Echoes von Ceydrael (Marco x Ace) ================================================================================ Kapitel 15: Das Echo von unerwarteten Begebenheiten und intimen Eingeständnissen 1|2 ------------------------------------------------------------------------------------- »Ich hab' mal gehört, dass Piraten mit der Länge ihres Fernrohres gerne gewisse Missstände kompensieren«, zog Ace den Phönix heiter auf, der ein goldenes, edel aussehendes Fernglas auseinanderzog und an sein rechtes Auge hob. Mit breitem Grinsen saß der junge Kommandant neben seinem Freund auf der Reling und biss geräuschvoll und genüsslich in einen Apfel, während er den Blonden interessiert beobachtete. Marcos Mundwinkel zuckte leicht verräterisch, während ihn die Aussage selbst sonst wenig zu verunsichern schien. Seine Aufmerksamkeit lag ruhig auf der Insel vor ihnen, die von leichtem Nebel umschlossen ihr heutiges Ziel bildete. »Tatsächlich, yoi!? Sag du mir, hab' ich das wirklich nötig?«, raunte Marco amüsiert mit einem kurzen Seitenblick zu seinem Nakama. »Hmmm...«, Ace tippte sich gespielt nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. Sein prüfender Blick wanderte ziemlich ausführlich von Kopf bis Fuß über seinen Freund, bis der schlussendlich ungeniert am Schritt des älteren Kommandanten hängen blieben... wie gleichauf wohl auch seine Gedanken, denn die dunklen Augen des Feuerteufels umwölkten sich mit Verlangen. »Nö, eigentlich nicht«, schlussfolgerte er dann mit tieferer Stimme und verschmitztem Grinsen. Marco hob nun doch kritisch eine Augenbraue, doch Schalk glänzte in seinen blauen Augen. »Eigentlich?!« Ace' Antwort war ein lässiges Schulterzucken und er lehnte sich etwas zu dem Phönix hinüber. »Naja, ich glaub' ich kann mich nicht so genau erinnern... vielleicht möchtest du mein Gedächtnis mit ein bisschen praktischer Übung wieder auffrischen?!«, schlug die Feuerfaust anzüglich vor und schenkte seinem Mentor dabei einen unschlagbar intensiven Blick unter der Hutkrempe hervor. Marco hätte sicher gern etwas erwidert - auch wenn er sich erst mal räuspern musste, da sich Ace seiner Wirkung auf den älteren Kommandanten leider viel zu bewusst war - doch in diesem Moment trat Thatch an ihren Aussichtspunkt und grüßte sie heiter. Der Kommandant der Vierten entfaltete ebenfalls ein Fernrohr, das noch um einige Zentimeter länger war als von Marco, wodurch der Phönix und Ace sich gleichzeitig anblickten und dann in prustendes Gelächter ausbrachen, was Thatch nur verwirrt die Stirn runzeln und seine Nakama fragend ansehen ließ. »Hab' ich irgendwas nicht mitbekommen...?«, schmollte Thatch wegen des vermuteten Witzes auf seine Kosten und blickte kontrollierend an sich herab. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich irgendjemand einen Scherz mit seinem weißen Anzug erlaubt hätte... »Schon gut, es ging nicht um dich«, wiegelte Ace mit einem eiligen Handwedeln ab und rettete sich vor einem erneuten Kichern, indem er sich die Rest seines Apfels rasch in die Backen schob. »Ace hat mir nur eben eine ziemlich... amüsante Piratenlegende erzählt«, beschwichtigte Marco Thatchs Misstrauen mit einem verhaltenen Schmunzeln. »Er hat auf seinen Reisen gar komische Sachen aufgeschnappt, yoi...«, meinte er leichthin und sein offener Blick kreuzte erneut den des jungen Kommandanten. Eigentlich war es fast verwunderlich, dass Thatch die mehr als greifbare Spannung zwischen ihnen nicht bemerkte, denn für Marco schienen förmlich die Funken zu fliegen und die Temperatur merklich zu steigen. Vor allem, da Ace seinen Augen und dem eindeutigen Ausdruck darin unbeirrbar stand hielt, während er sich den klebrigen Fruchtsaft seines Apfels provokativ langsam von den Fingern leckte. Fast fühlte sich der Phönix genötigt sich selbst auf die Schulter zu klopfen, dass er so viel Selbstbeherrschung besaß und nicht sofort über Ace herfiel, denn die dunklen Augen des Feuerteufels sprach wahrlich intensiv von ihren vielen, lustvollen Treffen der letzten Zeit. Beide verfluchten sie in diesem Moment wohl den Umstand, dass sie nicht mit der Moby unterwegs waren und auf den Luxus einer eigenen, ungestörten Kajüte seit zwei Tagen verzichten mussten. Dementsprechend gab es wenig Gelegenheiten sich nahe zu sein und obwohl sich Marco eigentlich für einen beherrschten und kontrollierten Mann gehalten hatte, belehrte ihn eine gewisse Feuerfaust seit ein paar Wochen definitiv eines besseren - er war Ace mit Haut und Haaren verfallen, genauso wie er es befürchtet hatte. So heftig hatte der Phönix in seinem ganzen Leben noch nie nach einem anderen Menschen verlangt. Nicht einmal nach Kaley war er so verrückt gewesen wie nach dem Flammenwerfer und nur seiner jahrelang geschulten Disziplin war es wohl zu verdanken, dass sie nicht schon längst aufgeflogen waren. Denn Ace hatte gewiss weniger Bedenken, wenn es darum ging sein Verlangen zu stillen und wenn es nur ein flüchtig gestohlener Kuss irgendwo auf einem Gang in einem riskanten, unbeobachteten Moment war. Auch wenn es stets seine gesamte Stärke kostete, der Phönix hatte dem jungen Kommandanten so manches mal Einhalt gebieten müssen, wenn dessen Hände sich selbstständig gemacht und Marco an Stellen berührt hatten, die weder unverfänglich noch unschuldig waren. Marco schämte sich gewiss nicht für diese Richtung, in welche sich ihre Freundschaft seit Ace' Geburtstag entwickelt hatte, aber es gab Dinge, die gehörten einfach nicht in ihren Alltag. Was sie hinter verschlossenen Türen taten war ihnen überlassen, doch ihre erste Pflicht und ihre ungeteilte Aufmerksamkeit gehörte vor allem ihrem Vater und ihrer Crew. »Irgendetwas verdächtiges entdeckt?« Jozu war zu ihnen getreten, gefolgt von Izou, der sich auf die Reling lehnte und gemächlich an seiner langen, eleganten Pfeife paffte. Der Kommandant der Dritten nahm Thatch das angebotene Fernrohr ab und warf ebenfalls einen prüfenden Blick auf das Eiland vor ihnen. Die Insel gehörte einem ihrer neueren Alliierten, sie war der Hauptsitz von Doma und seiner Crew, mit dem sie sich hatten eigentlich vor zwei Tagen treffen wollen. Doch niemand war zum vereinbarten Zeitpunkt aufgetaucht und auch jegliche Versuche, ihre Verbündeten per Teleschnecke zu kontaktieren, waren fehlgeschlagen. Doma hatte sich Whitebeard unterworfen und war einer seiner treuesten und verlässlichsten Alliierten geworden, nachdem Ace ihn und seine Bande vor einiger Zeit bezwungen und der Pirat daraufhin die Stärke und Größe des Kaisers anerkannt hatte. Marco schob sein Fernglas wieder zusammen und meinte kritisch: »Bisher nicht, was allerdings nicht bedeutet, dass alles in Ordnung ist. Es passt nicht zu Doma, dass er ein vereinbartes Treffen einfach so ohne Erklärung oder einen Stellvertreter zu schicken ausfallen lässt. Das ist nicht seine Art.« »Hm, du hast recht, der Kerl ist die Loyalität in Person, seitdem Ace ihm in den Arsch getreten hat. Fast noch schlimmer als du«, pflichtete Izou dem Phönix bei und blies eine Rauchwolke als kunstvollen Ring in die Luft. »Wir sollten nachsehen, was da los ist und wahrscheinlich vorsichtig sein. Die Sache gefällt mir nicht...« Jozu brummte zustimmend. »Riecht verdächtig nach einer Falle. Es ist kein großes Geheimnis, dass wir mit unseren Verbündeten engen Kontakt pflegen und stets nach dem Rechten sehen. Jemand könnte auf die Idee gekommen sein das auszunutzen...« »Jemand wird dafür bezahlen, sollte das so sein«, knurrte Ace angriffslustig und erste Flammen züngelten wagemutig über seine nackten, trainierten Arme. »Wenn Pops' Name keine Ehrfurcht mehr hervorruft, dann sollten wir das schleunigst ändern!« »Da hat der Junge nicht ganz unrecht«, meinte Rakuyou mit finsterem Blick, der nun ebenfalls zu ihnen gestoßen war. Die Vorstellung, dass man ihrem Vater nicht mit gebührendem Respekt begegnen könnte gefiel hier niemandem und dem Kommandant der siebten Division wohl am allerwenigsten, denn seine Nichten befanden sich auf Domas Insel. Rakuyous Schwester unterhielt Beziehungen zu den Revolutionären und das war offenbar durch eine undichte Stelle bekannt geworden, sodass sie die Mädchen zu ihrem Onkel geschickt hatte, um sie zu schützen. Sie sollten eine Weile auf Domas Insel untertauchen, bis sich die Wogen geglättet hatten. »Ja, Ace hat recht, allerdings sollten wir uns nicht dazu hinreißen lassen voreilige Schlüsse zu ziehen...«, Marco gab den bereitstehenden Männern einen Wink, dass sie das Schiff näher an die Insel heranbringen sollten. »Sehen wir uns erst mal um. Vielleicht gibt es eine plausible Erklärung für alles, yoi.« »Auf die Erklärung bin ich jetzt schon gespannt...«, meinte Thatch mit hochgezogenen Augenbrauen und kassierte daraufhin einen unsanften Rippenstoß von Izou. »Was denn?! Du glaubst doch auch nicht wirklich, dass denen nur die Teleschnecken weggelaufen sind?!«, empörte sich der Kommandant der Vierten pikiert. »Was ich glaube ist nicht von Belang. Ich hoffe einfach, dass sich unsere Befürchtungen nicht bewahrheiten«, erklärte Izou ruhig. »Mir wäre es lieber wir irren uns, als das wir in diesem Fall recht behalten und unsere Verbündeten in diesem Augenblick in Gefahr schweben.« Sie hatten sich mit einem kleineren Schiff von ihrer Hauptflotte abgesetzt, um den merkwürdigen Umständen um Domas Verschwinden auf den Grund zu gehen. Dieses steuerte nun gemächlich den kleinen Hafen der Insel an und konnte dort auch ohne große Aufmerksamkeit anlegen. Die Bucht blieb menschenleer. Niemand tauchte auf, um sie willkommen zu heißen oder nach dem rechten zu sehen. Vielleicht hatten sie kein Empfangskomitee erwartet, doch zumindest irgendeine Reaktion und das diese ausblieb, war bedenklich. Ihre Flagge war gehisst und hätte schon von weitem erkannt werden müssen, da der Nebel nicht sonderlich dicht war. Izou blieb mit einigen Nakama an Bord zurück, um ihr Schiff zu bewachen und ihren Rückzug zu decken, so sie schnell würden verschwinden müssen. Die restlichen Kommandanten machten sich mit ein paar Männern auf zu Domas Dorf, dass unweit des Hafens, aber etwas versteckter im Wald lag. Auch auf dem ausgetretenem Waldweg dahin begegneten sie keiner Menschenseele, doch der Nebel schien immer dichter und dicker zu werden, sodass jegliche Geräusche gedämpft wurden. Ab und an flatterte ein Vogel kreischend in die Höhe, doch sonst blieb es ruhig, viel zu ruhig für diese kleine Insel, die sonst von Leben erfüllt war. »Unheimlich...«, wisperte einer ihrer Männer neben Ace und der junge Kommandant kam nicht umhin dem beizupflichten, wenn auch eher im stillen, um die Moral nicht zu drücken. Obwohl Doma und er sich einst als Kontrahenten gegenübergestanden hatten, waren sie inzwischen gute Bekannte, die einander recht schätzten und der Feuerbändiger hoffte wirklich, dass es den Piraten und Rakuyous Nichten gut ging. Der lässige Kommandant der Siebten mochte oftmals wirken als brachte ihn wenig aus der Ruhe, doch Ace war sich sicher, dass er es sich nicht verzeihen würde, wenn er seine Familie in Gefahr gebracht hätte und ihre Alliierten womöglich noch mit dazu. Man konnte wohl nur mutmaßen, was die Weltregierung alles bereit wäre zu tun, um ihre Feinde zu dezimieren... Nicht all zu lang und sie erreichten die überschaubare Ortschaft, indem sie aus dem Dickicht des Waldes traten und damit zwischen den ersten Häusern des Dorfes standen. Hier war der Nebel unheimlich zäh und hing in dicken Schwaden in den Straßen. Doch ansonsten war alles wie ausgestorben, niemand war zu sehen und kein Geräusch ließ darauf schließen, dass hier überhaupt jemand war. Dunkle Fensternischen starrten ihnen wie leere Augenhöhlen entgegen, jede Silhouette wurde durch den Nebel unheimlich verhüllt und gaukelte dem Auge gar sonderliche Dinge vor. »Wie eine Geisterstadt...«, urteilte Jozu und Ace prallte von Marcos Arm zurück, der ihn in der ungeduldigen Vorwärtsbewegung aufhielt und sich prüfend umsah. Dann gab er schweigsam das Zeichen, dass sie sich in zwei Gruppen aufteilen und den Ort von beiden Seiten betreten sollten. Der Nebel schien immer dichter zu werden je weiter sie vordrangen und ab und an bildete sich Ace sogar ein, Gesichter in den weißen Schwaden zu sehen und ein unheimliches Kichern zu hören, das wie ein fernes Echo an sein Ohr drang und ihm sämtliche Nackenhaare aufstellte. »Marco...«, wisperte er vorsichtig. »Hier stimmt was nicht...«, setzte er seinen Freund von der unguten Ahnung in Kenntnis. »Mhm... ich habe es auch schon bemerkt, yoi«, raunte der Phönix, während seine Augen keine Sekunde still zu stehen schienen und die Umgebung akribisch sondierten. Die ersten Männer hinter ihnen zogen ihre Waffen, denn auch ihnen entging die seltsame Atmosphäre dieses Ortes nicht. »Schon mal einen Piraten an Land ertrinken sehen...?!« Die körperlose Stimme flüsterte urplötzlich in Ace' Ohr, sodass sich der junge Kommandant auf dem Absatz drehte und seine brennende Faust in die Richtung des vermeintlichen Widersachers stieß. Doch alles, was er traf war Luft und Feuchtigkeit, der Nebel zerbarst in Fetzen und löste sich dampfend unter der Hitze seines Feuers auf. Der erstickte Schrei eines Nakama ihrer Mannschaft ließ alle anhalten und herumfahren. Der Mann wurde wie durch Geisterhand in die Höhe gehoben, Nebelschwaden ballten sich wie dicke Taue um ihn und während er sich panisch an den Hals fasste und merklich um Atem rang, strampelte er hektisch mit den Beinen und sein Blick suchte flehend nach seinen Brüdern. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Piraten und selbst Marco und Ace starrten einige Sekunden völlig verwirrt und ungläubig auf die Szene, die sich ihnen bot - der Mann schnappte ohne Erfolg nach Luft, sein Gesicht wurde immer röter, während seine Augen mit Blut unterliefen. Der gurgelnde Versuch zu atmen hallte grausam in der angespannten Stille wieder, bevor der Körper des Mannes in Krämpfen zu zucken begann. »Er ertrinkt...«, hauchte Ace, kaum fähig zu begreifen, was er da eben sah. »Der Nebel... passt auf, hier ist ein Teufelsfruchtnutzer!«, konnte er seinen Nakama gerade noch so mitteilen, bevor Chaos ausbrach. Die Piraten schlugen mit ihren Waffen nach dem sich formenden Körper im Nebel, bevor jener sich kichernd wieder auflöste und die nächsten Crewmitglieder röchelnd in die Knie brachen. Die Männer haschten mit panisch geweiteten Augen nach Sauerstoff, der jedoch ihre Lungen nicht mehr erreichte, die sich hinterlistig und unaufhaltsam mit Feuchtigkeit füllten. Plötzlich knallten Gewehrsalven, Mündungsfeuer erhellte die dunklen Fenster der verlassenen Häuser und viele Männer wurden getroffen und gewaltsam herumgerissen, nicht vorbereitet auf diesen unerwarteten Angriff. Ace grollte zornig und baute sich vor einem verwundeten Nakama auf, der einen Schuss in den Oberschenkel kassiert hatte und zu Boden gegangen war. Er aktivierte seine Teufelskraft und wehrte die schlängelnden Arme des Nebels ab, feuerte eine Attacke auf den Dunst, der sich gerade auf das nächste Crewmitglied stürzen wollte. Die Feuchtigkeit in der Luft verdampfte und das schemenhafte Gesicht in den Schwaden verzog sich missmutig, da der Feind in Ace offenbar einen unliebsamen Störfaktor erkannte. Marco indes hatte sich halb verwandelt und schirmte so viele ihrer Männer wie möglich vor dem andauernden Beschuss ab. Er fing die Kugeln bewusst ein, um seine Nakama zu schützen und versammelte diese um Ace, der mit seinem Feuer zumindest den tödlichen Nebel auf Abstand halten konnte. Zusammen zogen sie sich an eine Häuserfront zurück, um wenigstens den Rücken vor feindlichen Attacken zu schützen. »Wir sitzen hier wie auf dem Präsentierteller«, rief die Feuerfaust dem Phönix über das beständige Knallen der Gewehre zu. Irgendwo neben ihm schlug eine Kugel in die Hauswand ein und Putz und splitternde Holzstücke trafen ihn an der Wange, wo sie einen feinen Schnitt hinterließen. Obwohl es ihm schrecklich widerstrebte aufzugeben und den Kampfplatz zu verlassen, hielt er das doch für das Beste, vor allem für ihre Männer. »Wir sollten uns zurückziehen. So können wir nicht kämpfen!« Ja, zu viele Verletzte..., war auch Marcos Gedanke, der grimmig und finster die Umgebung sondierte und einzuschätzen versuchte, mit wie vielen Feinden sie es zu tun hatten. Der Überraschungsangriff hatte sie hart getroffen und der ältere Kommandant verfluchte sich innerlich für seine fehlende Weitsicht. Sie waren sehenden Auges in eine Falle getappt! Er hoffte, dass die andere Gruppe um Jozu, Thatch und Rakuyou einigermaßen unbeschadet war und entschied sich für einen offensiven Vorstoß, um ihnen eine Schneise zu schlagen. Ace musste die Gedanken in seinem Blick wohl erahnt haben, denn der junge Kommandant griff alarmiert nach seinem Arm und sah ihn kritisch von der Seite her an: »Was hast du vor...?«, fragte er angespannt. »Ich werde uns etwas Raum zum atmen schaffen, yoi«, knurrte der Phönix bestimmt und beide wussten sie, dass nur er momentan dazu in der Lage war. Ihn konnten die Waffen nicht verletzen und Ace musste ihre Männer schützen. »Halt die Stellung.« »Argh, verdammt!«, fluchte Ace unzufrieden, als er seinen Mentor davon stürmen sah und zurückbleiben musste, um weiterhin die Nebelfinger zurückzuschlagen, die ihn und ihre Nakama schon wieder einkreisen wollten. Es behagte ihm ganz und gar nicht, dass sich Marco allein in den Kampf stürzte - auch wenn der Phönix unglaublich fähig war und noch dazu beinahe unverwüstlich, aber er wollte seinem Bruder zur Seite stehen. Doch in Anbetracht ihrer Situation war das gerade einfach nicht möglich. Marco katapultierte sich mit Hilfe seiner Teufelskraft und mächtigen Flügelschlägen durch die Tür des nächst stehenden Hauses, aus welchem sie die ganze Zeit schon Beschuss ausgesetzt gewesen waren. Er krachte mit dem splitterndem Holz in einen unvorbereiteten Mann, den er gewaltsam nieder rang, ihm das Gewehr entriss und gegen die Schläfe donnerte. Der Bewusstlose sackte zurück und Marco rappelte sich auf, um dem nächsten Angriff zu begegnen, den trampelnde Schritte ankündigten. Er stemmte sich gegen das Gewicht des Mannes, der mit voller Wucht gegen ihn prallte und versuchte ihn von den Füßen zu reißen, wobei er das erbeutete Gewehr fallen ließ. Ein weiterer Mann stürmte von der Seite heran, ein Schwert gezogen, das ziemlich zielsicher auf die ungeschützte Seite des Phönix zielte. Marco hörte auf sich gegen den Ansturm des bulligen Kerls vor sich zu wehren und ließ sich abrupt in die Hocke sinken, wodurch sein Kontrahent mit einem überraschten Ächzen über ihn stolperte und zu Boden krachte. Dann schwang er herum und packte mit den Krallen seines Fußes nach dem Knöchel des heranstürmenden Mannes, um diesen zu Fall zu bringen. Der Phönix schnappte sich das fallen gelassene Schwert und schickte die anderen zwei Männer ebenso ins Reich der Träume, indem er ihnen den Griff ins Genick stieß. Dann warf er die Waffe von sich und hatte zum ersten Mal Zeit sich ihre Angreifer genauer anzusehen. Zerschlissene Marineuniformen und abgewetzte Stiefel passten zu dem Erscheinungsbild der recht verwahrlost aussehenden Männer, die vor ihm auf dem Boden lagen. Sie schienen länger kein Bad mehr, geschweige denn eine Marinebasis von innen gesehen zu haben. Deserteure?!, überlegte Marco im stillen, bevor er diesen Gedanken auch schon wieder verwarf. Warum sollten sie dann Jagd auf Piraten machen? Ace inzwischen hatte mächtig mit dem bisher gesichtslosen Teufelsfruchtnutzer zu kämpfen, der seine Nebelattacken unablässig auf die Gruppe ihrer Männer hageln ließ. Die Feuerfaust war mehr als froh - und erleichtert - als er Marco in der Tür des Hauses auftauchen sah, in das er zuvor verschwunden war. Der Phönix bedeutete ihm herüber zu kommen und Ace ließ eine fauchende Flammensäule in die Höhe fahren, die seinen Nakama und ihm Deckung gewährte, als sie eilig die Straße überquerten und zu Marco hinüber liefen. Die beiden Kommandanten brachten ihre verwundeten Männer in dem Haus unter, bevor sie sich links und rechts neben den Resten der, in den Angeln hängenden, Tür platzierten und nach draußen spähten. Es war seltsam ruhig geworden, ihre unbekannten Feinde hatten den Beschuss eingestellt und selbst der Nebel schien sich etwas gelichtet zu haben. Jedoch lud die plötzliche Stille nicht zu sonderlichen Begeisterungsstürmen ein, denn Thatch und die anderen sollten eigentlich ganz in der Nähe sein... »Marine...?!«, wisperte Ace leicht verwirrt, als er die abgetragenen Uniformen und das Emblem auf den Rücken der bewusstlosen Soldaten ebenfalls erkannte. »So ein Hinterhalt ist ziemlich untypisch für sie«, meinte der Feuerbändiger kritisch, denn tatsächlich passte dieses verschlagene Handeln kaum zur „Kriegsmacht der Gerechtigkeit“. »Ich glaube nicht, dass sie zu einem offiziellen Schwadron gehören...«, Marcos Gesicht zeigte eindeutige Skepsis, er lehnte mit dem Rücken gegen den Türrahmen und war inzwischen in seine menschliche Form zurückgekehrt. Ab und an schwelte jedoch blaues Feuer in seinen Augen und an den Spitzen seiner Haare, ein Zeichen, dass er merklich aufgewühlt war. Auch der Phönix war Ace' Meinung - Zivilisten in die Angelegenheiten der Marine hineinzuziehen und diese für ihre Zwecke zu missbrauchen war gewöhnlich nicht die bevorzugte Vorgehensweise der Wachhunde der Weltregierung, die sich so viel auf ihre Gerechtigkeit einbildeten. Draußen auf der Straße erklangen plötzlich Schritte, dumpf, schwer und ziemlich gelassen. Der Besitzer näherte sich gemächlich, doch durch den Nebel war nur eine unklar umrissene, stämmige Silhouette zu erkennen. Marco verengte die Augen und verfolgte die näher kommende Gestalt akribisch, während Ace' Fäuste bereits kampfbereit Feuer fingen. Dann zog sich der Nebel zurück wie ein Vorhang, der sein Bühnenbild offenbaren wollte und formte sich neben dem herannahendem Mann zu einer großen, schlanken Gestalt mit langen, farblosen Haaren. Der Teufelsfruchtnutzer war ein junger Mann mit bleicher Haut und wässrigen Augen, in denen der Wahnsinn schwamm. Seine Kleidung war weiß gehalten und bildete damit kaum einen Kontrast zu seiner sonstigen blassen Erscheinung. Den einzigen Farbfleck bildete die dunkelrote Spur von Farbe ähnlich einer Kriegsbemalung in seinem makellosem Gesicht... zumindest hoffte Ace, dass es sich um Farbe handelte. Neben dem Weißhaarigen war nun ein wahrer Hüne von einem Mann zu erkennen, der die abgetragene, geflickte Uniform eines Konteradmirals trug, was seiner einschüchternden Erscheinung aber keinen Abriss tat. Sein Haar war militärisch kurz geschoren und seine Züge wirkten wie aus Stein gehauen, doch ein geisterhaftes, unheimliches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Er trug einen Käfig bei sich, in dem ein kleines Äffchen an den Stäben gegen die Gefangenschaft aufbegehrte. »Das ist Domas Affe...«, bemerkte Ace mit vor Wut und Sorge zitternder Stimme. Er kannte den kleinen Kerl, der stets auf der Schulter seines Herrn zu sitzen pflegte. Ihr Verdacht schien sich also zu bestätigen - Domas Bande war entweder in Gefangenschaft oder... bereits tot. »Scheiße...«, stieß der Flammenwerfer schockiert aus. Auch Marco spürte das Unbehagen in sich wachsen und knirschte ungehalten mit den Zähnen. Die ganze Situation entwickelte sich noch mieser, als sie es erwartet hatten und Jozu schien recht zu behalten - diese Kerle hatten die enge Verbindung ihres Vaters zu seinen Alliierten ausgenutzt, um sie aus der Deckung zu locken und so lange sie nicht mit Sicherheit wussten, was mit Doma und seinen Männern geschehen war, konnten sie diesen Typen nicht mit ganzer Härte begegnen. Hinter den beiden eben erschienenen Männern folgten nach und nach weitere Soldaten der Marine, die Gewehre im Anschlag und die Gesichter entschlossen. Diese Truppe schien koordinierter und geschulter als die untrainierten Haufen an Frischlingen, denen sie sonst so oft begegneten. Diese Männer waren diszipliniert und wussten, was sie taten. Doch das war es nicht, was Ace und Marco so getroffen zusammenzucken ließ... das war eher der Anblick von Jozu zwischen den beinahe winzig wirkenden Soldaten, der in Seesteinketten gelegt vorwärts gestoßen wurde und aus einer tiefen Wunde am Oberschenkel blutete, was ihn mehrmals stolpern ließ. Neben ihm wurden Thatch und Rakuyou herangeführt, die kaum einen besseren Eindruck vermittelten als der Kommandant der dritten Division. Auch ihren Bewegungen folgten aufmerksam unzählige Gewehrläufe. »Sie... haben Jozu bezwungen?! Wie... wie ist das möglich? Wie konnten sie ihn verletzen...?«, hauchte Ace entgeistert und suchte den Blick seines Mentors, von dem er sich irgendwie eine zufriedenstellende Antwort erwartete. Doch Marco - der sonst beinahe alles wusste, zumindest wirkte es auf den jungen Kommandanten so - schien genauso ratlos wie er selbst. „Diamant Jozu“ trug seinen Beinamen immerhin nicht von ungefähr und der Phönix konnte sich nicht erinnern, wann es ein Feind in letzter Zeit jemals geschafft hätte den großen Kommandanten zu verletzen. Der Phönix fuhr sich angestrengt durch die Haare und blickte abwägend auf ihre verwundeten Nakama, die sie eher notdürftig als wirklich sicher in diesem Haus untergebracht hatten. Sie konnten sich kaum auf einen Kampf einlassen ohne das Leben ihrer Männer weiter zu gefährden... oder das von Thatch und Rakuyou und Marco hätte sich eher von einem Körperteil getrennt als zuzulassen, dass man einem seiner Brüder Leid antat - sie waren eine Familie und in einer Familie ließ man niemanden zurück, niemals! »Die Feuerfaust und der Phönix, wir wissen, dass ihr da drinnen seid«, erscholl jetzt die eiserne, grollende Stimme des vermeintlichen Konteradmirals, der mit dem weißhaarigen Mann unweit vor dem Haus stehen geblieben war, in dem sich Marco und Ace versteckt hielten. »Mein Name ist Yaako und ich würde mich wirklich freuen eure Bekanntschaft zu machen. Wenn ihr kooperiert und euch ohne Gegenwehr ergebt, könnte ich mich sogar erweichen lassen, nicht einen eurer Freunde sofort zu erschießen. Im Gegensatz zu euch sind das eh nur kleine Fische und Geld gibt es schließlich auch für einen Kopf ohne Körper, nicht wahr...?« Die Gewehre wurden durchgeladen, das Klackern hallte unheimlich in der angespannten Stille wieder und einige Läufe drückten sich jetzt unmissverständlich drohend gegen Thatchs und Rakuyous Schädel. Die beiden Kommandanten hoben beide das Kinn und strafften sich unerschrocken. Sie würden niemals erwarten, dass ein anderer für sie ihr Leben ließ oder sich wegen ihnen ergab. Sie waren Piraten, sie hatten sich für dieses gefährliche, wilde und freie Leben entschieden und wussten um die Privilegien, aber auch die Gefahren. »Dieser elende Scheißkerl!«, knurrte Ace seine Empörung wütend heraus und bevor Marco noch einschreiten konnte, beschwor der Feuerbändiger mit einem Brüllen seine Teufelskraft und katapultierte sich in einem tosenden Flammenmeer nach draußen, direkt auf den feindlichen Konteradmiral zu. Der ließ ein fast zufriedenes Lächeln sehen, als hätte er es genau darauf abgezielt und wehrte Ace' herab donnernde Flammenfaust beinahe mühelos mit dem durch Haki verstärkten Unterarm ab. »Numa, kümmere dich um ihn!« Yaako schleuderte Ace zur Seite und gab dem weißhaarigen Teufelsfruchtnutzer ein lässiges Zeichen, sich des Problems anzunehmen. Der Kerl grinste vorfreudig und stürmte auf den Feuerbändiger zu, der schon wieder zum Angriff überging und eine Woge aus Flammen auf den Konteradmiral losschickte. Numa dematerialisierte seinen Körper halb in wogende Nebelfetzen und schleuderte eine geballte Masse an konzentrierter Feuchtigkeit gegen das wütende Feuer, um die Attacke abzuschwächen, bevor er sich schon mit einem wilden Kichern auf Ace stürzte und diesen mit einer Reihe harter Faustschläge aus flüchtigen Nebelfetzen attackierte. »Verflucht, Ace...«, grollte der Phönix halb wütend und halb resigniert. Allerdings war jetzt wohl kaum die rechte Zeit, um dem Hitzkopf eine Standpauke zu halten, immerhin... lenkte er ihre Feinde ziemlich erfolgreich ab. Marco stürmte zur Hintertür des Gebäudes und rammte die mit der Schulter aus den Angeln, bevor er seinen Männern die Anweisung gab, dass sie zum Hafen zurückkehren und Verstärkung anfordern sollten. Yaako beobachtete den Schlagabtausch der Feuerfaust mit seinem Untergebenen voller Wohlwollen und latenten Amüsement. Er wirkte nicht wirklich besorgt, selbst in Anbetracht der Tatsache, dass er es mit Kommandanten von Whitebeard zu tun hatte... ein Umstand, der Marco ins Grübeln brachte und den unguten Verdacht erweckte, dass dieser Kerl noch ein Ass im Ärmel hatte. Die beiden Logianutzer trafen wie zwei Naturgewalten aufeinander, Feuer und dunstiger Nebel schossen fauchend in die Höhe und obwohl Ace' Flammen vom rein natürlichen Standpunkt her einen Vorteil gegen die Feuchtigkeit des Nebels hatten, so war sein Kontrahent doch sehr kreativ in seinen Angriffen. Immer wieder musste sich die Feuerfaust lästigen Nebelfingern erwehren, die verstohlen in seine Atemwege krochen, ihm das Luftholen ziemlich erschwerten und seine Ausdauer damit herabsetzten, wodurch Numa ein paar wirklich heftige Treffer landete. Doch der Schmerz stachelte den jungen Kommandanten erst recht an, er zwang den Nebelmann durch hakiverstärkte Angriffe in die materielle Form und hämmerte ihm das Knie schwungvoll in die Seite, was seinen Feind schmerzhaft ächzen ließ. Ace setzte sofort nach und bombardierte den anderen förmlich mit seinem Kreuzfeuer und Flammenspeeren, die seinen Feind in Oberschenkel und Schulter trafen. Zum ersten Mal erkannte der Feuerbändiger so etwas wie Unsicherheit in den hellen Augen des blassen Mannes, als er seine blutende Schulter betastete und sich mit den beschmierten Fingern dann über das Gesicht fuhr. Numas Grinsen war wild und der Irrsinn lauerte irgendwo hinter seinem stechenden Blick. Die Feuerfaust entschloss sich dazu keine Zeit mehr zu verlieren, er holte tief Luft, hielt dann den Atem an, um seinem Feind keinen Angriffspunkt mehr zu bieten und stürmte erneut auf ihn zu, um ihm keine Zeit zum Verschnaufen zu lassen. Seine Schläge waren hart, seine Tritte noch härter und Ace konnte förmlich dabei zusehen, wie der Kerl nach und nach in die Knie ging. Inzwischen war der junge Kommandant sehr froh über das harte Training mit seinem Mentor, denn wo er sich vor einigen Jahren vielleicht noch Spielereien und Provokationen hingegeben hätte, steuerte er jetzt unerbittlich darauf zu seinen Feind kampfunfähig zu machen - und das so schnell wie möglich. Fast hatte er ihn, er katapultierte sich schon mit einem Brüllen und entflammter Faust in die Luft, um dem anderen Teufelsfruchtnutzer den Rest zu geben... als sein Feuer völlig unerwartet erlosch. Als hätte man einen Schalter umgelegt erstarben die Flammen und Numa nutzte die Verwirrung der Feuerfaust gnadenlos aus - er ergriff Ace' Unterarm, schleuderte ihn mithilfe seines eigenen Schwungs gegen die nächste Hauswand, wo der junge Kommandant krachend gegen die Steine prallte. Ace stöhnte gequält, der Aufprall vibrierte noch durch seine Knochen, da setzte sein Kontrahent schon nach. Numa packte ihn an seinem Hemd, zerrte ihn nach oben und verpasste dem Kommandanten eine dröhnende Kopfnuss, die sich gewaschen hatte, bevor er ihm die geballte Rechte so heftig in den Magen trieb, dass es sich anfühlte, als hätte Ace eine Dampfwalze getroffen. Keuchend sackte er in die Knie und holte röchelnd Luft, während sich sein durch Schmerz verschleiertes Sichtfeld flackernd einengte. Was zum Teufel ist hier los...?, mehrmals ballte Ace die Fäuste, doch seine Teufelskraft antwortete nicht auf seine Befehle. Er spürte, dass sie da war, irgendwo tief in ihm, doch er konnte das Feuer nicht mehr benutzen. »Weißt du, es ist unheimlich schwer wieder zurück in die Reihen der Marine zu gelangen, wenn man einmal in Ungnade gefallen ist. Aber ich denke, drei von Whitebeards ranghöchsten Kommandanten abzuliefern ist schon mal ein guter Anfang der Wiedergutmachung...«, schwere Schritte näherten sich ohne Eile und Yaakos polierte Stiefel kamen genau vor Ace zum stehen, der gekrümmt am Boden hockte und den Schleier des Schmerzes durch kontrolliertes Atmen zu vertreiben versuchte. Numas Nebelschwaden fesselten die Hände hinter seinem Rücken. »Auch wenn ich von einem berüchtigten Kerl wie dir wirklich mehr erwartet habe«, schnalzte der ehemalige Konteradmiral geringschätzig mit der Zunge und griff in Ace' dunkles Haar, um dessen Kopf unsanft nach oben zu zerren. Die Feuerfaust spuckte dem Mann Blut und Speichel knurrend ins Gesicht und verdeutlichte damit seine fehlende Demut und den Unwillen, sich zu ergeben. Der weißhaarige Teufelsfruchtnutzer spannte sich schon an, doch Yaako winkte lachend ab und wischte sich mit einem Taschentuch gelassen über das Gesicht. »Schon gut, Numa. Diese Flausen werden sie ihm in Impel Down schon austreiben...«, versprach der Konteradmiral mit wölfisch breitem Grinsen und zog eine Pistole, um diese Ace mitten auf die Stirn zu setzen. »Wenn ich ihn nicht vorher erschießen muss...« Ein wütendes Brüllen und das Flackern blauer Flammen ließ Yaako mit schmalem Lächeln innehalten, allerdings wirkte er wenig überrascht, als jetzt Marco, in blaues Feuer gehüllt, auf den ehemaligen Konteradmiral zustürmte. Ace war erstaunt über die Wut in dem sonst so stoischen Gesicht seines Mentors, der Phönix war stinksauer und selbst die vielen Marinesoldaten, die sich ihm sofort in den Weg stellten, konnten ihn nicht aufhalten. »Ah, da ist er ja... « Doch der Konteradmiral blieb selbst in Anbetracht des rasenden, blonden Kommandanten völlig gelassen, er lud seine Waffe seelenruhig durch, während sich der Phönix seinen Weg durch die Soldaten kämpfte und als Marco kaum noch ein paar Schritte entfernt war, hob der Marineadmiral seine Waffe und zielte auf den Kommandanten... und in Ace flackerte eine beklemmende, ungute Vorahnung auf. Wenn er seine Teufelskraft nicht nutzen konnte, dann... »Marco, pass' auf!«, versuchte er seinen Freund fast panisch noch zu warnen. Ein Schuss löste sich mit einem schmetternden Knall aus Yaakos Pistole und die winzige Kugel durchschlug Marcos Brust mit einem widerlich endgültig erscheinenden Geräusch. Im gleichen Atemzug musste Ace mit Schrecken ansehen, wie die blauen Flammen erloschen und der Phönix noch ein paar unkoordinierte Schritte tat, bevor die Erkenntnis und der Schmerz sein Hirn langsam zu erreichen schienen. Irritiert blickte der ältere Kommandant an sich herab, erkannte die so winzig erscheinende Wunde in seiner Brust verwirrt, dann brach er unter Ace' geschockten Augen in die Knie, bevor er sich an die Brust griff und das Blut an seiner Hand ungläubig betrachtete. »Marco!« Die Feuerfaust wollte sich sofort instinktgetrieben auf die Füße und an die Seite seines Mentors kämpfen, doch Numa packte seine Arme und drehte ihm diese schmerzvoll auf den Rücken, sodass Ace ächzend wieder zu Boden sank. »Marco!«, erschollen nun auch die entsetzten Stimmen ihrer Nakama. Thatch und Rakuyou versuchten sich ebenfalls gegen ihre Häscher zur Wehr zu setzen, jedoch mit minderem Erfolg. Jozu stemmte sich zornschnaubend gegen die Seesteinketten, er brüllte wütend, doch die Fesseln blieben heil. Yaako ließ seine Waffe mit einem leisen Lachen wieder sinken und streckte die andere Hand fordernd zur Seite aus, wo sich aus den Reihen der Soldaten jetzt eine kleine, unscheinbare Frau mit blonden Haaren in Marineuniform löste und zu ihm herüber kam. Sie lächelte leicht und ergriff die angebotene Hand, welche der ehemalige Konteradmiral ehrerbietig zu einem Kuss an seine Lippen zog. »Darf ich euch meine liebste und treueste Untergebene Estel vorstellen«, schnurrte er betört, bevor er lässig auf Marco zustolzierte, der noch immer am Boden kniete, während ein dünner Rinnsal an Blut aus seinem Mundwinkel lief. Sein Gesicht war merklich blass geworden und er krampfte die Finger in den Stoff seines Hemdes, während die andere Hand geballt auf seinem Oberschenkel lag. »Sie hat eine ganz besonders außergewöhnliche Teufelskraft«, führte der Konteradmiral ungerührt weiter aus, während er vor dem Phönix stehen blieb und in die Hocke ging. »Mit ihren Kräften kann sie die Teufelskraft eines anderen Teufelsfruchtnutzers aufheben und unterdrücken...«, er schnipste lapidar mit den Fingern. »... einfach so, schwuppdiwupp. Ist das nicht faszinierend?« Marco hörte dem Mann kaum zu, sein Herzschlag trommelte dröhnend in seinen Ohren, während der panische Muskel adrenalingetrieben weiterhin versuchte seinen Körper mit Sauerstoff zu versorgen und damit nur mehr und mehr Blut in seine zerfetzte Lunge pumpte. Er würde an seinem eigenen Blut ersticken, doch seltsamerweise verspürte er keine Angst... nur ein grenzenloses Bedauern und Sorge um seine Familie. Er hatte sich immer gefragt, wie und wann er wohl sterben würde, doch dass es gerade jetzt sein sollte, so völlig unerwartet und ohne Ehre... es stimmte ihn traurig. Er lebte schon so lange und trotzdem fühlte es sich an, als hätte er eigentlich nicht genug Zeit gehabt, nicht genug Zeit in der Gegenwart seiner Nakama, so wenig Zeit mit Ace... Marcos Blick trübte sich bereits ein und doch fand er die aufgewühlten Augen seines jungen Freundes ohne Probleme. Er sah das Entsetzen in Ace' geweiteten, dunklen Pupillen, Wut, Angst, Verzweiflung... zu viele Emotionen, um sie zu zählen und zu viele unausgesprochenen Dinge zwischen ihnen. Es tut mir leid, Ace. Ich wollte eigentlich immer für dich da sein. Ich kann dieses Versprechen wohl nicht halten... »Es ist sicher lange her, dass du dem Tod so nah warst wie jetzt, hm!?« Der ehemalige Konteradmiral neigte sich zu Marco hinüber und drückte einen Finger skrupellos in die Wunde des Kommandanten, wodurch sich dieser schmerzhaft krümmte. »Wie fühlt es sich an zu sterben, Phönix?«, höhnte er böse. Ace stieß ein wildes, wütendes Knurren aus, während der sich erneut gegen Numas Griff wehrte. Doch der weißhaarige Teufelsfruchtnutzer hielt ihn mit eisernem Griff gefesselt und in den Staub gedrückt, sodass dem verzweifelten Feuerbändiger nichts blieb als tatenlos zuzusehen wie sein Bruder langsam starb. »Nimm deine Pfoten von ihm! Lass ihn in Ruhe! Wenn du ihn noch einmal anfasst, dann werde ich dich jagen bis ans Ende der Welt und darüber hinaus! Ich werde dich finden und du wirst solche Qualen leiden, dass du am Ende wünschst, du wärst nie geboren! Das schwöre ich dir!«, Ace' hektische, bebende Stimme überschlug sich fast, als er ihrem Feind die Worte hasserfüllt und aufgewühlt entgegen schrie. Irgendetwas in Ace erwachte durch seine Wut und seine Angst, eine lang schlummernde Kraft, die ein Beben wellenartig durch die Umgebung schickte und die Luft statisch auflud. Eine ganze Reihe Marinesoldaten verdrehte plötzlich die Augen und ging kraftlos zu Boden, dann folgten die nächsten... und weitere Männer brachen zusammen, als wären sie Puppen, deren Fäden man eben durchtrennt hatte. Selbst Yaako und die beiden feindlichen Teufelsfruchtnutzer wirkten getroffen und schwankten kurz und auch Thatch, Rakuyou und Jozu bemerkten diese mächtige Woge an purer Kraft, die ihre Sinne erschütterte. Ace selbst bekam das kaum mit, er stemmte sich wie ein Wahnsinniger gegen die unerbittlichen Finger des Weißhaarigen, sodass dieser inzwischen merklich Mühe hatte ihn am Boden zu halten. Er spürte nicht, dass ihm die Arme völlig verdreht wurden und bald Gefahr liefen aus den Gelenken zu springen. Seine Knie waren inzwischen wund geschürft auf dem steinigen Untergrund und Numa packte ihn erbarmungslos im Nacken, um Ace' Gesicht zurück in den Dreck zu zwingen. Yaako schnaubte überrascht, nachdem eine Vielzahl seiner Soldaten einfach das Bewusstsein verloren hatten. Es war noch kein bedenklicher Verlust, doch zumindest sorgte er für Aufmerksamkeit. Ungesundes Interesse glänzte plötzlich in den tiefschwarzen Augen des ehemaligen Konteradmirals. »Sieh' mal einer an, du beherrschst also das Königshaki?! Das steigert deinen Wert enorm, Feuerfaust...« Ace hörte diese Worte gar nicht, seine ganze Aufmerksamkeit galt in diesem Moment seinem Freund. Er beobachtete betäubt wie sich Marcos Brustkorb hektisch bewegte und sich sein Hemd langsam mit Blut vollsog, das eine groteske Blume auf dem Stoff erblühen ließ. Bestürzung und eine stumme Entschuldigung standen in den blauen Augen des Phönix geschrieben und Ace zurrte es das Herz qualvoll schmerzhaft zusammen. Er darf nicht sterben! Nicht Marco, oh Gott, bitte nicht... Das darf einfach nicht wahr sein! Das ist nicht fair! Ich... ich brauche ihn... Der junge Kommandant erbebte in hilfloser Wut, seine Muskeln zitterten unter der sinnlosen Belastung immer weiter gegen den haltenden Griff anzukämpfen. Inzwischen brannten heiße Tränen in seinen Augen und er biss sich verzweifelt die Lippe blutig, als Gefühle, die er bisher entschieden ignoriert hatte ihn wie eine düstere Woge überrollten. Ich bin nicht bereit ihn gehen zu lassen! Ich hatte gar keine Zeit ihm zu sagen, dass ich... dass er... »Lebend wärst du zwar mehr wert, doch ich muss zugeben, dass ich neugierig darauf bin einen Phönix sterben zu sehen«, eröffnete der ehemalige Konteradmiral mit perfider Freude und sadistischem Glimmen in den kalten Augen, während er sich erneut zu Marco herabbeugte. »Wie lange es wohl dauert, bis du an deinem eigenen Blut erstickst?« »Wahrscheinlich länger als es dauert dich zu töten...«, antwortete völlig unerwartet eine dunkle, unbekannte Stimme irgendwo hinter ihnen. „Room“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)