens war niemand anderes im Haus gewesen. Seine Familie würde erst morgen gegen Mittags herum wieder daheim sein, da sie auf irgendeiner Familienfeier war. 
 

Nach dem Waschen betrat er mit angezogener Boxershort sein Zimmer, legte sich zu Kuroo ins Bett und stellte seine Brille auf den Nachttisch – was den Schwarzhaarigen einen erstaunten Blick seinerseits einheimste.
 

„W-Was ist? Habe ich was im Gesicht?“
 

Kopfschüttelnd rutschte dieser zu ihm rüber, bis sich ihre Nasenspitzen berührten und sie sich tief in die Augen blickten.
 

„Nein...es ist nur so, dass ich erst jetzt sehe, wie wunderschön deine Augen sind.“
 

* *
 

Mittlerweile waren einige Wochen, seit ihrer gemeinsamen Nacht vergangen und Tsukishima musste zugeben, dass sich seit diesem Zeitpunkt etwas in seinem Inneren verändert hatte. Da wären zum einen die Abschiede. Zwar sahen sie sich nicht so oft, wie erhofft. Aber immer, wenn einer von ihnen wieder zurück nach Hause musste, machte es dem Blonden tatsächlich etwas aus – es nervte ihn. Deshalb waren sein Bruder und dessen neue Freundin, die niemand anderes war als Saeko, keine große Hilfe, wenn sie ihre Zweisamkeit in seiner Gegenwart zur Show stellten. 
 

Seit dem Spiel gegen Shiratorizawa hatten sich die beiden öfters getroffen und hatten festgestellt, dass die Chemie zwischen ihnen einfach passte. So dauerte es auch nicht lange, bis sie zusammenkamen. Seinem glatzköpfigen Mitstreiter und ihm sind damals beinahe die Augen raus gefallen, als sie von der Liebelei der beiden erfahren hatten – denn das bedeutete nämlich auch, dass sie dadurch zu Schwagern werden würden und das passte keinen von ihnen.
 

Und auch heute konnten sich die frisch Verliebten nicht zurückhalten und mussten im Wohnzimmer der Tsukishimas miteinander herum turteln, während sie sich einen Film ansahen.
 

„Könnt ihr euch nicht mal zurückhalten, solange ich noch im Zimmer bin?“, fragte Tsukishima und holte ein kleines Tütchen mit Keksen, welches seine Mutter für ihn da gelassen hatte.
 

Während Akiteru sich peinlich berührt an der Wange kratzte, konterte die Blondine mit einer Gegenfrage zurück. 
 

„Du bist doch nicht etwa neidisch, oder Kei?“, zwinkerte sie ihm zu und fing an zu lachen. 
 

„Darauf, dass ihr euch beinahe auffrisst?“
 

Fräulein Tanaka tickte nicht viel anders, als ihr Bruder, weshalb sie sich gerne auf Tsukishimas Sprüche einließ – allerdings auf verbale Art.
 

„Zumindest haben wir einander zum Auffressen. Was ist mit dir?“, provozierte sie den Bruder ihres Freundes.
 

Mit dieser Aussage hatte sie bei ihm, wenn auch unbeabsichtigt, einen Nerv getroffen.
 

Die Zähne knirschend, warf er einen letzten Blick auf das Paar, bevor er die Treppen hinauf zu seinem Zimmer stieg. Er konnte noch die besorgte Stimme Akiterus hören, welcher seine Freundin fragte, ob das wirklich nötig gewesen wäre.
 

Sich auf seinen Stuhl sitzend, hielt er das noch nicht fertige Paket Kuroos in der Hand. In diesem befanden sich die selbstgebackenen Kekse seiner Mutter, die der Schwarzhaarige so sehr liebte und zwei Tiki-Hawaii Figuren als Kette. Diese stammten aus der Lieblingsserie von Bokuto und ihm. Und da sie diese nur zusammen tragen würden, beschloss der Blonde ihnen jeweils eine zu kaufen – damit würde er vermutlich für beide einen Lebenstraum erfüllen.
 

Der Anlass für die kleinen Geschenke war, dass morgen Kuroos Geburtstag war. Er selber konnte zwar nicht anwesend sein, wollte ihm aber ein kleines Präsent zukommen lassen – zumal auch seine Mutter, die mittlerweile Nekomas Kapitän in ihr Herz geschlossen hatte, darauf bestanden hatte.
 

Aus einem ihm undefinierbaren Grund, war für ihn das Geschenkpaket noch nicht vollständig. Ihm fehlte irgendetwas. Schnell schüttelte er den Kopf.
 

Was sollte das denn werden?
 

Er wusste noch nicht mal, wie sie zueinander standen und trotzdem benahm er sich so, als er wäre schon längst mit Kuroo in einer Beziehung.
 

Unweigerlich musste er an den Satz von Tanakas Schwester denken – der ihn zu einem spontanen Entschluss verleitete. Er brauchte endlich Gewissheit. Deshalb besorgte er sich einen Schreibblock und einen Stift und begann zu schreiben. Zunächst landete ein Papierkügelchen nach dem Anderen auf dem Boden. Zum Schluss gelang es Tsukishima doch noch seinen Brief zu verfassen. Darin waren alle seine Gedanken und Gefühle aufgefasst, die er über sie beide hatte. 
 

Plötzlich vibrierte sein Smartphone. Einen kurzen Blick auf das Display verriet ihm, dass es sich um Kuroo handelte – wenn man vom Teufel sprach. 
 

[Kuroo-san]

» Man sagt doch, dass man beim Ausblasen der Kerzen einen Wunsch frei hat. Auf meiner Geburtstagstorte werde ich es mal versuchen, denke aber kaum, dass sich dieser erfüllen wird. Dabei möchte ich nur eines... «

- 16th of November at 02:19 P.M.
 

Geräuschvoll klatschte er sich an die Stirn und betrachtete die SMS, welche er vom Tokioter bekommen hatte. Sofort tippte er ihm seine Antwort „begeistert“ zurück.
 

[Tsukki]

» Wovon träumst du eigentlich immer? Bestimmt glaubst du auch noch an den Osterhasen und den Weihnachtsmann. «

- 16th of November at 02:23 P.M.
 

Damit legte er sein Handy auf die Seite und begann mit den letzten Vorbereitungen. Er wollte noch heute das Paket zur Post bringen, damit es morgen pünktlich ankommen würde.
 

Nicht nur, dass der Schwarzhaarige sich bestimmt darüber freuen würde. Er selbst würde damit auch endlich Gewissheit darüber haben, wie sie zueinander standen.
 

* *
 

Heute war wieder Training angesagt gewesen. So wie fast jeden Tag, seit die Vorbereitungen für das Turnier in Tokio liefen. An sich war ihm das Training ja egal. Aber dadurch konnte er weder Kuroo besuchen, noch umgekehrt. Dieser hatte sogar als Kapitän eine höhere Verantwortung, weshalb sie beide kaum noch miteinander schrieben. 
 

Seltsamerweise schien genau das Tsukishima zu beschäftigen. Irgendetwas an ihren Gesprächen und Chatverläufen in letzter Zeit störte ihn, doch er wusste nicht genau, was es war. 
 

Gedankenverloren rief er auf seinem Smartphone die letzten Nachrichten Kuroos auf.
 

[Kuroo-san]

» Boah die Kekse deiner Mum schmecken wirklich lecker!!! Sag ihr nochmals vielen Dank dafür!! Bokuto und ich haben uns selbstverständlich auch über die Ketten gefreut. Endlich können wir unseren Sketches das gewisse Etwas verleihen Oya, Oya!! «

- 17th of November at 08:48 P.M.
 

[Kuroo-san]

» Wie war eigentlich das Trainingscamp? Hoffentlich hast du die Menschen dort nicht mit deinen Blicken getötet☹... « 

- 22th of November at 09:58 P.M.
 

[Kuroo-san]

» Wusstest du eigentlich, dass euer Chibi-chan letztes Wochenende bei uns war, um Kenma zu besuchen ? « 

- 24th of November at 05:33 P.M.
 

[Kuroo-san]

» Isst du immer noch so viel Erdbeerkuchen? Pass bloß auf, dass du keinen Zuckerschock bekommst ! «

- 27th of November at 11:19 P.M.
 

Die unregelmäßigen Textmessages waren es nicht. Er hatte absolutes Verständnis dafür, dass Kuroo ihm nicht jedes Mal schreiben, beziehungsweise antworten konnte, zumal er kein Fan vom andauernden chatten war. Schließlich waren sie nicht zusammen und außerdem...
 

Genau da war ja etwas! Der Schwarzhaarige hatte in keiner seiner Mails auch nur einmal seinen Brief erwähnt!
 

Wieso reagierte er nicht auf den Briefinhalt? War Kuroo sich für eine Antwort zu schade? Wollte er womöglich doch nur das eine?
 

Natürlich könnte ihn Tsukishima darauf ansprechen, doch dafür war er sich zu stolz, denn er hatte ja den ersten Schritt gewagt. Und mit einem Mal entwich ein bitteres Lächeln über die Lippen. 
 

Denn in diesem Augenblick realisierte er, dass ihr momentaner Standpunkt zu nichts führte. Und somit für ihn die minimale Chance auf eine gemeinsame Zukunft mit Kuroo zerplatzte. Wie eine riesige Seifenblase.

ʙɪᴛᴛᴇʀ.

Es war alles gesagt – endlich…
 

Nachdem Tsukishima die Erlebnisse der vergangenen Monate zu Ende erzählt hatte, herrschte zuerst einmal absolute Stille im Raum. Selbst Bokuto, welcher niemals, aber auch wirklich niemals seinen vorlauten Schnabel halten konnte, starrte mit seinen riesigen goldenen Augen den blonden Middleblocker ungläubig an. Zwar hatten er und sein fester Freund von den größten Teilen der Strapazen, die Tsukishima in der vergangenen Zeit durchgemacht hatte gewusst, jedoch alles nochmal aus dessen Perspektive zu erfahren, war dann doch etwas anderes. 
 

Yamaguchi hingegen fühlte sich urplötzlich unwohl in seiner Haut. Ihm entgingen nicht die durchdringenden Blicke Akaashis und Tsukishimas, welche allem Anschein nach eine Reaktion von ihm erwarteten. Doch er wusste gerade selber nicht, was er denken sollte, schließlich hatte er gerade einen Haufen an Infos bekommen, die für ihn allesamt neu waren. Und gleichzeitig hatte er so viele Fragen an seinen besten Freund, dass er davon ganz durcheinander war. Er hatte zwar gesagt, dass er ihn so akzeptieren würde, wie er ist – daran wollte er immer noch festhalten, so war es nicht. Aber die gesamte Geschichte mit Kuroo hatte ihn doch etwas aus der Bahn geworfen. Wie konnte er in all der Zeit nicht bemerken, was ihn so sehr bedrückt hatte? Freunde konnte man doch alles erzählen…und besten Freunden doch erst recht! Aber wenn er mit anderen Menschen wie Akaashi darüber sprechen konnte und mit ihm nicht…waren sie dann überhaupt noch beste Freunde? Je mehr Yamaguchi über die gemeinsame Zeit mit ihm nachdachte, desto mehr kam ihm diese Situation gerade hier so…so surreal vor.
 

„Kei, mein Schatz. Bist du zu Hause?“
 

Was für ein unglaublich gutes Timing!
 

Die Stimme erlöste die vier Jungs aus ihrem Schweigen. Tsukishimas Mutter schien soeben nach Hause gekommen zu sein. Mit einer einfachen Handbewegung wies der Angesprochene seine Gäste an, sitzen zu bleiben, ehe er sich zu seiner Mutter auf den Flur begab.
 

„Oh, da bist du ja! Sag mal, haben wir gerade Besuch da? Ist es Tadashi-kun? Oder vielleicht doch Tetsurou-chan?“
 

Bei dem Namen von Nekomas Kapitän begann es in seinem Inneren unangenehm zu rumoren, jedoch ließ er sich nichts anmerken.
 

„Nicht ganz. Yamaguchi und zwei weitere Freunde aus Tokio sitzen gerade im Wohnzimmer.“
 

Freudig strahlte sie ihren Sohn an und begann ihre Hausschuhe anzuziehen.
 

„Aber das ist doch wunderbar!“
 

Gerade noch so, konnte sich der blonde Middleblocker einen lauten Seufzer verkneifen. Seine Mutter und sein Bruder freuten sich immer, wenn er Freunde mit nach Hause brachte – was an sich eher selten vorkam.
 

„Da gäbe es nur ein kleines Problem.“ 
 

Aufmerksam sah sie ihren Sohn an. „Was ist denn los?“
 

„Unsere Gäste aus Tokio sind zwei Tage früher als geplant angereist…und jetzt bräuchten beide einen Schlafplatz…-“
 

Bevor Tsukishima seinen Satz beenden konnte, strahlte ihn seine Mutter so glücklich an, als hätte er ihr soeben verkündet,  dass sie demnächst Großmutter werden würde – was in Zukunft seinerseits niemals passieren würde.
 

„Aber natürlich können deine Freunde so lange hierbleiben, wie sie möchten! 
 

Schon schritt sie ins Wohnzimmer, wo sie zuerst einmal von den Anderen begrüßt – in Bokutos und Akaashis Fall sogar vorgestellt wurde. Tsukishimas Mutter schien über den überraschenden Zuwachs im Haus, wenn auch dieser nur vorübergehend war, sehr erfreut zu sein.
 

„Wie mir Kei erzählt hat, habt ihr beide gerade keine Unterkunft zum Übernachten. Ihr könnt natürlich solange hierbleiben, wie ihr möchtet. Fühlt euch ganz wie zu Hause“, meinte sie freundlich.
 

Tsukishima, welchem die Euphorie seiner Mutter etwas peinlich war, blickte murrend in eine andere Richtung, damit er seinen Freunden nicht in die Augen blicken musste. Nachdem sich die beiden Tokioter bei ihr bedankt und die zuvorkommende Mutter sich auf dem Weg in die Küche gemacht hatte, beschlossen sie nach oben zu gehen, um das Gästezimmer vorzubereiten. 
 

„Bokuto-san, Akaashi-san. Ihr müsstet euch ein Zimmer teilen, ich hoffe das geht für euch in Ordnung“, sprach der Brillenträger zu ihnen, als sie zusammen die Koffer aus Tsukishimas Zimmer transportierten.
 

„Hey, Hey, Hey! Überhaupt kein Thema, Tsukki! Für mich ist es umso besser, wenn du verstehst was ich meine“, meinte Bokuto vergnügt und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Tsukishima rollte daraufhin genervt mit den Augen, während Yamaguchi verdattert zwischen Bokuto und Akaashi blickte. 
 

„Wenn du damit andeuten willst, dass du heute aus dem Bett fliegen möchtest, gerne“, entgegnete der Setter trocken und erntete dafür einen empörenden Laut Bokutos, welches mehr nach einem Jammern klang.
 

Der Blonde wollte sich schon zum Gehen anwenden, um sich das weitere Drama des Wingspikers zu ersparen, als ihm etwas Wichtiges einfiel.
 

„Und morgen will ich von euch erfahren, warum ihr überhaupt hier hergekommen seid.“
 

Somit schloss er hinter sich die Türe zu, ohne eine Reaktion der Anderen abzuwarten.
 

Nur wenige Sekunden später, nachdem er den Raum verlassen hatte, trat auch sein bester Freund durch die Türe nach draußen. Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg in Tsukishimas Zimmer. Doch kurz bevor sie es betraten, blieb der Jüngere der Beiden stehen. Etwas verwundert wollte Tsukishima zu einem Kommentar ansetzen, als folgende Wörter die Lippen des Pinch-Servers verließen:
 

„Ich werde nach Hause gehen, Tsukki.“
 

Normalerweise störte es Tsukshima nicht im Geringsten, ob Yamaguchi bei ihm übernachten wollte oder nicht. Aber heute…heute war es anders. Er merkte, wie sehr es ihn gegen Strich ging, dass ihn sein Kindheitsfreund hängen ließ, nachdem er sich ihm sogar schon geöffnet hatte. 
 

Apropos.
 

Wollte Yamaguchi nicht bei ihm übernachten, weil er angewidert von ihm war? Sagte er aus reiner Höflichkeit nichts zu ihm?
 

Noch immer fokussierten Tsukishimas goldbraune Iriden seinen besten Freund an. 
 

Er musste es jetzt wissen!
 

„Hast du irgendein Problem damit, weil…-“, setzte er an, wurde allerdings sofort unterbrochen.
 

„Gomen, Tsukki. Aber ich kann das nicht.“
 

Schon wandte er sich von ihm ab und rannte die Treppe herunter, ohne dem Blonden die Möglichkeit zu geben, ihn aufzuhalten. Das musste er erst einmal auf sich sacken lassen. Allerdings hatte er etwas bemerkt…etwas was ihm ganz und gar nicht gefiel:
 

Auch wenn es nur für den Hauch einer Sekunde war, hatte er sie gesehen – die kleinen Tränen, die sich ihren Weg zu Yamaguchis Wangen gebahnt hatten.
 

* *
 

Bokuto & Akaashi P.O.V
 

Sekunde um Sekunde. Minute um Minute.
 

Tsukishimas letzte Worte hallten noch immer in ihren Köpfen. Die Botschaft an sie war eindeutig gewesen. Und auch wenn ihnen bewusst war, dass sie ihm den Grund ihres früheren Erscheinens erklären mussten, war es für sie keine leichte Aufgabe – insbesondere nicht für Akaashi.
 

„Koutarou-san…“
 

Überrascht hob dieser den Kopf an und blickte seinen Freund besorgniserregend an. Ihm war sofort die Art und Weise aufgefallen, wie er seinen Namen ausgesprochen hatte. Auch wenn Akaashi sich so gut wie nie in die Karten schauen ließ – gerade schien er sehr nachdenklich zu sein.
 

„Was glaubst du…wie wird Tsukishima-kun die Nachricht aufnehmen?“
 

Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, zog Bokuto seinen Freund ganz nah an sich und platzierte sein Kinn auf dessen Schulter.
 

„Ich weiß es nicht.“
 

Diese seltenen Momente, wenn er eine ernste Miene in seinen Gesichtszügen hatte, erstaunte den Setter immer wieder auf's Neue.
 

„Ich hoffe nur, dass wir das Richtige tun.“
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

„Nanu? Was macht denn das Duo von Fukurodani hier?“
 

„Solltet ihr nicht erst morgen kommen?“ 
 

„Seit wann seid ihr denn in Miyagi?“
 

Die Fragen der einzelnen Spieler aus Karasuno wollten einfach nicht aufhören, nachdem Tsukishima seine beiden Gäste zum Training mitgenommen hatte. Schließlich sprach Coach Ukai ein Machtwort aus.
 

„Hört endlich auf den beiden mit euren Fragen auf die Nerven zu gehen. Uns kann es absolut egal sein, aus welchen Gründen sie jetzt schon da sind – je mehr Spieler, desto besser.“
 

Nach dieser Ansage wollten sie auch schon mit dem Training beginnen. Jedoch hatten weder Bokuto, noch Akaashi damit gerechnet, dass ihr blonder Schützling sich nicht wie gewohnt auf dem Spielfeld, sondern auf der Ersatzbank  befand.
 

„Halt! Was müssen meine owltastischen Augen sehen!? Tsukki auf der Ersatzbank? Ich bin entsetzt!“, stieß Bokuto empört aus und erntete somit ausgerechnet Kageyamas Aufmerksamkeit.
 

„Hmpf. Daran ist die Brillenschlange selbst schuld“, schnaubte Karasunos Setter und lief auf das Spielfeld. 
 

Seine Reaktion wiederum blieb vor Akaashi nicht verborgen. Dieser wandte sich an den blonden Middleblocker, welcher nicht sonderlich über die Aussage des Setters überrascht zu sein schien. Dennoch wollte er dazu keinen Kommentar abgeben und wich dem Blick des Schwarzhaarigen aus.
 

„Okay Leute“, rief Daichi und klatschte in die Hände. „Lasst uns mit dem Training beginnen.“
 

* *
 

„Entschuldige, Kageyama-kun. Könnten wir uns beide vielleicht kurz unterhalten?“
 

Verwunderung machte sich in den Augen des Jüngeren breit. 
 

Das Training war seit einer halben Stunde vorbei – allerdings nicht für Kageyama. Dieser hatte sich mit der Erlaubnis seiner Senpais den Schlüssel zum Trainingsraum genommen, um noch etwas zu trainieren. Somit waren sie alleine.
 

„Hai!“, erwiderte Kageyama nach kurzem Zögern – wenn auch etwas zu laut.
 

„Was ist zwischen dir und Tsukishima-kun vorgefallen?“
 

Mit dieser Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Vor allem nicht von dem sonst so ruhigen Setter Fukurodanis. Wusste er etwas? Hatte ihm Tsukishima etwas erzählt?
 

„Nichts Besonderes. Das übliche eben.“
 

Akaashi hatte geahnt, dass Kageyama eine schwer zu knackende Nuss war. Er war mindestens so störrisch wie Tsukishima – wenn nicht sogar schlimmer. Darum hatte er auch Bokuto gebeten, sich von Hinata und Tsukishima durch Miyagi führen zu lassen, damit er in Ruhe mit den dunkelhaarigen Setter unterhalten konnte.
 

„Und warum hast du dann beim Training so merkwürdig reagiert?“
 

Kageyamas Wangen wurden verdächtigt rot. Er fühlte sich ertappt. Und leugnen brachte nichts bei dem Älteren, soweit war er sich im Klaren. Konzentriert betrachtete der Jüngere den Ball in seinen Händen. Überlegte, ob er Fukurodanis Setter die Wahrheit sagen sollte, schließlich kannten sie sich kaum.
 

„Daran ist er selber schuld.“
 

Geduldig wartete Akaashi ab, ob noch etwas von seinem Gegenüber kommen würde. Anhand dessen, dass sich Kageyama nachdenklich auf die Lippen biss und ihm nicht ins Gesicht schauen konnte, schlussfolgerte der Ältere, dass dieser noch zögerte. Erst nach einer längeren Stille zwischen ihnen, schien sein Gegenüber bereit zu sein, ihm seine Frage endlich zu beantworten.
 

„Tsukishima hat sich in den letzten Wochen unausstehlich verhalten. Also noch schlimmer als sonst meine ich…und dann ist mir der Kragen geplatzt!“
 

Wütend erzählte ihm Kageyama von der Konfrontation wenige Tage zuvor. Aufmerksam hörte Akaashi ihm zu und ließ ihn ausreden. Und je mehr er erfuhr, desto mehr verstand er seine Entscheidung.
 

„…und das ist der Grund, warum er seit Tagen auf der Bank sitzt“, beendete er den Satz.
 

Der Dunkelhaarige schwieg zunächst einmal und überlegte sich, was er zu der gesamten Geschichte sagen sollte. Akaashi kannte den blonden Middleblocker von dieser Seite nicht, wusste aber auch, dass sein Verhalten vermutlich mit Kuroo zusammenhing – was er seinem Gegenüber natürlich nicht verraten wollte.
 

„Verstehe. Aber wenn das so weitergeht, verliert er vielleicht seinen Stammplatz – oder noch schlimmer: Er wird aus dem Team geworfen.“
 

Grimmig blickte ihn Kageyama an. „Das ist mir egal. Die Brillenschlange hat es nicht anders verdient, wenn er sich so verhält.“
 

„Hier geht es nicht nur darum, was du möchtest, Kageyama-kun. Sondern darum, was für das Team am Besten ist. Das war doch der Grund deines Ultimatums, oder?“
 

Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Wenn Tsukishima wirklich gehen würde, hätte die gesamte Mannschaft einen erheblichen Nachteil. Auch wenn Kageyama es ungern zu gab, so hatten sie es zum größten Teil den Strategien des blonden Middleblockers zu verdanken gehabt, dass sie ihr Spiel gegen Shiratorizawa gewonnen hatten. Und auch die Spiele in Tokio waren nicht mehr fern. Karasuno musste als Einheit fungieren – sonst könnten sie sich den Meisterschaftstitel an den Nagel hängen. Dessen war sich Kageyama bewusst.
 

„Tsk. Warum möchtest du uns überhaupt helfen? Ich meine…wäre es nicht ein erheblicher Vorteil für euch, wenn wir nicht mit unserer vollen Stärke gegen euch antreten könnten?“
 

Über diese Aussage konnte Akaashi nur schmunzeln.
 

„Natürlich könnten wir das zu unserem Vorteil nutzen. Allerdings möchten sowohl Nekoma, als auch wir aus dem Team Fukurodani ein ehrliches und vor allem gutes Spiel sehen. Das ist das letzte Spiel für unsere Kapitäne und zahlreiche Drittklässler unserer Mannschaft. Möchtest du ihnen wirklich die letzte Möglichkeit auf ein unvergessliches Spiel, aufgrund einer Meinungsverschiedenheit mit Tsukishima nehmen?“
 

Das hatte gesessen. Erstaunt über die ehrlichen Worte des Älteren, begann er die gesamte Situation zu überdenken. Vielleicht sollte er sich wirklich mit Tsukishima aussprechen – zum Wohle des Teams versteht sich.
 

„Ich werde darüber nachdenken“, grummelte Kageyama. „Aber kein Wort zu niemanden, über das was wir soeben gesprochen haben. Erst recht nicht an Tsukishima!“
 

„Okay.“
 

* *
 

Zusammen mit seinen Gästen aus Tokio saß Tsukishima am Esstisch und aß mit ihnen zu Abend. Die Stimmung zwischen ihnen war bedrückt, wofür es mehrere Gründe gab. Zum einen stand noch das Thema des gestrigen Abends offen, welches keiner von ihnen bisher gewagt hatte anzusprechen. Zum anderen hatte niemand von ihnen seit dem gestrigen Abend etwas von Yamaguchi gehört. Nachrichten blieben unbeantwortet und auch die Tatsache, dass er zum heutigen Training nicht erschienen ist, gab Rätsel auf. 
 

War Yamaguchi mit der Situation überfordert? Konnte sich sein bester Freund nicht an den Gedanken gewöhnen, dass er auf Männer stand?
 

Akaashi und Bokuto sahen sich an. Die geistige Abstinenz ihres Freundes entging ihnen natürlich nicht. Zu gerne wollten sie ihm helfen, aber sie mussten ihm zuerst einmal reinen Wein einschenken – das waren sie ihm schuldig. Langsam legte der Schwarzhaarige die Essstäbchen auf den Tisch hin und begann sich mental auf das Gespräch vorzubereiten.  
 

„Tsukishima-kun. Es wird an der Zeit, dass du von uns erfährst, warum wir die frühere Anreise angetreten sind.“
 

Sofort hatte er die Aufmerksamkeit des Blonden auf sich. Dieser ließ sich zwar nichts anmerken, dennoch hatte er ein flaues Gefühl im Magen, welches er versuchte zu unterdrücken.
 

„Sicherlich kannst du dir bereits denken, dass es etwas mit Kuroo-san zu tun hat, nicht wahr?“
 

Er hatte es gewusst! Warum sonst, hätten beide den langen Weg auf sich nehmen sollen?
 

Ein dicker Kloß bildete sich in Tsukishimas Hals und sein Herz begann schneller zu schlagen, als ihm lieb war. Die Richtung in die das Gespräch verlief, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er versuchte sich etwas zu beruhigen, indem er an sein Glas Wasser nippte.
 

Fukurodanis Setter hingegen holte noch ein letztes Mal tief Luft und bemerkte unter dem Tisch die rauen Finger seines Freundes, welcher ihm aufmunternd über die Handfläche strich. Auch wenn sich seine Miene nicht verändert hatte, war Akaashi doch froh, ihn an seiner Seite zu wissen.
 

„Es ist so, Tsukishima-kun…Kuroo-san hat jemanden kennengelernt. Und diese Person wird ebenfalls morgen auftauchen. Wir wollten es dir vorhersagen, damit du nicht…-“
 

Doch Tsukishima hörte ihm schon längst nicht mehr zu. Selbst er konnte seine sonst so kühle Fassade nicht mehr aufrechterhalten.
 

Kuroo hatte ihn also abgeschrieben – welch bittere Erkenntnis…

ʀᴇᴜɴɪᴏɴ.

Bumbum…Bumbum…Bumbum…Bumbum
 

Tsukishimas Herz hatte angefangen unregelmäßig zu schlagen, nachdem er von seinen Freunden darüber aufgeklärt wurde, warum sie tatsächlich die vorzeitige Reise nach Miyagi angetreten waren. Zwar hatte er schon eine Vorahnung gehabt, dass das alles mit Kuroo zusammenhängen könnte, jedoch hätte der blonde Middleblocker mit dieser Nachricht nie und nimmer gerechnet. Natürlich hatte er gewusst, dass der Kapitän Nekomas nicht ein Kind von Traurigkeit war, dennoch hätte er erwartet, dass dieser zumindest den Versuch wagen würde, um ihn zu kämpfen. Oder wenigstens den Grund ihres Kontaktabbruchs zu hinterfragen würde – auch wenn ihm das selbst zu lästig geworden wäre.
 

„Tsukishima-kun…ich…-“
 

Akaashi unterbrach sich selbst. Es gab keine tröstenden Worte dafür, was geschehen war. Mitfühlend sah ihn der sonst so distanzierte Setter an. Auch Bokuto versuchte die passenden Worte zu finden, scheiterte aber kläglich. Ihm fiel es schwer, neutral an die Sache ran zugehen, schließlich ist Kuroo sein bester Freund und Bro. Aber auch Tsukishima war im Laufe der Zeit zu einem guten Freund für ihn geworden.
 

„Aka…Akaashi-san.“
 

Verwundert blickte ihn dieser an. Weniger darüber, dass ihn der Blonde angesprochen hatte, sondern viel mehr wie er seinen Namen betont hatte. Der Setter hatte bisher die Stimme des Jüngeren noch nie so brüchig gehört. Die Nachricht über Kuroo schien auf ihn eingeschlagen zu haben, wie eine Bombe.
 

„Hai.“
 

Seine schwitzigen Finger faltete er zusammen und auch seine Lippen zitterten. Tsukishima konnte noch nicht einmal seinen beiden Freunden ins Gesicht blicken.
 

„Warum…“, begann er etwas zögerlich. „Warum wolltet ihr mir das erzählen? Ich meine…wir waren nie wirklich zusammen gewesen. Er kann tun und lassen, was er will.“
 

Bevor der Schwarzhaarige sich dazu äußern konnte, mischte sich sein Freund ein.
 

„Hörst du dir eigentlich mal selber zu, Tsukki?! Das kann doch nicht dein ernst sein!“ Bokutos Augen sprühten Funken. Ein Anzeichen dafür, dass er ziemlich sauer zu sein schien. Selbst Akaashi war über das Verhalten seines Kapitäns überrascht. „Es mag zwar sein, dass ihr euch darüber nie unterhalten habt. Trotzdem kannst du mir nicht erzählen, dass diese Angelegenheit spurlos an dir vorbeigegangen ist!“
 

Sowohl sein Freund, als auch der Brillenträger waren über die Ansage sehr erstaunt. Fukurodanis Kapitän war eher dafür bekannt, seinem Vize am Rockzipfel zu hängen, die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen oder in seinem Emo-Modus zu verfallen. Aber noch nie hatte er jemanden auf so eine Art und Weise die Meinung gegeigt.
 

„Hmpf. Kuroo-san ist an der gesamten Situation selber schuld…“
 

Tsukishima wollte nicht näher darauf eingehen. Er hatte ihnen grob von dem Brief, welchen er an seinen Ex-Liebhaber geschrieben hatte, erzählt. Über den genauen Inhalt und wie tief eigentlich die Enttäuschung saß, dass der schwarzhaarige Middleblocker bisher noch nicht darauf geantwortet hatte, allerdings nicht. Und das würde auch so bleiben.
 

Bokuto hingegen sah das Ganze etwas anders. 
 

„Unabhängig davon, wer Schuld von euch beiden hat. Ist dir niemals in den Sinn gekommen, wie er sich nach eurer Trennung gefühlt haben muss? Und was ist mit dir? Hast du nicht mehr als nur einmal an ihn gedacht?“
 

In diesem Moment stockte dem Blonden der Atem. Natürlich hatte er an Kuroo gedacht…sehr oft sogar. Aber darüber, wie es dem Anderen nach ihrem Kontaktabbruch ergangen war, darüber hatte er sich bisher noch keine Gedanken gemacht.
 

„Koutarou-san. Gehst du damit nicht etwas zu weit?“, flüsterte Akaashi seinem Freund zu und zog ihn am Ärmel.
 

Dieser grummelte vor sich hin und verschränkte eisern seine Arme vor die Brust. „Aber ich hab doch recht…-“ 
 

Abrupt wurden beide in ihrer Unterhaltung unterbrochen, als ihr Gegenüber mit einem Ruck aufstand und beide Hände auf die Tischplatte etwas zu laut platzierte. 
 

„Gomen, aber für mich ist dieses Thema beendet. Wenn ihr mich nun entschuldigt.“
 

Schon stand er auf und verließ den Raum. Ohne noch einmal zurück zu blicken. 
 

* *
 

„Koutarou-san. Möchtest du nicht vielleicht doch mit Tsukishima-kun reden?“
 

Schmollend saß dieser im Schneidersitz auf ihrem gemeinsamen Gästebett und schaltete auf stur. „Nö. Er hat angefangen. Wenn dann muss er sich für sein Benehmen entschuldigen. Vorher rede ich nicht mit ihm, püh!“
 

Seufzend fuhr sich Akaashi durch sein schwarzes Haar. Manchmal…nein, die meiste Zeit über, benahm sich sein Freund wirklich, wie ein störrisches Kleinkind. Und wer musste seine bockige Laune im Nachhinein immer wieder ausbaden? Richtig – seine Wenigkeit!
 

„Koutarou-san. Das war lediglich ein Vorschlag von mir. Wenn du nicht willst, ist das deine Sache, aber wir sollten langsam schlafen gehen. Morgen wird ein ziemlich anstrengender Tag.“
 

Während Bokuto die Worte seines Partners als Einladung ansah, sich an ihn zu schmiegen, konnte dieser nur an eines denken: Hoffentlich würde der morgige Tag nicht in einem Desaster enden.
 

* *
 

Der nächste Morgen war angebrochen. Und somit auch der Tag, welchen Tsukishima seit Tagen aus dem Weg gehen wollte – die Ankunft von Nekomas Kapitän. 
 

Wie würde die erste Begegnung seit ihrer Trennung sein? Könnte er so gleichgültig wie zuvor mit ihm umgehen? 
 

Wohl kaum.
 

Was ihn jedoch insgeheim am meisten interessierte war, wer die neue Person an Kuroos Seite war. Er konnte sich beim besten Willen einfach niemanden vorstellen. 
 

Schnell schüttelte der Blonde seinen Kopf. Er war für Kuroo abgeschrieben – Zeit für ihn das Selbe zu tun.
 

* *
 

„Warum nochmal redet Bokuto-san nicht mehr mit mir?“
 

Mit seinen beiden Gästen aus Tokio im Schlepptau machte sich der blonde Middleblocker gerade auf dem Weg zur Schule. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, von diesem ignoriert zu werden. Er war circa 10 Meter vor ihnen und stolzierte gut gelaunt in Richtung Karasuno-High.
 

„Er schmollt mal wieder rum. Anscheinend hast du ihn gestern mit deinen Worten gekränkt“, murmelte Akaashi, welchem die Situation unangenehm zu sein schien.
 

Etwas verständnislos blickte ihn Tsukishima an. „Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn beleidigt zu haben.“
 

Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, versuchte der Setter die richtigen Worte zu finden. Sein Freund war wirklich ein anstrengender Mensch.
 

„Nicht direkt. Dadurch das du so von Kuroo-san gesprochen hattest, hat sich Koutarou-san indirekt angegriffen gefühlt. Du weißt schon…wegen seiner Freundschaft zu ihm.“
 

Ein abfälliges Schnauben kam über Tsukishimas Lippen. So etwas Lächerliches hätte er selbst von Bokuto nicht erwartet. Sollte er doch schmollen. 
 

Das war doch nicht sein Problem, oder?
 

Murrend musste er mit ansehen, wie Fukurodanis Kapitän sich kurzzeitig umdrehte, um einen Blick nach hinten zu erhaschen. Dabei trafen sich ihre Blicke. Sofort blies der Ältere seine Backen auf und wandte sich wieder nach vorne.
 

Ja…er benahm sich wirklich wie ein kleines Kind. Davon waren beide überzeugt.
 

* *
 

„Danke, dass ihr alle erschienen seid. Wie ihr wisst, kommen gleich unsere Freunde aus dem Team Nekoma und Fukurodani. Takeda-Sensei hat für die Mannschaften einen Schlafplatz in einer Pension gefunden, welche nur fünf Minuten von hier entfernt ist. Näheres dazu könnt ihr ihn später selbst fragen.“
 

Nachdem Coach Ukai seine kurze Rede gehalten hatte, unterhielten sich alle neugierig miteinander. Insbesondere Hinata und Bokuto schienen sich zu freuen.
 

„Bokuto-san, Bokuto-san! Ich bin schon wahnsinnig gespannt, wie gut ihr alle geworden seid!“
 

Selbstverständlich konnte der Angesprochene es sich nicht verkneifen mit strahlender Brust zu verkünden, dass sie nicht umsonst für das Spring-Interhigh Tournament qualifiziert wurden.
 

„Wir sind bei den Playoffs lediglich auf den zweiten Platz gelandet, weil wir von der Itachiyama-Academy besiegt wurden“, kommentierte Akaashi trocken, welcher das Gespräch zwischen ihnen zufällig mitbekommen hatte.
 

„Keiji! Musstest du das jetzt erwähnen? Wie wäre es mal mit einem Lob von dir!?“
 

Unterdessen bekam Tsukishima kaum etwas von seiner Umgebung mit. Er versuchte sich mental auf die Begegnung mit seinem Ex-Lover vorzubereiten. Er merkte schnell, dass sich sein gesamter Körper alleine bei dem Gedanken des Kapitäns, anspannte. Zusätzlich konnte er Yamaguchis Seitenblick spüren, welcher sich gerade mit Ennoshita, Narita und Kinoshita unterhielt. 
 

Wie bitter es doch war. Um ihre Freundschaft zu retten, hatte er ihm alles anvertraut. Und genau diese Angelegenheit hatte dafür gesorgt, dass sie sich distanziert haben.
 

„Leute aufstellen! Die Busse fahren jeden Moment durch das offene Schultor hindurch.“
 

Sawamura Daichi, Kapitän des Karasuno-Teams, war bis eben mit Vizekapitän Sugawara Koushi und dem Ace Azumane Asahi vor dem Eingang gestanden, um nach den Bussen der jeweiligen Teams Ausschau zu halten. Schließlich wollten sie den Anderen einen ebenbürtigen Empfang bereiten.
 

So schnell wie es ihnen nur möglich war, stellten sich alle nach ihrer Nummerierung auf und bildeten eine Reihe. Am liebsten hätte sich Tsukishima geweigert, aber dabei wäre er auf taube Ohren gestoßen – da war er sich ziemlich sicher. Außerdem fühlte es sich merkwürdig an seinen besten Freund neben sich zu wissen, ohne sich mit ihm ausgesprochen zu haben.
 

„Da sind sie!“, plärrte sogleich Hinata los, welcher direkt neben Tsukishima stand und diesem beinahe ins Ohr schrie.
 

Irgendwann würde er es dem Shrimp noch heimzahlen...
 

Tatsächlich: Zwei kleine Busse fuhren langsam durch das Haupttor. Die Managerinnen von Karasuno, sowie Akaashi und Bokuto hielten einen riesigen Banner in der Luft, auf dem die Wappen Fukurodanis und Nekomas in mühevoller Schwerstarbeit von Kiyoko und Yachi bestickt worden waren.
 

Mit jeder weiteren Sekunde die verstrich, wurde der Blonde immer nervöser. Er konnte sein Unwohlsein nicht unterdrücken. Seine sonst so strenge Fassade begann zu bröckeln. Das durfte er nicht zulassen.
 

Zuerst stiegen die Coaches aus dem Bus aus. Nekomata schien mal wieder bei bester Laune zu sein, um Karasunos Coach wieder bis aufs Blut zu reizen. Gefolgt von den Spielern der jeweiligen Teams, welche er im Kopf durchging
 

Inuoka...Yamamoto...Lev...der komische Vizekapitän, dessen Namen ihm gerade nicht einfiel...Yaku...Kenma...Ku-
 

Und dann sah er ihn. Mit einem Mal begann sein Herz unrhythmisch zu schlagen. Der kalte Schweiß brach aus ihm heraus. 
 

Seine ehemalige Affäre und der Grund seiner wochenlangen Kopfschmerzen: Kuroo Tetsurou.

ғᴀɪʟ.

Tsukki P.O.V
 

Wie sehr musste ihn das Schicksal wohl hassen?
 

Immer und immer wieder schwebte Tsukishima diese eine Frage über den Kopf. Nicht nur, dass er die wissenden Blicke von Akaashi und Bokuto und selbst von Yamaguchi auf sich spüren konnte, nachdem Nekomas Kapitän den Bus verlassen hatte. Auch die Tatsache, dass der orangehaarige Shrimp sofort wie ein artiges Hündchen Kenma und Kuroo begrüßen musste, schmeckte ihm überhaupt nicht.
 

So sehr er auch versuchte nicht hinzusehen, schielte er unauffällig zu dem Trio rüber und musterte seinen Ex-Lover. Äußerlich hatte der Schwarzhaarige sich kaum verändert. Nur seine Haare waren scheinbar etwas gewachsen. Ansonsten sah er genauso aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Auch wenn sein Fokus auf Kuroo gerichtet war, spähte er kurz über das Gelände und suchte Ausschau. Ausschau nach der neuen Flamme seines ehemaligen Liebhabers.
 

Doch wer würde überhaupt in Frage kommen?
 

Es kämen schließlich viele potentielle Kandidaten in Frage und…moment mal! 
 

Wieso machte er sich überhaupt Gedanken darüber?
 

Er hatte schließlich die Beziehung zu Kuroo beendet! Also hatte er - Tsukishima Kei, überhaupt keinen Grund noch weiter über diesen arroganten Mistkerl weiter nachzudenken!
 

„Alles klar, alle mal aufgepasst“, klatschte Coach Ukai in die Hände und heimste sogleich die Aufmerksamkeit der gesamten Spieler ein. „Wie besprochen, wird nun Takeda-Sensei euch über den Ablauf des Tages informieren.“
 

Respektvoll applaudierten alle für den Lehrer, welcher etwas nervös, dennoch mit Freude in seinen Augen vor den Jugendlichen trat. 
 

„Zuerst einmal freuen wir uns sehr, dass ihr der Einladung zu unserem Weihnachtsevent nachgekommen seid“, begann er mit etwas zittriger Stimme. „Euer Gasthof Sansatei liegt von hier nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Ihr werdet selbstverständlich dorthin begleitet und zwar von Shimizu-san…-“
 

Kaum hatte er den Namen der Managerin ausgesprochen, waren die meisten der Neuankömmlinge hellauf begeistert aufgesprungen und schwebten bereits auf Wolke sieben – insbesondere Yamamoto, welcher Freudentränen vergoss. Etwas überfordert mit dem Jubel der Menge, sah er ratlos zu seinen Kollegen rüber, die sich ein Grinsen nicht verkneifen konnten. Erst durch den helfenden Einsatz von Daichi, hatte sich das Publikum beruhigt und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Ein kurzes Räuspern seitens Takeda erfolgte, ehe er seine Rede fortsetzte.
 

„Wie bereits gesagt, werdet ihr gleich zu eurer Unterkunft gebracht. Dort könnt ihr euch heute etwas von der langen Reise erholen. Am Nachmittag werden wir uns alle hier noch einmal versammeln, um alles weitere für die nächsten Tage zu besprechen. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Aufenthalt“, kündigte Takeda zu guter Letzt an, bevor er unter tosendem Applaus zurück zu den Coaches schritt und dort angewurzelt stehen blieb. Scheinbar waren große Auftritte wirklich nicht sein Ding.
 

„Ihr habt Takeda-Sensei gehört!“, meinte Sugawara mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und blickte auf die Teams von Nekoma und Fukurodani. „Sobald ihr euer Gepäck aus dem Bus genommen habt, werden sowohl Shimizu, als auch Daichi und meine Wenigkeit euch zum Gasthof bringen.“
 

Dankbar lächelte Kiyoko den Vizekapitän an. Alleine unter diesen Haufen von Chaoten hätte sie sich sichtlich unwohl gefühlt. Aber mit ihren Kameraden als Stütze, würde sie selbst solche Leute wie Lev, Bokuto oder Yamamoto in den Griff bekommen. Allerdings waren nicht alle mit dieser Gruppenaufteilung einverstanden…
 

„Und was ist mit uns? Wir wollen auch mit!“, schrien Tanaka und Nishinoya empört auf und wollten bereits auf Sugawara zu rennen, als sie von Ennoshita am Kragen gepackt und mit geschliffen wurden. 
 

„Nichts da. Wir haben in der Halle genug zu tun, also packt lieber dort mit an.“
 

Tsukishima hingegen war erleichtert, dass er nicht mit den Anderen ins Sansatei mitkommen musste. Den Anblick Kuroos hätte er vermutlich nicht länger als nötig ertragen können. 
 

„Uhm...Tsukishima-kun“, kam es plötzlich neben ihm. Erschrocken blickte er zur Seite, nur um zu erkennen, dass Akaashi sich neben ihn hingestellt hatte. So sehr er ihn auch mochte: Er sollte dringend damit aufhören, sich an Leute heranzuschleichen.
 

„Ja?“, betonte der Blonde stattdessen seine Frage und hob überrascht seine Augenbrauen nach oben. Scheinbar hatte der Vizekapitän Fukurodanis etwas mit ihm zu besprechen. 
 

„Wie sieht es eigentlich aus? Ich meine…unsere Sachen sind noch bei dir…und wir müssen schließlich in die Gaststätte. Verstehst du was ich meine?“
 

Klar verstand er es. Sehr sogar. Er musste allerdings zugeben, dass die letzten zwei Tage zwar wirklich alles andere als Erholung für ihn waren und auch die Umstände mit Bokuto und Yamaguchi ihm zusetzten, dennoch hatte er die Anwesenheit seiner Tokioter Freunde wirklich genossen. Vielleicht täte es ihm selber gut, wenn sie noch eine Weile bei ihm bleiben würden. Jedoch würde er den Teufel tun und es einfach zugeben. Nicht mal für Akaashi.
 

„Ihr könnt eure Sachen abholen, wann auch immer ihr wollt. Ich überlasse dir und Bokuto-san diese Entscheidung.“
 

Etwas überrascht von diesem Statement, weiteten sich die Pupillen des Dunkelhaarigen ein bisschen, ehe er verstehend den Kopf nickte und zurück zu Bokuto lief. Manchmal beneidete er Akaashi. Er war zwar mit einem absoluten Vollidioten zusammen, aber das was die beiden verband, war wirklich außergewöhnlich. Es erforderte eine Menge Geduld mit Bokutos Launen klar zu kommen. Tsukishima war sich auch ziemlich sicher, dass Akaashi ein würdiger Nachfolger und guter Kapitän werden würde.
 

Und was war mit ihm? Wie sahen seine Pläne für die Zukunft aus?
 

Das wusste er noch nicht…
 

In diesem Moment wanderten seine Augen automatisch zu Kuroo, welcher sich gerade freudig von seinem besten Freund in die Arme nehmen ließ und auch von Akaashi mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen begrüßt wurde. Dieses Gefühl…
 

Wer hätte noch vor einem halben Jahr gedacht, dass sie überhaupt einmal Kontakt haben würden und jetzt alles in Trümmern lag, was sie einmal verbunden hatte.
 

„T-Tsukishima? A-Alles okay bei d-dir?“
 

Die sanfte Stimme Yachis hatte ihn aus seinen Gedanken geholt. Sie war eine der wenigen Menschen aus seinem Umfeld, die ihm definitiv nicht auf die Nerven gingen.
 

„Ja…Alles ok.“
 

Mehr wollte und brauchte er ihr nicht sagen. Somit verschwand er auch in die Turnhalle, um bei den Vorbereitungen zu helfen.
 

Dabei bemerkte er nicht, dass nicht nur Yachis besorgter Blick auf ihm ruhte, sondern auch der einer ganz anderen Person…
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

„Findest du nicht, dass du dich wie ein Feigling benommen hast, Kuro?“
 

Ohne von seinem Gameboy aufzublicken, lag er auf einem der beiden Betten, die im Raum standen. Kurz zuvor waren sie im Sansatei angekommen und durften bereits die schöne Lobby im unteren Bereich bestaunen. Die Zimmeraufteilungen wurden bereits im Vorfeld bestimmt, worüber Kenma ziemlich froh war, denn somit war er nicht einen der nervigen Mitspieler – siehe Lev, ausgesetzt.
 

„Ich weiß nicht, was du meinst“, entgegnete Kuroo und räumte seine Sachen in den Kleiderschrank ein. 
 

Natürlich wusste der Schwarzhaarige, was sein bester Freund meinte. Allerdings wollte er nicht weiter auf dieses Thema eingehen. Für ihn war die Situation mit Tsukki sowieso schon alles andere als einfach. Dann brauchte er sich nicht auch noch eine Moralpredigt von Kenma holen…nein, danke!
 

„Im Endeffekt ist es ja deine Sache“, murmelte der Blonde unter seiner Bettdecke. „Aber heul nicht im Nachhinein herum, dass du es vergeigt hast oder so…“
 

Kuroo schätzte den Setter sehr. Er war stets ehrlich zu ihm und versuchte ihm so gut es ging zu helfen, auch wenn dieser nicht der gesprächigste Zeitgenosse war, wie der Schwarzhaarige schon seit seiner Kindheit mit ihm feststellen musste. Dennoch gab es Augenblicke, wie diese, an denen er die Sprüche des Jüngeren überhaupt nicht gebrauchen konnte.
 

„Mir ist bewusst, was ich tue und was nicht. Ich habe meine Gründe so zu reagieren, fertig. Das geht dich nichts an. Genauso wenig jemand anderes. Die Sache betrifft nur Tsukki und mich.“
 

Tsukki…wie lange er den Spitznamen des Blonden nicht mehr ausgesprochen hatte…
 

Der Kapitän Nekomas konnte hören, wie Kenma sein Spiel pausierte und ihn mit einer gehobenen Augenbraue skeptisch ansah.
 

„Ach ja? Und die Sache mit Alisa?“
 

Man konnte förmlich spüren, wie sich die Atmosphäre im Zimmer verdüsterte. Normalerweise war der Middleblocker durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Jedoch schienen die Personen „Tsukki“ und „Alisa“ genau die beiden Themen zu sein, über die er partout nicht reden wollte.
 

„Das ist meine Angelegenheit, Kenma. Ruh dich lieber noch etwas aus. Wir müssen schon bald rüber zur Karasuno…“
 

Nachdem er seine Gedanken ausgesprochen hatte, schaltete Kenma wieder sein Spiel auf ON und blendete seine Umgebung wieder vollends ab. Kuroo jedoch schwirrten viele Fragen durch den Kopf. Insbesondere eine beschäftigte ihn:
 

Wie würden die nächsten Tage mit seinem Ex-Lover werden?
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Nur noch wenige Minuten, dann würden die Spieler von Fukurodani und Nekoma hier eintreffen. Tsukishima hatte auf dieses gesamte Event an sich schon keine Lust gehabt, aber durch die Umstände der letzten Zeit, hatte er erst recht keinen Bock gehabt, hier einen auf „Friede-Freude-Eierkuchen“ zu machen. Zusammen mit den anderen Erst – und Zweitklässlern seines Teams, hatte er versucht so gut es ging die Vorbereitungen für das Treffen zu organisieren. Dabei musste er damit klarkommen, dass ihn sowohl Kageyama – was er nicht so tragisch fand, als auch Yamaguchi soweit es möglich war, mieden.
 

Was die Sache mit Bokuto und Akaashi betraf, so hatte letzterer von beiden entschieden, die restliche Zeit bei den Tsukishimas zu verbringen, zumal er etwas Ruhe vor seinem Team brauchte, so sehr er sie auch mochte. Fukurodanis Kapitän hingegen hatte ein riesiges Theater veranstaltet und seinen Setter auf Knien angefleht doch im Gasthof zu übernachten. Dieser kannte alle Marotten seines Freundes und willigte nicht ein, was zuletzt dazu führte, dass Bokuto schließlich grummelnd zugestimmt hatte, ebenfalls bei Tsukishima zu bleiben, auch wenn die beiden nach wie vor nicht miteinander sprachen.
 

„Wow! Sieht das toll aus!“
 

Shirofuku, Managerin von Fukurodani und inzwischen eine gute Freundin Kiyokos, blickte begeistert durch die Halle und kam aus dem Schwärmen überhaupt nicht mehr heraus. Überall hingen kleine Papierschneeflocken von der Decke hinab und auch die Halle war mit Tannenzapfen und Kränzen bunt geschmückt. Zudem hatten Yachi und die Jungs Weihnachtsgebäck besorgt und leckeren Kinderpunsch auf die Tische platziert. Zwar wurden nur kleine Dinge als Willkommens-Geschenk vorbereitet, dennoch war sie fasziniert von der Mühe, die das Team von Karasuno auf sich genommen hatte. Auch die anderen Spieler traten nun in die Halle ein, um alles besser erblicken zu können.
 

„Nun da ihr alle da seid, möchten wir euch nochmals herzlichst Willkommen heißen“, begrüßte sie Coach Ukai  und schielte kurz zu Takeda rüber, welcher ein freundliches Lächeln auf den Lippen trug. „Jedenfalls hatten Shimizu und Yachi die Idee, dass wir statt des typischen Trainingscamps, andere sportliche Wettkämpfe austragen könnten. Und damit ihr etwas besser an euren Fähigkeiten arbeiten könnt, hatten wir uns überlegt, die Teams im Vorfeld aus zulosen.“
 

Im Klartext hieß es, dass alle Mitspieler kunterbunt zusammengewürfelt werden würden. Das gefiel dem blonden Middleblocker Karasunos überhaupt nicht. Er konnte nur hoffen, dass sein Team ansatzweise aus vernünftigen Spielern bestehen würde. 
 

Als Kiyoko die Namensliste auf hing, drängelten sich beinahe alle zu dem Stückpapier, um zu erfahren mit wem sie in den nächsten Tagen ein Team bilden würden. Als Tsukishima mit Akaashi und Kenma abwartete, bis sich die Meute etwas beruhigt hatte, kam zu seinem Erstaunen ein wütender Kageyama auf sie zu gestampft – gefolgt von Hinata.
 

„Ach komm, Bakageyama! So schlimm wird das nicht“, triezte ihn der Spiker und hatte ein fieses Grinsen auf den Lippen. 
 

„Halt die Klappe, Hinata-Baka“, zischte er dem Kleineren entgegen.
 

Den König so zu erleben, amüsierte Tsukishima aufs Neue und er konnte sich einen gehässigen Kommentar mal wieder nicht verkneifen.
 

„Na meine Hoheit? Sind Sie mit der Auslosung nicht zufrieden?“
 

Mit einem Mal wandte sich Karasunos Setter von Hinata ab und blicke stattdessen den Brillenträger mit einer finsteren Aura an. „An deiner Stelle würde ich die Klappe nicht so weit aufreißen. Schau erst mal auf die Liste, dann wird dir nämlich das Lachen schneller vergehen, als du denkst.“
 

Tsukishima hatte eine böse Vorahnung, dennoch schritt er so schnell es ging auf das Stück Papier an der Wand zu und suchte nach seinem Namen:
 

Verlosungen der Teams Nekoma – Karasuno – Fukurodani


 

Gruppe A: Sawamura Daichi – Ennoshita Chikara – Onaga Wataru – Kai Noboyuki
 

Gruppe B:  Azumane Asahi – Kinoshita Hisashi – Shibayama Yuki – Yamato Sarukui
 

Gruppe C: Sugawara Koushi – Komi Haruki –Haiba Lev– Yaku Morisuke
 

….
 

Und dann entdeckte er seinen Namen. Was er dort sah, veranlasste ihn dazu, seine Hand zu einer Faust zu bilden, während seine Fingernägel sich tief in seine Haut bohrten. Auch seine Zähne biss er auf die Unterlippe – solange bis er den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund wahrnahm.
 

» Gruppe D:  Kageyama Tobio – Bokuto Koutarou – Tsukishima Kei – Kuroo Tetsurou «
 

Die Spiele konnten beginnen…

ᴄᴏᴍᴘʟɪᴄᴀᴛᴇᴅ.

Tsukki P.O.V
 

Ein Alptraum…das hier musste definitiv ein Alptraum sein!
 

Immer und immer wieder las sich der blonde Middleblocker die Gruppierung in der Kategorie D durch, doch jeder Zweifel schien ausgeschlossen zu sein. 
 

Wie konnte das nur ausgerechnet ihm passieren?
 

Als wären der herrschsüchtige König und das durchgeknallte Ace aus Fukurodani nicht schon eine Bestrafung genug, musste er doch tatsächlich für die nächsten fünf Tage gezwungen sein, ein Team mit seinem Ex-Lover zu bilden. 
 

Ob er wohl wusste, welches Schicksal sie ereilt hatte?
 

Unauffällig lugte Tsukishima über seine Schulter, auf der Suche nach seinen Mitstreitern für die kommenden Tage. Jedoch konnte er nur den dunkelhaarigen Setter aus Karasuno ausfindig machen, der sich zusammen mit ihrem orangehaarigen Spiker immer noch bei Kenma und Akaashi befand. 
 

Wo befanden sich die anderen beiden Idioten?
 

Aus seinen Augenwinkel heraus, konnte er sie nicht entdecken. Die beiden Kapitäne schienen wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Vielleicht hatten die Spatzenhirne doch die Liste durchgelesen und…
 

„Du scheinst mit der Wahl deiner Mannschaft nicht so ganz zufrieden zu sein, oder?“
 

Daichi hatte sich zu ihm gesellt und schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. Entweder war sein Kapitän ein guter Menschenkenner oder Tsukishimas Missmut konnte man deutlich aus seinen Gesichtszügen heraus ablesen – vielleicht sogar beides.
 

„Hmm…könnte durchaus sein“, stimmte ihm dieser zu und drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um.
 

Irgendwie behielt Karasunos Mannschaftskapitän stets sein freundliches Charisma bei. Dennoch hatte er etwas…bedrohliches an sich, sonst hätte er womöglich das Team inklusive der vier Vollidioten ihres Clubs, nicht so gut unter Kontrolle. Und doch hatte Daichi eher eine unauffällige Rolle auf dem Spielfeld: 
 

Ein Kapitän, welcher von den meisten Gegnern nicht wahrgenommen wird, ohne ihn aber gleichzeitig Karasunos Defensive, als auch seinen Kampfgeist, verlieren würde!
 

„Vielleicht ist das ja die Gelegenheit, um eure Teamfähigkeiten zu verbessern, Tsukishima“, meinte der Dunkelhaarige optimistisch und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
 

Bei allem Respekt, aber hatte sein Kapitän nun endgültig den Verstand verloren?
 

Bevor Tsukishima etwas zu dem heiklen Thema sagen konnte, winkte ihnen Ennoshita zu, der scheinbar schon mit seinen neuen Mitspielern Onaga und Kai zusammenstand und nun auch ihr letztes Mitglied zu sich rufen wollte.
 

„Entschuldige mich, aber ich denke, ich sollte los“, verabschiedete sich der Ältere, wandte sich aber ein letztes Mal mit einem ernsteren Gesichtszug an den Middleblocker. „Nutzt diese Chance, um eure Differenzen aus der Welt zu schaffen. Ansonsten könnte es nicht nur Konsequenzen für euch, sondern auch für unsere gesamte Mannschaft haben.“
 

Während Daichi zu seinem vorübergehenden Team lief und sie freundlich begrüßte, dachte Tsukishima über seine letzten Worte nach.
 

Was könnte sein Kapitän damit gemeint haben? Etwa die Streitigkeiten zwischen Kageyama und ihm? Oder…-?
 

„Uwahhhh wie toll ist das denn? Ich bin mit Akaashi-san, Kenma und Yamaguchi in einem Team!“, brüllte ihm eine viel zu bekannte Stimme ins Ohr. 
 

Wie sehr ihm dieser kleine Quälgeist auf den Geist ging!
 

Scheinbar war Hinata der einzige Mitstreiter, der sich über diese Fügung des Schicksals freute. Nekomas Setter war viel zu sehr auf sein neues Monster Hunter Game fixiert, welches erst vor wenigen Tagen auf den Markt erschienen ist und Akaashi wirkte so unbeeindruckt wie immer. 
 

„Kannst du Blödmann aufhören mir ins Ohr zu schreien? Du bist wirklich nervtötend“, zischte Tsukishima und wirkte nicht sonderlich begeistert von der Anwesenheit des Kleineren.
 

Diese Beleidigung ließ Hinata nicht auf sich sitzen. „Waaaaaaah! Doofer, doofer Stingyshima! Dir werde ich es schon zeigen! Du bist nur sauer, weil Yamaguchi in unserem Team ist, bääääääh!“
 

Eigentlich hätte der Middleblocker diese Bemerkung ignoriert. Eigentlich. Da die Umstände allerdings momentan etwas kritisch um ihn und seinen besten Freund standen, schluckte er einen schweren Kloß hinunter, als er die Gruppenkonstellation des Pinch-Servers erfuhr. Alleine der Gedanke daran, dass Yamaguchi ihn mied und ihn bisher nicht auf sein Coming-Out angesprochen hatte, setzte ihm schwer zu. Schwerer als gedacht. 
 

Tsukishima konnte spüren, dass Akaashi ihn beobachtete und jede Regung in seinem Gesicht wie ein offenes Buch ablesen konnte. Allerdings ignorierte er diesen und hielt lieber Ausschau nach dem Sommerspross. Tatsächlich entdeckte er nur wenige Augenblicke später diesen zusammen mit ihrer blonden Managerin. Sie schienen sich über etwas sehr angeregt zu unterhalten und hatten sich dazu in einer stillen Ecke der Halle verkrümelt. Dabei wurde dem Blonden etwas mulmig zumute.
 

Er würde ihr doch nicht sein Geheimnis preisgeben, oder? Oder war sein bester Freund etwa so wütend auf ihn, dass er das wirklich tun würde?
 

Genau in diesem Moment trafen sich ihre Blicke. Der Blonde konnte die Verwunderung in den Augen Yamaguchis deutlich ablesen und fragte sich, was wohl in seinem Kopf vorging. Er konnte die Anspannung zwischen ihnen förmlich riechen, jedoch bemerkte scheinbar keiner, was gerade hier passierte.
 

Alle bis auf Yachi und Akaashi.
 

Letzterer von Beiden stand direkt hinter Tsukishima und analysierte prompt die angespannte Situation, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken. Yachi hingegen verfolgte das Geschehen zwischen ihnen mit ängstlichen Augen und zitterte leicht. Sie wusste nicht was los war und dennoch hatte sie das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. 
 

Zu ihrem Glück und gleichzeitigen Überraschung, endete der Blickduell zwischen den Zweien schneller, als sie erwartet hätte. 
 

„Komm Yachi-san. Wir gehen mal nach draußen.“ Mit einem Mal hatte Yamaguchi ihr Handgelenk sanft, aber bestimmt umfasst und steuerte den Ausgang der Sporthalle an. Immer noch die feste und ernste Stimme ihres Gesprächspartners im Ohr, drehte sie sich noch einmal in Tsukishimas Richtung um und blickte ihn entschuldigend an, bevor sie aus seinem Sichtfeld verschwand.
 

Jetzt hatte es der Blonde schwarz auf weiß, dass sein bester Freund ihn tatsächlich mied und ihn im Moment nicht sehen wollte. Er konnte einen leichten aber präzisen Händedruck auf seiner Schulter spüren. Tsukishima musste sich nicht umdrehen, um zu erkennen, dass es sich um Akaashi handelte.
 

Der Blonde wurde das seltsame Gefühl nicht los, dass sein Leben im Moment aus den Fugen geriet…und zurzeit nur eine Person hinter ihm stand: Akaashi
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

„Bo. Über was wolltest du mit mir sprechen?“
 

Nachdem Bokuto mit unter einer der Ersten war, der sich durch das Getümmel gedrängt hatte, um einen besseren Blick auf die Teilnehmerliste erhaschen zu können, war er zunächst sehr erfreut darüber gewesen mit seinem Bro in der selben Mannschaft zu sein. Seine Freude fand einen jähen Dämpfer, als er den Namen seines anderen Freundes entdeckte: Tsukishima Kei.
 

Für ihn war klar, dass er nun das unausweichliche Gespräch mit seinem besten Freund führen musste, also hatte er ihn unter Protest am Ärmel, hinaus an die frische Luft gezogen und stand nun mit ihm auf den schneebedeckten Boden. Im Trainingsanzug.
 

Nicht wissend, wie er ein solch ernstes Thema mit ihm besprechen sollte, rieb sich Bokuto sein Kinn und versuchte angestrengt zu überlegen. 
 

Der Schwarzhaarige wusste nicht was ihm mehr Unbehagen bereitete: Warum er ihn hierher geschleppt hatte oder aber der skurrile Anblick seines Freundes, der gerade wirklich seinen Kopf zum Nachdenken anregte. 
 

„Alles klar…wir müssen über zwei Dinge sprechen“, platzte es aus Bokuto heraus und sah ihn mit einer Mischung aus Unwissenheit und Ernsthaftigkeit an. Zuletzt hatte ihn der Ältere so angesehen, als er ihm gestanden hatte, dass er sich in Akaashi verliebt hatte.
 

Trotzdem ließ sich Kuroo davon nicht beeindrucken. „Um was geht’s?“
 

Ein kurzer tiefer Atemzug durchdrang die Lunge des Älteren, bevor er zum Anlass ihres Vieraugengespräches kam. „Zum Einen wollte ich dir sagen, dass wir beide in einem Team sind…“
 

Und um ihm das zu sagen, hatte ihn dieser dämliche Vogel nach draußen gezerrt? In diese gottverdammte Arschkälte?
 

„Willst du mich verarschen? Deswegen schleppst du mich hier her?“, erkundigte er sich zwar ruhig, aber in seinen Augen konnte man das leichte Funkeln von Entrüstung erkennen.
 

Schnell hob der Wingspiker seine Arme beschwichtigend nach oben. „Nein, nein. Sonst hätte ich mit dir darüber auch drinnen sprechen können. Es geht nämlich darum, dass außer uns beiden auch Tsukki im Team ist.“
 

Sein Herz bekam einen kurzen Aussetzer, als er den Namen seines früheren Sexpartners hörte. Auch das noch. Bisher hatte der dunkelhaarige Middleblocker mehr oder weniger erfolgreich den Jüngeren umgehen können. Aber wenn sie wirklich in einem Team spielen mussten, würden sie das Wohl professionell durchziehen müssen.
 

Arghhhh…warum musste das denn ausgerechnet ihm passieren?
 

„Scheiße…“, entwich es dem Schwarzhaarigen unbewusst über die Lippen. Es war einfach nicht anders zu beschreiben.
 

„Hey, Hey, Hey! Mach dir mal keinen Kopf. Das kriegen wir schon hin“, tröstete ihn sein bester Freund und zeigte ihm das Victory-Zeichen. „Allerdings gäbe es noch eine zweite Angelegenheit über die wir sprechen müssen.“
 

Diese ungewohnte Seite an Bokuto, machte ihm etwas…Angst. So ernst kannte er den Anderen höchstens auf dem Spielfeld und sonst nirgends. Ausgenommen in seltenen Fällen wie zum Beispiel Akaashi.
 

„Und das wäre…?“
 

Goldene Iriden starrten ihn an und ließen ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Treudoofe gruselige Eulenaugen.
 

Nervös biss sich Bokuto auf die Unterlippe und knabberte daran, bis er den nötigen Mut aufbrachte, um seinem Bro auf dem Zahn zu fühlen.
 

„Wieso hast du mir nichts von Alisa und dir erzählt…?“
 

In Kuroos Blick spiegelte sich pures Entsetzen wieder, auch wenn er es durch seine lässige Körperhaltung versuchte zu überspielen.
 

Woher zum Teufel wusste diese Nervensäge davon? Oder eher gesagt…wie viel?
 

Leugnen war zwecklos. Im Gegensatz zu Kenma würde ihn dieses Riesenbaby solange auf den Senkel gehen, bis er alle Informationen hatte, die er wollte. Dieser Satansbraten.
 

Seufzend ergab sich der Jüngere seinem Schicksal und drehte sich erst einmal in alle Richtungen um, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich unter sich waren.
 

„Bevor ich dir meine Beziehung zu Alisa erkläre, versprich mir, dass du es niemanden verraten wirst, Bo. Noch nicht einmal, Akaashi.“
 

Hörbar schluckte das Ace Fukurodanis seine aufkeimende Unruhe hinunter und nickte beinahe schon apathisch mit dem Kopf. 
 

„Gut“, äußerte sich Nekomas Kapitän beruhigt und wandte sein Gesicht gedankenverloren in den Himmel. „Dann fang ich einfach mal an…-“
 

* *
 

Tsukki P.O.V.
 

Auch wenn er auf den gesamten Trubel mit dem Weihnachtsevent keinen Bock hatte, musste sich der blonde Hüne der Mehrheit beugen. Also hatte er nach dem stummen Auftritt mit Yamaguchi beschlossen, seine anderen beiden Mitstreiter zu suchen, um ihr Team nun vollständig präsentieren zu können, was zwangsläufig bedeutete, mit Kuroo sprechen zu müssen. 
 

„Oi Tsukishima“, vernahm er die Stimme Kageyamas hinter sich. „Wir sollten uns langsam auf die Suche nach Kuroo-san und Bokuto-san machen.“
 

Von diesem kleinlichen König würde er doch keine Befehle annehmen!
 

Noch mehr verwunderte es ihn aber, dass ihn der schwarzhaarige Setter ohne eines gehässigen oder missbilligendem Kommentars angesprochen hatte. 
 

Wirkte der orangehaarige Shrimp sich etwa positiv auf das Gemüt dieses Miesepeters aus?
 

„Wo genau sollen wir denn nach ihnen suchen, mein König?“, spottete der blonde Middelblocker und blickte auf ihn herab. Sie würden zwar für die nächste Zeit im ein und demselben Team spielen, aber das hieß noch lange nicht, dass sich etwas an ihrem Verhältnis ändern würde.
 

Erbost sah ihn Kageyama an und wäre ihm am Liebsten an die Gurgel gesprungen, beließ es allerdings bei einem mörderischen Blick und einem abfälligen „Tch“. Stattdessen wandte er sich an die nächste Person, die ihm über den Weg lief und die er weitaus mehr leiden konnte, als Tsukishima.
 

„Nishinoya-san?“
 

Augenblicklich wandte sich der Libero Karasunos an seinen Teamkameraden und grinste ihn verschmitzt an. „Was gibt’s? Wie kann ich dir helfen, Kageyama?“
 

Bevor der Erstklässler zu seiner Frage ansetzen konnte, schreckte er zurück, als ihm die laute Stimme Bokutos aus dem Nichts ansprach.
 

„Hey, Hey, Hey! Hier sind wir Kinder!“
 

Erschrocken blickten Tsukishimas Augen in die Iriden seines ehemaligen Geliebten und blieben dort hängen.
 

Verdammt noch mal, Kei! Reiß dich zusammen! Seit wann bist du so ein dämliches Weichei geworden?
 

Der Blick Kuroos war undefinierbar. Man konnte nicht erkennen, was er nach all der Zeit ihrer Trennung zu sagen hatte. Oder dachte. 
 

Geschweige denn fühlte.
 

Hasste er ihn für das, was er ihm angetan hatte? HALT STOP! Er musste sofort aufhören so zu denken…!
 

„Tsukki...“
 

Diese tiefe vertraute Stimme aus seiner Kehle...und sein gewohnter Spitzname…verdammt nochmal!
 

„Tsukki“, wiederholte der Ältere und griff nun an seinen Ärmel. „Wir müssen reden.“
 

Was wollte er noch mit ihm besprechen? Merkte er nicht, dass er darauf nicht die geringste Lust hatte?
 

„Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten“, antwortete er ihm kühl und verschränkte demonstrativ seine Arme vor die Brust, auch wenn sein verfluchtes Herz unrhythmisch gegen seinen Brustkorb schlug. 
 

Kuroo sollte doch nur einfach aus seinem Leben verschwinden! War das denn so schwer zu verstehen?
 

Unterdessen wartete Kageyama gespannt, was ihn nun erwarten würde. Er hatte nicht gewusst, dass die beiden mehr miteinander zu tun hatten, als es auf dem ersten Blick den Anschein machte. Natürlich wusste er, dass der Tokioter bei seinem letzten Besuch in Miyagi bei Familie Tsukishima untergekommen war. Allerdings ging er davon aus, dass es sich dabei um eine Art Gegenleistung handelte – dafür, dass Kuroo den Blonden beim Sommercamp unter seine Fittiche genommen hatte.
 

„Tsukki.“ Seine Stimme war weiterhin eisern und leicht angepisst. Das beeindruckte den Blonden allerdings nicht im Geringsten.
 

Er sollte aufhören ihn so zu nennen! Er wollte ihn nicht mehr hören! Nicht mehr hören, wie er seinen Namen sagte!
 

Als der Jüngere weiterhin keine Anstalten machte ihm zuzuhören, packte er ihn am Handgelenk. Der Brillenträger wollte sich aus dem Griff so unauffällig wie möglich befreien, da er weder Nishinoya, noch Kageyama einen Grund geben wollte, Verdacht zu schöpfen, dass sie vielleicht doch mehr verband als gedacht. Jedoch hielt ihn Nekomas Kapitän weiterhin fest.
 

„Schön, du willst es auf die harte Tour? Bitte sehr!“, knurrte er wütend und näherte sich Tsukishimas linkem Ohr, sodass nur sie beide verstanden, was jetzt der dunkelhaarige Middleblocker sagen würde. Ein unangenehmer Schauer fuhr dem Blonden über den Rücken.
 

„Entweder du wirst diese Mannschaft verlassen oder ich werde es tun, Tsukki.“

ʜᴏᴘᴇʟᴇꜱꜱ ʀᴇʟᴀᴛɪᴏɴꜱʜɪᴘ(ꜱ).

Tsukki P.O.V
 

Was hatte Kuroo ihm da soeben zugeflüstert? War das sein verfluchter ernst?
 

Die Worte des Schwarzhaarigen hallten in seinem Kopf. Wieder und wieder. Tsukishimas Emotionen waren noch nie so durcheinander gewesen, wie in diesem Augenblick. Er war wütend. Sehr wütend, um genauer zu sein. Darüber, dass Kuroo die Unverschämtheit besaß, ihm ein Ultimatum zu stellen. Aber auch die Nervosität machte sich in ihm breit. Nekomas Kapitän war gerade mal wenige Zentimeter von ihm entfernt. Er war ihm nah. Viel zu nah. Tsukishima nahm den Duft seines Ex-Lovers wahr. Dieser unverkennbare Geruch Kuroos, den er vor wenigen Wochen noch um sich hatte. Damals hatte er ihn nicht so wahrgenommen. Jetzt umso intensiver. 
 

Er konnte spüren, wie sich der Ältere von ihm distanzierte und somit auch die Wärme neben ihm verschwand. Stattdessen blickte er nun in Augen, die pure Gleichgültigkeit ausdrückten. Der gleiche Blick, den er selbst den meisten seiner Mitmenschen entgegenbrachte.
 

Die angespannte Situation zwischen ihnen, blieb nicht unbemerkt und schließlich war es Bokuto, der einschritt. „Komm Bro. Wir machen uns mal auf die Suche nach Keiji!“
 

Erst jetzt realisierte Tsukishima, dass sie nicht alleine waren und von Kageyama, Nishinoya und Bokuto umgeben waren. Eigentlich wollte Karasunos Middleblocker seinem ehemaligen Liebhaber auf die unverschämte Forderung, mit einer ebenso asozialen Reaktion antworten. Jedoch kam alles anders, als erwartet. 
 

„Ok Bo. Ich bin fertig hier.“
 

Ohne ihm noch eines Blickes zu würdigen, verließ Kuroo gemeinsam mit Bokuto die kleine Gruppe. Mit rasenden Herzschlägen sah ihm Tsukishima hinterher und zum ersten Mal verspürte er ein Gefühl, welches er vorher noch nicht gekannt hatte. Noch nicht einmal im Spiel gegen Shiratorizawa, wo er auf Ushijima getroffen war: Ratlosigkeit.
 

„Alles klar, Tsukishima?“ Nishinoyas laute Stimme schreckte ihn aus seiner Starre. Für den Hauch einer Sekunde wirkten die Augen des Blonden unkonzentriert und abwesend. Doch so schnell wie diese Verwirrung gekommen war, verschwand sie auch wieder und Tsukishimas neutraler Gesichtsausdruck kam zum Vorschein.
 

„Ja. Alles bestens, Nishinoya-san.“
 

Zufrieden mit der Antwort seines Teamkameraden, verschwand der Libero mit einem Lächeln auf dem Gesicht und winkte ihnen noch zum Abschied zu. Nun waren sie wieder alleine: Kageyama und Tsukishima.
 

Eine unangenehme Stille hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet und der Brillenträger wusste beim besten Willen nicht, ob es an ihrem Verhältnis lag oder aber daran, dass der Setter eventuell doch mehr mitbekommen hatte, als für seine Ohren bestimmt waren. 
 

Wie sehr er solche Situationen hasste!
 

„Oi Tsukishima.“
 

Da war sie wieder: Die neutrale dunkle Stimme des Schwarzhaarigen.
 

Mürrisch wandte er seinen Kopf zu Kageyama und hob desinteressiert eine Augenbraue nach oben. „Was willst du?“
 

Natürlich wusste Tsukishima, welche Auswirkungen seine gleichgültige Art und die herablassenden Blicke hatten – sein Umfeld fühlte sich dadurch provoziert. Insbesondere Karasunos Hitzköpfe sprangen deshalb öfters auf die Barrikaden. Darum wunderte es ihn nicht im Geringsten, als er die zornigen dunkelblauen Iriden seines Gegenübers wahrnahm.
 

„Hfff. Du kotzt mich an“, knurrte der Dunkelhaarige und ballte seine Hände zu Fäusten. 
 

„Gleichfalls“, entgegnete der Blonde trocken und wirkte über die bösen Worte Kageyamas nicht besonders beeindruckt. Okay…er musste zugeben, dass er mit so einer direkten Beleidigung des Anderen nicht gerechnet hätte. Allerdings…waren die Handlungen des Setters in der Regel nicht wirklich vorhersehbar. Zumindest nicht mehr so offensichtlich, wie früher.
 

Generell musste der Blonde zugeben, dass Kageyama seine Einstellung verändert hatte. Er war nach wie vor derselbe unausstehliche Mensch für ihn – dass stand für Tsukishima außer Frage. Jedoch war ihm nicht entgangen, dass sich der Schwarzhaarige inzwischen zu einer großen Unterstützung Karasunos entwickelt hatte und auch versuchte auf die Bedürfnisse und Wünsche seiner Teamkameraden einzugehen. Seien es die Pässe, Aufschläge oder selbst das Blocken. Besonders letzteres war Tsukishima in ihrem Spiel gegen die Eliteschule der Shiratorizawa aufgefallen.
 

Aber auch seine sozialen Kompetenzen hatten sich verbessert. Vermutlich wäre der Setter früher noch nicht einmal in der Lage gewesen, sich mit Menschen zu unterhalten, die weder seine extrem hingebungsvolle Leidenschaft zu Volleyball, noch ihn selbst verstehen wollten.
 

Und obwohl Tsukishima diese Veränderungen an seinem Mitstreiter sehr wohl aufgefallen waren, würde er eher Hinata ein High-Five für einen gelungenen Treffer beim Übungstraining mitgeben, als dem König jemals ein Kompliment zu machen. 
 

Niemals!
 

„Gut. Wenn Bokuto-san und Kuroo-san nicht mehr hier sind, kann ich ja auch gehen.“ Somit wandte Kageyama sich zum Gehen an, schielte aber noch ein letztes Mal über seine Schulter, kurz zum Middleblocker. „Ich hoffe für dich, dass du dich in diesem Team besser zusammenreißen kannst…so scheiße, wie du in letzter Zeit bei den Übungen gespielt hast. Nur die Besten werden bis zum Schluss bleiben – merk dir meine Worte.“
 

Während der Dunkelhaarige auf den Ausgang der Halle zusteuerte, entwich ein schelmisches Lächeln auf den Lippen Tsukishimas. 
 

Die nächsten Tage könnten sich durchaus als interessant gestalten.
 

* *
 

„Was heißt hier du gehst ab morgen früher aus dem Haus? Keijiiiiiii…ich will nicht das du mich verlässt!“ 
 

Bokutos Gequengel glich dem eines fünfjährigen Kindes, welches unbedingt ein Spielzeug aus der Warenabteilung haben wollte, die Mutter es jedoch unterband. 
 

„Koutarou-san. Ich habe so etwas dergleichen doch überhaupt nicht behauptet.“ Der Schwarzhaarige diskutierte nicht zum ersten Mal mit seinem Freund. Allerdings wurde er das dumpfe Gefühl nicht los, dass dieser mit jeder verbalen Konfrontation zwischen ihnen entweder sturer, kindischer oder dümmer wurde. Wahrscheinlich von allem etwas. „Ich habe dir lediglich gesagt, dass ich ab morgen früher das Haus verlassen und zusammen mit Yamaguchi-kun in die Schule gehen werde. Schließlich müssen wir als Team zusammenarbeiten. Das solltet ihr im Übrigen auch mal machen.“ Dabei schielte er zu dem blonden Middleblocker rüber, welcher ungerührt an seinem Erdbeertee nippte und dem Gespräch keine weitere Beachtung schenkte. 
 

Fukurodanis Kapitän gefiel der Vorschlag seines Lieblingssetters allerdings überhaupt nicht. „Püh. Keine Chance. Erst wenn er sich für die Aussage gegenüber Tetsubro entschuldigt hat.“
 

„Träum weiter.“ Tsukishimas Miene blieb weiterhin emotionslos, dennoch hatte seine sonst so gelangweilte Stimme etwas…Kaltes. Normalerweise konnte er das Geschwafel dieser lauten und nervenden Eule gekonnt ignorieren. Heute allerdings nicht. Dafür waren in den letzten Tagen viel zu viele Dinge passiert:
 

Kageyamas Drohung durch den Mannschaftsausschluss…die plötzliche Distanz zwischen Yamaguchi und ihm…das alberne und kindische Verhalten von Bokuto, weil er seinen besten Freund kritisiert hatte…Akaashis Geständnis, dass Kuroo scheinbar in einer Beziehung ist…dann musste er tatsächlich nach wochenlanger Funkstille Nekomas Kapitän wiedersehen …. und schließlich noch dieses dämliche Ultimatum von diesem Arsch…
 

Jeder normale Mensch wäre aufgrund dieser Probleme und Gedanken womöglich explodiert. Aber Tsukishima hatte schon früh gelernt, seine Emotionen und Gefühle zu kontrollieren. In den meisten Situationen jedenfalls.
 

„Koutarou-san. Tsukishima-kun.“ Akaashi holte einen Zettel hervor und entfaltete ihn in der Mitte des Tisches. Als der Blonde einen genaueren Blick darauf warf, erkannte er die Teilnehmerliste für die kommenden Events und wunderte sich, warum der Schwarzhaarige ihn gerade jetzt entfaltet hatte. 
 

„Wozu hast du uns die Liste mitgebracht?“ Anscheinend stand Bokuto ebenfalls auf den Schlauch. 
 

Der Setter räusperte sich kurz und deutete mit seinem zarten Finger auf das Stück Papier hin. „Hier sind für euch nochmal die Gruppierungen für nächsten Tage aufgelistet. Kiyoko-san hat sie mir freundlicherweise kopiert und mitgegeben.“
 

„Ich weiß deine Mühe zu schätzen, Akaashi-san“, begann Tsukishima und wirkte wieder etwas entspannter. „Aber Bokuto-san und ich wissen bereits mit wem wir in einer Gruppe sind.“
 

Und diese Vorstellung schmeckte ihm überhaupt nicht!
 

„Das ist nicht der Grund, warum ich sie für euch mitgebracht habe“, widersprach der Vizekapitän und tippte auf den unteren Punkt des Papiers. „Lest euch die Liste nochmals vollständig durch.“
 

Skeptisch rückte der Blonde seine Brille zurecht, bevor er gemeinsam mit Bokuto die Auflistung der Teilnehmer durchlas:
 


 

Verlosungen der Teams Nekoma – Karasuno – Fukurodani
 


 


 

Gruppe A: Sawamura Daichi – Ennoshita Chikara – Onaga Wataru – Kai Nobuyuki
 

Gruppe B:  Azumane Asahi – Kinoshita Hisashi – Shibayama Yuki – Sarukui Yamamoto
 

Gruppe C: Sugawara Koushi – Komi Haruki – Haiba Lev – Yaku Morisuke
 

Gruppe D: Kageyama Tobio – Bokuto Koutarou – Tsukishima Kei – Kuroo Tetsurou
 

Gruppe E: Akaashi Keiji – Hinata Shouyou – Kozume Kenma – Yamaguchi Tadashi
 

Gruppe F: Inuoka Sou – Narita Kazuhito – Washio Tatsuki – Nishinoya Yuu
 

Gruppe G: Yamamoto Taketora – Tanaka Ryuunosuke – Konoha Akinori – Fukunaga Shouhei
 

» Vergesst bitte nicht innerhalb eures Teams abzustimmen, wer für welchen Tag die Führung übernehmen wird! Teilt es uns bis spätestens morgen früh mit, ansonsten wird die Position per Losverfahren ausgeknobelt. Im Extremfall sogar der Ausschluss! «
 

Nun verstand auch Tsukishima die Absicht des Setters. Eigentlich wäre es nicht die Pflicht des Anderen gewesen, sie darüber zu informieren. Und dennoch hatte er es getan. Vermutlich weil er sich denken konnte, wie der Mannschaftsgeist in Gruppe D funktionieren würde – nämlich gar nicht!
 

„Natürlich werde ich das Team leiten! Schließlich bin ich der fantastische Bokuto, hey, hey, hey!“
 

Weder Akaashi, noch er selbst hatten gerade die geringste Lust ihm zu erklären, dass der Posten des Kapitäns immer abwechselnd vergeben werden musste. 
 

Allerdings hatten sie nun das Problem, dass sie sich bis spätestens morgen beraten und eingetragen haben mussten…ansonsten würde ihnen das Zufallsprinzip zum Teil werden. Obwohl…
 

Würde es denn einen großen Unterschied ausmachen, wenn sie sich auf das Losverfahren einlassen würden?
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

„Vielen Dank fürs mitkommen, Tetsuschka*. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde.“
 

Alisa strahlte über das ganze Gesicht und schenkte ihm ihr liebevollstes Lächeln. Sie hatte Kuroo erzählt, dass sie im Supermarkt noch ein paar Süßigkeiten einkaufen wollte, die es in Tokios Läden nicht gab, also beschloss sie welche zu besorgen. Nicht nur für sich, sondern auch für ihren Bruder.
 

„Kein Problem, Alisa.“ Kuroo mochte ihren Charakter. Sie war immer fröhlich, gutgelaunt und die Liebenswürdigkeit in Person. Umso irritierender war es für ihn, wie eine bezaubernde junge Lady wie Alisa mit einem Bergtroll wie Lev verwandt sein konnte.
 

Kennengelernt hatten sie sich bei den Playoffs in Tokio, nachdem Nekoma gegen das Team von Fukurodani verloren hatte. Damals hatte die Halbrussin ihren Bruder lautstark angefeuert, der sich riesig über ihr kommen gefreut hatte. Nach der Niederlage hatte sie sogar tröstende Worte an die Spieler der Katzen gefunden und sie gemeinsam mit Yamamotos kleiner Schwester Akane für ihr entscheidendes Match gegen Nohebi nochmals tatkräftig unterstützt. 
 

Zum Dank für ihren Einsatz hatte ihr Trainer Nekomata beschlossen, die beiden Mädchen ebenfalls zu der kleinen Fete in Miyagi einzuladen, um die Qualifikation zu den Spring-InterHigh gebührend zu feiern.
 

„Stimmt etwas nicht, Tetsuschka? Du wirkst so nachdenklich.“ Besorgte smaragdgrüne Augen fanden ihren Weg in seine Iriden und versuchten offensichtlich zu erkennen, über was er sich Gedanken machte. Und obwohl sie ein Jahr älter war als er, verhielt sie sich manchmal genauso naiv wie Lev. Irgendwie niedlich.
 

„Schon gut, mach dir bitte keine Sorgen um mich. Ich denke nur über das Event nach…“ Das war noch nicht einmal gelogen. Tatsächlich schwirrten ihm tausende Fragen durch den Kopf, seitdem er einen gewissen blonden Middleblocker wiedergesehen hatte. 
 

Wieso musste er ausgerechnet mit Tsukki ein Team bilden? War er mit seiner Forderung vielleicht zu weit gegangen?
 

Nein…mit Sicherheit nicht. Er hatte keine andere Wahl gehabt, ansonsten würde er niemals von ihm loskommen. Es war zu ihrem Besten.
 

„Oki. Dann machen wir uns mal auf dem Rückweg ins Hotel“, entschied die Halbrussin und versuchte sich daran zu erinnern, wo lang sie gehen mussten.
 

„Wir müssten jetzt nach links und nach der zweiten Kreuzung nach rechts“, half ihr der Dunkelhaarige weiter und lächelte sie verschmitzt an. Er war ein Gentleman durch und durch.
 

Wieder lächelte sie ihn mit dieser Fröhlichkeit an. „Dankeschön.“
 

Danke. Dieses Wort bedeutete dem Kapitän Nekomas sehr viel. Es fühlte sich gut an, einer Person geholfen zu haben und zeigte irgendwie auch, dass man etwas richtig gemacht hatte. Wenn er sich da an seine Zeit mit Karasunos blondem Middleblocker erinnerte, konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern, ob und wann dieser ihm jemals diese fünf Buchstaben entgegengebracht hatte. Dennoch machte er dem Jüngeren deswegen keinen Vorwurf. Niemals.
 

„Wie schön! Bei uns in Tokio sieht man sie kaum…“ Alisas Blick war auf den dunkelblauen Horizont über ihren Köpfen gerichtet. Dort strahlten die Sterne wie kleine funkelnde Lichter über ihnen. „Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen, Tetsuschka?“
 

Kuroo musste zugeben, dass sie ihn mit dieser Frage wirklich eiskalt erwischt hatte. Was er sich wohl wünschen würde…
 

Mit seinem Team die Nationals gewinnen? Dass Bokuto und er an der selben Uni aufgenommen würden? Die Zeit soweit zurückdrehen...bis zu dem Augenblick, an dem alles zwischen Tsukki und ihm noch gut war?
 

Eines war ihm durchaus bewusst: Seine Wünsche würden vermutlich für immer nur Träume bleiben.
 

* *
 

Der nächste Morgen war angebrochen. Doch statt wie gewöhnlich noch ein paar Minuten länger im Bett schlafen zu können, wurden sowohl seine Wenigkeit, als auch Kenma, durch ein permanentes Klopfen an der Tür daran gehindert.
 

Wer auch immer es wagen sollte ihn so zu nerven, würde es bereuen!
 

Während Nekomas Setter sich wieder unter seine Bettdecke verkroch, stand der Schwarzhaarige auf und riss mit einem Ruck die Türe auf. Bei dem Anblick des Unruhestifters konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Was machst du denn hier, Chibi-chan? Und oh…-“
 

Der kleine Spiker war nicht alleine aufgetaucht, sondern hatte auch Yamaguchi und Akaashi mit ihm Schlepptau. Letzterer von Beiden schien über diesen frühen Besuch alles andere als begeistert zu sein, weshalb Kuroo annahm, dass der Setter dazu gezwungen wurde. Yamaguchi jedoch vermied seinen Blick und starrte stattdessen seine eigenen Fingerspitzen an, die er nervös aufeinander tippte.
 

War der Kleine generell ein nervliches Wrack? Oder hatte er andere Probleme?
 

„Guten Morgen, Kuroo-san“, trällerte Hinata mit guter Laune durch den Raum und vernahm sogleich das eindeutige Murren seines guten Freundes Kenma, welcher noch im Bett lag. Er zögerte keine Sekunde und sprang glücklich in das Bett des Älteren hinein und umarmte ihn sofort. „Dir auch einen schönen guten Morgen, Keeeenmaaa! Aufstehen Aufstehen!“
 

„Shouyou“, murmelte der blonde Puddingkopf verschlafen. „Geh von mir runter, du bist zu schwer.“
 

* *
 

Eine dreiviertel Stunde später machten sich alle auf dem Weg zur Sporthalle, um das Event eröffnen zu können. Etwas verwundert darüber, dass Bokuto nicht bei ihm war, schielte Kuroo unauffällig zu Akaashi rüber, der neben ihm herlief. Jedoch nicht unauffällig genug.
 

„Falls du dich fragst wo Koutarou-san steckt – der kommt gemeinsam mit Tsukishima-kun in die Schule.“
 

Schon wieder Tsukki…warum konnte er ihn nicht einfach vergessen?
 

„Achso“, äußerte sich Nekomas Kapitän stattdessen und runzelte die Stirn. „Ihr übernachtet also bei ihm?“
 

„Ja.“
 

Er konnte es dem Setter nicht verübeln. Tsukki war schließlich auch ein Freund von Bokuto und ihm. Bevor Kuroo das Gespräch weiterführen konnte, hatten sie das Schultor erreicht, wo er bereits von seinem besten Freund sehnsüchtig erwartet wurde. Weiter hinten entdeckte er den blonden Middleblocker Karasunos, welcher seine Kopfhörer aufgesetzt hatte und seine Umgebung ausblendete.
 

„Sorry Bo. Wir reden gleich weiter, aber ich muss vorher noch etwas erledigen“, entschuldigte sich Kuroo und schritt auf den Blonden zu. Mit jedem Meter, den er sich ihm näherte, verkrampfte sich sein Magen. Seine Gedanken waren zerstreut und auch sein Herz begann unaufhörlich zu schlagen.
 

Verfluchter Mist…er durfte sich nichts anmerken lassen!
 

Als ihn der Erstklässler bemerkte, nahm er seine Kopfhörer widerwillig ab und sah ihn mit einer Mischung aus Arroganz und Überraschung an.
 

„Was willst du von mir, Kuroo-san?“

Decision.

Kuroo P.O.V
 

„Was willst du von mir, Kuroo-san?“
 

Mit verschränkten Armen und einem herablassenden Blick sah ihn Karasunos blonder Middleblocker an. Seine ablehnende Haltung verriet schon alles. Trotzdem ließ sich Kuroo davon nicht einschüchtern – ganz im Gegenteil.
 

„Nur eine Sache...-“, antwortete er ihm kühl zurück und bemerkte, dass er nun die volle Aufmerksamkeit des Anderen hatte. „Wirst du nun die Gruppe verlassen oder nicht?“
 

Einige Sekunden lang geschah gar nichts. Die Stimmung zwischen ihnen war zum Zerreißen angespannt und drohte förmlich in der Luft zu explodieren.
 

Doch plötzlich ertönte ein Prusten, gefolgt von einem lauten hämischen Lachen. Kuroos Miene verfinsterte sich.
 

„Ist das dein Ernst? Wer denkst du eigentlich, wer du bist?“
 

Es war zu erwarten gewesen, dass Tsukki alles andere als kooperativ sein und das Ultimatum ausschlagen würde. Seine Handflächen bildeten sich zu Fäusten. Er würde mit Sicherheit nicht die Beherrschung verlieren. Nicht bei ihm.
 

„Fein. Wenn du der Meinung bist, dich wie ein bockiges Kind aufführen zu müssen, werde ich das selbst regeln.“ Damit lockerte er seine Hände wieder und steckte sie in die Hosentaschen. Bevor er dem Jüngeren jedoch den Rücken zukehren konnte, stieß dieser sich mit dem linken Fuß von einem Baum ab, an dem er angelehnt war und stand ihm nun gegenüber.
 

„Wieso willst du eigentlich, dass ich aus der Mannschaft austrete?“, fragte Tsukki in einem höhnischen Ton und rümpfte sich die Nase. „Ist dir denn meine Anwesenheit so zuwider, Kuroo-san?“
 

Klatsch! Diese Frage war wie eine mentale Ohrfeige für Nekomas Kapitän gewesen. Seit ihrer Trennung vor einiger Zeit, hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt gehabt – zumindest nicht bis gestern! 
 

Und nun stellte er ihm solch eine dreiste Frage? Er hatte doch mit ihm Schluss gemacht, nicht umgekehrt!
 

„Wenn du nur wüsstest...“, zischte Kuroo voller Bitterkeit und blickte zähneknirschend zur Seite. 
 

Ob es nun beabsichtigt war oder nicht – Tsukki hatte jedes einzelne Wort verstanden und starrte ihn durch seine Brille hindurch an. Seine goldbraunen Augen waren etwas aufgerissen und spiegelten vieles wieder:
 

Arroganz, Wut, Desinteresse...aber da war noch etwas. Etwas, was der Schwarzhaarige vorher noch nie bei ihm gesehen hatte, aber was genau?
 

Ehe der Schwarzhaarige sich von ihm endgültig abwandte, drehte er sich ein letztes Mal um. Bemerkte zu seiner eigenen Verwunderung, dass der Blonde sich nicht vom Fleck bewegt hatte und ihm nachsah. Allerdings mit seinem typischen verachtenden Blick.
 

Tsukki konnte von ihm denken, was immer er wollte. Es waren seine Gedanken und sein Leben, in welchem er selbst nicht mehr erwünscht war.
 

Tief durchatmend setzte er seinen Weg zur Turnhalle fort. Und mit jedem Schritt den er sich entfernte, wurde die Kluft zwischen ihnen immer größer...
 

* *
 


 

Nun war guter Rat teuer.
 

Nachdenklich strich sich Kuroo seine abstehenden Strähnen nach hinten und überlegte. Vor dem Blonden hatte er eine ganz schön dicke Lippe riskiert und ihm angekündigt, dass Team verlassen zu würden. Aber wie sollte er das bloß am besten anstellen?
 

Tsukki...
 

Wieso musste dieser Junge nur alles noch komplizierter machen, als es eh schon war?
 

Energisch schüttelte er seinen Kopf und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Es fiel ihm schwerer als gedacht, seiner Ex-Affäre gegenüber zu stehen. Bei jeder Regung oder jedem Wort, welches seine Lippen verließ, musste er alle Kraft aufbringen, sich zu beherrschen. Denn noch immer schwirrte ihm nur eine einzige Frage durch den Kopf:
 

Warum hatte er alles aus dem Nichts beendet?
 

Wie oft hatte Kuroo sich nur diese eine Frage gestellt.
 

Er wusste es wirklich nicht. Es hatte ihn damals alle Selbstbeherrschung gekostet, nicht sofort das nächste Zugticket zu kaufen, damit nach Miyagi zu fahren und ihn zur Rede zu stellen.
 

Doch er hatte sich entschieden, zur Abwechslung mal auf seinen Verstand zu hören und sich nicht von seinen Instinkten leiten zu lassen. Auch wenn ihn Akaashi und Bokuto regelrecht dazu zwingen mussten.
 

„Kuroo-san?“ Abrupt blieb der Angesprochene stehen und wirkte mehr als überrascht, als er nur wenige Meter vor sich, Karasunos Stammsetter erblickte.
 

Was konnte ausgerechnet dieser nur von ihm wollen?
 

Mit einem aufgesetzten Grinsen versuchte er einen kleinen Smalltalk zu führen. „Oh, hey Kageyama! Na was gibt’s?"
 

Amüsiert stellte Kuroo fest, dass sich Kageyama immer noch schwer tat, Konversationen ohne das Thema Volleyball zu führen. Das hatte ihm mal vor längerer Zeit Tsukki erzählt...
 

Schmerzlich wurde er wieder an ihn erinnert und es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, nicht seine Fassade bröckeln zu lassen.
 

Verdammt nochmal! Seit wann war er zu einem emotionalen Weichei mutiert?
 

„Eigentlich nichts“, antwortete ihm der Setter.
 

„Eigentlich?“, wiederholte der Ältere den Satz und hob belustigt eine Augenbraue in die Höhe. Er war sich zu einhundert Prozent sicher, dass noch irgendwas im Busch war. Das konnte er dem Jüngeren an der Nasenspitze ansehen.
 

Statt ihm jedoch zu antworten, kam dieser auf ihn zu. Die saphirblauen Augen immer noch stets auf ihn fokussiert.
 

„Was soll das werden?“, dachte sich der Schwarzhaarige und wartete gespannt, was auf ihn zukommen würde.
 

Als Kageyama schließlich Schulter an Schulter neben ihm stehen blieb und weiterhin gerade aus sah, beantwortete er ihm schließlich seine Frage.
 

„Grundsätzlich geht es mich nichts an, Kuroo-san...“, begann er das Gespräch und erntete einen verwunderten Seitenblick seitens des Älteren. „Allerdings werden wir für die nächsten Tage ein Team bilden. Ich möchte, dass wir alle als Gruppe miteinander agieren können.“
 

Worauf wollte er hinaus?
 

Der Angesprochene wusste nicht wirklich, was der Setter meinte. In seiner Position als Nekomas Kapitän, waren ihm solche Dinge schon längst bekannt und das sollte selbst ein Außenstehender wie Kageyama wissen. Gerade als er ihn darauf ansprechen wollte, wurde er jedoch durch ein Pfeifen, gefolgt von einem lauten „Kuroo-san!“ unterbrochen.
 

Diese penetrante Stimme...
 

Genervt drehte er sich um und entdeckte Lev, welcher fröhlich auf sie zukam. Bevor dieser sie jedoch erreichen konnte, entfernte sich Kageyama von Kuroo, blieb allerdings noch für einen kurzen Moment stehen und warf dem Älteren einen letzten Blick über die Schulter zu.
 

„Du solltest am Besten alle privaten Angelegenheiten geklärt haben, ehe das Turnier anfängt. Ansonsten stehen wir vor einem großen Problem dar.“
 

Mit diesen Worten verschwand er und ließ einen mehr als perplexen Kuroo zurück...
 

* *
 

Nachdem es dem Schwarzhaarigen nach gefühlten Stunden endlich gelungen war, diese Labbertasche Lev loszuwerden, wollte er schnellstmöglich Karasunos Managerin ausfindig machen. Ihm kam die Idee auf, dass sie ihn eventuell mit einem Spieler einer anderen Gruppe austauschen könnte, da sie das Turnier organisiert hatte!
 

Während er sich auf die Suche nach Kiyoko machte, kamen ihm wieder die letzten Worte des Setters durch den Sinn.
 

Kageyama wusste etwas! Irgendetwas wusste er!
 

Es konnte sich unmöglich um keinen Zufall handeln. Vermutlich hatte er die gestrige Szene mitbekommen, als er Tsukki ziemlich nahe gekommen war und ihm das Ultimatum unterbreitet hatte.
 

Wie viel hatte er mitbekommen? Und vor allen Dingen: Wie viel wusste er bereits?
 

Er musste besser aufpassen, wie er in der Öffentlichkeit mit Tsukki umging. Nicht das es ihn interessierte, ob die Leute nun von seiner ehemaligen „Beziehung“ zu ihm erfahren würden oder nicht.
 

Fakt war jedoch, dass er sich in Teufelsküche begeben hatte, indem er sich auf einen erst Sechzehnjährigen eingelassen hatte. Die Tatsache, dass es sich hierbei sogar um einen Jungen handelte, interessierte ihn da herzlich wenig. Schließlich stand er offen zu seiner Bisexualität.
 

Beinahe hätte er vor lauter Grübeln nicht bemerkt, dass seine Zielperson an ihm vorbeigegangen war. Er reagierte schnell und winkte ihr zu, um auf sich aufmerksam zu machen.
 

„OyaOyaOya, hübsche Managerin von Karasuno!“, lächelte Kuroo ihr charmant entgegen und war froh, dass Yamamoto gerade nicht in der Nähe war. Höchstwahrscheinlich wäre dieser noch auf ihn losgegangen!
 

Kiyoko ignorierte ihn allerdings gekonnt und lief an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Wahrscheinlich war das zu viel des Süßholzgenraspel gewesen.
 

Ein Plan B musste her!
 

Schnell holte er sie ein und ging mit ihr gemeinsam auf die Eingangshalle der Turnhalle zu. Dunkelblaue Augen warfen ihm zunächst einen misstrauischen Blick zu und fast hätte Kuroo geglaubt, dass es zwecklos wäre mit ihr ein Gespräch anzufangen, als sie selbst das Wort ergriff.
 

„Kann ich dir vielleicht helfen?“
 

Auch wenn der Spieler ihr sofort ansah, dass sie ihm am Liebsten aus dem Weg gegangen wäre, bildete sich ein keckes Grinsen auf seinen Lippen. 
 

„Es gäbe da tatsächlich etwas, wobei du mir helfen könntest und zwar...-“
 

* *
 


 

Tsukki P.O.V
 

„Wenn du nur wüsstest...“
 

Kuroos Worte hatten sich wie ein Messer schmerzhaft in seine Seele gebohrt. Alles in seinem Inneren hatte sich verkrampft, auch wenn er nach wie vor unnahbar nach Außen hin gewirkt hatte.
 

Verbittert hob er seine Mundwinkel nach oben und schob sich seine Brille zurecht, kaum das Nekomas Kapitän ihm den Rücken zugekehrt hatte. Er sah ihm noch wenige Sekunden hinter her, ehe er seine Trainingstasche vom Boden aufhob und auf das Schultor zusteuerte.
 

Wenigstens wusste er nun, was sein Ex-Lover über ihn dachte. Auch wenn er mit solch einer Reaktion mehr oder weniger gerechnet hatte.
 

Nur...wieso nahm ihn diese Erkenntnis mehr mit, als er angenommen hatte? Doch nicht etwa weil...-
 

„Tsukishima-kun, wo willst du hin?“
 

Akaashis ruhige Stimme bildete einen Kontrast zu seinen dunkelgrünen Augen, welche ihn ernst anblickten. Der Blonde hatte ihn überhaupt nicht bemerkt, als er an der Schulmauer vorbeigegangen war.
 

„Ich gehe nach Hause.“ Ohne den Grund seines Gehens zu nennen, wollte er seinen Weg fortsetzen. Der Dunkelhaarige überholte ihn allerdings und stellte sich ihm in den Weg.
 

Die Arme verschränkend ließ der Ältere seine Augen von unten nach oben schweifen und blieb an den goldbraunen Iriden hängen. „Du kannst nicht einfach abhauen, wenn dir etwas nicht passt.“
 

„Ich haue mit Sicherheit nicht ab. Ich habe nur kein großes Interesse daran, mich mit der Anwesenheit unnötiger Menschen zu schmücken“, verteidigte Tsukishima sein Verhalten.
 

„Und mit unnötigen Menschen meinst du sicherlich Kuroo-san, nicht wahr?“
 

Die Augen des Größeren wichen denen des Setters aus. Es brauchte keine weiteren Worte. Wieder kam ihm der hasserfüllte Satz des Anderen in den Sinn.
 

Warum konnte er ihn nicht einfach vergessen?
 

Unbewusst biss er sich auf die Unterlippe und hielt sich die Hand auf die Stirn.
 

Wieso konnte er diesen Vollidioten nicht aus seinen Gedanken verbannen? Sonst konnte er doch auch alles und jeden ausblenden, warum also ihn nicht?!
 

Ein tiefes Räuspern brachte ihn schließlich wieder zurück in die Wirklichkeit. Akaashis Räuspern.
 

„Tsukishima-kun...du kannst natürlich nach Hause gehen, wenn du das möchtest. Keiner kann dich dazu zwingen hier zu bleiben“, erklärte ihm der Schwarzhaarige monoton. „Trotzdem wird es dir nicht weiterhelfen. Über kurz oder lang wirst du dazu gezwungen sein, dich deinen Problemen zu stellen.“
 

Irgendwie erinnerte ihn Akaashi seit ihrer gemeinsamen Zeit im Sommercamp an einen Art Mentor, der ihm stets versuchte, den richtigen Weg zu zeigen.
 

Auch wenn er es niemals zugeben würde, schätzte er den Älteren sehr. Dieser hatte ihn bisher immer versucht zu unterstützen und ihm Ratschläge mitzugeben. Wahrscheinlich um zu verhindern, dass er das selbe Leid durchmachen musste, wie der Schwarzhaarige es einst selbst tat.
 

Doch es wurde langsam Zeit, sich all den Problemen, die sich in den letzten Tagen, Wochen und Monaten zusammengetragen hatten, entgegenzuwirken. Selbst er war nicht in der Lage, all diesen Dingen für immer standzuhalten.
 

In dem Augenblick, als Akaashi den Entschluss des Anderen durch die Veränderung seiner Iriden ablesen konnte, huschte ihm ein wissendes Lächeln über die Lippen.
 

* *
 

Sich seinen Problemen stellen...
 

Akaashis Worte hatten Wirkung gezeigt. Vielleicht nicht von Anfang an und nur mit Hilfe von sanfter Gewalt. Doch sie erfüllten ihren Zweck und hatten ihn dazu getrieben, gemeinsam mit dem Setter die Turnhalle der Karasuno-High zu betreten.
 

Kurz bevor sie sich für die nächsten Stunden zu ihren Teams begeben würden, legte ihm der Schwarzhaarige sanft, aber bestimmt, seine Hand auf die Schulter und atmete bewusst noch einmal tief ein. „Vergiss nicht. Es kommt nur auf dich alleine an, wie sich die Situation in den nächsten Tagen entwickeln wird.“
 

Und so verabschiedeten sie sich voneinander und gingen zu ihren jeweiligen Mannschaften. Zu seiner Überraschung standen dort nicht nur Kageyama und Bokuto, sondern auch seine Ex-Flamme vor ihm.
 

Hatte Kuroo nicht vorgehabt, das Team freiwillig zu verlassen?
 

Lange darüber nachdenken konnte er allerdings nicht: Shirofuku hatte die Bühne betreten und sprach zum Publikum über ein Mikrophon.
 

„Na freut ihr euch auch schon über die nächsten fünf Tage, so wie ich?“ Viele stimmten ihrer Frage mit einem lauten Grölen zu und sie kicherte einen Moment. „Jedenfalls ist das Turnier nun offiziell eröffnet! Ich gebe das Wort nun weiter an unsere bezaubernde Shimizu-san!“
 

Lauter Beifall vom Publikum ertönte, insbesondere von Nishinoya, Tanaka und Yamamoto, welche sich in die erste Reihe geschlichen hatten und mit Tränen in den Augen „ihre“ Kiyoko von ganz nah betrachten konnten. 
 

„Vielen Dank, Shirofuku-san. Ich möchte euch auf eine Regel hinweisen, die wohl einigen noch nicht ganz klar war“, erklärte sie und ihre Augen schweiften durch die Zuschauermenge. „Es werden keine Ausnahmen gemacht. Die Teams werden weiterhin so bestehen bleiben, wie sie ausgelost wurden.“ Tsukishima konnte sehen, wie die Dunkelhaarige zu Kuroo schielte. Nun war ihm auch klar, warum der Schwarzhaarige noch immer in ihrer Mannschaft war.
 

„Es freut mich euch nun sagen zu können, mit welcher Disziplin wir das Turnier beginnen werden“, verkündete sie mit einem sanften Lächeln. „Ski Laufen.“
 

Na toll.
 

Missmutig blickte er alle Mitglieder seines Teams an und klatschte sich gedanklich gegen die Stirn. Wie sollten sie bei dieser sportlichen Disziplin auch nur den Hauch einer Chance haben, wenn sie noch nicht einmal diese Sportart beherrschten?
 

Ganz zu schweigen von ihrem miserablen Teamgeist...
 

Apropos Teamgeist...eine Frage schwirrte ihm schon seit heute Morgen durch den Kopf:
 

Hatte einer von ihnen überhaupt daran gedacht, den Zettel mit der Kapitän-Reihenfolge abzugeben?
 

Ihm schwante Übles...

Trouble.

Tsukki P.O.V
 

Sollte oder sollte er sie nicht auf die Sache mit der Kapitänsliste ansprechen?
 

Auf der einen Seite interessierte es ihn nicht die Bohne, ob sein Team nun gewinnen oder verlieren würde, schließlich war er von vornherein gegen dieses lächerliche Turnier gewesen. Andererseits wollte er sich mit Sicherheit nicht noch mehr Probleme einheimsen, als eh schon vorhanden waren...
 

Letzten Endes entschied sich der Blonde dazu, auf seine anderen drei Mitstreiter zu zugehen und sie auf die Liste anzusprechen. Kaum bewegte er sich in ihre Richtung, richteten sich drei Augenpaare auf ihn, welche ihn finster anblickten. Gekonnt ignorierte er die bösen Blicke seiner Teamkameraden und stellte sich ihnen gegenüber.
 

„Hat einer von euch die Kapitänsliste abgegeben?“
 

Sofort entglitten Bokutos Gesichtszüge und ein schwarzer Schatten bildete sich auf seiner Stirn. Ihn konnte Tsukishima mit Sicherheit unter der Kategorie „nicht abgegeben“ setzen. Blieben also noch zwei übrig.
 

Sein Blick schweifte weiter zu Kageyama. Dieser sah ihn immer noch düster an, wich aber den goldbraunen Iriden aus und murmelte ein unverständliches „Hmpf, wer denkt schon bitte an sowas.“ vor sich hin.
 

„Verstehe“, antwortete der Blonde nicht gerade begeistert. Wenn Kuroo ihm nun die selbe Antwort wie seine beiden anderen Mitspieler geben würde, stünden sie vor einem großen Problem:
 

Davon abgesehen, dass sie keine wirkliche Strategie hatten und einen erheblichen Nachteil gegenüber den anderen Teams haben würden, konnte ihnen keiner wirklich garantieren, ob die Reihenfolge des Kapitäns ausgelost wurde. Es konnte schließlich gut möglich sein, dass sie aus dem Turnier disqualifiziert werden würden, da sie nicht die Regeln beachtet und keine Liste abgegeben hatten.
 

Kritisch sahen seine Augen zu Kuroo hinüber und zuckte innerlich zusammen, als der Schwarzhaarige ihn ebenfalls ansah...
 

Hatte er ihn schon die gesamte Zeit über beobachtet? Und wieso wirkten seine Pupillen gerade katzenartiger, als je zuvor?
 

Noch ehe Tsukishima das Gefühl des Unwohlseins überkommen konnte, brach der Ältere den Blickkontakt ab und schüttelte lediglich den Kopf.
 

Das fing ja schon einmal gut an...
 

„Da ihr nun über die erste Disziplin Bescheid wisst, erkläre ich noch einmal die Regeln des Turniers“, verkündete Karasunos hübsche Managerin und rückte ihre Brille zurecht. „Ihr könnt euch pro Spiel maximal sechs Punkte holen. Am Ende des Turniers werden die Punkte zusammengezählt und das Siegerteam bestimmt. Sie werden nicht nur mit einem kleinen Sachpreis belohnt, sondern dürfen auch über die Strafe für das zuletzt platzierte Team entscheiden.“
 

Wenn Tsukishima dachte, dass ihn dieses alberne Turnier bisher schon angekotzt hatte, wurde es gerade um ein Zehnfaches verschlimmert. Wie sagte man es so schön: Schlimmer geht's immer!
 

Denn wenn sie tatsächlich den letzten Platz belegen sollten, konnten sie sich auf etwas nervenaufreibendes und hinterlistiges gefasst machen. Und so wie die derzeitige Stimmung im Team aussah, war es gar nicht mal so abwegig, dass sie es am Ende waren, die bestraft werden würden.
 

„Nachdem die allgemeinen Regeln zum Turnier nun geklärt sind, würde ich euch bitten, Shirofuku-san und Suzumeda-san zu folgen.“
 

Bevor sich Tsukishima überhaupt die Frage stellen konnte, was nun wegen der Angelegenheit bezüglich der Kapitänsliste passieren würde, stieg Kiyoko von der Bühne herunter und wollte scheinbar zu ihrer Gruppe. Und sie sah alles andere als erfreut aus.
 

Konnte dieser Tag eigentlich noch beschissener werden?
 

Inzwischen hatte scheinbar auch der Rest aus seiner Mannschaft bemerkt, dass die schwarzhaarige Schönheit schnurstracks auf sie zuging und stellten ihre jeweiligen Gespräche ein.
 

Als Kiyoko vor ihnen stehen blieb, hatten ihre Lippen sich zu einem schmalen Strich gebildet und auch ihre Stirn war in Falten gelegt. „Ihr seid das einzige Team, dass keine Abgabe der Kapitänsliste gemacht hat. Damit wärt ihr disqualifiziert...“
 

Große Erleichterung durchströmte den blonden Middleblocker Karasunos. Nun musste er sich weder mit einem Haufen von Idioten aus seinem Team abgeben oder eventuelle Strafen aufgrund eines letzten Platzes über sich ergehen lassen, noch längere Zeit Kuroos Nähe ertragen.
 

Zwar wollte er die Probleme wie mit Akaashi besprochen aus der Welt schaffen, die er mit einigen Leuten in letzter Zeit gehabt hatte, allerdings sah dies nicht vor, dass er dafür die gesamte Zeit über, der unmittelbaren Nähe von Nekomas Kapitän ausgesetzt sein musste.
 

„...allerdings haben Coach Ukai und ich uns zusammengesetzt und eine andere Lösung für dieses Problem gefunden.“
 

Tsukishimas innere Alarmglocken schrillten. Was meinte sie mit Lösung für dieses Problem gefunden? Doch nicht etwa...?
 

Unauffällig fiel sein Blick auf Kuroo, welcher einen ziemlich gelassenen Eindruck machte und seine Hände locker in die Hüften gestemmt hatte.
 

Dieser Kerl war auch durch nichts aus der Ruhe zu bringen!
 

„Wir haben nun die Entscheidung für die Reihenfolge der Kapitäne in eurem Team übernommen. Ihr könnt weiterhin am Turnier teilnehmen, jedoch werdet ihr zur Strafe mit jeweils einem Minuspunkt pro Mitglied starten.“
 

Während Bokuto vor Freude mit seinem besten Freund ein High-Five austauschte und sogar Kageyama dazu bewegte es ihm gleich zu tun, musste Tsukishima alle Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nicht die Handfläche an die Stirn zu klatschen. Es juckte ihn bereits in den Fingern.
 

Was waren das denn bitte für bescheuerte Bedingungen? Wieso konnten sie das Team nicht einfach disqualifizieren lassen? Mit dem Handicap würden sie doch so oder so verlieren und die Bestrafung des Siegerteams über sich ergehen lassen müssen!
 

„Ihr solltet jetzt besser zu den anderen Teams gehen. Der heutige Kapitän eures Teams wird Bokuto-san sein und...-“
 

Kiyokos letzter Satz erstickte im Keim, als Fukurodanis Kapitän die Hände in die Lüfte hob und lauthals „Hey, Hey, Hey, ich bin der Kapitän! War doch klar, schließlich bin ich der Größte!“ verkündete.
 

„Der größte Vollidiot definitiv“, fügte der Blonde in Gedanken hinzu und verdrehte innerlich die Augen.
 

Mit deutlich weniger Enthusiasmus als sein heutiger Kapitän, folgte ihm Tsukishima. Sein Kopf hatte schon längst angefangen zu arbeiten.
 

[I)Würde Bokuto überhaupt auf eine Strategie bauen? Erst recht wenn sie von ihm käme? Was würde sie im ersten Spiel erwarten?[/I)
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Nach Außen hin wirkte Kuroo entspannt und zeigte keinen Anflug eines Problems. Doch in seinem Inneren tobte es.
 

Dieser kurze Augenblick zwischen ihnen, als sie sich mehrere Sekunden lang in die Augen gesehen hatten. Der Schwarzhaarige hatte das Verhalten Tsukkis genaustens beobachtet. Irgendwie wirkte er anders als vorhin beim Schultor.
 

War denn irgendetwas außergewöhnliches passiert?
 

Schnell schüttelte er seinen Kopf und fuhr sich entnervt durch die schwarze Mähne. Er sollte aufhören sich so viele Gedanken um ihn zu machen.
 

Wenn ihm nur die hübsche Managerin von Karasuno den Gefallen getan und ihn ausgetauscht hätte, würde er nicht stets an Tsukki denken müssen. Aber sie hatte ihm deutlich erklärt, dass dies gegen die Vorschrift für das Event entsprach und keine Extrawünsche geäußert werden konnten.
 

Seine Augen fokussierten sich auf den Rücken des Blonden, der einige Meter vor ihm ging. Auch wenn er sein Gesicht nicht sah, war sich Nekomas Kapitän ziemlich sicher, dass sein ehemaliger Kouhai mit den Gedanken schon längst beim ersten Spiel war und sich überlegte, wie sie am besten vorgehen konnten.
 

Je länger er Tsukkis Rücken anstarrte, desto klarer wurde ihm, dass der Jüngere noch schlanker wirkte, als ohne hin schon.
 

Hatte ihn die Trennung vielleicht mehr mitgenommen, als er zugeben wollte? Konnte es vielleicht sein, dass...-?
 

„Kuroo-san wieso starrst du Tsukki so merkwürdig an?“ Lev war an ihn herangetreten und sah ihn mit seinen smaragdgrünen Augen neugierig an.
 

Für diesen Satz würde er definitiv mit dem Leben bezahlen!
 

Zunächst vergewisserte sich der Schwarzhaarige, dass Tsukki nichts von der Frage des Halbrussen mitbekommen hatte, ehe er einen Todesblick auf ihn warf. Naiv wie der Jüngere war, bemerkte er noch nicht einmal den Zorn seines Kapitäns und klimperte weiterhin unschuldig mit den Wimpern.
 

Dieser kleine miese...
 

„Lev! Was stellst du jetzt schon wieder für einen Blödsinn an?“
 

Mit einem Mal zuckten zwei Köpfe zusammen und drehten sich in die Richtung der Stimme um. Kein Geringerer als Nekomas Libero stand vor ihnen und hatte die Arme eisern vor der Brust verschränkt.
 

„Yaku-Senpai!“, strahlte der Angesprochene und lief sogleich zu dem Drittklässler. „Hast du etwa nach mir gesucht!?“
 

Mürrisch blickte ihn dieser an. „Auf dich Kleinkind muss man ja auch aufpassen. Bei dir endet schließlich alles in einer Katastrophe.“
 

„Aber passt der Begriff Kleinkind nicht eher zu…AUA!“, jaulte der Halbrusse laut auf, als ihn der Libero für die dumme Bemerkung zu seiner Größe, einen saftigen Tritt in den Hintern verpasst hatte.
 

In Gedanken notierte sich Kuroo, dass er Yaku für diese Aktion noch später danken sollte.
 

„Kann ich dir unsere Nervensäge überlassen? Ich müsste zurück zu meinem Team“, merkte der Middleblocker an und strich sich eine Strähne zurück.
 

„Klar, kein Problem...-“
 

„Hey! Ich bin keine Nervensäge...AUTSCH!
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Er hatte in den ersten paar Minuten gar nicht bemerkt, dass Kuroo sich aus heiterem Himmel aus dem Staub gemacht hatte. Erst als sie bei Shirofuku angekommen waren, wurde sein Verschwinden bemerkt und zwar von niemand anderem als Bokuto.
 

„Wo steckt er nur?“, jammerte sogleich der Wingspiker und zog eine Schnute.
 

Während Kageyama nach dem Schwarzhaarigen Ausschau hielt, richtete Tsukishima seine Sportbrille zurecht.
 

Woher zum Kuckuck sollte er denn bitteschön wissen, wo sich Kuroo aufhielt?
 

Andererseits könnte es durchaus sein, dass er es wusste, jedoch nicht wissen wollte. Ein komisches Gefühl kam in ihm hoch und es wurde unangenehm in seiner Brust.
 

Trieb er sich vielleicht doch bei seiner neuen Flamme herum? Und wenn ja, wo...
 

„Bro, da bist ja wieder!“
 

Durch den jubelnden Aufschrei Bokutos, wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen und bekam nur noch am Rande mit, wie dieser seinem besten Freund um den Hals fiel.
 

Dieser Anblick tat ihm tatsächlich etwas weh. Okay, vermutlich war etwas wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Auch wenn ihm sentimentales Geschwafel überhaupt nicht lag und er niemals ein Freund davon sein würde, dachte er über die Zeit nach, als alles zwischen ihnen noch in Ordnung war.
 

Was wäre gewesen, wenn er damals Kuroo diesen Brief nicht geschrieben hätte? Wäre zwischen ihnen alles wie beim alten geblieben?
 

In diesem Moment ertönte das Quietschen des Mikrophons und Suzumeda lächelte dem Publikum entschuldigend zu. „Da Shimizu-san so nett war und mich bat, dass erste Spiel als Schiedsrichterin zu fungieren, werde ich euch nun die Regeln für das erste Match erklären!“
 

Beinahe alle warteten gespannt darauf, was sie gleich erwarten würde.
 

„Jeweils ein Mitglied aus einer Gruppe schnappt sich ein Paar der Skier und stellt sich an die Startposition draußen auf. Beim Anpfiff müsst ihr versuchen mit den Skiern an den Füßen eine komplette Runde um das Schulgebäude zu laufen. Natürlich ist es wichtig für euch, schnellstmöglich das Ziel zu erreichen: Je besser euer Platz sein wird, desto höher wird eure Punktzahl ausfallen. Habt ihr das verstanden?“
 

Einstimmiges Nicken erfolgte und in den jeweiligen Teams wurde bereits jetzt schon diskutiert, wer in der ersten Disziplin antreten sollte.
 

Für Tsukishima war die Verkündigung des ersten Matches nichts weiter, als die Bestätigung dafür, dass dieses gesamte Turnier nichts weiter als eine lächerliche Tortur ihrerseits sein würde.
 

Sie sollten allen ernstes eine ganze Runde mit diesen Skiern um die Schule laufen, während draußen gefühlt ein halber Meter Schnee lag?
 

„Hey, hey, hey, alle zuhören! Ich habe was zu sagen“, teilte Bokuto sogleich seinem Team mit und erntete verwunderte und skeptische Blicke zugleich. „Ich werde gleich für uns an den Start gehen!“
 

Die Reaktion darauf, fiel unterschiedlich aus: Kageyama starrte ihn lediglich erstaunt an, während Kuroo anfing ihn auszulachen.
 

Und Tsukishima selbst? Ihn überraschte es keinesfalls, dass der Wingspiker gleich in der ersten Runde antreten wollte. Das war schließlich seine...Bokuto-Art.
 

Das würde mit Sicherheit schief gehen...definitiv!
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Schon wieder schweiften seine Augen zu ihm! Verdammt noch mal, was war nur los mit ihm?
 

Kuroo hatte sich schon wieder dabei erwischt, wie sein Blick zu dem blonden Middleblocker Karasunos gewandert war, als sich alle Teammitglieder nach draußen versammelt hatten. Eigentlich sollte er seinen besten Freund anfeuern, welcher begeistert seine Skier angezogen hatte und seinem festen Freund zuwinkte, welcher sich im Publikum vor Scham die Hand vor das Gesicht hielt.
 

Nun ja...eigentlich.
 

Stattdessen hatte er sich mal wieder dabei erwischt, wie er seine Ex-Affäre angestarrt hatte. Ihm war durchaus bewusst gewesen, dass es nicht einfach werden würde, wenn sie sich wieder gegenüber stehen würden, keine Frage.
 

Dass es ihn allerdings so sehr mitnehmen würde...
 

„Tetsuschka, da bist du ja!“
 

Überrascht blickte Kuroo zu seiner Linken und sah in zwei leuchtende Smaragde.
 

„Oi Alisa, was machst du denn hier? Solltest du nicht da drüben bei Akane-chan stehen?“, wunderte sich Nekomas Kapitän und deutete in deren Richtung.
 

Belustigt hielt sich die Halbrussin eine Hand vor ihrem Mund und begann zu kichern. „Aber Tetsuschka! Mein Bruder tretet doch in der ersten Runde an und von hier aus sehe ich ihn doch viel besser.“
 

Touche!
 

Ein mildes Lächeln umspielte seine Lippen und seine Augen wanderten zur Startlinie. Tatsächlich stand dort Lev an der Startposition und wirkte etwas wackelig auf den Skiern.
 

Wieso stellte Gruppe C ausgerechnet den größten Tollpatsch unter ihnen für diese Disziplin auf? Oder wollte ihn Yaku wieder einmal für irgendetwas bestrafen?
 

„Los Lyovochka! Du schaffst es!“
 

Alisa feuerte ihn mit vollem Einsatz an und winkte ihm auch zu. Umso mehr freute sie sich, als ihr jüngerer Bruder sie zwischen den ganzen anderen Spielern ausfindig machen konnte und ihr zuwinkte.
 

Irgendwie faszinierte Kuroo ihre positive Art. Sie war nicht nur mit ganzem Herzen bei ihrem Bruder, sondern schätzte auch die Zeit mit ihm selbst, dass wusste der Schwarzhaarige.
 

„Aufgepasst an alle Anwesenden“, ertönte Shirofukus Stimme durch das Mikrophon und alle widmeten nun der Rothaarigen ihre Aufmerksamkeit. „Gleich beginnt der Startschuss, somit möchte ich unsere Teilnehmer schon einmal bitten, sich auf das kommende Signal vorzubereiten und sich an die Startlinie zu stellen.“
 

Alle sieben Teilnehmer schienen noch nie entschlossener gewesen zu sein. Motiviert standen sie Schulter an Schulter an der Linie.
 

„Seid ihr bereit? Auf die Plätze...fertig...LOS!
 

Kaum läutete das Signal, rannten alle wie die Wilden darauflos. Jedoch hatte der ein oder andere das Problem, überhaupt auf beiden Beinen stehen zu können. Verständlich, wenn man mit zwei Skiern an den Füßen durch den Schnee laufen und das Schulgebäude umrundet haben musste.
 

So erging es beispielsweise Lev oder auch Hinata.
 

Bokuto dagegen schien sich bisher gar nicht so schlecht zu schlagen und belegte immerhin den dritten Platz, soweit es Kuroo nach knapp einem Viertel der Strecke beurteilen konnte. Trotzdem wirkte er mit den Skiern seiner Meinung nach, wie ein bescheuerter Vogel.
 

„Tetsuschka, nicht träumen! Du solltest lieber deinen besten Freund anfeuern!“, wies ihn Alisa freundlich hin, woraufhin er mit einem entschuldigenden Lächeln reagierte und nach Bokuto Ausschau hielt. Doch scheinbar war dieser bereits um die Ecke abgebogen.
 

Vielleicht könnte ihr Team trotz des Handicaps mit den Minuspunkten tatsächlich einen guten Start in das Turnier hinlegen.
 

„Damit ihr euch nicht fragen müsst, wie der Zwischenstand bei den einzelnen Spielern aussieht, wird mir Suzumeda-chan zusammen mit Takeda-Sensei, die sich auf der anderen Seite des Schulgebäudes befinden, gleich einen Zwischenbericht in Form einer Nachricht auf meinem Handy mitteilen!“
 

Große Aufregung herrschte im Publikum und es wurde gleich quer durcheinander geredet und spekuliert, wer wohl welchen Platz zurzeit belegen würde. Selbst als Kuroo einen kurzen Blick zu Akaashi, Kageyama und Tsukki riskierte, schienen sie höchst konzentriert und in Gedanken vertieft zu sein.
 

Was wohl Tsukki schätzte...
 

„Nun hier die Verkündung der Platzierungen von unten nach oben: Sarukui...Narita...Hinata...Lev...Konoha...Bokuto...Kai!“
 

Bokuto hatte es wirklich auf den zweiten Platz geschafft, Respekt!
 

Was viele jedoch erstaunte war die Tatsache, dass Lev nicht auf dem letzten Platz gelandet war. Insgeheim musste Kuroo zugeben, dass er ihm nicht einmal zugetraut hätte auch nur zwei Minuten auf den Beinen bleiben zu können.
 

„Sieht dich das Kerlchen mit den blonden Haaren immer so finster an, Tetsuschka?“
 

Die naive Frage Alisas brachte ihn gerade völlig aus dem Konzept.
 

Welches blonde Kerlchen? Sie meinte doch nicht etwa...-?
 

Reflexartig drehte er sich in Tsukkis Richtung um und erwischte ihn auf frischer Tat, wie er ihn anvisierte und blitzschnell wieder den Blick nach vorne richtete. Seine Augen hafteten noch einige Sekunden lang an ihm, in der Hoffnung eine Erklärung für sein Verhalten zu finden.
 

„Schau mal, da kommen die ersten Spieler!“, riss ihn Alisa euphorisch aus seiner Gedankenwelt und zog ihn am Ärmel.
 

Zu seiner Überraschung hatte es Bokuto inzwischen auf den ersten Platz geschafft, gefolgt von Kai und...LEV!?
 

Okay...dieser Junge besaß mehr Glück als Verstand, soviel stand fest!
 

Es war ein Kopf an Kopf rennen und alle drei Kandidaten gönnten sich wirklich nichts! Das Publikum feuerte ihren jeweiligen Spieler an. Motivierten sie noch für die letzten Meter. Und es schien wirklich darauf hinauszulaufen, dass Bokuto den ersten Platz belegen würde, wenn auch nur knapp.
 

Er hatte es geschafft. Der Sieg war in greifbarer Nähe. Noch nie hatte Kuroo diesen Ehrgeiz in den Augen seines besten Freundes gesehen.
 

„Es sieht fast so aus, als würde der erste Platz für die erste Runde des Turniers an Boku...-“, wollte Shirofuku gerade kommentieren, als sie auf einmal verstummte.
 

Nicht nur sie. Alle taten es.
 

Denn es geschah etwas unvorhergesehenes. Das Unmögliche!
 

Genau fünf Meter vor dem Ziel, setzte Levs berühmt-berüchtigte Tollpatschigkeit ein. An sich keine schlimme Sache, hätte er in diesem Moment nur sich zu Boden geworfen. Stattdessen hatte er auch noch Bokuto mit sich gerissen.
 

Beide landeten ziemlich unsanft im Schneehaufen und ernteten anschließend das Gelächter der Leute. Nicht von allen, aber von den meisten.
 

„Los LYOVOCHKA! Nur noch diese lächerlichen paar Meter“, ertönte es von der Halbrussin, während Kuroo nur den Kopf schütteln konnte.
 

Kai sah die beiden kurz an, ehe er auf das Ziel zusteuerte und den ersten Platz belegte.
 

„Und der Gewinner aus Runde eins ist...Kai!“
 

Mit großer Mühe schafften es Lev und Bokuto sich aufzurappeln, wobei letzterer von beiden ziemlich weggetreten aussah. Vermutlich durch den Verlust seines ersten Platzes.
 

Ihre Konkurrenz schlief jedoch nicht. Hinata und Konoha waren kurz davor sie zu überholen.
 

„Na los! Zeig es ihnen Bo oder besitzt du etwa nur einen großen Schnabel?!“, rief Kuroo ins Publikum, um seinen besten Freund etwas anzustacheln – mit Erfolg!
 

Der Wingspiker versuchte die letzten Meter schnellstmöglich hinter sich zu bringen, doch Lev wollte sich so einfach nicht geschlagen geben.
 

Skier an Skier – Zentimeter um Zentimeter – Stärke um Stärke.
 

Beide gaben ihr bestes. Beide waren von den Strapazen schon ziemlich erschöpft. Und so geschah es, dass sie gleichzeitig das Ziel erreichten und sich anschließend auf den Schnee fallen ließen.
 

Von überall hörte man Jubelschreie. Sogar Yaku war aufgesprungen und rannte auf Lev zu.
 

Plötzlich wurde der Schwarzhaarige von Alisa umarmt, welche ihm einen Kuss auf die Wange drückte und andauernd schrie „Bravo, Brüderchen!“
 

Vermutlich hatte sie nur aus Freude über den zweiten Platz für ihren Bruder so reagiert. Etwas perplex hielt sich Kuroo die geküsste Stelle hin und strich darüber.
 

Genau in diesem Moment nahm er weder Akaashis Seitenblick wahr, noch das Tsukki verärgert in die Turnhalle stürmte...
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Wie konnte er nur so naiv sein und denken, dass die Probleme zwischen ihnen durch ein einfaches Gespräch gelöst werden könnten?
 

Ihm war im Moment alles scheiß egal. Jeder konnte ihn gerade mal kreuzweise. Jetzt hatte er definitiv die Nase gestrichen voll! Er hatte sogar Akaashi und Bokuto einfach stehen gelassen und seine Sporttasche mitgenommen. Einer der Anderen würde sie schon zu seinem Haus bringen.
 

Sogar ihr überraschender zweiter Platz vor versammelter Mannschaft ging ihm gekonnt am Arsch vorbei. Was ihn mehr zur Weißglut trieb war nicht etwa die Tatsache, dass Kuroo scheinbar wieder glücklich in einer Beziehung war, nein! Das was ihn am allermeisten aufregte war, dass er allen sein Glück auf dem Silbertablett servieren musste.
 

Er war keines Wegs eifersüchtig, nicht solange er Tsukishima Kei hieß!
 

Energisch steckte er den Schlüssel in das Schloss seiner Haustür und wollte beinahe gewaltsam die Tür aufsperren, als er hinter sich, eine ihm sehr vertraute Stimme wahrnahm:
 

„Wir haben uns eine lange Zeit nicht mehr gesehen, nicht wahr Kei?“

Turn.

Kuroo P.O.V
 

Nach ihrem überraschendem Unentschieden gegen Lev war die Stimmung im Publikum förmlich explodiert und kaum zu bremsen gewesen. Überall waren Jubelschreie zu hören und ein Ende schien vorerst nicht in Sicht zu sein. Beinahe so, als würden sie sich alle in einem regelrechten Rausch befinden.
 

Trotz den lautstarken Anfeuerungen der Zuschauer, blendete der Schwarzhaarige alles um sich herum aus. Seine Gedanken waren alles, nur nicht mehr auf diesem Planeten.
 

Und alles nur wegen eines einzigen Kusses auf die Wange.
 

Noch immer berührten seine Fingerspitzen die Stelle, an der die Lippen der Halbrussin ihn berührt hatten. Sie fühlte sich immer noch warm an und kribbelte ein wenig an seiner Haut.
 

Dennoch plagte ihn ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Fast so, als ob er einen gewissen jemand hintergangen hätte. Kuroo schloss für einen kurzen Augenblick die Augen.
 

Er musste runterkommen.
 

Alisa war eine hübsche Lady und es war auch kein Wunder, dass ihr viele Männer verfallen waren. Wer es nicht tat, war seiner Meinung nach gehirnamputiert oder stockschwul.
 

Der Schwarzhaarige zählte sich zu keinen von beiden Dingen. Trotzdem hatte er kein sexuelles Interesse an ihr. Dafür gab es nur einen einzigen Grund und tief in seinem Herzen wusste er es selbst, wollte die Wahrheit und den Schmerz allerdings nicht mehr länger ertragen...
 

„Tetsuschka.“ Vorsichtig stupste Alisa ihn an der Schulter an und holte ihn in die Realität zurück. „Wollen wir zu Lyovochka und Koutarou-kun gehen?“
 

Ein langsames Nicken seinerseits und sie schritten gemeinsam auf die beiden zu. Erst jetzt bemerkte Kuroo, dass Kageyama bereits vor seinem besten Freund in die Hocke gegangen war, um ihm aufzuhelfen. Zu seiner Überraschung war dort allerdings auch...
 

„Oi Akaashi“, staunte er nicht schlecht und fuhr sich über seine schwarzen Haare. „Musst du dich selbst bei diesem Event um unseren Pechvogel kümmern?“
 

Der Ausdruck des Vizekapitäns blieb weiterhin emotionslos. Was dann aber folgte, war ein Konter, der selbst für die Verhältnisse des Setters ziemlich hart war. „Würde dir vielleicht auch nicht schaden, Kuroo-san.“
 

Wow! Hatte er gerade etwas verpasst oder war die Stimmung gerade frostiger als das Wetter geworden?
 

Zum Glück war Alisa gerade mit Yaku und ihrem Bruder beschäftigt, sodass sie von der Unterhaltung nichts mitbekommen würde.
 

„Ich wüsste nicht, warum. Bo kann auf sich selber aufpassen.“
 

Schwungvoll zog Akaashi seine Augenbraue nach oben. „Ihn meinte ich damit sicherlich nicht.“
 

Für den Hauch einer Sekunde stand er auf dem Schlauch, bis es schließlich klick machte.
 

Meinte er etwa Tsukki?
 

Seine Iriden wanderten zur Zuschauermenge und weiter zum gesamten Schulhof. Keine Spur von ihm.
 

Wo steckte er nur?
 

* *
 

„Kuroo-san, wir müssen reden.“
 

Erstaunt sah ihn der Ältere etwas verwirrt an. Eigentlich hatte er gedacht, dass der Setter schon lange das Schulgelände verlassen hätte und er selbst noch als Einziger in der Umkleidekabine übrig geblieben sei.
 

„Okay, um was geht's?“, fragte er unbeeindruckt und packte seine Sachen ein.
 

Akaashi fackelte nicht lange herum und kam gleich zu seinem Anliegen. „Kuroo-san, du hast es sicherlich vorhin auch schon bemerkt, oder?“
 

Er hatte gerade nicht die geringste Ahnung, was Akaashi da gerade meinte!
 

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wovon du gerade sprichst“, antwortete er ihm wahrheitsgemäß und zuckte ahnungslos mit den Schultern.
 

Der Setter verschränkte seine Arme eisern vor die Brust und wirkte zum ersten Mal nach langer Zeit ziemlich verärgert. Seine gesamte Körperhaltung war angespannt.
 

„Du willst mir sagen, dass du nicht bemerkt hast, dass er urplötzlich das Event verlassen hat?“
 

Kuroo spürte einen fetten Kloß im Hals. Versuchte ihn herunter zu schlucken und starrte ihn mit leicht geöffneten Lippen an.
 

Wie hatte er das schon wieder herausgefunden?
 

„Es ist nicht sonderlich schwer deine Gedanken zu erahnen“, merkte Akaashi an und bohrte seine Fingernägel tiefer in seinen Oberarm. „Man kann dich lesen wie ein offenes Buch.“
 

Zerknirscht wandte der Schwarzhaarige den Blick von dem Jüngeren ab und versuchte zu verstehen, warum er immer wieder mit Tsukki in Verbindung gebracht werden musste.
 

„Und wenn schon...es ist meine Angelegenheit, ob ich es bemerke oder nicht. Für mich ist er nichts weiter, als ein Mitglied meines aktuellen Teams. Mehr nicht.“
 

Gewaltsam stopfte er seine Sachen in die Trainingstasche und wollte nicht eine weitere Sekunde mit ihm in der Kabine verbringen. Jedoch machte ihm Akaashi einen Strich durch die Rechnung, als der Middleblocker gerade zum Gehen ansetzen wollte, indem er ihm den Weg zum Ausgang versperrte.
 

Bevor Kuroo etwas dazu erwidern konnte, wurde er von seinem Gegenüber harsch unterbrochen. „Ich weiß, dass ich kein Recht habe mich einzumischen. Kein Recht habe dir zu sagen, was Recht und Unrecht ist. Aber ich kann es mir nicht mehr länger mitansehen und...-“
 

„Keiji? Was ist denn los?“
 

Angelockt durch die Stimmen in der Umkleide, streckte Bokuto skeptisch seinen Kopf durch die offene Tür und betrachtete zunächst seinen festen und im Anschluss seinen besten Freund. Seine goldenen Iriden schrien förmlich nach Neugierde und Verwunderung.
 

Gerade als Nekomas Kapitän ihm erklären wollte, dass ihre belanglose Diskussion soeben zu Ende war, schnitt ihm Akaashi das Wort ab und drehte sich zu seinem Kapitän um.
 

„Koutarou-san. Bitte geh schon einmal vor. Wir haben hier noch etwas zu klären.“
 

Normalerweise hätte Bokuto solange keine Ruhe gegeben, bis er von ihnen erfahren hätte, um was es ging. Allerdings hatte er noch nie seinen Freund mit einem derart düsteren Blick gesehen, dass er es tatsächlich etwas mit der Furcht zu tun bekam und schwer schluckte.
 

„K-Keiji...-“
 

Doch schon wandte sich dieser wieder Kuroo zu und ignorierte seinen Kapitän. „Weißt du eigentlich was dein Problem ist? Dein Problem ist, dass du Tsukishima-kun nicht vergessen kannst. Und um dich abzulenken, hast du dir die Schwester deines Teamkameraden angelacht!“
 

Okay...genug ist genug! Er brauchte sich doch so was nicht gefallen lassen!
 

Er musste zugeben, dass Akaashis Ansage es ganz schön in sich hatte und viele wahrscheinlich vor Schreck wie erstarrt gewesen wären. Aber er, Kuroo Tetsurou, würde mit Sicherheit nicht den Schwanz einziehen.
 

Nicht mal für seinen besten Freund, welcher immer noch verdattert am Türrahmen stand und von allen ignoriert wurde.
 

„Kannst du mir mal erklären, was dich das alles angeht? Ich will keine alten Kamellen in Erinnerung rufen, aber er war es gewesen, der alles beendet hat. Ich verschwende sicherlich nicht meine kostbare Zeit dafür, auch nur eine Sekunde an ihn zu denken.“
 

Lüge. Auch wenn es eine Lüge war, dass er nicht an Tsukki dachte, wünschte er sich, dass sie der Wahrheit entsprechen würde. Denn dann wäre er vielleicht wieder im Stande glücklich zu werden. Doch alles klang aus dem Munde einfacher, als die Umsetzung versprach.
 

„Und was das mit Alisa betrifft: Ich wüsste nicht...-“
 

„Ist dir eigentlich klar, dass Tsukishima-kun euch gesehen hat, als sie dich geküsst hat? Wieso musstet ihr das in seiner unmittelbaren Nähe...-“
 

Weiter ließ ihn Kuroo nicht reden. Mit einem Schlag gegen die Wand neben ihm, beendete er alles. Die Anschuldigungen. Die sinnlose Diskussion.
 

Vielleicht sogar seine Freundschaft zu Akaashi.
 

Seine Haare verdeckten seine Augen. Keiner konnte in diesem Moment erkennen, wie viele Emotionen sie widerspiegelten.
 

Er wollte nur noch eines – weg hier!
 

Also drängte er sich an ihm vorbei und konnte auch nicht seinem besten Freund in die Augen blicken. Ging so schnell ihn seine Beine trugen weiter.
 

„Bro, warte!“
 

Gekonnt ignorierte er die Rufe Bokutos. Er war sogar so sehr in seiner Welt gefangen, dass er nicht die weitere Person bemerkte, welche sich die ganze Zeit über an der Wand im Flur angelehnt und das Gespräch zwischen Akaashi und ihm mitbekommen hatte...
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

„Oh man! Tut das gut, nach so langer Zeit mal wieder zu Hause zu sein!“
 

Tsukishima beobachtete seinen Bruder dabei, wie er sich streckte und seine riesige Tasche einfach in die nächste Ecke befördert hatte. Der Middleblocker konnte sich sehr gut vorstellen, wie viel Sehnsucht Akiteru nach seiner Familie und auch Saeko hatte.
 

„Du warst doch nur ein paar Wochen weg“, kommentierte er trocken und drückte das Kissen näher an seine Brust.
 

Der Ältere sah ihn erst verdutzt an, ehe ein leises Lachen seine Kehle verließ. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ein paar Wochen alles bewirken können. Irgendwann wirst du es vielleicht verstehen wie es ist, Freunde und Familie seltener zu sehen.“
 

Plötzlich zog sich alles in Tsukishima zusammen und seine Augen blickten etwas betrübt aus dem Fenster. Hinaus in die Dunkelheit.
 

Natürlich kannte er dieses Gefühl, nur hatte er zum damaligen Zeitpunkt nicht gewusst unter welcher Kategorie er dieses Empfinden einordnen sollte. Damals, als Kuroo und er sich noch getroffen hatten.
 

Wieso hasste ihn das Schicksal so sehr? Konnte er die Erinnerungen an Kuroo nicht einfach löschen?
 

Seine mürrische Laune blieb vor Akiteru nicht unbemerkt. Dieser setzte sich aufrecht hin und sah ihn besorgt an.
 

„Kei ist alles in Ordnung mit dir?“
 

Guter Witz!
 

Beinahe hätte er über diese Frage angefangen zu lachen. Wenn sein Bruder nur wüsste, was bei ihm zurzeit los war, würde er vermutlich nicht mehr von seiner Seite weichen und ihn mit seiner übertriebenen Fürsorge auf den Geist gehen.
 

Was er von seiner Affäre zu Kuroo halten würde, wollte sich Tsukishima erst gar nicht ausmalen.
 

Bevor ihm eine vernünftige Antwort dazu einfiel, klingelte es an der Tür. Er konnte sich bereits denken, wer bei ihm nach Einbruch der Dunkelheit noch klingelte.
 

„Huch? Erwarten wir noch etwa Besuch? Oder hat Kaa-san ihren Schlüssel vergessen?“, fragte Akiteru verwundert nach und stand nun auf.
 

Der Erstklässler tat es ihm gleich und machte sich auf dem Weg zum Hauseingang. „Nein. Zwei Freunde von mir aus Tokio sind kurzfristig vorbeigekommen und werden ein paar Tage hier übernachten, weil wir ein Event an unserer Schule haben.“
 

Damit öffnete er die Tür und staunte nicht schlecht, als er nicht nur seine Gäste aus Tokio, sondern auch Yamaguchi entdeckte.
 

„Du hast uns einfach stehen gelassen...“, murmelte Akaashi und zog sich seine Schuhe aus. Er wirkte anders als gewöhnlich. So...distanziert und abweisend.
 

Etwa wegen ihm?
 

Bokuto gab keinen einzigen Ton von sich und starrte nachdenklich auf den Boden.
 

Was war dem denn über die Leber gelaufen?
 

Seine Aufmerksamkeit galt nun dem Pinch-Server, welcher seinem Blick auswich und sich keinen Millimeter vom Fleck bewegt hatte. Tsukishima wollte etwas sagen. Irgendetwas. Stattdessen jedoch, biss er sich unbewusst auf die Unterlippe und sah ihn an.
 

Was sollte er tun? Was könnte er...-?
 

„Mensch, Tadashi! Was stehst du denn in dieser Kälte herum? Komm doch herein! Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!"
 

Akiteru hatte sich zu ihnen gesellt und entdeckte nun ebenfalls die beiden Teammitglieder Fukurodanis und stellte sich ihnen vor. „Ah und ihr müsst unsere Gäste aus Tokio sein, richtig? Ich bin Keis älterer Bruder, Akiteru. Freut mich!“
 

Während sich das Duo ebenfalls vorstelle und Akaashi sich nochmals für die Gastfreundschaft bedankte, war Yamaguchi mehr als überfordert, dass konnte ihm Tsukishima an der Nasenspitze ansehen.
 

„D-Danke für das Angebot, Akiteru. Aber...ich...ähm...muss leider schon los, bis bald!“ Mit wackeligen Beinen verließ er schnellen Schrittes das Grundstück der Tsukishimas und machte sich auf dem Heimweg.
 

„War denn alles okay bei ihm?“, erkundigte sich der Student. „Er schien es ziemlich eilig gehabt zu haben.“
 

Keiner der Anwesenden sagte etwas und Akiteru beließ es dabei, auch wenn ihm der Satz „Ist wirklich alles in Ordnung?“ auf der Zunge lag und nur darauf wartete ausgesprochen zu werden.
 

„Ihr kommt also aus Tokio, hmm?“, wechselte er sogleich das Thema und sah seine Gäste an. „Sagt mal...seid ihr auch Freunde von Tetsurou? So wie Kei?“
 

Alle Blicke waren nun auf Tsukishima gerichtet. Und dieser wünschte sich mehr denn je, niemals Kuroo in seinem Leben begegnet gewesen zu sein...
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Scheiße! So eine verdammte Scheiße!
 

Frustriert warf er sich in sein Bett. Sein Gesicht mit vollem Schwung in das Kissen hinein.
 

Warum? Warum hatte Tsukki einfach die Flucht ergriffen, statt ihn damit zu konfrontieren?
 

„Was bist du nur für ein Feigling?“, nuschelte er in sein Kissen hinein und hob seinen Kopf etwas nach oben.
 

Wieso interessierte es ihn so sehr, wie sich Tsukki fühlte? Was er dachte und machte?
 

„Deinem Gejammer nach zu urteilen, hast du die Sache mit Karasunos Middleblocker vermasselt.“
 

Erschrocken zuckte Kuroo zusammen und sah in Kenmas gelangweilten Augen, welcher gerade zur Tür hereingekommen war. „Tu mir den Gefallen und fange nicht auch noch an, dich einzumischen.“
 

Achselzuckend widmete dieser sich seinem Spiel weiter und tapste zu seinem Bett. „Werde ich mit Sicherheit nicht. Sonst darf ich noch Babysitter für dich spielen...als würde mir nicht Akaashi mit Bokuto schon leid tun.“
 

Zerknirscht landete Kuroos Gesicht wieder in sein Kissen.
 

Warum lief alles um ihn herum nur schief?
 

* *
 

„Bro...alles okay?“
 

Der zweite Tag des Events hatte begonnen. Allerdings waren aus Team D bisher nur Bokuto und Kuroo anwesend. Unsicher blickte ihn der Wingspiker an und wusste nicht, ob er es überhaupt wagen durfte, die Ereignisse des gestrigen Nachmittags anzusprechen.
 

Seufzend lehnte sich Kuroo gegen die kalte Mauer des Schulgebäudes an und wich seinen goldenen Iriden aus. Für einen winzigen Augenblick dachte er darüber nach, ihm zu sagen, dass alles okay wäre. Aber Bokuto war sein bester Freund und ihr Bro-Kodex besagte, immer ehrlich zueinander zu sein.
 

„Nicht wirklich“, gab er schließlich zu und lächelte verbittert. „Diese ganze Sache mit Tsukki belastet mich mehr, als ich dachte...“
 

Bokuto konnte den Schmerz aus seiner Stimme heraushören und tätschelte ihm auf den Rücken. „Wieso erzählst du ihm nicht die Wahrheit, hmm? Dann wäre …-“
 

Doch der Middleblocker hob abwehrend die Hand. Tsukki hatte damals seine Entscheidung getroffen, den Kontakt zwischen ihnen abzubrechen und er hatte sie gezwungenermaßen akzeptieren müssen. Er würde garantiert nicht noch einmal mit Bokuto über dieses Thema sprechen...und schon gar nicht über jenes mit Alisa...
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Hatte er schon einmal erwähnt, wie sehr ihn dieses Turnier ankotzte?
 

Gleich würde der zweite Teil dieser lächerlichen Veranstaltung stattfinden...das war zum Kotzen. Sie hatten zwar durch Bokuto den zweiten Platz errungen, jedoch wurden von den sechs Punkten gleich vier für ihr Verschulden mit der Teilnehmerliste abgezogen. Im Moment waren sie nicht weitaus besser als der vorletzte Platz.
 

Apropos gestern...
 

Wie befürchtet, hatte sein Bruder nichts Besseres zu tun gehabt, als seine Freunde Löcher in den Bauch zu fragen. Es war ihm schon peinlich genug gewesen, dass er Kuroo vor versammelter Mannschaft erwähnen musste. Sich allerdings mit Bokuto bis weitaus später als Mitternacht zu unterhalten, war das i-Tüpfelchen gewesen.
 

Gemeinsam mit Akaashi hatte er die „lustige“ Runde bereits frühzeitig verlassen und war zu Bett gegangen.
 

Wenn diese Plaudertasche auch nur ein Wort zu seinem Verhältnis mit Kuroo seinem Bruder gesteckt hatte, würde er zu seinem schlimmsten Alptraum werden!
 

Seltsamerweise hatte sich Akaashis Gemüt nicht verbessert und langsam fragte sich Tsukishima, ob etwas nach seinem gestrigen Verschwinden vorgefallen war.
 

„L-Leute?“
 

Die zittrige Stimme Yachis meldete sich zu Wort. Ihr gesamter Körper bebte und ob es an den frostigen Temperaturen lag oder an ihrer Furcht vor großen Menschen, war noch unklar.
 

„Ich w-wollte euch n-nur mitteilen, d-dass K-Kuroo-san heute der M-Mannschaftskapitän sein wird.“
 

Auch das noch. Jetzt würde dieser Tag definitiv zu einem noch größeren Alptraum werden, als der gestrige. Alleine die Kussszene zwischen Kuroo und dieser Haiba hatte ihn kein Auge zudrücken lassen und ihm Kopfschmerzen verursacht.
 

Verflucht sei dieses Arschgesicht!
 

„Aufgepasst, Spieler! Heute kommen wir zum zweiten Tag unseres Events! Ich hoffe ihr seid noch genauso motiviert, wie gestern! Gleich zu Beginn nochmal die aktuellen Ränge der Gruppen!“
 

Schon rückte Shirofuku zur Seite und brachte eine Flipchart, worauf eine Tabelle eingezeichnet war:
 

Event 1:
 

• Gruppe A mit sieben Punkten

• Gruppe C und Gruppe D mit jeweils sechs Punkten

• Gruppe E mit vier Punkten

• Gruppe G mit drei Punkten

• Gruppe B mit zwei Punkten

• Gruppe F mit einem Punkt
 

Aktueller Rang :
 

• Platz 1 -  Gruppe A

• Platz 2 - Gruppe C

• Platz 3 - Gruppe E

• Platz 4 - Gruppe G

• Platz 5 - Gruppe B und Gruppe D

• Platz 7 - Gruppe F
 

„Da gestern zwei Gruppen gleichzeitig den zweiten Platz belegt hatten, haben wir uns dafür entschieden, dass beide Mannschaften jeweils sechs Punkte bekommen werden. Dafür bekam der Drittplatzierte leider nur vier Punkte, statt der fünf.“
 

Tsukishima konnte das Kichern des Shrimps hören, der sich über Kageyama lustig machte und ihm frech die Zunge ausstreckte „Ha! Ihr habt uns gestern zwar besiegt, aber trotzdem bist du auf dem vorletzten Platz, bäh!“
 

Die benahmen sich wirklich, wie ein altes Ehepaar...wie nervtötend!
 

Während der Setter versuchte Hinata in die Finger zu bekommen und ihn für seinen frechen Spruch angemessen zu bestrafen, fragte sich der Blonde, was ihnen heute bevorstehen würde.
 

Ein Marathon? Parkour? Oder etwas noch viel schlimmeres?
 

„Die aktuellen Ränge haben nichts zu bedeuten, denn heute heißt es neue Chance, neues Glück!“, motivierte die Rothaarige die Sportler und erntete das lautstarke Freudengebrüll der Jungs. „Nun denn...die zweite Runde lautet Cavalerie-Battle.
 

Cavalerie-Battle? War er der Einzige, der mit diesem Spiel nichts anfangen konnte?
 

Ein kurzer Blick in die Runde verriet ihm allerdings, dass scheinbar niemand etwas mit dem Begriff anfangen konnte.
 

„Anscheinend kennt niemand von euch dieses Spiel“, bemerkte die Managerin und deutete auf ihren Flipchart. „Dann werde ich es euch mal anhand einer Zeichnung erklären."
 

Im nächsten Augenblick blätterte sie zur nächsten Seite und begann vier Figuren zu zeichnen. „Im Prinzip gibt es drei Rollen: Den König, seine beiden Ritter und das Pferd.“
 

„Die Rolle des Königs würde wunderbar zum großen König passen“, dachte sich Tsukishima belustigt und sah unauffällig zu Kageyama, welcher aufmerksam zuhörte und ihn nicht beachtete.
 

„Der König wird automatisch der heutige Kapitän eures Teams sein. Er wird zwei Bändchen ausgehändigt bekommen und jene muss er sich an die Stirn binden“, fuhr Shirofuku fort. „Seine beiden Ritter müssen versuchen, die Bändchen der anderen Könige wegzunehmen und sie anschließend ihrem eigenen König aushändigen. Diese muss er sich ebenfalls im Bereich seines Kopfes oder seiner Arme binden. Nach zehn Minuten ist das Spiel vorbei. Je nachdem wie viele Bändchen ihr habt, bekommt ihr jeweils einen Punkt dafür.“
 

„Dürfen die Ritter so viele Bändchen stehlen, wie sie möchten?“, fragte Daichi sofort nach.
 

Die Rothaarige begann daraufhin abwehrend ihre Hände zu schütteln. „Nein, nein. Jedes Ritterduo darf nur ein Bändchen pro Zug stehlen und muss es zuvor ihrem König bringen, ehe sie wieder ein weiteres nehmen dürfen. Sollte der Versuch scheitern, müssen sie ein anderes Team suchen und ihres stehlen, sonst wäre es ziemlich unfair.“
 

Soweit hatte Tsukishima die nächste Herausforderung verstanden. Allerdings bliebe noch zu klären, was die Funktion des Pferdes zu bedeuten hatte.
 

„Tja und was das Pferd angeht...das trägt den König Huckepack“, erklärte sie mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht. „Denn nur das Pferd darf den König vor den gegnerischen Rittern schützen, sonst niemand! Ach ja und den König abzusetzen ist verboten! Sollte nämlich dieser den Boden berühren, ist die Mannschaft automatisch disqualifiziert!“
 

Die neue Aufgabe schien nicht unbedingt für Begeisterung zu sorgen. Kein Wunder, im Prinzip hatte das Pferd die Arschkarte gezogen und musste ganze zehn Minuten lang rennen – mit zusätzlichem Balast auf seinem Rücken.
 

„Also dann! Besprecht euch mit eurem Team. In einer viertel Stunde stellt ihr euch an den verschiedenen Stationen auf.“
 

Während Tsukishima über einen möglichen Plan nachdachte, kamen schon seine restlichen Teammitglieder auf ihn zu. Der Anblick des Schwarzhaarigen versetzte ihm ungewollt einen Stich ins Herz.
 

„Hey, Hey, Hey! Ich übernehme gerne das Pferd“, meldete sich Bokuto zu Wort und schlang einen Arm um die Schultern seines besten Freundes. „Mit dieser Kombination sind wir unschlagbar!“
 

Kageyama hingegen sah das ganze Unterfangen etwas kritischer. „Bist du dir da sicher, Bokuto-san?“
 

„Zweifelst du etwa an meinen tollen Fähigkeiten? Möchtest du mir damit sagen, dass ich ein Schwächling bin?“
 

Der Blonde ahnte bereits was kommen würde: Bokutos berüchtigter Emo-Modus.
 

„N-Nein das meinte ich überhaupt nicht“, verneinte der Setter. „Ich meinte nur, ob es nicht sinnvoller wäre, wenn die zwei schnellsten Teammitglieder dafür sorgen würden, dass die Bändchen bei Kuroo-san landen würden?“
 

Alle Achtung. Mit dieser logischen Denkweise von ihm, hatte er nicht gerechnet. Vielleicht war dieser griesgrämige König doch nicht auf dem Kopf gefallen, wie der kleine Shrimp.
 

„Warum nicht gleich so, hey hey hey!“ Mit stolzer Brust und den Händen auf den Hüften stemmend, sah Fukurodanis Ace sie an. „Stellt sich nur noch die Frage, wer das Pferd spielt.“
 

„Von der Körpergröße her, hätte ich Tsukishima gesagt“, murmelte Kageyama und rieb sich nachdenklich das Kinn.
 

Der Blonde schenkte ihm einen hasserfüllten Blick und wandte sich an seine restlichen Teammitglieder. „Ich bin doch nicht bescheuert, dass ich den Esel für ihn spielen würde."
 

Kuroo wollte gerade seinen Senf dazu abgeben, als ihm Bokuto zuvor kam. „Pferd, Tsukki! Es handelt sich hierbei um ein Pferd! Nicht um einen Esel...aber vielleicht ist es besser, dass du nicht das Pferd spielst...ich meine...naja...sieh dich an...du siehst so aus, als würdest du bei der kleinsten Berührung zerbrechen.“
 

Wütend sah ihn Tsukishima durch seine Brille hindurch an.
 

Was bildete der sich eigentlich ein? Traute er ihm etwa so eine Aufgabe nicht zu?
 

Und obwohl der Middleblocker ahnte, dass ihn Bokuto mit diesem Spruch lediglich nur provozieren wollte, konnte er das nicht auf sich sitzen lassen.
 

Er warf einen kurzen Blick in die Runde, ehe er mit Entschlossenheit in der Stimme zu ihnen sprach. „Okay. Gehen wir's an.“
 

* *
 

Worauf hatte er sich da eingelassen?
 

Er, Tsukishima Kei, hatte sich wirklich dazu breitschlagen lassen, die Rolle des Pferdes zu übernehmen. Einen dämlichen Gaul, der seinen Ex-Lover ganze zehn Minuten auf dem Spielfeld tragen durfte. Großartig.
 

Was für eine Ironie des Schicksals...
 

„Da nun alle Mitglieder untereinander ausgesucht haben, wer welche Rolle übernimmt, würde ich zunächst die Könige und ihre Pferdchen nach vorne bitten.“
 

Pferdchen? Wie alt war sie denn bitte? Acht?
 

Anscheinend hatte Shirofuku ihren Spaß an diesem Spiel. Sie strahlte über das gesamte Gesicht und auch ihre Augen hatten einen irren Glanz darin.
 

Somit stellten sich Tsukishima und Kuroo nach vorne, abseits vom Rest ihres Teams. Ein kurzer Blick auf die anderen Gruppen zeigte dem Blonden, dass diese eine weitaus bessere Strategie verfolgt hatten, als sein eigenes Team. In jeder anderen Gruppe gab es mindestens ein Mitglied, welches man ohne große Mühen auf den Rücken tragen konnte.
 

War ja klar, dass er das Pech-Los gezogen hatte!
 

Er sah sich in seiner eigenen Aussage bestätigt, als er Yamaguchi zusammen mit Kenma entdeckte. Scheinbar war der Setter ihr König und der Pinch-Server sollte das Pferd mimen. Hier hatte Gruppe E einen erheblichen Vorteil. Nicht nur mit Kenma, sondern auch mit Hinata und dessen Geschwindigkeit für die Rolle als Ritter.
 

„Also...wie ich sehe sind alle versammelt und wir können beginnen...somit würde ich unsere Pferde bitten, etwas in die Hocke zu gehen, damit die Könige auf ihren Rücken klettern können.“
 

Tsukishima konnte schon förmlich das hinterlistige Grinsen Kuroos hinter seinem Rücken spüren, auch wenn er es aufgrund der ungünstigen Position gerade nicht sehen konnte. Zähneknirschend platzierte er ein Knie auf dem Boden und ließ das Andere angewinkelt. Ohne zu zögern stemmte sich der Schwarzhaarige mit seinem gesamten Gewicht gegen den Jüngeren.
 

Verdammt war dieser Vollidiot schwer!
 

Und auch wenn er für einen winzigen Augenblick mit zitternden Beinen wieder aufrecht stand, ließ er sich nichts anmerken. Nur das merkwürdige Gefühl seine ehemalige Affäre auf dem Rücken tragen zu müssen, schmeckte ihm überhaupt nicht.
 

„Nun denn...verteilt euch in der gesamten Halle! Sobald ihr das getan habt, dürfen die Ritter auf die Jagd gehen!“
 

Mürrisch sah sich der Blonde nach einem geeigneten Platz um, wurde allerdings von Kuroos gelangweilter Stimme in seinem Denken gestört. „Steh nicht wie angewurzelt da und stell dich auf irgendeinen freien Fleck hin. Man hört es ja förmlich in deinem Hinterkopf rattern.“
 

Das hatte dieser Arsch gerade nicht wirklich gesagt, oder? Wenn er Krieg wollte, konnte er ihn gerne haben!
 

Mit guter Miene zum bösen Spiel drehte sich Tsukishima über seine linke Schulter zu dem Älteren um und lächelte ihn provokant an. „Oh entschuldigen Sie meine Hoheit...ich wollte Ihnen gewiss nicht das Denken abnehmen, aber für gewöhnlich Handeln Sie eher aus Ihrer Intuition heraus, als das es Ihnen beliebt ihr Köpfchen zu benutzen.“
 

Natürlich war dem Blonden klar, dass Kuroo sich diesen Spruch nicht gefallen lassen würde. Und der erwartete Konterspruch ließ auch nicht lange auf sich warten.
 

„Ah! Mein Gaul beliebt es zu scherzen, soso. Na dann wollen wir doch mal sehen, ob hinter deiner großen Klappe auch etwas dahinter steckt.“
 

Gaul? Große Klappe? Na warte...dafür würde er noch büßen...
 

Bevor sie mit ihren hitzigen Wortgefechten in die zweite Runde starten konnten, ertönte der Pfiff einer Pfeife. „Da ihr euch scheinbar schon verteilt habt, darf ich den zweiten Tag unseres Events nun offiziell einläuten und die Jagd für eröffnet heißen!“
 

Verdammt! Jetzt hatte er vor lauter Diskussionen vergessen, sich eine gute Position auszuwählen!
 

So schnell ihn seine Beine trugen, lief er quer durch die Turnhalle. Er konnte bereits das Quietschen von Turnschuhen hören. Schritte, die sich immer näherten.
 

„Wohin läufst du? Hast du überhaupt einen Plan?“ Kuroos vorwurfsvolle Stimme drang in sein Ohr hinein. Der Blonde musste alle Selbstbeherrschung auf sich bringen, um ihn nicht sofort von seinem Rücken herunter zu befördern.
 

Statt ihm jedoch zu antworten, wich er im letzten Augenblick Sugawaras Arm aus, welcher nach dem Schwarzhaarigen hinter ihm fasste und versuchte ihm ein Bändchen abzunehmen. Dieser grinste spitzbübisch. „Nicht schlecht Tsukishima, leider nur nicht schnell genug.“
 

Ehe sich der Angesprochene versah, tauchte hinter ihnen Komi auf und sprang mit einem Siegerlächeln in die Lüfte. „Tja...ich denke der erste Punkt gehört uns.“
 

Tsukishimas Iriden weiteten sich. Er rechnete schon mit dem Verlust ihres Bändchens.
 

Nein! Sie würden gleich ihren ersten Punkteverlust machen und es waren noch nicht einmal zwei Minuten vergangen!
 

Doch wie aus heiterem Himmel, wurde sein Körper massiv nach unten gedrückt und der Blonde musste alle Kräfte sammeln, um nicht durch das zusätzliche Gewicht zusammenzusacken. Er konnte Kuroos starken Arme spüren, welche sich um seinen Nacken geschlungen hatten. Nahm seinen Geruch intensiver wahr. Spürte die Wärme des Älteren an seinen Wangen.
 

Er war ihm zu nah. Viel zu nah!
 

„Netter Versuch, aber auf so einen billigen Trick fallen wir sicherlich nicht herein“, meinte der Schwarzhaarige triumphierend und sah Sugawara herausfordernd an.
 

Immer noch etwas perplex von Kuroos spontaner Aktion, lief der Blonde weiter, auf der Suche nach Bokuto und Kageyama. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Brust und er wusste beim bestem Willen nicht, ob es an der körperlichen Anstrengung oder vielleicht doch an der Nähe des Älteren lag.
 

Fakt war jedoch, dass dieses Spiel seine physischen und psychischen Grenzen enorm überschreiten würde.
 

„Wir spielen erst seit knapp zwei Minuten. Wieso bist du jetzt schon aus der Puste?“, fragte der Schwarzhaarige genervt nach und verlagerte sein Gewicht wieder nach hinten.
 

Dieser miese...das würde er noch zurückbekommen!
 

„Kuroo-san! Brillenschlange!“
 

Für den Spruch hätte ihn Tsukishima im Normalfall nicht ungeschoren davonkommen gelassen und diesem Arsch von König einen verbalen Denkzettel verpasst. Allerdings ließ es die aktuelle Situation nicht zu und er grummelte nur leise vor sich hin.
 

Kageyama sah sie beide konzentriert und gleichzeitig voller Energie an. „Ich habe es leider nur geschafft eins für unser Team zu erringen. Beim nächsten Mal schaffe ich garantiert mehr."
 

Damit händigte er Kuroo das Bändchen aus und lief weiter. Der Middleblocker band es sich um den Kopf und sah dem Setter kurz nach. „Wenigstens einer, der seinen Job richtig macht.“
 

Tsukishimas Geduld wurde immer mehr und mehr zu einer Bewährungsprobe. Er merkte allerdings auch, dass sein Körper langsam anfing zu schwächeln. Seine Sicht immer verschwommener wurde.
 

Er durfte auf keinen Fall schlapp machen! Erst recht nicht in der Gegenwart dieses Idioten!
 

„Dann würde ich mir an deiner Stelle ziemliche Gedanken machen, wieso du alles falsch machst“, konterte der Blonde pfiffig zurück.
 

Ihm entging natürlich nicht, dass der Schwarzhaarige ein unterdrücktes Knurren von sich gab.
 

* *
 

Die letzte Minute wurde eingeläutet und Tsukishima hatte große Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten.
 

„Fang jetzt bloß nicht an zu schwächeln“, grummelte Kuroo und wirkte alles andere als freundlich. „Gleich ist die Zeit eh um.“
 

Der Jüngere antwortete ihm nicht, sondern überlegte sich stattdessen, wie sie in der letzten Minute vorangehen sollten. Sie hatten bisher vier Bändchen. Zwar keine große Ansammlung an Punkten, aber immerhin keine Verluste.
 

Im Verlaufe des Spiels hatten sie viele Punkte ergattern können. Jedoch verloren sie auch welche. Sei es durch die gerissene Taktik von Team A oder dem frontalen Angriff aus Team G. Und jedes Mal hatte Kuroo ihn dafür an den Pranger gestellt.
 

Wenn ihm nicht vor lauter Schwindel das Sprechen so schwer fallen würde, hätte er ihm jeden einzelnen Buchstaben zehnfach zurückgezahlt!
 

Während des Spiels sind ihm die Seitenblicke Akaashis nicht entgangen. Dabei wusste Tsukishima nicht, ob dieser seinen eigentlichen Gesundheitszustand durchschaut hatte oder nicht. Aber auch Yamaguchis Blicke blieben ihm nicht verborgen. Jedoch konnte er nicht ihre Bedeutung darin lesen. Und um ehrlich zu sein, wollte er es vielleicht auch nicht.
 

„Schlaf nicht ein! Die Nächsten kommen schon.“
 

Tsukishimas Iriden sahen Akaashi und Hinata auf sich zu laufen.
 

Auch das noch...mit diesem bescheuerten flinken Shrimp könnte es schwierig werden.
 

Mit Kuroo auf seinem Rücken lief er in die entgegensetzte Richtung und versuchte wenigstens so, etwas Zeit zu gewinnen. Es war nur noch weniger als eine Minute zu spielen
 

Seine Beine und sein Rücken schmerzten. Allerdings bereiteten ihm seine Kopfschmerzen und seine immer unklarere Sicht mehr Probleme.
 

„Du entkommst uns nicht, Stingyshima!“ Hinata hatte ihn eingeholt und Tsukishima konnte nur in letzter Sekunde verhindern, dass dieser auf sie springen und sich die Bändchen unter den Nagel reißen würde, indem er zur Seite auswich.
 

Doch leider bemerkte er zu spät, dass Akaashi sich inzwischen neben ihm befand und nun ungehindert eines der Bändchen auf Kuroos Stirn abreißen konnte.
 

Scheiße, nein!
 

„Arigatou, dass ihr es uns so einfach macht“, murmelte der Setter, ehe er mit dem Spiker zurück zu ihrem Team verschwand.
 

Allmählich verließen Tsukishima die Kräfte und er konnte ein unangenehmes Ziehen auf seiner Stirn spüren.
 

Es waren nur noch weniger als eine Minute zu spielen! Er durfte jetzt auf keinen Fall klein bei geben!
 

„Träum nicht so viel. Wir haben dafür unser Bändchen schon einbüßen müssen“, meinte Kuroo grimmig und setzte hinzu. „Such lieber einen unserer Teamkameraden. Vielleicht haben wir Glück und sie können uns noch eins aushändigen, bevor die Zeit abläuft.“
 

Tsukishima presste seine Lippen aufeinander, um sich seinen bissigen Kommentar zu verkneifen und sah sich stattdessen in der Halle um. Am anderen Ende der Halle konnte er Bokuto ausfindig machen, welcher stolz ein Bändchen in die Höhe hielt auf sie zu lief.
 

Diesem Arsch von Kuroo Tetsurou würde er es schon zeigen!
 

Er sammelte ein letztes Mal seine letzten Energiereserven ein und lief dem Wingspiker entgegen
 

„Es sind noch dreißig Sekunden zu spielen“, verkündigte Shirofuku euphorisch.
 

Jeder Schritt und jeder Atemzug tat dem Blonden weh. Er wich jedem Angriffsversuch aus, seine Augen nur auf sein Ziel gerichtet. Versuchte das Hämmern in seinem Inneren zu ignorieren.
 

„Zehn Sekunden!“
 

Mit letzter Kraft und seinem eisernen Willen schaffte es Tsukishima trotz verschwommener Sicht, tatsächlich noch Bokutos Fingerspitzen zu berühren und ihm das Bändchen abzunehmen. Reichte es nach hinten zu Kuroo.
 

Exakt in der selben Sekunde, als sich der Schwarzhaarige das Bändchen über die Stirn gebunden hatte, ertönte die schrille Pfeife Shirofukus. „Okay Jungs! Das Spiel ist vorbei!“
 

Die Zeit war um. Sie hatten es geschafft, ganze vier Punkte zu ergattern.
 

Kaum sprang Kuroo von seinem Rücken herunter, gaben seine Beine nach und sein Körper drohte auf dem Boden zu landen. Das Letzte was er mitbekam, bevor alles um ihn herum dunkel wurde, war wie mehrere Stimmen nach seinem Namen riefen.
 

„Tsukki!“

Unmask.

Kuroo P.O.V
 

Alles verlief für ihn in Zeitlupe ab. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie ihm geschah. Denn kaum hatte er wieder festen Boden unter seinen Füßen gespürt, bemerkte er plötzlich, dass Tsukki anfing komisch zu schwanken.
 

Skeptisch hob er eine Augenbraue nach oben und wollte gleichgültig mit den Achseln zucken, als der Blonde drohte nach vorne zu kippen.
 

„Tsukki!“ Reflexartig griff er in dessen T-Shirt und zog ihn zu sich. Kniete sich zusammen mit ihm auf den Boden hin und bemerkte das unaufhörliche Zittern, welches von ihm ausging.
 

Tsukkis Zusammenbruch blieb natürlich nicht unbemerkt und seine Freunde und Teamkameraden rannten auf sie zu. Ihnen war der Schock sichtlich anzumerken, insbesondere bei Yamaguchi und Bokuto.
 

„Was ist passiert?“, fragte sogleich Coach Ukai und sah Kuroo mit einem ernsten Blick an, während er den Puls des Ohnmächtigen maß.
 

Unfähig etwas über die Lippen zu bringen, starrte der dunkelhaarige Middleblocker weiterhin den Jüngeren an. Immer noch in seinen Armen kauernd, hielt er die Augen fest geschlossen
 

Was war nur los mit ihm? Ging es ihm die gesamte Zeit so schlecht? Wenn ja, warum hatte er nichts gesagt? War es etwa seine Schuld?
 

Sein schlechtes Gewissen zerfraß ihn von innen heraus auf. Inzwischen erkannte er, dass er sein Spielchen mit Tsukki vermutlich zu weit getrieben hatte. Doch er hatte keine Zeit, um länger über diese Erkenntnis nachzudenken, da ihn die Stimme von Karasunos Coach aus den Gedanken riss.
 

„Kuroo, könntest du bitte Tsukishima ins Krankenzimmer bringen? Ich werde in der Zwischenzeit seine Familie über die Geschehnisse informieren und sie bitten herzukommen.“
 

Seine Ohren hatten durchaus die Bitte Ukais wahrgenommen, jedoch gelangte die Information nicht wirklich in sein Gehirn. Noch immer war er über das, was passiert war, schockiert.
 

Vor allen Dingen: Was war denn nun mit Tsukki?
 

Bevor er darüber weiter nachdenken konnte, stand plötzlich Yamaguchi vor ihm und sah für seine Verhältnisse ungewohnt ernst aus. „Ich werde dich zum Krankenzimmer bringen.“
 

Keiner der anderen Anwesenden hatte Einwände und überließen dem Pinch-Server den Rest. Ohne Kuroo eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt Yamaguchi quer über die Turnhalle.
 

Was hatte er vor? War das der gleiche Pinch-Server Karasunos, der als Tsukkis Anhängsel bekannt war?
 

Unbewusst drückte er den Blonden näher an seine Brust und stand auf. Folgte Yamaguchi und nahm die besorgten Blicke der restlichen Spieler kaum wahr.
 

Gemeinsam traten sie hintereinander aus den Toren der Sporthalle, hinaus in den verlassenen Korridor. Es herrschte eine unheimliche Stille auf dem Schulflur und Kuroo fragte sich, ob es wirklich nur daran lag, dass keine Menschenseele außer ihnen anwesend war.
 

Oder es vielleicht doch an der angespannten Situation zwischen Yamaguchi und ihm lag?
 

Ihre Schritte hallten und mit jedem Meter wurde der Schwarzhaarige in seinem Gefühl bestärkt, dass hier etwas nicht stimmte.
 

Durch das verstärkte Zittern Tsukkis, wurde sein Griff um dessen Körper fester. Seine Augen wanderten von dessen blonden Haaren, hinunter zu seinem Gesicht. Noch immer waren seine Lider geschlossen und seine Lippen waren leicht geöffnet, als ob sie ihn praktisch dazu einluden, sie zu berühren...
 

Verflucht! Was stimmte nicht mit ihm!? Fuck...es war nur Tsukki! Tsukki, dem er die Leidenschaft zu Volleyball entfacht hatte. Derselbe Tsukki, der ihm den Laufpass gegeben und ihn wochenlang Leiden hatte lassen!
 

„Wir sind da.“ Yamaguchi sperrte die Tür auf und trat hinein, um sie anschließend dem Älteren aufhalten zu können.
 

Kuroo betrat mit großer Vorsicht den Raum, um Tsukki nicht zu verletzen und setzte ihn aufs Krankenbett ab. Ging in die Hocke und hätte beinahe nach seinen Händen gegriffen, als ihn ein Räuspern hinter sich daran erinnerte, dass sie nicht alleine waren.
 

„Danke für's herbringen, Kleiner. Aber ich denke ab hier, komme ich alleine zurecht. Coach Ukai meinte schließlich, ich solle ihn hierher bringen und auf ihn aufpassen.“
 

Als keine Reaktion vom Pinch-Server kam, drehte sich Kuroo zu ihm um, nur um festzustellen, dass dieser ihn und Tsukki abwechselnd ansah und die Hände zu Fäusten gebildet hatte. Gerade als er ihn fragen wollte, ob es ein Problem gäbe, unterbrach er ihn.
 

„Sag mal...bedeutet er dir denn gar nichts?“
 

Verblüfft blinzelte der Schwarzhaarige mit seinen Wimpern und verstand nicht ganz, was Yamaguchi damit meinte. „Von was redest du?“
 

„Tu nicht so. Ich weiß von der ganzen Geschichte zwischen euch Bescheid und frage mich ernsthaft, ob er dir jemals etwas bedeutet hat.“ Er klang verbittert und sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Traurigkeit an. „Ich weiß, dass er derjenige war, der die Sache zwischen euch beendet hat und ich kann durchaus verstehen, dass du deswegen immer noch sauer bist. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, ihn wie das letzte Stück Dreck zu behandeln.“
 

Der Schwarzhaarige presste seine Lippen aufeinander und sah zur Seite. Mittlerweile ging es ihm ziemlich auf den Geist, dass sich jeder in seine Angelegenheiten einmischte und dachte, dass man alles besser wüsste. Dennoch...
 

Tsukki hat sich also doch jemanden aus seinem Freundeskreis geöffnet...puh...
 

Nicht in Millionen von Jahren hätte er gedacht, dass der Blonde sich gegenüber jemandem aus seinem Umfeld outen und erst recht nicht die Geschichte zwischen ihnen erzählen würde.
 

„Hör mal zu Kleiner...die Sache zwischen Tsukki und mir geht dich nichts an. Halt dich also bitte da raus.“ Sein eiskalter Blick fokussierte regelrecht den Jüngeren. Yamaguchi schien trotz innerlicher Unruhe standzuhalten und verschränkte eisern seine Arme vor die Brust.
 

„Das werde ich mit Sicherheit nicht. Wegen dir, wäre er beinahe aus dem Volleyball-Team geflogen und weißt du auch warum? Weil du es warst, der ihm eigentlich den Laufpass gegeben hat und nicht umgekehrt.“
 

Aus dem Volleyball-Team geflogen? Seine Schuld? Das hatte dieser Zwerg nicht gerade allen ernstes gesagt, oder?
 

Wutentbrannt stand er auf und packte ihn am Kragen. Zog ihn etwas in die Höhe und sah ihn bedrohlich an. „Sag mal, tickst du nicht mehr ganz richtig? Ich soll alles beendet haben? Kannst du mir mal verraten, was du für einen Bullshit erzählst?“
 

Der Pinch-Server versuchte sich aus den Fängen des Kapitäns zu befreien und gab ächzende Geräusche von sich. Kämpfte mit der Angst, die langsam in ihm aufkeimte.
 

„Kuroo-san! Hör auf!“
 

„Bro, was tust du da?!“
 

In letzter Minute trennten Kageyama und Bokuto die beiden voneinander, wobei der Wingspiker seinen besten Freund mit großer Mühe festhielt. Während Yamaguchi nach Luft japste und gleichzeitig hustete, bebte Kuroos Körper. Sein Adrenalin stieg weiter an. Er war kurz davor zu explodieren.
 

„Lass mich los, Bo. Ich muss diese Sache alleine klären!“
 

Er bemerkte zu seiner eigenen Verwunderung, dass er tatsächlich losgelassen wurde. Gerade als er sich zu Bokuto umdrehen wollte, verpasste ihm dieser eine Faust ins Gesicht. Überrascht von dessen Handlung, taumelte er etwas nach hinten, konnte aber sein Gleichgewicht halten.
 

Hatte sein bester Freund nun endgültig seinen Verstand verloren?
 

Etwas zerknirscht hielt er sich die pochende Stelle an seiner Wange und sah ihn finster an. Als sich ihre Blicke jedoch trafen, hielt er für einen kurzen Augenblick inne.
 

Jegliche Wärme war aus Bokutos Iriden verschwunden. Nur noch blanke Wut war in ihnen zu erkennen.
 

„Was ist in dich gefahren? Spinnst du jetzt total?!“ Seine Stimme klang brüchig und entzürnt zugleich. „Ich...ich erkenne dich überhaupt nicht wieder! Was ist nur los mit dir?!“
 

Eigentlich kannte er die Antwort selbst. Und es tat ihm in der Seele weh, dass er seinem Bro in der momentanen Situation nicht helfen konnte. Doch Kuroo hatte sich entschieden und musste nun die Konsequenzen tragen.
 

„Deinen Scheiß höre ich mir nicht mehr länger an!“
 

Damit steuerte er, geladen von all seinen negativen Emotionen, die Tür an. Bokuto wollte ihn aufhalten und hielt ihn beim Vorbeigehen am Handgelenk fest. „Warte! Wenn du jetzt durch diese Tür schreitest...dann verlierst du alles.
 

Ein kurzer Blickkontakt zwischen ihnen genügte, um zu erkennen, dass sich der Schwarzhaarige schon längst entschieden hatte. Er riss sich aus seinem Griff heraus und warf allen noch einen finsteren Blick zu, ehe seine Augen zu dem bewusstlosen Tsukki wanderten.
 

Seine Wut verblasste und ehrliche Reue, sowie Sorge erschienen stattdessen in seinen Iriden.
 

Tsukki...
 

Wie sehr er in diesem Moment an seiner Seite geblieben wäre. Gewartet hätte, bis er seine Lider wieder öffnete. Mit ihm über alles gesprochen und ihm die Sache mit Alisa erklärt hätte.
 

Aber es gab für ihn kein zurück mehr. Somit schwang er die Tür auf und ließ sie mit einem lauten Krachen ins Schloss fallen.
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Wo zum Teufel war er?
 

Sichtlich verwirrt über den ihm unbekannten Ort, verstand er nun überhaupt nichts mehr. Er saß auf einer Holzbank, zusammen mit Akaashi, Kenma und sämtlichen Spielern Nekomas. Sie trugen alle Anzüge und wirkten etwas älter.
 

War er nicht noch bis vor wenigen Sekunden in der Sporthalle der Karasuno-High gewesen?
 

Das hier war definitiv nicht die Halle, oh nein. Sie befanden sich alle in einer Kapelle.
 

Was hatte er bitteschön in einer Kapelle zu suchen?
 

Alle Augen waren nach vorne gerichtet und Tsukishima tat es ihnen gleich und bereute es sofort.
 

Vorne beim Pfarrer standen Bokuto und Kuroo und schienen sich zu unterhalten.
 

Kuroo-san...
 

Er wirkte glücklich, wenn auch etwas nervös. Sein bester Freund schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und murmelte ihm etwas zu. Tatsächlich wirkte er nun wesentlich entspannter.
 

Überfordert mit der Gesamtsituation, massierte er sich seine Schläfen und suchte nach einer logischen Erklärung für das Ganze.
 

Kuroo heiratete? Wenn ja, wieso war er überhaupt hier? Das konnte doch nicht die Realität sein!
 

Unauffällig schielte Tsukishima zu seinem Sitznachbarn und stupste ihn schließlich an. Er brauchte dringend ein paar Antworten.
 

Als Akaashi sich zu ihm drehte und ihn fragend ansah, sah er seine Chance gekommen „Entschuldige Akaashi-san...aber ich bin sichtlich verwirrt. Ist diese Hochzeit irgendein dummer Scherz, den ich nicht verstehe?“
 

„Ich scheine nicht ganz zu verstehen, Tsukishima-kun“, flüsterte er und hielt seine Hand am Mundwinkel. „Was denn für ein Scherz?“
 

Blankes Entsetzen spiegelten sich in seinen goldfarbenen Augen wider.
 

Sollte das etwa heißen, dass Kuroo tatsächlich in den nächsten paar Minuten in den Bund der Ehe eintreten würde?
 

„Tsukishima-kun geht es dir nicht gut?“ Besorgt musterte ihn Akaashi von der Seite an.
 

Auch Kenma hatte inzwischen mitbekommen, dass sich die beiden unterhielten und sah sie offensichtlich zweifelnd an.
 

Bevor Tsukishima etwas sagen konnte, standen alle um ihn herum auf und er tat es ihnen gleich. Ihre Blicke fielen automatisch zur Eingangstür. Und nun wusste er auch warum.
 

Langsamen Schrittes, immer noch darauf bedacht mit dem pompösen Kleid nirgendwo hängen zu bleiben, betrat die Braut die Kapelle. Ihr Gesicht war durch den Schleier bedeckt, wirkte dennoch anmutig und graziös.
 

Als der Blonde erkannte, dass sie von Lev zum Traualtar begleitet wurde, fiel bei ihm der Groschen.
 

Moment mal, Lev? Dann muss die Braut...
 

Die Tatsache, dass Kuroo überhaupt heiratete, hatte seine gesamten Eingeweide zusammengezogen und ihm einen stechenden Schmerz in seinem Herzen verursacht. Dass es sich aber ausgerechnet auch noch um Alisa handelte, war für ihn zu viel des Guten.
 

Er konnte nicht verhindern, in seiner Gedankenwelt zu versinken. Sich seinen angestauten Emotionen hingab.
 

Nur durch das ruckartige Ziehen an seinem Anzug und den schmerzenden Aufprall seines Hinterns, hatte er es zu verdanken, dass er mental nicht abgedriftet war.
 

Akaashi ließ ihn los und sah ihn argwöhnisch an. „Tsukishima-kun? Alles okay?“
 

„Nichts...es ist nur...es hat mich überrascht, dass Kuroo-san heiraten wird. Und dann auch noch sie.
 

Sekunden verstrichen. Der Setter hatte seine Augen von ihm nicht abgewandt, schien aber über seine Worte nachzudenken, bis er schließlich tief durchatmete und seine Stimme senkte.
 

„Bereust du es zu seiner Hochzeit gekommen zu sein? Ich meine...ihr habt euch zwar nach langem hin und her wieder vertragen...aber das heißt noch lange nicht, dass keine Gefühle mehr im Spiel sind.“
 

Ungläubig sah ihn Tsukishima an und wollte von ihm wissen, was er meinte. „Worauf willst du hinaus?“
 

Er zögerte kurz, ehe er ihm eine Gegenfrage stellte. „Kannst du damit leben, dass du Kuroo-san nach dem heutigen Tag, für immer verloren hast?“
 

Sein Herz begann unaufhörlich gegen seinen Brustkorb zu hämmern. Wollte am liebsten herausspringen und blindlings in die Arme des Bräutigams springen.
 

Wieso tat ihm dieses Arschgesicht nur so weh? War dies die Rache dafür gewesen , dass er ihnen einst keine weitere Chance gegeben hatte?
 

Er musste mit allen Mitteln diese Zeremonie stoppen, koste es, was es wolle!
 

Niemals hätte er von sich gedacht, dass er aus emotionalen Gründen, dermaßen handeln würde.
 

Tch. Was hatte dieser selbstverliebte Vollidiot nur mit ihm angestellt?
 

Mit einem Satz sprang er auf und erntete alle Blicke auf sich. Unbeirrt lief er auf direktem Wege zu Kuroo. Hielt ihn am Kragen fest, nur um ihm direkt in die Augen blicken zu können.
 

In seine vor erschrockenen, schönen haselnussbraunen Augen!
 

Entsetzen machte sich bei den Gästen breit. Alisa hielt sich schockiert die Hände vor den Lippen. Sowohl ihr Bruder, wie auch Bokuto, wollten ihn von Kuroo wegzerren, aber er hielt ihn wie ein Ertrinkender eisern fest.
 

Tsukishima wusste, dass es wahrscheinlich schon zu spät war, aber er musste es einfach riskieren!
 

Jedoch kam alles anders, als er sich vorgestellt hatte. Sein Körper und Geist machten nicht mehr mit. Konnte kein Wort mehr über die Lippen bringen und seine Zunge fühlte sich taub an. Seine Sicht verschwamm und mit ihm sein Umfeld.
 

Nein! Er musste es ihm doch noch unbedingt sagen!
 

Seine Lider schlossen sich gegen seinen Willen und sackte in Kuroos Armen zusammen. Verlor das Bewusstsein
 

* *
 

Verschwitzt öffnete Tsukishima seine Augen und schlug seine Bettdecke affektiv zur Seite. Sein Oberkörper war nach vorne gebeugt, seine Atmung schwer.
 

Orientierungslos wanderten seine Augen nach vorne und erkannte, dass er sich scheinbar im Krankenzimmer der Karasuno-High befand.
 

Wieso lag er hier, im Krankenzimmer der Schule? Was war passiert?
 

„Tsukki!“ Erschrocken zuckte der Blonde bei der Stimme zusammen und sah geradewegs in die eulenhaften Augen Bokutos. „Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht!
 

Etwas überfordert mit der Situation, hielt er sich die Stirn.
 

Er hatte diese ganze Hochzeitskacke mit Kuroo nur geträumt? Also war er zurück in der Realität und es hatte nie eine Hochzeitsfeier stattgefunden?
 

Der Druck in seiner Brust wurde schwächer und es fiel ihm wieder leichter zu atmen. Nun konnte er sich ganz in Ruhe dem nächsten Problem widmen: Bokuto.
 

Was machte diese nervtötende Eule hier? Und seit wann redete er wieder mit ihm außerhalb ihres Vier-Mann-Teams?
 

Nicht wissend, wie er der derzeitigen Situation Einhalt gebieten sollte, betrat seine Rettung in Form von Akaashi den Raum.
 

Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen und nahm auf dem letzten freien Stuhl platz. „Wie geht es dir, Tsukishima-kun? Tut dir irgendetwas weh?“
 

Der Angesprochene schüttelte verneinend seinen Kopf, begann jedoch im nächsten Moment lautstark zu husten und sich stöhnend den Kopf zu halten.
 

„Das habe ich mir fast gedacht. Der Stress in der letzten Zeit ist nicht spurlos an dir vorbeigegangen. Das heutige Event hat dir den Rest gegeben.“
 

Der Setter hatte wieder seinen neutralen Gesichtsausdruck aufgelegt und schielte nun zu seinem festen Freund. „Wolltest du ihm nicht noch etwas zu sagen, Koutarou-san?“
 

Augenblicklich zuckte der Wingspiker zusammen und sah Akaashi vorwurfsvoll an. „Oi Keiji! Doch nicht jetzt, oder? Können wir das nicht auf später verschieben, wenn wir wieder bei Tsukki sind?“
 

Leider war dieser überhaupt nicht begeistert von der Idee Bokutos. „Ist das nicht schon wieder eine lahme Ausrede, um sich davor zu drücken?“
 

„Das ist nicht wahr!“, meinte er empört und blies beleidigt seine Backen auf.
 

Tsukishima verstand nun überhaupt nichts mehr und klinkte sich in die Diskussion der beiden ein. „Kann mir mal jemand erklären, was das ganze Theater soll?“
 

Schuldbewusst sah ihm Bokuto in die Augen und faltete seine Hände ineinander. „Ich schätze...ich habe....vielleicht etwas überreagiert...du weißt schon...wegen Tetsurou und dir.“
 

Versuchte sich diese Nervensäge gerade bei ihm zu entschuldigen? Hatte er erneut das Bewusstsein verloren?
 

Eigentlich war ihm diese ganze Sache einfach nur lästig. Er war nicht wirklich böse auf Bokuto und konnte ihn sogar etwas verstehen, was er natürlich niemals preisgeben würde.
 

„Unter einer Entschuldigung verstehe ich aber etwas anderes“, warf Akaashi nach mehreren Sekunden des Schweigens ein. „Das von eben war lediglich ein lausiger Ausweichmanöver.“
 

„Hey!“
 

Bevor eine erneute Diskussion seiten Bokutos entfacht werden konnte, beendete sie der Blonde rechtzeitig. „Schon okay, Akaashi-san.“
 

Die Augen des Wingspikers begannen unheimlich zu glitzern und warf seinem Freund einen triumphalen Seitenblick zu. Noch ehe er ihm die Sache unter die Nase reiben konnte, wurde ein weiteres Mal die Tür geöffnet.
 

Es war Akiteru.
 

Tsukishima erkannte sofort die Sorge in den Augen seines Bruders. Vermutlich hatte irgendjemand aus dem Team, seine Familie umgehend nach seinem Zusammenbruch informiert.
 

„Kei...“
 

Akiteru war in die Hocke gegangen und winkte sogleich das Angebot der Tokioter ab, sich auf einen der beiden Stühle von ihnen zu setzen. Er versuchte ein aufmunterndes Lächeln zustande zu bringen, was ihm kläglich misslang.
 

Wieso sah er ihn mit diesen unendlich trübsinnigen Augen an?
 

Tsukishima krallte seine Finger in die Bettdecke und sah seinen Bruder verbittert an. Hätte ihm am liebsten irgendeinen Spruch an den Kopf geworfen. Beim Anblick Akiterus hielt er allerdings inne und rang in seinem Inneren mit den Worten.
 

Nein! Warum passierte dieser Scheiß ausgerechnet jetzt?
 

Eine starke Hand legte sich auf seiner Schulter und drückte leicht zu. Akiteru sah ihn dabei mit einem traurigen Lächeln an.
 

„Lass uns nach Hause fahren, Kei.“
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Sein Herz raste. Kannte keine Pause. Und alles nur, weil er wie ein Größenwahnsinniger aus dem Krankenzimmer gestürmt war. Gestürmt, aber sicherlich nicht geflüchtet!
 

Er war wütend auf diesen kleinen Giftzwerg von Pinch-Server, gekränkt von seinem besten Freund und schließlich absolut konfus wegen allem was mit Tsukki zu tun hatte!
 

„Verdammt nochmal...wieso bekomme ich ihn einfach nicht mehr aus meinem Kopf?“, fluchte Kuroo vor sich hin und verzweifelte inzwischen etwas an seinem eigenen gesunden Menschenverstand.
 

Dieser Vorfall mit Tsukki hatte ihn realisieren lassen, dass er sein Spielchen mit ihm definitiv über die Stränge geschlagen hatte. Noch immer war er über den Anblick seines Ex-Liebhabers erschüttert gewesen. Er war in seinen Armen einfach zusammengesackt und hatte die Augen einfach nicht mehr geöffnet.
 

Bloß nicht sensibel werden! Tsukki hatte ihn abgeschrieben und er würde es ihm gleichtun!
 

Gerade, als er die Tür zur Sporthalle öffnen wollte, rannte ihm Alisa in die Arme.
 

Perfektes Timing!
 

„Tetsuchka, da bist du ja wieder!“, freute sich die Halbrussin und hielt wieder etwas Abstand zu ihm. „ Wie geht es Tsukishima-kun?“
 

Er hatte Alisa wirklich gern, aber er hatte überhaupt keine Zeit mit ihr Smalltalk zu halten. Stattdessen kam er gleich zu seinem Anliegen und zog sie in eine sichere Ecke der Flurs, wo sie keiner sofort belauschen oder stören könnte!
 

„Alisa...“, begann er und hielt zitternd ihre beiden Hände in seine. Ignorierte ihre Frage und schämte sich für seine ruppige Art gegenüber ihr „Ich bitte dich. Händige mir den Brief von Tsukki so schnell es geht aus. Ich muss endlich mit der ganzen Sache abschließen und meinen Seelenfrieden finden.“
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Die Autofahrt stellte sich für Tsukishima als persönliches Gefängnis heraus. Normalweise genoss der Blonde jede Sekunde der Ruhe und der Stille und würde am liebsten nur noch Stimmen in Form der Lieder seiner favorisierten Interpreten mit seinen SOMY-Kopfhörern anhören.
 

Eigentlich...
 

Sein Blick schweifte nun nach links zum Fahrer. Akiterus Gesichtszüge wirkten etwas betrübt und seine Finger krallten sich unbewusst tiefer in das Lenkrad hinein.
 

Die Reaktion seines Bruders, als dieser im Krankenzimmer aufgetaucht war, ließ ihn einfach nicht mehr los.
 

Dieses Lächeln.
 

Es erinnerte ihn an damals, als sein Bruder die schlimmste Zeit seines Lebens hatte. Sein Traum von einem Stammplatz, geschweige denn der eines Ace, auf der Karasuno-High zerstört wurde.
 

„Sag mal Kei...“ Akiteru klang seltsam. Mit einer ungewohnt tiefen und ernsten Stimme. „ Was ist in letzter Zeit nur los mit dir, hm? Ich erkenne dich kaum noch wieder.“
 

Tsukishima wusste es. Sein Bruder war nicht blind und dumm schon gar nicht. Lügen waren nicht sein Fall, aber ihm die Wahrheit sagen, konnte er auch nicht. Er hegte definitiv keinen Mangel an Vertrauen gegenüber Akiteru. Es lag eher daran, dass er seine wahren Gefühle nicht einfach auf dem Silbertablett servierte und laut aussprach. Sowie ein gewisser kleiner orangehaariger Shrimp.
 

Scheinbar schien sein Schweigen seinem Bruder als Antwort zu genügen, denn im Anschluss entkam ein resignierter Seufzer über seine Lippen.
 

„Versuch mir bitte nichts vorzumachen, Kei. Ich bin dein Bruder und auch wenn du den Sicherheitsabstand zu deinen meisten Mitmenschen pflegst, mir kannst du nichts vormachen.“
 

Ein freudloses Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Für Tsukishima war dieser Anblick mehr, als er ertragen konnte und wandte sein Gesicht demonstrativ zum Fenster hinaus. „Tzk. Könntest du bitte damit aufhören, dich in mein Leben einzumischen?“
 

„Es ist wegen Tetsurou, nicht wahr?“
 

Diese plötzliche Gegenfrage hatte ihn, Tsukishima Kei, gerade eiskalt erwischt. Akiteru hatte seine innere Mauer erklommen und die andere Seite seines Herzens betreten. Er war einer der Wenigen, die es jemals geschafft hatten, zu ihm durchzudringen.
 

Dennoch...
 

Woher wusste er es? Haben ihn seine Freunde verraten? Ahnte er bereits etwas wegen Kuroo und ihm?
 

Ihm schwirrten tausende Fragen durch den Kopf. Der Blonde versuchte seine Mimik aufrecht zu erhalten sich von seiner Frage nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
 

„Wie kommst du auf Kuroo-san?“
 

Akiterus gesamte Körperhaltung spannte sich an und er begann unruhig auf das Lenkrad zu trommeln. Vermutlich weil ihm die gesamte Situation ziemlich schwer fiel.
 

„Ich finde...du hast dich seit deiner Freundschaft zu ihm verändert...“
 

Wenn er wüsste, dass es vieles, aber definitiv keine Freundschaft war!
 

Der Ältere schluckte den dicken Kloß in seinem Hals hinunter und setzte fort. „Verstehe mich bitte nicht falsch...ich meine es im Positiven! Du bist für deine Verhältnisse definitiv...geselliger geworden. Von deiner Leidenschaft zu Volleyball ganz zu schweigen. Er hat einen guten Einfluss auf dich.“
 

Ein guter Einfluss? Dieser Kerl hatte ihn den letzten Nerv geraubt!
 

„Aber...seit einiger Zeit hast du dich ziemlich verändert. Und ich kann eins und eins zusammen zählen oder wieso übernachten nur Koutarou und Keiji bei uns zu Hause?“
 

Ertappt legte Tsukishima seine kalten Fingerspitzen auf die Lippen. Wollte sich in Schweigen hüllen, doch sein Bruder hatte andere Pläne.
 

„Hast du dich mit Tetsurou gestritten? Womöglich sogar den Kontakt abgebrochen?“
 

Goldbraune Iriden sahen schockiert zu Akiteru rüber. Spätestens nach diesem Satz war sich der Middleblocker sicher, dass einer seiner Freunde seinem Bruder etwas erzählt haben musste.
 

„Tch. Und wenn schon. Es ist besser so.“
 

Die Kälte in seinen Augen war zurückgekehrt. Allerdings versuchten sie den Schmerz, welchen er versuchte seit Wochen zu entrinnen, zu verbergen. Jedoch vergebens.
 

Warum? Warum konnte er nicht endlich mit diesem Thema abschließen?
 

„Kei.“ Der Student fuhr das Auto in die Einfahrt hinein und schaltete den Motor ab. Atmete tief ein und sah ihn schließlich eindringlich an. „Liebst du ihn?“

Regret & Forgiveness.

Tsukki P.O.V
 

„Liebst du ihn?“
 

Akiterus Frage hatte sich wie ein widerlicher kleiner Parasit, den Weg in sein Gehörgang gesucht und sich anschließend tief in sein Gehirn eingenistet.
 

Auf der Suche nach der Wahrheit.
 

Ironischerweise kannte noch nicht einmal Tsukishima selbst die Antwort darauf. Natürlich hätte er am liebsten die Frage seines Bruders sofort verneint, jedoch widerstrebte es ein Großteil seines Inneren, diese Worte laut auszusprechen.
 

Zugegeben: Er konnte nicht leugnen, dass er in der Vergangenheit für Nekomas Kapitän ein gewisses Interesse gehabt hatte. Vielleicht waren damals sogar tatsächlich Gefühle im Spiel gewesen, aber Liebe?
 

Urgh...alles bloß das nicht!
 

Tsukishima bekam bei dem L-Wort das Kotzen. Es war nichts Persönliches, schließlich gönnte er ja auch seinem Bruder dessen Liebesglück mit Saeko. Oder Akaashis mit Bokuto. Das Problem lag vielmehr darin, dass er mit dem Begriff Liebe absolut nichts anfangen konnte. Für ihn bedeutete dieses Wort nichts weiter, als pure Abhängig - und Anhänglichkeit.
 

Andererseits...
 

Wieso raste dann sein Herz mit steigender Tendenz nach oben, wenn er auch nur seinen Namen hörte?
 

Sein Herz begann unermüdlich gegen seinen Brustkorb zu pochen. Krampfhaft hielt er seine rechte Hand an seine linke Brust fest und versuchte so, den stechenden Schmerz darin zu lindern. Unbewusst biss er sich auf die Unterlippe und konnte leicht den metallischen Geschmack von Blut schmecken.
 

Wie konnte ihn nur ein simpler Satz dermaßen aus dem Konzept bringen?
 

„Alles okay bei dir?“ Besorgt sah ihn Akiteru an und seufzte resigniert auf. „Du musst mir darauf keine Antwort geben, wenn du es nicht möchtest.“
 

Verneinend bewegte Tsukishima seinen Kopf, vermied allerdings nach wie vor den Blickkontakt mit ihm. „Das ist es nicht...es ist nur...etwas kompliziert. Es könnte durchaus sein, dass du mich nach unserem Gespräch nicht mehr so ansehen wirst, wie bisher.“
 

Verblüfft über die Aussage seines jüngeren Bruders, weiteten sich seine Iriden und schluckte hörbar den dicken Kloß in seinem Hals herunter. Konnte die Anspannung spüren, die seinen Körper drohte einzunehmen.
 

„Was meinst du damit? Wieso sollte ich dich mit anderen Augen sehen? Du bist doch schließlich mein Bruder.“
 

Ein verbittertes Lächeln zierte die Mundwinkel des Middleblockers. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen.
 

Ja...ein „toller“ Bruder, der seinem älteren Bruder nichts als Sorgen bereitete und nicht einmal offen mit ihm reden konnte. Er war doch nichts weiter, als eine Witzfigur.
 

Langsam schielte er zu seiner Rechten und zum ersten Mal seit sie im Auto saßen, sah er Akiteru direkt von Angesicht zu Angesicht an. Er konnte die Besorgnis in seinen Augen deutlich herauslesen. Allerdings konnte er noch etwas anderes in ihnen erkennen:
 

Enttäuschung und Traurigkeit.
 

Es war keines Falls in seiner Absicht gewesen, seinem Bruder zu Misstrauen. Doch die Chance, dass er auf seine Antwort hin, womöglich alles Andere als angetan reagieren könnte, war nicht abwegig.
 

Tsukishima erwartete keines Weges, dass er diesbezüglich ausrasten würde. Dafür waren sie beide einfach nicht der Typ dafür.
 

Verdammt, wieso musste alles so kompliziert sein?
 

Seine Lider sanken wieder nach unten und verlor somit wieder den Blickkontakt zu ihm.
 

Bei dem, was jetzt kommen würde, würde er ihm definitiv nicht in die Augen sehen können...
 

„Ich weiß es nicht“, antwortete er beinahe flüsternd und spannte sämtliche Muskeln an seinem Körper an. „Fakt ist jedoch, dass Kuroo-san...dass er...-“
 

Was genau eigentlich? Anziehend ist? Sich stets wie ein störrisches Kleinkind benimmt? Der erste Mensch war, der ihm auf einer bisher unerklärlichen Ebene etwas bedeutet hatte?
 

Und dann passierte etwas, womit er nie im Leben gerechnet hätte. Etwas, was seine analytischen und strategischen Gedankengänge im Normalfall niemals erlaubt hätten. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um den Normalfall. Also ließ er einfach die Bombe platzen und erzählte seinem Bruder alles.
 

Seine gemeinsame Geschichte mit Kuroo.
 

Die pikanten Details ließ er selbstverständlich aus. In einem derartig benommenen Zustand befand er sich zum Glück noch nicht.
 

Während seiner Erzählung, starrte er weiterhin vor sich hin. Konnte Akiterus intensiven Blick auf sich spüren und hatte sogar insgeheim die Befürchtung gehabt, dass sein Bruder jeden Augenblick vor schockierender Informationsflut zusammenklappen könnte.
 

Endlich hatte sich Tsukishima ihm geöffnet und er merkte, wie die Anspannung langsam nachließ und in ihm ein Gefühl der Befreiung auslöste. Es war alles gesagt, was es zwischen ihnen zu sagen gab.
 

Jetzt lag es an dem Studenten, sich zu entscheiden, wie er mit der kompletten Situation umgehen würde.
 

Der Ältere schwieg jedoch und machte keine Anstalten etwas zu sagen. Im Auto herrschte beängstigende Stille. Tsukishima konnte seinen eigenen Atem sehen und spürte, wie die Nervosität langsam drohte zurückzukehren.
 

Wieso verdammt nochmal sagte sein Bruder nichts?
 

Mit einer gewissen Vorsicht hob er seine Lider an. Wusste nicht, was genau ihn erwarten würde. Als sich ihre Blicke trafen, konnte er erkennen, dass Akiteru noch immer die selbe Intensität in seinen Augen hatte. Ein kurzer Blick auf das Lenkrad verriet ihm, dass sein Bruder sich scheinbar zu sehr auf das Gespräch fokussiert und überhaupt nicht realisiert hatte, wie sich seine Finger tief in das Leder gebohrt hatten.
 

Es vergingen weitere Minuten und langsam drohte sein Pokerface aufzufliegen. Er stand kurz davor, seine gesamten Lasten der letzten Wochen und Monate, in einem Schrei herauszulassen. Allerdings kam ihm Akiteru zuvor, indem er scharf die Luft einsog und sich in seinem Ledersitz zurücklehnte. Den Blick betrübt aus dem Fenster gerichtet hatte, gefolgt von einem traurigen Lächeln.
 

Gleich war es soweit...er würde irgendetwas Enttäuschendes aussprechen und...-
 

„Puh...Kei...du hast eine ganz schön große Geheimniskrämerei darum gemacht, nicht wahr?“, fragte er den Middleblocker und sah ihn wieder an. „Ich möchte mir nicht im Entferntesten vorstellen, auf wie viele Nächte Schlaf du bereits verzichten musstest, weil es dich so sehr beschäftigt hat.“
 

Was zum...? Mehr hatte er nicht zu sagen?
 

Verständnislos sah ihn Tsukishima an und versuchte ihn zu verstehen. Je mehr er jedoch darüber nachdachte, desto weniger ergab das Verhalten seines Bruders einen Sinn. Er hatte mit großem Unbehagen oder Überforderung gerechnet.
 

Aber definitiv nicht mit Mitgefühl oder gar Akzeptanz.
 

„Warum...warum zeigst du so viel Verständnis dafür? Ich verstehe es nicht“, murmelte der blonde Middleblocker und faltete seine Hände auf seinen Schoß.
 

Nachdenklich tippte Akiteru auf sein Kinn. Wollte ihm seine Reaktion so gut wie nur möglich erklären. „Weil daran nichts verwerfliches ist, Kei. Das Wichtigste für mich ist, dass du glücklich bist. Mehr nicht.“
 

Eine schwere Last war soeben von ihm genommen und durch ein befreiendes Gefühl der Erleichterung ersetzt worden. Auch wenn er es nicht äußerlich zeigte, war er insgeheim froh darüber, dass ihn sein älterer Bruder nicht von sich gestoßen hatte.
 

„Danke...Nii-san.“
 

Zwei simple Wörter und doch bedeuteten sie Akiteru so viel. Viel mehr, als auf dem ersten Blick zu erahnen war. Lächelnd drehte er sich zu seinem jüngeren Bruder um und hob den Daumen nach oben.
 

Wie hatte er nur so dumm sein und an ihm zweifeln können?
 

In diesem Moment fühlte sich Tsukishima seinem Bruder näher verbunden, als jemals zuvor.
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

So eine verdammte Scheiße!
 

Frustriert schleuderte er seine Sporttasche in die nächste Ecke des Raumes und fiel rücklings auf sein Bett. Holte aus seiner Jackentasche einen weißen Briefumschlag heraus und hielt ihn nach oben. Starrte anschließend wie hypnotisiert auf das kleine Kuvert in seinen Händen.
 

Tsukkis Brief.
 

Lange Zeit hatte er ihn nicht mehr zwischen seinen Fingern gehalten. Den Brief praktisch aus seinem Blickfeld verschwinden lassen. Aus seinem Leben verbannen, konnte er ihn hingegen nicht. Zu sehr hängte er an diesem Stück Papier. Bis auf die Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit, war es das Letzte, was ihm noch von seinem Kouhai noch übrig geblieben war.
 

Nachdenklich fuhr er sich über seine schwarze Mähne und versuchte nicht sentimental zu werden. Sein Vorhaben gestaltete sich allerdings schwieriger, als gedacht.
 

Tsukkis Zusammenbruch. Die Ansage dieses Sommersprossen-Grünschnabels. Und schließlich die Auseinandersetzung zwischen Bokuto und ihm. Das alles hatte ihm nur eines verdeutlicht:
 

Er hätte es niemals soweit kommen lassen dürfen.
 

Schuldbewusst kniff Kuroo seine Augen fest zusammen und realisierte erst in diesem Augenblick, was sein abstoßendes Verhalten eigentlich angerichtet hatte.
 

Er war nichts weiter, als eine absolute Pfeife.
 

Als Kapitän Nekomas behielt er stets den Überblick und vertraute auf sein Bauchgefühl. Handelte dementsprechend und konnte sich darüber nicht beschweren.
 

Nur...
 

Sobald es um das Thema Tsukki ging, schaltete sich urplötzlich sein Verstand ein und wollte ein Wörtchen mitreden. Ihn vor Ablehnung und Schmerz beschützen.
 

Ihn vor weiteren Schaden bewahren.
 

Je weiter er sich jedoch von ihm versuchte zu distanzieren, desto größer wurde die Sehnsucht nach ihm. Schlimmer wurde es dann, wenn er seine Lider schloss und Tsukki vor seinem geistigen Auge erblickte.
 

Womit hatte er diese Folter nur verdient?
 

Gerade als Kuroo drohte weiter in Selbstmitleid zu baden, öffnete sich die Tür und Kenma betrat lustlos das Zimmer. Er sah kurz zu ihm rüber und schenkte ihm seinerseits einen gleichgültigen Blick. Seine Augen wirkten desinteressiert und es schien beinahe so, als ob ihn seine Anwesenheit nicht besonders erfreuen würde.
 

Skeptisch hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue nach oben und machte noch nicht einmal Anstalten, den Brief vor ihm zu verstecken.
 

Was war denn mit Kenma los?
 

Schweigend tapste der Jüngere zu seinem Bett und legte seinen Rucksack ab. Hatte Kuroo den Rücken zugewandt. Trotzdem erkannte dieser, dass der Setter alles andere als entspannt wirkte. Seine Behauptung bestätigte sich beinahe automatisch, als Kenma sein Handy achtlos auf das Bett warf und sich seine Körperhaltung anspannte.
 

„Wie lange willst du eigentlich noch dieses Affentheater durchziehen?“ Kenmas Mimik blieb unverändert, doch als er sein Gesicht zu Kuroo wandte, konnte er die aufkeimende Wut in seinen Augen lesen.
 

Wenn er in diesem Ton mit ihm sprach, bedeutete es meistens nichts Gutes für ihn. Jedoch konnte er sich nicht erklären, was genau Kenmas Problem war. Und dieses galt es herauszufinden.
 

„Willst du mir vielleicht erklären, was zum Teufel dein Problem ist?“, feuerte er schonungslos zurück. Er konnte eine Diskussion mit ihm gerade überhaupt nicht gebrauchen. Nachgeben würde er deswegen aber sicherlich nicht.
 

Kenmas Stirn begann sich in Falten zu legen und seine Augen wurden zu Schlitzen. „Ist das denn nicht offensichtlich?“
 

So kannte er den Setter überhaupt nicht. Er schien heute auf unerklärliche Weise auf Provokation aus zu sein und das war eigentlich stets sein Job.
 

Also was zur Hölle war sein scheiß Problem?
 

„Scheinbar nicht offensichtlich genug für mich“, antwortete ihm Kuroo schnippisch zurück und musste alle Beherrschung aufbringen, seine Emotionen unter Kontrolle zu haben. Der Tag war für ihn schon anstrengend genug gewesen und musste wieder unweigerlich an Tsukki denken.
 

Wie es ihm wohl ging...?
 

Ein schmerzhafter Stich durchzog sich in seinem Herzen. Ihn im Krankenzimmer zurückgelassen zu haben, ohne Gewissheit über seinen Zustand zu besitzen, hatte ihm in der Seele wehgetan. Gleichzeitig wurde ihm dadurch aber auch bewusst, dass er unter diesem Kapitel einen Schlussstrich ziehen und alle ungeklärten Dinge ans Tageslicht bringen musste – so auch den Brief, der sich eisern zwischen seinen schlanken Fingern befand.
 

Unterdessen hatte Kenma scheinbar die Schnauze voll davon, dieses Katz- und Mausspiel länger aufrecht zu erhalten und rückte endlich mit der Sprache raus. „Du benimmst dich wie ein Vollidiot. Seit Karasunos Brillenschlange sich von dir getrennt hat, hast du dich zu deinem eigenen Nachteil verändert. Merkst du nicht, dass du dabei bist, alles zu verlieren?“
 

Erstaunt richtete sich Kuroo auf und blinzelte ihn ungläubig an. Noch nie hatte er seinen besten Freund so viele Sätze hintereinander reden gehört. Vor allen Dingen mit solch einer Intensität, die ihm eine Gänsehaut verlieh. Es war beinahe so, als ob Kenma zum ersten Mal, eine wirkliche Anteilnahme an seinem Leben haben wollte und sich offensichtlich um ihn sorgen machte. Auch wenn er es auf seine eigene verschrobene Weise zeigte.
 

Ein verbittertes Lächeln stahl sich auf seine Mundwinkel und er schloss für einen Moment die Augen.
 

Ja...
 

Ja, Kenma hatte absolut recht mit dem, was er sagte. Er stand tatsächlich so kurz davor, alle Menschen um ihn herum zu verlieren, die ihm wichtig waren. Insbesondere der Streit mit Bokuto setzte ihm gehörig zu.
 

Energisch schüttelte er den Kopf und seine schwarzen Haare fielen etwas nach vorne.
 

Dem Setter entging Kuroos Konflikt seiner Gedanken und Gefühle nicht und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ehe er ihn nach seinem Wohlbefinden fragen konnte, öffneten sich die Lider des Schwarzhaarigen und seine Iriden visierten ihn an. Ähnlich wie bei einem Panther, der seine Beute nicht aus den Augen ließ. Der Jüngere schluckte.
 

„Du hast recht. Ich habe ziemlich großen Mist gebaut und mich von meinem Ego leiten lassen. Dabei habe ich noch nicht einmal bemerkt wie ich euch, meine Freunde, verletzt habe. Gomen...“, entschuldigte sich Kuroo aufrichtig und platzierte seine Handflächen auf die Stirn. „Es ist nur...das ganze Thema mit...Tsukki...es...es ist...wieder hochgekommen.“
 

So offen hatte Kuroo schon lange nicht mehr mit ihm geredet, aber vielleicht war er endlich dazu bereit mit offenen Karten zu spielen.
 

„Du warst nie wirklich über diese Sache mit ihm hinweg, nicht wahr?“, vermutete der Blonde und deutete auf den Briefumschlag in seinen Händen. „Ist das der Brief von damals?“
 

Kuroo schwieg für einige Sekunden und warf wieder einen wehmütigen Blick auf das weiße Stück Papier in seinen Händen, ehe er seinen Kopf zur Bestätigung nickte. „Ich habe ihn vorher von Alisa abgeholt. Es hat mich eine menge Überwindung und einige Überzeugungen gekostet, aber schlussendlich hat sie ihn mir vorhin ausgehändigt. Deswegen sind wir vorhin ohne ein Wort zu sagen, ins Hotel zurückgekehrt. Sie war ganz schön überrascht, als ich sie darum gebeten habe.“
 

Es folgte eine Pause und Kenma versuchte die Informationsflut, die ihm soeben mitgeteilt wurde zu verarbeiten. Schon damals hatte er sich darüber gewundert, warum ausgerechnet Alisa den Brief aufbewahren sollte. Oder wieso er ihn nicht gleich vernichtet hatte. Je länger der Blonde darüber nachgedacht hatte, desto klarer war es ihm geworden:
 

Kuroo war in keiner einzigen Sekunde von Karasunos Middleblocker hinweggekommen.
 

Stumm richteten sich Kenmas Augen auf seine weißen Sneaker. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, in welchem desolaten Zustand sich sein bester Freund nach der Trennung des blonden Middleblockers befunden hatte. Klar, zwischen ihm und diesem Tsukiyama oder wie auch immer Karasunos Nummer elf hieß, war etwas gelaufen.
 

Aber niemals im Leben hätte er damit gerechnet, dass Kuroo möglicherweise ernsthafte Gefühle mit ins Spiel bringen könnte.
 

Die Folgen waren verheerend gewesen.
 

Keiner von ihnen – weder er selbst, noch Akaashi oder Bokuto – hatten von der Trennung die geringste Ahnung gehabt. Kuroo hatte sich seinen Kummer keineswegs anmerken lassen und das Team wie zuvor mit vollem Tatendrang und Leidenschaft weitergeführt. Doch eines Tages begann seine Fassade zu zerbröckeln und seine Maske wie Staub zerfallen zu lassen.
 

Je näher das Turnier in Tokio rückte, desto näher rückte auch der Tag ihres Wiedersehens.
 

Vermutlich war der zusätzliche Druck des Trainings zu viel für ihn gewesen. Er konnte nicht mehr länger seine emotionale Balance aufrecht erhalten.
 

Und so geschah es eines Tages, dass Kuroo glaubte in einem unbeobachteten Moment zu sein und all sein Leid von den Wurzelspitzen seines Herzens herausschrie.
 

Zu diesem Zeitpunkt hatte Kenma zufälligerweise vor der Umkleidekabine gewartet und war mit der Situation völlig überfordert gewesen. In einer Kurzschlussreaktion hatte er eine Nachricht an Bokuto geschickt und ihn um seine Hilfe gebeten. Ohne Bokutos und Akaashis Hilfe hätte er womöglich an diesem Tag seinen besten Freund für immer verloren.
 

Nach diesem Ereignis war nichts weiteres mehr vorgefallen, worüber alle drei erleichtert aufgeatmet und beschlossen hatten, niemandem von dem Vorfall zu erzählen.
 

Erst durch die Verkündung ihres Trainers, dass sie nach Miyagi fahren würden, erkannte Kenma die Veränderung des Älteren. Er hatte noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als der den Namen Karasuno gehört hatte.
 

Was ihm allerdings ein noch viel größeres Rätsel war:
 

Weshalb hatte Alisa überhaupt den Brief mit nach Miyagi mitgenommen? Inwiefern hatte die Sache mit Karasunos Middleblocker mit Levs Schwester zu tun?
 

„Kuro. Beantworte mir eine Frage – in welcher Verbindung stehst du zu Alisa?“
 

Keine Antwort.
 

Stattdessen spannte sich sein Kiefer an und verdeckte seine Augen mit beiden Händen vor der Stirn. Beinahe so, als ob er verhindern wollte, dass ihm Kenma direkt in die Augen blicken konnte.
 

„Okay, es ist so und zwar...“
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Nachdenklich lag Tsukishima in seinem Bett und blickte zu seiner Zimmerdecke hinauf. Viele Gedanken rasten ihm durch den Kopf. Der Grund hierfür war das Gespräch mit seinem Bruder. Sie hatten noch eine ganze Weile im Auto gesessen und über alles Mögliche geredet gehabt.
 

Hauptthema ihrer Unterhaltung war nach wie vor jedoch sein Geständnis gewesen.
 

Akiteru hatte nicht verstanden, weshalb er nicht schon viel früher eingeweiht wurde und warum er ein großes Geheimnis um seine sexuelle Orientierung machte. Schließlich lebten sie im 21. Jahrhundert.
 

Doch es war leichter gesagt, als getan.
 

Ein Outing brachte nicht nur positive Reaktionen der Anderen mit sich. Bestes Beispiel war hierfür Yamaguchi, bei dem es in die Hose ging.
 

Wütend drehte er sich auf die Seite und musste unwillkürlich an die momentane Situation zwischen ihnen denken. Noch nie hatten sie für so lange Zeit, keinen Kontakt mehr miteinander gehabt. Es war ungewohnt ihn nicht um sich zu haben. Auch wenn Tsukishima es nicht zugab, war der Pinch-Server einer seiner wenigen Vertrauten.
 

Aber waren sie überhaupt noch Freunde?
 

Das plötzliche Klopfen an seiner Tür unterbrach seine verbitterten Gedanken. Ehe er den Eintritt in sein Zimmer gewähren konnte, betrat Akaashi bereits den Raum und schloss die Tür.
 

Seit wann war Akaashi wieder bei ihm Zuhause?
 

„Verzeih mir die Störung, Tsukishima-kun“, entschuldigte sich der Setter und stemmte die rechte Hand locker an seine Hüfte. „Ich wollte mich nach deinem Wohlbefinden erkundigen.“
 

Tsukishima begann sich aufrecht hinzusetzen und zuckte nichtssagend mit den Schultern. „Ganz okay...denke ich mal. Aber alleine deswegen bist du nicht hierher gekommen, oder?"
 

Schmunzelnd nahm Akaashi auf dem Stuhl platz und wirkte sichtlich entspannt.
 

„Das ist korrekt. Ich bin im Flur deinem Bruder über den Weg gelaufen. Er sah ziemlich zufrieden aus, im Vergleich zu davor. Ich habe zwar eine leise Ahnung wohin der Wind weht, aber ich würde es gerne von dir hören.“
 

Darum ging es also...
 

Tsukishima wusste es bereits seit ihrer ersten Begegnung in Tokio. Der Setter verfügte über eine unglaubliche Menschenkenntnis, sogar bei einer eher undurchschaubaren Person wie ihm. Was er anfangs vielleicht lästig oder gar argwöhnisch fand, empfand er jetzt definitiv als Vorteil. Es erleichterte ihm die Kommunikation mit Akaashi um einiges.
 

Und das sollte bei ihm als wortkarger Mensch etwas heißen.
 

„Uhm...ja. Ja, es war ganz okay...denke ich mal.“
 

Es war mehr als das und das wussten sie beide. Allerdings fiel es Tsukishima nach wie vor schwer, über seine Gefühle zu sprechen, auch wenn es sich hierbei um einen guten Freund handelte. Aber Akaashi verstand auch so, was er meinte und lächelte zufrieden. „Das hört sich doch gut an.“
 

Erstaunlicherweise war es das tatsächlich. Das Gespräch zwischen ihnen war für seinen älteren Bruder von mindestens so großer Bedeutung, wie für ihn selbst gewesen. Eventuell sogar mehr.
 

Jahrelang hatte Akiteru versucht ihr zertrümmertes Verhältnis wieder aufzubauen, nachdem er damals gelogen und sich selbst etwas vorgemacht hatte. Tsukishima war ihm deswegen niemals böse oder gar nachtragend gewesen. Konnte seine Beweggründe sogar nachvollziehen. Dennoch vermutete er stark, dass sich sein Bruder irgendwo die Schuld gab, dass seine Leidenschaft für Volleyball dermaßen abgekühlt war.
 

Der Sieg gegen Shiratorizawa war für ihn vermutlich ein Zeichen gewesen, dass sein jüngerer Bruder sich von der Vergangenheit gelöst und seinen eigenen Weg geebnet hatte.
 

Tch...das klang widerlich nach Poesie...
 

„Tsukishima-kun.“ Der Blonde verschwand aus seiner Gedankenwelt und bemerkte Akaashis Blick, der auf ihm ruhte. „Da gäbe es noch einen Grund, warum ich dich aufgesucht habe. Du würdest mir damit wirklich helfen.“
 

Verwundert sah ihn der Middleblocker durch seine Brille an und wartete ab. Lange musste er auch nicht warten.
 

„Auch wenn er es nicht zugibt, hat Koutarou-san sich vermutlich heute beim Spiel überanstrengt und dabei sein Knie etwas zu sehr belastet. Könntest du mir vielleicht ein Kühlpad geben, wenn das möglich wäre?“
 

Ohne auf die Frage zu antworten, stand Tsukishima von seinem Bett auf und verließ das Zimmer.
 

Wozu auch? Wenn Akaashi oder generell jemand ihn um eine derart simple Sache bat, wäre eine Antwort hierfür ziemlich überflüssig gewesen, oder?
 

Beim Hinuntergehen der Treppenstufen waren seine Augen auf den Boden gerichtet und auf jeden einzelnen Schritt bedacht.
 

Akaashis Fürsorge für seinen Freund hatte ihm wiedereinmal klar gemacht, wie sehr er beide insgeheim beneidete. Auf dem ersten Blick schien die Zuneigung stets von Bokuto auszugehen. Wenn man es aber genauer betrachtete, so kam sie genauso vom Setter zurück – eben nur diskreter und nicht auf direktem Wege.
 

„Hey...Tsukki.“
 

Abrupt hielt er inne und erstarrte. Sein Herz schlug zwei Takte schneller und er glaubte zu halluzinieren.
 

Diese Stimme...diese unverkennbare Stimme...das war doch nicht möglich, oder?
 

Etwas zögerlich richteten sich seine Lider nach vorne. Beim Anblick auf die Person vor sich, weiteten sich seine goldbraunen Iriden und alles in ihm begann sich zu drehen.
 

Die olivfarbenen Augen, die etwas schimmerten. Die dunklen Haare, die ihm etwas wirr abstanden. Die vielen Sommersprossen, die sein unverkennbares Markenzeichen waren – zumindest optisch gesehen.
 

Vor ihm stand niemand anderes, als Yamaguchi Tadashi.
 

* *
 

Was wollten sie ausgerechnet hier?
 

Mit etwas Abstand war Tsukishima ihm bis zum nahegelegenen Park ihres Viertels gefolgt. Auf dem Weg dorthin hatten sie kein einziges Wort miteinander ausgetauscht und auch jetzt schien es so, als ob sich ihr Schweigen weiter ausdehnen würde.
 

Er wäre niemals in diese kuriose Lage geraten, wenn Akaashi ihn nicht unter einem simplen Vorwand nach unten gelotst und damit auf Yamaguchi getroffen wäre. Natürlich hatte der Blonde sofort eins und eins zusammengezählt.
 

Kluger Schachzug, dass musste er Akaashi lassen...
 

Im Nachhinein betrachtet war der Plan von Fukurodanis Vizekapitän so offensichtlich gewesen und dennoch war er auf ihn hereingefallen.
 

Seine Intuition hatte stark nachgelassen...
 

Der erste Schritt, überhaupt ein Aufeinandertreffen zu zweit zu bewerkstelligen, war hiermit getan. Aber es gab noch ein viel größeres Hindernis zu bewältigen – nämlich erst eine Konversation zustande zu bringen.
 

Erst nach gefühlt hunderten von Stunden peinlichen Schweigens, hatte Yamaguchi seinen gesamten Mut zusammengenommen und es geschafft, ihn um ein Vier-Augen-Gespräch zu bitten. Der Middleblocker hatte allerdings nicht sofort eingewilligt und ihn weiterhin misstrauisch gemustert.
 

Nach all den Tagen tauchte er aus heiterem Himmel auf und wollte mit ihm reden?
 

Schließlich stimmte er einem Gespräch, unter der Bedingung nach draußen zu gehen, zu. Er wollte es auf keinen Fall riskieren, dass bestimmte Störenfriede – wie Bokuto oder sein Bruder – dazwischenfunkten. Yamaguchi hatte allem ohne zu zögern zugestimmt, ihn aber gebeten, ihm zu folgen.
 

Und so waren sie hier gelandet und standen mitten auf dem verlassenen Spielplatz des Parks. Umgeben von Schnee und Frost.
 

Warum zum Teufel wollte Yamaguchi hierhin?
 

„Gomen, Tsukki. Du hast dir extra die Mühe gemacht, um hierher zu kommen. Dabei solltest dich eigentlich schonen“, sprach der Pinch-Server besorgt. „Aber dieser Ort hier...erinnerst du dich noch? Hier sind wir uns zum ersten Mal begegnet.“
 

Tatsächlich, jetzt fiel es ihm wieder ein!
 

Tsukishima konnte sich noch grob daran erinnern, wie Yamaguchi von ein paar Jungs festgehalten und geärgert wurde. Er hatte irgendetwas zu ihnen gesagt und war seinen Weg weitergegangen. Einige Tage später war der Sommerspross aus heiterem Himmel in seiner Sporthalle aufgetaucht und hatte sich bei ihm für seine indirekte Hilfe bedankt. Als er auch noch seine coolen – eher gesagt Akiterus alten Sportschuhe – gesehen hatte, war es der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft gewesen.
 

Doch wieso wollte er ausgerechnet jetzt an diesen Ort zurückkehren? Wollte Yamaguchi ihn etwa...?
 

„Weißt du...ich denke, dass der Abstand zwischen uns von Nöten gewesen war. Vor allen Dingen musste ich mir selbst einiges erst einmal klar werden, bevor ich dir gegenüber treten konnte.“
 

Yamaguchi drehte sich nun zu ihm um und sah ihn mit einem entschlossenen Blick an. Er konnte nicht sagen, was jetzt auf ihn zukommen würde.
 

„Gestern nach dem Spiel habe ich eine ziemlich heftige Diskussion zwischen Akaashi-san und Kuroo-san mitbekommen“, erklärte er weiter und biss sich auf die Unterlippe. „Und in diesem Gespräch ging es um dich.“
 

Erstaunt blinzelte Tsukishima und versuchte das Gesagte soeben zu realisieren.
 

Sie hatten sich gestritten? Seinetwegen? Aber wieso wusste er dann davon nichts?
 

Die Neuigkeit traf ihn wie der perfekte Schmetter eines Volleyballs – mitten ins Gesicht. Allmählich setzte sich das Puzzle zusammen und nun verstand er auch Akaashis abweisendes Verhalten vom Vortag. Tsukishima hatte zwar gespürt, dass etwas mit dem Setter nicht stimmte. Das Kuroo hinter seinem Missmut steckte, hätte er allerdings nicht vermutet.
 

Was er allerdings nach wie vor nicht verstand...
 

„Wieso erzählst du mir das überhaupt?“, wollte Tsukishima sogleich wissen und sah ihn misstrauisch an.
 

Obwohl der Pinch-Server mit dieser Frage gerechnet hatte, fiel es ihm nicht leicht, die Frage nach dem warum zu beantworten. Doch er hatte keine andere Wahl.
 

„Weil mich diese Szene zum Nachdenken angeregt hat“, antwortete Yamaguchi ehrlich und und sein Blick schweifte nach oben. „Nachdem Akaashi-san und Bokuto-san mich bemerkt hatten, gingen wir gemeinsam nach Hause. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie die Stimmung gewesen sein dürfte...aber dann hat Bokuto-san mir plötzlich eine Frage gestellt, mit der ich niemals gerechnet hätte.“
 

Überrascht hob Tsukishima beide Augenbrauen nach oben.
 

„Er fragte mich, ob ich tatsächlich auf dich oder in Wirklichkeit auf jemand ganz anderes wütend wäre. Ich muss zugeben, dass ich erst heute auf die Antwort gekommen bin.“
 

Diesmal sah ihn der Blonde stumm an. Brachte keinen Ton heraus.
 

Bokuto-san hatte mit ihm gesprochen? Wegen ihm? Aber zu dieser Zeit hatte er doch kein einziges Wort mit ihm geredet!
 

„Anfangs war ich wirklich von dir enttäuscht gewesen, weil du mir nichts von alldem erzählt hattest, was dich in letzter Zeit belastet hat...das du neue Freunde gefunden hattest, denen du scheinbar mehr vertrautest als mir, deinem besten Freund“, meinte Yamaguchi und lächelte traurig. „Aber als du heute umgekippt bist, habe ich gespürt, dass nicht du den Fehler begannen hattest...sondern ich.“
 

Tsukishima sagte nichts. Schwieg weiterhin eisern.
 

„Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, wie belastend es für dich gewesen sein muss, mit kaum einem Menschen darüber gesprochen zu haben. Deine Tokioter-Freunde waren nicht hier und so blieb dir nichts anderes übrig, als dein Geheimnis vor deinen Teamkameraden...deiner Familie...und mir zu bewahren. Die Erkenntnis hat mich dazu gebracht Bokuto-san und Akaashi-san, auf dem heutigen Nachhauseweg abzupassen und ihnen meine neue Sicht auf die Dinge, die geschehen sind, zu erklären. Schließlich hatte sich Akaashi-san dazu bereit erklärt, mir zu helfen. Und allmählich verstehe ich auch, warum du ihnen so sehr vertraust.“
 

Wie aufs Stichwort verbeugte sich Yamaguchi vor seinem besten Freund. Seine gesamte Anspannung sprang dem Blonden förmlich ins Gesicht.
 

Was machte dieser Idiot denn da?
 

„Verzeih mir...bitte. Für alles, was ich dir angetan habe. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages vergeben...“
 

Unfassbar.
 

Tsukishima kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Seine Augen waren auf die Größe von Walnüssen geweitet. Der Unglaube kroch durch seine Glieder.
 

Bis vor wenigen Augenblicken war der Brillenträger, der felsenfesten Überzeugung gewesen, dass alles seine Schuld gewesen war und er mit seinem Outing seinen besten Freund damit vergrault hatte.
 

Aber nun, da er Yamaguchis Sichtweise gehört hatte, verstand er umso einiges mehr und konnte seine Reaktion nachvollziehen.
 

Noch immer war die Situation für ihn so surreal.
 

Mit langsamen Schritten kam er dem Pinch-Server immer näher. Jeder Schritt, den er ging, ließ ihn klar werden, wie viel ihm eigentlich an seiner Freundschaft zu Yamaguchi lag. Wie sehr ihn dieser Anblick störte.
 

Wie sehr er sich wünschte, dass die Eiszeit zwischen ihnen niemals gewesen wäre.
 

Nun stand Tsukishima nur noch zwei Meter von ihm entfernt und konnte ihn leicht zittern sehen. Für den Jüngeren war es bestimmt eine große Herausforderung gewesen, angesichts ihres Streits, den ersten Schritt zu wagen.
 

Dafür verdiente er seine Anerkennung.
 

Er streckte vorsichtig seine Hand entgegen und strecke seine Fingerspitzen nach ihm aus. Bestimmt kniff Yamaguchi in diesem Moment die Augen fest zusammen. Kurz bevor er seine Haare berühren konnte, hielt er für einen Moment inne.
 

Zu einer Freundschaft gehörten immer zwei Personen. Genauso, wie zu einem Streit! Wenn er also dafür sorgen wollte, dass zwischen ihnen nichts mehr stand, musste er auch seine Fehler eingestehen.
 

„Es war nicht nur deine Schuld gewesen. Ich trage auch eine gewisse Mitschuld daran. Hätte ich dir von Anfang die ganze Sache anvertraut, wäre es nicht soweit gekommen.“
 

Damit hielt er ihm seine Hand entgegen.
 

Als Geste der Entschuldigung. Aber auch als Geste der Vergebung und eines Neuanfangs.
 

Zunächst hob Yamaguchi den Blick fragend nach oben. Sah zuerst seinen besten Freund und anschließend dessen ausgestreckte Hand an. Eine Mischung aus Unbehagen und Freude machte sich in ihm breit.
 

Schließlich erwiderte er nach kurzem Zögern dessen Hand und drückte sie fest. Dabei strahlte er überglücklich über das gesamte Gesicht. Und auch Tsukishima konnte sich bei dem Anblick ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
 

Über ihnen, am dunklen Himmelszelt, tauchte neben dem Mond, ein kleiner Stern auf und funkelte wunderschön.
 

So wie das Band der Freundschaft zwischen den beiden Erstklässlern.
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Noch vor Sonnenaufgang hatte Kuroo seine Sportsachen zusammengepackt und das Hotel verlassen. Er – Kuroo Tetsurou – bekannt als Morgenmuffen und Erzfeind des Frühaufstehens.
 

Allerdings blieb ihm keine andere Wahl. Denn nach seinem gestrigen Gespräch mit Kenma, war ihm bewusst geworden, dass er vor der Wahrheit davon gelaufen war.
 

Die Rede war von seinen Gefühlen zu Tsukki.
 

Tief in seinem Inneren hatte er es schon die ganze Zeit gewusst. Das ihm Tsukki mehr bedeutete, als eine einfache Bettgeschichte oder Freundschaft plus...
 


 

Flashback
 

...umso erstaunlicher war es für ihn gewesen, als er damals in seinem Geburtstagspäckchen einen Brief gefunden hatte. Zuerst war er davon ausgegangen, dass es sich lediglich um eine einfache Geburtstagskarte von ihm handeln würde. Wobei es selbst für einen sonst so distanzierten Menschen, der bei solchen Anlässen einen großen Bogen darum machte, an ein Wunder grenzte, überhaupt etwas wie eine Karte geschrieben zu haben – geschweige denn ein Geschenk zu besorgen.
 

Er hatte jedoch schnell gemerkt, dass es sich bei dem Briefumschlag keines Wegs um eine simple Geburtstagskarte handeln konnte.
 

Doch welchen Anlass hätte es sonst geben sollen, dass sich Tsukki die Mühe machen würde, einen Brief zu verfassen?
 

Zunächst beschloss er keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden und ihn auch nicht darauf anzusprechen. Sich lediglich für das gemeinsame Geschenk für Bokuto und ihn zu bedanken.
 

Aber die Ungewissheit in ihm stieg immer weiter an. Selbst indirekte Fragen über Tsukki an den Chibi, als dieser für ein paar Tage zu Besuch bei Kenma war, hatten nichts gebracht.
 

Und dann breitete sich eines Abends urplötzlich ein unangenehmes Gefühl in ihm aus, welches Warnsignale durch seinen Körper sendete und seine inneren Alarmglocken schrillen ließ.
 

War er ihm etwa überdrüssig geworden?
 

Vorstellbar war es. Schließlich hatte Tsukki ihm nie gesagt, was er tatsächlich von ihm hielt oder für ihn fühlte.
 

Dieser Gedanke schmerzte wie eine offene Wunde in seiner Seele. Der Inhalt dieses Briefes könnte ihm mehr zusetzen, als vorher angenommen. Dem war sich Kuroo bewusst.
 

Also entschied er sich dafür, lieber im Ungewissen darüber zu bleiben und darauf keine Reaktion zu zeigen, als eine mögliche Angriffsfläche für seine Gefühle zu bieten.
 

Um welcher Art Gefühle es sich allerdings handelte, hatte er damals nicht gewusst.
 

War es der Verzicht auf guten Sex? Der Verlust eines guten Freundes? Oder vielleicht mehr?
 

Jedoch hatte ihn Tsukkis plötzlicher Kontaktabbruch die Chance genommen, es genauer herauszufinden. Denn eine unendliche Leere hatte sich danach breit gemacht und ihn einen Schmerz spüren lassen, der so bitter war, dass selbst ein Turnier mit einem verletztem Bein zu gewinnen, dagegen noch ein Klacks war.
 

So sehr er sich auch bemüht hatte, sich seinen stillen Kampf mit seinem gebrochenem Herzen nicht anmerken zu lassen, war er zum Schluss doch in der Umkleidekabine des Teams wie ein jammerndes Weichei in die Knie gesunken und hatte wie am Spieß geschrien.
 

Jedoch hatte dieser Zusammenbruch für ihn etwas Gutes gehabt. Seit jeher war für ihn Schluss mit diesem Theater. Er musste sich von der Vergangenheit losreißen und ihn vergessen. Doch dazu brauchte er die Hilfe eines Freundes. Jemand, der Tsukki nicht kannte und dieser Person gleichzeitig genug Vertrauen entgegenbrachte.
 

Yaku?
 

Ja, dass wäre tatsächlich eine Möglichkeit gewesen. Wenn es da nicht diesen Dauertollpatsch Lev gäbe.
 

Kuroo wusste nicht, ob sie eine heimliche Beziehung führten oder der Halbrusse einfach in diesem Gebiet ein Genie war. Alles, aber auch wirklich alles was Yaku wusste, bekam auch er früher oder später mit.
 

Insgeheim hatte Kuroo schon einmal mit dem Gedanken gespielt gehabt, dass Lev eventuell eine Wanze in das Handy des Liberos miteingebaut haben könnte. Allerdings fehlte ihm dazu einfach die notwendige Intelligenz dafür und so verwarf der Schwarzhaarige diesen Gedanken ganz schnell wieder.
 

Moment mal...wenn er schon an Lev dachte...wieso war er nicht gleich darauf gekommen!
 

Sie könnte ihm mit Sicherheit helfen...Alisa!
 

Das Risiko, dass Lev etwas bei ihr mitbekam, war ziemlich gering. Niemals würde er es wagen, seiner geliebten Schwester auf die Nerven zu gehen oder sie irgendetwas hinterfragen.
 

Zu diesem Zeitpunkt konnte er noch nicht ahnen, dass diese Entscheidung sein Leben prägen würde...
 

Flashback Ende
 

Die schmerzlichen Erinnerungen bohrten sich wie Nadelstiche in seinen Kopf. Aber noch viel schlimmer nagte in ihm der Gedanke, dass er mit seiner damaligen Entscheidung, vielleicht das Ende zwischen ihnen heraufbeschworen hatte.
 

Inzwischen war er in der Nähe der Karasuno-High angekommen und hielt Ausschau nach einer Sitzmöglichkeit. Etwa hundert Meter weiter konnte er tatsächlich eine von schneebedeckten Bank entdecken. Stapfte durch die Schneemassen und hatte seinen roten Schal etwas nach oben gezogen, um Mund und Nase vor der Kälte zu schützen. Angekommen, entfernte er den Schnee und nahm platz.
 

Etwas nervös hielt er den Umschlag in seinen Händen. Wusste nicht, ob er bereit war ihn zu öffnen oder nicht.
 

Natürlich war er es nicht! Aber wann war man je dazu bereit, alle Bedenken über Bord zu werfen und einfach zu handeln?
 

Schnell zerriss er den Umschlag und entfaltete das Stück Papier, welches sich seit Ewigkeiten darin befunden hatte. Er erkannte Tsukkis fein säuberliche Handschrift auf der Stelle wieder.
 

Alles um ihn herum war still. Nichts und niemand würde ihn jetzt hier, in diesem wichtigen Augenblick, stören.
 

Und so begann er mit pochendem Herzen, das Schriftstück zu lesen...

Feelings Overload.

Tsukki P.O.V
 

Schon vor Anbruch der Morgendämmerung hatte Tsukishima sich aus seinem Zimmer geschlichen und auf die Veranda gesetzt. Umgeben von schneebedeckten Tannen und Wiesen. Betrachtete den vom Nebel umhüllten Sonnenaufgang. Konnte seinen Atmen emporsteigen sehen und spürte zeitgleich die Kälte, welche durch seine Kleidung hindurchkroch.
 

Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen hatten ihn zum Nachdenken angeregt. Insbesondere sein gestriger Traum ließ ihm keine Ruhe.
 

Oder sollte er eher sagen Alptraum?
 

Eine plötzliche Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen und Tsukishima wusste, dass es nicht alleine an den niedrigen Temperaturen lag. Obwohl Kuroos und Alisas Hochzeit nichts weiter als eine Illusion gewesen war, hatte sie ihm einen Stich ins Herz versetzt.
 

Alleine der bloße Gedanke daran, brachte ihn dazu, dass er seine Arme noch enger an seinen Körper schlang. Versuchte nicht mehr darüber nachzudenken, was ihm gehörig misslang. Ein verbittertes Lächeln stahl sich auf seinen Mundwinkel, denn er kannte sie:
 

All diese Anzeichen, die er unter allen Umständen versuchte abzublocken.
 

Doch Tsukishima konnte sie nicht mehr länger verleugnen. Sich selbst nicht mehr belügen:
 

Kuroo war nach wie vor ein großer Bestandteil seines Lebens. Würde es vermutlich noch eine sehr lange Zeit bleiben. Im schlimmsten Fall sogar für immer.
 

Aber was bedeutete er ihm nun wirklich?
 

„Oi Tsukki. Ist es dir am frühen Morgen nicht etwas zu kalt, um hier zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren?“
 

Immer noch den Blick auf den orangeroten Horizont am Himmel gerichtet, bettete er sein Kinn auf seine Hände und zog seine Beine zu sich heran. „Nicht wirklich.“
 

Fröstelnd kam Bokuto auf ihn zu und setzte sich zu ihm. Richtete seine goldfarbenen Iriden in die selbe Richtung, in die Tsukishima sah. Minuten waren vergangen, in denen keiner der beiden ein einziges Wort sprach. Nicht wirklich wussten, was sie dem jeweils Anderen zu sagen hätten.
 

Solange, bis der Middleblocker schließlich die peinliche Stille zwischen ihnen durchbrach.
 

„Übrigens...danke...wegen der Sache mit Yamaguchi…und so.“
 

Zunächst zeichnete sich ernsthafte Verwirrung in Bokutos Gesichtszügen ab, als er ihn mit geneigtem Kopf ansah. Erst nach einer Weile schien er zu begreifen, worauf der Blonde anspielte und ein breites Grinsen erschien auf seinen Lippen. „Kein Problem. Wozu hast du einen solch tollen Senpai wie mich? Hey, hey, hey!“
 

Damit klopfte er ihm freundschaftlich auf den Rücken. Tsukishima musste aufpassen, dass seine Brille nicht abfiel und Bekanntschaft mit dem Glatteis und Schnee machen würde. Grummelnd richtete der blonde Middleblocker sie wieder zurecht und schielte zu Fukurodanis Ace.
 

Konnte er nicht etwas besser aufpassen?
 

Insgeheim war der Jüngere jedoch froh darüber, alles zwischen ihnen wie beim Alten zu haben. Zwar würde er niemals zugeben, welch hohen Wert ihre Freundschaft für ihn hatte, aber in Zukunft würde er versuchen den Wingspiker etwas mehr zu schätzen.
 

Auch wenn das mit seiner etwas speziellen Art, ein beinah utopisches Unterfangen werden dürfte.
 

* *
 

Wo steckte dieser Vollidiot?
 

Unauffällig schweiften seine Augen über die gesamte Sporthalle, doch weit und breit keine Spur von ihm. Das Spiel des dritten Tages würde jeden Augenblick beginnen und sie waren noch immer nicht vollzählig, denn Kuroo war bisher noch nicht aufgetaucht.
 

Anfangs hatte Tsukishima dessen Fehlen gekonnt ignoriert und sich versucht, auf die kommende Aufgabe zu konzentrieren. Je knapper allerdings die Zeit wurde, desto mehr stieg die innere Unruhe bei allen Beteiligten kontinuierlich an.
 

Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich!
 

Schließlich war Shimizu an sie herangetreten und hatte sich nach dem Aufenthalt des Schwarzhaarigen erkundigt. Als keiner von ihnen die Frage beantworten konnte, überließ sie ihnen die Wahl heute mit nur drei Leuten am Turnier teilzunehmen oder einen Ausnahmefall geltend zu machen und nach ihrem verschollenen Teammitglied zu suchen und somit das Event für heute ausfallen zu lassen.
 

Letztendlich würde die Entscheidung beim heutigen Kapitän liegen – Kageyama.
 

Bevor sich ihr Team allerdings über das weitere Vorgehen beraten konnte, stupste Akaashi seinen Freund von hinten an und flüsterte ihm etwas ins Ohr zu, ehe er in Richtung Ausgang deutete. Tsukishima konnte anhand der geweiteten Eulenaugen des Wingspikers erkennen, dass es sich um etwas außerordentlich Wichtiges oder Interessantes handeln musste. In dieser Sicht war Bokuto einfach viel zu leicht zu durchschauen. Zu seiner Überraschung folgte ihnen kurz darauf auch Nekomas Puddingkopf hinaus ins Freie.
 

Was ging hier nur vor?
 

Ein undefinierbares Gefühl durchströmte ihn. Die Ungewissheit über den Aufenthalt von Kuroo schien ihn immer nervöser werden zu lassen und zusätzlich kam noch das merkwürdige Verhalten seiner beiden Freunde hinzu. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, aber sein Gehirn drohte an zu vielen Reize seiner Nerven, einen Kurzschluss zu erleiden.
 

Tzk. Was war nur los mit ihm? Hatte er durch seinen gestrigen Zusammenbruch vielleicht doch noch Folgeschäden erlitten?
 

Selbst dem großen König war der seltsame Auftritt der Anderen nicht entgangen und hatte ihnen mit argwöhnischen Blicken nachgesehen.
 

Das Warten ging ihm auf die Nerven. Und je länger die Zeit verstrich, umso weniger gelang es dem Middleblocker, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

War das ächzend.
 

Es hatte sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt, als Bokuto wieder zu seinem Team zurückkehrte. Sofort schnappte er sich Kageyama und nahm ihn auf die Seite – weit genug, um außer Hörweite für Tsukishima zu sein.
 

Wollten ihn nun alle verarschen?
 

Nach weiteren paar Minuten kamen sie schließlich auf ihn zu und stellten sich wie eine einheitliche Mauer vor ihm auf.
 

Was würde das denn jetzt werden?
 

„Tsukki. Nachdem ich mich mit Kageyama-kun unterhalten habe, haben wir uns dazu entschieden, dass wir nur zu dritt antreten werden“, teilte ihm Bokuto motiviert mit und streckte ihm seine Faust entgegen. „Ich hoffe, du bist damit einverstanden! Wir schaffen das jawohl, ohne Kuroo, hey, hey, hey!“
 

Karasunos Setter stand nur stumm daneben und schielte zu dem Blonden. Irgendetwas in seinem Blick war anders als sonst, dass konnte Tsukishima deutlich herauslesen. Er konnte zwar nicht genau erklären, was es war, aber das Blau seiner Augen wirkte dunkel - wie ein Sturm auf dem Meer. Schienen vor Entschlossenheit überzuquellen.
 

Hatte er irgendetwas wichtiges verpasst oder drehten die beiden Idioten nun vollkommen durch?
 

Achselzuckend nahm er ihre Entscheidung zur Kenntnis.
 

Wozu unnötig über etwas diskutieren, was schon längst entschieden war?
 

* *
 

Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Mit einem Spieler weniger am Turnier anzutreten, war idiotisch gewesen. Absolut irrsinnig.
 

Kein Wunder, dass sie nun auf der Tabellenliste den vorletzten Platz belegten. Jedoch war ihre bittere Niederlage gerade Nebensache, denn Kuroo war immer noch wie vom Erdboden verschluckt.
 

Was Tsukishima mehr irritierte als diese Tatsache war, dass Bokuto nach dem Gespräch mit den beiden Settern wesentlich entspannter war. Das Gleiche galt für den großen König.
 

Ab da war es für den blonden Middleblocker klar gewesen: Er wusste irgendwas.
 

Ja, im Prinzip ging ihn Kuroos Aufenthalt einen feuchten Kehricht an. Aber etwas in seinem Inneren nagte an ihm. Wollte wissen, wo er sich befand.
 

Aber warum? Warum wollte er es unbedingt wissen? Könnte es etwa sein, dass er...
 

Schockiert über die Erkenntnis, die ihm durch den Kopf jagte, bemerkte er überhaupt nicht, dass Bokuto sich inzwischen zu ihm gesellt hatte und ihn nun mit fragenden Blicken musterte.
 

„Tsukki, Erde an Tsukki! Lebst du...-“
 

Das letzte Wort blieb ihm im wahrsten Sinne im Hals stecken. Seine Iriden weiteten sich unverkennbar.
 

Noch ehe Tsukishima realisierte was gerade passierte, hatte sich bereits ein eiserner Griff um sein Handgelenk gebildet. Überrumpelt wegen dieser unerwarteten Aktion, stolperte er beinahe nach vorne.
 

Erst als er die rote Jacke und die unverkennbaren Haare erkannte, wusste er, dass das Kribbeln und die Schmerzen in seiner Magengrube nicht ohne Grund verursacht wurden.
 

Ausgelöst durch keinem Geringeren, als ihm!
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Es durchfuhr ihn wie ein Stromschlag, als seine starken Finger sich um das zierliche Handgelenk Tsukkis schlossen. Er unter der Berührung seiner warmen Haut auf seine kalten Fingerspitzen verbrannte.
 

Ihm das Herz mit einer irren Geschwindigkeit das Blut durch die Arterien pumpte. Drohte unter der Anspannung zwischen ihnen zu explodieren. Lange würde er seine Selbstbeherrschung nicht mehr unter Kontrolle haben.
 

„Kuroo-san! Lass mich sofort los!“, forderte Tsukki ihn auf und versuchte sich zu befreien – erfolglos. Der Schwarzhaarige wirkte mit den Gedanken überall, nur nicht im hier und jetzt. Tatsächlich erschienen ihm die Zeilen des Briefes vor seinem inneren Auge. Verfolgten ihn, wie sein eigener Schatten.
 

» … um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht, wie ich diesen Brief beginnen soll … «
 

Zerknirscht öffnete er die nächste Tür und betrat gehetzt den Raum. Ließ nun endlich von ihm ab, was den Blonden dazu brachte, etwas Abstand zwischen ihnen zu bringen.
 

Sie waren alleine. Keine Menschenseele war gerade in der Nähe um sie zu stören.
 

Mit einem präzisen Stoß seiner Ferse, fiel die Tür ins Schloss. Blickte geradewegs in goldbraunen Iriden, welche ihn fassungslos ansahen.
 

Kuroo versuchte zu verstehen, was sein Gegenüber in diesem Augenblick dachte. Wie er sich fühlte.
 

» … schon damals, als wir beim Trainingscamp unter dem Sakurabaum standen, hatte ich das Gefühl, dass deine Augen überall wären und dich deswegen zunächst für einen aufdringlichen Stalker hielt … «
 

Ihr Augenkontakt blieb bestehen und strotzte nur vor Intensität. Wurden immer stärker und sprühten beinahe Funken aus. Der Ältere konnte die Abneigung und Wut in Tsukkis Augen sehen. Sie war eindeutig, aber irgendetwas war da noch. Etwas, was er bisher noch nie in den Augen des Blonden gesehen hatte: Unsicherheit.
 

Kurz darauf erfolgte zwischen ihnen ein Blickduell, welches dem Schwarzhaarigen beinahe endlos vorkam - als ob er sich von der Schwerlosigkeit des Weltraums leiten lassen würde. Allerdings brachte ihn der blonde Middleblocker schneller in die Realität zurück, als ihm lieb war.
 

„Kannst du mir mal erklären, was das werden soll? Was willst du von mir, Kuroo-san?“
 

Noch immer war sein Blick auf den Jüngeren fokussiert. Konnte die Ungeduld und auch den aufkommenden Missmut in seiner Frage deutlich heraushören.
 

„Tsukki.“ Seine Stimme war rau und heiser vor Kälte. Setzte alles auf eine Karte und ging auf ihn zu.
 

Tsukki hingegen wollte den Abstand zwischen ihnen erweitern und schritt nach hinten. Sah das lodernde Feuer in den raubtierartigen Iriden des Anderen. Und dann spürte er etwas Kaltes an seinem Rücken und verfluchte sich im nächsten Augenblick dafür: Die Wand.
 

„Verschwinde endlich! Merkst du nicht, dass es langsam lächerlich wird, was du hier abziehst?“, merkte er an und versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Wie immer lässig und äußerst distanziert zu wirken. Ihn somit von sich zu stoßen.
 

Leider kannte Kuroo ihn gut genug um zu wissen, dass die unnahbare Fassade seines ehemaligen Kouhais bröckelte. Alles nur leeres Geschwätz war.
 

„Weißt du wie egal es mir ist, was du gerade denkst?“ Damit packte er Tsukkis Handgelenke mit einer Hand und pinnte sie an die Wand, oberhalb seines Kopfes. Dadurch, dass er zierliche Handgelenke besaß und sehr schlank war, hatte er gegenüber dem blonden Middleblocker definitiv einen Vorteil.
 

Näherte sich mit jedem Herzschlag seinem Gesicht, bis er schließlich seine kalte Wange an Tsukkis warmer Haut presste und mit seiner freien Hand die Brille entfernte. Die Stelle, an der sie sich berührten, brannte wie eine unsichtbare Narbe und verursachte ein starkes Prickeln in ihm.
 

Ja...inzwischen wusste er auch ganz genau warum. Wie konnte er nur so blind gewesen sein?
 

„Weißt du, wie sehr ich dich vermisst habe, Tsukki?“, hauchte er ihm ins Ohr und lehnte sich nach hinten, um ihm in die Augen sehen zu können – und stockte. Er blickte direkt in reines goldbraun. Verlor sich darin und konnte zum ersten Mal sämtliche Emotionen in ihnen ablesen.
 

Fuck...
 

Jetzt verstand auch Kuroo, warum sich der Blonde nicht zur Wehr setzte. Sein Verstand wollte es mit Sicherheit – sein Herz schien aber ganz anderer Meinung zu sein.
 

Er schluckte schwer und berührte anschließend mit seiner Nasenspitze Tsukkis und wanderte über die Wangenknochen, hinweg zum Kiefer.
 

Der Schwarzhaarige hatte ihn vermisst – so sehr. Und erst durch den Briefinhalt hatte er realisiert, wie sehr und vor allen Dingen, warum.
 

» … was ist das zwischen uns, Kuroo-san? … «
 

Endlich kannte er die Antwort darauf. Endlich wusste er, warum ihm damals die Trennung von Tsukki so sehr zu schaffen gemacht hatte. Bereute seinen Fehler zutiefst, den Brief nicht schon damals geöffnet und seine Gefühle für ihn weggesperrt zu haben.
 

Inzwischen standen sie so nah beieinander, dass Kuroo problemlos seinen warmen Atem und seinen Geruch so intensiv wahrnehmen konnte, wie schon lange nicht mehr.
 

Er konnte nicht mehr länger warten!
 

Besitzergreifend drückte er seine Lippen auf Tsukkis. Spürte, wie das vertraute Kribbeln auf seinen Lippen zurückkehrte, genauso wie er sie in Erinnerung hatte. Wurde mit jeder Sekunde fordernder, stieß allerdings auf Gegenwehr.
 

Kein Problem, dass machte die Sache noch viel interessanter!
 

Schelmisch wie er war, platzierte er sein Bein zwischen Tsukkis. Rieb mit seinem Knie gegen seinen Schritt und konnte zu seiner Freude bereits eine deutliche Erektion spüren.
 

Scheint so, als ob ihn da jemand vermisst hätte.
 

Grinsend bemerkte er, wie der Blonde unter seiner Berührung rekelte und keuchte. Seine Wangen ein zierliches Rot annahmen und seine Atmung sich beschleunigte. Die Schutzmauer in seinem Inneren drohte jeden Augenblick zu brechen.
 

Kuroo nutzte die Gelegenheit und intensivierte den Kuss. Bat mit sanfter Gewalt seiner Zunge um Einlass, welcher ihm nach kurzem Zögern tatsächlich gewehrt wurde. Wollte nach langer Zeit der Trennung jeden Fleck von ihm neu erobern.
 

Ihn besitzen.
 

„Tsukki“, wisperte er zwischen ihren Lippen und sah ihn mit lustvollen Augen an. „Ich bin wohl nicht der Einzige, der hier Sehnsucht hatte, nicht wahr?“
 

Doch kaum waren die Worte ausgesprochen, spürte er einen stechenden Schmerz auf seiner Zunge. Prompt ließ er von ihm ab und bekam im nächsten Augenblick den Schlag einer schallenden Ohrfeige auf seiner Wange verpasst. Sie kam so unerwartet, dass die Brille in seiner Hand mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden fiel.
 

Was war denn jetzt kaputt?
 

Perplex blinzelte er seine Lider und starrte direkt in die Augen seines Ex-Lovers, aber was er dort sah, war ein weiterer bitterer Schlag ins Gesicht:
 

Das Leuchten in seinem wunderschönen Goldbraun war verschwunden. Stattdessen konnte Kuroo in ihnen nur noch Verbitterung und Ekel wiederfinden.
 

„Du widerst mich einfach nur an, Kuroo-san. Du bist echt das Letzte.“
 

Mit diesen Worten ging er an ihm vorbei, hob seine Brille auf und verließ den Raum. Unfähig sich von der Stelle zu rühren, hielt sich der Schwarzhaarige die pochende Stelle seiner Wange und verstand nun überhaupt nichts mehr.
 

Hatte er sich bezüglich Tsukkis Gefühlen zu ihm geirrt? Oder war es bereits für sie zu spät gewesen?
 

Mittlerweile war er viel zu tief in seiner Gedankenwelt gefallen, sodass er noch nicht einmal bemerkte, wie es an der Tür klopfte. Als keine Reaktion seinerseits kam, betraten zwei Personen den Raum und gingen sogleich auf ihn zu. Erst als jemand direkt vor ihm trat und er in vertraute Eulenaugen blickte, nahm der Middleblocker seinen besten Freund wahr.
 

„Bro. Willst du reden?“
 

Verblüffung machte sich bei ihm bemerkbar. Glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er Bokutos Frage zur Kenntnis nahm. Nach ihrer gestrigen Auseinandersetzung, sollte er eigentlich wütend auf ihn sein. Trotzdem stand der Wingspiker jetzt vor ihm und erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden.
 

Ach Bo...
 

Anstatt mit ihm über sein Problem zu sprechen, lehnte er seine Stirn gegen die Schulter seines besten Freundes. In den nächsten Sekunden konnte er die starken Arme des Wingspikers fühlen, die ihn in eine feste Umarmung zogen. Ihm damit zeigen wollte, dass er für ihn da war.
 

Die pure Verzweiflung stand dem Schwarzhaarigen ins Gesicht geschrieben. Erkannte die niederschmetternde Realität und die Chance, welche er verpasst hatte. Und daran war kein geringerer als er selbst schuld.
 

Wieso hatte er diesen gottverdammten Brief nicht schon viel eher geöffnet? Dann wäre jetzt noch alles in bester Ordnung!
 

„Ich denke....ich sehe mal nach Tsukishima-kun.“ Erstaunt stellte Kuroo sich wieder aufrecht hin und blickte zu seiner Linken. Erst jetzt realisierte er, dass sich auch Fukurodanis Setter im Raum befand. Sein Gesichtsausdruck war wie immer neutral und undurchdringlich.
 

Selbst Akaashi war gekommen?
 

Damit hätte er wirklich nicht gerechnet. Nach ihrer hitzigen Diskussion in der Umkleidekabine vorgestern, hatten sie kein einziges Wort mehr miteinander gesprochen. Dabei wusste der Middleblocker, dass er die angespannte Situation zwischen ihnen selbst verschuldet hatte.
 

„Ich weiß...ich habe in der letzten Zeit ziemlichen Mist gebaut und so. Mein Verhalten war wirklich fürn Arsch und hoffe...ihr nimmt es mir nicht all zu übel."
 

Reuevoll biss er sich auf die Unterlippe. Es tat ihm wirklich leid, schließlich wollten seine Freunde nur sein Bestes. Er konnte verstehen, wenn sie noch ein bisschen brauchen würden und...
 

„Halte dein Temperament das nächste Mal einfach etwas mehr im Zaum, Kuroo-san.“
 

Jetzt zuckten auch die Mundwinkel des Angesprochenen etwas weiter nach oben. Typisch Akaashi, blieb stets seriös und zeigte keine emotionale Regung über seine Entschuldigung. Dennoch wusste der Schwarzhaarige natürlich, wie viel er dem Setter bedeutete.
 

Seine Gedanken wurden jäher von einem „liebevollen“ Schulterklopfen ala Bokuto Koutarou – wohl eher armbrechenden Schulterklopfen – unterbrochen. Dieser lächelte ihn aufmunternd an und wiederholte dabei sein Tun immer wieder. „Solange du wieder der Alte bist, ist alles gut.“
 

Sanft, aber bestimmt nahm er die Hand seines besten Freundes von sich. Es war schön, dass seine Freunde ihm so schnell verziehen hatten. Dennoch gab es ein paar Punkte, die er mit ihnen zu klären hatte, unter anderem das Thema Tsukki und Alisa.
 

Bevor Kuroo die anstehenden Themen ansprechen konnte, übernahm überraschenderweise Akaashi das Wort und unterbrach ihn somit in seinem Vorhaben.
 

„Kuroo-san. Wird es nicht allmählich Zeit, dass wir dieses Theater beenden und du uns die ganze Wahrheit erzählst? Soweit ich informiert bin, hast du den Brief bereits von ihr ausgehändigt bekommen, nicht wahr?“
 

Woher zum Geier wusste er davon?
 

„Kenma hat es uns erzählt“, klärte ihn nun Bokuto auf, welcher die Verwunderung in seinen Augen wie ein offenes Buch ablesen konnte. „Weißt du...wir hatten damals die leise Hoffnung gehabt, dass es dir nach deinem..Breakdown wegen Tsukki...besser gehen wird, wenn nur genug Zeit verstreichen würde. Dem war aber nicht so, nicht wahr?“
 

Seine Pupillen flackerten vor Staunen. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, wie viel von seinem Gefühlschaos seine Mitmenschen mitbekommen haben, obwohl er stets darauf bedacht gewesen war, nichts nach außen vordringen zu lassen.
 

Was war er nur für ein Idiot gewesen?
 

Langsam schüttelte er den Kopf und fuhr sich durch die schwarze Mähne. „Du hast recht, Bo. Es wäre wirklich das Beste, wenn ich Akaashi die gesamte Sache mit Alisa erkläre. Vielleicht versteht er mich dann besser.“
 

Eine Augenbraue des Setters erhob sich und richtete den Blick zu seinem Freund. „Du kanntest die Geschichte hinter seinem Verhalten, Koutarou-san?“
 

Der Missmut in seiner Stimme verriet schon alles, doch Kuroo entschärfte die Situation, ehe sein bester Freund irgendeinem Gestammel oder einer Erklärungsnot ausgesetzt werden würde. „Er weiß es erst seit vorgestern. Ich habe ihn inständig gebeten, niemandem etwas zu erzählen, auch nicht dir. Also nimm es ihm nicht übel, okay?“
 

Scheinbar von seiner Ehrlichkeit überzeugt, nickte er mit dem Kopf als Zeichen, dass Kuroo fortfahren konnte.
 

„Naja...vielleicht sollte ich mal rausrücken, was ich auch schon Bo erzählt habe und zwar...“
 


 

Flashback aus Kapitel 10: Das Gespräch zwischen Kuroo & Bokuto
 


 

„Gut“, äußerte sich Nekomas Kapitän beruhigt und wandte sein Gesicht gedankenverloren in den Himmel. „Dann fang ich einfach mal an...“
 

Ein letztes Mal atmete Kuroo tief ein. Wusste nicht wirklich, wie er das Gespräch beginnen sollte. Aber nun gut – darüber nachzudenken war sowieso keine Option mehr. Also sprang er lieber direkt ins kalte Wasser. „Um es kurz und knapp zu machen: Alisa wird mir helfen, etwas herauszufinden.“
 

Anscheinend hatte Bokuto mit einer aussagekräftigeren Antwort gerechnet und sah ihn nun mit verwirrten Eulenaugen an, während er seinen Kopf zur Seite legte.
 

„Was faselst du da, Bro?“
 

Seufzend suchte Kuroo nach den passenden Worten. Es war gar nicht einfach seinem besten Freund die Situation zu erklären, besonders wegen seinem etwas begriffsstutzigen Verhaltens.
 

„Okay, pass auf. Ich habe Tsukkis Brief, Alisa gegeben. Ich wollte das Thema, nachdem er mich abserviert hatte, abschließen. Aber was diesen Brief angeht...ich konnte ihn weder öffnen noch verbrennen. Also wollte ich ihn einer Person mitgeben, die Tsukki weder kannte, noch deren Vertrauen ich jemals anzweifeln würde. Und da sie und ich uns seit den Qualifikationen für die Spring Inter-High immer besser verstanden hatten, hoffte ich auf ihre Hilfe. Die kam aber anders, als erwartet.“
 

Darüber erstaunt, was ihm sein bester Freund soeben offenbarte, klappte Bokutos Mund auf und sah ihn mit großen Eulenaugen an. Er wartete scheinbar auf den weiteren Teil der Geschichte.
 

„Alisa hat sich meine Geschichte angehört und war mir bereit zu helfen, allerdings auf ihre eigene Art und Weise.“
 

Eine kurze Pause folgte, ehe er seine Erzählung fortsetzte.
 

„Sie meinte, dass ich ihren Freund spielen sollte, solange ich nicht den Brief gelesen habe. Anfangs war ich über diese Idee ziemlich verwundert und alles in mir sträubte sich dagegen. Aber der Plan dahinter war gar nicht mal so verkehrt. Je nach Tsukkis Reaktion auf uns, wüsste ich anschließend, woran ich bei ihm wirklich bin. Also stimmte ich ihm schlussendlich zu. Ich muss allerdings zugeben, dass das Vorhaben definitiv schwieriger sein wird, als gedacht, zumal ich nun in den nächsten Tagen permanent Tsukkis Nähe ausgesetzt sein werde. Im Prinzip will ich nur wissen, woran ich noch bei ihm bin. Auch wenn er mir Sicherheit in diesem Brief eine Abfuhr erteilt hat.
 

Sprachlos sah ihn Bokuto an. Musste verdauen, was ihm sein bester Freund soeben erzählt hatte. Der Unglaube stand ihm ins Gesicht geschrieben. Als er schließlich seine Sprache wiederfand.
 

„Sag mal...und du bist dir sicher, dass das klappen wird? Wieso versuchst du es nicht lieber über den direkten Weg?“
 

Kuroo drehte sich mit dem Rücken zu seinem besten Freund, ehe er ihn angrinste und sich zum Eingang begab.
 

„Das weiß ich nicht. Aber ich liebe die Herausforderung.“
 

Flashback Ende


 

Nach seiner Erzählung schwiegen alle Beteiligten im Raum. Besonders Akaashi schien über die neuen Informationen nachzudenken und zu verstehen, warum der Ältere so bescheuert gehandelt hatte. Ihn jedoch darauf anzusprechen würde wenig Sinn machen, denn dafür kannte er ihn bereits lang genug.
 

Doch es gab tatsächlich etwas, was ihn interessierte.
 

„Und zu welcher Erkenntnis bist du letztendlich gekommen, Kuroo-san?“
 

Gespannt sahen ihn zwei Augenpaare an und warteten auf seine Antwort. Für Kuroo war jene klar und ein zufriedenes Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen. „Ich habe mich in ihn verliebt.“
 

* *
 

Tsukki & Yamaguchi P.O.V
 

„Ist nicht wahr, oder?“
 

Schockiert über die neusten Ereignisse, die ihm sein bester Freund mitgeteilt hatte, nahm er neben seinem besten Freund auf dem Treppenabsatz platz.
 

Er hatte schon ein ungutes Gefühl bei der Sache gehabt, als ihn Kuroo „gekidnappt“ hatte. Behielt es bei, selbst nachdem ihm Fukurodanis Duo ihm versichert hatte, dass alles in Ordnung sein wird und sie selbst nochmal nach dem Rechten sehen würden.
 

Als der Blonde einige Zeit später in die Halle zurückkehrte und den Blicken der meisten ausgesetzt war, hatte er ohne ein weiteres Wort zu verlieren, Yamaguchi am Oberarm gepackt und war aus der Halle der Karasuno gestürmt. Jener ließ sich ohne ein Wort des Protests mitziehen, zu verblüfft war er über die Handlung des Anderen.
 

Sie konnten die Rufe ihrer Mitspieler deutlich hören, ignorierten diese allerdings. Denn Yamaguchi konnte spüren, dass Tsukishima extrem aufgewühlt war.
 

Noch nie hatte er seinen Kindheitsfreund so erlebt.
 

Am Treppenabsatz der Schule angekommen, erzählte ihm der Blonde schließlich was passiert war. Jedes kleinste Detail.
 

Natürlich hatte es ihn auf der einen Seite gefreut, dass sein bester Freund sofort zu ihm gekommen war und mit ihm darüber reden wollte. Auf der Anderen allerdings, befand er sich in einem absoluten Chaos seiner Gefühle zu Nekomas Kapitän.
 

Gerade als Yamaguchi ihm einen Rat geben wollte, wurden sie allerdings durch ein lautes Räuspern gestört.
 

„Hier hin hast du dich also verkrochen, Brillenschlange.“
 

Diese unausstehliche Stimme...
 

Sofort richtete sich Tsukishimas Aufmerksamkeit jener Person, die vor ihm stand und deren stürmisches Blau der Augen ihn frontal konfrontierte.
 

Na klasse...der hatte ihm gerade noch gefehlt.
 

„Was willst du denn hier? Mir mit deiner herrischen Art wiedereinmal auf die Nerven gehen?“
 

Ängstlich wechselte Yamaguchis Blick zwischen ihnen hin und her. Befürchtete jeden Augenblick einen verbalen Konter seitens Kageyama, doch zu seiner Verwunderung blieb dieser erstaunlich ruhig. Stattdessen waren seine Iriden nun auf ihn fokusiert.
 

„Könntest du uns für einen kurzen Augenblick alleine lassen, Yamaguchi?“
 

Verunsichert schielte der Pinch-Server zu Tsukishima. Dieser schien über die Bitte des Setters ebenfalls überrascht zu sein, schien aber kein großes Problem damit zu haben. Im Gegenteil, es amüsierte ihn.
 

„Ist schon okay. Ich denke, dass der große König mich schon nicht auffressen wird.“
 

Immer noch nicht hundertprozentig überzeugt, stand er auf und warf immer wieder zweifelnde Blicke zwischen ihnen, bis er anschließend das Gebäude verließ und sich auf dem Weg zur Sporthalle begab.
 

„Also. Was kann mein König bloß von mir wollen?“, provozierte ihn Tsukishima und sah ihn von oben herab an.
 

Ein zischender Laut verließ Kageyamas Kehle, dem ein Knurren folgte. Doch was dann folgte, wischte den selbstgefälligen Ausdruck aus seinem Gesicht.
 

„Du hast etwas mit Kuroo-san am Laufen, oder?“

Lost.?

Kuroo P.O.V
 

Erstaunlich, wie ein einziges Geständnis, solch unterschiedliche Reaktionen hervorrufen konnte.
 

Während das Leuchten in den Augen seines besten Freundes einen gruseligen Touch aufwies, wirkte Akaashi ein wenig überrascht. Scheinbar kamen die Informationen über seine wahren Absichten mehr als plötzlich für Fukurodanis Vizekapitän, wie sich nur wenige Sekunden später zeigte.
 

„Bist du dir da ganz sicher, Kuroo-san? Es ist nur...dein Eigengeständnis kam ziemlich...unerwartet."
 

Beinahe hätte der Middleblocker über die Aussage des Setters laut gelacht. Er konnte es ihm noch nicht einmal verübeln, schließlich war er nicht der Typ, der jeden Tag offene Liebesbekundungen preisgab.
 

Korrektur...es war seine erste gewesen...
 

„Alles gut. Ich kann deine Skepsis sogar nachvollziehen. Für mich kam diese Erkenntnis nicht minder überraschend. Ich kannte dieses Gefühl davor gar nicht und...-"
 

„Ich freue mich voll für dich, Tetsubro!" Noch ehe er begriff, wie ihm geschah, befand sich der Angesprochene bereits in den Fängen Bokutos und wurde von diesem erdrückt.
 

„Bo...meine...Frisur...", mahnte ihn Kuroo, doch dem Wingspiker schien das gekonnt am Allerwertesten vorbei zu gehen.
 

Unterdessen wanderten Akaashis Augen nachdenklich zu seinen Kapitän. Nachdem Kuroo sich aus dem Klammergriff des Älteren befreien konnte, sprach er seine Gedanken schließlich laut aus. „Koutarou-san...ich glaube...wir müssen Kuroo-san ebenfalls etwas sagen."
 

Okay...was ging denn jetzt ab?
 

Bokuto schien ebenfalls keine Ahnung zu haben, worauf sein Freund hinaus wollte und neigte seinen Kopf zur Seite.
 

„Oya? Ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Keiji..."
 

Statt ihn jedoch darüber aufzuklären, übernahm nun Akaashi selbst das Wort. „Kuroo-san...der Grund, warum wir zwei Tage vorher in Miyagi waren, ist, dass wir Tsukishima-kun treffen wollten."
 

Kuroo hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Nicht wissend, wie er auf die neue Information reagieren sollte, schielte er zu Bokuto. Scheinbar hatte dieser nun doch begriffen, worum es ging und seine ohnehin schon großen Eulenaugen, weiteten sich noch mehr.
 

Was zum Teufel ging hier vor? Und wieso hatte keiner von ihnen auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt?
 

„Okay, an und für sich ja nichts Schlimmes", meinte der Middleblocker und kratzte sich an der Schläfe. „Ich verstehe aber trotzdem nicht so ganz, warum ihr mir das verschwiegen habt. Habe ich nicht von Anfang an gesagt, dass die Trennung von Tsukki und mir keinen Einfluss zu eurem Verhältnis mit einem von uns beiden haben sollte?"
 

„Ja das hast du..." Kurz überlegte Akaashi, wie er seinen begonnen Satz weiterführen sollte, ehe er seine Erklärung fortsetzte. „Wir wollten ihm lediglich größeres Leid ersparen und haben uns dazu entschieden, ihn zu besuchen."
 

„Größeres Leid ersparen?", wiederholte Kuroo die Worte des Anderen und verstand nun überhaupt nichts mehr.
 

Die Aufklärung erfolgte überraschenderweise nicht vom Setter selbst, sondern von dessen besseren Hälfte.
 

„Eigentlich eine total witzige Geschichte", begann er und lachte dabei übertrieben laut. Als er allerdings die herben Blicke der Anderen auf sich spürte, wurde er wieder etwas ernster. „Da wir dachten, dass du etwas mit Alisa am Laufen hast, wollten wir es Tsukki schonend beibringen, bevor er es noch auf anderem Wege herausbekommen hätte. Aber jetzt wissen wir ja, dass die ganze Sache nur ein großer Bluff war, hey, hey, hey!"
 

In Kuroos Gehirn war ein Kurzschluss entstanden. Man könnte es sogar als großer Zusammensturz seiner mentalen Festplatte bezeichnen. Er konnte einfach nicht fassen, was ihm seine Freunde soeben gebeichtet hatten.
 

Wollten ihn die beiden gerade verarschen oder hatten sie wirklich diese bescheuerte Aktion gebracht?
 

Geistesabwesend öffneten sich seine Lippen und seine sonst eher schmalen Augen, weiteten sich Stück für Stück. Noch immer konnte er keinen klaren Gedanken fassen und versuchte eine logische Erklärung für das Handeln seiner Freunde zu finden.
 

Ja, sie hatten zu Tsukkis Wohl gehandelt und keine böse Absichten dahinter gehabt. Daran zweifelte er nicht eine Sekunde, nur...
 

Hätten sie nicht vorher mit ihm über das Thema sprechen können? Mussten sie gleich zu ihm nach Miyagi fahren und die Sache mit Alisa erzählen? Wobei...
 

Die Absicht hinter dieser Aktion hatte auch sein Gutes. Tsukki ging vermutlich davon aus, dass er tatsächlich mit Alisa zusammen war. Nun war ihm auch klar, warum ihn der Blonde von sich gestoßen und ihn derart beleidigt hatte.
 

„Bro? Alles klar, bei dir da drinnen?" Bokuto klopfte ihm leicht auf die Stirn und musterte ihn neugierig.
 

„In meinem Kopf befindet sich so etwas wie ein Gehirn, schon mal davon gehört? Wohl eher weniger..." Bevor Bokuto eine Welle des Protests herbeirufen konnte, unterbrach Akaashi die beiden.
 

„Du bist nicht sauer auf uns." Keine Frage, sondern eine Feststellung.
 

Langsam schüttelte der Schwarzhaarige seinen Kopf und rieb sich an sein Kinn. „Nicht wirklich. Ich kann euch ja verstehen. Andererseits...weiß ich immer noch nicht, woran wir jetzt sind. Natürlich könnte ich ihn zweifelsohne über alles aufklären...nur...würde das noch überhaupt einen Sinn machen?"
 

Das Pärchen sah sich wissend an, schwieg allerdings zu dieser Frage. Stattdessen schielte Akaashi wieder in die Richtung des schwarzhaarigen Kapitäns und verzog keine Miene.
 

„Ich finde, wir sollten zurückgehen. Durch deinen Auftritt haben wir für genug Wirbel gesorgt."
 

Nachdenklich folgte Kuroo seinen Freunden aus dem Raum und versank kurzzeitig in seine Gedankenwelt. Interpretierte ihr Schweigen als schlechtes Omen und spürte, wie seine Hoffnungen immer weiter schwinden.
 

Geradewegs in ein schwarzes Loch.
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Es war äußerst selten, dass man Tsukishima Kei sprachlos erlebte. Noch dazu, wenn der Verursacher niemand geringeres als Karasunos Stammsetter war. Doch genau dieser Fall war soeben eingetroffen, als er ihm die Frage stellte, mit welcher Tsukishima überhaupt nicht gerechnet hätte.
 

„Du hast etwas mit Kuroo-san am Laufen, oder?"
 

Im Grunde genommen ging sein Privatleben niemanden etwas an und erst recht nicht diesem miesepetrigen König. Wenn aber sogar dieser Vollidiot Lunte gerochen hatte, konnte er sich gleich von seinem Privatleben verabschieden.
 

Nach wie vor waren seine dunkelblauen Iriden auf ihn fokussiert. Wartete missgelaunt auf eine Antwort seinerseits.
 

Tsukishima ging der Reihe nach alle Optionen durch, die ihm zur Verfügung standen:
 

Die Erste wäre schlichtweg so zu tun, als verstünde er nicht, was der Setter daher schwafelte. Jedoch entfernte er diesen Gedanken sofort, zumal er grundsätzlich nicht log. Selbst bei einem Armleuchter wie Kageyama, hielt er eisern an seinen Prinzipien fest.
 

Eine weitere Variante bestünde darin, ihn gekonnt zu ignorieren und einfach schlichtweg abzuwarten, bis dieser aufgab. Leider fiel diese Idee ebenfalls ins Wasser, da er einen mindestens genauso großen Dickkopf besaß, wie Hinata.
 

Also blieb ihm nur noch eine Möglichkeit..
 

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge", erwiderte er kühl und blickte ihn von oben herab an.
 

Er konnte förmlich sehen, wie die finstere Aura um den Jüngeren wuchs und seine Augen dunkler wurden – beinahe so, als ob ein innerer Taifun darin herrschen würde. Und dennoch staunte er nicht schlecht über die Reaktion Kageyamas, die er in dieser Form nicht erwartet hätte. „Du leugnest es also nicht?"
 

Die knisternde Anspannung zwischen ihnen wuchs stetig an. Tsukishima wirkte über die unverschämte Frage zerknirscht.
 

Mist...er musste aufpassen, was er sagte...scheinbar hatte er seinen Grips ziemlich unterschätzt...
 

„Ich sage nur, dass du dich nicht in meinen Angelegenheiten einzumischen hast."
 

Damit stand er auf und stieg die Treppe hinunter und wollte an ihm vorbeigehen. Ihrer lächerlichen Konversation ein stummes Ende bereiten. Rechnete in diesem Augenblick hingegen nicht, dass der Setter ihn am Oberarm packen und ihn zornig anblicken würde.
 

Erfolglos versuchte der Blonde sich aus seinem eisernen Griff zu befreien.
 

Tickte er nicht mehr ganz richtig?
 

„Was wird das, wenn's fertig ist?", zischte er dem Dunkelhaarigen entgegen. „Lass mich auf der Stelle los oder...-"
 

„Es reicht mir mit deiner verdammten Ignoranz!" Kageyamas Gebrüll erfasste ihn, wie eine schallende Welle und führte zum abrupten Ende seiner Gegenwehr. Seine Augen weiteten sich und sahen ihn mehr als überrascht an. Er hatte schon des Öfteren mitbekommen, dass er seine Stimme erhob – unter anderem auch gegenüber ihm. Aber in soeinem Tonfall hatte es noch niemand gewagt mit ihm zu sprechen – mit Ausnahme von Yamaguchi.
 

Mit welchem Recht durfte es also dieser...-?
 

„Mich interessiert dein Dilemma mit Kuroo-san nicht im Geringsten! Allerdings haben wir heute haushoch verloren und wieso? Weil ihr zwei eure Differenzen nicht klären konntet!" Er pausierte kurz, gab Tsukishima aber keine Möglichkeit, ihn zu unterbrechen. „Ich wusste es bereits kurz vor dem Turnierstart, dass er der Auslöser für deine miese Laune war. In welcher Verbindung ihr zueinander steht, habe ich erst herausgefunden, als Kuroo-san gestern im Krankenflügel auf Yamaguchi losgehen wollte, während du bewusstlos warst."
 

Die neuen Erkenntnisse trafen den Middleblocker unerwartet und auch frontal. Normalerweise war er durchaus in der Lage, den Sätzen seiner Gesprächspartner zu folgen und auch zu verstehen. In diesem Fall gab es allerdings viele Dinge, die ihn irritierten und den Kontext nicht verstehen ließen.
 

Wie hatte einer seiner begriffsstutzigen Teamkameraden herausgefunden, dass es er war, der für seine Gefühlsmisere verantwortlich war? Was zum Teufel war zwischen seinem besten Freund und ihm vorgefallen? Warum hatte Yamaguchi ihm von alldem nichts erzählt?
 

Anscheinend bemerkte auch Kageyama, dass seine Worte einen wichtigen Nerv in den sonst so genialen Verstand von Tsukishima getroffen hatten, weshalb er begann sich wieder zu beruhigen und seine Fassung wiederzuerlangen.
 

„Ich habe Kuroo-san kurz vor dem Beginn des Turniers auf dem Schulgelände angetroffen. Anhand seiner Reaktion habe ich bemerkt, dass er etwas versuchte vor mir zu verbergen."
 

Der Middleblocker konnte nicht glauben, was er soeben erfahren hatte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass es nun keinen Sinn mehr machen würde, Kageyamas Worten auszuweichen.
 

Er wusste es.
 

Dieser Tag konnte nicht noch schlimmer werden...
 

„Und was bringen dir jetzt diese Informationen?", wollte Tsukishima von ihm wissen und befreite sich letztendlich von ihm. „Hast du vor es den Anderen zu erzählen? Oder gar meiner Familie? Nur zu."
 

Auch wenn er äußerlich ziemlich taff und gefasst wirkte, spielten sich in seinem Kopf mögliche Szenarien seines öffentlichen Outings wieder. Zugegebenermaßen bereitete ihm das ziemliches Unwohlsein.
 

Wie würden seine Teamkameraden reagieren? Mitschüler und Lehrer? Und seine Mutter?
 

„Ich habe nichts dergleichen vor." Trotz seines Genuschels hatte Tsukishima jedes einzelne Wort verstand. Pure Verwirrung lag in seinen Augen und verstand nun überhaupt nichts mehr.
 

Begann er schon zu halluzinieren?
 

Kageyamas peinlich berührter Blick zur Seite bewies ihm das Gegenteil und bestätigte ihm gleichzeitig, dass er ihn nicht bloßstellen wollte.
 

Was zur Hölle wurde hier gespielt?
 

Geradewegs blickte Tsukishima ihn an und versuchte das Verhalten des Anderen zu analysieren. Oder gar eine plausible Erklärung für sein Handeln zu finden. Da dieser Blödian so etwas wie Logik nicht besaß, war es kein Wunder, dass er ums Biegen und Brechen auf kein vernünftiges Ergebnis kam. Somit wuchs auch seine Skepsis mit jeder Sekunde an.
 

„Wieso sollte ich dir trauen?"
 

Ozeantiefe Augen sahen wieder zu ihm hinauf. Strotzten vor Entschlossenheit, sodass er für einen winzigen Augenblick ein inneres Zucken durch seinen Körper spüren konnte.
 

„Du kannst von mir denken, was du willst. Das interessiert mich nicht", äußerte sich der Setter schroff und entfernte sich von ihm. Der blonde Middleblocker hätte schwören können, beim Vorgehen ein hämisches Lächeln auf den Lippen dieses überheblichen Königs gesehen zu haben.
 

Tch. Arroganter Mistkerl...
 

* *
 

Dämlicher Blind-Parkour...
 

Nicht nur, dass er die Vorkommnisse des gestrigen Tages als lästig genug empfand - nein. Allmählich bekam Tsukishima auch noch das Gefühl, dass die Spiele des Turniers immer mehr zu einem Kindergarten-Verein mutierten.
 

Seine aktuelle Lage bekräftigte nur seine Theorie, denn die heutige Aufgabe bestand darin, mit verbundenen Lidern das Ziel zu erreichen. Die Augenbinde durfte er unter keinen Umständen abnehmen, sonst wären die Strapazen der Challange völlig umsonst gewesen.
 

Kein Überblick auf die Hindernisse, die ihn erwarteten. Keine Berührung seiner Mitstreiter, um ihn zur Ziellinie zu führen. Einzig und allein durch die Beschreibungen seines Teamkollegen, durfte er über den Parkour schreiten.
 

An und für sich nichts Besonderes, würde ihm dieses Spiel nicht schon gewaltig gegen den Strich gehen. Dabei war das bei weitem noch nicht einmal das Schlimmste,
 

Schließlich gab es da noch seinen zugeteilten Führer und der rückte ihm gehörig auf die Pelle.
 

„Oi, Tsukki. Du sollst nicht vor dich hin träumen", wies ihn Kuroo an und kam ihm dabei näher. So nah, dass er problemlos dessen warmen Atmen auf seiner Haut spürte und diese Stelle augenblicklich begann zu kribbeln.
 

Die Worte des Älteren lösten ein altbekanntes Gefühl in seinem Körper aus, welches er aus ihrer vergangen Zeit noch ziemlich gut kannte.
 

Nicht schon wieder dieser alten Kamellen...
 

Leider kam zu seiner lästigen Gefühlsempfindung, auch noch sein Schlafmangel hinzu. Er konnte das gestrige Szenario zwischen ihnen einfach nicht vergessen. Wie der Schwarzhaarige ihn dominant gegen die kalte Mauer gedrängt hatte, als gehöre er einzig und alleine ihm. Sachte Küsse entlang seiner Wangenknochen verteilt und schließlich ihre Münder miteinander verschmolzen hatte.
 

Fordernd und besitzergreifend zugleich.
 

Der Blonde konnte noch immer nicht erklären, was in diesem Moment, in ihm gefahren war. Sein Widerstand war binnen weniger als eine halbe Minute in sich zusammengebrochen und hatte ihn dazu veranlasst, seine Küsse mit beinahe der selben Intensität zu erwidern.
 

Wie ein Ertrinkender.
 

Zu seinem großen Glück war sein Verstand in letzter Sekunde zurückgekehrt. Erinnerte ihn daran, dass sein Ex-Liebhaber sich wieder in festen Händen befand. Und alleine dieser Umstand machte es ihm unmöglich, seine Anwesenheit noch länger ertragbar zu machen.
 

Wenn das überhaupt seit Beginn dieses lächerlichen Turniers möglich gewesen war.
 

„Könntest du bitte den nötigen Abstand zwischen uns einhalten, Kuroo-san? Sonst werden wir noch wegen dir disqualifiziert." Sonst werden wir noch wegen dir disqualifiziert." Er versuchte seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. Seinen Puls zu beruhigen und sich nichts anmerken zu lassen. Allerdings gestaltete sich dieses Vorhaben als äußerst schwierig, zumal er auf eines seiner Sinne verzichten musste und es ihm somit unmöglich war, ein Bild über die Situation zu machen.
 

Das dreckige Grinsen dieses Sadisten dagegen, konnte er sich nahe zu lebhaft vorstellen. Dafür kannte er ihn inzwischen lang und gut genug.
 

Apropos.
 

Ihn so nah wahrzunehmen, trieb Tsukishima schier in den Wahnsinn. Daran war der Rest seines Teams nicht ganz unschuldig – und das war noch untertrieben. Seine beiden Kameraden hatten sich eindeutig gegen ihn verschworen, als sie Kuroo zum Führer des Parkours ernannten. Da er heute selbst als Kapitän fungierte und die Bürde der Augenbinde auferlegt wurde, ahnte er von dem doppelten Spiel der Anderen zunächst nichts. Erst als ihm Kuroo unmittelbar seine dunkle Stimme in sein Ohr wisperte und er für einen kurzen Moment ins Stocken geriet, wusste der Blonde, dass sein grauenhaftes Schicksal mit einem Schlag besiegelt war.
 

Die Anderen konnten sich nicht im Entferntesten vorstellen, wie er sie dafür hasste.
 

„Du hast es gleich geschafft, Tsukki. Nur noch wenige Meter, dann hast du die Ziellinie erreicht."
 

Vielleicht lag es an seiner Stimmlage. Vielleicht war es aber auch der gestrigen Situation zu verschulden, dass die Atmosphäre sich zwischen ihnen in Sekundenschnelle verändert hatte. Tsukishima wusste nicht, wie er auf den plötzlichen Wandel des Schwarzhaarigen reagieren sollte.
 

Mit dem Gefühlschaos und dem Herzrasen in seiner Brust überwand er die verbliebene Strecke im Eiltempo. Wäre vermutlich blindlings weitergegangen, hätte Kuroo ihn nicht aufgehalten und in seine starken Arme gezogen.
 

„Glückwunsch, Tsukishima-kun. Damit hast du für dein Team ganze sieben Punkte geholt und..." Der blonde Middleblocker nahm alles weitere nicht wahr, was Shirofuku sagte. Blendete seine gesamte Umgebung aus und nahm alles nur noch in extrem langsamer Geschwindigkeit wahr. Auslöser hierfür war die Entfernung der Augenbinde, die Kuroo vorgenommen und sich keine weitere Sekunde später, ihre Blicke getroffen hatten.
 

Jede einzelne Regung war in ihnen zu erkennen.
 

Er fühlte sich wie in Trance. Verlor jegliches Zeitgefühl. Für beide gab es in diesem Moment nur sie.
 

Zumindest solange, bis Tsukishima den Druck auf seinen Oberarmen bemerkte, an denen der Ältere sich nach wie vor festhielt.
 

„Tsukki...ich muss dir etwas sagen..." Kuroos Stimme klang heiser und hielt kurz inne. Die kräftigen Hände ließen von ihm ab, jedoch nur, um die rauen Fingerspitzen an seinem Kinn zu fühlen. Es war dieser entscheidende Augenblick, der ihn wieder zur Besinnung brachte und den Annäherungsversuch mit einem gekonnten Schlag seiner Handfläche abwehrte.
 

Wieso tat er ihm diese Schmach immer wieder an...? Dachte dieser Vollidiot ernsthaft, er würde sich wieder einlullen lassen? Tch...
 

Ohne auf seine restlichen Teammitglieder zu warten, bewegte er sich in Richtung Umkleidekabine. Und mit jeden Meter, den er sich entfernte, wurden die Schmerzen in seinem Inneren schlimmer.
 

Eine böse Vorahnung drohte ihn zu übermannen...
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

„Oya? Was machst du hier draußen, Bro?"
 

Ein verwundertes Eulenaugenpaar starrte ihn an und versuchte anhand seiner Mimik den Grund für seinen Aufenthalt im Freien herauszufinden. Darüber konnte der Schwarzhaarige nur schmunzeln.
 

„Nicht viel. Ich habe nur etwas Zeit für mich gebraucht", erklärte er und zog den roten Schal um seinen Hals etwas näher. Er wollte nicht schon wieder das Thema mit Tsukki anschneiden. Ihm war bewusst, dass sein kleines Spielchen womöglich die Situation zwischen ihnen verschlimmert hatte. Versuchte zu retten, was noch zu retten war. Dennoch hätte er mit dieser extremen Abweisung seinerseits nicht gerechnet.
 

Dabei stand er so kurz davor, ihm alles zu erzählen...
 

Besorgnis und gleichzeitige Unwissenheit zeichneten sich in Bokutos Gesichtszügen ab. Der Middleblocker konnte ihm ansehen, wie hibbelig er bereits war. Beließ es aber Gott sei Dank bei dieser einen Frage und stand nun neben ihm.
 

Wie lange es wohl her war, seit sie das letzte Mal so nebeneinander standen?
 

Kuroo hatte keine Ahnung, genoss lediglich die Anwesenheit des Anderen. Es waren solche Momente, in denen er erkannte, wie tief ihre Freundschaft tatsächlich war.
 

So nervig und quirlig auch Bokuto in der Regel sein mochte, so still und entspannt konnte er sein. Meistens jedenfalls.
 

„Tetsuschka, da bist du ja!" Funkelnde Smaragde strahlten ihm freudig entgegen. Langsamen Schrittes kam die Halbrussin auf die beiden zu und begrüßte auch Bokuto, ehe sie ihre vollkommene Aufmerksamkeit wieder auf Nekomas Kapitän richtete. „Ich habe dich schon überall gesucht!"
 

Schmollend blies sie ihre Bäckchen auf, woraufhin Kuroo nichts anderes als sein keckes Grinsen erwidern konnte und über ihr seidiges Haar strich. Alisa war wirklich niedlich.
 

Im Allgemeinen war sie ein ziemlicher Sonnenschein, der Nekomas Team-Support um sehr vieles bereichert und zu einer guten Freundin gemausert hat. Leider war es genau diese Verbindung, die seine Chance auf eine Versöhnung zu Tsukki unmöglich machte.
 

Indirekt betrachtet.
 

Ihm war im Klaren, dass er sie über die neusten Ereignisse in Kenntnis setzten musste. Nicht nur, weil es ihr gemeinsamer Plan gewesen war, Tsukki im Glauben zu lassen, dass sie ein Liebespaar waren. Sondern auch, um mit allem reinen Tisch machen zu können.
 

Am besten unter vier Augen.
 

Seufzend wandte Kuroo sich zu seinem besten Freund und wirkte ernster als jemals zuvor. „Nichts gegen dich Browl, aber ich müsste kurz mit Alisa sprechen."
 

Etwas verblüfft warfen ihm beide nahezu den gleichen Blick zu, bis Bokuto seine Antwort mit einem Achselzucken zum Besten gab.
 

„Oya? Verbirgst du etwas vor mir? Vor mir deinem besten, besten Bro? Das kannst du mir nicht antun!" Mit gesenktem Haupt und einer beleidigten Schnute, stand der Wingspiker nun vor Kuroo. Dieser klatschte sich mit der Handfläche auf die Stirn, um seiner Fremdscham, gebührende Geltung zu verleihen.
 

Manchmal vergaß er tatsächlich, wie utopisch Bokutos Linie der Peinlichkeit doch war.
 

„Alter, beruhige dich doch mal. Es ist nichts, was ich dir nicht schon erzählt habe. Außerdem musst du nicht bei jedem Gespräch dabei sein, oder?", reagierte er entnervter als beabsichtigt. Im Bruchteil weniger Sekunden erreichte Kuroo das genaue Gegenteil seiner Aussage und erkannte auf Anhieb die Bestürzung des Anderen. Was nun folgen würde, ließ ihn bereits innerlich aufseufzen:
 

Der berühmt-berüchtigte Emo-Mode.
 

Bevor sich Kuroo mental auf einige nervenaufreibende Stunden gefasst machen konnte, erhielt er unerwartete Hilfe in Form von Alisa.
 

„Er hat es nicht so gemeint, Koutarou-kun. Natürlich kannst du hierbleiben, nicht wahr Tetsuschka?", lächelte sie liebevoll und tippte Bokuto sachte auf dem Kopf. Durch die aufmunternde Gestik der Halbrussin animiert, strotzte er wieder voller Energie und posierte mit strammer Brust vor ihnen.
 

Nicht zu fassen...hier verschwören sich wohl alle gegen ihn...
 

Sich über seinen Nacken reibend und mit seinem Schicksal abgefunden zu haben, suchte Kuroo für die Geschehnisse der letzten Tage die passenden Worte. „Keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ehrlich gesagt, bin ich überhaupt nicht gut darin, über sowas zu reden."
 

Es fiel ihm alles andere als leicht, seine sonst so selbstbewusste und provozierende Haltung abzulegen. Aber wenn er mit offenen Karten spielen wollte, hatte er keine andere Wahl.
 

Und so begann er Alisa über die gesamten Ereignisse der letzten Tage aufzuklären...
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Chaos.
 

In seinem Kopf herrschte nichts weiteres, als das absolute Chaos. Alles was er jemals zu wissen geglaubt hatte, wurde urplötzlich in Frage gestellt.
 

War seine damalige Entscheidung vielleicht doch ein Fehler gewesen? Hätte er diesen Trottel noch einmal fragen sollen, was er von seinem Brief hielt? Wäre dann alles anders gekommen?
 

All das und vieles mehr schwirrte in seinen Gedanken umher. Wiederholte sich wie ein Echo und wollte einfach kein Ende finden.Der Auslöser hierfür waren zum Großteil den gestrigen Vorkommnissen zu verdanken. Letztendlich war es aber der vorherigen Situation zu verschulden, welches das Fass beim ihm zum Überlaufen gebracht hatte.
 

Tch...alles nur wegen dieses Arschgesichtes...
 

Bis vorgestern war ihr Verhältnis zueinander klar definiert gewesen. Umso weniger machte für ihn das aktuelle Auftreten seines einstigen Liebhabers einen Sinn. Dieser nahezu plötzliche Sinneswandel verwirrte ihn mehr als alles andere.
 

Was konnte nur passiert sein, dass er sich von heute auf morgen dermaßen anders verhielt? Moment mal...
 

Der griesgrämige König hatte doch irgendetwas von einem Streit zwischen Yamaguchi und ihm erwähnt, während er bewusstlos im Krankenzimmer gelegen war.
 

Gab es da vielleicht ein Zusammenhang?
 

Seine Iriden schweiften zu seinem besten Freund, der sich neben ihm mit Yachi unterhielt. Aus ihren glücklichen Gesichtern und ihrer Unterhaltung heraus, schloss Tsukishima, dass sie sich ziemlich gut verstanden.
 

Ob da wohl mehr lief, als nur gegenseitige Sympathie?
 

Eigentlich interessierten ihn solche Dinge keineswegs. Da es sich allerdings um seinen besten Freund handelte, sollte er zumindest eine kleine Anteilnahme an seinem Leben besitzen.
 

Wenige Minuten später waren sie an der Kreuzung angelangt und verabschiedeten sich von ihrer Managerin. Der Blonde bemerkte sofort die sehnsüchtigen Blicke, die der Pinch-Server ihr hinterher warf.
 

„Du magst sie also wirklich", brachte Tsukishima das Offensichtliche zur Aussprache und sah Yamaguchi wissend an. Jener Blick wurde mit einem deutlichen Rot auf den Wangen erwidert.
 

Entgegen seiner Erwartungen, dass der Sommerspross zu stammeln beginnen oder gar keinen Ton herausbringen würde, bestätigte der Dunkelhaarige das Gesagte mit entschlossenen Augen und einem Kopfnicken.
 

„Sie ist irgendwie ganz anders, als die anderen Mädchen, die ich kenne. Auf dem ersten Blick wirkt Yachi-san vielleicht unbeholfen und auch etwas verloren. Sobald sie allerdings etwas mit vollem Einsatz macht, hat sie dieses Strahlen in den Augen...und...nun ja..."
 

Der Middleblocker bemerkte die Freude und gleichzeitige Nervosität in der Stimme Yamaguchis. Wahrscheinlich deshalb, weil er bisher als einziger sein kleines Geheimnis wusste.
 

Bei dem Gedanken an die beiden tauchte ein Spruch auf, welcher häufig in der Gesellschaft verwendet wurde, wenn zwei Personen mit ähnlichen Charaktereigenschaften sympathisierten:
 

Gleich und gleich gesellt sich gern.
 

„Irgendwie ähnelt ihr euch zwei ein wenig", stellte Tsukishima fest und bemerkte, wie verlegen sein Kindheitsfreund dabei wurde und verstohlen zur Seite blickte.
 

„Meinst du wirklich? Hehehe...ist mir noch gar nicht aufgefallen...", entgegnete er etwas schüchtern und kratzte sich an die Wange.
 

Anscheinend war nicht er derjenige, der eine Brille benötigte, sondern Yamaguchi...
 

Schnell schüttelte Tsukishima seinen Kopf. Er hatte keine Zeit für diesen sentimentalen Quatsch. Sein bester Freund war ihm noch ein paar Antworten schuldig und diese würde er sich jetzt holen – ob es ihm nun passte oder nicht.
 

„Yamaguchi." Der Stammspieler räusperte sich und wurde kurz darauf vom Pinch-Server abwartend angestarrt. „Wieso hast du mir nichts von dem Streit mit Kuroo-san erzählt, als ich bewusstlos gewesen war?"
 

Er konnte beinahe die Anspannung um ihn herum riechen. Wie sich sämtliche Muskeln an ihm anspannten und er kurzzeitig verkrampfte. Vermutlich hatte Yamaguchi nicht damit gerechnet, dass er Wind von der Sache mitbekommen würde. „Ähm...woher weißt du das eigentlich?"
 

„Das tut hier nichts zur Sache. Fakt ist, dass du mir dieses wichtige Detail verschwiegen hast."
 

Reuevoll sah ihn Yamaguchi an und verhaspelte sich beinahe, als er den Grund seines Handelns erklären wollte. „Gomen, Tsukki...ich hätte es dir wirklich sagen müssen. Aber ich wusste nicht, wie du auf die Sache mit Kuroo-san reagieren würdest. Allerdings muss ich zugeben, dass er ziemlich...bestürzt gewirkt hatte...besonders als er dich ins Krankenzimmer getragen hatte. Und die Auseinandersetzung zwischen Bokuto-san und ihm war wohl dann etwas zu viel des Guten."
 

Geräuschvoll schluckte Tsukishima den dicken Kloß in seinem Hals herunter. Bildete seine Hände immer wieder zu Fäusten und ließ sie anschließend wieder locker.
 

Er hatte ihn ins Krankenzimmer getragen? Sich nicht nur mit Yamaguchi, sondern auch anschließend mit Bokuto auseinander gesetzt? Was zur Hölle...?
 

Nicht minder überraschend, sah ihn nun Yamaguchi an. Legte den Kopf schief und versuchte scheinbar seine Gedankenzüge zu interpretieren. „Weißt du was ich mich frage? Woher weißt du das eigentlich? Du warst doch bewusstlos."
 

Tsukishima zögerte einen Augenblick. Wusste nicht, ob er das Gespräch zwischen Kageyama und ihm erwähnen sollte oder nicht. Jedoch rief er sich in Erinnerung, welch Katastrophe durch irgendwelche Geheimnistuereien entstanden waren und verzichtete darauf, noch einmal eine derartige Sitution herbei zu beschwören.
 

Er hatte einem Neuanfang ihrer Freundschaft zugestimmt und das hieß auch, absolute Ehrlichkeit zuzulassen...
 

„Von unserem bescheuertem König", gab der Blonde schließlich genervt zu und begann die Einzelheiten ihrer Unterhaltung wiederzugeben. Yamaguchi hörte ihm aufmerksam zu und erkannte auf Anhieb die missliche Lage, in die sein bester Freund sich glaubte, zu befinden.
 

Doch kaum beendete Tsukishima seine Erzählung, hielt sich der Pinch-Server die Fingerspitzen auf seinen Lippen und konnte nicht aufhören zu kichern.
 

Wollte er ihn veräppeln?
 

„Tsukki...ich glaube, dass dich Kageyama besser versteht, als du denkst."
 

Automatisch glitt eine Augenbraue des Blonden nach oben und musterte ihn misstrauisch.
 

Was zum...war er nicht mehr ganz dicht?
 

Gerade als Tsukishima diesem Unsinn Einhalt gebieten wollte, tippte ihm jemand zaghaft gegen die linke Schulter. Verwundert drehte er sich um und blickte geradewegs in große unschuldige Augen. Vergaß augenblicklich, dass Yamaguchi noch neben ihm stand, Wusste nicht wie er das Gefühl beschreiben sollte, welches seinen gesamten Körper einnahm.
 

„Tsukishima-kun! Endlich stehen wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber! Ich freue mich ja so! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr!"
 

Goldbraun traf auf Smaragd.
 

Da stand sie nun: Der Grund seines unbeantworteten Briefes. Der Grund, warum seine Hoffnungen im Keim erstickt worden sind.
 

Der Grund, warum es keine Chance mehr für ihn und sich gab: Haiba Alisa.

Maybe or Finally!?

Kuroo P.O.V
 

Flashback
 


 

Nachdem Kuroo ihr die Vorkommnisse der letzten beiden Tage ausführlich erzählt hatte, weiteten sich die Pupillen in ihren smaragdfarbenen Iriden. Er bemerkte, wie sie ihre zierlichen Hände zitternd an ihre Brust drückte. Eine böse Vorahnung beschlich ihn, als er ihren betroffenen Blick wahrnahm. Noch ehe der Schwarzhaarige in irgendeiner Form reagieren konnte, sprach Alisa bereits die Worte aus, die er befürchtet hatte.
 

„Oh nein...das habe ich wirklich nicht gewollt, Tetsuschka“, beteuerte die Halbrussin und presste ihre Lippen reuevoll aufeinander. Sie wirkte über das Scheitern ihres Planes ehrlich betroffen und auch über die daraus resultierende Konsequenz für Kuroo.
 

Überfordert schritt Bokuto ein und gestikulierte dabei wild mit seinen Händen umher. Versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, dass ihr Schuldbewusstsein die Oberhand übernahm. „Aber was redest du denn da für einen Unsinn! Dich trifft doch keine Schuld! Du hast es nur gut gemeint...und...uhm...jetzt sag doch auch mal was dazu, Tetsubro!“
 

Hilfesuchend wandte sich sein bester Freund in seine Richtung, doch die erhoffte Reaktion blieb aus. Der Middleblocker wusste selber nicht, was er nun tun sollte. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass ihr gemeinsamer Plan einen Großteil an seiner Liebesmisere beitrug. Jedoch machte Kuroo sie in keinerlei Hinsicht für das Scheitern verantwortlich. Vielmehr schob er den Fehler auf sich selbst und redete sich ein, Tsukki durch seine provokante Art endgültig weggestoßen zu haben.
 

Erst als der Schwarzhaarige ein verräterisches Schniefen ihrerseits vernahm, warf er alle Selbstvorwürfe über Bord und ging auf sie zu. Legte ihr anschließend seine Hände sanft auf die Schultern. „Hey...sieh mich an...dich trifft absolut keine Schuld, okay? Ich habe es vermasselt und nicht du. Hätte ich Tsukki spätestens gestern von dem Brief erzählt, wäre es zwischen uns vielleicht nicht so katastrophal verlaufen.“
 

Ungläubig blickte sie nach oben, direkt in seine haselnussbraunen Augen. Alisa war einfach viel zu sensibel für solche Themen. Vermutlich reagierte sie deshalb so emotional, weil sie ihm wirklich helfen wollte.
 

Weil er ihr etwas als Freund...aber vor allen Dingen als Mensch bedeutete...
 

Kuroo wusste nicht genau, ob es ihre Augen oder ihre gesamte Ausstrahlung war, die sich mit einem Mal veränderte. Sie wirkte entschlossener und auch taffer als vorher. „Ich werde es wiedergutmachen, du wirst schon sehen! Vertrau mir einfach, okay?“
 

Bevor einer der beiden Kapitäne auch nur die Möglichkeit besaß sie aufzuhalten, verabschiedete sie sich von ihnen und rannte geschwind zurück in die Turnhalle und ließ zwei junge perplexe Männer zurück.
 

Flashback Ende


 

„Was hat sie denn vor?“ Fragend schielte Bokuto zu seinem besten Freund und starrte ihn regelrecht mit seinen großen Eulenaugen an. Im Normalfall hätte der Angesprochene ihm dafür einen verbalen Seitenhieb verpasst – wie gesagt normalerweise. Jedoch hatte er selber nicht die leiseste Ahnung, was im Kopf der Halbrussin vorging.
 

„Ich weiß es nicht, Bo. Ich weiß es nicht...“
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Sie war keine Halluzination. Die rasanten Herzschläge gegen seine Brust und die Anspannung seines Körpers bewiesen es mehr als deutlich.
 

Was machte sie hier? Was könnte sie von ihm wollen...?
 

Auch Yamaguchi hatte inzwischen die japanisch-russische Schönheit bemerkt und blickte verstohlen zwischen den beiden hin und her.
 

Stimmt...er wusste ja überhaupt nicht, um wen es sich bei ihr tatsächlich handelte...
 

Der Pinch-Server kannte sie maximal vom Sehen her, da Fukurodanis Duo ihm die gesamte Wahrheit erst während Yamaguchis Abstand zu ihm erzählt hatte. Und über die Thematik von Kuroos neuer Freundin kamen sie bisher einfach nicht zu sprechen.
 

Eine peinliche Stille hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet. Tsukishima verweigerte schlichtweg das Gespräch mit ihr und dabei würde es seiner Ansicht nach auch bleiben.
 

Wozu sollte er noch großartig mit ihr reden?
 

Er hielt eine Unterhaltung mit ihr für eine ziemliche Zeitverschwendung. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, weshalb du dich so sehr über meine Anwesenheit zu freuen scheinst, Haiba-san. Aber ich wüsste nicht, dass wir etwas zu besprechen hätten“, äußerte sich Tsukishima höflich und dennoch mit deutlicher Distanz in der Stimme.
 

Am liebsten wäre er ohne einen weiteren Kommentar gegangen. Leider machte er die Rechnung ohne Alisas Dickköpfigkeit. „Ich bitte dich, Tsukishima-kun. Du würdest mir wahnsinnig helfen, wenn wir kurz miteinander reden könnten...unter vier Augen.“
 

Überrascht hob der Blonde eine Augenbraue nach oben. Nicht das sich etwas an seiner Meinung in Bezug zu ihr geändert hätte, zumal ihre großen bittenden Augen sowieso keinen Einfluss auf ihn hatten - dagegen war er immun.
 

Allerdings veranlasste irgendetwas in seinem Inneren doch für einen Moment innezuhalten.
 

Vielleicht hatte Kuroo ihr von ihrem gemeinsamen Techtelmechtel erzählt und nun wollte sie mit ihm darüber sprechen.
 

Nein...für solch eine dreiste Person hielt er sie nun wirklich nicht. Dafür wirkte sie auf ihn viel zu naiv...
 

„Ich habe nichts gegen dich“, begann der Middleblocker ruhig und rückte seine Brille zurecht. „Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass...-“
 

„Jetzt hab dich doch nicht so, Tsukki“, mischte sich nun Yamaguchi ein, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte, wieso er das Gespräch mit ihr nicht führen wollte. „Ich weiß zwar nicht, warum du eine Unterhaltung mit ihr ablehnst, aber es scheint ihr ziemlich wichtig zu sein. Also gib dir einen Ruck.“
 

Dieser hinterlistige Verräter...
 

Dankbar strahlte ihn Alisa an und nahm seine Hände in ihre. „Arigatou! Du bist so süß!“
 

Yamaguchi errötete auf der Stelle. Ob es nun an ihrer Dankbarkeit oder ihren verschränkten Händen lag, war nicht erkennbar. Tsukishima konnte beinahe die Hitze fühlen, die sein bester Freund ausstrahlte.
 

Tch...ließ er sich etwa so schnell einlullen?
 

Durch ihre Euphorie angespornt, wandte er sich an den Middleblocker und hielt ihm seinen Daumen nach oben. „Na dann, wünsche ich euch noch viel Spaß. Ruf mich einfach an, sobald du auf dem Heimweg bist, Tsukki.“
 

Schon winkte er ihnen zum Abschied zu und machte sich alleine auf dem Heimweg. Fassungslos und verärgert zugleich, blickte ihm der Blonde hinterher.
 

Na warte...
 

„Dein Freund ist wirklich nett, Tsukishima-kun.“ Ihre liebliche Stimme holte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit und sein Unbehagen kehrte mit einem Wimpernschlag zurück. „Endlich können wir uns einmal in Ruhe unterhalten...ich denke, dass ich dir ein paar Dinge erklären muss.“
 

Ihr Lächeln wirkte nervös und entschuldigend zugleich. Es stand zum völligen Kontrast ihrer ausdrucksstarken Augen. Für Tsukishima ein absolutes Rätsel.
 

Über was wollte sie mit ihm sprechen?
 

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, beantwortete die hübsche Halbrussin prompt seine Frage und sah ihn dabei verlegen an. „Naja...es geht um Tetsuschka und dich.“
 

Im ersten Augenblick runzelte er fragend die Stirn, um wen es sich bei diesem „Tetsuschka“ handeln könnte, als es ihm plötzlich wie Schuppen vor den Augen fiel. Es konnte sich hierbei nur um ihn handeln, natürlich. Der Kosename, welchen sie für ihren Freund auserkoren hatte. Jener Mensch, für den Tsukishima jemals etwas derartiges empfunden hatte.
 

Alleine die Vorstellung, wie sie ihn mit diesem Namen ansprach und er darauf reagierte, zog sein Herz sich ein wenig zusammen.
 

Wieso tat ihm alleine der Gedanke daran so weh? Er wollte ihn doch aus seinem Leben streichen...
 

„Mir ist nach wie vor unklar, auf was du hinaus möchtest“, erwiderte er stattdessen und versuchte damit weitere Gespräche zwischen ihnen abzublocken.
 

Jedoch wirkte Alisa auf ihn keinesfalls danach, als ob sie einfach das Handtuch schmeißen würde. Entweder sie nahm sein abweisendes Verhalten ihr gegenüber nicht wahr oder ignorierte es gekonnt – Unverschämtheit.
 

„Gomen...ich bin etwas aufgeregt“, erklärte sie verlegen und strich ihren Scheitel sachte nach hinten. Tsukishima ahnte bereits, dass nun ihr eigentliches Gespräch anfangen würde – und er sollte recht behalten.. „Nun denn, Tsukishima-kun...als erstes solltest du wissen, dass ich bereits über eure...sagen wir mal...besondere Beziehung zueinander, in Kenntnis gesetzt wurde.“
 

Tch...warum behielt er in solchen Sachen immer recht? Na super...
 

Zu allem Überfluss schien Alisa überhaupt nicht einmal zu versuchen, die Sache zwischen Kuroo und ihm diskret anzugehen. Eine Eigenschaft, die in der Familie Haiba womöglich nicht existierte.
 

„Uhm...jedenfalls wollte ich dir sagen...ohje...das ist wirklich nicht so einfach...-“
 

Sie brauchte ihn nicht zu schonen...er wusste es doch schon bereits!
 

„Ihr seid ein Paar“, unterbrach Tsukishima sie schroff und spürte zeitgleich den aufkeimenden Schmerz in seiner Brust aufkommen. „Keine Sorge, ich bin keine Konkurrenz für dich.“
 

Ehe der Middleblocker die Chance bekam ein mögliches Ende ihrer Konversation herbeizurufen, ergriff Alisa sein Handgelenk und schüttelte den Kopf. „Mir ist bewusst, dass Koutarou-kun und Keiji-kun dir diese Geschichte erzählt haben, nicht wahr? Aber so ganz stimmt sie nicht.“
 

Wie bitte...?
 

Nun wurde Tsukishima hellhörig und verwarf die Idee ins Nirwana, sich aus ihrem Griff befreien zu wollen. Sein Herz hatte bereits ein paar Takte übersprungen und auch sein Herz klopfte immer intensiver gegen seine Brust.
 

Worauf wollte sie hinaus?
 

Skeptisch schwang seine Augenbraue nach oben und verlangte nach einer Erklärung. „Was meinst du damit?“
 

„Nun ja...um es genau auf den Punkt zu bringen“, gestand sie zögerlich und tippte ihren Finger an die Unterlippe. „Tetsuschka und ich...wir sind kein Paar.“
 

„Wir sind kein Paar....wir sind kein Paar...wir sind kein Paar...wir sind kein Paar...“
 

Ihre Worte spuckten wie ein Echo durch seinen Kopf und pflanzten sich dort ein. Tsukishima wusste nicht, ob er sich verhört hatte oder sein Gehirn möglicherweise ein neues Level eines Trugbildes fabrizierte. Wusste nicht, ob es sich um die Wahrheit oder eine Vision handelte.
 

Hatte sie wirklich das gesagt, was er meinte, verstanden zu haben?
 

Seine goldbraunen Augen hatten sich inzwischen vor Überraschung geweitet und machten beinahe schon Konkurrenz zu Bokutos. Fühlte, wie sein Puls allmählich in die Höhe stieg und sein Herz wie wild gegen seine Brust pochte.
 

„Die ganze Sache ist meine Schuld. Hätte ich nicht Tetsuschka überredet diesem Plan zu zustimmen, wäre euer Wiedersehen möglicherweise ganz anders verlaufen.“ Sie klang aufrichtig bestürzt und hatte reuevoll ihre Lippen aufeinander gepresst und schielte mit traurigen Iriden zur Seite. Blickte ihm nicht mehr in die Augen.
 

Also hatte er sich ihre Worte nicht eingebildet...?
 

Er konnte sich nicht erklären, woher auf einmal diese Welle der Erleichterung in seinem Innerem herkam, aber sie löste den erdrückenden Knoten in seiner Magengegend auf, der sich dort seit Tagen befunden hatte.
 

Jedoch blieb eine Frage nach wie vor bestehen...
 

„Was genau meinst du mit 'diesem Plan', Haiba-san?“, hinterfragte Tsukishima und sprach mit ruhiger Stimme zu ihr. Tatsächlich wandte Alisa ihre Augen wieder dem blonden Middleblocker zu und schien nun für die Fortsetzung ihrer Konversation bereit zu sein.
 

Ein letztes Mal atmete sie tief ein und aus, ehe sie ihm die gesamte Geschichte der vergangenen Wochen erzählte...
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Der letzte Abend im Weihnachtscamp...
 

Ein spektakuläres Aufgebot an verschiedenen Köstlichkeiten befand sich in der Mitte der Turnhalle. Sei es der zuckersüße Kinderpunsch, die deftigen Steaks und knusprigen Geflügel, die unterschiedlichen Reisgerichte und Salate oder auch der kulinarische Nachtisch. Die Manager hatten keine Mühe gescheut, um ihre Spieler für ihr Durchhaltevermögen gebührend zu belohnen – dieser Meinung schlossen sich auch die Coachs an, die für ihre Schützlinge eine lobende Rede hielten.
 

Jeder hatte zu diesem Zeitpunkt die Gespräche augenblicklich eingestellt und ihren Worten gelauscht. Den gebührenden Respekt gezollt und sich zum Schluss für dieses Event bedankt. Letztlich hatte der alte Nekomata die Ehre, dass Buffet für eröffnet zu erklären, woraufhin sich die meisten wie die Wilden stürzten.
 

„Wie kann man nur so verfressen sein?“, murmelte Kenma in seine Trainingsjacke hinein und holte seinen Gameboy hervor, um damit zu spielen. Kuroo konnte über die Frage nur schmunzeln und blickte zu Bokuto, Hinata und Lev, die bereits mit leuchtenden Augen sämtliche Gerichte betrachteten.
 

Noch bis vor einer Stunde war ihr letztes Match im vollen Gang gewesen, welches zur Freude aller Spieler, ein Mini-Volleyball-Turnier beinhaltete. Es war nervenaufreibend gewesen und durch die Gruppierungen der unterschiedlicher Teams zusehends erschwert worden – besonders für sein Team. Trotzdem hatten sie es auf einen wohlverdienten dritten Platz geschafft, womit sie im Gesamtergebnis in die TOP 4 landeten. Die Bestrafung erwischte letzten Endes Team G mit Yamamoto, Tanaka, Konoha und Fukunaga. Keiner wollte mit ihnen tauschen, zumal die Gewinner rund um Team C – Sugawara, Komi, Lev und Yaku – aus ziemlich sadistischen Biestern bestand.
 

Und das war noch nicht einmal übertrieben.
 

Dennoch konnte Kuroo ihren Sieg und das Entgehen der Strafe nicht richtig genießen. Auch wenn die Feier wirklich ausgelassen war, drehten sich seine Gedanken nur um ihn: Tsukki.
 

Im Endeffekt hatte er die jetzige Situation zwischen ihnen selbst zu verantworten. Er wusste, dass er sich die Sache mit ihm nun endgültig vermasselt hatte. Zwar wollte Alisa das Missverständnis aufklären und mit Tsukki reden, aber allem Anschein nach, war es ihr nicht gelungen, ihn umzustimmen.
 

Vielleicht war es auch besser so...
 

„Denkst du schon wieder an diesen Tsukiyama?“ Kenmas monotone Stimme holte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit, während sie inzwischen in einer ruhigeren Ecke der Halle waren und gemeinsam aßen.
 

„Mhm“, bestätigte der Schwarzhaarige stumm. „Wir haben über den gestrigen Vorfall kein Wort verloren. Und auch während des Spiels hat er sich nichts anmerken lassen und auch meine Anweisungen beim Blocken befolgt. Ich glaube...für ihn ist das Thema zwischen uns endgültig durch.“
 

Es war nichts anderes, als die bittere Wahrheit...
 

Wie erwartet schwieg sein Kindheitsfreund zu der Thematik. Kein Wunder, schließlich sah der Schwarzhaarige keine Möglichkeit, das Verhältnis zwischen ihnen in irgendeiner Form wieder geradezubiegen.
 

„Findest du nicht, dass du dir die Sache ziemlich einfach machst?“
 

Im Normalfall hätte Kuroo ihm dafür ordentlich Paroli geboten und ihn gefragt, was diese beschissene, unterschwellige Frage sollte. Allerdings waren die aktuellen Umstände derart kompliziert, dass er sich dieses Mal das Recht herausnahm, um ihm keine Rechenschaft schuldig zu sein.
 

Bevor der Middleblocker seine Gedanken laut aussprechen konnte, gesellte sich überraschenderweise Alisa zu ihnen und nahm seine Hand. „Da bist du ja! Ich habe dich schon fast überall gesucht! Komm mal bitte kurz mit.“
 

Was war denn jetzt kaputt?
 

Völlig perplex ließ er sich von ihr mitziehen, während sie nochmals eine Entschuldigung an Kenma richtete und ihm zuwinkte.
 

In der Zwischenscheit waren sie am Pausenhof der Karasuno-High angekommen und allmählich überwog Kuroos Skepsis. „Alisa, wohin schleifst du mich hin?“
 

Langsam entfernte sich ihre Hand von seiner und beide sahen sich in die Augen. Für einige Minuten war etwas weiter weg, nur die tobende Schneeballschlacht einiger Clubmitglieder zu vernehmen. Schließlich begann die Halbrussin zu sprechen.
 

„Ich habe mich gestern mit Tsukishima-kun unterhalten...“
 

Bei der Erwähnung von Tsukkis Namen weiteten sich seine Augen und er presste die Lippen fest aufeinander.
 

„Er weiß über alles Bescheid: Unsere angebliche Beziehung...die ganzen Geschehnisse, nach eurem damaligen Telefonat...und vor allen Dingen auch, dass ich dir den Brief ausgehändigt habe“, zählte Alisa auf und lächelte dabei etwas traurig. „Leider hat er ziemlich...ernüchtern auf meine Erzählung reagiert.“
 

Wissend erwiderte er das Lächeln und platzierte beide Hände auf ihren Schultern. „Mach dir bitte keine Vorwürfe. Du hast dein Bestes versucht und ich bin dir dankbar, für alles, was du für mich getan hast. Ich hoffe, dass du eines Tages jemanden finden wirst, der dich genauso wertschätzt und liebt, wie du es verdient hast.“
 

Verwundert über seine Worte starrte sie ihn mit großen, smaragdgrünen Augen an. Nach einem kurzen Moment grinste Alisa vor sich hin und schien wieder erfreuter Dinge zu sein.
 

„Möglicherweise gibt es diesen jemand schon“, meinte sie mit unschuldiger Stimme und ging an ihm vorbei. „Außerdem habe ich dir nur erzählt, dass Tsukishima-kun diese Dinge nicht von mir hören wollte. Der Rest liegt bei dir, Tetsuschka.“
 

Damit verschwand sie in Richtung Halle und ließ ihn mit einem verwunderten Gesichtsausdruck zurück.
 

Wieso zerrte sie ihn erst hierher, nur ihm diese zweideutigen Aussagen zu machen?
 

Er sah ihr noch eine Weile nachdenklich hinterher. Am liebsten wäre er ihr zurück in die Halle gefolgt, aber ihre Worte ließen ihn einfach nicht los.
 

Wusste sie etwas, was er nicht wusste? Bestand die Möglichkeit, dass...-?
 

„Hier steckst du also, Kuroo-san. Gutes Timing!“
 

Etwas verblüfft drehte er sich um und erkannte ihn auf Anhieb.
 

Was wollte er denn ausgerechnet hier?
 

Niemand anderes als Yamaguchi stand gerade vor ihm und blickte ihn mit ernster Miene an. Verschwunden waren die sonst unsicheren und weichen Gesichtszüge. Stattdessen strotzte seine gesamte Körperhaltung nur vor Entschlossenheit.
 

„Ich wüsste nicht, was du von mir wollen könntest.“ Seine ablehnende Haltung war deutlich herauszuhören, schließlich hatten sie erst vor wenigen Tagen eine heftige Auseinandersetzung gehabt. Womöglich hatte Tsukki seinem besten Freund erzählt, was vorgestern zwischen ihnen passiert war.
 

Wollte ihm dieser Zwerg ernsthaft eine erneute Ansage machen?
 

„Zunächst einmal...möchte ich überhaupt nichts...von dir“, erklärte der Pinch-Server zwar etwas stockend, aber mit fester Stimme. „Außerdem geht es hier um Tsukki.“
 

Unbeeindruckt über seine Beweggründe, sah ihn Kuroo von oben herab an. Ihm war auf Anhieb klar gewesen, wieso der Andere hier war. „Ich finde es ja reizend, dass du hierher gekommen bist. Aber für dich nochmal zum Mitschreiben: Die ganze Sache geht dich nichts an und wenn Tsukki mir was zu sagen hat...-“
 

„Tsukki hat die Weihnachtsfeier bereits vorzeitig verlassen“, platzte es aus Yamaguchi heraus und sein gesamter Körper begann zu beben.
 

Seine erst vor wenigen Minuten zurückgekehrte Hoffnung war gestorben. Er würde zurück nach Tokio fahren, ohne noch einmal die Gelegenheit bekommen zu haben, sich mit ihm auszusprechen. Äußerlich versuchte Nekomas Kapitän eine neutrale Mimik zu bewahren, aber innerlich...
 

„Auch wenn ich der Meinung bin, dass du ihn ziemlich verletzt und du zwischen euch alles vermasselt hast, sollte Tsukki wenigstens deine Sicht der Dinge anhören“, meinte der Jüngere und atmete einmal tief ein. „Damit wir uns aber richtig verstehen. Das tue ich nicht für dich, sondern für ihn.“
 

Jetzt verstand er, was Alisa gemeint hatte, als sie sagte, dass Tsukki die Geschichte aus seiner Perspektive hören sollte...
 

Sprachlos starrte ihn Kuroo an und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Dieser Zwerg sprang von einer Thematik in die Nächste und allmählich verlor er die Geduld. „Was genau willst du mir sagen?“
 

„Ich würde dich zu ihm bringen wollen. Deshalb mein Vorschlag: Lass uns die ganze Geschichte im Krankenzimmer vergessen“, schlug ihm der Pinch-Server vor und hielt ihm seine Hand entgegen. „Waffenstillstand?“
 

Es widerstrebte ihm zwar seine Hilfe anzunehmen, aber vielleicht war es wirklich seine letzte Möglichkeit, um alle Ungereimtheiten aufzuklären. Also erwiderte seinen Händedruck grob. „Waffenstillstand.“
 

* *
 

Tsukki P.O.V
 

Es war seine letzte Chance gewesen zwischen ihnen für Klarheit zu schaffen. Die Missverständnisse endgültig aus dem Weg zu räumen. Doch er hatte sie nicht genutzt und war den Rückzug angetreten.
 

Auch wenn Alisa ihm inzwischen alles erzählt und Kuroo vermutlich den Brief gelesen haben dürfte, war ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt, bevor sie überhaupt richtig anfangen konnte. Eine Fernbeziehung würde auf Dauer nicht funktionieren. Es würde immer wieder zu solchen Situationen kommen und zum Schluss doch damit enden, dass alles umsonst gewesen war.
 

Für sie beide würde es keine Zukunft geben, dass war die bittere Realität...
 

Tsukishima lehnte sich weiter in den Hängesessel zurück und atmete tief durch. Er hätte es niemals für möglich gehalten, diese Art der Empfindungen verspüren zu können. Und erst recht nicht für diesen selbstverliebten, idiotischen Kapitän.
 

Ein verbittertes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er seine Hand ausstreckte und die federleichten Schneeflocken auf seiner Haut spüren konnte. Wie sie ein angenehmes Prickeln auf seiner Handfläche hinterließen.
 

Vermutlich war der Bus schon längst auf dem Weg nach Tokio...und mit ihm...-
 

Alleine der Gedanke daran, verursachte in ihm nichts anderes, als Kopfschmerzen. Der Middleblocker schloss für einen Moment die Augen und fühlte die Kälte durch seine Lunge eindringen.
 

Wollte den eigentlichen Schmerz überdecken...
 

„Oya, Tsukki. Du solltest reingehen, bevor du dir noch eine Erkältung holst.“
 

Was zum Teufel...?
 

Über die plötzlich vertraute Stimme schockiert, weiteten sich Tsukishimas Lider und starrte in haselnussbraune Augen. In diese gottverdammten, katzenartigen Pupillen.
 

Spielten ihm seine Augen ein Streich...oder war er wirklich hier?
 

Purer Unglaube lag in seinem Blick und er öffnete leicht seine Lippen. Er wollte etwas sagen – irgendetwas. Aber kein einziger Laut verließ seine Kehle. Lediglich sein warmer Atem stieg empor und begann in der Dunkelheit zu verschwinden.
 

„Netterweise hat mich dein Kumpel zu dir nach Hause begleitet und sich ziemlich schnell verdünnisiert“, erklärte Kuroo etwas vorlaut und nahm ohne auf eine Reaktion seinerseits abzuwarten, neben ihm Platz.
 

Kumpel? Der meinte doch nicht etwa Yamaguchi? Seit wann verstanden sich die beiden denn bitte? Hatten sie sich nicht erst vor ein paar Tagen seinetwegen in die Haare bekommen?
 

Nicht nur, dass er hinter seinem Rücken scheinbar den Kontakt zu ihm gesucht, sondern ihn auch in dem Wissen, dass sie alleine sein würden, zu ihnen nach Hause begleitet hatte,
 

Tsukishima konnte sich denken, was sein bester Freund damit bezwecken wollte.
 

Dieser Plan war doch sowas von durchschaubar...
 

Seine anfängliche Verblüffung verwandelte sich nun in Skepsis. Bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, wie ruhig er auf ihn wirkte. Diese untypische Art an ihm, hatte etwas skurriles an sich.
 

Warum konnte dieser Idiot nur so entspannt sein, während ihm selbst zahlreiche Fragen durch den Kopf schossen?
 

Schließlich machte er seinem Ärger Luft und konfrontierte ihn damit. „Kannst du mir mal verraten, was du hier zu suchen hast? Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?“
 

Tsukishimas Stimme bebte und auch sein Herzschlag pochte unentwegt gegen seine Brust.
 

Doch die erwartete Antwort blieb aus. Stattdessen verließ ein nachdenklicher Seufzer seine Lippen und allmählich bekam er den Eindruck, neben einer völlig fremden Person zu sitzen. Ein merkwürdiges Gefühl durchzuckte seinen Körper.
 

Möglicherweise eine böse Vorahnung...
 

„Tsukki.“ Kuroos raue Stimme wirkte zum ersten Mal so leise wie ein Windhauch und versprühte gleichzeitig eine solch enorme Intensität, dass sich eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete. „Ich bin hier, um das Ganze zu beenden.“
 

Mit einem Mal verkrampfte sich alles in ihm und Tsukishima wusste beim besten Willen nicht, wie ihm geschah. Unbewusst biss er sich auf die Unterlippe und vermied es ihn weiter anzusehen.
 

Also hatte er von Anfang an recht gehabt...und zwischen ihnen war nichts weiter, als die Ruinen der Vergangenheit geblieben...und dennoch schmerzte es ihn...
 

Noch immer wollte er seinen Ohren nicht trauen, wusste jedoch, dass sie der bitteren Realität entsprachen. Dennoch würde er seine Würde und seinen Stolz beibehalten.
 

„Und um mir das zu sagen, bist du nicht mit nach Tokio gefahren?“, meinte der blonde Middleblocker herablassend und sah ihn desinteressiert an. „Wie lahm von dir, Kuroo-san.“
 

Damit stand er auf, den Blick nach wie vor auf ihn gerichtet. Sein gesamter Körper bebte vor Wut und er verfluchte sich gleichzeitig selbst dafür, dermaßen unbeherrscht in seiner Gegenwart zu reagieren. Zumindest, wenn man das innere Chaos in seinem Kopf bedachte.
 

Wie sehr er ihn in diesem Augenblick verabscheute...
 

„Nicht so lahm, wie am Telefon alles enden zu lassen“, konterte Kuroo, ohne mit der Wimper zu zucken und hob eine Augenbraue nach oben.
 

DAS hatte er nicht gewagt, oder!?
 

In diesem Augenblick riss Tsukishimas Geduldsfaden und sein Gesicht wirkte zerknirscht. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was du mir in den letzten Wochen und Monaten angetan hast? Haiba-san hat mich bereits über euren lächerlichen Plan aufgeklärt und weißt du was? Nichts, aber auch wirklich gar nichts rechtfertigt dein Verhalten! Seit ich dich kenne, bin ich einfach nur noch...-“
 

Alles in ihm erstarrte und sein Kopf begann sich etwas zu drehen. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Nur die schnellen Hüpfer in seinem Herzen konnte er noch wahrnehmen. Noch nie in seinem Leben hatte er seinen Gefühlen dermaßen freien Lauf gelassen oder sich in Rage versetzen lassen.
 

Allerdings war ihm auch noch nie jemand wie Kuroo Tetsurou begegnet. Wut und Scham vermischten sich miteinander und ließen seinen Körper erzittern. Ihm war es furchtbar unangenehm, dass er all diese Dinge ausgerechnet der Person vor den Latz geknallt hatte, die er doch vergessen wollte.
 

Plötzlich ergriffen ihn zwei starke Hände und umschlossen seine. Erlaubten keinen Widerstand und Tsukishima war nicht in der Lage darauf zu reagieren.
 

„Hör zu, Tsukki. Ich könnte dir nochmal alles ausführlich erklären, was Alisa dir bereits erzählt hat und damit weiterhin Zeit schinden oder wir sollten uns über die Frage Gedanken machen, die schon seit Längerem im Raum steht.“
 

Immer noch über die aktuelle Lage mehr als überfordert, weiteten sich die Augen des Blonden und seine Lippen öffneten sich ein wenig.
 

Wieso hatte dieser Idiot eine solche Wirkung auf ihn?
 

„Zwischen uns...-“, wollte er ansetzten, als ihn Kuroo bereits unterbrach und eine weitere Diskussion mit ihm vermied.
 

„Entweder wir geben der Sache zwischen eine wirkliche Chance oder lassen sie ab dem heutigen Tag für immer enden.“
 

* *
 

Kuroo P.O.V
 

Noch nie war für ihn ein Moment so bedeutsam gewesen, wie dieser hier. Dementsprechend war seine gesamte Körperhaltung, sowie seine Nerven mehr als angespannt. Die nächsten paar Minuten würden darüber entscheiden, ob sie einen Neuanfang starten könnten oder die Fehler der Vergangenheit überwogen.
 

Sollte er jetzt seine Hände loslassen oder ihm auf eine sonstige Art eine Abfuhr erteilten, hatte Kuroo seine Entscheidung hinzunehmen. Müsste sich geschlagen geben und einsehen, dass sein sonst so sturer und ehrgeiziger Charakter, keinen Pfifferling wert gewesen war. Jedoch lag diese Entscheidung nicht bei ihm, sondern bei Tsukki.
 

Dieser wiederum blickte nur auf ihre verschränkten Hände und hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. Er wirkte alles andere als zugeneigt, doch aus unerfindlichen Gründen hatte ihn der Blonde weder von sich gestoßen, noch irgendwelche Vorwürfe an den Kopf geknallt – zumindest bis jetzt.
 

„Denkst du allen ernstes, dass du mich einfach vor einer Entscheidung stellen kannst, nur weil du das möchtest? Wer von uns beiden hat den Brief des jeweils anderen nicht beantwortet? Und wer von uns beiden war dumm genug auf diesen Plan einzugehen?“, warf ihm Tsukki vor, den Blick weiterhin nach unten gerichtet. „Und selbst wenn ich uns aus irgendwelchen Gründen eine Chance geben würde, würde es nichts an der Tatsache ändern, dass wir eine Fernbeziehung führen müssen, die früher oder später sowieso zum Scheitern verurteilt wäre. Also wieso das Unvermeidbare unnötig hinauszögern, wenn es so schneller geht?“
 

Kuroos Augen starrten ihn voller Erstaunen an. Anscheinend hatte sich Tsukki bereits über eine „Was wäre, wenn wir es versuchen würden“ - Variante nachgedacht. Und scheinbar war er zu dem Entschluss gekommen, dass eine Beziehung zwischen ihnen früher oder später sowieso in die Brüche gehen würde.
 

Er wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als er bemerkte, wie Tsukki sich aus seinem Griff befreien wollte. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn an seiner Brust.
 

Scheinbar hatte er sich also entschieden...
 

Als der blonde Middleblocker sich von ihm gelöst hatte, verspürte Kuroo eine noch nie zuvor dagewesene Leere. Keinesfalls würde er vor ihm anfangen zu weinen oder gar ein Drama veranstalten, sondern seine Entscheidung akzeptieren und für ihre zukünftige Aufeinandertreffen ein professionelles Verhältnis an den Tag legen.
 

Und dennoch hatte er sich das alles selbst zuzuschreiben...er war zu spät gekommen...womöglich würde er sich bis an sein Lebensende Vorwürfe darüber machen und...-
 

Die plötzliche Wärmequelle an seiner Brust und der Druck an seiner Schulter unterbrachen seine Gedankengänge und seine Augen wurden immer größer. Seine Arme schlossen sich automatisch an Tsukkis Körper, immer noch nicht realisierend, was soeben passiert ist.
 

Konnte es war sein? War es das, wofür er es hielt...?
 

„Du bist der größte Vollidiot, der mir jemals untergekommen ist“, nuschelte Tsukki gegen seine Schulter und schien seinen Geruch einzuatmen.
 

Seine anfängliche Verblüffung war verraucht und er streichelte ihm schmunzelnd über die linke Wange, die ziemliche Wärme ausstrahlte.
 

Er war doch nicht etwa verlegen, oder?
 

Eine Weile lang blieben sie in dieser Position stehen. Sprachen kein Wort miteinander und lauschten nur dem eisigen Wind, der ihnen zwar um die Ohren wehte. Letzen Endes war es Kuroo, die ihre Idylle durch einen seiner Sprüche wiedereinmal zerstörte. „Aber immerhin bin ich dein Idiot, nicht wahr.“
 

Tsukki murmelte irgendetwas von wegen „Kannst du endlich mal still sein, dass ist ja nicht zu ertragen“. Der Schwarzhaarige schuf etwas Abstand zwischen ihnen und beobachtete jede Regung in seinem Gesicht. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen wirkten in diesem Augenblick wie reines Gold.
 

Wie sehr er ihren Anblick vermisst hatte...
 

Beinahe schon vorsichtig platzierte er seine Hände an sein Gesicht und sah ihm kurz in die Augen. Verlor sich in ihnen und kam ihm immer näher, ehe er kurz vor seinen Lippen innehielt. „Noch kannst du den Rückzug antreten und...hmpf“
 

Doch Tsukki hatte sich bereits entschieden und die letzten Zentimeter überbrückt. Seine Lippen waren kalt und auch ein wenig rau, schmeckten aber wie immer süßlich.
 

Dieses Gefühl...er hatte es wahnsinnig vermisst...und das Kribbeln in seiner Bauchgegend kam nicht von irgendwo...
 

Er konnte sich nicht beherrschen und intensivierte den Kuss. Dieser war viel anders, als ihren bisherigen. Er war zart...beinahe schon vorsichtig. Während ihres Kusses fiel ihm auf, dass Tsukki seine Lider geschlossen hatte und ihn sichtlich genoss. Noch immer konnte Kuroo es nicht glauben, was zwischen ihnen passierte und hätte ewig in diesem Moment verweilen können. Leider mussten sie sich aufgrund von Luftmangel voneinander lösen.
 

Grinsend hob Kuroo eine Augenbraue nach oben. „Ich denke, diese Antwort war klar genug.“
 

Tsukki verdrehte genervt die Augen und fragte sich vermutlich, ob er seine Entscheidung überdenken konnte. Bevor der Blonde ihm etwas sagen konnte, lehnte Kuroos Stirn an seiner.
 

„Ich weiß, dass ich ziemlichen Mist gebaut habe“, gestand er und spürte seinen warmen Atmen. „Aber du sollst wissen...das ich niemals die Absicht hatte, dich derart zu verletzen. Ich werde es wieder gut machen, versprochen.“
 

Und damit versiegelte er ihre Lippen erneut miteinander.
 

* *
 

Es war noch mitten in der Nacht, als er aus seinem Schlaf erwachte und sich im Zimmer umsah. Dieser vertraute Ort, den er solange nicht mehr gesehen hatte.
 

Hier roch alles nach ihm...
 

Sie hatten ihren Start von „Ex-Affäre“ zu „Liebhaber“ zwar nicht mit einer Sexreunion gefeiert, aber etwas viel intimeres vollzogen: Einfach zusammen im Bett gelegen und über alles mögliche gesprochen, wobei er eher geredet und Tsukki ihm einfach nur zugehört hatte, egal wie belanglos die Themen gewesen waren.
 

Erst jetzt bemerkte Kuroo, dass sich der Blonde ihre gemeinsame Decke unter den Nagel gerissen hatte und die Nachttischlampe neben dem Bett noch brannte. Vorsichtig lugte er neben sich und überprüfte kurz, ob er auch wirklich schlief, bevor er den Brief a aus seiner Sporttasche herausfischte und ihn durchlas:
 


 

» Hallo Kuroo-san...,«

» um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht, wie diesen Brief beginnen soll. Vielleicht sollte ich damit beginnen, dass sich in den letzten Wochen bei mir etwas verändert hat. Mein Interesse für Volleyball könnte minimal zurückgekehrt sein, was ich vermutlich nicht zuletzt Akaashi-san, Bokuto-san und letztlich dir zu verdanken habe. Aber in diesem Brief geht es nicht um Volleyball...sondern um uns. «

» Schon damals, als wir beim Trainingscamp unter dem Sakurabaum standen, hatte ich das Gefühl, dass deine Augen überall wären und dich deswegen zunächst für einen aufdringlichen Stalker hielt. Auch wenn meine Meinung über dich nicht sonderlich hoch war, erkannte ich, dass du mich immer unterstützen wolltest. Und auch der Tag, als wir gegen Shiratorizawa gespielt haben und du mir diesen Überraschungsbesuch abgestattet hast. Ich habe schon damals ein merkwürdiges Gefühl verspürt und mich gefragt, warum du dir den weiten Weg aufgenommen hast. Schließlich war es der letzte Abend vor deiner Abreise, der mich beschäftigt hat. Als du zu mir sagtest, dass du meine Augen schön findest, dachte ich, dass es sich hierbei um einer deiner 0815 handelt Und dennoch...seit diesem Tag...stelle ich mir immer wieder die gleiche Frage, was dieses komische Gefühl in mir ausgelöst hat... «

» Sag es mir...was ist das zwischen uns, Kuroo-san? «
 


 

Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass Tsukki ihm in Form eines Briefs indirekt erklären würde, dass er etwas für ihn empfand. Bei Gelegenheit würde er sich auf alle Fälle bei seinen Freunden wie Akaashi, Kenma oder Bokuto bedanken. Aber vor allen Dingen Alisa hatte noch etwas bei ihm gut, auch wenn er nach wie vor verwirrt war, wieso sie den Brief bei sich hatte. Er konnte sich dies nur dadurch erklären, dass ihre weibliche Intuition etwas zu ahnen gehabt haben schien.
 

Als er merkte, dass Tsukki begann sich zu regen, ließ er den Brief schnell in seiner Tasche verschwinden und umarmte ihn von hinten. Fuhr mit seiner Nase über seinen blonden, weichen Haare entlang und inhalierte seinen Duft ein.
 

„Na, bist du dabei aufzuwachen?“
 

Ein kurzes Murren war von seiner Seite zu vernehmen, ehe sich Tsukki langsam zu ihm drehte und ihn mit verschlafenen Augen ansah. Das Gesicht bis zur Nasenspitze in der Decke eingehüllt hatte. „Wieso bist du zu dieser Uhrzeit wach?“
 

„Einfach so“, entgegnete der Schwarzhaarige und drückte ihn etwas näher zu sich. „Ich beobachte dich einfach gerne beim Schlafen...oder sollte ich eher stalken sagen?“
 

Natürlich wusste der Andere worauf er anspielte und grummelte leise vor sich hin. „Du nervst.“
 

Seine Begegnung erwiderte er mit einem hinterlistigem Grinsen. „Dann willst du also nicht mit mir demnächst auf ein Date gehen?“
 

„Date?“ Nun war es Tsukki der staunte und überrascht die Augenbrauen nach oben hob. Auch wenn er in der Vergangenheit immer wieder beteuerte, diesen kitschigen Krimskrams zu hassen, war sich der Kapitän ziemlich sicher, dass er eigentlich daran gefallen hatte und nur seine wahren Gedanken darüber, hinter seiner Fassade verbarg. „Du spinnst doch.“
 

Doch seine verräterische Röte sagte etwas ganz anderes und Kuroo musste sich das Lachen verkneifen. Während er ihn umarmte, dachte Kuroo an die vergangenen Wochen und war froh, dass sie nun endlich damit anfangen konnten, ihre gemeinsame Zeit für ihre Zukunft zu planen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So das war Kapitel Nummer zwei! Ich hoffe es hat euch gefallen!

Sorry noch einmal an alle, dass ihr etwas warten musstet, aber ich hatte gestern Geburtstag und war non-stop unterwegs...

Hoffentlich hat das Kapitel die Warterei etwas entschädigt!

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach langem Warten ist hier das dritte Kapitel!!!

Wie immer wünsche ich euch ganz viel Spaß und ich hoffe ihr genießt den Winter da draußen so sehr wie ich :3

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tadaaaaaa!! Das vierte Chapter ist da!!

Irgendwie hatte ich in den letzten Tagen einen richtigen Energieschub und da dachte ich mir, dass ich noch bestimmt das nächste Kapitel Anfang dieser Woche raus bringen, könnte! Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mir zu kurz vorkommt, aber vielleicht bilde ich es mir ja auch ein...keine Ahnung.

Jedenfalls hoffe ich, ihr hattet wie immer viel Spaß beim Lesen =)

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Omg...ich kanns nicht fassen, aber ich habe tatsächlich das 5. Kapitel geschrieben...!!

Tut mir leid meine Lieben: Eigentlich wollte ich das Chapter 'Past Story' in einem Kapitel zusammenfassen, aber das wäre dann doch reichlich zu viel des Guten gewesen...deshalb habe ich mir überlegt, ihn einfach aufzuteilen =)

Ein paar Textstellen habe ich auch vom Anime entnommen, weil sie zur Handlung meiner Meinung nach am besten passen. Ich hoffe ihr nimmt es mir nicht übel!

Liebste Grüße
Crispie♡

Ps: Mit den *vier Katastrophen sind natürlich Nishinoya, Tanaka, Kageyama und Hinata gemeint :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein laaaaanges Kapitel ist nun vorbei und ich bedanke mich ganz herzlich für eure Geduld, die ihr aufbringen musstet, um auf Past Story. [Part II] warten zu müssen !! Insgesamt sind drei Past-Story-Saga vorgesehen, weshalb ihr euch im nächsten Chapter über den letzten Teil freuen könnt =) Natürlich hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und ihr viel Spaß beim Lesen hattet!!

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir schrecklich leid, dass ihr warten musstet, aber ich bin momentan in meiner Lernphase für die Uni und hoffe ihr könnt mir verzeihen...

Was ich euch auch seit längerem mitteilen wollte, war folgendes: Vielen lieben Dank an alle meine Leser, die mich immer unterstützt und mir auch private E-Mails zukommen haben lassen! Ihr seid so wundervoll <3 Genauso die vielen Favoriteneinträge, sowie eure Kommis lassen mich jedesmal vor Freude aufspringen! Und genau deshalb sollt ihr natürlich auch weiterhin mit tollen Chaptern belohnt werden! Entschuldigt mich für meine vielleicht kitschige Ansage, aber ich bin der Meinung, dass ich das mal einfach gesagt haben müsste.

Dieses Kapitel war für mich etwas besonderes, weil ich das erste Mal einen Lemon geschrieben habe [wie gesagt meine erste Fanfiktion ;) ]. Der Briefinhalt ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, weshalb dessen Inhalt erst im Verlaufe der Geschichte bekannt gegeben wird.

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen! Ab dem nächsten Mal spielt sich die Handlung wieder in der Gegenwart ab. Mal sehen, was uns da noch erwarten wird. Auf jeden Fall bleibt es noch spannend.

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine Lieben! Langsam, aber sicher kommen wir zum Hauptteil der Geschichte! Ich danke euch dafür, dass ihr seit knapp einem halben Jahr die dramatische Geschichte von KurooTsukki verfolgt. Um ehrlich zu sein, hätte ich zu Beginn niemals, niemals niemals damit gerechnet, dass die Fanfic soviel Einklang finden würde! Ihr seid so wunderbar und dafür danke ich euch sehr! Mit jedem Zugriff, jedem Favoriteneintrag, jedem Review und jeder Empfehlung, zaubert ihr mir ein Lächeln ins Gesicht!

Thx a lot – you are the best!

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ihr Lieben! Das war wohl der Augenblick, auf den ihr so lange gewartet habt!

!! Tsukki meets Kuroo again !!

Wie fandet ihrs? Ihr könnt mir das gerne in euren Reviews schreiben, natürlich nur, wenn ihr möchtet :) Ich für meinen Teil habe das Kapitel ziemlich kurzgefasst. Der Grund dafür ist, dass ab den folgenden Chaptern Kuroo aktiv dabei sein und somit mehr Handlung erforderlich sein wird! Und da ich momentan Semesterferien habe, werde ich wohl ein paar Kapitel schreiben können, damit ihr so schnell wie möglich wieder ein bisschen Lesestoff habt. Und wie immer hoffe ich, dass ihr ganz viel Spaß beim Lesen hattet!

Liebste Grüße 
Crispie♡

Ps: Ich weiß...ich bin manchmal ganz schön mies mit meinen Cliffhangern xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich habe ich wieder Zeit gefunden an dieser Fanfiktion zu schreiben! Diese Geschichte ist mein Herzblut, schließlich ist sie meine allererste Fanfiktion hier gewesen. Also keine Sorge: Ich habe sie nicht vergessen…keines Falls! Ich hoffe ihr habt den Faden zur Story nicht verloren! Wenn doch, lest einfach nur das letzte Kapitel das reicht. Den Neulingen unter euch, würde ich empfehlen, die komplette Geschichte zu lesen, da ihr sonst viele Zusammenhänge nicht verstehen werdet <3

Die Namen in der Liste sind keines Falls OC’S [bin kein großer Fan davon], sondern spielen tatsächlich in den jeweiligen Teams mit [zum Beispiel Onaga Wataru]. Des Weiteren werden die restlichen Gruppen im nächsten Chapter genannt!

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
OMG!! Leute ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie glücklich ich gerade bin!! Nicht nur, dass ich heute die Zeit hatte und ein neues Kapitel rausbringen konnte, sondern auch, dass ich nach ca. drei Chaptern endlich wieder meine gewohnte Schreibweise und meinen mehr als 100% Bezug zur Geschichte wieder gefunden habe…Ich liebe diese Story einfach viel zu sehr *schnief* Ich hoffe ihr hattet genauso viel Spaß beim Lesen wie ich am Schreiben!!!

Liebste Grüße
Crispie♡

Ps: Das Gespräch zwischen Bokuto und Kuroo wird im Verlaufe der Geschichte noch eine entscheidende Rolle spielen und wird noch in den kommenden Kapiteln näher erläutert. Die Liste der anderen Spielern hat in dieses Kapitel leider überhaupt nicht gepasst (bis auf Team Hinata), weshalb ich die Teilnehmerliste im nächsten Chapter mit Sicherheit vollständig aufzählen werde :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kinders…Kinders…hier nochmal eine kleine Überraschung für euch! Normalerweise wollte ich dieses Kapitel erst am Sonntag hochladen, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen, als nötig. Schließlich musstet ihr teilweise mehrere Wochen auf ein neues Chapter warten, also beschloss ich euch zu überraschen! Wie immer freue ich mich über euer Feedback und hoffe ihr hattet wie immer großen Gefallen beim Lesen <3

Liebste Grüße 
Crispie♡

Ps: Tetsuschka ist die russische Verniedlichung von Tetsurou! Mein guter Freund mit russischer Abstammung hat mir Gott sei Dank bei der Namensidee weiterhelfen können! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
HURRA! Die Spiele können beginnen! Seit ihr schon gespannt, was euch erwarten wird? Welche weitere Dramen euch noch erwarten könnten? Oder ob es doch zu einer Versöhnung kommen könnte? Dann bleibt an dieser Geschichte dran ! Fühlt euch crispietastisch geknutscht :*

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe es tatsächlich noch geschafft, dieses Kapitel heute hochzuladen! Woher ich die Motivation und Energie hatte, nach beinahe einem Jahr Pause und dem letzten Update vor einigen Wochen? MUSIK ! Ja, ich habe echt einen kleinen Sprung in der Schüssel, aber es musste sein!

Hoffentlich hattet ihr einen wunderschönen Start in die Woche! Eure Kommentare zu meinem letzten Kapitel waren so awesome!

T H A N K Y O U! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon sind wir wieder mal beim Ende des Chapters gelandet. Ich hoffe, dass ihr nach der langen Pause wieder in die Geschichte hinein gefunden habt!

Wer Boku no Hero Academia kennt, hat vermutlich meine Inspiration zu diesem Kapitel erkannt!

Kam euch eigentlich das Kapitel etwas zu lang vor? Oder hat es so gepasst? Ich war mir ziemlich unsicher, ob ich es wirklich wagen sollte, nach längerer Zeit wieder ein langes Kapitel zu veröffentlichen – aber ich denke für euch meine lieben Leserlein, ist es umso besser, hoffe ich zumindest ♥

So und an dieser Stelle wünsche ich euch schon einmal einen wunderschönen 2. Advent !!

Liebste Grüße
Crispie♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hellow ❥ Ich hoffe ihr hattet einen schönen Start ins neue Jahr und habt euch über das neuste Chapter zu KurooTsukki gefreut!

Ich nutze gleich einmal die Chance, um mich für drei Jahre Treue an euch zu bedanken!! Ich hatte letztes Jahr leider ein großes Tief. Aber ich bin zurück und es werden noch die letzten 4 Kapitel verfasst [Stichpunkte existieren ja bereits in meinem Notizbuch xD].

Worüber ich mich sehr freuen würde, sind:
a) Neue Leser bloß nicht schüchtern sein! Crispie beißt euch schon nicht ❥
b) Das meine bisherigen Leser meiner Geschichte treu bleiben und sie auch weiterhin genießen können.
c) Das Haikyuu-Fandom vielleicht durch Season 4 noch mehr schöne Geschichten in den Foren hervorbringen wird!!

Achtung kleiner Spoiler!
Es könnte nächstes Chapter eine etwas längere Background Geschichte erscheinen ❥

Persönliche Meinung
Ich habe keine Ahnung warum, aber dieses Kapitel war mir persönlich etwas fad...[Im Vergleich zu den letzten Malen]

Liebste Grüße
Crispie ♡ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
OMFG PEOPLE!

Ich habe es nach drei Jahren und drei Monaten geschafft, meine erste FF zu beenden...meine Gefühle sind unbeschreiblich und ich bin für jeden einzelnen Leser dankbar !! Ich freue mich einfach nur riesig ♥

Arigatou für alles, ihr seid die Besten ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (47)
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Von:  KleinAya
2020-06-24T15:45:35+00:00 24.06.2020 17:45
Wow, eine tolle FF mit einem tollen Ende :)

Hatte schon Angst es würde schlecht für Kuroo ausgehen, da er sich teilweise echt wie ein blöder Trampel angestellt hat XD

Gott sei Dank ist alles gut gegangen :)
Von:  KleinAya
2020-06-23T22:50:48+00:00 24.06.2020 00:50
Ich wollte erst ein Kommentar schreiben, wenn ich die FF durch habe, aber das Kapitel grad hat mich fertig gemacht und das muss ich einfach schreiben XD

Ich meine... Stell dir vor du musst so ein Spiel mit deinem Ex spielen??? Egal on oben oder unten XD ich könnte teilweise nicht weiterlesen, weils mir selbst so unangenehm war X'D

Echt gut geschrieben, ich freue mich auf den Rest :)
Von:  GeniusIsy
2020-04-08T17:10:40+00:00 08.04.2020 19:10
Mensch, das war wirklich ein schönes Ende! Ich finde es vor allem auch schön, dass du die beiden wieder ohne ein wortwörtliches "Ich liebe dich" vereint hast ^^ Ich freu mich so für die beiden <3
Von:  kikoxd
2020-04-07T12:40:50+00:00 07.04.2020 14:40
Du hast es geschafft und kannst sehr Stolz auf das Ergebnis sein. Deine FF ist toll geworden.

Tsukki und Kuroo sind sehr authentisch und nicht sehr OOC. Von Alisa weiß man ja noch nicht sehr viel, aber du hast sie schön dargestellt. Am Anfang dachte ich natürlich sie wäre eine .... wie sagt man heutzutage....Bitch. Aber zum Ende hin bekam man einen besseren Eindruck von ihr. Sie ist gut mit Kuroo befreundet und wollte wirklich nichts böses.

CONGRATULATIONS zu deiner tollen FF

Von:  GeniusIsy
2020-04-03T20:09:52+00:00 03.04.2020 22:09
OOOOOOOOK das ist mein Lieblingskapitel - defintiv! Omg das Gespräch mit Kageyama war soooooo unglaublich cute T-T
Warum ist Kageyama so cute? T-T Ich liiiebe es, wie er in einer Sekunde so herrisch sein kann und in der anderen total beschämt <3 Und ich muss sagen: Ich hatte irgendwie komplett vergessen, dass Tsukki ja IMMER NOCH NICHT weiß, dass die Beziehung mit Kuroo und Alisa nur fake ist! UND JETZT SPRICHT SIE PRIVAT MIT TSUKKI OMG!!! Und ich finds auch richtig schön, wie Tsukki Yamaguchi auf die Yachi-san angesprochen hat ^^
Und nur mal so btw ich finde das richtig gut, dass so bestimmte Wörter in fett gedruckt schreibst :) Das ist quasi so, als würdest du so epische Musik zu der Situation hinzufügen ^^

Antwort von: Crispie
04.04.2020 14:23
OMFG Arigatou ♥ Haiii...deswegen liebe ich auch Kageyama in Karasuno - genauso wie Tsukki & Nishinoya pp

Hehehehehe, tja unser Tsukki wird bis auf die letzte Sekunde nicht aufgeklärt - irgendwie überhaupt nicht gut für sein Gemüt, nicht wahr D: ? Aber hai, unsere Alisa wird jetzt mit ihm sprechen, aber wird das etwas an der Situation wirklich ändern? Oder haben Kuroo und Tsukki tatsächlich noch eine Chance ? Wir können nur abwarten @/////@

But of course ♥ Auch unser Tsukki macht in Sachen Freundschaft Fortschritte und gerade seinen besten Freund auf Yachi anzusprechen gehört doch definitiv dazu, findest du nicht xD?

Arigatou >//////< Dein Lob in allen Ehren!! Ich freue mich mega, dass dir das aufgefallen ist und mich sogar dafür lobst ~ nawwwww !!

Ich bin schon mega gespannt, was du zu meinem letzten Chapter sagen wirst ^^
Von:  GeniusIsy
2020-04-01T13:07:17+00:00 01.04.2020 15:07
Wait WHAAAAAAtT?! Jetzt bin ich einfach nur noch VERWIRRT! XD Was interessiert es Kageyama, mit wem Tuskki etwas hat? Ich dachte, der hätte nur Volleyball im Kopf XD Girl, das Kapitel war SOOOO spannend und ich kann nicht glauben, was da passiert T-T Jedes Ma,l wenn ein Kapitel endet, kriege ich eine kleine Krise, weil ich wissen will, wie es weiter geht T-T Ich finde Kuroos Herangehensweise bezüglich Alisa sehr verständlich muss ich sagen, passt zu ihm. Und ich habe irgendwie ein Herz für Akaashi in dieser FF, weiß auch nicht wieso. Eigentlich liebe ich alle Characktere XD Es MUSS weiter gehen, es MUSS einfach >.<
Antwort von: Crispie
01.04.2020 20:02
Hahahahaha, deine Frage kam so out of space, dass ich mir ein Grinsen gerade nicht verkneifen konnte, gomen ♥ XD Aber du hast absolut recht !! Kageyama hat eigentlich nur Volleyball im Kopf - wäre da nicht seine Beobachtungsgabe - sonst hätte ich ihn wirklich reif für die Klapse gesteckt qq

Nawwww bist du sweet ♥ Das nächste Kapitel lade ich sogar morgen hoch, weil das letzte Kapitel am Montag hochgeladen wird ^^ Ich bin ja mal gespannt, was du zu den letzten beiden Kapiteln sagen wirst !!

Kuroo und Alisa haben eine sehr gute Bindung miteinander und ich finde sie auch wirklich schön ♥ Auch wenn ich vermutlich viele Hater damit angezogen habe, bereue ich es kein Stück, definitiv ♥

As I told you, wirst du morgen von deinem Leid nach dem nächsten Chapter erlöst, promise ^^

Nochmals ein fettes Arigatou an dich für dein Review !! Ich habe mich unheimlich darüber gefreut !!

Liebste Grüße
Crispie ♥
Von: CioccolatoFluff
2020-03-27T14:02:36+00:00 27.03.2020 15:02
Whuuuut~ da bin ich mal wieder öfter auf Mexx online und dann sehe ich, das es hier schon wieder 2 neue Kapitel gibt!? O__o
Also dieses Kapitel ist einfach nur genial! Kann ich nicht anders sagen.
Diese Emotionen die sich in jedem aufbauen und ich konnte so mit Kuroo mitfühlen! ;_;
der arme Tsukki, wie er da lag, einsam und verlassen und dann diese Nervensäge Yamaguchi, die einfach nicht gehen wollte! xD Gnarf!
Ich finde es super, das Bokuto sich mehr oder weniger wieder mit Tsukki vertragen hat! Wurde auch mal wieder Zeit, diese sture, dumme Eule! <3
Und dann dieser Traum mit der Hochzeit. Omg ich konnte nicht mehr! Wenn ich deine Geschichten lese, kann ich nicht anders als richtig mitzufühlen! ;___; Dieses stechen im Herzen und wie sich alles verkrampft. I feel Tsukki~
Aber die größte Bombe war ja wohl mal Akiteru! Damn dieser letzte Satz! In your face mit Schmackes! xD
Ich werde mich nachher mal an das nächste Kapitel ran setzten und weiter lesen! AAAAAH~ ich bin so gespannt! xD
Antwort von: Crispie
01.04.2020 19:52
OMG mach dir bitte ja keine Vorwürfe >//////< Alles in bester Ordnung, also mach dir bitte keine Umstände oder so, oki ♥

Kuroo tut mir selbst total leid pp ♥ Armes, süßes BBY Q//////Q - obwohl er sich natürlich seinen Gefühlen noch nicht ganz bewusst ist und Tsukki auch noch leiden musste pp Gosh, wieso bin ich eigentlich so eine Dramaqueen...? Aber YamYam musste natürlich wie ein Wachhund seinen besten Freund beschützen ist doch sowas von klar - not...der Junge liebt Tsukki vermutlich mehr, als sich selbst (Bromance, ya know ?)

Me too...ich liebe es einfach, wie unsere Eule und Tsukki miteinander agieren pp Ich liebe sie so much pp Ich konnte sie doch nicht so enden lassen, hallo?! Dumme, sture Eule...♥

AWWWWW ♥ Arigatou pp Das ist so süß von dir pp Ich freue mich so much, dass du so mitfieberst und das dich die Stelle mit Tsukkis Traum so mitgenommen hat pp It's so sad, really pp Aber Akiteru ist sowieso der größte Burner unter ihnen ... ich meine ... auch wenn er stets ruhig wirkt, ist er definitiv um seinen Bruder besorgt pp

Ich kann dir gar nicht genug für deine Worte danken qq Das bedeutet mir so unheimlich viel pp Also ich freue mich totally qq ♥

Von:  GeniusIsy
2020-03-23T19:02:47+00:00 23.03.2020 20:02
Ich habe mich richtig gefreut, das ein neues Kapitel rausgekommen ist ^^ Es freut mich sehr für Tsukki, dass er sich seinem Bruder geöffnet hat und das er sich auch wieder mit Yamaguchi vertragen hat ^^ Und ich will einfach nur wissen, was in dem Brief steht 😭😭😭 Und Kuroos Reaktion darauf 😭 Bitte mach weiter so 👍🏻
Antwort von: Crispie
23.03.2020 23:24
Du bist einfach eine treue Seele . . . vielen, vielen lieben Dank ♥ Und du kannst dich freuen! Es wird diese Woche noch ein weiteres Chapter hochgeladen ^^ Es sind noch insgesamt 3 Kapitel . . . danach geht es leider mit meinem Baby zu Ende ;w;

Ich liebe diese Szene zwischen Akiteru und Tsukki !! Akiteru ist so vernünftig und stellt das Wohl seines geliebten Bruders über alles qq Und die TsukiYama-Friendship existiert schon so lange. . . da wird sie auch diesen kleinen Sturm überstehen ^^

Nawwww. . . nochmal ein fettes Arigatou an dich ♥ Wer weiß. . . vielleicht bekommst du ja deine Antwort bereits im nächsten Chapter ;)

Von:  GeniusIsy
2020-01-29T21:08:27+00:00 29.01.2020 22:08
UFF Der letzte Satz hat nochmal SO RICHTIG reingehauen! Ich habe mich sehr gefreut über das neue Kapitel und fand es auch nicht fad! Schön, dass du wieder da bist <3
Antwort von: Crispie
30.01.2020 00:16
Nawwww Arigatou ~ 💗 Das ist wirklich süß von dir ! Und es freut mich mega, dass das Kapitel dir so sehr gefallen hat :3

Haiiiii 💗 Und dieses Jahr wird es nach knapp 3 Jahren beendet !!
Von:  GeniusIsy
2020-01-27T20:42:05+00:00 27.01.2020 21:42
Eine echt tolle FF! Habe sie innerhalb zwei Tagen durchgelesen und mir blieb für einen Moment der Atem weg, als ich sah, dass ich schon am "letzten" Kapitel angekommen war ^^´ Hoffentlich geht es weiter <3
Antwort von: Crispie
28.01.2020 13:29
Vielen lieben Dank für dieses zuckersüße Feedback ♥ Darüber habe ich so sehr gefreut und werde mein Bestmöglichstes geben, damit ich noch heute das neue Kapitel hochlade :3 Bin ja mal gespannt, was du dazu sagen wirst :3


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