Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Kapitel 17 ---------- Bardentum die Zweite. Und dieses Mal war ich auch geistig anwesend. Unser Lehrer war ein junger Spund, der irgendwie wie ein Gummibärchen auf zu viel rotes Elixier herumhüpfte. Nicht nur verwirrt, sondern eher entgeistert drehte ich mich zu Scath und deutete nach vorne. Miri und mein Bruder grinsten mich schadenfroh an. Göttin. Ich dachte immer, ich wäre hyperaktiv. Wurde mir sogar von den Ärzten bescheinigt. Ich hatte diesen erhöhten Bewegungsdrang aber schon, bevor ich mich an die alten Zeiten erinnern konnte. Durch die Vergangenheit lebte ich es nur umso lieber aus. Aber so schlimm, wie der an der Tafel war ich nicht. Ich konnte ja wenigstens im Unterricht still sitzen bleiben. Ein Klatschen ließ mich wieder nach vorne sehen. Er übersah uns mit einem Glitzern in den Augen, das mich trocken schlucken ließ. Oh oh. “Also, wie am Montag besprochen, werden wir uns dem Vortragen von Musik widmen. Natürlich mit anschließender Diskussion darüber. Also, wer will als Erster?” Es meldeten sich exakt null Schüler. Genau die Anzahl, die ich vermutet hatte. Dafür stellte ich fest, ich hätte mich bei Scath erkundigen sollen, was ich am Montag verpasst hatte. Da machte man es einmal nicht und dann so was. “Keiner?” Er sah irgendwie deprimiert aus. Nahm der sich das etwa zu Herzen? “Das ist aber Schade.” Ja, sehr schade. Komm schon, Schicksal. Hier sitzen noch 31 andere Schüler. Nimm einen davon! Um das zu unterstreichen rutschte ich noch etwas weiter in den Stuhl. Sein Blick wanderte unheilverkündend über uns. Gut, vielleicht sah nur ich das so, aber ich hatte allen Grund beunruhigt zu sein. “Dann nehmen wir doch einen der Neuen.” Nein. Nein. Nein- Ich spürte seinen Blick zwischen Zelda und mir wandern. Bitte nimm sie! “Leider ist mir gerade dein Name entfallen.” Ich wussts. Der starrte direkt mich an. “Na komm schon vor. Nur nicht so schüchtern.” Meine Augenbraue wanderte auch ohne meinen direkten Befehl nach oben. Schüchtern? Ich war ja vieles, aber das nicht. Theska - hey, ich hatte mir ihren Namen gemerkt! - schob ich wieder mitten auf den Gang. Ihr Geschimpfe blendete ich aus, während ich an ihr vorbei ging. “Oh oh.” Der Blick des Lehrers wanderte unschön über mich. “Wie soll ich dich denn auf dem Klavier begleiten, wenn du mir keine Noten gibst?” “Das krieg ich auch noch selber hin.” Ich sah zu dem Instrument. Ein Anderes weckte aber eher meine Aufmerksamkeit. “Kann ich die Gitarre nehmen?” Lehrer verdattert und ich um keinen Deut schlauer. “Du kannst gleichzeitig spielen und singen?” “Ist doch ganz leicht.” Oder etwa nicht? Da ich keine Lust auf diese Diskussion hatte, nahm ich das Instrument, stimmte es schnell und sah dann meinen Lehrer wieder an. Gitarre hatte ich eher aus Jux gelernt. An meiner alten Schule gab es jedes Jahr einen Instrumentenlehrgang. Vor zwei Jahren war eben Gitarre an der Reihe. Das Klavier vor drei hab ich auch mitgenommen. Nur auf das Cello vom letzten Jahr hatte ich keine Lust gehabt. Einen Nachteil gab es trotzdem. Ich konnte bis heute keine Noten lesen. Brauchte ich aber auch nicht. Wenn ich ein Lied nur oft genug gehört hatte, konnte ich es auf jedem Instrument nachspielen. Inzwischen war unser Lehrer aus seiner Starre erwacht. Er sah immer wieder zwischen der Gitarre und mir hin und her, bis er wieder strahlte. “Das will ich sehen.” Das als Freifahrtschein interpretierend, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen das Klavier und begann zu spielen. “Jeder weiß wie Schmerz sich anfühlt Jeder kennt es zu verlieren Fast immer suchen wir die Sicherheit Doch tendieren wir auch zum riskieren Neugier siegt über die Weisheit Vor dem Verstehen, steht das Probieren Können formt sich auch durch Fehler Abschreiben heißt nicht gleich Kapieren Doch was soll`s wir lagen alle schon im Dreck Machten viele Fehler, viele male wieder Doch was soll`s, wir waren doch alle irgendwann jung Und grad weil man auf der Fresse lag, denkt man irgendwann um Geschichten tragen Fehler, spenden Hoffnung spenden Glück Doch Geschichten bleiben Geschichten und keiner bringt die Zeit zurück Geschichten tragen Fehler, nicht immer Glanz und Gloria Scheißegal was war, Scheißegal was war, Geschichten sind zum Lernen da Starke Winde bringen Kälte Dreck und wild stürmische See Im festen Haus, im sicherer Hafen Tun diese Stürme nicht so weh Es braucht Geduld, es braucht viel Herz und etwas Zeit Denn auch der allergrößte Sturm zieht irgendwann vorbei Es braucht die Sicht, nach vorne und sicher nicht zurück Alte Narben bringen Schmerzen und sicher keine Zuversicht Geschichten tragen Fehler, spenden Hoffnung spenden Glück Doch Geschichten bleiben Geschichten und keiner bringt die Zeit zurück Geschichten tragen Fehler, nicht immer Glanz und Gloria Scheißegal was war, Scheißegal was war, Geschichten sind zum Lernen da Kennst du den Unterschied zwischen Märchen und Geschichte? Märchen sind erfunden und Geschichten tragen Richte Den Fußspuren im Schnee zu folgen ist das eine und selbst welche zu hinterlassen und das ist 1000 mal besser. Und der beste und gerade Weg ist der, der direkt nach vorne geht und es ist oft ein offenes Messer. Geschichten bleiben Geschichten, also fang an deine eigene zu dichten. Nicht immer klappt der erste Weg Weil man manchmal auch im Nebel steht Er kann auch leicht der falsche sein Aber wenn will, wenn man wirklich sucht, führt dieser Weg auch wieder heim Geschichten tragen Fehler, spenden Hoffnung spenden Glück Doch Geschichten bleiben Geschichten und keiner bringt die Zeit zurück Geschichten tragen Fehler, nicht immer Glanz und Gloria Scheißegal was war, Scheißegal was war, Geschichten sind zum Lernen da.” So wie mich der Lehrer - dessen Name ich weder kannte, noch mich sonderlich interessierte - anstarrte, hatte ich das gleichzeitige spielen und singen wohl ganz gut hinbekommen. Ohne auf seinen Befehl zu warten, stellte ich die Gitarre wieder an ihren Platz und schlenderte zu meinem zurück. Kaum saß ich, fand er endlich seine Stimme wieder. “Du kannst das ja wirklich gut!” Blitzmerker. Er klatschte begeistert in die Hände. “Also, was meint ihr?” Interpretation, na super. Hoffentlich kam der nicht auf den Trichter, ich solle ein Statement dazu geben. Könnte lustig werden, zumindest für mich. Er rief nicht jeden auf, wären auch zu viele. Trotzdem kristallisierte sich eine Richtung heraus. Die Meisten befanden, dass es zur Ehrung der alten Helden geschrieben wurde. Na ja… Scath kicherte. Als er aufgerufen wurde, enthielt er sich seiner Stimme. Ich hingegen hatte eine bessere Antwort parat: “Ich kenne den Komponisten und seine Meinung.” Lehrer erneut verdattert und viele Schüler gleich mit. Aber er fragte nicht weiter. **** Das Lied heißt Geschichten bleiben Geschichten. Hier der Link dazu. [link href="https://www.youtube.com/watch?v=yz2xnaJ_zY0&index=17&list=LLpX9RqQb-PW9LRG95L5OR6w"]https://www.youtube.com/watch?v=yz2xnaJ_zY0&index=17&list=LLpX9RqQb-PW9LRG95L5OR6w[/link] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)