Brighter von Tariana ================================================================================ Kapitel 2: The Beginning ------------------------ It is just the beginning of the end     Nun war es soweit … Er war wieder hier. An diesem Ort, wo alles angefangen hatte - doch damals, gerade mal mit 12 Jahren, wusste er noch nichts. Der Händler, bei dem er seit einigen Jahren wohnte, wollte in diesem Dorf eine Pause machen und das war ihm auch ganz recht. „Kind - sitz nicht so blöd rum, sondern hilf mir oder verschwinde!“, rief der Händler barsch zu ihm rüber und er selber wurde somit aus seinen Gedanken verdrängt, bevor er diese überhaupt denken konnte. Ein leichtes Seufzen entwich ihm und er stand auf. Eigentlich hatte er ja einen Namen, aber dieser wurde nur sehr selten genannt. Meistens wurde er einfach nur als „Kind“ oder „Nichtsnutz“ genannt, was ihn schon daran zweifeln ließ, warum man ihn überhaupt aufgenommen hatte. Aber die inzwischen verstorbene Frau des Händlers hatte ihn damals in ihr Herz geschlossen und auch heute war es einer der Tage, wo er sie vermisste. Ihr Tod war sehr plötzlich vor einem halben Jahr gekommen und seitdem war ihr Mann noch unerträglicher als sonst. Aber der Junge war auf ihn angewiesen und tief im inneren war der Herr doch wohl ebenso ein guter Mensch, wie seine Frau es war. Oder aber, er wollte ihr Andenken nicht verletzen, indem man den Jungen einfach auf die Straße setzen würde - was wahrscheinlicher der Fall war. Da er wusste, dass man nur sowieso wüste Beschimpfungen bekommen würde, wenn er den Händler half, hatte er sich doch lieber auf dem Weg gemacht, um das Dorf zu erkunden. Es war ein recht großes Dorf und die Menschen hier schienen von freundlicher Natur zu sein. Auch die Häuser schienen in einem passablen Zustand zu sein. Nicht so wie in verschiedenen anderen Dörfern, wo die Häuser teilweise sehr verfallen waren. Hier schienen die Leute erstaunlich gut zu leben.   Sein Blick glitt weiter über das Dorf, wo ein reges Treiben herrschte. Vereinzelt sah er sogar Stände, an denen Händler was verkauften. Allerdings waren es lange nicht so viele, wie es in den meisten Städten gab, doch dies schien niemanden wirklich zu stören. Generell war es schon ein Wunder, dass es einige Händler wagten, hier etwas zu verkaufen - schließlich gehörte auch der Händler, den der Junge immer begleitete, zu diesen Menschen. Allerdings waren es keine Stände, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, sondern ein baufällig wirkendes Haus, welches mitten im Dorf stand. Merkwürdigerweise wirkte es ziemlich verwaist. Neugierig geworden, begann er dort hin zu laufen. Erst dann bemerkte er die Brandspuren, die dieses Haus sein Eigen nennen konnten. „Geh nicht näher Kindchen - das Haus ist verflucht!“, hörte er plötzlich eine weibliche, aber brüchige Stimme und erstaunt schaute er in die Richtung, aus der diese Stimme kam. Es war eine ältere Frau, die hinter einen Stand mit sehr viel Schnickschnack stand. Der Stand war so bunt gemischt, dass man sich fragte, was das alles überhaupt sein sollte, was sie überhaupt verkaufte. Doch die Aufmerksamkeit wich der Aussage, die sie vorhin gesagt hatte. „Verflucht?“, fragte er daher verwundert und schaute sie direkt an. Ein freundliches Lächeln erschien, aber es erreichte nicht die Augen, die traurig zu sein schienen. „Hier hatte mal eine Familie gelebt, die allerdings bei einem mysteriösen Brand umgekommen ist. Die Eltern hat man nicht mehr retten können und was mit den Kindern passiert ist, weiß niemand“ beantwortete sie ehrlich seine Frage. Deswegen sagte man, dass Haus wäre verflucht? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nicht alles war, was man dazu erzählen konnte, doch die Frau lenkte vom Thema ab. „Schau dich um, Junge. Vielleicht findest du was Schönes“, sagte sie. Er wollte gerade sagen, dass er kein Geld mithatte - und selbst wenn, würde er wohl keines vom Händler bekommen - aber irgendetwas sagte ihn, dass er am besten nichts zum Angebot sagen sollte. Stattdessen ging er näher an den Stand und schaute sich alles an, was sie zu bieten hatte. Es war wirklich viel,  was sie zu bieten hatte. Hüte, Schale, Edelsteine. Und es wirkte eher so, als hätte man wahllos Zeug besorgt, um was verkaufen zu können. Doch tatsächlich fiel sein Blick auf etwas, was ihn irgendwie fast schon magisch anzog. Es war ein einfacher dunkelbrauner Edelstein, welcher mit hellbraunen Schlieren versehen war. Er glänzte in der Sonne und beim genaueren Betrachten erkannte man sogar, dass die hellbraunen Zonen so aussahen, als wäre ein fliegender Vogel drin eingemeißelt worden. Er nahm den Edelstein in die Hand und betrachtete es genauer, ehe er die Stimme der Frau wieder vernahm. „Oh, du hast das Falkenauge für dich entdeckt“, sagte sie freundlich und überrascht schaute er auf. „Das ist eine gute Wahl mein Junge. Er wird dir bestimmt einen geistigen Überblick bewahren können“, sagte sie leise und der Junge überlegte. „Ich kann es aber nicht bezahlen“, seufzte er schließlich und schüttelte den Kopf. Gerade wollte er den Stein wieder an seinen Platz zurücklegen, als die Frau wieder lächelte. „Ich schenke ihn dir, mein Junge. Er wird dir den Weg weisen, egal wie schwer er ist. Denk daran und du wirst deine Ziele erreichen“, sagte sie und ehe er einmal blinzeln konnte, war sie samt den Stand plötzlich verschwunden. Es war das erste und letzte Mal, dass er sie gesehen hatte.       ~*~       Der Regen schien noch stärker zu werden, was für die Reisenden nicht besonders willkommen war. Ein Versuch, sich trocken zu halten, war somit völlig unmöglich, da man sich auch nirgendwo wirklich unterstellen konnte. Nur die Bäume um sie herum gaben wenigstens etwas Schutz. Rylee sah zu den anderen. Niemand sagte ein Wort, nur Thore, der Begleiter von dem Mädchen, das sich als  Zarina vorgestellt hatte, unterhielt sich mit dem Bauern. Es schien so, als würde er den Bauern was fragen und nachdem dieser geantwortet hatte, hallte plötzlich seine laute Stimme durch den Regen. „Perry, Jason hat die Ware mit, auf die wir gewartet haben!“ Rylee, die neben der Angesprochenen lief, schaute ein wenig verwirrt zu ihr rüber. „Warum nennt er dich eigentlich Perry?“ Was für Ware es war, die man brauchte, brauchte sie erst gar nicht fragen - aber was bitte schön wollte man von mittlerweile nassen Stroh? Doch Zarina oder Perry, wie auch immer sie nun genannt werden sollte, winkte bei ihrer Frage ab. „Das ist eine lange Geschichte. Aber er ist auch der Einzige, der mich so nennt“, lächelte die Blonde Rylee zu, rückte ihren Bogen wieder an die richtige Position und lief zu ihrem Begleiter. Ehe Rylee sich weiter darüber Gedanken machen konnte, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von den beiden halten soll.“ Erschrocken drehte sich Rylee zu ihrem Bruder um und grinste dann leicht, als sie sein Stirnrunzeln sah. „Sagt gerade der, der sie um Hilfe gebeten hatte.“ Mit diesen Worten deutete sie auf Zarina. „Komm, wir sollten nicht den Anschluss verlieren. Hoffentlich ist es nicht mehr weit bis zu dem Ort, wo wir später landen werden.“ Mit diesen Worten ging sie zu den dreien und merkte, dass Zain ihr folgte. Aber sie verstand ihn schon, denn nicht immer war es selbstverständlich, erst ihnen zu helfen und sie dann sozusagen zu sich nach Hause einzuladen, damit man ins Trockene kam. Denn leider haben die beiden schon oft genug erlebt, wie egoistisch die Menschen werden konnten.   „Dann haben wir aber echt Glück gehabt“, hörte Rylee die fröhliche Stimme von Zarina, als sie schließlich in Hörweite waren. Dann aber schaute das blonde Mädchen nach vorne und ihre Miene erstrahlte. „Wir sind da - endlich kommen wir ins Trockene!“ Rylee blickte bei den Worten der jungen Frau nach vorne und entdeckte einen Höhleneingang. Dort war das Zuhause der beiden? Wie ungewöhnlich. Oder hat man diesen Ort nur ausgewählt, damit man wenigstens etwas über den Kopf hatte? Zumindest war das für Rylee wahrscheinlicher, als das dort jemand wirklich wohnen konnte - außer man war zufällig ein Höhlenmensch. Doch das konnte sie sich bei den beiden gar nicht erst vorstellen. „Hier wohnt ihr?“, hörte sie ihren Bruder fragen und Thore nickte. „Ja - allerdings nicht nur wir beiden. Wir sind eine kleine Gruppe, die sich sozusagen zusammengeschlossen hat. Jeder aus verschiedenen Gründen“, antwortete er, dieses Mal aber in angemessener Lautstärke. Rylee hatte schon bemerkt, dass er ein lautes Organ hatte, auch wenn sie nicht viel miteinander gesprochen haben. „Jedenfalls ist es trocken genug und es ist noch genug Platz für alle“, fügte Zarina lächelnd hinzu und ging schließlich rein. „Um die Pferde kann sich Thore kümmern - kommt rein.“ Damit warf sie ihrem Begleiter einen Blick zu, der nur nickte und sich die Kutsche mit den Pferden vorliebnahm - wo auch immer er diese unterbringen wollten. „Geht ihr rein - ich helfe den jungen Mann“, sagte Jason, dessen Name Rylee tatsächlich erst durch Thore herausgefunden hatte und schloss sich diesen an. Zarina hingegen führte die Geschwister in die Tiefe der Höhle, die immer dunkler wurde. „Wie kommt ihr hier zurecht?“, fragte Rylee, die irgendwann die Orientierung verloren hatte. Diese war sowieso schon schlimm - wie bitte schön sollte sie hier wieder rauskommen? Außerdem war ihr kalt bei ihrer nassen Kleidung. Sie musste sich dringend etwas anderes anziehen und sich aufwärmen. Doch die Frage wurde schon beantwortet, als der Gang vor ihnen plötzlich heller wurde. Fackeln waren nun an den Wänden befestigt und Rylee konnte ein paar einzelne Wege finden, die sich mit dem Weg kreuzten, den sie noch immer nahmen. Doch als sie den Blick durch die Höhle schweifen ließ, erkannte sie einzelne Türen, die wohl in verschiedene Teile der Höhle führten. Es wirkte fast schon wie eine unterirdische Stadt oder ein kleines Dorf. Zarina führte sie aber weiter geradeaus und hielt dann plötzlich an. „Hier könnt ihr erstmal bleiben“, sagte sie mit einem Lächeln und machte eine ausladende Bewegung in den Raum, in dem sie sich nun befanden. Das Erstaunliche war, dass es wie ein kleiner Saal wirkte, der mit Fackeln hell erleuchtet wurde. In dem Saal befanden sich allerdings einige Menschen, die miteinander redeten, lachten oder sogar etwas aßen - alles schien dabei zu sein.   „Was ist das?“ fragte Zain erstaunt und stellte die Frage, die auch Rylee bereits im Kopf hatte. „Man könnte sagen: Das ist unser unterirdisches Dorf. Hier leben Menschen, die sonst keinen Platz auf dieser Welt gefunden haben. Wichtig dabei ist, dass hier jeder jedem hilft. Also fühlt euch willkommen“, antwortete Zarina fröhlich und ging in den Raum rein. „Nur wie habt ihr das so aufbauen können?“ fragte Zain. Seine Neugier wurde anscheinend geweckt, was Rylee zum Schmunzeln brachte. Er mochte solche Orte, die nicht immer der Norm entsprachen und das war definitiv so ein Ort. „Mit Hilfe von Magie - wir haben hier Erdmagier, die das ermöglichen konnten“, hörten die beiden plötzlich eine raue Stimme hinter ihnen und erstaunt drehten sie sich um. Hinter ihnen stand ein älterer, grauhaariger Mann, leicht gekrümmt, da er auf einen Stock angewiesen war, aber ein sympathisches Lächeln hatte. „Es freut mich, neue junge Gesichter zu sehen. Ich bin Fergus und vermutlich der Älteste hier“, sagte er und reichte erst Zain die Hand, der diese zögerlich annahm, und anschließend Rylee. „Rylee und Zain - freut mich ebenfalls“, antwortete sie lächelnd. „Aber ihr habt tatsächlich Erdmagier hier? Das erklärt dann auch, warum man aus einer einfachen Höhle so etwas erschaffen kann.“ Allerdings wusste sie auch, dass man alles nicht alleine schaffen konnte - sonst müsste man ziemlich mächtig sein und selbst dann war es nicht wahrscheinlich, dass man es am Ende überlebte. Fergus lachte. „Ich alleine hätte es nicht geschafft, aber wenn jeder anpackt, so kann man wahre Wunder vollbringen.“ Also hatte Fergus von sich selbst gesprochen, als er meinte, dass es Erdmagier waren. Interessant zu wissen. Aber Rylee freute sich, dass sie nicht die einzige hier war, die ein Element beherrschen konnte. „Du bis aber auch eine Magierin, oder?“, fragte sie der ältere Mann plötzlich und erstaunt nickte sie. „Ja, ich kann die Luft beherrschen. Woher wissen sie das?“ Immerhin hatte sie bisher kaum Elementarmagier gesehen - so selten waren diese. „Ich kann spüren, wenn jemand genauso ist wie ich“, antwortete er lächelnd. „Das kann ich leider nicht“, antwortete Rylee etwas verlegen, was Fergus zum Schmunzeln brachte. „Du kannst es aber lernen. Ich bringe es dir gerne dabei.“ Rylee wollte gerade antworten, als sie plötzlich ein ersticktes Husten neben sich vernahm. Zarina, die bis dato nichts mehr gesagt hat, ging sofort in Alarmbereitschaft. „Hey Zain, alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie den jungen Mann, der im ersten Moment nicht zu husten aufhören konnte. Nun schaute auch Rylee besorgt zu ihrem Bruder. Normalerweise war sie das gewöhnt, nur hielt es sonst nie so lange an. „Schon gut“, brachte Zain heraus, um die Frage von Zarina zu beantworten. „Ich kenne …“ Weiter kam er nicht, da schon wieder ein Hustenanfall kam. Es war aber Fergus, der Zain aus der Misere befreite und ihm kräftig auf den Schultern haute, was erstaunlicherweise sogar funktionierte. „Bring ihn sofort Wasser“, forderte er Zarina auf, die gleich darauf nickte und kurze Zeit später mit einem Glas Wasser ankam, welches sie Zain gab, der es dankbar annahm. „Ist wirklich alles okay?“ fragte sie dann besorgt, ehe Zain nickte. „Leider ist es nichts Neues bei mir … ich bin mittlerweile dran gewöhnt.“ Dies war wohl auch der Grund, weswegen auch Rylee so gelassen reagierte - aber es lag auch daran, dass ihr was aufgefallen ist. Es war der Blick von Fergus, den er ihren Bruder gab und auch jetzt schien dieser sehr nachdenklich zu sein. Plötzlich aber wandte er sich an Zarina. „Hilf du das Mädchen, was Trockenes anzuziehen, Zarina. Ich würde gerne mit ihm unter vier Augen sprechen.“ Dabei deutete auf Zain, der erstaunt die Augenbrauen hob. In seinem Gesichtsausdruck spielte sich die Frage ab, was sich Rylee auch fragte. Was wollte Fergus von ihm?     ~*~     „Denkst du, dass alles in Ordnung ist?“, fragte Zarina die Dunkelhaarige besorgt, als sie sich auf dem Weg machten, um etwas Warmes anziehen zu können. Es war auch verdammt kalt unter den nassen Klamotten. Selbst wenn die Fackeln, die überall hingen, auch etwas Wärme spendeten. Zwar würde sich Zarina nicht so schnell erkälten, aber dennoch wäre es ihr lieber, wenn sie etwas Trockenes anhatte. „Wir sind das bereits gewöhnt“, winkte Rylee allerdings ab, was Zarina in Staunen versetze. Deswegen wirkte sie eher locker und nicht überrascht? Aber normal klang es in ihren Ohren auch nicht - denn ein chronischer Husten war nun wirklich nicht etwas, womit man spaßen sollte. Aber die beiden Geschwister schienen sich nicht wirklich Gedanken darüber zu machen. Merkwürdig. „Also heißt das, dass dein Bruder es immer hat?“, fragte sie dennoch, worauf Rylee nur nickte. „Heute ist es aber was anderes, schätze ich. Denn heute vor 16 Jahren haben wir unsere Heimat verlorenn“ sagte sie so beiläufig, als wäre es ihr egal. Aber die Augen sagten was anderes. Sie schienen jede Gefühlsregung zu zeigen, die in Rylee tobten. Solche Augen, die ehrlicher nicht sein konnten, sah Zarina nur selten und deswegen fiel es ihr auch so leicht, diesem Mädchen Vertrauen zu schenken. Etwas, was sie sich nicht immer leisten konnte. „Hm …“, war das einzige, was Zarina dazu sagen konnte. Wie sollte man auch auf so eine Nachricht reagieren, wenn es schon Jahre zurück lag? Ein Tut mir leid brachte da nun auch nichts. Aber es gab wohl etwas anderes, was Rylee wohl beschäftigte. „Aber was meinst du, will Ferris von Zain?“ „Fergus, nicht Ferris“, korrigierte Zarina nur lachend. „Du hast es gerade verwechselt. Aber leider kann ich auch nicht sagen, was in seinem Kopf vorgeht“, beantwortete sie die Frage, merkte aber, dass auch Rylee lachen musste. Aber solche Fehler konnten eben mal passieren und kurze Zeit später schien es vergessen zu sein. „Naja, das wird er mir später bestimmt noch sagen“, sagte Rylee dann nur optimistisch. Zarina bemerkte, dass Rylee wohl noch etwas sagen wollte, aber sie schnitt ihr das Wort ab. „Hier sind wir. Das ist mein Zimmer und da wir gleich groß zu sein scheinen, sollten meine Sachen dir passen“, sagte sie fröhlich und machte eine Tür auf. Das Erstaunen war Rylee ins Gesicht geschrieben, denn sie hatte bestimmt nicht erwartet, dass sich hinter so einer Tür im Felsen ein Zimmer befand. „Moment - woher kommt das Fenster?“ fragte sie verblüfft. „Wirkt es von außen nicht merkwürdig, dass ein Fenster mitten im Felsen ist?“ Das war zum Glück eine Frage, auf die Zarina direkt antworten konnte. Sie lächelte und sah aus dem Fenster hinaus. „Vermutlich ja, aber man kann es von außen nicht sehen. Ein Zauber bewirkt dies.“ Mehr brauchte sie aber nicht sagen. Rylee verstand bestimmt auch so, was Zarina damit meinte, was sie auch durch ein Nicken vernahm. Das blonde Mädchen ging zu einem Schrank, wo sie ihre Sachen verstaute und warf Rylee etwas Trockenes zu. „Du kannst dich hier umziehen. Ich gehe nach nebenan“, sagte sie. Nachdem sie ein „Ist in Ordnung“ vernahm, ging die junge Frau ins angrenzende Bad. Dort lehnte sie sich einen Moment an die Tür und schloss die Augen. Ein Lächeln konnte sie aber nicht unterdrücken, denn heute schien ein guter Tag zu sein. Nicht nur dass sie zwei Menschen getroffen hatte, bei denen sie das positive Gefühl hatte, ihnen normalerweise Vertrauen zu können. Nein, auch schien endlich das da zu sein, worauf sie und ihre Gefährten schon lange gewartet haben. Aber dennoch wollte Zarina die Geschwister nicht in die Sache hineinziehen, weswegen sie besser im Stillschweigen blieb.   Es dauerte nicht lange, da hatten Zarina und Rylee sich umgezogen und sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht. Beide wollten sich erstmal eine Weile ausruhen, ehe sie sich auf dem Weg zum großen Saal machten, wo sie etwas essen konnten. „Weißt du, dass dein Name zu dir passt?“, sagte Rylee plötzlich, nachdem sie einfach über belangloses Zeug geredet haben. Die beiden Mädchen verstanden sich außerordentlich gut und Zarina bekam immer mehr das Gefühl, eine Freundin in der Schwarzhaarigen gefunden zu haben. Sie konnte ihr vertrauen, ganz sicher, aber dennoch wollte sie Rylee nicht sagen, wer sie war. Doch das schien auch nicht besonders wichtig zu sein. „Wie meinst du das?“, fragte Zarina etwas verblüfft über diese Aussage, die mehr wie eine Frage klang. Rylee hingegen lachte ein wenig. „Dein Name hat eine schöne Bedeutung. Strahlend wie Gold und das passt zu dir, so oft, wie du wohl lachst“, kam die Antwort, was Zarina erstaunte. Sie lächelte allerdings und nahm es gleich als Kompliment an. „Kennst du dich damit aus?“, fragte sie und Rylee nickte. „Ich interessiere mich für Namen und dessen Bedeutungen. Da ich viel rumgekommen bin, habe ich schon einige Namen und dessen Bedeutungen aneignen können. Dein Freund Thore zum Beispiel scheint auch eine passende Bedeutung zu haben“, sagte sie ehrlich und lächelte etwas, was auch ihre Augen erreichte. Diese dunkelgrauen Augen, die scheinbar allen zeigte, wie sie sich fühlte und das schien Rylee auch sehr bewusst zu sein. Aber jetzt wurde Zarina neugierig und sie wollte zur Frage ansetzen, was der Name ihres besten Freundes wohl bedeuten würde, als es plötzlich an der Tür klopfte. „Perry? Bist du da drin?“ Wenn man vom Teufel sprach. Ein Blick zu Rylee verriet ihr, dass sie genau dasselbe dachte und beide mussten sofort anfangen zu lachen.   „Was war gerade bei euch los?“, fragte Thore verwirrt, als die Mädchen endlich aus dem Zimmer gegangen sind, nachdem sie sich einige Zeit nicht beruhigen konnten. „Nichts was dich zu interessieren hat“, sagte Zarina nur grinsend und zwinkerte Rylee einen Moment lang zu, als würden sich die beiden gegen ihn verschwören. Auch wenn es vermutlich sogar der Fall war. „Puh, wenn du meinst“, sagte Thore nur und zuckte die Schultern. Tja, gegen zwei Mädchen kam er wohl nicht an - auch wenn sie sich gerade erst kennengelernt haben. Nur das es Zarina mittlerweile vorkam, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. „Aber dein Bruder hat nach dir gefragt, weswegen ich zu euch gegangen bin. Wollt ihr nichts essen?“, fragte er die beiden Mädchen, wobei sein Blick dieses Mal mehr zu Rylee glitt, die nickte. „Oh ja, ich brauche echt etwas. Nicht das Zain noch den ganzen Tisch leer isst“, sagte sie und schien es wirklich so zu meinen. Jetzt war es Thore, der anfing zu grinsen und verwundert schaute Zarina zwischen den beiden hin und her. „Hab ich bemerkt. Bevor ich gegangen bin, hatte er bereits zwei Portionen verputzt und nach einer dritten verlangt. Ich frage mich, wo er das ganze Essen sammelt.“ Bei diesen Worten musste Rylee lachen. „Glaub mir, das frage ich mich schon mein Leben lang“, kam die Antwort darauf und nun wusste Zarina eine Sache mehr über die Geschwister. Zain schien wohl ziemlich gerne zu essen, auch wenn es Zarina nicht glauben konnte. Doch kaum waren sie zum Saal angekommen, sah sie Zain, der in Ruhe aß. Dabei entdeckte Zarina bereits drei leere Schüsseln neben sich. Okay, jetzt konnte sie es eindeutig glauben und nun konnte auch sie sich ein Lachen nicht verkneifen. Thore hatte nicht übertrieben.   „Zain, gib mir auch was ab. Nicht dass du alles noch leer isst und wir nichts mehr haben“, rief Rylee zu ihrem Bruder rüber und ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Der angesprochene schaut zu den dreien rüber und grinste selbst. „Da ist noch genug für alle da.“ „Nicht, wenn du mit von der Partie bist.“ „Denkst du echt, dass ich alles alleine schaffe?“ „Ja genau das denke ich.“ Das Grinsen konnte sich Rylee nicht unterdrücken. „Jetzt übertreibst du aber wirklich.“ „Nein, ich übertreibe nicht. Denk nur an das letzte Mal, als wir in dieser Familie untergekommen sind, als der Sturm da war.“ „Das Essen war so lecker. Was soll man dagegen sagen?“ „Ja, so lecker, dass wir am Ende nichts mehr hatten, weil du alles aufgegessen hat.“ Und nun war es still. Niemand sagte mehr ein Wort, denn alle hatten das Wortgefecht der Geschwister zugehört. Aber auch Zain konnte wohl nichts mehr dagegen sagen und schaute nur verdutzt zu seiner Schwester. Bei diesem Anblick konnte Zarina nicht anders und musste einfach loslachen. Auch die wenigen, die alles mitbekommen haben und die Rylee und Zain nicht kannten, mussten lachen. Man merkte in dem Moment einfach nur, wie nahe sich die Geschwister wirklich standen und das war auch etwas, worüber sich Zarina sehr freute. „Wow, dass du dich von einem Mädchen so klein reden lässt - das habe ich nicht erwartet“, rief einer der Umstehenden. Es war Amade, ein guter Freund von Thore, der es sagte und sich zu Zain gesellte. Zarina kannte ihn nicht so gut wie Thore oder Fergus, aber sie vertraute ihm, weil sie ihrem besten Freund vertraute. Etwas, was ihr eben sehr wichtig war. „Aber stimmt das, was die Kleine da gesagt hat?“, fragte er grinsend, aber nicht Zain war es, der diese Frage beantwortet. „Klar stimmt das, oder seht ihr nicht, wie viel er sich bereits hineingeschaufelt hat?“ Es war Rylee, die breit grinsend sich zu den beiden gesellte. In der Zwischenzeit hatte sie sich seelenruhig was zu essen besorgt - wie auch immer sie das getan hatte. Schmunzelnd gesellte sich auch Zarina zur kleinen Gruppe, die nun aus Rylee, Zain, Thore und Amade bestand und setzte sich neben Zain. „Sag mal, was wollte Fergus von dir?“ fragte sie ihn direkt und der Angesprochene drehte sich zu ihr um. Vermutlich erstaunt darüber, dass nicht Rylee, sondern Zarina ihn als erstes fragte. „Nicht hier und vor allem nicht vor meiner Schwester“, war allerdings die Antwort, die Zain ihr direkt gab und schon war das Gespräch vorbei. Das war jetzt wirklich sehr merkwürdig. Doch weitere Gedanken konnte sich Zarina darüber nicht machen, weil Rylee sich wieder zur Wort meldete. „Könnt ihr mir sagen, wie weit wir es von hier bis zur Hauptstadt noch haben? Das ist unser nächstes Ziel.“ Das war eine berechtigte Frage, aber es war niemand der schon Anwesenden, der die Frage beantwortet. Sondern Fergus, der - mal wieder - einfach so aufgetaucht ist. „An sich ist es nicht mehr weit. Aber da es schon recht spät geworden ist, würde ich sagen, ihr bleibt für diese Nacht hier. Oder was sagt ihr?“ Diese letzte Frage war vor allem an Zarina, Thore und Amade gerichtet. „Ich habe kein Problem damit“, antwortete Zarina sofort und lächelte. „Rylee kann gerne bei mir schlafen.“ „Und der Vielfraß hier, kann es sich bei mir gemütlich machen!“, rief Amade direkt als erstes und klopfte Zain auf die Schulter, der den Spitznamen mal wieder alle Ehre machte. Ehrlich, wie viel konnte der Typ nur essen? Doch er hielt einen Moment Inne, um zu seiner Schwester zu schauen und anschließend zu den Anwesenden. „Klar, wieso nicht? Wir haben nichts dagegen.“ Zur Bestätigung nickte Rylee nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)