Der schmale Grat zwischen Freundschaft und Liebe von Satine2502 ================================================================================ Kapitel 16: Erinnerungen Teil2 ------------------------------ Ran ging langsam durch die Straßen und atmete immer wieder tief durch. Diese ganzen Erinnerungen waren einfach etwas viel geworden. Ob denn wirklich noch mehr zurückkommen würde? Gerade als sie in die Nebenstraße nach Hause wollte, sah sie einen kleinen Park. Ein Gefühl in ihr sagte, dass sie schon einmal hier war. Schnelleren Schrittes ging sie hin und sah sich um. Es waren ein paar Leute hier und gingen umher. Ran sah sich weiter um als sie einen kleinen Brunnen entdeckte. Ein paar Kinder liefen gerade um den Brunnen und da kam ein Lächeln auf ihre Lippen sowie eine weitere Erinnerung: „Jetzt warte doch Ran! Du bist viel zu schnell.“ ,rief die 10-jährige Sonoko und musste verschnaufen. Die kleinere 10-jährige Ran drehte sich um und kam wieder auf ihre beste Freundin zu als sie sagte: „Ich hab‘ doch gesagt dass ich schneller bin. Somit schuldest du mir ein Eis.“ „Ja ich weiß. Aber sag mal, warum kannst du so schnell rennen ohne außer Puste zu kommen?“ „Ich trainiere zu Hause immer etwas. Immerhin will ich ja mal bei den Karatemeisterschaften mitmachen können.“ „Wow. Du hast ja ein Ziel. Was sagt Kudo dazu?“ „Was soll Shinichi dazu denn sagen? Wir sind nur Freunde.“ „Aber sicher. Erzähl mir das in acht Jahren nochmal und dann glaube ich es dir auch nicht.“ Ran verschränkte nur ihre Arme und sah Sonoko leicht genervt an. Diese schüttelte kurz den Kopf und sagte nur: „Na los, ich hol dir ein Eis.“ Sie löste Ran's verschränkte Arme, hakte sich ein und beide verließen den Park. Ran lächelte weiter. Schon damals hatte Sonoko Recht, wenn es um sie und Shinichi ging. Aber würde das so bleiben? Oder sollte es einfach nicht sein? Immerhin war da auch Shiho die ihn wirklich liebte und so auf eine zweite Chance hoffte, dass sie auf Ran schon eifersüchtig war. Obwohl diese sich doch an so gut wie nichts erinnerte. Wie lange das wohl so weiter ging? Natürlich freute sie sich über jede Kleinigkeit die ihr wieder einfiel, aber lieber wäre es ihr wenn alles auf einmal kommen würde. Ran ging wieder zurück und machte sich nun wirklich auf den Heimweg. Ihre Eltern würden sich bestimmt schon Sorgen machen. Doch die Sorgen ihrer Eltern hatten sich in einen großen Streit zwischen den beiden umgewandelt. Und kaum als Ran die Wohnungstüre nur einen Spalt aufmachte, hörte sie die beiden schon lautstark. „Wie kannst du nur schon wieder so ruhig da sitzen und einfach ein Bier trinken?“ ,sagte Eri in einem wütendem Tonfall. „Was soll ich machen? Die Straßen ablaufen als wäre Ran erst sechs Jahre alt? Sie hat ein Smartphone und kennt unsere Adresse sowie unsere Telefonnummer. Glaubst du etwa sie ruft nicht an wenn sie nicht mehr nach Hause findet?“ „Ran ist erst seit kurzem wieder hier, ohne Erinnerung! Wer weiß wo sie hinkommt? Und was wenn sie keinen Empfang hat? Schon mal daran gedacht Herr Detektiv?“ „Jetzt reg dich doch ab.“ ,sagte Kogoro wütend und dennoch entspannt zurück. „Ich soll was?“ ,schrie Eri wieder los. Ran wollte gerade einen Schritt hinein machen als die lauten Stimmen eine erneute Erinnerung hoch leben ließen welche sie wohl lieber für immer vergessen hätte: „Du bist einfach ein Nichtsnutz!“,schrie Eri und man hörte wie ein Teller gegen die Wand knallte und zerbrach. Kogoro der dem Teller nur knapp ausgewichen war sah wütend zu seiner Frau und schrie zurück: „Sag mal spinnst du? Du hättest mich treffen können!“ „Tja, leider habe ich verfehlt.“ Schon knallte der nächste Teller gegen die Wand. Ran saß neben ihrer Zimmertür und hielt sich die Ohren zu während die Tränen über ihre Wangen rannen. Nach etwa zehn Minuten war es leiser geworden. Das siebenjährige Mädchen stand langsam auf, strich sich die Tränen weg und kam aus ihrem Zimmer. Ihr Vater saß beim Wohnzimmertisch und trank ein Bier. Da knallte die Schlafzimmertüre schon zu und Eri kam mit zwei Koffer heraus und stellte sie vor der Haustüre ab als sie sich umdrehte und Ran erblickte. „Spätzchen. Es tut mir leid dass wir so laut waren. Aber jetzt hol ein paar Sachen wir zwei schlafen im Hotel.“ Ran sah ihre Mutter an und erkannte die Tränenspuren auf ihren Wangen. Dennoch hatte sie ein sanftes Lächeln aufgesetzt sich vor ihre Tochter gekniet. „Hast du Papa denn nicht mehr lieb?“ ,fragte das kleine Mädchen und hielt ihre Tränen zurück. Eri strich sich eine erneute Träne weg. Niemals hätte sie gewollt dass ihre Tochter das alles mitbekam. Doch es ging so nicht mehr weiter. „Doch mein Schatz. Aber manchmal ist es so, dass man einen Menschen sehr lieb hat, aber eben nicht mit ihm zusammen sein kann weil man zu unterschiedlich ist.“ Ran nickte kurz. Nun sah sie zu ihrem Vater. Eri stand wieder auf und ging ins Kinderzimmer. Ran ging zu ihrem Vater und sah dass er ein Familienfoto vor sich am Tisch liegen hatte und schnell eine Träne wegstrich. Anschließend strich er Ran über den Kopf und sagte: „Und du bist artig verstanden? Wir sehen uns bald wieder.“ Ran nickte und dennoch wusste sie, wenn ihre Mutter und sie gehen würden, würde sich niemand mehr um ihren Vater kümmern. Sofort lief Ran in ihr Zimmer und umarmte ihre Mutter um die Hüfte. „Spätzchen. Was ist denn los?“ „Mama, ich hab dich so lieb. Aber darf ich bei Papa bleiben?“ „Was?" ,fragte die junge Anwältin und kniete sich zu ihrer Tochter. „Naja, wenn wir beide gehen ist er doch alleine. Und du arbeitest immer den ganzen Tag. Bitte.“ Eri sah zu ihrem Mann und bemerkte dass er gebrochen war. Sie sah ihrer Tochter in die Augen und nickte auch wenn es gleichzeitig ihr das Herz brach. „Na gut. Für eine Woche. Wenn es dann nicht gut geht, kommst du zu mir.“ Ran nickte lächelnd und dankte ihrer Mutter. Als diese sich verabschiedet hatte und gegangen war, kam Ran zu ihrem Vater und kuschelte sich an ihn. Er hielt sein Mädchen fest im Arm und war dankbar dass sie ihm geblieben war. Und das Kind wurde schneller erwachsen als man es als Elternteil wollte. Die mittlerweile 18-Jährige knallte die Wohnungstür zu, strich sich eine Träne weg und kam ins Wohnzimmer. Ihre Eltern schwiegen seit dem Knall und sahen erleichtert zu ihrer Tochter. „Wo warst du denn?“ „Spazieren. Warum spielt ihr ein Spiel mit mir?“ ,fragte sie mit trauriger Stimme. „Was meinst du?“ ,fragte Kogoro gleich und stellte sich neben seine Frau. „Ich erinnere mich.“ „Wirklich? Woran?“ ,fragte Eri zuerst noch begeistert. „An den Abend als du Papa verlassen hast weil ihr nur noch gestritten habt und ich dich gebeten habe bei ihm bleiben zu dürfen.“ Die Eltern senkten den Kopf und seufzten leise aus. Kogoro drehte sich um und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Eri strich sich kurz über die Stirn als sie ihre Tochter bei der Hand nahm und sich alle drei auf das Sofa setzten. „Spätzchen … dein Vater und ich dachten es wäre einfach das Beste wenn wir wieder so tun als wären wir immer noch verheiratet und wohnten zusammen hier. Du hattest doch deine gesamte Erinnerung verloren und wir wollten dir nicht auch noch den Schutz einer sicheren Familie nehmen.“ „Es tut uns Leid. Wir dachten es wäre das Beste.“ ,sagte Kogoro nun noch und sah seien Tochter liebevoll an. „Aber ihr liebt euch doch nicht mehr. Warum tut ihr das dann? Es wäre leichter gewesen gleich zu wissen dass ihr getrennt seid als dass ich so brutal erinnert werde was wirklich war.“ Ran strich sich eine Träne weg als Eri ihre Tochter in den Arm nahm und sagte: „Dein Vater und ich hassen uns doch nicht. Wir sind auch noch verheiratet. Nur leben wir eben getrennt. Aber glaub mir, wenn ich dir sage dass ich immer noch Gefühle für deinem Vater habe.“ „Und ich auch für Eri. Wir werden uns immer lieben aber wir sind eben beide solche Dickköpfe dass wir uns wegen Kleinigkeiten streiten über die andere Paare hinwegsehen.“ „Aber das allerwichtigste ist, dass wir dich vom ganzen Herzen lieben und niemals etwas schlechtes wollen. Was glaubst du, warum ich dich bei deinem Vater gelassen habe? Weil ich wusste wie gut er sich um dich kümmerte und ich meiner Arbeit nachgehen konnte. Aber jedes Wochenende sind wir zu dritt weggefahren und haben uns gut verstanden.“ „Wirklich?“ „Ja. Wirklich.“ „Warum kann ich mich dann nicht daran erinnern? Warum kommen nur die traurigen Erinnerungen zurück? Auch vorhin als ich Shinichi besucht habe. Ich konnte mich nur erinnern wie ich ihn verlassen und ihm das Herz gebrochen habe. Dabei kennen wir uns schon so lange. Aber es kommt nichts. Keine Erinnerung vom ersten Kuss oder von irgendeinem Unsinn den wir als Kinder angestellt haben. Es kommen nur Sachen, die mir erneut das Herz brechen.“ Ran begann zu weinen. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es schmerzte so sehr nur trauriger Erinnerungen zu haben wo sie doch von den ganzen Fotos wusste, wie fröhlich sie eigentlich war. „Es wird alles zurückkommen.“ ,sagte Eri beruhigend. „Deine Mutter hat Recht. Dass in so kurzer Zeit schon so viel wiedergekommen ist, zeigt doch nur dass du dich erinnern willst. Und wenn du weiterhin nach den Erinnerungen suchst, werden auch die schönen zurückkommen und bald wirst du dich wieder erinnern wie du in die Mittelschule gekommen bist und mit Karate angefangen hast.“ ,sagte Kogoro und umarmte seine Tochter nun auch. Diese nickte hoffend und strich sich die Tränen weg. Sie war froh ihre Eltern bei sich zu haben auch wenn sie nun wusste dass sie ja eigentlich nicht mehr so happy waren wie sie taten. „Jetzt geh mal in die Badewanne und entspanne etwas. Ich bestelle etwas zum Abendessen und dann gehen wir ins Kino. Okay?“ ,sagte Eri nun und lächelte. Ihre Tochter nickte und stand auf. Sie ging zuerst in ihr Zimmer um sich frisches Gewand zu holen. Danach verschwand sie im Badezimmer. Drinnen bemerkte sie aber dass sie ein Shirt vergessen hatte und gerade als sie leise aus dem Badezimmer kam und weiter wollte, blieb sie hinter dem Wandvorsprung stehen und belauschte kurz ihre Eltern. „Du hast also wirklich noch Gefühle für mich?“ ,fragte Kogoro neckisch und setzte sich neben seine Frau. „Das weißt du doch. Ich … liebe dich immer noch. Deshalb ist es umso trauriger dass wir nicht zusammen sein können.“ „Naja, wir könnten schon wenn wir beide nicht mehr ganz solche Dickköpfe wären.“ Eri lächelte und lehnte sich an ihren Mann. Sie seufzte kurz als Kogoro nachfragte was los sei. „Ach, ich habe nur gerade wieder dieses Bild vor Augen wie Shinichi und Heiji sie gefunden haben. Nur eine Minute später und sie wäre jetzt nicht hier. Ich bin den beiden so dankbar. Umso schlimmer dass sie sich nicht mehr an die zwei erinnern kann.“ „Naja bei Kudo ist es vielleicht besser, aber bei Hattori tut es mir auch leid.“ ,sagte Kogoro und seufzte auch kurz. „Warum das? Bist du etwa gegen Shinichi?“ „Er hat Ran einfach schon zu oft verletzt. Und weil sie seit der Mittelschule in ihn verliebt ist hat sie es hingenommen. Doch dieser Hattori hat etwas mit ihr gemacht dass sie viel mehr aufgeblüht ist und glücklicher war. Da gab es keine komplizierte Vorgeschichte oder die gemeinsamen Kindheitserinnerungen. Es gab nur die beiden, die Freunde waren und sich verliebten.“ „Wow. Der werte Herr Mori ist also plötzlich ein Beziehungskenner? Das ist ja was neues. Aber vergiss nicht das auch wenn es zwischen Ran und Heiji zuerst gut lief, es dennoch ein schmaler Grat zwischen Freundschaft und Liebe ist. Ist die Liebe einmal vorbei, bedeutet das auch das Ende der Freundschaft.“ „Aber wir sind doch noch Freunde." ,gab der Detektiv leicht lachend zurück. Da sah seine Frau ihn wieder an und sagte liebevoll: „Bei uns ist ja auch die Liebe noch da.“ Schon verschwand sein Lächeln und beide kamen sich näher als sie sich nach ziemlich langer Zeit wieder einen Kuss gaben. Ran lächelte und verschwand wieder leise ins Badezimmer. Vielleicht hatte ihr Unfall eine gute Sache davon getragen. Auch wenn sie selbst ziemlich einsam war, hatten ihre Eltern vielleicht wieder zueinander gefunden. Zwei Stunden später war die kleine Familie unterwegs zum Kino. Sie sahen sich eine Komödie an und hatten viel Spaß dabei. Gerade als sie herauskamen und Ran kurz eine Szene nachmachte und somit ihre Eltern wieder vollkommen zum Lachen brachte, erklang hinter der ehemaligen Schülerin eine bekannte Stimme: "Schön dich wieder lachen zu sehen.“ Sofort drehte sie sich um und sah dem 18-Jährigen in seine grünen Augen. Er lächelte sanft, hatte sein Cappy etwas weiter hinuntergezogen und die Hände in den Jackentaschen. „Heiji.“ ,sagte sie lächelnd und umarmte ihn gleich. Dieser war sehr überrascht aber zog auch gleich seine Hände aus den Jackentaschen und umarmte die Brünette ebenfalls. Ran's Eltern erkannten sein zufriedenes Lächeln als ihre Tochter sich aus der Umarmung löste und fragte: „Was machst du hier?“ „Ich war nur spazieren und mir etwas die Stadt ansehen. Immerhin fliege ich morgen wieder nach Osaka. Ich wollte dich schon früher besuchen aber Sonoko meinte ich sollte dir etwas Zeit geben.“ „Du hättest ruhig zu mir kommen können.“ Beide sahen sich kurz an als Kogoro schließlich sagte: „Äh, Heiji wir wollten noch zum Italiener eine Straße weiter etwas essen. Komm doch mit.“ „Ich will euch nicht den Familienabend verplanen.“ „Tust du nicht. Bitte … bitte komm … komm mit.“ ,sagte sie zaghaft und nahm anschließend seine Hand. Er lächelte und nickte gleich als sich alle vier auf den Weg machten. Ran hielt weiterhin seine Hand und fühlte sich plötzlich so gestärkt. Irgendetwas löste Heiji in ihr aus, dass Shinichi nicht tat. Als wenn es an der Zeit wäre, ihre alte Jugendliebe hinter sich zu lassen und wirklich neu zu starten. So wie sie es auch vor ihrem Unfall vor hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)