Die Piratenprinzessin von LadyShihoin (Das Blut eines Dämons) ================================================================================ Kapitel 44: Lass es zu ---------------------- "Carina ist schon ganz schön lange weg", meinte Jozu und schaute auf die Uhr, die über dem Tresen hing. "Mir doch egal", murmelte Marco, der immer noch sauer auf seine Schwester war. "Soll sie doch machen, was sie will", fügte er noch hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Manchmal benimmt er sich wie ein kleines Kind", sagte Vista, der mit Shanks und ein paar anderen Leuten an einem Tisch saß. "Da kenn ich noch ein paar Andere", antwortete Ben und blies einen Schwall Rauch aus. Shanks - der genau wusste, dass er gemeint war - grinste und streckte seinem Vize die Zunge raus. "Sie wollte neue Kleidung holen gehen, oder? Das kann bei Frauen doch schon mal länger dauern." "Wenn du glaubst, dass Carina so jemand ist, dann kennst du sie denkbar schlecht. An Kleidung hat sie immer nur das Nötigste und Shoppen geht sie auch nur, wenn es unbedingt sein muss", brummte Marco. "Stimmt, was das angeht, war Carina immer sehr pflegeleicht", grinste Vista, woraufhin hier und da ein Kichern in der Kneipe zu vernehmen war. "Dir geb ich gleich pflegeleicht", erklang es von der Tür und alle Männer drehten sich zu Carina um. Sie lehnte mit der unverletzten Schulter im Türrahmen und presste ihre Hand auf die blutende Wunde. Allerdings brachte dies nicht sonderlich viel, denn ihr kompletter Ärmel hatte sich bereits rot verfärbt und nun tropfte ihr das Blut bereits von den Fingerspitzen auf den Holzboden. "Was zum Teufel…", schrie Marco und sprang von seinem Stuhl auf, seine Wut rückte in den Hintergrund. “Was ist passiert?“, rief er und Carina schnaubte. "Was glaubst du wohl? Ich hatte eine nette, kleine Unterhaltung mit ein paar von Akainus Schoßhündchen. Hätte ich mir ja denken können, dass er ein schlechter Verlierer ist." Bevor sie weitersprechen konnte, kam bereits der Doc von Shanks Mannschaft angerannt und bugsierte sie auf den Stuhl, der neben seinem Käpt'n stand. "Keine Sorge, ich hab die Kugel schon rausgeholt", sagte sie, woraufhin kollektiv die Luft eingezogen wurde. Während die Piratin die Augen verdrehte, schaute sich der Doc ihre Schulter an. "Die Wunde kann sich trotzdem entzünden, auch wenn die Kugel schon draußen ist." "Wie konntest du überhaupt von einer Kugel getroffen werden?", fragte Marco. "Ach ja, du hast ja Teufelskräfte", sagte Yasopp und Shanks erinnerte sich an den Tag zurück, an dem Yasopp ebenfalls versucht hatte auf Carina zu schießen. Er hatte ebenfalls verdrängt, dass sie eine Teufelsfruchtnutzerin war, immerhin hatte er sie noch nie mit ihren Kräften kämpfen sehen. "Die hatten Kugeln aus Seestein, damit hab ich dummerweise nicht gerechnet", antwortete Carina und spürte, wie ihre Wangen ein wenig heiß wurden. Yasopp grinste. "Du bist einfach stehen geblieben, oder?" "Ja ja, mach dich ruhig lustig, aber sonst hat das immer wunderbar funktioniert. Hab ja auch direkt die Quittung bekommen." "Hast du sie getötet?", fragte Ben und zog an seiner Zigarette. "Nein, ich hab sie gehen lassen. Aber glaub mir, die werden nicht so schnell wieder kommen." Ben nickte. "Das war gar keine so schlechte Idee. Tote Soldaten würden uns momentan ziemlich viel Ärger bereiten. Akainu würde vermutlich immer wieder Soldaten schicken." "Das wird er so oder so tun", sagte Carina und erzählte, was die Marine Soldaten ihr gesagt hatten. "Dieser Mistkerl", murmelte Marco. "War ja klar, dass er mit dieser Demütigung nicht parat kommt." "Demütigung?", fragte Shanks irritiert und Carina seufzte. "Ich hab ihn im Krieg möglicherweise etwas bloß gestellt." "Möglicherweise? Du hast ihn fertig gemacht", entgegnete Vista grinsend. "Na und? Egal, wie viele Konsequenzen das nach sich ziehen wird, ich werde niemals bereuen, was ich getan habe. Ich bereue nur, dass ich es nicht geschafft habe, den Mörder meines Bruders zu töten." Kurz konnte man die Verbitterung in ihrer Stimme hören, doch keiner der Anwesenden ließ sich etwas anmerken. „Aber jetzt, wo die Marine weiß, dass wir hier sind, sollten wir nicht mehr allzu lange bleiben“, sagte Marco. „Ich schätze, wir können uns noch ein paar Tage erlauben und dann sollten wir Segel setzen.“ Der Großteil der Mannschaft nickte, einige seufzten enttäuscht auf. Natürlich liebten sie das Meer, aber ein paar Wochen auf Land war auch immer wieder ein schönes Erlebnis. „Lass sie doch ruhig kommen“, meinte Carina, die seit dem Krieg jedes Mal, wenn sie auf die Marine stießen, auf Krawall gebürstet war. „Auf den Stress hab ich keine Lust, Carina. Und wer weiß, wer mit ihnen mitkommt. Nachher noch mehrere Samurai oder ein Admiral. Lassen wir das vorerst besser bleiben.“ Angesprochene zuckte mit den Schultern und erklärte somit ihre nachträgliche Zustimmung. „Dann starte ich jetzt mal den zweiten Versuch meine Klamotten zu holen“, sagte sie und erhob sich. „Willst du dich nicht zuerst ein bisschen ausruhen?“, fragte Marco skeptisch. Noch während er fragte, überkam Carina das schlechte Gewissen wegen dem Streit des vorherigen Abends. Er hatte es ja nur gut gemeint…Und selbst jetzt war er besorgt um sie. „Nein, das geht schon. Danke“, sagte sie und legte so viel Wärme und eine stumme Entschuldigung in das letzte Wort, dass er lächelte und leicht nickte, als Zeichen, dass er es verstanden hatte. Sie verließ die Kneipe erneut und nahm den Weg nach Süden, wo das Schiff gut versteckt hinter einem riesigen Felsen vor Anker lag. Die Piratin war noch nicht weit gekommen, da spürte sie etwas. Es war nichts großes, nur wieder dieser seltsame Druck in der Magengegend und sofort wusste sie, wo sie den schon einmal gespürt. „Wie lange möchtest du denn noch hinter mir herlaufen?“, fragte sie genervt und gleich darauf ertönte ein Lachen. „Was hat mich verraten?“, fragte Shanks und schloss zu ihr auf. „Ich hab gespürt, dass du da warst“, meinte sie und blinzelte, als der Rothaarige anfing zu lachen. „Das ist sehr schmeichelhaft“, antwortete er, woraufhin die junge Frau errötete. „So meinte ich das nicht, du Idiot“, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich meinte das wortwörtlich. Ich habe dich gespürt. Deine Präsenz, deine Aura oder wie du es auch immer nennen willst.“ Shanks wirkte überrascht. „Ich wusste nicht, dass du Haki beherrschst“, sagte er und nun war es die Schwarzhaarige, die ihn überrascht anstarrte. „Tue ich auch nicht“, meinte sie. „Wenn du mich auf diese Art wahrnehmen kannst, dann ist das Haki. Eigentlich sollte es mich nicht wundern. Käpt’n Roger beherrschte sein Haki meisterhaft und in allen Varianten.“ „Es fühlt sich seltsam an“, dachte Carina. Es fühlte sich seltsam an, wenn Shanks ihren Vater Käpt’n nannte. Irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck musste sich verändert haben, denn Shanks sprach erneut. „Tut mir leid“, sagte er, plötzlich ganz ernst und Angesprochene lächelte schwach. „Muss es nicht. Es ist nicht so, dass es schmerzhaft ist über ihn zu sprechen. Ich hab ihn ja nie kennen gelernt.“ Der Kaiser schwieg für mehrere Minuten, in dieser Zeit erreichten sie bereits das Schiff und betraten das Deck. „Hat das eigentlich irgendeinen bestimmten Grund, dass du mir die ganze Zeit folgst?“, fragte sie und nahm immer zwei Stufen gleichzeitig, als sie in das Innere des Schiffes vordrangen. „Ich wollte nur aufpassen, dass du nicht schon wieder in irgendwelche Schwierigkeiten gerätst.“ „Ich gerate ständig in Schwierigkeiten, gehört zum Berufsrisiko“, entgegnete sie und fügte noch ein trotziges „Außerdem kann ich auf mich selbst aufpassen“ hinzu. „Das sehe ich“, meinte Shanks und deutete auf den Verband um ihre Schulter. Carina wurde rot. „Das war ein Versehen“, sagte sie. „Ich nenne so etwas ja eher Nachlässigkeit.“ „ Ja ja, ist ja schon gut. Ich weiß auch, dass ich besser hätte aufpassen sollen. Zufrieden?“, fragte sie genervt und zog die Tür zu ihrem Zimmer auf. Sie hatte so gut es ging versucht ihr neues Zimmer so zu gestalten wie ihr Altes, aber egal wie ähnlich sie sich auch sahen, es würde niemals dasselbe sein. Shanks schaute sich neugierig um. Das Zimmer war relativ groß, aber dennoch nur mit dem Nötigsten eingerichtet. In der hinteren linken Ecke stand ein Bett, gleich gegenüber auf der anderen Seite ein Kleiderschrank. Wenn man durch die Tür trat, stand direkt auf der rechten Seite ein kleiner Schreibtisch mit Karten und Bilderrahmen darauf. Den Abschluss bildete eine kleine Tür, die wohl ins angrenzende Badezimmer führte. Im Großen und Ganzen war es den Zimmern, die seine Kommandanten hatten, recht ähnlich. Während die Schwarzhaarige den Kleiderschrank öffnete und willkürlich ein paar Klamotten raussuchte, betrachtete er die Fotos auf dem Schreibtisch genauer. Es waren insgesamt 3 Bilder, je links, mittig und rechts auf dem hinteren Teil des Schreibtisches positioniert. Das linke Bild zeigte Carina mit Whitebeard und den restlichen Kommandanten. Das rechte Bild schien schon etwas älter zu sein, denn die Schwarzhaarige konnte noch keine 15 Jahre alt sein. Sie saß auf den Schultern eines blonden Mannes, dessen vorderes Haar zu einer Tolle geformt war. Anscheinend hatten die Beiden versucht einen Apfel von einem Baum zu pflücken und das Bild war genau in dem Moment aufgenommen worden, als die Zwei lachend ein wenig hin- und hergeschwankt waren. Das dritte Bild war auf dem Schiff aufgenommen worden und schien auch nicht so alt zu sein. Ace stand hinter seiner Schwester und hatte seine Arme um ihren Bauch geschlungen. Carina hatte anscheinend seinen Hut geklaut und ihn sich auf den Kopf gesetzt. Die Zwillinge hatten beide in die Kamera gegrinst und dadurch konnte man im Nachhinein die Ähnlichkeit zwischen ihnen sehen. Er nahm den Rahmen in die Hand und schaute es sich näher an. Durch dieses Bild wurde es noch deutlicher, dass die junge Frau sich verändert hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals so unbeschwert gesehen zu haben. „Was soll das?“, wurde er auf einmal aus seinen Gedanken gerissen. Carina war mit dem Ausräumen ihrer Sachen fertig und stand nun genau vor ihm. Wütend riss sie ihm das Foto aus der Hand. „Fass meine Sachen nicht an“, zischte sie und stellte den Rahmen wieder auf seinen ursprünglichen Platz zurück. Shanks schwieg und wartete so lange, bis sie sich von selbst wieder zu ihm drehte. „Wir können jetzt gehen“, sagte sie und verzog das Gesicht vor Schmerz. „Schmerzt die Wunde sehr?“, fragte der Kaiser nach und die Piratin schaute ihn an. Verzweiflung spiegelte sich in ihren Augen. „Es ist nicht meine Schulter, die mir weh tut, Shanks“, entgegnete sie gerade so laut, dass er es hören konnte. Es dauerte keine Sekunde. Keine Sekunde und Carina konnte bis heute nicht sagen, wie er so schnell bei ihr gewesen war. Seine Hand legte sich um ihren Hinterkopf und mit einem heftigen Ruck zog er sie nach vorne. Sein Kuss raubte ihr jeglichen Atem. Für einen Moment war sie wie erstarrt. Doch dann konnte der Rothaarige spüren, wie ihr Körper unter seinen Fingern weich wurde. Und dann schlossen sich ihre Hände um seinen Nacken. Die Schwarzhaarige drückte sich an seinen Körper, als hinge ihr Leben davon ab. „Du bist doch nüchtern, oder?“, war das Erste was er sagte, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten. „Verdammt nüchtern“, keuchte die Piratin und küsste ihn erneut. Es war noch viel besser, als Shanks es in Erinnerung hatte. „Gut“, murmelte er und drückte die junge Frau aufs Bett, ehe er sich über sie beugte. „Denn ich habe nicht vor dieses Mal aufzuhören.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)