Der schmale Grat zwischen Freundschaft und Liebe von Satine2502 ================================================================================ Kapitel 20: Alte Gefühle ------------------------ Shinichi saß auf seinem Bett. Er hatte seine Hände leicht zusammengehalten und seine Arme an den Oberschenkeln abgestützt. Er seufzte kurz als ihm immer wieder Sonoko’s Worte durch den Kopf gingen. Hätte er vielleicht wirklich mehr um sie kämpfen sollen? Hätte er damals, nach ihrem Abschied nicht gleich wieder bei Shiho Trost gesucht, wäre sie vielleicht geblieben? Und wenn sie geblieben wäre, wäre sie wohl niemals in das Flugzeug gestiegen und auch niemals abgestürzt. Dann könnte sie sich noch an alles erinnern und beide hätten vielleicht sogar eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft. Shinichi nahm nun seine Hände sachte nach oben und legte seinen Kopf hinein. Er knurrte kurz und laut als er schnell aufstand und in seinem Zimmer auf und ab ging. Sollte er jetzt noch kämpfen? Aber sie sah so glücklich aus nach dem Kuss mit Heiji und als sie sich für ein Leben in Osaka entschied. Was würde es denn jetzt noch bringen? Vermutlich würde er ihr nur noch einmal weh tun und das wollte er auf alle Fälle vermeiden. Vielleicht bestand ja noch eine geringe Chance auf Freundschaft? Schließlich nahm er sein Smartphone vom Schreibtisch und wählte Ran’s Nummer. Während das Freizeichen erklang begann sein Herz wild zu klopfen. Was sollte er denn nur sagen? Doch während er noch überlegte, hob die Brünette auf der anderen Leitung schon ab: „Hallo Shinichi.“ „Ha-Hallo Ran. Wie … Wie geht’s dir?“ „Danke, ganz gut. Bin gerade am lernen. Und dir?“ „Ach ich war gerade vorhin mit Sonoko unterwegs und ich weiß du bist noch nicht so lange weg aber wir wollen dich gerne besuchen. Und da Sonoko ja so auf Überraschungen steht, dachte ich mir einfach, ich sage dir trotzdem vorher Bescheid.“ „Das ist lieb von dir. Kommt Shiho auch?“ „Äh … nein. Sie kann nicht. Zu viel zu tun.“ „Oh … schade. Aber gut, ich schaue morgen meinen Terminplan durch und melde mich dann bei dir. Und wenn du willst, kann ich ja überrascht tun wenn ihr da seid und Sonoko behält ihren Moment.“ Ein leichtes Lachen war von ihr zu hören. Shinichi musste auch lächeln und stimmte zu. Sie hatte so ein gutes Herz und er hatte es mehrmals gebrochen. In diesem Moment als sie sich verabschiedete und er auflegte, war er so wütend auf sich. Wie konnte er nur so mit ihr spielen? Shiho war es niemals wert gewesen aber er wollte auch nicht alleine sein. Aber wer würde das verstehen? Ran hatte aufgelegt, ihr Smartphone wieder zur Seite gelegt und sagte zu Aiko und Natsuki: „Tut mir leid. Das war nur ein Freund.“ „Ach wirklich?“ ,fragte Aiko frech grinsend nach. Die Brünette nickte nur und sah wieder in ihr Buch. „Also wenn ich dieses Lächeln von vorhin nicht schon selbst mal hatte, würde ich dir vielleicht glauben.“ ,sagte schließlich Natsuki. „Was meinst du?“ ,fragte Ran und sah von ihrem Buch hoch. „Irgendwie bedeutet dir dieser ‚Freund‘ etwas, aber weil du ja so glücklich mit Heiji bist, willst du es dir nicht eingestehen. Oder?“ „Da ist nichts. Wir kennen uns seit wir klein waren, aber da ich das alles vergessen habe, ist er jetzt nur ein Freund. Ich merke zwar dass er noch etwas empfindet, aber ich kann es nicht erwidern. Ich liebe Heiji.“ Die Freundinnen nickten und als Ran wieder in ihr Buch sah, taten die anderen beiden das auch. Sie wollten nicht weiter mit Ran darüber reden obwohl sie genau wussten dass da noch etwas war. Sie konnte sich zwar nicht vollständig an ihn erinnern, aber da war etwas gewesen zwischen ihnen. Und irgendwann würden sie davon erfahren. Die Zeit verging viel zu schnell und schon war es auch 20 Uhr. Aiko und Natsuki hatten sich bereits vor einer halben Stunde verabschiedet denn es passte nicht mehr Lernstoff in ihre Köpfe. Ran empfand ebenso. Nachdem beide weg waren hatte sie etwas sauber gemacht und ihre Wäsche gemacht. Als sie sich vor den Fernseher setzten wollte, sah sie auf die Uhr und bemerkte dass es nun 20 Uhr war. Ihr Herz begann zu klopfen. Heiji würde sich mit diesem Mädchen treffen. Irgendwie machte sie es nervös. Schnell schnappte sie sich ihr Smartphone und rief Sonoko an. „Hallo Streberin.“ ,sagte die kurzhaarige mit frechem Unterton. „Hallo. Sonoko, ich muss dich etwas fragen.“ „Klar, schieß los.“ „Kannte ich in meiner Vergangenheit … also vor dem Absturz … kannte ich da eine Kazuha?“ „Meinst du etwa Kazuha Toyama?“ „Keine Ahnung wie sie mit Nachnamen heißt. Kenne ich sie?“ ,fragte Ran hoffnungsvoll. Es war schweigen in der Leitung. Man hörte Sonoko tief durchatmen. Nun wurde ihre Stimme bedrückter und sie antwortete: „Ja. Sie war eine sehr gute Freundin von uns. Und Heiji war in sie verliebt.“ Schock! Ran stand der Mund etwas offen und ihr Herz klopfte wie wild. Er war mal in sie verliebt? Noch bevor Ran eine weitere Frage stellen konnte sprach Sonoko weiter: „Sie war auch in ihn verliebt aber lernte jemand anderen kennen in den sie sich anscheinend mehr verliebte. Jedenfalls ist sie dann nach Shanghai abgehauen. War sie denn bei dir?“ „Äh ja. Sie hat nach Heiji gesucht und dieser war ja bei mir. Sie war alleine und wollte unbedingt mit ihm alleine reden. Er war allerdings sehr kalt und wütend zu ihr und meinte nur dass sie zwei Stunden bekommt. Und diese haben um 20 Uhr begonnen.“ „Oh wow… Ich vermute sie ist dann wohl wieder zurück.“ „Vermutlich.“ Beide schwiegen nun und Ran seufzte kurz als sie immer weiter durch ihr kleines Zimmer stapfte. War es ein Fehler gewesen sich so schnell wieder in eine Beziehung zu stürzen? „Meinst du … meinst du er empfindet noch etwas für sie?“ ,fragte Ran vorsichtig. „Keine Ahnung. Aber nachdem was sie abgezogen hat kann ich mir das schwer vorstellen. Er ist nicht wie Shinichi.“ „Was hat denn jetzt Shinichi damit zu tun?“ ,fragte Ran verwirrt. „Ach egal. Mach dir nicht solche Sorgen. Heiji liebt dich.“ „Ja … ich weiß. Danke Sonoko.“ „Kein Problem. Ich muss leider auflegen. Bin zu so einem nobel Essen mit meinen Eltern verabredet.“ „Viel Spaß.“ ,gab Ran zurück und lächelte leicht. Beide hatten aufgelegt und Ran warf ihr Smartphone vorsichtig aufs Bett. Dennoch musste sie nun auch an Shinichi denken. Was hatte Sonoko damit gemeint? Er war doch mit Shiho zusammen und versuchte sein bestes. Kurz schüttelte sie ihren Kopf als sie sich schließlich doch vor den Fernseher setzte um auf andere Gedanken zu kommen. Allerdings war ein Liebesfilm da keine gute Idee gewesen. Heiji saß in dem Unirestaurant und hatte seine Arme verschränkt. Kazuha saß ihm gegenüber und wartete ob er nicht zuerst etwas sagen wollte. Schließlich kam der Kellner mit ihren bestellten Getränken und nachdem Kazuha einen Schluck von ihrer Limo gemacht hatte begann sie: „Was ist mit dir und Ran?“ „Wir sind zusammen.“ ,antwortete er schnell und kühl. „Und was sagt Shinichi dazu?“ „Er hat seit dem Sommer eine Andere.“ „O-kay. Da hat sich ja viel getan. Aber … was ist mit ihr los? Ist sie auch wütend auf dich?“ „Nein, aber sie erinnert sich nicht mehr an dich.“ „Wie meinst du das?“ ,fragte Kazuha verwirrt und leicht verängstigend. „Sie hatte sich während des Sommers schon für ein Studium in Osaka entschieden. Als sie dann Anfang September, einen Tag vor Unibeginn, mit dem Flieger herflog, stürzte dieser ab. Ein Passagier ist durchgedreht und hat die Tür aufgemacht. Es war nur ein Kleinflugzeug mit einem Piloten und er brachte es nicht mehr unter Kontrolle. Kurz vor Shima sind sie abgestürzt. Wir sind nach Shima gekommen da Herr Mori eine Leiche identifizieren musste. Es war aber eben nicht Ran. Kudo hat sie dann noch im Wasser gefunden und sie hat überlebt. Leider hatte sie keinerlei Erinnerungen mehr oder wusste wer sie war.“ „Oh mein Gott! Davon wusste ich nichts. Ich meine, ich wusste schon von dem Absturz aber ich hatte keine Ahnung das Ran dabei war. Wie geht es ihr damit?“ „Ganz gut. Es kommen immer wieder kleine Erinnerungen zurück. Aber alles wird nie wieder kommen. Aber genug von ihr. Was willst du hier?“ Kazuha atmete tief durch. Heiji hatte seine Arme nur kurz einmal nicht verschränkt gehabt und das war als er einen Schluck von seiner Limo machte. „Ich bin seit zwei Tagen zurück.“ „Deine ‚große Liebe‘ hat aber nicht lange gehalten.“ „Heiji ich habe nie gesagt dass er meine große Liebe war. Das hast du behauptet weil du in deinem Stolz gekränkt warst dass ich dich sitzen gelassen habe.“ „Bitte was?“ „Ja, ich kann auch ehrlich und gemein sein. Also hör jetzt auf mich wie Abschaum zu behandeln! Ich weiß ich habe dich verletzt aber ich wollte es dir auch erklären nur du hast mir die Türe vor der Nase zu gehauen. Du hast dich ja nicht einmal richtig von mir verabschiedet!“ „Falsch!“ ,sagte er etwas lauter und beugte sich etwas über den Tisch. „Ich bin dann noch zum Flughafen weil ich dich bitten wollte nicht zu gehen. Doch als ich ankam hast du deinen neuen verliebt geküsst und bist durch das Gate zum Flieger. Selbst wenn ich dich gerufen hätte, hättest du mich wohl nicht gehört so schnell wie ihr weg ward.“ „Und deshalb hasst du mich? Weil dir in aller letzter Sekunde einfällt dass ich doch nicht weggehen soll? Ist das dein Ernst Heiji?“ Er räusperte sich kurz und trank noch einen großen Schluck als er spürte wie der Herzschmerz zurück kam. Er sah sie schließlich wieder an und fragte mit immer noch kühler Stimme: „Warum wolltest du reden?“ „Weil ich dir nicht plötzlich auf der Uni über den Weg laufen wollte. Ich dachte es wäre besser wenn du darauf vorbereitet bist.“ „Du kommst auf die Uni?“ „Ja. Immerhin habe ich nur zwei Wochen verloren. Was dagegen?“ ,antwortete sie nun mit kühler Stimme und verschränkte die Arme. Plötzlich riss Heiji die Augen auf und sah sie an. Erst jetzt bemerkte er wie er wohl die ganze Zeit auf sie wirkte. Sachte löste er seine verschränkten Arme und atmete tief durch. Natürlich konnte er nichts dagegen haben. Sie konnte doch studieren wo sie wollte. Sein Blick fiel kurz auf die Uhr und es war bereits kurz vor 21 Uhr. „Keine Sorge, ich geh‘ schon.“ ,sagte sie plötzlich, legte Geld für ihr Getränk auf den Tisch und verschwand. Heiji war wie vom Blitz getroffen. Passierte das wirklich? Sofort legte er auch noch Geld auf den Tisch und eilte ihr nach. Aber warum? Immerhin fühlte er doch die alten Schmerzen welche er hatte als sie verschwand. dennoch musste er sich entschuldigen. Er hatte nicht das Recht sie so zu behandeln. „Kazuha warte!“ ,rief er und stellte sich vor sie. „Was?“ ,fragte sie und strich sich sofort eine Träne weg. Als er nun ihr trauriges Gesicht sah sagte er mit freundlicher Stimme: „Gehen wir doch noch ein kleines Stück spazieren.“ Sie ging einfach weiter und er neben ihr her. Beide schwiegen sich erneut an und er fühlte weiterhin den Schmerz. Schließlich kamen sie zu einem Park als er sein Schweigen endlich brach: „Es tut mir leid dass ich dich eben, so behandelt habe. Du hast dich ja wirklich verabschiedet aber ich war so verletzt dass ich nichts hören wollte. Ich wusste ja dass ich auch Schuld hatte denn immerhin habe ich dir nie gesagt was ich für dich empfunden habe und dann war es zu spät.“ „Ja. Du hast plötzlich gemerkt dass du mich nicht mehr haben kannst und ich wurde interessant. Ist das bei Ran auch so abgelaufen?“ „Was meinst du?“ „Naja, Shinichi hatte sicher noch Gefühle für sie und so wie ich ihn kenne hat er ihr es auch gesagt. Und dann hast du bemerkt dass sie irgendwie hin und hergerissen ist und hast gekämpft weil sie interessant wurde.“ „Nein. Shinichi war mit Shiho glücklich und ich hatte einfach ein gebrochenes Herz und irgendwie schaffte sie es, es wieder zu kitten.“ Kazuha nickte und musste kurz lächeln. Heiji sah sie nur leicht verwirrt an als sie sich erneut eine Träne wegstrich und sagte: „Ja das sieht ihr ähnlich. Sie hat ein so großes Herz und ist einfach so perfekt dass man sich schnell in sie verliebt. Glaub mir, ich werde keine Versuche starten oder versuchen dich für mich zu gewinnen. Ich bin glücklich wenn du es bist.“ „Warum wolltest du dann mit mir reden?“ „Weil ich dich fragen wollte ob eine geringe Chance besteht dass wir wieder Freunde werden.“ Nach diesem Satz sah er tief in ihre Augen. Sie hatte ebenso ein so gutes Herz. Sachte strich er ihr eine Haarsträhne zurück und sagte: „Gib uns Zeit. Bis meine Wunden ganz verheilt sind.“ Sie nickte. Anschließend gab sie ihm noch ein vorsichtiges Küsschen auf die Wange und verabschiedete sich. Heiji drehte sich um und sah ihr nach und nachdem sie schon ein Stück gegangen war rief er laut: „Kazuha!“ Sie drehte sich zu ihm und er rief lächelnd: „Willkommen zu Hause.“ Ihr Blick wurde liebevoll und ein liebevolles Lächeln kam auf ihre Lippen als sie sich erneut umdrehte und ging. Heiji sah ihr nach als er eine Hand an seine Brust legte und sein Herz schlagen spürte. Er liebte Ran doch was er eben bei diesem sanften, unschuldigen Kuss auf die Wange gefühlt hatte, gehörte nicht mehr der Vergangenheit an. Es war Wirklichkeit. Und es würde noch viel Ärger bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)