Königsanwärter von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 25 ---------- Kapitel 25 „Mit sofortiger Wirkung wird Aidan von der Ausbildung bei den Anwärtern ausgeschlossen.“ Kaum hatte ihr Lehrer begonnen zu sprechen, wanderte Killians Blick zu Aidan. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Ewig erscheinende Ansprache sobald zu ihrem Höhepunkt kommen würde, weshalb er überrascht war, als es doch soweit war. Doch die Überraschung wich dem Schock, als er die gesagten Worte wirklich verstand. Damit schien er auch nicht alleine zu sein, denn er konnte erkennen, wie der Prinz bleich wurde und seine Augen sich weiteten, während er noch immer die Wand anstarrte. Es war offensichtlich, dass er dies nicht versucht hatte zu erreichen. Allerdings schien er nun auch nichts tun zu wollen, um die Meinung ihrer Ausbilder zu ändern oder er konnte es schlicht nicht, wegen des Schocks. Nur am Rande bekam Killian mit, wie ihr Diplomatielehrer weiter sprach und scheinbar zu einer Erklärung ihrer Entscheidung ansetzte. Doch das interessierte ihn gerade nicht wirklich. Kurzerhand sprach er einfach dazwischen. „Das könnt Ihr nicht einfach so entscheiden!“, machte er seiner Fassungslosigkeit kurzerhand Luft und erntete dafür empörte Blicke der Lehrer. „Wir können und wir haben es soeben getan, wie ihr gehört habt.“, kam die knappe Antwort auf Killians kleinen Ausbruch. Damit wandte sich der Lehrer auch wieder an alle. „Wenn alle gleichermaßen zuhören würden, so würden auch alle wissen, dass uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen war.“ Nach einer kurzen Pause, in der er scheinbar abwarten wollte, ob man ihn wohl erneut unterbrechen würde, setzte er seine Verkündung fort. „Es dient letzten Endes auch dem Schutz unseres Prinzen, vor…“ „Das ist inakzeptabel!“, brach es erneut aus Killian hervor. „Aidan kann nichts für diese Vorfälle. Es ist nicht seine Schuld.“, unterstützte nun auch Toran den Protest. „Wir wollen nur das Beste für alle Beteiligten.“, erwiderte der Diplomatielehrer, wurde aber noch während des Satzes leicht von einem seiner Kollegen, welcher die Anwärter im Kampf unterrichtet, zur Seite geschoben. „Ihr werdet diese Entscheidung akzeptieren müssen, denn nicht ihr, sondern wir haben sie getroffen.“, sagte dieser entschieden. Peer, der bisher verhältnismäßig ruhig dagesessen und leicht betroffen auf den Tisch geblickt hatte hob nun seinen Blick, mit welchem er den Lehrkräften selbstbewusst entgegen sah. „Ist es nicht Aufgabe des Ausbildungsleiters diese Entscheidung zu treffen?“ „Ja, das ist es.“, bekam er eine skeptische Antwort von seitens der Lehrkräfte. „Wo ist dieser dann? Ich zumindest, kann ihn hier nirgends sehen.“ „Er hat derzeit andere Aufgaben zu erfüllen.“ „Hat eine solche Entscheidung dann überhaupt Gültigkeit?“, fragte Peer ruhig weiter und zog seine Augenbrauen leicht in die Höhe. „Eine schriftliche Bestätigung über diese Entscheidung wird in Kürze folgen. Selbstverständlich mit den erforderlichen Unterzeichnungen.“ Kurz lehnte sich ihr Kampflehrer ein wenig vor, um dem Jüngsten zu verdeutlichen, dass er versuchte den falschen Weg einzuschlagen. „Damit ist das Gespräch beendet.“ „Aber…“ Killian versuchte erneut dem Ganzen zu widersprechen, wurde aber sofort unterbrochen. „Ihr werdet nun noch schnellstmöglich zu Mittag essen und danach sofort zum Unterricht erscheinen!“ Noch während der eine Lehrer den verbliebenen Anwärtern die Anweisung mit erhobener Stimme mitteilte, wandte ein weiterer sich an Aidan. „Prinz Aidan, Ihr begleitet uns bitte.“ Der Angesprochene löste seinen Blick mit noch immer blassem Gesicht von der Wand und nickte verstehend. Er sah sich nicht nochmal in der Runde um, sondern erhob sich wortlos und folge den Lehrkräften zügig aus dem Raum. Killian hingegen war nach wie vor schockiert. Ihm blieb nichts anderes übrig, als der Gruppe fassungslos hinterher zu blicken. - - - - - Als die verbliebenen vier Anwärter die Bibliothek gemeinsam betraten, waren Aidan und ihr Lehrer für Strategien bereits anwesend. Sofort musterte Killian seinen Liebsten besorgt und stellte erleichtert fest, dass dieser nicht mehr ganz so blass war wie zuvor. Allerdings schien er noch immer neben sich zu stehen. Sein Blick war auf die Tischplatte vor sich gerichtet und ging offensichtlich durch diese hindurch. Er sah zu keiner Zeit auf. Bevor Killian jedoch neben ihm Platznehmen konnte war Toran schneller und vereinnahmte den Stuhl neben dem Prinzen. Sofort war dem etwas jüngerem Anwärter klar, dass er dies seinetwegen tat. Der Älteste wollte für Ruhe sorgen, denn ihr Lehrer schien mehr als angespannt zu sein. „Setzt euch sofort hin und seid aufmerksam!“ Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Kurzerhand wählte Killian den Stuhl neben Toran und lehnte sich leicht vor, damit er den Prinzen sehen konnte, doch von diesem kam nach wie vor keine Reaktion. Es war fraglich, ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass die Anderen den Raum betreten hatten. Also gab sein Partner seine Bemühungen auf und versuchte dem Unterricht zu folgen. Immerhin war es zumindest ein gutes Zeichen, dass er nach wie vor am Unterricht teilnehmen durfte. Das hieße nämlich, dass er wahrscheinlich bei ihnen bleiben konnte. Zumindest fürs Erste. Der Unterricht verlief ruhig, wenn auch mit bedrückter Stimmung. Der Lehrinhalt wurde strenger vermittelt als sonst und alle versuchten soweit es ging zu folgen. Killian scheiterte aber aus Sorge um Aidan. Toran und Peer schienen auch zwischendurch ihre eigenen Gedanken zu sortieren und selbst Luan schienen die neusten Entwicklungen mal nicht egal zu sein. Der Einzige, der sich ganz offensichtlich nicht einmal bemühte dem Ganzen zu folgen, war der Prinz. Nach gut einer Stunde Unterricht stand dieser plötzlich von seinem Stuhl auf. Er sagte nicht und sah auch nicht auf, als der den Raum verließ. „Aidan?“, fragte Killian verwundert, wurde aber ignoriert. Als die Tür hinter dem Prinzen zufiel stand selber auf, wollte dem Jüngeren folgen, doch ließ ihn die aggressive Stimme ihres Lehrers innehalten. „Killian! Setzt dich augenblicklich wieder hin!“ Zu diesen Worten kam ein passend aggressiver Blick in die Richtung des Anwärters. Zu keinem Zeitpunkt hatte er Aidan beachtet. „Ein guter König kann sich nicht um den Einzelnen kümmern, er muss stets das gesamte Volk im Blick haben.“ Killian erwiderte zornig den Blick, ohne zurückzuweichen und machte auch keinerlei Anstalten der Aufforderung nachzukommen. Unnachgiebig sahen sich Lehrer und Schüler an. Schließlich spürte Letzterer Torans Hand auf seinem Unterarm und vernahm zusätzlich dessen leise Stimme. „Setz dich hin, Killian.“ Einen Moment blieb der Angesprochene noch stur, zog es dann aber vor, den Worten seines Freundes nachzukommen. Den Blick jedoch trotzdem nicht von ihrem Lehrer abwendend konnte er ein leichtes Nicken von diesem erkennen. „Aidans Vater, unser derzeitige König, tut dies nicht. Er kümmert sich noch nicht einmal um eine einzelne andere Person, nein, er kümmert sich nur noch um sich selbst. Dadurch ist er unteranderem zu einem schlechten Herrscher geworden, dessen Zeit wohl bald ein Ende gefunden haben wird.“ „Ist das eine Drohung an den König?“, wollte Killian noch immer wütend wissen. Nun wurde der Blick ihrer Lehrkraft ein wenig milder. „Nein, das ist es nicht. Viele Menschen fordern eine Abwahl des Königs. Es wird wohl nicht mehr lange dauern.“ Er seufzte kurz auf und sah Killian abermals an, dieses Mal jedoch mit einem geradezu warmen Blick. „Killian, ich kann dich verstehen, aber gib Aidan ein wenig Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten. Er wird der Burg nicht verwiesen werden und auch der Unterricht wird für ihn weiter gehen, nur wird dieser nicht immer mit eurem übereinstimmen. Seine Stärken werden nun mehr gefördert und manche Defizite ausgebessert, damit er den zukünftigen König bestmöglich beraten kann.“ Killian war nicht besonders glücklich mit dem gehörten, doch er akzeptierte es und sah es zunächst als ein gutes Zeichen, auf dem man vielleicht aufbauen konnte. Er gab seine gerade Haltung auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Dies war offensichtlich die Geste, auf die ihrer Lehrer gewartet hatte, um mit dem Unterricht fortzufahren. Zum Ende des Nachmittags fügte dieser noch hinzu, dass es wichtige war, dass sie nun alle gut geschult werden würden, denn so wenige Anwärter wie sie es nun waren, habe es noch nie zuvor gegeben. - - - - - Es war ein langer Tag geworden. Auch die folgenden Tage würden lang werden, denn man hatte entschieden, dass der Unterricht ab sofort bis zum Abendbrot stattfinden würde. So wurde ihnen die Möglichkeit gegeben, möglichst viel zu lernen, sollte die Wahl des neuen Königs tatsächlich kurz bevorstehen. Kaum durften die Anwärter an diesem Tag die Bibliothek verlassen, wollte Killian auch gleich den Weg zu Aidans Zimmer einschlagen. Sofort wurde er am Arm gegriffen und in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Als er sich nach der Person umsah, welche ihn mitzog, erkannte er Toran. „Du kommst erst einmal mit zum Speisesaal. Du wirst etwas essen und dann kannst du noch immer zu ihm gehen.“ „Aber das kann ich auch später noch tun. Liam bringt uns auch bestimmt etwas.“, protestierte der Jüngere sofort und wollte sich aus dem Griff herauswinden. „Vielleicht ist Aidan ja auch noch ganz froh über ein wenig Zeit für sich. Er muss viel verarbeiten. In seinem Leben stand immer fest, dass er einmal ein Anwärter sein würde, bis zur Wahl des neuen Königs. Von klein auf an erzählte man ihm nichts anderes. Nie hat er sich darüber Gedanken machen müssen, anders als wir. Wir haben diese Perspektive erst kurz vor unserem Antritt erhalten. Gib ihm noch etwas Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen.“ Killian akzeptierte die gehörten Worte, trotzdem musste er mitgezogen werden. Natürlich wollte er ihm Zeit zum Nachdenken geben, doch es war eben so, wie Toran es gesagt hatte: Es hat immer festgestanden, dass er ein Anwärter sein würde. Es war regelrecht in Stein gemeißelt! Aus genau diesem Grund machte der Anwärter sich nun aber auch große Sorgen. Er wüsste nicht, wie er selbst reagieren würde, wenn man ihm plötzlich seine Lebensvorstellung wegnehmen würde. Vor allem dann nicht, wenn der eigene Vater einem, noch wenige Tage zuvor, versuchten Mord vorwarf und ihn als Taugenichts darstellte. Aidans Leben war immer geregelt gewesen. Er folgte stets den Regeln, welche nie überraschend auf ihn zukamen und nun änderte sich dies schlagartig. Beim Essen war der Ausschluss des Prinzen von der Ausbildung das vorherrschende Thema. Sie sprachen über die Dinge, die das Ganze ausgelöst haben könnte, sowie darüber, welche Ausmaße dies womöglich noch haben könnte. Selbst Luan beteiligte sich irgendwann an dem Gespräch. Er wäre erschrocken über diese Entscheidung und Aidan tat ihm leid. Allerdings hatte er trotzdem damit gerechnet, jedoch eher vermutet, dass wohl Killian der Grund für den Ausschluss sein würde, was selbstverständlich dann auch diesen betroffen hätte. Sofort warf der erwähnte Anwärter ihm einen drohenden Blick zu und auch Toran sah alarmierend zu ihm. Bevor jedoch einer von ihnen etwas sagen konnte hatte Peer bereits das Wort ergriffen. „Was meinst du damit?“ Luan lachte bitter auf. „Meinst du das wirklich ernst? Sag mir nicht, du hast nicht mitbekommen, wie die Beiden miteinander herum turteln?“ Wütend sprang Killian von seinem Stuhl auf, so dass dieser kurz kippte, sich dann jedoch wieder fing und laut über den Boden scharrte. Wütend blitzten seine Augen auf. „Das hast du nicht wirklich gerade gesagt!“, sagte er fassungslos. „Was denn? Vögelt ihr etwa doch schon? Jetzt versaust du unseren so unschuldigen Prinzen also richtig?“, provozierte der Andere weiter. Das war der Moment, in dem es selbst für Killian zu viel wurde. Ihm brannten schlichtweg die Nerven durch und zu Luans Pech, saßen sie an diesem Abend nebeneinander. Kurzerhand griff der Ältere nach seinem Kragen und noch während er ihn zu sich hochzog ließ er seine andere Faust gegen dessen Kinn krachen und die Kiefergelenke des Getroffenen gaben sogleich ein unangenehmes Knirschen von sich. Durch die Wucht glitt der Stoff des Kragens Killian aus den Fingern und der provozierende Anwärter fiel zurück auf seinen Stuhl, womit er diesen umriss. Unter donnerndem Lärm ging er samt dem Möbelstück zu Boden und nur eine Sekunde später stand der Wütende bereits über ihm nur um zu einem weiteren Schlag, dieses Mal genau in die Mitte seines Gesichtes, auszuholen. Die Nase genau getroffen schoss sofort Blut aus ihr. Zu Killians bedauern wurde er kurz vor seinem dritten Schlag von zwei kräftigen Armen zurück gerissen und auch Luan wurde von ihm weggezogen. Der Ältere von den Beiden versuchte nochmal zu ihm zu kommen, doch Toran hatte ihn fest im Griff und drehte sich mit ihm zusätzlich noch von dem am Boden liegenden weg. „Schluss jetzt!“, zischte der älteste Anwärter. „Geh und such‘ Aidan.“ Mit diesem Satz ließ er Killian los und schubste ihn etwas in Richtung Tür um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Sofort wollte er sich umdrehen und erneut zuschlagen, als er das Lachen Luans vernahm. Doch Toran schubste ihn nochmal ein wenig an. „Geh.“ Er behielt die Vorwärtsbewegung bei und schluckte seinen Ärger, soweit es ging, herunter, als er den Saal, vorbei an dem aufgeschreckten Küchenpersonal, verließ. Auch auf dem Flur hörte er noch eine Weile das gehässige Lachen des anderen Anwärters und unbewusst ballte er seine Fäuste, bis er irgendwann auf dem Weg zu Aidans Zimmer merkte wie sie spannten. Er lockerte sie wieder und besah sich kurz seine rechte Hand, mit welcher er zugeschlagen hatte. Auf seinem Handrücken befanden sich Blutspritzer von Luans Nase und Killian konnte nicht anders als zufrieden deswegen zu grinsen. Kurzerhand wischte er es an seinem Hemd ab, immerhin befand sich bereits etwas davon auf seinem Ärmel. Zum Vorschein kamen seine roten, geschwollenen und aufgeschürften Fingerknöchel, doch das war es ihm allemal wert. Letztendlich entschied er kurzfristig, vorab in sein eigenes Zimmer zu gehen, sich dort ein wenig zu beruhigen und das Hemd zu wechseln, bevor er zu dem Prinzen rüber gehen wollte. Doch als er sein Zimmer betrat stand der ehemalige Anwärter von seinem Bett auf und kam langsam auf ihn zu. „Du bist spät.“ Schnell schloss Killian die Zimmertür und sah den Jüngeren wieder an, bevor er zu einer Erwiderung ansetzte. „Entschuldige. Ich wollte dir eigentlich gleich nach, aber…“ Weiter kam er nicht, denn Aidan unterbrach ihn, indem er seine Lippen auf die des Älteren drückte. Fordernd bewegte er sie kurz bevor er sich wieder zurück zog. „Das ist in Ordnung.“ Erneut verband der Prinz ihre Lippen zu einem Kuss, welcher nichts Schüchternes und Zurückhaltendes mehr hatte. Nachdem sie sich erneut voneinander trennten, sah Aidan kurz zu Boden. „Ich habe jetzt nichts mehr zu verlieren.“, murmelte er leise, dann sah er wieder nach oben, direkt in Killians Augen. „Schlaf mit mir, Killian.“ Ende Kapitel 25 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)